Homophobie

Für alle, die Hilfe brauchen oder helfen wollen

Moderator: Modis

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ChocoLuna
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Homophobie

Beitrag von ChocoLuna »

Halloo,

ich habe seit kurzem auch ein, naja, Problem halt. Ich bin homosexuell und habe seit mehreren Wochen eine feste Freundin, die ich liebe. Mir ist es eigentlich egal, was Menschen diesbezüglich über mich denken, weil ich so Homophobie nie bewusst erlebt habe, alle, denen ich das erzählt habe, haben sehr positiv reagiert. Wenn ich jetzt mit meiner Freundin aber irgendwo hingehe und wir uns küssen oder so, z.B. neulich waren wir auf dem Weihnachtsmarkt, kommt da schon der ein oder andere Blick oder mieser Kommentar. Ich schere mich eigentlich nicht groß darum, was Leute denken, ich hab auch nicht vor, mich zu ändern und vorzugeben, ich sei nicht homosexuell, aber... es macht mich fertig, dass ich nie meiner Freundin öffentlich meine Liebe zu ihr demonstrieren darf, zum Beispiel eben durch einen Kuss, ohne blöd von der Seite angeguckt zu werden... Das nervt auf Dauer einfach nur. Genau das, was andere Menschen in meinem Alter bzw. meinem Jahrgang (ich bin ja ein Jahr früher eingeschult worden) machen ohne blöde Sprüche abzukriegen oder schief angeguckt zu werden ,nur als Heterosexuelle halt, darf ich als homo nicht, oder wie?! Ich weiß auch nicht, wie ich auf Homophobie reagieren soll, meine jetzige Devise ist einfach: Ignorieren und weiterleben... :? Habt ihr eine bessere Idee, damit umzugehen? Das wäre echt schön :traeum:

Liebe Grüße, ChocoLuna
Spring - und lass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen. (Ray Bradbury)

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James U. Baines
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Re: Homophobie

Beitrag von James U. Baines »

Homophobie...
Ein Thema, dass (leider) nachwievor in unserer "toleranten" Gesellschaft auftritt. Ich selber habe das Verständnis vor Augen, dass man für seine sexuellen Präferenzen nichts kann. Ob man sie ausleben kann, ist eine andere Sache, ommt drauf an, ob es in gegenseitigem Einvernehmen geschieht und keine Partei die andere ausnutzt. Bei euch klingt alles harmonisch und dergleichen, deshalb ist an eurer Beziehung auch nichts falsch.

Das Wichtigste bei all den anderen Kommentaren: Lass dir nie einreden, dass du abnormal bist. Meine Nachbarin ist auch eine Lesbin, glücklich in einer Lebenspartnerhaft und hat ein Kind mit ihr. Alle beide sind sehr nett und freundlich und kenne die auch schon seit Kindestagen an, daher bin ich sowas eigentlich auch gewohnt.

Die Frage, die sich vielleicht noch aufwerfen mag : Was kann ich als Einzelner tun?
Nun, ich denke, ein Zahnrad allein kann wenig in der Gesellschaft ausrichten, aber eine Mechanik kann etwas in Bewegung setzen, was auch seit den späten 60ern und frühen 70ern angefangen hat mit der Enttabuisierung von Homosexualität. Wenn du dich dafür einsetzen willst, dass Homophobie verschwindet, dann engagiere dich mit deiner Freundin in den Netzwerken.

Gerade jetzt, wo neue Syphilisfälle laut Robert-Koch-Institut oft bei Schwulen auftreten wird die Distanziertheit zu dieser Art von Männern wieder größer, sprich die (Wieder-)Ausgrenzung. Dasselbe war damals in den 80ern beim Aufkommen von AIDS auch eine gesellschaftliche Debatte, ob man Homosexuelle, insbesondere Schwule "kennzeichnet" an der Kleidung. Gott sei Dank wurde das verhindert, man hat die Parallelen zu der Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit rechtzeitig erkannt.

Lange Rede kurzer Sinn, um wieder auf deine Fragen zurück zu kommen: Ich würde vorschlagen, zwischen denen, die unsicher sind, wie sie sich dir gegenüber verhalten sollen und denen die wirklich eine Abneigung, Verachtung oder gar Hass zeigen zu unterscheiden. Die Erstgenannten überzeugst du am Besten einfach, in dem zeigst, dass du auch ein Mensch bis, wie jeder andere auch. Damit verhinderst du, dass die zu den Zweitgenannten, wirklich aktiven Homophobikern, abwandern. Diese ignorierst du am Besten, denn manchmal würde da ein Gespräch mit deiner Zimmerwand mehr Ergebnisse bringen. ;-)

Betrachte deine Homosexualität nicht als Problem, denn sie ist ja keines. :smile:
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Elara
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Re: Homophobie

Beitrag von Elara »

Ich denke, dass niemand das Recht hat, dich wegen deiner sexuellen Ausrichtung anzumachen. Aber leider haben viele Leute das Grundgesetz nicht richtig gelesen und Menschen, die "anders" sind, werden oft zumindest schief angesehen :-(. Das betrifft nicht nur euch beide, sondern auch alte, behinderte und andere Menschen, die aus dem sogenannten "normalen" Schema rausfallen. Oft sind damit Gefühle wie Angst oder Unsicherheit verbunden, weil erstmal alles, was man nicht gewohnt ist, Angst oder zumindest stutzig macht. Unwillkürlich denken wahrscheinlich viele, dass es auch sie selbst treffen könnte und sie dann auch als "nicht normal" gelten würden.
Homosexualität galt vor ein paar Jahrzehnten noch als "Krankheit" und als Straftat und wurde gesellschaftlich geächtet. Heute können homosexuelle Paare sich zumindest verpartnern und die Kinder ihres Partners adoptieren. Natürlich ist die Gleichberechtigung noch nicht abgeschlossen, aber sie wird kommen. Gesellschaftliche Änderungen brauchen Zeit und Änderungen in den Köpfen eine gefühlte Ewigkeit. Ich denke, dass es in 50 Jahren so "normal" ist, dass lesbische/schwule Pärchen in der Öffentlichkeit zärtlich zueinander sind, dass da niemand mehr drauf achtet. Das ist natürlich höchstens ein kleiner Trost für euch.
Aber ich habe noch eine Geschichte für euch: Neulich fuhr ich im Bus nach Hause und auf einem Sitz saß ein älteres Paar, das sich küsste. Einige Jugendliche meinten sich darüber lustig machen zu müssen, und zwar wirklich krass ("Oh Mann, guck mal die Alten da!... Die müssen das wirklich nötig haben!... Ist das peinlich!"). Ich hatte schon Luft geholt, um diesen Schnöseln den Kopf zu waschen, da drehten sich die beiden zu den frechen Kröten um und der Mann meinte: "Wohl neidisch, wie?" und die Frau: "Wohl noch nie verliebt gewesen, was?" und der Mann: "Ihr seid echt zu bedauern wisst ihr das?" und die Frau: "Ich kann euch versichern, dass ihr auch mal alt werdet und ich hoffe, ihr hört dann nicht mit dem Küssen auf!" Dann haben sie sich von diesen hirnamputierten Beutelmäusen (die inzwischen alle knallrot geworden waren) weggedreht und sich wieder geküsst. Ich habe angefangen zu klatschen und der ganze Bus hat mitgeklatscht.
Ich wünsche euch alles Gute :blumen: !

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Ari Prussia
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Re: Homophobie

Beitrag von Ari Prussia »

Die Menschen fürchten das was sie nicht verstehen und was ihnen fremd und unbekannt erscheint.
Das ist nicht ausschließlich auf Homosexualität begrenzt.
In diesem speziellen Punkt hat die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten allerdings Fortschritte gemacht, wenn es auch noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung ist und derartige Vorfälle nicht passieren dürften, sollte man sich dies vor Augen halten.

Mir persönlich ist es vollkommen gleich was die Menschen in ihrem Privatleben machen, solange sie niemandem Schaden zufügen und alles absolut einvernehmlich ist, ist es allein ihre Angelegenheit. Auch sehe ich keinen Unterschied zwischen einem heterosexuellen- und einem homosexuellen Paar, abgesehen von der Geschlechterkonstellation bei den Paaren.
Solange sich Paare in der Stadt nicht genau vor einer Tür positionieren, durch welche ich gerade muss und diese durch ihre Aktivitäten blockieren, rausche ich desinteressiert an ihnen und ihrem öffentlichen Austausch von physischer Zuneigung vorbei. [Das mit dem Paar vor der Tür habe ich schon einmal erlebt und es hat mich ein wenig genervt. Auch hat eines mal verhindert, dass der Zug losfuhr, da diese Personen bei ihrem Austausch mitten in der Tür standen, was die Abfahrt verzögerte und so ziemlich alle Fahrgäste verärgerte.]
Die Menschen interessieren sich in meinen Augen zu sehr für das Privatleben anderer und denken ihre eigene Moralvorstellung oder Weltsicht wäre die einzig wahre, nach der sich jedermann zu richten hat.
Wenngleich ihre Sicht auf die Welt und ihr Verständnis von Moral auch nichts weiter ist als ihr eigenes Konstrukt, gebildet aus subjektiven Eindrücken. Das ist ein weiterer Grund für die Ablehnung dieser Menschen gegenüber anderen.
Auch projizieren sie sich selbst in Situationen hinein, finden sie für sich nicht angemessen und schließen daraus, dass es universell gesehen nicht angemessen wäre.
Wenn man sich die Gesellschaft besieht, so sind viele Menschen in gewisser Weise Voyeure. Sie schauen sich gerne die Leben anderer Menschen an um dann über diese ein Urteil zu fällen und sich überlegen zu fühlen.
Dabei verlieren sie wirklich relevante Themen mit tatsächlichen Auswirkungen auf die Menschheit und die Welt aus dem Blick. Welche größeren Auswirkungen hat es auf das Universum und das Leben der Menschheit insgesamt, wenn der Nachbar von nebenan homosexuell ist ? Keine. Es ist irrelevant.

Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass die meisten, die Homosexuelle ablehnen, sich nie mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Ihre Ablehnung basiert nicht auf Fakten, sondern auf Emotionen und/oder ihren Moralvorstellungen. Die bei einigen leider ebenfalls auf Emotionen beruhen.
Die Wissenschaft hast du auf deiner Seite und kannst somit die besseren Argumente anbringen.

Nun ignorierst du diese Menschen, was im Falle von aggressiven und sehr hasserfüllten Personen auch meist die richtige Lösung ist, da diese eventuell gewaltbereit sind und man dies nie abzuschätzen weiß.
Allerdings ist es wichtig zu differenzieren, denn die oben genannte Gruppe ist doch im Verhältnis seltener anzutreffen.
Bei den ‚Starrern‘ bietet es sich an – insofern du keine Termine hast – dich mit einem charmanten Lächeln zu ihnen umzudrehen und sie freundlich zu fragen, ob sie ein Problem hätten und man ihnen nicht helfen könne. Wohingegen du bei den Personen, welche abfällige oder feindselige Bemerkungen machen, direkt, sachlich und höflich auf jene eingehen und sie widerlegen kannst.
Wahrscheinlich stellt sich die Frage, weshalb seine Zeit mit einer Diskussion mit diesen Menschen vergeuden ? Absolut nachvollziehbar, doch das ist es, was diese Menschen in der Regel eben nicht wollen. Sie wollen nicht, dass man sie damit konfrontiert oder sie darauf anspricht! Damit bringt man sie in eine peinliche Lage. Und eventuell werden sie es sich dann beim nächsten Mal, wenn sie dir und deiner Freundin oder einem anderen homosexuellen Paar begegnen, überlegen, ob sie wieder so reagieren wie zuvor. In einigen Fällen könnte es dir sogar durch die Diskussion mit einem homophoben Menschen gelingen, dass er beginnt zu reflektieren und seine Ansichten zu hinterfragen. Denn nur durch kontroverse Diskussion, Aufklärung und neue Erkenntnisse, ist ein Umdenken dieser Menschen überhaupt erst möglich.
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"The power of accurate observation is called cynicism by those who have not got it."
- George Bernard Shaw

RobinRemus
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Re: Homophobie

Beitrag von RobinRemus »

Hallo :) ich wurde gerade aufmerksam wegen dem Titel.
Ich bin selber Homosexuell und kenne deine Situation nur zu gut. Es ist traurig und man kann nur hoffen das viele Menschen irgendwann toleranter oder vernünftiger werden was das betrifft. Das einzige was ihr beiden tun könnt ist euch gegenseitig halt und Sicherheit in solchen Momenten geben denn das ist erstmal das wichtigste das es euch dabei gut geht und ihr gemeinsam stark bleibt!!! -LG

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Hust-hust
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Re: Homophobie

Beitrag von Hust-hust »

Freundlichkeit gegen Homosexuelle ist leider immer noch ein weit verbreitetes Thema. Zuallererst gibt es drei Gruppen. Die Toleranten bestehen aus den Homosexuellen selbst, denen, die es tolerieren und denen, die sich aktiv einsetzen. Die Gleichgültigen wissen meist nicht, was sie meinen sollen. Sie finden es vielleicht selber nicht schlimm, wurden aber anders erzogen. Darum starren sie vielleicht auch, damit sie genauer darüber bescheid wissen und sich entscheiden können. Die letzte Gruppe setzt sich aus Homophoben und Feinden der Homosexualität zusammen. Eine Phobie ist eine Angst. Deshalb haben Homophoben meist nur Angst und sind gar nicht so fies. Die, die Homosexualität verurteilen, sind dann die letzte Untergruppe.

Wenn Leute dich anstarren, dann sprich sie ruhig an. Vielleicht zweifeln sie und du kannst sie in Verlegenheit oder auf deine Seite bringen. Je mehr Leute tolerant sind, desto schneller wird es keine Feindes der Homosexualität geben. Gegen Homophobie kann man nur wie gegen jede andere Angst vorgehen und die Intoleranten solltest du bedauern. Ihnen fehlt die Toleranz.

Toleranz ist wichtig!

Darum: Lass dich nicht unterkriegen oder ähnliches!

Sei, wie du bist, denn dass ist richtig so! Man muss Menschen so nehmen, wie sie sind! Bemitleide die, die dies nicht verstehen!

Ich hoffe, dass ich dich aufheitern konnte!
Noch viel Glück, mit deiner Freundin!
Hust-hust ;-)

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James U. Baines
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Re: Homophobie

Beitrag von James U. Baines »

Hust-hust hat geschrieben:Freundlichkeit gegen Homosexuelle ist leider immer noch ein weit verbreitetes Thema
Das war ja ein deftiger "Verschreiber" :D
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Samantha Snape
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Re: Homophobie

Beitrag von Samantha Snape »

Hallo,

erstmal, lass dich nicht unterkriegen.
Homosexxualitöt ist momentan wirklich ein sehr verbreitetes Thema, jene Probleme die du heute hast, hatte ich in deinem Alter auch. Ich bin nämlich selber Bi-Sexuell. Ich liebe Männer, aber genau so liebe ich Frauen! So hatte ich auchschon zu beiden Geschlechtern meine Beziehungen.

Was ich dir nun raten könnte, was ich damals selber tat: Es gibt Jugendzentren, welche extra für Junge homo- und Bisexuelle Jugendliche errichtet worden sind. So gibt es bei uns die "Cigale Rosa Luxemburg" (Centre d'information Gay et Lesbienne was soviel bedeutet wie informationzentrum für Schwule und Lesben ;) )
Die haben mir damals sehr geholfen, mit meinem Coning Out und allem drum und dran. Ich weiß in Deutschland gibt es auch solche Zentren, da wir mit einigen eine Partnerschaft haben und Erfahrungen austauchen, sie kennen lernen mal was unternehmen u.s.w. (obwohl ich nicht mehr zu der Jugend gehöre, nun helfe ich eben eher mit den heutigen Jungen zu helfen)

Was ich auch damals tat, wenn ich eine Freundin geküsst habe, und die Menschen haben mich blöde angesehen, dann habe ich Selbstsicher zurückgesehen und gefragt "Ist es interessant?" Das Hilft meist schon, dass die Leute beschämt zu Boden schauen ;). Natürlich kommt dies auf deinen Charakter an.

Ich kann auch sagen, dass bei mir heute noch eine Angst da ist, neuen Freunden dies zu offenbaren, da ich oft befürchte sie könnten es nicht akzeptieren. Obwohl ich selber weiß, dass ich das nicht sollte. Ich weiß selber manchmal ist es sehr schwer, aber sei wie du bist und verstecke dich nicht!

Viele Menschen akzeptieren es besser als du meinst, es ist halt immer noch ein wenig neu, dass es öffentlicher wird. Vor einigen Jahren war dies noch ein Skandal, nun ist dies nicht mehr der Fall und viele menschen müssen sich erst daran gewöhnen!

Ich stehe dir jedenfalls immer gerne bei Fragen zur Verfügung, du bist nicht allein ;). Sei einfach wie du bist, denn wer dich nicht mag, der ist deiner nicht Wert!

Liebe Grüße,
Samantha Snape
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Wir gedenken Alan Rickman, ein großen Schauspieler und wunderbaren Menschen.
R.I.P Alan Rickman
"After all this time?"
"Always"

Ferrum
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Re: Homophobie

Beitrag von Ferrum »

Hallo ChocoLuna,

habe diesen Thread gerade entdeckt und dachte mir, ich kann dir ja auch mal was zu schreiben.

Eins vorweg: Ich bin selber homosexuell und habe mit meinem Partner seit August letzten Jahres eine in Deutschland eingetragene Lebenspartnerschaft, was zum Glück funktionierte, da ich die deutsche Staatsangehörigkeit habe. Denn wohnen tuen wir in seinem Heimatland, Polen. Polen ist ein sehr konservativ geprägtes Land, mit über 70% Anteil an Katholiken. Mein Partner kommt vom Land, was nochmal was ganz anderes ist als Warschau, wo wir leben. Wenn wir öffentlich Händchen halten dürfen wir uns oft gerade von den Älteren anhören, wie abnormal das sei (oder sie meinen, wir sollten uns einen Priester zur Teufelaustreibung suchen, was das bisher wohl krasseste war). Aufgrund des religiösen Denkens wird das Leben uns nicht gerade einfacher gemacht. Hinzu kommt, dass in dem Dorf, wo mein Partner aufgewachsen ist mittlerweile jeder weiß, dass wir in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben und er auch aus der katholischen Kirche ausgetreten ist bzw. aus dem Taufregister der Kirche hat streichen lassen. Seine halbe Familie hat ihn mittlerweile verstoßen, meine (zum Großteil leider Russen) weiß von meiner Sexualität nicht mal was, um derartige Situationen zu vermeiden. Wir haben nur das Glück, dass sein Vater, seine Großmutter und meine Cousine hinter uns stehen und uns unterstützen, sonst würden wir vermutlich längst alleine dastehen.

Leider ist sowas sehr davon abhängig, auf welche Art von Menschen man trifft. Lebt man in überwiegend katholischen Gebieten hat man vermutlich noch andere Probleme, als in liberaleren Landstrichen. (Und nein, ich habe nichts gegen Katholiken!) Den Älteren in Deutschland kann man es auch nicht verübeln, immerhin sind sie damit aufgewachsen, dass Homosexualität strafbar war und sogar mit einer Freiheitsstrafe bestraft wurde. Nicht zuletzt mag der Mensch meistens leider nicht, was in seinen Augen "anders" oder "abnormal" ist.

Viel raten kann ich dir nicht. Ich kann dir nur sagen, was wir tun und das ist, uns nicht unterkriegen zu lassen. Dumme Sprüche und Blicke werden weitestgehend ignoriert, oder mit einem freundlichen Lächeln quittiert. Denn Freundlichkeit ist in dem Moment eine viel stärkere Strategie als Rückzug und zeigt, dass du über dem stehst, was die anderen tun.

Um zum Abschluss noch den ehemaligen Bürgermeister Belins zu zitieren: "Ich bin schwul und das ist auch gut so." Das war damals sein Coming Out vor der deutschen Bevölkerung. Und er hatte Recht. Du bist gut so wie du bist. Und wenn du glücklich bist, dann sollte es dich nicht stören, was andere darüber denken.

In dem Sinne wünsche ich dir noch alles Gute mit deiner Freundin und dass ihr noch viel Schönes gemeinsam erlebt.

Ferrum

ginelly
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Re: Homophobie

Beitrag von ginelly »

Hallo ChocoLuna!

Also: frag die Leute doch einfach warum sie so starren. Dann überlegen sie sich vielleicht was sie da machen, und ihnen wird hoffentlich auffallen wie dumm das ist, was sie gerade machen! So kannst du ihnen vielleicht zeigen, das es einfach nicht in Ordnung ist, euch einfach blöd anzustarren.

LG ginelly
I'm a Huffie!
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