Life is what you make it.

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

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Zerafina
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Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Handlung: 1972: Ophelia ist elf Jahre alt und auf den Weg zur Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei. Dabei lernt sie Helena Harris kennen, ein Mädchen aus der Muggelwelt, einer, von ihrer Familie verhassten Welt. Doch trotz, ihr in die Wiege gelegten, Vorurteilen freunden sich die Mädchen schnell an und erleben zusammen den, mehr oder weniger, aufregenden Schulalltag.


Kapitel 1: Hogwarts

Liebes Tagebuch,
es ist der 31. August 1972. Morgen früh werde ich auf den Weg nach Hogwarts sein. Es ist mein erstes Jahr. Meine Eltern waren nicht überrascht, als ich kurz nach meinem elften Geburtstag einen Brief bekommen habe, in dem verkündet wurde, dass ich an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen wurde. Es ist Familientradition, schon mein Ur-Urgroßvater war dort. Auch mein Haus scheint mir vorbestimmt. Slytherin.
Als letztes wurde mein Bruder vor fünf Jahren diesem zugeordnet. Meine Eltern sind über alle Maßen stolz auf ihn. Er wird als idealer Sohn unserer Familie angesehen. Auch ich versuche sie stolz zu machen. Doch was ist, wenn ich nicht nach Slytherin gelange? Wenn der sprechende Hut entscheidet, dass dort kein Platz für mich ist? Würde sie das enttäuschen? Nach all den Jahren der Slytherindynastie? Mir ist niemand aus unserer Familie bekannt, der nicht dort war. Doch das, was mir über Salazar Slytherin und sein Haus erzählt wurde, macht die Aussicht darauf nicht allzu verlockend.
Ich werde versuchen nicht mehr darüber nachzudenken und es auf mich zukommen lassen. Schließlich treffe nicht ich diese Entscheidung. Auch wenn ich gehört habe, dass man den sprechenden Hut beeinflussen kann. Doch was sollte ich sagen? Ich möchte nicht nach Slytherin, aber ich muss? Meine Großmutter sagt immer „Wichtig ist nur, was man daraus macht“. Also werde ich auf sie hören und das Beste daraus machen. Egal was kommt.


Am Morgen des ersten Septembers eilten drei Gestalten in Richtung Kings Cross. Es war kurz vor elf. „Beeilt euch, sonst verpasst ihr den Zug“, tadelte die Frau. Der Asphalt war noch nass vom nächtlichen Regen und erschwerte ihnen den Weg. Sie mussten nicht nur den entgegenkommenden Menschen ausweichen, sonder auch ihren Weg um die zahlreichen Pfützen suchen. Sie erhöhten das Tempo. Das Mädchen, was gerade einmal elf Jahre zählte, hatte Probleme den Anschluss zu halten. Denn wie so oft träumte sie. Ihr Blick glitt über die hasteten Menschen, deren Zug scheinbar noch vor ihrem kam, nur mit dem Unterschied, dass sie vom Bahnhof weg eilten. Niemand schenkte ihnen Beachtung, weder den zwei schweren Koffern, welche sie mit Mühe und Not hinter sich herzogen, noch dem Käfig in dem ein rostroter Waldkauz wild mit den Flügeln schlug.
Fünf Minuten vor dem Glockenschlag gelangten sie zu einem Gebäude im viktorianischen Stil. Nachdem sie den Eingang durchschritten hatten, fanden sie sich in einer großen Halle, mit einer halbrunden verglasten Decke, wieder. Das Mädchen blieb stehen und richtete ihren Blick nach oben. Ein kleiner schwarzer Vogel versuchte einen Weg in die Freiheit zu finden. Er flog direkt über ihr, gefangen in einem Glashaus. Doch ihr blieb nicht viel Zeit das verzweifelte Flattern zu beobachten, denn just in diesem Moment zog ihre Mutter sie am Arm weiter.
„Mal sehen was für ein Gesicht du machst, wenn du die Große Halle von Hogwarts siehst“, bemerkte der Junge mit einem Grinsen. Ihr Bruder hatte schon viel über die Schule erzählt. Über Albus Dumbledore, der schon über zehn Jahre das Amt des Schulleiters inne hatte und Horace Slughorn, den Hauslehrer von Slytherin, dessen elitären Club er seit letztem Jahr angehörte.

Einer nach dem Anderen verschwand durch die Wand zwischen Gleis 9 und 10. Ganz außer Atem gelangten sie an ihr Ziel. Der Junge versuchte die schweren Koffer auf den Zug zu hieven, drohte aber zu fallen. „Warte, ich helfe dir.“ Ein großer Junge, den das Mädchen als den besten Freund ihres Bruders erkannte, kam hinzu. Seine weißblonden Haare setzten sich kaum von seinem blassen Gesicht ab, welches er in diesem Moment auf das Gepäck richtete.
Es blieb nicht viel Zeit um sich von ihrer Mutter zu verabschieden. Die Frau schlang die Arme um ihre Tochter. „Ich wünsche dir viel Spaß, Ophelia. Schreib, wenn ihr angekommen seid.“ Das Mädchen nickte und stieg in den Zug, drehte sich noch einmal um und winkte zum Abschied. „Deimos, pass auf deine Schwester auf.“ „Mach ich“ Ein lauter Pfiff ertönte und der Zug setzte sich langsam in Bewegung.
Ophelia suchte sich ihren Weg durch die Wagons, bis sie zu einem leeren Abteil gelangte. Sie schob die Tür zur Seite und nahm auf dem roten Sitz platz. Der Hogwartsexpress hatte mittlerweile an Fahrt aufgenommen und war längst außerhalb der Stadt. Sie blickte gedankenverloren aus dem Fenster, als sich die Tür öffnete. „Entschuldige, ist dieser Platz noch frei?“
Ein blondes Mädchen, vermutlich in ihrem Alter, stand in der Tür und schaute sie fragend an. Nach einem kurzen nicken setzte sie sich ihr gegenüber. „Ich bin übrigens Helene. Helena Harris.“ Ihr rechtes Auge fokussierte ihr Gegenüber, während das linke an dessen vorbeizuschauen schien. „Ich bin Ophelia“ sagte Ophelia mit einem Lächeln, bei dem sie ihre Zähne zeigte und die Sicht auf eine Zahnlücke zwischen ihren Schneidezähnen preisgab.
Wie sich herausstellte war es für Helena auch das erste Jahr. Und sie war genauso aufgeregt, machte sich Sorgen um die Auswahlprüfung und den Schulstoff. Denn im Gegensatz zu Ophelia ist sie die erste ihrer Familie die nach Hogwarts geht. Sie atmete erleichtert auf, als Ophelia ihr erzählte, dass die Auswahlprüfung darin bestand einen Hut auf den Kopf gesetzt zu bekommen und das man dabei keine schweren Prüfungen zu absolvieren hatte. „Und von deiner Familie war noch keiner in Hogwarts?“ „Nein. Meine Eltern waren genauso überrascht wie ich, als sie den Brief gelesen haben. Wir wussten nicht einmal, dass es so etwas gibt. Und ich hätte nie gedacht, dass ich etwas magisches an mir habe.“, Helena lachte schüchtern, „Und du?“. „Bei mir ist es genau das Gegenteil. Meine Eltern wären überrascht gewesen, wenn ich keinen Brief bekommen hätten. Mein Bruder ist auch auf der Schule. Er ist mittlerweile in der sechsten Klasse und der Sucher der Quidditchmannschaft von Slytherin.“ Nachdem Ophelia den fragenden Blick von Helena gesehen hatte, erklärte sie ihr alles über Quidditch und die Häuser von Hogwarts.
Die Zugfahrt verging dadurch wie im Flug und ehe sie sich versahen wurde die Tür erneut geöffnet und eine Sechstklässlerin schaute in das Abteil und sagte, dass sie sich umkleiden sollten, da sie das Ziel gleich erreichten.

Kurz nachdem sie sich ihre schwarze Roben angezogen hatten hielt der Zug an. Die beiden Mädchen suchten sich ihren Weg auf das Gleis, wo sie von einer großen Gestalt begrüßt wurden. Ophelia schaute gebannt nach oben, in das Gesicht des Riesen, welches fast gänzlich von Haaren bedeckt war. Auch die anderen Erstklässler um sie herum taten es ihr gleich. Ein kleiner, dicklicher Junge, ein paar Schritte vor ihr, schaute verängstigt. Doch der große Mann sagte mit einem Lächeln „Alle Erstklässler hier her! Ich bringe euch nach Hogwarts.“

Rabenmagie
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Rabenmagie »

Klasse, geht die Geschichte noch weiter? Ich mag besonders die Beschreibungen von ganz neuen Charakteren wie Helena, die einen nur mit einem Auge ansieht. Du schilderst sehr schön einzelne Szenen, die man sich gut vorstellen kann.

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SeraphinaZH
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von SeraphinaZH »

Richtig schön*-* schreib bitte mehr :smile: :bounce:
"Of course it is happening inside your head, but why on earth should that mean that it is not real?"
-Albus Dumbledore


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Zerafina
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Danke für die lieben Kommentare. :smile:
Ich mag es, wenn einzelne Szenen beschrieben werden. Natürlich kann es dadurch langweilig und langatmig werden, aber man muss es nicht lesen. (; Umso schöner, dass es dir gefällt.
Ich muss gestehen, dass ich noch nicht allzu viel geschrieben habe. Ich wollte erst einmal sehen ob es überhaupt Feedback gibt & wie dieses ausfällt.

Zerafina
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Kurze Zeit später fanden sie sich vor einer großen Eichentür wieder. Sie schwang wie durch Zauberhand auf und machte den Blick auf eine eindrucksvolle Halle frei. Ihr Bruder hatte recht, Kings Cross war nicht halb so beeindruckend. Die Große Halle von Hogwarts schien mit dem Himmel zu verschmelzen und vermittelte den Eindruck, dass man sich nicht im Inneren, sondern in einem geheimen Garten befand.
Sie gingen an vier langen Tischen vorbei an denen die restlichen Schüler saßen, manche von ihnen tuschelten leise, lachten oder schauten ihnen gespannt nach, andere wiederrum schienen die Neuankömmlinge nicht zu beachten.

Die Erstklässler sammelten sich vor dem Lehrertisch, der erhöht am Ende der großen Halle stand. Eine große Frau mit streng nach hinten gebundenen Haaren trat hervor und rollte eine lange Liste aus, auf der die Namen der einzelnen Schüler in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet waren. „Allington, Peter“. Der dickliche Junge, der bei Hagrids Anblick ängstlich geschaut hatte, trat langsam hervor. Er machte keine Anstalten noch weiter zu gehen, deswegen wiederholte Professor McGonagall seinen Namen und gebot ihn mit einer kurzen Handbewegung zu ihr zu kommen. Ein paar Schüler der älteren Jahrgänge lachten, was Peter noch mehr verunsicherte. Nach kurzer Zeit gelangte er an einen Stuhl auf dem er sich eher fallen ließ, als das er sich setzte. McGonagall zog eine Braue hoch, sie hatte wohl länger keinen Schüler wie Peter zu Gesicht bekommen. Sie nahm einen alten Hut hervor und wollte ihn auf Peters Kopf setzen, der diesen schnell einzog. „Mr. Allington. Sie brauchen keine Angst haben, sie werden schon nicht den Kopf verlieren.“, sie setzte den Hut behutsam ab. Dieser begann sich zu bewegen und rief nach einer kurzer Zeit „Hufflepuff“.
Die Schüler, die am zweiten Tisch von rechts saßen, begannen zu klatschen und signalisierten Peter so wohin er gehen musste. Dieser wartete nicht lang und rannte regelrecht nach vorn- mitsamt dem sprechenden Hut. „Mr. Allington, den Sprechenden Hut möchte ich aber gern wieder zurück. Schließlich sind sie nicht der einzige neue Schüler und mehr als einen Hut haben wir nicht vorzuweisen“, unter Lachen der Schüler nahm sie den Hut an sich und Peter sank knallrot auf seinem Platz am Hufflepuff-Tisch nieder. Er drehte sich zur Seite, wo er in schelmisch lachende Slytherin-Gesichter schaute.
Als nächstes folgte „Black, Regulus“. Ein kleiner schmächtiger Junge, mit Haaren so schwarz wie die Nacht, trat aus der Reihe der Erstklässler. Er stellte einen totalen Kontrast zu Peter dar. Voller Selbstsicherheit thronte er auf dem Stuhl, den Blick nach vorn gerichtet.
Ophelia hatte ihn zuletzt im Frühjahr gesehen. Die Familie Black war ein fester Bestandteil des Freundeskreises ihrer Eltern, welcher sich hauptsächlich aus Reinblütern zusammensetzte. Regulus war unter ihnen einer der Wenigsten der in ihrem Alter war und wohl der Einzige mit dem sie sich gut verstand. Die anderen schenkten ihr keine große Beachtung, da sie für alle nur die kleine Tochter der Strigois war.
Wie der Großteil seiner Familie wurde Regulus nach Slytherin eingeteilt.

Die Auswahl ging routinemäßig weiter. Nach einer Weile war ‚Harris, Helena‘ an der Reihe. Auch sie schaute verängstig, fand ihren Weg aber ohne Komplikationen bis auf den Stuhl. Der sprechende Hut schickte sie nach Hufflepuff. Sie sprang auf und setzte sich neben Peter, der mittlerweile seine normale Gesichtsfarbe zurückgewonnen hatte.
Ophelia verfolgte die Auswahl mit Interesse und prägte sich alle Gesichter und Namen ein. Ihre Gedanken kreisten um das Thema des richtigen Hauses, nun da Helena Hufflepuff zugewiesen wurde, verspürte sie den Wunsch auch dort hinzugehen. Doch sie wollte diese Entscheidung nicht treffen, sondern es dem sprechenden Hut überlassen. Sie wollte sich der Verantwortung gänzlich entziehen.
Professor McGonaggal schaute auf die Liste „Strigoi, Ophelia“. Ophelia zuckte kurz zusammen und trat nach vorn. Sie setzte sich auf den Stuhl und schloss die Augen, da sie die erwartungsvollen Blicke der anderen Schüler nicht sehen wollte. Plötzlich hörte sie eine leise Stimme, die aus ihrem Kopf zu kommen schien. Ophelia hielt den Atem an, bis zu dem Moment als laut verkündet wurde, dass sie nach Gryffindor kam. Die Schüler auf der linken Seite applaudierten.
Ohne nach rechts oder links zu blicken setzte sie sich neben ein rothaariges Mädchen, welches ihr aufmunternd zulächelte.

Nachdem alle Schüler den verschiedenen Häusern zugeordnet wurden, erhob sich der Schulleiter von seinem Platz und trat hervor. „Willkommen in Hogwarts. Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Ich möchte euch nicht lange aufhalten und nur ein paar Dinge verkünden...“. Doch Ophelia hörte nur mit einem Ohr hin. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Nun war sie nicht in Slytherin und auch nicht zusammen mit Helena in Huffelpuff.

Rabenmagie
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Rabenmagie »

Wow!!! Du kommst in Fahrt! Das letzte Kapitel setzt nochmal deutlich einen drauf. Ganz, ganz fabelhafte Erzählung! :bounce:

Ich habe alles vor meinem inneren Auge deutlich sehen können. Da waren auch Spannung und Witz, die Geschichte wird schön vorangetrieben.

Wie geht es weiter?

Zerafina
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Danke schön, da wird man glatt rot. (:

Wie es weiter geht?
Gute Frage. Ich habe mehrere Varianten und beim Schreiben wird sich entscheiden welche die - für mich- beste ist. Ich möchte auf jeden Fall Helena nicht aus den Augen verlieren und evtl auch Peter. Ich überlege auch Regulus vermehrt mit einzubauen. Und vom Handlungsort Hogwarts wegzugehen bzw andere zu verwenden.

Gedanklich mache ich große Zeitsprünge & bin schon in ihrem 6sten Schuljahr. Aber bis dahin ist es noch weit & ich denke das schaffe ich nicht. Höchstens ich überspringe ein paar Jahre. (;

Ich habe aber noch nicht viel weitergeschrieben. "Ihr" seid somit "live" dabei. ;) Deswegen schleichen sich noch viele Rechtschreib- und Ausdrucksfehler ein. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Aber ohne, wäre es ja nicht mehr live & außerdem schreibe ich zumeist zu unmöglichen Zeiten. ;)

Zerafina
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Ophelia schlief in dieser Nacht erst spät ein, denn sie versuchte das Erlebte zu verarbeiten. Die vielen neuen Eindrücke musste sie in ihrem Tagebuch festhalten. Daher setzte sie sich in ihrem Bett aufrecht hin und tastete im Dunkeln nach ihrem Zauberstab. Dabei stieß sie versehentlich etwas von ihrem Nachttisch. Sie hielt den Atem an und lauschte gespannt. Sie wartete auf das Stöhnen oder leise Fluchen ihrer Zimmergenossinnen. Doch es blieb still, allein das gleichmäßige Atmen der anderen Schülerinnen war zu hören.
Nach einer gefühlten Ewigkeit holte sie erleichtert wieder Luft und suchte mit ihrer Hand den Stab. Kurze Zeit später schloss sie ihre Finger, die wie so oft eiskalt waren, um das glatte Holz.
In all den Jahren, in denen ihre Brüder voller Stolz von Hogwarts und den neu gelernten Zaubersprüchen geschwärmt haben, hat sie viel dazu gelernt. Sie hatte stets versucht die Sprüche nachzusprechen. Oft wedelte sie, anfangs noch sehr unbeholfen, mit einem Ast oder einem anderem Gegenstand, der annähernd die Form eines Zauberstabes besaß, in der Luft herum. Mit den Jahren wurde sie besser, auch wenn man mit einem einfachen Ast keinen magischen Effekt erwarten kann. Doch sie fühlte sich sicherer und selbstbewusster.
Den Tag an dem sie über die Schwelle von „Ollivanders“, dem Fachgeschäft für Zauberstäbe in der Winkelgasse, gegangen ist, wird sie wohl nie vergessen. Nach einem kurzen prüfenden Blick des Inhabers, Mr. Ollivander höchst persönlich, wurde ihr ein Stab überreicht:
- Fichte, Phönixfeder, 10 ¼ Zoll, biegsam
Nach einer kurzen Handbewegung erwies sich dieser als die richtige Wahl.
Auch in dieser Nacht lag der Zauberstab angenehm in ihrer Hand. „Lumos“, Ophelia versuchte mit der Hand das Licht abzuschotten, damit sie die anderen nicht aufweckte. Mit dem Lichtschein, der durch ihre Finger glitt, fand sie schließlich ihr, in schwarzes Leder gebundenes, Tagebuch und einen alte Schreibfeder, die sie von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hatte. Nach einem Seitenblick nach rechts und links verschwand sie unter ihre Decke und begann zu schreiben.

Liebes Tagebuch,
heute ist der 01. September 1972. Mein erster Tag in Hogwarts ist vorbei. Nun sitze ich in meinem Bett und finde keinen Schlaf. Ich habe dir bereits über meine Ängste und Sorgen berichtet, die Angst nicht nach Slytherin zu kommen, die Angst meine Eltern zu enttäuschen.
Der sprechende Hut hat mich nach Gryffindor geschickt. Vielleicht habe ich mir zuvor zu viele Gedanken gemacht. Slytherin ist kein schlechtes Haus, auch wenn meine Großmutter gesagt hat, dass dieses die meisten dunklen Magier hervorgebracht hat. Aber sie hat doch auch gesagt, dass nur wichtig ist, was man aus der Situation macht.
Wäre es da nicht am einfachsten gewesen nach Slytherin zu gehen, meinen Wunsch dem sprechenden Hut mitzuteilen? Aber vielleicht finden es meine Eltern auch nicht schlimm. Letztendlich ist es egal in welchem Haus man ist. Oder nicht?
Spätestens mit der ersten Eulenpost werde ich es wissen. Aber ich möchte mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, sondern über den restlichen Tag schreiben.
Im Hogwartsexpress habe ich ein nettes Mädchen kennengelernt. Helena. Wir haben über vieles geredet, über meine Familie, ich musste ihr viel über Hogwarts erklären, im Gegenzug hat sie mir etwas über ihre Familie erzählt. Sie kommt aus Portsmouth, einer Stadt im Süden Englands, direkt am Meer. Sie hat gesagt, dass man bei gutem Wetter bis nach Frankreich sehen kann. Was ich ihr aber nicht glaube.
Ihr Leben ist so ganz anders als meins. Sie hat mir zum Beispiel erzählt, wie ihre Mutter das Mittagsessen zubereitet. Sie wäscht und schält die Kartoffeln per Hand und ohne Zauberstab müssen die Zutaten sorgfältig und nach Rezept zusammen geführt werden. Wenn ich daran denke, dass das alles bei uns von Pixy, unserem Hauself, mit einem Fingerschnippen gemacht wird, bin ich dankbar für ein bisschen Magie.
Doch leider wurde sie nicht in das gleiche Haus eingeteilt. Wie schön wäre es, wenn sie mit in diesem Zimmer wäre und wir die Tage und Nächte miteinander verbringen könnten. Doch mein Vater hat des Öfteren angedeutet, dass Mugglestämmige in Fragen Zauberei „uns“ nicht das Wasser reichen können. Und, dass sie es nicht wert sind es zu erlernen bzw. sie Magie wohl nie wirklich beherrschen können.
Ich denke auch, dass „wir“ einen Vorteil habe, da wir in der magischen Welt aufgewachsen sind und evtl. können manche uns nicht das Wasser reichen. Aber versuchen und erlernen können sie es schon. Ich meine Zauberrei ist doch nichts, was wir für uns allein haben?
Mein Bruder geht den Muggelstämmigen aus dem Weg. Vielleicht sollte ich das auch versuchen bzw. mich nicht erwischen lassen. Aber wäre das so schlimm?
Wie du siehst sind viele Fragen offen, die ich aber erst später beantworten möchte. Ich werde jetzt versuchen zu schlafen. Ich schreibe dir bald wieder.
Deine Ophelia


Sie klappte das Tagebuch zusammen und legte es behutsam auf den Nachttisch. Sie lag still im Bett, noch immer mit ihrem leuchtenden Zauberstab in der Hand. „Nox“, sie schloss die Augen und versuchte die umherschwirrenden Gedanken in ihrem Kopf zu bändigen und diese zu vertreiben. Doch es gelang ihr nicht. Erst nach einiger Zeit, es mögen wohl zwei Stunden vergangen sein, fiel sie, von der Müdigkeit übermannt, in einen unruhigen Schlaf.

Zerafina
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Re: Life is what you make it.

Beitrag von Zerafina »

Kapitel 2: Der erste Tag

Der erste Sonnenstrahl, der sich seinen langen Weg bis in den Mädchenschlafsaal, in einem der vielen Türme der majestätischen Burganlage, durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen gebahnt hatte, verfing sich im Gesicht eines elfjährigen Mädchens. Die Wärme kitzelte in ihrer kleinen Nase und ließ sie augenblicklich aus einem kurzen und unruhigen Schlaf erwachen. Sie öffnete ihre bernsteinfarbenen Augen und strich mit ihrer Hand eine lange, kastanienbraune Haarsträhne, welche an ihrer schweißgebadeten Stirn festklebte, zur Seite. Sie setzte sich auf und streckte ihre Arme gen Himmel, um auch den letzten Rest Müdigkeit aus ihren Gliedmaßen zu verbannen.

Mit einer kurzen Handbewegung schob sie einen der roten Vorhänge, es gab jeweils zwei an jedem Pfosten des Bettes, zur Seite und stand langsam auf. Ophelia teilte sich das Zimmer mit sieben anderen Mädchen, die einen Tag zuvor ebenfalls nach Gryffindor eingeteilt wurden. Sie sah von einem Gesicht zum nächsten bzw. zu dem Körperteil der unter der Decke hervorschaute, da, wie es in diesem Alter üblich war, alle kreuz und quer in ihren Betten schliefen. Ophelia musste an die Worte des Sprechenden Huts denken, die Worte die er vor der Häusereinteilung gesagt hatte, die Worte die aus ihrem Kopf kamen- so schien es, die Worte die er wohl auch an ihre Zimmergenossinnen gerichtet hatte. Mut und Tapferkeit.
War sie wirklich Mutig? War die Ophelia die bei jedem Gewitter sich schützend, vor Angst bebend, unter der Bettdecke versteckte, die, sobald es dunkel wurde, hinter jeder Ecke einen Geist sah wirklich mutig? Doch andererseits, all die Geschichten die ihre Großmutter von ihrer Heimat erzählte, den Drachen und Vampiren, all das machte ihr keine Angst. Vielleicht war es das Gefühl der Machtlosigkeit, das sie unter die Bettdecke trieb, Machtlosigkeit gegenüber Naturgewalten und Übernatürlichen, etwas gegen das man sich nicht mit Händen und Füßen, bzw. mit einem Zauberstab, wehren konnte.

Ophelia und ihre Brüder sollten ursprünglich nach Bulgarien zur Schule gehen, nach Durmstrang. Ihr Vater, gebürtiger transsilvanier und erfolgreicher Durmstrang-Absolvent war der Meinung, dass die Lehrmethoden dort für seine Kinder am geeignetsten waren und dadurch der bestmögliche Lernerfolg erzielt wurde. Doch nachdem sich ihre Mutter durchgesetzt hatte, da ihr Mann der Liebe wegen zu ihr nach London gezogen war und Hogwarts somit in, mehr oder weniger, unmittelbarer Nähe stand, außerdem ihre ganzen Vorfahren dort ihren Abschluss absolviert hatten und diese zu den bekanntesten Zaubererfamilien Großbritanniens zählten, durfte ihr ältester Sohn nach Hogwarts und somit auch dessen jüngeren Geschwister.

Ophelia hätte noch zwei Stunden schlafen können ehe sie sich für die erste, ihre allererste Schulstunde, fertig machen musste. Bis dato wurde sie Zuhause unterrichtet, ihre Mutter lehrte sie alles Wichtige, Schreiben, Lesen und Geschichte, vornehmlich Zaubergeschichte, aber auch etwas über die Muggelwelt, da man, ihrer Ansicht nach, den Muggeln in London früher oder später zwangsläufig über den Weg liefe. Sie lehrte ihrer Tochter nur so viel wie sie brauchte, was das Thema Muggel betraf, gerade genug um zu wissen was sie sind und zu wenig um Interesse in jeglicher Form aufzubauen.
Nachdem sie sich angezogen hatte ging sie in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Sie hatte nicht erwartet dort jemanden anzutreffen, doch als die einen Fuß in den Raum gesetzt hatte blieb sie wie angewurzelt stehen.

Das runde Zimmer, mit dessen zahlreichen Ohrensesseln und hölzernen Tischen, schien auf den ersten Blick leer zu sein, nur eine einzelne Gestalt saß vor dem offenen Kamin und wärmte seine Hände an der lodernden Flamme.
Ophelia lief auf Zehenspitzen weiter, sie wollte nicht bemerkt werden, auch wenn sie nicht damit gerechnet hätte, dass der Hogwartsschüler ihr eine besondere Aufmerksamkeit schenken würde. Der Versuch sich geräuschlos fortzubewegen erzielte das genaue Gegenteil, just in diesem Moment stieß sie ihr Schienbein an einen der Tische an und verzog schmerzerfüllt ihr Gesicht.
Der Junge drehte sich abrupt um und sah sie mit seinen grauen Augen durchdringend an. Sie erkannte ihn sofort, sie wusste, dass er im zweiten Schuljahr war, und dass er sie nicht mochte. Seine Worte hallten noch in ihren Ohren „Mit sowas wie euch möchte ich nichts zu tun haben“, obwohl er Ophelia nicht direkt ansprach, wusste sie dennoch, dass er sie in seiner Aussage mit einschloss. Dieses Jahr wurde Regulus, wie ein Großteil seiner Familie, nach Slytherin eingeteilt, doch es gab jemanden der eine Ausnahme bildete, genau wie sie. Ophelia stand regungslos da und schaute Sirius etwas perplex an. Doch ehe sie sich dazu durchgerungen hatte etwas zu sagen, drehte er sich wieder um und schenkte den Flammen seinen ganze Aufmerksamkeit.

Da es keinen Grund mehr gab stehen zu bleiben, verpasste sich Ophelia innerlich einen Tritt und bewegte sich weiter zum Ausgang hin, ohne einen weiteren Gedanken an Sirius zu verschwenden, ganz so, als ob er nicht existierte. Kurz nachdem das Portrait der fetten Dame zur Seite geschwungen war und den Blick auf den steinernen Korridor freigab, meldete sich Sirius zu Wort.

„Das hätte ich nicht von dir gedacht. Vielleicht bist du doch kein so hoffnungsloser Fall. Was wohl Mummy und Daddy dazu sagen?“ er setzte ein schelmisches Grinsen auf und funkelte sie herausfordernd an.

„Stimmt, so hoffnungslos wie du bin ich allemal nicht. Und jedenfalls habe ich Anstand und bin kein selbstverliebter Möchtegern“ mit diesen Worten trat sie heraus. Die fette Dame unterband jeglichen Kommentar aus dem Gemeinschaftsraum, und schwang unerbittlich zu ihrer ursprünglichen Position zurück. Nun stand Ophelia auf den einsamen Korridor, sie wusste nicht was in sie gefahren war, warum sie Sirius Kontra gab, warum sie ihn einen Möchtegern genannt hatte. Vielleicht, weil sie ein wahrheitsliebender Mensch war und sein Blick den letzten Knoten in ihrer Zunge löste.

Auf ihren Weg durch die Gänge von Hogwarts malte sie sich in Gedanken ihren ersten Schultag aus, sie war gerade dabei mit einer Flüssigkeit den Tisch von Professor Slughorn zu verätzen, als sie aus der Ferne Schritte hörte. Erst jetzt zweifelte sie an ihrem Vorhaben, war es den Schülern erlaubt zu dieser frühen Stunde durch die Gegend zu irren. Jemand bog um die Ecke, aus der Ferne konnte sie nicht erkennen wer es war, wie auch, nach einen halben Tag konnte schwerlich jedes Gesicht vertraut sein. Der oder die Unbekannte blieb am anderen Ende des Korridors stehen, erstarrte augenscheinlich zu einer Salzsäule. „Hatschi“. Das hörte sich an wie, Helena. Ophelias Großmutter hatte schon oft über die Auffassungsgabe ihrer Enkelin gestaunt, auch jetzt konnte sie einen Menschen anhand eines Geräusches und einer damit verbundenen Körperbewegung erkennen, das laute „Entschuldigung“ von Helena war natürlich unterstützend.
Wie groß war die Wahrscheinlichkeit in einem solch großen Gebäude, um diese frühe Uhrzeit, ausgerechnet ihre Zugbekanntschaft zu treffen. Helena trug ein weißes Hemd und darüber einen schwarzen Pullunder, die Uniform wurde durch eine gelbe Krawatte abgerundet. Auf ihrer Brust thronte das Wappen von Hufflepuff, ein Dachs, das blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ihre Ohren waren mit kleinen Perlenohrsteckern bestückt.

„Hallo“
„Hallo. Konntest du auch nicht schlafen?“ fragte ihr Gegenüber, als sie sich vor dem Portrait eines älteren Herren, der einen seltsam aussehenden Hut trug, trafen. Ophelia schüttelte den Kopf.

Die beiden Mädchen machten sich daraufhin auf den Weg nach Draußen, Helena wollte die Sonne begrüßen. Am Großen See angekommen setzten sie sich auf das noch taunasse Gras. Ophelia drehte gedankenverloren eine Blume in ihrer Hand und löste das erste Blütenblatt.

„Er liebt mich, er liebt mich nicht“ kicherte Helena. Dessen Freundin drehte sich zur Seite und schaute sie fragend an.

„Oh, das Spiel kennt man in der Zaubererwelt wohl nicht. Man zieht die Blütenblätter einer Blume ab, ein Blatt nach dem anderen, um so herauszufinden ob dein Schwarm dich liebt. Man sagt immer abwechselnd er liebt mich, er liebt mich nicht, bis mit dem letzten Blatt die Antwort fällt. Ich habe das schon so oft gemacht“ Helena errötete „Bist du denn verliebt?“

„Wenn, dann unbewusst, ich kenne das Spiel mit der Blume doch nicht, ich erwarte also auch keine Antwort.“, die beiden Mädchen lachten und stellten fest wie verschieden ihre Welten waren, doch wie eines sie verband, eine kleine Pflanze die zu wachsen begann, Freundschaft.

Die Sonne war in der Zwischenzeit über die Berge gewandert und spiegelte sich schimmernd im schwarzen Wasser. Ophelia, die mittlerweile die Blumen von allen Blütenblättern befreit hatte, die letzte verkündete ihr, dass er sie nicht liebte, verlor sich in der Weite des Sees. Er war spiegelglatt, keine Welle, kein Wind. Sie malte sich aus, was alles in diesem leben könnte, von einer kleinen Wasserfee bis zu einem großen Ungeheuer, da raschelte etwas hinter ihr.

„Wer ist da?“ Helena drehte sich um.

„Vielleicht war es nur ein Tier. Ich glaube wir sollten langsam gehen, die Sonne steht schon weit am Himmel. Mit welchem Fach fängt dein erster Tag an?“ entgegnete Ophelia.

„Du hast recht. Ich habe zuerst Verwandlung bei Professor McGonagall“ die beiden Mädchen erhoben sich „Dann haben wir das wohl zusammen“ Ophelia schenkte Helena ihr Zahnlücken-Lächeln.

Kaum waren sie in Hogwarts angekommen, kamen ihnen schon die ersten Schüler entgegen, der Morgen war wie im Flug vergangen und die Zeit drängte.

Nachdem sie ihre Schulbücher geholt hatten trafen sie sich vor dem Unterrichtsraum wieder, drinnen angekommen, fanden sie einen, bis auf drei Plätze, vollbesetzten Raum vor. In der hintersten Reihe saß Peter, gewohnt ängstlich dreinblickend, und blätterte in seinem Buch, als ob er all dessen Informationen in den verbleibenden zwei Minuten bis zum Unterrichtsbeginn in sich aufnehmen wollte, um so auf eventuelle Fragen eine Antwort geben zu können.

„Guten Morgen Peter“

Peter sprang auf und zog den Stuhl neben dem seinem nach hinten, um den Neuankömmlingen einen Platz anzuweisen. Die Schüler in der Nähe lachten, auch Helena und Ophelia waren überrumpelt, nahmen das Angebot aber dankend an.

„Ich bin so aufgeregt“ entgegnete er diesen.

„Das brauchst du nicht“, in diesem Moment kam Professor McGonagall in den Raum und alle Schüler verstummten.

„Guten Morgen Schüler“ begrüßte sie diese mit einem angedeuteten Lächeln.

„Guten Morgen“ entgegneten ihre Schüler eher verhalten, weil niemand wusste was auf sie zukam, wie schwer der Schulstoff werden würde und wie streng McGonagall war.

„Willkommen zu ihrer ersten Stunde. Wir werden heute mit einer leichten Übung beginnen. Sie sehen auf dem Tisch vor ihnen eine Nadel liegen, diese sollen sie im Laufe der Stunde in einen Knopf verwandeln. Dazu lesen sie bitte das erste Kapitel in ihrem Schulbuch.“

Peter riss seine Augen auf, das Lehrbuch, noch immer in seiner Hand, fing an zu beben. „Keine Angst, wir machen das schon.“ versuchte Ophelia ihn zu beruhigen und blickte, Hilfe suchend, zu Helena, welche in der gleichen Körperverfassung war wie Peter.

Ophelias erster Versuch scheiterte kläglich, die vor ihr liegende Nadel drehte sich lediglich um 45° als sie von dem, vermeintlich, richtigen Zauber getroffen wurde. Doch schon der zweite Versuch zeigte einen ersten Erfolg, statt einem Nadelöhr, besaß sie nun vier. Nach einem weiteren Versuch veränderte sich auch die restliche Form, fast zur gleichen Zeit flog etwas auf den Boden. Es war ein Zauberstab, ein Mädchen in der ersten Reihe hatte ihn aus seiner Hand katapultiert „Entschuldigung, da ist wohl mein Temperament mit mir durchgegangen.“ Mit einer fließenden Körperbewegung brachte sie den Stab in seine ursprüngliche Position zurück.

„Ich hoffe, dass sich das nicht so schnell wiederholt und sie lernen sich zu zügeln Miss.“

„Rakel Thomas“

Die Stunde neigte sich zum Ende und allein Ophelia hatte etwas gezaubert was annähernd einem Knopf glich. Peters Nadel hatte lediglich seine Konsistenz geändert und bestand nun aus einem dickflüssigen Brei, Helenas Nadel hingegen war, eine Nadel.

Nach der Stunde mit Professor McGonagall machten sich Helena und Peter auf den Weg zu Zauberkünsten, Ophelia hingegen ging in Richtung Kerker, wo nicht nur die Schlafsäle der Slytherins zu finden waren, sondern auch der Unterrichtsraum für Zaubertränke.

Da es in den ersten Tagen oft dazu kam, dass sich Erstklässler verliefen und statt im Unterrichtsraum in der Toilette landetet oder bei einer drückenden Blase ziellos von einem Raum zum anderen liefen, machten sie sich geschlossen auf den Weg. So kam es, dass Peeves der Poltergeist eine große Gruppe von Gryffindorerstklässlern als Opfer vorfand.

„Habe ich euch. Wo wollt ihr hin? Ihr seid hier falsch.“
Wie so oft versuchte er die Schüler durch falsche Wegangaben in die Irre zu führen, was natürlich meist nicht klappte, da, zu mindestens die ältereren Jahrgänge sich in der Schule auskannten und den Schabernack von Peeves kannten. Um die Schüler auseinander zu treiben bewarf er die kleine Gruppe mit etwas, was zu weich war jemanden ernsthaft zu verletzen, aber hart genug um eine Wirkung zu erzielen.

„Was ist das für ein Lärm?“ um die Ecke bog ein Mann mit langen strähnigen Haar und einem entgeisterten Gesichtsausdruck.
„Ah unser Squibby Squibb, lang nicht mehr gesehen.“ Der Geist verbeugte sich zur Begrüßung und zog, nicht nur metaphorisch, seinen Hut vor dem Neuankömmling.
„Mach dass du hier fort kommst“ gab Filch, der erst seit zwei Jahren den Hausmeisterposten inne hatte, überlaunig zurück und unterstrich seine Aussage mit den Armen, indem er diese wild durch die Luft wirbelte. Er beschleunigte seinen Schritt und raste auf die Truppe, die sich aus einer, mittlerweile etwas verstörten, Schülergruppe und einer in der Luft schwebenden Gestalt bestand, zu. Doch Peeves ließ sich davon nicht beeindrucken und warf weiter fröhlich um sich, dieses Mal in Richtung des Neuankömmlings. Den Zwist zwischen den beiden nutzten die Erstklässler um sich davon zu stehlen. Fast alle, ein Junge, der stehen geblieben war, wurde kurz vor dem Zusammenprall zwischen Hausmeister und Geist aus dem Verkehr gezogen.

Ophelia drehte sich noch einmal um und sah gerade noch wie Filch Peeves mit einem Besen bedrohte, er hob diesen zum Schlag aus und dann waren sie aus ihrem Blickfeld verschwunden. Ihr Bruder hatte schon viel über ihn erzählt, dass er seinem Vorgänger Apollyon Pringle in seiner ablehnenden Haltung gegenüber den Schülern in nichts nachtrug, dieser aber, im Gegensatz zu Filch seiner Abneigung mit Magie unterstreichen konnte.

Die erste Stunde in Zaubertränke verlief ohne Komplikationen, gegen alle Erwartungen war Ophelia einer der wenigen die weder ihren Kessel, noch den Tisch oder die eigenen Uniform in Brand setzte. Zu ihrer Überraschung wurden ihr sogar fünf Hauspunkte gutgeschrieben, da sie die Wirkung eines Gripsschärfungstrank erklären konnte, was ihrer Meinung nach nicht so schwer war, da sich dies aus dem Namen ableiten ließ.

Zum Frühstück begab sich ein Großteil der Schüler in die Große Halle um dort ein Mahl- ähnlich wie zur Häusereinteilung, nur nicht ganz so üppig- zu sich zu nehmen. Ophelia trat in die Halle, unschlüssig wo sie sich hinsetzten sollte schritt sie an einem der langen Tische entlang, bis sie über etwas stolperte.

„Entschuldigung, das war nicht mit Absicht.“ Rakel grinste und strich sich unsanft durchs Haar, ihr Bein, welches Ophelia fast zu Fall gebracht hatte, verweilte noch in der gleichen Position. „Setzt dich doch zu mir, da kann ich es mit einem köstlichen Pudding wieder gut machen.“
„Ok. Hättest du ihn gemacht, würde ich die Entschuldigung sogar annehmen, aber so musst du mindestens noch eine Kürbispastete drauflegen.“
„Abgemacht.“ Rakel nahm bereits einen leeren Teller und schaufelte, so wie es schien, alles im Umkreis von zwei Metern drauf. „So viel muss es auch nicht sein.“ Ophelia setzte sich lachend hin.
„Wie war dein Tag bis jetzt?“ fragte Rakel.
„Bis jetzt ganz ok.“
„Ok? Slughorn war richtig angetan von dir.“ Rakels ganzer Körper schien vor Lachen zu beben, sogar die schwarzen Locken wippten im Takt. Ophelia war der Meinung, dass Rakel für ihre elf Jahre schon ziemlich erwachsen aussah. In ihren Augen funkelte etwas, was sie reifer wirken ließ, auch ihr selbstsicheres Auftreten unterstrich diesen Eindruck.
„Hallo“ Helena und Peter traten schüchtern an den Tisch.
„Hey setzt euch doch zu uns“ Rakel strich sich einen Haarsträhne hinter das Ohr, unbeeindruckt davon, dass es eher unüblich war, dass Schüler eines anderen Hauses an ihrem Tisch saßen. Nach einem kurzen Zögern setzten sich diese bereitwillig hin, wohl auch, weil ihnen nicht bewusst war, dass rechts und links neben ihnen nur Schüler mit roten Krawatten saßen. „Dankeschön“
„Du warst doch der, der den sprechenden Hut nicht mehr absetzten wollte. Peter, richtig.“ Rakel suchte sich beiläufig etwas zum Essen aus und kreiste mit ihrem Finger von einem Teller zum anderen.
„Ja“ Peter wurde rot und zog kaum merklich seinen Kopf ein.
„Schön dich kennenzulernen. Ich würde mir nichts über das Gelächter machen. Ich bin übrigens Rakel, Rakel Thomas. Und du?“ fragte sie an Helena gewandt.
„Ich bin Helena Harris“
„Schöner Name. Und wie ist es so in Hufflepuff?“ fragte Rakel mit einem Augenzwinkern.
„Ganz gut“
Ophelia folgte der Konversation im Stillen, nahm ab und zu einen Bissen von ihrem Teller, auf dem, dank Rakel, ein schier endloser Turm aus Essen gestapelt war.
„Ich bin froh hier zu sein, ich als kleiner Halbblut. Mein Vater war ziemlich überrascht als meine Mutter erzählte, dass sie eine Hexe ist. Verheimlichen konnte sie es ihm nicht mehr, da ich einen Brief für Hogwarts bekommen habe. Meine Mutter, mit ernstem Gesicht: Thomas ich muss dir etwas sagen“
„Dein Vater heißt Thomas Thomas?“ unterbrach Ophelia sie.
„Ja, meine Großmutter hatte wohl einen guten Tag.“
„Sehr sympathisch“ konterte Ophelia.
„So ähnlich war es bei meinen Eltern auch“ warf Peter ein.
„Dein Vater heißt Allington mit Vorname?“ auf Ophelias Kommentar hin fiel Rakel in schallendes Gelächter aus.
„Nein. Meine Mutter war auch überrascht, als mein Vater, einen Tag vor ihrer Hochzeit, ihr alles erzählte“ wie so oft verfärbte sich Peters Gesicht kirschrot.
„Bei mir waren beide überrascht als ich einen Brief bekam, ich war es ja selbst.“
Ophelia stellte sich vor wie es wohl wäre Muggeleltern, genau wie Helena, zu haben, die nichts von der Welt wussten, wie es wäre selbst nichts von dieser Welt zu wissen, zusammen mit seinen Eltern diese zu erkunden.
„Und bei dir?“
Mit diesen Worten wurde Ophelia aus ihrem Tagtraum gerissen.
„Keine Muggeleltern, keine Überraschung“
„Ein Reinblut also“ Helena schaut e Rakel fragend an, sodass diese ihren Kommentar erläutern musste.
Ophelia hörte nicht zu, sondern versuchte zu verstehen was der Unterschied zwischen Muggelgeborenen und ihr war. Da merkte sie etwas in ihrem Nacken, es war, als ob sich etwas in ihren Hals brannte, es war das Gefühl das man bekam, wenn sich jemand auf einen Punkt konzentrierte, jemanden beobachtete. Ohne allzu aufgeschreckt zu wirken ließ Ophelia, so unauffällig wie möglich, ihren Blick durch den Raum wandern.

In ihrer Nähe war ein Junge, welcher ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, doch nur für einen kurzen Augenblick, nur einen Wimpernschlag später konzentrierte er sich wieder auf das Schachspiel vor ihm, was gerade so zwischen all dem Essen Platz fand. Nein er war es nicht. Ihr Blick schweifte weiter bis er sein Ziel erreichte. Sie kannte diese braunen Augen, es war ihr Bruder.
Sein Blick wanderte zwischen ihr und ihren Freunden, er wartete augenscheinlich auf eine Reaktion von ihr. Sie zog fragendihre Augenbrauen zusammen, dabei bildete sich eine kleine Falte auf ihrer Stirn, diese verschwand aber just in dem Moment als das erste Kreischen zu hören war. Die Morgenpost.
Hunderte von Eulen flogen, wild mit den Flügeln schlagend, durch die große Halle. Sie kreuzten gegenseitig ihren Weg, ein Wunder, dass es keinen Zusammenstoß gab. Da schoss ein rostroter Waldkauz auf Ophelia zu, sie erkannte ihn erst, als er einen Brief genau vor ihrer Nase herunter fallen ließ.
Die anderen Eulen taten es ihm gleich und versorgtem die anderen Schüler mit Briefen, Paketen oder einer Zeitung, dem Cover zu urteilen handelte es sich dabei zumeist um den Tagespropheten, der wohl bekanntesten Zeitung in der Zaubererwelt.
So schnell und unerwartet die Eulen kamen, so schnell verließen sie das Gebäude wieder und machten sich entweder auf den langen Heimweg oder direkt zur schulinternen Eulerei, in der sie zu Fressen und einen Schlafplatz bekamen, auf.
Ophelia schluckte, ihr Herz stockte. Sie nahm den Brief auf, ihre zitternden Hände machten es ihr unmöglich diesen zu öffnen. Um sie herum waren alle, fast alle, damit beschäftigt ihre Post zu begutachten, Briefe zu lesen, ihren Freunden den Inhalt ihrer Pakete zu zeigen. Auf einmal hörte sie einen Schrei, keine zehn Meter von ihr entfernt schwebte ein Brief in der Luft, das Papier zu einem Gesicht geformt, und teilte dem Empfänger lautstark seine Meinung mit. Ein sogenannter Heuler erinnerte einen etwa dreizehnjährigen Jungen daran, dass er Zuhause etwas angestellt hatte, was genau konnte Ophelia nicht verstehen, da die Worte durch das Gelächter der anderen Schüler übertönt wurden. Auch Rakel, Helena und Peter richteten ihre Aufmerksamkeit auf den, mittlerweile verzweifelten, Jungen. Rakel verzog ihren Mund zu einem Lächeln, ehe sie, an Ophelia gewandt fragte „Was ist los, dein Brief liegt immer noch ungeöffnet vor dir.“
Als Aufforderung verstehend und ihre Unsicherheit vertuschend, öffnete Ophelia den Brief, sie löste langsam das Wachsigel, befreite behändig das Pergament aus seiner Hülle und klappte es auf.

Liebe Ophelia,

dein Vater und ich hoffen, dass du gut in Hogwarts angekommen bist und dich gut eingelebt hast. Mit der nächsten Eulenpost schicken wir dir ein Paket mit deinen restlichen Sachen.

Beste Grüße

Mama


Es war ein kurzer Brief, kein Wort von Gryffindor, kein Wort von ihren Freunden. Erst jetzt wurde Ophelia bewusst, dass ihre Eltern nichts davon wussten, wie konnten sie auch, sie werden es erst wissen, wenn es ihnen jemand erzählte. Doch andererseits war es die Eule ihres Bruders die die Nachricht überbrachte, er musste sie also gestern zu ihren Eltern geschickt haben. Ophelias Blick glitt abermals zu ihrem Bruder.

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