Ein neues Leben (HG/LM)
Moderator: Modis
- Jane_Higgins
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 16: Ablenkende Erkenntnisse
Hermine erwachte am nächsten völlig ausgeruht und erholt. Sie hatte wirre Träume durchlebt, aber die waren weder beängstigend oder abschreckend. Natürlich hatten sie mit Lucius und den Erinnerungen zu tun. Aber es fühlte sich mehr danach an, das es ein weiterer Verarbeitungsprozess war. Dadurch wusste sie zwar immer noch nicht, ob sie damit wirklich klarkommen würde, es akzeptieren und die Vergangenheit ruhen lassen könnte. Aber sie würde es eh herauszufinden müssen.
Während ihr Verstand langsam wieder zu laufen begann, sie noch leicht verschlafen die Augen öffnete, spürte sie etwas schweres um ihrer Taille. Vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, nur war das nicht gerade einfach. Und dann spürte sie Wärme hinter sich. Hermine drehte sich soweit es ging auf den Rücken und erkannte plötzlich wo sie eigentlich war. Lucius lag ganz dicht an ihr, seine Arme waren besitzergreifend um sie gelegt und er schlief noch in aller Seelenruhe. Und dann kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder.
So was hatte sie wirklich noch nicht erlebt. Was aber auch kein Wunder war. Die kleine Liaison mit Viktor, die nie wirklich über etwas hinausging. Dann Ron, der eigentlich immer dasselbe wollte, wenn er denn überhaupt wollte, was in den letzten Jahren nicht mal mehr der Fall gewesen war. Lucius war da wirklich eine ganz andere Kategorie und sie hatte sich das erste Mal wirklich wie eine Frau gefühlt. Er wusste definitiv, wie er vorzugehen hatte. Aber dann beschlichen sie wieder Zweifel. Was wenn, er das alles nur als einmalige Nacht gesehen hatte? Was, wenn er feststellte, das sie bei ihm, in seinen Räumen, eingeschlafen war? Schlagartig war ihr Kopf wieder voller Fragen und Gedanken, sodass sie es für besser hielt zu gehen. Das ganze hatte ihr nicht gerade geholfen irgendeine endgültige Entscheidung zu treffen und sie brauchte wirklich einen freien Kopf. Also beschloss Hermine, das es besser wäre zu gehen, befreite sich aus Lucius Umarmung und verschwand lautlos aus dessen Schlafzimmer.
Eine halbe Stunde später erwachte auch Lucius völlig zufrieden. Im Halbschlaf fiel ihm auf, das er Hermine nicht mehr im Arm hielt, also suchte er mit der Hand nach ihr. Jedoch blieb das erfolglos und das veranlasste Lucius sich aufzusetzen und umzusehen, aber da war keine Spur von ihr. Sie war also wirklich einfach gegangen. Ob sie es bereute, noch mehr als den Kuss? Eigentlich hatte er doch nur mit ihr reden wollen, als er gestern Abend an Maggie's Zimmer vorbeikam und hörte, das sie da drin war. Es gab auf jeden Fall einiges zu klären und er musste ihr klar machen, das er es ernst meinte. Der Kuss hatte alles verändert und das fühlte er in seinem Inneren. Und diese Nacht...da war mehr, das wusste er.
Dann hörte er von unten die Kinder lachen und toben und er beruhigte sich etwas. Vielleicht hatte Hermine sie schon vorher gehört und war deshalb verschwunden. Also beeilte er sich, damit er noch rechtzeitig zum Frühstück kam. Die Tür des Speisesaals stand offen und er sah Hermine, die den Tisch deckte. Das sie alleine war nutze er nun und schlich sie an sie heran. Doch Hermine hatte ihn längst bemerkt und wich ihm immer wieder aus. Gerade als er etwas zu ihr sagen wollte, kam Caro mit Maggie und ein paar Jungs in den Saal.
„Na, Maggie? Bist du soweit?“ Hermine ging noch ein Stück weiter weg von Lucius.
„Ja, Tante Hermine. Ich bin Startklar. Kann ich denn so gehen?“ fragte die Kleine und zeigte auf ihr sonnengelbes Kleid.
„Ja, das kannst du. Du siehst hübsch aus.“ Hermine streichelte Maggie über die Haare und wandte sich dann an Caro.
„Ich werde mit Maggie mal...nach London gehen und ihr ein bisschen was zeigen. Ich weiß nicht genau, wann wir wieder da sind. Aber allzu lange sollte es nicht dauern.“
Und damit nahm Hermine Maggie's Hand und ging auf den Kamin zu. Ehe Lucius noch etwas sagen oder Maggie sich von Jake verabschieden konnte, waren sie auch schon in den grünen Flammen verschwunden. Das war mal wieder überhaupt nicht so gelaufen wie es hätte sollen und Lucius machte sich missmutig auf den Weg in die Bibliothek, um dort auf sie zu warten.
Hermine machte sich mit Maggie auf den Weg in die Winkelgasse. Sie dachte sich, das es der Kleinen vielleicht ein bisschen helfen würde und das es auch ihre Fähigkeiten etwas förderte. Und wahrscheinlich würde sie völlig begeistert von allem sein, wenn sie die ganzen magischen Dinge in den Schaufenstern sehen würde. Ganz davon abgesehen, das sie eine gewisse Zeit außer Haus waren. So schlenderten sie an den Geschäften vorbei und Hermine musste ständig dies und das erklären, wenn Maggie von etwas begeistert gefangen genommen wurde. Das Glitzern in den kleinen, blauen Augen wurde jedes Mal größer und Hermine schmunzelte die meiste Zeit.
Natürlich waren sie auch bei Flourish & Blotts um ein neues Kinderbuch für Maggie zu kaufen. Aber auch für sich selbst wollte Hermine etwas mitnehmen. Sie besah sich die Neuerscheinungen und behielt Maggie dabei im Auge, die vergnügt auf einem kleinen, blauen Stuhl saß und sich mit den magischen Spielen beschäftigte. Sie war völlig begeistert und vergaß ihre ganze Umwelt. Nach einer Weile wurde auch Hermine fündig und gemeinsam verließen sie die Bücherei wieder. Doch kaum waren sie wieder unter den Menschen, wurden Beiden von einem älteren Zauberer angerempelt, der sich dann auch noch beschwerend umdrehte, ehe er weiterging. Dabei ließ Maggie Hermines Hand los und blieb völlig abrupt stehen. Als Hermine das bemerkte, drehte sie sich um und sah, das Maggie Tränen in den Augen hatte und sich ängstlich umsah. 'Oh Nein!', dachte sie, 'Bitte nicht jetzt!'
„Maggie? Was ist denn? Hat er dir weh get...“
„Mooooommmmmmmmyyyyyy!“ schrie die kleine Blonde plötzlich quer über die Winkelgasse, sodass sich eine Passanten umdrehten.
Hermine ging vor Maggie auf die Knie und wollte sie an den Schultern packen um sie zu beruhigen, aber sie wich ganz an die Wand zurück und sah ihre 'Tante' ängstlich an. Sie schluchzte fürchterlich, hatte aber auf gehört zu schreien. Hermine sprach sanfte, beruhigende Worte auf das kleine Mädchen, war sich aber nicht sicher, ob sie irgendetwas bringen würden.
„Wer sind sie? Und wo ist meine Mommy? Sie war eben noch da und jetzt ist sie weg.“ wimmerte Maggie erneut.
„Beruhige dich doch. Es ist alles gut, Maggie. Erkennst du mich denn nicht mehr? Ich bin es, Hermine. Komm schon, konzentriere dich. Das weiß du doch alles.“
„Nein, nein, nein! Ich will zu meiner Mommy. Sofort!“ und wieder weinte sie bitterlich und vergrub das kleine Gesicht in ihren Händen.
„Das kann so nicht weitergehen.“ murmelte Hermine zu sich selbst und seufzte. „Maggie, das tut mir jetzt wirklich leid.“
Und dann richtete Hermine ihren Zauberstab auf Maggie und ließ sie einschlafen. Ehe die Kleine zu Boden sinken konnte, hatte die Braunhaarige sie aufgefangen und war mit ihr etwas weiter in den Schatten einer kleinen Gasse verschwunden. Nachdem sie sich sicher war, das niemand mehr nach ihnen sah, apparierte sie nach Malfoy Manor zurück. Der Nachmittag war schon weit voran gekrochen, als sie vor der Haustür erschienen, die Woddy ihnen auch sofort öffnete. Caro und Kate hatten das mitbekommen und standen keine Minute später im Flur. Während Kate Hermine das schlafende Mädchen von den Armen nahm und nach oben brachte, ging Caro mit Hermine in den Salon. Dort berichtete sie ihrer Stellvertreterin was passiert war und die war genau so geschockt.
Das Ganze war wirklich schlimmer als sie dachten. Es hatte mit einigen kleinen Sachen angefangen und Hermine und Caro dachten am Anfang, das sie es sich nur eingebildet hatten oder das Maggie ihnen einen Streich spielte. Aber dann wurden die Schübe schlimmer und keiner wusste genau wo es herkam. Als Caro dann nachfragte, was Hermine jetzt tun wollte, blieb ihr nur eine einzige Möglichkeit ein. Sie würde einen Brief an das St. Mungos schreiben und bei Dean einen Termin vereinbaren. Der hatte sich nach ihrem Abschluss für eine Ausbildung zum Heiler entschieden und seitdem er diese erfolgreich beendet hatte, ging Hermine immer zu ihm, wenn sie etwas hatte. Sobald Dean lesen würde, das es wichtig, ein Notfall, war und sie nicht länger warten konnte, bekäme sie schon schnell einen Termin. Dafür kannte Dean sie nun lange genug.
„Das ist unsere letzte Möglichkeit. Irgendwas stimmt mit ihr nicht.“
„Und du denkst wirklich, das er uns helfen kann?“ fragte Caro.
„Dean? Ja klar. Der macht wirklich einen guten Job und er konnte mir bis jetzt immer helfen. Er ist einer der Besten. Ich werde auch jetzt den Brief schreiben gehen.“
„Ehm, Hermine?“ hielt Caro sie zurück, als diese schon in die Bibliothek gehen wollte. „Mister Malfoy....sitzt in der Bibliothek seitdem ihr heute morgen aufgebrochen seit. Ich weiß ja nicht, was da bei euch beiden in den letzten Tagen los ist, aber ich dachte du solltest das wissen.“
Hermine nickte kurz und sah dann unschlüssig zur Tür. Das hätte sie sich doch auch denken können. Sie ahnte, das er auf ein Gespräch aus war, aber sie konnte das noch nicht. Sie hatte doch kaum zeit das eine zu realisieren, da passierte schon das nächste. Aber es brachte alles nichts. Sie musste da rein. Also atmete Hermine noch einmal durch und trat dann in den Raum. Wie erwartet saß Lucius hinter dem Schreibtisch und sah sie sofort an, als er die Tür hörte. Er stand auf, wollte auf sie zu gehen, etwas sagen, aber Hermine unterbrach ihn sofort.
„Nein, bitte. Nicht jetzt.“ sagte sie ohne ihn anzusehen und ging an ihm vorbei auf den Schreibtisch zu.
„Aber Hermine...“ hatte er gerade wirklich ihren Vornahmen benutzt? „...Wir müssen reden. Es gibt ein paar Dinge, die ich nicht einfach so stehen lassen möchte. In den letzten zwei Tagen...“ er kam auf sie zu, doch endlich erhob sie ihren Blick.
„Ich sagte....bitte nicht jetzt! Wirklich, ich kann mich darauf gerade nicht konzentrieren.“
Etwas in ihrem Blick machte ihn nervös und er wusste sofort, das etwas passiert war. Hermine griff hektisch nach Pergament, Feder und Tinte und fing an zu schreiben. Lucius trat hinter sie um zu lesen, was sie schrieb. Er verstand nicht wirklich alles, aber als er Maggie's Namen las, wurde ihm klar, warum sie ihm, schon wieder, auswich.
„Was ist passiert? Was hat sie?“ fragte er angespannt.
„Ich weiß es nicht.“ flüsterte Hermine resignierend, nachdem sie aufgehört hatte zu schreiben.
Sie faltete den Brief zusammen und rief ihre Eule Rubin zu sich. Der war auch sofort vor dem Fenstern, an dem sie stand. Bevor der Brief an seinem Bein hing, bekam er noch den Kopf gekrault, was ihm sichtlich gefiel. Deshalb flog er auch nicht sofort los und Hermine wurde klar, das auch Rubin in letzter Zeit etwas zu kurz kam. Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen kraulte ihn noch etwas länger. Denn er konnte ja nicht wissen, das die Nachricht wichtig war.
„Wo ist sie jetzt?“ Lucius Stimme riss Hermine aus ihren Gedanken, aber sie drehte sich nicht um.
„Als ich eben zurück gekommen bin, hat Kate sie nach oben gebracht.“
Sie wartete auf weitere Worte, aber die kamen nicht. Stattdessen hörte sie die Tür auf und zu gehen. Er war nicht mehr da. Hermine atmete erleichtert aus. Wenigstens drängte er sie nicht zu einem Gespräch. Sie sah auf Rubin, der noch einmal genüsslich schuhute, ehe er sich dann in die Lüfte erhob. Hermine blickte ihrem Vogel hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und setzte sich dann erneut an den Schreibtisch. Rubin sollte bei Dean solange bleiben, um ihm seine Antwort mitzugeben. Ob er lange brauchen würde?
Lucius wusste nicht warum, aber die Tatsache das mit Maggie etwas nicht stimmte, missfiel ihm. Und nicht nur, weil sie Hermine so wichtig war, sondern weil auch er anfing das kleine, blonde Mädchen zu mögen. Sie war anders, als die anderen Kinder. Fand er zumindest und mit ihrer Art, die ihn ein bisschen an Hermine erinnerte, hatte sie gleich ein paar Pluspunkte. So steuerte er auch gleich auf ihr Zimmer zu, nachdem er die Bibliothek verlassen hatte. Die Zimmertür stand auf und er ging langsam darauf zu. Mit der Schulter an den Türrahmen angelehnt beobachtete er Maggie, die auf ihrem Bett lag und, mittlerweile wach, gelangweilt in ihrem Buch blätterte. Ein paar Augenblicke später sah sie auf und lächelte, als sie Lucius erkannte.
„Das Buch scheint dich ja nicht besonders zu interessieren.“
„Ach, das kenne ich doch schon auswendig. Es ist eine der Lieblingsgeschichten von Tante Hermine und mir.“ erklärte Maggie und legte das Buch auf die Seite.
„Also...hättest du etwas Zeit?“
„Darf ich wieder durch das Teleskop sehen?“ Maggie's Augen weiteten sich erwartungsvoll und sie setzte sich auf. Lucius schmunzelte.
„Dafür ist es leider noch zu hell, aber wenn du willst zeige ich dir etwas neues.“ er lächelte und hielt Maggie die Hand hin, die die Kleine sofort ergriff.
Eine Stunde später saß Hermine immer noch in der Bibliothek und wartete. Aber Rubin kam einfach nicht zurück. Dean hatte wohl viel zu tun. Sie machte sich wirklich sorgen. Das war nicht mehr nur irgendeine Kleinigkeit, das konnte unter Umständen etwas ganz Großes sein. Und wer weiß, ob die Kleine überhaupt dazu fähig war, das zu überstehen. Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufsehen und holte sie aus ihren Gedanken zurück. Caro stand in der Tür und musterte sie besorgt.
„Alles in Ordnung?“ Hermine nickte.
„Werde ich denn auch erfahren was zwischen euch beiden...?“ Die Frauen begannen zu grinsen.
„Ja. Aber noch nicht jetzt. Ich muss da erst mal einiges mit ihm klären.“
„Hast du denn schon eine Antwort erhalten?“
„Noch nicht. Aber das konnte ich mir schon denken. Er hat viel zu tun.“ jetzt nickte Caro.
„Wie geht es eigentlich Maggie? Hast du mal nach ihr gesehen?“ fragte Hermine und sah Caro erwartungsvoll an.
„Ja, das habe ich. Und du wirst es nicht glauben.“ Hermines Augenbrauen wanderten nach oben. „Sie ist oben bei Lucius und spielt Schach.“
„Maggie?“ ihre 'Nichte' war doch immer wieder für eine Überraschung gut. „Das muss ich sehen.“
Und so stand Hermine auf und begab sich in den dritten Stock. Auf dem Treppenabsatz hörte sie schon die erfreute Stimme von Maggie und die geduldige Stimme von Lucius. Je näher sie trat, umso mehr hörte sie, das er jeden Zug und auch wohl jede Frage von Maggie erklärte. Die Beiden saßen im Kaminzimmer an dem kleinen Tisch und Hermine beobachtete sie ein paar Augenblicke von der Tür aus. Maggie schien wieder sie selbst zu sein und Hermine fiel ein Stein vom Herzen. Dieses Bild, das Lucius und Maggie so von sich gaben ließ Hermine schmunzeln. Die Kleine würde es noch schaffen, sich in das Herz dieses Mannes zu schleichen, sollte er sich weiterhin so mit ihr beschäftigen. Dabei war das doch nur ein weiterer Punkte der für ihn und seine Veränderung sprach. Das konnte Hermine nicht leugnen. Sie räusperte sich kurz und trat dann in den Raum hinein.
„Hier bist du, junges Fräulein. Ich hab dich schon gesucht.“ sie lächelte Maggie an, die sofort zurück lächelte.
„Lucius bringt mir Schach bei, Tante Hermine. Und ich kann das schon richtig gut. Nicht wahr?“
„Ja, du schlägst dich wirklich nicht schlecht.“ Lucius lächelte Maggie an, ehe er sich zu Hermine umdrehte. „Sie hat eine recht schnelle Auffassungsgabe.“
„Willst du auch mal spielen, Tante Hermine?“ unterbrach Maggie, bevor Hermine etwas zu Lucius sagen konnte.
„Nein, nicht unbedingt. Ich hatte noch nie ein Händchen für Schach. Aber spiel du nur. Ich werde...mich hier hinsetzten und dir einfach ein bisschen zusehen. Vielleicht lerne ich dabei ja auch was.“ Fragend sah sie Lucius an. „Wenn das ok ist?“
„Aber natürlich. Du kannst so lange bleiben wie du willst.“
Schnell wandte Hermine sich ab und setzte sich in den noch freien Sessel. Sie machte es sich bequem und sah dem Schachspiel zu. Es dauerte einen Moment und dann waren Lucius und Maggie wieder völlig in ihrer Sache vertieft. So wurde es immer später, der Himmel immer dunkler und Hermine spürte die Müdigkeit über sich hereinbrechen. Sie hatte letzte Nacht definitiv zu wenig Schlaf gehabt. Woran sie aber auch zum Teil selbst Schuld war. So dauerte es auch nicht lange, bis sie eingeschlafen war.
Das Spiel ging schon eine ganze Zeit und Maggie begriff schnell. Während sie sich nun ihren nächsten Zug überlegte, bei dem sie dieses Mal keine Hilfe von Lucius wollte, sah der sich nach Hermine um und bemerkte, das sie tief und fest schlief. Er überlegte kurz und drehte sich dann wieder zu Maggie um. Gerade als sie ziehen wollte unterbrach er sie, zeigte auf Hermine und bedeutete ihr leise zu sein. Auch für Maggie war es an der Zeit schlafen zu gehen und er brachte sie nach unten. Lucy stand schon im Flur und wartete auf sie. Natürlich musste Lucius versprechen, das er das Spiel unberührt ließ, damit sie am nächsten Tag weiterspielen konnten.
Dann ging er wieder zurück nach oben. Eigentlich sollte er Hermine jetzt aufwecken, damit auch sie in ihr Bett gehen konnte, aber das wollte er nicht. Sie sah so friedlich aus und er wusste, dass sie Beide nur wenig geschlafen hatten. Also nahm er sie kurzerhand vorsichtig auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Er zog ihr Schuhe und Hose aus, damit sie es bequemer hatte, zog sich selber um und legte sich neben sie. Ganz automatisch schlang er wie in der Vornacht die Arme um Hermine und kuschelte sich an sie nur um dann wenige Minuten später auch einzuschlafen.
Hermine erwachte am nächsten völlig ausgeruht und erholt. Sie hatte wirre Träume durchlebt, aber die waren weder beängstigend oder abschreckend. Natürlich hatten sie mit Lucius und den Erinnerungen zu tun. Aber es fühlte sich mehr danach an, das es ein weiterer Verarbeitungsprozess war. Dadurch wusste sie zwar immer noch nicht, ob sie damit wirklich klarkommen würde, es akzeptieren und die Vergangenheit ruhen lassen könnte. Aber sie würde es eh herauszufinden müssen.
Während ihr Verstand langsam wieder zu laufen begann, sie noch leicht verschlafen die Augen öffnete, spürte sie etwas schweres um ihrer Taille. Vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, nur war das nicht gerade einfach. Und dann spürte sie Wärme hinter sich. Hermine drehte sich soweit es ging auf den Rücken und erkannte plötzlich wo sie eigentlich war. Lucius lag ganz dicht an ihr, seine Arme waren besitzergreifend um sie gelegt und er schlief noch in aller Seelenruhe. Und dann kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht wieder.
So was hatte sie wirklich noch nicht erlebt. Was aber auch kein Wunder war. Die kleine Liaison mit Viktor, die nie wirklich über etwas hinausging. Dann Ron, der eigentlich immer dasselbe wollte, wenn er denn überhaupt wollte, was in den letzten Jahren nicht mal mehr der Fall gewesen war. Lucius war da wirklich eine ganz andere Kategorie und sie hatte sich das erste Mal wirklich wie eine Frau gefühlt. Er wusste definitiv, wie er vorzugehen hatte. Aber dann beschlichen sie wieder Zweifel. Was wenn, er das alles nur als einmalige Nacht gesehen hatte? Was, wenn er feststellte, das sie bei ihm, in seinen Räumen, eingeschlafen war? Schlagartig war ihr Kopf wieder voller Fragen und Gedanken, sodass sie es für besser hielt zu gehen. Das ganze hatte ihr nicht gerade geholfen irgendeine endgültige Entscheidung zu treffen und sie brauchte wirklich einen freien Kopf. Also beschloss Hermine, das es besser wäre zu gehen, befreite sich aus Lucius Umarmung und verschwand lautlos aus dessen Schlafzimmer.
Eine halbe Stunde später erwachte auch Lucius völlig zufrieden. Im Halbschlaf fiel ihm auf, das er Hermine nicht mehr im Arm hielt, also suchte er mit der Hand nach ihr. Jedoch blieb das erfolglos und das veranlasste Lucius sich aufzusetzen und umzusehen, aber da war keine Spur von ihr. Sie war also wirklich einfach gegangen. Ob sie es bereute, noch mehr als den Kuss? Eigentlich hatte er doch nur mit ihr reden wollen, als er gestern Abend an Maggie's Zimmer vorbeikam und hörte, das sie da drin war. Es gab auf jeden Fall einiges zu klären und er musste ihr klar machen, das er es ernst meinte. Der Kuss hatte alles verändert und das fühlte er in seinem Inneren. Und diese Nacht...da war mehr, das wusste er.
Dann hörte er von unten die Kinder lachen und toben und er beruhigte sich etwas. Vielleicht hatte Hermine sie schon vorher gehört und war deshalb verschwunden. Also beeilte er sich, damit er noch rechtzeitig zum Frühstück kam. Die Tür des Speisesaals stand offen und er sah Hermine, die den Tisch deckte. Das sie alleine war nutze er nun und schlich sie an sie heran. Doch Hermine hatte ihn längst bemerkt und wich ihm immer wieder aus. Gerade als er etwas zu ihr sagen wollte, kam Caro mit Maggie und ein paar Jungs in den Saal.
„Na, Maggie? Bist du soweit?“ Hermine ging noch ein Stück weiter weg von Lucius.
„Ja, Tante Hermine. Ich bin Startklar. Kann ich denn so gehen?“ fragte die Kleine und zeigte auf ihr sonnengelbes Kleid.
„Ja, das kannst du. Du siehst hübsch aus.“ Hermine streichelte Maggie über die Haare und wandte sich dann an Caro.
„Ich werde mit Maggie mal...nach London gehen und ihr ein bisschen was zeigen. Ich weiß nicht genau, wann wir wieder da sind. Aber allzu lange sollte es nicht dauern.“
Und damit nahm Hermine Maggie's Hand und ging auf den Kamin zu. Ehe Lucius noch etwas sagen oder Maggie sich von Jake verabschieden konnte, waren sie auch schon in den grünen Flammen verschwunden. Das war mal wieder überhaupt nicht so gelaufen wie es hätte sollen und Lucius machte sich missmutig auf den Weg in die Bibliothek, um dort auf sie zu warten.
Hermine machte sich mit Maggie auf den Weg in die Winkelgasse. Sie dachte sich, das es der Kleinen vielleicht ein bisschen helfen würde und das es auch ihre Fähigkeiten etwas förderte. Und wahrscheinlich würde sie völlig begeistert von allem sein, wenn sie die ganzen magischen Dinge in den Schaufenstern sehen würde. Ganz davon abgesehen, das sie eine gewisse Zeit außer Haus waren. So schlenderten sie an den Geschäften vorbei und Hermine musste ständig dies und das erklären, wenn Maggie von etwas begeistert gefangen genommen wurde. Das Glitzern in den kleinen, blauen Augen wurde jedes Mal größer und Hermine schmunzelte die meiste Zeit.
Natürlich waren sie auch bei Flourish & Blotts um ein neues Kinderbuch für Maggie zu kaufen. Aber auch für sich selbst wollte Hermine etwas mitnehmen. Sie besah sich die Neuerscheinungen und behielt Maggie dabei im Auge, die vergnügt auf einem kleinen, blauen Stuhl saß und sich mit den magischen Spielen beschäftigte. Sie war völlig begeistert und vergaß ihre ganze Umwelt. Nach einer Weile wurde auch Hermine fündig und gemeinsam verließen sie die Bücherei wieder. Doch kaum waren sie wieder unter den Menschen, wurden Beiden von einem älteren Zauberer angerempelt, der sich dann auch noch beschwerend umdrehte, ehe er weiterging. Dabei ließ Maggie Hermines Hand los und blieb völlig abrupt stehen. Als Hermine das bemerkte, drehte sie sich um und sah, das Maggie Tränen in den Augen hatte und sich ängstlich umsah. 'Oh Nein!', dachte sie, 'Bitte nicht jetzt!'
„Maggie? Was ist denn? Hat er dir weh get...“
„Mooooommmmmmmmyyyyyy!“ schrie die kleine Blonde plötzlich quer über die Winkelgasse, sodass sich eine Passanten umdrehten.
Hermine ging vor Maggie auf die Knie und wollte sie an den Schultern packen um sie zu beruhigen, aber sie wich ganz an die Wand zurück und sah ihre 'Tante' ängstlich an. Sie schluchzte fürchterlich, hatte aber auf gehört zu schreien. Hermine sprach sanfte, beruhigende Worte auf das kleine Mädchen, war sich aber nicht sicher, ob sie irgendetwas bringen würden.
„Wer sind sie? Und wo ist meine Mommy? Sie war eben noch da und jetzt ist sie weg.“ wimmerte Maggie erneut.
„Beruhige dich doch. Es ist alles gut, Maggie. Erkennst du mich denn nicht mehr? Ich bin es, Hermine. Komm schon, konzentriere dich. Das weiß du doch alles.“
„Nein, nein, nein! Ich will zu meiner Mommy. Sofort!“ und wieder weinte sie bitterlich und vergrub das kleine Gesicht in ihren Händen.
„Das kann so nicht weitergehen.“ murmelte Hermine zu sich selbst und seufzte. „Maggie, das tut mir jetzt wirklich leid.“
Und dann richtete Hermine ihren Zauberstab auf Maggie und ließ sie einschlafen. Ehe die Kleine zu Boden sinken konnte, hatte die Braunhaarige sie aufgefangen und war mit ihr etwas weiter in den Schatten einer kleinen Gasse verschwunden. Nachdem sie sich sicher war, das niemand mehr nach ihnen sah, apparierte sie nach Malfoy Manor zurück. Der Nachmittag war schon weit voran gekrochen, als sie vor der Haustür erschienen, die Woddy ihnen auch sofort öffnete. Caro und Kate hatten das mitbekommen und standen keine Minute später im Flur. Während Kate Hermine das schlafende Mädchen von den Armen nahm und nach oben brachte, ging Caro mit Hermine in den Salon. Dort berichtete sie ihrer Stellvertreterin was passiert war und die war genau so geschockt.
Das Ganze war wirklich schlimmer als sie dachten. Es hatte mit einigen kleinen Sachen angefangen und Hermine und Caro dachten am Anfang, das sie es sich nur eingebildet hatten oder das Maggie ihnen einen Streich spielte. Aber dann wurden die Schübe schlimmer und keiner wusste genau wo es herkam. Als Caro dann nachfragte, was Hermine jetzt tun wollte, blieb ihr nur eine einzige Möglichkeit ein. Sie würde einen Brief an das St. Mungos schreiben und bei Dean einen Termin vereinbaren. Der hatte sich nach ihrem Abschluss für eine Ausbildung zum Heiler entschieden und seitdem er diese erfolgreich beendet hatte, ging Hermine immer zu ihm, wenn sie etwas hatte. Sobald Dean lesen würde, das es wichtig, ein Notfall, war und sie nicht länger warten konnte, bekäme sie schon schnell einen Termin. Dafür kannte Dean sie nun lange genug.
„Das ist unsere letzte Möglichkeit. Irgendwas stimmt mit ihr nicht.“
„Und du denkst wirklich, das er uns helfen kann?“ fragte Caro.
„Dean? Ja klar. Der macht wirklich einen guten Job und er konnte mir bis jetzt immer helfen. Er ist einer der Besten. Ich werde auch jetzt den Brief schreiben gehen.“
„Ehm, Hermine?“ hielt Caro sie zurück, als diese schon in die Bibliothek gehen wollte. „Mister Malfoy....sitzt in der Bibliothek seitdem ihr heute morgen aufgebrochen seit. Ich weiß ja nicht, was da bei euch beiden in den letzten Tagen los ist, aber ich dachte du solltest das wissen.“
Hermine nickte kurz und sah dann unschlüssig zur Tür. Das hätte sie sich doch auch denken können. Sie ahnte, das er auf ein Gespräch aus war, aber sie konnte das noch nicht. Sie hatte doch kaum zeit das eine zu realisieren, da passierte schon das nächste. Aber es brachte alles nichts. Sie musste da rein. Also atmete Hermine noch einmal durch und trat dann in den Raum. Wie erwartet saß Lucius hinter dem Schreibtisch und sah sie sofort an, als er die Tür hörte. Er stand auf, wollte auf sie zu gehen, etwas sagen, aber Hermine unterbrach ihn sofort.
„Nein, bitte. Nicht jetzt.“ sagte sie ohne ihn anzusehen und ging an ihm vorbei auf den Schreibtisch zu.
„Aber Hermine...“ hatte er gerade wirklich ihren Vornahmen benutzt? „...Wir müssen reden. Es gibt ein paar Dinge, die ich nicht einfach so stehen lassen möchte. In den letzten zwei Tagen...“ er kam auf sie zu, doch endlich erhob sie ihren Blick.
„Ich sagte....bitte nicht jetzt! Wirklich, ich kann mich darauf gerade nicht konzentrieren.“
Etwas in ihrem Blick machte ihn nervös und er wusste sofort, das etwas passiert war. Hermine griff hektisch nach Pergament, Feder und Tinte und fing an zu schreiben. Lucius trat hinter sie um zu lesen, was sie schrieb. Er verstand nicht wirklich alles, aber als er Maggie's Namen las, wurde ihm klar, warum sie ihm, schon wieder, auswich.
„Was ist passiert? Was hat sie?“ fragte er angespannt.
„Ich weiß es nicht.“ flüsterte Hermine resignierend, nachdem sie aufgehört hatte zu schreiben.
Sie faltete den Brief zusammen und rief ihre Eule Rubin zu sich. Der war auch sofort vor dem Fenstern, an dem sie stand. Bevor der Brief an seinem Bein hing, bekam er noch den Kopf gekrault, was ihm sichtlich gefiel. Deshalb flog er auch nicht sofort los und Hermine wurde klar, das auch Rubin in letzter Zeit etwas zu kurz kam. Sofort bekam sie ein schlechtes Gewissen kraulte ihn noch etwas länger. Denn er konnte ja nicht wissen, das die Nachricht wichtig war.
„Wo ist sie jetzt?“ Lucius Stimme riss Hermine aus ihren Gedanken, aber sie drehte sich nicht um.
„Als ich eben zurück gekommen bin, hat Kate sie nach oben gebracht.“
Sie wartete auf weitere Worte, aber die kamen nicht. Stattdessen hörte sie die Tür auf und zu gehen. Er war nicht mehr da. Hermine atmete erleichtert aus. Wenigstens drängte er sie nicht zu einem Gespräch. Sie sah auf Rubin, der noch einmal genüsslich schuhute, ehe er sich dann in die Lüfte erhob. Hermine blickte ihrem Vogel hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war und setzte sich dann erneut an den Schreibtisch. Rubin sollte bei Dean solange bleiben, um ihm seine Antwort mitzugeben. Ob er lange brauchen würde?
Lucius wusste nicht warum, aber die Tatsache das mit Maggie etwas nicht stimmte, missfiel ihm. Und nicht nur, weil sie Hermine so wichtig war, sondern weil auch er anfing das kleine, blonde Mädchen zu mögen. Sie war anders, als die anderen Kinder. Fand er zumindest und mit ihrer Art, die ihn ein bisschen an Hermine erinnerte, hatte sie gleich ein paar Pluspunkte. So steuerte er auch gleich auf ihr Zimmer zu, nachdem er die Bibliothek verlassen hatte. Die Zimmertür stand auf und er ging langsam darauf zu. Mit der Schulter an den Türrahmen angelehnt beobachtete er Maggie, die auf ihrem Bett lag und, mittlerweile wach, gelangweilt in ihrem Buch blätterte. Ein paar Augenblicke später sah sie auf und lächelte, als sie Lucius erkannte.
„Das Buch scheint dich ja nicht besonders zu interessieren.“
„Ach, das kenne ich doch schon auswendig. Es ist eine der Lieblingsgeschichten von Tante Hermine und mir.“ erklärte Maggie und legte das Buch auf die Seite.
„Also...hättest du etwas Zeit?“
„Darf ich wieder durch das Teleskop sehen?“ Maggie's Augen weiteten sich erwartungsvoll und sie setzte sich auf. Lucius schmunzelte.
„Dafür ist es leider noch zu hell, aber wenn du willst zeige ich dir etwas neues.“ er lächelte und hielt Maggie die Hand hin, die die Kleine sofort ergriff.
Eine Stunde später saß Hermine immer noch in der Bibliothek und wartete. Aber Rubin kam einfach nicht zurück. Dean hatte wohl viel zu tun. Sie machte sich wirklich sorgen. Das war nicht mehr nur irgendeine Kleinigkeit, das konnte unter Umständen etwas ganz Großes sein. Und wer weiß, ob die Kleine überhaupt dazu fähig war, das zu überstehen. Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufsehen und holte sie aus ihren Gedanken zurück. Caro stand in der Tür und musterte sie besorgt.
„Alles in Ordnung?“ Hermine nickte.
„Werde ich denn auch erfahren was zwischen euch beiden...?“ Die Frauen begannen zu grinsen.
„Ja. Aber noch nicht jetzt. Ich muss da erst mal einiges mit ihm klären.“
„Hast du denn schon eine Antwort erhalten?“
„Noch nicht. Aber das konnte ich mir schon denken. Er hat viel zu tun.“ jetzt nickte Caro.
„Wie geht es eigentlich Maggie? Hast du mal nach ihr gesehen?“ fragte Hermine und sah Caro erwartungsvoll an.
„Ja, das habe ich. Und du wirst es nicht glauben.“ Hermines Augenbrauen wanderten nach oben. „Sie ist oben bei Lucius und spielt Schach.“
„Maggie?“ ihre 'Nichte' war doch immer wieder für eine Überraschung gut. „Das muss ich sehen.“
Und so stand Hermine auf und begab sich in den dritten Stock. Auf dem Treppenabsatz hörte sie schon die erfreute Stimme von Maggie und die geduldige Stimme von Lucius. Je näher sie trat, umso mehr hörte sie, das er jeden Zug und auch wohl jede Frage von Maggie erklärte. Die Beiden saßen im Kaminzimmer an dem kleinen Tisch und Hermine beobachtete sie ein paar Augenblicke von der Tür aus. Maggie schien wieder sie selbst zu sein und Hermine fiel ein Stein vom Herzen. Dieses Bild, das Lucius und Maggie so von sich gaben ließ Hermine schmunzeln. Die Kleine würde es noch schaffen, sich in das Herz dieses Mannes zu schleichen, sollte er sich weiterhin so mit ihr beschäftigen. Dabei war das doch nur ein weiterer Punkte der für ihn und seine Veränderung sprach. Das konnte Hermine nicht leugnen. Sie räusperte sich kurz und trat dann in den Raum hinein.
„Hier bist du, junges Fräulein. Ich hab dich schon gesucht.“ sie lächelte Maggie an, die sofort zurück lächelte.
„Lucius bringt mir Schach bei, Tante Hermine. Und ich kann das schon richtig gut. Nicht wahr?“
„Ja, du schlägst dich wirklich nicht schlecht.“ Lucius lächelte Maggie an, ehe er sich zu Hermine umdrehte. „Sie hat eine recht schnelle Auffassungsgabe.“
„Willst du auch mal spielen, Tante Hermine?“ unterbrach Maggie, bevor Hermine etwas zu Lucius sagen konnte.
„Nein, nicht unbedingt. Ich hatte noch nie ein Händchen für Schach. Aber spiel du nur. Ich werde...mich hier hinsetzten und dir einfach ein bisschen zusehen. Vielleicht lerne ich dabei ja auch was.“ Fragend sah sie Lucius an. „Wenn das ok ist?“
„Aber natürlich. Du kannst so lange bleiben wie du willst.“
Schnell wandte Hermine sich ab und setzte sich in den noch freien Sessel. Sie machte es sich bequem und sah dem Schachspiel zu. Es dauerte einen Moment und dann waren Lucius und Maggie wieder völlig in ihrer Sache vertieft. So wurde es immer später, der Himmel immer dunkler und Hermine spürte die Müdigkeit über sich hereinbrechen. Sie hatte letzte Nacht definitiv zu wenig Schlaf gehabt. Woran sie aber auch zum Teil selbst Schuld war. So dauerte es auch nicht lange, bis sie eingeschlafen war.
Das Spiel ging schon eine ganze Zeit und Maggie begriff schnell. Während sie sich nun ihren nächsten Zug überlegte, bei dem sie dieses Mal keine Hilfe von Lucius wollte, sah der sich nach Hermine um und bemerkte, das sie tief und fest schlief. Er überlegte kurz und drehte sich dann wieder zu Maggie um. Gerade als sie ziehen wollte unterbrach er sie, zeigte auf Hermine und bedeutete ihr leise zu sein. Auch für Maggie war es an der Zeit schlafen zu gehen und er brachte sie nach unten. Lucy stand schon im Flur und wartete auf sie. Natürlich musste Lucius versprechen, das er das Spiel unberührt ließ, damit sie am nächsten Tag weiterspielen konnten.
Dann ging er wieder zurück nach oben. Eigentlich sollte er Hermine jetzt aufwecken, damit auch sie in ihr Bett gehen konnte, aber das wollte er nicht. Sie sah so friedlich aus und er wusste, dass sie Beide nur wenig geschlafen hatten. Also nahm er sie kurzerhand vorsichtig auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Er zog ihr Schuhe und Hose aus, damit sie es bequemer hatte, zog sich selber um und legte sich neben sie. Ganz automatisch schlang er wie in der Vornacht die Arme um Hermine und kuschelte sich an sie nur um dann wenige Minuten später auch einzuschlafen.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 17: Gespräche über Gespräche
Es war nach drei Uhr, als Hermine erwachte. Es war dunkel um sie herum und sie fühlte das Bett und nicht den erwarteten Sessel unter sich. Aber das war nicht das einzige. Die Augen brauchte sie nicht zu öffnen um zu wissen, das Lucius hinter ihr lag, die Arme um sie geschlossen hatte, denn alleine sein Geruch hing überall in der Luft und hatte sich tief in seinen Kissen festgesetzt.
Die Frage, was sie jetzt tun sollte, war völlig überflüssig. Langsam drehte sie sich auf den Rücken, sah in sein Gesicht und begegnete seinem Blick, der sie aufmerksam musterte. Zweifel stiegen in ihr hoch und fast so als ob er ihre Gedanken lesen könnte, zog er sie noch etwas näher an sich. Hermine drehte sich dabei so um, das von Angesicht zu Angesicht aneinander lagen und sie eine Hand auf seine Brust legen Konnte. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Sie kam nicht mehr drum herum.
„Warum ich?“ fragend hob Lucius seine Augenbrauen. „Warum nicht Kate, Lucy oder Caro?...Warum ich?“ flüsterte sie fast.
„Du vermutest eine böse Absicht dahinter, nicht wahr?“
„Sollte ich das denn?“
„Nein.“ antwortete er ohne zu Überlegen, denn für ihn stand es fest.
Hermine drehte sich wieder auf den Rücken und sah die Decke an. Was sollte sie darauf antworten? Lucius stütze sich seinerseits auf seinem Ellenbogen ab, sodass er seitlich auf sie hinab sehen konnte.
„Denke nicht von mir, das ich das geplant hätte. Damit habe ich sicherlich nicht gerechnet. Schon gar nicht, was mit meinem Haus gemacht wurde. Aber ich konnte es sowieso nicht mehr ändern und irgendwann wollte ich es auch nicht mehr. Das du die Leitung hast...ich war überrascht, das du überhaupt einen Fuß in dieses Haus setzt.“ Hermine seufzte schwer.
„Ich habe damit auch nicht gerechnet. Und vor allem dachte ich, das ich dir nie mehr begegnen würde. Dabei soll man doch niemals 'Nie' sagen.“ Schweigen. Keiner von beiden wusste, wie er das hier wirklich angehen sollte.
„Hermine, ich habe mich verändert. Das mit uns....ich meine es ernst. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, hast mich mit deiner Art vollkommen von dir eingenommen. Ich bin kein Mann, der spielt. Und ich sehe dich auch nicht mehr als...Du, die Kinder, Maggie....was gäbe es für einen eindeutigeren Beweis?“ Lucius musste ihr endlich klar machen, das er es ernst meinte und nicht bereit war, sie wieder gehen zu lassen.
„Lucius, ich...“ unterbrach ihn Hermine, obwohl sie nicht wusste, ob das wirklich eine so gute Idee war. „...vor ein paar Tagen...habe ich deine Erinnerungen gesehen.“
Erneutes schweigen. Hermine hielt den Atem an und hoffte, das er nicht allzu wütend darauf reagieren und sie wenigstens auch erklären lassen würde. Lucius hingegen bereitete diese Aussage Übelkeit. Hermine würde sich jetzt bestimmt von ihm abwenden. Schließlich hatte er viele schlimme Dinge getan. Aber das wollte er nicht, er musste das verhindern.
„Was?“ entkam es ihm deshalb etwas zorniger, als er überhaupt wollte.
„Ich weiß, das Kingsley sie eigentlich niemandem zeigen dürfte, aber...“ Hermine sah in nervös an und sein Gemüt beruhigte sich etwas. „...nach unserem Kuss, nach der Art, wie du mit mir umgegangen bist, obwohl ich doch nur ein Schl...“
„Hör auf dich so zu nennen!“ unterbrach Lucius sie unwirsch, woraufhin sie ihn einen Moment still ansah.
„Siehst du? Genau das meine ich. Du hast mich hier akzeptiert, hast in den letzten Wochen immer mehr meine Nähe gesucht und sagst mit jetzt, das du es ernst mit mir meinst. Ich war einfach verwirrt. Und weil Kingsley meinte, das du ja auch meine Erinnerungen gesehen hast, fand er es nur fair.“ Lucius nickte langsam.
„Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das wohl.“ er sah sie einen Augenblick an, ehe sich ein Gedanke in seinem Kopf formte. „Also...glaubst du mir, wenn ich dir sage, das ich es ernst meine und mich verändert habe?“ Hermine lachte kurz auf.
„Du hast mit mir geschlafen und du hältst mich fest, als könnte ich dir wieder verloren gehen. Wie kann ich dir da nicht glauben?“
„Und warum bist du mir dann die ganze Zeit ausgewichen?“
„Weil ich nicht weiß, ob ich mit dem was du getan hast, mit deiner Vergangenheit und dem was ich...“
„Ich wollte dir nie so etwas antun. Zu dieser Zeit stand ich völlig neben mir, habe getrunken und war...innerlich Tod. Ich wollte nur noch überleben, nichts weiter. Als ich dann realisiert habe, was ich dir angetan habe...es tut mir leid.“
Hermine sah Lucius in die Augen und erkannte, das er es ehrlich meinte. Das wärmte ihr Inneres, denn sie hatte insgeheim gehofft, das er diese Worte irgendwann zu ihr sagte. Auch wenn sie das immer für völlig unmöglich hielt. Denn ein Malfoy entschuldigte sich niemals. So war es bis heute immer gewesen.
„Danke. Aber du solltest wissen, das ich damit abgeschlossen hab. Und das ist auch nicht wirklich der Grund, den ich meinte.“
„Du weißt nicht, ob du mit dem Leben kannst, was du gesehen hast. Von mir. Nicht wahr?“ Jetzt ließ sich auch Lucius wieder zurück die Kissen fallen und starrte an die Decke.
„Ja. Und dabei sollte ich mir darüber doch keine Gedanken machen. Schließlich...haben wir ja keine Beziehung.“ sie wusste selbst nicht, warum sie plötzlich diesen Gedanken aussprach. Aber noch nervöser machte sie Lucius langes Schweigen darauf.
„In der Tat.“ war das einzige, das er darauf erwiderte.
Gerne hätte er etwas ganz anderes geantwortet, aber Hermine brachte diesen Satz so ernst rüber, das er glaubte, sie wäre froh das es so sei. Seine Bestätigung allerdings trieb ihr die Tränen in die Augen. Er meine es also ernst, aber nicht so ernst, das er eine Beziehung in Betracht ziehen würde. Das war wohl mehr, als sie erwarten konnte und trotzdem schmerzte es sie. Froh darüber, das nur das schwache Mondlicht den Raum durch die halb geöffneten Vorhänge erleuchtete, stand sie auf und sammelte ihre Sachen zusammen.
„Wo willst du hin?“ fragte Lucius, als Hermine schon bei der Tür war.
„Ich will nochmal nach Maggie sehen.“ und Beide wussten, das Hermine diese Nacht nicht mehr zurück kommen würde.
Am nächsten Tag konnte es Maggie kaum erwarten das angebrochene Schachspiel zu ende zu spielen. Und da sie Lucius förmlich drängte, hatte er nicht wirklich Zeit auf Hermine zu warten. Er wollte der Kleinen den Wunsch weiter zu spielen nicht abschlagen, also nahm er sie nach dem Frühstück mit nach oben. Hermine würde ihm schon nicht weglaufen.
Nach einer gewissen Zeit hörte er Schritten auf der Treppe, die sich zu ihm nach oben bewegten. Er brauchte nicht lange zu überlegen wer es war, schließlich hatte er seinen Besuch angekündigt. Als Draco am Kaminzimmer ankam, lehnte er sich gegen den Türrahmen und begrüßte seinen Vater.
Bei jedem Treffen war dir Stimmung zu Anfang sehr verhalten. Und auch wenn Lucius sich bei seinem Sohn nach der Therapie für alles entschuldigt hatte, war es für beide sehr ungewohnt. Draco wohnte nicht mehr in England, sondern war mit seiner Frau Astoria nach Frankreich gezogen. Er hatte sich nach seiner Ausbildung zum Anwalt einen Namen gemacht und bekam aus Paris ein gutes Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Ganz zu Schwiegen davon, das die Vergangenheit ihn in London wohl nie ganz in Ruhe lassen würde.
Draco hatte Lucius verziehen und er hatte ihn auch nach seiner Therapie ab und zu in Askaban besucht. Natürlich hatte er auch mitbekommen, was mit dem Anwesen passiert war und als er ihn jetzt mit diesem kleinen Mädchen spielen sah, erkannte er Lucius fast nicht wieder. Auch so sah er sehr zufrieden aus und es schien ihm gut zu gehen. Sie unterhielten sich eine Zeit lang über dies und das und Draco setzte sich zu Maggie auf das Sofa.
„Die Kleine ist ja gar nicht so schlecht.“ bemerkte Draco nach einer Weile.
„Ja, sie hat durchaus ein gewisses Talent.“ antwortete Lucius und machte seinen nächsten Zug.
„Ich gehe davon aus, das dir zu Ohren gekommen ist das Hermine hier jetzt arbeitet?“ fragte der Ältere und benutze bewusst den Vornamen, was Draco überrascht zu Kenntnis nahm.
„Ja, ich habe es gehört. Aber ich habe sie gar nicht gesehen gesehen. Wo ist sie denn?“
„Tante Hermine ist mit Caro in der Küche bei Rebecca.“ antwortete Maggie beiläufig ehe auch sie einen weiteren Zug machte.
„Na, dann sollte ich ihr doch auch mal einen Besuch abstatten. Mach's gut, Vater.“ Draco erhob sich und ging wieder zur Tür.
„Du auch, mein Sohn. Und richte Astoria bitte schöne Grüße aus.“
„Werde ich. Auf Wiedersehen, kleine Maggie.“ Doch die war so vertieft in das Spiel, das sie Draco nur kurz winkte.
Hermine saß mit Caro in der Küche und beide lachten und scherzten, während Rebecca den Abwasch machte. Die Zwei wollten ihr helfen, aber sie hatte bestimmend abgelehnt. Sie war gerade fertig und verließ die Küche, als Draco seinen Kopf durch die Tür steckte.
„Na, Granger? Hast du nichts zu arbeiten oder warum hältst du hier ein Kaffeekränzchen?“ erstaunt drehte sich Hermine zu dem grinsenden Draco um.
„Nein, Malfoy. Aber jetzt wo du da bist, fällt bestimmt etwas an.“ gab sie lächelnd zurück.
Sie stand auf und ging auf ihn zu, als er sich ihr näherte und sie umarmten sich. Es hatte eine Zeitlang gedauert, aber nach dem Krieg verbrachte auch Draco einige Wochen im St. Mungos und so kamen die Beiden irgendwann zum Reden. Nach anfänglichen Streitereien sprachen sie sich doch aus und verbrachten Stunden damit sich gegenseitig etwas zu erklären und zu fragen. Dann entschuldigte sich Draco irgendwann und Hermine nahm es an. Ab diesem Moment konnte man die Beiden als Freunde bezeichnen und so legte sich irgendwann auch Dracos Rivalität zu Harry und den anderen. Nicht, das sie jetzt alle beste Freunde waren, aber man kam friedlich miteinander aus. Draco und Hermine schrieben sich sogar manchmal, seitdem er in Frankreich war. Man musste ja auf dem neusten Stand bleiben.
„Wie geht’s dir?“ fragte Draco.
„Soweit ganz gut und bei dir? Wie geht es Astoria? Immer noch Probleme mit der Schwangerschaft?“
„Mir geht’s auch gut, aber Astoria ist ziemlich schwach. Deshalb kann ich auch nicht allzu lange bleiben. Der kleine macht uns echt Sorgen, aber lange durfte es jetzt nicht mehr dauern.“
„Ich denke, ich lasse euch dann mal alleine.“ meldete sich Caro und ging aus der Küche.
„Und? Wie gefällt es dir hier zu arbeiten?“ kam Draco direkt auf den Punkt.
„Eigentlich sehr gut. Wenn man bedenkt, das ich die Stelle annehmen musste.“
„Ja, ich hab gehört, das der Arbeitsmarkt ziemlich dürftig ist. Aber du bräuchtest doch eigentlich nicht zu arbeiten, oder? Ich hab von Potter gehört, das Weasleby aufgestiegen ist und jetzt ziemlich gut verdient.“
Draco hatte Platz genommen und Hermine schenkte ihm einen Kaffee ein, ehe sie sich wieder zu ihm setzte.
„Das mag sein, aber davon hab ich nichts. Ich hab mich nämlich von Ron getrennt.“
„Na endlich!“ rief Draco aus, was Hermine mit einem empörten Gesicht quittierte.
„Also wirklich, Hermine. Bei allem Frieden, er hat nicht zu dir gepasst. Und das weißt DU auch. Ich wusste, das es nur eine Frage der Zeit war.“
„Ja, du hast ja recht.“ gab sie klein bei.
„Und? Gibt es einen Neuen?“
Vor lauter Überraschung verschluckte sich Hermine an ihrem Kaffee und Draco grinste Überlegen. Noch heute kam es ihr etwas seltsam vor, das sie ausgerechnet mit Draco Malfoy über solche Sachen sprach oder das er offen danach fragte. Aber das war in ihrem neuen Verhältnis zueinander keine Seltenheit und Hermine hatte ihn auch schon manches Mal verlegen gemacht.
„Naja...“ konnte Hermine Draco wirklich sagen, das es sein eigener Vater sei? „...da ist schon jemand. Aber er ist nicht der Grund für die Trennung.“
„Und wer ist es?“
„Das...das kann ich nicht sagen.“ verlegen sah Hermine in ihre Tasse und Draco dämmerte es.
„Es ist mein Vater, oder?“ der erschrockene Gesichtsausdruck von Hermine und ihre geröteten Wangen waren Draco Bestätigung genug. „Na, sie mal einer an. Wie kommt's?“
Und dann erzählte Hermine Draco in einer Zusammenfassung was passiert war. Er war nichts sonderlich überrascht, das Lucius so eine Wirkung auf Hermine ausstrahlte. Aber das sie sich die Erinnerungen angesehen hatte, das hatte er nicht erwartet. So verstand er auch ihre Zweifel, die sie plagten.
„...und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, verstehst du? Ich meine, er ist immerhin achtundzwanzig Jahre älter als ich und...“ sie brach ab. Ihre Gedanken verwirrten sie ungemein.
„Habt ihr denn...eine Beziehung?“
„Nein.“ das zu sagen viel ihr schwer und sie wusste auch warum.
„Was stresst du dich dann so?“ fragend sah sie auf.
„Ach, komm schon. Du bist doch sonst auch so schlau. Genieße es doch einfach. Sei mal ein bisschen Slytherin und lass dich darauf ein. Schließlich wohnst du hier in einem Haus von einer ganzen Slytherin-Familie. Nachdem was du mir erzählt hast, war Weasleby ja nicht gerade der Bringer. Und da du dich mit meinem Vater nicht festgelegt hast...wovor hast du Angst? Das er dich einfach fallen lässt, wenn er genug hat? Das macht ein Malfoy nicht. Wenn wir sagen, das wir es ernst meinen, dann ist es auch so. Wir spielen nicht mit Frauen.“
„Das hat Lucius auch gesagt.“ murmelte Hermine, aber Draco hörte es trotzdem.
„Na also. Worauf wartest du noch? Oder willst du dich für immer einsam fühlen?“
Das plötzliche Läuten der Küchenuhr ließ sie beide aufschrecken und Draco sah sich danach um. Er redete Hermine nochmal gut zu, umarmte sie dann und machte sich wieder auf den Weg. Er konnte und wollte Astoria nicht zu lange alleine lassen. Jedoch ließ er sich noch von Hermine das Versprechen abnehmen, das er ihr schreiben solle, sobald der kleine Malfoy das Licht der Welt erblicke.
Zurück ließ er eine nachdenkliche Hermine, die immer noch nicht wirklich wusste, was sie tun sollte. Eigentlich hatte Draco recht, denn sie war völlig frei genau wie Lucius. Und für ein solches Arrangement spielte seine Vergangenheit nun wirklich keine Rolle. Nur leider hatte Hermine die Rechnung nicht mit ihrem Herzen gemacht, denn sie wollte nicht irgendetwas Offenes. Sie wollte etwas Festes mit Lucius, eine Beziehung. Aber schien das nicht zu wollen, so hatte es zumindest letzte Nacht geklungen.
Weder Draco noch Hermine hatten während der ganzen Zeit Lucius nicht bemerkt, der vor der Küchentür stand und gelauscht hatte. Er wusste von dem guten Verhältnis der Beiden und es hatte ihn irgendwie dazu gedrängt. Und der kam zu genau der selben Schlussfolgerung wie Hermine. Lucius wollte auch nichts Offenes, sondern etwas Richtiges. Nur schien Hermine von Dracos Idee nicht ganz abgeneigt.
Und Lucius würde alles tun, um sie nur bei sich zu haben.
Es war nach drei Uhr, als Hermine erwachte. Es war dunkel um sie herum und sie fühlte das Bett und nicht den erwarteten Sessel unter sich. Aber das war nicht das einzige. Die Augen brauchte sie nicht zu öffnen um zu wissen, das Lucius hinter ihr lag, die Arme um sie geschlossen hatte, denn alleine sein Geruch hing überall in der Luft und hatte sich tief in seinen Kissen festgesetzt.
Die Frage, was sie jetzt tun sollte, war völlig überflüssig. Langsam drehte sie sich auf den Rücken, sah in sein Gesicht und begegnete seinem Blick, der sie aufmerksam musterte. Zweifel stiegen in ihr hoch und fast so als ob er ihre Gedanken lesen könnte, zog er sie noch etwas näher an sich. Hermine drehte sich dabei so um, das von Angesicht zu Angesicht aneinander lagen und sie eine Hand auf seine Brust legen Konnte. Kurz schloss sie die Augen und atmete tief durch. Sie kam nicht mehr drum herum.
„Warum ich?“ fragend hob Lucius seine Augenbrauen. „Warum nicht Kate, Lucy oder Caro?...Warum ich?“ flüsterte sie fast.
„Du vermutest eine böse Absicht dahinter, nicht wahr?“
„Sollte ich das denn?“
„Nein.“ antwortete er ohne zu Überlegen, denn für ihn stand es fest.
Hermine drehte sich wieder auf den Rücken und sah die Decke an. Was sollte sie darauf antworten? Lucius stütze sich seinerseits auf seinem Ellenbogen ab, sodass er seitlich auf sie hinab sehen konnte.
„Denke nicht von mir, das ich das geplant hätte. Damit habe ich sicherlich nicht gerechnet. Schon gar nicht, was mit meinem Haus gemacht wurde. Aber ich konnte es sowieso nicht mehr ändern und irgendwann wollte ich es auch nicht mehr. Das du die Leitung hast...ich war überrascht, das du überhaupt einen Fuß in dieses Haus setzt.“ Hermine seufzte schwer.
„Ich habe damit auch nicht gerechnet. Und vor allem dachte ich, das ich dir nie mehr begegnen würde. Dabei soll man doch niemals 'Nie' sagen.“ Schweigen. Keiner von beiden wusste, wie er das hier wirklich angehen sollte.
„Hermine, ich habe mich verändert. Das mit uns....ich meine es ernst. Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf, hast mich mit deiner Art vollkommen von dir eingenommen. Ich bin kein Mann, der spielt. Und ich sehe dich auch nicht mehr als...Du, die Kinder, Maggie....was gäbe es für einen eindeutigeren Beweis?“ Lucius musste ihr endlich klar machen, das er es ernst meinte und nicht bereit war, sie wieder gehen zu lassen.
„Lucius, ich...“ unterbrach ihn Hermine, obwohl sie nicht wusste, ob das wirklich eine so gute Idee war. „...vor ein paar Tagen...habe ich deine Erinnerungen gesehen.“
Erneutes schweigen. Hermine hielt den Atem an und hoffte, das er nicht allzu wütend darauf reagieren und sie wenigstens auch erklären lassen würde. Lucius hingegen bereitete diese Aussage Übelkeit. Hermine würde sich jetzt bestimmt von ihm abwenden. Schließlich hatte er viele schlimme Dinge getan. Aber das wollte er nicht, er musste das verhindern.
„Was?“ entkam es ihm deshalb etwas zorniger, als er überhaupt wollte.
„Ich weiß, das Kingsley sie eigentlich niemandem zeigen dürfte, aber...“ Hermine sah in nervös an und sein Gemüt beruhigte sich etwas. „...nach unserem Kuss, nach der Art, wie du mit mir umgegangen bist, obwohl ich doch nur ein Schl...“
„Hör auf dich so zu nennen!“ unterbrach Lucius sie unwirsch, woraufhin sie ihn einen Moment still ansah.
„Siehst du? Genau das meine ich. Du hast mich hier akzeptiert, hast in den letzten Wochen immer mehr meine Nähe gesucht und sagst mit jetzt, das du es ernst mit mir meinst. Ich war einfach verwirrt. Und weil Kingsley meinte, das du ja auch meine Erinnerungen gesehen hast, fand er es nur fair.“ Lucius nickte langsam.
„Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man das wohl.“ er sah sie einen Augenblick an, ehe sich ein Gedanke in seinem Kopf formte. „Also...glaubst du mir, wenn ich dir sage, das ich es ernst meine und mich verändert habe?“ Hermine lachte kurz auf.
„Du hast mit mir geschlafen und du hältst mich fest, als könnte ich dir wieder verloren gehen. Wie kann ich dir da nicht glauben?“
„Und warum bist du mir dann die ganze Zeit ausgewichen?“
„Weil ich nicht weiß, ob ich mit dem was du getan hast, mit deiner Vergangenheit und dem was ich...“
„Ich wollte dir nie so etwas antun. Zu dieser Zeit stand ich völlig neben mir, habe getrunken und war...innerlich Tod. Ich wollte nur noch überleben, nichts weiter. Als ich dann realisiert habe, was ich dir angetan habe...es tut mir leid.“
Hermine sah Lucius in die Augen und erkannte, das er es ehrlich meinte. Das wärmte ihr Inneres, denn sie hatte insgeheim gehofft, das er diese Worte irgendwann zu ihr sagte. Auch wenn sie das immer für völlig unmöglich hielt. Denn ein Malfoy entschuldigte sich niemals. So war es bis heute immer gewesen.
„Danke. Aber du solltest wissen, das ich damit abgeschlossen hab. Und das ist auch nicht wirklich der Grund, den ich meinte.“
„Du weißt nicht, ob du mit dem Leben kannst, was du gesehen hast. Von mir. Nicht wahr?“ Jetzt ließ sich auch Lucius wieder zurück die Kissen fallen und starrte an die Decke.
„Ja. Und dabei sollte ich mir darüber doch keine Gedanken machen. Schließlich...haben wir ja keine Beziehung.“ sie wusste selbst nicht, warum sie plötzlich diesen Gedanken aussprach. Aber noch nervöser machte sie Lucius langes Schweigen darauf.
„In der Tat.“ war das einzige, das er darauf erwiderte.
Gerne hätte er etwas ganz anderes geantwortet, aber Hermine brachte diesen Satz so ernst rüber, das er glaubte, sie wäre froh das es so sei. Seine Bestätigung allerdings trieb ihr die Tränen in die Augen. Er meine es also ernst, aber nicht so ernst, das er eine Beziehung in Betracht ziehen würde. Das war wohl mehr, als sie erwarten konnte und trotzdem schmerzte es sie. Froh darüber, das nur das schwache Mondlicht den Raum durch die halb geöffneten Vorhänge erleuchtete, stand sie auf und sammelte ihre Sachen zusammen.
„Wo willst du hin?“ fragte Lucius, als Hermine schon bei der Tür war.
„Ich will nochmal nach Maggie sehen.“ und Beide wussten, das Hermine diese Nacht nicht mehr zurück kommen würde.
Am nächsten Tag konnte es Maggie kaum erwarten das angebrochene Schachspiel zu ende zu spielen. Und da sie Lucius förmlich drängte, hatte er nicht wirklich Zeit auf Hermine zu warten. Er wollte der Kleinen den Wunsch weiter zu spielen nicht abschlagen, also nahm er sie nach dem Frühstück mit nach oben. Hermine würde ihm schon nicht weglaufen.
Nach einer gewissen Zeit hörte er Schritten auf der Treppe, die sich zu ihm nach oben bewegten. Er brauchte nicht lange zu überlegen wer es war, schließlich hatte er seinen Besuch angekündigt. Als Draco am Kaminzimmer ankam, lehnte er sich gegen den Türrahmen und begrüßte seinen Vater.
Bei jedem Treffen war dir Stimmung zu Anfang sehr verhalten. Und auch wenn Lucius sich bei seinem Sohn nach der Therapie für alles entschuldigt hatte, war es für beide sehr ungewohnt. Draco wohnte nicht mehr in England, sondern war mit seiner Frau Astoria nach Frankreich gezogen. Er hatte sich nach seiner Ausbildung zum Anwalt einen Namen gemacht und bekam aus Paris ein gutes Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Ganz zu Schwiegen davon, das die Vergangenheit ihn in London wohl nie ganz in Ruhe lassen würde.
Draco hatte Lucius verziehen und er hatte ihn auch nach seiner Therapie ab und zu in Askaban besucht. Natürlich hatte er auch mitbekommen, was mit dem Anwesen passiert war und als er ihn jetzt mit diesem kleinen Mädchen spielen sah, erkannte er Lucius fast nicht wieder. Auch so sah er sehr zufrieden aus und es schien ihm gut zu gehen. Sie unterhielten sich eine Zeit lang über dies und das und Draco setzte sich zu Maggie auf das Sofa.
„Die Kleine ist ja gar nicht so schlecht.“ bemerkte Draco nach einer Weile.
„Ja, sie hat durchaus ein gewisses Talent.“ antwortete Lucius und machte seinen nächsten Zug.
„Ich gehe davon aus, das dir zu Ohren gekommen ist das Hermine hier jetzt arbeitet?“ fragte der Ältere und benutze bewusst den Vornamen, was Draco überrascht zu Kenntnis nahm.
„Ja, ich habe es gehört. Aber ich habe sie gar nicht gesehen gesehen. Wo ist sie denn?“
„Tante Hermine ist mit Caro in der Küche bei Rebecca.“ antwortete Maggie beiläufig ehe auch sie einen weiteren Zug machte.
„Na, dann sollte ich ihr doch auch mal einen Besuch abstatten. Mach's gut, Vater.“ Draco erhob sich und ging wieder zur Tür.
„Du auch, mein Sohn. Und richte Astoria bitte schöne Grüße aus.“
„Werde ich. Auf Wiedersehen, kleine Maggie.“ Doch die war so vertieft in das Spiel, das sie Draco nur kurz winkte.
Hermine saß mit Caro in der Küche und beide lachten und scherzten, während Rebecca den Abwasch machte. Die Zwei wollten ihr helfen, aber sie hatte bestimmend abgelehnt. Sie war gerade fertig und verließ die Küche, als Draco seinen Kopf durch die Tür steckte.
„Na, Granger? Hast du nichts zu arbeiten oder warum hältst du hier ein Kaffeekränzchen?“ erstaunt drehte sich Hermine zu dem grinsenden Draco um.
„Nein, Malfoy. Aber jetzt wo du da bist, fällt bestimmt etwas an.“ gab sie lächelnd zurück.
Sie stand auf und ging auf ihn zu, als er sich ihr näherte und sie umarmten sich. Es hatte eine Zeitlang gedauert, aber nach dem Krieg verbrachte auch Draco einige Wochen im St. Mungos und so kamen die Beiden irgendwann zum Reden. Nach anfänglichen Streitereien sprachen sie sich doch aus und verbrachten Stunden damit sich gegenseitig etwas zu erklären und zu fragen. Dann entschuldigte sich Draco irgendwann und Hermine nahm es an. Ab diesem Moment konnte man die Beiden als Freunde bezeichnen und so legte sich irgendwann auch Dracos Rivalität zu Harry und den anderen. Nicht, das sie jetzt alle beste Freunde waren, aber man kam friedlich miteinander aus. Draco und Hermine schrieben sich sogar manchmal, seitdem er in Frankreich war. Man musste ja auf dem neusten Stand bleiben.
„Wie geht’s dir?“ fragte Draco.
„Soweit ganz gut und bei dir? Wie geht es Astoria? Immer noch Probleme mit der Schwangerschaft?“
„Mir geht’s auch gut, aber Astoria ist ziemlich schwach. Deshalb kann ich auch nicht allzu lange bleiben. Der kleine macht uns echt Sorgen, aber lange durfte es jetzt nicht mehr dauern.“
„Ich denke, ich lasse euch dann mal alleine.“ meldete sich Caro und ging aus der Küche.
„Und? Wie gefällt es dir hier zu arbeiten?“ kam Draco direkt auf den Punkt.
„Eigentlich sehr gut. Wenn man bedenkt, das ich die Stelle annehmen musste.“
„Ja, ich hab gehört, das der Arbeitsmarkt ziemlich dürftig ist. Aber du bräuchtest doch eigentlich nicht zu arbeiten, oder? Ich hab von Potter gehört, das Weasleby aufgestiegen ist und jetzt ziemlich gut verdient.“
Draco hatte Platz genommen und Hermine schenkte ihm einen Kaffee ein, ehe sie sich wieder zu ihm setzte.
„Das mag sein, aber davon hab ich nichts. Ich hab mich nämlich von Ron getrennt.“
„Na endlich!“ rief Draco aus, was Hermine mit einem empörten Gesicht quittierte.
„Also wirklich, Hermine. Bei allem Frieden, er hat nicht zu dir gepasst. Und das weißt DU auch. Ich wusste, das es nur eine Frage der Zeit war.“
„Ja, du hast ja recht.“ gab sie klein bei.
„Und? Gibt es einen Neuen?“
Vor lauter Überraschung verschluckte sich Hermine an ihrem Kaffee und Draco grinste Überlegen. Noch heute kam es ihr etwas seltsam vor, das sie ausgerechnet mit Draco Malfoy über solche Sachen sprach oder das er offen danach fragte. Aber das war in ihrem neuen Verhältnis zueinander keine Seltenheit und Hermine hatte ihn auch schon manches Mal verlegen gemacht.
„Naja...“ konnte Hermine Draco wirklich sagen, das es sein eigener Vater sei? „...da ist schon jemand. Aber er ist nicht der Grund für die Trennung.“
„Und wer ist es?“
„Das...das kann ich nicht sagen.“ verlegen sah Hermine in ihre Tasse und Draco dämmerte es.
„Es ist mein Vater, oder?“ der erschrockene Gesichtsausdruck von Hermine und ihre geröteten Wangen waren Draco Bestätigung genug. „Na, sie mal einer an. Wie kommt's?“
Und dann erzählte Hermine Draco in einer Zusammenfassung was passiert war. Er war nichts sonderlich überrascht, das Lucius so eine Wirkung auf Hermine ausstrahlte. Aber das sie sich die Erinnerungen angesehen hatte, das hatte er nicht erwartet. So verstand er auch ihre Zweifel, die sie plagten.
„...und ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, verstehst du? Ich meine, er ist immerhin achtundzwanzig Jahre älter als ich und...“ sie brach ab. Ihre Gedanken verwirrten sie ungemein.
„Habt ihr denn...eine Beziehung?“
„Nein.“ das zu sagen viel ihr schwer und sie wusste auch warum.
„Was stresst du dich dann so?“ fragend sah sie auf.
„Ach, komm schon. Du bist doch sonst auch so schlau. Genieße es doch einfach. Sei mal ein bisschen Slytherin und lass dich darauf ein. Schließlich wohnst du hier in einem Haus von einer ganzen Slytherin-Familie. Nachdem was du mir erzählt hast, war Weasleby ja nicht gerade der Bringer. Und da du dich mit meinem Vater nicht festgelegt hast...wovor hast du Angst? Das er dich einfach fallen lässt, wenn er genug hat? Das macht ein Malfoy nicht. Wenn wir sagen, das wir es ernst meinen, dann ist es auch so. Wir spielen nicht mit Frauen.“
„Das hat Lucius auch gesagt.“ murmelte Hermine, aber Draco hörte es trotzdem.
„Na also. Worauf wartest du noch? Oder willst du dich für immer einsam fühlen?“
Das plötzliche Läuten der Küchenuhr ließ sie beide aufschrecken und Draco sah sich danach um. Er redete Hermine nochmal gut zu, umarmte sie dann und machte sich wieder auf den Weg. Er konnte und wollte Astoria nicht zu lange alleine lassen. Jedoch ließ er sich noch von Hermine das Versprechen abnehmen, das er ihr schreiben solle, sobald der kleine Malfoy das Licht der Welt erblicke.
Zurück ließ er eine nachdenkliche Hermine, die immer noch nicht wirklich wusste, was sie tun sollte. Eigentlich hatte Draco recht, denn sie war völlig frei genau wie Lucius. Und für ein solches Arrangement spielte seine Vergangenheit nun wirklich keine Rolle. Nur leider hatte Hermine die Rechnung nicht mit ihrem Herzen gemacht, denn sie wollte nicht irgendetwas Offenes. Sie wollte etwas Festes mit Lucius, eine Beziehung. Aber schien das nicht zu wollen, so hatte es zumindest letzte Nacht geklungen.
Weder Draco noch Hermine hatten während der ganzen Zeit Lucius nicht bemerkt, der vor der Küchentür stand und gelauscht hatte. Er wusste von dem guten Verhältnis der Beiden und es hatte ihn irgendwie dazu gedrängt. Und der kam zu genau der selben Schlussfolgerung wie Hermine. Lucius wollte auch nichts Offenes, sondern etwas Richtiges. Nur schien Hermine von Dracos Idee nicht ganz abgeneigt.
Und Lucius würde alles tun, um sie nur bei sich zu haben.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Wow... das war echt ein Mega-Schub zum Lesen (: Aber ich fands gut.
Und nichts kann mich aufhalten! --- Mist! Kindersicherung...
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 18: Veränderungen und Entscheidungen
Den restlichen Tag verbrachte Hermine damit in der Bibliothek ihrer Arbeit nachzugehen. Sie sah ständig nach Maggie, die völlig vergnügt mit Jake ein Brettspiel spielte. Doch Hermine machte sich immer noch Sorgen um die Kleine. Irgendetwas stimmte nicht und sie mussten unbedingt rausfinden, was es war.
Doch wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Auch das Gespräch mit Draco ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie war immer noch erstaunt, das er das ganze so locker aufgefasst und ihr dazu sogar geraten hatte. Aber sie glaubte ihm, wenn er ihr sagte, dass er sich in das Leben seines Vaters nicht einmische und das sie Lucius nur gut tun würde, damit er die Welt weiterhin aus einem anderen Blickwinkel sah.
Das Pergament vor ihr las sie nun zum vierten Mal, als es plötzlich an der Fensterscheibe hinter ihr klopfte. Rubin flatterte draußen aufgeregt umher und regte das Bein mit dem Brief nach vorne. Sofort beeilte sie sich ihre Eule hereinzulassen und belohnt ihn mit einem Eulenkeks und ausgiebigen Streicheleinheiten. Rubin nahm das wohlwollend entgegen und knuffte ihr sanft in den Finger, bevor er zufrieden zur Fensterbank flog.
Hastig öffnete sie den Brief und las mit Freunden, dass Dean ihr einen Termine in einer Woche dazwischen schieben konnte. Eher würde es nicht gehen und er hoffte, dass sie damit einverstanden sei. Hermine schrieb sofort eine Antwort, dass ihr das mehr als recht wäre und das sie ihm dafür danke. Sie war wirklich erleichtert, denn sie hatte damit gerechnet, dass sie noch länger hätte warten müssen. Ein Teil des St. Mungos musste auch wieder aufgebaut werden und Dean's Abteilung musste alles abfedern. Sie berichtete gleich Caro davon, die sich genauso freute.
In den nächsten Tagen war die Stimmung zwischen Hermine und Lucius etwas angespannt. Auch wenn sie miteinander redeten, das eigentliche Thema umschifften sie. Hermine wusste nicht, ob sie ihm einfach so sagen konnte, dass sie eine feste Beziehung mit ihm haben wollte. Dafür war diese neue Empfindung zueinander einfach zu frisch. Und Lucius wollte sie nicht zu etwas zwingen, nur weil er es wollte.
Aber auch die Sache mit Maggie ließ ihn nicht los. Also beschäftigte er sich weiterhin viel mit ihr. So kam es dann auch wie es kommen musste und Maggie erschlich sich einen Platz in seinem Herzen. Er hätte nie gedacht, das ihm ein so kleiner Mensch wie sie mal wirklich etwas bedeuten würde. Mit Draco hatte er damals schon seine Probleme gehabt. Doch irgendwann begann Maggie ihn auch noch 'Onkel Lucius' zu nennen, was die Bindung zu ihr festigte und schlussendlich machte es ihm nicht mal etwas aus.
Das fiel auch Hermine und Caro auf. Wenn sie in der großen Gruppe spielten, saß Lucius immer in der Nähe und las den Tagespropheten. In jeder Spielpause oder wenn Maggie nicht mitspielen wollte, ging sie zu ihm und setzte sich zu Lucius auf den Schoß. Das Bild, das sie abgaben, ließ die beiden Frauen schmunzeln.
„Wie lange macht sie das denn schon?“ fragte Caro amüsiert.
„Naja, eigentlich noch nicht so lange. Aber seitdem er ihr gezeigt hat wie man Schach spielt, ist Maggie ziemlich häufig bei ihm. Wenn man die Beiden nicht kennen würde, dann könnte man denken, das sie Vater und Tochter wären. Nur nur wegen des Aussehens, sonder auch auf aufgrund der Art wie sie miteinander umgehen.“
„Denkst du nicht, das es möglich wäre, das er...wirklich Maggie's Vater...ist?“ mutmaßte Caro.
„Was? Nein. Auch wenn langsam ihre Zauberfähigkeiten hervorkommen, ist sie immer noch die Tochter von Muggeln. Und Lucius hätte sich niemals an Muggeln vergangen, alleine wegen seines Rufes. Außerdem hätte das zu einer Zeit geschehen müssen, als ich ungefähr mein gemeinsames Erlebnis mit ihm hatte. Und so wie er drauf war, hätte er nicht mal im Geringsten daran gedacht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt einfach nur zu überleben.“
Gedankenverloren sah Hermine zu Lucius und hatte augenblicklich wieder ein paar Bilder aus seinen Erinnerungen im Gedächtnis. Caro verfolgte ihren Blick und riss sie wieder aus ihren Gedanken.
„Hast du gehört, dass Maggie ihn 'Onkel Lucius' nennt?“
„Ja und ich war echt überrascht. Aber es scheint ihn nicht zu stören. Und wenn sie schon eine Tante hat, dann sollte sie auch einen Onkel haben.“ beide grinsten leicht, ehe sie sich wieder daran machten, das nächste Spiel vorzubereiten.
„Maggie? Willst du auch wieder mitspielen?“ fragte Hermine.
„Nein!“ Maggie sah über den Rand der Zeitung zu Hermine, die auch gleich das verschmitzte Lächeln von Lucius sah. „Ich bleibe hier bei Onkel Lucius und mache mit ihm das Rätsel in der Zeitung!“ und schon verschwanden beide Köpfe wieder hinter dem Tagespropheten.
Mit einem leichten, grinsenden Kopfschütteln beobachtete sie noch einige Momente die Front der Zeitung. Lucius sah völlig entspannt und erholt aus. Mittlerweile sah man ihm den Aufenthalt in Askaban nicht mehr an. Auch merkte sie den leichten Anflug von Eifersucht, da sie nicht so bei ihm sein konnte wie Maggie. Nur weil sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn an sich binden wollte. Dabei waren ihre Gefühle für ihn schon ziemlich tief und ihr Herz sehnte sich nach ihm. Nur hatte sie keine Ahnung, dass es Lucius nicht anders ging.
Dann kam der Samstag und obwohl er kühl war, strahlte die Sonne fröhlich vom Himmel. Das veranlasste Maggie dazu Hermine an den Ausflug nach London zu erinnern. Jedoch wusste Maggie nicht mehr, das sie diesen Ausflug schon getan hatten und der eher unschön geendet war. Hermine und Maggie waren in der Bibliothek und diskutierten, als auch Lucius zu ihnen kam. Der beobachtete die Szene vor sich etwas verblüfft und setzte sich dann auf einen Sessel.
„Aber du hast doch gesagt, dass, wenn das Wetter gut ist, du mir London zeigst.“ quengelte Maggie und schon die Unterlippe vor.
„Das geht heute aber nicht. Ich muss noch wichtige Sachen bearbeiten...“
„Das kannst du doch auch noch später machen!“
„...und AUßERDEM...wäre das den Anderen gegenüber ziemlich unfair. Findest du nicht?“
„Och, bitte Tante Hermine!“ genervt atmete Hermine aus.
„Ich kann doch mit ihr gehen.“ kam es plötzlich von Lucius, was ihm einen erstaunten Blick von Hermine einhandelte.
„Bist du dir sicher? Sie bräuchte nämlich auch ein paar neue Sachen. Kleidung und so etwas. Willst du dir das wirklich antun?“ Bei der Vorstellung musste sie grinsen.
„Natürlich!“ er stand auf und ging auf die strahlende Maggie zu. „Immerhin bin ich Geschäftsmann. Das dürfte mir also nicht allzu schwer fallen.“
„Aujaaaa! Bitte darf ich mit Onkel Lucius gehen? Bitte, Tante Hermine!“
Sie sah von Maggie zu Lucius und wieder zurück. Leider war sie sich nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war. Sollte die Kleine wieder einen Anfall haben. War sie sich nicht sicher, ob Lucius damit umgehen konnte. Aber bei ihm wäre sie wohl auch am Besten aufgehoben, sollte etwas sein.
„Na gut, von mir aus. Also, wenn dir das wirklich recht ist?“ sie sah Lucius fragend an.
„Sonst hätte ich es doch nicht angeboten, oder?“
Also machten die Beiden sich auf den Weg nach London. Ganz so einfach, wie Lucius sich das vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Hermine wollte ihm sogar noch etwas Geld in die Hand drücken, was er aber nachdrücklich abgelehnt hatte. Schließlich hatte er doch selber mehr als genug Geld und und so konnte er wenigstens etwas nützliches damit anstellen.
Maggie war inmitten der ganzen Kleider plötzlich ziemlich wählerisch und konnte sich kaum entscheiden. Aber Lucius blieb geduldig und betrachtete sie schmunzelnd. Drei Stunden und unzähligen Einkaufstüten später schlenderten sie noch ein bisschen durch die Winkelgasse und besahen sich die Schaufenster. Natürlich blieb Maggie vor Flourish & Blotts stehen und drückte
sich die Nase wegen eines Buches an dem Glas platt.
Genau in diesem Moment wurde Lucius von einer Bekannten der Familie entdeckt und angesprochen. Mit dessen Mann hatte er früher geschäftlich viel zu tun, aber dabei beließ er es immer. Sie waren recht nervtötende vorwitzige Menschen und wenn er nicht unbedingt mit ihnen zu tun haben musste, verzichtete er auf deren Gesellschaft. Jetzt jedoch, auf offener Straße, war ihm das kaum möglich.
Kaum hatte diese Frau die kleine Maggie gesehen, wollte sie natürlich sofort wissen wer das war. Auch fragte sie nach Narzissa und Draco und an sich allem, was ihr einfiel. Dabei kam Lucius selbst kaum zu Wort außer einem gelegentlichen 'Ja' und 'Nein'. Dann rette Maggie ihn, indem sie nachfragte, ob sie nicht doch noch kurz in den Buchladen gehen könnte. Da Lucius Bekannte weiter musste, verabschiedete sie sich bei ihm und tätschelte ihm den Arm. Ziemlich erleichtert verschwand er dann mit Maggie im Laden und kaufte ihr zum Danke auch noch das von ihr begehrte Buch.
Abends pünktlich zum Essen erschienen Lucius Maggie wieder, die Hermine sofort alle ihre Sachen zeigen wollten. Sie dankte Lucius dafür, während Maggie Hermine an der Hand nach oben in ihr Zimmer zerrte. Also wurde das Vorlesen an diesem Abend gestrichen und Maggie zeigte voller Stolz ihre neuen Sachen. Es war nicht gerade wenig und Hermine fragte sich wie viel er nur ausgegeben hat. Aber Maggie hatte ihn bestimmt so um den Finger gewickelt, dass ihm das wohl selbst kaum bewusst war.
Der nächste Morgen unterdessen hielt für Hermine eine Überraschung parat. Sie war schon relativ früh wach und schnappte sich aus der Küche eine Tasse Kaffee und nahm die allmorgendliche Eule mit dem Tagespropheten entgegen. Sie war gerade auf dem Weg zur Bibliothek, als ihr die Schlagzeile ins Auge sprang. Dort war Lucius abgebildet, mit einer blonden, elegant aussehenden Frau, die ihm den Arm tätschelte. Obendrüber stand in großen Lettern:
„Die Gerüchte sind wahr! Lucius Malfoy wurde aus der Haft entlassen! Beginnt nun die neue Ära des Bösen? Und wer ist die schöne Unbekannte?“
Hermine wusste, dass das mit der Ära nur an den Haaren herbeigezogen war. Ein Aufhänger um die Leute zu locken. Aber wer die Frau war, interessierte sie auch. Und schon bildeten sich Fragen in ihrem Kopf. Aber die dringendste Frage war, ob er das mit Maggie geplant hatte, um sie in der Winkelgasse zu treffen, weil es mit dieser Frau etwas ernstes war. Sofort flammte die Eifersucht wieder hoch und steigerte sich nur noch, als Lucius dann auch noch lächelnd die Treppe herunter kam.
Er wollte gerade auf sie zukommen, aber Hermine schleuderte ihm einfach die Zeitung entgegen. Sie kam sich so benutzt und hintergangen vor. Obwohl doch gar nichts feststand. Perplex besah sich Lucius das Titelblatt und verstand sofort die Lage. Und wie es aussah war Hermine eifersüchtig. Diese Tatsache gefiel Lucius ungemein.
„Ich hab dich gestern gar nicht gefragt, ob du mit Maggie einen schönen Tag hattest.“
„Hermine, das ist alles...“
„Aber davon konnte ich mich ja eben selbst überzeugen.“ Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten.
„Lässt du es mich vielleicht erklären?“ versuchte Lucius sie zu unterbrechen.
„Das ist nicht nötig. Du musst mir nichts erklären.“
Und schon drehte Hermine sich wieder um und ging in ihre Räume zurück. Gerade als sie dir Tür zumachen wollte, stellte Lucius sich ihr in den Weg und schloss die Tür hinter sich. So standen sie nun beide in Hermines Wohnraum.
„Dir scheint aber das Ganze nicht zu behagen und deshalb...“
„Ich dachte, du wolltest aufpassen? Ich dachte, du wolltest es dir genau überlegen, wie du in der Öffentlichkeit wieder erscheinst? Und dann bist du plötzlich auf der Titelseite des Tagespropheten mit so einer Schlagzeile!“
„Mir ist auch bewusst, dass das nicht gerade optimal ist, aber habe es nicht bemerkt.“
„Und dann auch noch mit einer fremden Frau?“ kurzes Schweigen.
„Kann es sein....das du eifersüchtig bist?“ fragte er mit einem amüsierten Grinsen.
„Nein, bin ich nicht. Und warum sollte ich das auch! Schließlich sind wir uns keine Rechenschaft schuldig!“ spie Hermine Lucius entgegen, sodass ihm das Grinsen wieder verging.
„Das ist auch so eine Sache, mit der ich noch...“
„Hoffentlich hat es sich wenigstens für dich gelohnt!“
Damit trieb es Hermine auf die Spitze. Was dachte sie denn von ihm? Das er jetzt von einer Frau zur nächsten sprang? Das er sie nur benutzt hatte, um die Zeit zu überbrücken? Plötzlich hastete Lucius nach vorne, packte Hermine an den Oberarmen, presste sie an sich und küsste sie stürmisch. Hermine war im ersten Moment geschockt ob der heftigen Reaktion und spürte seinen unnachgiebigen Griff. Doch der Schock verschwand schnell, als sie spürte wie Lucius seine Arme um sie schlang.
Sofort legte sie ihre Arme um seinen Nacken und seufzte genüsslich in seinen Mund, während Lucius den Kuss vertiefte. Daraufhin dirigierte Lucius Hermine rückwärts zum Sofa und ließ sich mit ihr hinab fallen. Er begrub sie fast unter sich, aber das war ihr egal. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn noch enger an sich gezogen. Dann ging alles ziemlich schnell. Die Sehnsucht nacheinander sorgte dafür, das die Kleidung Beider schnellstmöglich durch das Zimmer flog. Lucius zog Hermine auf seinen Schoß und während sie sich an ihn klammerte rasten beide über den Abgrund.
Eine halbe Stunde später lagen sie eng umschlungen unter einer Decke auf dem Sofa und lauschte den Atemgeräuschen des Anderen. Lucius gab Hermine einen Kuss in die Haare und sie malte mit ihrem Finger kleine Kreise auf seiner Brust.
„Diese Frau war Eleonore Blumberg und...“ begann er, aber Hermine unterbrach ihn.
„Lucius, wirklich. Du musst mir nichts erklären. Es...es ist egal.“
„Nein, ist es nicht und ich möchte, dass du es weißt. Sie ist eine Bekannte der Familie. Mit ihrem Mann habe ich früher viele Geschäfte abgeschlossen. Aber mehr ist da nicht. Sie ist eine aufdringliche, nervige Person. Genau wie die ganze Familie. Und ich bin froh, wenn ich nicht mehr als nötig mit ihnen zu tun habe. Ich hatte nicht mit ihr gerechnet. Es war reiner Zufall, dass wir uns getroffen haben.“
Hermine konnte fühlen, das er es ernst meinte und schaffte es trotzdem nur zu nicken. Lucius wollte jedoch das weitere Schweigen vermeiden und fragte etwas, das ihm spontan einfiel.
„Hast du...eigentlich schon einen Termin für Maggie ausmachen können?“
„Ja. Am Montag muss ich mit ihr ins St. Mungos.“ jetzt nickte Lucius nur.
„Hermine...“ begann er nach einer Weile wieder und war sich gar nicht mal so sicher, ob es richtig war. „...ich möchte, das wir es probieren.“
„Was meinst du?“ fragte sie und drehte ihren Kopf etwas nach oben um ihn ansehen zu können.
„Das Ganze, zwischen uns. Ich will mit Sicherheit wissen, dass du Mein bist und ich Dein...Ich will eine Beziehung mit dir.“
Hermine brauchte einen Moment und sah in überrascht an. Konnte das sein? Hatte er das wirklich gesagt? Ja, hatte er. Ihr Gesicht entspannte sich wieder und sie lächelte Lucius an.
„Das will ich auch.“ gab sie von sich, ehe sie sich wieder küssten.
Den restlichen Tag verbrachte Hermine damit in der Bibliothek ihrer Arbeit nachzugehen. Sie sah ständig nach Maggie, die völlig vergnügt mit Jake ein Brettspiel spielte. Doch Hermine machte sich immer noch Sorgen um die Kleine. Irgendetwas stimmte nicht und sie mussten unbedingt rausfinden, was es war.
Doch wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Auch das Gespräch mit Draco ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie war immer noch erstaunt, das er das ganze so locker aufgefasst und ihr dazu sogar geraten hatte. Aber sie glaubte ihm, wenn er ihr sagte, dass er sich in das Leben seines Vaters nicht einmische und das sie Lucius nur gut tun würde, damit er die Welt weiterhin aus einem anderen Blickwinkel sah.
Das Pergament vor ihr las sie nun zum vierten Mal, als es plötzlich an der Fensterscheibe hinter ihr klopfte. Rubin flatterte draußen aufgeregt umher und regte das Bein mit dem Brief nach vorne. Sofort beeilte sie sich ihre Eule hereinzulassen und belohnt ihn mit einem Eulenkeks und ausgiebigen Streicheleinheiten. Rubin nahm das wohlwollend entgegen und knuffte ihr sanft in den Finger, bevor er zufrieden zur Fensterbank flog.
Hastig öffnete sie den Brief und las mit Freunden, dass Dean ihr einen Termine in einer Woche dazwischen schieben konnte. Eher würde es nicht gehen und er hoffte, dass sie damit einverstanden sei. Hermine schrieb sofort eine Antwort, dass ihr das mehr als recht wäre und das sie ihm dafür danke. Sie war wirklich erleichtert, denn sie hatte damit gerechnet, dass sie noch länger hätte warten müssen. Ein Teil des St. Mungos musste auch wieder aufgebaut werden und Dean's Abteilung musste alles abfedern. Sie berichtete gleich Caro davon, die sich genauso freute.
In den nächsten Tagen war die Stimmung zwischen Hermine und Lucius etwas angespannt. Auch wenn sie miteinander redeten, das eigentliche Thema umschifften sie. Hermine wusste nicht, ob sie ihm einfach so sagen konnte, dass sie eine feste Beziehung mit ihm haben wollte. Dafür war diese neue Empfindung zueinander einfach zu frisch. Und Lucius wollte sie nicht zu etwas zwingen, nur weil er es wollte.
Aber auch die Sache mit Maggie ließ ihn nicht los. Also beschäftigte er sich weiterhin viel mit ihr. So kam es dann auch wie es kommen musste und Maggie erschlich sich einen Platz in seinem Herzen. Er hätte nie gedacht, das ihm ein so kleiner Mensch wie sie mal wirklich etwas bedeuten würde. Mit Draco hatte er damals schon seine Probleme gehabt. Doch irgendwann begann Maggie ihn auch noch 'Onkel Lucius' zu nennen, was die Bindung zu ihr festigte und schlussendlich machte es ihm nicht mal etwas aus.
Das fiel auch Hermine und Caro auf. Wenn sie in der großen Gruppe spielten, saß Lucius immer in der Nähe und las den Tagespropheten. In jeder Spielpause oder wenn Maggie nicht mitspielen wollte, ging sie zu ihm und setzte sich zu Lucius auf den Schoß. Das Bild, das sie abgaben, ließ die beiden Frauen schmunzeln.
„Wie lange macht sie das denn schon?“ fragte Caro amüsiert.
„Naja, eigentlich noch nicht so lange. Aber seitdem er ihr gezeigt hat wie man Schach spielt, ist Maggie ziemlich häufig bei ihm. Wenn man die Beiden nicht kennen würde, dann könnte man denken, das sie Vater und Tochter wären. Nur nur wegen des Aussehens, sonder auch auf aufgrund der Art wie sie miteinander umgehen.“
„Denkst du nicht, das es möglich wäre, das er...wirklich Maggie's Vater...ist?“ mutmaßte Caro.
„Was? Nein. Auch wenn langsam ihre Zauberfähigkeiten hervorkommen, ist sie immer noch die Tochter von Muggeln. Und Lucius hätte sich niemals an Muggeln vergangen, alleine wegen seines Rufes. Außerdem hätte das zu einer Zeit geschehen müssen, als ich ungefähr mein gemeinsames Erlebnis mit ihm hatte. Und so wie er drauf war, hätte er nicht mal im Geringsten daran gedacht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt einfach nur zu überleben.“
Gedankenverloren sah Hermine zu Lucius und hatte augenblicklich wieder ein paar Bilder aus seinen Erinnerungen im Gedächtnis. Caro verfolgte ihren Blick und riss sie wieder aus ihren Gedanken.
„Hast du gehört, dass Maggie ihn 'Onkel Lucius' nennt?“
„Ja und ich war echt überrascht. Aber es scheint ihn nicht zu stören. Und wenn sie schon eine Tante hat, dann sollte sie auch einen Onkel haben.“ beide grinsten leicht, ehe sie sich wieder daran machten, das nächste Spiel vorzubereiten.
„Maggie? Willst du auch wieder mitspielen?“ fragte Hermine.
„Nein!“ Maggie sah über den Rand der Zeitung zu Hermine, die auch gleich das verschmitzte Lächeln von Lucius sah. „Ich bleibe hier bei Onkel Lucius und mache mit ihm das Rätsel in der Zeitung!“ und schon verschwanden beide Köpfe wieder hinter dem Tagespropheten.
Mit einem leichten, grinsenden Kopfschütteln beobachtete sie noch einige Momente die Front der Zeitung. Lucius sah völlig entspannt und erholt aus. Mittlerweile sah man ihm den Aufenthalt in Askaban nicht mehr an. Auch merkte sie den leichten Anflug von Eifersucht, da sie nicht so bei ihm sein konnte wie Maggie. Nur weil sie nicht wusste, wie er darauf reagieren würde, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn an sich binden wollte. Dabei waren ihre Gefühle für ihn schon ziemlich tief und ihr Herz sehnte sich nach ihm. Nur hatte sie keine Ahnung, dass es Lucius nicht anders ging.
Dann kam der Samstag und obwohl er kühl war, strahlte die Sonne fröhlich vom Himmel. Das veranlasste Maggie dazu Hermine an den Ausflug nach London zu erinnern. Jedoch wusste Maggie nicht mehr, das sie diesen Ausflug schon getan hatten und der eher unschön geendet war. Hermine und Maggie waren in der Bibliothek und diskutierten, als auch Lucius zu ihnen kam. Der beobachtete die Szene vor sich etwas verblüfft und setzte sich dann auf einen Sessel.
„Aber du hast doch gesagt, dass, wenn das Wetter gut ist, du mir London zeigst.“ quengelte Maggie und schon die Unterlippe vor.
„Das geht heute aber nicht. Ich muss noch wichtige Sachen bearbeiten...“
„Das kannst du doch auch noch später machen!“
„...und AUßERDEM...wäre das den Anderen gegenüber ziemlich unfair. Findest du nicht?“
„Och, bitte Tante Hermine!“ genervt atmete Hermine aus.
„Ich kann doch mit ihr gehen.“ kam es plötzlich von Lucius, was ihm einen erstaunten Blick von Hermine einhandelte.
„Bist du dir sicher? Sie bräuchte nämlich auch ein paar neue Sachen. Kleidung und so etwas. Willst du dir das wirklich antun?“ Bei der Vorstellung musste sie grinsen.
„Natürlich!“ er stand auf und ging auf die strahlende Maggie zu. „Immerhin bin ich Geschäftsmann. Das dürfte mir also nicht allzu schwer fallen.“
„Aujaaaa! Bitte darf ich mit Onkel Lucius gehen? Bitte, Tante Hermine!“
Sie sah von Maggie zu Lucius und wieder zurück. Leider war sie sich nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee war. Sollte die Kleine wieder einen Anfall haben. War sie sich nicht sicher, ob Lucius damit umgehen konnte. Aber bei ihm wäre sie wohl auch am Besten aufgehoben, sollte etwas sein.
„Na gut, von mir aus. Also, wenn dir das wirklich recht ist?“ sie sah Lucius fragend an.
„Sonst hätte ich es doch nicht angeboten, oder?“
Also machten die Beiden sich auf den Weg nach London. Ganz so einfach, wie Lucius sich das vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Hermine wollte ihm sogar noch etwas Geld in die Hand drücken, was er aber nachdrücklich abgelehnt hatte. Schließlich hatte er doch selber mehr als genug Geld und und so konnte er wenigstens etwas nützliches damit anstellen.
Maggie war inmitten der ganzen Kleider plötzlich ziemlich wählerisch und konnte sich kaum entscheiden. Aber Lucius blieb geduldig und betrachtete sie schmunzelnd. Drei Stunden und unzähligen Einkaufstüten später schlenderten sie noch ein bisschen durch die Winkelgasse und besahen sich die Schaufenster. Natürlich blieb Maggie vor Flourish & Blotts stehen und drückte
sich die Nase wegen eines Buches an dem Glas platt.
Genau in diesem Moment wurde Lucius von einer Bekannten der Familie entdeckt und angesprochen. Mit dessen Mann hatte er früher geschäftlich viel zu tun, aber dabei beließ er es immer. Sie waren recht nervtötende vorwitzige Menschen und wenn er nicht unbedingt mit ihnen zu tun haben musste, verzichtete er auf deren Gesellschaft. Jetzt jedoch, auf offener Straße, war ihm das kaum möglich.
Kaum hatte diese Frau die kleine Maggie gesehen, wollte sie natürlich sofort wissen wer das war. Auch fragte sie nach Narzissa und Draco und an sich allem, was ihr einfiel. Dabei kam Lucius selbst kaum zu Wort außer einem gelegentlichen 'Ja' und 'Nein'. Dann rette Maggie ihn, indem sie nachfragte, ob sie nicht doch noch kurz in den Buchladen gehen könnte. Da Lucius Bekannte weiter musste, verabschiedete sie sich bei ihm und tätschelte ihm den Arm. Ziemlich erleichtert verschwand er dann mit Maggie im Laden und kaufte ihr zum Danke auch noch das von ihr begehrte Buch.
Abends pünktlich zum Essen erschienen Lucius Maggie wieder, die Hermine sofort alle ihre Sachen zeigen wollten. Sie dankte Lucius dafür, während Maggie Hermine an der Hand nach oben in ihr Zimmer zerrte. Also wurde das Vorlesen an diesem Abend gestrichen und Maggie zeigte voller Stolz ihre neuen Sachen. Es war nicht gerade wenig und Hermine fragte sich wie viel er nur ausgegeben hat. Aber Maggie hatte ihn bestimmt so um den Finger gewickelt, dass ihm das wohl selbst kaum bewusst war.
Der nächste Morgen unterdessen hielt für Hermine eine Überraschung parat. Sie war schon relativ früh wach und schnappte sich aus der Küche eine Tasse Kaffee und nahm die allmorgendliche Eule mit dem Tagespropheten entgegen. Sie war gerade auf dem Weg zur Bibliothek, als ihr die Schlagzeile ins Auge sprang. Dort war Lucius abgebildet, mit einer blonden, elegant aussehenden Frau, die ihm den Arm tätschelte. Obendrüber stand in großen Lettern:
„Die Gerüchte sind wahr! Lucius Malfoy wurde aus der Haft entlassen! Beginnt nun die neue Ära des Bösen? Und wer ist die schöne Unbekannte?“
Hermine wusste, dass das mit der Ära nur an den Haaren herbeigezogen war. Ein Aufhänger um die Leute zu locken. Aber wer die Frau war, interessierte sie auch. Und schon bildeten sich Fragen in ihrem Kopf. Aber die dringendste Frage war, ob er das mit Maggie geplant hatte, um sie in der Winkelgasse zu treffen, weil es mit dieser Frau etwas ernstes war. Sofort flammte die Eifersucht wieder hoch und steigerte sich nur noch, als Lucius dann auch noch lächelnd die Treppe herunter kam.
Er wollte gerade auf sie zukommen, aber Hermine schleuderte ihm einfach die Zeitung entgegen. Sie kam sich so benutzt und hintergangen vor. Obwohl doch gar nichts feststand. Perplex besah sich Lucius das Titelblatt und verstand sofort die Lage. Und wie es aussah war Hermine eifersüchtig. Diese Tatsache gefiel Lucius ungemein.
„Ich hab dich gestern gar nicht gefragt, ob du mit Maggie einen schönen Tag hattest.“
„Hermine, das ist alles...“
„Aber davon konnte ich mich ja eben selbst überzeugen.“ Sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten.
„Lässt du es mich vielleicht erklären?“ versuchte Lucius sie zu unterbrechen.
„Das ist nicht nötig. Du musst mir nichts erklären.“
Und schon drehte Hermine sich wieder um und ging in ihre Räume zurück. Gerade als sie dir Tür zumachen wollte, stellte Lucius sich ihr in den Weg und schloss die Tür hinter sich. So standen sie nun beide in Hermines Wohnraum.
„Dir scheint aber das Ganze nicht zu behagen und deshalb...“
„Ich dachte, du wolltest aufpassen? Ich dachte, du wolltest es dir genau überlegen, wie du in der Öffentlichkeit wieder erscheinst? Und dann bist du plötzlich auf der Titelseite des Tagespropheten mit so einer Schlagzeile!“
„Mir ist auch bewusst, dass das nicht gerade optimal ist, aber habe es nicht bemerkt.“
„Und dann auch noch mit einer fremden Frau?“ kurzes Schweigen.
„Kann es sein....das du eifersüchtig bist?“ fragte er mit einem amüsierten Grinsen.
„Nein, bin ich nicht. Und warum sollte ich das auch! Schließlich sind wir uns keine Rechenschaft schuldig!“ spie Hermine Lucius entgegen, sodass ihm das Grinsen wieder verging.
„Das ist auch so eine Sache, mit der ich noch...“
„Hoffentlich hat es sich wenigstens für dich gelohnt!“
Damit trieb es Hermine auf die Spitze. Was dachte sie denn von ihm? Das er jetzt von einer Frau zur nächsten sprang? Das er sie nur benutzt hatte, um die Zeit zu überbrücken? Plötzlich hastete Lucius nach vorne, packte Hermine an den Oberarmen, presste sie an sich und küsste sie stürmisch. Hermine war im ersten Moment geschockt ob der heftigen Reaktion und spürte seinen unnachgiebigen Griff. Doch der Schock verschwand schnell, als sie spürte wie Lucius seine Arme um sie schlang.
Sofort legte sie ihre Arme um seinen Nacken und seufzte genüsslich in seinen Mund, während Lucius den Kuss vertiefte. Daraufhin dirigierte Lucius Hermine rückwärts zum Sofa und ließ sich mit ihr hinab fallen. Er begrub sie fast unter sich, aber das war ihr egal. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn noch enger an sich gezogen. Dann ging alles ziemlich schnell. Die Sehnsucht nacheinander sorgte dafür, das die Kleidung Beider schnellstmöglich durch das Zimmer flog. Lucius zog Hermine auf seinen Schoß und während sie sich an ihn klammerte rasten beide über den Abgrund.
Eine halbe Stunde später lagen sie eng umschlungen unter einer Decke auf dem Sofa und lauschte den Atemgeräuschen des Anderen. Lucius gab Hermine einen Kuss in die Haare und sie malte mit ihrem Finger kleine Kreise auf seiner Brust.
„Diese Frau war Eleonore Blumberg und...“ begann er, aber Hermine unterbrach ihn.
„Lucius, wirklich. Du musst mir nichts erklären. Es...es ist egal.“
„Nein, ist es nicht und ich möchte, dass du es weißt. Sie ist eine Bekannte der Familie. Mit ihrem Mann habe ich früher viele Geschäfte abgeschlossen. Aber mehr ist da nicht. Sie ist eine aufdringliche, nervige Person. Genau wie die ganze Familie. Und ich bin froh, wenn ich nicht mehr als nötig mit ihnen zu tun habe. Ich hatte nicht mit ihr gerechnet. Es war reiner Zufall, dass wir uns getroffen haben.“
Hermine konnte fühlen, das er es ernst meinte und schaffte es trotzdem nur zu nicken. Lucius wollte jedoch das weitere Schweigen vermeiden und fragte etwas, das ihm spontan einfiel.
„Hast du...eigentlich schon einen Termin für Maggie ausmachen können?“
„Ja. Am Montag muss ich mit ihr ins St. Mungos.“ jetzt nickte Lucius nur.
„Hermine...“ begann er nach einer Weile wieder und war sich gar nicht mal so sicher, ob es richtig war. „...ich möchte, das wir es probieren.“
„Was meinst du?“ fragte sie und drehte ihren Kopf etwas nach oben um ihn ansehen zu können.
„Das Ganze, zwischen uns. Ich will mit Sicherheit wissen, dass du Mein bist und ich Dein...Ich will eine Beziehung mit dir.“
Hermine brauchte einen Moment und sah in überrascht an. Konnte das sein? Hatte er das wirklich gesagt? Ja, hatte er. Ihr Gesicht entspannte sich wieder und sie lächelte Lucius an.
„Das will ich auch.“ gab sie von sich, ehe sie sich wieder küssten.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 19: Maggie im St. Mungo's
Weder Hermine noch Lucius konnten es kaum glauben, was gerade passiert war. Aber die Tatsache, das sie immer noch aneinander gekuschelt auf dem Sofa lagen und die Gegenwart des Anderen genossen, machte es ihnen dennoch klar. Keiner hatte Lust jetzt aufzustehen und während Hermine sich näher an Lucius schmiegte, schloss er sie fester in seine Arme. Irgendwann mussten sie sich trotzdem von einander lösen und gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach.
Trotzdem konnten sie kaum die Finger voneinander lassen und wenn sie gemeinsam in der Bibliothek waren, mussten sie sich wirklich konzentrieren. Das sie beide dasselbe wollten hatten einen Knoten platzen lassen und ließ die Unsicherheit verschwinden. Lucius schloss Hermine sooft wie er konnte in seine Arme und küsste sie. Schon ewig hatte er sich nicht mehr so gefühlt und er genoss es in vollen Zügen. Die Wärme, die sich in ihm ausbreitete, hätte er am liebsten für immer in sich gespeichert. Und Hermine war immer wieder aufs Neue verblüfft, das sie sich ausgerechnet bei Lucius Malfoy so sicher und geborgen fühlte.
Der Tag verging schnell und ehe sich abends die Frage stellte, wo geschlafen wurde, stand Lucius schon wartend vor Hermines Tür und klopfte an. Sie wollte gar nicht fragen, warum er nicht oben schlief, denn sie wollte nicht irgendein gefährliches Thema anschneiden. Also legten sie sich beide in Hermines Bett, kuschelten sich wieder aneinander und schliefen ohne Probleme ein. Der nächste Tag verlief nicht viel anders und auch auch Caro, Maggie und die anderen bekamen das mit. Sie lächelten Hermine verschmitzt an, fragten aber nicht weiter nach. Das würde auch noch alles kommen, das war ihr klar.
Dann kam der Montagmorgen und als das Schlagen der großen Standuhr in Hermines Schlafzimmer die Stille unterbrach, schreckte sie hoch. Nachdem sie erkannte, das es bereits neun Uhr war, schälte sie sich aus Lucius fester Umarmung und suchte hektisch nach ihren Sachen. Das sorgte dafür, das auch der blonde Mann im Bett wach wurde, sich genüsslich streckte und seiner Freundin bei ihrem Treiben zusah.
„Was ist denn los?“ fragte er nuschelnd.
„Es ist bereits neun Uhr und wenn ich nicht zu Spät kommen will, muss ich gleich los.“ erklärte Hermine, während sie vor ihrem Kleiderschrank stand.
„Wohin musst du denn?“
Jetzt drehte Hermine sich um und sah Lucius leicht verwundert an. Der hatte sich hochgezogen und lehnte nun mit seinem Rücken am Kopfteil ihres Bettes. Die Decke war dadurch nach unten gerutscht und gab seine wundervoll definiert, muskulöse Brust frei. Hermine wandte sich zur Badezimmertür.
„Maggie hat heute ihren Termin im St. Mungos. Schon vergessen?“ und dann verschwand sie hinter der Tür.
Lucius war direkt wach. Natürlich, wie konnte er das nur vergessen. Er sprintete aus dem Bett und lief in den dritten Stock. Auch er beeilte sich, machte sich fertig und kam wieder nach unten. In der Eingangshalle stand schon Hermine mit Maggie und zog ihr die Jacke an. Die Kleine war noch im Halbschlaf und rieb sich müde die Augen. Sie murmelte irgendwas unverständliches und als Hermine sich wieder erhob lehnte sie sich an ihre Seite, umschlang ihr Bein mit ihren Händen und schloss die Augen wieder. Gerade wollte Hermine gehen, als sie Lucius erblickte. Fragend sah sie ihn an und verfolgte ihn, wie er seinen Mantel schloss und nach seinem Gehstock griff.
„Glaubst du wirklich, das ich euch alleine zu diesem Termin gehen lasse? Ich werde euch begleiten.“
Damit hätte Hermine nicht gerechnet und deshalb lächelte sie ihn Dankbar an. Dann nahm sie Maggie auf die Arme, Lucius öffnete die Tür und draußen apparierte er Seit-an-Seit ins St. Mungos. Während sie sich am Empfang anmeldeten und sich danach auf den Weg zu Dean machten, schlief das kleine Sorgenkind wieder tief und fest. Im Wartezimmer angekommen setzten sie sich. Sie waren nicht die Ersten, die auf eine Behandlung warteten. Bei einigen Patienten erkannte man, das wohl ein Zauber oder ein Trank schief gegangen war, das eine Verwandlung nicht geklappt oder es Probleme beim Apparieren gegeben hatte.
Bei den anderen wiederum erkannte man äußerlich nichts, aber ein etwas älterer Mann blies, bei genauerem Hinsehen, ständig kleine, grüne Sterne durch die Nase, die in der Luft explodierten. Eine andere Frau schien sich einfach nur das Bein gebrochen zu haben. Fasziniert den älteren Mann mit den grünen Sternen. Dann ging eine Tür auf und Dean kam heraus. Hermine stand sofort auf, ging zu ihm rüber und umarmte ihn was mit Maggie auf dem Arm leicht umständlich war. Lucius kam kurz danach hinterher, aber Dean schien ihn nicht zu bemerken.
„Na, Hermine, wie geht’s dir? Und das ist also die kleine Maggie?“
„Mir geht’s soweit ganz gut und wie sieht es bei dir? Hast du immer noch viel zu tun?“
„Tante Hermine, wer ist das?“ flüsterte Maggie, aber ihre Frage ging irgendwie unter.
„Naja, wie du selbst siehst ist mein Wartezimmer voll. Keiner hätte gedacht, dass das mit dem Neubau so lange dauert, aber die ganze Umorganisation und all das hat so seine Zeit beansprucht. Trotzdem ist es...Mister Malfoy?“ Lucius stand nun dicht hinter Hermine und Maggie und fiel nun auch Dean ins Auge.
„Oh...ja. Lucius ist mit uns gekommen. Ich arbeite bei ihm.“
„Aber...aber Ginny hat mir doch erzählt, das du in dem Waisenhaus arbeitest, das vom Ministerium...“
„Ja, das tue ich auch. Malfoy Manor ist...das...Waisenhaus.“
Dean sah leicht ungläubig von ihr zu Lucius und wieder zurück. Es wurde ja damals nicht bekannt gegeben, welches Haus das Ministerium dafür benutzt hatte. Hermine wollte das jetzt nicht unbedingt hier klären, also sorgte sie für einen Themenwechsel.
„Und Maggie hier ist der Grund warum ich einen Termine wollte. Maggie, das ist Dean. Er ist ein alter Schulfreund und er wird sich jetzt ein bisschen um dich kümmern.“
„Na, du bist aber eine Hübsche.“ lächelte Dean und strich der Kleinen sanft über die Wange.
„Ich bin schon Fünf!“ strahlte Maggie ihn an.
„Tatsächlich? Magst du mit mir kommen?“ Maggie sah kurz zu Hermine und nickte dann.
Sie ließ Maggie hinunter auf den Boden, während Dean die Tür zum Behandlungszimmer öffnete und sie einließ. Hermine erklärte ihm kurz worum es genau ging und Dean folgte Maggie in den Raum. Sie würden wohl etwas warten müssen, bis er die Untersuchung abgeschlossen hatte. Also setzten sich Lucius und Hermine wieder.
„Ich wusste nicht, das es so etwas ernstes ist.“ unterbrach Lucius irgendwann flüsternd die Stille.
Als die junge Frau neben ihm keine Antwort gab, sah er zu ihr hinunter. Hermine hatte den Blick auf den Boden geheftet, knetete nervös ihre Hände und biss sich ständig auf die Unterlippe. Er sah wie angespannt sie war und es ging Lucius nicht viel besser. Aber er konnte nicht einfach hier herum sitzen, also stand er ohne etwas zu sagen auf und ging aus dem Wartezimmer. Hermine merkte davon nichts. Sie machte sich viel zu viele Gedanken und sah ständig auf die Uhr. Erst als ihr jemand eine dampfende Tasse Tee unter die Nase hielt, sah sie auf und blickte in das besorgte, aber trotzdem sanft lächelnde Gesicht von Lucius. Sie bedankte sich und trank einen Schluck. Die Wärme beruhigte sie etwas und ließ ihre Gedanken etwas ruhen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Dean endlich wieder zu ihnen hinaus und bat sie in sein Behandlungszimmer zu folgen. Dort angekommen setzten Lucius und Hermine sich auf die beiden Stühle die vor Dean's Schreibtisch standen. Maggie sah auf der Liege und spielte vergnügt mit einem verzauberten, kleinen Stoffhund, der sie immer wieder freudig ansprang und an ihr schnüffelte. Hermine blickte Dean ins Gesicht, doch der ließ nichts gutes ahnen.
„Also, ich will dich...euch...gar nicht lange auf die Folter spannen. Es gibt eine Gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute ist, das sie nichts magisches hat. Es kommt weder von einem Fluch, Zauber oder Trank, sie hat auch nicht irgendwas Gefährliches gegessen und es wird auch nicht durch ihre eigenen Kräfte hervorgehoben. Trotzdem habe ich herausgefunden, was sie hat.“
„Und das wäre?“ fragte Hermine ängstlich.
„Die schlechte Nachricht ist, das sie...einen Tumor von der Größe einer Murmel im Gehirn hat. Er ist bösartig und er liegt genau in ihrem Erinnerungszentrum. Deshalb hatte sie auch immer diese Aussetzer...“
„Was? Das....aber...“
„Ich kann das natürlich behandeln. Keine Frage, aber es gibt einen Haken.“
„Natürlich.“ murrte Lucius, wurde aber nicht beachtet.
„Einen gezielten Zauber kann ich nicht anwenden, denn die Gefahr wäre einfach viel zu hoch, für eine Fünfjährige, das ich gesunde Gewebe oder gar andere Bereiche zerstöre. Sie ist noch nicht ausgewachsen und die Folgen wären unberechenbar.“
„Aber du hast doch gesagt, das...“ unterbrach Hermine Dean nun schon verzweifelt. Lucius nahm ihre Hand um sie zu beruhigen.
„Dennoch gibt es die Möglichkeit einer Therapie. Aber wie du selber gesehen hast...wir befinden uns hier praktisch auf einer Baustelle. Für so einen Fall bin ich nicht ausgerüstet und zu der jetzigen Zeit wäre die Beschaffung der Geräte und auch die Therapie einfach unheimlich...“
„...teuer.“ beendete Hermine den Satz und Dean nickte nur.
Alles hatte sie erwartet, alles. Aber nicht das. Die Sache war noch viel Schlimmer und jetzt war sogar Maggie's Heilung nicht gesichert. Das Geld hatte sie nicht, egal wie viel es war. Sie verdiente nicht schlecht, aber es würde nicht reichen. Was sollte sie denn jetzt tun? Sie konnte die Kleine nicht ihrem Schicksal überlassen, dafür war sie ihr einfach zu sehr ans Herz gewachsen.
„Wie viel?“ unterbrach Lucius plötzlich die bedrückende Stille, zwischen den Dreien und handelte sich dadurch verwunderte Blicke ein.
„Das...das kann ich so nicht genau sagen. Ich muss mich erst mit der entsprechenden Firma in Verbindung setzten und alles zusammenrechnen. Erst dann weiß ich es bestimmt.“
„Dann tun sie es. Egal wie viel es kostet, ich bezahle es.“
„Lucius, das musst du nicht. Ich...“ Hermine glaubte ihren Ohren nicht.
„Doch! Denn ich will es so.“ seine Worte ließen keinen Widerspruch zu. „Leiten sie alles in die Wege, Mister Thomas.“
„Wie sie wünschen, Mister Malfoy. Ich setzte mich sofort mit der Firma in Verbindung und eule ihnen, sobald ich die Rechnung fertig habe. Und ich würde Maggie gerne schon heute hierbehalten. Zur Beobachtung, versteht sich.“
Hermine nickte und Lucius rief nach Silly. Die Elfe erschien sofort und während er sie damit beauftragte Sachen für Maggie zu packen und herzubringen, erklärte Hermine dem blonden Mädchen, was nun passierte. Von der Idee einmal Auswärts schlafen zu können war Maggie ganz begeistert, nur das Lucius oder Hermine nicht dabei waren, gefiel ihr nicht wirklich. Dennoch konnte sie Maggie beruhigen und als Silly ihr das gemeinsame Lieblingsmärchenbuch gab, lächelte sie zaghaft.
Hermine und Lucius verabschiedeten sich und apparierten dann zurück. Im Manor angekommen, setzte sie Caro über den aktuellen Stand in Kenntnis und schlenderte dann direkt in die Bibliothek. Lucius folgte ihr dorthin und ließ sich auf der Couch nieder. Er beobachtete, wie Hermine auf und ab ging, für kurze Zeit ein Pergament auf dem Schreibtisch überflog, kurz nach draußen in den Himmel sah und dann wieder hin und her ging.
„So schnell wird Mister Thomas nicht eulen. Also hör bitte auf damit und setzt dich hin.“
Hermine kam neben der Couch zum Stehen und sah wieder nach draußen.
„Ich kann dir das niemals zurück zahlen.“ Lucius seufzte.
„Und das musst du ja auch gar nicht. Ich habe das Geld doch sowieso. Für mich sind das doch nur Spesen und wenn ich damit nicht nur Maggie, sondern auch anderen helfen kann, ist es das mehr als Wert.“
Lucius war zu Hermine heran gerutscht, was sie erst bemerkte, als er sie zu sich auf die Couch zog. Sie war immer noch angespannt und nervös, aber sie sah auch völlig müde und erschöpft aus. Der Termin war wirklich nervenaufreibend gewesen und er wollte, das sie sich endlich beruhigte. Er schlang die Arme um ihre Taille, damit sie nicht wieder aufspringen konnte und Hermine legte ihren Kopf auf seine Schulter. Nach einigen Momenten war Hermine dann auch schon eingeschlafen.
Zwei Stunden später wurden sich durch ein lautes Klopfen am Fenster geweckt. Lucius hatte Hermine und sich auf der Couch zum Liegen gebracht, um besser schlafen zu können. Auch er konnte irgendwann die Augen nicht mehr aufhalten. Hermine war förmlich aufgesprungen, als sie erkannte von wo das Klopfen kam. Dean hatte die Rechnung geschickt, bei der ihr beinahe der Atem stehen blieb, und schrieb, das Maggie ihr Zimmer gefiel und er sie Beide grüßen solle. Lucius hatte sich die Rechnung geschnappt und ohne auch nur irgendwie die Miene zu verziehen, sich darum gekümmert, dass das Geld schnellstmöglich bei Dean ankam. Noch immer ungläubig schüttelte Hermine den Kopf.
„Wenn die Spenden nicht zu Neige gehen würden...Wie soll ich dir das nur jemals danken?“
„Naja...“ sagte Lucius mit einem schmunzeln, während er auf Hermine zuging und sie in seine Arme schloss. „...den Anfang könntest du damit machen, das du heute Nacht bei mir schläfst. Denn mein Bett ist größer als Deines.“ Hermine lächelte zaghaft zurück, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite.
„Ich geh mal eine Runde spazieren. Ich kann jetzt nicht...hier drin bleiben.“
„Aber bleib bitte nicht zu lange weg.“ antwortete Lucius bevor Hermine aus der Tür verschwunden war.
Sie nickte kurz und begab sich dann nach draußen. Der Himmel hatte sich etwas zugezogen und ein frischer Wind blies über das Land. Aber das machte ihr nichts aus, denn es war genau richtig um ihren Kopf frei zu kriegen und den sorgenvollen Gedanken ihren Lauf zu lassen. Die Bewegung würde dazu beitragen die Nervosität loszuwerden.
Lucius verblieb die ganze Zeit in der Bibliothek und sah Hermine hinterher, wie sie über seine Ländereien lief. Er konnte es verstehen, denn auch er wollte, das Maggie überlebte. Die Sonne folgte langsam ihrem Weg gen Horizont, als Hermine endlich zurückkam. Er hörte wie sie kurz in ihren Räumen verschwand, ehe sie nochmals in die Küche ging.
Er wollte sich gerade auf den Weg in den dritten Stock machen, als sie mit einer dampfenden Tasse wieder herauskam und auf die Treppen zuhielt. Lucius zog sich in den Schatten der Bibliothek zurück. Warum er das tat, wusste er nicht genau, aber er wollte sehen, was sie vorhatte. Hermine stand unschlüssig am unteren Absatz und sah nach oben.
„Ich kann doch da nicht einfach hochgehen.“ murmelte sie zu sich selber. „Beim letzten Mal war er auch nicht begeistert davon.“
Völlig vergessend, das sie jetzt seine feste Partnerin war, kam es Hermine sehr komisch vor einfach in seine Räume zu gehen. Also zögerte sie einen Moment ehe sie zurück in ihre Räume ging. Lucius unterdessen wollte gerade auf sie zugehen, als sie sich schon umgewandt hatte. Es enttäuschte ihn, das sie da immer noch solche Hemmungen und Zweifel hatte. Aber er wollte sie auch nicht zwingen, weshalb er ebenfalls diese Nacht alleine verbrachte.
Weder Hermine noch Lucius konnten es kaum glauben, was gerade passiert war. Aber die Tatsache, das sie immer noch aneinander gekuschelt auf dem Sofa lagen und die Gegenwart des Anderen genossen, machte es ihnen dennoch klar. Keiner hatte Lust jetzt aufzustehen und während Hermine sich näher an Lucius schmiegte, schloss er sie fester in seine Arme. Irgendwann mussten sie sich trotzdem von einander lösen und gingen ihren täglichen Beschäftigungen nach.
Trotzdem konnten sie kaum die Finger voneinander lassen und wenn sie gemeinsam in der Bibliothek waren, mussten sie sich wirklich konzentrieren. Das sie beide dasselbe wollten hatten einen Knoten platzen lassen und ließ die Unsicherheit verschwinden. Lucius schloss Hermine sooft wie er konnte in seine Arme und küsste sie. Schon ewig hatte er sich nicht mehr so gefühlt und er genoss es in vollen Zügen. Die Wärme, die sich in ihm ausbreitete, hätte er am liebsten für immer in sich gespeichert. Und Hermine war immer wieder aufs Neue verblüfft, das sie sich ausgerechnet bei Lucius Malfoy so sicher und geborgen fühlte.
Der Tag verging schnell und ehe sich abends die Frage stellte, wo geschlafen wurde, stand Lucius schon wartend vor Hermines Tür und klopfte an. Sie wollte gar nicht fragen, warum er nicht oben schlief, denn sie wollte nicht irgendein gefährliches Thema anschneiden. Also legten sie sich beide in Hermines Bett, kuschelten sich wieder aneinander und schliefen ohne Probleme ein. Der nächste Tag verlief nicht viel anders und auch auch Caro, Maggie und die anderen bekamen das mit. Sie lächelten Hermine verschmitzt an, fragten aber nicht weiter nach. Das würde auch noch alles kommen, das war ihr klar.
Dann kam der Montagmorgen und als das Schlagen der großen Standuhr in Hermines Schlafzimmer die Stille unterbrach, schreckte sie hoch. Nachdem sie erkannte, das es bereits neun Uhr war, schälte sie sich aus Lucius fester Umarmung und suchte hektisch nach ihren Sachen. Das sorgte dafür, das auch der blonde Mann im Bett wach wurde, sich genüsslich streckte und seiner Freundin bei ihrem Treiben zusah.
„Was ist denn los?“ fragte er nuschelnd.
„Es ist bereits neun Uhr und wenn ich nicht zu Spät kommen will, muss ich gleich los.“ erklärte Hermine, während sie vor ihrem Kleiderschrank stand.
„Wohin musst du denn?“
Jetzt drehte Hermine sich um und sah Lucius leicht verwundert an. Der hatte sich hochgezogen und lehnte nun mit seinem Rücken am Kopfteil ihres Bettes. Die Decke war dadurch nach unten gerutscht und gab seine wundervoll definiert, muskulöse Brust frei. Hermine wandte sich zur Badezimmertür.
„Maggie hat heute ihren Termin im St. Mungos. Schon vergessen?“ und dann verschwand sie hinter der Tür.
Lucius war direkt wach. Natürlich, wie konnte er das nur vergessen. Er sprintete aus dem Bett und lief in den dritten Stock. Auch er beeilte sich, machte sich fertig und kam wieder nach unten. In der Eingangshalle stand schon Hermine mit Maggie und zog ihr die Jacke an. Die Kleine war noch im Halbschlaf und rieb sich müde die Augen. Sie murmelte irgendwas unverständliches und als Hermine sich wieder erhob lehnte sie sich an ihre Seite, umschlang ihr Bein mit ihren Händen und schloss die Augen wieder. Gerade wollte Hermine gehen, als sie Lucius erblickte. Fragend sah sie ihn an und verfolgte ihn, wie er seinen Mantel schloss und nach seinem Gehstock griff.
„Glaubst du wirklich, das ich euch alleine zu diesem Termin gehen lasse? Ich werde euch begleiten.“
Damit hätte Hermine nicht gerechnet und deshalb lächelte sie ihn Dankbar an. Dann nahm sie Maggie auf die Arme, Lucius öffnete die Tür und draußen apparierte er Seit-an-Seit ins St. Mungos. Während sie sich am Empfang anmeldeten und sich danach auf den Weg zu Dean machten, schlief das kleine Sorgenkind wieder tief und fest. Im Wartezimmer angekommen setzten sie sich. Sie waren nicht die Ersten, die auf eine Behandlung warteten. Bei einigen Patienten erkannte man, das wohl ein Zauber oder ein Trank schief gegangen war, das eine Verwandlung nicht geklappt oder es Probleme beim Apparieren gegeben hatte.
Bei den anderen wiederum erkannte man äußerlich nichts, aber ein etwas älterer Mann blies, bei genauerem Hinsehen, ständig kleine, grüne Sterne durch die Nase, die in der Luft explodierten. Eine andere Frau schien sich einfach nur das Bein gebrochen zu haben. Fasziniert den älteren Mann mit den grünen Sternen. Dann ging eine Tür auf und Dean kam heraus. Hermine stand sofort auf, ging zu ihm rüber und umarmte ihn was mit Maggie auf dem Arm leicht umständlich war. Lucius kam kurz danach hinterher, aber Dean schien ihn nicht zu bemerken.
„Na, Hermine, wie geht’s dir? Und das ist also die kleine Maggie?“
„Mir geht’s soweit ganz gut und wie sieht es bei dir? Hast du immer noch viel zu tun?“
„Tante Hermine, wer ist das?“ flüsterte Maggie, aber ihre Frage ging irgendwie unter.
„Naja, wie du selbst siehst ist mein Wartezimmer voll. Keiner hätte gedacht, dass das mit dem Neubau so lange dauert, aber die ganze Umorganisation und all das hat so seine Zeit beansprucht. Trotzdem ist es...Mister Malfoy?“ Lucius stand nun dicht hinter Hermine und Maggie und fiel nun auch Dean ins Auge.
„Oh...ja. Lucius ist mit uns gekommen. Ich arbeite bei ihm.“
„Aber...aber Ginny hat mir doch erzählt, das du in dem Waisenhaus arbeitest, das vom Ministerium...“
„Ja, das tue ich auch. Malfoy Manor ist...das...Waisenhaus.“
Dean sah leicht ungläubig von ihr zu Lucius und wieder zurück. Es wurde ja damals nicht bekannt gegeben, welches Haus das Ministerium dafür benutzt hatte. Hermine wollte das jetzt nicht unbedingt hier klären, also sorgte sie für einen Themenwechsel.
„Und Maggie hier ist der Grund warum ich einen Termine wollte. Maggie, das ist Dean. Er ist ein alter Schulfreund und er wird sich jetzt ein bisschen um dich kümmern.“
„Na, du bist aber eine Hübsche.“ lächelte Dean und strich der Kleinen sanft über die Wange.
„Ich bin schon Fünf!“ strahlte Maggie ihn an.
„Tatsächlich? Magst du mit mir kommen?“ Maggie sah kurz zu Hermine und nickte dann.
Sie ließ Maggie hinunter auf den Boden, während Dean die Tür zum Behandlungszimmer öffnete und sie einließ. Hermine erklärte ihm kurz worum es genau ging und Dean folgte Maggie in den Raum. Sie würden wohl etwas warten müssen, bis er die Untersuchung abgeschlossen hatte. Also setzten sich Lucius und Hermine wieder.
„Ich wusste nicht, das es so etwas ernstes ist.“ unterbrach Lucius irgendwann flüsternd die Stille.
Als die junge Frau neben ihm keine Antwort gab, sah er zu ihr hinunter. Hermine hatte den Blick auf den Boden geheftet, knetete nervös ihre Hände und biss sich ständig auf die Unterlippe. Er sah wie angespannt sie war und es ging Lucius nicht viel besser. Aber er konnte nicht einfach hier herum sitzen, also stand er ohne etwas zu sagen auf und ging aus dem Wartezimmer. Hermine merkte davon nichts. Sie machte sich viel zu viele Gedanken und sah ständig auf die Uhr. Erst als ihr jemand eine dampfende Tasse Tee unter die Nase hielt, sah sie auf und blickte in das besorgte, aber trotzdem sanft lächelnde Gesicht von Lucius. Sie bedankte sich und trank einen Schluck. Die Wärme beruhigte sie etwas und ließ ihre Gedanken etwas ruhen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam Dean endlich wieder zu ihnen hinaus und bat sie in sein Behandlungszimmer zu folgen. Dort angekommen setzten Lucius und Hermine sich auf die beiden Stühle die vor Dean's Schreibtisch standen. Maggie sah auf der Liege und spielte vergnügt mit einem verzauberten, kleinen Stoffhund, der sie immer wieder freudig ansprang und an ihr schnüffelte. Hermine blickte Dean ins Gesicht, doch der ließ nichts gutes ahnen.
„Also, ich will dich...euch...gar nicht lange auf die Folter spannen. Es gibt eine Gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute ist, das sie nichts magisches hat. Es kommt weder von einem Fluch, Zauber oder Trank, sie hat auch nicht irgendwas Gefährliches gegessen und es wird auch nicht durch ihre eigenen Kräfte hervorgehoben. Trotzdem habe ich herausgefunden, was sie hat.“
„Und das wäre?“ fragte Hermine ängstlich.
„Die schlechte Nachricht ist, das sie...einen Tumor von der Größe einer Murmel im Gehirn hat. Er ist bösartig und er liegt genau in ihrem Erinnerungszentrum. Deshalb hatte sie auch immer diese Aussetzer...“
„Was? Das....aber...“
„Ich kann das natürlich behandeln. Keine Frage, aber es gibt einen Haken.“
„Natürlich.“ murrte Lucius, wurde aber nicht beachtet.
„Einen gezielten Zauber kann ich nicht anwenden, denn die Gefahr wäre einfach viel zu hoch, für eine Fünfjährige, das ich gesunde Gewebe oder gar andere Bereiche zerstöre. Sie ist noch nicht ausgewachsen und die Folgen wären unberechenbar.“
„Aber du hast doch gesagt, das...“ unterbrach Hermine Dean nun schon verzweifelt. Lucius nahm ihre Hand um sie zu beruhigen.
„Dennoch gibt es die Möglichkeit einer Therapie. Aber wie du selber gesehen hast...wir befinden uns hier praktisch auf einer Baustelle. Für so einen Fall bin ich nicht ausgerüstet und zu der jetzigen Zeit wäre die Beschaffung der Geräte und auch die Therapie einfach unheimlich...“
„...teuer.“ beendete Hermine den Satz und Dean nickte nur.
Alles hatte sie erwartet, alles. Aber nicht das. Die Sache war noch viel Schlimmer und jetzt war sogar Maggie's Heilung nicht gesichert. Das Geld hatte sie nicht, egal wie viel es war. Sie verdiente nicht schlecht, aber es würde nicht reichen. Was sollte sie denn jetzt tun? Sie konnte die Kleine nicht ihrem Schicksal überlassen, dafür war sie ihr einfach zu sehr ans Herz gewachsen.
„Wie viel?“ unterbrach Lucius plötzlich die bedrückende Stille, zwischen den Dreien und handelte sich dadurch verwunderte Blicke ein.
„Das...das kann ich so nicht genau sagen. Ich muss mich erst mit der entsprechenden Firma in Verbindung setzten und alles zusammenrechnen. Erst dann weiß ich es bestimmt.“
„Dann tun sie es. Egal wie viel es kostet, ich bezahle es.“
„Lucius, das musst du nicht. Ich...“ Hermine glaubte ihren Ohren nicht.
„Doch! Denn ich will es so.“ seine Worte ließen keinen Widerspruch zu. „Leiten sie alles in die Wege, Mister Thomas.“
„Wie sie wünschen, Mister Malfoy. Ich setzte mich sofort mit der Firma in Verbindung und eule ihnen, sobald ich die Rechnung fertig habe. Und ich würde Maggie gerne schon heute hierbehalten. Zur Beobachtung, versteht sich.“
Hermine nickte und Lucius rief nach Silly. Die Elfe erschien sofort und während er sie damit beauftragte Sachen für Maggie zu packen und herzubringen, erklärte Hermine dem blonden Mädchen, was nun passierte. Von der Idee einmal Auswärts schlafen zu können war Maggie ganz begeistert, nur das Lucius oder Hermine nicht dabei waren, gefiel ihr nicht wirklich. Dennoch konnte sie Maggie beruhigen und als Silly ihr das gemeinsame Lieblingsmärchenbuch gab, lächelte sie zaghaft.
Hermine und Lucius verabschiedeten sich und apparierten dann zurück. Im Manor angekommen, setzte sie Caro über den aktuellen Stand in Kenntnis und schlenderte dann direkt in die Bibliothek. Lucius folgte ihr dorthin und ließ sich auf der Couch nieder. Er beobachtete, wie Hermine auf und ab ging, für kurze Zeit ein Pergament auf dem Schreibtisch überflog, kurz nach draußen in den Himmel sah und dann wieder hin und her ging.
„So schnell wird Mister Thomas nicht eulen. Also hör bitte auf damit und setzt dich hin.“
Hermine kam neben der Couch zum Stehen und sah wieder nach draußen.
„Ich kann dir das niemals zurück zahlen.“ Lucius seufzte.
„Und das musst du ja auch gar nicht. Ich habe das Geld doch sowieso. Für mich sind das doch nur Spesen und wenn ich damit nicht nur Maggie, sondern auch anderen helfen kann, ist es das mehr als Wert.“
Lucius war zu Hermine heran gerutscht, was sie erst bemerkte, als er sie zu sich auf die Couch zog. Sie war immer noch angespannt und nervös, aber sie sah auch völlig müde und erschöpft aus. Der Termin war wirklich nervenaufreibend gewesen und er wollte, das sie sich endlich beruhigte. Er schlang die Arme um ihre Taille, damit sie nicht wieder aufspringen konnte und Hermine legte ihren Kopf auf seine Schulter. Nach einigen Momenten war Hermine dann auch schon eingeschlafen.
Zwei Stunden später wurden sich durch ein lautes Klopfen am Fenster geweckt. Lucius hatte Hermine und sich auf der Couch zum Liegen gebracht, um besser schlafen zu können. Auch er konnte irgendwann die Augen nicht mehr aufhalten. Hermine war förmlich aufgesprungen, als sie erkannte von wo das Klopfen kam. Dean hatte die Rechnung geschickt, bei der ihr beinahe der Atem stehen blieb, und schrieb, das Maggie ihr Zimmer gefiel und er sie Beide grüßen solle. Lucius hatte sich die Rechnung geschnappt und ohne auch nur irgendwie die Miene zu verziehen, sich darum gekümmert, dass das Geld schnellstmöglich bei Dean ankam. Noch immer ungläubig schüttelte Hermine den Kopf.
„Wenn die Spenden nicht zu Neige gehen würden...Wie soll ich dir das nur jemals danken?“
„Naja...“ sagte Lucius mit einem schmunzeln, während er auf Hermine zuging und sie in seine Arme schloss. „...den Anfang könntest du damit machen, das du heute Nacht bei mir schläfst. Denn mein Bett ist größer als Deines.“ Hermine lächelte zaghaft zurück, ehe sie sich aus seiner Umarmung befreite.
„Ich geh mal eine Runde spazieren. Ich kann jetzt nicht...hier drin bleiben.“
„Aber bleib bitte nicht zu lange weg.“ antwortete Lucius bevor Hermine aus der Tür verschwunden war.
Sie nickte kurz und begab sich dann nach draußen. Der Himmel hatte sich etwas zugezogen und ein frischer Wind blies über das Land. Aber das machte ihr nichts aus, denn es war genau richtig um ihren Kopf frei zu kriegen und den sorgenvollen Gedanken ihren Lauf zu lassen. Die Bewegung würde dazu beitragen die Nervosität loszuwerden.
Lucius verblieb die ganze Zeit in der Bibliothek und sah Hermine hinterher, wie sie über seine Ländereien lief. Er konnte es verstehen, denn auch er wollte, das Maggie überlebte. Die Sonne folgte langsam ihrem Weg gen Horizont, als Hermine endlich zurückkam. Er hörte wie sie kurz in ihren Räumen verschwand, ehe sie nochmals in die Küche ging.
Er wollte sich gerade auf den Weg in den dritten Stock machen, als sie mit einer dampfenden Tasse wieder herauskam und auf die Treppen zuhielt. Lucius zog sich in den Schatten der Bibliothek zurück. Warum er das tat, wusste er nicht genau, aber er wollte sehen, was sie vorhatte. Hermine stand unschlüssig am unteren Absatz und sah nach oben.
„Ich kann doch da nicht einfach hochgehen.“ murmelte sie zu sich selber. „Beim letzten Mal war er auch nicht begeistert davon.“
Völlig vergessend, das sie jetzt seine feste Partnerin war, kam es Hermine sehr komisch vor einfach in seine Räume zu gehen. Also zögerte sie einen Moment ehe sie zurück in ihre Räume ging. Lucius unterdessen wollte gerade auf sie zugehen, als sie sich schon umgewandt hatte. Es enttäuschte ihn, das sie da immer noch solche Hemmungen und Zweifel hatte. Aber er wollte sie auch nicht zwingen, weshalb er ebenfalls diese Nacht alleine verbrachte.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 20: Langes Warten
In dieser Nacht hatten Beide nicht gut geschlafen. Während Hermine in der Küche saß und ihren Kaffee trank, war sie völlig in Gedanken. Die Sache mit Maggie war noch lange nicht überstanden, aber bei Dean befand sie sich in guten Händen. Sie hatte ihm gestern doch noch zurück geschrieben und er hatte versprochen sich zu melden, sobald sie Geräte aufgebaut sind und er die erste Behandlung gemacht hatte. Sie hoffte, das er sich bald melden würde. Sie wollte Maggie so schnell wie möglich wiedersehen.
Das Zweite, was sie beschäftigte, war die Sache mit Lucius. In dieser Nacht ohne ihn hatte sie sich sehr einsam gefühlt und es gleich bereut doch nicht zu ihm hochgegangen zu sein. Und sie ärgerte sich auch darüber nicht den Mut dazu zu haben. Denn selbst jetzt, in diesem Moment, spielte sie immer noch mit dem Gedanken einfach zu ihm zu gehen. Aber es war einfach so ungewohnt für sie. Hoffentlich würde sie sich bald daran gewöhnen.
Völlig in ihren Gedanken bemerkte sie nicht den blonden Mann, der die Küche betrat, sie kurz musterte, sich ebenfalls eine Tasse Kaffee nahm und sich zu ihr setzte. Zart berührte er sie am Arm was sie hochfahren ließ.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ sagte Lucius und lächelte sanft.
„Nein, nein, hast du nicht. Ich habe nur nachgedacht.“ Hermine lehnte sich an Lucius Seite und er legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Maggie?“
„Ja. Hoffentlich kann Dean ihr helfen und sie wird wieder gesund. Ich habe ihm gestern noch geschrieben und er will sich melden, sobald es etwas neues gibt. Ich habe so schlecht geschlafen.“
„Ich auch. Denn ich habe auf dich gewartet.“
„Es...es tut mir leid! Ich wollte nicht...“
„Das muss dir nicht leidtun, Hermine. Ich kann verstehen, wenn das alles noch etwas...neu für dich ist. Aber jetzt wo wir in einer festen Beziehung sind, musst du mich nicht um Erlaubnis fragen oder darauf warten, dass ich etwas sage. Aber nur um nochmal ganz sicher zu gehen: Hiermit erteile ich dir ein...vierundzwanzig Stunden-täglich-Ticket für meine privaten Räume, in Ordnung? Ich schlafe nachts nämlich nur ungern alleine, jetzt wo du Meins bist.“
Jetzt musste Hermine doch lachen und drehte ihren Kopf zu ihm hoch, um ihn ansehen zu können. Lucius bedachte sie mit einem amüsierten Blick und küsste kurz ihre Stirn, ehe sie nicken konnte. Ein Klopfen ließ sie sich wieder umwenden. Hermine erkannte Dean's Eule und sie öffnete schnell das Fenster, um sie einzulassen. Eilig wurde der Brief von dem Bein des Vogels gelöst und mit einem Eulenkeks machte der sich wieder davon. Hermine setzte sich wieder neben Lucius, damit er mitlesen konnte.
Hallo liebe Hermine!
Ich habe dir ja versprochen mich zu melden und das tue ich jetzt.
Ich hoffe, du bist nicht ganz umgekommen vor Sorge. Ich kann dir versichern, das es Maggie sehr gut geht.
Die Schwestern sind alle schon total vernarrt in sie und es mussten ihr schon Drei euer Lieblingsmärchen vorlesen.
Heute früh sind die Geräte gekommen und wurden direkt aufgebaut. Richte Mister Malfoy bitte nochmals meinen Dank aus.
Ich habe auch eben schon die erste Sitzung mit Maggie gemacht und sie war sehr tapfer und hat still gehalten. Es ist alles gut gelaufen.
Die Therapie schlägt gut bei ihr an und nach den ersten Einschätzungen stehen ihre Chancen sehr gut.
Ich kann nicht genau sagen, wie lange es dauern wird. Das muss sich erst noch zeigen.
Deshalb bitte ich euch, sie zunächst nicht besuchen zu kommen. Das würde den Gemütszustand beeinflussen und für den Anfang wäre das nicht so gut.
Aber ich tue mein Möglichstes und gebe dir natürlich sofort Bescheid, wenn sich etwas ändert.
Mach dir bitte nicht zu viele Sorgen und von Maggie soll ich euch ausrichten,
dass sie euch zwei sehr lieb hat und das sie euch vermisst!
Liebe Grüße,
Dean
„Na, siehst du? Das wird schon. Und du sollst dich nicht verrückt machen. Ärztliche Anweisung!“ scherzte Lucius und zeigte mit seinem Finger auf die entsprechende Stelle. Hermine schlug ihm dafür gespielt beleidigt auf den Arm, bevor sie sich küssten. Beide waren erleichtert, denn diese Nachricht war doch durchaus positiv. Es würde schon alles gut werden. Da war sich Hermine jetzt sicher.
In den nächsten neun Tagen schrieb Dean regelmäßig um Hermine und Lucius auf dem Laufenden zu halten. Es entwickelte sich alles wie gewünscht und Maggie machte gut mit. Doch sie vermisste ihre Tante und ihren Onkel sehr und fragte immer nach, wann sie sie denn mal besuchen kommen konnten. Dass das Hermine fast das Herz zerriss, spürte Lucius jedes Mal, wenn sie den Brief zusammen lasen. Auch er trotz allem angespannt, denn er konnte und wollte Hermine nicht so leiden sehen. Wenigstens schliefen sie nachts wieder zusammen in einem Zimmer, mal bei ihr und mal beim ihm. Immer abwechselnd, aber Hauptsache zusammen.
Irgendwann in der Zeit ließ es sich natürlich nicht vermeiden, das Hermine von Caro nach dem aktuellen Stand zwischen ihr und Lucius gefragt wurde. Der befand sich in einem Geschäftsgespräch, das etwas länger zu dauern schien. Also konnten sie sich in Ruhe in der Bibliothek unterhalten. Caro und Hermine verband mittlerweile eine enge Freundschaft, worüber sie sich beide freuten. Und sie wussten, das ihre Geheimnisse bei der jeweils anderen gut aufgehoben waren.
„Also seid ihr jetzt zusammen? Ich meine, so richtig zusammen?“ frage Caro fast ungläubig, nachdem sie Hermines Ausführung gelauscht hatte.
„Ja, das sind wir.“
„Aber...nachdem was er dir angetan hat...deine Narbe! Ich...ich weiß nicht, ob ich das könnte.“
„Das habe ich am Anfang auch gedacht. Glaub mir, ich war total verwirrt. Und dann habe ich seine Erinnerungen gesehen. All die Jahre dachte ich, ich würde ihn kennen. Die Art von Mensch, die er vorgibt zu sein. Aber das war nur ein Bruchteil, ein schmales Stück vom ganzen Kuchen. Heute kann ich ihn verstehen und ihm irgendwo auch verzeihen, weil ich seine Beweggründe kenne. Natürlich werde ich es niemals vergessen und es wird mich...uns...immer begleiten. Trotzdem habe ich damit abgeschlossen. Lucius hat sich sogar bei mir entschuldigt! Etwas womit ich im Leben nicht gerechnet hätte. Aber wir haben es geklärt und uns geht es gut.“
„Ich freue mich für dich, echt! Du siehst nämlich in seiner Nähe ziemlich glücklich aus und er scheint auch besser gelaunt zu sein.“ beide Frauen lachten bei dieser Bemerkung, bis Caro ein Thema anschnitt, das Hermine völlig vergessen hatte.
„Aber sag mal, ist er nicht verheiratet oder hat er sich scheiden lassen?“
Plötzlich gefror das Lächeln in Hermines Gesicht. Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Vor dem Gesetz und auch in der Öffentlichkeit, in seiner gesellschaftlichen Klasse wurde immer noch dieses Bild gewahrt. Aber wo war dann ihr Platz? Diese Frage stellte sie sich unweigerlich. Dennoch war es noch nicht an der Zeit darüber zu reden. Und irgendwann würde es sich sowieso nicht mehr vermeiden lassen.
„Nein, er ist immer noch verheiratet. Aber Narzissa hat selber einen neuen Mann, soweit er weiß. Und im Moment mache ich mir auch ganz andere Gedanken.“ weichte sie aus, was Caro sofort richtig verstand und damit hatte sich das Thema auch erledigt.
Als Dean's Brief am nächsten Tag ankam, machten Hermine und Lucius sich direkt auf den Weg in St. Mungos. Er hatte sie darum gebeten vorbeizukommen und sich nichts weiteres vorzunehmen. Sie ließen keine Sekunde verstreichen und apparierten dorthin. Das Wartezimmer war voller als beim letzten Mal und kaum das sie da waren, zogen sie alle Blicke auf sich. Aber Dean wartete schon und nahm sie gleich mit in sein Behandlungszimmer.
Maggie war auch da und sie viel Hermine und Lucius stürmisch in die Arme. Nachdem Dean sie dann wieder alleine ließ um sich um weitere Patienten zu kümmern, folgte eine halbstündige Erzählarie von Maggie, in der sie von allem berichtete was sie erlebt hatte. Sie holte kaum Luft und ihr Augen strahlten voller Begeisterung. Damit bracht die Kleine Hermine und Lucius oft zum lachen. Und sie erzählte auch von den Behandlungen und das sie am Anfang ein bisschen angst hatte, aber Dean wäre ja so lieb zu ihr gewesen und deshalb war auch sie ganz tapfer. Dann wurde noch eine ausgiebige Runde gekuschelt, bis Dean dann wieder zurückkam.
„Also, wie ihr nun selber gesehen habt, geht es Maggie hier sehr gut. Es hat sich alles so entwickelt wie ich es gehofft habe. Wir konnten die Streuung komplett herausziehen und auch der Tumor hat sich auf Kirschkerngröße zurück gebildet. Heute steht die letzte, große Behandlung an und da ich diese, um den restlichen Tumor vollständig entfernen zu können, mit einem gezielten Zauber koppeln muss, wird Maggie in Narkose versetzt. Das wird also ein paar Stunden dauern und ich dachte mir, das ihr gerne hier sein wollt.“
„Aber hast du nicht gesagt, das ein gezielter Zauber zu gefährlich wäre?“ warf Hermine ein.
„Ich weiß, dass ich das gesagt habe. Aber in Verbindung mit der Behandlung und dadurch das Maggie schläft, ist es einfacher und sicherer. Außerdem ist es ein etwas anderer Zauber, als der, den ich letzte Woche gemeint habe. Also wieder ein ganz anderes Verfahren.“
„Und warum haben sie das nicht schon von Anfang an so gemacht?“ kam es etwas unverständlich von Lucius, was Dean unruhig werden ließ.
„Das hätte ich natürlich tun können, aber dann hätten wir trotzdem noch extra Sitzungen wegen der Streuung und der Schäden die der Tumor verursacht hat, machen müssen. Und das wäre im Endeffekt auf das gleiche herausgekommen“ Bevor Lucius noch etwas sagen konnte, unterbrach ihn die junge Frau neben ihm.
„Und du willst gleich damit beginnen?“ fragte Hermine leicht nervös.
„So schnell wie möglich, ja.“
„Dann tun sie es. Wie werden bleiben und warten.“ kam es bestimmend von Lucius.
„Aber ich dachte, du hättest noch einen Termin?“ verwirrt sah Hermine Lucius an.
„Den verschiebe ich. Der ist noch lange nicht so wichtig wie Maggie und erst recht lasse ich dich hier nicht alleine so lange warten.“
Dankbar sah Hermine den alten Malfoy an. Alleine hätte sie das auch nicht ausgehalten. So sprachen sie noch kurz mit Maggie und während sie vorbereitet wurde, gingen Hermine und Lucius zurück in das Wartezimmer.
Sie mussten bis zum späten Nachmittag warten, was Hermine fast wahnsinnig machte. Von den fremden Leuten um sie herum bekam sie und auch Lucius nichts mit. Hermine schaffte es kaum ruhig sitzen zu bleiben und die Wand vor sich anzustarren. Lucius ergriff immer wieder ihre Hand, um sie zu beruhigen aber es brachte nicht viel. Nach wenigen Minuten stand sie wieder auf und ging hin und her. Lucius machte sich irgendwann wieder auf den Weg um Tee zu besorgen und als er wieder zurückkam, stand Hermine am Fenster und sah hinaus.
Sie hatte ihre Arme um sich selbst gewickelt und ihren Blick gedankenverloren in die Ferne gerichtet. Lucius trat dich hinter sie, stellte die beiden Tassen auf dem Fenstersims ab und schlang seine Arme um sie. Hermine lehnte sich an ihn und bette ihren Kopf auf seiner Brust. Während Lucius ihr flüsternd beruhigende Worte zusprach, schloss Hermine die Augen und betete, das alles klappen würde.
Jedoch bekamen Beide nicht mit wie die Leute um sie herum Hermine und Lucius erkannten, sie genau beäugten und zu tuscheln begannen. Ihnen war das Bild, das sie abgaben nicht im geringsten bewusst, aber das war auch nicht wichtig. Sie tranken in Ruhe ihren Tee aus, gingen zu ihren Plätzen zurück und setzten sich wieder. Lucius ließ seinen Arm um ihre Schulter und irgendwann schlummerte Hermine, mit ihrem Kopf an ihn gelehnt, ein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich Dean und berichtete ihnen vom Verlauf. Es hatte alles geklappt, der Tumor war vollständig entfernt und es bestand keine Gefahr mehr für Maggie. Sie war geheilt. Hermine und Lucius fielen sich überglücklich in die Arme und auch Dean wurde stürmisch von seiner alten Schulfreundin umarmt. Lucius andererseits reichte ihm höflich die Hand, was Dean wohl schon genug verwunderte.
Natürlich wollte Hermine sofort zu ihr und Dean erlaubte es ihnen. Maggie wurde bereits wieder wach und hatte auch schon nach ihnen gefragt. Um das kleine Mädchen aber nicht zu überfordern durften sie nur einzeln und für wenige Minuten zu ihr. Bevor Hermine Dean folgte drehte sie sich nochmal zu Lucius um und küsste ihn. Einfach so, was er sofort erwiderte. Um sie herum wurde es schlagartig still, was ihnen aber auch vollkommen entging.
Maggie konnte kaum ihre Augen aufhalten, aber sobald sie Tante und Onkel sah lächelte sie. Das blonde Mädchen fragte sofort, ob es wieder nach Hause konnte. Jedoch wollte Dean sie noch ein paar Tage dabehalten, um wirklich alles ausschließen zu können.
Aber eins war für alle klar. Maggie würde es gut gehen.
In dieser Nacht hatten Beide nicht gut geschlafen. Während Hermine in der Küche saß und ihren Kaffee trank, war sie völlig in Gedanken. Die Sache mit Maggie war noch lange nicht überstanden, aber bei Dean befand sie sich in guten Händen. Sie hatte ihm gestern doch noch zurück geschrieben und er hatte versprochen sich zu melden, sobald sie Geräte aufgebaut sind und er die erste Behandlung gemacht hatte. Sie hoffte, das er sich bald melden würde. Sie wollte Maggie so schnell wie möglich wiedersehen.
Das Zweite, was sie beschäftigte, war die Sache mit Lucius. In dieser Nacht ohne ihn hatte sie sich sehr einsam gefühlt und es gleich bereut doch nicht zu ihm hochgegangen zu sein. Und sie ärgerte sich auch darüber nicht den Mut dazu zu haben. Denn selbst jetzt, in diesem Moment, spielte sie immer noch mit dem Gedanken einfach zu ihm zu gehen. Aber es war einfach so ungewohnt für sie. Hoffentlich würde sie sich bald daran gewöhnen.
Völlig in ihren Gedanken bemerkte sie nicht den blonden Mann, der die Küche betrat, sie kurz musterte, sich ebenfalls eine Tasse Kaffee nahm und sich zu ihr setzte. Zart berührte er sie am Arm was sie hochfahren ließ.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.“ sagte Lucius und lächelte sanft.
„Nein, nein, hast du nicht. Ich habe nur nachgedacht.“ Hermine lehnte sich an Lucius Seite und er legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Maggie?“
„Ja. Hoffentlich kann Dean ihr helfen und sie wird wieder gesund. Ich habe ihm gestern noch geschrieben und er will sich melden, sobald es etwas neues gibt. Ich habe so schlecht geschlafen.“
„Ich auch. Denn ich habe auf dich gewartet.“
„Es...es tut mir leid! Ich wollte nicht...“
„Das muss dir nicht leidtun, Hermine. Ich kann verstehen, wenn das alles noch etwas...neu für dich ist. Aber jetzt wo wir in einer festen Beziehung sind, musst du mich nicht um Erlaubnis fragen oder darauf warten, dass ich etwas sage. Aber nur um nochmal ganz sicher zu gehen: Hiermit erteile ich dir ein...vierundzwanzig Stunden-täglich-Ticket für meine privaten Räume, in Ordnung? Ich schlafe nachts nämlich nur ungern alleine, jetzt wo du Meins bist.“
Jetzt musste Hermine doch lachen und drehte ihren Kopf zu ihm hoch, um ihn ansehen zu können. Lucius bedachte sie mit einem amüsierten Blick und küsste kurz ihre Stirn, ehe sie nicken konnte. Ein Klopfen ließ sie sich wieder umwenden. Hermine erkannte Dean's Eule und sie öffnete schnell das Fenster, um sie einzulassen. Eilig wurde der Brief von dem Bein des Vogels gelöst und mit einem Eulenkeks machte der sich wieder davon. Hermine setzte sich wieder neben Lucius, damit er mitlesen konnte.
Hallo liebe Hermine!
Ich habe dir ja versprochen mich zu melden und das tue ich jetzt.
Ich hoffe, du bist nicht ganz umgekommen vor Sorge. Ich kann dir versichern, das es Maggie sehr gut geht.
Die Schwestern sind alle schon total vernarrt in sie und es mussten ihr schon Drei euer Lieblingsmärchen vorlesen.
Heute früh sind die Geräte gekommen und wurden direkt aufgebaut. Richte Mister Malfoy bitte nochmals meinen Dank aus.
Ich habe auch eben schon die erste Sitzung mit Maggie gemacht und sie war sehr tapfer und hat still gehalten. Es ist alles gut gelaufen.
Die Therapie schlägt gut bei ihr an und nach den ersten Einschätzungen stehen ihre Chancen sehr gut.
Ich kann nicht genau sagen, wie lange es dauern wird. Das muss sich erst noch zeigen.
Deshalb bitte ich euch, sie zunächst nicht besuchen zu kommen. Das würde den Gemütszustand beeinflussen und für den Anfang wäre das nicht so gut.
Aber ich tue mein Möglichstes und gebe dir natürlich sofort Bescheid, wenn sich etwas ändert.
Mach dir bitte nicht zu viele Sorgen und von Maggie soll ich euch ausrichten,
dass sie euch zwei sehr lieb hat und das sie euch vermisst!
Liebe Grüße,
Dean
„Na, siehst du? Das wird schon. Und du sollst dich nicht verrückt machen. Ärztliche Anweisung!“ scherzte Lucius und zeigte mit seinem Finger auf die entsprechende Stelle. Hermine schlug ihm dafür gespielt beleidigt auf den Arm, bevor sie sich küssten. Beide waren erleichtert, denn diese Nachricht war doch durchaus positiv. Es würde schon alles gut werden. Da war sich Hermine jetzt sicher.
In den nächsten neun Tagen schrieb Dean regelmäßig um Hermine und Lucius auf dem Laufenden zu halten. Es entwickelte sich alles wie gewünscht und Maggie machte gut mit. Doch sie vermisste ihre Tante und ihren Onkel sehr und fragte immer nach, wann sie sie denn mal besuchen kommen konnten. Dass das Hermine fast das Herz zerriss, spürte Lucius jedes Mal, wenn sie den Brief zusammen lasen. Auch er trotz allem angespannt, denn er konnte und wollte Hermine nicht so leiden sehen. Wenigstens schliefen sie nachts wieder zusammen in einem Zimmer, mal bei ihr und mal beim ihm. Immer abwechselnd, aber Hauptsache zusammen.
Irgendwann in der Zeit ließ es sich natürlich nicht vermeiden, das Hermine von Caro nach dem aktuellen Stand zwischen ihr und Lucius gefragt wurde. Der befand sich in einem Geschäftsgespräch, das etwas länger zu dauern schien. Also konnten sie sich in Ruhe in der Bibliothek unterhalten. Caro und Hermine verband mittlerweile eine enge Freundschaft, worüber sie sich beide freuten. Und sie wussten, das ihre Geheimnisse bei der jeweils anderen gut aufgehoben waren.
„Also seid ihr jetzt zusammen? Ich meine, so richtig zusammen?“ frage Caro fast ungläubig, nachdem sie Hermines Ausführung gelauscht hatte.
„Ja, das sind wir.“
„Aber...nachdem was er dir angetan hat...deine Narbe! Ich...ich weiß nicht, ob ich das könnte.“
„Das habe ich am Anfang auch gedacht. Glaub mir, ich war total verwirrt. Und dann habe ich seine Erinnerungen gesehen. All die Jahre dachte ich, ich würde ihn kennen. Die Art von Mensch, die er vorgibt zu sein. Aber das war nur ein Bruchteil, ein schmales Stück vom ganzen Kuchen. Heute kann ich ihn verstehen und ihm irgendwo auch verzeihen, weil ich seine Beweggründe kenne. Natürlich werde ich es niemals vergessen und es wird mich...uns...immer begleiten. Trotzdem habe ich damit abgeschlossen. Lucius hat sich sogar bei mir entschuldigt! Etwas womit ich im Leben nicht gerechnet hätte. Aber wir haben es geklärt und uns geht es gut.“
„Ich freue mich für dich, echt! Du siehst nämlich in seiner Nähe ziemlich glücklich aus und er scheint auch besser gelaunt zu sein.“ beide Frauen lachten bei dieser Bemerkung, bis Caro ein Thema anschnitt, das Hermine völlig vergessen hatte.
„Aber sag mal, ist er nicht verheiratet oder hat er sich scheiden lassen?“
Plötzlich gefror das Lächeln in Hermines Gesicht. Daran hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht. Vor dem Gesetz und auch in der Öffentlichkeit, in seiner gesellschaftlichen Klasse wurde immer noch dieses Bild gewahrt. Aber wo war dann ihr Platz? Diese Frage stellte sie sich unweigerlich. Dennoch war es noch nicht an der Zeit darüber zu reden. Und irgendwann würde es sich sowieso nicht mehr vermeiden lassen.
„Nein, er ist immer noch verheiratet. Aber Narzissa hat selber einen neuen Mann, soweit er weiß. Und im Moment mache ich mir auch ganz andere Gedanken.“ weichte sie aus, was Caro sofort richtig verstand und damit hatte sich das Thema auch erledigt.
Als Dean's Brief am nächsten Tag ankam, machten Hermine und Lucius sich direkt auf den Weg in St. Mungos. Er hatte sie darum gebeten vorbeizukommen und sich nichts weiteres vorzunehmen. Sie ließen keine Sekunde verstreichen und apparierten dorthin. Das Wartezimmer war voller als beim letzten Mal und kaum das sie da waren, zogen sie alle Blicke auf sich. Aber Dean wartete schon und nahm sie gleich mit in sein Behandlungszimmer.
Maggie war auch da und sie viel Hermine und Lucius stürmisch in die Arme. Nachdem Dean sie dann wieder alleine ließ um sich um weitere Patienten zu kümmern, folgte eine halbstündige Erzählarie von Maggie, in der sie von allem berichtete was sie erlebt hatte. Sie holte kaum Luft und ihr Augen strahlten voller Begeisterung. Damit bracht die Kleine Hermine und Lucius oft zum lachen. Und sie erzählte auch von den Behandlungen und das sie am Anfang ein bisschen angst hatte, aber Dean wäre ja so lieb zu ihr gewesen und deshalb war auch sie ganz tapfer. Dann wurde noch eine ausgiebige Runde gekuschelt, bis Dean dann wieder zurückkam.
„Also, wie ihr nun selber gesehen habt, geht es Maggie hier sehr gut. Es hat sich alles so entwickelt wie ich es gehofft habe. Wir konnten die Streuung komplett herausziehen und auch der Tumor hat sich auf Kirschkerngröße zurück gebildet. Heute steht die letzte, große Behandlung an und da ich diese, um den restlichen Tumor vollständig entfernen zu können, mit einem gezielten Zauber koppeln muss, wird Maggie in Narkose versetzt. Das wird also ein paar Stunden dauern und ich dachte mir, das ihr gerne hier sein wollt.“
„Aber hast du nicht gesagt, das ein gezielter Zauber zu gefährlich wäre?“ warf Hermine ein.
„Ich weiß, dass ich das gesagt habe. Aber in Verbindung mit der Behandlung und dadurch das Maggie schläft, ist es einfacher und sicherer. Außerdem ist es ein etwas anderer Zauber, als der, den ich letzte Woche gemeint habe. Also wieder ein ganz anderes Verfahren.“
„Und warum haben sie das nicht schon von Anfang an so gemacht?“ kam es etwas unverständlich von Lucius, was Dean unruhig werden ließ.
„Das hätte ich natürlich tun können, aber dann hätten wir trotzdem noch extra Sitzungen wegen der Streuung und der Schäden die der Tumor verursacht hat, machen müssen. Und das wäre im Endeffekt auf das gleiche herausgekommen“ Bevor Lucius noch etwas sagen konnte, unterbrach ihn die junge Frau neben ihm.
„Und du willst gleich damit beginnen?“ fragte Hermine leicht nervös.
„So schnell wie möglich, ja.“
„Dann tun sie es. Wie werden bleiben und warten.“ kam es bestimmend von Lucius.
„Aber ich dachte, du hättest noch einen Termin?“ verwirrt sah Hermine Lucius an.
„Den verschiebe ich. Der ist noch lange nicht so wichtig wie Maggie und erst recht lasse ich dich hier nicht alleine so lange warten.“
Dankbar sah Hermine den alten Malfoy an. Alleine hätte sie das auch nicht ausgehalten. So sprachen sie noch kurz mit Maggie und während sie vorbereitet wurde, gingen Hermine und Lucius zurück in das Wartezimmer.
Sie mussten bis zum späten Nachmittag warten, was Hermine fast wahnsinnig machte. Von den fremden Leuten um sie herum bekam sie und auch Lucius nichts mit. Hermine schaffte es kaum ruhig sitzen zu bleiben und die Wand vor sich anzustarren. Lucius ergriff immer wieder ihre Hand, um sie zu beruhigen aber es brachte nicht viel. Nach wenigen Minuten stand sie wieder auf und ging hin und her. Lucius machte sich irgendwann wieder auf den Weg um Tee zu besorgen und als er wieder zurückkam, stand Hermine am Fenster und sah hinaus.
Sie hatte ihre Arme um sich selbst gewickelt und ihren Blick gedankenverloren in die Ferne gerichtet. Lucius trat dich hinter sie, stellte die beiden Tassen auf dem Fenstersims ab und schlang seine Arme um sie. Hermine lehnte sich an ihn und bette ihren Kopf auf seiner Brust. Während Lucius ihr flüsternd beruhigende Worte zusprach, schloss Hermine die Augen und betete, das alles klappen würde.
Jedoch bekamen Beide nicht mit wie die Leute um sie herum Hermine und Lucius erkannten, sie genau beäugten und zu tuscheln begannen. Ihnen war das Bild, das sie abgaben nicht im geringsten bewusst, aber das war auch nicht wichtig. Sie tranken in Ruhe ihren Tee aus, gingen zu ihren Plätzen zurück und setzten sich wieder. Lucius ließ seinen Arm um ihre Schulter und irgendwann schlummerte Hermine, mit ihrem Kopf an ihn gelehnt, ein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich Dean und berichtete ihnen vom Verlauf. Es hatte alles geklappt, der Tumor war vollständig entfernt und es bestand keine Gefahr mehr für Maggie. Sie war geheilt. Hermine und Lucius fielen sich überglücklich in die Arme und auch Dean wurde stürmisch von seiner alten Schulfreundin umarmt. Lucius andererseits reichte ihm höflich die Hand, was Dean wohl schon genug verwunderte.
Natürlich wollte Hermine sofort zu ihr und Dean erlaubte es ihnen. Maggie wurde bereits wieder wach und hatte auch schon nach ihnen gefragt. Um das kleine Mädchen aber nicht zu überfordern durften sie nur einzeln und für wenige Minuten zu ihr. Bevor Hermine Dean folgte drehte sie sich nochmal zu Lucius um und küsste ihn. Einfach so, was er sofort erwiderte. Um sie herum wurde es schlagartig still, was ihnen aber auch vollkommen entging.
Maggie konnte kaum ihre Augen aufhalten, aber sobald sie Tante und Onkel sah lächelte sie. Das blonde Mädchen fragte sofort, ob es wieder nach Hause konnte. Jedoch wollte Dean sie noch ein paar Tage dabehalten, um wirklich alles ausschließen zu können.
Aber eins war für alle klar. Maggie würde es gut gehen.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Maggie und Lucius sind echt knuffig zusammen 

Und nichts kann mich aufhalten! --- Mist! Kindersicherung...
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 21: Gemeinsame Vorbereitungen
Nach weiteren drei Tagen kam Maggie endlich wieder zurück. Dean hatte sie nochmals auf alles getestet und untersucht, aber es war nichts mehr zu finden. Er wollte wirklich auch Nummer sicher gehen, denn wenn Lucius Malfoy schon freiwillig so viel ausgab durfte nichts zurückbleiben. Natürlich war ihm auch der Kuss zwischen ihm und Hermine aufgefallen, aber er was sich nicht ganz sicher, ob der Schein einfach nur trügte. Auch wenn er nicht ganz verstand, warum ausgerechnet Hermine sich ihm auf so eine Weise näherte. Und er wollte bestimmt keinen verärgerten und aufgebrachten Lucius Malfoy in seinem Wartezimmer vorfinden.
Als Hermine und Lucius im St. Mungos auftauchten, wartete Maggie schon nervös neben Dean. Es war noch recht früh und die Sprechstunde würde erst in einer halben Stunde losgehen, aber Hermine hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Beim ersten Morgengrauen war sie schon hellwach, während der blonde Mann neben ihr weiter schlummerte. Ungeduldig war sie kurz im Bad verschwunden und als Hermine wieder herauskam, beschloss sie Dean einen Brief zu schreiben. Mit der fertigen Pergamentrolle verschwand sie auf Lucius Balkon und rief nach ihrer Eule Rubin.
Währenddessen wurde Lucius von den leisen Geräuschen und der kalten, leeren Bettseite wach und fragte sich direkt was seine Freundin, immer noch leicht unglaublich, aber wahr, jetzt wieder vorhatte. Er spürte die frische Morgenluft und sah zur Balkontür. Der Vorhang flatterte leicht mit der Brise, während Lucius hinaustrat und beobachtete, wie Hermine ihre Eule mit einem Brief losschickte. So wie sie da stand, bekleidet mit einem seiner weißen Hemden, das ihr eigentlich viel zu groß war und den offenen Haaren, in denen sich der Wind verfing und mit vereinzelten Strähnen spielte, wirkte sie wie ein Engel. Sein persönlicher Engel.
Auf die Frage, was sie da tat, hatte Hermine ihm erklärt, dass sie Maggie so schnell wie möglich wieder hier haben wollte. Lucius grinste amüsiert, verstand sie aber. Also schlang er von hinten die Arme um sie und sah mit ihr nach draußen in den Himmel. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie Antwort bekamen und sich ungefähr zwanzig Minuten später auf den Weg machten.
Kaum hatte Maggie die Beiden gesehen, stürzte sie schon auf Hermine zu. Die ging in die Knie um das blonde Mädchen umarmen zu können. Mit ihr auf dem Arm erhob sie sich und Lucius drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, was sie strahlen ließ.
„Darf ich jetzt wieder nach Hause?“ frage Maggie hoffnungsvoll und Hermine nickte.
Dann begrüßten sie Dean, der sie noch über den aktuellen Stand informierte. Hermine fiel ein Stein vom Herzen und Dean's Verordnung von noch einem Tag Bettruhe gefiel der Kleinen gar nicht. Aber Hermine versprach ihr, dass sie ganz viele Spiele mit ihr spielen, zusammen Geschichten lesen würden und auch ansonsten alles taten, worauf sie Lust hatte. Das gefiel Maggie schon besser, während langsam ihre Müdigkeit wieder zurückkam.
Also verabschiedeten sie sich wieder und apparierten nach Hause zurück. Dort brachte Hermine Maggie ins Bett und ließ die Kleine erst Mal weiterschlafen. Lucius sorgte für ein ausgiebiges Frühstück und Kaffee, den er gerne noch getrunken hätte, bevor sie aufgebrochen waren.
Der restliche Tag, der sich zu einem regnerischen entwickelte, verlief dann ganz nach Maggie's Wünschen. Auch wenn Hermine das eine oder andere ablehnen musste. Irgendwann kam dann auch Lucius dazu und blieb bei den beiden Frauen, spielte mit oder lauschte Hermines Stimme beim Vorlesen mit Maggie an seiner Seite gekuschelt. Dabei verspürte er solch eine Wärme und Zufriedenheit, von der er auch nicht wollte, dass es verging.
Als Hermine sich am nächsten Tag der Bibliothek näherte, hörte sie von drinnen Lucius Stimme, die mit jemandem zu reden schien. Sie überlegte kurz, ob irgendein Geschäftstermin anlag, aber ihr fiel nichts ein. Also betrat sie die Bibliothek und sah Kingsley am Kamin stehen und Lucius hinter dem Schreibtisch sitzen.
„Hermine! Zu dir wollte ich eigentlich!“ sagte er freundlich und kam auf sie zu um sie zu umarmen.
„Hey Kingsley! Was gibt es denn?“ erwiderte sie ebenso freundlich.
Hermine schlenderte vor den Schreibtisch und ließ sich auf dessen Kante nieder. Kingsley folgte ihr und ließ sich auf einen Stuhl fallen, den er vorher herangerückt hatte. Ehe sie sich wieder an Kingsley wandte, tauschte sie ein Lächeln mit Lucius aus, der ihr spitzbübisch zuzwinkerte.
„Zuerst einmal bin ich froh, dass es...Maggie heißt die Kleine, oder?...das es ihr wieder gut geht. Ich war vor ein paar Tagen bei Heiler Thomas um nach den Baufortschritten zu sehen und da hat er es mir erzählt. Wieso hast du mir nicht geschrieben, Hermine? Dafür sind doch die Spenden gedacht!“
„Weil ich es nicht für nötig hielt dich zu informieren. Und was die Spenden angeht, die neigen sich langsam aber sicher dem Ende.“ erklärte Hermine nüchtern.
„Ja, das ist mir nach einer persönlichen Prüfung auch aufgefallen. Und deshalb bin ich eigentlich hier. Ich habe mich gestern mit Arthur unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, das die alljährliche Spendengala vorverlegt wird. Sie soll in ungefähr drei Wochen stattfinden. Leider hat mir Mister Withmore gestern mitgeteilt, das er uns dieses Mal nicht seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wird. Deine Vorgängerin hat das letztes Jahr eher schlecht als recht hinbekommen und dementsprechend schwach sind dann auch die Spenden ausgefallen. Aber du bekommst das Organisieren dieses Jahr sicher ohne Probleme hin.“
„Ähm...natürlich...in drei Wochen also?“ fragte Hermine leicht überrumpelt, während Lucius alles schweigend beobachtete.
„Ja. Hier habe ich auch die Liste von den Leuten, die du einladen musst.“ er streckte ihr ein Pergamentblatt hin, das Hermine erst einmal auseinanderfalten musste. „Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich jemanden vergessen habe, aber das kannst du dann ja selbst feststellen.“
„Kingsley! Das sind fast zweihundert Leute!“ stellte Hermine erschrocken fest.
„Natürlich. Was aber nicht zwangsläufig heißt, das die auch alle kommen. Na gut, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Du kriegst das schon hin, Hermine.“
Er tätschelte ihr bestärkend den Arm. Mit einem Kopfnicken in Lucius Richtung verabschiedete er sich auch von ihm und verschwand wieder im Kamin. Seufzend drehte Hermine sich zu Lucius um, der ihr die Liste abnahm und um den Schreibtisch herum kam.
„Na, das wird wohl viel Zeit in Anspruch nehmen, was? Vielleicht wäre es da gar nicht so schlecht, wenn ich dir helfe.“
Bevor Hermine etwas antworten konnte beugte Lucius sich vor und küsste sie. Der erste Kuss an diesem Morgen und der würde sie bestimmt etwas aufmuntern. Seine Hände lagen auf ihrer Hüften und sie lehnte sich etwas gegen seine Brust. Ja, wenn er ihr helfen würde, dann könnte es klappen. Und Hermine viel auch sofort etwas ein. Also löste sie sich von ihm und nahm die Gästeliste wieder an sich.
„Das größte Problem werden wohl die Räumlichkeiten sein. Ich habe nämlich keine Ahnung wo ich all die Gäste unterbringen soll. Wenn du mir also helfen willst, dann sollten wir wohl da anfangen.“
„Ich glaube, da muss ich dich korrigieren. Denn das größte Problem ist nicht solche Räumlichkeiten zu finden, sondern die Gäste dazu zu bewegen, diese Räume zu betreten.“
„Was?“ fragte Hermine sichtlich verwirrt und Lucius hielt ihr seine Hand hin.
„Komm mit.“
Hermine ergriff seine Hand und ließ sich von ihm aus der Bibliothek geleiten. Sie fragte sich immer noch was er vorhatte, als Lucius zielstrebig auf die beiden deckenhohen Flügeltüren zuging, die sich rechts neben der Eingangshalle befanden. Hermine erinnerte sich, das diese ihr in den ersten Monaten dadurch aufgefallen waren, das man sie nicht öffnen und von außen nicht durch die Fenster sehen konnte. Damals hatte sie sich schon gefragt, was das wohl für ein Raum war.
Jetzt sollte sie es erfahren. Er ließ ihre Hand los, drehte sich zur Tür und legte beide Hände auf jeweils einen Knauf. Kurz hörte man das Schloss klicken und dann schwangen die Türen auf. Natürlich, das hätte Hermine sich auch selbst denken können. Ein Erkennungszauber, der nur auf Lucius selbst reagierte. Vorsichtig trat sie an ihm vorbei und ging ein Stück in den Raum. Durch die geschlossenen Vorhänge war es jedoch so dunkel, das sie fast nichts erkannte.
„Wärst du so freundlich und würdest die Vorhänge öffnen? Mein Zauberstab ist dazu leider nicht befugt, wie du weißt.“ raunte Lucius Hermine ins Ohr und sie erschauderte.
Aber sie tat worum er sie bat. Mit einem Ruck öffneten sich die schweren, dunkelroten Vorhänge und Hermine musste Blinzeln, nachdem das Tageslicht plötzlich in den Raum strömte. Sie staunte nicht schlecht, als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und sie den Raum betrachtete. Dabei war Raum wohl eher untertrieben. Sie stand in einem riesengroßen Ballsaal aus hellem Holz mit bodentiefen Fenstern und goldenen Kronleuchtern.
Mit erstaunt geweiteten Augen und einem aufgeklappten Mund ging sie in die Mitte und drehte sich einmal um sich selbst. Dieser Raum war perfekt, hier hatten ihrer Schätzung nach bestimmt bis zu fünfhundert Leuten platz und es würde immer noch nicht überfüllt wirken. Es war verstaubt und
schmutzig, aber ein paar gezielte Zauber würden das schon erledigen.
„Lucius...das ist perfekt!“ begeistert kam sie wieder auf ihn zu und er lächelte sie sanft an.
„Ich weiß. Aber ob das die Gäste auch so sehen?“
„Naja, aber die wissen doch, das dein Haus das Waisenheim ist. Und wenn das alles richtig hergerichtet ist, dann können die doch gar nicht anders als herein kommen.“
„Na, dann sollten wir uns wohl gleich an die Einladungen machen.“ grinste er und zog Hermine wieder in seine Arme.
In den darauffolgenden drei Wochen herrschte ein reges Treiben im Malfoy Manor. Hermine hatte den Ballsaal gesäubert, nachdem die Expresseulen vom Ministerium die ganzen Einladungen mitgenommen hatten. Und dann galt es sich zu überlegen, wie das Programm aussehen könnte, welche Band sie bestellten und wer das Catering liefern sollte.
Für das Programm hatten sich Kingsley und Arthur gekümmert. Es würde ein paar Vorträge geben, um die aktuelle Situation wieder hervor zu heben und eine Art Tombola würden sie wohl auch veranstalten. Dafür sponserte das Ministerium eigenhändig einige teure und seltene Dinge wie Statuen, Gemälde und als Hauptpreis eine zweiwöchige Reise für zwei Personen in die Karibik. Nachdem Hermine das las musste sie schmunzeln. Letztes Jahr musste die Gala wirklich furchtbar in die Hose gegangen sein, dass Kingsley sich jetzt so ins Zeug legte.
Auch hatte sie sich einige Bands angehört, aber Lucius und Hermine waren sich eindeutig einig, dass es nicht eine Band sein sollte, die die neusten Hits coverte oder mit ihren lautstarken eigenen Liedern auftraten. Es musste eine Band sein, die dem Anlass entsprach. Und mit der Bigband 'Bo Bubbler Bluse' landeten sie einen Treffer. Sie hatten Klassik, Jazz und Swing im Sortiment und hörten sich einfach wunderbar an.
Und nach längerem Hin und Her fanden sie auch einen Catering-Service, der auf große Veranstaltungen ausgelegt war und mit köstlichen Speisen, sowie zur Verfügung stehenden Bedienungen dienen konnten. Lucius und Hermine hatten auf ihr Bitten hin ein kleines Probeessen machen dürfen, das sie überzeugte.
Man hatte allen angesehen, das ihnen nicht behaglich zumute war, als sie hörten wo die Gala stattfand. Aber Hermine schaffte es die Zweifel einzuräumen und sie davon zu überzeugen, das es nur Vorteile für sie haben konnte. Schließlich würde auch die Presse da sein und die würde bestimmt einen Platz in ihrem Artikel für sie finden. Das hatte sie alle natürlich gelockt und das Unbehagen verdrängt. Jeder konnte gute Werbung gebrauchen.
Schlussendlich fehlte nur noch ein Innenausstatter. Der Mann hieß Louis Carlyle und war ein wenig exzentrisch, denn er versuchte Hermine die buntesten und wildesten Ideen aufzuschwatzen, da sie sich ja in einem Kinderheim befanden und das doch so gut passen würde. Lucius hatte sich nach den ersten fünf Minuten verzogen. Hermine würde das auch ohne ihn schaffen, was ihr sogar ganz recht war. Sie wusste, das Lucius ziemlich unwirsch werden konnte, wenn ihm etwas nicht passte.
Irgendwann versuchte Hermine Louis Carlyle eindringlich klar zumachen worum es wirklich ging. Das alles schlicht und doch elegant aussehen sollte. Sie zeigte ihm wo später die Bühne und das Buffet stehen würde und welchen Spielraum sie sich für die Tanzfläche gedacht hatte. Dabei ließ sie immer wieder verlauten, das es sich um einem ernste Sache, eine Wohltätigkeit handelte und nicht um eine Zirkusvorstellung. Schließlich ging es darum Spenden einzusammeln um obdachlosen Kindern helfen zu können. Sie wollte ihn natürlich nicht beleidigen und Mister Carlyle fasste es auch nicht so auf.
Also machte er sich eifrig Notizen und auch wenn er das an sich alles sehr fade fand, würde es es ganz nach ihren wünschen erledigen. Er machte auch schon direkt entsprechende Vorschläge und endlich war auch Hermine begeistert. Aber das wichtigste Augenmerk galt für sie bei der Beleuchtung der Auffahrt und der Vorderseite des Hauses. Es ließ sich nicht verleugnen, aber das Anwesen wirkte am Abend eher düster, als einladend. Also musste eine dezente aber warme Beleuchtung her. Natürlich verstand Mister Carlyle auch diese Idee und er hatte schon die perfekte Lösung.
Jeder Tag war so stressig, das Hermine abends völlig erschöpft ins Bett fiel. Lucius übernahm größtenteils ihre schriftliche Arbeit die sie noch zusätzlich zu der Organisation machen musste. Den Rest, den Hermine persönlich zu erledigen hatte schaffte sie innerhalb einer halben Stunde. Manchmal schlief sie sogar in der Bibliothek mit dem Kopf auf dem Schreibtisch ein. Aber Lucius sorgte immer dafür, das sie ins Bett kam. Auch wenn er in den drei Wochen gerne noch etwas anderes getan hätte, als sie beim schlafen im Arm zu halten.
Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich waren es nur noch zwei Tage bis zur Gala. Es hatte kaum einer abgesagt und auch alles andere lief wie erwartet. Mit jedem Tag stahl sich Lucius frech immer längere Küsse von Hermine und sie wusste auch warum, aber sie war einfach zu erschöpft und er beschwerte sich auch nie. Das war mit unter ein Grund, warum sie sich heute ein neues Kleid besorgen wollte. Und zur Unterstützung hatte Ginny sie begleitet.
Sie stand nun schon zum zehnten Mal vor dem Spiegel und betrachtete sich in dem dunkelblauen Kleid. Aber auch das sagte ihr nicht zu. Sie brauchte etwas anderes, etwas auffälliges. Ein Kleid, mit dem sie mit Lucius mithalten konnte, mit dem sie an seiner Seite einfach passend aussah. Also verzog sie sich wieder in der Umkleide und zog sich an.
„Ich weiß gar nicht, was du hast. Das Kleid war doch toll, Hermine!“ rief ihr Ginny zu.
„Ja, das war es. Aber es passt einfach nicht für diesen Abend.“
„Passt es nicht für diesen Abend oder nicht für Lucius?“
Hermine kam gerade mit den zehn Kleidern zurück aus der Kabine, als Ginny das fragen hörte und sie wissend lächelnd sah. Die Kleider an den Rückgabeständer hängend ging sie wieder durch die Reihen um weiter nach einem Kleid zu suchen und Ginny folgte ihr.
„Beides.“ gab sie kleinlaut zu.
„Es hat dich wirklich erwischt, oder? Lucius Malfoy?“ fragte Ginny nun etwas beunruhigt.
„Ginny..“ begann Hermine, überlegte aber noch einen Moment.
Und dann erzählte die Braunhaarige ihrer besten Freundin einfach alles. Die kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, aber langsam begann sie zu verstehen. Und die Sache mit Maggie überraschte Ginny sehr. Alles in allem klang es aber logisch und sie glaubte Hermine. Auch wenn es furchtbar ungewohnt für Ginny war, so freute sie sich doch für Hermine. Und die hatte gewusst, dass die junge Weasley es akzeptieren würde.
„Oh Mann, wenn das Harry und Ron erfahren...“
„Bloß nicht!“ unterbrach Hermine. „Ich meine, Harry kannst du es ruhig erzählen, aber Ron nicht. Das geht ihn nichts an und es würde...wohl nur seine Vermutung bestätigen.“ Ginny wollte protestieren, nickte dann aber.
Schließlich blieb Hermine vor einem Kleid stehen, das ihr förmlich ins Auge sprang.
„Was hältst du davon?“ fragte sie Ginny.
„Ich weiß nicht genau...probiere es lieber mal an.“
Und dann verschwand Hermine wieder in Umkleide um nur wenige Augenblicke später strahlend zurück vor den Spiegel zu treten..
„Oh Hermine! Das musst du nehmen! Damit wirst du sie alle vom Hocker hauen!“ hörte sie ihre Freundin flöten, während Hermine zufrieden sich selbst anstarrte.
Jetzt konnte die Gala kommen.
Nach weiteren drei Tagen kam Maggie endlich wieder zurück. Dean hatte sie nochmals auf alles getestet und untersucht, aber es war nichts mehr zu finden. Er wollte wirklich auch Nummer sicher gehen, denn wenn Lucius Malfoy schon freiwillig so viel ausgab durfte nichts zurückbleiben. Natürlich war ihm auch der Kuss zwischen ihm und Hermine aufgefallen, aber er was sich nicht ganz sicher, ob der Schein einfach nur trügte. Auch wenn er nicht ganz verstand, warum ausgerechnet Hermine sich ihm auf so eine Weise näherte. Und er wollte bestimmt keinen verärgerten und aufgebrachten Lucius Malfoy in seinem Wartezimmer vorfinden.
Als Hermine und Lucius im St. Mungos auftauchten, wartete Maggie schon nervös neben Dean. Es war noch recht früh und die Sprechstunde würde erst in einer halben Stunde losgehen, aber Hermine hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Beim ersten Morgengrauen war sie schon hellwach, während der blonde Mann neben ihr weiter schlummerte. Ungeduldig war sie kurz im Bad verschwunden und als Hermine wieder herauskam, beschloss sie Dean einen Brief zu schreiben. Mit der fertigen Pergamentrolle verschwand sie auf Lucius Balkon und rief nach ihrer Eule Rubin.
Währenddessen wurde Lucius von den leisen Geräuschen und der kalten, leeren Bettseite wach und fragte sich direkt was seine Freundin, immer noch leicht unglaublich, aber wahr, jetzt wieder vorhatte. Er spürte die frische Morgenluft und sah zur Balkontür. Der Vorhang flatterte leicht mit der Brise, während Lucius hinaustrat und beobachtete, wie Hermine ihre Eule mit einem Brief losschickte. So wie sie da stand, bekleidet mit einem seiner weißen Hemden, das ihr eigentlich viel zu groß war und den offenen Haaren, in denen sich der Wind verfing und mit vereinzelten Strähnen spielte, wirkte sie wie ein Engel. Sein persönlicher Engel.
Auf die Frage, was sie da tat, hatte Hermine ihm erklärt, dass sie Maggie so schnell wie möglich wieder hier haben wollte. Lucius grinste amüsiert, verstand sie aber. Also schlang er von hinten die Arme um sie und sah mit ihr nach draußen in den Himmel. Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie Antwort bekamen und sich ungefähr zwanzig Minuten später auf den Weg machten.
Kaum hatte Maggie die Beiden gesehen, stürzte sie schon auf Hermine zu. Die ging in die Knie um das blonde Mädchen umarmen zu können. Mit ihr auf dem Arm erhob sie sich und Lucius drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, was sie strahlen ließ.
„Darf ich jetzt wieder nach Hause?“ frage Maggie hoffnungsvoll und Hermine nickte.
Dann begrüßten sie Dean, der sie noch über den aktuellen Stand informierte. Hermine fiel ein Stein vom Herzen und Dean's Verordnung von noch einem Tag Bettruhe gefiel der Kleinen gar nicht. Aber Hermine versprach ihr, dass sie ganz viele Spiele mit ihr spielen, zusammen Geschichten lesen würden und auch ansonsten alles taten, worauf sie Lust hatte. Das gefiel Maggie schon besser, während langsam ihre Müdigkeit wieder zurückkam.
Also verabschiedeten sie sich wieder und apparierten nach Hause zurück. Dort brachte Hermine Maggie ins Bett und ließ die Kleine erst Mal weiterschlafen. Lucius sorgte für ein ausgiebiges Frühstück und Kaffee, den er gerne noch getrunken hätte, bevor sie aufgebrochen waren.
Der restliche Tag, der sich zu einem regnerischen entwickelte, verlief dann ganz nach Maggie's Wünschen. Auch wenn Hermine das eine oder andere ablehnen musste. Irgendwann kam dann auch Lucius dazu und blieb bei den beiden Frauen, spielte mit oder lauschte Hermines Stimme beim Vorlesen mit Maggie an seiner Seite gekuschelt. Dabei verspürte er solch eine Wärme und Zufriedenheit, von der er auch nicht wollte, dass es verging.
Als Hermine sich am nächsten Tag der Bibliothek näherte, hörte sie von drinnen Lucius Stimme, die mit jemandem zu reden schien. Sie überlegte kurz, ob irgendein Geschäftstermin anlag, aber ihr fiel nichts ein. Also betrat sie die Bibliothek und sah Kingsley am Kamin stehen und Lucius hinter dem Schreibtisch sitzen.
„Hermine! Zu dir wollte ich eigentlich!“ sagte er freundlich und kam auf sie zu um sie zu umarmen.
„Hey Kingsley! Was gibt es denn?“ erwiderte sie ebenso freundlich.
Hermine schlenderte vor den Schreibtisch und ließ sich auf dessen Kante nieder. Kingsley folgte ihr und ließ sich auf einen Stuhl fallen, den er vorher herangerückt hatte. Ehe sie sich wieder an Kingsley wandte, tauschte sie ein Lächeln mit Lucius aus, der ihr spitzbübisch zuzwinkerte.
„Zuerst einmal bin ich froh, dass es...Maggie heißt die Kleine, oder?...das es ihr wieder gut geht. Ich war vor ein paar Tagen bei Heiler Thomas um nach den Baufortschritten zu sehen und da hat er es mir erzählt. Wieso hast du mir nicht geschrieben, Hermine? Dafür sind doch die Spenden gedacht!“
„Weil ich es nicht für nötig hielt dich zu informieren. Und was die Spenden angeht, die neigen sich langsam aber sicher dem Ende.“ erklärte Hermine nüchtern.
„Ja, das ist mir nach einer persönlichen Prüfung auch aufgefallen. Und deshalb bin ich eigentlich hier. Ich habe mich gestern mit Arthur unterhalten und wir sind zu dem Entschluss gekommen, das die alljährliche Spendengala vorverlegt wird. Sie soll in ungefähr drei Wochen stattfinden. Leider hat mir Mister Withmore gestern mitgeteilt, das er uns dieses Mal nicht seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wird. Deine Vorgängerin hat das letztes Jahr eher schlecht als recht hinbekommen und dementsprechend schwach sind dann auch die Spenden ausgefallen. Aber du bekommst das Organisieren dieses Jahr sicher ohne Probleme hin.“
„Ähm...natürlich...in drei Wochen also?“ fragte Hermine leicht überrumpelt, während Lucius alles schweigend beobachtete.
„Ja. Hier habe ich auch die Liste von den Leuten, die du einladen musst.“ er streckte ihr ein Pergamentblatt hin, das Hermine erst einmal auseinanderfalten musste. „Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich jemanden vergessen habe, aber das kannst du dann ja selbst feststellen.“
„Kingsley! Das sind fast zweihundert Leute!“ stellte Hermine erschrocken fest.
„Natürlich. Was aber nicht zwangsläufig heißt, das die auch alle kommen. Na gut, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Du kriegst das schon hin, Hermine.“
Er tätschelte ihr bestärkend den Arm. Mit einem Kopfnicken in Lucius Richtung verabschiedete er sich auch von ihm und verschwand wieder im Kamin. Seufzend drehte Hermine sich zu Lucius um, der ihr die Liste abnahm und um den Schreibtisch herum kam.
„Na, das wird wohl viel Zeit in Anspruch nehmen, was? Vielleicht wäre es da gar nicht so schlecht, wenn ich dir helfe.“
Bevor Hermine etwas antworten konnte beugte Lucius sich vor und küsste sie. Der erste Kuss an diesem Morgen und der würde sie bestimmt etwas aufmuntern. Seine Hände lagen auf ihrer Hüften und sie lehnte sich etwas gegen seine Brust. Ja, wenn er ihr helfen würde, dann könnte es klappen. Und Hermine viel auch sofort etwas ein. Also löste sie sich von ihm und nahm die Gästeliste wieder an sich.
„Das größte Problem werden wohl die Räumlichkeiten sein. Ich habe nämlich keine Ahnung wo ich all die Gäste unterbringen soll. Wenn du mir also helfen willst, dann sollten wir wohl da anfangen.“
„Ich glaube, da muss ich dich korrigieren. Denn das größte Problem ist nicht solche Räumlichkeiten zu finden, sondern die Gäste dazu zu bewegen, diese Räume zu betreten.“
„Was?“ fragte Hermine sichtlich verwirrt und Lucius hielt ihr seine Hand hin.
„Komm mit.“
Hermine ergriff seine Hand und ließ sich von ihm aus der Bibliothek geleiten. Sie fragte sich immer noch was er vorhatte, als Lucius zielstrebig auf die beiden deckenhohen Flügeltüren zuging, die sich rechts neben der Eingangshalle befanden. Hermine erinnerte sich, das diese ihr in den ersten Monaten dadurch aufgefallen waren, das man sie nicht öffnen und von außen nicht durch die Fenster sehen konnte. Damals hatte sie sich schon gefragt, was das wohl für ein Raum war.
Jetzt sollte sie es erfahren. Er ließ ihre Hand los, drehte sich zur Tür und legte beide Hände auf jeweils einen Knauf. Kurz hörte man das Schloss klicken und dann schwangen die Türen auf. Natürlich, das hätte Hermine sich auch selbst denken können. Ein Erkennungszauber, der nur auf Lucius selbst reagierte. Vorsichtig trat sie an ihm vorbei und ging ein Stück in den Raum. Durch die geschlossenen Vorhänge war es jedoch so dunkel, das sie fast nichts erkannte.
„Wärst du so freundlich und würdest die Vorhänge öffnen? Mein Zauberstab ist dazu leider nicht befugt, wie du weißt.“ raunte Lucius Hermine ins Ohr und sie erschauderte.
Aber sie tat worum er sie bat. Mit einem Ruck öffneten sich die schweren, dunkelroten Vorhänge und Hermine musste Blinzeln, nachdem das Tageslicht plötzlich in den Raum strömte. Sie staunte nicht schlecht, als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und sie den Raum betrachtete. Dabei war Raum wohl eher untertrieben. Sie stand in einem riesengroßen Ballsaal aus hellem Holz mit bodentiefen Fenstern und goldenen Kronleuchtern.
Mit erstaunt geweiteten Augen und einem aufgeklappten Mund ging sie in die Mitte und drehte sich einmal um sich selbst. Dieser Raum war perfekt, hier hatten ihrer Schätzung nach bestimmt bis zu fünfhundert Leuten platz und es würde immer noch nicht überfüllt wirken. Es war verstaubt und
schmutzig, aber ein paar gezielte Zauber würden das schon erledigen.
„Lucius...das ist perfekt!“ begeistert kam sie wieder auf ihn zu und er lächelte sie sanft an.
„Ich weiß. Aber ob das die Gäste auch so sehen?“
„Naja, aber die wissen doch, das dein Haus das Waisenheim ist. Und wenn das alles richtig hergerichtet ist, dann können die doch gar nicht anders als herein kommen.“
„Na, dann sollten wir uns wohl gleich an die Einladungen machen.“ grinste er und zog Hermine wieder in seine Arme.
In den darauffolgenden drei Wochen herrschte ein reges Treiben im Malfoy Manor. Hermine hatte den Ballsaal gesäubert, nachdem die Expresseulen vom Ministerium die ganzen Einladungen mitgenommen hatten. Und dann galt es sich zu überlegen, wie das Programm aussehen könnte, welche Band sie bestellten und wer das Catering liefern sollte.
Für das Programm hatten sich Kingsley und Arthur gekümmert. Es würde ein paar Vorträge geben, um die aktuelle Situation wieder hervor zu heben und eine Art Tombola würden sie wohl auch veranstalten. Dafür sponserte das Ministerium eigenhändig einige teure und seltene Dinge wie Statuen, Gemälde und als Hauptpreis eine zweiwöchige Reise für zwei Personen in die Karibik. Nachdem Hermine das las musste sie schmunzeln. Letztes Jahr musste die Gala wirklich furchtbar in die Hose gegangen sein, dass Kingsley sich jetzt so ins Zeug legte.
Auch hatte sie sich einige Bands angehört, aber Lucius und Hermine waren sich eindeutig einig, dass es nicht eine Band sein sollte, die die neusten Hits coverte oder mit ihren lautstarken eigenen Liedern auftraten. Es musste eine Band sein, die dem Anlass entsprach. Und mit der Bigband 'Bo Bubbler Bluse' landeten sie einen Treffer. Sie hatten Klassik, Jazz und Swing im Sortiment und hörten sich einfach wunderbar an.
Und nach längerem Hin und Her fanden sie auch einen Catering-Service, der auf große Veranstaltungen ausgelegt war und mit köstlichen Speisen, sowie zur Verfügung stehenden Bedienungen dienen konnten. Lucius und Hermine hatten auf ihr Bitten hin ein kleines Probeessen machen dürfen, das sie überzeugte.
Man hatte allen angesehen, das ihnen nicht behaglich zumute war, als sie hörten wo die Gala stattfand. Aber Hermine schaffte es die Zweifel einzuräumen und sie davon zu überzeugen, das es nur Vorteile für sie haben konnte. Schließlich würde auch die Presse da sein und die würde bestimmt einen Platz in ihrem Artikel für sie finden. Das hatte sie alle natürlich gelockt und das Unbehagen verdrängt. Jeder konnte gute Werbung gebrauchen.
Schlussendlich fehlte nur noch ein Innenausstatter. Der Mann hieß Louis Carlyle und war ein wenig exzentrisch, denn er versuchte Hermine die buntesten und wildesten Ideen aufzuschwatzen, da sie sich ja in einem Kinderheim befanden und das doch so gut passen würde. Lucius hatte sich nach den ersten fünf Minuten verzogen. Hermine würde das auch ohne ihn schaffen, was ihr sogar ganz recht war. Sie wusste, das Lucius ziemlich unwirsch werden konnte, wenn ihm etwas nicht passte.
Irgendwann versuchte Hermine Louis Carlyle eindringlich klar zumachen worum es wirklich ging. Das alles schlicht und doch elegant aussehen sollte. Sie zeigte ihm wo später die Bühne und das Buffet stehen würde und welchen Spielraum sie sich für die Tanzfläche gedacht hatte. Dabei ließ sie immer wieder verlauten, das es sich um einem ernste Sache, eine Wohltätigkeit handelte und nicht um eine Zirkusvorstellung. Schließlich ging es darum Spenden einzusammeln um obdachlosen Kindern helfen zu können. Sie wollte ihn natürlich nicht beleidigen und Mister Carlyle fasste es auch nicht so auf.
Also machte er sich eifrig Notizen und auch wenn er das an sich alles sehr fade fand, würde es es ganz nach ihren wünschen erledigen. Er machte auch schon direkt entsprechende Vorschläge und endlich war auch Hermine begeistert. Aber das wichtigste Augenmerk galt für sie bei der Beleuchtung der Auffahrt und der Vorderseite des Hauses. Es ließ sich nicht verleugnen, aber das Anwesen wirkte am Abend eher düster, als einladend. Also musste eine dezente aber warme Beleuchtung her. Natürlich verstand Mister Carlyle auch diese Idee und er hatte schon die perfekte Lösung.
Jeder Tag war so stressig, das Hermine abends völlig erschöpft ins Bett fiel. Lucius übernahm größtenteils ihre schriftliche Arbeit die sie noch zusätzlich zu der Organisation machen musste. Den Rest, den Hermine persönlich zu erledigen hatte schaffte sie innerhalb einer halben Stunde. Manchmal schlief sie sogar in der Bibliothek mit dem Kopf auf dem Schreibtisch ein. Aber Lucius sorgte immer dafür, das sie ins Bett kam. Auch wenn er in den drei Wochen gerne noch etwas anderes getan hätte, als sie beim schlafen im Arm zu halten.
Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich waren es nur noch zwei Tage bis zur Gala. Es hatte kaum einer abgesagt und auch alles andere lief wie erwartet. Mit jedem Tag stahl sich Lucius frech immer längere Küsse von Hermine und sie wusste auch warum, aber sie war einfach zu erschöpft und er beschwerte sich auch nie. Das war mit unter ein Grund, warum sie sich heute ein neues Kleid besorgen wollte. Und zur Unterstützung hatte Ginny sie begleitet.
Sie stand nun schon zum zehnten Mal vor dem Spiegel und betrachtete sich in dem dunkelblauen Kleid. Aber auch das sagte ihr nicht zu. Sie brauchte etwas anderes, etwas auffälliges. Ein Kleid, mit dem sie mit Lucius mithalten konnte, mit dem sie an seiner Seite einfach passend aussah. Also verzog sie sich wieder in der Umkleide und zog sich an.
„Ich weiß gar nicht, was du hast. Das Kleid war doch toll, Hermine!“ rief ihr Ginny zu.
„Ja, das war es. Aber es passt einfach nicht für diesen Abend.“
„Passt es nicht für diesen Abend oder nicht für Lucius?“
Hermine kam gerade mit den zehn Kleidern zurück aus der Kabine, als Ginny das fragen hörte und sie wissend lächelnd sah. Die Kleider an den Rückgabeständer hängend ging sie wieder durch die Reihen um weiter nach einem Kleid zu suchen und Ginny folgte ihr.
„Beides.“ gab sie kleinlaut zu.
„Es hat dich wirklich erwischt, oder? Lucius Malfoy?“ fragte Ginny nun etwas beunruhigt.
„Ginny..“ begann Hermine, überlegte aber noch einen Moment.
Und dann erzählte die Braunhaarige ihrer besten Freundin einfach alles. Die kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, aber langsam begann sie zu verstehen. Und die Sache mit Maggie überraschte Ginny sehr. Alles in allem klang es aber logisch und sie glaubte Hermine. Auch wenn es furchtbar ungewohnt für Ginny war, so freute sie sich doch für Hermine. Und die hatte gewusst, dass die junge Weasley es akzeptieren würde.
„Oh Mann, wenn das Harry und Ron erfahren...“
„Bloß nicht!“ unterbrach Hermine. „Ich meine, Harry kannst du es ruhig erzählen, aber Ron nicht. Das geht ihn nichts an und es würde...wohl nur seine Vermutung bestätigen.“ Ginny wollte protestieren, nickte dann aber.
Schließlich blieb Hermine vor einem Kleid stehen, das ihr förmlich ins Auge sprang.
„Was hältst du davon?“ fragte sie Ginny.
„Ich weiß nicht genau...probiere es lieber mal an.“
Und dann verschwand Hermine wieder in Umkleide um nur wenige Augenblicke später strahlend zurück vor den Spiegel zu treten..
„Oh Hermine! Das musst du nehmen! Damit wirst du sie alle vom Hocker hauen!“ hörte sie ihre Freundin flöten, während Hermine zufrieden sich selbst anstarrte.
Jetzt konnte die Gala kommen.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 22: Eine erfolgreiche Gala
Er war da. Der große Abend und Hermines Bewährungsprobe. Was ihre Nervosität nur noch steigerte. Schließlich musste sie mit der heutigen Gala die vom letzten Jahr wieder wett machen. Geschlagene zwanzig Minuten stand sie nun vor dem großen Spiegel im dritten Stock und betrachtete sich zweifelnd. Außer Ginny und Caro hatte keiner sonst das Kleid gesehen und ihre Frisur hatte Hermine bestimmt schon fünf Mal geändert.
Lucius war unten und begrüßte mit Kingsley und Arthur die ersten Gäste des Abends. Wenn sie an den blonden Mann dachte, wie er da unten in seinem teuren schwarzen Anzug stand, die seidigen Haare nach hinten zusammengebunden und den Gehstock in der linken Hand tragend, musste sie schmunzeln. Die Geräusche drangen leise zu ihr nach oben und auch die Musik der Bigband vernahm sie. Sie konnte es nicht noch länger herauszögern, denn in ungefähr zehn Minuten musste sie die Eröffnungsrede halten. Also atmete sie noch einmal tief durch und begab sich dann zur Treppe.
Lucius unterdessen wurde langsam ungeduldig. Was machte Hermine denn nur so lange da oben? Die Anwesenheit von Arthur und Kingsley schien die Leute wieder etwas zu besänftigen, denn er bekam durchaus die beunruhigenden und missbilligenden Blicke mit, die ihm zugeworfen wurden. Mit Hermine an seiner Seite würde er sich einfach etwas...besser fühlen. Gerade als er ein weiteres Paar an Gästen verfolgte, die in den Ballsaal gingen, fiel sein Blick auf die Treppe. Lucius traute seinen Augen nicht und er musste ein paar Mal blinzeln um sicher zu gehen nicht zu träumen.
Da kam seine Hermine die Stufen hinunter und lächelte ihn leicht verlegen und etwas unsicher an. Sie trug ein bodenlanges, ärmelloses, goldenes Kleid, das im dämmrigen Licht der Kerzenhalter funkelte und schimmerte, sodass ihre leicht sonnengebräunte Haut einen schönen Kontrast dazu gab. Der Stoff schien flüssige Seide zu sein, schmiegte sich perfekt an ihren Körper und schmeichelte genau an den richtigen Stellen. Ihre Haare waren zu einem geschickten Knoten gebunden, der ihr locker in den Nacken fiel und zwei lockige Haarsträhnen umrandeten ihr Gesicht. Lucius blieb förmlich die Luft weg und er fasste gar nicht, das er mit dieser Frau an seiner Seite den Abend verbringen würde.
Hermine spürte Lucius Blick auf sich und sie wusste, das sie es geschafft hatte. Sie begrüßte zuerst Kingsley und Arthur und dann wandte sie sich an Lucius. Unter seinem Blick begann ihre Haut zu kribbeln und als er ihr den Arm reichte, hakte sie sich unter. Erst da bemerkte sie, dass bereits alle Gäste vollzählig waren und jetzt nur noch die Gala eröffnet werden musste.
Der Saal sah wundervoll aus, genauso wie Hermine es sich vorgestellt hatte. Passend zu den schwarzen Anzügen und Roben der Herren waren die Damen in ebenso dunklen Farben gekleidet. Das bunteste war wohl ein dunkles Rot und Hermine fühlte sich sofort wie ein einzelner, leuchtender Stern an einem nächtlichen Himmel. Man würde sie überall im Saal sofort finden können.
„Hermine...“ raunte ihr plötzlich Lucius ins Ohr und sie erkannte sofort den Unterton in seiner Stimme.
„Lucius, bitte. Wir sind nicht alleine und du wirst dich wohl oder übel bis zum Ende des Abend zusammenreißen müssen.“ grinste sie schelmisch.
„Wenn du dann nicht wieder erschöpft einschläfst.“ flüsterte Lucius noch, ehe Hermine sich auf den Weg zur Bühne machte.
Die Blicke folgten Hermine, klebten förmlich an ihr, als sie auf die Bühne zuging. Sie wusste nicht genau was sie davon halten sollte, aber sie hoffte die Leute würden sich nach ihrer Eröffnungsrede genug sattgesehen haben. Die Band verstummte und Hermine trat nach vorne an das aufgestellte Pult. Sie wartete, bis die Gespräche gänzlich verstummten und suchte nach Lucius Blick, der sie aufmunternd anlächelte. Das beruhigte sie ungemein.
„Sehr geehrte Damen und Herren! Ich heiße sie herzlich Willkommen in unserem Waisenheim hier auf Malfoy Manor. Danke, dass sie alle so zahlreich erschienen sind. Es ist uns eine große Ehre sie hier zu begrüßen. Wie sie sicherlich wissen, habe ich dieses Jahr die Nachfolge von Misses MacLynn übernommen, da diese leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter machen konnte. Mit den meisten unter ihnen stand ich schon schriftlich in Korrespondenz und es ist sehr schön sie alle mal persönlich zu sehen. Aber wir sind heute Abend nicht nur hier um uns zu vergnügen, sondern weil wir auch etwas gutes tun und helfen wollen. Und um ihnen die momentane Situation etwas näher zu bringen haben Mister Shaklebolt, unser Zaubereiminister und sein Stellvertreter Mister Weasley etwas für sie vorbereitet. Ich wünsche ihnen nun einen lehrreichen, interessanten und unterhaltsamen Abend.“
Ein höflicher Beifall folgte, während Hermine die Bühne wieder verließ und Platz für die beiden Männer machte. Hermine lief direkt wieder zu Lucius, der sogleich seinen Arm um ihre Taille schlang und ihr zuflüsterte, dass sie das sehr gut gemacht habe. Dann lauschten sie gemeinsam dem Vortrag und erkannten zu ihrer Zufriedenheit vereinzelte entsetzte Blicke und Kopfschütteln.
Arthur und Kingsley machten den Gästen deutlich klar, das es immer noch viele Waisenkinder gab, die alles verloren hatten. Die Außenarbeiter des Ministeriums, die für den Wiederaufbau der zerstörten Orte und Gebäude verantwortlich waren bargen immer wieder Kinder. Diese wurden alle erstmals ins St. Mungos gebracht und wenn es wirklich keine weiteren Verwandten gab, die überlebt hatten, dann kamen sie ins Malfoy Manor. Hier gab es immer noch reichlich freie Zimmer.
Nachdem der eindrucksvolle Vortrag auch geendet hatte, begann die Band wieder zu spielen und die ersten Gäste strömte zu Buffet. Die Presse hatte sich die ganze Zeit vor der Bühne aufgehalten um alles mitzubekommen und nun machte sie sich auf den Weg durch den Saal um ein paar Bilder zu schießen und kleinere Interviews zu führen. Lucius zog Hermine erst mal zu einem Tisch in einer hinteren Ecke, reichte ihr ein Glas Elfenwein und beobachtete die nächste Viertelstunde das Geschehen, ehe sie sich selbst unter das Volk mischten.
Und dann dauerte es auch nicht lange und sie wurden unabsichtlich getrennt. Während Lucius von Kingsley und Arthur zur Seite gezogen wurde um das Wichtigste auszutauschen, wurde Hermine direkt von einer kleinen Gruppe begrüßt. Lucius behielt sie trotzdem im Auge.
„Ich will ganz ehrlich mit ihnen sein, Miss Granger.“ begann dann auch schon Selma Armstrong.
Sie war eine reiche Hexe mittleren Alters die früher selber viel Wohltätigkeitsarbeit geleistet hatte, nachdem ihr Mann verstarb und sie dessen Firma auflösen musste. Hermine hatte oft mit ihr geschrieben und sich auch den einen oder anderen Rat geholt.
„Ich hatte ja schon etwas Bedenken ausgerechnet hier her zu kommen. Nachdem ich gehört habe, das man Lucius Malfoy entlassen hat, war mir wirklich nicht ganz wohl zumute. Ich meine, man weiß doch, was er alles getan hat und wofür er verantwortlich war, nicht wahr?“
Ein allgemeines zustimmendes Gemurmel von den anderen Mitgliedern der Gruppe war zu vernehmen, aber Hermine ignorierte es. Denn nur sie wusste, dass sie alle falsch lagen.
„Hatten sie denn keine Angst, meine Liebe? Sie als Muggelgeborene im Hause eines ehemaligen Todessers?“ fragte nun Gordon Mason. Ein Investor, der von Anfang an gerne für die Kinder gespendet hatte. Er konnte selber nie Eigene haben.
„Ja, und das dann auch noch das Waisenheim in seinem Anwesen platziert wurde. Ich konnte es fast nicht glauben.“ stimmte Misses Armstrong ihm zu.
„Ich kann ihre Bedenken durchaus verstehen, glauben sie mir. Ich war zu Anfang auch nicht wirklich begeistert. Und die ersten Wochen waren wahrlich nicht einfach. Aber glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass...Lucius sich sehr verändert hat. Die Jahre in Askaban haben ihm die Augen geöffnet. Er wird wohl nie wirklich mit allen Muggelgeborenen und Halbblütern sympathisieren, aber er ist offen und er hat keine Vorurteile mehr. Wofür ich wohl das beste Beispiel bin. Er bereut...“ Hermine sah zu Lucius herüber, der sich gerade mit Kingsley unterhielt. „...und er will endlich seinen Frieden.“
„Was macht sie da so sicher?“ bohrte Mason nach, was Hermine den Blick wieder in die Gruppe richten ließ.
„Ich dachte auch, dass ich ihn kennen würde. Aber ab wann kennen wir eine Person wirklich? Wenn wir ein paar Stunden in der Woche mit demjenigen verbringen und einen kleinen Einblick in sein Heim und seine Familie bekommen? Wenn man ab und zu mal etwas über ihn aus der Zeitung erfährt? Oder wenn man vierundzwanzig Stunden tagtäglich mit ihm verbringt und einen Blick hinter die Mauer auf den Menschen bekommt, der er wirklich ist? So wie ich das sehe, bin ich die Einzige von uns, die sich in dieser Situation befindet und ich möchte sie einfach darum bitten etwas Vertrauen in mein Urteilsvermögen zu haben. Würde ich sonst immer noch hier sein? Ein halbes Jahr nach meiner Anstellung?“
Damit nahm sie ihre Gegenüber zum Nachdenken und Mister Mason stimmte ihr sogar zu. Hermine entschuldigte sich höflich und lief auf das Buffet zu. Die allgemeine Ablehnung gegen Lucius hatte sie befürchtet und sie hoffte nur, dass ihre Meinung nun die Runde machte. Denn sie hatte keine Lust alles immer und immer wieder zu sagen.
Lucius unterdessen stand mittlerweile etwas abseits. Die Leute mieden ihn, was er geahnt hatte und es war ihm auch ganz recht. So konnte er die Menge besser im Auge behalten und nach Hermine sehen. Arthur und Kingsley mussten den Leuten genauso Rede und Antwort stehen, wie Hermine und sie schien sich nicht sehr wohl zu fühlen. Er sah, wie sie sich ein weiteres Glas Elfenwein nahm und am Rande der Tanzfläche entlang ging, die schon von einigen Paaren genutzt wurde. Kurz darauf wurde er versehentlich von einer Bedienung angerempelt, die sich durch den wenigen Platz drängte.
Sie entschuldigte sich sofort, aber da ja nichts passiert war, versicherte Lucius ihr, dass es in Ordnung war. Als sein Blick jedoch zu der Stelle zurück schweifte, an der Hermine noch ein paar Sekunden vorher war, sah er sie nicht mehr. Er konnte sie nirgends entdecken und das behagte ihm gar nicht. Also bahnte auch er sich seinen Weg durch den Saal um sie zu finden. Es war ihr großer Abend und er wollte nicht, das es durch die Abneigung ihm gegenüber getrübt wurde. Nur deshalb hatte er sie etwas alleine gelassen, doch jetzt war wohl der Zeitpunkt das zu ändern.
Hermine hatte sich einen Weg zu der anderen Seite des Raumes gesucht und stand nun an einem der bodenlangen Fenster. Der Nachthimmel war wunderschön und gerne wäre sie jetzt nach draußen gegangen. Nur befand sich hier keine Terrasse und so musste sie sich mit dem Blick durch das Fenster begnügen. Der Abend lief gut und die ganze Anspannung war nun von ihr abgefallen, was sie jetzt wieder müde werden ließ. Endlich war der ganze Stress vorbei und nach dieser Gala konnte sie wieder zu ihrem normalen Alltag übergehen.
„Ist der Nachthimmel nicht faszinierend?“ Hermine erschrak sich leicht und besah sich den Mann neben ihr, der ihr plötzlich Gesellschaft leistete.
„Senator Pritchard! Ich habe sie noch gar nicht gesehen.“
William Pritchard war der derzeitige Senator und unheimlich beliebt. Er war gerade mal Anfang Vierzig, dunkelhaarig und gutaussehend. Ein Grund, warum er noch nicht verheiratet war. Aber Hermine fand ihn schon immer suspekt und er hatte eine leicht aufdringliche Art an sich.
„Ich habe mich auch etwas im Hintergrund gehalten. Wollte erst einmal sehen wie sich alles entwickelt. Ihre Eröffnungsrede war hinreißend, wirklich!“ er lächelte Hermine an und ihr entging der gewisse Unterton nicht.
„Danke. Aber es war ja nichts Besonderes.“ versuchte sie auszuweichen, schien aber keine Chance zu haben.
„Nur nicht so bescheiden, Miss Granger! Sie haben das ganz toll gemacht. Das Ministerium kann sich glücklich schätzen sie als Leiterin des Waisenheimes zu haben. Ich könnte mir niemand Besseren vorstellen.“
„Das...das ist wirklich...zu viel des Guten...“
„Keine Widerrede! Nehmen sie es einfach an!“
Wieder dieses Lächeln. Hermine fühlte sich sich schlagartig sehr unwohl und sie nickte nur. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen sich etwas Abseits zu stellen.
„Möchten sie mit mir tanzen, Hermine?“
„Oh...ehm...seien sie mir nicht böse, Mister Pritchard, aber der Tag war sehr anstrengend und...“
„Nur ein Tanz. Den werden sich doch wohl noch überleben. Und ich bin ja auch noch bei ihnen, sollten ihre Füße schlapp machen.“ er kam ihr etwas näher.
„Ich...nein, das...verzeihen sie mir, aber...es findet sich bestimmt noch eine andere Dame, die gerne mit...“
„Ein Tanz, Hermine. Nur ein Tanz.“ er kam noch näher und Hermine wurde unruhig, wich vor ihm zurück.
„Ich möchte wirklich nicht...“
„Kommen sie schon. Ich beiße auch nicht, versprochen!“ William griff nach ihrem Arm und Hermine versteifte sich automatisch.
„Kann ich ihnen irgendwie helfen, Senator Pritchard?“ schnarrte plötzlich Lucius Stimme ganz dicht neben William, sodass er vor Schreck zurückwich und den blonden Mann entgeistert ansah.
„Nein...nein, es ist alles in Ordnung.“
„Gut.“ entgegnete er kalt und drehte sich dann zu Hermine um. „Hermine? Möchtest du mit mir tanzen?“ fragte er nun sanft und hielt ihr seine Hand hin.
„Sehr gerne!“ erwiderte sie erleichtert und griff sofort nach seiner Hand.
Den bösen Blick, den Lucius noch einmal William schenkte, entging ihr. Seine Nähe tat ihr unheimlich gut und beruhigte sie wieder. Sie fanden einen freien Fleck und Lucius zog sie an sich um sogleich zu der schönen Melodie einen langsamen Walzer zu tanzen. Er tanzte wirklich gut, das musste Hermine ihm lassen. Dadurch zogen sie einige Blicke auf sich und es ging ein leises Gemurmel durch die Reihen um sie herum, aber es interessierte sie nicht.
Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und er war froh darum. Als er sie nämlich entdeckt hatte wie sie angespannt versuchte diesem aufdringlichen Kerl auszuweichen, der sie bedrängte, waren ihm noch ganz andere Dinge eingefallen, als sie einfach nur zu unterbrechen. Jetzt lächelte sie ihn wieder so süß an und vergessen waren diese Gedanken.
„Du siehst übrigens wunderschön aus, Hermine.“ sagte er liebevoll und lächelte sie voller Wärme an.
„Danke.“ konnte Hermine nur hauchen und senkte, ebenfalls mit einem kleinen lächeln, verlegen den Blick.
Was aber beide nicht mitbekamen war der Fotograf, der sie genau in diesem Moment ablichtete. Er hatte sich ungesehen näher an die beiden herangepirscht und witterte wohl die Schlagzeile des Tages in dem Bericht über die Gala. Mit einem zufriedenen Lächeln verzog er sich wieder nach hinten in die Menge.
Der restliche Abend verlief wie erwartete, die Tombola fand großen Anklang und nach weiteren kleinen Gesprächen neigte sich die Gala dem Ende. Lucius brachte die letzten Gäste mit Arthur und Kingsley nach draußen und bekam zwar noch verhaltene, aber durchaus positive Worte entgegengebracht. Auch bei Hermine sprach man sich positiv über den Abend und auch über Lucius aus.
Hinter Arthur und Kingsley, die als letztes gingen, schloss Lucius die Tür. Sie würden sich melden sobald sie die Spenden zusammengezählt hatten und wollten dann auch gleich Lucius das Geld zurückgeben, das er für Maggie und das St. Mungos ausgegeben hatte. Doch er wollte das nicht und behaarte darauf, das sie das Geld behielten. Nach kurzem Zögern nahmen die Beiden es hin und verabschiedeten sich.
Hermine war ihm Saal gerade dabei ein bisschen Ordnung zu machen, als Lucius zurückkam. Endlich war es zu Ende und er hatte sie wieder für sich alleine. Er ging lautlos auf sie zu und in dem Moment, indem sie sich zu ihm umdrehte, schlang er seine Arme um sie. Sie wollte etwas sagen, hatte aber nicht den Hauch einer Chance, denn er verschloss ihre Lippen mit seinen. Lucius wollte den Kuss nur sanft und kurz halten, aber als Hermine die Arme um seinen Hals schlang und sich gegen ihn lehnte, intensivierte er automatisch den Kuss.
Eigentlich wollte Hermine nur noch schlafen, aber dieser Kuss heizte sie an. So merkte sie auch kaum, wie Lucius mit ihr nach oben apparierte. Es dauerte nicht lange und die Kleider lagen auf dem Boden, während Hermine und Lucius auf dem Bett lagen. Und dann ließen sie sich Zeit, sogen den anderen völlig in sich auf und gaben sich gleichzeitig hin. Bewegten sich im Einklang miteinander, als wäre es nie anders gewesen und hauchten den Namen des Anderen. Eng umschlungen und glücklich schliefen sie erst ein, als der Morgen schon graute.
Aber wenn sie gewusst hätten, was am nächsten Tag auf sie zukommen würde, wären sie wohl gar nicht erst wieder aufgestanden.
Er war da. Der große Abend und Hermines Bewährungsprobe. Was ihre Nervosität nur noch steigerte. Schließlich musste sie mit der heutigen Gala die vom letzten Jahr wieder wett machen. Geschlagene zwanzig Minuten stand sie nun vor dem großen Spiegel im dritten Stock und betrachtete sich zweifelnd. Außer Ginny und Caro hatte keiner sonst das Kleid gesehen und ihre Frisur hatte Hermine bestimmt schon fünf Mal geändert.
Lucius war unten und begrüßte mit Kingsley und Arthur die ersten Gäste des Abends. Wenn sie an den blonden Mann dachte, wie er da unten in seinem teuren schwarzen Anzug stand, die seidigen Haare nach hinten zusammengebunden und den Gehstock in der linken Hand tragend, musste sie schmunzeln. Die Geräusche drangen leise zu ihr nach oben und auch die Musik der Bigband vernahm sie. Sie konnte es nicht noch länger herauszögern, denn in ungefähr zehn Minuten musste sie die Eröffnungsrede halten. Also atmete sie noch einmal tief durch und begab sich dann zur Treppe.
Lucius unterdessen wurde langsam ungeduldig. Was machte Hermine denn nur so lange da oben? Die Anwesenheit von Arthur und Kingsley schien die Leute wieder etwas zu besänftigen, denn er bekam durchaus die beunruhigenden und missbilligenden Blicke mit, die ihm zugeworfen wurden. Mit Hermine an seiner Seite würde er sich einfach etwas...besser fühlen. Gerade als er ein weiteres Paar an Gästen verfolgte, die in den Ballsaal gingen, fiel sein Blick auf die Treppe. Lucius traute seinen Augen nicht und er musste ein paar Mal blinzeln um sicher zu gehen nicht zu träumen.
Da kam seine Hermine die Stufen hinunter und lächelte ihn leicht verlegen und etwas unsicher an. Sie trug ein bodenlanges, ärmelloses, goldenes Kleid, das im dämmrigen Licht der Kerzenhalter funkelte und schimmerte, sodass ihre leicht sonnengebräunte Haut einen schönen Kontrast dazu gab. Der Stoff schien flüssige Seide zu sein, schmiegte sich perfekt an ihren Körper und schmeichelte genau an den richtigen Stellen. Ihre Haare waren zu einem geschickten Knoten gebunden, der ihr locker in den Nacken fiel und zwei lockige Haarsträhnen umrandeten ihr Gesicht. Lucius blieb förmlich die Luft weg und er fasste gar nicht, das er mit dieser Frau an seiner Seite den Abend verbringen würde.
Hermine spürte Lucius Blick auf sich und sie wusste, das sie es geschafft hatte. Sie begrüßte zuerst Kingsley und Arthur und dann wandte sie sich an Lucius. Unter seinem Blick begann ihre Haut zu kribbeln und als er ihr den Arm reichte, hakte sie sich unter. Erst da bemerkte sie, dass bereits alle Gäste vollzählig waren und jetzt nur noch die Gala eröffnet werden musste.
Der Saal sah wundervoll aus, genauso wie Hermine es sich vorgestellt hatte. Passend zu den schwarzen Anzügen und Roben der Herren waren die Damen in ebenso dunklen Farben gekleidet. Das bunteste war wohl ein dunkles Rot und Hermine fühlte sich sofort wie ein einzelner, leuchtender Stern an einem nächtlichen Himmel. Man würde sie überall im Saal sofort finden können.
„Hermine...“ raunte ihr plötzlich Lucius ins Ohr und sie erkannte sofort den Unterton in seiner Stimme.
„Lucius, bitte. Wir sind nicht alleine und du wirst dich wohl oder übel bis zum Ende des Abend zusammenreißen müssen.“ grinste sie schelmisch.
„Wenn du dann nicht wieder erschöpft einschläfst.“ flüsterte Lucius noch, ehe Hermine sich auf den Weg zur Bühne machte.
Die Blicke folgten Hermine, klebten förmlich an ihr, als sie auf die Bühne zuging. Sie wusste nicht genau was sie davon halten sollte, aber sie hoffte die Leute würden sich nach ihrer Eröffnungsrede genug sattgesehen haben. Die Band verstummte und Hermine trat nach vorne an das aufgestellte Pult. Sie wartete, bis die Gespräche gänzlich verstummten und suchte nach Lucius Blick, der sie aufmunternd anlächelte. Das beruhigte sie ungemein.
„Sehr geehrte Damen und Herren! Ich heiße sie herzlich Willkommen in unserem Waisenheim hier auf Malfoy Manor. Danke, dass sie alle so zahlreich erschienen sind. Es ist uns eine große Ehre sie hier zu begrüßen. Wie sie sicherlich wissen, habe ich dieses Jahr die Nachfolge von Misses MacLynn übernommen, da diese leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiter machen konnte. Mit den meisten unter ihnen stand ich schon schriftlich in Korrespondenz und es ist sehr schön sie alle mal persönlich zu sehen. Aber wir sind heute Abend nicht nur hier um uns zu vergnügen, sondern weil wir auch etwas gutes tun und helfen wollen. Und um ihnen die momentane Situation etwas näher zu bringen haben Mister Shaklebolt, unser Zaubereiminister und sein Stellvertreter Mister Weasley etwas für sie vorbereitet. Ich wünsche ihnen nun einen lehrreichen, interessanten und unterhaltsamen Abend.“
Ein höflicher Beifall folgte, während Hermine die Bühne wieder verließ und Platz für die beiden Männer machte. Hermine lief direkt wieder zu Lucius, der sogleich seinen Arm um ihre Taille schlang und ihr zuflüsterte, dass sie das sehr gut gemacht habe. Dann lauschten sie gemeinsam dem Vortrag und erkannten zu ihrer Zufriedenheit vereinzelte entsetzte Blicke und Kopfschütteln.
Arthur und Kingsley machten den Gästen deutlich klar, das es immer noch viele Waisenkinder gab, die alles verloren hatten. Die Außenarbeiter des Ministeriums, die für den Wiederaufbau der zerstörten Orte und Gebäude verantwortlich waren bargen immer wieder Kinder. Diese wurden alle erstmals ins St. Mungos gebracht und wenn es wirklich keine weiteren Verwandten gab, die überlebt hatten, dann kamen sie ins Malfoy Manor. Hier gab es immer noch reichlich freie Zimmer.
Nachdem der eindrucksvolle Vortrag auch geendet hatte, begann die Band wieder zu spielen und die ersten Gäste strömte zu Buffet. Die Presse hatte sich die ganze Zeit vor der Bühne aufgehalten um alles mitzubekommen und nun machte sie sich auf den Weg durch den Saal um ein paar Bilder zu schießen und kleinere Interviews zu führen. Lucius zog Hermine erst mal zu einem Tisch in einer hinteren Ecke, reichte ihr ein Glas Elfenwein und beobachtete die nächste Viertelstunde das Geschehen, ehe sie sich selbst unter das Volk mischten.
Und dann dauerte es auch nicht lange und sie wurden unabsichtlich getrennt. Während Lucius von Kingsley und Arthur zur Seite gezogen wurde um das Wichtigste auszutauschen, wurde Hermine direkt von einer kleinen Gruppe begrüßt. Lucius behielt sie trotzdem im Auge.
„Ich will ganz ehrlich mit ihnen sein, Miss Granger.“ begann dann auch schon Selma Armstrong.
Sie war eine reiche Hexe mittleren Alters die früher selber viel Wohltätigkeitsarbeit geleistet hatte, nachdem ihr Mann verstarb und sie dessen Firma auflösen musste. Hermine hatte oft mit ihr geschrieben und sich auch den einen oder anderen Rat geholt.
„Ich hatte ja schon etwas Bedenken ausgerechnet hier her zu kommen. Nachdem ich gehört habe, das man Lucius Malfoy entlassen hat, war mir wirklich nicht ganz wohl zumute. Ich meine, man weiß doch, was er alles getan hat und wofür er verantwortlich war, nicht wahr?“
Ein allgemeines zustimmendes Gemurmel von den anderen Mitgliedern der Gruppe war zu vernehmen, aber Hermine ignorierte es. Denn nur sie wusste, dass sie alle falsch lagen.
„Hatten sie denn keine Angst, meine Liebe? Sie als Muggelgeborene im Hause eines ehemaligen Todessers?“ fragte nun Gordon Mason. Ein Investor, der von Anfang an gerne für die Kinder gespendet hatte. Er konnte selber nie Eigene haben.
„Ja, und das dann auch noch das Waisenheim in seinem Anwesen platziert wurde. Ich konnte es fast nicht glauben.“ stimmte Misses Armstrong ihm zu.
„Ich kann ihre Bedenken durchaus verstehen, glauben sie mir. Ich war zu Anfang auch nicht wirklich begeistert. Und die ersten Wochen waren wahrlich nicht einfach. Aber glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass...Lucius sich sehr verändert hat. Die Jahre in Askaban haben ihm die Augen geöffnet. Er wird wohl nie wirklich mit allen Muggelgeborenen und Halbblütern sympathisieren, aber er ist offen und er hat keine Vorurteile mehr. Wofür ich wohl das beste Beispiel bin. Er bereut...“ Hermine sah zu Lucius herüber, der sich gerade mit Kingsley unterhielt. „...und er will endlich seinen Frieden.“
„Was macht sie da so sicher?“ bohrte Mason nach, was Hermine den Blick wieder in die Gruppe richten ließ.
„Ich dachte auch, dass ich ihn kennen würde. Aber ab wann kennen wir eine Person wirklich? Wenn wir ein paar Stunden in der Woche mit demjenigen verbringen und einen kleinen Einblick in sein Heim und seine Familie bekommen? Wenn man ab und zu mal etwas über ihn aus der Zeitung erfährt? Oder wenn man vierundzwanzig Stunden tagtäglich mit ihm verbringt und einen Blick hinter die Mauer auf den Menschen bekommt, der er wirklich ist? So wie ich das sehe, bin ich die Einzige von uns, die sich in dieser Situation befindet und ich möchte sie einfach darum bitten etwas Vertrauen in mein Urteilsvermögen zu haben. Würde ich sonst immer noch hier sein? Ein halbes Jahr nach meiner Anstellung?“
Damit nahm sie ihre Gegenüber zum Nachdenken und Mister Mason stimmte ihr sogar zu. Hermine entschuldigte sich höflich und lief auf das Buffet zu. Die allgemeine Ablehnung gegen Lucius hatte sie befürchtet und sie hoffte nur, dass ihre Meinung nun die Runde machte. Denn sie hatte keine Lust alles immer und immer wieder zu sagen.
Lucius unterdessen stand mittlerweile etwas abseits. Die Leute mieden ihn, was er geahnt hatte und es war ihm auch ganz recht. So konnte er die Menge besser im Auge behalten und nach Hermine sehen. Arthur und Kingsley mussten den Leuten genauso Rede und Antwort stehen, wie Hermine und sie schien sich nicht sehr wohl zu fühlen. Er sah, wie sie sich ein weiteres Glas Elfenwein nahm und am Rande der Tanzfläche entlang ging, die schon von einigen Paaren genutzt wurde. Kurz darauf wurde er versehentlich von einer Bedienung angerempelt, die sich durch den wenigen Platz drängte.
Sie entschuldigte sich sofort, aber da ja nichts passiert war, versicherte Lucius ihr, dass es in Ordnung war. Als sein Blick jedoch zu der Stelle zurück schweifte, an der Hermine noch ein paar Sekunden vorher war, sah er sie nicht mehr. Er konnte sie nirgends entdecken und das behagte ihm gar nicht. Also bahnte auch er sich seinen Weg durch den Saal um sie zu finden. Es war ihr großer Abend und er wollte nicht, das es durch die Abneigung ihm gegenüber getrübt wurde. Nur deshalb hatte er sie etwas alleine gelassen, doch jetzt war wohl der Zeitpunkt das zu ändern.
Hermine hatte sich einen Weg zu der anderen Seite des Raumes gesucht und stand nun an einem der bodenlangen Fenster. Der Nachthimmel war wunderschön und gerne wäre sie jetzt nach draußen gegangen. Nur befand sich hier keine Terrasse und so musste sie sich mit dem Blick durch das Fenster begnügen. Der Abend lief gut und die ganze Anspannung war nun von ihr abgefallen, was sie jetzt wieder müde werden ließ. Endlich war der ganze Stress vorbei und nach dieser Gala konnte sie wieder zu ihrem normalen Alltag übergehen.
„Ist der Nachthimmel nicht faszinierend?“ Hermine erschrak sich leicht und besah sich den Mann neben ihr, der ihr plötzlich Gesellschaft leistete.
„Senator Pritchard! Ich habe sie noch gar nicht gesehen.“
William Pritchard war der derzeitige Senator und unheimlich beliebt. Er war gerade mal Anfang Vierzig, dunkelhaarig und gutaussehend. Ein Grund, warum er noch nicht verheiratet war. Aber Hermine fand ihn schon immer suspekt und er hatte eine leicht aufdringliche Art an sich.
„Ich habe mich auch etwas im Hintergrund gehalten. Wollte erst einmal sehen wie sich alles entwickelt. Ihre Eröffnungsrede war hinreißend, wirklich!“ er lächelte Hermine an und ihr entging der gewisse Unterton nicht.
„Danke. Aber es war ja nichts Besonderes.“ versuchte sie auszuweichen, schien aber keine Chance zu haben.
„Nur nicht so bescheiden, Miss Granger! Sie haben das ganz toll gemacht. Das Ministerium kann sich glücklich schätzen sie als Leiterin des Waisenheimes zu haben. Ich könnte mir niemand Besseren vorstellen.“
„Das...das ist wirklich...zu viel des Guten...“
„Keine Widerrede! Nehmen sie es einfach an!“
Wieder dieses Lächeln. Hermine fühlte sich sich schlagartig sehr unwohl und sie nickte nur. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen sich etwas Abseits zu stellen.
„Möchten sie mit mir tanzen, Hermine?“
„Oh...ehm...seien sie mir nicht böse, Mister Pritchard, aber der Tag war sehr anstrengend und...“
„Nur ein Tanz. Den werden sich doch wohl noch überleben. Und ich bin ja auch noch bei ihnen, sollten ihre Füße schlapp machen.“ er kam ihr etwas näher.
„Ich...nein, das...verzeihen sie mir, aber...es findet sich bestimmt noch eine andere Dame, die gerne mit...“
„Ein Tanz, Hermine. Nur ein Tanz.“ er kam noch näher und Hermine wurde unruhig, wich vor ihm zurück.
„Ich möchte wirklich nicht...“
„Kommen sie schon. Ich beiße auch nicht, versprochen!“ William griff nach ihrem Arm und Hermine versteifte sich automatisch.
„Kann ich ihnen irgendwie helfen, Senator Pritchard?“ schnarrte plötzlich Lucius Stimme ganz dicht neben William, sodass er vor Schreck zurückwich und den blonden Mann entgeistert ansah.
„Nein...nein, es ist alles in Ordnung.“
„Gut.“ entgegnete er kalt und drehte sich dann zu Hermine um. „Hermine? Möchtest du mit mir tanzen?“ fragte er nun sanft und hielt ihr seine Hand hin.
„Sehr gerne!“ erwiderte sie erleichtert und griff sofort nach seiner Hand.
Den bösen Blick, den Lucius noch einmal William schenkte, entging ihr. Seine Nähe tat ihr unheimlich gut und beruhigte sie wieder. Sie fanden einen freien Fleck und Lucius zog sie an sich um sogleich zu der schönen Melodie einen langsamen Walzer zu tanzen. Er tanzte wirklich gut, das musste Hermine ihm lassen. Dadurch zogen sie einige Blicke auf sich und es ging ein leises Gemurmel durch die Reihen um sie herum, aber es interessierte sie nicht.
Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder und er war froh darum. Als er sie nämlich entdeckt hatte wie sie angespannt versuchte diesem aufdringlichen Kerl auszuweichen, der sie bedrängte, waren ihm noch ganz andere Dinge eingefallen, als sie einfach nur zu unterbrechen. Jetzt lächelte sie ihn wieder so süß an und vergessen waren diese Gedanken.
„Du siehst übrigens wunderschön aus, Hermine.“ sagte er liebevoll und lächelte sie voller Wärme an.
„Danke.“ konnte Hermine nur hauchen und senkte, ebenfalls mit einem kleinen lächeln, verlegen den Blick.
Was aber beide nicht mitbekamen war der Fotograf, der sie genau in diesem Moment ablichtete. Er hatte sich ungesehen näher an die beiden herangepirscht und witterte wohl die Schlagzeile des Tages in dem Bericht über die Gala. Mit einem zufriedenen Lächeln verzog er sich wieder nach hinten in die Menge.
Der restliche Abend verlief wie erwartete, die Tombola fand großen Anklang und nach weiteren kleinen Gesprächen neigte sich die Gala dem Ende. Lucius brachte die letzten Gäste mit Arthur und Kingsley nach draußen und bekam zwar noch verhaltene, aber durchaus positive Worte entgegengebracht. Auch bei Hermine sprach man sich positiv über den Abend und auch über Lucius aus.
Hinter Arthur und Kingsley, die als letztes gingen, schloss Lucius die Tür. Sie würden sich melden sobald sie die Spenden zusammengezählt hatten und wollten dann auch gleich Lucius das Geld zurückgeben, das er für Maggie und das St. Mungos ausgegeben hatte. Doch er wollte das nicht und behaarte darauf, das sie das Geld behielten. Nach kurzem Zögern nahmen die Beiden es hin und verabschiedeten sich.
Hermine war ihm Saal gerade dabei ein bisschen Ordnung zu machen, als Lucius zurückkam. Endlich war es zu Ende und er hatte sie wieder für sich alleine. Er ging lautlos auf sie zu und in dem Moment, indem sie sich zu ihm umdrehte, schlang er seine Arme um sie. Sie wollte etwas sagen, hatte aber nicht den Hauch einer Chance, denn er verschloss ihre Lippen mit seinen. Lucius wollte den Kuss nur sanft und kurz halten, aber als Hermine die Arme um seinen Hals schlang und sich gegen ihn lehnte, intensivierte er automatisch den Kuss.
Eigentlich wollte Hermine nur noch schlafen, aber dieser Kuss heizte sie an. So merkte sie auch kaum, wie Lucius mit ihr nach oben apparierte. Es dauerte nicht lange und die Kleider lagen auf dem Boden, während Hermine und Lucius auf dem Bett lagen. Und dann ließen sie sich Zeit, sogen den anderen völlig in sich auf und gaben sich gleichzeitig hin. Bewegten sich im Einklang miteinander, als wäre es nie anders gewesen und hauchten den Namen des Anderen. Eng umschlungen und glücklich schliefen sie erst ein, als der Morgen schon graute.
Aber wenn sie gewusst hätten, was am nächsten Tag auf sie zukommen würde, wären sie wohl gar nicht erst wieder aufgestanden.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Ein neues Leben (HG/LM)
Kapitel 23: Unerwartete Rückkehr
Zwei Tage später, an einem strahlenden aber frischen Sonntag, saß Hermine schon früh morgens in der Küche und aß etwas. Lucius hatte noch geschlummert, aber sie konnte nicht mehr weiter schlafen. Brummend gab der blonde Mann neben ihr seinen Unmut über ihr Verlassen des Bettes bekannt, schlief aber weiter.
Sie biss gerade in ihr Marmeladenbrötchen, als eine Eule an das Küchenfenster klopfte und um Einlass bat. Mit einem Eulenkeks und dem Knutbetrag nahm sie den Tagespropheten entgegen und ging zum Tisch zurück. Caro war zwischenzeitlich mal verschlafen herein geschlürft und verschwand nur mit einem leisen 'Guten Morgen' und einer Tasse Kaffee wieder. Hermines Schmunzeln jedoch verschwand augenblicklich, als sie die Titelschlagzeile las.
Ministerium veranstaltet überaus erfolgreiche Gala
An diesem Freitag fand die alljährliche Spendengala des Ministeriums statt. Jedoch nicht wie die vorherigen Jahre in den Ballräumen von unserem überaus geschätzten Mister Withmore, sondern in dem Waisenheim selbst. Um dieses Gebäude wurde von Anfang an ein Mysterium aufgebaut und niemand, außer dem Minister Kingsley Shaklebolt selbst natürlich, wusste welches Anwesen sich dahinter versteckte. Nun ist das Geheimnis gelüftet. Es ist Malfoy Manor. Das Anwesen von Voldemorts ehemals rechter Hand und einem seiner treusten Gefolgsleute Lucius Malfoy. Unnötig zu erwähnen, dass die Gäste zu Beginn nicht wirklich begeistert davon waren gerade zu diesem Mann nach Hause gehen zu müssen. Aber wider erwarten glänzte er mit einer ruhigen und unauffälligen Art. Der Minister, dessen Stellvertreter Arthur Weasley und auch die neu eingesetzte Leiterin des Waisenheimes und Kriegsheldin Hermine Granger (siehe Abbildung) sprachen sich im Laufe des Abends allerdings sehr positiv für Lucius Malfoy aus und versicherten immer wieder dessen gerechtfertigte Rehabilitation. Der restliche Abend verlief zudem höchst erfolgreich. Es wurden über Vierhundert-fünfzigtausend Galleonen eingenommen und mit dieser stolzen Summe kann nun weiter Gutes für die Kinder getan werden. Doch stellt sich immer noch die Frage in welchem Verhältnis Hermine Granger und Lucius Malfoy zueinander stehen. Beobachter berichteten, dass sie ein sehr vertrautes und enges Verhältnis zueinander dargestellt hätten. Bahnt sich da etwa eine neue Liebe an? Bekommt der ehemalige Feind Lucius Malfoy unsere Kriegsheldin in seine Fänge? Was werden dazu wohl Miss Grangers Freunde und Familie sagen? Und wie wird Narzissa Malfoy darauf reagieren? Fragen über Fragen und wir bleiben dran.
Hermine verdrehte genervt die Augen. Natürlich war ihre Beziehung zu Lucius wichtiger und interessanter als die Spenden und die Kinder. Das gab es schließlich nur sehr selten, dass eine Gryffindor mit einem Slytherin zusammenfand und dann auch noch zwei Personen mit solch einer Bedeutung. Aber an sich war der Artikel sehr positiv was sie überraschte. Nur das Bild von ihr und Lucius war ihr jetzt irgendwie peinlich. Ganz davon abgesehen, dass sie es nicht einmal mitbekommen hatte, das sie abgelichtet wurden. Die Art, wie Lucius sie ansah und das sie daraufhin leicht lächelte und verlegen zu Boden blickte, machte mehr als deutlich wie sie gefühlsmäßig zu ihm stand und dass er das durchaus zu erwidern schien.
Lucius riss sie aus ihren Gedanken, als er zu ihr in die Küche kam, ihr einen Kuss auf die Wange drückte und sich neben sie an den Tisch saß. Während er zu frühstücken begann, reichte Hermine ihm wortlos den Tagespropheten und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Nachdem auch er geendet hatte, schüttelte Lucius amüsiert den Kopf und aß in Ruhe weiter. Hermine trank ihre Tasse leer, gab den Kuss auf die Wange zurück und ging in die Bibliothek.
Auch heute musste sie noch ein paar Sachen erledigen und auf Kingsleys Anfrage zurückschreiben, was sie als Ersten mit dem Geld anfingen. Ungefähr zwanzig Minuten später klingelte es an der Tür. Hermine sah überrascht auf und lauschte. Es war kein Besuch angemeldet und sie konnte sich auch kaum vorstellen wer einfach unangemeldet hier auftauchte. Dann hörte sie Woddys gedämpfte Stimme, der die Tür aufmachte und erstarrte. Sie verstand die Stimmen nicht dabei was sie sagten, aber trotzdem erkannte sie die weibliche Stimme sofort. Kurz darauf vernahm sie die Küchentür und hörte dann auch noch Lucius sprechen.
Konnte das sein? War das wirklich möglich? Die eiligen, klappernden Schritte, die sich der Bibliothek näherten machten Hermine plötzlich nervös. Als die Tür dann auch noch energisch aufgerissen wurde, fuhr sie erschrocken aus ihrem Sessel hoch. Oh doch, es war durchaus möglich. Narzissa Malfoy stand mit arrogant angezogener Augenbraue im Türrahmen und sah abwertend zu Hermine hinüber.
„Es ist also wahr.“ erklang die kalte Stimme der älteren Frau. „Die Kriegsheldin Hermine Granger arbeitet höchstpersönlich hier im Manor. Und das sogar noch freiwillig. Wirklich sehr interessant.“
„Narzissa, was willst du h...“
Lucius brach ab, als auch er in der Bibliothek ankam. Er hatte etwas zeitgleich mit seiner 'Frau' gesprochen und so überhört, was sie selbst gesagt hatte. Er dachte, sich verhört zu haben, als ihre Stimme von der Eingangstür her erklang. Das kam ihm wie ein schlechter Scherz vor. Also musste er sich selbst davon überzeugen, das er halluzinierte. Leider war dem nicht so. Und das Gesicht, das Hermine jetzt machte, verschlimmerte den Druck in seinem Brustkorb.
„Was ich hier will? Soll das ein Witz sein, Lucius?“ Als wäre Hermine nicht existent drehte sich Narzissa wieder um. „Ich bin hier um wieder meinen Platz an deiner Seite einzunehmen. Schließlich sind wir immer noch verheiratet.“
Hermines Herz blieb stehen, eine Sekunde, zwei Sekunden...um dann nur noch schneller zu schlagen. Sie hatte keine Zeit um darüber nachzudenken, denn die Worte benebelten ihre Gedanken. Die Tränen stiegen ihr langsam in die Augen und alles in Hermine schrie nur noch, dass sie hier raus musste. Sofort weg aus dieser Situation. Also stürmte sie wie vom Donner gerührt und ohne jemanden anzusehen aus der Bibliothek.
„Hermine!“ rief Lucius und wollte schon hinterher, aber Narzissa hielt ihn auf.
„Hermine? Ihr nennt euch beim Vornamen? So weit seit ihr also schon?“ kam es spöttisch von Narzissa, während Lucius die Tür schloss.
„Ich warne dich, Narzissa.“
„Was denn? Warum bist du mir denn auf einmal so böse gesonnen? Mir, deiner Ehefrau?“
Lucius wollte ihr ins Wort fallen, aber Narzissa winkte ab. Lässig ging sie auf den Schreibtisch zu, ließ sich auf die Tischkante nieder und schlug lasziv ein Bein über das andere.
„Als ich heute morgen den Bericht im Tagespropheten gelesen habe war ich wirklich überrascht. Du bist wieder auf freiem Fuß und wie erfahre ich das? Aus der Zeitung.“
„Daran bist du selber schuld, Narzissa. Du hast dich von mir getrennt, als ich nach Askaban geschickt worden bin.“
„Du hattest ja auch nichts besseres zu tun, als deine Machtgier auszuleben und unseren Sohn in Gefahr zu bringen.“ jetzt stand sie wieder auf dem Boden.
„Ob du es glauben magst oder nicht, das weiß ich heute auch. Und Draco hat mir mittlerweile verziehen.“
„Ja, das weiß ich. Er hat mich letzte Jahr darüber informiert, während ich ihn und Astoria besucht hatte. Sie ist schwanger, steht kurz vor der Geburt und Draco ist wirklich stolz...“
„Also bist du jetzt nur hier, weil dir das Titelbild mit Hermine und mir nicht gefällt?“ sie wollte ablenken, aber Lucius durchschaute es.
„Ja, unter anderem hat mich dieses Bild dazu veranlasst hier aufzutauchen, in meinem Heim. Welche Frau findet es nicht toll, wenn ihr Ehemann mit einer anderen Frau zu sehen ist, die sich dann auch noch wie verliebte Teenager anhimmeln. Dazu kommt auch noch, das sie eine Muggelgeborene ist, Lucius. Weißt du, was du damit anrichtest?“
„Nein, aber ich bin mir sicher, das du mich gleich aufklären wirst.“
„Leidest du neuerdings unter Gedächtnisschwund oder hat sie dich einem Zauber ausgesetzt? Wir haben ein Bild zu waren, Lucius. In unseren Kreisen, für die allgemeine Öffentlichkeit! Mit diesem Auftritt hast du mich bloßgestellt!“
„Und was ist bitte mit deinem...wie heißt er noch...Antonio?“ nun standen sie sich bedrohlich gegenüber.
„Wer sagt denn, dass ich noch mit ihm zusammen bin?“
„Aber du hast doch...“
„UND SELBST WENN!...Davon ist nie etwas an dich Öffentlichkeit gedrungen!“
Die Spannung, die sich im Raum gebildet hatte war zum zerreißen gespannt. Und auch wenn die Tür verschlossen war, war sich Lucius sicher, dass man sie trotzdem im Haus hörte. Narzissa blitze in wütend und aufgebracht an und Lucius blickte kühl und überlegen zu ihr herunter.
„Er hat dich verlassen, oder? Er hat dich einfach sitzen lassen. Wie viel jünger als du war er? Fünfzehn Jahre? Zwanzig? Hat er eine Frau in seinem Alter gefunden, die ihm besser gefallen hat?“
„Denkst du, dir wird es anders ergehen? Sie ist Zweiundzwanzig, Lucius! Und du bist...du könntest ihr Vater sein. Glaubst du nicht, das auch sie einen Anderen finden könnte, wenn ihr ein interessanter Mann in ihrem Alter über den Weg läuft?“
„Nein.“
„Nein?“ Narzissa lachte spöttisch auf. „Und was macht dich da so sicher?“
„Weil sie mich mittlerweile kennt. Noch besser als du, Narzissa.“
„Unfug!“
„Und wenn ich sie jetzt wieder verliere, nur weil du hier auftauchst und Anspruch auf etwas erheben willst, zudem du schon seit fünf Jahren kein Recht mehr hast...dann möge Merlin mit dir sein!“ wenn Blicke töten könnten, hätte Narzissa wohl in diesem Moment ihre Strafe erhalten.
Hermine war in ihre Räume gestürmt und ließ die Tür lautstark ins Schloss fallen. Sie wollte jetzt niemanden sehen und vor allem Lucius oder Narzissa nicht. Plötzlich kam ihr der Gedanke, das so eine einfache Tür sie wohl nicht aufhalten würden. Also zog sie ihren Stab und warf einen Zauber auf die Tür, sodass die Beiden das Zimmer nicht mehr betreten konnten.
Kraftlos sank sie auf ihren Knien zu Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Langsam aber sicher strömte die Bedeutung der gerade eben geschehenen Dinge in ihren Verstand und die ersten Tränen liefen ihr über die Wangen. Die lauten, gedämpften Stimmen aus der Bibliothek bemerkte sie dabei kaum. Und selbst wenn, hätte es für sie kaum etwas geändert. Hatte Caro sie nicht vor einer gewissen Zeit noch darauf hingewiesen, das er verheiratet war? Wie konnte sie das nur so verdrängen? Es war doch klar gewesen, das Narzissa irgendwann kam und ihren Platz wieder einforderte. Und genau in diesem Moment wünschte sie sich das mit der Scheidung oder der Ehe oder der Sache an sich angesprochen und mit ihm geklärt zu haben. Jetzt war sie diejenige hier, die wortwörtlich verlor. Was sollte sie jetzt nur tun?
Dann steckte Caro ihren Kopf durch die Tür und fragte Hermine ob es ihr gut ging. Sie sah nur auf und Caro wusste Bescheid. Sie kam direkt auf sie zu, ließ dabei ungeachtet dir Tür aufstehen und kniete sich zu ihr. Sie hielt Hermine drei Briefe hin, die eine Eule in der Zwischenzeit gebracht hatte. Es warne Briefe von Harry, Ginny und Draco. Zu ihrer Überraschung waren die Briefe durchweg positiv. Ginny hatte es ja schon geahnt, das es bei Hermine mehr bedeutete und sie stärkere Gefühle für den blonden Malfoy hatte. Also sprach sie sich aufmunternd aus, sagte das Hermine wirklich glücklich aussah, und das sie sich für sie freuen würde.
Harry war hingegen etwas verwirrt. Ginny hatte es ihm nicht erzählt und deshalb verwunderte ihn das Bild. Ginny hatte ihm auf Nachfrage dann doch ein bisschen was erzählt und auch wenn er es immer noch nicht verstand, so wollte er trotzdem das es Hermine gut ging. Selbst wenn das hieß, das sie Lucius dafür brauchte. Und er versicherte ihr, das Ron die Zeitung nicht gesehen hatte. Gerade noch rechtzeitig konnte er ihm den Artikel vorenthalten und sie bräuchte sich deshalb keine Sorgen zu machen.
Und Draco war natürlich begeistert. Nicht zu erwähnen, das er ihr natürlich unter die Nase rieb stolz auf sie zu sein seinen Rat befolgt zu haben. Auch Astoria würde sich freuen, nachdem Draco es ihr erzählt hatte. Auf dem Bild würden sie sehr gut aussehen und man hätte nicht den Eindruck, dass sie vorher nicht zusammen waren. Vor allem da Astoria nie damit gerechnet hätte, das es mal dazu kommen würde. Wobei sie damit ja auch nicht die Einzige war. Draco und sie würden ihnen Beiden auf jeden Fall alles gute Wünschen und nach der Geburt müssten sie unbedingt zu einem Abendessen vorbeischauen. Das erstaunte Hermine wirklich am meisten.
Caro hatte Hermine wieder auf die Beine gezogen und ließ sie gerade alleine, als Lucius direkt neben ihr vor der Tür erschien. Caro beeilte sich dort weg zu kommen, denn sie wollte nicht im Weg stehen und hoffte insgeheim doch, das sich alles wieder einrenken würde. Hermine hatte es noch nicht bemerkt, bis...
„Hermine!“ sie erstarrte an der Stelle und konnte sich nicht einen Millimeter bewegen.
„Hör mir zu, das ist alles...“ er wollte das Zimmer betreten, aber er prallte an einer Art Schutzschild ab. „...was..was hast du gemacht? Wieso kann ich dein Zimmer nicht betreten?“
Keine Antwort. Hermine schloss die Augen und wünschte sich, das er einfach verschwinden würde, aber natürlich tat er das nicht.
„Jetzt lass mich endlich eintreten. Ich will es dir erklären, aber nicht unbedingt hier draußen auf dem Flur.“ sie schwieg immer noch.
„Verdammt noch mal, Hermine. Rede endlich mit mir!“
Plötzlich flackerte ein Gedanke in Hermines Kopf auf. Egal ob passend oder nicht, sie wollte es loswerden. Also drehte sie sich langsam um und sah ihn an. Lucius sah die Tränenspur auf ihren Wangen und wurde wütend. Wenn nur diese Barriere nicht wäre. Langsam hob Hermine ihren Zauberstab und bevor sie darüber nachdachte, äußerte sie ihren Gedanken einfach.
„Ich bin keine Ehebrecherin!“ flüsterte sie, aber Lucius verstand es noch.
„Was? Das, das stimmt doch nicht! Lass uns doch in Ruhe...“ aber mit einem Schlenker war die Tür wieder zu. „.Hermine!“
Er klopfte gegen die Tür, aber Hermine hatte sich schon wieder zum Fenster umgedreht und sah hinaus. Dann vernahm sie die Stimme von Silly, die Lucius über einen anstehenden Termin in London informierte, da er wohl schon spät dran war. Jedoch ging er nur sehr widerwillig. Nachdem sie sich sicher war, das er aufgebrochen war, trat sie wieder aus ihrem Zimmer heraus. Sie wollte unbedingt zu Maggie und sich mit ihr etwas ablenken.
Die freute sich natürlich darüber und so verbrachten sie den Rest des Tages mit spielen und vorlesen. Es funktionierte sogar sehr gut und fast hätte sie alles vergessen. Aber nur fast. Mittlerweile war es dunkel und Maggie lag schon im Bett. Also ging sie leise die Treppe hinab und erkannte zu spät, das Narzissa in der Eingangshalle stand und wohl auf sie zu warten schien. Sofort war alles wieder da.
„Da sind sie ja, Miss Granger. Ich habe sie schon gesucht.“ mit einem überlegenen Lächeln sah sie die junge Frau vor sich an.
„Was wollen sie von mir?“
„Ich glaube, das es an der Zeit ist ihnen etwas zu zeigen. Etwas, um ihr Bild von...meinem Mann...gerade zu rücken.“ Sie ging ein paar Schritte, merkte dann aber das Hermine ihr nicht folgte.
„Kommen sie schon. Es wird sie interessieren.“
Und dann folgte Hermine Narzissa zögerlich zur Bibliothek.
Zwei Tage später, an einem strahlenden aber frischen Sonntag, saß Hermine schon früh morgens in der Küche und aß etwas. Lucius hatte noch geschlummert, aber sie konnte nicht mehr weiter schlafen. Brummend gab der blonde Mann neben ihr seinen Unmut über ihr Verlassen des Bettes bekannt, schlief aber weiter.
Sie biss gerade in ihr Marmeladenbrötchen, als eine Eule an das Küchenfenster klopfte und um Einlass bat. Mit einem Eulenkeks und dem Knutbetrag nahm sie den Tagespropheten entgegen und ging zum Tisch zurück. Caro war zwischenzeitlich mal verschlafen herein geschlürft und verschwand nur mit einem leisen 'Guten Morgen' und einer Tasse Kaffee wieder. Hermines Schmunzeln jedoch verschwand augenblicklich, als sie die Titelschlagzeile las.
Ministerium veranstaltet überaus erfolgreiche Gala
An diesem Freitag fand die alljährliche Spendengala des Ministeriums statt. Jedoch nicht wie die vorherigen Jahre in den Ballräumen von unserem überaus geschätzten Mister Withmore, sondern in dem Waisenheim selbst. Um dieses Gebäude wurde von Anfang an ein Mysterium aufgebaut und niemand, außer dem Minister Kingsley Shaklebolt selbst natürlich, wusste welches Anwesen sich dahinter versteckte. Nun ist das Geheimnis gelüftet. Es ist Malfoy Manor. Das Anwesen von Voldemorts ehemals rechter Hand und einem seiner treusten Gefolgsleute Lucius Malfoy. Unnötig zu erwähnen, dass die Gäste zu Beginn nicht wirklich begeistert davon waren gerade zu diesem Mann nach Hause gehen zu müssen. Aber wider erwarten glänzte er mit einer ruhigen und unauffälligen Art. Der Minister, dessen Stellvertreter Arthur Weasley und auch die neu eingesetzte Leiterin des Waisenheimes und Kriegsheldin Hermine Granger (siehe Abbildung) sprachen sich im Laufe des Abends allerdings sehr positiv für Lucius Malfoy aus und versicherten immer wieder dessen gerechtfertigte Rehabilitation. Der restliche Abend verlief zudem höchst erfolgreich. Es wurden über Vierhundert-fünfzigtausend Galleonen eingenommen und mit dieser stolzen Summe kann nun weiter Gutes für die Kinder getan werden. Doch stellt sich immer noch die Frage in welchem Verhältnis Hermine Granger und Lucius Malfoy zueinander stehen. Beobachter berichteten, dass sie ein sehr vertrautes und enges Verhältnis zueinander dargestellt hätten. Bahnt sich da etwa eine neue Liebe an? Bekommt der ehemalige Feind Lucius Malfoy unsere Kriegsheldin in seine Fänge? Was werden dazu wohl Miss Grangers Freunde und Familie sagen? Und wie wird Narzissa Malfoy darauf reagieren? Fragen über Fragen und wir bleiben dran.
Hermine verdrehte genervt die Augen. Natürlich war ihre Beziehung zu Lucius wichtiger und interessanter als die Spenden und die Kinder. Das gab es schließlich nur sehr selten, dass eine Gryffindor mit einem Slytherin zusammenfand und dann auch noch zwei Personen mit solch einer Bedeutung. Aber an sich war der Artikel sehr positiv was sie überraschte. Nur das Bild von ihr und Lucius war ihr jetzt irgendwie peinlich. Ganz davon abgesehen, dass sie es nicht einmal mitbekommen hatte, das sie abgelichtet wurden. Die Art, wie Lucius sie ansah und das sie daraufhin leicht lächelte und verlegen zu Boden blickte, machte mehr als deutlich wie sie gefühlsmäßig zu ihm stand und dass er das durchaus zu erwidern schien.
Lucius riss sie aus ihren Gedanken, als er zu ihr in die Küche kam, ihr einen Kuss auf die Wange drückte und sich neben sie an den Tisch saß. Während er zu frühstücken begann, reichte Hermine ihm wortlos den Tagespropheten und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Nachdem auch er geendet hatte, schüttelte Lucius amüsiert den Kopf und aß in Ruhe weiter. Hermine trank ihre Tasse leer, gab den Kuss auf die Wange zurück und ging in die Bibliothek.
Auch heute musste sie noch ein paar Sachen erledigen und auf Kingsleys Anfrage zurückschreiben, was sie als Ersten mit dem Geld anfingen. Ungefähr zwanzig Minuten später klingelte es an der Tür. Hermine sah überrascht auf und lauschte. Es war kein Besuch angemeldet und sie konnte sich auch kaum vorstellen wer einfach unangemeldet hier auftauchte. Dann hörte sie Woddys gedämpfte Stimme, der die Tür aufmachte und erstarrte. Sie verstand die Stimmen nicht dabei was sie sagten, aber trotzdem erkannte sie die weibliche Stimme sofort. Kurz darauf vernahm sie die Küchentür und hörte dann auch noch Lucius sprechen.
Konnte das sein? War das wirklich möglich? Die eiligen, klappernden Schritte, die sich der Bibliothek näherten machten Hermine plötzlich nervös. Als die Tür dann auch noch energisch aufgerissen wurde, fuhr sie erschrocken aus ihrem Sessel hoch. Oh doch, es war durchaus möglich. Narzissa Malfoy stand mit arrogant angezogener Augenbraue im Türrahmen und sah abwertend zu Hermine hinüber.
„Es ist also wahr.“ erklang die kalte Stimme der älteren Frau. „Die Kriegsheldin Hermine Granger arbeitet höchstpersönlich hier im Manor. Und das sogar noch freiwillig. Wirklich sehr interessant.“
„Narzissa, was willst du h...“
Lucius brach ab, als auch er in der Bibliothek ankam. Er hatte etwas zeitgleich mit seiner 'Frau' gesprochen und so überhört, was sie selbst gesagt hatte. Er dachte, sich verhört zu haben, als ihre Stimme von der Eingangstür her erklang. Das kam ihm wie ein schlechter Scherz vor. Also musste er sich selbst davon überzeugen, das er halluzinierte. Leider war dem nicht so. Und das Gesicht, das Hermine jetzt machte, verschlimmerte den Druck in seinem Brustkorb.
„Was ich hier will? Soll das ein Witz sein, Lucius?“ Als wäre Hermine nicht existent drehte sich Narzissa wieder um. „Ich bin hier um wieder meinen Platz an deiner Seite einzunehmen. Schließlich sind wir immer noch verheiratet.“
Hermines Herz blieb stehen, eine Sekunde, zwei Sekunden...um dann nur noch schneller zu schlagen. Sie hatte keine Zeit um darüber nachzudenken, denn die Worte benebelten ihre Gedanken. Die Tränen stiegen ihr langsam in die Augen und alles in Hermine schrie nur noch, dass sie hier raus musste. Sofort weg aus dieser Situation. Also stürmte sie wie vom Donner gerührt und ohne jemanden anzusehen aus der Bibliothek.
„Hermine!“ rief Lucius und wollte schon hinterher, aber Narzissa hielt ihn auf.
„Hermine? Ihr nennt euch beim Vornamen? So weit seit ihr also schon?“ kam es spöttisch von Narzissa, während Lucius die Tür schloss.
„Ich warne dich, Narzissa.“
„Was denn? Warum bist du mir denn auf einmal so böse gesonnen? Mir, deiner Ehefrau?“
Lucius wollte ihr ins Wort fallen, aber Narzissa winkte ab. Lässig ging sie auf den Schreibtisch zu, ließ sich auf die Tischkante nieder und schlug lasziv ein Bein über das andere.
„Als ich heute morgen den Bericht im Tagespropheten gelesen habe war ich wirklich überrascht. Du bist wieder auf freiem Fuß und wie erfahre ich das? Aus der Zeitung.“
„Daran bist du selber schuld, Narzissa. Du hast dich von mir getrennt, als ich nach Askaban geschickt worden bin.“
„Du hattest ja auch nichts besseres zu tun, als deine Machtgier auszuleben und unseren Sohn in Gefahr zu bringen.“ jetzt stand sie wieder auf dem Boden.
„Ob du es glauben magst oder nicht, das weiß ich heute auch. Und Draco hat mir mittlerweile verziehen.“
„Ja, das weiß ich. Er hat mich letzte Jahr darüber informiert, während ich ihn und Astoria besucht hatte. Sie ist schwanger, steht kurz vor der Geburt und Draco ist wirklich stolz...“
„Also bist du jetzt nur hier, weil dir das Titelbild mit Hermine und mir nicht gefällt?“ sie wollte ablenken, aber Lucius durchschaute es.
„Ja, unter anderem hat mich dieses Bild dazu veranlasst hier aufzutauchen, in meinem Heim. Welche Frau findet es nicht toll, wenn ihr Ehemann mit einer anderen Frau zu sehen ist, die sich dann auch noch wie verliebte Teenager anhimmeln. Dazu kommt auch noch, das sie eine Muggelgeborene ist, Lucius. Weißt du, was du damit anrichtest?“
„Nein, aber ich bin mir sicher, das du mich gleich aufklären wirst.“
„Leidest du neuerdings unter Gedächtnisschwund oder hat sie dich einem Zauber ausgesetzt? Wir haben ein Bild zu waren, Lucius. In unseren Kreisen, für die allgemeine Öffentlichkeit! Mit diesem Auftritt hast du mich bloßgestellt!“
„Und was ist bitte mit deinem...wie heißt er noch...Antonio?“ nun standen sie sich bedrohlich gegenüber.
„Wer sagt denn, dass ich noch mit ihm zusammen bin?“
„Aber du hast doch...“
„UND SELBST WENN!...Davon ist nie etwas an dich Öffentlichkeit gedrungen!“
Die Spannung, die sich im Raum gebildet hatte war zum zerreißen gespannt. Und auch wenn die Tür verschlossen war, war sich Lucius sicher, dass man sie trotzdem im Haus hörte. Narzissa blitze in wütend und aufgebracht an und Lucius blickte kühl und überlegen zu ihr herunter.
„Er hat dich verlassen, oder? Er hat dich einfach sitzen lassen. Wie viel jünger als du war er? Fünfzehn Jahre? Zwanzig? Hat er eine Frau in seinem Alter gefunden, die ihm besser gefallen hat?“
„Denkst du, dir wird es anders ergehen? Sie ist Zweiundzwanzig, Lucius! Und du bist...du könntest ihr Vater sein. Glaubst du nicht, das auch sie einen Anderen finden könnte, wenn ihr ein interessanter Mann in ihrem Alter über den Weg läuft?“
„Nein.“
„Nein?“ Narzissa lachte spöttisch auf. „Und was macht dich da so sicher?“
„Weil sie mich mittlerweile kennt. Noch besser als du, Narzissa.“
„Unfug!“
„Und wenn ich sie jetzt wieder verliere, nur weil du hier auftauchst und Anspruch auf etwas erheben willst, zudem du schon seit fünf Jahren kein Recht mehr hast...dann möge Merlin mit dir sein!“ wenn Blicke töten könnten, hätte Narzissa wohl in diesem Moment ihre Strafe erhalten.
Hermine war in ihre Räume gestürmt und ließ die Tür lautstark ins Schloss fallen. Sie wollte jetzt niemanden sehen und vor allem Lucius oder Narzissa nicht. Plötzlich kam ihr der Gedanke, das so eine einfache Tür sie wohl nicht aufhalten würden. Also zog sie ihren Stab und warf einen Zauber auf die Tür, sodass die Beiden das Zimmer nicht mehr betreten konnten.
Kraftlos sank sie auf ihren Knien zu Boden und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Langsam aber sicher strömte die Bedeutung der gerade eben geschehenen Dinge in ihren Verstand und die ersten Tränen liefen ihr über die Wangen. Die lauten, gedämpften Stimmen aus der Bibliothek bemerkte sie dabei kaum. Und selbst wenn, hätte es für sie kaum etwas geändert. Hatte Caro sie nicht vor einer gewissen Zeit noch darauf hingewiesen, das er verheiratet war? Wie konnte sie das nur so verdrängen? Es war doch klar gewesen, das Narzissa irgendwann kam und ihren Platz wieder einforderte. Und genau in diesem Moment wünschte sie sich das mit der Scheidung oder der Ehe oder der Sache an sich angesprochen und mit ihm geklärt zu haben. Jetzt war sie diejenige hier, die wortwörtlich verlor. Was sollte sie jetzt nur tun?
Dann steckte Caro ihren Kopf durch die Tür und fragte Hermine ob es ihr gut ging. Sie sah nur auf und Caro wusste Bescheid. Sie kam direkt auf sie zu, ließ dabei ungeachtet dir Tür aufstehen und kniete sich zu ihr. Sie hielt Hermine drei Briefe hin, die eine Eule in der Zwischenzeit gebracht hatte. Es warne Briefe von Harry, Ginny und Draco. Zu ihrer Überraschung waren die Briefe durchweg positiv. Ginny hatte es ja schon geahnt, das es bei Hermine mehr bedeutete und sie stärkere Gefühle für den blonden Malfoy hatte. Also sprach sie sich aufmunternd aus, sagte das Hermine wirklich glücklich aussah, und das sie sich für sie freuen würde.
Harry war hingegen etwas verwirrt. Ginny hatte es ihm nicht erzählt und deshalb verwunderte ihn das Bild. Ginny hatte ihm auf Nachfrage dann doch ein bisschen was erzählt und auch wenn er es immer noch nicht verstand, so wollte er trotzdem das es Hermine gut ging. Selbst wenn das hieß, das sie Lucius dafür brauchte. Und er versicherte ihr, das Ron die Zeitung nicht gesehen hatte. Gerade noch rechtzeitig konnte er ihm den Artikel vorenthalten und sie bräuchte sich deshalb keine Sorgen zu machen.
Und Draco war natürlich begeistert. Nicht zu erwähnen, das er ihr natürlich unter die Nase rieb stolz auf sie zu sein seinen Rat befolgt zu haben. Auch Astoria würde sich freuen, nachdem Draco es ihr erzählt hatte. Auf dem Bild würden sie sehr gut aussehen und man hätte nicht den Eindruck, dass sie vorher nicht zusammen waren. Vor allem da Astoria nie damit gerechnet hätte, das es mal dazu kommen würde. Wobei sie damit ja auch nicht die Einzige war. Draco und sie würden ihnen Beiden auf jeden Fall alles gute Wünschen und nach der Geburt müssten sie unbedingt zu einem Abendessen vorbeischauen. Das erstaunte Hermine wirklich am meisten.
Caro hatte Hermine wieder auf die Beine gezogen und ließ sie gerade alleine, als Lucius direkt neben ihr vor der Tür erschien. Caro beeilte sich dort weg zu kommen, denn sie wollte nicht im Weg stehen und hoffte insgeheim doch, das sich alles wieder einrenken würde. Hermine hatte es noch nicht bemerkt, bis...
„Hermine!“ sie erstarrte an der Stelle und konnte sich nicht einen Millimeter bewegen.
„Hör mir zu, das ist alles...“ er wollte das Zimmer betreten, aber er prallte an einer Art Schutzschild ab. „...was..was hast du gemacht? Wieso kann ich dein Zimmer nicht betreten?“
Keine Antwort. Hermine schloss die Augen und wünschte sich, das er einfach verschwinden würde, aber natürlich tat er das nicht.
„Jetzt lass mich endlich eintreten. Ich will es dir erklären, aber nicht unbedingt hier draußen auf dem Flur.“ sie schwieg immer noch.
„Verdammt noch mal, Hermine. Rede endlich mit mir!“
Plötzlich flackerte ein Gedanke in Hermines Kopf auf. Egal ob passend oder nicht, sie wollte es loswerden. Also drehte sie sich langsam um und sah ihn an. Lucius sah die Tränenspur auf ihren Wangen und wurde wütend. Wenn nur diese Barriere nicht wäre. Langsam hob Hermine ihren Zauberstab und bevor sie darüber nachdachte, äußerte sie ihren Gedanken einfach.
„Ich bin keine Ehebrecherin!“ flüsterte sie, aber Lucius verstand es noch.
„Was? Das, das stimmt doch nicht! Lass uns doch in Ruhe...“ aber mit einem Schlenker war die Tür wieder zu. „.Hermine!“
Er klopfte gegen die Tür, aber Hermine hatte sich schon wieder zum Fenster umgedreht und sah hinaus. Dann vernahm sie die Stimme von Silly, die Lucius über einen anstehenden Termin in London informierte, da er wohl schon spät dran war. Jedoch ging er nur sehr widerwillig. Nachdem sie sich sicher war, das er aufgebrochen war, trat sie wieder aus ihrem Zimmer heraus. Sie wollte unbedingt zu Maggie und sich mit ihr etwas ablenken.
Die freute sich natürlich darüber und so verbrachten sie den Rest des Tages mit spielen und vorlesen. Es funktionierte sogar sehr gut und fast hätte sie alles vergessen. Aber nur fast. Mittlerweile war es dunkel und Maggie lag schon im Bett. Also ging sie leise die Treppe hinab und erkannte zu spät, das Narzissa in der Eingangshalle stand und wohl auf sie zu warten schien. Sofort war alles wieder da.
„Da sind sie ja, Miss Granger. Ich habe sie schon gesucht.“ mit einem überlegenen Lächeln sah sie die junge Frau vor sich an.
„Was wollen sie von mir?“
„Ich glaube, das es an der Zeit ist ihnen etwas zu zeigen. Etwas, um ihr Bild von...meinem Mann...gerade zu rücken.“ Sie ging ein paar Schritte, merkte dann aber das Hermine ihr nicht folgte.
„Kommen sie schon. Es wird sie interessieren.“
Und dann folgte Hermine Narzissa zögerlich zur Bibliothek.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
Emily Dickinson