Mondsüchtig - Kapitel 18 (1. Mai 2011)

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Phoeliz
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Mondsüchtig - Kapitel 18 (1. Mai 2011)

Beitrag von Phoeliz »

Ja, ich wollte auch mal eine FF on stellen und da ich momentan genug Zeit zum schreiben habe, passt es ja. ^^
Ich hatte die Idee erst kürzlich und weiß noch nicht so genau, wie es sich entwickeln wird, also lassen wir uns überraschen. :wink:


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1. Kapitel - Fehlstart

"Felice, Felice", eine leises Flüstern drang in mein Ohr. Mein Körper wurde leicht hin und her gerüttelt. Es brauchte einen Moment bis ich die Hand auf meiner Schulter spürte. Sie war es, die mich etwas unsanft schüttelte. Sie musste wohl zu der gleichen Person gehören, deren eindringliche Stimme ich nun immer deutlicher hören konnte: "Felice, Felice! Wach' auf!"
Ein lauter Knall in meinem Ohr riss mich endgültig aus meinem Schlaf. Ich schreckte vom Tisch hoch, auf dem ich soeben noch meine Kopf liegen hatte und rieb mein linkes Ohr. Es hatte zu pochen begonnen und fühlte sich an, als hätte mir jemand in mein Trommelfell geschnitten. Ich biss die Zähne zusammen, um mein Gesicht nicht vor Schmerz zu verziehen. In den letzten Wochen war ich ziemlich schmerzempfindlich geworden und das war nur eine von vielen Veränderungen, die mich derzeit beunruhigten.
Doch ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im gleichen Moment wurde ich mir des Grundes für meine unsanfte Weckung bewusst. Er stand vor mir in Form einer großgewachsenen, älteren Frau in schwarzem Umhang, die ihre dunklen Haare unter dem gleichfarbigen Hut zu einem festen Knoten gebunden hatte und mich mit strengem Blick fixierte.
"Zu Gütig, dass Sie uns endlich mit Ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit beehren, Miss Parker", in Professor McGonnagals Stimme schwang die Gleiche Missbilligung, die sich in ihrem Gesicht zeigte. Ich schluckte. Wenn sie einen Schüler so ansah, schrumpfte derjenige immer in sich zusammen und das war auch in meinem Fall nicht anders. "Zehn Punkte von Gryffindor für dieses unangebrachte Verhalten", sagte sie knapp und als sie meinen empörten Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: "Ich hoffe, dass hält Sie davon ab, weiteren Unterricht schon am Anfang vom Schuljahr zu verschlafen, sonst werden es noch ein paar Punkte mehr und dazu noch eine ordentliche Strafarbeit."
Während sie zurück zum Pult schritt, ging ein aufgebrachtes Raunen durch die Reihen der Gryffindors. Mit einem unwohlen Schuldgefühl versteckte ich mich hinter meinem Buch für Verwandlungen. Das neue Schuljahr hatte gerade erst heute begonnen und ich hatte meinem Haus schon Punkte gekostet – und vermutlich auch noch die ersten überhaupt. Meine Sitznachbarin und beste Freundin Ginny klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken, sah mich jedoch nicht an. Wahrscheinlich gefiel es ihr auch nicht sonderlich, dass ich so früh schon Punkte verloren hatte, aber sie wollte es mir als meine Freundin nicht vorwerfen.
Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, mich wach zu halten und den Eindruck zu erwecken, dass ich dem Unterricht folgte. Es war gar nicht so einfach, weil ich aus einem mir unerklärlichen Grund wirklich müde war, aber irgendwann war die Stunde schließlich um.
Ich benötigte zufällig mehr Zeit als der Rest der Klasse, um meine Sachen zusammen zu packen. So konnte ich den Vorwürfen meiner Hauskameraden fürs Erste entgehen, doch ich fing mir beim Verlassen des Klassenzimmers einen weiteren mahnenden Blick von Professor McGonnagal ein.
"Sag' mal, was ist denn mit dir los?", Ginny hatte auf dem Gang auf mich gewartet und wir machten uns jetzt gemeinsam auf den Weg in die Große Halle zum Abendessen.
"Ich weiß auch nicht", antwortete ich, während wir eine Abkürzung über zwei Stockwerke nahmen. "Ich bin zurzeit einfach nur so todmüde. Ich kann auch nichts dafür. Ich hab' die letzten Nächte einfach schlecht geschlafen."
"Es ist bald Vollmond", meinte Ginny und schob den Wandteppich zur Seite, der uns den Weg in den ersten Stock versperrte. "Viele Leute schlafen da schlecht."
Ich überlegte einen Moment. "Das ist aber schon seltsam. Ich hatte bis jetzt noch nie Schlafprobleme bei Vollmond", sagte ich schließlich, als wir die Mamortreppe erreichten, die in die Eingangshalle führte.
Ginny zuckte nur mit den Schultern: "Kann ja sein. Ich bin mir sicher, nicht jeder hat das von Geburt an. Und vielleicht bist du einfach zu gestresst, weil jetzt die Schule wieder anfängt und wir am Ende des Jahres unsere Z.A.G.s ablegen müssen. Da wärst du sicher nicht die erste, die jetzt schon Panik davor hat." Sie grinste mich an und auch ich kam um ein leichtes Lächeln nicht herum. Vielleicht hatte sie ja Recht und es war alles nur halb so schlimm.
Am Eingang der Großen Halle blieben wir für einen Moment stehen und Ginny überblickte kurz den Gryffindortisch. "Lass uns zu meinem Bruder sitzen", schlug sie vor, als sie Ron und seine Freunde entdeckt hatte. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden und so gesellten wir uns zu dem Trio, das neben Ron noch aus Hermine Granger und Harry Potter bestand – dem Harry Potter, der inzwischen vom Tagespropheten als "Der Auserwählte" bezeichnet wurde. Ich kannte ihn, denn ich war im letzten Schuljahr Mitglied der von ihm geleiteten DA gewesen. Damals war er noch als Lügner bezeichnet worden, weil niemand wahrhaben wollte, dass Lord Voldemort zurückgekehrt war. Doch jetzt hatte sich das Blatt gewendet: Die Rückkehr des besagten Lords war nun unbestreitbar und plötzlich sahen alle wieder ihren Helden in Harry.
Wie ich jedoch feststellte, hatte er ganz andere Dinge im Kopf: Als Ginny und ich zu ihm und seinen Freunden an den Tisch kamen, diskutierte er mit Hermine gerade über irgendein ominöses Buch.
"Moment mal", schaltete sich Ginny gleich in das Gespräch ein und unterbrach dabei Ron, der bei seinem Versuch Hermine zu besänftigen etwas abschweifte. "Hab ich das richtig gehört?", fuhr Ginny fort, "Du befolgst Anweisungen von etwas, das jemand in ein Buch geschrieben hat, Harry?" Aus irgendeinem Grund schien noch wütender als Hermine zu sein.
"Es ist nichts", antwortete Harry und fügte dann in leiserem Ton hinzu: "Es ist nicht wie, du weißt schon, Riddles Tagebuch. Es ist nur ein altes Schulbuch, in das jemand gekritzelt hat."
Ginny erwiderte etwas, doch ich widmete mich ausschließlich meinem Essen und hörte nicht mehr zu. Ich hatte keine Lust auf eine Diskussion über irgendwelche Bücher und das, was irgendjemand mal irgendwann hinein geschrieben hatte, vor allem, wenn ich sie mit irgendetwas verglichen wurde, von dem ich offenbar nichts wusste.
"Was ist denn mit dir los?", kam die Frage, als ich dabei war, mein Teller zu leeren.
Ich blickte auf und sah mein Spiegelbild in Harrys grünen Augen. "Was soll mit mir sein?"
Er zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung, du siehst so niedergeschlagen aus."
Ich gab ein trockenes Lachen von mir, doch es war Ginny, die für mich antwortete: "Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil McGonnagal ihr schon zehn Punkte abgezogen hat."
"Echt?", fragte Ron neugierig. "Wie hast du denn das geschafft?"
Seine Schwester verdrehte die Augen, brachte es jedoch trotzdem gleich zum Punkt, wie es eben ihre Art war: "Sie ist in Verwandlung eingeschlafen."
"Nicht im Ernst", Ron gelang es nicht, sein Lachen zu unterdrücken, allerdings gab er sich auch nicht sonderlich viel Mühe. Ich wollte ihm einen entnervten, bösen Blick zuwerfen, doch er machte bereits ein empörtes Gesicht: "Aaaautsch, Hermine! Was sollte das jetzt?" Doch diese blickte ihn nur finster an und ich wurde gleich wieder von den beiden abgelenkt.
"Mach dir nichts draus", Harry schien es in diesem Moment wenig zu kümmern, dass sein bester Freund gerade von seiner besten Freundin einen Tritt ans Schienbein kassiert hatte. "Ich hab heute auch schon Nachsitzen von Snape gekriegt. Es ist ein Wunder, dass er mir nicht genüsslich 50 Punkte abgezogen hat, das würde zu dem Schleimbeutel passen."
Seine Worte ließen es mir leichter ums Herz werden und ich konnte wieder lächeln.
So, das war es erstmal. Ich freu mich über Kommis, Kritik und Anregungen. Viel Spaß beim Lesen. :D
Ach, es tut mir übrigens Leid, dass ich da so viel über Harrys aktuelle Lage geschrieben habe, das wisst ihr ja wahrscheinlich selbst. Aber ich wollte halt so ein bisschen klar machen, wie Felice da reingehört.. ^^
Zuletzt geändert von Phoeliz am 01.05.2011 02:41, insgesamt 3-mal geändert.
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Ellen
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Beitrag von Ellen »

So. Jetzt komm ich mal dazu dir Kommentare zu schreiben. :wink:
Gut, dann fang ich einfach mal an... Ich mag deinen Schreibstil und die Art, wie du die Dinge beschreibst. Obwohl mir Geschichten, in denen die Hauptfiguren vorkommen, eigentlich nicht so zusagen, glaube ich, dass mir deine FF gefallen wird - jenachdem wie sie sich entwickelt :)
Aber im Moment bin ich gespannt auf mehr und wüsste gerne, ob Felice so zum Titel steht wie ich es vermute, und ob irgendwas mit ihr und Harry passiert... ;)
Und noch was: Ich mag den ihren Namen^^
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Phoeliz
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Beitrag von Phoeliz »

Ich wusste doch, auf dich ist Verlass, Carla. (Ja, ich weiß, es macht nicht wirklich Sinn, dich mal Ellen und mal Carla zu nennen.)
Ich sag mal danke und ich hoffe, sie entwickelt sich auch nach deinem Geschmack. Ich kann es ja selbst noch nicht sagen, ich schreibe ohne wirklich zu planen, was ich schon lange mal machen wollte. Das ist irgendwie cool, da kann ich mich selbst überraschen. :D

Wie vermutest du denn, dass Felice zu dem Titel steht?
Meinst du, ob sie mondsüchtig ist? (Als "mondsüchtig" wurden früher übrigens Schlafwandler bezeichnet, falls das jemand nicht wusste. :wink:)
Ja gut, Harry ist Harry. Was ich damit sagen will?
Ich hatte jetzt nicht unbedingt vor, da was zwischen Harry und Felice anzudeuten. Aber als ich die Stelle geschrieben habe, hat sich das so entwickelt und ich dachte auch: Hoppla, da könnte sich ja was anbahnen.

Ich mag ihren Namen auch. Den hab ich aus dem Film "Amy und Jaguar". Der ist deutsch und handelt von einem lesbischen Liebespaar wärend der Nazizeit. Die eine, die sich dann Jaguar nennt, ist Jüdin und heißt eigentlich Felice. Das c wird da aber wie ein z ausgesprochen. :D
Ich hab mich in den Namen verliebt, weil man den von dem lateinischen Wort "felix = Glück" herleiten kann. Felice wäre dann der Ablativ von dem Wort und man könnte es als "mit Glück" übersetzen. Ich glaube zumindest, dass es so ist... :D

Ja, ich bin grade an dem zweiten Kapitel, aber es ist noch nicht ganz fertig.. Vielleicht schaff ich es heute noch. :D
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Ellen
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Beitrag von Ellen »

Nein, vielleicht macht es keinen Sinn. Es könnte sein dass es jemanden verwirrt. Aber lassen wir das. xD

Oh, nein, das wusste ich nicht...^^ Ich hab vermutet dass sie vielleicht unerklärlichweise über Nacht und ohne gebissen zu werden zum Werwolf geworden ist - aber da war ich wohl nicht ganz bei mir :D Vor allem, wie sollte das überhaupt gehen...? (Bin heute eh ein bisschen neben der Spur xD)

Geeenau das dachte ich. Aber sie wären sicher ein hübsches Pärchen - wenn Ginny nicht wäre...

Ich hab schon überlegt, ob sie "Felitsche" oder "Felize" ausgesprochen wird und mich dann für die letztere Variante entschieden. Und falls der Name wirklich "mit Glück" bedeutet, dann gefällt er mir noch viel mehr...
Würd mich über ein zweites Kapitel schon heute freuen, aber ich weiß nicht wie lang ich noch bleiben kann.. Mein Vater kommt alle fünf Minuten zu mir und sagt ich muss aufhören... Also, beeil dich!
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Phoeliz
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Beitrag von Phoeliz »

Warum sollte sie ein Werwolf werden, ohne gebissen worden zu sein? Geht ja auch anders. Du weißt ja noch nicht alles über sie - und ich vermutlich auch nicht. :lol:
Aber ich weiß auch nicht, ob der Zusammenhang mit dem Schlafwandeln wirklich von großer Bedeutung sein wird.. ^^

Ja gut, ist alles offen. Sie könnte genau so gut mit Neville zusammenkommen.
Das ist jetzt aber total aus der Luft gegriffen. Zumindest bis jetzt.
Ha, ich liebe es, wenn noch alles offen ist. :lol:

Du musst das aber englisch aussprechen. Ich würde es ungefähr so sagen: Felies - das e ziemlich kurz und das i langezogen und das e am Schluss ist wie so oft bei Englischen Wörtern stumm. ^^

Ja, ich hab es fertig:
2. Kapitel - Jungs und Mädchen

Auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum war Ginny ungewöhnlich still. Im fünften Stock wurde es mir dann zu viel und ich unterbrach das seltsame Schweigen zwischen uns: "Was ist, Ginny? War das Essen nicht gut, oder wieso presst du die Zähne so fest aufeinander?" Diese Frage war scherzhaft gemeint, doch sie reagierte überhaupt nicht wie erwartet.
"Haha, sehr witzig!", war ihr trockener Kommentar dazu.
Ich legte meinen Kopf schief und sah Ginny forschend von der Seite an: "Hab ich dir 'was gemacht? Oder wie kommt es, dass du so schlecht auf mich zu sprechen bist?" Sie zuckte nur mit den Achseln, was mich dazu veranlasste tief Luft zu holen. "Okay, dann muss es wirklich am Essen liegen. Ich kann mir sonst nicht erklären, wie du auf einmal so schlecht drauf sein kannst..."
Sie verdrehte die Augen: "Nein, es liegt nicht am Essen. Das Essen war vorzüglich!"
Ich schmunzelte in mich hinein, verkniff mir aber den Kommentar, der mir in anbetracht ihres wenig überzeugenden Tonfalls auf der Zunge lag. Stattdessen fiel mir ein Grund für ihre schlechte Laune eine: "Es ist doch nicht wegen Harry, oder?"
Ginny, die mir gerade noch fast davon gelaufen war, blieb abrupt stehen und drehte sich mit offenem Mund zu mir um. 'Erwischt', dachte ich, bemühte mich aber um einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck, um sie nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen. "Also Harry", sagte ich gedehnt, wobei ich mir den neckenden Unterton nicht ganz verkneifen konnte. Ich holte Luft und versuchte es noch einmal und es gelang mir ausschließlich ernst und freundschaftlich besorgt zu klingen: "Ist es wegen dieser Buchgeschichte, die ich nicht so ganz verstehe?"
"Nein", antwortete Ginny resigniert und ließ sich von mir vorwärts schieben.
Ich forschte weiter: "Du bist noch immer in ihn verliebt?" Sie biss sich auf die Unterlippe und ich deutete das als ein Ja. "Du meine Güte, wenn Dean das wüsste...", kaum hatte ich das gesagt, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Selbst in ernsten Situationen gelang es mir nicht, mein spöttisches Mundwerk zu halten. Nun war es an mir auf meine Unterlippe zu beißen, als Ginny mir einen vorwurfsvollen Blick zuwarf, der zudem sowohl wütend als auch verletzt war. Das war zu viel für mich und ich betrachtete etwas beschämt den Boden. "'tschuldigung", nuschelte ich.
Nun legte Ginny mir den Arm um die Schulter: "Ist schon okay. Es wäre nur gut", sie holte tief Luft, "wenn du Dean gegenüber nichts erwähnen würdest..."
"Keine Sorge", sagte ich, nun wieder etwas belustigt. "Der kann mich doch sowieso nicht ausstehen und redet doch nur mit mir, wenn er unbedingt muss. Da fang ich doch nicht an, ihn zuzuquatschen."
Meine beste Freundin lächelte: "Da hast du wahrscheinlich Recht. Aber sonst erzählst du es bitte auch keinem."
"Ich schweige wie ein Grab", sagte ich und zur Bekräftigung tat ich so, als würde ich einen unsichtbaren Reisverschluss an meinem Mund zuziehen.
Darauf fing Ginny an laut zu lachen: "Felice, du bist die Beste." Guter Dinge stiegen wir gemeinsam die Treppe in den siebten Stock hoch.
Als wir die letzte Stufe geschafft hatten, wurden wir von hinten angerempelt. Wir blickten zur Seite und sahen, wie Draco Malfoy hastig und ohne uns zu beachten einen Korridor entlang schritt.
"Was macht denn der hier?", fragte Ginny grimmig und in ihrem Blick lag eine gewisse Neugier.
"Ist doch egal", sagte ich unbekümmert und zog sie weiter. "Der soll machen, was er will."
Sie war jedoch noch nicht ganz überzeugt: "Irgendwas führt er im Schilde. Was sollte sonst ein Slytherin zu dieser Zeit in diesem Stock."
Ich verdrehte die Augen. "Was soll er denn schon groß machen? Vielleicht die Klos verstopfen?", fragte ich sie belustigt. "Ne, ne, vergiss den mal. Das braucht uns jetzt wirklich nicht zu kümmern." Und so zog ich Ginny vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung, weg von Draco und auf das Portrait der Fetten Dame zu.
Ich antwortete auf die gelangweilte Frage nach dem Passwort eben so tonlos und wir stiegen durch das Loch in der Wand, dass uns die Fette Dame frei gegeben hatte.
Im Gemeinschaftsraum liefen wir fast in Seamus Finnigan – und Dean Thomas, Ginnys derzeitigen festen Freund.
"Oh... hallo Dean", begrüßte ihn Ginny perplex. Die Überraschung schwang unüberhörbar in ihrer Stimme mit und ihr lächeln war etwas zu schwach um wirklich ehrlich gemeint zu sein. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wo sie mit ihren Gedanken bis gerade eben noch gewesen war.
Dean schien Ginnys schwache Begrüßung nicht aufzufallen – 'oder er hält es für ein Zeichen dafür, dass sie ihn umwerfend findet', dachte ich böse und musterte ihn kritisch. Ich wusste auch nicht genau, wieso, aber irgendwie mochte ich Dean nicht und deshalb gefiel es mir auch überhaupt nicht, dass er mit meiner besten Freundin ausging.
"Hi", sagte ich knapp und unterbrach Dean dabei Ginny anzuschmachten. Er blickte kritisch zu mir und ich verzog meinen Mund zu einem Lächeln. "Also, ich lasse euch beide dann mal allein", sagte ich süßlich. Allerdings konnte ich nicht ganz den scharfen Unterton aus meiner Stimme verbannen, doch das war mir egal. Ich schenkte Dean noch einmal einen übertrieben unschuldigen Augenaufschlag und drängte mich dann an ihm vorbei. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Ginny mir einen schiefen Blick zuwarf, doch er war nicht wütend, sondern leicht amüsiert.
Seamus, der offensichtlich auch etwas von den beiden genervt war, folgte mir: "Wie sieht es aus? Lust auf eine Runde Zauberschach?"
Ich ließ mich in einem Sessel nieder und lächelte ihn entschuldigend an – und dieses Mal war es aufrichtig: "Tut mir Leid. Ich hab schon eine ganze Menge Hausaufgaben. Die Lehrer sorgen wohl von Anfang an dafür, dass wir die Z.A.G.s nicht auf die leichter Schulter nehmen."
"Ja, ist schon hart", meinte Seamus, darum bemüht die Unterhaltung in Gang zu halten. "Aber was ist anderes zu erwarten. Die Schule kann ja nur schwerer werden."
"Mh, schon war", etwas abwesen begann ich aus meiner Tasche Federkiel, Tintenfass und Pergament zu kramen. Dazu legte ich noch mein Zauberkunstbuch, das ich für meinen Aufsatz für Professor Flitwick brauchen würde. "Wie ist es denn bei dir so? Die sechste Klasse soll ja auch kein Kaffeekränzchen sein."
"Äh ja", Seamus kam etwas ins Stottern. "Es gibt Berge von Hausaufgaben. Gott sei Dank gibt es die Freistunden, sonst würde die Zeit vorne und hinten nicht reichen... Da fällt mir ein: Ich hab auch noch ein paar Hausaufgaben übrig. Ich hol mal meine Tasche." Er sprang auf und sprintete die Treppe zu den Jungenschlafsälen hoch. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich ihm für einen Moment nachblickte. Wieso waren Jungs nur immer so unbeholfen?
Zuletzt geändert von Phoeliz am 01.05.2011 02:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Ellen
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Beitrag von Ellen »

Wie cool.
Obwohl nicht viel passiert gefällt mir das Kapitel, weil es einfach "das Leben" von den beiden beschreibt =)
Und ich bin immer noch total gespannt, wie sich das alles entwickelt... Freu mich auf das nächste Kapitel! Aber lass dir ruhig Zeit, ich weiß wie es ist, wenn man unter Druck schreibt... Ich würd dich ja nie zu was drängen...^^
Dass ich jetzt weiß, wie man Felice richtig ausspricht, ist gut. Und natürlich wird es Englisch ausgesprochen - sie ist ja in England *an den Kopf schlag*
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Phoeliz
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Beitrag von Phoeliz »

Ja, das Gespräch zwischen Felice und Ginny musste rein, aber ich hätte nicht gedacht, dass es den Großteil vom Kapitel einnimmt. :D Aber in dieser FF geht es ja nicht nur um Action und ungewöhnlich bzw. mysteriöse Ereignisse, sondern auch um das Zwischenmenschliche, deshalb ist das auch ganz passend, würde ich sagen. 8)
Im nächsten Kapitel passiert auch nicht so sonderlich viel, aber ich würde sagen, dass die Geschichte so langsam in Gang kommt. Vielleicht schon im übernächsten Kapitel? :wink:
Aber hier erstmal das dritte, das ich soeben beendet hab. :smile:
3. Kapitel - Snapes Blick

Den nächsten Morgen begann ich ungewollt viel zu früh. Bereits im Morgengrauen war ich wach und konnte beim besten Willen nicht mehr einschlafen. Und das auch noch, nachdem ich fast die halbe Nacht vor dem Kamin verbracht hatte. Für meinen Zauberkunstaufsatz hatte ich nur mühsam zusammenhängende Sätze hinbekommen. Ich war wie vernagelt gewesen und als ich um halb Eins endlich ins Bett gekrochen war, hatte ich mich drehen und wenden können wie ich wollte, doch wirklich bequem hatte ich nicht gelegen.
Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es kurz nach halb sechs war. Wie gerädert ließ ich mich zurück ins Bett fallen. 'Na toll!', dachte ich erschöpft, 'Das kann ja ein schöner Tag werden…' Ich drehte mich zur Seite und zog die Bettdecke über meinen Kopf, aber der dringend benötigte Schlaf wollte nicht kommen.
Gefühlte fünf Stunden später hörte ich die ersten Geräusche meiner Klassenkameradinnen. Sie begannen sich zu strecken und darüber zu reden, wie gut sie geschlafen hatten und von welchem süßen Jungen sie diese Nacht geträumt hatten. Ginnys war Stimme war nicht bei den Sprechenden. Es hätte mich auch sehr gewundert. Sie stand über derartigen Gesprächen und war damit die einzig – von mir einmal abgesehen. Ihre Stimmen verflogen als die Mädchen fröhlich zum Gemeinschaftsraum hinunter eilten. Es war eindeutig Zeit fürs Frühstück, doch ich konnte mich nicht zum Aufstehen überwinden.
Um kurz vor halb neun verließ ich schließlich das Bett und zog mich schwerfällig an. Meine eindeutige Verspätung war für mich aber kein Grund, in die Große Halle zu hetzen. Als ich mich endlich benommen auf einen Platz am Gryffindortisch fallen ließ, waren gerade mal noch zehn Minuten bis zum Unterrichtsbeginn.
"Was ist denn mit dir los?", erkundigte sich Ginny besorgt.
"Frag nicht", grummelte ich und ließ eine Scheibe Toast auf meinen Teller fallen.
Sie lehnte sich über den Tisch zu mir und strich über meinen Arm. "Wieder schlecht geschlafen?", hakte sie mitfühlen nach.
Ich schnaubte ironisch. "Schlecht ist noch gar kein Ausdruck! Ich wusste nicht, dass es noch schlimmer als gestern werden könnte…"
Ich zwang mich in fünf Minuten einen Toast zu essen und ein Glas Orangensaft zu trinken, dann machten Ginny und ich uns auf den Weg in den Unterricht. Als erstes hatten wir eine Doppelstunde Zaubertränke und lernten unseren neuen Lehrer kenne. Professor Slughorn hielt in der ganzen ersten Stunde einen begeisterten Vortrag über die Kunst des Zaubertränkebrauens, von dem ich kein einziges Wort behielt. In der zweiten Stunde kamen wir zum praktischen Teil: Mit Hilfe unseres Buches sollten wir einen relative einfachen Zaubertrank brauen, da für einen komplizierteren die Zeit nicht mehr gereicht hätte. Obwohl ich eigentlich nicht schlecht in Zaubertränke war, musterte mich Professor Slughorn bei der Inspektion der Ergebnisse etwas kritisch. Der Trank entsprach kaum dem gewünschten Ergebnis, doch ich wusste, dass es noch um einiges schlimmer hätte kommen können. Wäre Ginny nicht gewesen, hätte ich sicher mehr als die Hälfte der Anweisungen falsch befolgt.
"Du solltest dich hinlegen", meinte Ginny, als wir aus dem Kerker stiegen. "Ich kann dich entschuldigen. Sonst endet dieser Tag noch im Chaos."
"Was haben wir als nächstes? Verteidigung gegen die Dunklen Künste?", entgegnete ich ironisch. "Snape wird Schlafmangel sicher als Entschuldigung für das Fehlen in seinem Unterricht akzeptieren…"
Damit war das Thema für mich erledigt, doch Ginny ließ sich nicht so einfach überzeigen. Sie wagte es tatsächlich, Snape gleich beim betreten des Klassenzimmers darauf anzusprechen: "Entschuldigen Sie, Sir."
Snape drehte sich zur Klasse um zu sehen, wer ihn angesprochen hatte und fixierte Ginny mit seinem typisch Blick, der zu sagen schien: 'Wie kannst du es wagen mich anzusprechen!' Für eine Weile herrschte gespannte Stille, dann sagte er in seinem langsamen Tonfall: "Ja, Miss Weasley?"
Da ich eigentlich hatte so schnell wie möglich meinen Platz einnehmen wollen, stand ich ein Stück von Ginny entfernt und versuchte nun unbemerkt sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Das erwies sich jedoch schwieriger als erwartet. Zunächst rückte ich vorsichtig ein bisschen in Richtung des Lehrerpults um in ihr Blickfeld zu kommen. Dann sah ich sie böse an, formte das Wort "Nein!" mit meinen Lippen und fuchtelte zur Unterstützung wild mit meinen Händen. Die ganze Klasse betrachtete meine pantomimische Vorführung mit großem Interesse, doch das war mir egal, solange Snape nichts davon mitbekam. Ginny blickte etwas unsicher zwischen ihm und mir hin und her und schien sich ihrer Sache doch nicht mehr ganz so sicher zu sein. Snape runzelte die Stirn, da ihn ihr Schweigen zu irritieren schien. Dann folgte er langsam ihrem Blick zu mir.
Noch bevor ich in die Sicht seiner Augen kam, stoppte ich abrupt mein wildes Gestikulieren und verschränkte meine Arme vor der Brust. Snape sah mich misstrauisch an, doch ich hatte inzwischen meine Unschuldsmiene aufgesetzt und zuckte nur Ahnungslos mit den Achseln.
"Sie sind ungewöhnlich bleich", stellte er schließlich trocken fest.
Das brachte mich so sehr aus der Fassung, dass ich meinen Mund erst einmal nicht mehr schließen konnte. Ginny jedoch erkannte ihr Stichwort und war nun alles andere als zögernd: "Genau darum geht es." Snape wandte sich nun wieder ihr zu und sie fuhr fast unbeirrt fort. "Wissen Sie, es ist so: Felice geht es zurzeit nicht so gut und ein bisschen zusätzlicher Schlaf könnte ihr nicht schaden und da dachte ich, wenn Sie ihr vielleicht…", ihre Stimme verlor sich, doch es war für jeden eindeutig worauf sie hinaus wollte. Ich war derweil immer noch so perplex, dass keinen weiteren stummen Protest äußern konnte.
Soweit ich das erkennen konnte, kräuselten sich Snapes Lippen leicht: "Soso, was für eine rührende Sorge Sie für ihre Freundin tragen."
Ich ließ resigniert die Luft entweichen und schloss meine Augen. Das war doch klar gewesen. Snape würde die Unterrichtsbefreiung genüsslich verweigern und sich dann noch einen Spaß daraus mich bei jeder Gelegenheit zu schikanieren. Da hatte Ginny mir ja etwas Tolles eingebrockt! Umso überraschter war ich, als er sich an mich wandte.
"Parker!" Ich blickte beim Klang meines Namens auf und sah, dass er sich nun vollständig zu mir gedreht hatte. "Krankenflügel. Sofort! Und lassen Sie sich ein gutes Schlafmittel von Madam Pomfrey geben." Das kam so unerwartet für mich, dass ich wie ein Idiot angewurzelt an der Stelle stehen blieb. Darauf wurde er ein bisschen ungehalten, wenn er das nicht schon die ganze Zeit war: "Ein bisschen schneller, wenn das möglich ist."
Hastig setzte ich mich in Bewegung. Als ich zur Tür ging, waren vereinzelt ein paar murmelnde Stimmen zu hören. "…er hat doch seine Lieblingsschüler…" "…dass er das einem Gryffindor erlaubt…"
Auf dem Gang angekommen ließ ich mich zunächst gegen die Wand sinken. Ich wünschte mir nichts sehnlicher als jetzt zu schlafen und Ginny hatte es tatsächlich geschafft, mir das zu ermöglichen. Allerdings wäre Snape normalerweise nicht darauf eingegangen. Es musste einen Grund für sein ungewöhnliches Verhalten geben, aber welchen? War da tatsächlich Besorgnis in seinem Blick gewesen, als er meine Bleichheit bemerkt hatte, oder hatten mir meine viel zu müden Augen einen Streich gespielt? Ich konnte es nicht sagen, doch ich war viel zu erschöpft um mir weiter darüber Gedanken zu machen.
Entgegen Snapes Anweisung ging ich nicht in den Krankenflügel, sondern zurück in meinen Schlafsaal im Gryffindorturm.
Zuletzt geändert von Phoeliz am 01.05.2011 02:43, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von Ellen »

Wuhu.
Bis jetzt mein Lieblingskapitel :D
Cool, dass du Snape sie gehen lässt (wenn du verstehst wie ich das jetzt meine :wink: ), dass gibt der Geschichte was - Besonderes. Hätte ich nie gedacht, und ich freu mich schon auf die Erklärung die hoffentlich auch noch kommt =) Auf jeden Fall ein gelungenes Kapitel^^
Aber einen Kritikpunkt hab ich noch:
[qoute="Phoeliz"]"Schlecht ist noch gar kein Ausdruck! Ich wusste nicht, dass es noch schlimmer wie[/] gestern werden könnte…" [/qoute]
Mir ist klar dass sich die Geister scheiden ob es jetzt "als" oder "wie" heißt. Ich persönlich bevorzuge als :D Aber wie gesagt, dass ist deine Entscheidung, und ich bin mal wieder zu pingelig...^^
Freu mich aufs nächste Kapitel.
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Beitrag von Phoeliz »

Ellen hat geschrieben:
Phoeliz hat geschrieben:"Schlecht ist noch gar kein Ausdruck! Ich wusste nicht, dass es noch schlimmer wie gestern werden könnte…"
Mir ist klar dass sich die Geister scheiden ob es jetzt "als" oder "wie" heißt. Ich persönlich bevorzuge als :D Aber wie gesagt, dass ist deine Entscheidung, und ich bin mal wieder zu pingelig...^^
Ach ja, ich komm da immer durcheinander mit meinem Dialekt. Normalerweise heißt es bei Vergleichen ja "als" aber in bestimmten Fällen auch "wie". Ich weiß nur nie wann und sitz dann ewig da und versuche raus zu finden, wie es jetzt besser klingt... :D
Du willst eine Auflösung für Snapes Verhalten? Na sowas, damit hab ich nicht gerechnet. :shock:
Scherz. Es gibt eine Erklärung und die wird hoffentlich nicht mehr all zu lang auf sich warten lassen. :wink:
Ich hab das nächste Kapitel noch nicht ganz fertig, aber es wird wohl so eine Art Lückenfüller werden. Der Inhalt trägt nicht so wirklich zur Haupthandlung bei, aber kürzen wollte ich da auch nicht. Also zieht es sich bis zur entscheidenden Wendung noch ein bisschen hin, aber ich denke im fünften Kapitel dürfte es interessant werden. :D

Edit:
Ich hab nochmal meine Schwester gefragt und in diesem Fall müsste es eindeutig mit "als" sein. Danke für den Tipp, ich änder es gleich mal. ^^
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Beitrag von Phoeliz »

Sorry für den doppelpost, aber mein neues Kapitel braucht die Aufmerksamkeit.. :lol:
Es zieht sich doch nicht so sehr, wie ich gedacht hatte. Aber am besten ich schwafel nicht so viel im Vorraus. Lest einfach selber. (Ja, ich hoffe, dass es noch ein paar stille Leser gibt, die bis jetzt einfach nur noch nicht kommentiert haben... :D)
4. Kapitel - Ausgelassen

Geweckt wurde ich von Schritten und lauten Stimmen. Ich blinzelte und erkannte Ginny neben ihrem Himmelbett. Sie war offenbar auf der Suche nach etwas und wühlte gerade in ihrem Koffer. Die anderen drei Mädchen aus unserm Schlafsaal sprangen zwischen den Betten herum und zogen sich mal wieder wegen irgendwelcher Jungen auf. Noch immer etwas müde und zudem genervt von der unsanften Art, mit der ich aus meinem Schlaf gerissen worden war, legte ich den Handrücken über meine Augen und stöhnte.
Ginny nahm es wahr und drehte sich zu mir. "Na, gut geschlafen?", fragte sie fröhlich.
"Besser als letzte Nacht", antwortete ich noch etwas matt und ging dazu über, mich ausgiebig zu strecken.
"Gut", sie ließ eine Schachtel in ihrer Hand zuschnappen, die sie vermutlich eben aus ihrem Koffer genommen hatte. "Du bist rechtzeitig zum Essen aufgewacht. Die anderen sind wohl schon auf dem Weg", fügte sie hinzu und blickte auf die halb offene Schlafsaaltür, aus der unsere Klassenkameradinnen kurz zuvor verschwunden waren.
Ich rieb mir die Augen. "Perfekt", stöhnte ich glücklich, weil ich soeben meinen knurrenden Magen bemerkt hatte. Dann fuhr mein Kopf plötzlich in die Höhe. "Sag mal, machst du dich hübsch?"
"Was?", Ginny ließ erschrocken ihre Hände sinken, die soeben noch an ihrem rechten Ohr herum gezupft hatten. Ich setzte mich auf und lächelte wissend, als ich die Ohrringe sah. Meine beste Freundin besaß sehr wenig Schmuck, das wusste ich genau. Es machte ihr nicht viel aus, da sie nicht der Typ dafür war. Die Ohrringe, übrigens das einzige Paar, das sie besaß, waren ein Erbstück von ihrer Urgroßtante gewesen. Dass Ginny sie anzog, war ein eindeutiges Zeichen. Bestätigt wurde mein Verdacht von ihrer Gesichtsfarbe: Ein leichtes Rosa zierte nun ihre Wangen, was im Laufe der letzten Jahre eine große Seltenheit geworden war.
In Anbetracht der Lage war ich plötzlich hell wach und sprang vom Bett. "Wir sollten uns beeilen, damit wir noch einen Platz neben Harry ergattern", meinte ich neckend und zog sie in Richtung Schlafsaaltür.
Ginny, die im ersten Moment perplex gewesen war, machte sich schwer und bremste mich in meinem Übereifer ab. "He, warte doch mal", zischte sie ärgerlich und riss sich schließlich los. "Jetzt übertreibst du es aber. Du verhältst dich ja schon wie diese pubertierenden Mädchen, mit denen wir diesen Schlafsaal teilen."
Ich sah sie entschuldigend an. "Tut mir Leid, da ist wohl was mit mir durchgegangen. Kannst du mir noch einmal verzeihen?", fragte ich sie, wobei der letzte Satz schon wieder weniger ernst war. Und schon wieder konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Sie sah mich eine Weile ernst an. Doch dann zogen sich auch ihre Mundwinkel nach oben und sie lachte: "Na komm, gehen wir, du durchgeknalltes Huhn!"
"He", rief ich gespielt empört und unternahm einen Versuch sie zu kitzeln, doch Ginny wich gekonnt aus und hüpfte die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter. Ich eilte ihr hinterher, doch sie ließ sich nicht fangen. Lachend kletterte sie durch das Portraitloch und rannte davon, mich immer noch dicht auf den Fersen. Wir mussten schon ein komisches Bild abgeben, wie wir den glatten Korridor fast schon entlang rutschten und ich war mir sicher, dass die Fette Dame uns kritisch hinterher sah, doch es war mir egal.
Irgendwo zwischen dem vierten und dem dritten Stock holte ich Ginny endlich ein. Um genau zu sein, lief ich sie fast über den Haufen, weil sie plötzlich stehen geblieben war.
"Ich – kann – nicht mehr", keuchte sie und hielt sich die Seite.
"Gott – sei Dank –– ich – nämlich – auch nicht", stieß ich hervor. Wir brachen in Gelächter aus, das mit unserem schweren Atem vermischt einen äußerst seltsamen Klang ergab. "So gut – hab ich mich – schon seit – Anfang der – Woche – nicht mehr – gefühlt", fuhr ich lachend und nach Luft schnappend fort.
Auf dem Weg trafen wir vereinzelt auf ein paar andere Schüler, die schon gegessen hatten. Sie warfen uns irritierte blicke zu, da wir immer noch kichernd in Richtung Große Halle wankten. Und auch am Gryffindortisch erregten wir mit episodischen Lachanfällen immer wieder Aufmerksamkeit.
Ron wurde es irgendwann zu bunt. "Habt ihr Madam Rosmertas ganzen Butterbiervorrat geplündert, oder wieso spinnt ihr so rum?", fragte er genervt, nachdem Ginny sich vor lauter Kichern an ihrem Essen verschluckt hatte.
Ich fing mich einigermaßen und sah in verwundert an. "Wie sollen wir da denn bitte dran kommen, wenn wir unerlaubt noch nicht mal nach Hogsmead können?"
Ron verdrehte die Augen, doch Harry und Hermine schienen meine Begriffsstutzigkeit sehr amüsant zu finden. Um ihren Freund aber nicht noch mehr aufzuregen, grinsten die beiden nur verstohlen in ihre Teller.
Ginny hustete noch einmal um ihre Luftröhre ganz frei zu bekommen, dann mischte sie sich ein: "Wir haben eben gute Laune, Ronald. Es rennt eben nicht jeder so mürrisch rum wie du."
Das war zu viel für Hermine und Harry, die sich jetzt ernsthaft bemühen mussten, nicht ihr ganzes Essen über dem Tisch zu verspritzen. Ron jedoch fand das gar nicht lustig und blickte jetzt noch finsterer als zuvor.
Hermine fing seinen vorwurfsvollen Blick auf und versuchte sich zu fangen. "Entschuldige."
Harry jedoch, sah keinen Grund sich zu entschuldigen und meinte stattdessen: "Ginny hat Recht, du musst mal wieder lachen. Du machst ja ein Gesicht als wäre jemand gestorben." Als Ron darauf keine Reaktion zeigte, begann Harry ihm mit den Fingern in die Seite zu stechen.
"He! Lass das!", rief Ron und versuchte Harry abzublocken, doch dieser attackierte ihn jetzt nur noch heftiger. Die beiden fingen wild an mit den Händen zu fuchteln und sogar Ron lachte nun. Ihr kleiner Kampf wurde jedoch bald durch einen mahnenden Blick vom Lehrertisch beendet, den Professor McGonnagal ihnen zuwarf. Atemlos vor lauter Lachen saßen wir fünf am Tisch und versuchten uns wieder zu fangen. Das war wohl ein historischer Tag für Hogwarts, denn ich war mir sicher, dass noch nie eine Gruppe von Fünft- und Sechstklässlern so albern verhalten hatte. Bestimmt nicht einmal die Fred und George, die es schon immer verstanden hatten, viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Als wir gemeinsam die Große Halle verließen, waren wir immer noch guter Dinge – bis wir zur Mamortreppe kamen. Ein paar Stufen über uns stand Snape mit verschränken Armen. Uns allen blieb das Lachen im Hals stecken. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Nachdem Snape mich heute wegen meiner Müdigkeit aus dem Unterricht entlassen hatte, machte es überhaupt keinen guten Eindruck, wenn ich so munter herumalberte.
"Sie waren nicht im Krankenflügel", stellte Snape mit langsamer, tödlicher Stimme fest. Ich schluckte schuldbewusst und unternahm nicht einmal einen Versuch, mich zu verteidigen. "Mitkommen!", befahl er mir in einem Tonfall, der keine Widerrede duldete.
Ich tauschte kurze Blicke mit den andern und setzte mich resigniert in Bewegung. Snape drehte sich ohne ein weiteres Wort um und ging zügig voraus. Ich folgte ihm mutlos, meiner sicheren Bestrafung entgegen.
Zuletzt geändert von Phoeliz am 01.05.2011 02:46, insgesamt 1-mal geändert.
It's all a bit Harry Potter.

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