Teufelskind
Moderator: Modis
Teufelskind
Prolog
Die Sonne war schon lange untergegangen und nur noch die unglücklichsten Beamten saßen in ihren kleinen Büros und erledigten den noch ausstehenden Papierkram. Im zweiten Stock, der Aurorenzentrale, hockte nur noch ein übermüdeter Mann und rührte mit einem kleinen Silberlöffel seine vierte Tasse Kaffee um. Meryl, seine vollbusige Sekretärin war vor einer halben Stunde nach Hause gefloht und ließ ihn hier in seiner Einsamkeit zurück. Niemandem gefiel der Nachtdienst und doch musste sich David Martello eingestehen, dass er lieber hier als daheim bei seiner immer schlecht gelaunten Ehefrau und seinen drei aufgedrehten Kindern war.
Seufzend stellte er die ‚Bester Daddy‘ - Tasse beiseite und fuhr sich mit den Händen durch die dunkelgrauen Haare. Keine würde ihn heute Nacht brauchen. Seit dem endgültigem Sturze Lord Voldemort’s vor sieben Jahren, ging es mit Zaubereiministerium generell zwar bergauf, aber mit der Zeit bekam die Aurorenzentrale immer weniger zu tun und musste sich immer öfter mit Kleinigkeiten, wie einen Irrwicht auf dem Dachboden herumschlagen.
Plötzlich klopfte es an der Tür und David schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er sah auf die große rote Kuckucksuhr an der Wand: 23:47 Uhr.
„Wer ist das denn um diese Uhrzeit?“, murmelte er in seinen stoppligen Dreitagebart hinein. Mühsam richtete er sich von dem unbequemen Holzstuhl auf und ging mit großen Schritten über die knarzenden Dielen zur Tür hinüber. Mit einem quietschenden Geräusch öffnete er sie und sah geradewegs in das mollige Gesicht eines kleinen Zauberers im himmelblauen Umhang.
„Was will die Zentralverwaltung denn diesmal?“, grummelte er und ließ den blonden Neuling mit den Akten unter dem Arm widerwillig eintreten. „Geht es wieder um diese dämlichen Lohnkürzungen? – Wir kriegen schon kaum einen Knut, ich weiß wirklich nicht, was ihr uns da noch wegnehmen wollt!“
Angewidert sah sich Richard Forbes, Praktikant bei der Zauberei-Zentralverwaltung und Muttersöhnchen erster Stunde in dem miefigen Büro um und rümpfe arrogant die kleine Knollnase.
„Keine Angst, Martello“, sagte er und strich mit einem Wurstfingen über den staubigen Eichenschreibtisch. „Den angemessenen Lohn für eure – naja, lass uns ehrlich sein – niedere Arbeit“ Er drehte sich um und sah David lachend in die dunkelbraunen Augen, die ihn böse anfunkelten. „Den werdet ihr noch früh genug bekommen, aber bis dahin habe ich einen Auftrag für euch hereinbekommen. Ich hoffe, dass ihr ihn alleine bewältigen könnt und nicht wie letzte Woche bei diesem peinlichen Malheure mit den Muggelartefakten, du erinnerst dich?“
„Du hast leicht Reden, Forbes. Der Schwerpunkt deiner Abteilung liegt ja nur darin das Wetter vor den Fenstern zu ändern.“
„ – Und wie dir aufgefallen sein mag, haben du und deine Leute seit drei Wochen Gewitter, vielleicht sollte dir das mal zu denken geben?“
Knurrend riss David Forbes den Umschlag aus der Hand und sah darauf. „Ist wahrscheinlich eh nur wieder so ein schlechter Scherz von ein paar Zwölfjährigen auf einer Pyjamaparty, aber sieh es dir wenigstens einmal an bevor du weiter nutzlos Löcher in die Luft starrst.“, sagte Forbes noch bevor er das Büro verließ und die schwere Holztür hinter sich zufallen ließ.
Missmutig setzte sich David wieder hinter den Schreibtisch. Es war nicht üblich, Memos persönlich vorbeizubringen, doch die hochnäsigen Kollegen der Zauberei-Zentralverwaltung, einer eigentlich ziemlich nutzlosen Abteilung, ließen es sich nicht nehmen, öfters mal vorbeizuschauen und herablassende Kommentare abzugeben. Selbst Forbes, der neue Praktikant, der eigentlich nichts zu sagen hatte, hatte diesen Brauch schon von seinem ersten Tag an übernommen.
Das Läuten einer fröhlichen und wohlklingenden Melodie ertönte und David starrte wie angewurzelt auf die verspielte Kuckucksuhr. Er hatte sie in seinen Flitterwochen in Italien vor dreizehn Jahren gekauft und seitdem begleitete sie ihn bei jeder Schicht, möge sie auch noch so deprimierend sein. Die bunt angemalten Zeiger standen auf der Zwölf. Mitternacht.
„Und ein neuer Tag beginnt“, seufzte David und warf endlich einen Blick auf den Auftrag in seiner Hand. Seine Miene verdunkelte sich Augenblicklich, als er die verschmierte Nachricht in dem Umschlag las:
Ich weiß nicht was passiert ist… Alle sind tot.
Bitte helfen Sie mir!
Das war Alles. David drehte den Umschlag hin und her, doch nichts Weiteres stand darauf. Wahrscheinlich wirklich nur ein Scherz von ein paar Teenagern, dachte er sich. Dann sah er auf die Adresse auf dem zerknitterten Umschlag:
Diner’s Hay 27
55598 Salisbury
Wiltshire/England
Würden Jugendliche wirklich so dumm sein und wirklich eine Adresse mit auf den Umschlag schreiben? Oder waren sie so dreist, dass sie sogar einen Beamten ans andere Ende Englands schicken würden? Der Brief kam wahrscheinlich per Flohnetzwerk im Zentralposteingang des Ministeriums an und war so nur schwer zurückverfolgbar, doch das alles nützte nichts. David musste so oder so nachsehen, was an diesem Ort geschehen war. Das schrieben die Regeln vor.
Also packte er seinen smaragdgrünen Umhang, sah sich die Adresse noch einmal genau an und legte den Umschlag dann auf den Tisch. Mit etwas Flohpulver in der Hand stieg er in den Kamin und rief laut und deutlich die Adresse. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg und er fluchte laut auf, als er sich den rechten Ellenbogen an einer Eisenstange stieß, doch als er endlich ankam, rußverschmiert und hustend, öffnete er die Augen und sah eine gemütlich eingerichtete Kammer.
Das beige Daunensofa stand gegenüber einem breiten Fenster, welches die sternenklare Nacht zeigte und in einer Ecke neben der Tür und auf einem Bärenpelzteppich stand ein dunkelbraunes Ahornregal, welches prall mit Büchern gefüllt war. Alles sah normal aus, wie ein Wohnzimmer eines etwas größeren Einfamilienhauses. Doch eins machte David stutzig: Warum war das Licht eingeschaltet?
Der Raum schien verlassen und auch sonst war kein Geräusch aus anderen Zimmern zu hören, langsam bekam David ein ungutes Gefühl. Als er dann langsam aus dem Kamin stieg hörte man nur noch seinen erstickten Schrei und den lauten Knall als sein toter Körper auf dem Boden aufschlug. Dann war wieder Stille, bis ein paar kleine Füße aus dem Raum, hinein in die Dunkelheit tappten.
Die Sonne war schon lange untergegangen und nur noch die unglücklichsten Beamten saßen in ihren kleinen Büros und erledigten den noch ausstehenden Papierkram. Im zweiten Stock, der Aurorenzentrale, hockte nur noch ein übermüdeter Mann und rührte mit einem kleinen Silberlöffel seine vierte Tasse Kaffee um. Meryl, seine vollbusige Sekretärin war vor einer halben Stunde nach Hause gefloht und ließ ihn hier in seiner Einsamkeit zurück. Niemandem gefiel der Nachtdienst und doch musste sich David Martello eingestehen, dass er lieber hier als daheim bei seiner immer schlecht gelaunten Ehefrau und seinen drei aufgedrehten Kindern war.
Seufzend stellte er die ‚Bester Daddy‘ - Tasse beiseite und fuhr sich mit den Händen durch die dunkelgrauen Haare. Keine würde ihn heute Nacht brauchen. Seit dem endgültigem Sturze Lord Voldemort’s vor sieben Jahren, ging es mit Zaubereiministerium generell zwar bergauf, aber mit der Zeit bekam die Aurorenzentrale immer weniger zu tun und musste sich immer öfter mit Kleinigkeiten, wie einen Irrwicht auf dem Dachboden herumschlagen.
Plötzlich klopfte es an der Tür und David schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er sah auf die große rote Kuckucksuhr an der Wand: 23:47 Uhr.
„Wer ist das denn um diese Uhrzeit?“, murmelte er in seinen stoppligen Dreitagebart hinein. Mühsam richtete er sich von dem unbequemen Holzstuhl auf und ging mit großen Schritten über die knarzenden Dielen zur Tür hinüber. Mit einem quietschenden Geräusch öffnete er sie und sah geradewegs in das mollige Gesicht eines kleinen Zauberers im himmelblauen Umhang.
„Was will die Zentralverwaltung denn diesmal?“, grummelte er und ließ den blonden Neuling mit den Akten unter dem Arm widerwillig eintreten. „Geht es wieder um diese dämlichen Lohnkürzungen? – Wir kriegen schon kaum einen Knut, ich weiß wirklich nicht, was ihr uns da noch wegnehmen wollt!“
Angewidert sah sich Richard Forbes, Praktikant bei der Zauberei-Zentralverwaltung und Muttersöhnchen erster Stunde in dem miefigen Büro um und rümpfe arrogant die kleine Knollnase.
„Keine Angst, Martello“, sagte er und strich mit einem Wurstfingen über den staubigen Eichenschreibtisch. „Den angemessenen Lohn für eure – naja, lass uns ehrlich sein – niedere Arbeit“ Er drehte sich um und sah David lachend in die dunkelbraunen Augen, die ihn böse anfunkelten. „Den werdet ihr noch früh genug bekommen, aber bis dahin habe ich einen Auftrag für euch hereinbekommen. Ich hoffe, dass ihr ihn alleine bewältigen könnt und nicht wie letzte Woche bei diesem peinlichen Malheure mit den Muggelartefakten, du erinnerst dich?“
„Du hast leicht Reden, Forbes. Der Schwerpunkt deiner Abteilung liegt ja nur darin das Wetter vor den Fenstern zu ändern.“
„ – Und wie dir aufgefallen sein mag, haben du und deine Leute seit drei Wochen Gewitter, vielleicht sollte dir das mal zu denken geben?“
Knurrend riss David Forbes den Umschlag aus der Hand und sah darauf. „Ist wahrscheinlich eh nur wieder so ein schlechter Scherz von ein paar Zwölfjährigen auf einer Pyjamaparty, aber sieh es dir wenigstens einmal an bevor du weiter nutzlos Löcher in die Luft starrst.“, sagte Forbes noch bevor er das Büro verließ und die schwere Holztür hinter sich zufallen ließ.
Missmutig setzte sich David wieder hinter den Schreibtisch. Es war nicht üblich, Memos persönlich vorbeizubringen, doch die hochnäsigen Kollegen der Zauberei-Zentralverwaltung, einer eigentlich ziemlich nutzlosen Abteilung, ließen es sich nicht nehmen, öfters mal vorbeizuschauen und herablassende Kommentare abzugeben. Selbst Forbes, der neue Praktikant, der eigentlich nichts zu sagen hatte, hatte diesen Brauch schon von seinem ersten Tag an übernommen.
Das Läuten einer fröhlichen und wohlklingenden Melodie ertönte und David starrte wie angewurzelt auf die verspielte Kuckucksuhr. Er hatte sie in seinen Flitterwochen in Italien vor dreizehn Jahren gekauft und seitdem begleitete sie ihn bei jeder Schicht, möge sie auch noch so deprimierend sein. Die bunt angemalten Zeiger standen auf der Zwölf. Mitternacht.
„Und ein neuer Tag beginnt“, seufzte David und warf endlich einen Blick auf den Auftrag in seiner Hand. Seine Miene verdunkelte sich Augenblicklich, als er die verschmierte Nachricht in dem Umschlag las:
Ich weiß nicht was passiert ist… Alle sind tot.
Bitte helfen Sie mir!
Das war Alles. David drehte den Umschlag hin und her, doch nichts Weiteres stand darauf. Wahrscheinlich wirklich nur ein Scherz von ein paar Teenagern, dachte er sich. Dann sah er auf die Adresse auf dem zerknitterten Umschlag:
Diner’s Hay 27
55598 Salisbury
Wiltshire/England
Würden Jugendliche wirklich so dumm sein und wirklich eine Adresse mit auf den Umschlag schreiben? Oder waren sie so dreist, dass sie sogar einen Beamten ans andere Ende Englands schicken würden? Der Brief kam wahrscheinlich per Flohnetzwerk im Zentralposteingang des Ministeriums an und war so nur schwer zurückverfolgbar, doch das alles nützte nichts. David musste so oder so nachsehen, was an diesem Ort geschehen war. Das schrieben die Regeln vor.
Also packte er seinen smaragdgrünen Umhang, sah sich die Adresse noch einmal genau an und legte den Umschlag dann auf den Tisch. Mit etwas Flohpulver in der Hand stieg er in den Kamin und rief laut und deutlich die Adresse. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg und er fluchte laut auf, als er sich den rechten Ellenbogen an einer Eisenstange stieß, doch als er endlich ankam, rußverschmiert und hustend, öffnete er die Augen und sah eine gemütlich eingerichtete Kammer.
Das beige Daunensofa stand gegenüber einem breiten Fenster, welches die sternenklare Nacht zeigte und in einer Ecke neben der Tür und auf einem Bärenpelzteppich stand ein dunkelbraunes Ahornregal, welches prall mit Büchern gefüllt war. Alles sah normal aus, wie ein Wohnzimmer eines etwas größeren Einfamilienhauses. Doch eins machte David stutzig: Warum war das Licht eingeschaltet?
Der Raum schien verlassen und auch sonst war kein Geräusch aus anderen Zimmern zu hören, langsam bekam David ein ungutes Gefühl. Als er dann langsam aus dem Kamin stieg hörte man nur noch seinen erstickten Schrei und den lauten Knall als sein toter Körper auf dem Boden aufschlug. Dann war wieder Stille, bis ein paar kleine Füße aus dem Raum, hinein in die Dunkelheit tappten.
Egal, Hauptsache es glitzert!
[Ich heiße bei Zauberhogwarts: Alexa ohne Punkt]
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Re: Teufelskind
Wie ich schon einmal geschrieben habe, ich mag deinen Schreibstil.
Ich mag es wie du die Personen beschreibst, sowohl charakterliche
als auch körperliche Eigenschaften in deine Sätze einbaust.
Ich hoffe du schreibst weiter, das Ende macht neugierig auf mehr.
Wirklich spannend. Warum er wohl gestorben ist? Wer oder was ihn getötet hat?
Fragen über Fragen. Du hast wirklich Talent. (:

Ich mag es wie du die Personen beschreibst, sowohl charakterliche
als auch körperliche Eigenschaften in deine Sätze einbaust.
Ich hoffe du schreibst weiter, das Ende macht neugierig auf mehr.
Wirklich spannend. Warum er wohl gestorben ist? Wer oder was ihn getötet hat?
Fragen über Fragen. Du hast wirklich Talent. (:
Re: Teufelskind
Uh, da will ich unbedingt wissen wie's weiter geht, der Anfang war ja schon mal interressant.
Du beschreibst wirklich gut, den Charakter, sowie das Aussehen ;)
Hoffentlich schreibst du schnell weiter, ich lese die Fortsetzung auch ganz sicher :)
Du beschreibst wirklich gut, den Charakter, sowie das Aussehen ;)
Hoffentlich schreibst du schnell weiter, ich lese die Fortsetzung auch ganz sicher :)
Friends are like potatos. When you eat them, they die...
It's real for us ♥
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Re: Teufelskind
Dankeschön ihr beiden (: <3 Kommi's verleiten einen immer zum weiterschreiben^^
Und hier ist der nächste Teil:
______________________________________________________________________
Was mache ich hier? Was ist mit mir los? Ich weiß gar nichts mehr. Woher kommt das Blut an meinen Händen? – Habe ich sie etwa umgebracht? Ich will das nicht… Das bin doch nicht ich!
„Harry? Harry, was machst du da?“
Ginny Potter richtete sich langsam aus dem weichen Daunenbett auf und sah zu ihrem Ehemann hinüber. Sie keuchte leise. Die Wölbung an ihrem Bauch wurde immer größer und machte ihr langsam wirklich zu schaffen. Es würde nicht mehr lange dauern und der Geburtstermin stand an.
„Leg dich wieder hin“, sagte der schwarzhaarige Zauberer lächelnd und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich muss heute nur etwas früher zur Arbeit. Gerade kam eine Eileule herein. Es scheint, irgendetwas ist in der Nachtschicht schiefgelaufen.“ Ginny ignorierte die Bemerkung mit dem Hinlegen und zog sich einen purpurroten Morgenmantel über. Die feine Seide spannte vorne etwas und sie hatte Mühe, den Stoffgürtel fest genug umzubinden. „Jetzt kann ich eh nicht mehr schlafen“, sagte sie. „Und komm heute bitte nicht so spät, du weißt doch, das Essen mit Mum!“
„Wie könnte ich das vergessen?“
Lachend schloss Harry die Eichentür hinter sich, schnappte sich noch schnell ein Toast und verließ dann das Haus. Der Herbst war angebrochen und der Wind ließ das vertrocknete Laub auf den Bäumen tanzen. Harry liebte diesen Anblick.
Um diese Zeit, gerade einmal um halb sechs Uhr morgens, war keine Menschenseele hier. Nur aus weiter Ferne konnte man die Muggel in ihren Autos hören. Die Sonne war schon aufgegangen und doch zog sich noch ein letzter, orange-roter Schleier vom Morgengrauen über den leicht bewölkten Himmel. Harry schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Die kühle Luft strömte in seine Lungen und ließ ihn ein Gefühl von Freiheit spüren. Sein Leben war perfekt und dieses kurze Ritual am Morgen, welches er immer vor Arbeitsbeginn vollzog, gab ihm Kraft den Tag gut gelaunt zu überstehen.
Dann drehte er sich auf der Stelle und ein Gefühl, wie durch einen engen Gummischlauch gepresst zu werden überkam ihn. Als er die Augen wieder öffnete, fand er sich in der prachtvollen Eingangshalle des Zaubereiministeriums wieder.
Seine Schritte hallten über den schwarz glänzenden Steinboden als er zu den Aufzügen ging. Nur wenige Menschen waren jetzt in der Frühe dort. Neben dem glupschäugigen Empfangsmann und einer komplett in dunkel violett gekleideten Sekretärin, war nur ein rothaariger Mann mit heller Haut dort und tippte unruhig mit dem Fuß während er auf den Lift wartete.
„Hey Ron!“, rief Harry zu ihm herüber. „Wurdest du auch gerufen? Was glaubst du ist los, dass wir um die Zeit hier her bestellt werden?“
Schulterzuckend biss Ronald Weasley noch einmal von seinem braun gebackenen Brötchen ab und kaute genüsslich. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht und er sah auch sonst nicht sehr gepflegt aus. Sein Umhang wies einige Flecken auf, von denen man lieber gar nicht wissen wollte, woher sie kamen und die Haare standen zerzaust zu allen Seiten ab, wie sie sonst nur bei Potter-Genen bekannt waren.
Schmunzelnd stieg Harry zusammen mit seinem besten Freund in den Lift ein. In ein paar Wochen würde auch er so aussehen, wenn sein erstes Kind geboren wird und er der Rolle als Vater gewachsen werden muss. Vor ein bisschen mehr als zwei Wochen war nämlich die kleine Rose Weasley geboren, ein Schreibaby, das ihre Eltern jede Nacht wachhielt und noch den letzten Nerv raubte. „Ich will mal sehen, wie du das schaffen willst“, murmelte Ron immer wieder und doch war das stolze Funkeln in seinen Augen seit der Geburt nicht verschwunden.
Zweiter Stock. Abteilung für magische Strafverfolgung einschließlich Aurorenzentrale, magische Strafverfolgungspatrouille, Zaubergamot-Verwaltungsdienst, Büro gegen den Missbrauch der Magie, Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten ertönte die helle Frauenstimme und die goldene Gittertür öffnete sich.
Zusammen mit Harry und Ron flogen noch drei Memos mit aus dem Lift, doch die bogen schon nach wenigen Metern in andere Büros ab. Für die beiden relevant war nur die hinterste Tür aus der wildes Gemurmel zu hören war, ansonsten waren alle Eingänge geschlossen und niemand sonst schien auf der Etage zu sein.
Ihr Gehör hatte sie nicht getäuscht. Zwanzig, vielleicht dreißig ihrer Kollegen hatten sich in dem eigentlich viel zu kleinen Beratungsraum der Abteilung zusammengefunden. Es schien, alle waren gekommen, die nicht gerade im Urlaub oder wie auch nicht selten vorkam, im St. Mungos waren.
Die alten und schon etwas abgenutzten Leder Sessel waren alle besetzt und ab und zu hat sich noch jemand einen eigenen Stuhl heraufbeschworen, um nicht zusammengepfercht an der mintgrünen Wand stehen zu müssen. Viele sahen furchtbar verschlafen aus, als wären sie genau wie die beiden gerade aus dem Bett gescheucht worden. Nur Einer schien hellwach.
Mr. Frederick P. Thompson, der strenge und sehr auf Disziplin fixierte Abteilungsleiter saß am Kopfe des langen Glastisches und beobachte das Treiben um sich herum mit scharfen Augen. Doch irgendetwas schien anders an ihm zu sein als sonst.
Schweiß stand ihm auf der blassen und schon recht faltigen Stirn und er zupfte immer nervös an seinem Hemdkragen herum, ganz so als würde er ihn erdrücken und die Luft abschneiden. Die stahlblauen Augen ließ er im Raum herumschweifen, bis er Harry und Ron im Türrahmen entdeckte.
„Potter! Weasley!“, bellte er und es wurde schlagartig ruhig im Saal. „Sie können es auch nicht schaffen einmal pünktlich zu kommen!“
„ Sorry, Sir – “, setzte Ron an, doch Thompson unterbrach ihn mit einer abschweifenden Handbewegung. „Ihre Entschuldigungen interessieren hier keinen, wir haben wichtigeres zu tun!“
Das ausbrechende Geflüster verstummte, als Thompson sich aufrichtete, kurz räusperte und dann mit kräftiger Stimme sprach:
„Heute Nacht sind vier Menschen ums Leben gekommen – vielleicht sogar fünf, wir wissen es nicht genau. Einmal das Ehepaar Johnson – Mary, vierunddreißig und Lucas, siebenunddreißig – zusammen mit ihrem ältesten Sohn Liam, der seit diesem Jahr Schüler auf Hogwarts ist. Ihre toten Körper wurden im Falle der Eltern im Wohnzimmer und bei dem kleinen Jungen, in seinem Bett aufgefunden.“ Er holte tief Luft und sah sich noch einmal seine Kollegen an. Ihre Augen waren geweitet und starr auf ihn gerichtet. Noch nie hingen sie so gebannt an seinen Lippen. Würde die Situation eine andere sein, dann hätte er diesen Moment vielleicht sogar ausgekostet und sich weiterhin im Ruhm gesonnt, doch die Lage war zu ernst.
Die letzten Morde der magischen Welt Groß Britanniens waren Jahre her. Kurz nach dem Ende der „Dunklen Herrschaft“, wie die Epoche der Reinblütermacht im Volksmund genannt wurde, führten nur noch wenige gestandene Todesser diese grausamen Handlungen weiter. Sie wussten, dass ihr Ende gekommen war und wollten in ihren Augen ihr Leben mit letzten Ruhmestaten beenden. Doch als noch die letzten von ihnen gefasst wurden, dann war Stille gewesen. Kleinkriminelle beanspruchten die Aufmerksamkeit der Ministeriumsangestellten, Schwerverbrecher gab es nicht mehr. Bis zu diesem Tage.
„Die Tochter der Familie“, fuhr Thompson fort. „war nirgendswo ausfindig zu machen. Wir hoffen, sie konnte fliehen oder war anderweitig von ihrem zu Hause fern, aber überzeugt sind wir nicht. Eine Nachricht – wahrscheinlich von ihr versendet – wurde um 23:45 Uhr an einen Praktikanten der Zaubereizentralverwaltung geschickt. Er hat sie ordnungsgemäß an unsere Aurorenabteilung weitergeleitet und sie wurde von dem ihnen bestimmt bekannten David Edward Martello entgegengenommen.“ Betreten ließ Thompson seinen Blick sinken. Mit aller Ruhe setzte er seine ovale Brille ab und putzte sie an seinem Hemdzipfel.
Er hatte ihn gekannt. Gut gekannt.
Sie hatten gleichzeitig ihre Ausbildung begonnen und wurden glücklicherweise in die gleiche Abteilung versetzt. Sie arbeiteten zusammen und gingen nach der Schicht gerne noch einen Trinken. Sahen Quidditchspiele und luden sich gegenseitig zu größeren und kleineren Feiern ein. Ja, man konnte sagen die beiden waren Freunde gewesen. Freunde, die vielleicht noch bis an ihr Lebensende auf der Veranda saßen und sich über belanglose Themen unterhielten konnten. So war es auch gekommen, aber wer hätte gedacht, dass das Lebensende manchmal so unverhofft und überraschend kam?
„Ähm – Boss?“ Eine kleine, dickliche Frau mit einem kurzen blonden Bobschnitt und einer Feder hinter dem Ohr meldete sich zu Wort. „Haben sie nicht vorhin von fünf Morden gesprochen?“
Stumm nickte der Abteilungsleiter und das Getuschel im Raum fing wieder von vorne an. Alle warteten auf eine weitere und vielleicht detailliertere Ausführung der Geschichte, doch jeder konnte es sich nicht verkneifen, eigene Vermutungen in die Runde zu werfen.
„Ja, das habe ich. Gut mitgedacht, Maya.“, sagte Thompson schließlich, nachdem er sich gesammelt hatte und wieder mit einer beinahe greifbaren Autorität in der Stimme sprach. „Es waren fünf Morde. Es tut mir sehr leid, es ihnen mitteilen zu müssen“ Er holte noch einmal tief Luft. „aber ebenfalls Mr. Martello wurde letzte Nacht Opfer eines grausamen Mörders. Er starb wenige Momente nachdem er vorschriftlich die Adresse des Absenders aufsuchte und das Haus betrat.
Er wurde – ebenso wie die anderen Opfer – von einem Hauselfen gefunden, der uns sofort benachrichtige. Nachdem wir etliche Abwehr- und Aufspürzauber über das Gebäude gelegt haben, hat sich eine kleinere Gruppe von Auroren“ Er machte eine ausschweifende Handbewegung und zeigte auf sich selbst und die vier Männer hinter ihm. „den Sachverhalt einmal näher angesehen. Es war das reinste Chaos. Anscheinend haben sich Mr. Und Mrs Johnson versucht zu wehren – vergeblich. Und gerade weil es ein heilloses Durcheinander war und wir bis jetzt über Täter, Tathergang und Motiv völlig im Dunkeln stehen, möchte ich – Nein, verlange ich, größte Diskretion von euch gegenüber der Presse, dem Volk und sogar gegenüber eurer Familien und Freunden. Niemand soll auch nur einen Hauch von Panik oder Angst verspüren.“
Er senkte die Stimme. Die davor noch so neugierigen und aufgeregten Gesichter zeigten nun Zweifel und Angst. So gut wie niemand von ihnen hatte schon einmal einen richtigen Mordfall behandelt. Es waren junge Kollegen, die erst nach dem Kriegsende dem Aurorenkommando beigetreten sind. Nun stellte sich für sie eine wichtige Probe, die entscheiden würde, ob sie diesem Beruf gewachsen waren oder nicht.
„Dieser Fall beansprucht viele verschiedene Gebiete. Hinter mir finden sie deshalb eine Liste, auf der ihnen ihre Aufgabe zugeteilt wird. Ein paar von euch werden mit den – leider bereits informierten – Journalisten vom Tagespropheten und anderen kleineren Zeitungen sprechen und sie über die gröbsten Sachen aufklären. Ansonsten würden sie sich eigene Geschichten zusammenbrauen und diese Verbreitung von Ungewissheit können wir mit Sicherheit nicht gebrauchen. Aber trotzdem denken sie daran: Keine blutigen Details und größte Diskretion. Sprechen sie am besten von einem tragischen Unfall – verhexter Kessel oder Ähnlichem – bevor das Wort ‚Mord‘ fällt.
Vielen von Ihnen ist die Recherche und Nachforschung über die Familie und deren Umfeld, die Umgebung, älteren vergleichbaren Fällen und was Ihnen sonst noch einfällt zugeteilt.
Sehr wenige Ausgewählte begleiten mich und die erfahrener Kollegen zum Tatort. Gratulation, für Sie wird das der erste richtige Auftrag.
Diejenigen, die sich nicht auf der Liste finden, was ein nicht gerade kleiner Anteil von Ihnen ist, bitte seien sie nicht enttäuscht, ihnen wird der Fall nicht zugeschrieben. Denn wir dürfen nicht vergessen: Auch wenn dies ein neues und vielleicht sehr aufregendes Thema darstellt, unsere tägliche Arbeit darf dabei nicht schleifen gelassen werden! Es werden wahrscheinlich viele Überstunden auf sie zukommen, abhängig davon, wie viele schmutzige Details wir noch aufdecken werden. Aber bitte bedenken sie: Dieser Fall kann sie auf der Karriereleiter geradewegs nach oben katapultieren oder aber einen harten Aufprall ganz unter bereitstellen. Also strengen sie sich an.“
Stühle wurden gerückt und eine kleine Masse drängelte sich vor der königsblauen Pinnwand. Enttäuschte Seufzer waren zu hören und die, die über ihre Aufgabe schon bescheid wussten, versuchten sich mit Gewalt zwischen den Hexen und Zauberern wieder zurückzukämpfen. Vereinzelt sah man ein strahlendes Lächeln auf ihren Gesichtern, bei diesen Leuten wusste man, sie waren dabei!
Thompson sah sich nachdenklich seine Mannschaft an. Allein unter ihnen herrschte ein heilloses Durcheinander. Wie sollten diese Menschen denn auch noch das Chaos aus ihrer Umgebung vertreiben, wenn sie es nicht einmal bei sich selbst schafften? Kopfschüttelnd drehte er sich um. Eine harte Zeit stand bevor. Das spürte er genau.
Harrys Herz rutsche ihm in die Hose als er auf seinen Namen starrte. Langzeitlich verantwortlich für das nähere Ermitteln: Vernehmungen von Zeugen, Tatortbesichtigung, Verdächtigenaufspürung etc. war dahinter mit schwarzer Tinte vermerkt. Begeistert sah er auch auf Rons nahmen und ein weiterer Adrenalinschub durchflößte seinen Körper. Bei ihm stand das Gleiche!
Mühsam und mit einigen Ellenbogenstößen in den Rippen hatte er sich aus der klammernden Enge befreit und wartete nun am Türrahmen auf seinen besten Freund. Er kam nicht. Langsam lichtete sich die Masse und der Raum leerte sich. Er konnte Ron nirgends erkennen – Er war nicht mehr da.
„Wo ist Weasley?“, fragte Thompson schließlich als er sich sein Spezialkommando ansah. Harry kam sich unter den weit erfahreneren Auroren ein wenig verloren vor. Warum waren er und Ron ausgewählt wurden? – Bestimmt nicht aufgrund ihrer Beliebtheit beim Boss. Nein, das konnte es beim besten Willen nicht gewesen sein. Doch Harrys Ungläubigkeit über diese Chance wurde von einem nervösen Gefühl in den Hintergrund gedrängt. Eine große Verantwortung lag nun mitunter auf seinen Schultern.
Irgendwo lief ein Mörder frei herum und vielleicht würde er in nicht allzu ferner Zeit wieder zuschlagen.
„Wenn Weasley nicht will ist das sein Problem“, bemerkte Thompson nachdem er keine Antwort und nur unwissendes Schulterzucken bekommen hatte. „Ich habe sie fünf ausgewählt, weil sie Erfahrung haben und ich Ihnen vertraue. Ich möchte, dass sie das zu schätzen wissen, denn sie werden die Einzigen sein, die die volle Wahrheit erfahren. Zwar war das eben von mir Erzählte nicht falsch, aber ich habe einige Passagen ausgelassen. Wichtige Passagen, die nicht jeder Erfahren sollte.
Denn das was ich ihnen jetzt anvertrauen werde, ist vielleicht noch schrecklicher als die Tat selbst.“
Und hier ist der nächste Teil:
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Was mache ich hier? Was ist mit mir los? Ich weiß gar nichts mehr. Woher kommt das Blut an meinen Händen? – Habe ich sie etwa umgebracht? Ich will das nicht… Das bin doch nicht ich!
„Harry? Harry, was machst du da?“
Ginny Potter richtete sich langsam aus dem weichen Daunenbett auf und sah zu ihrem Ehemann hinüber. Sie keuchte leise. Die Wölbung an ihrem Bauch wurde immer größer und machte ihr langsam wirklich zu schaffen. Es würde nicht mehr lange dauern und der Geburtstermin stand an.
„Leg dich wieder hin“, sagte der schwarzhaarige Zauberer lächelnd und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich muss heute nur etwas früher zur Arbeit. Gerade kam eine Eileule herein. Es scheint, irgendetwas ist in der Nachtschicht schiefgelaufen.“ Ginny ignorierte die Bemerkung mit dem Hinlegen und zog sich einen purpurroten Morgenmantel über. Die feine Seide spannte vorne etwas und sie hatte Mühe, den Stoffgürtel fest genug umzubinden. „Jetzt kann ich eh nicht mehr schlafen“, sagte sie. „Und komm heute bitte nicht so spät, du weißt doch, das Essen mit Mum!“
„Wie könnte ich das vergessen?“
Lachend schloss Harry die Eichentür hinter sich, schnappte sich noch schnell ein Toast und verließ dann das Haus. Der Herbst war angebrochen und der Wind ließ das vertrocknete Laub auf den Bäumen tanzen. Harry liebte diesen Anblick.
Um diese Zeit, gerade einmal um halb sechs Uhr morgens, war keine Menschenseele hier. Nur aus weiter Ferne konnte man die Muggel in ihren Autos hören. Die Sonne war schon aufgegangen und doch zog sich noch ein letzter, orange-roter Schleier vom Morgengrauen über den leicht bewölkten Himmel. Harry schloss die Augen und atmete einmal tief durch. Die kühle Luft strömte in seine Lungen und ließ ihn ein Gefühl von Freiheit spüren. Sein Leben war perfekt und dieses kurze Ritual am Morgen, welches er immer vor Arbeitsbeginn vollzog, gab ihm Kraft den Tag gut gelaunt zu überstehen.
Dann drehte er sich auf der Stelle und ein Gefühl, wie durch einen engen Gummischlauch gepresst zu werden überkam ihn. Als er die Augen wieder öffnete, fand er sich in der prachtvollen Eingangshalle des Zaubereiministeriums wieder.
Seine Schritte hallten über den schwarz glänzenden Steinboden als er zu den Aufzügen ging. Nur wenige Menschen waren jetzt in der Frühe dort. Neben dem glupschäugigen Empfangsmann und einer komplett in dunkel violett gekleideten Sekretärin, war nur ein rothaariger Mann mit heller Haut dort und tippte unruhig mit dem Fuß während er auf den Lift wartete.
„Hey Ron!“, rief Harry zu ihm herüber. „Wurdest du auch gerufen? Was glaubst du ist los, dass wir um die Zeit hier her bestellt werden?“
Schulterzuckend biss Ronald Weasley noch einmal von seinem braun gebackenen Brötchen ab und kaute genüsslich. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht und er sah auch sonst nicht sehr gepflegt aus. Sein Umhang wies einige Flecken auf, von denen man lieber gar nicht wissen wollte, woher sie kamen und die Haare standen zerzaust zu allen Seiten ab, wie sie sonst nur bei Potter-Genen bekannt waren.
Schmunzelnd stieg Harry zusammen mit seinem besten Freund in den Lift ein. In ein paar Wochen würde auch er so aussehen, wenn sein erstes Kind geboren wird und er der Rolle als Vater gewachsen werden muss. Vor ein bisschen mehr als zwei Wochen war nämlich die kleine Rose Weasley geboren, ein Schreibaby, das ihre Eltern jede Nacht wachhielt und noch den letzten Nerv raubte. „Ich will mal sehen, wie du das schaffen willst“, murmelte Ron immer wieder und doch war das stolze Funkeln in seinen Augen seit der Geburt nicht verschwunden.
Zweiter Stock. Abteilung für magische Strafverfolgung einschließlich Aurorenzentrale, magische Strafverfolgungspatrouille, Zaubergamot-Verwaltungsdienst, Büro gegen den Missbrauch der Magie, Büro gegen den Missbrauch von Muggelartefakten ertönte die helle Frauenstimme und die goldene Gittertür öffnete sich.
Zusammen mit Harry und Ron flogen noch drei Memos mit aus dem Lift, doch die bogen schon nach wenigen Metern in andere Büros ab. Für die beiden relevant war nur die hinterste Tür aus der wildes Gemurmel zu hören war, ansonsten waren alle Eingänge geschlossen und niemand sonst schien auf der Etage zu sein.
Ihr Gehör hatte sie nicht getäuscht. Zwanzig, vielleicht dreißig ihrer Kollegen hatten sich in dem eigentlich viel zu kleinen Beratungsraum der Abteilung zusammengefunden. Es schien, alle waren gekommen, die nicht gerade im Urlaub oder wie auch nicht selten vorkam, im St. Mungos waren.
Die alten und schon etwas abgenutzten Leder Sessel waren alle besetzt und ab und zu hat sich noch jemand einen eigenen Stuhl heraufbeschworen, um nicht zusammengepfercht an der mintgrünen Wand stehen zu müssen. Viele sahen furchtbar verschlafen aus, als wären sie genau wie die beiden gerade aus dem Bett gescheucht worden. Nur Einer schien hellwach.
Mr. Frederick P. Thompson, der strenge und sehr auf Disziplin fixierte Abteilungsleiter saß am Kopfe des langen Glastisches und beobachte das Treiben um sich herum mit scharfen Augen. Doch irgendetwas schien anders an ihm zu sein als sonst.
Schweiß stand ihm auf der blassen und schon recht faltigen Stirn und er zupfte immer nervös an seinem Hemdkragen herum, ganz so als würde er ihn erdrücken und die Luft abschneiden. Die stahlblauen Augen ließ er im Raum herumschweifen, bis er Harry und Ron im Türrahmen entdeckte.
„Potter! Weasley!“, bellte er und es wurde schlagartig ruhig im Saal. „Sie können es auch nicht schaffen einmal pünktlich zu kommen!“
„ Sorry, Sir – “, setzte Ron an, doch Thompson unterbrach ihn mit einer abschweifenden Handbewegung. „Ihre Entschuldigungen interessieren hier keinen, wir haben wichtigeres zu tun!“
Das ausbrechende Geflüster verstummte, als Thompson sich aufrichtete, kurz räusperte und dann mit kräftiger Stimme sprach:
„Heute Nacht sind vier Menschen ums Leben gekommen – vielleicht sogar fünf, wir wissen es nicht genau. Einmal das Ehepaar Johnson – Mary, vierunddreißig und Lucas, siebenunddreißig – zusammen mit ihrem ältesten Sohn Liam, der seit diesem Jahr Schüler auf Hogwarts ist. Ihre toten Körper wurden im Falle der Eltern im Wohnzimmer und bei dem kleinen Jungen, in seinem Bett aufgefunden.“ Er holte tief Luft und sah sich noch einmal seine Kollegen an. Ihre Augen waren geweitet und starr auf ihn gerichtet. Noch nie hingen sie so gebannt an seinen Lippen. Würde die Situation eine andere sein, dann hätte er diesen Moment vielleicht sogar ausgekostet und sich weiterhin im Ruhm gesonnt, doch die Lage war zu ernst.
Die letzten Morde der magischen Welt Groß Britanniens waren Jahre her. Kurz nach dem Ende der „Dunklen Herrschaft“, wie die Epoche der Reinblütermacht im Volksmund genannt wurde, führten nur noch wenige gestandene Todesser diese grausamen Handlungen weiter. Sie wussten, dass ihr Ende gekommen war und wollten in ihren Augen ihr Leben mit letzten Ruhmestaten beenden. Doch als noch die letzten von ihnen gefasst wurden, dann war Stille gewesen. Kleinkriminelle beanspruchten die Aufmerksamkeit der Ministeriumsangestellten, Schwerverbrecher gab es nicht mehr. Bis zu diesem Tage.
„Die Tochter der Familie“, fuhr Thompson fort. „war nirgendswo ausfindig zu machen. Wir hoffen, sie konnte fliehen oder war anderweitig von ihrem zu Hause fern, aber überzeugt sind wir nicht. Eine Nachricht – wahrscheinlich von ihr versendet – wurde um 23:45 Uhr an einen Praktikanten der Zaubereizentralverwaltung geschickt. Er hat sie ordnungsgemäß an unsere Aurorenabteilung weitergeleitet und sie wurde von dem ihnen bestimmt bekannten David Edward Martello entgegengenommen.“ Betreten ließ Thompson seinen Blick sinken. Mit aller Ruhe setzte er seine ovale Brille ab und putzte sie an seinem Hemdzipfel.
Er hatte ihn gekannt. Gut gekannt.
Sie hatten gleichzeitig ihre Ausbildung begonnen und wurden glücklicherweise in die gleiche Abteilung versetzt. Sie arbeiteten zusammen und gingen nach der Schicht gerne noch einen Trinken. Sahen Quidditchspiele und luden sich gegenseitig zu größeren und kleineren Feiern ein. Ja, man konnte sagen die beiden waren Freunde gewesen. Freunde, die vielleicht noch bis an ihr Lebensende auf der Veranda saßen und sich über belanglose Themen unterhielten konnten. So war es auch gekommen, aber wer hätte gedacht, dass das Lebensende manchmal so unverhofft und überraschend kam?
„Ähm – Boss?“ Eine kleine, dickliche Frau mit einem kurzen blonden Bobschnitt und einer Feder hinter dem Ohr meldete sich zu Wort. „Haben sie nicht vorhin von fünf Morden gesprochen?“
Stumm nickte der Abteilungsleiter und das Getuschel im Raum fing wieder von vorne an. Alle warteten auf eine weitere und vielleicht detailliertere Ausführung der Geschichte, doch jeder konnte es sich nicht verkneifen, eigene Vermutungen in die Runde zu werfen.
„Ja, das habe ich. Gut mitgedacht, Maya.“, sagte Thompson schließlich, nachdem er sich gesammelt hatte und wieder mit einer beinahe greifbaren Autorität in der Stimme sprach. „Es waren fünf Morde. Es tut mir sehr leid, es ihnen mitteilen zu müssen“ Er holte noch einmal tief Luft. „aber ebenfalls Mr. Martello wurde letzte Nacht Opfer eines grausamen Mörders. Er starb wenige Momente nachdem er vorschriftlich die Adresse des Absenders aufsuchte und das Haus betrat.
Er wurde – ebenso wie die anderen Opfer – von einem Hauselfen gefunden, der uns sofort benachrichtige. Nachdem wir etliche Abwehr- und Aufspürzauber über das Gebäude gelegt haben, hat sich eine kleinere Gruppe von Auroren“ Er machte eine ausschweifende Handbewegung und zeigte auf sich selbst und die vier Männer hinter ihm. „den Sachverhalt einmal näher angesehen. Es war das reinste Chaos. Anscheinend haben sich Mr. Und Mrs Johnson versucht zu wehren – vergeblich. Und gerade weil es ein heilloses Durcheinander war und wir bis jetzt über Täter, Tathergang und Motiv völlig im Dunkeln stehen, möchte ich – Nein, verlange ich, größte Diskretion von euch gegenüber der Presse, dem Volk und sogar gegenüber eurer Familien und Freunden. Niemand soll auch nur einen Hauch von Panik oder Angst verspüren.“
Er senkte die Stimme. Die davor noch so neugierigen und aufgeregten Gesichter zeigten nun Zweifel und Angst. So gut wie niemand von ihnen hatte schon einmal einen richtigen Mordfall behandelt. Es waren junge Kollegen, die erst nach dem Kriegsende dem Aurorenkommando beigetreten sind. Nun stellte sich für sie eine wichtige Probe, die entscheiden würde, ob sie diesem Beruf gewachsen waren oder nicht.
„Dieser Fall beansprucht viele verschiedene Gebiete. Hinter mir finden sie deshalb eine Liste, auf der ihnen ihre Aufgabe zugeteilt wird. Ein paar von euch werden mit den – leider bereits informierten – Journalisten vom Tagespropheten und anderen kleineren Zeitungen sprechen und sie über die gröbsten Sachen aufklären. Ansonsten würden sie sich eigene Geschichten zusammenbrauen und diese Verbreitung von Ungewissheit können wir mit Sicherheit nicht gebrauchen. Aber trotzdem denken sie daran: Keine blutigen Details und größte Diskretion. Sprechen sie am besten von einem tragischen Unfall – verhexter Kessel oder Ähnlichem – bevor das Wort ‚Mord‘ fällt.
Vielen von Ihnen ist die Recherche und Nachforschung über die Familie und deren Umfeld, die Umgebung, älteren vergleichbaren Fällen und was Ihnen sonst noch einfällt zugeteilt.
Sehr wenige Ausgewählte begleiten mich und die erfahrener Kollegen zum Tatort. Gratulation, für Sie wird das der erste richtige Auftrag.
Diejenigen, die sich nicht auf der Liste finden, was ein nicht gerade kleiner Anteil von Ihnen ist, bitte seien sie nicht enttäuscht, ihnen wird der Fall nicht zugeschrieben. Denn wir dürfen nicht vergessen: Auch wenn dies ein neues und vielleicht sehr aufregendes Thema darstellt, unsere tägliche Arbeit darf dabei nicht schleifen gelassen werden! Es werden wahrscheinlich viele Überstunden auf sie zukommen, abhängig davon, wie viele schmutzige Details wir noch aufdecken werden. Aber bitte bedenken sie: Dieser Fall kann sie auf der Karriereleiter geradewegs nach oben katapultieren oder aber einen harten Aufprall ganz unter bereitstellen. Also strengen sie sich an.“
Stühle wurden gerückt und eine kleine Masse drängelte sich vor der königsblauen Pinnwand. Enttäuschte Seufzer waren zu hören und die, die über ihre Aufgabe schon bescheid wussten, versuchten sich mit Gewalt zwischen den Hexen und Zauberern wieder zurückzukämpfen. Vereinzelt sah man ein strahlendes Lächeln auf ihren Gesichtern, bei diesen Leuten wusste man, sie waren dabei!
Thompson sah sich nachdenklich seine Mannschaft an. Allein unter ihnen herrschte ein heilloses Durcheinander. Wie sollten diese Menschen denn auch noch das Chaos aus ihrer Umgebung vertreiben, wenn sie es nicht einmal bei sich selbst schafften? Kopfschüttelnd drehte er sich um. Eine harte Zeit stand bevor. Das spürte er genau.
Harrys Herz rutsche ihm in die Hose als er auf seinen Namen starrte. Langzeitlich verantwortlich für das nähere Ermitteln: Vernehmungen von Zeugen, Tatortbesichtigung, Verdächtigenaufspürung etc. war dahinter mit schwarzer Tinte vermerkt. Begeistert sah er auch auf Rons nahmen und ein weiterer Adrenalinschub durchflößte seinen Körper. Bei ihm stand das Gleiche!
Mühsam und mit einigen Ellenbogenstößen in den Rippen hatte er sich aus der klammernden Enge befreit und wartete nun am Türrahmen auf seinen besten Freund. Er kam nicht. Langsam lichtete sich die Masse und der Raum leerte sich. Er konnte Ron nirgends erkennen – Er war nicht mehr da.
„Wo ist Weasley?“, fragte Thompson schließlich als er sich sein Spezialkommando ansah. Harry kam sich unter den weit erfahreneren Auroren ein wenig verloren vor. Warum waren er und Ron ausgewählt wurden? – Bestimmt nicht aufgrund ihrer Beliebtheit beim Boss. Nein, das konnte es beim besten Willen nicht gewesen sein. Doch Harrys Ungläubigkeit über diese Chance wurde von einem nervösen Gefühl in den Hintergrund gedrängt. Eine große Verantwortung lag nun mitunter auf seinen Schultern.
Irgendwo lief ein Mörder frei herum und vielleicht würde er in nicht allzu ferner Zeit wieder zuschlagen.
„Wenn Weasley nicht will ist das sein Problem“, bemerkte Thompson nachdem er keine Antwort und nur unwissendes Schulterzucken bekommen hatte. „Ich habe sie fünf ausgewählt, weil sie Erfahrung haben und ich Ihnen vertraue. Ich möchte, dass sie das zu schätzen wissen, denn sie werden die Einzigen sein, die die volle Wahrheit erfahren. Zwar war das eben von mir Erzählte nicht falsch, aber ich habe einige Passagen ausgelassen. Wichtige Passagen, die nicht jeder Erfahren sollte.
Denn das was ich ihnen jetzt anvertrauen werde, ist vielleicht noch schrecklicher als die Tat selbst.“
Egal, Hauptsache es glitzert!
[Ich heiße bei Zauberhogwarts: Alexa ohne Punkt]
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Re: Teufelskind
Du hast einen sehr schönen Schreibstil, ich kenne deine Geschichten ja schon länger. :)
Mach weiter so!
Mach weiter so!
Bei ZH: Katie Parker


Re: Teufelskind
Vielen Dank für den Kommi, ich hab schon so lange darauf gewartet! (:
Ich stell übrigens auch nur ab mindestens einem Kommi ein neues Kapitel hoch^^.
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Kapitel 2
Der erste Schritt ist getan. Der Erste von Vielen.
Sollen sie jetzt noch unbeschwert Lachen und sich um ihren belanglosen Alltag kümmern – Es wird nicht mehr lange dauern und sie werden sich vor Angst und Panik winden.
Gebannte Stille umschloss den Raum. Man konnte das Knittern von Papier hören als Thompson in seiner hellbraunen Aktentasche wühlte. Schließlich holte er ein paar Fotos heraus und pinnte sie an die Wand, doch sein massiger Körper verdeckte Harry die Sicht. Jeder reckte sich um einen kurzen Blick darauf werfen zu können, musste sich aber nach einigen Versuchen eingestehen, dass sie keine Chance hatten ehe Thompson wollte, dass sie die Bilder sehen.
Er zückte seinen Zauberstab murmelte: „Engorgio“ und endlich konnte jeder einen Blick auf die nun vergrößerten Aufnahmen werfen.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich wehren würden. Den Zauberstab gegen die eigene Tochter wenden und brutale Flüche abfeuern würden. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt.
Sie müssen Verdacht geschöpft haben, diese elenden Schlammblüter und Blutsverräter waren zu gut vorbereitet! Doch all das hat ihnen nichts genützt. Nicht das Geringste.
Und trotzdem musste ich mehr Acht geben. Die Auroren waren verständigt – das schränkte meine Zeit ein. Wie viel mir wohl noch blieb? Es könnte gefährlich werden…
Aber wie dem auch sei, dies ist unter dem Zeichen meines Meisters geschehen und jeder sollte es wissen. Nun, zumindest Einige.
Es war eine sternenklare Nacht, wundervoll.
„Morsmordre“, schrie ich in die friedliche Stille hinein und der grünschimmernde Totenkopf aus dem sich die mächtige Schlange windet erschien über dem kleinen Landhaus und erleuchtete das ganze Gelände. Wie lange hatte ich das Dunkle Mal nicht mehr gesehen? – Es ist so schön.
Harry zog scharf die Luft ein als er das Foto von dem Haus, worüber das Dunkle Mal schwebte, betrachtete. Es war ohne Zweifel das Zeichen Voldemorts; er würde es überall und jederzeit wiedererkennen. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen hingen daran.
Doch als er sich seine vier Kollegen ansah, schien wenig Erstaunen in ihren Gesichtern zu sein. Es waren die Männer, die mit Thompson zum Haus der Johnsons aufgebrochen waren und es aus nächster Nähe gesehen hatten. Sie alle betrachteten Harry interessiert, so als ob sie nur darauf warteten, dass er Anzeichen von Schwäche machte und zeigte, dass er diesem Fall nicht gewachsen war. Aber Harry blieb standhaft und schluckte den Schock hinunter. Jetzt wurde ihm auch klar, weshalb er und Ron ausgewählt wurden, sie hatten all dies schon einmal erlebt. Das hatten sie den Anderen voraus.
„Nun, Potter. Was denken Sie?“, fragte ein schlanker Mann mit grauem Haar und einer großen Lesebrille auf der Nase herausfordernd. Howard Ford, der „kluge Kopf“ unter den Auroren, war für die Planung und Vorbereitung von verschiedensten Missionen zuständig. Trotz seiner fehlenden Praxisarbeit war er ein sehr beliebter und geachteter Mann im Ministerium, der keine Fehler, seien es seine eigenen oder die von anderen, zuließ. Ein Perfektionist wie er im Buche steht und er und andere hoch geschätzte Kollegen, wollten Harrys Meinung hören.
„Ähm – na ja“, stotterte er und fuhr sich mit der Hand durch das rabenschwarze Haar. „Das – ähh, ist das Dunkle Mal…“ Wie peinlich, dachte er und seine Wangen färbten sich in kürzester Zeit purpurrot. Ein unangenehmes Schweigen herrschte und Harrys Hoffnung, dass jemand anders das Wort ergreifen würde blieb unverwirklicht. Es wurde von ihm erwartet seine Überlegungen zu äußern. Das war seine Feuerprobe.
„Wahrscheinlich handelt es sich um einen Trittbrettfahrer“, sagte er und sah sich die Gesichter der anderen Männer an. Thompson nickte ihm stumm zu und machte ihm Mut, weiterzusprechen. „Einem Einzelnen, vielleicht sogar einer kleinen Gruppe von Zauberern, die die Ideen von einer ausschließlich Reinblütigen Gesellschaft vertreten.“
„Und wie würden sie sich ein Profil der Täter – ich bin mir sicher es handelt sich um mehrere Personen, bei diesem Ausmaß der Tat – vorstellen?“, fragte Mr. Ford weiter.
Die Nervosität kam wieder zurück. Wieder ein Fettnäpfchen. Wie hätte es ein Einzelner sein können?
„Ziemlich jung, würde ich sagen. Sie haben den zweiten Krieg wahrscheinlich gerade mal als Kinder mitbekommen. Ehemalige Todesser würden es wohl kaum sein. Die meisten von ihnen sitzen in Askaban oder haben den Kuss bekommen und die Übrigen, die, bei denen wir die Schuld nicht beweisen konnten, die hätten sich schlauer angestellt.“
Einstimmiges Nicken ging durch den Raum und Harry atmete erleichtert aus. Es schien, er würde nun als Kollege in diesem Fall akzeptiert werden. Aber wo bei Merlins Barte war Ron?
Das Grundstück war fast verlassen als Harry am späten Nachmittag dort ankam und sich selbst ein Bild vom Tatort machte. Nur am Außenzaun patrouillierten zwei Auroren und bewachten das Gelände. Harry kannte sie nicht gut, nur vom Sehen und ein paar höflichen Worten im Aufzug. Er schenkte ihnen nicht weiter Beachtung und betrat das Haus.
Bis auf die Leichen, die nun im Bestattungsunternehmen auf die Beisetzung warteten, war noch alles an Ort und Stelle geblieben. Eine Hauswand war weggesprengt worden und abertausende Splitter und Schuttklumpen zierten den früher mal bestimmt gemütlich aussehenden Wohnzimmerteppich in dem ein großes Brandloch zu sehen war. Auch das Mobiliar war nicht verschont geblieben. In jeder Ecke fand man größere Holzstücke die vielleicht zu einem hübschen Esstisch oder einem antiken Regal gehört haben, nun waren sie ein Fall für die Müllabfuhr.
Harry erinnerte sich an die vielen Bilder, die Thompson ihnen später noch gezeigt hat. Auf ihnen waren die Zimmer komplett unverändert abgebildet und er kam nicht umhin, die Gesichter der Opfer vor seinem geistigen Auge abzuspielen. Die Augen der Frau, die bestimmt einmal eine freundliche und liebende Mutter gewesen war, waren weit aufgerissen und spiegelten die Angst in den letzten Momenten ihres Lebens wieder. Das Gesicht von Mr. Johnson hingegen, war mit Blut überzogen und verunstaltet gewesen. Man konnte kaum noch die Züge darin erkennen und doch wurde Harry das Gefühl nicht los, den Mann irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Aber das behielt er lieber für sich.
Tief durchatmend machte er sich auf den Weg in das Kinderzimmer, indem der kleine Liam friedlich geschlafen hatte, ehe ihn ein viel zu früher Tod ereilte.
Hier sah es ganz anders aus als im Wohnzimmer. Kein Kampf, kein Chaos.
An der himmelblauen Wand zeichneten sich die Stellen, an denen bis zum damaligen Tage noch Fotos von der Familie und von Freunden klebten, deutlich sichtbar ab. Sie mussten vom Ministerium als Beweise und Informationen beschlagnahmt werden. Es kam Harry so vor, als hätten sie damit auch das letzte Lachen aus dem Zimmer genommen.
Betrübt schloss Harry die Tür hinter sich und ging in das letzte Zimmer, in dem eine Leiche gefunden wurde. Er hatte nie ein freundschaftliches Verhältnis zu David Martello gehabt. Ehrlich gesagt, hatte Harry ihn mit seiner grimmigen Art nie wirklich gemocht. Und doch erschreckte es ihn, dass selbst ein erfahrener Auror mir-nichts-dir-nichts getötet werden konnte. Wahrscheinlich ein Angriff aus dem Hinterhalt, dachte sich Harry, denn es hatte keine Anzeichen für einen Kampf gegeben.
Die Johnsons waren wohlhabende Zauberer gewesen. Ein großes Haus, ein schicker Garten und sogar einen eigenen Empfangsraum für geladene oder unangekündigte Gäste, die per Flohnetzwerk anreisten. In diesem Raum stand Harry jetzt.
Nur die rußigen Fußabdrücke auf dem weichen Teppich zeigten, dass jemand den Kamin in letzter Zeit benutzt hatte. Es war grausam. Auch wenn die Leiche nicht mehr dort lag, konnte man dennoch genau die Stelle erkennen, an der David gestorben ist. Die Abdrücke hörten dort schlagartig auf.
Kopfschüttelnd drehte sich Harry wieder um und besah sich den Rest des Hauses. Jeder Fleck könnte Hinweise enthalten, doch alles schien normal. Am Zimmer der gerade einmal siebenjährigen Lucy, der verschwundenen Tochter, stoppte er noch einmal. Thompson meinte, sie habe die nach Hilfe rufende Nachricht verschickt. Ein Kind, ging es Harry durch den Kopf. Er selbst würde bald Vater werden. Wie konnte jemand ein unschuldiges Kind bedrohen? Es töten, wie es bei Liam der Fall war und wer weiß schon, was mit Lucy geschehen war?
Die rosaroten Wände und das für eine Siebenjährige viel zu große Himmelbett vielen Harry als erstes in die Augen. Wie eine Prinzessin, dachte Harry und musste unweigerlich lächelnd. Er hatte Fotos von ihr gesehen: Blonde Locken und eine kleine Stupsnase. Doch sie war nicht hier.
Harry stutzte als er ein handgebundenes Buch unter dem Einhornkissen hervorblitzen sah. Vielleicht hatten die Kollegen es in der ganzen Aufregung nicht gesehen? Die Schubladen waren zwar durchwühlt worden und die Regale ausgeräumt, aber das muss ihnen entgangen sein.
Ihm wurde ganz kribbelig zu Mute als er es in die Hand nahm. Lucy konnte schon schreiben, war das ihr Tagebuch? Waren dort Hinweise auf etwas, das in letzter Zeit vielleicht anders gewesen war? Er öffnete es noch nicht und steckte es erst einmal sicher in seine Tasche, um es später mit allen Kollegen zusammen zu begutachten. So waren die Vorschriften und er hatte nicht vor, sich seinen Fall schon so früh zu versauen.
Ginny war nicht mehr da, als Harry am Abend nach Hause kam. Nur eine Nachricht auf dem Küchentisch hatte sie ihm hinterlassen:
Komm bitte schnell zum Fuchsbau. Es ist etwas passiert.
Ich stell übrigens auch nur ab mindestens einem Kommi ein neues Kapitel hoch^^.
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Kapitel 2
Der erste Schritt ist getan. Der Erste von Vielen.
Sollen sie jetzt noch unbeschwert Lachen und sich um ihren belanglosen Alltag kümmern – Es wird nicht mehr lange dauern und sie werden sich vor Angst und Panik winden.
Gebannte Stille umschloss den Raum. Man konnte das Knittern von Papier hören als Thompson in seiner hellbraunen Aktentasche wühlte. Schließlich holte er ein paar Fotos heraus und pinnte sie an die Wand, doch sein massiger Körper verdeckte Harry die Sicht. Jeder reckte sich um einen kurzen Blick darauf werfen zu können, musste sich aber nach einigen Versuchen eingestehen, dass sie keine Chance hatten ehe Thompson wollte, dass sie die Bilder sehen.
Er zückte seinen Zauberstab murmelte: „Engorgio“ und endlich konnte jeder einen Blick auf die nun vergrößerten Aufnahmen werfen.
Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich wehren würden. Den Zauberstab gegen die eigene Tochter wenden und brutale Flüche abfeuern würden. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt.
Sie müssen Verdacht geschöpft haben, diese elenden Schlammblüter und Blutsverräter waren zu gut vorbereitet! Doch all das hat ihnen nichts genützt. Nicht das Geringste.
Und trotzdem musste ich mehr Acht geben. Die Auroren waren verständigt – das schränkte meine Zeit ein. Wie viel mir wohl noch blieb? Es könnte gefährlich werden…
Aber wie dem auch sei, dies ist unter dem Zeichen meines Meisters geschehen und jeder sollte es wissen. Nun, zumindest Einige.
Es war eine sternenklare Nacht, wundervoll.
„Morsmordre“, schrie ich in die friedliche Stille hinein und der grünschimmernde Totenkopf aus dem sich die mächtige Schlange windet erschien über dem kleinen Landhaus und erleuchtete das ganze Gelände. Wie lange hatte ich das Dunkle Mal nicht mehr gesehen? – Es ist so schön.
Harry zog scharf die Luft ein als er das Foto von dem Haus, worüber das Dunkle Mal schwebte, betrachtete. Es war ohne Zweifel das Zeichen Voldemorts; er würde es überall und jederzeit wiedererkennen. Zu viele schmerzhafte Erinnerungen hingen daran.
Doch als er sich seine vier Kollegen ansah, schien wenig Erstaunen in ihren Gesichtern zu sein. Es waren die Männer, die mit Thompson zum Haus der Johnsons aufgebrochen waren und es aus nächster Nähe gesehen hatten. Sie alle betrachteten Harry interessiert, so als ob sie nur darauf warteten, dass er Anzeichen von Schwäche machte und zeigte, dass er diesem Fall nicht gewachsen war. Aber Harry blieb standhaft und schluckte den Schock hinunter. Jetzt wurde ihm auch klar, weshalb er und Ron ausgewählt wurden, sie hatten all dies schon einmal erlebt. Das hatten sie den Anderen voraus.
„Nun, Potter. Was denken Sie?“, fragte ein schlanker Mann mit grauem Haar und einer großen Lesebrille auf der Nase herausfordernd. Howard Ford, der „kluge Kopf“ unter den Auroren, war für die Planung und Vorbereitung von verschiedensten Missionen zuständig. Trotz seiner fehlenden Praxisarbeit war er ein sehr beliebter und geachteter Mann im Ministerium, der keine Fehler, seien es seine eigenen oder die von anderen, zuließ. Ein Perfektionist wie er im Buche steht und er und andere hoch geschätzte Kollegen, wollten Harrys Meinung hören.
„Ähm – na ja“, stotterte er und fuhr sich mit der Hand durch das rabenschwarze Haar. „Das – ähh, ist das Dunkle Mal…“ Wie peinlich, dachte er und seine Wangen färbten sich in kürzester Zeit purpurrot. Ein unangenehmes Schweigen herrschte und Harrys Hoffnung, dass jemand anders das Wort ergreifen würde blieb unverwirklicht. Es wurde von ihm erwartet seine Überlegungen zu äußern. Das war seine Feuerprobe.
„Wahrscheinlich handelt es sich um einen Trittbrettfahrer“, sagte er und sah sich die Gesichter der anderen Männer an. Thompson nickte ihm stumm zu und machte ihm Mut, weiterzusprechen. „Einem Einzelnen, vielleicht sogar einer kleinen Gruppe von Zauberern, die die Ideen von einer ausschließlich Reinblütigen Gesellschaft vertreten.“
„Und wie würden sie sich ein Profil der Täter – ich bin mir sicher es handelt sich um mehrere Personen, bei diesem Ausmaß der Tat – vorstellen?“, fragte Mr. Ford weiter.
Die Nervosität kam wieder zurück. Wieder ein Fettnäpfchen. Wie hätte es ein Einzelner sein können?
„Ziemlich jung, würde ich sagen. Sie haben den zweiten Krieg wahrscheinlich gerade mal als Kinder mitbekommen. Ehemalige Todesser würden es wohl kaum sein. Die meisten von ihnen sitzen in Askaban oder haben den Kuss bekommen und die Übrigen, die, bei denen wir die Schuld nicht beweisen konnten, die hätten sich schlauer angestellt.“
Einstimmiges Nicken ging durch den Raum und Harry atmete erleichtert aus. Es schien, er würde nun als Kollege in diesem Fall akzeptiert werden. Aber wo bei Merlins Barte war Ron?
Das Grundstück war fast verlassen als Harry am späten Nachmittag dort ankam und sich selbst ein Bild vom Tatort machte. Nur am Außenzaun patrouillierten zwei Auroren und bewachten das Gelände. Harry kannte sie nicht gut, nur vom Sehen und ein paar höflichen Worten im Aufzug. Er schenkte ihnen nicht weiter Beachtung und betrat das Haus.
Bis auf die Leichen, die nun im Bestattungsunternehmen auf die Beisetzung warteten, war noch alles an Ort und Stelle geblieben. Eine Hauswand war weggesprengt worden und abertausende Splitter und Schuttklumpen zierten den früher mal bestimmt gemütlich aussehenden Wohnzimmerteppich in dem ein großes Brandloch zu sehen war. Auch das Mobiliar war nicht verschont geblieben. In jeder Ecke fand man größere Holzstücke die vielleicht zu einem hübschen Esstisch oder einem antiken Regal gehört haben, nun waren sie ein Fall für die Müllabfuhr.
Harry erinnerte sich an die vielen Bilder, die Thompson ihnen später noch gezeigt hat. Auf ihnen waren die Zimmer komplett unverändert abgebildet und er kam nicht umhin, die Gesichter der Opfer vor seinem geistigen Auge abzuspielen. Die Augen der Frau, die bestimmt einmal eine freundliche und liebende Mutter gewesen war, waren weit aufgerissen und spiegelten die Angst in den letzten Momenten ihres Lebens wieder. Das Gesicht von Mr. Johnson hingegen, war mit Blut überzogen und verunstaltet gewesen. Man konnte kaum noch die Züge darin erkennen und doch wurde Harry das Gefühl nicht los, den Mann irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Aber das behielt er lieber für sich.
Tief durchatmend machte er sich auf den Weg in das Kinderzimmer, indem der kleine Liam friedlich geschlafen hatte, ehe ihn ein viel zu früher Tod ereilte.
Hier sah es ganz anders aus als im Wohnzimmer. Kein Kampf, kein Chaos.
An der himmelblauen Wand zeichneten sich die Stellen, an denen bis zum damaligen Tage noch Fotos von der Familie und von Freunden klebten, deutlich sichtbar ab. Sie mussten vom Ministerium als Beweise und Informationen beschlagnahmt werden. Es kam Harry so vor, als hätten sie damit auch das letzte Lachen aus dem Zimmer genommen.
Betrübt schloss Harry die Tür hinter sich und ging in das letzte Zimmer, in dem eine Leiche gefunden wurde. Er hatte nie ein freundschaftliches Verhältnis zu David Martello gehabt. Ehrlich gesagt, hatte Harry ihn mit seiner grimmigen Art nie wirklich gemocht. Und doch erschreckte es ihn, dass selbst ein erfahrener Auror mir-nichts-dir-nichts getötet werden konnte. Wahrscheinlich ein Angriff aus dem Hinterhalt, dachte sich Harry, denn es hatte keine Anzeichen für einen Kampf gegeben.
Die Johnsons waren wohlhabende Zauberer gewesen. Ein großes Haus, ein schicker Garten und sogar einen eigenen Empfangsraum für geladene oder unangekündigte Gäste, die per Flohnetzwerk anreisten. In diesem Raum stand Harry jetzt.
Nur die rußigen Fußabdrücke auf dem weichen Teppich zeigten, dass jemand den Kamin in letzter Zeit benutzt hatte. Es war grausam. Auch wenn die Leiche nicht mehr dort lag, konnte man dennoch genau die Stelle erkennen, an der David gestorben ist. Die Abdrücke hörten dort schlagartig auf.
Kopfschüttelnd drehte sich Harry wieder um und besah sich den Rest des Hauses. Jeder Fleck könnte Hinweise enthalten, doch alles schien normal. Am Zimmer der gerade einmal siebenjährigen Lucy, der verschwundenen Tochter, stoppte er noch einmal. Thompson meinte, sie habe die nach Hilfe rufende Nachricht verschickt. Ein Kind, ging es Harry durch den Kopf. Er selbst würde bald Vater werden. Wie konnte jemand ein unschuldiges Kind bedrohen? Es töten, wie es bei Liam der Fall war und wer weiß schon, was mit Lucy geschehen war?
Die rosaroten Wände und das für eine Siebenjährige viel zu große Himmelbett vielen Harry als erstes in die Augen. Wie eine Prinzessin, dachte Harry und musste unweigerlich lächelnd. Er hatte Fotos von ihr gesehen: Blonde Locken und eine kleine Stupsnase. Doch sie war nicht hier.
Harry stutzte als er ein handgebundenes Buch unter dem Einhornkissen hervorblitzen sah. Vielleicht hatten die Kollegen es in der ganzen Aufregung nicht gesehen? Die Schubladen waren zwar durchwühlt worden und die Regale ausgeräumt, aber das muss ihnen entgangen sein.
Ihm wurde ganz kribbelig zu Mute als er es in die Hand nahm. Lucy konnte schon schreiben, war das ihr Tagebuch? Waren dort Hinweise auf etwas, das in letzter Zeit vielleicht anders gewesen war? Er öffnete es noch nicht und steckte es erst einmal sicher in seine Tasche, um es später mit allen Kollegen zusammen zu begutachten. So waren die Vorschriften und er hatte nicht vor, sich seinen Fall schon so früh zu versauen.
Ginny war nicht mehr da, als Harry am Abend nach Hause kam. Nur eine Nachricht auf dem Küchentisch hatte sie ihm hinterlassen:
Komm bitte schnell zum Fuchsbau. Es ist etwas passiert.
Egal, Hauptsache es glitzert!
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Re: Teufelskind
Jetzt kommt ein neues!^^
Kapitel 3
Der Fuchsbau war alles andere als leer als Harry dort ankam. Er sah viele bekannte Gesichter, hauptsächlich mit flammend roten Haaren. Und doch schien es noch voller und noch gedrängter zu sein als es bei einer üblichen Familienfeier eh schon war. Jedoch, jetzt wo Harry es sich genau ansah, so wirklich in Feierlaune schien keiner. Noch nicht mal eine stürmische Umarmung von Mrs Weasley hatte er bekommen und das war doch sonst immer der Fall gewesen.
Niemand schien Harry groß zu beachten. Ein paar Leute nickten ihm kurz zu, wenn er ihren Blick einfing, aber das war auch schon alles. Verwirrt tippte er Bill auf die Schulter, der gerade etwas unschlüssig neben der Küchentür herumstand, nicht sicher ob er hineingehen sollte oder nicht.
„Hey, Bill!“, rief Harry fröhlich und kam auf ihn zu. Dieser drehte sich überrascht zu Harry um und versuchte es auch mit einem höflichen Lächeln, doch ganz wollte es wohl nicht klappen und sah eher gequält als alles andere aus. „Was ist denn hier los? Ginny meinte, es sei irgendetwas passiert.“ Mit einer ausschweifenden Handbewegung und einem Grinsen auf den Lippen, zog Harry das Ganze ein wenig ins Lächerliche und Bills Mimik verdüsterte sich.
„Es ist tatsächlich irgendetwas passiert“, sagte er und betonte die letzten beiden Wörter besonders stark. „Du hast wahrscheinlich so wie Ron schon auf der Arbeit davon gehört, deshalb wundert es mich etwas, dass du trotzdem Witze darüber machen kannst, Harry. Das ist etwas gefühllos, meinst du nicht?“
Jetzt wurde Harry stutzig und bekam ein ungutes Gefühl im Magen. Spielte Bill etwa auf den Johnson-Mord an?
Die Straßen Muggel - Londons waren auch nachts nicht verlassen. Überall blinkten helle Lichter und erhellten die Stadt. Ein neuer Tiefpunkt, würde ich sagen.
Ich, in dieser schrecklichen Gestalt umringt von hunderten, dreckigen Muggeln auf den Weg zu einem Treffen mit einem alten Bekannten, der im Endeffekt auch nur ein Verräter war. Ich hatte ihm geschrieben, dass er mich vielleicht nicht gleich erkennen wird. Ich hatte Recht.
Der weite, schwarze Umhang verdeckte meinen Körper und mein Gesicht so gut wie es ging. Ich wurde zwar von neugierigen Blicken verfolgt, aber erkennen konnte keiner etwas und so begnügten sie sich mit der Tatsache, dass ein kleinwüchsiger Knäul aus schwarzem Samt in eine dunkle Gasse abbog. Ich konnte sein leuchtendes Haar und seine helle Haut schon von weitem erkennen. Er war gealtert, keine Frage. Seine Gesichtszüge wirkten markanter und er war etwas breiter geworden. Und doch wirkte er wie ein kleines, unsicheres Kind wie er dort so stand. Ängstlich und in sich zusammengezogen. Peinlich.
Angelina saß zusammengekauert auf einem Küchenstuhl und weinte bitterlich. Ihre Augen waren rot geschwollen und ihre dunkle Haut sah krankhaft blass aus an diesem Tag. An ihrer Seite hockte George und hielt ihr die Hand. Immer wieder flüsterte er ihr beruhigende Worte zu, doch diese brachten sie meistens noch mehr zum Schluchzen. Auch Mrs Weasley, die etwas in die Jahre gekommen war, flitzte um Angelina herum und gab ihr alles, was sie auch nur im Entferntesten brauchen könnte.
„Mein einziger Bruder“, wisperte sie. „E – es darf einfach ni – icht war sein…“
Harry hatte selten ein so herzergreifendes Bild gesehen. Auch George hatte Tränen in den Augen. Sei es, weil es ihn an Fred’s Verlust erinnerte oder weil er seine geliebte Frau nicht leiden sehen konnte.
Harry wollte etwas sagen, ihr sein Beileid ausdrücken, doch ihm fielen nicht die richtigen Worte ein und er schloss seinen Mund stumm wieder. Er kam sich falsch hier vor und musste sich dunkel an Thompson’s Worte erinnern, die er ihm kurz vor der Hausbesichtigung mit auf den Weg gegeben hatte: Lass es nicht zu sehr an dich ran. Sieh sie nicht als Menschen. Es sind Zahlen und Fakten auf Papier, die wir ordnen müssen. Mehr nicht.
Doch diese Regel hat eine Schwachstelle. Nämlich jene, die zu Tage kommt, wenn die Opfer deine Familie betreffen. Harry drehte sich um und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Größte Diskretion gegenüber der Presse, dem Volk und sogar gegenüber eurer Familien und Freunden schwirrte es Harry im Kopf herum. Wie sollte er das nur hinbekommen?
Er setzte sich auf das alte Stoffsofa und goss sich ein Glas Feuerwhiskey ein. Aus dem netten Familienessen würde dann wohl nichts werden.
Die Flüssigkeit brannte, als sie Harrys Kehle hinunterlief und doch gab sie ihm ein wohliges Gefühl nach einem harten Tag und einem noch härteren Abend.
„Schon komisch“, hörte er eine Stimme neben sich sagen. Erschrocken fuhr er herum und sah Ron, wie auch er sich einschenkte und angewidert zusammenzuckte, als der Whiskey seine Lippen berührte. Seufzend stellte er das Glas ab und schüttelte lachend den Kopf bevor er weitersprach: „Man hat immer Gedacht jetzt, wo der Krieg vorbei ist, würden keine schlimmen Sachen mehr passieren. Und dann kommt sowas.“ Er genehmigte sich noch einen Schluck und lachte wieder dieses freudlose, verzweifelte Lachen.
„Was hast du ihnen alles erzählt?“, fragte Harry forsch. Auch er fühlte sich schlecht, doch er konnte Rons Trauer nur bis zu einem bestimmten Punkt nachvollziehen. „Du hattest kein Recht dazu. Uns wurde es ausdrücklich verboten irgendjemandem etwas zu erzählen und bestimmt nicht gleich auf direktem Wege der ganzen Familie des Opfers. Das war nicht sehr professionell von dir.“
„Professionell?!“, entgegnete Ron und ein zorniges Funkeln erfüllte seine übermüdeten Augen. „Professionell?! Das ist unsere Familie, Harry, da verhält man sich nicht professionell! “ Seine Stimme wurde immer lauter und Percy und Arthur, die sich angeregt unterhalten hatten, sahen die Beiden mit fragendem Blick an.
„Ron“, versuchte Harry ihn zu beruhigen, doch auch in seiner Stimme schwang Wut mit. „Das ist eine wirklich ernste Angelegenheit und unsere Familie ist ja nun wirklich alles andere als klein. Thompson hat gesagt –“
„ – Ist mir egal, was Thompson gesagt hat!“, schrie Ron ihn an und stand energisch auf. „Ist dir dieser miese Job etwa wichtiger, als deine Familie? Sie dir Angelina an. Stell dir vor, das wärst du!“
Nun war es zu spät. Sie hatten es wirklich geschafft, bei einer trostspendenden Familienzusammenkunft, die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Selbst Angelina, die weinend in Georges Armen lag, hatte aufgesehen und starrte die beiden an. Es war eine der peinlichsten Situationen in Harrys Leben und ihm fiel keine Möglichkeit ein, sich da herauszuwinden.
Ginny‘s schriller Schrei durchbrach schließlich die Stille und Harry stockte der Atem, als sie ansah. Etwas Feuchtes lief ihr am Bein herunter und unter ihr hatte sich eine Pfütze gebildet. Unter leisem Keuchen sprach sie: „Meine Fruchtblase ist geplatzt“
Müde saß Howard Ford an seinem Schreibtisch und durchblätterte zum gefühlt hundertsten Mal das rosarote Tagebuch mit den selbst aufgeklebten Sternen darauf. Die Kollegen hatten es aufgegeben, etwas Wertvolles und Brauchbares darin zu finden, aber Howard war sich sicher, irgendetwas musste hier drinstehen. Etwas, dass sie zu Lucy führen könnte.
Die kritzelige und schwer lesbare Handschrift der Siebenjährigen war ihm nun schon mehr als vertraut und die anfänglichen Schwierigkeiten, etwas darin entziffern zu können, waren auch schon längst vergangen. Der Rand der Blätter war an vielen Stellen mit Blumenranken verziert worden. Lucy liebte Blumen, das hatte sie auf so gut wie jeder Seite erwähnt. Sie liebte es Blumen zu riechen, sie liebte die kunterbunten Farben und höchstwahrscheinlich zum Missfallen der Eltern, liebte sie den Geschmack von Orchideen und hatte manchmal welche in das Essen von Mama gemogelt. „Kinder“, seufzte Howard. „Auf was für Ideen die doch immer kommen“
Das Bild von Lucy Johnson nahm für Howard immer mehr Gestalt an und er hoffte inständig, sie möge noch leben.
Kapitel 3
Der Fuchsbau war alles andere als leer als Harry dort ankam. Er sah viele bekannte Gesichter, hauptsächlich mit flammend roten Haaren. Und doch schien es noch voller und noch gedrängter zu sein als es bei einer üblichen Familienfeier eh schon war. Jedoch, jetzt wo Harry es sich genau ansah, so wirklich in Feierlaune schien keiner. Noch nicht mal eine stürmische Umarmung von Mrs Weasley hatte er bekommen und das war doch sonst immer der Fall gewesen.
Niemand schien Harry groß zu beachten. Ein paar Leute nickten ihm kurz zu, wenn er ihren Blick einfing, aber das war auch schon alles. Verwirrt tippte er Bill auf die Schulter, der gerade etwas unschlüssig neben der Küchentür herumstand, nicht sicher ob er hineingehen sollte oder nicht.
„Hey, Bill!“, rief Harry fröhlich und kam auf ihn zu. Dieser drehte sich überrascht zu Harry um und versuchte es auch mit einem höflichen Lächeln, doch ganz wollte es wohl nicht klappen und sah eher gequält als alles andere aus. „Was ist denn hier los? Ginny meinte, es sei irgendetwas passiert.“ Mit einer ausschweifenden Handbewegung und einem Grinsen auf den Lippen, zog Harry das Ganze ein wenig ins Lächerliche und Bills Mimik verdüsterte sich.
„Es ist tatsächlich irgendetwas passiert“, sagte er und betonte die letzten beiden Wörter besonders stark. „Du hast wahrscheinlich so wie Ron schon auf der Arbeit davon gehört, deshalb wundert es mich etwas, dass du trotzdem Witze darüber machen kannst, Harry. Das ist etwas gefühllos, meinst du nicht?“
Jetzt wurde Harry stutzig und bekam ein ungutes Gefühl im Magen. Spielte Bill etwa auf den Johnson-Mord an?
Die Straßen Muggel - Londons waren auch nachts nicht verlassen. Überall blinkten helle Lichter und erhellten die Stadt. Ein neuer Tiefpunkt, würde ich sagen.
Ich, in dieser schrecklichen Gestalt umringt von hunderten, dreckigen Muggeln auf den Weg zu einem Treffen mit einem alten Bekannten, der im Endeffekt auch nur ein Verräter war. Ich hatte ihm geschrieben, dass er mich vielleicht nicht gleich erkennen wird. Ich hatte Recht.
Der weite, schwarze Umhang verdeckte meinen Körper und mein Gesicht so gut wie es ging. Ich wurde zwar von neugierigen Blicken verfolgt, aber erkennen konnte keiner etwas und so begnügten sie sich mit der Tatsache, dass ein kleinwüchsiger Knäul aus schwarzem Samt in eine dunkle Gasse abbog. Ich konnte sein leuchtendes Haar und seine helle Haut schon von weitem erkennen. Er war gealtert, keine Frage. Seine Gesichtszüge wirkten markanter und er war etwas breiter geworden. Und doch wirkte er wie ein kleines, unsicheres Kind wie er dort so stand. Ängstlich und in sich zusammengezogen. Peinlich.
Angelina saß zusammengekauert auf einem Küchenstuhl und weinte bitterlich. Ihre Augen waren rot geschwollen und ihre dunkle Haut sah krankhaft blass aus an diesem Tag. An ihrer Seite hockte George und hielt ihr die Hand. Immer wieder flüsterte er ihr beruhigende Worte zu, doch diese brachten sie meistens noch mehr zum Schluchzen. Auch Mrs Weasley, die etwas in die Jahre gekommen war, flitzte um Angelina herum und gab ihr alles, was sie auch nur im Entferntesten brauchen könnte.
„Mein einziger Bruder“, wisperte sie. „E – es darf einfach ni – icht war sein…“
Harry hatte selten ein so herzergreifendes Bild gesehen. Auch George hatte Tränen in den Augen. Sei es, weil es ihn an Fred’s Verlust erinnerte oder weil er seine geliebte Frau nicht leiden sehen konnte.
Harry wollte etwas sagen, ihr sein Beileid ausdrücken, doch ihm fielen nicht die richtigen Worte ein und er schloss seinen Mund stumm wieder. Er kam sich falsch hier vor und musste sich dunkel an Thompson’s Worte erinnern, die er ihm kurz vor der Hausbesichtigung mit auf den Weg gegeben hatte: Lass es nicht zu sehr an dich ran. Sieh sie nicht als Menschen. Es sind Zahlen und Fakten auf Papier, die wir ordnen müssen. Mehr nicht.
Doch diese Regel hat eine Schwachstelle. Nämlich jene, die zu Tage kommt, wenn die Opfer deine Familie betreffen. Harry drehte sich um und ging wieder zurück ins Wohnzimmer. Größte Diskretion gegenüber der Presse, dem Volk und sogar gegenüber eurer Familien und Freunden schwirrte es Harry im Kopf herum. Wie sollte er das nur hinbekommen?
Er setzte sich auf das alte Stoffsofa und goss sich ein Glas Feuerwhiskey ein. Aus dem netten Familienessen würde dann wohl nichts werden.
Die Flüssigkeit brannte, als sie Harrys Kehle hinunterlief und doch gab sie ihm ein wohliges Gefühl nach einem harten Tag und einem noch härteren Abend.
„Schon komisch“, hörte er eine Stimme neben sich sagen. Erschrocken fuhr er herum und sah Ron, wie auch er sich einschenkte und angewidert zusammenzuckte, als der Whiskey seine Lippen berührte. Seufzend stellte er das Glas ab und schüttelte lachend den Kopf bevor er weitersprach: „Man hat immer Gedacht jetzt, wo der Krieg vorbei ist, würden keine schlimmen Sachen mehr passieren. Und dann kommt sowas.“ Er genehmigte sich noch einen Schluck und lachte wieder dieses freudlose, verzweifelte Lachen.
„Was hast du ihnen alles erzählt?“, fragte Harry forsch. Auch er fühlte sich schlecht, doch er konnte Rons Trauer nur bis zu einem bestimmten Punkt nachvollziehen. „Du hattest kein Recht dazu. Uns wurde es ausdrücklich verboten irgendjemandem etwas zu erzählen und bestimmt nicht gleich auf direktem Wege der ganzen Familie des Opfers. Das war nicht sehr professionell von dir.“
„Professionell?!“, entgegnete Ron und ein zorniges Funkeln erfüllte seine übermüdeten Augen. „Professionell?! Das ist unsere Familie, Harry, da verhält man sich nicht professionell! “ Seine Stimme wurde immer lauter und Percy und Arthur, die sich angeregt unterhalten hatten, sahen die Beiden mit fragendem Blick an.
„Ron“, versuchte Harry ihn zu beruhigen, doch auch in seiner Stimme schwang Wut mit. „Das ist eine wirklich ernste Angelegenheit und unsere Familie ist ja nun wirklich alles andere als klein. Thompson hat gesagt –“
„ – Ist mir egal, was Thompson gesagt hat!“, schrie Ron ihn an und stand energisch auf. „Ist dir dieser miese Job etwa wichtiger, als deine Familie? Sie dir Angelina an. Stell dir vor, das wärst du!“
Nun war es zu spät. Sie hatten es wirklich geschafft, bei einer trostspendenden Familienzusammenkunft, die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Selbst Angelina, die weinend in Georges Armen lag, hatte aufgesehen und starrte die beiden an. Es war eine der peinlichsten Situationen in Harrys Leben und ihm fiel keine Möglichkeit ein, sich da herauszuwinden.
Ginny‘s schriller Schrei durchbrach schließlich die Stille und Harry stockte der Atem, als sie ansah. Etwas Feuchtes lief ihr am Bein herunter und unter ihr hatte sich eine Pfütze gebildet. Unter leisem Keuchen sprach sie: „Meine Fruchtblase ist geplatzt“
Müde saß Howard Ford an seinem Schreibtisch und durchblätterte zum gefühlt hundertsten Mal das rosarote Tagebuch mit den selbst aufgeklebten Sternen darauf. Die Kollegen hatten es aufgegeben, etwas Wertvolles und Brauchbares darin zu finden, aber Howard war sich sicher, irgendetwas musste hier drinstehen. Etwas, dass sie zu Lucy führen könnte.
Die kritzelige und schwer lesbare Handschrift der Siebenjährigen war ihm nun schon mehr als vertraut und die anfänglichen Schwierigkeiten, etwas darin entziffern zu können, waren auch schon längst vergangen. Der Rand der Blätter war an vielen Stellen mit Blumenranken verziert worden. Lucy liebte Blumen, das hatte sie auf so gut wie jeder Seite erwähnt. Sie liebte es Blumen zu riechen, sie liebte die kunterbunten Farben und höchstwahrscheinlich zum Missfallen der Eltern, liebte sie den Geschmack von Orchideen und hatte manchmal welche in das Essen von Mama gemogelt. „Kinder“, seufzte Howard. „Auf was für Ideen die doch immer kommen“
Das Bild von Lucy Johnson nahm für Howard immer mehr Gestalt an und er hoffte inständig, sie möge noch leben.
Egal, Hauptsache es glitzert!
[Ich heiße bei Zauberhogwarts: Alexa ohne Punkt]
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