Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi Ginny,
die Fragen, die wirklich rätselhaft sind, werden natürlich nicht sofort beantwortet, aber ja, es wird noch gelöst werden, was es mit dem Fidelius auf sich hat ;)
LG, Eve



009 Ein Einschreibekäuzchen




Draco schien im ersten Moment ein wenig verletzt zu sein, als Severus ihn darüber informierte, etwas Zeit für sich selbst haben zu wollen, doch er konnte seinem Patenonkel nichts abschlagen. Es war ungewohnt für beide, sich wieder frei bewegen zu dürfen – frei zu sein – auch wenn sie ihre neu gewonnene Freiheit bisher nur auf dem Hogwarts-Gelände auslebten. Wo sollten sie auch hingehen? Das Haus in Spinners End wurde vor Jahren von aufgebrachten Todessern dem Erdboden gleichgemacht. Auch ein Lagerhaus in der Nähe ging in Flammen auf. Mit sieben verletzten Menschen lenkte diese Aktion auch die Aufmerksamkeit der Muggelwelt auf sich. Draco und Severus durften nun laut Dumbledore so lange in Hogwarts bleiben, bis sie ihr Leben neu geordnet hatten.

Hagrids Hütte und den daraus kläffenden Fang passierend schlenderte Severus in den verbotenen Wald hinein, um seine Gedanken zu klären. Das gestrige Gespräch mit Albus war das zweit wichtigste, das Severus je mit dem alten Zauberer geführt hatte. Natürlich hatte Albus ihm Tee und Gebäck angeboten. Herzlich hatte Severus zugelangt und während ihres Gesprächs stetig nachgenommen, obwohl er Butterkekse nicht sonderlich mochte. Albus hatte sich bei ihm reumütig entschuldigt, obwohl er im gleichen Atemzug erklärte, dass es eigentlich unverzeihlich war, so große Schuld auf Severus geladen zu haben. Es war unentschuldbar, Severus wegen des Unbrechbaren Schwurs zur Marionette in seinen Plänen zu machen; ihn über lange Jahre hinweg in dem Glauben gelassen zu haben, für den Tod seines Mentors verantwortlich zu sein. Severus seufzte, versicherte dem alten Zauberer jedoch, dass er nicht mehr wütend sei, wo sich doch jetzt alles zum Guten gewandt hatte.

Auf die Frage des Direktors hin, was er jetzt mit seiner Freiheit anfangen wollte, war der Zaubertränkemeister um eine Antwort verlegen gewesen. „Ich habe meine Zeit nicht damit vergeudet, Pläne für meine Zukunft zu schmieden, Albus, weil ich davon ausgegangen bin, niemals eine zu haben!“, hatte Severus dem alten Zauberer mit freudloser Stimme offenbart.
Es schmerzte Albus, diesen Satz zu hören und doch konnte er Severus’ Gedanken nachvollziehen. So hatte er offenherzig angeboten: „Severus, wie wäre es, wenn du wieder als Lehrer hier anfängst, wie in alten Zeiten!? Wenn es dir gefällt, kannst du hier bleiben, so lange du möchtest. Darüber hinaus wirst du genügend Zeit und Muße finden, deinen künftigen Lebensweg zu ergründen. Für das Schmieden von Zukunftsplänen bist du jung genug, mein Guter!“

Zukunftspläne… Severus setzte sich an einen Baum und starrte in den Wipfel. Die Zukunftspläne anderer Menschen waren sich alle sehr ähnlich: eine Frau finden, eine Familie gründen, eine Bombenkarriere hinlegen, viel Geld machen, glücklich sterben. Möglicherweise ersetzten manche Leute das Wort „Frau“ durch „Liebhaber“ und „Familie gründen“ durch „Kinder adoptieren“, aber letztendlich sahen die Träume aller Menschen doch gleich aus.

Severus seufzte bekümmert. Schon immer wurde sein Leben von anderen geplant. Sein tyrannischer Vater hatte sein Leben beherrscht, bis er Hogwarts besuchte. Als Außenseiter wurde sein Leben in Hogwarts von anderen Tyrannen bestimmt, bis sich Lucius seiner angenommen hatte. Kurz darauf hatte der Dunkle Lord sein Leben geregelt und gleich im Anschluss war es Albus. Jetzt war niemand mehr da, von dem Severus vorgeschrieben bekam, in welche Richtung sich sein Leben verändern sollte. In Hogwarts zu verweilen und unter den Fittichen von Albus zu bleiben schien die angenehmste Variante, weswegen er gestern auch unverzüglich zugestimmt hatte, wieder als Lehrer zu fungieren.

Es war bereits Ende August. Bis das Ministerium einen neuen Minister gefunden hätte, bis Albus wieder offiziell Direktor wäre und bis alle Eltern ihre Kinder wieder angstfrei nach Hogwarts senden würden, könnte womöglich ein Jahr vergehen, hatte Albus gestern erklärt. Ein Jahr in Hogwarts ohne Schüler! Der Gedanke, sich wieder in einer vertrauten Umgebung aufhalten zu dürfen und genug Zeit zu haben, sich an seine neue Lebenssituation gewöhnen zu können, gefiel Severus. Kein Dunkler Lord mehr, kein Kopfgeld auf Severus; nur Freiheit! Freiheit, mit der Severus so wenig anzufangen wusste.

Während Severus zumindest schon einmal versuchte, sich ein Leben überhaupt vorzustellen, welches er selbst gestalten durfte, hörte er ein klägliches Wimmern. Blitzschnell erhob er sich und zog aus purer Angewohnheit seinen Zauberstab. Vorsichtig näherte er sich dem Geräusch. Die Quelle des Wimmers war schnell gefunden. Severus beugte sich über einen dreckigen Hundewelpen, der beim Anblick des großen, in schwarz gekleideten Menschen ängstlich zu fiepen begann. Nichts in der Nähe deutete darauf hin, dass der Welpe von seiner Mutter gehütet wurde oder dass der Hund irgendjemandem gehörte.

Den Hund sich selbst überlassend ging Severus zurück zu seinem Baum und er verbrachte eine weitere Stunde damit, über sein Leben zu nachzugrübeln. Er kam zu dem bedauernswerten Schluss, dass er kein Ziel hatte, welches er in Zukunft erreichen wollte, weder beruflich noch privat. Er hatte nie damit gerechnet, überhaupt so lange am Leben zu bleiben; hatte nie gewagt zu hoffen, den Dunklen Lord zu überleben. Nach was sollte er nun streben? Bisher war Severus davon ausgegangen, dass der einzige Zweck seines Lebens nur darin bestand, bei der Vernichtung des Dunklen Lords eine Rolle zu spielen, aber was war jetzt der Sinn seines Daseins? Diese Fragen musste sich Severus zunächst selbst beantworten können, bevor er sich herausnehmen konnte, einen Schritt in Richtung eigene Lebensgestaltung zu unternehmen.

Bevor er sich auf den Weg in seine Kerker machte, vergewisserte er sich, ob der Hundewelpe noch immer hilflos im Wald verweilte. Der Welpe war noch da. Severus seufzte. Der junge Hund, offensichtlich nur wenige Woche alt, würde sterben, wenn sich keiner um ihn kümmern würde. Vor ein paar Jahren wäre ihm das Tier völlig egal gewesen, aber heute fasste er sich ein Herz. Er nahm das verschmutzte, plump wirkende Hundejunge auf den Arm und strich ihm das Laub aus dem Fell. Als der Welpe vor Angst zu zittern begann, konnte Severus nicht anders, als ihm beruhigend den Kopf zu tätscheln. Er selbst wusste nichts mit einem Hund anzufangen. Er könnte ihn bei Hagrid abgeben, der sich ohne Zweifel aufopferungsvoll um den Welpen kümmern würde. Doch dann kam ihm der Gedanke, Draco mit dem Tier ein Geschenk machen zu können, damit der ein wenig Aufmunterung erfuhr.

Draco befand sich nicht in den Kerkern, wie Severus bemerkte. So hatte er genügend Zeit, den Welpen mit einem Zauber von Flöhen zu befreien. Einen entsprechenden Zauberspruch hatte er erst in einem Buch über die Haltung magischer Vierbeiner suchen müssen. Die Reinigungszauber, die Severus anwandte, halfen bei dem zotteligen Fell nicht, weshalb er zu nichtmagischen Mitteln greifen musste. Das Baden des Welpen erwies sich jedoch als schwieriger, als Severus angenommen hatte. Der Hund hatte offenbar noch nie so viel Wasser auf einmal gesehen und sträubte sich vehement. Am Ende befand sich mehr Wasser in Severus’ Kleidung als im Waschbecken. Mit einem Zauber trocknete er erst sein pitschnasses Oberteil und dann das nun saubere Fell des Tieres. Severus staunte nicht schlecht, als er das gähnende Jungtier betrachtete. Der Hund war schneeweiß! Über die Rasse war er sich nicht klar, denn Haustiere waren überhaupt nicht sein Gebiet. Vielleicht wusste Draco etwas mit dem Hund anzufangen.

Eine Eule von Professor Dumbledore hatte Draco eine Einladung überbracht. Jetzt befand er sich in dessen Büro und er brachte es nicht fertig, dem alten Mann in die Augen zu sehen. Dumbledore hingegen ermutigte Draco, wo es nur ging und beteuerte, dass alle möglichen Differenzen bereinigt werden sollten. Stillschweigend nahm Draco die Tasse Tee und die Kekse entgegen, die Dumbledore ihm angeboten hatte. Seine Hände zitterten, als er einen Schluck nahm. Professor Dumbledore seufzte und sagte betroffen: „Mr. Malfoy…“ Er hatte Draco nun schon eine Viertelstunde lang dazu ermutigt, zumindest einen einzigen Satz von sich zu geben. Draco war jedoch allein von der Anwesenheit des Mannes, den er vor Jahren umbringen sollte, reichlich eingeschüchtert. Wieder seufzte Dumbledore, während er Dracos zitternde Hände betrachtete, die aus lauter Verlegenheit einen weiteren Keks vom Teller stibitzten. Wieder begann Dumbledore: „Mr. Malfoy! Ich habe bereits Severus von meinem Vorschlag in Kenntnis gesetzt. Ihm und Ihnen biete ich einen unbefristeten Aufenthalt hier in Hogwarts an. Ich denke, besonders Sie beide benötigen viel Zeit, um die vergangenen Ereignisse zu überwinden und auch jene zu bewältigen, die Ihnen noch bevorstehen. Ich weiß, dass Ihr Vater in Askaban…“ Draco verschluckte sich an dem trockenen Butterkeks. Vor lauter Husten wurde er bereits rot im Gesicht. Mit einer simplen Handbewegung in Dracos Richtung befreite Dumbledore dessen Kehle von den Krümeln. Der alte Zauberer setzte sich neben den jungen Mann auf die Couch, reichte ein Glas Wasser und sagte: „Trinken Sie, dann vergeht das kratzende Gefühl im Hals!“

Draco konnte wieder reden. Ohne Dumbledore in die Augen zu sehen, hauchte er fast unhörbar leise: „Danke!“ Dumbledore lächelte. Wieder sagte Draco, dieses Mal ein wenig lauter: „Danke!“ Nur in Gedanken vollendete Draco seinen Satz, denn er dachte „Danke, dass Sie mich vor einem schlimmen Fehler bewahrt haben!“ Er brachte diese Worte jedoch nicht über seine Lippen. Einerseits war Draco es nicht gewohnt, sich zu bedanken und andererseits befürchtete er, dass ein Dank von ihm nicht ernst genommen werden würde.
Dumbledore verweilte ruhig neben Draco und legte ihm nach einem Augenblick nahe: „Mr. Malfoy. Wenn Sie Fragen haben, dann raus damit! Ich habe Sie eingeladen, damit wir miteinander reden können…“ In diesem Moment klopfte es an einem der hohen Fenster. Nachdem Dumbledore das Fenster geöffnet hatte, kam ein braunes Käuzchen hereingeflogen. „Mr. Malfoy, die Post ist für Sie. Ein Einschreiben! Bitte kommen Sie her und quittieren Sie, dass Sie den Brief entgegengenommen haben!“

Der Brief war von Susan Bones. Draco bedankte sich bei Dumbledore für die Einladung und entschuldigte sich, da er den Brief in Ruhe lesen wollte. Er vermutete zu Recht, dass es um seinen Vater gehen könnte. Dumbledore nickte verständnisvoll, wenn er auch betrübt darüber war, den jungen Malfoy nicht zum Reden bewegt zu haben.

Am Springbrunnen in einem Hof vor einem der vielen Eingänge ins Schloss ließ sich Draco nieder, um den Brief zu lesen.


„Sehr geehrter Mr. Malfoy,

ich habe Ihren Vater persönlich über Ihr Wohlbefinden unterrichtet, was ihn sehr zu erleichtern schien. Auf die Frage, wo sich Ihre Mutter befinden könnte, konnte er nicht antworten. Ihrem Vater ist bekannt, dass Ihre Mutter an einem Ort lebt, der durch den Fidelius-Zauber geschützt ist. Er selbst ist nicht eingeweiht und kennt den Ort nicht. Der Geheimniswahrer ist laut Aussage Ihres Vaters gestorben. Wer dies ist, kann er Ihnen bestimmt persönlich mitteilen.

Ich möchte Sie bitten, einen Antrag für einen Besuch bei Ihrem Vater zu stellen. Anträge von Besuchern werden in der Regel schneller bearbeitet als jene, die von Insassen gestellt werden. Das entsprechende Formular finden Sie, teilweise von mir bereits ausgefüllt, diesem Brief angeheftet. Bitte füllen Sie die restlichen, persönlichen Angaben aus und senden Sie ihn umgehend zurück.

Des Weiteren erlauben Sie mir bitte die Frage, ob Sie Kenntnis über eine Augenerkrankung Ihres Vaters haben und ob Sie mir Auskunft darüber erteilen könnten, die ich an den entsprechenden Heiler in Askaban weitergeben kann.

Für persönliche Gespräche stehe ich Ihnen von 7 bis 19 Uhr im Ministerium zur Verfügung. Sollten Sie sich mit einer Dringlichkeit an mich richten wollen, können Sie mich über das Flohnetzwerk Zuhause erreichen.

Mit freundlichen Grüßen,
Susan Bones“


Draco stutzte. Der Brief war von ihr persönlich und nicht offiziell vom Ministerium, was die Absenderanschrift verriet. Der Antrag für einen Besuch bei seinem Vater lag bei. Er musste nur noch seinen derzeitigen Wohnort einsetzen und das Formular unterschreiben. Gedankenversunken machte er sich auf den Weg in sein Zimmer, welches neben dem von Severus lag. Beunruhigend fand Draco die Erwähnung einer Augenkrankheit seines Vaters. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Vater jemals Probleme in dieser Hinsicht gehabt hatte.

Draco füllte das Formular aus und erstellte einen kurzen Brief an Miss Bones.


„Sehr geehrte Miss Bones,

im Anhang finden Sie das ausgefüllte Besucher-Formular. Ich erwarte eine zügige Bearbeitung meines Antrages.

Eine Augenerkrankung meines Vaters oder allgemein in meiner Familie ist mir nicht bekannt. Bekannt ist mir, dass mein Großvater Abraxas Malfoy erblindete. Dies führten die Heiler im St. Mungos, wo er sich ein Jahr lang bis zu seinem Tode aufhielt, auf die Erkrankung an Drachenpocken zurück.

Mit freundlichem Gruß,
Draco Malfoy“

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

010 Schlagzeilen




Der letzte Minister war bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen. Besonders der Tagesprophet berichtete seither fast täglich über mögliche neue Kandidaten. Viele kuriose Vorschläge zierten die Klatschspalten und auch Harry Potter wurde als Minister vorgeschlagen, hieß es an einem Tag, während am nächsten Tag der zurückgekehrte Dumbledore angepriesen wurde. Eine Gruppe von Verteidigern der Halbmenschen schlugen sogar Zentauren oder Werwölfe vor. Harry schüttelte bei jedem neuen Vorschlag verächtlich den Kopf.

Er warf den Tagespropheten enttäuscht auf den Tisch und griff sich den Klitterer, den er seit Jahren abonniert hatte. Eine der Überschriften besagte „Existenz von Schrumpfhörnigen Schnarchkacklern bewiesen“! Harry zog erstaunt und belustigt die Augenbrauen in die Höhe. Er blätterte gleich zum entsprechenden Artikel vor. Dort war ein bewegtes Foto abgedruckt, welches dunkel und verschwommen anzusehen war. Harry erkannte darauf rein gar nichts. Die Bildunterschrift erklärte: „Der Schrumpfhörnige Schnarchkackler, wie er nach rechts ins Gebüsch flieht.“ Harry betrachtete nochmals das Bild. Er sah einen Stein auf der linken Seite und das Gebüsch auf der rechten. In dem kleinen Abstand zwischen den beiden Dingen war ein Schatten, der sich schnell von links nach rechts bewegte… Harry kniff die Augen zusammen und fixierte das Bild. „Könnte ein Kaninchen sein…“, murmelte er, während er fast in das Magazin kroch.

Für heute hatte sich Professor Dumbledore angemeldet, um Harry ein Besuch abzustatten, während Sirius mit Hagrid unterwegs war. Harry und Sirius waren die zwei Tage seit Voldemorts Tod vorläufig in Hogwarts geblieben. Der ältere Zauberer grüßte fröhlich und mit fast singender Stimme: „Mein Junge, wie geht es dir?“ Harry lächelte zufrieden und bot zunächst eine Tasse Tee an, die ihm ein Hauself gebracht hatte. Sie unterhielten sich eine Weile, bis Professor Dumbledore erläuterte: „Harry, ich habe erfahren, dass man vor einiger Zeit dein neues Haus zerstört hat. Es war ein Anschlag, habe ich Recht?“ Betrübt nickte Harry. Das Haus war noch nicht einmal eingerichtet, da wurde es von Todessern in die Luft gesprengt. Sein Hab und Gut blieb unversehrt, weil es sich teilweise noch in seiner Mietwohnung in London und teilweise bei den Weasleys befunden hatte, wo er das meiste unterbringen durfte. Dumbledore seufzte und erklärte: „Es tut mir so Leid, Harry. Trotzdem du Voldemort besiegt hast, wirst du noch lange Zeit ein Ziel der wirren Köpfe sein, die du um ihren Herrn und Meister gebracht hast. Daher möchte ich auch dir ein Angebot machen.“

Harry hob die Augenbrauen und horchte interessiert, als Dumbledore ihm den Vorschlag machte, in Hogwarts wohnen zu dürfen, bis er sein Leben geordnet hätte. „Aber Professor Dumbledore, Sirius hat gesagt, dass wir jetzt endlich zusammen wohnen können!“
Dumbledores Augen zwinkerten, als er klarstellte: „Für Sirius gilt das gleiche, Harry. Er hat eine Menge Feinde da draußen. Die wenigen Todesser, die noch frei rumlaufen, haben es auf dich, Sirius, Professor Snape und Mr. Malfoy abgesehen!“
Einen Moment stutzte Harry, bevor er fragte: „Snape und Malfoy bleiben auch hier?“ Dumbledore nickte und verbesserte, ohne vorwurfsvoll zu klingen: „Ja, ’Professor’ Snape und Mr. Malfoy haben sich in den Kerkern eingerichtet. Ich bin stolz darauf sagen zu dürfen, dass Professor Snape sich bereit erklärt hat, wieder als Lehrer für Zaubertränke zu arbeiten!“
Verdutzt fragte Harry nach: „Zaubertränke? Warum nicht ’Verteidigung gegen die Dunklen Künste’? Das Fach wollte er doch immer haben.“
Dumbledore lächelte unentwegt und erklärte: „Ich denke, Professor Snape möchte etwas von seiner damaligen Routine zurückgewinnen.“ Harry lachte fröhlich, als er daran dachte, Snape wieder durch die Gänge huschen zu sehen, um den Gryffindors bei jeder Gelegenheit Punkte abziehen zu können.
„Weiß Sirius schon davon? Ich meine, dass wir erst einmal hier wohnen können?“ Dumbledore verneinte, erklärte aber, dass er Sirius gleich nach dem Gespräch mit Harry Bescheid geben wollte.

Dumbledore blickte auf den Tisch und las laut die Schlagzeilen des Tagespropheten und des Klitterers vor. Überraschenderweise griff Dumbledore zum Klitterer und murmelte etwas in der Richtung, dass dies endlich mal einen interessanten Artikel versprach. Wie Harry zuvor schon hielt auch Dumbledore sich das Magazin dicht vor die Augen. Harry lachte und sagte letztendlich: „Sieht für mich wie ein Kaninchen aus!“
Über den Rand der Zeitung hinweg blickend erwiderte Dumbledore mit fröhlich funkelnden Augen: „Ich denke, Harry, dass jeder in diesem Bild sieht, was er sehen möchte. Ich persönlich sehe hier einen Schrumpfhörnigen Schnarchkackler, wenn auch nur sehr verschwommen, das muss ich zugeben!“ Harry lachte erneut, stimmte Dumbledores Worten jedoch nickend zu.

Nach einer Weile fragte Harry: „Denken Sie daran, sich als Minister aufstellen zu lassen?“
Dumbledore verneinte und empfahl: „Das solltest du übrigens auch nicht. Weißt du, die Begriffe ’Bombenanschlag’ und ’Zaubereiminister’ liest man sehr häufig in einem zusammenhängenden Satz, wenn du verstehst, was ich meine.“
Harry verstand nur zu gut. Er versicherte: „Oh nein, mit dem Gedanken habe ich nie gespielt. Minister zu sein ist auch gar nichts für mich. Ich wollte doch immer Auror werden!“
Dumbledore schenkte sich einen weiteren Schluck Tee ein, bevor er amüsiert klarstellte: „’Wollte’ ist eine Vergangenheitsform, Harry. Was ist es, was du jetzt machen möchtest?“
Verlegen blickte Harry auf die in seinem Schoß gefalteten Hände, bevor er mit roten Wangen erklärte: „Heiler wäre auch was Schönes, aber dazu sind meine Noten zu schlecht. Na ja, ich hatte eigentlich erwartet, dass Sna… Professor Snape vielleicht Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen würde, aber da er das jetzt doch nicht…“
Dumbledore zwinkerte, als er sagte: „Warum nicht beides miteinander verbinden, Harry? In Hogwarts leben und arbeiten! Wäre das nicht etwas für dich? Wer wäre ein besserer Lehrer in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, als derjenige, der Voldemort besiegt hat?“
Witzelnd meinte Harry: „Professor Snape wäre besser als ich!“
Der ältere Professor schüttelte den Kopf und erklärte schelmisch: „Das mag sein, aber du bist schlechter in Zaubertränke als er. Ihr beide könnt die Fächer nicht mal eben tauschen, ohne dass die Qualität des Unterrichts drunter leiden würde.“
Mit nicht ernst gemeintem Schmollmund antwortete Harry gespielt betroffen: „Sie haben nur Angst, ich würde das Budget der Schule sprengen, weil man nach jeder meiner Stunden neue Kessel anschaffen müsste.“ Nach einem Moment stimmte Harry jedoch zu, als Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste im kommenden Schuljahr zu unterrichten.

Wenige Tage nach dem Sieg über Voldemort hatte Harry weder Professor Snape noch Draco antreffen können. Entweder war keiner der beiden in ihren Zimmern oder sie wollten nicht auf Harrys Klopfen antworten. Er hatte sich jedoch fest vorgenommen, zumindest mit Professor Snape zu sprechen. Irgendwann würde sich ein richtiger Moment ergeben.

Es wurden Harry Räumlichkeiten im Erdgeschoß zugewiesen, die sich in der Nähe seiner zukünftigen Unterrichtsräume befanden und zudem in der Nähe der Treppen lagen, die in die Kerker führten. Mit Hilfe von Sirius, Remus und den Weasleys, die seine Besitztümer vorbeibrachten, richtete er sich häuslich ein. Ron schüttelte ständig den Kopf, wenn er mit vollen Händen an Harry vorbeilief. Hermine, die mit Ron seit vier Jahren verlobt war, schaute ihren Freund jedes Mal böse an. Als Ron wieder hinausging, um einen Schrank zu holen, fragte Harry entgeistert: „Was ist los, Ron? Warum schüttelst du ständig den Kopf?“
Ron holte Luft, aber es war Hermine, die genervt antwortete: „Ron glaubt, dass du es nicht nötig hättest, arbeiten zu gehen und schon gar nicht in der Nähe von Snape. Ich hab ihm zig Mal gesagt, dass er es dir überlassen muss, was du tust.“
Verdutzt fragte Harry: „Warum sollte ich es nicht nötig…“
Ron unterbrach und sagte etwas erregt: „Harry, du bist stinkreich. Gringotts ist voll mit deinen Galleonen! Du musst nicht so einen blöden Lehrerjob annehmen.“
Remus, der gerade einige Kisten per Schwebezauber hinter sich herzog und Rons Bemerkung gehört hatte, sagte gespielt vorwurfsvoll: „Hey ja…“
Harry bekam keine Gelegenheit zu antworten, denn Hermine fuhr Ron garstig an: „Nur weil er reich ist, soll er nicht arbeiten gehen? Spinnst du? Soll er Zuhause rumsitzen und Däumchen drehen? Vielleicht noch darauf warten, bis sein nächstes Haus…“ Schockiert über ihre eigenen Worte hielt sich Hermine eine Hand vor den Mund. Sie wandte sich an Harry und sagte verlegen: „Tut mir Leid!“ Harry lächelte nur und winkte ab.
Seinem besten Freund erklärte Harry: „Ron, du weißt, dass Hogwarts für mich immer ein Zuhause war. Das ist es noch! Und außerdem ist es hier für Sirius und mich sicherer als da draußen.“ Ron warf mit trauriger Miene ein, dass sie sich nicht mehr so häufig sehen würden, wenn Harry in Hogwarts lebte. „Blödsinn, Ron! Ich bin ans Flohnetz angeschlossen.“ Harry zeigte zum Kamin und fuhr fort: „Ich werde das so einrichten, dass ihr jederzeit direkt zu mir kommen könnt.“ Ron nickte betroffen und senkte seinen Blick.

„Was macht ihr denn für betrübte Mienen?“, fragte Sirius belustigt, der eine Vitrine in der Luft hinter sich her zog. Ron erklärte, ihm wäre nicht wohl dabei zu wissen, dass Snape so nahe bei Harry war. „Macht dir darüber mal keine Gedanken, Ron! Der soll sich ruhig mit mir oder Harry anlegen“, sagte Sirius und bekam sogleich Unterstützung von George und Fred. Die Zwillinge versicherten, dass sie Sirius mit ihren neusten Scherzartikeln versorgen würden, um Snape das Leben schwer zu machen. Mit einem Male bereute Harry, so schnell bei dem freien Lehrerposten zugegriffen zu haben.
Er zog ein Gesicht, das seinen Missmut ausdrückte und sagte: „Meint ihr nicht, dass sein Leben lange genug schwer war? Wir wissen ja nicht einmal, was er alles durchmachen musste.“ An Sirius gewandt sagte er: „Versprich mir, dass du keinen Unsinn anstellst. Ich will hier arbeiten! Snape wird mein Kollege sein. Ich will mir diese neue Chance nicht verscherzen, nur weil du ihm Stinkbomben ins Klassenzimmer wirfst!“
Sirius lachte laut und konterte abwinkend: „Stinkbomben sind längst out, Harry! Außerdem brauchst du nicht glauben, dass er dir eine neue Chance geben wird. Du bist und bleibst Potter, der Sohn des Mannes, den er am meisten in seinem Leben gehasst hat.“

Abends setzte Harry sich mit den Weasleys, Sirius und Hermine gemeinsam in die große Halle zum Abendessen. Wie die letzten Abende war weder Snape noch Malfoy anwesend. Einige der anderen Professoren leisteten der Runde Gesellschaft, aber die meisten von ihnen hatten Hogwarts verlassen und waren zu ihren Familien gereist, da es noch keinen genauen Termin gab, wann die Schule wieder öffnen sollte. Sirius und Ron lästerten so sehr über Snape, dass es Harry zu viel wurde. Verärgert, weil sie seine Situation einfach nicht verstehen wollten, verließ er wortlos den Tisch und reagierte nicht auf die Rufe seiner Freunde.

Harry ging zurück auf sein Zimmer. Mit Sirius teilte er sich ein großes Wohnzimmer und eine kleine Küchennische. Jeder von ihnen hatte sein eigenes Schlafzimmer und ein Bad. Harry verfügte darüber hinaus noch über ein gemütliches Büro, in welchem er später die Arbeiten seiner Schüler durchgehen würde.

Innerlich freute er sich darauf, selbst bald ein Lehrer zu sein. Auch wenn Sirius Snape hasste, so nahm sich Harry vor, mit seinem ehemaligen Professor und zukünftigen Kollegen offen Frieden zu schließen. Harry setzte sich in einen großen Ohrensessel und ließ seine Gedanken schweifen. Er malte sich aus, wie er seinen Unterricht gestalten würde. Und er wagte in Gedanken, seinen ehemaligen Zaubertränkemeister im Lehrerzimmer locker mit dem Vornamen anreden zu dürfen, bevor sie eine interessante Diskussion über Lehrmethoden führen würden.

Mit einem Male schwang die Tür zu seinem Wohnzimmer auf und knallte gleich darauf wieder zu, als hätte sie jemand zugeschlagen. Harry stand abrupt auf und starrte zur geschlossenen Tür. Er sah niemanden, hatte aber das Gefühl, dass jemand bei ihm im Raum war. Sollte sich jemand seinen Tarnumhang gemopst haben?

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Muggelchen
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011 Wahrnehmungen




Sirius war Harry wenige Minuten später gefolgt. Er wusste, dass er mit seinen bösen Worten über Snape zu weit gegangen war. Er riss die Tür zum Wohnzimmer auf, trat hinein und warf die Tür hinter sich zu. Erst da bemerkte er, dass Harry im Ohrensessel gesessen hatte, nun vor ihm stand und zur Tür starrte. Nur einen winzigen Augenblick wunderte sich Sirius darüber, dass Harry ihn nicht ansah. „Harry, ich…“, Sirius hielt inne, als Harry sich wieder in den Ohrensessel setzte und die Augen schloss. Einmal tief Luft holend begann Sirius erneut: „Harry, ich wollte dich nicht verärgern. Aber trotzdem meine ich alles so, wie ich es sagte! Du weißt, wie ich über Snape denke. Ich kann nicht einfach damit aufhören, laut zu sagen, was ich von ihm halte, völlig egal, ob er dabei neben mir steht oder nicht! Harry…“

Harry saß noch immer mit geschlossenen Augen im Ohrensessel und hatte derweil seine Arme hinter dem Kopf verschränkt. Sirius hasste es, sich bei jemandem entschuldigen zu müssen, aber Harry war sein Patensohn. Nur deshalb strengte er sich an und erklärte reumütig: „Ich will nicht, dass der Haussegen schief hängt, nur weil ich nichts Nettes über Snape sagen kann. Harry… Harry?“ Harry antwortete nicht. Sirius wurde etwas wütend und sagte daher lauter: „Harry! Verdammt noch mal, rede mit mir!“ Egal, was Sirius sagte, Harry antwortete nicht. Er begann bereits damit, Harry als bockig und nachtragend zu bezeichnen, aber er erhielt noch immer keine Reaktion auf seine Worte. Stattdessen öffnete Harry nach einer Weile die Augen, um verträumt zur Decke zu blicken. Er schien überhaupt nicht verärgert zu sein, aber trotzdem schenkte er Sirius keinen einzigen Blick. Einen Augenblick später streckte er sich und stand auf. Sirius’ Worte nicht beachtend verschwand er einfach in seinem Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen war Harry der erste, der aufgestanden war. Die Zeiger seines Muggelweckers standen auf Viertel vor sieben, aber er war bereits putzmunter. Anstatt die zwei Hauselfen zu belästigen, die während Minervas Aufenthalt in Hogwarts die einzig verbliebenen gewesen waren und die ihr im Schloss halfen, machte sich Harry mit der gemütlichen Küchennische vertraut. In den Schränken stieß er auf mehrere Sorten aromatisch duftenden Kaffee. Von einem ganz besonders würzig riechendem brühte er sich eine halbe Kanne voll. Die selbst gemachte Erdbeermarmelade in einem der Gläser roch so verführerisch, dass Harry sich eine Scheibe Brot dick mit Butter beschmierte, bevor er über die Marmelade herfiel. Er bemerkte nicht, wie Sirius am Türrahmen lehnend ihn beobachtete.

Harry nahm einen großen Bissen von seinem Marmeladenbrot. Gleich darauf zuckte er erschrocken zusammen, als er unerwartet die Stimme seines Paten sagen hörte: „Sprichst du wieder mit mir oder kann ich mir all meine Worte sparen?“
Mit Marmelade an den Mundwinkeln klebend und mit vollem Mund antwortete Harry verdutzt mit der Gegenfrage: „Warum sollte ich nicht mit dir sprechen?“
Sirius zog vorwurfsvoll eine Augenbraue in die Höhe und erläuterte: „Du warst gestern ziemlich sauer…“
Sein Patensohn konterte, nachdem er geschluckt hatte: „Das war ja auch nicht gerade schön, eure Lästereien mit anhören zu müssen.“
Verächtlich schnaufend sagte Sirius: „Ich hab dir gesagt, dass es mir Leid tut, dich verärgert zu haben!“

Harry runzelte die Stirn und fragte sich selbst, wann Sirius sich entschuldigt haben mag. Er war sich sicher, gestern nach dem Abendessen mit ihm nicht mehr gesprochen zu haben und sagte daraufhin: „Ach ja?“ Die Frage „Hast du?“ sparte er sich.
„Ja! Es tut mir Leid!“, nörgelte Sirius, der sich fragte, warum Harry sich so sträubte, seine Entschuldigung anzunehmen.
Harry kniff die Lippen zusammen und blickte zu Boden. Nach einem Augenblick begann er zu lächeln und fragte: „Möchtest du auch Kaffee?“

Seit einigen Tagen schon besaß Severus den weißen Hund. Immer, wenn er Draco zu sich einladen wollte, um ihm den Hund zu schenken, hatte der keine Zeit. Von dem Hund hatte er ihm noch nicht erzählt, weil er ihn persönlich überreichen wollte. Der Welpe mit dem buschigen Fell hatte sich bereits mehrmals in einem von Severus Schuhen verbissen, aber mittlerweile machte das dem Zaubertränkelehrer nichts mehr aus. Er ließ dem Hund seinen Spaß und sagte am Ende eines Tages, den Zauberstab auf seinen Schuh gerichtet „Reparo“. Was ihn mehr ärgerte, waren die Pfützen und Häufchen, die der junge Hund ab und an auf dem Teppich hinterließ und die er mit Magie entfernen musste.

Draco hatte das Angebot seines Patenonkels, einen Tee mit ihm einzunehmen, erneut ablehnen müssen. Er traf sich heute mit Miss Bones in einem Restaurant in der Winkelgasse, um mit ihr über die Situation seines Vaters zu sprechen. Er war bestürzt, als Miss Bones ihm mitteilte, dass sein Vater das Augenlicht zu verlieren schien. Betrübt blickte Draco auf seinen leeren Salatteller, als der Kellner an den Tisch kam und fragte: „Darf es noch etwas sein?“ Miss Bones verneinte.
Draco hingegen fragte niedergeschlagen: „Haben Sie Ogdens Old?“ Der Kellner nickte. Draco bestellte einen Doppelten.

Miss Bones erklärte, während Draco ununterbrochen an seinem Feuerwhisky nippte: „Mr. Malfoy, es gibt noch andere Angelegenheiten, um die Sie sich kümmern sollten!“ Fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe. Miss Bones erklärte: „Sie möchten doch sicher den Besitz Ihrer Familie zurückgewinnen. Das ist zwar nicht meine Abteilung, aber ich habe Ihnen die Formulare mitgebracht.“ Draco nahm ihr die Pergamentblätter aus der Hand, aber er warf nur kurz einen Blick drauf, da er nicht mehr konzentriert lesen konnte.

Ogdens Old Feuerwhisky war wirklich der beste. Den Kellner heranwinkend bestellte Draco noch einen Doppelten. Der Kellner berührte das Glas des Gastes mit seinem Zauberstab, woraufhin es sich erneut füllte. Miss Bones runzelte besorgt die Stirn und empfahl: „Mr. Malfoy, ich denke, es ist wichtig, dass Sie verstehen, was ich Ihnen zu sagen habe. Sie sollten nicht so viel trinken!“
Säuerlich zischte Draco: „Wer sind Sie? Meine Mutter? Wie viel ich trinke, müssen Sie schon mir überlassen!“ Miss Bones behielt die Ruhe. Peinlich berührt bemerkte sie, dass sich schon zwei, drei Leute umgedreht hatten, um sich über Draco zu mokieren.
„Ich will Ihnen nur helfen…“
Draco unterbrach Miss Bones und sagte gehässig: „Ach ja? Nur helfen…! Warum, frage ich mich? Ist es nur, weil Sie so ein großes Herz haben oder weil Sie so naiv sind? Ich scheine ja einen recht erbärmlichen Eindruck auf sie zu machen!“

Mit zusammengekniffenen Lippen blickte Miss Bones Draco an. Sie stoppte ihn nicht, als er boshaft fortfuhr: „Oder haben Sie vielleicht während Ihres vermehrten Kontakts mit meinem Vater ein Auge auf das ansehnliche Erbe der Malfoys geworfen?“
Miss Bones fühlte sich durch diese Beschuldigung sehr getroffen und schluckte hörbar laut. Sie kämpfte erfolgreich dafür, keine Tränen aufkommen zu lassen. Sich bewusst darüber, dass einige Gäste und der Kellner bereits aufmerksam auf die beiden geworden waren, sagte Miss Bones leise und enttäuscht klingend: „Ja, Mr. Malfoy. Sie machen in der Tat einen erbärmlichen Eindruck.“ Bevor Draco etwas erwidern konnte, fügte sie traurig hinzu: „Aber erst, seit Sie getrunken haben.“ Völlig perplex betrachtete Draco Miss Bones, während sie sich erhob und einige Galleonen auf den Tisch legte. Offensichtlich bestürzt über den Verlauf des Abends verabschiedete sie sich ruhig mit den Worten: „Auf Wiedersehen, Mr. Malfoy!“

Draco blickte ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Nachdem er einige Gaffer zurechtgewiesen hatte, bestellte er einen weiteren Whisky.

Wie er auf die Straße gekommen war, war Draco ein Rätsel. Er stöhnte und fasste sich an den Kopf. Seine Stirn blutete ein wenig. Er blickte sich benommen um und bemerkte, dass es langsam wieder hell wurde. Mit einem Male erinnerte er sich an den Vorabend, wenn auch nur neblig. Er hatte in dem Restaurant so viel getrunken, dass er einen Streit mit einem der Gäste angefangen hatte. Es wäre alles friedlich verlaufen, hätte Draco nicht in seinem trunkenen Zustand sein Gegenüber lallend Blutsverräter genannt. Man hatte ihn aus dem Restaurant geworfen. Der Mann, den er beleidigt hatte, hatte ihm einige Kinnhaken und Tritte in die Bauchgegend verpasst. Jetzt erwachte Draco in einer Gasse auf dem feuchten Kopfsteinpflaster. Ob er nachhause apparieren konnte, verneinte er für sich. Dazu war er noch zu betrunken, denn er konnte nicht einmal gehen, wie er feststellen musste. Sein Verstand war sehr verklärt. Der Alkohol zwang ihn dazu, die Augen zu schließen, weswegen er schnell wieder in einen traumlosen Schlaf fiel.

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012 Harry




Wieder einmal führte ihn sein Weg in die Kerker zu Professor Snapes Gemächern. Harry ließ es keine Ruhe. Er wollte mit Snape sprechen. Ob der das zulassen würde, war etwas anderes, aber Harry wollte es zumindest versucht haben.

Gedankenverloren schlenderte er versehentlich einige Schritte an Snapes persönlichen Räumen vorbei, bevor er Halt machte und zurückging. Er klopfte. Als Antwort hörte er von drinnen ein hohes Fiepen, was ihn im stutzig machte. Es folgte der harsch klingende Befehl: „Herein!“ Harry öffnete die Tür. Sein Blick fiel als erstes auf den Boden, denn dort kauerte ein flauschig weißer Welpe im Kampf mit einem schwarzen Schuh, der zweifelsohne Snape gehörte. Die Schlappohren fielen ihm über die Augen, was den Hund Harrys Meinung nach noch einen Tick niedlicher machte. Der Welpe blickte auf und starrte Harry an. Ein aufgeregtes „Wuff“ ausstoßend tapste der junge Hund etwas tollpatschig auf Harry zu. Von dem Verlangen übermannt, den kleinen Hund streicheln zu wollen, ging Harry in die Knie. Sein Vorhaben, Professor Snape einen Besuch abzustatten, schien völlig vergessen, als er dem Hund den Kopf tätschelte.

Eine barsche Stimme brachte ihn schnell wieder in die Realität zurück, als Professor Snape sagte: „Haben Sie Ihre Manieren vergessen oder sollte sich meine Vermutung hier und heute bestätigen, dass Sie nie welche gehabt haben?“
Harry blickte auf und sagte entschuldigend: „Guten Morgen, Professor Snape! Verzeihen Sie, aber der Hund hat mich völlig abgelenkt. Er ist wirklich niedlich und…“
Snape schnaufte hörbar bei dem Wort „niedlich“ und entgegnete kühl: „Der Hund stinkt, ist unartig und hört auf keinen einzigen meiner Befehle!“
Harry war so frei von Sorge, dass er die boshaften Worte ignorierte und stattdessen mit netter Stimme fragte: „Wie heißt er denn?“
Ein freches Schmunzeln breitete sich über Snapes Lippen aus, als er antwortete: „Ich habe ihn Harry genannt!“

Eigentlich hätte Harry sauer sein müssen, aber das war er nicht. Ein Hund, der nach ihm benannt worden war, aus welchen Gründen auch immer, war ihm noch nie unter die Augen gekommen. „Na… Harry?“, sagte Harry, als er sich niederkniete und dem Hund spielerisch den Schuh wegzunehmen versuchte. Der Hund knurrte und zerrte an dem Schuh, um ihn zu verteidigen.
Harry lachte kurz auf und blickte Snape an, der daraufhin genervt mit den Augen rollte und gelangweilt fragte: „Was verschafft mir die…“ Snape stöhnte, als ihm klar wurde, dass Harry ihm nicht zuhörte. Er war zu sehr mit dem Welpen beschäftigt. „Potter!“, belferte Snape. Beide Harrys blickten ihn mit großen Augen an. Snape verkniff es sich nicht zu sagen: „Es wäre eine Überlegung wert, den Hund in Potter umzubenennen. Offenbar hört er auf den Namen wesentlich besser!“
Harry stand auf und konterte schelmisch: „Oh nein, Sir! Ich denke, der kleine Harry hat nur aufgehorcht, weil er für einen Moment dachte, Sie sprechen seine Sprache… hörte sich auch für mich wie ein Bellen…“
„POTTER!“, sagte Snape gereizt. Wieder schaute der Welpe seinen Besitzer mit großen Augen an. Harry hatte arge Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen.

„Was wollen Sie?“, fragte Snape griesgrämig.
Mit einem Male völlig ernst antwortete Harry stotternd, aber ehrlich: „Ich wollte nur mit… mit Ihnen reden… über alles. Über alles, was so… was so geschehen ist… in den letzten Jahren…“
Snape blockte ab: „Verzeihen Sie, Mr. Potter, aber ich verspüre nicht das Verlangen, mich gerade mit Ihnen über meine Vergangenheit zu unterhalten. Zudem geht es Sie überhaupt nichts an!“
„Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Ich dachte nur, wir könnten trotzdem…“
Harry wurde unterbrochen, als Snape spottete: „Was könnten wir trotzdem? So tun, als…“
Seinen Mut zusammennehmend unterbrach Harry: „Nein! Eben gerade das nicht! Nicht so tun, als! Ich will nicht heucheln, nicht täuschen und nicht vorgeben…“
Snape schenkte Harry seinen verächtlichsten Blick und schlug vor: „Ah… Sie möchten also die Wahrheit. Ist es das? Ein kleines Kaffeekränzchen, bei dem man sich gegenseitig das Herz ausschüttet. Eine überaus… schaurige Vorstellung, wenn Sie mir diese Beschreibung erlauben.“
Enttäuscht seufzte Harry, bevor er erklärte: „Wir sind bald Kollegen und da dachte ich, dass wir, na ja, auch wie Kollegen miteinander umgehen können.“ Harry verstummte, als er Snapes überraschten Gesichtsausdruck bemerkte. Mit unsicherer Stimme fragte Harry: „Hat Professor Dumbledore Ihnen nicht… nicht gesagt…“
Snape ging einen Schritt auf Harry zu und verschränkte seine Arme vor ihm, als er antwortete: „Nein, das ist Professor Dumbledore wohl… entfallen! Und in welchem Fach, wenn ich fragen darf, dürfen die Schüler von Ihrer… Gelehrtheit wohl profitieren?“
Ein wenig eingeschüchtert rückte Harry nur ungenau mit der Antwort heraus: „Nun ja, Sie haben es abgelehnt und da hab ich zugeschlagen…“

Nachdem Snape sich von dem kleinen Schock erholt hatte, stichelte er: „Hatten Sie nicht einmal in Erwägung gezogen, Auror zu werden, Mr. Potter?“
Harry hob einmal die Schultern und ließ sie gleich wieder schlapp nach unten fallen, bevor er antwortete: „Ich glaube, Professor Snape, ich habe genug davon, mein Leben aufs Spiel zu setzen. Als Auror bin ich doch nur auf der Jagd nach übrig gebliebenen Todessern. Ich meine, wie viele von denen gibt es denn noch? Sind doch kaum noch welche übrig.“
Snape ging einen weiteren Schritt auf Harry zu und sagte nicht sehr ernst und dabei hämisch grinsend: „Es gibt genug Menschen, die Sie gern tot sehen würden, Potter.“
Mutig grinste Harry zurück und entgegnete scherzend: „Ja, ich weiß! Wenn ich mich nicht allzu sehr irre, steht einer von ihnen gerade vor mir. Und deswegen bleibe ich lieber hier in Hogwarts als Lehrer. Da bin ich mir zumindest über die Gefahren bewusst, die mir bevorstehen könnten.“ Snape schnaufte, als würde er ein Lachen unterdrücken wollen.

Draco erwachte in einem warmen, weichen Bett. In seinem Kopf brummte es, als würde sein Patronus sich über die nächtliche Sauftour beschweren. Er stöhnte und hielt sich die Stirn mit beiden Händen. „Geht’s Ihnen gut?“, fragte eine Frauenstimme. Blinzelnd öffnete Draco die Augen. An der Tür zum Schlafzimmer, in dem er sich befand, stand eine mittelgroße Frau Mitte dreißig. Sie kam ins Zimmer und reichte ihm ein Glas mit einer klaren, sprudelnden Flüssigkeit, in der sich ganz offensichtlich noch etwas Weißes auflöste, das sie hineingetan hatte. Sie erklärte lächelnd: „Gegen den Kater!“ Draco schüttelte argwöhnisch den Kopf und lehnte ab, was die Frau zwar erstaunte, aber nicht kommentierte. Sie stellte das Glas auf dem Nachttisch ab und sagte: „Sie lagen bewusstlos in der Gasse. Jemand hat gerade Ihre Taschen durchwühlt… Da hab ich Sie mitgenommen.“

Bildfetzen drängten sich in den Vordergrund. Erinnerungen daran, wie ein Mann ihn abtastete. Wie eine Frau den Mann verscheuchte. Wie er torkelnd mit ihrer Hilfe einige Schritte ging und er dabei eine Mülltonne umgestoßen hatte. Wie er jedoch im Bett gelandet war, fiel ihm nicht ein. „Ich muss Sie allerdings jetzt bitten zu gehen. Ich muss weg und – das verstehen Sie sicher – ich kann Sie nicht einfach in meiner Wohnung lassen!“ Sie lächelte und erklärte: „Ich kenn Sie ja nicht…“

Mit ernster Miene nickte Draco, schlug die Bettdecke auf und gleich darauf mit geschocktem Gesichtsausdruck wieder zurück. „Oh… ich hatte Ihre Sachen… Moment!“ Die Frau huschte in ein Zimmer und kam kurz darauf mit einem Bündel in der Hand zurück ins Schlafzimmer. Sie händigte ihm seine Kleidung mit den Worten aus: „Die waren völlig schmutzig… ich hab sie gewaschen und getrocknet.“ Draco entknüllte sein teures, weißes Hemd und verzog sein Gesicht beim Anblick der unansehnlichen Knitterfalten. Die Frau sagte peinlich berührt: „Tut mir Leid. Ich kann es ja noch bügeln, wenn Sie möchten!“
Er winkte ab und sagte am heutigen Tag seine ersten Worte: „Schon gut. Ich kann das machen. Wo ist mein Zauberstab?“ Die Frau starrte ihn verdutzt an.
Nach einem Augenblick schüttelte sie ihren Kopf und fragte: „Was bitte?“
Aufgrund ihrer Gegenfrage rollte Draco genervt die Augen, bevor er langsam wiederholte, als hätte er einen dummen Menschen vor sich: „Wo - ist - mein - Zau-ber-stab?“
Vorsichtig erhob sich die Frau vom Bett. Etwas befangen strich sie sich ihre braunen Haare nach hinten und vermutete laut: „Ich befürchte, die letzte Nacht hat Sie etwas verwirrt…“

Nachdem er sich angekleidet hatte, fragte Draco harsch: „Wo bin ich hier?“ Er marschierte zum Fenster und blickte hinaus. „Ich habe keine Ahnung, wo ich bin!“, sagte er leise. Die Frau, die sich als Anne vorgestellt hatte, nahm sich noch etwas Zeit mit dem jungen Mann.
„Möchten Sie einen Kaffee?“, fragte sie zuvorkommend. Draco bejahte wortlos, ohne die Frage wirklich wahrgenommen zu haben. Er saß nun in ihrem Wohnzimmer auf einer Couch und blickte sich neugierig um. In diesem Zimmer befanden sich Gegenstände, die Draco nie in seinem Leben gesehen hatte. Er befürchtete, es könnte sich dabei möglicherweise um dunkelmagische Artefakte handeln. Ein großer, schwarzer Kasten mit reflektierender Fläche stand auf einer Art Podest wie ein Heiligtum. An den Wänden hingegen hingen große Bilder von ihm unbekannten Leuten. Eines zeigte sogar einen Wolf. Dracos Kehle schnürte sich bei dem Gedanken zusammen, in den Fängen eines Werwolfs gelandet zu sein. Gedanken an den Heiler im St. Mungos kamen zurück. Draco bekam es mit der Angst zu tun. Er war durch seinen Vater eine bekannte Persönlichkeit. Jeder hasste die Malfoys. Jeder hasste ihn.

Als Anne mit zwei Tassen dampfenden Kaffees aus der Küche auftauchte, sprang Draco erschrocken von der Couch auf und fragte aufgeregt und aggressiv: „Was wollen Sie von mir? Warum bin ich hier?“
Seine seltsame Reaktion ließ sie einen Moment innehalten, bevor sie bedächtig zum Tisch ging und die Tassen abstellte. Skeptisch beäugte Draco die Tasse vor sich, als würde sie Gift enthalten. Anne bemerkte die Anspannung des jungen Mannes. Sie seufzte einmal, bevor sie resignierend vorschlug: „Es wäre vielleicht doch besser, wenn Sie jetzt gehen. Ich möchte wirklich nicht, dass Sie hier… ausrasten oder so.“ Dracos atmete aufgeregt. Er starrte abwechselnd zu Anne, dann zum Kaffee und wieder zu Anne, die daraufhin etwas gereizt sagte: „Hören Sie, Sie müssen den Kaffee ja nicht trinken, Herrgott! Sie scheinen etwas… verwirrt zu sein. Soll ich einen Arzt holen? Oder ist da jemand, den ich für Sie anrufen kann?“ Draco wusste, dass das Wort „anrufen“ für Beschwörungen benutzt wurde. Er wurde kreidebleich und ließ sich auf die Couch fallen, bevor er womöglich noch ohnmächtig werden würde.

Unter Dracos wachen Augen war Anne aufgestanden. Sie wühlte in einer Schublade, bevor sie einige gefaltete Papiere herausholte, die sich als Land- und Stadtkarten entpuppten. Eine von ihnen entfaltete sie auf dem Couchtisch, bevor sie sagte: „Sie befinden sich gerade hier!“ Sie deutete auf einen Punkt ganz in der Nähe der Winkelgasse. „Kann ich Ihnen vielleicht ein Taxi rufen?“, fragte Anne freundlich. Draco hatte gesehen, dass die Karte auf der anderen Seite ebenfalls bedruckt war. Er wendete die Karte und beugte sich über sie.

Anne bemerkte, wie der junge Mann Schottland näher betrachtete. Unverholen fragte sie: „Kommen Sie aus Schottland?“
Erschrocken und noch ein wenig vom Alkohol benommen antwortete Draco: „Ich wohne zur Zeit dort… Genau hier!“ Er tippte mit dem Zeigefinger auf einen Fleck auf der Karte. Im gleichen Moment bereute er, einem möglichen Feind seinen Wohnort preisgegeben zu haben. Anne beugte sich vor und betrachtete den Punkt, auf den Draco gezeigt hatte. Genau dort, wo Dracos Finger sich befunden hatte, befand sich das Symbol für eine Schlossruine, die sich in der Nähe eines Gewässers befand.
Ungläubig fragte sie nach, falls sie sich verguckt hatte: „Wo? Hier?“ Sie tippte auf das Ruinen-Symbol. Draco nickte.

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~Ginny Weasley~
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Beitrag von ~Ginny Weasley~ »

Wieder mal klasse, hab diesmal keine Fragen oder so ;)
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi Ginny,
hattest du nicht erst geschrieben, du würdest mit dem Lesen nicht hinterher kommen? ;) Ich kann auch langsamer hochladen.
LG, Eve


013 Der Orden des Merlin




Sirius strengte sich an, in Harrys Gegenwart kein Wort über Snape fallen zu lassen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass Harry seinen Feind aus Schulzeiten unbedingt mit anderen Augen sehen wollte. Für ihn war Snape der gleiche Bastard wie früher und nichts könnte das ändern. Er war genauso sarkastisch, boshaft und angriffslustig wie eh und je, wenn man ihn mal zu Gesicht bekam.

Mit nackten Füßen saß Sirius im Schneidersitz auf dem Sofa und blätterte im Tagespropheten, der täglich von einer Eule gebracht wurde. „Harry! Komm her! Das glaubst du nicht!“, schrie Sirius.
Harry stolperte, als er hastig aus dem Badezimmer gelaufen kam. „Ist was passiert?“, fragte er besorgt.
Sirius winkte Harry heran und las laut aus dem Tagespropheten vor:

„Remus Lupin, der eng an der Seite des großartigen Professor Dumbledore gegen Voldemort gekämpft hatte, verneint vehement, dass an den Gerüchten, er würde als neuer Zaubereiminister kandidieren wolle, ein Fünkchen Wahrheit sei. Dazu sagt der ehemalige Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste an Hogwarts:

’Es ist schmeichelhaft, aber dieses Aufgabengebiet überschreitet nicht nur meine Kompetenzen, sondern auch mein berufliches Interesse.’

Als Kämpfer für die gute Seite und als Lebenspartner einer Aurorin liegen Lupins Interessen wohl in erster Linie darin, die entflohenen Todesser dingfest zu machen. Auf die Frage unseres Journalisten, ob er die Petition für die Ernennung eines Halbmenschen zum Zaubereiminister befürworten würde, antwortet Lupin, der selbst als Kind von einem Werwolf gebissen worden war:

’Es ist nicht entscheidend, wer man ist, sondern was man tut. Ein Zaubereiminister muss gewisse Fähigkeiten mit sich bringen und nur darauf kommt es an. Ich würde es allerdings befürworten, wenn Halbmenschen und Tierwesen in Zukunft weniger diskriminiert werden würden. Jeder verdient die Chance, aus seinem Leben das zu machen, was er sich vorstellt; dazu zählt auch, dass man ohne große Schwierigkeiten einen Beruf ergreifen kann.’“

Mit einem breiten Lächeln blickte Sirius zu Harry und fragte stolz: „Kannst du dir das vorstellen? Remus im Tagespropheten! Hier, sieh mal, da ist ein Bild von ihm!“
Harry blickte auf das bewegte Foto. Remus blickte scheu zur Kamera, dann verlegen zum Boden, daraufhin zum Reporter, bevor das Bild sich wiederholte. „Das muss ich rot im Kalender anstreichen, dass mein Name nicht in dem Artikel auftaucht!“, sagte Harry lächelnd.
„Wart’s ab! Ich hab noch nicht zu Ende gelesen!“, sagte Sirius, bevor er den Rest vorlas: „Remus Lupin war einst bester Freund von James und Lily Potter, den Eltern unseres Helden und Retters der Zaubererwelt Harry Potter!“ Sirius blickte auf und sagte gespielt echauffiert: „Und ich dachte immer, ich wäre der beste Freund gewesen… Tse…“

Eine Weile unterhielten sich Harry und Sirius über Remus. Bald darauf über Remus und Tonks. Beide waren der Meinung, dass es Remus sehr gut getan hatte, nach Mollys und Arthurs verbaler Ohrfeige endlich Tonks Werben nachzugeben und sich mit ihr zu liieren. Aus einer Laune heraus sagte Harry: „Vielleicht solltest du dir auch eine Frau suchen, Sirius!“
Sirius schnaufte ungläubig und stellte die Gegenfrage: „Welche Frau will schon einen Kerl haben, der zwölf Jahre unschuldig in einem der schlimmsten Gefängnisse gesessen hat und dazu noch fast sechs Jahre in einer unwirklichen Zwischenwelt leben musste, die zudem ziemlich an seinen Verstand gezehrt hat?“

Sie debattierten eine Weile, bis Harry schließlich lächelnd in Worte fasste, wie er sich die Frau vorstellte, die für seinen Patenonkel die Richtig wäre. Sirius machte einige Minuten später bei dem Spaß mit und nannte Vorzüge, die sie haben und Eigenschaften, die sie besitzen sollte. Sie müsse keine Hexe sein, versicherte Sirius. Schon allein deshalb nicht, damit sich seine Eltern vor lauter Enttäuschung im Grabe drehen würden. Als er noch hinzufügte, sie dürfte auf keinen Fall hübscher sein als er selbst, brach Harry in lautes Gelächter aus, in das Sirius einstimmte.

Nach einer Weile sagte Harry eher nebenbei, dass Snape mit einer Frau an seiner Seite bestimmt auch ein anderer Mensch werden würde. Sirius wollte sich zurückhalten! Er hatte es wirklich versucht, aber da es Harry war, der angefangen hatte, von Snape zu reden, konnte er sich nicht zähmen. Er sagte: „Snape und eine Frau? Ich bitte dich! Mal ganz davon abgesehen, dass mich seine sexuelle Orientierung nicht im Geringsten interessiert… Ich bin mir fast sicher, Snape ist asexuell!“
Harry schaute enttäuscht, als er sagte: „Du bist echt gemein, weißt du das?“ Beide malten sich aus, mit welcher Kollegin Snape ein Paar abgeben könnte. Sirius nannte scherzhaft Professor Trelawney als mögliche Kandidatin für Snape.
Harry verzog angewidert das Gesicht und meinte trocken: „Ich glaube, Snape würde in dem Fall doch lieber zölibatär leben.“ Die beiden alberten noch eine ganze Weile wie Drittklässler herum.

„Wie ist es mit dir, Harry? Willst du es Ron nicht langsam mal nachmachen?“, fragte Sirius etwas ernster.
Harry hingegen saß noch der Schalk im Nacken, als er antwortete: „Ich weiß nicht, Sirius. Ich meine, was würde Ron dazu sagen, wenn ich mir seine Hermine schnappe?“ Harry giggelte wie ein Schuljunge, während Sirius ihn aus Spaß mit dem gefalteten Tagespropheten schlug. So spaßig hatte er sich ein Leben mit seinem Paten immer vorgestellt.
„Du weißt genau, was ich meine. Was ist zum Beispiel mit Ginny?“, fragte Sirius, der offenbar unbedingt eine Antwort wollte.
Den Kopf schüttelnd erklärte Harry: „Ich weiß nicht, ich weiß wirklich nicht. Reit bitte nicht drauf rum, ja?“ Sirius nickte zustimmend und klopfte Harry auf die Schulter.

Neben den täglich neuen Vorschlägen des Tagespropheten, wer als Zaubereiminister in Frage kommen würde, fielen immer wieder Leserbriefe auf, die sich um ein anderes Thema drehten. Der Tagesprophet reagierte auf die Nachfrage seiner Leser. Prompt rief man eine feste Rubrik mit der Überschrift „Der Orden des Merlins – Wer verdient ihn?“ ins Leben. Harry war erstaunt, dass nicht er selbst für den Artikel mit dem ersten Vorschlag hatte herhalten müssen. Man schrieb stattdessen über Professor Dumbledore, der früher bereits einen Orden erhalten hatte. Sirius vermutete, sie würden sich einen Artikel über Harry womöglich für Zeiten aufsparen, in denen die Verkaufszahlen des Tagespropheten wieder einmal angekurbelt werden müssten. Es wurden etliche Leute vorgeschlagen, von denen Harry nie im Leben gehört hatte. Ab und an waren jedoch welche dabei, die er zu seinen Freunden zählte.

Im Tagespropheten wurden zudem verschiedene Dinge aufgedeckt, die zu Zeiten von Fudge und Scrimgeour vertuscht worden waren. Besonders freute sich Harry über einen Artikel, der die Wahrheit über Dolores Umbridge preisgab. Die interviewte Person wollte anonym bleiben. Da der Journalist seinen Interviewpartner jedoch als junge Frau „mit hüftlangen, zerzausten, blonden Haaren und entrücktem Blick“ beschrieb, war Harry sehr schnell klar, dass der Tagesprophet die Tochter des Klitterer-Herausgebers interviewt hatte: Luna Lovegood.

Mit beunruhigendem Gefühl verfolgte Harry bereits seit einigen Wochen die kleinen, bilderlosen Artikel, die meist unauffällig am Rande einer Seite abgedruckt waren. Wieder ein Artikel über den Mord an einem Menschen, der mit einem Todesser in Verbindung stand:

„Den 18jährigen Squib Christian Rosier, Neffe von Todesser Evan Rosier, der damals von Auror Alastor Moody im Kampf getötet worden war, hat man am Montagmorgen tot in seiner Wohnung in London aufgefunden. Die Muggelpolizei spricht von einer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Rosier, der mit seiner Mutter seit seiner Geburt in Muggel-London lebte, hatte vor erst zwei Tagen seine Ausbildung zum Bankkaufmann beendet. Er hinterlässt eine Frau und eine zwei Monate alte Tochter.“

Ein Artikel im Tagespropheten handelte sogar von Sirius. Man hatte ihn unter der Kategorie „Schicksalsdramen“ verbucht und den Artikel dementsprechend schnulzig verfasst. Mit einigen Fehlern in der mangelhaft recherchierten Geschichte wurde erklärt, dass Sirius zwölf Jahre unschuldig für den Mord an Harrys Eltern ins Askaban verbracht hatte und man dem wahren Mörder Peter Pettigrew posthum einen Orden des Merlins verliehen hatte, obwohl der ein Todesser gewesen war und sein eigenes Ableben nur vorgetäuscht hatte. Die Leser überschwemmten den Tagespropheten auf diesen Artikel hin mit ihren Meinungen und schlugen vor, Pettigrew den Orden zu entreißen und ihn dafür Black zu geben. An dem Tag, an dem dieser Artikel in der Zeitung gestanden hatte, lächelte Sirius bei allem, was er unternahm.

Auf seiner Couch liegend las Severus den Tagespropheten und stutzte, als er den sentimentalen Artikel über Black las. Er stimmte zwar zu, dass man Pettigrew – dieses Mal wirklich posthum – den Orden aberkennen sollte, aber müsste man dafür unbedingt Black einen geben? Severus hatte während seiner Flucht genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er war zu dem Schluss gekommen, dass Black tatsächlich unschuldig gewesen war, was den Verrat an Harrys Eltern betraf. Trotzdem war er noch immer der Meinung, dass dieser Mann viel von einem Mörder in sich hatte. Schließlich hatte Severus dies in seiner Schulzeit am eigenen Leib erfahren müssen. Wäre James nicht gekommen, dann…

Severus dachte den Satz nicht zu Ende, denn zu oft hatte er bereits darüber nachgedacht. Er hatte sich vor Augen geführt, was er alles nicht erlebt hätte, hätte er damals durch Lupin den Tod gefunden. Das Schlimme an seinen Überlegungen war, dass Severus zu wenige Ereignisse in seinem Leben aufzählen konnte, die er wirklich vermissen würde. Er seufzte und dachte darüber nach, ob es möglicherweise für ihn besser gewesen wäre, sein Leben in jungen Jahren an einen Werwolf zu verlieren. Dann wäre er nie dazu gekommen, sein Leben auf andere Art und Weise wegzuwerfen.

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~Ginny Weasley~
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Beitrag von ~Ginny Weasley~ »

Total guter Schreibstil! Nur ich weiß nicht genau - kann auch sein, dass ich mich blöd anstelle - was du mit posthum meinst. :oops:
Das mit dem Mitkommen beim Lesen...das geht schon. War nur letztens was viel, weil du 3 Kapitel auf einmal reingestellt hast.
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

~Ginny Weasley~ hat geschrieben:Total guter Schreibstil! Nur ich weiß nicht genau - kann auch sein, dass ich mich blöd anstelle - was du mit posthum meinst. :oops:
Das mit dem Mitkommen beim Lesen...das geht schon. War nur letztens was viel, weil du 3 Kapitel auf einmal reingestellt hast.
Hi Ginny,
kein Problem, wenn du Fragen hast.
"posthum" heißt soviel wie "nach dem Tode (erfolgend)".
Ich hatte jeden Tag ein Kapitel hochgeladen... War wohl wirklich ein wenig viel ;) Ich besser mich...
LG, Eve

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

014 Von Hunden und Stäben




Völlig überstürzt und ohne ein Wort des Dankes verließ Draco Annes Wohnung. Er fühlte sich bei ihr nicht wohl. Zudem hatte er viel zu spät erkannt, dass sie ein Muggel war. Seinen Zauberstab hatte er nicht gefunden und durch seinen Kater war er nicht einmal imstande, einen anständigen, stablosen Aufrufezauber zu verrichten. So ging er ohne ihn zurück in die Winkelgasse und nahm den nächstbesten Kamin, um nach einer Genehmigung von Dumbledore nach Hogwarts zu gelangen.

Grübelnd saß Anne auf ihrer Couch und starrte abwechselnd auf die Schottlandkarte. Der junge Mann schien zwar etwas übervorsichtig, wirkte aber keinesfalls geisteskrank. „Zauberstab…“, murmelte Anne stirnrunzelnd vor sich hin. Ihr war während Dracos Aufenthalt aufgefallen, dass er ihren Fernseher angestarrt hatte, als hätte er so einen Gegenstand nie im Leben gesehen. Sein Vorname klang in ihren Ohren sehr ungewöhnlich. Sie wusste, dass sein Name vom griechischen Drakon abgeleitet war. Seinen Nachnamen hatte er ihr nicht verraten, aber er schien aus gutem, englischem Hause zu stammen. Seine Kleidung, die sie in die Waschmaschine gestopft hatte, war aus teuersten Stoffen maßgeschneidert. Anne griff nach der Karte und starrte auf den Punkt, der die Ruine in Schottland in der Nähe eines Sees kennzeichnete. Die Begegnung mit dem jungen Mann würde sie so schnell nicht vergessen.

Harry hatte sich zur Aufgabe gemacht, Snape öfters zu besuchen, wenn der sich schon von den gemeinsamen Essenszeiten in der großen Halle fernhielt. Snape schien sich von den Besuchen nicht belästigt zu fühlen, was Harry ermutigte. Auch heute klopfte er leise an der Tür seines zukünftigen Kollegen. Noch bevor Snape Einlass gewährte, grüßte der Hund mit einem aufgeregten Bellen durch die Tür hindurch. Nachdem Harry eingetreten war, grüßte er zunächst höflich Snape, bevor er sich auf den Boden kniete und Harry tätschelte.

Mit all seinem Mut drängte Harry dem einsiedlerischen Mann einen Smalltalk auf und brachte ihn somit tatsächlich zum Reden. Er erfuhr, wo Snape den Hund gefunden hatte und dass er ihn Draco schenken wollte, mit dem er aber seit Tagen nicht mehr als fünf Sätze gewechselt hatte. Harry zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe und sagte: „Na ja, so lange sind Sie eben sein Herrchen. Wie oft gehen Sie denn mit ihm Gassi?“ Snapes verwirrter Blick aufgrund des Wortes „Gassi“ brachte Harry zum Lachen, bevor er erklärte: „Der Hund muss raus! Wie oft gehen Sie mit ihm nach draußen?“ Snape antwortete nicht und schien etwas verlegen, woraufhin Harry ungläubig fragte: „Sie waren mit ihm nicht einmal draußen? Das geht so nicht! Sie müssen mit ihm raus! Er muss doch sein Geschäft erledigen.“ Harry stutzte und fragte zaghaft: „Ähm… Wie… Ich meine, wo macht er denn…?“ Abrupt sprang er vom Boden auf, als er befürchtete, womöglich gerade in einem getrockneten Häufchen zu sitzen. Snape schluckte sichtbar, als er sich ertappt fühlte.

Harry schüttelte vorwurfsvoll seinen Kopf und erteilte Snape eine nicht allzu ernst gemeinte Lektion: „Sie müssen mit ihm mindestens drei Mal nach draußen gehen! Er ist doch noch so klein… Er muss spielen, sein Revier markieren, er braucht Auslauf!“
Schnaufend konterte Snape: „Wenn Sie, Mr. Potter, so viel über Hunde wissen, warum nehmen Sie mir diese Aufgabe nicht ab? Sie scheinen doch eh einen Narren an dem Köter gefressen zu haben!“
Die bösartige Bemerkung überhörend antwortete Harry: „Es ist Ihr Hund und Ihre Aufgabe!“ Snape wollte gerade etwas erwidern, da fügte Harry hinzu: „Wenn ich mit ihm rausgehe, dann nur für eine Gegenleistung!“

Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Snape ihn einzuschüchtern, aber er scheiterte kläglich. „Es ist Gang und Gäbe, Hundesitter für ihre Arbeit zu bezahlen! Wissen Sie überhaupt, was für eine Rasse das ist?“, fragte Harry. Wortlos verneinte Snape. „Das ist ein Kuvasz!“
„Ein was?“, fragte Snape nach.
Harry lächelte und erklärte: „Die Rasse heißt Kuvasz! Zählen zu Treib- und Hütehunden. Die sind in der Regel sehr anhänglich und treu. Sie beschützen ihre Familie mit ihrem Leben.“
„Woher wissen Sie so viel über Hunde?“, fragte Snape ehrlich interessiert, denn er hatte sehr selten irgendetwas Privates über seinen ehemaligen Schüler erfahren.
Harry erklärte: „Meine Tante Magda hat Hunde gezüchtet, aber das waren hässliche Bulldoggen, wie dieser fette Ripper. Ab und an hat sie Bilder von Hundeausstellungen gezeigt, wo sie teilgenommen hatte. Ich meine natürlich, wo ihre Hunde teilgenommen haben, obwohl meine Tante sicherlich auch einen Preis hätte gewinnen können.“

Er unterbrach ihn nicht, auch wenn Harry ein wenig abschweifte. In gewisser Weise war es entspannend, ihm zuzuhören. Harrys Besuche und seine oberflächlichen Gespräche lenkten ihn von seinem seelischen Tief ab, welches ihm täglich zu schaffen machte. Und hier, mitten in seinem Wohnzimmer, stand nun Harry, sein ehemaliger Dorn im Auge, der ihn besuchte, als wären sie gute Bekannte. Harry, der ihm nicht ein einziges Mal seit Voldemorts Sturz einen Vorwurf gemacht hatte, obwohl es so viel gab, was man ihm anlasten konnte. Die Zeiten, in denen Severus ihm als Schüler das Leben schwer gemacht hatte, wurden von dem jungen Mann bisher nicht angesprochen. Und im nächsten Jahr würde Harry einer seiner Kollegen sein. Es überraschte Severus selbst, dass er von dem Gedanken nicht angewidert war.

Wie für Severus die Tätigkeit als Lehrer im nächsten Jahr aussehen würde, war völlig ungewiss. Damals hatte er nur in Hogwarts gearbeitet, um so für Dumbledore spionieren zu können. Kinder bedeuteten ihm wenig; die Kinder anderer noch weniger, besonders wenn sie im Unterricht nicht aufpassten. Er rief sich einige der Schüler ins Gedächtnis zurück. Longbottom war ein Alptraum gewesen! Dem Jungen fehlte jedes Feingefühl für Zaubertränke. In Zukunft wieder solch untalentierte Schüler lehren zu müssen, vermieste ihm die Aussicht auf den kürzlich angenommenen Lehrerposten. Und doch gab es auch wenige Schüler, die nicht nur rege Begeisterung für das Fach Zaubertränke mitbrachten, sondern auch eine erstklassige Begabung dafür aufwiesen. Miss Granger… Schüler wie sie erinnerten ihn an sich selbst. „Neunmalklug“ und „Besserwisser“ waren die Worte, die er mit ihr in Zusammenhang brachte und doch war er sich schon damals darüber im Klaren gewesen, dass sie ein kluges Köpfchen war und eine natürliche Veranlagung für Zaubertränke mitbrachte, genau wie er.

Noch immer erzählte Harry von den Hundeausstellungen und seiner beleibten, fiesen Tante und Severus lauschte ihm, als er sagte: „Sie hat ständig über die Konkurrenz gelästert, aber ich fand gerade diese weißen Hunde immer am schönsten! Außerdem sagt man ihnen nach, dass sie großen Mut hätten!“
Snape rollte mit den Augen und murmelte: „Das fehlte mir gerade noch…“ Harry fragte nach, was Snape meinte und der erklärte nicht sehr ernst: „Das fehlte mir noch, dass ich offenbar einen Gryffindor als Haustier habe!“
Harry lachte und erwiderte: „Na ja, er heißt Harry! Was haben Sie erwartet?“

Zurück in der Gasse, in welcher Anne gestern Abend Draco gefunden hatte, suchte sie den Boden mit den Augen ab. Nach einer halben Stunde wollte sie bereits wieder gehen, da fiel ihr Blick auf die umgekippte Mülltonne, gegen die Draco gestern gestoßen war. Sie rümpfte die Nase und packte die Mülltonne mit beiden Händen, um sie aufzustellen. Unter der Mülltonne, mit schimmeligen Nudeln beklebt, fand sie einen länglichen Gegenstand aus Holz. Die Finger mit einem Taschentuch geschützt hob sie den Holzstab auf. Nachdem sie die Nudeln weggewischt hatte, hielt sie einen um die dreißig Zentimeter langen, wohlgeformten Holzstab in der Hand, der an einem Ende eine Art Griff mit geschnitzten Verziehrungen aufwies. Nachdem, was dieser Draco gestern erzählt hatte, wenn das auch nicht sehr viel gewesen war, dann musste dies ein Zauberstab sein. So ein Ding hatte sie noch nie gesehen. Möglicherweise war Draco aber doch geistig umnachtet und hielt diesen Holzstab nur für einen Zauberstab.

Miss Bones hatte Draco nach dem unangenehmen Zwischenfall im Restaurant nicht mehr geschrieben, was er bedauerte, ohne es zugeben zu wollen. Trotzdem hatte man seinen Antrag bearbeitet und ihm einen Termin für einen Besuch mit seinem Vater mitgeteilt. In seinem Bestätigungsschreiben wurde er über die Vorgehensweise des Besuchs aufgeklärt. Er musste seinen Zauberstab im Vorfeld abgeben, was ihn kurzzeitig an Anne und seinen verlorenen Stab erinnerte. Sie war nur ein Muggel, aber sie hatte sich um ihn gekümmert, obwohl sie ihn gar nicht kannte. Erstaunt war er darüber, dass er ebenfalls seine Kleidung vor dem Besuch abgeben sollte. Es würde ihm ein Besucherumhang zur Verfügung gestellt, stand in dem Schreiben. Draco war dies alles egal. Die Hauptsache war, dass er seinen Vater besuchen durfte, um mit ihm über seine Mutter reden zu können. Gleichzeitig hatte er jedoch auch Angst, seinem Vater gegenüberzutreten. Er wusste, dass er ihn enttäuscht hatte, weil er damals seinen von Voldemort erteilten Auftrag nicht ausführen konnte.

Severus hatte eine Leine herbeigezaubert und gerade Harry verabschiedet, der mit dem Hund nach draußen ging. Wenige Minuten später wurde er von Draco aufgesucht. Ohne großes Drumherum erklärte Draco niedergeschlagen und mit blassem Gesicht: „Ich darf Ende der Woche Vater besuchen. Ich darf zwar niemanden mit in den Besuchsraum nehmen, aber ich dachte, dass du mich vielleicht ins Ministerium begleiten würdest.“ Severus nickte bejahend, ohne nach dem genauen Termin zu fragen. Es war für ihn selbstverständlich, Draco in schweren Zeiten wie diesen beizustehen. Sein Patensohn war genauso melancholisch wie er selbst.
Draco nickte dankend und wollte bereits wieder gehen, da fragte Severus ihn: „Wo warst du die letzten Tage? Ich habe dich kaum gesehen. Ich dachte, wir setzen uns mal zusammen und reden etwas.“

Draco schluckte. Die Nachricht von der Besuchserlaubnis in Askaban hatte ihn innerlich aufgewühlt. Ihm war ganz und gar nicht nach reden. Ihm war danach, sich auf sein Bett zu legen und in Selbstmitleid zu versinken. „Sind komische Dinge passiert. Ich hatte mich doch mit Miss Bones getroffen…“
Severus unterbrach grinsend und stichelte heiter: „Ah, Mr. Malfoy hatte ein Date!“ Er war davon ausgegangen, dass Draco möglicherweise Gefallen an Miss Bones gefunden hatte. Ohne ihren Babyspeck sah sie äußerst aufreizend aus. Ihre roten Haare waren jetzt noch viel länger als zu Schulzeiten.
Mit zusammengekniffenen Augen zischelte Draco: „Das war kein Date!“ Mit nur einem Blick entschuldigte sich Severus für seine laut gedachte Vermutung. Draco blieb jedoch noch eine Weile, um mit seinem Patenonkel zu reden, wie sie es oftmals in den fünf Jahren getan hatten, in denen sie zusammen auf der Flucht waren.

Bevor sich Draco verabschieden konnte, sagte Severus: „Leider sprechen wir uns erst jetzt, Draco. Ich habe nämlich eine Überraschung für dich, um die ich mich seit einigen Tagen kümmere.“ Neugierig blickte Draco seinen Patenonkel an. In diesem Moment klopfte es an der Tür. Harry betrat Snapes Räumlichkeiten und blieb einen Moment verdutzt stehen, als er Draco bemerkte. Nach der Nacht im Krankenflügel hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.

Harry grüßte zuversichtlich fröhlich: „Hallo Draco, wie geht’s?“ Weder grüßte Draco zurück noch antwortete er auf die Frage nach seinem Wohlbefinden.
Snape schritt ein und erklärte entschuldigend: „Mr. Malfoy ist momentan etwas erholungsbedürftig.“

Mit regungsloser Mimik starrte der Blonde auf den Hund. Dracos Stimmung etwas aufhellen wollend sagte Severus zu ihm: „Draco, die Überraschung, von der ich vorhin sprach.“ Er deutete auf Harry. Einen Moment schien Draco etwas begriffsstutzig, aber dann verstand er, dass Severus ihm den Hund als Geschenk machen wollte.
Wenig begeistert fragte er: „Du schenkst mir einen Hund?“ Einen Augenblick später klang Draco sehr erbost, als er hinzufügte: „Was soll ich mit einem Hund anfangen? Ich will ihn nicht!“ Verärgert verließ er seinen verdutzten Patenonkel. Harry war nicht weniger verdattert.
Er suchte nach einer Erklärung für Dracos Verhalten und sagte leise: „Vielleicht will er ihn nur nicht haben, weil im Moment den Kopf voll hat?“ Einen Augenblick lang blickte Severus Harry mit wehmütiger Miene an, erwiderte jedoch nichts, sondern bat seinen Gast, ihn allein zu lassen.

Die kommenden Nächte schlief Anne sehr schlecht. Wenn sie nachts aufwachte, grübelte sie über Schottland nach. Weil es so nicht weitergehen konnte, entschloss sie, sich einen Kurztrip nach Schottland zu leisten. Erst danach konnte sie wieder besser schlafen.

Freitag in der Früh griff sie sich eine kleine, gepackte Tasche, die Schottlandkarte und Dracos Zauberstab, bevor sie sich ins Auto schwang. Für die über 400 Meilen würde sie über sieben Stunden benötigen.

Draco und Severus machten sich morgens auf ins Ministerium. Einen Unterschied zwischen der sterilen weißen Wand und Dracos Gesichtsfarbe gab es nicht, was Severus Sorgen bereitete. Sein Patensohn war kreidebleich und äußerst still. Beide warteten vor einem Raum, bis Draco hineingerufen wurde. Ab hier musste Severus ihn allein lassen, aber er würde auf ihn warten, hatte er versprochen.

Vor den wachen Augen einer Hauselfe musste Draco seine gesamte Kleidung gegen einen schlichten Besucherumhang und ein paar Einwegschuhe tauschen. Man wollte somit umgehen, dass nicht nur etwas nach Askaban hineingeschmuggelt werden konnte, sondern man wollte auch verhindern, dass Kleidungsstücke, die womöglich mit Flüchen versehen waren, in die Hände von Gefangenen gelangen würden.

Drei Männer führten Draco in einen weiteren Raum. Durch den dort befindlichen Kamin, der eine direkte Verbindung nach Askaban darstellte, eskortierte man ihn ins Gefängnis. In Askaban angelangt brachten zwei der Männer ihn in einen Raum ohne Fenster. Es befanden sich lediglich zwei Stühle in dem Zimmer, die ungefähr drei Meter voneinander entfernt und sich zugewandt fest im Boden verankert waren. Draco setzte sich nach Aufforderung auf einen der Stühle. Ihm wurde untersagt, sich ohne Erlaubnis zu erheben. Es vergingen einige Minuten, die Draco damit verbrachte, sich seinen Vater im Stuhl gegenüber vorzustellen. Sein Herz begann vor Aufregung zu rasen und seine Hände schwitzten. In Gedanken ging er etliche, mögliche Gesprächsthemen durch und malte sich aus, welche Situationen bevorstehen könnten.

Die Wand hinter dem leeren Stuhl öffnete sich abrupt. Dass sich dort eine Tür befand, hatte Draco nicht einmal erahnt. Zwei Männer führten seinen Vater in den Raum hinein und verdeutlichten ihm barsch, dass er sich auf den leeren Stuhl zu setzen hatte. Bei dem Anblick seines Vaters erschrak Draco. Er hatte dunkle Ringe unter den hellen Augen und lief leicht gekrümmt. Jegliche Freude war aus seinem Gesicht verbannt. Lediglich Stolz war es, den sein Vater noch immer ausstrahlte.

Lucius blinzelte, denn der Raum war wesentlich heller erleuchtet als seine Zelle. Vor sich erkannte er ein ebenmäßiges, sehr blasses, spitz zulaufendes Gesicht und hellblonde Haare. Seine vor dem Oberkörper gefesselten Hände in den Schoß legend sagte Lucius mit sehnsüchtiger Stimme: „Draco…“ Er vermisste seinen Sohn, seine Frau und das vertraute Familienleben. Dracos Lippen begannen zu zittern. Bevor er seinen Vater grüßen konnte, entwich ihm versehentlich ein lauter Schluchzer. Lucius sagte bestimmend, aber ruhig: „Na na na, Draco!“ Auf der Stelle riss er sich zusammen. Gefühle zu zeigen hatte ihm früher lediglich seine Mutter niemals übel genommen.

Er wusste nicht, was er seinem Vater sagen konnte. Er wusste jedoch zu gut, dass er zu weinen beginnen würde, wenn er auch nur den Mund aufmachen würde und das wollte er vermeiden. So war es sein Vater, der als erster sehr besonnen sprach: „Miss Bones hat mich davon unterrichtet, dass du wohlauf bist. Ich freue mich, dass es dir gut geht, mein Sohn!“
Für alle im Raum hörbar schluckte Draco den Kloß hinunter, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Er wagte mit dünnem Stimmchen zu antworten: „Ja, Vater. Es geht mir gut! Aber… wie geht es dir?“
Lucius lächelte milde und erklärte: „Ein Heiler hat sich meiner angenommen. Es geht mir den Umständen entsprechend gut.“

Das Gespräch zwischen Vater und Sohn wurde von langen Pausen heimgesucht. Möglicherweise lag das an den Wachen, die sich sehr präsent verhielten und genauestens den Gefangenen und seinen Besucher beäugten – mit gezückten Zauberstäben.

Seinen Mut zusammennehmend fragte Draco geradeheraus: „Was ist mit deinen Augen, Vater?“
Lucius lachte kurz auf und erwiderte: „Dachte ich’s mir! Hat dir Miss Bones davon berichtet? Sorge dich nicht darum, Draco.“
Aber Draco ließ nicht locker: „Sie befürchtet, dass du erblinden könntest!“
Bestimmender antwortete sein Vater: „Das soll nicht deine Sorge sein!“ Draco biss sich auf die Unterlippe. Der Tonfall seines Vaters machte ihm klar, dass er dieses Thema nicht mehr anzusprechen hatte.
Nach einem Moment fragte er unsicher: „Kannst du mich sehen?“
Mit zugekniffenen Augen blinzelte Lucius zu seinem Sohn hinüber und schilderte nach einem Moment: „Ich nehme dich verschwommen wahr. Du sitzt zu weit weg, Draco.“

Die Anweisungen der Wärter hatte er völlig vergessen, als Draco sich von seinem Stuhl erhob, nur um gleich darauf von einem der Wachen mit einem Zauber in ihn zurückgepresst zu werden.

Eine tiefe Männerstimme brüllte aggressiv: „Nicht noch einmal, Freundchen! Sie bleiben schön sitzen!“ Eingeschüchtert blickte Draco zu dem Wachmann hinüber.
Der andere Mann sagte zur Erinnerung: „Die zehn Minuten sind fast um.“
Lucius schnaufte und wiederholte spöttisch: „Zehn Minuten…“ So viel zeitaufwändiger Papierkram für ganze zehn Minuten Besuchszeit schien ihm mehr als nur lächerlich zu sein.

„Wer war der Geheimniswahrer?“, fragte Draco zügig. Sein Vater hob den Kopf und blickte in seine Richtung. Draco bemerkte, dass die Augenfarbe seines Vaters viel heller zu sein schien. Seine Kehle schnürte sich bei dem Gedanken zusammen, sein Vater würde womöglich für immer erblinden.
Sich der wenigen Zeit bewusst, die ihm mit seinem Sohn noch blieb, antwortete Lucius hastig: „Es war dieser verstörte Hauself, der dein Tantchen so vergötterte.“ Es wurde kein Name genannt, aber Draco wusste, dass Kreacher gemeint war.
„Wo Mutter ist, weißt du nicht?“ Lucius verneinte kopfschüttelnd. Die Besuchszeit war fast zu Ende, da fragte Draco: „Kann ich dir irgendetwas bringen, Vater? Ich weiß, dass du Bücher haben darfst.“ Lucius schüttelte den Kopf und sagte mit wenig Volumen in der Stimme: „Nein, Draco. Keine Bücher, aber mit parfümierter Seife kannst du mir einen Gefallen erweisen. Die Kernseife hier ist äußerst“, er hob eine Augenbraue, um die Verachtung des Gesagten zu untermalen, „bescheiden!“
Im Hintergrund hörte man eine der Wachen sagen: „Charmant bis zuletzt!“

„Die Besuchszeit ist zu Ende!“, sagte eine andere der Wachen herrisch. Draco erhob sich, wurde aber ein weiteres Mal durch einen Zauber in den Stuhl gedrückt. Die Wache drohte: „Bleiben Sie gefälligst sitzen, bis wir Ihnen erlauben aufzustehen!“
Aufgeregt atmend fragte Draco: „Darf ich meinen Vater umarmen?“
Beide Wachen brüllten zeitgleich: „NEIN!“
Seine Lippen bebten, als er nochmals flehte: „Bitte, darf ich ihn umarmen? Nur ein Mal! Bitte!“ Draco vergoss eine einzige Träne und hoffte, dass ihm sein Vater diese Bitte nicht übel nehmen würde. Eine der Wachen lachte nur über seinen kindlichen Wunsch.
Der andere Mann antwortete in spöttischem Tonfall: „Nein, Sie dürfen Ihren Herrn Papa nicht umarmen. Und jetzt sein Sie still und bleiben Sie sitzen!“

Draco weinte nicht, obwohl ihm danach war. Vor seinem Vater wollte er nicht drauf losheulen und schon gar nicht vor den Wachen. Lucius musste sich selbst arg zusammenreißen, wie es schien. Die beiden Wachen ergriffen den Gefangenen grob an den Oberarmen und nötigten ihn dazu aufzustehen. Die letzten Worte, die Lucius an seinen Sohn richtete, waren: „Ich bin immer bei dir, Draco! Völlig egal, wo du auch bist.“ Die Wache, die vorhin bereits über Draco gelacht hatte, prustete drauf los, bevor sie Lucius hinausführten.

Nachdem sein Vater weggebracht worden war, ließ Draco seinen Tränen freien Lauf, was in der Vergangenheit undenkbar gewesen wäre. Entkräftet und hoffnungslos sackte er schluchzend auf dem Stuhl zusammen. Sein Vater war alles, was er noch hatte. Ohne ihn wäre er allein. Severus war ihm ein enger Vertrauter, aber das war nicht das Gleiche. Sein Pate war nicht mit ihm verwandt. Und seine Mutter? Merlin allein wusste, wo sie sich aufhielt. Es war niemand für ihn da, niemand. Warum sollte er das Malfoy-Anwesen an sich reißen wollen, wenn er es allein bewohnen würde, als wäre er ein ruheloser Geist, der auf der Suche nach seiner Familie durch die leeren Räume wandelte.

Draco hatte kaum bewusst wahrgenommen, wie er aus dem Besuchszimmer hinausgeführt worden war, wie er durch den Kamin Askaban verlassen hatte und wie er sich vor der gleichen Hauselfe wieder ankleiden musste.
Zuletzt geändert von Muggelchen am 20.10.2008 11:19, insgesamt 1-mal geändert.

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~Ginny Weasley~
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Beitrag von ~Ginny Weasley~ »

Ich finde die Idee mit der Muggelfrau sehr schön, die sich mit Dracos merkwürdiger Erscheinung befasst. Ich bin echt gespannt, was passieren wird, wenn sie Hogwarts bzw. die Ruine erreicht.
Weiter so, sehr gut geschrieben!
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