Ich mag die Story... Ich hab eigentlich davon keine Ahnung, also beachte mein Kommi nicht als Fachwissen...
Und wie du die Spannung am ende eingebaut hast... Was passiert jetzt? Ich mag deine FF...
Mach.Sofort.Weiter.

Moderator: Modis
5. Kapitel - Ärger und Sorgen
"Haben Sie überhaupt eine Ahnung, in welche Gefahr Sie Ihre Mitschüler gebracht haben?", herrschte Snape mich an, während er schnellen Schrittes durch die Gänge ging.
"Offensichtlich nicht", knurrte ich leise, während ich bemüht war, ihm zu folgen. Eigentlich realisierte nicht wirklich was er sagte, da ich in Gedanken ganz wo anders war. Gerade malte ich mir meine bevorstehende Bestrafung aus, die sicher furchtbar sein würde. Doch dann stutze ich, als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Ich? Meine Mitschüler in Gefahr bringen? Was zum Teufel redete der Kerl da?!
"Kaum auszumalen, was hätte passieren können, wenn ich Sie nicht rechtzeitig gefunden hätte! Und das, weil Sie sich einer klaren Anweisung von mir einfach widersetzt haben!", fuhr er aufgebracht fort. "Es war doch sicher nicht zu viel von Ihnen verlangt, den Krankenflügel aufzusuchen…"
Dieses Mal schwieg ich – jedoch nur mit großer Mühe. 'Was faselt der eigentlich für ein Mist? Warum beschuldigt er mich nicht gleich, damit den Untergang der Welt zu verursachen. Spinner!', ging es mir durch den Kopf. Ich hatte erwartet, dass er wütend sein würde. Ich hatte erwartet, dass er mir eine lange Strafpredigt halten würde – aber nicht mit diesem Inhalt! Dass er mir vorhalten würde, seinen Unterricht wegen Müdigkeit verlassen zu haben und dann aber putzmunter beim Abendessen herum zu albern, das wäre das einzig logische gewesen. Das würde einen Sinn ergeben. Aber ein Drama daraus zu machen, dass ich nicht im Krankenflügel gewesen war, entsprach ihm einfach nicht. Das war nicht Severus Snape, zumindest nicht der Severus Snape, den die Schüler von Hogwarts kannten und – zu einem großen Teil – auch hassten. 'Oh mein Gott, jetzt ist er vollkommen durchgeknallt! Oder…', kam mir der Gedanke, 'es ist gar nicht Snape, sondern nur ein komischer Doppelgänger, der seine ganz eigenen verqueren Ziele verfolgt.' Kaum hatte ich das jedoch gedacht, fiel mir auf, wie lächerlich das war und ich weiß mich selbst zurrecht: 'Du hast Panik, Felice. Du hast doch nur Schiss vor der Strafarbeit. Und außerdem bist du in den letzten Tagen nicht ganz auf dem Dampfer gewesen. Dein Gehirn funktioniert gerade nicht Richtig…'
Snape war so abrupt stehen geblieben, dass ich in ihn hinein rannte. Er blickte kurz über seine Schulter zu mir und hob eine Augenbraue, als ich ein Stück von ihm zurückwich, doch er sagte nichts weiter. Dann öffnete er die Tür, vor der er angehalten hatte, und trat ein. Ich zögerte. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht darauf geachtet, wohin wir gegangen waren. Snapes Büro konnte es nicht sein, da wir uns immer noch über der Erde befanden. Und um zu Dumbledore zu gelangen, musste man an einem Wasserspeier vorbei. Da ich mich nicht entsinnen konnte, besagten Wasserspeier passiert zu haben, schied diese Möglichkeit auch aus. Also, was war es dann für ein Raum und was sollte ich hier? Vielleicht meine Strafarbeit verrichten? Oder war es Professor McGonnagals Büro? Schließlich war sie die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich hatte Angst, vor dem was mich erwarten würde. Doch dann riss ich mich zusammen. 'Jetzt mach mal kein so Theater, Parker!', ermahnte ich mich wie ein Lehrer. 'Es ist nur eine Strafarbeit. Das wirst du doch überleben.'
Ich holte noch einmal tief Luft und ging auf die halboffene Tür zu. Vorsichtig spähte ich in den Raum. Er war groß und hell erleuchtet. Links und Rechts reihten sich mehrere Betten entlang der Wände, die teilweise mit Stellwänden abgeschirmt waren. Ich war im Krankenflügel gelandet. 'Was soll ich hier?', fragte ich mich, während ich vorsichtig ins Zimmer trat. 'Will Snape, dass ich mich bei Madam Pomfrey entschuldige? Oder will er mich aus Rache zu einer Woche Bettruhe verdonnern, dass ich nichts mehr unternehmen kann?' Mir war bewusst, dass diese Gedanken sehr verrückt klangen, doch in diesem Moment traute ich Snape alles zu. Außerdem hatte ich schon gemerkt, dass mein Gehirn ein bisschen außer Kontrolle war und ich es so schnell wohl nicht mehr dazu bringen konnte, richtig zu funktionieren.
Ich blickte suchend in Raum umher, um einen Hinweis auf meine Bestrafung zu finden. Er war fast leer. Schließlich entdeckte ich Madam Pomfrey am anderen Ende des saalähnlichen Zimmers. Sie beugte sich über das Knie eines Jungen, der auf einem Bett saß. Seine blonden Locken standen zerzaust in alle Richtungen und bei jeder kleinen Berührung zuckte er leicht zusammen und sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein.
"Autsch", gab er erneut von sich, als Madam Pomfrey sein offenes Knie mit etwas abtupfte.
"Jetzt halt doch mal still", entgegnete die Krankenschwester in leisem jedoch strengem Ton und zog sein Bein wieder ein Stückchen näher zu sich.
Genau wie ich war Snape stehen geblieben und hatte diese Szene für eine Weile beobachtet. Jetzt gab er ein deutliches Räuspern von sich, um seine Anwesenheit anzukündigen. Madam Pomfrey blickte auf und zögerte einen Moment. Auch der Junge war nun nicht mehr mit seinem Knie beschäftig, sondern starrte Snape und vor allem mich mit einer unverhohlen Neugier an.
"Ah, Severus", die kleine Hexe schien zunächst etwas aus dem Konzept gebracht, fing sich jedoch schnelle wieder, "Einen Moment noch." Sie wandte sich wieder ihrem Patienten zu: "So, das war's. Hier ist die Salbe, die trägst du morgens und abends auf, dann sollte es bald verheilen. Wenn irgendetwas nicht stimmt, kommst du noch mal zu mir. Und jetzt hopp." Sie scheuchte ihn mit einer Handbewegung vom Bett.
"Aber…", der Junge zögerte, etwas verwundert über seinen plötzlichen Rauswurf.
"Also wegen einem Kratze musst du nun wirklich nicht hier übernachten", schnitt sie ihn etwas scharf ab. "Das überlebst du auch so. Es war ja noch nicht einmal wichtig genug, um gleich hier herzukommen. Stattdessen bist du zuerst zum Abendessen und hast es auch überlebt. Also, marsch jetzt! Ich muss mich auch noch um andere Dinge kümmern."
Etwas erschrocken machte sich der Junge mit der Salbe auf den Weg zur Tür. Beim Vorbeigehen blieb sein Blick jedoch erneut neugierig an mir kleben. Ich funkelte ihn böse an und plötzlich schien er es noch eiliger zu haben. Wenigstens diese Plage war weg. Das letzte was ich noch gebrauchen konnte war ein kleiner, neugieriger Junge (ich schätzte ihn auf einen Zweitklässler), der jedes einzelne Detail meiner Bestrafung mitbekam.
Madam Pomfrey war inzwischen kurz hinter einer Stellwand verschwunden und kam nun wieder hervor. "Das ist sie?", fragte sie mit einem Kopfnicken zu mir und Snape bejahte dies mit einer ähnlichen Geste. Sie kam auf mich zu und nahm mich eingehend in Augenschein. "Ein bisschen blass im Gesicht", stellte sie fest. Dann begann sie langsam um mich herum zu gehen und mich von Kopf bis Fuß zu inspizieren. Ich fühlte mich auf einmal noch unwohler in meiner Haut und hielt meinen Atem an. Während sie mich so eindringlich betrachtete, versuchte ich ihr mit meinen Augen zu folgen. Allerdings erwies sich das als äußerst schwierig, als sie meinen Rücken passierte.
Nachdem sie mich einmal umrundet hatte, musterte sie erneut mein Gesicht. "Also, außer den blassen Wangen kann ich nichts Weiteres entdecken. Und das ist nun wirklich nicht so besorgniserregend", schloss sie ihre Inspektion ab und ich konnte wieder ausatmen.
Snape, der währenddessen unruhig hin und her gegangen war, blieb stehen und blickte zu uns hinüber. "Sie hätten sie sehen sollen, als ich sie aus meinem Unterricht entlassen habe. Da war sie noch ein ganzes Stück bleicher und die dunklen Augenringe stachen jedem schon von Weitem ins Auge."
'Was?! Dunkle Augenringe!', dachte ich empört. Musste er mir das auch noch unter die Nase reiben? Zudem missfiel es mir sehr, dass die beiden miteinander sprachen als wäre ich nicht im Raum. 'Man sollte meinen, Lehrer hätten mehr Manieren, aber die meisten Erwachsenen nehmen Kinder und Jugendliche einfach nicht für voll. Ist doch typisch!' Während ich mich in diesen verärgerten Gedanken ein bisschen verlor, bekam ich überhaupt nicht mehr mit, was Snape und Madam Pomfrey diskutierten. Es war mir auch egal. Wenn sie mir keine Beachtung schenkten, würde ich das Selbe mit ihnen tun.
"Nun, wo ist denn unsere Patientin?", vernahm ich eine mir bekannte Stimme, die mich fröhlich aus meinen so missmutigen Gedanken riss. Ich wirbelte herum. Zwei strahlend blaue Augen sahen mich über die Ränder seiner Halbmondgläser an und um den Mund von Albus Dumbledore spielte ein gütiges Lächeln.
Tja, so sieht's wohl aus.Ellen hat geschrieben:Und statt Snape und Madam Pomfrey zuzuhören denkt Felice laaaaange nach und verpasst eine wichtige Information (das ist jetzt mal meine Vermutung). Dadurch wird's natürlich spannender - und ich werd ungeduldiger!
6. Kapitel - Der Test
"Felice, nicht wahr?", fragte der Schulleiter ruhig, während er ganz in den Raum trat und die Tür hinter sich schloss. Ich konnte nur nicken, denn ich war viel zu überrascht von seinem Auftauchen, um irgendeinen Ton herauszubekommen. Dumbledore kam auf mich zu und sah mich freundlich wie immer an. "Wie geht es dir?", fragte er mich in seiner gewohnt unbeschwerten Art, doch wenn ich mich nicht irrte, lag auch in seinem Blick eine gewisse Besorgnis, die mir bereits bei Snape aufgefallen war. Was zum Teufel war hier los?!
Ich versuchte mir meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen, als ich mit "Gut?" antwortete, doch den fragende Unterton konnte ich nicht ganz aus meiner Stimme verbannen.
Wenn Dumbledore es gemerkt hatte, so überging er es und antwortete stattdessen mit einem zufriedenen "Gut." Dann wandte er sich an Madam Pomfrey: "Was meinst du, Poppy?"
Sie zögerte einen Moment, dann antwortete sie: "Nun, sie braucht ein bisschen mehr Schlaf, aber sonst erscheint sie mir vollkommen gesund."
"Wenn du mir richtig zugehört hättest…", presste Snape zwischen den Zähnen hervor, doch Dumbledore unterbrach ihn, indem er seine rechte Hand hoch hielt.
"Ich denke, das reicht, Severus", sagte er in einem ruhigen, jedoch sehr ernsten Ton. "Habt ihr denn einmal sie dazu befragt?" Beide Lehrer schwiegen verblüfft und der Schulleiter wandte sich wieder mir zu. "Felice, ich werde dir jetzt eine Frage stellen. Doch bevor ich dies tue, möchte ich, dass du weißt, dass wir dir nichts vorwerfen. Wir wollen dich nicht auf irgendeine Weise schikanieren, doch es ist wichtig, dass du ehrlich zu uns bist. Hast du verstanden?"
Ich schluckte. Mit einem Mal fühlte ich mich vier Jahre jünger. Außerdem war mir noch immer nicht ganz klar, worum es hier ging, doch mit einem Nicken versicherte ich ihm, dass ich nicht lügen würde.
"Gut", fuhr er fort. "Gibt es irgendetwas, das wir wissen sollten?"
Nun verstand ich wirklich nichts mehr. Worauf wollte er hinaus? Doch statt diese Frage laut auszusprechen, antwortete ich nur mit einem zögerlichen "Nein…"
Dumbledore schien meine Verwirrtheit bemerkt zu haben und dieses Mal ging er darauf ein. "Nun, ich versuche es etwas anders zu formulieren. Ist dir in letzter Zeit – sagen wir, im vergangenen Monat – irgendetwas Außergewöhnliches passiert? Sollte dem so sein, musst du es uns sagen. Davon hängt möglicherweise die Sicherheit deiner Mitschüler ab." Sein Ton war noch eindringlicher geworden und irgendwie machte er mir Angst.
Diesmal zwang ich mich dazu, mein Unverständnis auch laut zu äußern: "Worum geht es hier überhaupt? Was soll im letzten Monat passiert sein, das meine Mitschüler vielleicht in Gefahr bringt? Was soll mit mir sein, dass ich meine Mitschüler in Gefahr bringe?"
Dumbledore musterte eine Weile schweigend mein Gesicht, von dem nun deutlich abzulesen war, wie verwirrt und vor allem aufgebracht ich war. "Nun", begann er schließlich zögernd, "Professor Snape vermutet, dass deine Schlafstörung von etwas ausgelöst wird. Allerdings können wir keinen Beweis für diesen Verdacht finden und dir scheint es auch nicht bewusst zu sein. Dabei müsstest du die erste sein, die es weiß…", seine Stimme brach ab. Daher vermutete ich, dass er eigentlich nur laut gedacht hatte. So oder so, zufriedenstellend war seine Antwort nicht. Deshalb wollte ich erneut nachhaken, doch ich kam nicht dazu. "Wie gehen wir weiter vor?", fragte der Schulleiter bereits seine beiden Lehrer. Warum musste der Kerl auch immer so geheimnistuerisch sein?
"Ich würde sagen, wir warten zunächst ab", ergriff Madam Pomfrey als erste das Wort. "Sollte ein deutliches Anzeichen erkennbar sein, das unseren Verdacht bestätigt, können wir uns darum kümmern."
"Wenn ein deutliches Anzeichen erkennbar ist, ist es bereits zu spät ", entgegnete Snape in gepresstem Tonfall. Er war nicht laut geworden, doch seine Stimme wirkte sehr aufgebracht und vorwurfsvoll. "Wir müssen jetzt handeln!", sagte er mit Nachdruck.
Ich war erneut so fassungslos, dass ich vergaß, meinen Mund zu schließen. Noch immer sprachen sie über mich, als könnte ich sie nicht hören und dann auch noch, als wäre ich eine Aussätzige. Eigentlich hatte ich mehr Taktgefühl von Dumbledore erwartet. Und vor allem eine klare Antwort.
Der Schulleiter schien inzwischen einen Entschluss gefasst zu haben, denn er unterbrach die Stille, die sich in dem großen Raum ausgebreitet hatte: "Poppy, das Tonikum bitte." Er hob seine linke Hand mit einer kreisförmigen Bewegung in die Luft und mir viel zum ersten Mal auf, dass sie schwarz und verwittert aussah. Die Heilerin nickte unterdessen, die Lippen auf einander gepresst und verschwand in ihrem Büro. Snape zeigte keine Regung.
Nach einem kurzen Augenblick kehrte Madam Pomfrey mit einem kleinen Tablett in ihren Händen zurück. Sie stellte es auf einen nahestehenden Nachttisch und nahm zwei Dinge herunter. In ihrer linken Hand war ein durchsichtiges Gefäß, das einem Reagenzglas aus einem Chemielabor sehr nahe kam, doch was sie in ihrer Rechten hielt, konnte ich nicht erkennen.
Sie wandte sich mit einem leicht verdrießlichen Gesichtsausdruck zu mir. "Deine Hand", forderte sie mich knapp auf. Fragend blickte ich zwischen den drei Lehrern vor mir hin und her. Ich fing Dumbledores Blick auf, der mir ermutigend zunickte. Also hielt ich der Heilerin meine rechte Hand hin, was ich jedoch gleich wieder bereute. Zwischen ihren Fingern hielt sie eine lange und spitze Nadel aus Metal. Bevor ich meine Hand wegziehen konnte, hatte sie diese mit ihrer eigenen ergriffen und stach mir mit der Nadel in den Zeigefinger. Sofort quoll eine dunkelrote Flüssigkeit aus der Wunde, die sie in dem Reagenzglas auffing. Madam Pomfrey presste meine Fingerspitze mit Daumen und Zeigefinger zusammen, dass das Blut noch schneller floss.
Sobald sie ihren Griff gelockert hatte, zog ich meine Hand weg. Ungläubig und entsetzt betrachtete ich den Bluttropfen, der sich auf meiner Fingerkuppe gebildet hatte. Dann blickte ich zu ihr. Das Reagenzglas war mit ca. einem halben Kubikzentimeter Blut gefüllt – mit meinem Blut!
Die Heilerin führte ihr seltsames Ritual fort. Ihr Missfallen war ihr jedoch ins Gesicht geschrieben. Die Nadel tauschte sie gegen ein kleines Fläschchen mit einer grau getrübten Flüssigkeit. Sie gab einen Tropfen in das Reagenzglas – und wich sofort zurück. Sofort hatte der Inhalt zu zischen begonnen und verwandelte sich funkensprühend in einen grauen Rauch.
Ich schluckte und löste mein Blick von dem Geschen, um irgendein Zeichen in den Gesichtern der Lehrer zu entdecken. Doch ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn als ich ihre Minen sah, geriet ich in Panik. Alle blickten sie mit Entsetzen und alarmiert auf das rauchende Glas – und dann zu mir.
"Was?", begann ich zu stottern. Ich war den Tränen nahe, denn ich merkte, dass etwas nicht stimmte – und zwar eindeutig. Unwillkürlich wich ich zurück, als müsste ich mich vor den drei Gestalten in Acht nehmen.
Dumbledores besorgter Blick kehrte zurück zu dem Gefäß in Madam Pomfreys Hand. Er nahm es aus ihren Fingern und hielt es hoch. Der Rauch hatte sich verzogen und die Abendsonne, die durch die Fenster schien, erleuchtete den Inhalt. Etwa die Hälfte des Bluts war zurück geblieben und schimmerte in einem kräftigen Rot.
"Seltsam", murmelte er gedankenverloren.
Das brachte mich nun endgültig aus der Fassung. "Was?", rief ich aufgebracht, "Was ist seltsam? Was ist hier überhaupt los? Was sollte das eben?" Ich gestikulierte wild mit meiner rechten Hand, aus deren Zeigefinger immer noch ein bisschen Blut rann. Doch es war mir egal. Ich wollt endlich eine Erklärung. "Was ist mit mir", brachte ich schließlich mit brüchiger Stimme hervor und die Tränen liefen mir nun über die Wangen. Erneut suchte ich nach einer Antwort in ihren Gesichtern.
Madam Pomfrey starrte mich immer noch erschrocken an. Snapes Mine war ausdruckslos und war in seiner Regungslosigkeit etwas Alarmierendes.
Dumbledore ergriff schließlich das Wort. Er wirkte müde und seine Stimme klang irgendwie hilflos, als er sagte: "Felice, ich weiß nicht, wie es kommt, aber du bist ein Werwolf."
7. Kapitel - Die erste Verwandlung
"Ein… w-was? Ich? Ein Werwolf?", meine Beine gaben nach und ich sank auf das nächste Bett zurück. Ungläubig blickte ich zu Dumbledore. Meine Lippen bewegten sich, doch ich brachte kein weiteres Wort mehr heraus. Ich konnte und wollte nicht begreifen, was ich soeben erfahren hatte. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken. Ich versuchte mich zu erinnern, irgendeinen Hinweis zu finden, der das ganze bestätigen würde. Doch ich war erfolglos. Nichts deutete darauf hin, dass ich im vergangenen Monat gebissen worden war. Und alles andere musste ausscheiden, da ich mich noch nie verwandelt hatte, da war ich mir hundertprozentig sicher. Was war also dann die Erklärung? Es machte einfach keinen Sinn.
"Sie müssen sich irren", ich zitterte immer noch als ich das sagte, doch meine Stimme klang fest. "Ich kann kein Werwolf sein, das ist unmöglich! Ich habe ich mich noch nie in einen Werwolf verwandelt, also kann es nicht vererbt sein. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich nicht gebissen wurde."
Auch Dumbledore war es etwas zu viel geworden, denn er ließ sich nun auf dem Bett mir gegenüber nieder. "Du scheinst alles gut durchdacht zu haben, wie es scheint. Und ich habe mir auch schon den ganzen Nachmittag den Kopf darüber zerbrochen und ich komme nicht weiter als du. Da du vor den Ferien noch kein Werwolf gewesen bist und ich keine Meldung erhalten habe, dass du gebissen worden bist, scheint es unmöglich zu sein. Und so habe ich gehofft, dass Severus sich getäuscht hat. Doch der Test ist eindeutig. Das Tonikum reagiert nicht mit Menschenblut, sondern mit dem Stoff, der durch die Blutbahnen eines Werwolfs fließt und bei Vollmond die Verwandlung verursacht. Es ist also nicht auszuschließen, dass du dich beim nächsten Vollmond – das wäre dann wohl heute Nacht – in einen Werwolf verwandeln wirst." Er warf erneut einen besorgten Blick in Richtung Verbotenem Wald, der die Sonne inzwischen ganz versteckte.
"Poppy –" ruckartig drehte er sich zu der Heilerin, sprach dann aber nicht, als seine Augen am Reagenzglas hängen blieben, dass sie immer noch in ihrer Hand hielt. Seine linke Hand griff danach, doch er hatte Probleme, es zu fassen. Also nahm er es in seine gesunde Hand und hielt es sich vor die Augen. "Merkwürdig", murmelte er, während er das verbliebene Blut darin hin und her schwenkte. "Äußerst Merkwürdig…"
Snape hatte sich genähert und betrachtete das Gefäß nun ebenso nachdenklich wie der Schulleiter. "Mit Verlaub –", er zögerte, "würde ich das gerne etwas genauer untersuchen."
Seine Hand war schon danach ausgestreckt, doch Dumbledore zog es beiläufig aus seiner Reichweite. "Darum, meine lieber Severus", sagte er fast schon gelassen, "kümmere ich mich selbst."
Madam Pomfrey, die bis jetzt nur daneben gestanden hatte, schürzte nun missbilligend die Lippen. "Du solltest das wirklich Severus überlassen. In letzter Zeit mutest du dir zu viel zu, Albus." Ihr Blick ruhte einen Moment zu lange auf der geschwärzten Hand, die wie zufällig in eine Falte von Dumbledores Umhang rutschte.
"Ich kann deine Besorgnis verstehen, Poppy", entgegnete er ruhig, "da die Zeit drängt, ist jetzt nicht der richtige Augenblick dafür. Severus", er wandte sich an den schwarzhaarigen Tränkemeister, "Wie benötigen den Wolfsbanntrank. Und dann schicke doch bitte Minerva zu mir. Als Hausleiterin von Gryffindor sollte sie über den Zustand ihrer Schülerin Bescheid wissen." Snape nickte ergeben und rauschte aus der Tür.
"Nun, Poppy, wenn du Felice bitte etwas geben könntest, in dem sie schlafen kann", fuhr Dumbledore fort und auch die Heilerin verließ den Raum, jedoch nicht ohne vorher ihrem Missfallen Luft zu machen.
Als wir alleine zurück blieben wandte sich der Schulleiter wieder zu an mich, die ihn jetzt angsterfüllt ansah. "Ich kann dir leider die Angst nicht nehmen, da ich selbst nicht weiß, wie es ist.", sagte er bedauernd. "Was ich dir aber versprechen kann, ist, dass du niemandem etwas tun wirst. Durch den Wolfsbanntrank kannst du die Nacht friedlich verbringen."
Leicht enttäuscht schlug ich die Augen nieder, doch bevor einer von uns beiden noch etwas Weiteres sagen konnte, kam schon Professor McGonagall in den Krankenflügel geeilt blickte sich suchend nach uns um. Snape folgte ihr fast augenblicklich mit einer Phiole in seiner Hand, die den Wolfbanntrank zu beinhalten schien.
"Albus", rief meine Hauslehrerin, als sie uns auf den Betten entdeckte, doch sie verstummte sofort wieder.
Dumbledore hatte sich erhoben und ergriff nun das Wort: "Ich nehme an, Severus hat dir alles erklärt, Minerva?" Auf ihr Nicken hin wandte er sich an Snape: "Ich denke, das Bett hinten in der Ecke dürfte das Richtige sein." Dieser nahm es stumm zur Kenntnis und sah mich dann erwartend an.
Meinen unsicheren Blick beantwortete der Schulleiter mit einem ermutigenden Nicken. Also stand ich auf und folgte Snape zu dem Bett, das ganz in der anderen Ecke hinter einer der Stellwände verborgen war.
"Hast du Angst?", fragte der schwarzhaarige Lehrer mich, als er die Phiole entkorkte und sie mir reichte. Ich bejahte es stumm, nahm den Trank aber entgegen. Da tat Snape etwas sehr ungewöhnliches. Er umfasste meinen Kopf mit seinen Händen und blickte mir tief in die Augen. "Ich kann die Tatsache nicht ändern, dass es schmerzhaft sein wird", bei diesen Worten schluckte ich unwillkürlich, "aber ich weiß, dass du stark bist und dass du diese Nacht überstehen kannst." Er schenkte mir ein halbes Lächeln und löste sich wieder von meinem Gesicht. Und tatsächlich, meine Angst war wirklich verflogen. Allerdings war das vermutlich, weil ich so verblüfft über seine Worte war. Die Theorie mit dem Snape-Doppelgänger kam mir erneut in den Sinn, doch ich verscheuchte sie schnell wieder aus meinen Gedanken. Die Situation war viel zu ernst um über so eine lächerliche Idee nachzudenken.
Stattdessen leerte ich die Phiole in meiner Hand in einem Zug und reichte sie ihm zurück. "Danke", flüsterte ich mit heißerer Stimme. Allerdings wusste ich nicht genau, ob ich mich für den Trank oder für seine Worte bedankte.
Er nickte kaum merklich: "Ich lasse dich jetzt allein." Und schon war er auf der anderen Seite der Stellwand.
An seine Stelle trat Madam Pomfrey, die mir kommentarlos ein weißes Nachthemd reichte. Ich streifte es ebenso schweigsam über meinen Kopf, nachdem ich mich meiner Schuluniform entledigt hatte.
"Ich möchte jetzt alleine sein", sagte ich, als ich die Heilerin immer noch dort stehen sah. Darauf schien sie gewartet haben, denn sie verschwand ohne Protest.
Jetzt, wo es so still um mich geworden war, konnte ich die leisen Stimmen von Dumbledore und McGonnagal hören, die am anderen Ende des Raumes leise sprachen. Ich hielt einen Moment inne, gab mir aber nicht wirklich die Mühe, ihre Worte zu verstehen. Dann kroch ich unter die Decke und wartetet.
Die Stimmen, zu denen sich nun auch die von Snape und Madam Pomfrey gesellt hatten, verstummten allmählich. Schließlich hörte ich drei Paar Füße in unterschiedlichen Rhythmen zur Tür gehen. Leise klickte das Türschloss und die Schritte entfernten sich. Dann suchte auch das letzte Paar Füße Madam Pomfreys Büro auf und der Raum war in Stille gehüllt.
Die schwache Dämmerung wich langsam der Nacht, die mit den dunklen Schatten verschmolz. In der betäubenden Stille konnte ich meinen Herzschlag wie ein lautes Pochen hören, das immer schneller wurde.
Dann war es so weit. Dass weiße Licht des Vollmonds fand seinen Weg durch das Fenster und warf die netzartige Schatten von Ästen auf den Boden. Mein Körper verkrampfte sich und fing an zu zucken. Unter großen Schmerzen nahm ich wahr, wie ich schrumpfte und dabei die Form eines Wolfes annahm. Mein Kiefer wuchs zu einer Schnauze und meine Ohren wurden spitz. Das Pochen darin schien noch lauter zu werden.
Als die Verwandlung nach einer gefühlten Stunde zu Ende ging und die Schmerzen in meinen Gliedern verklangen, rollte ich mich so klein wie möglich zusammen. Ich fühlte mich unwohl und fremd.
Nur eine Sache machte mir es erträglich: Ich wusste noch immer, wer ich war.