Ich bin stolze zweiundzwanzig Jahre alt und war noch nie in einer Beziehung, es gab auch noch nie einen Menschen der mich in dieser Hinsicht auch nur annähernd interessiert hätte. Gefühle wie ‚Verliebtheit‘ oder ‚romantische Liebe‘ sind für mich vollkommen abstrakt. Ich weiß zwar, was darunter verstanden wir, welche psychologischen und biologischen Mechanismen dahinterstecken und kann die ‚Symptome‘ diesen Gefühlen zuordnen wenn mir jemand davon berichtet, aber das ist auch schon alles. Nachempfinden kann ich es nicht und ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie es sich anfühlt verliebt zu sein.Marilyn Mine hat geschrieben:Also ich bin 14 und hatte noch nie einen Freund. Angebote gabs leider auch noch keine, da alle Jungs in meiner Klasse unterentwickelt kindisch oder übermäßig dämlich sind (einer von ihnen ist immerhin 3x sitzen geblieben) Meine Schwester ist knapp 18 und hatte 2 Angebote, aber keines davon hat sie angenommen. Jetzt frag ich halt: Wem geht es genauso, dass man glaubt, man wär abnormal, weil man noch nie nen Freund hatte. Man kriegt ja Angst, man wär hässlich oder dämlich oder so und ich kenn Mädchen aus meiner Klasse, auf die das absolut nicht zutrifft und die hatten auch noch keinen Freund. Ich hab schon richtige Komplexe, weil ich mich täglich frage, was ich falsch mach. Also: Wem gehts auch so?
Mit vierzehn Jahren habe ich das überhaupt nicht verstanden, nicht einmal die Prozesse die dabei in den Menschen vorgehen und war lediglich latent genervt von dem ‚Willst du mit mir gehen‘ Spiel das man um mich herum spielte und der Tatsache, dass die Menschen um mich herum scheinbar alle Kummer und Probleme hatten, die in meinen Augen keine waren und die man schnell hätte lösen können. Wenn ich aber zu einer Bekannten sagte, die sich gerade darüber bei mir und einer anderen Person ausweinte, dass der Kerl in den sie verliebt war - obgleich sie ihn eigentlich für einen Idioten hielt und er sie nicht beachtete und missachtete etc. – ihr Verhalten sei in Gänze unlogisch, sie solle sich einfach jemanden Suchen der mit ihr Kompatibel ist und der auch Interesse an ihr zeigt, da es sonst ohnehin nicht funktionieren wird und sie dann selbst Schuld ist, wenn sie ihre Zeit damit verschwendet, war man davon nicht begeistert. Im Gegenteil, man hat mich als eine Art gefühlloses Monster dargestellt. Dem bin ich aber mit Apathie begegnet, habe mit den Achseln gezuckt und mich wieder meinem Buch gewidmet. Heute kenne ich tatsächlich einen Menschen, der meine rationalen Ratschläge in Sachen ‚Liebeskummer‘ schätzt und mit diesem Menschen bin ich wirklich befreundet. Es ist wirklich kein ‚Zweckkontakt‘, sondern echtes Interesse an diesem Kontakt.
Angebote für Beziehungen gab es schon des Öfteren. Das einzige Mal, dass ich eines dieser Angebote angenommen habe war mit fünfzehn und das Ganze ging lediglich ein paar Tage gut, weshalb man das nicht als Beziehung verbuchen kann. Man hat mir gesagt, man würde gerne mit mir zusammen sein, aus dem und dem Grund. Daraufhin entgegnete ich :“Meinetwegen. Schaden kann es ja nicht.“ Nach einem Tag durfte ich mir die Arie von der Gefühlskälte anhören und wenige Tage später habe ich das Theater mit der Begründung beendet, dass weder Kompatibilität besteht, noch würde ich in irgendeinem Punkt davon profitieren. Alle weiteren Bemühungen anderer habe ich, da ich nun theoretisch mehr darüber weiß, abgeblockt. Eine Person ist mir sogar zwei Jahre hinterher gerannt, was mich mehr nervte als alles andere. Zumal er keine klare Linie fuhr sondern emotionales Drama fabrizierte, welches ich nicht leiden kann. Des Weiteren änderte dies nichts daran, dass mir diese Person gleichgültig war. Und wenn mir jemand gleichgültig ist, will ich keine Beziehung mit der Person anfangen, das ergibt keinen Sinn und man kann daraus nichts ziehen, das habe ich aus der Erfahrung mit fünfzehn gelernt.
Ich kann nicht sagen, dass ich immer Single bleiben will oder bleiben wollte, das ist nicht einmal der Fall, doch bin ich damit momentan sehr zufrieden und bin mir auch nicht sicher, ob ich jemals romantische Gefühle entwickeln werde. Wenn ich an eine Partnerschaft denke, denke ich an eine Allianz und eine starke Intellektuelle und Emotionale Verbindung zweier Personen, die zueinander stehen und gemeinsam für ihre Ambitionen kämpfen. Eine solche Art der Beziehung stelle ich mir vor. Kitsch und Romantik benötige ich nicht und Drama erst recht nicht. Mit dergleichen möchte ich persönlich meine Zeit nicht verschwenden. Und wenn ich an die emotionalen Dramen und überflüssigen 'Katastrophen' denke, welche so manche Beziehungen zutage fördern, schätze ich mich als Single glücklich. Derartiges ist stressig und anstrengend, weshalb sollte man sich damit belasten ? Zumal ich mich ohnehin nie in Abhängigkeit begeben würde. Schon allein der Gedanke ist mir zu wider. Von daher kann ich es nicht wirklich verstehen, dass manche Menschen eine Beziehung erzwingen wollen oder denken ihr Leben würde erst durch eine Beziehung seinen Reiz und seinen Wert finden. Man lebt für sich selbst, für seine Ziele und Wünsche und nicht für andere.












