A Bittersweet Symphony-Harry Potter und der Orden der Macht

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

hallo ani, ganz zu anfang hab ich eine inhaltsangabe geschrieben. ich möchte doch das die ganze geschichte gelesen wird und nicht nur ein teil. deshalb gilt die auch nur als appetitanreger. soll kurz beschreiben um was es geht und lust zum lesen machen. - lg john


26. Harrys Wachtraumzauber


Und hier, am Ende aller Dinge, geschah etwas, das Harry schon nicht mehr für möglich hielt. Er konnte den Baum, an dem lehnte, fühlen. Sein alter, seine Ruhe, seine Zuneigung. Die Blätter flüsterten ihm leise Worte des Trostes ins Ohr und sie waren Balsam für die geschundene Seele des einstigen strahlenden Sterns. Er ließ los und fiel – nein, fiel war das falsche Wort – und er schwebte auf unsichtbaren Flügeln durch ein Sternenmeer. Die Zuversicht strömte durch ihn hindurch und der Glauben, am Ende vielleicht doch noch alles zum Guten wenden zu können. Doch wie sollte er das schaffen? Seine Liebe lag kalt und tot in der Erde. Sein bester Freund hatte einen spektakulären Unfall erlitten. Am Ende waren sie wieder auf der gleichen Seite so wie früher. Jetzt erkannte er das gewaltige Spektrum, das sich ihnen bot und die Schatten, die an ihm vorbeiglitten, versuchten ihn mit sich zu nehmen in ihr Sternenmeer.

War das der nächste Schritt? In Gedanken breitete er die Arme aus – bereit, alles in sich aufzunehmen, was der Moment bot. Vielleicht hatte Ron recht mit dem, was er verlangte, nämlich dass sie zu Jonathan zurückkehren mussten, um weiterzumachen. Die Magie der Schatten. Er konnte sie fühlen. Das war die Macht der Gefühle. Der Wille allein war auch Macht. Hermine hatte es im Zauber-Gamot bewiesen. Jetzt verschwamm sein Sichtfeld. Die Sterne wurden zu Streifen, während er durch das Energiefeld raste und er glaubte, hin und wieder vertraute Gesichter aus der Vergangenheit zu erkennen. Sirius winkte ihm aus dem Dreigestirn zu, während er in seinen Geist daran vorbeizog.

„Wir werden immer um euch sein!“, glaubte er, zwei ach so vertraute Stimmen zu hören. Ron? Ginny? Konnte es wirklich sein? War der Tod nur Traum für die Schatten und jene, die ihre Macht zu kontrollieren vermochten? Voller Sterne. Es ist voller Sterne! Lily und James, Remus und der Verräter. Die Rumtreiber waren wieder vereint. Hier, am Ende aller Dinge. Oder am Anfang? Am Neubeginn! Konnte der alte Fuchs am Ende doch recht haben? Waren sie immer noch die Auserwählten? Haben sich nur die Vorzeichen verändert?

Harry sah Hermine mit einem kleinen Mädchen herumtollen. Sie schien ihn nicht zu bemerken, als er sich den verträumt Spielenden von hinten langsam näherte. Er schritt über eine grüne Wiese unter dem in Azur getauchten Himmel. Jetzt sah er, wie sie sich umdrehte, aufstand und mit der Kleinen an der Hand auf ihn zukam. Als sie ihn erreicht hatte, blieb sie vor ihm stehen und strich ihm mit der Hand liebevoll über die Wange. Er genoss jede Berührung ihrer Finger. Sie waren so zart, so fein, so rein, so unschuldig. Es war das Schönste, was er jemals gefühlt hatte. Konnte es wirklich wahr sein? Er erwiderte mit Verzückung ihre Geste. Später kniete er sich neben die Kleine und sah ihr in die Augen. Sie hatten ein strahlendes Smaragdgrün, genau wie seine, aber knallrote Haare, wie Rons. Also doch in der Magie vereint? Hatten jene uralten Magier, die sie beschworen hatten, hier ihre Finger mit im Spiel? Was wollten sie? Wer waren sie? Woher kamen sie? Wohin gehen sie? Keine Antworten... Doch er würde Antworten bekommen. Von Jonathan! Als Harry zurückkam, war die Umgebung in ein seltsames, blaues Licht getaucht, doch Hermine sah er noch immer neben sich sitzen. Jetzt wandte er sich ihr zu und strich mit seiner Hand über den bereits erkennbar, leicht gewölbten Bauch.

„Sie wird von dir den Namen Kyrainne bekommen!“, stellte er fest und merkte, wie Mine seine Hand festhielt und zustimmend nickte.

„Wir müssen zurückgehen und beenden, was wir angefangen haben. Wir sind es ihnen schuldig. Und uns auch. Es gibt jetzt kein zurück mehr. Keine Wahl.“, sagte sie.

„Nein. Keine Wahl.“, bestätigte er und stand auf. Während ihm Hermine folgte und ins Haus ging, fing ihn Arthur vorher ab und führte ihn weg von den anderen.

Er sah ihn an und bemerkte, dass Harry sich verändert hatte. Seine vormals pechschwarzen Haare hatten silberne Strähnen bekommen. Vor ein paar Tagen konnte er die noch nicht gehabt haben. Doch es war kein Wunder nach allem, was sie durchmachen mussten, dass sich dies irgendwie niederschlug. Arthur wusste nicht, wie er beginnen sollte und so gingen die Männer für längere Zeit einfach schweigend nebeneinander her. Harry war froh, dass einfach nur jemand an seiner Seite war und Arthur schien es genauso zu gehen. Und doch fühlte er, dass Arthur etwas auf dem Herzen hatte, weswegen er unbedingt mit ihm allein sein wollte. Harry dachte schon, dass es damit zusammenhing, was Ron geschrieben hatte, nämlich dass er und Mine zusammenkommen würden, doch dies war ein Trugschluss. Stattdessen ging es noch mal um Rons Unfall, beziehungsweise um die Momente danach, als im St. Mungos alles drunter und drüber ging und niemand etwas sagen konnte. Er bat Harry, Hermine gegenüber vielleicht noch nichts zu erwähnen und Harry nickte, obwohl er erst hören wollte, was Arthur zu sagen hatte. Danach wollte er entscheiden, ob er Mine es vorenthalten durfte oder nicht.

Rons Vater berichtete von dem Gespräch mit dem Heiler, als sie mit dem fremden Zauberer bei ihm waren und dieses Licht erschien. Es war bestätigt, dass Ron bereits tot war, als er eingeliefert wurde. Rein medizinisch war er unmöglich in der Lage, noch irgendetwas zu sagen, geschweige denn zu machen. Er war tot, noch bevor er auf den Boden aufgeschlagen war. Der Klatscher von McLaggen hatte ihm noch im der Luft das Genick gebrochen und dafür gab es keine Heilung. Was immer Jonathan auch mit Ron getan hatte und sei es auch nur für den Augenblick des Abschieds, war mächtiger als der Tod.

Wie hatte er sich ausgedrückt? „Versuchen, seinen Lebensfunken zu schüren?“ hallte Harry in den Ohren. Vermutlich war Ron aber zu schwer verletzt, als dass der Funke ausreichend war, wieder eine starke Flamme zu entfachen. Und Rons Idee Jonathan zu Nevilles Eltern zu bringen war brillant, er hatte zwar nichts mehr davon, aber brillant war sie dennoch. Harry musste es riskieren.

Anschließend wanderten die beiden Männer wieder zurück. Arthur meinte, dass Mine vielleicht im Fuchsbau bleiben sollte, denn sie sollte jetzt auf keinen Fall allein bleiben. Letzterem stimmte Harry zu, doch der Fuchsbau war keine gute Idee. Er schlug vor, dass sie zusammen mit den drei Jungs erst einmal in sein Haus zogen. Da hatte er zwar noch etwas mit sich und seinen Erinnerungen zu kämpfen, doch würde zumindest Hermine etwas zur Ruhe kommen. Das Ministerium und die Londoner Wohnung fielen waren jedenfalls ausgeschlossen und Hogwarts kam auch nicht in Frage. In die Muggelwelt wollten beide nicht gehen, schon der Kinder wegen, die sich dort nicht entfalten konnten.

Sie hatten es tatsächlich wahr gemacht und waren zunächst zu ihm gezogen. Er stellte fest, wie selten sie doch hier waren. Harry kämpfte viel öfter mit den Tränen als er sich das hatte eingestehen wollen. Die erste Nacht weinten sie sich in getrennten Zimmern in den Schlaf. Später zog Harry zu Hermine auf die Couch, nur um nicht ganz allein sein zu müssen.

So wurde es für beide erträglicher, wenn sie in der Dunkelheit die Erinnerung an die Verlorenen überkam.

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Sioned
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Beitrag von Sioned »

KLasse Story, sehr bewegend, ziemlich dramatsich *g*
ab und zu hast du dir jeodch sätze aus LotR geschnappt, das ist schade, bleib deinem stil treu, der ist gut so wie er ist ;-)
Mehr!
Obwohl ich ja ab und zu auch happy ends mag wo die vier glücklich bis an ihr lebens ende und so^^
aba, wie sagt man so schön : life is different!

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

hallo sioned, danke für deinen kommi, offen gestanden hab ich LotR nie gelesen, kann sein das mir aus den filmen was hängengeblieben ist. das möchte ich nicht abstreiten. lg john


27. Was vom Tage übrig blieb



Harry ging tagsüber wieder nach Hogwarts und kümmerte sich um die täglich anfallenden Angelegenheiten. Auch die Unterrichtsstunden in seinem Fach Muggelkunde übernahm er wieder. Nur noch arbeiten – er versuchte sich mit arbeiten abzulenken. Dies wäre ihm vermutlich auch an jedem anderen Ort auf der Welt gelungen, nur nicht hier, an jenem Ort, wo er, Ginny und Ron zusammen zur Schule gegangen waren und ihre halbe Kindheit miteinander verbrachten. Der Ort, wo sie lachten, spielten, weinten und liebten. Hier war alles voller schmerzender Erinnerungen. In jedem Raum hörte er Stimmen aus der Vergangenheit widerhallen. Aus jeder Ecke, dachte er, käme plötzlich Ron hervorgesprungen, um ihn und Ginny zu erschrecken oder um ihm eine Szene zu machen, weil er mit Ginny geknutscht hatte. Sie war doch seine Schwester. Seine Schwester, dachte er und wischte wieder ein paar Tränen weg.

Doch wo sollte er hin? Wieder in die Welt der Muggel flüchten, wie schon einmal? Wenn er das in Betracht zog, würde es dieses Mal keine Rückkehr mehr geben, selbst wenn es bedeutete, dass er nie mehr zaubern durfte. Harry schlug sich den Gedanken aus dem Kopf. Nein, weglaufen kam nicht Frage! Nicht für ihn – nicht für Harry Potter. Das letzte Mal war es anders. Da wollte er nur seine Ruhe haben vor den ganzen aufdringlichen Fragen und den Menschen, die ihm zu seiner unglaublichen Tat gratulieren wollten. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr konnte er all die Leute verstehen, die ihn einst feierten als er nichts zu feiern hatte. Nein, nicht noch einmal! Dieses Mal würde er sich stellen. Er hatte keine Wahl. Hatte er sie jemals?

Er blickte in einen Spiegel und entdeckte jetzt zum ersten Mal bewusst die silbernen Strähnen in seinem einst pechschwarzen Schopf. Er fuhr sich mit seinen Fingern durch das Haar und lächelte. Jetzt zog es ihn wieder zurück in das Büro des Schulleiters, in dem die Portraits der anderen Ehemaligen ihn weiter interessiert beobachteten. Bei dem Gedanken daran, dass sie keine Ahnung hatten, überkam ihn ein wohliger Schauer. So ging es tagelang. Morgens verabschiedete er sich von Hermine und abends kehrte er zurück zu ihr. Meist war er bei seiner abendlichen Rückkehr immer etwas schwermütiger als am Morgen. Die Gespräche mit seiner alten Freundin schienen ihn immer etwas weiter aufzubauen und die Kinder taten ihr übriges dazu bei, dass sich die Stimmung von Tag zu Tag besserte.

Einmal zwischendurch sollte es jedoch noch ganz schlimm werden. Das war der Tag, an dem Harry zusammen mit der Familie Weasley, die vor langer Zeit auch zu seiner Familie geworden war, sehr vielen Freunden und Bekannten seinen besten Freund Ron zu Grabe tragen musste. Doch als auch dieser Tag vorüber war, ging es langsam, aber sicher wieder aufwärts. Harry fragte Hermine, ob er sie ins Ministerium begleiten solle, doch diese lehnte ein wenig verlegen ab. Das konnte und durfte sie noch nicht riskieren, mit Harry in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Sie hatte ein Gesicht zu wahren. Mine erklärte ihm, dass sie Luna gebeten hatte, sie am Tag danach ins Ministerium zu begleiten und war froh, als diese einwilligte.

Kingsley und Madeleine hatten sie bekniet, dass sie sich unbedingt öffentlich zeigen sollte, um Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren. Am Ende hat sie eingesehen, dass ihr Stellvertreter recht hatte und es keinen anderen Weg gab, doch tief in ihr quälte eine fürchterliche Wahrheit ihr Herz. Sie hatte gewusst, dass es einen Ausbruch von Todessern aus dem wiedererrichteten Askaban gegeben hatte, aber auf Anraten des Ordens hin hatte sie geschwiegen. Sie gab sich in gewisser Weise die Mitschuld am Tod ihrer besten Freundin. Wenn sie mit Harry vorher gesprochen hätte, würden Ginny und vielleicht auch Ron noch leben. Im Verlauf der aufgenommenen Ermittlungen hatte McLaggen unter Veritaserum ausgesagt, dass es ein Unfall gewesen sei und er nichts dafür konnte, dass es Ron so unglücklich getroffen hatte, aber die Wirkung des Wahrheitsserums konnte man ausschalten, wenn man vorher den richtigen Trank eingenommen hatte. McLaggens Aussage war ein schwacher Trost für die Witwe, weil sie nicht einmal jemanden hatte, der zur Verantwortung gezogen werden konnte.

Als sie an diesem Morgen die Halle des Ministeriums betrat, wartete Luna bereits auf sie. Diese hatte ihre sonst etwas eigenwilligen Klamotten gegen ein dezentes Kleid in Grautönen getauscht und Hermine fand, dass sie so sehr hübsch aussah. In Anbetracht der Situation war das eine Feststellung, die Mine gern zu einem anderen Anlass gemacht hätte.

„Ich bin froh, dass du bei mir bist!“, sagte sie, als Luna ihr die Hand entgegenstreckte. „Möchtest du einen Lutscher?“, fragte Luna und hielt ihr einen roten Lolly entgegen, den Hermine zu ihrem eigenen Erstaunen dankend annahm und ihn sich in den Mund steckte. „Das ist Zucker pur! Ist gut für die Nerven. Beruhigt!“, fügte Luna erklärend hinzu, doch Frau Minister hatte ihn schon in den Mund gesteckt, lutschte begierig an der süßen Kugel und gab Luna nickend recht. Es war irgendwie beruhigend. Kingsley und Madeleine sahen etwas verwundert drein, als Frau Minister mit dem Lolly im Mund durch die Tür trat, doch allein der Umstand tat sein übriges. Die Anwesenden lächelten sie an, statt nur betreten zu Boden zu starren.

„Da niemand mit mir tauschen will, geht es wohl nicht anders.“, sagte Hermine zu den beiden und sie setzten ihren Weg nun zu viert fort. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie bereits, was sich wenige Minuten später als Bestätigung ihrer Vermutung herausstellen sollte. Man hatte im ganzen Ministerium verkündet, dass Frau Minister sich zur Lage der Gemeinschaft äußern wolle, waswegen alle Angestellten in der großen Halle zusammengekommen waren. Jeder wollte sie sprechen hören. Alle hatten von ihrem letzten Auftritt im Zauber-Gamot gehört und wollten sie nun auch einmal live erleben. Das sollten sie auch! Doch was in Wirklichkeit geschah, konnte niemand beschreiben. Am wenigsten Hermine Weasley selbst. Sie setzte ihre härteste Maske auf und war nicht mehr zu stoppen.

Während sie redete und sowohl die Anwesenden, als auch deren Familien und Angehörigen beschwor, nicht vom Weg des Lichts abzuweichen, spürte sie, wie etwas unbeschreiblich Schönes ihren Worten Flügel verlieh und sie das Gefühl hatte, jeden von ihnen fühlen und verstehen zu können. Für einen flüchtigen Augenblick glaubte sie, die volle Kontrolle zu haben und tat, was ihr später jemand als magisches zustoßen erklären würde. Rein theoretisch. Es durchzuckte sie kurz und war auch schon wieder verschwunden. Nach etwas mehr als einer guten Stunde verbalem Dauerfeuer feierten sie die Anwesenden als das, was sie war: Eine Kriegerin des Lichts. Und als Frau Minister dieses Kompliment zurückgab, versprachen alle, sie nach Kräften bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Sie alle verstanden, dass sie auch noch ein wenig Zeit für sich brauchte, um mit der völlig neuen Situation zurechtzukommen. Am Ende jedoch ließ sie sich zu etwas hinreißen, was sie später noch bedauern sollte, doch das würde sie erst feststellen, wenn es soweit war. Jetzt kehrten alle voller Zuversicht an ihre Aufgaben zurück.

Als Harry an diesem Abend nach dem Essen durch die große Halle ging, versperrte ihm Jonathan den Weg. Er hatte schon Angst, der Magier würde für das, was in der letzten Zeit passierte, versuchen, irgendwelche Erklärungen zu finden, doch nichts dergleichen geschah und Harry schien froh darüber, dass er einfach dort weiterzumachen schien, wo sie vor alledem aufgehört hatten.

„Ich habe etwas für dich!“, sagte Jonathan, als Harry ihn bereits interessiert anblickte. “Sagen wir, es ist ein verspätetes Weihnachtsgeschenk…“, sagte Jonathan lächelnd und hielt einen hellfarbenen Zauberstab in die Höhe.

„Was ist das?“, fragte Harry erstaunt, obwohl er durchaus erkannte, dass es sich um einen Stab zum Zaubern handelte. Es war einfach nur so ungewöhnlich, dass ausgerechnet Jonathan ihm einen Zauberstab vor die Nase hielt.

„Keine Kaffeemaschine!“, sagte Jonathan witzelnd und Harre musste das erste Mal sein langem herzlich Lachen, während er wegen der Antwort den Kopf schüttelte. „Willst du es nicht versuchen? Es ist ganz bestimmt der Richtige!“, versicherte Jonathan, als Harry zögerte und meinte, seiner sei aus Stechpalmenholz mit eingelassener Phönixfeder im Kern gewesen, doch der Magier beharrte darauf, dass Harry es versuchen sollte. So ließ er sich schließlich überreden – was sollte den schon passieren, als dass ihm alles um die Ohren flog? Seine Finger glitten um das feine, weiße Holz, als er ihm den feingearbeiteten Stab aus der Hand nahm. „Versuchs!“, forderte Jonathan und Harry wedelte leicht mit dem Stab. Er musste unwillkürlich an seine erste Stunde in Zauberkunst denken. Was hatte Professor Flitwick immer gesagt? Wutschen und wedeln und wutschen und wedeln. Harry spürte einen leichten Luftzug und wurde von sanftem warmem Licht eingeschlossen. Jonathan hatte recht – es war der richtige! „Gib Acht auf ihn! Einen neuen werden wir nicht besorgen können. Der hier ist einmalig!“, sagte Jonathan und als Harry ihn immer noch ungläubig anblickte, erklärte er ihm, dass die zurückliegenden Ereignisse dafür verantwortlich wären, dass er, Harry, nun einen anderen Stab als den seinen verwenden konnte. Ein Patronus konnte sich ja unter bestimmten Voraussetzungen auch ändern. Dies hatte Harry bereits lange vorher erfahren und daher war er jetzt ein wenig sprachlos, bedankte sich jedoch bei ihm und steckte den Stab ein. Noch durfte es ja niemand wirklich wissen.

Im Anschluss begann er eine anfänglich zwanglos erscheinende Unterhaltung mit dem Magier, in der er ihm erzählte, dass Arthur beunruhigt war und dieser ihn gebeten hatte, noch ein paar Dinge im St. Mungos Krankenhaus für magische Verletzungen zu klären. Harry lenkte das Gespräch dahin, dass sich Jonathan anbot, ihn doch begleiten zu können und er stimmte nach anfänglichem Zögern zu. Sie verabredeten sich für den nächsten Morgen gegen elf Uhr und er würde ihn von Zuhause abholen. Harry solle vielleicht die Kinder mitnehmen, schlug Jonathan vor, was er für eine gute Idee hielt, da er sein eigentliches Vorhaben noch weiter verschleiern konnte.

„Wie war dein Tag?“, fragte Harry am Abend, nachdem Hermine relativ zeitig in ihrem derzeitigen Zuhause ankam. „Anstrengend, aber erfolgreich und deiner?“, fragte sie zurück.
Er berichtete ihr von seinem Erlebnis mit dem Magier und von dem neuen Zauberstab, den ihm dieser geschenkt hat. Hermine hatte natürlich auch ihre Zweifel, was das betraf, aber nach einer kleinen Demonstration waren diese beseitigt.

Jetzt fasste sich Mine ein Herz. Zögerlich begann sie zu beichten: „Harry, wir waren immer ehrlich miteinander und ich muss dir etwas sagen…“ Doch was sie Harry im Anschluss offenbarte war nichts, was er nicht schon längst wusste, denn sie erzählte ihm von dem Todesser-Ausbruch und wie der Orden ihr das Versprechen abgenommen hatte, besonders ihm davon nicht zu berichten.

Auch Harry brach an dieser Stelle sein Schweigen über das, was Arthur ihm über Rons Zustand erzählt hatte und auch über den Plan, den er geschmiedet hatte, Rons Idee in die Tat umzusetzen. „Willst du wirklich die Kinder mitnehmen?“, fragte sie, woraufhin er ausdrücklich bejahte. Je mehr Drumherum, desto unverfänglicher würde es aussehen. Erst zu Fred und George, dann zu Florean zum Eisessen und zum Schluss noch ein kleiner Besuch im Krankenhaus.

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

28. Alice im Wunderland



Als am nächsten Morgen Jonathan erschien, wurde er sogleich von den Kindern in Beschlag genommen. Bevor er zu Harry und Hermine überhaupt vorgelassen wurde, musste er den Jungs versprechen, ihnen noch ein paar Tricks beizubringen. Er lächelte und versammelte die drei im Halbkreis um sich. „Also gut, dann setzt euch! Am besten im Halbkreis um mich.“, sagte er und zeigte ihnen, was er meinte. Conner, William und James-Sirius folgten seinen Worten und als sie sich im weichen Gras niedergelassen hatten, setzte er sich dazwischen. „Ich hab erfahren, dass ihr schon zauberstablose Magie und Dinge wie den Chamäleon-Zauber beherrscht! Also werden wir uns etwas Schwereres ausdenken müssen, um euch zu beeindrucken, was?“, sagte er lächelnd.

Mine sah aus dem Fenster und winkte Harry zu sich. „Sieh dir das an! Sie haben ihn schon in Beschlag genommen… Ich werde mal rausgehen und ihn erlösen.“, sagte sie, als sie bereits zur Tür ging. Doch bevor sie sie öffnen und hinausgehen konnte, hielt Harry sie zurück und meinte, sie sollten sie ruhig machen lassen und lieber etwas dabei zusehen. Er würde sie schon beschäftigen.

„Was ich euch jetzt zeige, ist normalerweise nur etwas für erwachsene Zauberer!“, erklärte er den gebannt zuhörenden Kindern. “Ihr könnt mit der Magie noch andere Dinge tun. Schneller laufen als andere, größere Höhen überwinden, Dinge sehen, die anderen Augen verborgen bleiben, wenn ihr Ruhe bewahrt und es euch gelingen sollte, die Magie in euch zu bündeln, um Bestimmtes zu erreichen!“, sagte er und konnte die Enttäuschung in den kleinen Gesichtern sehen. „Ich werd’ das prüfen, ob ihr geübt habt!“, meinte er gespielt streng, woraufhin die Jungen ehrfürchtig nickten. „Und jetzt entschuldigt ihr mich sicher… Ich möchte noch einige Angelegenheiten mit euren Eltern besprechen. Das ist doch in Ordnung oder?“, fragte er. Wieder nickten die Kleinen und ließen ihn aufstehen.

„Sieh dir das an… Die fressen ihm aus der Hand!“, sagte Harry erstaunt zu ihr. Hermine erwiderte lediglich: „Wenn du noch mal sechs wärst und dir ein geheimnisvoller Magier Dinge zeigt, die noch nicht einmal dein Vater beherrscht, was würdest du anderes tun, als vor Neugier zu platzen?“ Hermine öffnete Jonathan die Tür und wischte sich noch schnell den Mund ab, bevor sie sagte: „Du kannst gut mit Kindern umgehen!“ Er nickte bestätigend zu und offenbarte: “Ich hab selbst welche! Ein Mädchen und einen angenommenen Jungen. Er wird bald 12 und ist unser ganzer Stolz.“ Jonathan hatte das erste Mal etwas von sich selbst preisgegeben und die beiden hatten das Gefühl, dass er noch mehr mit ihnen teilen wollte. Umso unwohler fühlte sich Harry dabei, dass er plante, Jonathan hinters Licht zu führen. „Hast du…?“, fragte Hermine innehaltend. Der Magier lachte sie an und antwortete auf ihre unvollständige Frage: “Eine Frau? Ja, ich habe eine Gefährtin. Ich liebe sie sehr und sehne den Tag herbei, an dem ich zu ihr zurückkehren kann!“ Er begriff, dass er nicht wie Ollivander bleiben konnte. Oder doch? Und noch einmal anfangen? Aber ohne seine Liebe? Unmöglich!

Mine merkte, dass er nachdenklich wurde und bot daher an, noch ein kleines Frühstück zu machen, bevor sie ging. Ehe er ablehnen konnte, hatte sie auch schon ein paar leckere Sachen herbeigezaubert. „Ich finde, ihr solltet hier vielleicht einmal etwas neues Licht reinbringen. Was meint ihr?“, empfahl Jonathan. „Was meinst du?“, fragte Harry nach, der im ersten Moment nicht verstand, was der Magier meinte. „Harry, ich meine damit, die alten Sachen zu entsorgen. Nicht wegwerfen, aber weglegen und zwar so weglegen, dass Platz für etwas Neues vorhanden ist. Das gilt auch für deine neue Quidditch Sammlung.“

Hermine sah ihn streng an. Es war ihr anzusehen, dass sie es nicht billigte, wie er in ihren Gedanken stöberte, wenn sie nicht Acht gab und frühzeitig eine Mauer errichtete. Doch richtig böse wurde sie in seiner Gegenwart nicht. „Ich weiß um deine Fürsorge, aber du musst bitte lernen, dass man DAS nicht macht! Einfach in andere Gedanken eindringen... Ja? Bitte mach das nicht mehr!“, sagte sie sehr höflich, aber bestimmt. Jonathan sah ein wenig betreten zu Boden, spielte verlegen an seinem Umhang und versprach, sich zu bessern. Da musste sie wieder lächeln.

Harry nahm sie kurz beiseite und er erklärte ihr, dass er eine Unterredung mit dem Orden wünschte. Er fragte sie, ob sie dabei sein wollte, was Mine jedoch verneinte. Doch sie sagte, wenn er die Möglichkeit hätte, soll er in dem Laden richtig aufräumen. Tabula Rasa – reinen Tisch machen! Es war schon lange an der Zeit, dass mal jemand den Mund aufmachte. Sie hatte am Ende bereits wieder Tränen in den Augen, als sie sagte, dass immer erst etwas passieren musste, bevor gehandelt wurde. „Ich hoffe, ich bin stark genug, wenn es darauf ankommt.“, sagte er, woraufhin sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichelte. „Zwei Kerzen Harry. Wir sind zwei.“, sagte sie und für einen Augenblick war Hermine wieder die Alte.

Bevor es dunkel wurde in ihrer Welt nach dem Unfall im Halbfinale.

Harry erkundigte sich bei Jonathan, ob er vorhatte, die ganzen Essenvorräte zum Frühstück zu verspeisen. Dieser tunkte noch ein Stück Kuchen in den Kaffee, schob sich das ganze Stück in den Mund und signalisierte Bereitschaft zum Aufbruch. Per Flohpulver gelangten sie in die Winkelgasse und suchten hier den Laden der Weasley Zwillinge auf, der wie immer brechend voll war. Man begrüßte sich wie üblich sehr herzlich, obwohl es zu merken war, dass alle von den Ereignissen der letzten Wochen immer noch geschockt waren. Die beiden und ihre Frauen waren auch der Meinung, sich in Arbeit stürzen zu müssen, um die ganze Situation einigermaßen erträglich zu gestalten und um nicht in Selbstmitleid zu versinken. Sie tadelten Harry jetzt ein wenig dafür, dass er sie nicht, nachdem das mit Ginny passiert war, sofort benachrichtigt hatte, doch er erklärte ihnen, er habe ihnen nicht die Flitterwochen versauen wollen. So erfuhren auch die beiden am eigenen Leib, was die Ron und Mine damit meinten, dass Harry immer zuerst an das Wohl der anderen dachte und danach an sein eigenes. Seine Taten waren selbstlos. Er konnte zwar ein sturer Bock sein und war des Öfteren im Unrecht, aber seine Wahrhaftigkeit machte an dieser Stelle vieles wieder wett. Nicht alles, aber einiges.

Während die Kinder schon wieder im hinteren Teil des Ladens verschwanden, schaute sich Jonathan interessiert einige der Artikel an, die im Geschäft angeboten wurden. Hier und da lächelte er belustigt. Fred und George fragten Harry verdutzt, wer das sei und dieser erklärte ihnen einen Teil des Abenteuers um den Magier herum. Natürlich nicht alles, denn sonst hätten sie ihn vermutlich nicht mehr weggelassen und wie eine Zitrone ausgequetscht. Im Übrigen erklärten sie Harry – es sollte eigentlich eine Überraschung sein – dass es gut möglich wäre, Molly bald wieder zur Oma zu machen. Doch angesichts der zurzeit etwas gespannten Situation hatte man mit der freudigen Nachricht noch etwas hinterm Berg halten wollen. Harry verstand das sehr gut. Am Ende ihres Besuches hatte Jonathan ein paar Sachen in den Korb gepackt und war zur Kasse gegangen, doch als Maria kassieren wollte und er “sein“ Geld auf die Theke legte, sahen sie ihn nur verwundert an. „Kann ich damit hier nicht bezahlen?“, fragte er verwundert, als sich die anderen zu ihm gesellten. „Wir haben hier unsere eigene Währung, aber lass mal… Wir schreiben es Harry an!“, lachten sie jetzt, während Harry einen etwas betretenen Blick aufsetzte, denn Harry wusste was das bedeutete. Er konnte es so mitnehmen – wie immer – denn die Zwillinge schrieben ihm nie eine Rechnung.

Als sie zu fünft bei Fortescues saßen, erzählte Harry die Geschichte, wie die Zwillinge zu ihrem Laden gekommen waren und was sie alles anstellen mussten, um ihre Mutter zu überzeugen. Und wie Harry ihnen schließlich den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier überließ, damit sie ihren Traum verwirklichen konnten. Dafür, sagten sie, konnte er kommen, wann immer er wollte und soviel mitnehmen, wie er wollte. Jonathan erriet schnell, dass er gerade wegen diesem Angebot selten kam, weil es ihm immer unangenehm war. Aber so war er eben. Das war schon immer Harry Potter. Alles, was er tat, tat er in erster Linie immer für die anderen und danach für sich selbst.

Natürlich hatte Jonathan auch bei Florean Probleme mit dem Bezahlen und so konnte er Florean wenigstes davon überzeugen, ein paar Galleonen für die Eismassen zu nehmen, die der Magier in sich hineinschaufelte, bevor sie zum St. Mungos aufbrachen. Harry und Jonathan hielten die Kindern an den Händen fest, damit sie wie eine Familie wirkten.

Als sie im Krankenhaus ankamen, erkundigte sich Harry an der Information nach dem betreffenden Heiler und nach der Möglichkeit, seine Kinder für einen Moment beaufsichtigt zu wissen. Nach ein paar Minuten kam eine Schwester und holte die Jungen ab. „So, Papa muss jetzt ein paar Dinge in Erfahrung bringen. Ihr seid schön lieb und macht der Tante keinen Kummer.“, sagte er, während Jonathan hinter seinem Rücken Grimassen schnitt, feixte und die Kinder zu giggeln begannen.

„Wir finden ihn in der Station für die Unheilbaren. Dort werden alle Zauberer betreut, die irreparable Fluchschäden davongetragen haben. Ja, so was geht auch.“, erklärte Harry ihm, während sie zu den Aufzügen gingen. Als die beiden auf dem Flur entlangliefen, kamen ihnen einige Patienten entgegen und einen Moment später wurde Jonathan von einem Mann mit hellem, lockigem Haar gefragt, ob er gern ein Autogramm von ihm haben möchte. Schließlich sei er ein berühmter Zauberer, versicherte der Patient, doch bevor Jonathan reagieren konnte, wurde dieser auch schon von einem Pfleger mit den Worten „Die haben alle schon Autogramme, Professorchen!“ wieder auf sein Zimmer gebracht. Doch als Jonathan sich hilfesuchend zu Harry umwandte, winkte ihm dieser bereits vom Ende des Ganges zu, so dass er sich Harry mit schnellem Schritt näherte. Er hatte dem alten Heiler recht schnell die Informationen entlockt, die er brauchte und ihn dazu überredete, Jonathan für einen Moment in Raum nebenan zu bitten, was dieser auch tat. Doch das Zimmer war nicht leer und der Magier begann, sich für die Bewohner zu interessieren.

Es war eine Woche wie jede andere. Ein Tag wie jeder andere. Seit nunmehr fast fünfundzwanzig Jahren besuchte Neville regelmäßig einmal pro Woche seine Eltern im St. Mungos Hospital für magische Krankheiten. Früher begleitete ihn noch seine Oma, doch als diese das Haus nicht mehr verlassen konnte, kam er allein ins Hospiz. Jede Woche lief das gleiche Ritual ab und jede Woche spendete es keinen Trost. Es war so eintönig wie es nur sein konnte. Nichts war schlimmer als zusehen zu müssen, wie die beiden einstigen Auroren des Ministeriums in ihren Betten dahinvegetierten. Dabei hatten sie noch Glück gehabt, versuchte man Neville einzureden. Es hätte auch schlimmer kommen können. Sie hätten getötet werden können, wie die Eltern von Harry. Neville wusste es jedoch schon lange besser. Das hier war schlimmer als der Tod. Seine Eltern wurden von drei Todessern mit dem Cruciatus-Fluch in den Wahnsinn gefoltert, nachdem sie sich geweigert hatten, bestimmte Informationen preiszugeben. Er saß an ihren Betten und die beiden stierten entweder apathisch in die Gegend oder brabbelten wirres Zeug. Zum Ende fast jeden Besuchs schenkte ihm seine Mutter das bunte Einwickelpapier der Drops, die ihr Sohn gerade zuvor noch ausgewickelt und ihr in den sabbernden Mund geschoben hatte. Doch er beklagte sich nicht. Neville kam jede Woche, ganz egal woher, zum Besuch seiner Eltern, obwohl er wahrscheinlich wusste, dass sie ihn nie erkennen würden, solange sie lebten.

Vor ein paar Jahren stellte er ihnen bei einem dieser Besuche Luna vor und erzählte ihnen, dass er sie heiraten würde. Er schwärmte vor seinen Eltern davon, dass sie im Ministerium einen wichtigen Posten bekleidete und dass er selbst nach seinem erfolgreichen Abschluss in Hogwarts in Padua weiterstudieren würde. Er erzählte stolz, dass er jetzt zu den führenden Kräuterkundlern gehörte und in der ganzen Zaubererwelt forschen durfte. Doch egal, was er erzählte, sie reagierten einfach nicht. Sie saßen nur da und blickten ihn an. Manchmal hatte er den Eindruck, als würde seine Mutter etwas sagen wollen, es nur nicht richtig konnte. Er beugte sich dann vor zu ihren Mund und hoffte, dass etwas herauskommen würde und er etwas verstehen könnte. Irgendwas! Doch meistens fing seine Mutter dann nur an, hysterisch zu lachen, so dass sie von den Heilern beruhigt werden musste. Aber heute war es anders. Neville konnte nicht sagen, in welcher Art anders. Es war einfach anders. Er beugte sich zu ihr herab und sah, wie sich ihre Lippen bewegten. Sie versuchten, nach so unendlich langer Zeit Worte zu formen, die er vielleicht verstehen konnte. Neville achtete nicht auf seine Umgebung. Wer gewollt hätte, konnte ihn just in diesem Augeblick ganz leicht erledigen. Er sah aus den Augenwinkeln einen Schatten an sich vorbeihuschen und erschrak, als er sich umwandte und einen fremden Zauberer neben sich erblickte.

Harry verfolgte hinter einer spanischen Wand gebannt die Situation.

In jenem Moment war es, als schwebte ein bunter Vogel durch das Fenster, der sich geradewegs auf das Bettende seiner Eltern niederließ. Neville glaubte, den Schleier schwinden zu sehen, der die Augen der beiden seit Jahrzehnten vernebelte. Konnte das wirklich möglich sein? Jetzt hatte sich auch sein Vater ihm zu gewand. Normalerweise schlief Frank die meiste Zeit oder tat lag nur in seinem Bett. Sie sahen ihn jetzt an, als konnten sie ihn erkennen. Oder etwas erkennen.

Der Zauberer trat in die Mitte der Betten und griff langsam nach den Händen der beiden. Anschließend forderte er Neville auf, ihm seine ebenfalls zu reichen und dieser gehorchte wie paralysiert. Er hatte diesen Mann noch nie zuvor gesehen und doch ging etwas von ihm aus, das nicht in Worte zu fassen war. Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Nachdem auch Neville nun seine Hand in die seiner Eltern gelegt hatte, tauchten sie in ein weiches, blaues Licht ein, welches die Beteiligten minutenlang umschloss. Als es verblasste, löste der Fremde seine Hand und sah dabei zu, was als nächstes geschah.

Seine Mutter sah an ihm herab, dann zu ihrem Mann hinüber auf das andere Bett und sie erkannte kaum, was da lag. Auch seinem Vater erging es ähnlich. „Wo sind wir? Frank? Was machen wir hier? Sind sie Neville?“, fragte sie mit zarter Stimme. Heiße Freudentränen schossen in seine Augen, als er merkte, dass sie ihn erkannten. Sein sehnlichster Wunsch war in Erfüllung gegangen. Seine Eltern waren zurück! Dieser Fremde… Er sah sich um und erblickte nur noch einen schwindenden Schatten, doch er konnte noch Fragen, wer der Fremde gewesen war und er hörte eine Stimme in seinem Kopf antworten: „Ein Freund.“

Harry grinste bei der Szenerie, doch es gefror im Augenblick, als Jonathan neben ihm erschien. „Ich hab dich unterschätzt, Harry. Das passiert mir nicht noch einmal.“, sagte Jonathan, aber er erkannte, dass es keine Rolle mehr spielte. Er hatte sich von ihm um den Finger wickeln lassen und war in seine Falle getappt. Dabei hatte ihn der alte Zauberer noch gewarnt. Harry konnte ein Fuchs sein, wenn er wollte, und kam meist damit zum Ziel seiner Wünsche. Persönlich hatte er davon allerdings gar nichts. Und auch hier musste sich Jonathan wieder selbst korrigieren. Natürlich hatte Harry etwas davon! Er hatte ihn dazu gebracht, ihm seine Macht einmal richtig zu demonstrieren. Er hatte es Harry jedoch auch sehr erleichtert, als er ihn gefragt hatte, ob er ihn ins Hospiz begleiten durfte. Arthur meinte nämlich, dass er noch mal mit dem Heiler reden sollte, der Ron gleich nach dem Unfall untersucht hatte und er sagte, dass er noch einen Krankenbesuch machen wollte, wenn er schon mal da war. Was noch fehlte war, dass Harry so was von sich gab wie: Gut gemacht. An dieser Stelle musste er feststellen, dass auch Potter bereits auf dem Schattenpfad wandelte, aber immer mit dem Licht verbunden war. Noch…

Harry ging wie selbstverständlich zur Tagesordnung über und redete einfach drauf los – gab unwichtiges Zeug von sich. Jonathan hätte ihm am liebsten eine kleine Lektion erteilt, doch stellte er fest, dass er ja nur getan hatte, was er wollte, um am Ende zu erkennen, dass es nicht sein Wille war, sondern Harrys. Harry war ein Meister seines Fachs! Ja, er hatte ihn unterschätzt, wusste aber, dass er andersherum auch keine Wahl hatte, als zu so zu handeln, wie er es eben tat und in erster Linie tat er es nicht für sich selbst.

John Xisor
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29. Eine Frage der Ehre


Am frühen Abend erreichten sie ihr Zuhause und Harry wollte sich schon von Jonathan verabschieden, als dieser ihn fragte, warum er es getan hatte. Warum hatte er ihn so benutzt? Konnte Potter nicht einfach offen fragen? War das so schwer?

Harry senkte den Blick, denn es tat ihm leid, was er getan hatte, aber tun musste. Es gab einen Unterschied zwischen dem, was er getan hätte und dem, was für jemanden erledigen musste, weil dieser nicht mehr dazu in der Lage war.

„Es war sein Wunsch. Sein letzter. Ich hatte keine Wahl.“, erklärte Harry. Er fügte hinzu, dass er Rons Wunsch zu respektieren und zu erfüllen hatte.

„Rons? Du beweist deinen Freunden wirklich wahre Treue, Harry! Ich kann ganz sicher nicht sagen, dass ich davon begeistert war, aber jetzt kann ich es wenigstens verstehen. Danke, dass du so offen warst.“, sagte Jonathan. Danach versuchte er ihn wieder zum weitermachen zu ermutigen und sagte, dass er und Hermine unbedingt zu ihm zurückkehren sollten, bevor sich die Ereignisse möglicherweise wieder überschlagen würden.

„Ja, Rons Wunsch. Und ich weiß nun endgültig, was ich zu machen habe.“, sagte Harry doch Jonathan versuchte nicht näher herauszubekommen, was Harry meinte. Vermutlich hatte sein Freund noch mehr von ihm verlangt, was Harry nun abarbeitete. Auf seine Frage hin, ob Jonathan noch zum Essen bleiben möchte, gab dieser eine verneinende Antwort, denn er wusste, dass Harry nur aus Höflichkeit fragte und eigentlich erwartete, dass er absagen würde. Und wieder war Jonathan im zu Willen, weil er genau das tat, was Harry erhoffte. Konnte Jonathan auf diesem Gebiet seinen Meister gefunden haben?

Harry sah zu, wie er den Weg hinunter ging und hinter der kleinen Anhöhe verschwand. Anschließend begab er sich ins Haus zu den Kindern und begann, mit ihnen zu spielen. Er merkte schnell, dass diese an den normalen Spielen kein Interesse mehr hatten, denn sie beschäftigten sich viel lieber mit dem, was der Magier ihnen gezeigt hatte. Zur Freude der Kinder machte Harry dabei einfach mit.

Als Hermine an diesem Abend nach Hause kam, war sie ziemlich fertig. Harry zauberte schnell etwas zu Essen auf den Tisch und bestand darauf, dass sie erst etwas zu sich nahm, bevor er sie zu Wort kommen ließ. Schließlich hatte auch er einiges vom Tage zu berichten. Sie war dankbar dafür, dass sich Harry so um sie und die Kinder kümmerte. So hatte sie das Gefühl, manchmal einfach ein wenig abschalten zu können und sie musste nicht ständig an Ron denken. Während sie den Teller leerte, den Harry ihr gereicht hatte, aß sie zwischendurch immer wieder eine Kleinigkeit, was Harry mit einem Lächeln kommentierte und ihr sinngemäß klarmachte, dass sie erst aufzuessen hatte, bevor geredet werden würde. Hier – und nur hier – gab Frau Minister nach. Als sie fertig war und ihm versicherte, satt zu sein, schaffte Harry den Abwasch mit einem Ratzeputz weg. Jetzt signalisierte er ihr seine Bereitschaft zuzuhören.

Mine berichtete von ihrem Tag. Zwischendurch fragte Harry, ob sie daran gedacht hatte, ein Treffen mit dem Orden zu arrangieren, was sie bejahte und dazu bemerkte dass King ihr einen mürrischen Blick zuwarf, als sie ihm erklärte, dass sie selbst an dem Treffen nicht teilnehmen würde. Ansonsten ging es im Augenblick nur noch darum, ob man das Finale absagte oder es, wie sie sich auszudrücken pflegten, einfach durchzog. Das Ministerium hatte damit zwar selbst nicht so viel zu tun, aber man war natürlich auf die Reaktion zu dem Thema gespannt. Hermine hatte an dieser Stelle sehr mit sich zu kämpfen, aber am Ende war sie auch der Meinung, dass es sich um eine sportliche Auseinandersetzung handelte und man sich nicht von solchen Vorfällen einschüchtern lassen durfte.

„King, ich kann nicht. Ich kann es nicht tun. Das schaff ich einfach nicht.“, sagte sie matt, als er von seinem Stuhl aufstand und umherging. „Vielleicht ist das der Preis, den wir für unseren Erfolg zahlen müssen. Wir haben das Angesicht unserer Welt verändert. Außerdem denke ich, Ron würde es wollen. Er würde nicht wollen, dass du dich beugst. Das hat er noch nie. Deshalb und nur deshalb wirst du es können müssen und du hast es vor allen Leuten versprochen.“, sagte er und sie schniefte zustimmend. Sie wusste, dass sie das Versprechen, welches sie im Überschwang der Gefühle gegeben hatte, nicht brechen konnte – nicht brechen durfte oder alles was umsonst gewesen. Wieder einmal hing alles von ihr ab und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hasste sie es.

Er bewunderte sie dafür, bekam aber gleich einen gehörigen Schrecken, als sie sagte, was man von ihr wollte. Sie sollte das Endspiel eröffnen.

„Harry, kannst du an diesem Abend bei mir sein? Ich kann das nicht alleine...“, flüsterte sie, während ihre Augen ihn schon förmlich anflehten. Er nickte zustimmend und ließ sich nicht weiter bitten. Natürlich würde er bei ihr sein, wenn sie es wünschte.

„Und wie war dein Tag?“, fragte sie nun zurück.

„Ich fühl mich schlecht!“, sagte er matt und Mine fragte, was ihm widerfahren war. “Alice und Frank Longbottom sind wieder erwacht. Ich hab Rons letzten Wunsch erfüllt und Jonathan mit einem Trick zu Nevilles Eltern gelockt. Er hat das getan, was Ron vermutet hat. Er hat gezeigt, was er wirklich drauf hat. Ich hab ihn benutzt, um… um…“, sagte er, aber er brachte den letzten Satz nicht zu Ende. „Du hast ihn benutzt, um zu beweisen, dass Ron recht hatte. Hättest du ihn nicht einfach fragen können?“, fragte sie. „Ja vielleicht, aber…“ Hermine beendete seinen Satz und sagte: “Du hattest Angst, er könnte ablehnen und dass seine Gründe durchaus einleuchtend wären. Da hast du beschlossen, ihn zu locken!“ Daraufhin nickte Harry matt.

„Harry, auch wenn das sicher nicht der eleganteste Weg war, hat es ihm zumindest eins gezeigt und das ist meiner Meinung nach auch wichtig! Er weiß jetzt, dass du auf deinem Parkett ein sicherer Tänzer bist. Was kommt als nächstes?“, fragte sie neugierig.

Er berichtete nun von seiner Unterhaltung mit dem Heiler, weswegen er das Krankenhaus eigentlich aufgesucht hatte. Dieser hatte ihm erzählte, dass Ron bereits tot eingeliefert worden war und er medizinisch niemals in der Lage hätte sein können, das zu tun, was er getan hatte. Nur eine alte, sehr starke Magie konnte Ron für die wenigen Momente aus dem Totenreich zurückholen. Der Heiler faselte noch etwas von dunkelmagischen Techniken und dass man den Mann beobachten lassen sollte. Harry pflichtete ihm selbstverständlich bei und versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Danach sah er zu, dass er ihn loswurde. Harry hatte erfahren, was in Erfahrung zu bringen war. Im Anschluss lieferte Jonathan selbst den durchschlagenden Beweis.

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Die nächsten Tage bis zum Endspiel vergingen viel zu schnell. Im Ministerium stürzte sich Hermine tagtäglich in Berge von Arbeit und ihre engsten Mitarbeiter begannen bereits, sich wieder Sorgen um sie zu machen. Es war wie vor ein paar Monaten, als sie am Ende einfach zusammengesackt war und Ron sie wegbringen musste. Doch jetzt war niemand da, der sie da wegholte. Hermine war allein und um zu vergessen, schien sie alles zu tun.

Das Treffen mit dem Orden des Phönix nutzte Harry für seine ganz private Abrechnung.

Er sorgte dafür, dass sich die Mitglieder in seinem Büro in Hogwarts trafen und als alle, die es betraf, anwesend waren, kam als letzter Harry Potter. Er schloss die Tür geräuschvoll und redete nicht um den heißen Brei herum. Als erstes warf er den Anwesenden die Heimlichtuerei am Anfang seines fünften Schuljahres vor und hielt allen die Tatsache vor, dass er sich von seinem Mentor hatte benutzen lassen müssen. Er beklagte sich darüber, dass er nicht rechtzeitig ins Licht gesetzt wurde, als es erforderlich war. Der verhängnisvollen Entscheidung, den Ausbruch der Todesser aus Askaban vor ihm zu verheimlichen, kreidete er ihnen ebenfalls an. Er warf ihnen vor, dass Ron und Ginny vielleicht noch leben könnten, wenn sie jetzt geredet hätten. Alastors Versuch, ihn zu beruhigen, scheiterte kläglich. Harry war voll in Fahrt. Zum Abschluss seiner Rede, in der er jeden Widerspruch erbarmungslos auseinanderpflückte, warf er die Anwesenden einen nach dem anderen hinaus.

„Euer Bild hat sich verschoben. Die alten Regeln und Ideale gelten nichts mehr. Ihr macht Politik und arbeitet gegeneinander. Ihr schweigt, wo ihr sprechen solltet und redet, wenn Schweigen geboten ist. Ihr habt euch überlebt. Löst euch auf. Ihr werdet nicht mehr gebraucht!“, waren Harrys abschließenden Worte.

Als alle das Zimmer zum Teil kopfschüttelnd verlassen hatte, griff Harry sich Dumbledores magisches Bild und zertrümmerte es auf der Schreibtischkante.

An diesem Abend kam Hermine wieder spät nach Hause. Harrys Ausbruch gegenüber den Orden hatte sich wie ein Lauffeuer ausgebreitet und war auch ihr bereits zu Ohren gekommen. Doch Mine hob die Hände und fragte jeden, der sie daraufhin ansprach, was man denn nach alledem von Harry und ihr erwarten würde. Dass sie beide vielleicht über diese Art von Entscheidungen glücklich waren und womöglich noch hinter ihnen standen? Nein, das war nicht mehr möglich. Und da Mine nicht so offen gegen die Phönixe opponieren konnte, zog er das für sie ganz selbstverständlich mit durch. Wieder vereint.

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Am Tag vorher gab es noch Stress mit den an der Abschlussveranstaltung teilnehmenden Mannschaften. Diese drohten zum Teil mit ihrer Abreise, doch am Ende konnten sie sich überzeugen lassen, als Hermine ihnen erklärte, wie wichtig es war, dass sie nicht einfach gingen. Was niemand erahnte war, dass diese daraufhin ihren eigenen Plan entwickelten, wie das Finale abzulaufen hatte.

Ragga, der Kapitän der englischen Mannschaft, traf sich am Vorabend der Eröffnung mit LaBoeuf, dem Boss der Franzosen, um den gefassten Plan noch ein letztes Mal durchzusprechen. „Und ihr seid euch auch sicher, dass ihr das auch wirklich wollt, ja?“, fragte er etwas unsicher. Doch LaBoeuf und die anderen stimmten zu: “Ron war ein guter Sportler. Ein harter, aber fairer Gegner. Es gibt den richtigen und es gibt den schnellen Weg. Unsere Entscheidung steht fest! Was ist mit den Schotten, sind sie noch im Lager?“, fragte LaBoeuf. Ragga bestätigte das. „Sie wissen auch Bescheid und machen mit. Alle! Es wird das beste und vielleicht letzte, aber ganz sicher das härteste Spiel unseres Lebens werden!“, schloss er und die beiden Mannschaften stießen noch ein paar Mal auf Ron an, bevor sie sich still in ihre Quartiere zurückzogen und jeder die Gelegenheit wahrnahm, sich auf den morgigen Tag vorzubereiten, so gut es ging.

Als Hermine, gefolgt von King und einigen anderen aus dem Ministerium, im Stadion ankam, war Harry bereits in der Ministerloge anwesend. Sie umarmten sich kurz, bevor Hermine an die Brüstung trat und sich auf dem Spielfeld umsah. Alle Vorbereitung ihrerseits auf den Abend war dahin. Sie begann wieder zu zittern. Es wäre doch so leicht, dachte sie bei sich. Sie musste nur vorn überkippen. Einfach so. Es waren mindestens hundert Meter, bis sie aufschlagen würde und wenn sie vorher ohnmächtig werden würde, merkte sie es nicht einmal mehr. Da würde Ron auf sie warten. Wie sehr wollte sie doch wieder bei ihm sein. Harry war bereits neben sie getreten und hielt ihren Arm fest. „Denk nicht einmal daran! Die Kinder brauchen ihre Mutter!“, sagte er bestimmend und holte sie zurück. Jetzt sah sie, wie die Mannschaften einer nach dem anderen in das Stadion flogen. Obwohl das übliche Getöse herrschte, wollte keine rechte Stimmung in dem Oval aufkommen. Sie zogen alle eine kurze Show ab und fanden sich dann im Innenraum ein. Die Schotten und einige andere waren ebenfalls in vollem Ornat angetreten. Sie verteilten sich an den Seiten im Rund und warteten. Jetzt nahm Hermine ihren Zauberstab heraus und eröffnete die Weltmeisterschaft mit hörbar gebrochener Stimme. Die Menge johlte erneut auf. Als dann der Kommentator übernahm und der die einzelnen Spieler vorstellte, zuckte Hermine bei jedem Namen zusammen. Die Hüter-Position ließen sie mit Rücksicht auf sie weg. Danach begann das Spiel.

Der Schiedsrichter holte die Kapitäne zusammen, die sich die Hände gaben. Danach stiegen die vierzehn Spieler auf, bevor die Bälle freigegeben wurden. Sie kickten den Quaffel und die Klatscher ein paar Mal hin und her, bis LaBoeuf das Zeichen gab und alle Spieler beider Mannschaften mit den gefangenen Bällen zum Boden zurückkehrten. Alle, bis auf Ragga. Der suchte fieberhaft nach dem goldenen Schnatz. Jetzt entdeckte er ihn, jagte ohne jede Gegenwehr darauf zu und fing den kleinen flatternden Ball. In dem Augenblick, als sich seinen Finger darum schlossen, noch bevor auch ein einziger Jubelschrei ausbrechen konnte, ertönte magisch verstärkt ein einzelner, sonorer Ton – gespielt von einem Dudelsack. Als er landete, stimmten die anderen Schotten mit ihren Instrumenten darin ein. Regga ging zu LaBoeuf. Die beiden Männer sahen sich kurz an, gaben einander die Hand und gingen, gefolgt von ihren Leuten, in Richtung Ministerloge. Als sie die Treppen erreichten, konnte man schon die Melodie erkennen. Dieses Stück kannten alle, egal ob Muggel oder Zauberer. Jetzt setzten auch die Trommler ein und spielten mit, während Ragga und LaBoeuf zielstrebig Schritt für Schritt emporstiegen. Niemand hielt sie auf, so dass die Männer bis zu Hermine gelangten. Als sie vor ihr standen, weinten die beiden sonst so harten Kerle.

LaBoeuf nahm seinen Zauberstab, hielt ihn an seinen Hals und sprach mit magisch verstärkter Stimme: „Es gibt den schnellen und es gibt den richtigen Weg!“ Regga sank auf die Knie und hielt der kleinen Frau den Goldenen Schnatz entgegen, bevor er sagte: „Es war eine Frage der Ehre. Der ist für sie, Ma’am.“

Hermine streckte langsam den Arm aus und schloss währenddessen die Augen. Ron, oh Ron dachte sie, befühlte mit zitternder Hand den kleinen, goldenen, feingliedrigen Ball, bevor sie ihn aus seinen Fingern nahm und ihm ein leises, kaum hörbares „Danke“ entgegenhauchte. Die Männer senkten die Köpfe, als Harry, der ebenfalls seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hatte, Hermine nach draußen begleitete und dafür sorgte, dass sie zusammen mit Arthur in den Fuchsbau apparierte.

Das ganze Oval sang jetzt das Amazing Grace, welches die Schotten bereits seit wenigen Minuten mit ihren Dudelsäcken spielten.

Das Spiel war zu Ende.

Ihr Leben auch.

John Xisor
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30. Gamma Orionis



Nach dem Spiel war nichts mehr wie es war. Hermine schien wieder wie ausgewechselt. Hatte sie in den Wochen davor den Eindruck hinterlassen, als befände sie sich auf einem Weg in den Normalzustand, hatte sich ihr Zustand nun ins Gegenteil verkehrt. Sie schlief nicht mehr, aß kaum noch und fuhr jeden an, der ihr helfen wollte. Selbst Harry kam nicht mehr an sie heran. Sie hatte sich in sich zurückgezogen und wollte nicht mehr. Ihr Zimmer war unaufgeräumt – alle Sachen lagen über- und untereinander; kreuz und quer. Sie kümmerte sich um nichts mehr. Das einzige, was sie nicht weglegte, war der kleine, goldene Ball, den sie aus der Hand Reggas genommen hatte. Ihn streichelte, liebkoste und beweinte sie. Er war ihr ein und alles. Hermine war an jenem Abend in eine andere Welt getreten.

Als sich Shacklebolt in den nächsten Tagen bei Harry nach ihrem Befinden erkundigte, sollte sich für ihn bestätigen, was er bereits am Abend des Finalspieltages zu erkennen glaubte. Als seine Chefin den goldenen Ball in ihre Hand nahm, zerriss etwas in ihr. Natürlich hatte sich auch Harrys Auftritt vor dem Orden ein paar Tage zuvor bis zu ihm herumgesprochen und so war er umso erstaunter, dass ihn Harry fast wie immer empfing. Freundschaftlich und zuvorkommend, wie er ihn kannte – keine Spur mehr von übermäßiger Gereizt- oder Unausgeglichenheit. King vermutete, dass es aber eher damit zusammenhing, dass er selbst zwar auch im Orden war, aber keine so elementare Rolle bei gewissen Entscheidungen hatte und von daher einfach nicht Harrys Zielgruppe war.

„Kann ich sie sehen?“, fragte er, doch Harry bestätigte nur, was er sich bereits dachte, denn Harry verneinte. „Wie sollen wir denn jetzt ohne sie weitermachen?“, fragte er etwas resignierend und Potter konnte ihm daraufhin einen Rat erteilen. „Am besten, indem ihr in ihrem Geiste weitermacht! So werdet ihr ihren Idealen am ehesten gerecht und sie würde es auch selbst so wollen. Verratet sie nicht, ja? Sie hat mit euch unsere magische Welt verändert und zahlt jetzt den Preis dafür. Lasst es nicht vergeblich gewesen sein und geht den Weg weiter.“, sagte Harry bittend. King glaubte, einen Schatten am Fenster zu erkennen, doch als er hinüber sah, bewegte sich nur die Gardine im Wind.

Die langen, weißen Finger krallten sich in den Sessel, als sich die beiden, fetten Todesser von ihr abwandten. „Ja, meine Getreuen! Geht nun und verkündet unsere Botschaft! Geht nach Hogsmeade und verbreitet das Chaos!“, sagte sie, bevor sie ihren Kopf in den Nacken warf und sich mit einem hohlen Lachen erhob. Endlich! Endlich war es soweit! Jetzt konnte sie daran denken, ihren Meister zu rächen und daran, sein würdiges Erbe anzutreten. Ihr Gesicht war eingefallen, denn die langen Jahre in Askaban hatten ihre Spuren an ihr hinterlassen. Die fahle Haut spannte sich über ihren Wangenknochen. Das Haar war noch immer dunkel und wirr, jedoch mit weißen Streifen durchzogen. Ihre Stimme war keine menschliche mehr, sondern eher ein Kreischen, wie das einer Katze, der auf den Schwanz getreten wurde. Ja, der Tag der Rache war nah! Die Frau erhob sich und stolzierte um den Sessel herum.

„Sie werden zittern, wenn wir mit ihnen fertig sind. Jetzt sind sie reif für die Ernte… und wie wir sie ernten werden! Einer nach dem anderen wird umfallen und sich uns anschließen, genauso wie es einmal war unter dem dunklen Lord.“, krächzte sie zuversichtlich.

Draco teilte zwar nicht ihren ganzen Enthusiasmus, doch er war noch nie ein besonders guter Taktiker. Er verstand eine Sache immer erst dann, wenn man ihn direkt mit der Nase darauf stieß – genau wie sein Vater. Er war arrogant und intrigant, aber am Ende doch leer im Kopf. Ein Malfoy eben… Hatte er nicht noch warten können mit der Blutsverräterin? Was wäre es ihr für ein außerordentliches Vergnügen gewesen, sie noch leiden zu lassen, damit sie sich an den Qualen von Ginny Potter weiden konnte! Nein, da kommt dieser hohle Junge und bringt sie mit den beiden fetten Idioten Crabbe und Golye einfach um. McLaggen hatte sich da schon schlauer angestellt. Die Trottel vom Ministerium hatten es doch tatsächlich mit Veritaserum versucht. Was für Narren sie doch waren! Einfältige Stümper! Glaubten sie wirklich, dass es ein Unfall war? Ein Unfall? Sie konnte sich vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten. Natürlich war es keiner. McLaggen hatte ihnen gut gedient und er hatte seinen verdienten Lohn erhalten. „Hab ich recht, Draco?“, fragte sie belustigt klingend.

„Ja, Tante!“, antwortete er fast apathisch, ohne wirklich mitbekommen zu haben, worin er ihr gerade zugestimmt hatte.

„Erzähl es mir, mein Junge. Ich möchte es gern noch einmal hören!“, giftete sie ihn mit gelben, gebleckten Zähnen an.

„Ja, Tante. Wir hatten ihn endlich soweit bestochen, dass er glaubte, er würde in unserer Hierarchie aufsteigen, wenn er den Schlammblut-Liebhaber umbrachte. Ich hätte ja lieber das Schlammblut selbst erledigt!“, erzählte der blonde Todesser.

„Geduld, Junge, Geduld! Du wirst sie schon noch bekommen, deine kleine, schlammblütige Muggelprinzessin. Dann kannst du mir ihr machen, was du willst. Keine Sorge... Wenn es soweit ist, wird sie dich anflehen, ein Ende zu machen. Und Potter darf zusehen, wie du dich über sie hermachst.“, versprach sie ihm großzügig.

„Ja, Tante!“, sagte er, bevor er mit den Augen rollte und sich damit sogleich einen bösen Blick von ihr einfing. Unmerklich zuckte Draco vor ihr zurück, doch sie spürte es und lachte wieder, bevor sie fragte: „Hast auch Angst, was… Kleiner?“ Er schaltete jedoch diesmal schneller und meinte stattdessen „Respekt“, was sie wieder zu einem fiesen, geräuschvollen, keckernden Grinsen brachte.

„Weiter Junge… Was habt ihr dann getan?“, fragte sie geifernd und leckte sich genießerisch die fast weißen, blutleeren Lippen. Die Frau musste jetzt fast siebzig sein.

„Wir haben ihn nach dem Spiel in der Kabine aufgelauert, Tante, und ihm zu seinem großartigen Erfolg gratuliert. Er hat nach dem Trank gegen das Veritaserum gefragt und ihn nach Zahlung einer angemessenen Summe auch erhalten. Später dann, als die Befragung vorbei war, wollte er tatsächlich noch nachträglich verhandeln…“, berichtete er. Jetzt traten ihr fast die Augen aus den dunklen Höhlen, bevor Draco erläuterte: „Er wollte mehr Geld, Tante!“ „Und? Was hat er erhalten, Junge?“, fragte sie neugierig. „Er hatte einen bedauerlichen Unfall mit seinem Rennbesen. Crabbe hat ihm einen Imperius auf den Hals gejagt und er ist dann ganz wie von selbst aufgestiegen und hat in zweitausend Metern Höhe versucht, ob er auch ohne Besen fliegen kann.“, schilderte er trocken. Sie lachte und lachte daraufhin, bevor sie nochmals fragte: „Was dann?“ „Dann, Tante? Dann ist er ganz schnell nach unten geflogen, wie ein Vogel mit einer riesigen Klamotte um den Hals. Seine Reste haben in einen Eimer gepasst, Tante.“, sagte Malfoy kindisch giggelnd. „Und doch weiß ich nicht, ob wir vielleicht noch ein bisschen hätten warten sollen...“, gab er zu bedenken, doch sie klinkte völlig aus.

"Was willst du eigentlich? Es läuft doch alles nach Plan! Die beiden Blutsverräter sind Asche, das Schlammblut ein Wrack und Potter, der Schulleiter von Hogwarts, ist nur ein dreckiger Muggel.“, sagte sie abschätzig. Plötzlich schrie sie ihn an uns sagte: „Diesmal wird uns niemand aufhalten!“

Sie richtete ihren Zauberstab auf ihn und befahl: „Und lass endlich diesen verdammten Tante-Mist! Crucio!"

John Xisor
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31. Chaos


Draco wurde von Bellatrix’ Fluch frontal getroffen und fiel der Länge nach hin. Er schrie aus Leibeskräften und wand sich am Boden, während sie immer weiter lachte und lachte und lachte. Schließlich gab sie ihm den Auftrag, ein wenig in Hogsmeade “aufzuräumen“ und die “Neue Ordnung“ zu verbreiten.

Crabbe und Goyle flankierten Malfoy, während dieser zusammen mit acht anderen, neuen Todessern in dem Ort nahe der Zauberer-Schule apparierte. Sie machten sich nicht mehr die Mühe, sich zu maskieren und ihre Gesichter vor der Öffentlichkeit zu verbergen, denn das hielten sie jetzt nicht mehr für erforderlich. Malfoy riss als erster seinen Zauberstab heraus und schleuderte einen Schwebezauber gegen einen unbeteiligten Passanten, der daraufhin durch die Luft geschleudert wurde. Die anderen lachten und taten es ihm gleich. Plötzlich wurden auch andere Menschen von Flüchen und Zaubern erfasst und durch die Luft katapultiert, doch das wurde schnell langweilig. Jetzt griffen die Todesser richtig an. Die verschiedensten Flüche peitschten durch die Luft und setzten Strassen und Schaufenster in Brand. Menschen, die schreiend aus den brennenden Häusern herausgelaufen kamen, wurden zum Spaß mit dem Cruciatus belegt und die Todesser ergötzten sich daran, wie sie sich am Boden in ihren Qualen wanden. Die jungen Wilden fielen bald im Honigtopf ein und verwüsteten den ganzen Laden. Danach ging es in die drei Besen – einen heben. Tische und Fässer wurden durchgeschüttelt und die Gäste wurden mit allem bespritzt, was nicht schon vorher zu Bruch ging. Einer, der sich schützend vor eine Frau stellen wollte, an denen die Todesser gefallen gefunden hatten, wurde per Todesfluch vom Diesseits in die andere Welt befördert.

„Da, sieh nur! Sie rennen wie die Hasen!“, schrie Malfoy erfreut und jagte einigen Todesflüche auf den Hals, die getroffen über die Theke fielen oder einfach auf ihren Stühlen zusammensackten. Crabbe und Goyle vergnügten sich mit einem weiteren, weiblichen Gast und nach vollbrachter Missetat, um ihr die Schande zu ersparen, bedachten sie diese dämonisch lachend mit dem grünen Blitz. Draco dachte an seinen Vater und dessen Erzählungen aus den „guten, alten Tagen“, wo sie mit viel Geschrei im Namen des dunklen Lords durch die Strasse zogen, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Ja, die guten Zeiten waren wieder zurück! Er nahm sich, was er wollte. Bald, sehr bald würden sie ihre Welt verlassen und Muggel jagen gehen. Ein in alter Zeit gut gepflegter Sport. Man suchte sich einen Muggel, entführte ihn in die Zauberwelt und ließ ihn irgendwo im Wald frei. Dann gab man ihm ein oder zwei Stunden Vorsprung, bevor die Jagd begann. Sie endete erst, wenn einer der Zauberer den Muggel erwischt hatte. Wie auch immer... Sein Vater machte sich einen Spaß daraus, den Muggel glauben zu lassen, er könnte entkommen, weswegen er ihm einen Handel anbot. Ging der Muggel darauf ein, führte er ihn an einen “geheimen Ort“, den nur er kannte. Dort warteten dann seine Freunde und gaben dem Schreienden den Rest. Ja, die guten Zeiten waren wieder angebrochen.

Doch es gab etwas, auf das freute sich Draco noch mehr als auf jede Muggeljagd. Er wusste, das Schlammblut auf dem Thron würde ihm gehören. In seinen Gewaltphantasien malte er sich aus, wie er sie langsam, mit ausgeklügelten Foltertechniken, zu Tode brachte, nachdem sie ihm in den kommenden, goldenen Jahren als seine private Sklavin zu Diensten sein würde, wann und wo immer er es wünschte. Allein der Gedanke daran erregte ihn derartig, dass er fast vergaß, weshalb sie hergekommen waren. Er erschrak regelrecht, als Crabbe und Goyle ihn riefen.

„Stupor! Träum nicht! Weiter. Es wartet noch viel Arbeit hier auf uns!“, sagten sie, während ihn seine beiden tumben Spießgesellen anstießen. „Ihr könntet hier mal saubermachen, Pack!“, schrieen sie lachend, bevor sie den Laden verließen, um sich mit den anderen Anhängern auf der Strasse zu vereinen.

„Hier gibt es Ärger!“, schrie einer zu ihnen herüber und wartete darauf, dass man ihm zu Hilfe kam. Die Attacke war nicht lange verborgen geblieben. Aus dem ministerialen Aurorenbüro wurden schnell ein paar Leute zur Abwehr des Schlimmsten geschickt und man lieferte sich jetzt eine offene Straßenschlacht mit dem Gegner. Am Anfang sah es so aus, als ob die Todesser von den Auroren schnell zurückgedrängt wurden, doch als noch Malfoy, Crabbe und Goyle eingriffen und mit grünen Blitzen einen nach dem anderen erledigten, wendete sich rasch das Blatt.

„Morsmorde!“, kreischte Goyle und das dunkle Mal erschien über den Drei Besen, Zonkos Scherzartikel Laden, dem Honigtopf und über der offenen Strasse. Der ganze Ort war in schwarzgrünes Glühen getaucht, als die letzten Auroren unter einem Gewitter aus Todesflüchen zusammenbrachen und ihr Leben auf ihren Knien um Gnade winselnd aushauchten. Immerhin ließ man ihnen die Wahl zwischen sterben oder sich seiner dunklen Herrin anzuschließen. Bedauerlicherweise wählten viele von denen den Tod. Einige jedoch erkannten die Zeichen und liefen zu den Reihen des Feindes über. Sie waren in der Tat die Helden der Stunde – jene Glücklichen, die noch in der Lage waren zu erkennen, dass das wahre Glück im Dienste Bellatrix’ bestand. Man würde sie reich belohnen für ihre Taten. Die Aufnahmeprüfung wurde gleich hier an Ort und Stelle vollzogen. Es liefen noch so viele Gestalten umher, denen sie nur einen Todesfluch auf den Hals jagen mussten. Jene, die es taten, wurden aufgenommen und jene, die es versuchten, sich doch noch gegen die Todesser zu wenden, mussten sterben. Alles in allem war Draco mit diesen letzten Stunden zufrieden. Überall lagen tote Zauberer am Straßenrand, Geschäfte brannten und Menschen rannten schreiend und unkontrolliert durch die Gegend. Sie hatten den Ort richtig aufgemischt – genau so, wie Bellatrix es ihnen befohlen hatte.

Am nächsten Tag waren die Zeitungen voll mit Berichten über den Angriff der Todesser auf Hogsmeade. Man sprach von über fünfzig Toten und noch mehr Verletzten. Das Ausmaß der Verwüstungen wurde als unbeschreiblich betitelt. Im Ministerium verweigerte man jeden Kommentar zu den aktuellen Ereignissen. Zu frisch war noch der frühe Tod des Quidditch-Stars im Halbfinale der Weltmeisterschaft; zu frisch das Erlebnis im Finale; zu frisch der provisorische Minister Shackleboldt im Amt. Er hatte alle Hände voll zu tun, eine Spur von Ruhe zu bewahren, während der Tagesprophet unablässig hetzte. Heute war es Hogsmeade, morgen der unfähige Minister und Übermorgen konnten andere Schuld an der Misere sein. Sie waren führungslos – hoffnungslos.

Es war beispiellos.

Erst jetzt merkten sie, wie sehr ihnen Hermine Weasley wirklich fehlte.

Andere auch.

John Xisor
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32. Rückzug


Natürlich blieb auch Harry nicht verborgen, was in der Welt geschah und wie die neuen Todesser Hogsmeade zugerichtet hatten. Er versuchte Mine anzusprechen, doch er hatte keinen Erfolg. Es war fast, als wäre er Luft. Sie ignorierte ihn komplett. Doch diese Ignoranz beschränkte sich nicht nur auf ihn. Auch ihre Kinder und jeder andere war nicht existent.

Als Harry sie auf der Kinderschaukel hin- und herschwingen sah, hatte er das Bild eines Engels vor sich. Ihr langes, braunes Haar wiegte sich im Wind, während Hermine mit dem Schnatz in den Händen vor sich hinschaukelte. Er ging zu ihr, setzte sich auf den weichen Boden und beobachtete sie eine Weile, so als wartete er auf eine Reaktion ihrerseits, doch nichts geschah. Sie blickte nur leer geradeaus. Jede Freude war aus ihrem Blick gewichen und unablässig rollten Tränen über ihre Wangen.

Den Kindern versuchte er zu erklären, dass ihre Mutter Ruhe brauchte und sie sich deshalb so komisch verhielt. Doch er glaubte durchaus zu erkennen, dass die Kleinen mehr mitbekamen, als er selbst wahrhaben wollte. Später im Fuchsbau berichtete er Molly und Arthur von Hermines immerwährend gleichbleibenden Zustand. Es trat keine Verbesserung ein, aber auch keine Verschlechterung. Molly schlug vor, sich an einen Heiler aus dem St. Mungos zu wenden, doch Harry winkte ab. Er war der Ansicht, man würde sich dort nicht genug um sie kümmern – stattdessen ließe man sie dort nur unter Aufsicht dahinvegetieren und das war nichts, was sie wirklich brauchte. Hermine bedurfte eines Impulses, um wieder aus der Agonie zu erwachen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass die Antwort auf die Frage im verbotenen Wald zu finden war. Nur wie sah am Ende die Frage aus? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.

Da er sich verantwortlich fühlte, ließ er sie fast nie allein. Die Kinder spielten im Garten und Harry beobachtete Mine entweder aus dem Haus, während der Arbeit in den Beeten oder er setzte sich einfach nur ein wenig zu ihr und sprach mit ihr, auch wenn sie scheinbar nicht zuhörte und auch keine Reaktion auf seine Worte zeigte. „Ich habe vorhin mit McGonagall gesprochen“, sagte er. Er legte eine kleine Pause ein, bevor er fortfuhr: “Ich habe sie gefragt, ob sie mich noch weiter vertreten kann und sie hat zugesagt. Irgendwie habe ich den Eindruck, als versuchte sie, etwas wiedergutzumachen. Ich denke, als eine der wenigen hat sie eingesehen, dass nicht alles, was unser Mentor ersonnen hatte, auch wirklich gut für uns war.“

Jetzt wartete Harry wieder ab, ob sich eine Regung zeigte, doch nichts dergleichen war der Fall. Mine stierte mit nassen Augen auf den Boden und streichelte ihren Schnatz. Einmal hatte Harry versucht, ihr den kleinen Ball wegzunehmen und wurde das Opfer einer völlig unkontrollierten Schreiattacke. Es waren keine zusammenhängenden Worte, nur wildes, lautes Gekreische. Danach ließ er sie gewähren und unternahm keine weiteren Versuche in diese Richtung. „Ich muss in Hogwarts noch einige Dinge erledigen, aber ich möchte euch hier nicht allein lassen. Es ist in letzter Zeit zu viel passiert, als dass ich es verantworten kann, euch hier einfach so zurückzulassen!“, log Harry jetzt eiskalt. „Und außerdem möchte ich, wenn die Kinder mich begleiten, dass auch ihre Mutter bei ihnen ist!“, fügte er hinzu und tastete sanft nach ihrer Hand. Für einen winzigen Augenblick überkam ihn der Eindruck, als könne er ein unscheinbares Nicken wahrnehmen, doch der Moment war so schnell vorüber wie er gekommen war. Sie ließ zu, dass er ihre Hand in die seine nahm. Als er langsam aufstand, erhob auch sie sich ohne Widerstand und trottete ihm mit einem leisen Singsang auf den Lippen hinterher.

Es war ein seltsames Bild, was sich da bot. Harry Potter mit einer scheinbar komplett verwirrten Hermine Weasley im Schlepptau, die ihm offensichtlich willenlos folgte. Er fragte sich allerdings unablässig, was sie in ihrem Zustand, wenn man es denn so beschreiben wollte, wirklich vernahm oder gar empfand.

„Na Leute? Alles zusammengepackt?“, fragte er jetzt laut die Kinder und diese bejahten eifrig seine Frage. „Und auch alles schon in der Hosentasche? Mamas Sachen auch?“, erinnerte er aufmerksam. Als die Kinder auch dies bestätigten, versiegelte er das Haus mit einigen Schutzzaubern und nahm die Kinder und Hermine an die Hand, damit sie via Portschlüssel in die große Halle des Schulgeländes reisen konnten. Hier wurden sie alsbald von Minerva und einigen anderen Professoren begrüßt und in die hergerichteten Zimmer geführt. Die Jungen bekamen jeder ein eigenes, während Harry und Hermine zwei direkt nebeneinander liegende bezogen. McGonagall zeigte sich sehr bestürzt über ihren Zustand und fragte Harry, ob Poppy sie sich einmal ansehen dürfte. Nach anfänglichem Zögern stimmte Harry dem schließlich zu. Immerhin hatte er jener begnadeten Hexe, die den Krankenflügel von Hogwarts leitete, auch mehr als einmal seine Gesundheit zu verdanken. „Magst du dich ein wenig hinlegen, Mine?“, fragte er sie und wollte sie schon in das bereitgestellte Zimmer führen, doch sie wollte nicht und ging wie immer wortlos an den anderen vorbei. Ihr Weg schien sie auf direktem Weg in den Schulgarten zu führen. Harry ließ sie gehen und bedeutete auch den anderen, Hermine nicht aufzuhalten oder zu behelligen. Er war schon mehr als froh, dass sie sich hierher so unkompliziert hatte “entführen“ lassen, weshalb er jetzt nicht noch anderes von ihr verlangen wollte – jedenfalls nicht im Augenblick.

In den darauf folgenden Tagen spielte sich zum Teil immer wieder das gleiche Ritual ab. Hermine kam zum Frühstück, wenn alle Schüler bereits fertig waren und in ihren Klassen verschwanden, so dass sie fast allein war. Immer weniger der jeweils Anwesenden nahmen Notiz von ihr. Sie behandelten sie so, wie sie behandelt werden wollte: Wie Luft. Harry hatte es am ersten Tag nach seiner Rückkehr anlässlich des Abendessens gesagt, dass die Zaubereiministerin auf unbestimmte Zeit als Gast im Hause weilen würde und es am besten wäre, wenn man sie nicht weiter beachtete. Einige der Slytherins glucksten bei seinen Worten, doch Professor Snape brachte jeden, der sich an ihr versuchte, mit harten Punktabzügen zur Räson. Und auch, wenn sich die beiden Männer von ganzem Herzen verabscheuten, konnte Harry eine gewisse Bewunderung nicht ganz unterdrücken. Genau wie damals, als er erkannte, auf welcher Seite der Zaubertränkemeister wirklich stand, doch zeigen konnte er es nicht. Im Grunde seines Herzens wusste Snape, dass es Harry genauso ging, wie ihm selbst. In einer stillen Minute nahm Snape ihn beiseite und sagte, dass er ihn zu verstehen glaubte, weshalb Harry jetzt nach all den Jahren gegenüber dem Orden so ausgerastet sei. Er machte ihm aber auch gleichzeitig klar, dass jene nicht anders handeln konnten, so wie auch er selbst und Potter nicht anderes handeln konnten. Harry wusste ganz genau, worauf er damit abzielte. Seine Schuldgefühle wegen Sirius im Ministerium! Die alte Wunde würde niemals heilen, aber jetzt konnte Harry zumindest erkennen, dass weder der eine noch der andere eine andere Wahl hatte. Nicht er, nicht Sirius, nicht Snape, nicht Dumbledore. Keiner!

Madame Pomfrey ging ein paar Mal zu Hermine an den See und besah sie sich einfach nur. Sie wagte es nicht, sie untersuchen zu wollen und so verließ sie sich auf ihr Gespür. Jedoch konnte sie Harry nichts sagen, was der nicht schon selbst vermutete. Hermine ließ niemanden an sich heran. Die Kinder gingen ebenfalls öfter zu ihrer Mutter, um einfach nur bei ihr zu sein und ihr das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Harry hoffte, dass sie durch diese immer wiederkehrende Nähe derjenigen, die sie von ganzem Herzen liebten, einen Weg zurückfinden würde.

Diese Hoffnung wurde nicht erfüllt, denn sie blieb apathisch

John Xisor
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33. Im Wald


Harry wusste, dass er seine Rückkehr zu Jonathan nicht mehr allzu lange hinauszögern konnte. Doch er hatte Furcht davor, ihm in die Augen zu sehen nachdem, was er getan hatte und doch war ihm klar, dass es keinen Sinn hatte wegzulaufen. Er würde dem nicht entkommen können. Irgendwann musste er sich stellen, jedoch war er noch nicht dazu bereit. Im Augenblick konnte er es einfach noch nicht. Hermine brauchte ihn vielleicht und dann war er nicht da wenn sie seiner bedurfte. So erledigte er seine täglichen Arbeiten und hing schwermütig der Vergangenheit nach.

Ginny, oh Ginny, du fehlst mir so sehr – ich kann gar nicht sagen, wie sehr. Ich ertränke mich in Arbeit, nur, um nicht immerzu an dich denken zu müssen. Jeden Tag und jede Nacht wünsche ich mir, dass du bei mir bist und mich überkommt das Verlangen, einfach Schluss zu machen und zu dir zu kommen, um wieder deinen süßen Atem und deine liebevollen Berührungen zu spüren, die ich so sehr vermisse. Warum muss ich stark sein? Warum kann mich nicht auch einfach der süße Schleier des Vergessens übermannen, wie er es mit Hermine getan hat? Vielleicht ist sie jetzt glücklicher in ihrer Welt – jener Irrerealität, die sie für die Wirklichkeit hält und in der Ron immer noch bei ihr ist. Ich sehe sie dahinschweben wie einen Engel und beneide sie. Was soll ich nur tun? Sag mir was? Wird die große Leere jemals für mich enden?

Während er seinen Gedanken nachhing, verschwanden die drei Kinder zum See – dorthin, wo sich Hermine immer zurückzuziehen pflegte. Sie hatten gemeinsam einen verwegenen Plan geschmiedet. Sie wollten in den Wald gehen und nach Jonathan suchen, um ihm ihre Erfolge zu präsentieren und dabei kamen sie auf einen verwegenen Plan.

„Was meinst du, Jim… Ob sie uns bemerkt?“, sagte er und stieß ihn an, während er ihm bedeutete, nicht so schnell aufzuschließen. Doch James-Sirius schüttelte den Kopf. „Ich glaub’ nicht!“, sagte dieser und sie liefen weiter auf sie zu. Hermine hatte sich wie jeden Morgen mit dem Schnatz in den Händen an das Ufer des Schwarzen Sees begeben, um hier den Tag zu verbringen. Sie sprach nicht und sah auch niemanden an, der das Wort an sie richtete. Sie blickte einfach nur über das Wasser zum weit entfernten Ufer hinüber. Als die Kinder sie erreichten, stellten sich die drei hinter sie und beobachteten über ihre Schulter hinweg, wie sie den kleinen goldenen Ball mit den elfenhaften Flügeln streichelte.

„Mama, können wie mit dir reden?“, versuchte es Connor, doch nicht passierte. „Mama, wir wollen in den Wald gehen! Kannst du nicht mitkommen, dann sind wir nicht so allein…“, fügte William hinzu und Jim wartete noch einen Augenblick, bis er sich einfach neben sie setzte und sich an ihre Schulter lehnte. Als Hermine die Wärme des Kindes spürte, begann sie zu schluchzen und die Tränen rollen nun wieder massiver aus den Augen. William nahm ihre Hand in die seine und zog sie sanft nach oben. Hermine folgte der Bewegung und stand tatsächlich auf. Connor nahm nun ihre andere Hand und die drei führten sie zusammen mit James-Sirius, der vorausging, in den verbotenen Wald.

Es dauerte nicht lange, da wurden die vier von Zentauren flankiert, die sie still und schweigend begleiteten, bis sie selbst nicht weitergingen. Den Kindern aber bedeuteten sie, dass diese ohne Gefahr weitergehen konnten. Hier begann das Reich des Magiers, dessen Nähe sie suchten und alsbald fanden. Er lehnte an einem Baum und es sah so aus, als ob er schliefe, doch es sah nur so aus. Jonathan öffnete die Augen und blinzelte im Licht der morgendlichen Sonnenstrahlen, die durch das Dach der Blätter mit sanfter Wärme streichelten. Er lächelte und forderte die Kinder auf, sich zu setzen, was diese auch taten. Mine ließ sich von den Kindern einfach mit herunterziehen.

„Kannst du uns nicht helfen?“, fragte Connor geradeheraus. „Wir möchten unsere Mutter wieder zurück. Sie fehlt uns so sehr!“, weinte der kleine Junge jetzt fast, als Jonathan sie ansah und die Hand vor ihrem Gesicht ein paar Mal hin und her bewegte, doch nichts geschah.

„Ich weiß! Ich weiß, dass sie euch fehlt, aber ich denke, ich kann nicht.“, antwortete er leise und merkte, dass die Jungen darüber enttäuscht waren. „Ich darf nicht…“, fügte er hinzu. „Was ist, wenn ich versage? Dann kommt eure Mutter nie mehr zurück. Das darf ich nicht riskieren. Sie wird nicht mit mir gehen und für immer verschwinden, sollte ich versagen. Wollt ihr wirklich, dass ich es immer noch versuche?“, fragte er leise und ernst. „Wo ist sie denn?“, wollte nun Connor wissen und hoffte auf eine Erklärung des Magiers.

„Sie ist auf einer anderen Bewusstseinsebene. Sie hat sich in der Magie verloren und nur jemand, dem sie blind vertraut, wird vielleicht in der Lage sein, sie zurückzuholen. Ich glaube nicht, dass ich das kann. Es ist eine Art Wachtraum. Der hat aber mit dem Zauber nichts zu tun. Versteht ihr?“, fragte er und obwohl sie nickten, war er sich sicher, dass keine Ahnung hatten, wovon er sprach. „Papa muss es tun, nicht wahr?!“, sagte James-Sirius feststellend und Jonathan stimmte ihm zu. „Ja, ich denke, er ist der einzige, der es kann, wenn er gelernt hat, wie. Sie waren in der Vergangenheit oft eins.“, antwortete der Magier und dachte weiter, dass seine Frau es auch gekonnt hätte, wenn sie denn noch am Leben gewesen wäre. Aber sie hatten alle noch lange nicht genug Zeit miteinander verbracht, um es wirklich hätten anwenden zu können. Ginny und Ron waren auf dem besten Wege sich weiterzuentwickeln, doch dann kamen die so jähen Enden. Mine war eine seiner besten Schülerinnen, die der Magier jemals hatte, doch auch Hermine konnte den Gefühlen nicht trotzen und erlag ihnen schließlich, statt diese zu nutzen. Doch es gab noch Hoffnung! Seine Hoffnung lag nun auf Harry, was Hermine betraf und für die Zukunft auf den Kindern, denn das waren sie. Die Kinder waren die Zukunft der Magie. „Und nun wollen wir doch mal sehen, wie weit ihr gekommen seid, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben!“, sagte er und hielt ihnen seine Hände, die diese auch ergriffen. „Wir schließen jetzt unsere Augen und befreien den Geist. Lasst einfach los. Denkt an nichts und fühlt die Magie.“, sagte Jonathan leise.

Die Jungen reichten einander die Hände und verfielen schnell in den Zustand, den sie als den Wachtraumzauber beschrieben und erst nach mehreren Stunden kamen sie von der Reise zurück. „Es war phantastisch!“, meinte Will. „Ja? Na dann, wenn es so war, dann zeig uns doch mal, wie gut du klettern kannst“, sagte der Magier lächelnd, der sich nun neben Mine setzte und ihre Hand in die seine nahm. Hermine wehrte sich nicht. Stattdessen versiegten die Tränen und sie begann sich ein wenig zu entspannen. Es machte den Eindruck, als könne sie einen Teil von ihm fühlen und diesem Teil ergab sie sich. Vielleicht sprach er zu ihr in leisen, nur für sie verständlichen Worten, die jenes durchdrangen, was für alle anderen undurchdringlich war.

Will nahm eine starre Haltung ein und plötzlich machte er ein zwei Sätze über die Äste nach oben, drehte sich und sprang in einen andern Baum. Die beiden anderen Jungen folgten schnell ihrem Freund. Es war eine Art magisches Training von Schnelligkeit, gepaart mit gefühlsbetontem handeln. „Seid vorsichtig“, mahnte Jonathan sie, “ihr dürft euch nicht in ihr verlieren. Sie kann eine tückische Braut sein. Sie will euch, sie lockt euch – mit immer neuen Versprechen, aber ihr dürft ihr nicht zu viel geben, sonst erliegt ihr, wie…“ Doch William unterbrach ihn und beendete den Satz mit den Worten: “Wie unsere Mutter!“ Jonathan nickte.

„Muss er Mutter so zurückholen, wie du die Eltern von Mr. Longbottom zurückgeholt hast?“, wollte Connor jetzt wissen. „Ja, so ähnlich!“, antwortete der Magier. „War das schwer für dich?“, bohrte er weiter und Jonathan wurde kryptischer. „Ich wusste, was zu tun war. Eines Tages wirst du es auch wissen, wenn du jetzt schön weiterübst!“, sagte er und brachte den Jungen somit zum Schweigen. Er beobachtete jetzt nur noch, wie sich die Kinder in den Wellen des Windes schneller und schneller bewegten. Sie wurden sichtbar unsichtbar.

Schatten.

John Xisor
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34. Merlins vergessene Kinder



Als Jonathan das St. Mungos verlassen hatte, überschlugen sich die Heiler und alle, die glaubten, etwas damit zutun haben zu müssen. Jeder wollte einen Blick auf die beiden werfen. Keiner konnte es glauben, wenn er es nicht mit den eigenen Augen gesehen hatte. Alice und Frank Longbottom saßen aufrecht in ihren Betten und schwatzten wie die Kinder. Zum letzten Male hatten sie sich vor rund 30 Jahren bei Verstand gesehen. Jonathan hatte sie vielleicht zurückgeholt, was er allerdings nicht zurückbringen konnte, waren die verlorenen Jahre, die Freunde, die Familie. Sie ließen unzählige Untersuchungen über sich ergehen, bis Neville zusammen mit Luna eine Entlassung aus dem Krankenhaus erwirkte, denn schließlich ging es beiden gut. So gut, wie es ihnen ging, bevor Bellatrix und ihre Schergen ihrem Glück ein jähes Ende bereiteten und sie in den Wahn folterten.

Neville konnte sein Glück kaum fassen und auch jetzt, nach ein paar Tagen, war er immer noch aus dem Häuschen. Luna hatte alle Hände voll zu tun, ihn am Überschnappen zu hindern. So sehr hatte ihn die Freude um die wundersame Rückkehr seiner Eltern übermannt. Luna bekam vom Ministerium Urlaub wegen der außerordentlichen, familiären Situation und Neville unterbrach seine Forschungen bis auf weiteres. Alles andere konnte jetzt warten.

Der Tagesprophet und der Klitterer waren voll mit Artikeln über die Longbottoms. Jeder kannte sie auf einmal und jeder war auch mit ihnen irgendwann einmal befreundet oder zumindest gut bekannt. Die Zeitungen trieben immer unwahrscheinlichere Theorien und Vermutungen auf, was damals wie heute passiert sein konnte, doch nur Neville selbst kannte die Wahrheit – ein unbekannter Zauberer trat neben das Bett seiner Eltern, nahm deren Hände und weckte sie auf. Der immerwährende Schleier verflog, als ob er nie da gewesen wäre. Und für ein paar Augenblicke war Neville wieder der kleine, unsichere Junge, der voller Angst den Zaubertränke-Unterricht betrat, doch nur für ein paar Augenblicke.

Nachdem er die beiden zu sich und Luna nach Hause geholt hatte, machten sie sich daran, ihnen beizubringen, was in den letzten Jahren alles passiert sei. Sie hatten es ruhig angehen wollen, den beiden Erwachten die Vergangenheit und Gegenwart zu erklären: Dass Harry Potter Voldemort besiegt hatte. Dass man kurzzeitig annahm, Neville selbst könnte der Auserwählte sein und nicht Harry, da ja auch er geboren wurde, als der siebte Monat starb. Doch das zerschlug sich schnell, da der dunkle Lord sich seinen Gegner selbst zeichnete und Harry eine Narbe trug und nicht er. Später kamen dann auch noch andere Mitglieder des Ordens vorbei. Sie fielen sich mit Mad-Eye, Molly und Arthur in die Arme, für die Franks und Alice’ Rückkehr aus dem Reich des lebenden Todes eine willkommene Abwechslung in ihrer eigenen Agonie darstellten, da sie im Laufe der letzten Wochen zwei ihrer Kinder auf so grausame Weise verloren hatten und Hermine ebenfalls auf der Schwelle zum Wahnsinn schwebte.

Frank und Alice konnten kaum glauben, wer alles nicht mehr unter ihnen weilte. Siruis und Remus, die Prewetts, James und Lily, Benjy Fenwick, Bones und schließlich Dumbledore. „Alle tot?“, fragten sie leise und kopfschüttelnd, woraufhin Neville matt bejahte. „Es tut mir Leid, aber es ist leider so.“, antwortete ihr Sohn mit trauriger Stimme. Und dann kam die Frage, vor der er sich am meisten fürchtete. „Und was ist mit ihr? Mit Bellatrix? Ist sie auch tot?“, fragten sie nun fast gemeinsam. Neville schüttelte langsam seinen Kopf, bevor er zugeben musste: „Sie haben sie in Askaban eingesperrt, aber leider ist sie ein paar Mal zwischendurch entkommen. Jetzt auch wieder. Sie ist momentan auf freiem Fuß und verbreitet wieder Unruhe.“ Luna fiel ihm ins Wort und erklärte: „Wir nehmen zumindest an, dass sie dahinter steckt. Sie und ein paar andere, neue Todesser. Und sie morden wieder.“

„Neville, Luna, hört mir zu! Es mag euch phantastisch vorkommen…“, begann sie, doch er winkte ab und meinte, seitdem er mit Luna zusammen war, wäre ihm wenig wirklich seltsam vorgekommen.

„Wir müssen nach Hogwarts gehen. Wir alle vier!“, sagte seine Mutter und Neville zeigte sich nun doch etwas erstaunt. „Nach Hogwarts?“, fragte er nach. „Ja, nach Hogwarts in den verbotenen Wald. Wir werden dort erwartet.“, meinte sie voller Zuversicht, doch im ersten Moment verstand er nicht. „Erwartet?“, fragt er ungläubig nach. „Ja, er wartet auf uns!“, sprach Alice lächelnd weiter. „Mutter, was weißt du von ihm? Du meinst doch den, der euch zurückgeholt hat oder?“, fragte ihr Sohn nun bestimmter und seine Eltern stimmten zu. „Er ist ein Sternenmagier und er ist gekommen, um zu teilen, mein Junge.“, sagte sie. „Ein Sternenmagier?“, wiederholte er verdutzt und sah hilfesuchend zu Luna hinüber, die daraufhin nur nickte. „Hermine und Harry haben ihn in vor einigen Monaten in Padua beschworen!“, sagte Luna. Sie steckte sich wieder einen von ihren roten Lollys in den Mund, um danach fortzufahren: „Er ist nicht für uns gekommen!“ Alice war mit dieser Aussage gar nicht einverstanden. Sie versuchte weiterhin, die anderen vom Gegenteil zu überzeugen, doch ohne Erfolg. Luna blieb stur und Neville folgte in diesem Punkt seiner Frau. Zum einen, weil sie in solchen Dingen das weitaus bessere Gespür hatte und zum anderen, weil er sich nicht einmischen wollte. Natürlich tat es ihm leid, dass er seinen Eltern diesen Wunsch nicht erfüllen konnte und er fragte sich schon, wann sie wieder so beisammen sein würden, es einfach allein zu tun – ohne ihre besserwisserischen Kinder zu fragen. Neville kam zu dem Schluss dass es bald sein würde. Später am Tag kam wieder MadEye vorbei, um sie zu einem Ordenstreffen mitzunehmen. Er besprach es kurz mit Luna, die dem widerwillig zustimmte. Danach gingen die drei.

„Was ist?“, wollte Neville nun wissen.

„Sie werden mit ihren Erfahrungen nicht lange hinter dem Berg halten und bald werden noch mehr als nur die beiden in den Wald aufbrechen, um nach dem Magier zu suchen, der sie zurückgebracht hat. Ich hab’ kein gutes Gefühl bei dem Gedanken daran, dass sich eine Horde selbsternannter Hüter der Ordnung auf die Suche nach ihm macht.“, antwortete Luna.

„Luna, wie kannst du so etwas sagen?“, warf er ihr kleinlaut vor.

„Ich mag vielleicht nicht dabei gewesen sein, Neville, aber Harry hat recht – ihr Bild ist verschoben! Es ist schon lange vorbei mit den wahren Zielen. Wir haben es nur nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Wir haben Harry schon einmal vertraut, damals in Hogwarts, weißt du noch? Wir dürfen nicht zulassen, dass sich etwas dazwischen schiebt. Sie sind unsere Freunde! Freundschaft sollte kein Misstrauen kennen. Ich werde nicht dahingehen und das solltest du auch nicht. Wenn sie uns brauchen werden wir da sein. Wie früher. Aber nicht vorher.“, erwiderte seine Frau.

„Jetzt ist mit völlig klar, warum sie dich zur Leiterin der Mysterienabteilung gemacht hat!“, sagte er und strich Luna eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Manchmal war sie eben selbst eines der Mysterien.

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