Ja, erm, das mit Draco. Bin auch gespannt, wo das noch hinführt...
So, das ist vorerst das letzte Kapitel, dass ich so schnell posten kann. Das nächste muss ich erst noch schreiben und ich befinde mich - zumindest was diese Geschichte angeht - schon eine Weile in einem Kreatief...
Kapitel 14 - Ermutigende Worte
Schneebedeckte Landschaften rauschten an den Fenstern des Hogwartsexpresses vorbei. In Windeseile ließen wir Hogwarts hinter uns und fuhren auf die Weihnachtsferien zu. Die Stimmung in den Abteilen war gemischt. Manche freuten sich, dass sie ihre Familie endlich wieder unversehrt in die Arme schließen konnten. Manche hatten Angst, dass sie bei ihrer Ankunft eine Botschaft vom Tod eines geliebten Menschen erwartete. Und manche kehrten in der Sicherheit zurück, dass sie dieses Weihnachten mit einer Person weniger verbringen würden.
Mich selbst hatte seit dem Besteigen des Zuges eine Angst ergriffen, die mit jedem Meter, den wir zurücklegten, größer wurde. Ich befürchtete nicht, dass jemand aus meiner Familie den Todessern zum Opfer gefallen war. Der Krieg hatte in diesen Tagen meine Gedanken nicht erreicht. Dafür war ich zu beschäftig mit dem Moment der Wahrheit.
Wie würden meine Eltern reagieren, wenn sie erfuhren, was ich war? Natürlich, meine Freunde hatten es gut aufgenommen. Doch sie waren auch mit der Welt der Zauberer vertraut und kannten nach eigener Aussage auch einen sehr netten Werwolf. Meine Eltern hingegen kamen nur durch mich mit dieser ihnen so fremden Welt in Kontakt. Für sie würde der Gedanke an einen Werwolf etwas vollkommen Neues sein – und dass ihre Tochter auf einmal eine solche Kreatur sein sollte, würde vermutlich zu viel für sie sein. Vor allem um meinen Vater machte ich mir Sorgen. In letzter Zeit hatte er Herzprobleme. Meine Mutter hatte mir letzten Monat geschrieben, dass er von seinem Arzt beurlaubt worden war, damit er sich schonen und erholen konnte. Ich wusste nicht, ob diese Information nicht zu viel für ihn sein würde.
Und dann war immer noch die Frage, ob meine Eltern mich weiterhin so wie früher lieben konnten. Gut, das Verhältnis zu meinen Freunden hatte sich nicht geändert, aber das war wie gesagt etwas anderes.
Ginny schien wieder einmal meine Gedanken zu erraten, denn sie legte mir fürsorglich den Arm um die Schulter. "Das schaffst du schon", sagte sie. "Du wirst sehen, am Ende ist es gar nicht so schlimm."
Ich sagte nichts. In den letzten Tagen hatte ich den Versuch aufgegeben, ihr zu erklären, dass sie leicht reden hatte, da sie ja nicht in meiner Situation war. Sie hatte es nicht hören wollen, sondern nur abgewinkt. Ich würde übertreiben, hatte sie dann immer gemeint und ich hatte schließlich nicht mehr widersprochen. Aber innerlich dachte ich es immer noch. Als Außenstehender sah man die Dinge doch etwas leichter, wie wenn man selbst betroffen war. Wer nun Recht hatte, überlegte ich gar nicht. Mir fiel es einfach schwer zu glauben, dass es keine große Sache war und mich konnte auch nichts vom Gegenteil überzeugen.
"Hast du dir schon überlegt, wann genau du es ihnen sagst?", fragte Harry mich vorsichtig.
"Ich weiß nicht genau", entgegnete ich. "Ich dachte, Heilig Abend wäre ganz gut. So als Weihnachtsgeschenk." Diese sarkastische Antwort konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
Er lachte leicht, doch ihm war klar, wie ich es meinte. Hermine wirkte etwas pikiert und Ron sah mich kritisch an. Ginnys Gesichtsausdruck sah ich nicht, da sie direkt neben mir saß und ich ihr den Kopf nicht zuwandte. Ihr Arm blieb jedoch weiterhin um meine Schulter gelegt.
"Jetzt mal ernsthaft", sagte Harry dann. "Es wäre vielleicht schon nicht schlecht, sich ein bisschen Gedanken zu machen, wann und wie du es ihnen sagen willst."
"Ach, wieso denn. Ich dachte, das kann ich so nebenbei einfügen. Ungefähr so: 'Das Essen ist wirklich köstlich, Mum. Übrigens bin ich ein Werwolf. Was gibt's zum Nachtisch?" Ich klang fast ernst.
"Lass mal die Ironie bei Seite", Harry blickte mich eindringlich an. "Hast du dir noch überhaupt keine Gedanken darüber gemacht?" Natürlich hatte ich das. Jeden Tag und jede Nacht. Ich war es mehrmals durchgegangen. Vor Weihnachten, nach Weihnachten, nur meiner Mutter, auch meinem Vater... Unzählige Varianten hatte ich mir überlegt, doch in meinem Kopf hatte es am Ende immer zur gleichen Katastrophe geführt. Mein Vater hatte einen Herzanfall bekommen und meine Mutter hatte mir für den Rest ihres Lebens vorgehalten, dass ich den frühzeitigen Ruhestand meines Vaters zu verantworten hatte. Ich wusste nicht, wie nahe mein Gehirn der Realität kam, doch mit jedem Mal, da ich es durchspielte, wurde meine Angst größer.
"Ich habe mir schon oft überlegt, wann und wie ich es sagen könnte", antwortete ich Harry schließlich und drückte damit meine Gedanken aus. "Es hat immer im Chaos geendet... Ich kann das einfach nicht."
Ich erwartete, dass meine Freunde mir sofort widersprechen würden und versuchen würden, mir Mut zuzureden. Doch sie blieben still und schienen sehr nachdenklich zu werden. Das bedeutete, dass sie meine Bedenken ernst nahmen.
Schließlich ergriff Ron das Wort. "Natürlich könnten deine Eltern schlecht reagieren und es ist wohl außer Frage, dass sich etwas verändern wird. Aber, jetzt stell dir mal vor, du würdest es ihnen nicht sagen. Wäre es dann nicht viel schlimmer. Also, zu wissen, dass du ihnen etwas verschweigst. Wolltest du es ihnen dann nicht sowieso irgendwann sagen?"
Ich nickte langsam. Er hatte einen Punkt, einen verdammt guten sogar. Sie waren meine Eltern. Ich wollte keine Geheimnisse vor ihnen haben. Außerdem hatten sie das Recht, davon zu erfahren. Schließlich betraf es mich, ihre Tochter, die sie in den letzten sechzehn Jahren liebevoll großgezogen hatten.
"Trotzdem weiß ich immer noch nicht, wie ich es ihnen sagen soll", meinte ich niedergeschlagen.
Ginny zog mich näher an sich und ich ließ meinen Kopf auf ihre Schulter fallen. "Hör mal", begann sie. "Ich will jetzt nicht sagen 'Das wird schon' – alleine schon, weil du mir aufs heftigste widersprechen würdest. Du hast Angst. Okay. Aber du bist eine Gryffindor..."
"...und Gryffindors sind mutig, also dürfen sie keine Angst haben?", beendete ich den Satz für sie.
"Nein", sie schüttelte den Kopf, "das stimmt gar nicht."
"Ach nicht?", ich hob etwas erstaunt den Kopf und sah sie aus den Augenwinkeln an.
"Mut bedeutet doch nicht, dass man keine Angst hat. Mut ist, wenn man etwas tut, obwohl man davor Angst hat. Und du bist eine Gryffindor, deswegen weiß ich, dass du dich deiner Angst stellen kannst. Du hast es schon so oft bewiesen."
Jetzt setzte ich mich ganz aufrecht hin und sah sie direkt an. "Wann hab ich denn bitteschön 'Mut bewiesen', wie du es so schön formulierst."
"Also, lass mich mal überlegen", meinte Ginny und ich dachte schon, dass ihr nichts einfallen würde. Doch ich täuschte mich. "Du hast dich als einzige Erstklässlerin gleich in der ersten Zaubertrankstunde mit Snape angelegt...", begann sie an den Fingern abzuzählen.
"...aber nur, weil mich niemand vor ihm gewarnt hatte und ich es einfach nicht besser wusste", konterte ich sofort. Doch meine beste Freundin ließ mir das nicht durchgehen.
"Jeder, der nicht vor Snape gewarnt worden war, wusste spätestens als Snape den Raum betreten hat Bescheid..."
"Das bedeutet nur, dass ich etwas schwer von Begriff bin", unterbrach ich sie sogleich wieder.
Ginny verdrehte die Augen, ließ sich von mir aber nicht beirren. "Du hast dich in der dritten Klasse mit zwei Sechstklässlern aus Slytherin angelegt, obwohl deine Chancen ziemlich schlecht aussahen..."
"Leichtsinn. Wenn ich gereizt werde, sehe ich rot, aber das beweißt rein gar nichts", wehrte ich ab, doch sie war schon beim nächsten.
"Du bist in Filchs Büro eingebrochen, nur um die Tinte-spritzenden Federn zurück zu holen, die ich Fred und George schenken wollte. Wenn du erwischt worden wärst, hättest du mächtig Ärger bekommen."
Ich schüttelte den Kopf, musste allerdings lächeln. "Das war eine Kurzschlussreaktion und zeigt nur, dass ich handle, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Mit Mut hat das nicht wirklich etwas zu tun."
"Ach, und ich vermute", entgegnete Ginny, als würde sie gleich einen Trumpf ausspielen, "als du dich letzten Sommer dazu entschieden hast, mit in die Mysteriumsabteilung zur Rettung von Harrys Patenonkel zu kommen, war dir überhaupt nicht bewusst, dass eine Begegnung mit Du-weißt-schon-wem oder zumindest mit seinen Todessern unausweichlich sein würde." Triumphierend verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und wartete auf meine Antwort.
Etwas verlegen drehte ich meine Augen in Richtung Decke. Sie hatte natürlich Recht. Ich hatte in etwa gewusst, worauf ich mich einließ und ich hätte jederzeit umkehren können – ich hatte es aber nicht getan.
Während ich noch schwieg, fiel Ginnys Blick auf Harry, der bei der Erwähnung von Sirius einen seltsamen Gesichtsausdruck angenommen hatte. "Tut mir Leid, Harry", sagte sie schuldbewusst, doch er winkte ab. Für Ginnys gute Absichten schien er es wohl zu ertragen, an den Tod seines Patenonkels erinnert zu werden.
"Okay", sagte ich dann, "also habe ich da vielleicht Mut bewiesen. Es ist aber immer noch einfacher, für seine Überzeugungen zu kämpfen, als etwas zu sagen, das das ganze Leben verändern kann."
Ginny runzelte die Stirn. "Willst du damit sagen, dass es einfacher ist, dem möglichen Tod entgegen zu gehen, als eine starke Veränderung des eigenen Lebens zu akzeptieren?"
Ich legte meinen Kopf von rechts nach links und wieder zurück, als würde ich es noch einmal abwiegen. "Wenn die negativen Auswirkungen dieser Veränderung überwiegen, dann ja."
"Manchmal haben solche Veränderungen etwas gutes, das man aber erst später bemerkt", gab meine beste Freundin zu bedenken.
"Und was soll an der Tatsache, dass ich jetzt ein Werwolf bin, gut sein?", fragte ich mit gehobenen Augenbrauen.
Ginny zuckte mit den Schultern. "Manchmal schweißen 'Schicksalsschläge'", dieses Wort setzte sie mit ihren Fingern in Anführungszeichen, "Menschen enger zusammen."
Ich musste lachen. "Du gibst wohl nie auf?"
Sie schüttelte grinsend den Kopf. "Und genau das solltest du auch nicht tun."
In diesem Moment wurde der Zug langsamer und wir fuhren auf Gleis 9 ¾ ein.
Und obwohl ich meine Angst vor dem, was mir bevor stand, nicht ganz verloren hatte, gaben mir Ginnys Worte doch etwas mehr Zuversicht.