Unerwartete Liebe (DM/HG)

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Jane_Higgins
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Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Hallöchen!

Hier bekommt ihr nun meine letzte, vollständige FF zu lesen.
Ich wollte schon früher posten, aber es ging nicht eher.
Meine Zeit ist in den nächsten Wochen eher begrenzt, aber wie
immer versuche ich regelmäßig zu posten.
Kapitel 1 dieses kleinen Schreibwerks gibt es morgen, bestimmt. :-)

Zum Inhalt:

Man sagt, das sich während der Schulzeit die ganze Zunkunft entscheidet. Hermine und Draco wussten, wie sich ihre Zukunft gestalten würde. Aber was ist, wenn sich plötzlich etwas ändert? Was ist, wenn das Leben, das man sich vorgestellt hatte, nicht das ist, was man eigentlich wollte?

Ich hoffe, sie findet euren Anklang!

Eure Jane
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Jane_Higgins
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

So, dann geht's jetzt auch mal los!

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Kapitel 1: Von lieben Mädchen und arroganten Jungen

Die Sonne strahlte in voller Pracht vom azurblauen Himmel und verbreitete eine angenehme sommerliche Wärme. Es war Mitte August und die Betreuerinnen des gemischten Kindergartens, der etwas außerhalb von London lag, waren mit allen Kindern nach draußen gegangen. Fröhlich spielten, rauften und lachten die Kinder miteinander, während sie sich gegenseitig jagten oder ärgerten. Die Stimmung war ausgelassen und bei ein paar Jungen und Mädchen konnte man schon Anzeichen von Magie feststellen. Auch wenn sie in verschiedene Gruppen eingeteilt worden waren, wie die Maikäfer-Gruppe oder die Schmetterlingsgruppe, so verstanden sich alle sehr gut miteinander und nutzen jede Minute für Teamspiele. Alle, bis auf Zwei.

Das erste Kind war ein kleines, rothaariges Mädchen, dass sich mit den anderen Kindern durchaus gut verstand und viele Freunde hatte, aber ihre Freizeit lieber damit verbrachte unter ihrem Lieblingsbaum zu sitzen und zu lesen. Lesen war eines ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Definitiv eine Eigenart, die sie mit ihrer Mutter gemein hatte. Ihr Vater hingegen machte immer Witze über sie und verstand den Lerneifer seiner Tochter nicht. Aber das hatte er auch bei ihrer Mutter noch nie verstanden. Von ihm hatte das kleine Mädchen ihre Haarfarbe und die Sommersprossen auf den Wangen. So war Rose Weasley auch an diesem schönen Sommertag völlig in ihrem Buch versunken und von der Geschichte gefangen genommen.

Dadurch fiel ihr auch nicht das zweite Kind auf. Es war ein Junge von schlanker Gestalt mit platinblonden Haaren, zusammengekniffenen Augen und er sah in Rose' Richtung. Mit vor der Brust verschränkten Armen stand er alleine an die Wand gelehnt im Schatten und beobachtete sie. Er war bei den anderen Kindern nicht sehr beliebt und die meisten meideten ihn. Vor allem deshalb, weil er stets eine arrogante Miene trug und jeden von Anfang an wissen ließ, das seine Eltern reicher waren, als die der anderen. Aber das machte Scorpius Malfoy nichts aus. Er wusste von seinem Vater, das auch er immer ein Einzelgänger gewesen war und Scorpius wollte wie sein Vater sein. Zumal ihn eine Freundschaft mit den anderen Kindern auch nicht wirklich interessierte.

Doch von Rose hatte er schon oft gehört. Er hatte mitbekommen, das sein Vater Rose' Vater nicht leiden konnte, auch schon zu Schulzeiten nicht und es war wohl auch andersrum genauso. Also behielt er sie im Auge, denn man konnte ja nie wissen, ob die Tochter nicht wie der Vater war. Plötzlich sah Rose von ihrem Buch auf und richtete ihren Blick zu der spielenden Kindermenge. Kurz darauf winkte sie einem Mädchen mit blonden Haaren, nur um dann auch wieder weiter zu lesen. Ohne wirklich zu wissen warum, störte es Scorpius nun, das Rose einfach dasaß und ein Buch las. Er fragte sich, was da nur geschrieben stand, das es sie so faszinieren konnte. Also machte er sich kurzerhand auf den Weg zu ihr und baute sich vor ihr auf.

Durch den plötzlichen Verlust des Sonnenlichts, sah Rose irritiert nach oben und blickte direkt in die eisblauen Augen von Scorpius. Sie hatte ihn gar nicht kommen gesehen.

„Was soll das? Du stehst mir im Licht.“

„Ich weiß, wer du bist.“ stellte der Junge ruhig fest.

„Schön für dich. Könntest du jetzt bitte zur Seite gehen? So kann ich nicht richtig lesen.“

Innerlich seufzte Rose. Musste dieser blöde Kerl ausgerechnet sie heute ärgern? Tagtäglich hielt sie sich von ihm fern, damit er gar nicht auf die Idee kam sie anzusprechen. Aber irgendwie schien das jetzt nicht mehr zu klappen.

„Was liest du da?“ kam es fordernd von ihm.

„Ein Buch! Das sieht man doch.“

„Das weiß ich auch, aber ich habe dich gefragt, WAS du liest.“

„Das kann man auch netter fragen. Aber eigentlich geht es dich nichts an!“

Rose wollte einfach weiter lesen und den Jungen vor sich ignorieren, aber der machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Scorpius griff blitzschnell nach vorne und riss Rose das Buch aus der Hand.

„Hey!“ kam es laut von dem Mädchen, das sich daraufhin ebenfalls erhob.

„Gib das wieder her. Das ist mein Buch.“

„Ein Märchen? Du liest ein Märchen?“ Scorpius blättere wild durch die Seiten und erkannte die Geschichte nach einigen Zeilen.

„Nicht! Hör auf damit! Du machst noch Ecken in die Seiten!“

Immer wieder versuchte Rose ihm das Buch zu entreißen, aber es gelang ihr einfach nicht. Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, das Bücher unheimlich wertvoll sein konnten und wenn einem die gelesene Geschichte sehr am Herzen lag und sie einem gut gefiel, dann musste man auf das Buch besonders gut aufpassen. Und dieses Buch war eines ihrer Lieblingsbücher.

„Stell dich noch nicht so an! Es ist doch nur ein Buch! Wenn es kaputt geht, kannst du dir doch ein neues kaufen.“

„Das hat mir aber meine Mama geschenkt! Ich will kein neues!“

Gerade wollte Scorpius etwas erwidern, als Rose ihn plötzlich schubste und gleichzeitig ihr Buch aus seinen Händen riss. Der blonde Junge konnte sich gerade noch so auf den Beinen halten und funkelte Rose nun böse an.

„Eigentlich dürftest du überhaupt nicht denselben Kindergarten wie ich besuchen! Ihr alle dürftet das nicht!“ spie Scorpius in Rose Richtung, die diese Andeutung sofort verstand.

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du bist nicht viel anders als wir alle! Und nur weil du Geld hast, bist du noch lange nicht etwas besseres!“

„Wenn das mein Vater wüsste!“ erboste er sich.

Ja, wenn sein Vater gewusst hätte, was noch alles auf ihn zukam....hätte ihm das jemand vorher erzählt, hätte er denjenigen ins St. Mungos einweisen lassen. Und das auch sein Sohn sich verändern würde, damit hätte er sicher auch nicht gerechnet....
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 2: Immer gleich

Es war schon viertel vor fünf, als Hermine zum wiederholten Mal auf die Uhr sah. Sie lief, fertig angezogen und bereit zum Aufbruch, in der Wohnung auf und ab. Er war zu spät, schon wieder war er zu spät. Heute waren Hermine und Ron bei Molly und Arthur zum Essen eingeladen. Harry und Ginny würden auch da sein und Hermine hatte sich schon darauf gefreut. Leider sahen sie sich alle in letzter Zeit ziemlich selten. Deshalb wollte Hermine heute wenigstens einmal pünktlich sein. Doch Ron hätte schon vor einer halben Stunde da sein sollen. Er war dafür verantwortlich Rose vom Kindergarten abzuholen. Das war ihrer Abmachung gewesen, seitdem Rose dorthin ging.

Nach Voldemorts Tod hatten sie alle ihr letztes Schuljahr wiederholt und Hermine und Ron waren endlich zusammen. Sie waren kaum zu trennen gewesen und wirklich glücklich miteinander. Und dann, ein Jahr später hatten sie geheiratet. Zuerst hatte Hermine etwas angst nicht eine gute Arbeitsstelle zu bekommen, wenn sie jetzt schon ihre Familie planten, aber Ron hatte gemeint, das die Leute doch wahnsinnig wären, wenn man sie mit ihrem Abschlusszeugnis nicht einstellen würde. Vier Monate nach der Heirat kam dann auch Rose zur Welt. Doch ab da begannen die Probleme. Während Ron seine Karriere als Hüter bei den Kenmare Kestrels aufbaute und das auch sehr erfolgreich, hatte Hermine im Ministerium angefangen, nachdem Rose alt genug war um in den Kindergarten zu gehen.

Im Gegensatz zu Ron hatte Hermine feste Arbeitszeiten und da der Kindergarten bis Nachmittags um Sechzehn Uhr ging, musste Ron seine Tochter abholen. Hermine arbeitete oft bis Siebzehn Uhr oder sogar noch länger. Das war nie ein Problem gewesen, dachte Hermine zumindest. Doch in letzter Zeit häuften sich die Zwischenfälle, bei denen Ron einfach auf ihrer Arbeitsstelle auftauchte, etwas von Zusatztraining sagte und Hermine klarmachte, das sie Rose selbst abholen musste. Zuerst war ihr Chef verständnisvoll gewesen, aber je öfter das vorkam, umso unzufriedener wurde ihr er. Ron brachte Hermine dadurch immer in Erklärungsnot.

Das Zufallen der Wohnungstür brachte Hermine aus ihren Gedanken zurück. Rose lief direkt auf Hermine zu und umarmte ihre Mama. Ron kam etwas langsamer zu ihr, aber Hermine achtete nicht auf ihn. Mal wieder wurde ihr klar, wie unglücklich sie mittlerweile in dieser Situation eigentlich war. Sie konnte kein vernünftiges Wort mehr mit ihrem Mann reden und es kam ihr auch so vor, als würde er sie nicht verstehen können oder wollen. Einzig und allein Rose gab ihr dir Kraft die sie brauchte, jeden Tag immer und immer wieder zu meistern. Sie liebte ihre Kleine von ganzem Herzen.

„Du bist zu spät.“ kam es von Hermine, die nun zu Ron sah, der im Türrahmen stand.

„Das weiß ich.“ kam es trotzig von ihm zurück.

Hermine stand wieder auf und sagte Rose, das sie schnell in ihr Zimmer gehen sollte, da sie sich beeilen mussten. Die Kleine lief lächelnd aus dem Raum und schien nichts von der Stimmung zwischen ihren Eltern zu bemerken.

„Ron! Wir wollten uns hier um viertel nach treffen, damit wir rechtzeitig bei deinen Eltern sein können.“

„Es ging nicht eher, ok?“

„Und was hat dich dieses Mal aufgehalten? Eine alte Freundin?“ immer hatte Ron eine andere Ausrede und so langsam konnte Hermine das alles nicht mehr hören.

„Wenn du jetzt schon wieder so anfängst, Hermine, dann erkläre ich dir gar nichts.“

Und mit diesen Worten drehte Ron sich um und verschwand im Bad. Hermine fasste sich an die Stirn und schloss die Augen. Was war nur mit ihnen passiert? Resigniert seufzte sie aus und begab sich dann zu ihrer Tochter. Die saß mit ihrem Buch auf dem Boden und hatte völlig vergessen, was sie eigentlich tun sollte.

„Also gut, junge Dame. Genug für heute gelesen. Wir müssen uns beeilen und du bist noch nicht umgezogen.“ sagte Hermine und ging an den Kleiderschrank um für Rose frische Sachen rauszuholen.

„Mama?“ fragte die Kleine und zog sich dabei ihre jetzigen Sachen aus.

„Ja?“

„Gehen Märchen immer gut aus?“

Hermine zwang sich ein Lächeln auf, als sie zu Rose kam und ihr beim umziehen half.

„Die meisten schon, aber auch nicht alle.“ Rose war für ihre fünf Jahre schon sehr neugierig und das erinnerte Hermine immer etwas an sie selbst.

„Ist unser Leben denn genauso wie ein Märchen?“

„Nein, Liebes. Das ist es nicht.“ Hermine zog Rose die Kleidung noch zurecht und strich ihr dann über die Wange. „Manchmal denken wir, das es so ist, aber das ist ein Irrtum. Unser Leben verändert sich stetig mit jeder Minute und jeder Tag ist ein vollkommen anderer. Verstehst du das?“

„Ja. Aber woher haben die Leute dann diese Geschichten?“

„Die denken sie sich aus. Damit kleine Mädchen wie du sich über die Bücher freuen und sie zum nachdenken bringen. Und jetzt genug gefragt. Wir müssen los.“

Als Hermine und Rose in den Flur traten und sich eine Jacke anzogen, kam Ron aus dem Bad. Ohne ein Wort nahm auch er sich seine Jacke vom Haken und zusammen apparierten sie zum Fuchsbau. Hermine klopfte an und wusste auch schon wie sie begrüßt werden würden, denn Molly öffnete die Tür.

„Hermine! Ron! Da seit ihr ja! Kommt rein, kommt rein! Ihr seid spät.“

Hermine sah wie Ron die Augen verdrehte, seine Jacke auszog und einfach in die Küche durchging. Molly sah Hermine fragend an, aber sie schüttelte nur mit dem Kopf. Nachdem auch die beiden Frauen in der Küche angekommen waren, wurde Hermine erst einmal herzlich von Harry, Ginny und Arthur umarmt.

„Rose, kleines. Wenn du willst kannst du ins Wohnzimmer zu James und Albus gehen. Die spielen da drin mit George.“

„Auja!“ freute sich Rose und flitze auch schon davon.

„Wie geht es George denn?“ fragte nun Hermine vorsichtig.

„Eigentlich ganz gut. Er ist...ruhig und verschlossen...wie jeden Tag. Nur wenn die Kinder da sind, scheint er sich etwas zu lockern. Aber sein Geschäft läuft gut und Percy hilft ihm sooft er kann.“

Der Gedanke an George machte Hermine immer traurig. Er würde wohl nie über Fred's Tod hinwegkommen. Den Laden führte er nur noch in Fred's Andenken, denn dadurch fühlte er sich immer noch mit ihm verbunden. Aber trotz allem war er nicht mehr derselbe.

„Wie läuft es denn bei dir, Hermine?“ fragte nun Harry um das Thema zu wechseln.

„Ganz gut. Wir haben zur Zeit viel zu tun und irgendjemand hat die Akten im Archiv falsch eingeordnet. Wohl ein Praktikant aus einer anderen Abteilung. Auf jeden Fall durfte ich mich die letzten zwei Wochen darum kümmern und...“

„Ich hab am Samstag ein wichtiges Spiel um den dritten Ligaplatz.“ unterbrach Ron Hermine einfach etwas zu laut.

„Ron! Hermine hat gerade etwas erzählt.“ tadelte Molly ihn daraufhin.

„Ja und? Ich hab mich doch auch nicht mit euch unterhalten, sondern mit Dad.“

„Aber das hättest du auch etwas leiser sagen können. Und mich hat eigentlich auch interessiert, was Hermine gerade erzählte.“ sagte nun Arthur und Ron stieg deutliches missfallen ins Gesicht.

„Ja, weil Hermine ja auch so tolle Sachen zu erzählen hat.“ flüsterte Ron vor sich hin, doch nur Hermine verstand es. Sie warf ihm daraufhin einen verärgerten Seitenblick zu.

„Es kann nun mal nicht jede Geschichte von heldenhaften Taten strotzen, wie man einen Quaffel abgefangen und somit das entscheidende Tor verhindert hat.“

„Aber es ist immer noch besser, als solche langweiligen Geschichten über falsch eingeordnete Akten und irgendwelche Fälle über Schadensersatz und das Blockieren von Ausfahrten.“ flüsterten Hermine und Ron sich nun gegenseitig zu und vergasen dabei alle anderen am Tisch, die sich in eigene Gespräche befanden und von ihrer Diskussion nichts mitbekamen.

„Weißt du eigentlich, was ich genau arbeite? Womit ich es zu tun habe?“

„Nein. Und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht.“

„Aber ich soll mich für dein blödes Quidditch interessieren und meine freien Tage damit verbringen, dir bei jedem Spiel zuzusehen und dich anzufeuern, obwohl ich diese Zeit besser nutzen könnte?“

„Wie willst du diese Zeit den bitte besser verbringen? Freunde zum verabreden und treffen hast du ja keine.“ das traf Hermine sehr.

„Im Gegensatz zu dir, was? Weil es ja auch so toll ist, wenn du mehrmals die Woche morgens um fünf völlig besoffen nach Hause kommt.“

„Wir sind nun mal eine große Mannschaft und da hat immer jemand etwas, das gefeiert werden muss.“

„Weil du ja auch deine Zeit lieber mit deiner Mannschaft verbringst, anstatt einmal an deine eigene Tochter zu denken und sie pünktlich vom Kindergarten abzuholen.“

„Geht das jetzt wieder los? Kannst du vielleicht auch mal mit etwas anderem argumentieren?“

„Das musst du gerade sagen? Das du dieses Wort überhaupt kennst, wundert mich. Rose ist fünf und ihr könnte so viel passieren, in der Zeit, in der du sie nicht abholst.“

„Wieso holst du sie dann nicht einfach ab, wenn dich das so stört?“

„Ich würde es, wenn ich könnte. Aber ich habe nun nicht mal so ein lockeres Leben wie du. Ich muss mich an Arbeitszeiten halten und deinetwegen stehe ich eh schon schlecht da.“

„Ja, natürlich. Jetzt ist das alles wieder meine Schuld.“

„Das ist es auch. Wer taucht denn ständig auf meinem Arbeitsplatz auf, stellt mich vor meinen Kollegen bloß und bringt mich in eine schwierige Lage?“

„Oh nein, Hermine! Jetzt fang nicht so an!“

„Wie wäre es, wenn du dann mal deinen Vaterpflichten nachkommen würdest? Das war unsere Abmachung, Ron. Und du hattest von Anfang an nichts dagegen!“

„Ja, aber vielleicht haben sich die Zeiten geändert.“

„Ach, bevor wir es vergessen...“ unterbrach nun Harry alle etwas lauter um auf sich aufmerksam zu machen. „...wir müssen euch noch etwas sagen.“

Hermine sah Ron völlig entgeistert an. Ron hingegen wendete seinen Blick von ihr ab und sah zu Harry. Die Kälte, die er plötzlich ausstrahlte, ließ Hermine schaudern. Das war doch nicht ihr Ron, der da neben ihr saß. Das war ein völlig anderer Mensch. Seine Worte hatten sie wirklich tief getroffen, alleine das völlige Desinteresse an ihrer Person und auch an Rose. Bedeutete ihm ihre Familie denn gar nichts mehr?

Aber schnell zwang sie sich von diesen Gedanken weg und sah auch zu Harry und Ginny hinüber. Hermine lächelte matt und versuchte ihre innere Aufruhr so gut wie möglich zu verbergen.

„Also, Ginny und ich...wir...sag du es ihnen, Schatz.“ und Ginny strahlte über das ganze Gesicht.

„Ich bin schwanger! Wir kriegen noch ein Kind!“

Molly und Arthur sprangen voller Freude auf und umarmten ihre Tochter und ihren Schwager überschwänglich. Auch Ron stand auf und gratulierte den Beiden. Hermine hingegen brauchte noch etwas, bis sie verstand. Dann beeilte sie sich und wünschte ihnen ebenfalls alles Gute.

Doch jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie fühlte sich plötzlich seltsam und taub. Den Rest des Abends sprachen die Anderen über nichts anderes, als Ginny's Schwangerschaft, aber das bekam Hermine nicht mit. Sie bemerkte nur, wie verliebt sich die Beiden immer wieder ansahen und wie sie zwischendurch immer wieder gedankenverloren über Ginny's Bauch streichelten. Bei ihr und Ron war es doch auch einmal so gewesen? Warum jetzt nicht mehr?

Zwei Stunden später apparierten Hermine, Rose und Ron wieder zurück nach Hause. Er hatte sie die ganze Zeit über ignoriert und kein Wort mit Hermine gesprochen. Die fühlte sich den Tränen nahe, wollte es ihm aber nicht zeigen. Während Ron einfach ins Bett ging, kümmerte sich Hermine noch um Rose. Die Kleine war auf ihren Armen schon fast eingeschlafen. Also zog sie sie um und kuschelte sie unter ihre Decke.

„Weißt du, Mama? Ich bin heute geärgert worden.“ fing Rose mit müder Stimme noch an zu erzählen.

„Wirklich? Von wem denn?“ fragte Hermine und streichelte ihrer Tochter liebevoll über das Haar.

„Ach, von so einem Jungen aus meinem Kindergarten. Den Namen weiß ich jetzt nicht mehr. Aber er hat schreckliche, blonde Haare und ist total eingebildet. Er hat mir mein Buch weggenommen und wollte es kaputt machen. Da hab ich ihn einfach geschubst.“ stolz sah sie Hermine an und die musste lächeln.

Doch wenn Hermine gewusst hätte, um wessen Junge es sich handelte, dann hätte sie vielleicht etwas von dem geahnt, was auf sie zukam.
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 3: Fortlaufende Tradition

Es war noch recht früh am Morgen, als der blonde, großgewachsene Mann in seinem Büro ankam. Die Zeitung und eine frische Tasse Kaffee standen schon auf seinem Schreibtisch, so wie er es gewohnt war. Also begab er sich auf seinen Stuhl, blätterte die allmorgendliche Post durch, trank einen Schluck seines heißen Kaffees und las danach die Zeitung. Nach wenigen Augenblicken hatte er auch direkt das gefunden, was er gesucht hatte.

Der Tagesprophet hatte mal wieder einen Artikel über ihn, Draco Malfoy, als erfolgreichsten Jungunternehmer in ganz England und der Zaubererwelt abgedruckt. Auch er hatte nach dem Krieg, sein letztes Jahr in Hogwarts beendet und wurde dann in das Unternehmen der Malfoys eingearbeitet. Geplant war es eigentlich gewesen, das er zusammen mit seinem Vater das Geschäft leitete, doch Lucius ging es von Jahr zu Jahr immer schlechter. Die Strapazen der letzten zwei Jahre und Askaban, bevor Voldemort umkam, hatten ihm ziemlich zugesetzt und selbst die Heiler konnten nichts mehr für ihn tun. Also war Lucius eines Abends eingeschlafen und am nächsten Morgen nicht mehr aufgewacht.

Narzissa Malfoy lebte noch, aber sie tat sich sichtlich schwer seit Lucius Tod. Denn Lucius hatte in seinem Testament alles Draco vererbt. Natürlich war ihm klar gewesen, das Draco sich um seine Mutter kümmern würde und so war das alles im gegenseitigen Einverständnis beschlossen. Lucius Tod war nun auch schon fast vier Jahre her und in dieser Zeit hatte Draco dem Unternehmen zu neuem Glanz verholfen.

Einzig und alleine Harry Potter wurde mit ihm in diesem Artikel erwähnt, da dieser mittlerweile der erfolgreichste Auror und Leiter der Strafverfolgungsabteilung des Ministeriums war. Und, nicht zu vergessen, war Harry immer noch als Retter der Zaubererwelt und Vernichter Lord Voldemorts bekannt. Etwas, das ihn wohl sein Leben lang verfolgen würde. Was kaum einer wusste, war, das Draco und Harry mittlerweile ihren Frieden gemacht hatten. Sie würden wohl nie beste Freunde werden, aber schließlich waren sie erwachsen geworden und Draco war bewusst, das er sich falsch verhalten hatte. Aber als junger Mann glaubte man nun mal seinem Vater mehr, als allen anderen.

Nur eine Sache störte ihn jedes Mal an diesen Artikeln. Ihm wurde neben seinem beruflichen Erfolg auch eine 'Vorzeige-Familie' angedichtet und hier musste Draco jedes Mal schnauben, wenn er das las. Nach außen hin schien das auch zu stimmen. Ein Malfoy konnte sich keine Skandale leisten, das hatte ihm sein Vater oft genug gesagt. Schließlich gehörten sie den höheren Kreisen an. Aber hinter der Maske sah es ganz anders aus.

Astoria Greengrass war seine Ehefrau geworden. Ihre Familie war eng mit den Malfoys befreundet und obwohl Astorias Eltern mittlerweile in Frankreich wohnten, blieben sie immer in Kontakt. Lucius hatte stets wert darauf gelegt, eine würdige Frau und auch Hochzeit für Draco zu haben. Und Astoria schien im die perfekte Frau zu sein. Also wendete er sich damit an seinen Sohn und unterbreitete ihm dies als letzten Wunsch. Tatsächlich starb Lucius kurz nach der Hochzeit und Draco hatte den Salat.

Er wusste, das Astoria sich schon immer für ihn interessierte und seit der Ehe liebte sie ihn wohl auch. Und da ein Malfoy nicht mit Frauen spielte, wollte er fair ihr gegenüber sein und hatte es auch wirklich versucht. Doch er liebte sie nicht, das hatte er noch nie. Aber sie hatte ihm seinen Sohn, Scorpius, geschenkt und den liebte er abgöttisch. Nie hätte er sich selbst als Vater vorstellen können, aber kaum hatte Draco den kleinen Jungen in seinen Armen gehalten, war es um ihn geschehen.

In dem ersten Jahr nach Scorpius' Geburt waren er und Astoria sich wieder etwas näher gekommen, aber für Draco war es im Endeffekt nicht mehr als Freundschaft. Hätte sein Vater das nicht von ihm verlangt, er hätte alles anders gemacht.

Aber bevor er sich schon wieder zum tausendsten Mal Gedanken darum machen würde, legte er die Zeitung beiseite und nahm sich die Akten vor, die noch von gestern übrig waren. Heute hatte er wirklich ein bisschen mehr Arbeit vor sich, als gestern. Doch dazu sollte er erst einmal nicht kommen, denn ohne Vorwarnung ging seine Bürotür auf und eine schlanke, blonde, hochgewachsene Frau trat ungefragt ein. Astoria.

„Kannst du nicht anklopfen?“ entkam es Draco auch direkt genervt.

„Warum sollte ich anklopfen? Ich bin deine Frau!“

„Ich hätte in einer wichtigen Besprechung sein können!“

„Aber nicht morgens kurz vor acht Uhr.“ wehrte Astoria ungerührt ab, während sie vor Dracos Schreibtisch zum Stehen kam.

Draco legte die Feder nieder und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, verschränkte die Hände ineinander. Das tat Astoria immer und es ärgerte ihn. Er hatte von Anfang an betont, das sich alle, die zu ihm wollten, vorher anmelden mussten. Sogar seine Mutter tat das. Nur Astoria tanzte aus der Reihe. Definitiv um ihn zu provozieren und seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

„Was willst du?“ fragte Draco gelangweilt.

„Dich an etwas erinnern. Du musst gegen sechzehn Uhr deinen Anzug bei Madame Malkins abholen. Und dann kommst du am besten auch direkt nach Hause. Die O'Connors geben heute Abend diesen Empfang und wir sind eingeladen.“

Draco verdrehte die Augen und fuhr sich über das Gesicht. Das hatte ihm heute wirklich noch gefehlt.

„Ach ja....der Empfang...“ kam es dann auch gedehnt von ihm.

„Du dachtest, ich hätte es vergessen dich daran zu erinnern, nicht wahr?“

„Ja, das...war durchaus meine Hoffnung.“

„Tja, da hast du dich leider geirrt. Du wirst heute Abend mitgehen. Du warst nämlich die letzten drei Male schon nicht dabei und so langsam weiß ich nicht mehr, welche Ausrede ich noch benutzten soll.“ gab Astoria leicht verärgert von sich.

„Wie wäre es, wenn du einfach die Wahrheit sagst?“

Schweigen. Draco sah den Schmerz, den seine Worte in ihr auslösten kurz aufblitzen, ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Er hatte es ihr oft genug versucht zu erklären, war sich aber nie sicher gewesen, ob es bei Astoria überhaupt richtig ankam. Jetzt wusste er es.

„Ich werde rechtzeitig da sein.“

„Das will ich hoffen.“ sagte Astoria, ehe sie sich umdrehte und wieder verschwand.

Den Rest des Tages stürzte Draco sich in seine Arbeit, damit er nicht an diesen überflüssigen Empfang denken musste. Auch nur wieder ein Abend, an dem sie erscheinen mussten, weil sie nun einmal Malfoys waren. Nicht, das er an solchen Treffen Spaß hatte. Hauptsächlich ging es nur ums Geschäft. Er wusste schon gar nicht mehr, wie lange der letzte Abend her war, an dem er einfach nur er selbst war und sich amüsiert hatte.

Nach der Arbeit holte er seinen Anzug ab und apparierte nach Hause. Astoria war noch nicht mit Scorpius vom Kindergarten zurück. Also schlenderte er ins Bad und gönnte sich in aller Ruhe eine lange, entspannte Dusche. In der Zwischenzeit kam auch Astoria nach Hause kümmerte sich um Scorpius.

Zwei Stunden später stand Draco fertig umgezogen im Salon des Malfoy Manor und wartete. Scorpius war vor fünf Minuten wieder nach oben gegangen, nachdem er seinen Vater von dem ganzen Tag erzählt hatte. Jetzt machte Astoria ihn wohl gerade fertig für sein Bett. Das leise Klicken der Tür ließ ihn aus seinen Gedanken hochfahren. Er drehte sich um und hatte gleich ein liebevolles Lächeln auf den Lippen.

„Mutter!“ begrüßte er Narzissa, ging auf sie zu und drückte sie kurz an sich.

Narzissa hatte immer nur das Beste für ihn gewollt, seit er klein war. Und wenn Lucius seine Phasen hatte, in denen er vergas, das Draco noch Kind war, hatte sie ihn immer aufgefangen. Er hatte ihr viel zu verdanken.

„Und es macht dir auch wirklich nichts aus, wieder auf Scorpius aufzupassen?“

„Nein, ganz und gar nicht. So habe ich wenigstens etwas mehr von meinem Enkel. Und dann kann ich ihn auch genug verwöhnen, wenn ihr kein Auge auf ihn habt!“ grinste Narzissa, merkte aber sofort, das mit Draco etwas nicht stimmte.

„Draco? Was hast du?“

„Nichts. Alles in Ordnung!“ versuchte Draco abzuwiegeln.

„Falls du es vergessen hast, Draco, ich bin deine Mutter! Und mir fällt es auf, wenn es dir nicht gut geht und dich etwas beschäftigt. Also, was ist los?“

Draco atmete einmal durch und während Narzissa sie beide zu der Sitzecke führte und sich hinsetzte, blieb er stehen. Er überlegte kurz, sah aus dem Fenster und beschloss dann, das es nicht schaden konnte mit Narzissa zu reden.

„Mir fehlte für heute Abend eine passende Ausreden.“

„Draco...“

„So langsam kann ich das nicht mehr, Mutter. Ich hab es ihr schon öfter versucht zu erklären, aber sie will es nicht verstehen. Und jetzt soll ich heute auch noch mit zu diesem Empfang.“

„Du warst doch schon die letzten drei Male nicht dabei, oder?“

„Ja, und eigentlich dachte ich, das ihr klar sei, warum ich mich dagegen weigere.“

„Läuft es denn nicht mehr gut?“ fragte Narzissa verständnisvoll, merkte aber schnell, dass das die falsche Frage war.

„Ob es nicht mehr gut läuft? Es ist noch nie gut gelaufen.“

Draco drehte sich zum Kamin um, goss sich ein Glas Feuerwhiskey ein und setzte sich dann in einen der Sessel. Er fuhr sich durch das Gesicht und bemerkte dann den Blick seiner Mutter.

„Glaubst du wirklich, das ich mir Astoria selber ausgesucht hätte, wenn ich gekonnt hätte? Ja, ich gebe zu, das sie in meinem letzten Jahr in Hogwarts in mein Schema gepasst hatte, aber doch nicht als Ehefrau.“

„Du weiß, das sie Gefühle für dich hat?“

„Sie liebt mich...aber ich sie nicht. Ich habe es probiert, wirklich, aber sie passt nicht zu mir. Und wenn ich mir vorstelle, das ich sie die nächsten Jahre weiterhin jeden Tag sehen muss...das einzig gute an dieser Ehe ist Scorpius und ihn liebe ich sehr. Aber alles andere....hab ich so langsam wirklich satt.“

Narzissa sah sich ihren Sohn einen kurzen Moment an und sofort machte sie sich sorgen. Bei genauerer Betrachtung sah Draco müde und abgespannt aus. Er schien sich viele Gedanken um sein jetziges Leben zu machen und er war wohl wirklich nicht zufrieden damit.

„Gibt es denn...eine andere Frau?“

„Eine Andere? Nein. In meiner Umgebung ist bestimmt keine Frau, die mich reizen würde. Ganz davon abgesehen, das ich nicht vor haben Astoria zu hintergehen. Ein Malfoy darf sich schließlich keinen Skandal leisten.“

Draco nahm einen großen Schluck aus seinem Glas und starrte einen Moment abwesend in die Flammen des Kamins. Wo sollte er auch eine Frau finden? In ihren Kreisen waren sie alle wie Astoria oder Pansy damals. Und das hatte er schließlich schon gehabt. In seinem Unternehmen dagegen waren größtenteils nur Männer und die wenigen Frauen entsprachen entweder nicht seiner Vorstellung oder waren wesentlich älter als er selbst.

„Ich weiß, dass es nicht das ist, was du dir vorgestellt hast und ich habe deinem Vater....damals auch schon gesagt, das es keine gute Idee ist. Aber du weißt selbst wie Lucius war. Es ist eine Tradition der Malfoys, die schon über Jahrzehnte gepflegt wird. Auch wenn nicht jeder dabei das Glück hat wie wir, uns wirklich zu lieben.“

Sie rückte an ihren Sohn heran und legte ihm eine Hand auf das Knie, drückte leicht zu. Draco sah seine Mutter an und sie lächelte ihm aufmunternd zu.

„Ich habe Astoria geheiratet und der Familie einen würdigen Erben geschenkt. Damit habe ich doch mein Sol erfüllt, oder nicht? Muss ich trotzdem mein restliches Leben mir einer Frau verbringen, die mir langsam aber sicher auf die Nerven geht und die Fassade einer Familie aufrecht erhalten, die nicht mal Ansatzweise dem entspricht, was sie vorgibt zu sein?“

Narzissa setzte gerade zum Antworten an, kam aber nicht mehr dazu etwas zu sagen. Die Tür zum Salon ging auf und Astoria kam mit Scorpius an der Hand hinein. Kaum sah der kleine Mann seine Oma, machte er sich auch schon los und stürmte auf sie zu.

„Ich wäre dann soweit.“ gab Astoria bekannt und Draco erhob sich.

„Scorpius hat zwar schon gegessen, aber seine Zähne sind noch nicht geputzt. Du kannst ihn also ruhig noch etwas verwöhnen.“ Astoria zwinkerte Narzissa leicht zu, die daraufhin etwas grinste. „Aber spätestens um acht Uhr muss er im Bett sein.“

„Keine Sorge, meine Liebe! Ich mache das ja auch nicht zum ersten Mal.“

„Ok, können wir dann?“ fragte Astoria und Draco nickte.

„Auf zu einem Abend voller netter Leute und heiler Welt!“ entkam es Draco noch sarkastisch, ehe sie sich auf den Weg machten.
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

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Kapitel 4: Begegnung

Hermine saß in ihrem Büro und hatte ihren Kopf tief über ihre Akten gebeugt. Seit einigen Wochen war sie im Ministerium Abteilungsleiterin für Muggelrechte und sie war sehr stolz darauf. Sie hatte hart dafür gearbeitet und sich immer bemüht. Leider war es zur Zeit sehr stressig und die Fälle häuften sich. Also waren Überstunden in den letzten Tagen nichts neues für sie.

Der Fall, an dem sie gerade saß war wirklich knifflig und erforderte genauste Recherche damit alles zur Zufriedenheit ausging. Nach der Besprechung mit ihrem Chef heute Morgen hatte sie sich viel vorgenommen um den Fall bis zum Ende der Woche weitestgehend fertig zu kriegen. Sie tat es natürlich auch um sich von Ron und ihrer ganzen Situation abzulenken. Aber genau das sollte ihr nicht vergönnt sein.

Vor wenigen Augenblicken hatte Hermine ihr Büro verlassen um mit einer Kollegin etwas abzuklären, als die Tür zur Abteilung aufging und Ron plötzlich auftauchte. Ihren Augen kaum trauend sah sie, wie er geradewegs auf sie zuging und leicht gestresst aussah. Mit einem Blick auf das Büro ihres Chefs kam sie Ron entgegen.

„Ron, was willst du denn schon wieder hier?“ flüsterte sie und drängt den Rothaarigen ein Stück zur Tür zurück.

„Ich wollte dir nur Bescheid sagen, das du Rose heute vom Kindergarten abholen musst.“

„Was? Das geht nicht! Ich hab hier so viel zu tun...“

„Unser Coach hat ein Zusatztraining angeordnet, wegen dem nächsten Ligaspiel und da muss ich hin.“

„Dann schreib ich dem Kindergarten einen Brief, das du etwas später kommst. Sonst dauert euer Training auch nicht länger als 3 Stunden.“

„Das ist ein Zusatztraining! Wir müssen uns richtig anstrengen und hart trainieren um zu siegen. Also hab ich auch keine Ahnung wie lange es dauert!“

Hermine spürte die Blicke ihrer Arbeitskollegen auf sich und traute sich gar nicht nachzusehen, ob ihr Chef auf dabei war zuzusehen. Sie hatte nicht umsonst leiser gesprochen, aber Ron sprach in voller Lautstärke und je mehr Hermine sein Vorhaben versuchte abzuwehren, umso verärgerter wurde er.

„Aber ich kann nicht schon wieder einfach früher hier weg. Das geht im Moment einfach nicht. Der Fall ist sehr wichtig und Mister Cudney zählt auf mich. Ich bin hier schließlich die Leiterin und...“

„Es geht aber nicht anders, ok?“ Ron unterbrach Hermine einfach und verschränkte erbost die Arme vor seiner Brust. „Ich kann sie nicht abholen, also musst du es tun. Und wenn du hier auch nicht weg kannst, dann musst du dir was einfallen lassen.“

Bevor Hermine auch nur etwas erwidern konnte, drehte Ron sich um und verschwand mit schnellen Schritten aus dem Büro. Ungläubig sah sie ihm nach und selbst als er schon längst aus der Tür heraus war, konnte sie sich nicht bewegen. Hermine hörte das verhaltene Getuschel hinter sich und auch die Tür, die sich öffnete nahm sie war, aber es kam nicht bei ihr an. Das hatte er doch nicht wirklich gerade getan? Schon wieder. Zum achten Mal in diesem Monat. Das konnte doch nicht sein ernst sein.

In der Zwischenzeit saß Draco in Malfoy Manor in seinem Büro und begutachtete die neusten Zahlen. Sein Geschäft lief wirklich gut und alles entwickelte sich zum Besten. Er war sich nicht sicher gewesen, ob nach Kriegsende die Kunden seines Vaters nicht alle abspringen würden. Aber sie hatten wohl gemerkt, das sich mit Draco einiges ändern würde. Und so war es auch.

Vor wenigen Minuten hatte ihm eine Eule aus seiner Firma die allmorgendliche Post gebracht und er wollte diese als nächstes durchgehen, als sich seine Tür öffnete. Kein Anklopfen davor. Draco musste nicht aufsehen, um zu wissen wer es war. Es herrschte eine eisige, komische Stimmung zwischen Astoria und ihm, doch wirklich schade war er darum nicht. Mit schnellen Schritten kam sie an seinem Schreibtisch an und begann sofort zu äußern, was sie wollte.

„Draco, du musst Scorp heute vom Kindergarten abholen.“

„Und warum?“ fragte Draco völlig ungerührt und sah von seinen Papieren auf.

„Ich werde heute für ein paar Tage zu meiner Mutter nach Frankreich reisen. Scorpius habe ich es eben erklärt, als ich ihn am Kindergarten abgesetzt habe. Aber er wird dich bestimmt noch einmal danach fragen. Ich werde mich melden, wenn ich angekommen bin und auch zwischen drin natürlich.“ Astorias Gesicht zeigte keinerlei Emotionen.

„Wie lange hast du denn vor weg zu bleiben?“ Nicht, das es ihn wirklich interessierte.

„Das weiß ich nicht, aber ich werde dich schon darüber unterrichten, wann ich wiederkomme. Nur keine Sorge, ich werde nicht all zu schnell wieder da sein.“

Draco ignorierte diese Spitze und griff nun nach der Post, die links neben ihm auf dem Schreibtisch lag.

„Und was ist der Anlass, das du so plötzlich in Urlaub musst?“

Er spürte den bohrenden Blick durch die zornig verengten Augen seiner Frau auf sich. Auch hörte er, das sich ihr Atmen beschleunigte und es war als konnte er ahnen, was sie so verärgerte. Lange musste er auf seine Bestätigung nicht warten.

„Was der Anlass ist? Das fragst du ernsthaft?“

Draco sah wieder auf, antwortete aber nicht. Astoria hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und funkelte ihren Mann böse an.

„Muss ich dich ernsthaft an den Empfang bei den O'Connors erinnern?“

„Ich weiß nicht, was du willst. Ich war doch dabei.“

„Oh ja. Dein Körper war durchaus anwesend, aber wo dein Geist hin war, weiß ich nicht. Du hast die meiste Zeit abseits gestanden und kaum mit jemandem gesprochen. Ich wollte dir ein paar Leute vorstellen, aber das hat dich nicht interessiert. Du hast nicht mal mit mir getanzt, als dazu aufgefordert wurde!“

„Du weißt, das ich derartige Veranstaltungen lieber meide...“

„Du hast mich einfach stehen lassen! Ich war die vollkommen egal! Du wolltest nur diesen Abend hinter dich bringen und dabei war dir egal, was das für ein Licht auf mich wirft!“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Und um der Krone noch die Spitze aufzusetzen, flirtest du vor allen Anwesenden mit einer der Kellnerinnen. Als würde es mich überhaupt nicht geben! Falls du es vergessen hast, Draco, wir sind immer noch verheiratet und auch wenn dir das nicht mehr passt, wir müssen ein Bild waren. Du weißt doch, wie geschwätzig die alten Jungfern sind!“

„Ja und?“ jetzt stand auch Draco auf und stütze sich mit seinen Händen auf der Tischplatte ab. „Du wolltest, das ich mitgehe. Ich habe dir oft genug erklärt, das ich darauf keine Lust habe. Ist dir mal aufgefallen, das wir immer das jüngste Paar sind? Mir werden immer dieselben Fragen nach meiner Firma gestellt und von dir wollen die Frauen immer wissen, wann das zweite Kind kommt.“

„Früher sind wir auch immer mitgegangen und du hast dich nie beschwert!“

„Da hat mein Vater auch noch gelebt! Den hat es nicht interessiert, ob man Lust zu so einem Abend hatte oder nicht und da hab ich auch nicht widersprochen. Aber seitdem er tot ist, war Mutter auch nicht mehr auf einem dieser Veranstaltungen. Und wir sollten auch nicht zu so etwas gehen. Wir sollten uns mit Leuten in unserem Alter treffen und nicht den Geschichten irgendwelcher Witwen lauschen und Ratschläge von Männern annehmen, die schon Jahrzehnte lang kein Geschäft mehr geführt haben, nur weil es die Höflichkeit verlangt!“

Astoria ließ ihre Arme wieder sinken und ihr Blick ernüchtere sich. Beide sahen sich schweigend an, bis Draco den Umschwung ihrer Stimmung bemerkte und sich wieder aufrecht hinstellte.

„Gib doch gleich zu, das du einfach nur keine Zeit mit mir verbringen willst.“ Der Blonde verdrehte die Augen und setzte sich wieder hin. „Du bist schon so, seid Scorpius geboren wurde. Distanziert und abweisend. Ich dachte eigentlich, das sich mit unserem Sohn die Stimmung entspannen würde. Aber da hab ich mich getäuscht.“

Astoria ging langsam zur Tür zurück und Draco widmete sich wieder seiner Post. Doch noch war es nicht vorbei. Noch einmal drehte die junge Frau sich um und sah zu dem Mann, der an dem massiven, dunklen Schreibtisch saß.

„Ich hab dich immer mehr gemocht, als du mich. Und als wir heiraten sollten, hab ich mich gefreut. Auch wenn ich jeden Tag mehr gespürt habe, dass du das nicht so siehst. Das halte ich auf Dauer nicht mehr aus.“ und mit einem letzten, traurigen Blick verließ Astoria das Büro und schloss die Tür hinter sich.

Draco sah noch einen Moment auf die Tür, nachdem Astoria schon längst verschwunden war. Und auch wenn diese Situation gerade, vor allem für Astoria, nicht schön war, fühlte er sich trotzdem erleichtert. Es war ihr also klar, was Draco von ihrer Ehe hielt und das ließ ihn hoffen. Auf was, wusste er nicht, aber es war ein Silberstreif an dem sonst so trostlosen und grauen Horizont.

Hermine hatte es geschafft sich wieder herum zu drehen und auf ihr Büro zuzugehen, als sie ihren Chef, Mister Cudney, in der Tür seines Büros stehen sah. Der Blick, den er ihr schenkte, sagte mehr als tausend Worte und Hermine verstand sofort. Also änderte sie ihre Richtung und ging auf ihn zu. Dabei entgingen ihr die Wortfetzen, die sich die gehässigen Kolleginnen untereinander zuwarfen, nicht.

Das waren nur eine handvoll Frauen, die Hermine bei ihrem Beginn in dieser Abteilung von Anfang an ins Auge fielen. Schon damals konnte sie sie nicht leiden und das war auch heute noch so. Das Geschnatter der Frauen ignorierend betrat sie dann das Büro ihres Chefs.

Mister Steven Cudney war ein kleiner, älterer Mann mit Halbglatze und Brille auf der Nase. Sein Gesicht lief spitz zu und als Hermine ihn das erste Mal gesehen hatte, fand sie, das er irgendwie fies und streng aussah. Aber wenn man ihn ein bisschen kannte, dann merkte man schnell, das er ein lieber Mann war und Hermine konnte ihn gut leiden. Er setzte sich immer für seine Mitarbeiter ein und war sehr herzlich.

Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und bat Hermine den Stuhl davor an. Zögerlich setzte auch sie sich, knetete nervös ihre Hände und wartete ab. Sie konnte sich vorstellen, was jetzt kommen würde.

„Hermine...wie geht es ihnen?“ überrascht sah Hermine ihren Chef an.

„Ehm...gut. Danke.“ stammelte sich vor sich hin.

„Hermine...sie sind meine Beste Mitarbeiterin und auf sie kann ich mich immer verlassen. Sie erfüllen ihre Arbeit gewissenhaft und sorgfältig. Aber ihr Mann ist diesen Monat schon das achte Mal hier aufgetaucht.“ Hermine wollte etwas erwidern, aber Mister Cudney hob die Hand.

„Ich weiß, das sie dafür absolut nichts können. Das kann man ja auch schlecht vorausahnen. Aber das geht so nicht mehr. Er stört damit die Büroabläufe ungemein. Ganz davon abzusehen, das sie dadurch völlig aus dem Konzept kommen und wichtige Zeit ihrer Arbeit verloren geht, wenn sie früher gehen müssen.“

„Es tut mir wirklich leid.“ entschuldigte sich daraufhin Hermine und sah ihn bittend an. „Ich hab es Ron schon so oft erklärt, aber es interessiert ihn nicht. Wir verstehen uns in letzter Zeit nicht so gut, wissen sie. Und er macht das nur um mich zu ärgern.“

„Hören sie, Hermine. Ich an ihrer Stelle würde ihrem Mann den Laufpass geben. Zu ihrem eigenen Wohl und dem Wohl ihrer Tochter. Und jetzt gehen sie nach Hause. Klären sie das an diesem Wochenende mit ihrem Mann, damit wir uns dann am Montag in alter Frische wiedersehen.“

„Aber Steven, ich kann doch noch...“

„Keine Widerrede! Sie gehen jetzt. Ruhen sie sich aus und entspannen sie sich!“ lächelte er aufmunternd, sodass Hermine sich nur noch bedanken konnte und dann ging.

Zuhause hatte Hermine sich dann erst einmal einen Tee gemacht und sich auf der Couch niedergelassen. Ihre Gedanken kreisten immer noch um Ron und sein Verhalten. Oft hatte sie ihm erklärt, dass das einfach nicht ginge. Doch Ron erschien trotzdem jedes Mal wieder auf ihrer Arbeit. Es war, als würde er ihr überhaupt nicht zuhören. Während Hermine sich so ihre Gedanken machte, merkte sie gar nicht wie müde sie eigentlich war und schlief dann auch kurz darauf ein.

Als sie dann aber wieder hochschreckte und auf die Uhr sah, sprang sie förmlich von der Couch und schlüpfte in ihre Schuhe. Sie war schon viel zu spät dran. So schnappte sie sich noch ihre Jacke und die Tasche und war auch schon appariert.

Am Kindergarten angekommen fiel ihr als erstes Rose auf. Sie saß als letzte draußen auf einer kleinen Mauer und neben ihr saß ein blonder Junge. Rose schien ihre Mama gar nicht zu bemerken und je näher Hermine den zwei kam, umso klarer wurde ihr auch warum.

„Du kannst bestimmt nur nicht richtig lesen!“ entkam es gerade Rose, die den jungen Böse ansah.

„Ich kann viel mehr als du denkst. Aber du kannst wohl eh nichts besseres als Lesen. Wer weiß, ob du überhaupt richtig lesen kannst? Du liest immer nur das eine Buch.“ giftete der Junge zurück.

„Du bist echt ein eingebildeter Idiot!“

„Und du hast ein Vogelnest auf dem Kopf!“

„Rose! Jetzt ist es aber gut!“ ging Hermine nun dazwischen, ehe sich ihr kleiner Engel noch zum Hitzkopf entwickelte. Mit Ron als Vater hatte sie durchaus schon derlei Anzeichen gezeigt.

„Du bist jetzt besser auch still, Scorpius.“

Da wurde Hermine hellhörig. Den Namen hatte sie doch schon einmal gehört. Eigentlich wollte sie sich gerade hinunterbeugen um Rose in ihre Jacke zu helfen, aber diese Stimme ließ sie innehalten. Die kam ihr auch so bekannt vor. Dann fiel es ihr wieder ein. Das konnte doch nicht...langsam drehte sie sich um und als sie dann den blonden Mann hinter sich stehen sah, stockte ihr der Atem...
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snape13
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von snape13 »

Ich mag deine Geschichten immer noch sehr:) bitte schreib weiter!!
Hoch lebe die Schule-so hoch das niemand mehr dran kommt:)

hplove7
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von hplove7 »

Bitte schreibe weiter. Es ist immer schön Geschichten zu lesen, wenn man gerade nichts besseres zu tun hat und ich lese am liebsten deine Geschichten.
Sie sind gut geschrieben und lassen einen richtig in die Geschichte eintauchen.

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Jane_Higgins
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Ich hab hier ja schon ewig nichts mehr gepostet. :shock: :?
Mein Gott, wo geht die Zeit nur hin.
Vielleicht sollte ich mir ein "Post-it" auf die Stirn kleben?! :D


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Kapitel 5: Der beiden Kinder

„Mama! Mama! Du bist zu spät! Und wo ist Papa eigentlich? Ich dachte, er kommt mich abholen! Mama!“ quengelte Rose, doch Hermine blieben die Worte im Hals stecken.

Auch Draco war auf Hermines Anblick nicht vorbereitet. Hermine sah nicht viel anders aus, als zu ihrer Schulzeit. Ihre Haare waren länger und fielen in feinen Locken ihren Rücken hinab. Sie war hübsch geworden. Das konnte Draco nicht abstreiten.

Es durchfuhr Hermine wie ein Blitz. Der direkte Blick in Dracos sturmgraue Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. Er sah gut aus und war hoch gewachsen. Seine Haare trug er etwas länger und nicht mehr so streng nach hinten gegelt. Sein Gesichtsausdruck wirkte auch nicht mehr so arrogant wie früher, dennoch konnte man keine Emotionen darin ablesen.

Draco hatte mit den anderen auch das letzte Schuljahr wiederholt, aber er hatte sich sehr zurück gehalten. Die meisten Schüler, so auch Harry, Hermine und Ron, hatte er ignoriert. Regelrecht in sich gekehrt, brachte er dieses Jahr hinter sich und begann in dieser Zeit innerlich umzudenken. Viele Sache hielt er sich vor Augen und verglich einiges miteinander. Da wurde ihm auch klar, wie falsch er mit einigem lag, das Lucius ihm beigebracht hatte. Bestes Beispiel war nun einmal Hermine.

Das sie dann aber doch das Wiesel geheiratet hatte, überraschte ihn wirklich. Das hatte Draco damals aus der Zeitung erfahren. Auch wenn sich das im letzten Hogwarts-Jahr abzeichnete, verstand er einfach nicht, was Hermine an ihm fand. Sie war ihm doch eigentlich haushoch überlegen. Doch auf dem Hochzeitsbild hatte Hermine Ron so verliebt angesehen, das es doch wieder irgendwie passte. Und in ihrem Kleid hatte sie bildschön ausgesehen.

Auch Hermine hatte Draco nach dem Abschlussjahr nicht mehr persönlich gesehen. Einzig die Berichte im Tagespropheten hielten sie etwas auf dem Laufenden. Nicht, das es Hermine wirklich interessierte, aber was man zu Lesen bekam, war nicht gerade überraschend. Seine Hochzeit mit Astoria war zu erwarten gewesen. Auch wenn Draco nicht halb so glücklich auf dem Bild aussah wie seine Frau. Aber noch nie hatte sich Hermine so gefühlt, als ihr Blick den seinen streifte. Ihr braun und sein grau schienen sich förmlich zu verankern und es war ihr, als könnte Draco ihr bis auf die Seele schauen.

Dadurch bemerkten beide auch nicht wie Rose weiterhin an ihrer Mama zupfte und Scorpius seinen Vater misstrauisch beäugte. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein und eine Ewigkeit anzuhalten, als sich hinter ihnen eine Tür öffnete. Miss Julie Lyall, die Kindergärtnerin, kam hinaus zu den vier Personen und sah sie leicht verwirrt an. Aber nach einem kurzen Moment beachtete sie das einfach nicht und trat auf Hermine und Draco zu.

„Mister Malfoy? Misses Weasley? Schön, das ich sie noch erwische. Ich müsste mit ihnen reden.“ riss sie die Beiden aus ihren Gedanken, die es dadurch schafften, ihre Blicke voneinander zu lösen.

„Worum geht es denn, Miss Lyall?“ fragte Draco unberührt nach und wandte seine volle Aufmerksamkeit der rothaarigen Kindergärtnerin zu.

„Das sollten wir vielleicht drinnen in meinem Büro klären. Würden sie mir folgen? Und die beiden Kleinen können dann noch ein bisschen spielen.“ sagte Julie freundlich und so begaben sich alle wieder in das Gebäude.

Während Rose und Scorpius direkt hinter Julie herliefen und sich dabei gegenseitig schubsten und ärgerten, folgten Hermine und Draco leicht gedankenverloren. Es war einfach komisch sich so, nach all der Zeit, wieder zu begegnen und dann nicht wirklich zu wissen, was man sagen sollte. Wie man sich überhaupt verhalten sollte. Hermine war unsicher, denn noch nie hatte Dracos Anwesenheit so eine Wirkung auf sie.

Draco ging es nicht anders, auch wenn man ihm das nicht ansah. Nicht zum ersten Mal dankte er insgeheim Lucius dafür, das er ihm gezeigt hatte, wie man seine Emotionen sicher verschlossen hielt und völlig unbeteiligt wirkte. Aber er war mindestens genauso aufgewühlt wie sie. Ein Duft von Zitrone und Kiwi wehte von Hermine zu Draco hinüber und völlig unbewusst sog er diesen Geruch auf.

Vor der roten Bürotür angekommen, bemerkten die Beiden erst, das ihre Kinder sich schon längst wieder aus dem Staub gemacht hatten. Sie traten nach Julie in das recht kleine, aber freundlich eingerichtete Büro ein und ließen sich auf den zwei Stühlen vor dem Schreibtisch nieder. Darauf bedacht jedweden Blickkontakt zu verhindern.

„Sie wundern sich sicher, warum ich jetzt mit ihnen reden möchte. Aber es geht um Rose und Scorpius. Die beiden...naja...sie mögen sich nicht sehr.“

'Wie Granger und ich damals.' dachte Draco sofort und wusste instinktiv, das Hermine auch an so etwas dachte.

„Letzte Woche gab es ein kleines Vorkommnis zwischen den Zwei. Scorpius hat Rose einfach ihr Buch weggenommen. Das haben sie selbst geregelt, aber seitdem streiten sie sich ständig, zanken und raufen, beleidigen sich und verhexen den anderen sogar manchmal.“

„Das kann aber nicht die Schuld von Rose sein. Ich habe ihr immer klar gemacht, das...“ warf Hermine direkt ein und handelte sich auch sofort eine Reaktion ein.

„Natürlich, Granger. Dein Kind würde niemals einen Streit anfangen. Es sind immer die Kinder der anderen.“

„Wenn es sich um dein Kind handelt, dann kann man sicher davon ausgehen, ja. Schließlich war nicht ich diejenige in unserer Schulzeit, die jeden Streit angefangen hat.“ jetzt hatten sich Draco und Hermine einander zugewandt und bemerkten nicht den verwirrten Blick von Julie.

„Nein, nein. Jetzt fang nicht so an und vergleiche unsere Kinder mit uns selbst. Das war eine ganz andere Zeit und vor allem eine ganz andere....Situation.“ darauf konnte Hermine nichts erwidern und Julie nutze den Moment.

„Bitte, Mister Malfoy und Misses Weasley, beruhigen sie sich doch wieder. Das ist doch jetzt kein Grund um sich zu streiten..“

„Doch, anscheinend schon. Denn Scorpius weiß sich zu benehmen!“ verteidigte sich Draco direkt wieder.

„Nun, das mag sein, Mister Malfoy. Aber leider muss ich ihnen sagen, das die meisten Aktionen von Scorpius ausgehen.“

Leicht ungläubig sah er Julie an und mit einem kurzen Blick zu Hermine erkannte er ihren Blick, der ihm wohl 'Na siehst du!' sagen sollte. Das konnte doch nicht sein. Er hatte seinem Sohn Anstand und Benehmen beigebracht.

„Er hat sich irgendwie auf Rose eingeschossen und beobachtet sie ständig. Dann macht er sich in gewissen Situationen über sie lustig und ärgert sie. Rose verteidigt sich dann und sie beginnen sich zu streiten. Dazu muss ich sagen, das...Scorpius nicht gerade beliebt ist und die anderen Kinder meiden ihn. So wie er mit Rose umgeht, so geht er auch mit den anderen um. Er hat keine Freunde und er hält sich ständig im Abseits auf.“

Draco war Hermine dankbar, das sie an dieser Stelle schwieg. Aber er wusste, das sie Scorpius in Gedanken mit ihm selber verglich und Draco kam nicht umher, das auch zu tun. Dabei hatte er doch in seiner Erziehung versucht Scorpius davon abzubringen, in so eine Situation zu kommen.

„Davon wusste ich nichts.“ gab Draco leise zu.

„Er wird es ihnen wohl auch kaum erzählt haben.“

„Und...was hat das jetzt mit Rose zu tun?“ fragte Hermine vorsichtig.

„Rose wiederum ist sehr beliebt und die anderen Kinder mögen sie. Sie hilft ihnen immer und ist immer freundlich. Wenn Scorpius also auf Rose losgeht, dann wollen die anderen nichts mit ihm zu tun haben. Deshalb dachte ich mir, das es vielleicht ein spezielles Problem zwischen Scorpius und Rose ist. Vielleicht auch etwas privater Natur, da sie sich ja anscheinend auch schon etwas länger kennen.“

„Nein, das ist es nicht.“

„Genau, das kann nicht sein. Wir haben uns schon seit...lange nicht mehr gesehen.“ stimmte Hermine Draco zu.

„Na gut, wenn sie das sagen. Aber trotzdem kann es so nicht weiter gehen. Und deshalb wollte ich auch mit ihnen reden. In einer Woche findet hier ein Projekttag für Eltern und Kinder statt. Und damit wir das Problem zwischen ihren Kindern lösen können, möchte sich sie bitten auch zu kommen. Vielleicht bringt es ja was.“

Hermine und Draco sahen sich kurz an und überlegten. Wenn einer von ihnen nun absagen würde, dann würden sie sich total kindisch und wie zu ihrer Schulzeit verhalten. Aber sie waren erwachsen und es ging um ihre Kinder. Ihre persönliche Rivalität sollte da nicht an erster Stelle stehen. Wenn es denn überhaupt noch eine Rivalität gab, nach all den Jahren.

„In Ordnung. Ich komme mit Rose vorbei.“ Hermine bemerkte Dracos verblüfften Gesichtsausdruck.

„Wir auch.“ sagte er dann ohne zu zögern.

Schweigend verließen sie das Büro wieder und riefen nach ihren Kindern. Die waren gerade wohl wieder in einem kleinen Streit und mussten von ihren Eltern auseinander gebracht werden. Die beiden erwachsenen Streithähne jedoch sagten kein Wort mehr zueinander, sahen sich nicht einmal mehr an. Und Hermine beeilte sich von ihm weg zu kommen.

In ihrer Wohnung angekommen, zog Hermine sich und Rose wieder die Jacken aus, hängte sie an die Garderobe im Flur und ging in die Küche. Es war spät und Ron sollte auch bald wieder da sein. Ron. Mit ihm musste sie unbedingt noch reden. Das, was er sich heute geleistet hatte, ging zu weit. Er schadete ihr damit und das schien ihn nicht mal zu interessieren.

Plötzlich stieg das Bild von Draco vor ihren Augen auf. Bei dem Blick seiner Augen hatte sie sich so komisch gefühlt. Es hatte sie durchfahren wie ein Blitz und hatte ein angenehmes Kribbeln in ihr hinterlassen. Bei Ron hatte Hermine so etwas noch nie gefühlt. Natürlich verliebte sie sich mit allen typischen Anzeichen in ihn. Aber nie hatte sie so stark gefühlt, wie sie es bei Draco empfand. Aber das konnte sie sich auch einbilden. Schließlich hatte sie Draco lange nicht mehr gesehen. Sie war darauf einfach nicht gefasst gewesen. Ja, das wird es wohl gewesen sein.

„Mama? Was wollte Julie denn von dir?“ riss Rose sie aus ihren Gedanken.

„Nichts schlimmes, Rose. Sie...hat mir nur von dem Projekttag erzählt und ich denke, das wir da hingehen sollte.“ erklärte sie und strich ihr liebevoll über das Haar.

„Wirklich? Oh, da freue ich mich aber. Mike hat schon gesagt, das es ganz toll werden soll. Opa Arthur und Onkel Kingsley sollen sich extra etwas ganz spannendes und aufregendes ausgedacht haben.“ freudig sah Rose ihre Mutter an und brachte diese damit zum grinsen.

„Kingsley Shaklebolt wurde ein Jahr nach Ende des Krieges zum endgültigen Zaubereiminister gewählt. Vorher gab es viele Anwärter und jeder musste eine gewisse Bewährungszeit hinter sich bringen. Doch letztendlich blieb es Bei Kingsley, der seitdem einen wirklich guten und gerechten Job machte. Arthur wurde sein Stellvertreter, da die Beiden mit der Zeit ein richtiges, eingespieltes Team wurden.

„Na, dann müssen wir ja auf jeden Fall dahin. Ich will doch nicht verpassen, was die Beiden sich haben einfallen lassen. Und jetzt mach ich erst mal das Essen.“

„Ich bin in meinem Zimmer und lese in meinem Buch weiter, Mama.“ rief Rose noch, als sie schon aus der Küche lief.

„In Ordnung!“ rief ihr Hermine hinterher, war sich aber nicht sicher, ob das kleine Mädchen das noch gehört hatte.

So stand sie nun eine halbe Stunde in der Küche und kochte gedankenverloren vor sich hin. Das Treffen mit Draco beschäftigte sie immer noch. Der Tisch war schon gedeckt und wie jeden Abend wartete sie auf ihr Zeichen, nämlich das Zuschlagen der Wohnungstür. Und kaum dachte sie daran, hörte sie es auch, gefolgt von schweren Schritten im Flur.

„Hermine? Ich bin da. Du glaubst gar nicht, was das heute für ein geniales Training war. Smith hat uns ganz schön ran genommen und viel Einsatz von uns verlangt, aber es hat richtig Spaß gemacht.“ erzählte Ron, während er mit seinen völlig verdreckten Sachen in die Küche kam.

Er war über und über mit Schlamm bedeckt, was davon zeugte, dass das Training wirklich nicht ohne war. Aber das Ron alles schmutzig machte, ärgerte sie. Er warf seine dreckige Jacke einfach über den Stuhl, streifte sich die Schuhe mitten in der Küche ab und während er zum Bad ging, entledigte er sich auch den restlichen Kleidern. Nach kurzer Zeit kam er sauber wieder, scherte sich aber nicht um seine Sachen, die immer noch an Ort und Stelle lagen und setzte sich an den Küchentisch, nur um dann wieder weiter zu erzählen.

„Ich musste viele Tore abwehren, was aber nicht wirklich schwierig war. Viel interessanter waren die Kombinationsflüge. Also wenn wir das bei unserem nächsten großen Spiel so umgesetzt bekommen, dann können bald alle anderen einpacken.“

„Ron...“ versuchte Hermine ihn zu unterbrechen, aber er ließ sich nicht beirren.

„Weißt du noch? Ich hab dir doch erzählt, das wir einen neuen Jäger suchen. Heute hatten wir einige Qualifizierungsspiele und die meisten waren echt nicht schlecht. Trotzdem war davon für Smith keiner gut genug.“

„Ron...hör mal...“ chancenlos.

„Und soll ich dir sagen, wer ganz am Schluss noch aufgetaucht ist? Das errätst du nie. Blaise Zabini! Draco Malfoys bester Freund. Ich sag dir, damit hat keiner von uns gerechnet. Natürlich wollte Smith ihn dann spielen sehen, nachdem ich ihm das gesagt hatte. Er war wirklich gut. Ich meine, er hat richtig was drauf und ist ein wahnsinnig guter Jäger. War klar, das Smith Blaise dann sofort aufgenommen hat. Also mit dem sind wir jetzt echt unschlagbar.“

„RON!“ jetzt reichte es Hermine.

„Was denn?“

„Sollen deine Sachen von alleine in den Wäschekorb wandern? Du hast alles schmutzig gemacht.“ sagte sie, während sie das Essen auf den Tisch stellte.

„Merlin, Hermine. Jetzt stell dich doch nicht so an. Du musst nur einmal mit deinem Zauberstab schwenken und dann ist alles wieder sauber.“ antwortete Ron gelassen und packte sich den Teller mit Essen voll.

„Was? Warum soll ich das jetzt wegmachen? Du hast doch alles dreckig gemacht!“

„Warum bist du denn jetzt so zickig? Wenn das immer noch wegen heute Mittag ist, dann...“ deutete Ron und ließ seine Verschmutzung verschwinden.

„Darüber müssen wir auch nochmal reden. Das geht so nicht weiter, Ron. Du kannst nicht immer einfach auftauchen und mich dermaßen in Bedrängnis bringen. Ich habe eine wichtige Position, für die ich lange gearbeitet habe und...“

„Ganz ehrlich, ich hab keine Lust mehr darüber zu reden. Dein Job ist dir wichtig, bla bla bla. Reg dich wieder ab und komm mal runter.“

Und ohne eine Antwort von Hermine abzuwarten, ging Ron in den Flur und war keine Minute später wieder verschwunden. Hermine wusste sofort, das sie ihn heute Abend nicht mehr sehen würde. Niedergeschlagen ließ sie sich am Küchentisch nieder und stütze ihren Kopf in ihren Händen.

„Mama?“ fragte eine leise Stimme und Hermine sah wieder auf. „Ist Papa...böse?“

„Nein, mein Schatz!“ sagte sie und winkte Rose zu ihr heran, die sich von ihr auf den Schoss setzten ließ und sich an sie kuschelte. „Er hatte einfach nur einen stressigen Tag. Morgen ist alles wieder gut.“

Wie gerne würde Hermine das selber glauben...
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Jane_Higgins
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 6: Pech hat viele Gesichter

Draco apparierte mit Scorpius wieder zurück nach Malfoy Manor. Auch er war gedanklich immer wieder bei Hermine. Sie hatte sich wirklich sehr verändert und er konnte es nicht von der Hand weisen, das sie ihm sehr gefiel. Immer wieder kam ihm der Gedanke und irgendwann schüttelte er leicht seinen Kopf um diese Gedanken zu vertreiben.

Als die beiden Malfoys zu hause waren, begab sich Draco in die Bibliothek, während sein Sohn durchs Haus lief. Es war schon später Nachmittag, aber Draco musste unbedingt noch etwas arbeiten. Er setzte sich an seinen großen Schreibtisch und kramte gerade nach seinen Papieren, als die Tür aufging. Scorpius kam herein und sah in fragend an.

„Papa? Wo ist denn Mama?“

Das hatte Draco ja völlig vergessen. Er lehnte sich kurz augenschließend zurück und atmete einmal durch. Sein Sohn war schon bei ihm angekommen, als er die Augen wieder öffnete.

„Weißt du, Mama hat sich entschlossen, ein bisschen Urlaub zu machen und ihre Eltern zu besuchen. Ich dachte, sie hätte sich heute morgen von die verabschiedet?“

„Davon hat sie mir aber nichts erzählt.“ kam Scorp etwas geknickt zurück.

„Das hat sie bestimmt nicht mit Absicht gemacht.“

„Und warum durften wir nicht mit?“ Draco überlegte kurz, wie er das am besten erklären sollte, denn er wollte seinen Sohn auch nicht anlügen.

„Weil sie einfach mal alleine Urlaub machen wollte. Weißt du, Mama und ich, wir...brauchen etwas Abstand voneinander...“

„Ihr mögt euch nicht mehr, oder? Ihr seht euch immer so komisch an und wenn du mit Mama redest, dann hört sich das so unfreundlich an.“

Wie konnte er davon ausgehen, das sein Sohn nichts von der kalten Stimmung zwischen ihm und Astoria mitbekam. Dabei hatten sie immer versucht sich vor ihm zurückzuhalten.

„Wir mögen uns schon noch, Scorpius, aber das ist alles etwas zu kompliziert und es würde wohl ewig dauern, dir das jetzt genau zu erklären. Aber das wichtigste ist doch, das wir dich beide sehr lieben und wir würden nichts tun, was dir schadet.“

Scorpius nickte bei diesen Worten und Draco fuhr ihm durchs Haar. Dann drückte Scorpius seinen Vater kurz und verschwand wieder hinaus in den Flur. Draco sah noch einen Moment lang auf die Tür und dachte über die Worte seines Sohnes nach. War er wirklich so unfreundlich zu Astoria? Ja, er hatte keine wirklich netten Worte mehr für sie und sie nervte ihn unheimlich. Aber das es schon so auffällig war, konnte er fast nicht glauben. Vielleicht müsste er in diesem Punkt sein Verhalten nochmal überdenken.

Er konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit und griff nach seiner Post auf dem Schreibtisch. Das meiste war Werbung für irgendetwas, das er nicht gebrauchen konnte und Rechnungen. Doch dann hatte er einen Brief aus seiner eigenen Firma in der Hand und Draco erkannte die Handschrift von seinem Assistenten. Das konnte ja absolut nicht gutes bedeuten. Kaum hatte er den Brief geöffnet, sah er seine
Vermutung bestätigt.

Er berichtete ihm, das der Abteilungsleiter der Kunden- und Auftragsverwaltung für weiteres ausfällt, da er sich in seinem Urlaub etwas Ansteckendes eingefangen hat und nun im St. Mungos in Quarantäne liegt. Die Heiler konnten ihm nicht genau sagen, wie lange es dauern würde, ihn wieder vollständig zu heilen. Das bedeutete, das er für eine wohl lange, ungewisse Zeit ausfallen würde. Also musste ein Ersatz her. Aber wenn sollte er denn auf die Schnelle dafür auftreiben? Vor allem, wenn die Bewerbe erfahren würde, das es sich um die Firma der Malfoys handelte. Das konnte ja was werden. Draco seufzte und machte sich die Notiz, das er gleich morgen eine Eil-Anzeige setzten musste.

Den ganzen Tag über hatten Hermine und Ron kein Wort miteinander geredet. Hermine saß in ihrem Arbeitszimmer und machte ein paar Akten fertig für nächste Woche. Währenddessen spielte Ron mit Rose. Er hatte heute weder ein Spiel noch ein Training, also verbrachte er den Tag daheim. Ab und zu warf Hermine einen heimlichen Blick in das Kinderzimmer ihres kleinen Engels und Wehmut überkam sie. Ron konnte mit Rose so liebevoll umgehen und Hermine wusste, das er seine Tochter sehr liebte. Aber warum konnte es nicht mehr so zwischen ihnen sein? Was war nur falsch gelaufen?

Gegen frühen Abend packte Ron sich plötzlich Rose und sagte Hermine, das er mit ihr zu seinen Eltern gehen und dort auch übernachten würde. Hermine konnte nur nicken, drehte sich nicht zu ihm um. Er sollte nicht sehen, das es ihr nicht gut ging. Wobei sich Hermine sicher war, das er dafür nicht einmal mehr ein Auge hatte.

Ungefähr eine halbe Stunde später klingelte es an Hermines Tür. Niedergeschlagen machte sie auf und sah in die Augen ihrer besten Freundin. Ginny brauchte nicht lange, um zu bemerken, das es Hermine nicht gut ging. Sofort wurde Hermine von ihr in eine Umarmung gezogen und dabei spürte die Braunhaarige den mittlerweile leicht gerundeten Bauch von Ginny. Keine von beiden sagte etwas und während die eine die Tür schloss, ging die andere schon ins Wohnzimmer und holte einen Glas alkoholfreien Wein für sich und einen richtigen Wein für ihre beste Freundin. Nach ein paar weiteren Minuten, in denen sie zu zweit auf dem Sofa saßen, unterbrach Ginny die Stille.

„Mum passt heute Abend auf Rose auf. Ron zieht mit Harry um die Häuser.“

„Das hat er mir nicht gesagt.“ gab Hermine leise zurück.

„Das konnte ich mir schon denken und deshalb bin ich auch hergekommen.“

Hermine sah nicht auf und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Ginny beobachtete sie besorgt. Sie hatte schon lange das Gefühl, das da etwas nicht stimmte.

„Hermine...was ist bei euch los?“ jetzt sah Hermine auf.

„Es...es ist nichts...“

„Komm schon, Hermine. Ich kenne dich und mich kannst du nicht anlügen. Außerdem spricht dein Gesichtsausdruck Bände.“

„Ginny...ich weiß nicht...immerhin bist du...“

„Jetzt sag nicht, das du mit mir nicht darüber reden willst, weil Ron mein Bruder ist. Das heißt nämlich nicht, das ich ihm deswegen bei halte. Er stellt oft genug Blödsinn an.“

Damit hatte Ginny recht und Hermine wusste, das sie ihr vertrauen konnte. Aber dennoch war es ihr Bruder und sie war sich trotzdem nicht ganz sicher. Sie überlegte einen Moment und entschied sich dann doch mit Ginny zu reden. Das konnte sie nicht mehr länger für sich behalten. Hermine musste mit jemandem reden, sich anvertrauen und sich alles von der Seele reden.

„Ach Ginny! Ich weiß nicht mehr weiter und ich hab keine Ahnung was ich noch machen soll.“

Und dann ließ Hermine los. Sie redete und redete und schien gar kein Ende mehr zu finden. Die Vorfälle, Ron's Verhalten und ihre eigenen Gefühle. Die Beziehung, die sich langsam dem Abgrund näherte, die Kälte, die sich zwischen ihnen ausbreitete und Rose, die alles langsam aber sicher mitbekam. Hermine war so verwirrt und Ginny hörte ihr zu. Sie unterbrach sie nicht eine Sekunde, denn sie spürte das es für Hermine wichtig war. Aber Hermine erzählte ihr nicht alles. Ihr Aufeinandertreffen mit Draco behielt sie erst einmal für sich, denn das war etwas, das sie nicht einordnen konnte. Und im Grunde war es doch völlig unwichtig. Als Hermine dann endlich geendet hatte, wischte sie sich die Tränen von den Wangen, die ihr unwillkürlich aus den Augen gelaufen waren. Ihr Glas war mit einem großen Schluck leer und Hermine seufzte unglücklich aus.

Ginny rutsche zu ihr herüber und drückte sie fest an sich. Irgendwie konnte sie gar nicht glauben, was Hermine ihr da erzählte. Konnte ihr Bruder wirklich so sein? Aber auf der anderen Seite hatte sie die Veränderung an Ron schon selbst bemerkt, wenn sie ihn nach Hermine gefragt hatte. War das alles zwischen ihnen jetzt wirklich vorbei? So lange hatte es in ihrer Schulzeit gedauert, bis sie endlich zusammen kamen und das sollte nun wirklich ein Ende nehmen?

„Wieso...setzt ihr euch nicht mal zusammen und versucht das Ganze mal richtig zu bereden?“

„Ginny! Er will doch gar nicht mehr mit mir reden. Ich habe so oft versucht einen Anfang zu machen, aber er blockt immer ab.“

Ginny musste innerlich zugeben, dass das alles sehr aussichtslos war. Aber sie wollte Hermine irgendwie helfen.

„Vielleicht...ist das nur eine Phase. Ron kann manchmal einfach sehr schwierig sein. Du weißt doch, wie er ist. Das legt sich bestimmt wieder. Es hat so lange gedauert, bis ihr zusammen kamt...willst du das jetzt alles aufgeben?“

Hermine wusste, das Ginny recht hatte, aber der Gedanke daran um die Ehe und die Beziehung zu Ron zu kämpfen, bereitete ihr Unbehagen. Sie versuchte doch schon alles und das Einzige was sie fühlte, war, das ihre Kraft immer mehr schwand und ihre Hoffnung wie viele kleine Seifenblasen zerplatze. Sie stand schon längst am Abgrund und sah in die tiefe, schwarze Dunkelheit hinunter. Aber sie wollte nicht mehr darüber nachdenken.

„Vielleicht...vielleicht hast du recht.“ gab Hermine also nach und somit hatte sich das Thema erst einmal erledigt.

Ginny blieb noch eine Weile und sprach mit Hermine über einige andere Dinge. So verging der Abend recht schnell und es wurde sogar noch sehr lustig. Die Verabschiedung war sehr herzlich und Ginny sah sie noch einmal aufmunternd an und sagte Hermine, das sie nicht den Mut verlieren sollte. Hermine nickte nur und versprach sich bald wieder zu melden. Nachdem Ginny dann gegangen war, legte sie sich erschöpft in ihr Bett. Das stieg ihr mehr und mehr über den Kopf.

Nachdem Draco all seine Papiere durchgearbeitet hatte, die liegen geblieben waren, ging er nach oben und beschäftigte sich noch etwas mit Scorpius. Das ihm dabei immer wieder Hermine durch den Kopf schwirrte, ignorierte er gekonnt. Irgendwann hörte er Narzissa von unten nach ihm rufen. Da es eh schon Bettzeit für Scorp war, legte er ihn hin und ging dann nach unten. Seine Mutter saß im Salon am Kamin und trank eine Tasse Tee.

„Mutter! Schön dich zu sehen.“

„Hallo Draco! Eigentlich wollte ich ja zu Astoria, aber ich konnte sie nirgendwo finden.“

Draco wandte sich ab, nachdem er Narzissa begrüßt hatte und schenkte sich ein Glas Whiskey ein.

„Das liegt daran, das sie nicht hier ist.“ gab er nüchtern zurück.

„Hast du dich getrennt?“ Diese Frage kam für Draco völlig überraschend und er sah Narzissa leicht verwundert an.

„Nein, sie...Astoria macht Urlaub.“

„Alleine?“ jetzt sah Narzissa verwundert aus. „Warum macht sie denn alleine Urlaub?“

„Weil sie es mit mir nicht mehr aushält und weil ich sie auf dem letzten Empfang bei den O'Connors ignoriert hätte. Also ist sie für eine unbestimmte zeit nach Frankreich zu ihren Eltern.“

„Also das wundert mich ja jetzt überhaupt nicht. Ehrlich. Das war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie Reißaus von dir nimmt und flüchtet. So wie du sie immer behandelst kann ich sie sogar verstehen.“

„Was meinst du damit?“ fragte Draco und wusste eigentlich schon, worauf das hinauslaufen sollte.

„Draco, du ignorierst deine Frau am laufenden Band und bist ihr gegenüber so kaltherzig. Ich habe dir beigebracht Frauen immer mit Respekt zu behandeln, selbst wenn du sie nicht leiden kannst, aber bei Astoria ist das alles vergessen.“

„Ich habe es dir schon einmal erklärt, Mutter. Ich liebe Astoria nicht und ich habe nicht länger vor hier die heile Welt zu spielen.“

„Aber Draco...“

„Nein! Ich hab es so langsam satt. Und wenn sie meine Worte immer noch nicht richtig versteht...dann muss ich es ihr zeigen.“

Es war mitten in der Nacht, als Hermine plötzlich aufschreckte. Sie richtete sich etwas auf und hörte in die Stille ihrer Wohnung hinein. Und dann krachte es wieder. Also hatte sie es sich doch nicht eingebildet. Der Krach kam aus dem Wohnzimmer, aber es war doch niemand außer ihr hier. Vorsichtshalber nahm sie ihren Zauberstab in die Hand und schlich hinaus in den Flur. Wieder ein Krachen und dann ein schmerzhaftes Aufstöhnen. Langsam sah sie um die Ecke ins Wohnzimmer und traute ihren Augen nicht.

„Ron?!“ fragte sie ungläubig und trat ganz in den Türrahmen.

Ron hielt in seinem Tun inne und sah sich verwirrt im Raum um. Nach ein paar Sekunden jedoch hatte er Hermine entdeckt und und versuchte sich halbwegs manierlich aufzurichten. Hermine erkannte sofort das Ron, mal wieder, sturzbetrunken war.

„Ron? Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist bei Rose im Fuchsbau?“

„Oh Hermine...du bist ja noch wach....“ gluckste Ron vor sich hin und fuhr sich durch die Haare.

„Wo bist du denn gewesen? Ich dachte, du warst mit Harry unterwegs?“

Ron schnaufte, während er versuchte sich halbwegs gerade zu halten. Er schlüpfte umständlich aus seinen Schuhen und stieß dabei fast den Couchtisch um. Auch aus seiner Jacke kam Ron eher schlecht als recht.

„Willst du jetzt wieder anfangen zu meckern? Ich bin nicht mal fünf Minuten hier und du meckerst schon drauf los.“

„Ich meckere doch gar nicht...“ Ron drängte sich an Hermine vorbei und ging ins Bad. „...ich wollte nur wissen wo du warst.“

Hermine folgte Ron und stand mal wieder im Türrahmen, mit vor der Brust verschränkten Armen. Sie sah ihm dabei zu, wie er sich das Shirt über den Kopf zog, es unbeachtet auf den Boden fallen ließ und sich dann mit beiden Händen am Waschbecken abstützte. Den Kopf ließ er hängen und Hermine gefiel diese Haltung nicht.

„Ist...alles in Ordnung bei dir?“ fragte sich also leise, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Ron antwortete.

„Ich hab nachgedacht, Hermine.“ ihr wurde schlecht, das klang so endgültig. Ron hob seinen Kopf wieder und sah ihr fest in die Augen.

„Ich liebe dich nicht mehr.“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Giandra
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Re: Unerwartete Liebe (DM/HG)

Beitrag von Giandra »

schreib unbedingt weiter die Storry ist echt gut!! Bin gespannt wie es weitergeht :)
Fred: "Wie fühlst du dich Georgie?"
George: "Wie ´n schweizer .."
Fred: "Wie bitte?"
George: "Wie nen schweizer Käse .. ich bin löchrig. Ich bin löchrig Fred. Alles klar?"

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