Team Angus - Todesser der neuen Zeit

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Mannbärschwein
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Registriert: 07.06.2008 22:50

Team Angus - Todesser der neuen Zeit

Beitrag von Mannbärschwein »

Hallo Zusammen!

Ich möchte euch eine Geschichte vorstellen, die ich nicht selber geschrieben habe. Es handelt sich um eine FanFiction die noch nicht vollendet ist, dafür aber eine recht amüsante Entstehungsgeschichte.

Alles begann so:
Vor ein paar Monaten hatten Lilliana und ich in der Ravenclaw-Plauderecke eine Diskussion über den FanFiction-Wettbewerb. Es ging darum wie lieblos manche Beiträge geschrieben sind und das die meisten GH-Schüler die Beiträge garnicht lesen.
In dem Gespräch erfuhr ich, dass Lilliana einen eigenen Beitrag zum Besten gegeben hatte. Als sie mir ein paar Tage später erzählte das sie tatsächlich gewonnen hatte, sah ich mich gezwungen ihren Beitrag auch mal zu lesen.

Ich fand ihre Geschichte so gut, dass ich sie bat eine Fortsetzung zu schreiben. In Bezug auf unsere alte Diskussion sagte sie, dass außer mir das niemanden interessieren würde.
Also gründete ich einen Club der ihr das Gegeteil beweisen sollte.
Angelehnt an die Banner die zur Biss-Reihe im Internet kursieren (Team-Edward und Team-Jacob) entwarf ich kurzerhand ein eigenes Banner und benannte meinen Club nach dem Protagonisten aus Lillianas Geschichte.
Bild

Ich fing an die Geschichte in unserer Plauderecke anzupreisen und gab allen die genauso dachten wie ich, den Link zu diesem Banner. Sie sollten die Geschichte und das Banner weiterverbreiten und somit Lilliana dazu bringen eine Fortsetzung zu schreiben. Und es funktionierte!

Mittlerweile gibt es zu dieser Geschichte 4 Teile und es sollen noch mehr werden!
Ihr findet die original Geschichte bei den vergangenen Runden des FF-Wettbewerbs bei den Themen:
1. Voldemort lebt
2. Abschlussfeier
3. Quidditchweltmeisterschaft
4. Einkäufe in der Winkelgasse

Gefällt euch die Geschichte auch, dann nehmt doch das Banner in euer GH-Profil auf und schreibt Lilliana eine Kleinigkeit ins Gästebuch^^

Banner:http://img44.imageshack.us/img44/1875/unbenanntxij.jpg

Aber nun zur Geschichte...
*****************************

„... die vielen Opfer der Schlacht zu betrauern.“ Im Klassenzimmer war es schwül und stickig. Bis auf die monotone Stimme des Lehrers herrschte bedrückende Stille. Die Schüler lagen schläfrig auf den Tischen oder starrten apathisch vor sich hin. Nur Angus lauschte interessiert den Ausführungen von Professor Binns über die Schlacht von Hogwarts und das Ende des Zweiten Krieges. Der Geist bemerkte nicht einmal, dass er tatsächlich einmal die volle Aufmerksamkeit eines Schülers besaß.
Die Schlacht lag jetzt schon über 80 Jahre zurück. Der Sieger Harry Potter war zu einer Legende geworden, der Krieg dagegen nur noch ein Thema um hilflose Schüler zu quälen.

Nach der Stunde verließen alle anderen Schüler so rasch wie möglich den Raum. Angus hingegen blieb noch ein wenig sitzen und lies das soeben gehörte auf sich wirken. „Professor?“
Professor Binns, der eben in Begriff war, ebenfalls den Raum zu verlassen, blieb in der Tür stehen. „Was gibt es denn, James?“
„Jenkins, Sir. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass Sie nicht gesagt haben, wo Sie‑wissen‑schon‑wer begraben liegt.“
„Nun, dieses Wissen wurde behütet. Niemand sollte je die Knochen des gefährlichsten Zauberers seiner Zeit wiederfinden können. Zwar wurden die meisten seiner Anhänger eingesperrt oder getötet, aber man weiß ja nie.“
„Aber Sie waren doch damals hier, Sir. Wissen Sie nicht, wohin man die Leiche gebracht hat?“
„Ich habe mich nicht darum gekümmert. Nach der Schlacht gab es Wichtigeres zu tun. Ich glaube, Sie‑wissen‑schon‑wer wurde in den Verbotenen Wald gebracht. Aber darum müssen Sie sich nicht sorgen. Er ist schon lange fort. Aber Sie müssen sich jetzt beeilen, sonst kommen Sie zu spät zur nächsten Stunde.“
Mit diesen Worten drehte sich der Geist um und schwebte davon.

Angus dachte den ganzen restlichen Tag über diese Geschichtsstunde nach. Der Krieg faszinierte ihn, die Schlacht, deren Spuren noch teilweise am Schloss zu sehen waren und besonders der Dunkle Lord. Zu gern hätte er ihm Fragen gestellt, wie es war, so viel Macht zu besitzen und wie es sein konnte, dass er dennoch sein Leben verlor. Darüber hatte sich Professor Binns ausgeschwiegen. Alles drehte sich nur um den heldenhaften Harry Potter, aber niemand erwähnte die ganze Geschichte. Wie war der mächtigste Zauberer aller Zeiten besiegt worden? Er beschloss, in der Bibliothek zu suchen.

Nach Stunden inmitten von Geschichtsbüchern seufzte Angus leise auf. Nichts. Überall stand immer nur die gleiche Geschichte. Der Dunkle Lord kehrte zurück, griff Hogwarts an, Harry Potter stellte sich ihm entgegen und tötete ihn. Nur wie das geschehen konnte, darüber gab keine Quelle Auskunft. Es war wie beim Ende des Ersten Krieges. Lord Voldemort war verschwunden, die Welt feierte Harry Potter, aber niemand schien zu wissen, wie ihm das gelungen war.
„Was machst du noch hier? Es ist längst Schlafenszeit. Verschwinde in deinen Gemeinschaftsraum!“ Die Stimme der Bibliothekarin lies Angus zusammen fahren. Er hatte gar nicht bemerkt, wie spät es war. Hastig verließ er die Bibliothek und machte sich auf den Weg zum Schlafsaal.
Doch das Rätsel um das Ende des Dunklen Lords wollte ihm nicht aus dem Sinn. Er war so sehr in diese Gedanken vertieft, dass er fast zu spät den Hausmeister bemerkte. Schnell rannte Angus in die Richtung davon, aus der er gekommen war. Jedoch auch am anderen Ende des Gangs hörte er Stimmen, zwei Lehrer, die nachts die Gänge kontrollierten. Er wich einige Schritte zurück. Der Punktverlust schien unvermeidlich, er konnte nur noch wählen, von wem er sich erwischen lassen wollte.
Plötzlich sah er neben sich eine Tür. Sein Körper handelte schneller als er sich fragen konnte, ob sie schon die ganze Zeit dort gewesen war. In letzter Sekunde schlüpfte er hinein und lies die Tür leise ins Schloss fallen.

Sofort waren alle Geräusche von draußen verstummt. Dafür legte sich ein scheußlicher Brandgeruch auf seine Nase und hinderte ihn fast am atmen. „Wer bist du und wie kommst du hier herein?“ Eine hohe kalte Stimme lies Angus zusammenzucken und schnell herumfahren. Doch in dem Raum stand kein Lehrer, es war ein Geist. Ein sehr merkwürdiger Geist. Seine Haut schien irgendwie blasser als bei den anderen Geistern der Schule. Die Gestalt war dünn und wirkte seltsam in die Länge gezogen. Das Gesicht aber war furchteinflößend, viel furchteinflößender als selbst der Blutige Baron. Dort wo die Nase sein sollte, waren nur zwei lange Schlitze. Am Schlimmsten aber waren die Augen, die so wirkten, als würden sie rot leuchten. Dieser Blick fixierte Angus und er hatte das Gefühl, nichts verbergen zu können. Mühevoll rang er nach Luft. „Ich wollte nicht stören. Da draußen sind Lehrer.“ Hilflos deutete er auf die Tür. Seine Stimme klang, als hätte er sie seit Jahren nicht benutzt.
„Das ist mir egal“, antwortete der Geist. „Ich will meine Ruhe. Verlass diesen Raum.“
Doch Angus rührte sich nicht. „Warum... warum riecht es hier so verbrannt?“
„Weil es hier gebrannt hat. Das Feuer ist erst vor wenigen Jahren ausgegangen.“
„Aber wie kann ein Feuer so lange brennen?“
„Hast du noch nie etwas von Dämonsfeuer gehört, Junge?“ Angus schüttelte den Kopf.
„Wer bist du? Ich habe dich noch nie hier in Hogwarts gesehen.“
„Ich verlasse den Raum selten. Die anderen Geister meiden mich und es ist besser, wenn ich möglichst wenig Aufmerksamkeit errege. Nur nachts komme ich heraus um in der Bibliothek zu lesen.“
„Ein Geist, der Bücher liest? Was willst du denn wissen?“
Die durchdringenden Augen fixierten den Jungen noch etwas mehr. „Ich suche nach einem Zauber, der einen Geist an einen lebenden Körper bindet. Ich will nicht länger tot sein.“
Diese Worte erschreckten Angus, noch nie hatte er eine Geist des Schlosses etwas derartiges sagen hören. Gleichzeitig faszinierte ihn der Gedanke. Dieser Zauber würde Unsterblichkeit bedeuten, den Sieg über den Tod.
Ein unmerkliches Lächeln huschte über das Gesicht des Geistes. „Ich sehe, die Idee gefällt dir. Und die Lösung ist ganz nah. Alles, was ich noch brauche, sind meine Gebeine und einige Tropfen reines Zaubererblut. Willst du mir helfen?“
Angus starrte den Geist an. War ein solcher Zauber möglich? Doch der Gedanke hatte ihn schon zu fest in seinen Bann gezogen. „Ja.“

Von nun an verbrachte Angus Nacht für Nacht in der Bibliothek. Den seltsamen Raum fand er zwar nicht wieder, aber der Geist gesellte sich zu ihm. Angus übte unter seiner Anleitung einen Zauber zum aufspüren verlorener Gegenstände und stahl Kräuter aus dem Vorratsschrank des Zaubertranklehrers, die für den Zauber benötigt wurden.
Eines Nachts war es so weit. Angus und der Geist schlichen sich in den Wald. Dort sollten die Gebeine des Geistes liegen, hatte er gesagt. Wie ein silbernes Licht glitt der Geist neben dem Jungen her, der die Augen schloss und sich auf die Knochen konzentrierte. Doch im Wald waren schon viele Lebewesen gestorben und so irrten sie Stunden umher, bis sie die richtige Stelle fanden.
Angus machte sich an die Arbeit und grub die Gebeine aus, während der Geist sich umschaute.
„Junge, ich frage mich schon die ganze Zeit, wie du in meinen Raum gekommen bist. Wenn du dich nur verstecken wolltest, wärst du nicht bei mir gelandet.“
„Ich weiß es nicht. Ich war auf dem Rückweg von der Bibliothek, als plötzlich am Ende des Ganges der Hausmeister auftauchte, am anderen Ende zwei Lehrer. Ich habe nur nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht.“
„Was wolltest du denn in der Bibliothek?“
„Wir haben in Geschichte der Zauberei vom Zweiten Krieg und der Schlacht um Hogwarts gehört. Ich wollte einfach mehr wissen. Wie konnte der Dunkle Lord so einfach besiegt werden, wo er doch der größte Zauberer überhaupt war? Professor Binns hat viel zu wenig erzählt.“
Die Augen des Geistes schienen aufzublitzen. „Du interessierst dich für die Schlacht von Hogwarts? Nun, ich war dabei. Wenn unser kleines Experiment Erfolg hat, werde ich dir zum Dank alles erzählen. Aber sag mir Eines, was ist mit Harry Potter? Hat euer Professor ihn erwähnt?“
„Viel zu oft. Er wird verherrlicht, aber niemand weiß, wie ihm der Sieg gelungen ist.“
„Und wo ist er jetzt?“
„Die Schlacht ist so lange her. Er ist tot.“
Plötzlich begann der Geist, laut und schrill zu lachen. In den Bäumen ringsum flogen verschreckte Vögel auf. „Nun denn, Junge. Lass uns beginnen.“
Der Geist beugte sich hinunter zu den Knochen und legte sich über sie. Angus schüttete einen vorbereiteten Trank darüber, den er aus den gestohlenen Zutaten gebraut hatte. Dann, als der Geist begann, leise Beschwörungsformeln zu murmeln, zog der Junge ein Messer aus der Tasche, schloss kurz die Augen und stach sich in den Finger. Während die letzte Zutat, reines Zaubererblut, durch den Geist hindurch auf die Gebeine tropfte, stieg langsam Rauch auf. Angus konnte nichts mehr sehen. Immer dichter wurde der Rauch und als er sich verzog, stand da der Geist. Doch er war nicht mehr silbern und durchsichtig, er wirkte fest. Sein Körper war schmal, die Haut blass und die Augen leuchteten glühend rot.
In diesem Moment erkannte Angus ihn. Er hatte auf seiner Suche nach Informationen über den Krieg viele Male Bilder von ihm gesehen. „Du... du bist der Dunkle Lord.“
„Ja, und dank dir bin ich zurückgekehrt. Dafür werde ich dich reich belohnen, mein treuer Diener, mein erster Todesser der neuen Zeit.“

Über dem Wald ging die Sonne auf, ihr rotes Licht drang bis auf den Boden. Lord Voldemort atmete tief ein. Er war zurück, stärker denn je. Seine alten Feinde waren alle tot. Nur er war noch da, weder tot, noch lebendig, ein Geist an einen Körper aus Fleisch und Blut gebunden. Das machte ihn unbesiegbar. Nun war es an der Zeit, erneut nach der Macht zu greifen.

+++ +++ +++ +++ +++

„Angus, hast du mich gehört?“ Der Junge schreckte aus seinen Gedanken hoch. Was hatte sein Nachbar gerade gesagt? Die Verwirrung musste in seinem Gesicht deutlich sichtbar sein. „Ich habe dich gefragt, was du die ganze Nacht gemacht hast. Du bist erst nach dem Frühstück wieder aufgetaucht, im Unterricht warst du völlig abwesend und eben bist du beinahe eingeschlafen. Was ist mit dir?“
Nicht eine Sekunde war Angus eingeschlafen, aber er hatte viele Dinge, über die er nachdenken konnte. Die letzte Nacht war mit Abstand die seltsamste seines Lebens gewesen. Nein, nicht nur die letzte Nacht, auch die vergangenen Wochen. So viel war geschehen, seit er diesen merkwürdigen Geist getroffen hatte. Leicht unwillig schüttelte Angus den Kopf. Kein Geist, der dunkle Lord selbst! Und er war sein erster Gefolgsmann. „Angus? Angus! Langsam erschreckst du mich. Merkst du denn nicht, wie spät es ist? Nur noch zwei Stunden Unterricht, dann ist die Abschlussfeier. Endlich Ferien.“ Zufrieden lächelnd stand der Junge auf. „Also, wir sehen uns nachher. Bleib gefälligst wach, du könntest uns sonst den Hauspokal kosten.“ Mit dieser Ermahnung griff er nach seiner Tasche und verließ die große Halle.
Auch von den nächsten Stunden bekam Angus nicht viel mit. Wie im Rausch zogen die Gesichter seiner Mitschüler an ihm vorbei, die Stimmen der Menschen um ihn herum nur ein störendes Summen im Hintergrund. Lord Voldemort hatte ihm befohlen, zu schweigen. Er wollte sich erst am übernächsten Tag mit ihm treffen. Es gab so viel, was der dunkle Lord in Erfahrung bringen, was er bedenken musste. Der Griff nach der Macht musste gut geplant werden, auch wenn die meisten alten Gegner tot waren. Angus würde geduldig sein.
Langsam erwachte die Schule zum Leben. Hogwarts glich immer mehr einem aufgescheuchten Bienenschwarm, je näher der Abend kam. Nach und nach ergriff die Aufregung auch von Angus Besitz. Das Ende des Schuljahres rückte näher und näher. Ehe er sich versah, fand er sich inmitten der vielen Schüler erneut in der großen Halle wieder, umringt von strahlenden Gesichtern, die bereits die Ferien planten. Nur Gesprächsfetzen drangen zu ihm durch, wer würde wem eine Eule schicken, wer besuchte wen, wohin vereiste man im Sommer, belangloses Geschwätz, das ihn in den vergangenen Schuljahren auch in den Bann gezogen hatte. Nun hatte er nur ein mitleidiges Lächeln. Wenn diese dummen Kinder wüssten, was er wusste, wenn sie auch nur ahnten, was bald geschehen würde, sofort wäre alles Andere vergessen gewesen.
Der Klang einer Gabel, die gegen ein Glas geschlagen wurde, durchdrang den Lärm. Nach und nach kehrte Ruhe ein und alle Blicke wandten sich zum Lehrertisch. Der große Moment war gekommen, auf den die Schüler das ganze Schuljahr über hin gearbeitet hatten, wegen dem Angus noch am Mittag von seinem Klassenkameraden ermahnt wurde. Der Hauspokal würde verliehen. Es war ein knappes Rennen gewesen, Hufflepuff gegen Slytherin. Doch Slytherin hatte sich schließlich durchgesetzt. Mit vor Stolz geschwellter Brust lief der Vertrauensschüler zum Lehrertisch um den Pokal in Empfang zu nehmen. In dem Moment, als seine Hände das Metall berührten, schien der Tisch, an dem Angus saß, zu explodieren. Sämtliche Schüler von Slytherin brachen in lauten Jubel aus. Aus den anderen Teilen der Halle drang nur gedämpfter Applaus, die Begeisterung der andren Häuser hielt sich stark in Grenzen. Sogar einige „Buh“-Rufe waren zu hören. Angus konnte ein heiseres Lachen nicht unterdrücken. Diese unwichtige Feindschaft zwischen den Häusern würde wahrscheinlich ewig bestehen. Dabei ging es nur um einen Klumpen wertlosen Metalls. Sollten sie ruhig! Sollten sie ihre belanglosen Rivalitäten genießen. Am Ende würde nur zählen, wer auf der Seite des dunklen Lords stand und wer auf der falschen Seite. Dabei hatte Angus in den vergangenen Jahren ebenso erbittert um den Hauspokal gekämpft, wie jeder Andere in dieser Halle. Doch das war vorbei. In diesem Schuljahr hatte er immerhin Eines gelernt: Es gab Wichtigeres.
Niemand bemerkte, wie Angus sich erhob. Unauffällig verließ er die große Halle. Er hatte einfach keine Lust mehr, sich dieser Banalität anzupassen, auf ihn wartete Größeres. Während er sich in den ruhigen Korridoren umschaute, ging er langsam in Richtung Kerker, durch den leeren Gemeinschaftsraum und in seinen Schlafsaal. Dort angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen. Morgen wäre es so weit. Er würde die Schule verlassen, für immer. Er würde sich seinem Meister anschließen und gemeinsam würden sie die Zaubererwelt erneut erobern. Diesmal würde Lord Voldemort nicht scheitern.

+++ +++ +++ +++ +++

Der Duft von knusprig gebratenem Speck durchzog das ganze Haus. Speck und gebackene Bohnen. „Aufstehen, das Frühstück ist fertig!“ Die Stimme seiner Mutter riss Angus nicht aus dem Schlaf. Schon seit über einer Stunde lag er wach im Bett, starrte an die Decke und während seine Mutter unten werkelte dachte er nach. Das Schuljahr war nun seit drei Wochen vorbei. Drei Wochen, die er hier gefangen saß ohne Kontakt aus Hogwarts. Jeden Tag wartete er auf eine Nachricht seines Meisters, aber nichts geschah. Keine Eule, niemand kam mit Flohpulver durch den Kamin oder apparierte, es schien beinahe so, als wäre er dem merkwürdigen Geist nie begegnet. Angus hatte das Warten satt. Doch der Befehl des dunklen Lords war eindeutig gewesen. „Ich muss noch einige Dinge erledigen. Warte bis ich mich melde. Und verhalte dich unauffällig. Jetzt soll noch niemand von meiner Rückkehr erfahren.“
„Angus, das Frühstück wartet. Komm jetzt endlich herunter, wir müssen bald los.“ Sein Vater klang ungeduldig. Seit Beginn der Ferien war er schon völlig aufgeregt wegen des heutigen Tages. Das Endspiel der Quidditchweltmeisterschaft, Schottland gegen England, ein historisches Spiel. Diese beiden Mannschaften hatten sich noch nie in einem Finale gegenübergestanden und es versprach ein Kampf bis zum Letzten zu werden. Quidditch. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe als Menschen auf einem Besen! Für einen Moment war Angus versucht, seinen Eltern mitzuteilen, dass er nicht mitkommen würde. „Verhalte dich unauffällig!“ Der Befehl war eindeutig gewesen. Dieses Spiel zu verpassen wäre definitiv auffällig gewesen. Mit einem leisen Seufzen stand Angus auf und machte sich auf den Weg zum Frühstück.

„Crompf...Cromwell wird es den Schotten schon zeigen. Der mpf...fängt den Schnatz.“ Ein Stückchen Bohnenbrei landete fast auf Angus' Hand. Angewidert zog er sie zurück. Während sein Vater weiter Bohnen in sich hinein schaufelte, fachsimpelte er gabelschwingend über die Qualitäten der einzelnen Spieler. „Schatz, was ist mit dir? Ist dir nicht gut? Hast du keinen Hunger?“ Lustlos blickte Angus von seinem noch immer vollen Teller auf. Er hatte keine Hunger, er war gelangweilt von Quidditch, er wollte nur allein sein, nachdenken und auf seinen Meister warten. „Verhalte dich unauffällig!“ Gerade als er sich bemühte, ein Lächeln aufzusetzen und seiner Mutter zu antworten, lief sein Vater rot an und fing erbärmlich an zu husten. „Anapneo!“ Den Zauberstab in der Hand wandte sich seine Mutter an ihren Mann. „Du solltest wirklich nicht so viel reden während des Essens. Und schling doch bitte nicht so.“ „Danke Liebes. Also wo war ich gerade? Ach ja, Perkins, dieser Hohlkopf, wird kein Problem sein für unsere Jäger.“ Quidditch, immer nur Quidditch. Und Angus musste so tun, als ob er genauso begeistert sei. „Verhalte dich unauffällig!“ Der Befehl war eindeutig. Und es war auffällig, sich nicht für dieses historische Spiel zu interessieren. Es war auffällig, nichts zu essen. Ergeben stach Angus seine Gabel in den Speck.

Die Sonne schien gerade über die Baumspitzen, als die Familie aufbrach. Es versprach ein schöner Tag zu werden, am Himmel nur vereinzelte Schäfchenwolken. Der Portschlüssel war ungefähr drei Meilen entfernt, keine allzu lange Wanderung. Zudem tat Bewegung Angus gut, es entspannte und niemand erwartete, dass er viel redete. Wenn er nur hätte allein sein können, ohne seine Eltern. Wenn wenigstens sein Vater aufhören würde, sämtliche Spielzüge der Schotten in den letzten Jahren auf ihre Fehler zu analysieren. Seine Mutter war auch keine Hilfe, sie lauschte hingebungsvoll und schien immer mehr von der Begeisterung ihres Mannes angesteckt zu werden. „Schatz, du hast kaum gegessen. Hast du wirklich keinen Hunger? Nimm doch einen Apfel. Oder ein Stück Kesselkuchen.“ „Mum, ich bin keine fünf Jahre mehr. Ich kann für mich allein sorgen, also lass mich mit deinem Essen in Ruhe.“ Ihr betroffener Gesichtsausdruck erinnerte an einen getretenen Hund. „Verhalte dich unauffällig.“ Es war auffällig, wenn er unfreundlich zu seinen Eltern war. „Entschuldige Mum. Ich habe wirklich keinen Hunger.“
Es wurde immer wärmer. Hätte Angus nicht so sehnsüchtig auf eine Nachricht des dunklen Lords gewartet, er hätte spüren können wie die Luft um ihn herum vor Leben zu vibrieren schien. Die Vögel zwitscherten als gäbe es kein Morgen und über das sattgrüne Gras wehte ein leichter Windhauch. In der Ferne konnte man schon andere Zauberer auf dem Weg zum Portschlüssel sehen. Familien mit Kindern, Hogwartsschüler, die gerade ihren Abschluss gemacht hatten, alle strömten fröhlich auf einen verrosteten Eimer zu. „Verhalte dich unauffällig.“ Angus bemühte sich, ein freundliches Gesicht zu machen, bekannte Personen zu grüßen und mit den anderen aufgeregt auf den Portschlüssel zu warten. In dem Moment, als er sich fragte, wo gerade sein Meister steckte, spürte er einen Ruck an seinem Bauchnabel und um ihn herum wurde es schwarz.

„Zeltplatz 4, Parzelle 32. Das macht 10 Pfund die Nacht. Wie lange wollen Sie bleiben?“ Der Muggel wirkte neugierig. Wahrscheinlich würde der Gedächtniszauber auf ihm bald nachlassen. Während sein Vater die Geldscheine abzählte, schulterte Angus das Gepäck und folgte seiner Mutter zum Zeltplatz. Erstaunt schaute er sich um. Überfüllt wäre nicht die angemessene Beschreibung. So viele Hexen und Zauberer waren versammelt, unterhielten sich, gestikulierten wild, wenn sie nicht die selbe Sprache sprachen, und wirkten ausgelassen und fröhlich. Gegen seinen Willen war Angus beeindruckt. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Sie alle würden bald dem dunklen Lord dienen. Und er war sein erster Gefolgsmann. „Na also Schatz, jetzt siehst du schon besser aus. Ich hatte mir bereits Sorgen gemacht, weil du heute Morgen so gar nicht gut gelaunt wirktest. War wohl nur die Aufregung.“ Seine Mutter strahlte ihn an. Nun gut, sollte sie doch denken, was sie wollte, solange sie damit zufrieden war.
Nachdem das Zelt aufgestellt war, machte sich Angus unter dem Vorwand sich umsehen zu wollen auf die Suche nach einem ruhigen Platz. Er wollte sich ja unauffällig verhalten, aber diese vielen Menschen gingen ihm auf die Nerven. Als er Hogwarts hinter sich gelassen hatte, glaubte er, diesen Menschenansammlungen entkommen zu sein. Nie hätte er damit gerechnet, so lange auf Nachricht zu warten, dass er noch zur Quidditchweltmeisterschaft müsste. Mit einem Seufzer der Erleichterung lies er sich im Schatten am Rand einer Lichtung nieder. Wenigstens ein Bisschen Ruhe.
„Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen.“ Die hohe Stimme hinter ihm lies Angus aufspringen.
„Mein Herr, ich habe auf Euch gewartet.“
„Ist das eine Art, seinem Meister zu begegnen. Auf die Knie mit dir, ich verlange Respekt.“
Gehorsam lies Angus sich auf die Knie nieder und senkte den Kopf. „Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Herr. Ich hoffe, Ihr wart erfolgreich.“
„Mäßig. Aber nun kannst du mir ja helfen. Hat deine Familie gute Sitzplätze?“
„Ich verstehe nicht recht. Wollt Ihr euch etwa das Spiel ansehen?“
„Dummer Junge, nein. Ich will wissen, wie nahe du an die Zaubereiministerin kommst. Es wird Zeit, dass mein Gefolgsmann ihr einen Besuch abstattet.“
„Nein, so gute Plätze haben wir leider nicht. Aber ich kann nach dem Spiel versuchen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, falls Ihr das wünscht.“
„Ja, die Idee ist gar nicht so schlecht. Bring sie hier her, aber allein. Am besten entwaffnest du sie auch. Ich warte hier. Aber damit wir in Verbindung bleiben können, reich mir deinen Arm.“
Gehorsam stand Angus auf und streckte ihm den Arm entgegen. Der dunkle Lord holte seinen Zauberstab aus dem Umhang, hielt ihn an die Haut und der Zauberstab begann zu glühen. Angus verzog das Gesicht. Ein stechender Schmerz durchfuhr erst den Arm, dann den gesamten Körper. Sein Fleisch schien zu brennen und er meinte sogar, den Geruch in der Nase zu haben. Dann war es vorbei. Zurückblieb ein schwarzer Totenkopf, ähnlich den Abbildungen in seinem Geschichtsbuch. Er wusste, was das bedeutete. Der erste Todesser der neuen zeit, so hatte sein Meister ihn genannt. Nun trug er das offizielle Zeichen seiner Loyalität.
„Jetzt geh.“ Gehorsam ging Angus zurück zu seinem Zelt. Endlich hatte er einen Auftrag. Es gab viel zu bedenken.

Die Stimmen der Menschenmassen erfüllten das gesamte Stadion. Noch immer strömten weitere Zuschauer herein. Angus schaute sich um, scheinbar fasziniert von der Szene. Irgendwo in der Menge musste sie sein, die Ministerin. Sein Blick wanderte zu den besten Logen nach oben. „Und Sullivan ist die beste Jägerin seit Jahrzehnten. Da kann Perkins gleich auf dem Boden bleiben, das würde weniger blamabel für ihn.“ Aufgeregt redete sein Vater auf seinen Nachbarn ein, sprang dann auf und imitierte mit übertriebenen Gesten einen Quaffelwurf.“ Sein Nebensitzer nickte eifrig. Zu seiner Rechten unterhielt sich seine Mutter gerade über die optimale Reinigung der Fanschals. Wenn das Spiel nur endlich vorbei wäre. Angus konnte den Schnatzfang gar nicht erwarten. Und dann musste er nur noch die Ministerin finden, zur Lichtung führen und sein Meister erledigte den Rest.
Der Anpfiff ertönte. Die Lautstärke im Stadion schien zu explodieren. Die einzelnen Spieler waren nicht mehr zu erkennen, nur weiß-blaue und blau-rote Schleier. Angus musste sich nicht mehr bemühen, unauffällig zu bleiben. Nun, da das Spiel in vollem Gange war, beachtete ihn niemand mehr, nicht einmal seine eigene Mutter. So konnte er in Ruhe sein Ziel anvisieren und Pläne schmieden.

Eine jubelnde Menge strömte hinaus auf die Zeltplätze. Es war ein berauschendes Spiel gewesen. Die Stimmen um Angus herum lachten, sangen und bedauerten die kurze Spieldauer. Er aber konzentrierte sich auf die Frau, die inmitten von wichtig aussehenden Männern in Nadelstreifenumhängen stand. Langsam schob er sich heran. Noch einen kleinen Schritt, nur noch einen. „Mein Assistent Florian O'Lewan wird Sie begleiten.“ Ihre Stimme klang warm, weich und unwissend. Angus hoffte, dass dieser O'Lewan alle Männer der Gruppe begleiten würde. Und tatsächlich, angeführt von einem jungen Mann wandten sich alle in Richtung Zeltplatz und verschwanden. Das war seine Chance, die Zaubereiministerin war ganz allein. Angus fasste sich ein Herz und stürmte auf sie zu. „Miss, Miss, sie müssen mir helfen. Ein kleines Mädchen, da hinten, irgendein Tier hat sie in den Wald gezerrt. Bitte, kommen Sie. Ich konnte nichts tun, weil ich noch minderjährig bin.“
„Ein Tier? Moment, ich rufe Hilfe.“
„Nein! Nein, dazu ist keine Zeit. Bitte, kommen Sie schnell.“ Angus fasste die Ministerin an der Hand und zog sie Richtung Wald davon. Die ganze Zeit flehte er die Frau an, sie möge sich beeilen. Sie schien verwirrt, nahm aber ihren Zauberstab und folgte ohne Widerstand.
„Dort auf der Lichtung habe ich das Mädchen zuletzt gesehen. Bitte schauen Sie nach.“ Ohne zögern lief die Zaubereiministerin weiter. Auf diesen Moment hatte Angus nur gewartet. Er zog seinen Zauberstab. „Expelliarmus!“ Die Frau stolperte, ihr Zauberstab flog ihr aus der Hand. „Was soll d...?“
„Guten Abend Madam. Danke, dass sie mir die Ehre erweisen.“ Lord Voldemort war aus dem Schatten getreten, direkt vor die Frau. Ihre Augen weiteten sich erschrocken. „Aber, Sie sind... Sie sind...“
„Tot? Nun, nichts ist ewig.“ Ein bösartiges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ein Knacken lies Angus herumfahren. Ein Mann tauchte zwischen den Bäumen auf. „O'Lewan, helfen Sie mir!“
„Junge, erledige das. Ich will keine Zeugen.“
Angus verstand. Es gab nur eine Lösung. Wieso konnte der verdammte Assistent nicht mit der Menge feiern? Wieso war er ihnen gefolgt? Mit zitternder Hand erhob er seinen Zauberstab und schloss die Augen. „Avada Kedavra“ Ein gelb-grüner Lichtblitz riss den Mann von den Füßen. Die Frau begann zu schreien. Angus hörte nur noch kalte Stimme seines Meisters. „Imperio“
Zwischen den Bäumen wurden weitere Männerstimmen laut. Sie kamen näher. „Verschwinde von hier. Ich trete wieder mit dir in Kontakt.“ Dann war der dunkle Lord verschwunden.
Angus drehte sich um und rannte. Hinter sich hörte er die Männer die Lichtung betreten. „Was ist hier passiert?“ „O'Lewan!“ „Schnell, da hinten läuft jemand. Hinterher!“ Angus versuchte, schneller zu laufen. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Er musste verschwinden. Sie durften ihn nicht erwischen. Sie durften das Mal auf seinem Arm nicht sehen. Er musste fliehen.
Die Schritte der Männer kamen näher, er hörte sie schon fast atmen. Er musste hier weg, schnell.
„Stehen Bleiben! Stupor!“ Angus stolperte. Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor. Dann war alles schwarz.

+++ +++ +++ +++ +++ +++

„Ich sage Ihnen, Sie haben den Falschen!“ Die Stimme seines Vaters überschlug sich fast. „Sehen Sie sich den Jungen doch an. Wie soll er das getan haben?“ Nervöse Blicke zuckten zur Mitte des Raumes, zu dem Stuhl, auf dem Angus saß. Niemand sagte ein Wort. „Jeder könnte diesen O'Lewan angegriffen haben, wieso also gerade ein minderjähriger Zauberer? Nicht einmal die Ministerin weiß, was geschehen ist.“
„Harold, genau das ist das Problem.“ Ein grauhaariger Zauberer in der Mitte der ersten Reihe fixierte Mr. Jenkins, der die Hand auf die Schulter seines Sohnes gelegt hatte. „Die Ministerin weiß nicht, was geschehen ist. Trotzdem kann auch sie nicht abstreiten, dass O'Lewan mit dem unverzeihlichsten der drei unverzeihlichen Flüche angegriffen wurde. Ihr Sohn war als einziger noch anwesend. Wer also soll es sonst getan haben? Wollen Sie etwa die Ministerin beschuldigen? Das ist doch lächerlich!“
Angus spürte, wie sich sein Vater verkrampfte. Ja, wer sollte es getan haben, außer ihm?
„Aber er ist noch ein Kind. Kein Kind könnte diesen Fluch ausführen, dazu sind nicht einmal alle erwachsenen Zauberer in der Lage.“ Die Stimme des Vaters nahm einen fast flehenden Ton an.
„Genug jetzt.“ Die Zaubereiministerin, die die ganze Zeit über schweigend neben dem grauhaarigen Zauberer gesessen hatte, erhob sich. „Verehrtes Zaubergamot, ich möchte Sie noch einmal darauf hinweisen, dass ich nicht gesehen habe, wer O'Lewan angegriffen hat. Und er selbst kann es uns leider nicht sagen. Jedoch glaube ich nicht, dass dieser Junge dazu in der Lage wäre. Ich bitte Sie deshalb, nun abzustimmen. Wer hält ihn für schuldig?“ Zögernd hoben sich erst einige Hände, dann viele. „Und wer hält ihn für nicht schuldig?“ Die Ministerin selbst hob ihre Hand. Viele mehr folgten ihrem Beispiel. Der Protokollant zählte hastig nach und flüsterte dem grauhaarigen Zauberer dann etwas ins Ohr. Dieser nickte. „Angus Jenkins, nach Abstimmung des Zaubergamots werden Sie hiermit vom Vorwurf des Angriffs auf Florian O'Lewan freigesprochen. Harold, sie können Ihren Sohn mitnehmen.“

„Das sind wunderbare Neuigkeiten. So wunderbare Neuigkeiten.“ Sobald Angus und sein Vater das Haus betreten hatten, war die Mutter ihrem Jungen um den Hals gefallen. Dort hing nun sie schon eine ganze Weile und schien gar nicht mehr aufhören zu können zu schluchzen. „Ich mag mir gar nicht vorstellen, was wir getan hätten, wenn sie dich zurück nach Askaban geschickt hätten. Jetzt wird alles wieder gut.“
„Diese Trottel. Anstatt den richtigen Täter zu suchen, beschuldigen sie einen Jungen. Heutzutage ist auch kein Verlass mehr auf das Ministerium.“ Der Vater lies sich sichtlich erschöpft auf einen Stuhl sinken.
„Er wurde ja nicht verurteilt. Nun komm, Angus, Schatz, ruh dich aus. Es muss ja furchtbar für dich gewesen sein. Aber jetzt bist du wieder zu Hause. Ich weiß, was ich mache. Heute koche ich dir dein Lieblingsessen und nachdem du morgen wieder ausgeruht bist, besorgen wir deine Sachen fürs nächste Schuljahr.“
Angus, der bis da hin alles gleichgültig über sich hatte ergehen lassen, schreckte hoch. „Schule? Ich soll nach Hogwarts zurück?“ „Aber sicher, mein Schatz. Dein letztes Schuljahr fängt doch an. Bald hast du deinen Abschluss.“
„Aber ich will nicht zurück. Es gibt wichtigere Dinge. Hogwarts ist doch nur Zeitverschwendung.“
Sein Vater sprang auf. „Zeitverschwendung? Zeitverschwendung?!? Was denkst du denn, warum ich mich so bemüht habe, dass sie dich freisprechen? Damit du jetzt alles hinschmeißt und deine Zukunft ruinierst? Junge, ich weiß, dass die Zeit in Askaban hart war und du viel durchmachen musstest, aber ich lasse nicht zu, dass du die Schule abbrichst.“
Angus starrte seine Eltern an. War das wirklich ihr Ernst? Er sollte zurück auf diese dumme Schule? Das würde gar nicht in Frage kommen, auf ihn warteten andere Aufgaben. Wütend verließ er das Zimmer.

„Schatz, es ist so schönes Wetter, warum trägst du denn lange Ärmel?“ Angus riss den Arm zurück, den seine Mutter gerade anfassen wollte. Schön, er hatte sich überreden lassen, mit in die Winkelgasse zu kommen. Er war bereit, so zu tun, als ob er zur Schule zurückkehren würde. Aber sein Mal auf dem Arm sollte die Mutter nicht berühren. Der Gedanke an den Totenkopf erfüllte ihn mit Stolz, aber er war klug genug, ihn verborgen zu halten. Vorerst.
Die Straße war überfüllt mit Menschen. Überall sah man Schüler, die sich auf das neue Schuljahr vorbereiteten. Diese Menschenansammlung war Angus zuwider. Dazu kam noch die Mutter, die ihn in dieses Geschäft zog, ihm das zeigte und ihn gar nicht zur Ruhe kommen lies. Nach einer Weile, als er es gar nicht mehr ertragen konnte, bat er sie, sich allein umsehen zu dürfen und eilte mit großen Schritten davon. Was sollte er nun tun? Disapparieren konnte er nicht, aber den Dunklen Lord zu rufen wagte er auch nicht. Es wäre sicher nicht klug, sich in der Winkelgasse zu zeigen.
Angus beschloss, dass er die Zeit auch nutzen konnte, um sich neues Wissen anzueignen. Je stärker er war, desto besser konnte er dem Dunklen Lord dienen. Also machte er sich auf den Weg zu Flourish & Blotts.
Im Innern des Ladens tanzten Staubkörner, an denen sich die Sonnenstrahlen brachen, die durch jene Fenster fielen, die noch nicht mit Büchern verdeckt waren. Mitarbeiter eilten durch die Reihen der Regale um Bücher für zwei zukünftige Hogwartsschüler zu suchen. Der Lärm der Straße war angenehm gedämpft. Endlich kam Angus ein wenig zur Ruhe und begann sich umzusehen. Er wusste nicht genau, was er suchte, also wanderte er einfach die Reihen entlang, lies den Finger über die Buchrücken gleiten und zog hier und da einen Band aus dem Regal. Es gab fantastische Bücher hier. Tierwesen, Zaubertränke, Flüche, Wahrsagerei, Geschichtsbücher, das gesamte Wissen der Zaubererschaft schien in diesem Laden zu stehen. Angus vergaß völlig die Zeit, das Zaubergamot, Askaban, ja fast sogar den Dunklen Lord.
Gerade als er in das Buch „Zauberhafte Zaubereien – So fluchen Fortgeschrittene“ versunken war, wurde er beiseite gestoßen. „Oh, Entschuldigung. Ich habe Sie nicht gesehen.“ Als Angus den Kopf hob, lies er fast das Buch fallen. Vor ihm stand eine junge Hexe, ungefähr in seinem Alter. Ihr Gesicht war gleichmäßig, mit fast schon weißer Haut und einer leichten Stupsnase, auf der Sommersprossen verteilt waren. Die Augen waren tief blau, sofern man das in diesem Licht beurteilen konnte. Am meisten zogen seinen Blick aber ihre Haare an, die mit leichten Wellen auf ihre Schultern fielen. Ein Sonnenstrahl schien darauf und lies sie satt dunkelrot leuchten. „K... kein Problem. Ist nichts passiert.“ „Ein Glück.“ Ein feines Lächeln spielte um ihren Mund. Angus' Blick fiel auf das Wappen auf ihrer Kleidung. „Gehst du auch nach Hogwarts? Ich habe dich da noch nie gesehen.“ „Ja, ich komme jetzt in die siebte Klasse. Ich habe dich auch noch nicht gesehen, vielleicht sind wir nicht im selben Haus. Ich bin in Ravenclaw. Und du?“ Ravenclaw, ausgerechnet. Angus kannte kaum jemanden aus den anderen Häusern, sie kümmerten ihn wenig. Er überlegte gerade, ob es einen schlechten Eindruck auf sie machen würde, wenn er sagte, dass er aus Slytherin kam. Sein Haus hatte nicht unbedingt den besten Ruf. In dem Moment kam eine Frau auf sie zu. „Mary, kommst du? Wir haben noch einiges zu besorgen.“ Das Mädchen lächelte Angus noch einmal an. „Ich muss gehen. Wir sehen uns dann in der Schule.“
Angus stand wie erstarrt da, als sie sich abwandte und den Laden verließ. Sie konnte nicht gehen. Er hatte doch noch nicht einmal seinen Namen genannt. Schnell stellte er das Buch zurück und rannte zur Tür. Er musste ihr wenigstens seinen Namen sagen.
Das Sonnenlicht draußen blendete ihn. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er sich um. Wo war sie? So weit konnte sie noch nicht gekommen sein. Die Frau hatte etwas von Besorgungen gesagt, also konnte er sie vielleicht noch finden, wenn er alle Geschäfte absuchte. Nur wo beginnen? Angus wandte sich nach rechts und schaute in den benachbarten Laden. Nichts. Er lief einige Meter weiter. Auch hier war sie nicht. Sie konnte nicht gehen, die ganzen vergangenen Schuljahre hatten sie sich in Hogwarts nicht getroffen, wieso sollte er sie nun dort treffen? Der nächste Laden. Nichts. Er hielt Ausschau nach ihren roten Haaren, ihrem Umhang, sogar den blauen Augen. Die ganze Zeit schienen sie ihn anzulächeln. Sie durfte nicht verschwunden sein. Plötzlich sah er sie. Zusammen mit der Frau kam sie aus Madam Malkin's. Fast hätte Angus laut gejubelt und sie gerufen. Stattdessen lief er auf sie zu. Er würde sie nicht wieder aus den Augen verlieren. Das Mädchen ging mit der Frau gemeinsam die Straße entlang. Angus hätte schwören können, dass er noch nie etwas Anmutigeres gesehen hatte. Fasziniert beobachtete er ihre Schritte, wie sie den Fuß auf das Pflaster aufsetzte, dabei den anderen hob. Er beobachtete den Saum ihres Umhangs, wie er fast über den Boden streifte, ihre Haare, wie sie sich im Rhythmus ihrer Schritte bewegten. Die Sonne schien auf ihnen zu tanzen, brachte sie zum funkeln und schien das ganze Mädchen zu umarmen. Angus konnte den Blick einfach nicht abwenden. Er bemerkte nicht einmal, dass andere Menschen in der Straße zur Seite springen mussten, damit er sie nicht umrannte. Er hörte nicht, wie sie schimpften. Er hörte nur das Mädchen, wie sie sagte „Wir sehen uns dann in der Schule“ und die Frau, die ihren Namen nannte. Mary. Mary. Mary.
Jetzt gingen die beiden auf den Tropfenden Kessel zu. Vielleicht setzten sie sich hin um etwas zu trinken und er konnte sich ihnen anschließen. Er wollte einfach noch einmal ihre Stimme hören.
„Angus? Angus! Hast du mich nicht gesehen?“ Jemand hielt ihn am Arm fest und widerwillig musste er den Blick von dem Mädchen abwenden. Neben ihm stand seine Mutter. „Hast du etwas Schönes gefunden, Schatz? Komm, dein Vater wartet auf uns im Tropfenden Kessel.“ Angus beeilte sich, ins Pub zu kommen. Nicht weil der Vater wartete, aber so hatte er einen guten Grund, dem Mädchen weiter hinterher zu laufen. Freudig riss er die Tür auf, schaute sich um, doch sie war nicht zu sehen. Im Schankraum waren nur der Wirt, der Vater und andere Gäste, die sich nach den Einkäufen erfrischten. Mit langen Schritten eilte Angus zu der Tür, die ins London der Muggel führte. Auch dort war sie nicht zu sehen.
„Junge, was ist denn mit dir? Suchst du jemanden Bestimmtes?“ „Ich... ich... nein, ich wollte nur... ich...“ „Schon gut, setz dich. Es war ein anstrengender Tag für dich.“ Der Vater schob ihm eine Flasche Butterbier hin. In Gedanken versunken bemerkte Angus fast gar nicht, was er da trank. Vielleicht war Bildung doch nicht so schlecht. Wahrscheinlich wäre es das Beste, zur Schule zurückzukehren, damit er ein noch besserer Diener für seinen Herrn sein konnte. Und vielleicht begegnete er dann ja auch einigen Ravenclaws.

Das erste, was er hörte, war das rascheln von Umhängen. Avada Kedavra. So fühlte sich also der Tod an? Raschelnde Umhänge und ein Licht, das in den Augen blendete? Mühsam versuchte Florian O'Lewan die Augenlider zu heben und sich zu bewegen. Da war sein Arm, eingehüllt in einen gelben Schlafanzug, wie es schien. War das der Tod? Nein, das konnte nicht sein. Er sah doch Gestalten. Zwei Frauen standen am Fußende seines Bettes. Ein Mann saß auf einem Stuhl an der Wand. Alle drei blickten ihn nun an, Erstaunen breitete sich auf ihren Gesichtern aus, sie stürzten auf ihn zu. „Florian, mein Gott, Florian.“ „Mum, Dad, Mary. Was... was ist passiert? Wo bin ich? Bin ich tot?“ Die jüngere Frau beugte sich zu ihm hinunter, umarmte ihn und lange dunkelrote Haare fielen auf sein Gesicht. „Nein, nein, du bist nicht tot. Zum Glück bist du wieder aufgewacht, Bruderherz. Wir hatten solche Angst.“
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Lilliana
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Beitrag von Lilliana »

:oops: Ich fühle mich furchtbar geehrt. Und bin "entsetzt", dass er seine Drohung wahr gemacht hat, im Forum einen Thread zu eröffnen. Nun ja, ich möchte noch anmerken, dass der Titel im Grunde "Todesser der neuen Zeit" ist. Viel Spaß beim lesen.

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Ariana Dumbledore
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Beitrag von Ariana Dumbledore »

ich habs ja schon gelesen^^, aber ich möchte auch noch mal sagen, dass ich alle teile wirklich, wirklich unglaublich toll finde, genauso wie die autorin halt :smile:
"Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht,
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Casey
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Beitrag von Casey »

Also ich kann dazu nur sagen das das auch ne FF ist für Leute die eigentlich keine Todesser Fans sind. Ich z.B. bin keiner finde die FF aber bis jetzt wirklich gelungen und bis jetzt wirklich unvorhersehbar und das liegt nicht nur allein daran das die Themen nie vorliegen vorher ^^ Wirklich grandioser Schreibstil und Thema! die FF ist nur zu empfehlen!
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Jade*
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Beitrag von Jade* »

Ich bin und bleibe begeisterte Angus-Fan, liebste Lilli. :blumen:

Laura
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Beitrag von Laura »

Hey Liliana!
Ich schreib hier auch mal rein^^
Hmm..ich glaub, das mit dem Banner funktioniert immer noch nicht.
Ich bin einfach unfähig, schätze ich *grins*
Ah, wie kannst du so was denken?
Ich gebe Mannbärschwein recht, ich meine, es gibt soooo viele, die Angus lieben!!!
Also, ich freu mich schon, wenns wieder etwas neues gibt!!!
LG Laura
P.S: ICh schrieb dir noch ne Eule...

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Vera :]
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Beitrag von Vera :] »

Ich find die FFs auch genial... :)
Ich hatte den ersten Teil sogar schonmal gelesen!

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Mannbärschwein
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Beitrag von Mannbärschwein »

Angus-Newsupdate

Und wieder ein Teilsieg für Angus!
Der 4 Akt von Lillianas FF belegt bei der letzten Runde des Wettbewerbs Platz3! Somit sind nun 3 von 4 Teilen Preisgekrönt (Teil1 und 3 gewannen sogar den Wettbewerb)!
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Vera :]
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Beitrag von Vera :] »

Immer können die ja auch nicht gewninnen. :)
*gratulier*

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Pansy295
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Wohnort: Bin ein Landei...

Beitrag von Pansy295 »

Die geschichte ist einfach nur :BOA
Ich BIN Todesserfan und ich hoffe auch ,dass der Dunkle Lord an die Macht kommt!!!

*Muhahahaha* :P
Mitleid bekommt man geschenkt,
Neid muss man sich erarbeiten!!!

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