
Nichts ist mehr so wie es scheint!
Sämtliche Augenpaare waren auf die nervöse Schar Erstklässler gerichtet, die sich langsam durch den Mittelgang der Großen Halle bewegte. Unter Ihnen Albus Severus Potter und Rose Weasley, die beide mit großen Augen die verzauberte Decke anstarrten. James mochte ihnen viel erzählt haben, aber nichts konnte diesen einmaligen Zauber in Worte fassen den dieser Raum an jenem Abend ausstrahlte. Die Schar Erstklässler kam vor einem kleinen Schemel zum Stehen. Darauf lag ein alter, verfilzter und verschlissener Hut. Albus ahnte was nun kommen würde, war aber trotzdem überrascht, als sich ein Riss so breit wie ein Mund nahe der Krempe auftat und der Hut plötzlich anfing, ein Lied zu singen.
„Es ist schon ein paar Jahre her,
da kaufte mich ein Zauberer.
Fünf Sickel warn des Schneiders Lohn,
so wertvoll war ich damals schon.
Doch aufgepasst was dann geschah
ist kaum zu glauben aber wahr.
Es trug sich zu in einer Nacht
wo Feuer im Kamin entfacht,
wo sprach zu seinen Freunden da
der listige Zauberer Salazar
‚Mich stört im Allgemeinen nur
die Weitergabe der Kultur!‘
‚Wie Recht du hast, ich stimme zu,
wichtige Werte vergehen im nu.
Wo Mut und Tapferkeit geschätzt
werden diese nun verletzt!‘
Godric der saß nickend da,
ähnliches dachte Rowena.
‚Einst war es Klugheit, Denken, Wissen,
all das was junge Herzen missen!‘
‚Freunde was ihr sagt ist richtig.
Doch ohne Taten ist dies nichtig!
Sollten wir nicht das Ziel anstreben
unsere Werte weiterzugeben?‘
Gesagt getan so ward‘s vollbracht,
eine Schule wurde aufgemacht.
Geführt von Visionen und einem Traum
traute ich meinen Augen kaum.
Ein Ort der einst verlassen lag
änderte sich an einem Tag!
Meine Aufgabe war bald klar,
und auch gar nicht sonderbar.
Verzaubert wurde ich von den vieren.
Ich dacht, ich könnte nichts verlieren.
Am Anfang war die Arbeit gut,
doch bald schon packte mich die Wut.
Was brachte es die Welt zu teilen
und Vorurteilen nachzueilen?
Ich hab in viele Köpfe geschaut,
die meinem Urteil blind vertraut.
War ich im Recht und machte es Sinn?
Freundschaften kamen und schieden dahin.
Ich habe Missgunst und Kriege beschworen
und nichts Gewonnen nur verloren.
Du junger Kopf bedenke klug,
Unrecht gab es hier genug.
So seid in Eintracht nun vereint!
Nichts ist mehr so wie scheint!
Stille. Totenstille. Dann ein unterschwelliges Surren, wie von einem großen Bienenschwarm. Tuscheln. Es war offensichtlich, dass mehr als ein Schüler über das Lied des Hutes verwirrt war. Albus sah nervös zu Rose, die mit den Schultern zuckte und mit großen Augen den Hut anstarrte. Professor McGonagall trat vor, in den Händen eine lange Pergamentrolle, und langsam kehrte in der Halle wieder Ruhe ein.
„Nun gut denn. Sobald ich euren Namen aufrufe tretet bitte vor, setzt den Hut auf und nehmt auf dem Stuhl Platz.“, sagte sie. „Avery, Simon!“
Ein hagerer Junge mit kurzen, braunen Haaren, einem kantigen Gesicht und einem, wie Rose fand, ziemlich fiesen Blick trat vor und griff entschlossen nach dem Hut. Der Tisch der Slytherins reckte die Köpfe. Der Hut berührte den Kopf des Jungen und noch bevor dieser sich setzten konnte rief er schon:
„GRYFFINDOR!“
Der Gryffindortisch applaudierte, während Simon sich, mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, setzte.
„Belby, Claire!“
„HUFFLEPUFF!“, rief der Hut. Wieder nur wenige Sekunden, nachdem er den Kopf des großen, blonden Mädchens berührt hatte, die sich nun schüchtern zu den applaudierenden Hufflepuffs setzte.
„Brey, Marc!“ wurde im gleichen Tempo zu einem: „RAVENCLAW!“, gemacht und „Clearwater, Marie.“, ein schüchtern aussehendes Mädchen, wurde die erste „SLYTHERIN!“
Langsam wurde Albus wieder nervös. So schnell wie der Hut die Schüler in die Häuser einteilte, konnte er kein Mitspracherecht haben, in welches Haus er kommen würde. Oder war er womöglich der Einzige Schüler, der stundenlang auf dem Schemel sitzen würde ohne eine Entscheidung des Hutes zu hören?
„Flint, Erika!“
„GRYFFINDOR!“
Langsam aber sicher ging wieder dieses Raunen durch die Menge und auch am Lehrertisch schien man verunsichert. Albus fiel auf, dass Neville Longbottom offensichtlich eine hitzige Diskussion mit einer Lehrerin in schwarz zu führen schien, die auf ihn den Eindruck einer großen Fledermaus machte. Neben Albus hatte Rose angefangen etwas zu murmeln. Dabei wiederholte sie immer wieder die gleichen vier Worte: „Gyffindor, Hufflepuff, Ravenclaw, Slytherin! Die Reihenfolge, er teilt…“
„Malfoy, Scorpius!“ Das konnte interessant werden. Albus blickte auf und beobachtete wie der blonde, hagere Sohn von Draco mit leicht zitternden Händen nach dem Hut griff, der dieses Mal nicht einmal abwartete auf dessen Kopf gesetzt zu werden, und sofort: „HUFFLEPUFF!“, ausrief. Wer bis jetzt noch daran geglaubt hatte, dass alles nur reiner Zufall war, sollte spätestens jetzt gemerkt haben, dass hier etwas nicht stimmte. Drei weitere Schüler wurden aufgerufen (Ravenclaw, Slytherin, Gryffindor), dann:
„Potter, Albus Severus!“ Mit schlotternden Knien trat Albus nach vorn.