A Bittersweet Symphony-Harry Potter und der Orden der Macht

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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John Xisor
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A Bittersweet Symphony-Harry Potter und der Orden der Macht

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By John Xisor

Beta: Muggelchen *verneig*


Genre: Mystery / Romance

Hauptcharakter: Harry, Ron, Hermine, Ginny und die anderen Weasleys

Pairings: Ist das wirklich wichtig?

Inhaltsangabe:

Die Zukunft liegt in der Vergangenheit, die Saat ist gesät.

Schüler werden zu Lehrern...Freunde zu Feinden...Gegner zu
Partnern...Jäger zu Gejagten...Träume erfüllen sich.
Die Tage werden zu Wochen und die Wochen zu Monaten. Die Zeit kriecht dahin. Die Helden von einst stehen am Anfang einer neuen Zeit.

Die etwas andere Harry Potter FF. Zwölf Jahre sind vergangen seit Harry und seine Freunde den dunklen Lord besiegten. Jeder der Protagonisten hat sein persönliches Idealziel erreicht. Ron ist ein gefeierter Quidditch-Star ganz so wie er es im Spiegel Nerhegeb gesehen hatte, Harry Schulleiter in Hogwarts und mit seiner Ginny verheiratet. Und Hermine? Hermine steht an der Spitze der Zaubererwelt. Doch ist nun wirklich alles gut? Welchen Preis hatte Harry für seinen Sieg und sein Überleben zahlen müssen?

Was wie einer der typischen Weasley-Scherze beginnt, entpuppt sich bald als Reise ans Ende des Verstandes.
„Du hast deine UTZ-Prüfungen alle mit Ohnegleichen abgeschlossen, oder?“, fragte Ginny leicht spitz, doch Hermine konterte sofort: “Du doch auch, sonst hätten sie dich im St. Mungos nie genommen. Den Numerus clausus gibt es nämlich nicht nur in der Muggelwelt.“
Anmerkungen: ein wenig dunkel, geheimnisvoll und bittersüß.

Disclaimer: Ich verdiene mit der FF kein Geld. Gehört alles fast JKR. Danke das wir in Ihrem Universum schreiben dürfen.


01. Das Schlammblut auf dem Thron
02. Erste Nachforschungen
03. Hermine im Arbeitswahn
04. Informationswiederbeschaffung
05. Das Bildnis des Albus D.
06. Zurück zu den Wurzeln
07. Padua
08. Die Entschlüsselung der Unendlichkeit
09. Wands since 382 B.C.
10. Hingabe
11. Feuerblitz und andere Entdeckungen
12. Entscheidungen
13. A kind of magic
14. Aus einem fernen Land
15. Hermines stilles Erwachen
16. Die Macht der Gefühle
17. Aufruhr im Fuchsbau
18. Es werde Licht!
19. Der Löwe im Winter
20. Frame of mind
21. Zaubererhimmel
22. In weiter Ferne so nah
23. Halbfinale
24. Das blaue Licht
25. Es ist soviel Liebe in diesem Haus
26. Harrys Wachtraumzauber
27. Was vom Tage übrig blieb
28. Alice im Wunderland
29. Eine Frage der Ehre
30. Gamma Orionis
31. Chaos
32. Rückzug
33. Im Wald
34. Merlins vergessene Kinder
35. Quo vadis?
36. Das Herz des Löwen
37. Requiem for a Dream
38. Sangreal - Ende
Zuletzt geändert von John Xisor am 27.09.2009 20:47, insgesamt 7-mal geändert.

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

01. Das Schlammblut auf dem Thron



Zwölf Jahre sind vergangen, seit sich Harry und seine Freunde ihrem Schicksal stellten und den Dunklen Lord besiegten. Nachdem alles getan war, verschwand Harry zusammen mit Ginny für ein paar Jahre aus der magischen Welt. Er hatte getan, was zu tun war, doch nun brauchte er einigen Abstand. Aus diesem und anderen Gründen kehrten beide erst nach einem fünfjährigen selbstgewählten Exil in der Muggelwelt wieder zurück. Als Minerva McGonagall von seiner Rückkehr erfuhr, bot sie ihm einen Posten als Lehrer in Hogwarts für das Fach Muggelkunde an. Harry, der sich in Hogwarts immer mehr Zuhause fühlte als am Ligusterweg, nahm das für ihn doch etwas überraschende Angebot von Herzen gerne an. Auf Drängen ihrer Brüder lebten Harry und Ginny für die Zeit, wenn Ferien waren und er keinen Unterricht in Hogwarts zu geben hatte, bei den Zwilingen.

Die kleine Wohnung über dem Laden der Zwillinge Fred und George, die das junge Paar vor und kurz nach der Hochzeit bewohnte, war schon lang zu klein geworden. Ginny hatte vor drei Jahren einem gesunden Jungen, der den Namen James Harry Sirius Potter bekam, das Leben geschenkt. Harry und Ginny hatten sich darüber verständigt, ihr Haus in der Nähe des Fuchsbaus zu errichten und ähnlich einzurichten. Anfangs hatte seine junge Frau ein wenig gegen dieses recht ungewöhnliche Vorhaben protestiert, doch Harry erklärte ihr, dass er die glücklichsten Zeiten im Kreise ihrer Familie verbrachte und die familiäre Nähe weiterbewahren wollte. Ginny fand sich damit ab und zauberte sich ein paar Räume nach ihren Vorstellungen zu Recht. Magische Veränderungen waren bei Meinungsverschiedenheiten unter Zauberern was die Einrichtung anging, ein wahrer ein Segen.

„Was hast du? Stimmt etwas nicht?“, fragte Ginny und schmiegte sich dichter an Harry.
Er strich ihr sanft über das lange, rötliche Haar und entgegnete: „Nichts, es ist nichts. Ich hatte eben nur so ein komisches Gefühl. Ist sicher nicht weiter wichtig.“ Harry schob den Gedanken beiseite und widmete sich ganz Ginny, als eine Eule durch das offene Zimmerfenster geflattert kam und sich provokativ auf das Bettende setzte.

„Wer hat dir denn so ein schlechtes Benehmen beigebracht?“, flüsterte Ginny kopfschüttelt, die sich schneller als Harry erhob und das Pergament vom Bein der Eule löste. „Schau mal, es sind zwei Rollen. Eine ist für dich!“, sagte sie und gab das Schriftstück an Harry weiter, der es sogleich entrollte und las.

„Sehr geehrte Mrs. Potter, du hast mir deines gegeben.“ Er lächelte, doch das Lächeln wurde zu einem verwunderten Ausdruck, je weiter er las:

„…die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
Mit freundlichen Grüßen.“


„Hier steht das Gleiche, nur das du angesprochen wirst. Ich verstehe nicht… Warum soll ich zu dir in dein Büro kommen? Außerdem… was sollst du damit, du kannst doch gar nicht mehr seit…“, Ginny verstummte. „Soll ich Hermine einen Patronus schicken?“, fragte sie, hatte aber ihren Zauberstab schon in der Hand und das silbrige Licht brach bereits hervor.

--------

Weasley ist unser King,
der hält ja jedes Ding!

Das Stadion kochte, als England die letzten notwendigen Punkte zum Sieg und zum Einzug ins Finale holte. Dreimal war Ron mit seiner Mannschaft schon Weltmeister geworden und nun hatten sie es auf dem Besen, den Titel ein viertes Mal nach Hause zu bringen. Ein Spiel war noch erforderlich und es war geschafft. Als der Schiedsrichter das Spiel abpfiff, schoss Ron in die Menge und nahm sein wohlverdientes Bad in ihr. Nie hatte er gedacht, dass er diese Aufmerksamkeit einmal genießen könnte. Er lächelte bei dem Gedanken daran, wie er damals bei seinem zweiten oder dritten Spiel in der Schulmannschaft von Gryffindor glaubte, er habe nur so gut gespielt, weil Harry ihm einen Schluck Felix Felicis gegeben hatte, aber jetzt sonnte sich im Erfolg seiner Mannschaft.

Weasley ist unser King,
der hält ja jedes Ding!

„Wir nehmen nachher noch einen auf den Sieg!“, donnerte Tex an ihm vorbei und Ron bekam ein schlechtes Gewissen. Er hatte Hermine doch versprochen, gleich nach dem Spiel nach Hause zu kommen. „Aber nur einen!“, rief er zurück. „Nun komm schon… Das müssen wir doch feiern! Deine Frau wird doch dafür wohl noch Verständnis haben, dass man einen solchen Sieg gebührend feiern muss. Ganz besonders jetzt, nachdem sie ihr den Job von Scrimgeour aufgedrängt haben. Wenn du kommst, sitzt die noch im Büro!“

Ron wusste, dass Tex Recht hatte. Trotz des ganzen Trainings, der Übungen und Spiele, war er meist vor ihr Zuhause und wartete manchmal bis spät in die Nacht auf sie. Er tat es gern! Er mochte es, wenn sich ihre anmutige Gestalt nach einem langen Arbeitstag durch die Haustür schob. Er apparierte meist direkt in das Haus und musste sich immer etwas von ihr anhören, wenn Hermine tatsächlich einmal vor Mitternacht Zuhause war.

Er entschied, noch auf ein Butterbier mit seinen Kameraden zu gehen. Ehe er sich versah, waren daraus bereits drei geworden. Als er sich verabschieden wollte, kam Pigwidgeon kam Pigwidgeon angeflattert und schwirrte aufgeregt hin und her. An seinem Beinchen war ein kleines Röllchen befestigt. Ron löste es, entrollte es und las:

„Sehr geehrter Mr. Weasley,

die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
Mit freundlichen Grüßen.“


Erster September? Das konnte sich nur um einen schlechten Scherz handeln, dachte Ron bei sich. Am ersten September war das Finale und das konnte er nicht absagen. Er knüllte das Pergament zusammen, verabschiedete sich von seiner Mannschaft und apparierte nach Hause.

„Wir sehen uns beim Training, Ron!“, rief Tex ihm noch nach, doch er winkte nur missmutig zurück. Hermine war natürlich noch nicht Zuhause und so überlegte Ron seinen nächsten Schritt. Er griff in die Hosentasche und holte das Pergament hervor. Er las es noch einmal, schüttelte wieder den Kopf und ließ sich übelgelaunt in den Sessel vor dem Kamin sinken. Nein.

-------

Natürlich hatte nie ein vernünftiger Zauberer angenommen, dass so etwas je möglich gewesen wäre, doch die Frau des für England spielenden Qudditch Hüters Ron Weasley hatte schon immer ihren eigenen Kopf und ließ sich nur soweit in die interne Politik einspannen, wie es ihr gerade selbst am Nützlichsten war. Der Zaubereiminister Rufus Scrimgeour war auf sie aufmerksam geworden und hatte sie für seine Zwecke einspannen wollen. Im Gegensatz zu Harry, der dies kategorisch und barsch ablehnte, hatte sie ihn in kurzer Zeit nicht nur um den Finger gewickelt, sondern schrieb auch zum Teil seine Reden. Das Ansehen des Ministers stieg dadurch zwar in der Zaubererschaft, doch sie verstand es, durchsickern zu lassen, dass es ihre Worte und nicht die seinen waren. Und dann, an jenem für Scrimgeour unseligen Tag, hatte er sie einspannen wollen, vor der Gemeinschaft eine Rede in seinem Namen zu halten.

Sie hielt die Rede, doch die Reaktion der Zauberergemeinschaft war nicht ganz das, was der Minister erwartet hatte. Sie beschlossen, ihn bei der nächsten Wahl nicht erneut zu wählen. Jemand schlug Mrs. Weasley vor, die noch ein paar Mal zu Wort kam und mit ihrer flammenden Ansprache von Recht und Gerechtigkeit alle auf ihre Seite zog. Scrimgeour verlor und die Zauberergemeinschaft erwählte sich Mrs. Weasley als neue Zaubereiministerin.

Im ersten halben Jahr schickte sie sowohl Scrimgeour und Fudge, als auch mehr als zweihundert weitere Ministeriumsangestellte zum Teil in den vorzeitigen Ruhestand. Einige entließ sie schlichtweg, während sie gegen etliche andere Verfahren einleiten ließ.

Sozusagen als erste Amtshandlung ließ sie Dolores Umbridge noch in der Wahlnacht verhaften und einsperren. Kurz darauf wurde der Prozess gegen sie vor dem Zauberergamot eröffnet. Es konnte ihr nachgewiesen werden, während ihres Dienstes als Schulleiterin von Hogwarts Veritaserum gegen Schüler eingesetzt zu haben. Neville Longbottom und Luna Lovegood sagten aus, dass Umbridge während ihrer Eigenschaft als Schulleiterin Harry Potter den Cruciatus-Fluch aufhalsen wollte, um ihn zum Reden zu bringen. Lee Gordon gab während der Verhandlung an, dass sich bei einer Strafarbeit, bei der er mit einer magischen Feder die Worte „Ich soll keine Lügen erzählen“ mit seinem eigenen Blut auf Pergament schreiben musste, sich die gleichen Worte schmerzhaft in seinen Handrücken einritzten. Als Potter bestätigte, ebenfalls unter dieser Art von Strafe gelitten zu haben, sah es das Gamot als erwiesen an, dass sich die ehemalige erste Untersekretärin des Zaubereiministers in höchstem Maße strafbar gemacht hatte. Hermine hatte es sich nicht nehmen lassen, diesem Prozess persönlich beizuwohnen und der Anklage immer wieder neue Zeugen zu präsentieren. Das Urteil lautete schließlich auf eine lebenslängliche Freiheitsstrafe in Askaban. Auch wenn sie ihr vielleicht insgeheim ein wenig leid tat, schwor sie sich, Dolores Umbridge dort den Rest ihres Lebens fristen zu lassen. Als man sie abführte, blickte Hermine voller Verachtung auf sie hinab, während Umbridge immer noch erfolglos versuchte, ihre unentschuldbaren Taten zu rechtfertigen.

Es war wieder einmal spät geworden an diesem Abend. Eigentlich wollte sie heute Ron spielen sehen. Sie hatte ihm versprochen, zum Spiel da zu sein, wenn er wieder für England flog, doch es gab noch viele andere Dinge, die keinen Aufschub duldeten und die sie unbedingt noch vorher erledigen musste. Als sie sich endlich von ihrer Arbeit losreißen konnte, wurde sie sich der späten Stunde bewusst. Sie war sich sicher, dass das Spiel längst vorüber war. Sie hatte ihn so gerne wieder einmal fliegen sehen wollen. Sie wusste zudem, dass es ihm immer sehr viel bedeutete, wenn Hermine im Stadion war, selbst wenn wenn er sie nicht direkt “sah“. Ron hatte ihr oft versichert, er könne ihre Anwesenheit spüren. Es tat ihr leid, sein Spiel verpasst zu haben. Ihre brauen Augen füllten sich mit Tränen. Da niemand außer ihr im Zimmer war, gestattete sie sich diesen kleinen Augenblick der Schwäche, bevor sie ein Tuch aus der Tasche nahm und ihre Tränen trocknete. Er würde es verstehen, dachte sie bei sich. Sie liebte ihn so sehr; auch wenn sie es sich nicht gleich eingestehen konnte, vom ersten Tage an. Und Harry? Harry auch. Doch bei Harry war es anders. Harry war eben Harry. Sie konnten sich alles sagen, aber das Gefühl war tiefer. Freundschaft? Auch. Aber es war schon immer noch etwas mehr als das. Hermine verscheuchte die Gedanken, als es klopfte und Madeleine um Einlass bat.

„Hier ist ein Brief aus Hogwarts für sie gekommen, Ma’am!”, teilte Madeleine mit und überreichte ihr die Rolle. „Wenn sie mich nicht mehr brauchen, würde ich ganz gerne Feierabend machen.“, sagte sie und wartete einen Augenblick.

„Ich denke, ich brauche sie heute nicht mehr, Madeleine. Wir sehen uns morgen, vielen Dank!“, nickte Hermine ihr freundlich lächelnd zu und nahm das Pergament entgegen.

Sie drehte die Rolle skeptisch in der Hand. Außer dass dieses Schreiben an sie mit dem Vermerk “persönlich vertraulich” adressiert war und das Schulsiegel trug, konnte Hermine nichts Verdächtiges feststellen. Also brach sie es und las:

„Sehr geehrte Mrs. Weasley,

die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei freut sich Ihnen mitteilen zu können, dass Sie für das achte Schuljahr zugelassen wurden. Bitte finden Sie sich am 1. September im Büro des Schulleiters ein.

Folgende Bücher sind zum Unterricht mitzubringen:

Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

Wir freuen uns auf ein baldiges wiedersehen und verbleiben
Mit freundlichen Grüßen.“



Hermine schnaufte und ließ sich in den Sessel gleiten. Hatte sie nicht wirklich genug am Hals? Nicht dass ihr das Ganze zuviel war, nein. Es war nur manchmal etwas anstrengend. Ganz besonders, wenn es offensichtlich einem Scherzbold gelang, so etwas zu ihr durchzuschmuggeln. Wenn sie herausbekommt, dass ihre Schwäger dahinter steckten, würde sie diese einmal zu einer offiziellen Anhörung vorladen müssen. Es dauerte keine fünf Minuten und Ginnys Patronus teilte ihr mit, dass sowohl sie selbst als auch Harry die gleiche Rolle bekommen hatten. Was sollte Harry damit? Er war doch der Schulleiter von Hogwarts? Sie steckte das Pergament in die Tasche, kramte noch einige Unterlagen auf dem überfüllten Schreibtisch zusammen und apparierte danach von der Halle aus nach Hause, wo Ron bereits auf dem Sessel eingenickt war.

Sie strich ihm sanft über den Kopf und küsste ihn wach.

„Wie war dein Tag Schatz?“, fragte er. Seine Stimme klang dabei ein wenig säuerlich. „Na ja, viele Termine, ein paar Anhörungen, dann Teilnahme an einigen Ausschusssitzungen und zum Abschluss dieses Tages voller Überraschungen noch das hier!“, sagte sie und hielt Ron das Pergament vor die Nase. „Wenn sich deine Brüder da wieder einen Scherz machen, sind sie dieses mal wirklich fällig. Ich mag vielleicht ein Muggelkind sein, aber ich bin nicht blöde und langsam reicht es!“

Jetzt fand das Ganze doch noch Rons Aufmerksamkeit. „Tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass du es nicht allein bekommen hast? Hier…“, er gab ihr seins. Es war identisch mit ihrem. Ron erklärte: “Ginny und Harry haben es auch bekommen. Vor allem Harry. Erstens ist er der Schulleiter und zweitens… was soll er noch damit?“

Hermine zog die Augenbraue hoch. „Fein! Dann teil mal deiner Schwester mit, sie möge sich ihren Mann greifen und zu uns kommen. Jetzt gleich, wir müssen reden! Ich mach uns schnell was zu essen.“, sagte sie und wollte schon in die Küche verschwinden, doch er hielt ihren Arm fest. „Brauchst du nicht… ist schon fertig. Und wenn wir die Sauce strecken, reicht es auch für vier.“, lächelte er und zog sie zu sich heran. „Du bist wundervoll! Ich liebe Dich!“, hauchte Hermine. „Ich weiß…“, entgegnete er und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.

John Xisor
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02. Erste Nachforschungen


Ein paar Minuten später apparierten Ginny und Harry vor das Londoner Haus. Es war nicht angeraten, direkt ins Wohnzimmer zu kommen, so wie die Zwillinge dies immer gern taten. Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung begab man sich ins Esszimmer. „Habt ihr keine Hauselfen?“, fragte Ginny. Ron rollte schon mit den Augen. „Ginny Schatz, wir haben wenig Zeit miteinander. Was von ihr bleibt, möchten wir ungestört verbringen. Wir brauchen keine Hauselfen!“, rettete Ron die Situation, bevor Hermine wieder loslegen konnte. „Den Nachtisch musst du noch versuchen, Harry!“, sagte Ron, der sich bereits den Bauch hielt. „Das Rezept hat mein Vater mitgebracht, als er neulich in Sachen Missbrauch von Muggelartefakten unterwegs war. Es ist ihm einfach so in die Hände gefallen“, erklärte er rasch während Hermine bereits den Kopf schüttelte. „Was ist das? Ahhaa, Mousse au Chocolat… klingt wie Schleim, ist aber sehr lecker.“, bemerkte Ginny und langte ein weiteres Mal zu. Alle Anwesenden lachten und fühlten sich an ihre gemeinsame Zeit in Hogwarts erinnert. Hermine und Ginny besorgten, nachdem alle gesättigt waren, kurzerhand den “Abwasch“ mit dem Ratzeputz Zauber.

„Fein, dann können wir uns jetzt den angenehmen Dingen zuwenden.“, sagte Ron mit einem deutlich ironischen Unterton und legte sein Pergament von Hogwarts auf den Tisch. „Was haltet ihr davon?“

„Sieh mich nicht so an, Ron. Ich bin genauso irritiert wie du oder glaubst du, ich unterrichte jetzt Muggelkunde, weil es mir einen solchen Spaß macht?“, sagte er leicht gereizt.

„Immer mit der Ruhe, ihr Beiden, nicht so hitzig!“, sagte Hermine, während sie im Zimmer auf und ab ging. Sie begann laut zu denken: „Hat es sonst noch jemand bekommen? Oder nur wir vier? Neville oder Luna möglicherweise als ehemalige Mitglieder der DA?“ „Keine Ahnung,“ erwiderte Ginny. „Im Augenblick sind Ferien und bis zum Schulbeginn ist noch ein bisschen Zeit, was uns den nötigen Spielraum verschaffen sollte, ein paar notwendige Nachforschungen anzustellen.“, schlug Hermine vor.

„Wo willst du denn da anfangen?“, stöhnte Ron, während Harry lächelte.

Das war unverkennbar Hermine. Stell eine unmögliche Aufgabe und sie wird dir in kürzester Zeit zehn verschiedene, durchaus logische Lösungen anbieten.

„Ich denke, dass wir die einzigen sind, die diese Post bekommen haben.“, warf Harry ein. „Ja, ich auch. Aber wir sollten es genau wissen. Am besten wäre es vielleicht, wenn Ginny Neville beim nächsten Besuch seiner Eltern, im St. Mungos abfängt und das mit einigen unverfänglichen Fragen klärt. Du bist doch da noch Heilerin, richtig?“, fragte Hermine und Ginny zustimmend.

„Gut, dann weiter… Was haben wir noch?“ Hermine wandte sich Ron zu: „Ihr hattet heute ein Spiel und habt gewonnen. Das heißt, du hast ein paar Tage frei. Wann hast du die Zwillinge zum letzten Mal besucht?“ „Äh, ist schon ein paar Tage her, würde ich meinen“, antwortete er. „Fein, was hältst du mal wieder von einem Besuch? Harry kommt bestimmt gern mit oder?“, fragte sie süßlich. Harry ahnte, dass da noch etwas hinterher kam, doch er nickte zustimmend. Hermine schlug bestimmend vor: „Gut! Und auf dem Weg dorthin schaut doch bitte bei Flourish & Blotts vorbei und fragt nach dem Buch, welches wir mitbringen sollen. Später am Tag können wir uns bei Fortescue treffen und ein Eis essen. Nehmt die Kinder mit! Das sieht unverfänglicher aus und die haben ihren Spaß."

"Und was machst du?", wollte Ron wissen. Er sah, wie Hermine auf ihn zukam. "Ich?", antwortete sie und bahnte sich mit dem Finger einen Weg über ihr Gesicht, bevor sie herausfordernd am Finger luschte. „Ich werde das Puzzle zusammensetzen.“, sagte sie keck. „Nein, im Ernst: Ich werde mir jemanden aus der Mysterienabteilung kommen lassen.“ Hermine hatte sich erneut von Ron abgewandt und tigerte wieder umher.
„Kann es nicht auch eine Falle sein?“, mutmaßte Ginny. Gleich darauf erklärte sie: „Wäre doch möglich oder? Mir ist zwar nichts von Todesser Aktivitäten bekannt. In letzter Zeit hatten wir auch wenig Fluchschäden durch Angriffe im Krankenhaus, aber man weiß ja nie.“
Teilweise zweifelnd entgegnete Hermine: „Natürlich müssen wir auch das in Betracht ziehen, doch dagegen würde schon einmal sprechen, dass unsere Innere Sicherheit nichts Ungewöhnliches an der Rolle hatte feststellen können. Die Schriftstücke, die auf meinen Tisch gelangen, werden auf Herz und Nieren geprüft. Besonders die, die an mich als persönlich – vertraulich adressiert sind.“

Sie runzelte die Stirn und kräuselte die Lippen, als würde sie angestrengt überlegte was sie noch vergessen haben könnte. Dieses Mal kam ihr Harry zuvor. „Die Bücher!“, stieß er hervor. „Kannst du dich noch an die drei Bücher erinnern, die mir Sirius zum Geburtstag geschenkt hat bevor er… Na ja, du weißt schon?“ Die Erinnerung an seinen Paten schmerzte ihn immer noch. „Aus Dumbledores Privatbibliothek, hatte er gesagt!“ Hermine vollendete seine Gedanken und sagte: „Und als du sie durch hattest, warst du in der Lage, die Elemente zu beherrschen. Wäre es vielleicht möglich, dass…“ Hermine hielt inne und Harry nutzte ihre Sprechpause, um ihren Satz zu beenden, indem er sagte: „…dass dies eventuell ein vierter Band ist?“ Jetzt war sie kaum noch zu bremsen. „Mal Gesetz den Fall, das ist eine heiße Spur… könntest du uns drei soweit bringen? Nur rein theoretisch, meine ich, wäre das möglich?“ Harry wusste, was sie vor hatte und nickte. Ron hingegen zog bereits eine Grimasse, rieb sich die Augen und winkte ab.

„Gut! Als nächstes sollten wir überlegen, wer die Möglichkeit hatte, uns den Brief zu schreiben? Hat jemand einen brauchbaren Vorschlag?“, fragte Hermine in die Runde.

„McGonagall unter dem Imperius-Fluch vielleicht?“, gab Ron zum Besten. Ginny giggelte daraufhin etwas, während Harry den Mund leicht zu einem Lächeln formte.

Ron hatte sich ein wenig abgewandt und wollte mit seinem Spruch eigentlich nur ein bisschen provozieren, doch machte er die Rechnung ohne seine Frau.

„Für so abwegig würde ich das gar nicht halten.“, sagte sie und bemerkte, wie Ron sie verdutzt und mit offenem Mund anstarrte, als sie auf seinen Vorschlag einging. Sie fuhr fort: „Immerhin hat unsere Innere nichts finden können. Daraus kann man folgern, dass es sich um etwas mehr oder weniger Offizielles handelt. Und, nun ja, es wird nicht allzu viele Personen geben, die offizielle Mitteilungen von Hogwarts verschicken können. Diese Feststellung schränkt den Kreis der in Frage kommenden doch bereits erheblich ein. Was meint ihr?“

Die Anwesenden nickten zustimmend. Hermine und ihre Totschlagargumente, dachte Harry.
An Ron gewandt sagte Harry: “Also Ron… treffen wir uns morgen um elf im Fuchsbau? Du kannst ausschlafen und ich werd noch etwas mit Molly plauschen, bevor wir aufbrechen. Schick ihr einen Patronus, damit sie morgen nicht aus alles Wolken fällt.“

Ron nickte ihm zu.

„Fein, dann kann die Jagd beginnen!“, frohlockte Hermine.

Harry nahm einen Schluck Kürbissaft, lehnte sich zurück und spielte mit Ginnys Haaren. Er versank ein wenig in Gedanken.

Ihm war vollkommen klar, warum sie diese Frau zur Zaubereiministerin gewählt haben.

Arthima Waschlab

Beitrag von Arthima Waschlab »

also ich find die geschichte echt toll geschrieben und sehr spannend ;) freu mich schon wies weiterghets :D

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

@Arthima Waschlab:

Hi Arthima, danke für deinen Kommi und natürlich ist mir dein Wunsch jetzt auch Befehl.

Viel Spass.

LG John



03. Hermine im Arbeitswahn


„Ich muss los!“, flüsterte Hermine, als Ron sie festhalten wollte. „Wir sehen uns nachher bei Fortescue.“

„Du bist unglaublich“, sagte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er sagte: “Ich liebe Dich!“ „Ich weiß“, antwortete sie. Schlaf noch ein wenig.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und apparierte direkt in die Vorhalle des Ministeriums.

„Madeleine, guten Morgen! Was hab ich in der Nacht verpasst?“, fragte Hermine.

Die Vorzimmerdame griff nach einigen Akten sowie dem Terminkalender für den heutigen Tag und folgte ihr umgehend. Während Hermine hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm, reichte Madeleine ihr eine Tasse heißen, frischen Tee, den sie dankend annahm. Während sie einen Schluck nahm, begann Madeleine mit den Themen des heutigen Tages, zu denen Hermine den einen oder anderen Kommentar abgab, woraufhin sich Madeleine Notizen machte.

„Na, das sieht ja wieder nach einem ereignisreichen Tag aus.“, sagte Hermine abschließend. “Ah… und ehe ich es vergesse: Schicken sie bitte Mr. Shacklebolt rein, ich möchte ihn sprechen.“

Madeleine nickte und sagte: „Mr. Shacklebolt sagt gerade vor dem Ausschuss für unmagische Umtriebe aus. Wir haben die Akte gerade rein bekommen.“, sagte sie im herausgehen, wurde aber von Hermine zurückgehalten.

„Einen Moment noch bitte, Madeleine.“, sagte Hermine und zog sich die Akte hervor. Sie blätterte darin und überflog die einzelnen Punkte, bevor sie verdutzt fragte: „Ausschuss für unmagische Umtriebe? Was ist das, wer hat denn das genehmigt?“ Fragte sie leicht säuerlich und las weiter laut: “Der Ausschuss für unmagische Umtriebe untersucht das Verhalten von Zauberern und Hexen, die sich mit Muggeln einlassen. Cornelius Fudge und Rufus Scrimgeour… die beiden haben das ins Leben gerufen. Werden wir diese Altlasten denn nie los?“

Madeleine hatte bereits Block und magische Feder gezückt, während Hermine sie anlächelte und diktierte:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wissen Ihre Arbeit und Ihre Besorgnis um das Wohl der Zauberergemeinschaft durchaus zu schätzen, sind aber nach Vorlage der Akten zu dem Schluss gekommen, dass die geschaffenen Reformstrukturen ihre Dienste erfüllen.

Wir danken Ihnen für Ihre Bemühungen und bitten Sie, Ihren Abschlußbericht 72 Stunden nach Eingang dieses Schreibens vorzulegen.

Hermine Weasley
Zaubereiministerin


Während sie den Brief diktierte, fielen ihr die Namen der einzelnen Ausschuss-Mitglieder auf und sie beschloss, die Sache anders anzugehen. Sie griff sich ein Stück Papier und notierte die Namen darauf.

„Hier Madeleine, verständigen sie bitte das Aurorenbüro. Ich möchte, dass alle Akten des Ausschusses für unmagische Umtriebe sofort beschlagnahmt werden. Danach stellen das Schreiben zu. Und teilen sie bitte der Leiterin der Mysterienabteilung mit, das ich sie umgehend sprechen möchte.“, wies Hermine an.

„Ja Ma’am!“, antwortete Madeleine und verließ das Büro, um alle notwendigen Schritte in die Wege zu leiten. Hermine griff nach ihrer Tasse und schloss für einen Moment die Augen. Sie dachte kurz an Ron und schöpfte wieder Kraft für den Rest des Tages, der gerade erst begonnen hatte.

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Als Ron gegen elf im Fuchsbau apparierte, waren Harry und Söhnchen bereits da. Der Kleine stolperte umher und half den Zwillingen dabei, den Garten zu entgnomen. Im Gegensatz zu gestern Abend war Ron bestens aufgelegt. Seine Mutter gratulierte ihm noch schnell zu seinem letzten Spiel, ehe sie mit gespielter Entrüstung bemerkte, dass es nett von ihm wäre, sich endlich mal um seine beiden Kinder zu kümmern. Harry hielt sich bereits die Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten und den Schluck Kürbissaft über den Tisch zu verteilen.

Ron drückte seine Mutter und danach Harry. „Ach, du weißt doch, wie gern wir die Kinder hier haben, Ron. Mine hat viel Arbeit im Ministerium, ja?“, fragte sie.

Ron nickte zustimmend, während er sich über das Frühstück hermachte. „Was denkst du Harry? Kommen wir heute weiter?“, mampfte er, als Harry aufstand und zum Fenster ging.

„Nach Gestern hätte ich erwartet, dass dich die ganze Sache eher nervt“, bemerkte Harry.

„Du kennst doch unsere Hermine oder? Wenn man sich mit ihr auf so etwas einlässt, ist sie nicht zu bremsen. Und immerhin betrifft mich das ja auch. Also, auf ins Abenteuer! Fred und George werden bestimmt gern einen Moment auf die Kinder aufpassen, während wir uns in dem Buchladen umsehen.“, sagte Ron.

Harry nickte: „Die werden ihnen bestimmt wieder den tollsten Unsinn beibringen, aber gerade das ist es, was die beiden Chaoten so liebenswert macht. Irgendwie beneide ich sie etwas… sie sind immer noch sechzehn. Die drei Bücher, von denen wir gestern gesprochen haben, liegen da drüben. Ich würde vorschlagen, wir lassen sie hier und wenn wir in der Winkelgasse fertig sind, holst du sie eben ab.“

Ron nickte zustimmend: „Weist du noch, wie Mum ihre Bestellscheine genommen und weggeschmissen hat? Nicht auszudenken, wenn sie die nicht wieder rausgekramt hätten…“ Ron lachte, aber Molly winkte ab. „Komm mal her, das musst du dir ansehen!“, bedeutete er seinem besten Freund.

Als Harry sich kauend zu ihm gesellte, sagte er: „Hätten wir auch schon drauf kommen können, was?“ Ron erkannte im ersten Moment nicht, was Harry meinte, wandte sich aber einen Augenblick später Molly zu und fragte: “Hast du ihnen etwa schon den Mobile-Corpus-Zauber und die Zauberstablose Magie beigebracht?“

Der kleine James Sirius und die beiden anderen richteten ihre Hände auf die Wurzelwesen und brabbelten eine Zauberformel. Die Gnome erhoben sich hilflos aus dem Boden und wurden von den Kindern kichernd weggekickt.

Molly kam zum Fenster, sah was Ron meinte und schüttelte den Kopf. Sie wollte schon in den Garten stürmen und fragen, was das sollte, wurde aber von ihrem Sohn mit einem Kopfschütteln zurückgehalten. Stattdessen öffnete Harry die Tür und rief: „Na, alles bereit für einen Besuch in der Winkelgasse bei Weasleys-Zauberhafte-Zauberscherze!?“ Die drei ließen augenblicklich von den Gnomen ab und jubelten. „Jaaaaaaaaaaaaaa“, schrieen sie und sprangen Harry alle drei gleichzeitig auf den Arm, der daraufhin wieder zurück durch die Tür fiel.

„Deine Kinder…“, sagte Molly und schüttelte dabei den Kopf. Ron erwiderte: „…und deine Enkel!“

„Können wir mit apparieren?“, fragten die Jungs und warfen sich gegenseitig ein paar vielsagende Blicke zu. „Zu fünft?“, fragte Molly erstaunt, doch Harry beruhigte sie schnell wieder.

„Ich kannte mal einen Jungen, ich glaube sein Name war Harry Potter, er und sein Freund Felix Felicis haben mir gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man nur an sich glaubt. Gehen wir!“ Sagte Ron abschließend.

Schließlich hielten sich alle an den Händen. Ron konzentrierte sich auf den Tropfenden Kessel. Die Blicke der Kinder waren Harry nicht entgangen.

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Nachdem sich Hermine in der nächsten Stunde weiter durch den Aktenberg gearbeitet hatte, klopfte es an der Tür.

„Ma’am? Mrs Longbottom ist hier. Sie wollten sie sprechen.“, sagte Madeleine und wartete einen Augenblick, bis die Antwort kam. „Immer nur herein“, rief Hermine. Sie bat Mrs Longbottom in ihr Büro.

Mrs Longbottom sah sich ein wenig unsicher in dem großen Büro um. Sie hatte zwar im Laufe der Jahre die Radieschen-Ohrringe abgelegt, wirkte aber dennoch, nun ja, etwas entrückt. Von dieser scheinbaren Entrücktheit ließ sich fast jeder täuschen. Hermine jedoch wusste, dass hinter dieser etwas abwesend wirkenden Fassade ein messerscharfer Verstand verbarg. Eine echte Ravenclaw eben.

„Hallo Luna! Wie geht es dir?“, grüßte Hermine strahlend, bevor sie ihr eine Tasse Tee anbot.

„Hermine!“, grüßte Luna nun etwas aufgetaut zurück und nahm dankend die angebotene Tasse Tee. Nachdem Luna sich gesetzt hatte, fragte sie: „Du willst mich nicht auch noch fragen, was damals passiert ist oder?“
Hermine stutze einen Moment, aber winkte dann ab. Doch unweigerlich musste Hermine jetzt wieder daran denken, als es erwähnt wurde. Luna war bei der Vernichtung von Lord Voldemort von einem Todesfluch gestreift worden. Sie war einen Tag später im Krankenhaus wieder aufgewacht. Im Anschluss hatte sie eine sehr wirre Geschichte erzählt, mit der sie erklären wollte, was ihr widerfahren sei. Weder gutes Zureden noch Veritasserum und verstärkte Legilimentik konnten ihr eine Aussage entlocken.

„Nein, natürlich nicht! Wir haben ganz andere Probleme“, begann Hermine und berichtete ihr von dem Schreiben und dem Buch. Sie brauchte nicht zu sagen, was Luna in Erfahrung bringen sollte, erkannte aber auch, dass Luna und Neville keine Einladung zum achten Schuljahr erhalten hatten. Daher hakte sie diesen Punkt in Gedanken ab. Im Laufe des Nachmittags unterhielten sich die beiden auch über ihre Familien. Natürlich war Harry auch wieder Thema. Luna schwärmte davon, wie glücklich sie mit Neville war, der mittlerweile zu den führenden Spezialisten für Kräuterkunde gehörte. Er bereiste die ganze Welt, um zu forschen. Ganz besonders stolz war sie darauf, dass man ihm eine Professur an der Universität in Padua angeboten hatte, die er antreten würde, wenn seine Auslandsstudien beendet wären. Hermine sog etwas härter die Luft ein, doch Luna konnte sie beruhigen. Luna dachte um nichts in der Welt daran, ihre Position hier aufzugeben. Gerade als Frau Ministerin fragen wollte, wann sie mit einem ersten Ergebnis rechnen konnte, kam ihr Luna ebenfalls zuvor.

„Hab ich drei Stunden?“, fragte Luna. Hermine nickte zustimmend.

Luna starrte auf den Titel:

Band 4 – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit

Sie erhob sich, zuckte mit den Schultern und ging zur Tür. Als sie die Klinke bereits in der Hand hielt, wandte sie sich noch einmal um.

„Dumbledores Armee wieder vereint, hm? Ein fremder Zauberer stand plötzlich neben mir und redete in einer nicht verständlichen Sprache. Dann nahm er meine Hand und ich habe die Sterne gesehen, es war fantastisch. Danach bin ich wieder aufgewacht. In drei Stunden dann, Ma’am!“, sagte Luna und glitt durch die Tür hinaus, ohne einen Kommentar ihrer Chefin abzuwarten.

Hermine riss die Augen auf, nachdem Luna ihr Büro verlassen hatte. Das Eisessen am heutigen Nachmittag würde sicher sehr interessant werden. Sie war schon ganz gespannt darauf, was Harry und Ron herausfinden würden, wenn sie bei dem Buchhändler mit ihrer Recherche begannen.

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Mit einem leisen Plopp erschienen die fünf vor dem Tropfenden Kessel. Sie bahnten sich schnell einen Weg zum Innenhof, wo Ron mit seinem Zauberstab die Tür zur Winkelgasse öffnete.

„Können wir schon mal vorgehen?“, fragten die drei Kinder begeistert. Ron stimmte zu, woraufhin sie losrannten.

Als die beiden an den Läden vorbeischlenderten, bemerkte Ron Harrys leeren Blick. Er wusste, dass Harry in Erinnerungen schwelgte. Er legte Harry den Arm auf die Schulter, woraufhin dieser stehen blieb und ihn mit feuchten Augen ansah. „Ich weiß, Harry, ich weiß… Sag nichts!“, sagte Ron mit mitfühlender Stimme. Sie gingen schweigend weiter bis zum Laden der Zwillinge. Er war dankbar, dass Ron einfach für ihn da war, als sein Geist eine Reise zu dem Tag unternahm, als er hier mit Ron und dessen Eltern zum ersten Mal einkaufen war.

Harry verscheuchte die trüben Gedanken. Er würde in den nächsten Tagen mal mit den beiden über das, was sich da eben zugetragen hatte, reden müssen. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sie Zauberstablose Magie schon in Hogwarts gelernt hatten. Der Mobile-Corpus gehörte nicht zum Leichtesten. Außerdem wollte er herausfinden, was die drei Jungs eventuell noch so hinter ihren Unschuldsminen verbargen.

Als Ron und Harry den Laden betraten, konnten sie vor lauter Kundschaft kaum treten. Es war wie immer brechend voll. Die beiden Verkäuferinnen hatten alle Hände voll zu tun. George und Fred lugten aus dem Hinterzimmer hervor und bemerkten ihre Gäste. „Na, habt ihr eure Vorhut schon ausgeschickt? Schön, dass sich der Herr Bruder mal wieder blicken lässt!“, witzelten sie.

„Wir müssen mal eben zu Flourish & Blotts. Es macht euch doch nichts aus, mal eben auf die Jungs aufzupassen oder?“, fragte Harry, der genau wusste, dass die beiden sie längst durchschaut hatten.

„Ihr werdet uns nachher einen detaillierten Bericht abliefern, ob sie hatten, was ihr gesucht habt, klar?“ Ron nickte seinen Brüdern zu und fragte sich, woher sie das nun schon wieder gewahr wurden.

„Schreibfedern gibt es in dem Laden an der Ecke, Kleiner!“ Ging die Stichelei weiter. Fred und George schlugen sich bei jedem Gag auf die Schenkel. Selbst Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Das waren eben Fred und George. Vielleicht sollte er öfter herkommen, dachte Harry. „Harry, wenn ihr da drüben fertig seid und eure Frauen da sind, schicken wir die Kinder ins Bett und machen uns einen vergnüglichen Abend! Es gibt nämlich noch eine kleine Überraschung und was zu feiern!“, sagte Fred. Harry nickte ihnen zu. Ron und Harry gingen über die Strasse zu Flourish & Blotts.

Fred und George verdrückten sich wieder ins Hinterzimmer, wo die drei Jungen schon aufgeregt warteten. „Wie wir sehen, hat alles gut geklappt. Was wollen wir denn heute zusammen schönes machen? Was haltet ihr von dem Chamäleon-Zauber? Damit könnt ihr euch der Umwelt perfekt anpassen und quasi von der Bildfläche verschwinden, wenn es mal brenzlig wird. Außerdem kann man damit auch ganz toll die Oma schocken!“ Als die drei Kinder begeistert nickten ging es los.

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Wieder klopfte es an der Tür. Madeleine kündigte an: „Mr. Shacklebolt ist jetzt da.“ Hermine nickte und hieß ihren Gast willkommen.

„Ma’am!“, sagte er grüßend und wartete, bis Madeleine die Tür geschlossen hatte.

„Kingsley, ich brauche deine Hilfe!“, bat sie. Sie berichtete auch ihm das gleiche, was sie zuvor schon mit Luna besprochen hatte und erklärte: „Ich denke, dass es bedeutsam ist und werde mich daher persönlich darum kümmern. Als mein Stellvertreter möchte ich, dass du mich in der nächsten Zeit vertrittst und die Hälfte meines Terminkalenders übernimmst. Madeleine wird sich freuen, dass wir sie jetzt beide scheuchen.“ Lächelnd fügte sie schnell hinzu: „Nein, war nur Spaß!“. Kingsley Shacklebolt war einer der besten Auroren und ein mit Bedacht handelnder Mann. Außerdem war er ein Mitglied des Ordens des Phönixes. Ihn konnte sie bedenkenlos zu ihrem Stellvertreter machen. „Es ist möglich, dass ich dir für einige Zeit die Amtsgeschäfte komplett überlassen muss. Wir werden uns alle zwei Tage sprechen!“, sagte sie und reichte ihm eine Tasse Tee.

„Alles in Ordnung, Hermine? Du wirkst etwas angespannt…“, fragte er nach.

„Sagen wir, ich bin etwas im Stress, aber das ist ja hier nichts Neues.“, antwortete sie und nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz. „Was wollte denn dieser Ausschuss für unmagische Umtriebe von dir und warum wurde ich darüber nicht informiert?“, fragte sie jetzt gezielt.

„Du weißt, wie diese Ausschüsse arbeiten… Morgens bekommst du eine Eule, dass man dich in einer halben Stunde erwartet. Ich hatte gerade noch Zeit, dir eine Aktennotiz fertig zu machen, eine Hinterlassenschaft unserer werten Vorgänger, die, oder sollte ich mich irren, gerade aufhört haben zu existieren. Hab ich recht?“

Sie hob interessiert eine Augenbraue.

„Nun, seitdem Hermine Weasley Zaubereiministerin ist, haben die Auroreneinsätze innerhalb des Ministeriums deutlich abgenommen.“, fügte er hinzu.

„Das haben wir in erster Linie Frauen und Männern wir Luna und dir zu verdanken. Euch Kriegern des Lichts.“, sagte sie mit Nachdruck.

„Du bist etwas ganz Besonderes. Du gibst jedem das Gefühl, dass er ein einzigartiges Individuum ist und dafür würde hier jeder mit dir durchs Feuer gehen.“, sagte er sanft und stellte die Tasse ab.

„Was hoffentlich nicht mehr notwendig ist, aber ich danke dir für deine Worte, King. Was denkst du über diesen Ausschuss?“, fragte Hermine interessiert.

„Willst du eine offene oder eine diplomatische Antwort?“, sagte er grinsend. „Ich denke es hat innerhalb dieses Ausschusses unter den einzelnen Mitgliedern bereits erhebliche Differenzen gegeben. Ein paar, die unbeirrt weitermachen wollten und ein paar Reformer. Die haben, so denke ich, auch die Vorladung gegen mich erwirkt, mit dem Ziel das ich dich umgehend informiere, du daraufhin handelst, und den Laden dicht machst. Was du ja auch getan hast.“

Hermine machte sich nebenbei ständig ein paar Notizen, bevor sie sagte: „Was im Klartext heißt, wir wurden benutzt und müssen nun herausfinden wer wirklich auf unserer Seite steht, wer nicht und wer nur vorgibt auf unserer Seite zu stehen, aber in Wahrheit ganz andere Interessen verfolgt. Den Papierkrieg überlasse ich vorläufig euch. Wann denkst du kann man da mit ersten Ergebnissen rechnen?“

„Mit Hochdruck in ein bis zwei Tagen, Genaueres in etwa einer Woche.“, meinte er schlicht und lehnte sich zurück.

„Gut, es sollte in einer Woche reichen.“ Hermine suchte ein paar Unterlagen zusammen und sagte: “Ich habe für heute Nachmittag noch zwei Sitzungen: Eine über den Missbrauch von Muggelartefakten und die zweite in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe. Es wäre mir eine Hilfe…“ Kingsley beendete ihren Satz: “…wenn ich das übernehmen könnte. Ich denke, wenn ich wiederkomme, wird Madeleine meinen Schreibtisch schon voll gepackt haben.“ Er stand auf und versicherte: “Entspann dich! Die Krieger des Lichts stehen zu dir.“

„King?“

Kingsley drehte sich zur ihr und fragte: “Ja, Hermine?”

„Danke.“

„Ma’am!“ Er nickte kurz und rauschte aus ihrem Büro.

Hermine verließ ihr Büro und wandte sich an Madeleine. „Ich möchte bitte die nächsten zwei Stunden nicht gestört werden. Was anfällt, übergeben sie bitte Mr. Shacklebolt. Er hat volle Befugnis. Wenn Mrs Longbottom mich sprechen möchte, bitten sie diese bitte herein.“, teile sie ihr mit.

„Ja Ma’am. Möchten sie, dass ich ihnen noch einen Tee mache?“ Hermine verneinte und zog sich zurück.

Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Sie musste sich zu innerer Ruhe zwingen. Was hatte sie bis jetzt schon alles erfahren?! Das allerbeste war Lunas überraschende Erkenntnis zu ihrem Erwachen. Wieder begann Hermine, alles auseinander zunehmen. Was wäre, wenn der Buchtitel eine Saite in ihr zum klingen gebracht hatte? Sollte sie sich möglicherweise erinnern, wenn sie ihn las und aktiv werden? War sie eine Art Schläfer, der erwachte, wenn er ein bestimmtes Signal bekam? Und wenn es so wäre… könnte Harry möglicherweise auch wieder erwachen? Musste nur eine bestimmte magische Saite angeschlagen werden? Es war eine Chance! Eine zugegeben astronomisch winzig kleine, aber sie war da.

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„Ich möchte nicht wissen was die beiden den Kleinen da drüben alles beibringen und womit sie ihnen die Taschen wieder vollstecken…“. Ron schüttelte sich bei dem Gedanken. Harry entgegnete: „Ohh, ich glaube ich weiß es schon. Jedenfalls hab ich schon eine Idee, aber davon später mehr.“ Er hielt Ron die Tür auf. Im Gegensatz zum Scherzartikelladen war es bei Flourish & Blotts leer. Sie schienen die einzigen Kunden zu sein, was ihnen sehr entgegen kam.

„Ah, Mr. Weasley und Professor Potter! Schön sie einmal wieder zu sehen.“, grüßte sie der Geschäftsführer Mr. Chokes herzlich. “Ihre Frau ist ja Stammkundin bei mir. Ich vermisse sie in letzter Zeit… Wie geht es ihrer wundervollen Gattin?“, zwang er den beiden Konversation auf.

Ron antwortete zuerst: „Oh, gut! Sie hat momentan viel im Ministerium zu tun. Deshalb hat sie sich in letzter Zeit etwas rar gemacht.“ Harry begann bereits, sich interessiert umzusehen.

„Ah, ich sehen ich komme ins Schwärmen und vergesse meine Kunden… Wie kann ich ihnen helfen, meine Herren?“ Harry zog ein Stück Papier aus der Tasche und gab es Mr. Chokes. „Wir hoffen, dass sie uns dazu etwas sagen können.“, sagte er und wartete einen Augenblick.

Mr. Chokes hob die Augenbrauen und deutete mit einer Geste an, dass sie ihm folgen sollten. Er begann ein paar große Bücher zu wälzen. Mehrmals verschwand er im hinteren Bereich des nach außen hin recht klein wirkenden Ladens. „Kommen sie, folgen sie mir!“, sagte er, während er sie zu sich winkte. “Ich darf annehmen, sie kennen die anderen drei?!“, fragte er. Harry bejahte wortlos. Mr. Chokes sagte: “Verstehen sie mich nicht falsch! Ich muss fragen, bevor wir weitermachen… Können sie mir sagen, was das Besonderen an den Büchern ist?“, fragte Chokes.

„Sie sind leer, wenn man sie öffnet. Die Entschlüsselung erfolgt mit dem Lösen jeder einzelnen, weiteren Aufgabe.“, erklärte Mr. Chokes. Ron stöhnte bereits. „Außerdem hat der Autor einen etwas bissigen Humor, den er einen beim Lesen seines Werkes durchaus spüren lässt. Beantwortet das ihre Frage, Mr. Chokes?“, fügte Harry ergänzend hinzu.

„Zur vollsten Zufriedenheit, Professor Potter. Sie wissen aber, dass es unterschiedliche Autoren waren?! Das letzte von ihnen gesuchte Buch wurde laut Erscheinungsdatum früher geschrieben, als die drei anderen. Einige hundert Jahre früher. Ich führe das allerdings auf einen Irrtum zurück; einen Satzfehler möglicherweise. Alles andere wäre zu fantastisch.“, bemerkte Mr. Chokes. Er fügte hinzu: “Der letzte Band wurde von… Warten sie, ich habe es gleich! Ah ja, hier haben wir es: J.El-S. Jels. Hat im Übrigen nie wieder etwas geschrieben.“

Harry nickte und kommentierte: „Sie wissen aber eine Menge darüber…“

„Antiquarische Zauberbücher sind so etwas wie meine stille Leidenschaft geworden. Ich könnte sie sicher nie alle lesen, aber es reicht schon, sie zu finden.“ Mr. Chokes Augen leuchteten, als er davon erzählte. „Es kommen nicht viele Kunden, die sich für solch exquisite Stücke interessieren. Es ist mir eine Freude, Professor Potter, dass ich ihnen helfen kann.“

Harry schlussfolgerte laut: „Aus ihren Ausführungen kann ich entnehmen, dass sie es nicht haben, richtig? Und vermutlich wissen sie auch nicht, wo sich ein Exemplar befindet?“

Mr. Chokes nickte zustimmend und erklärte: „Ich habe einige Hinweise finden können, komme aber nicht weiter.“ Er hielt einen Moment inne, bevor er fort fuhr: „Vielleicht…, wenn sie möchten, könnten wir sie zusammen durchgehen?! Es ist möglich, dass ich etwas übersehen habe… oder möglicherweise verfügen sie bereits über Informationen, die mir bisher verschlossen geblieben sind. Immerhin steht ihnen die Bibliothek von Hogwarts zur Verfügung, Professor.“

Ron und Harry stürzten sich mit Mr. Chokes in die Arbeit. Sie gingen die einzelnen Hinweise durch, die er bereits zusammengetragen hatte. Dabei stieß Harry immer wieder auf vier Worte, die jedoch nie in einem Zusammenhang erwähnt wurden. Magus, Aster, Padua und Sangreal. In Padua, wusste Harry, hatte Hermine studiert. Sangreal war ein Begriff aus der Muggelwelt. Magus stand für Magie, während Aster der lateinische Begriff für Stern war. Dass Mr. Chokes damit nichts anfangen konnte, führte er auf den Umstand zurück, dass er nicht auf die Verbindung der Worte zueinander kam. Er überlies Ron und Mr. Chokes sich selbst und stieg auf die Balustrade. Dort hatte er noch etwas entdeckt, was er noch einmal nachlesen wollte. Plötzlich vernahm er ein leises, kaum hörbares Plopp direkt neben sich. Gleich darauf bohrte sich ein Zauberstab in sein Genick, während eine kalte, hasserfüllte, hohe Stimme zu ihm sprach:

„Interessantes Fach, die Muggelkunde, was Potter! Du glaubst du hast es hinter dir oder? Ich könnte hier und jetzt gleich ein Ende mit dir machen, aber wo würde denn da das Vergnügen bleiben? Wir wollen doch noch etwas Spaß miteinander haben, mit dir und deiner kleinen Blutsverräterin!“

Er versuchte einen Seitenblick zu erhaschen. Natürlich kannte er diese Stimme. Wie hätte er sie je vergessen können? Aber es war unmöglich… Er hatte die Wahnsinnige doch fallen sehen! Dann ein weiteres Plopp und sie war wieder verschwunden.

Harry zwang sich zur Ruhe. Am liebsten hätte er laut geschrieen und wäre runter zu Ron und Mr. Chokes gelaufen, doch er tat es nicht. Stattdessen vergrub er sich wieder in den Notizen des alten Buchhändlers. Nach einer Weile bemerkte er, dass die Zeit schon fortgeschritten war und sie schon fast zu spät waren, sich mit den beiden Frauen zu treffen. Ron und Mr. Chokes besprachen mit Harry ihre gemeinsamen Ergebnisse, bevor sie sich verabschiedeten.

„Professor Potter? Wenn sie es finden, lassen sie es mich nur einmal sehen, ja? Es reicht schon zu wissen dass es gefunden wurde.“

„Das sind wir ihnen schuldig, Mr. Chokes. Sie haben uns sehr geholfen. Vielen Dank!“ Harry und Ron verabschiedeten sich von dem Buchhändler und machten sich auf den Weg zu Fortescues Eissalon.

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Hermine schreckte hoch, als es wieder klopfte. Sie war in ihren Gedanken versunken und dabei eingenickt.
„Ma’am, Mrs Longbottom ist hier. Sie haben mich gebeten, sie…“, Madeleine konnte nicht aussprechen, denn Hermine war bereits aufgestanden und zur Tür geeilt. Sie zog Luna herein, verschloss die Tür und belegte das Büro mit einem Stille-Zauber.

„Jetzt sind wir ungestört, was hast du herausgefunden?“, fragte Hermine neugierig.

„Kann ich einen Tee haben?“, bat Luna geradeheraus. Hermine lächelte sie an und schenkte ihr eine Tasse ein. Danach sah sie Luna erwartungsvoll an, doch Luna nippte erst an ihrer Tasse, bevor sie zu sprechen begann.

„Also in Anbetracht der Kürze der Zeit sind es sicher nicht so viele Informationen.“, sagte Luna und bemerkte dabei, wie Hermine vor Neugier fast zu platzen schien. Sie ließ sich davon aber nicht in Geringsten beeindrucken und fuhr fort: „Es gibt noch drei vollständig erhaltene Exemplare! Eines befindet sich in Japan, eines in der Universität zu St. Petersburg und das dritte in Padua. Die magischen Beziehungen zur Universität zu St. Petersburg sind im Augenblick nicht die besten… Daher haben wir uns auf Letzteres konzertiert. Es ist uns gelungen, den dortigen Kurator der Universitätsbibliothek ausfindig zu machen und einen Kontakt herzustellen. Am Anfang war der Mann etwas verstockt, aber als ich dich ins Spiel gebracht habe, schien er wie ausgewechselt. Du hast in Padua studiert oder?“ Luna erwartete keine Antwort und fuhr gleich fort: „Jedenfalls handelt es sich in der Tat um eine etwas mysteriöse Sache. Das Buch selbst ist leer. Der Mann sagte, es gäbe noch drei andere. Nur wenn die vorher gelesen wurden, könnte man das letzte auch lesen. Soweit mir bekannt ist, gibt es nur einen lebenden Menschen, der das getan hat, nämlich Harry. Dumbledore weilt ja nicht mehr unter uns, denn der konnte es auch. Zumindest die Bände eins und zwei…“ Sie machte eine kleine Pause und nippte an ihrer Teetasse, bevor sie hinzufügte: „Es geht aber noch weiter. Das ist noch nicht alles. Wir haben noch ein paar andere Dinge verglichen und sind auf ein paar Begriffe gestoßen, die eventuell noch eine übergeordnete Rolle spielen können: Magus, Aster, Sangreal. Aber dazu habe ich noch keine näheren Informationen.“ Luna hatte ihre Ausführung beendet.

„Du bist Fantastisch, Luna!“ Hermine war enorm beeindruckt. Sie hatte mit ein paar Informationen gerechnet, aber nicht mit so einer ausführlichen Recherche. Sie war sich sicher, dass Luna ihr das ausgelesene Exemplar komplett magisch kopiert hätte vorlegen können, wenn sie ihr eine Woche Zeit gegeben hätte. Doch das war nicht der Sinn der Sache, erkannte Hermine und erklärte damit Lunas Aufgabe für erfüllt.

„Danke für den Tee, Hermine. Ihr werdet nach Padua müssen, du und Harry.“

John Xisor
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04. Informationswiederbeschaffung


Als Ron und Harry bei Fortecues eintrafen, hatten die beiden Frauen schon den ersten Eisbecher verschlugen. Sie unterhielten sich angeregt miteinander. Man scherzte und lachte ausgelassen, als gäbe es keine Bosheit auf dieser Welt. Florean Fortescue brachte bei der nächsten Runde gleich zwei Becher für Ron und Harry mit. Im dritten Schuljahr hatte Harry hier öfter seine Hausaufgaben erledigt und Florean hatte ihm immer wieder die Eisbecher kostenlos nachgefüllt. Heute kam er mit seinen Kindern und Freunden noch immer gern her. Anfang Harrys 6. Schuljahres verschwand Florean plötzlich spurlos. Es gab die wildesten Gerüchte, sowohl um sein Verschwinden als auch um sein Wiederauftauchen. Einige sagten, er wurde von Voldemort entführt, andere vermuteten, er hätte sich den Todessern freiwillig angeschlossen und wieder andere hielten ihn für einen Agenten des Ministeriums. Er selbst jedoch schwieg darüber wie ein Grab und niemand schien dem Mann Fragen stellen zu wollen. Da auch Hermine bei dem Thema immer abwinkte und die Unterhaltung in eine andere Richtung lenkte, zog Harry, selbst letztere Möglichkeit als die wohl wahrscheinlichste in Betracht.

„Fred und George möchten, dass wir nachher noch vorbeikommen. Sie wollen uns etwas mitteilen und meinten, es gäbe auch etwas zu feiern“, begann Ron und fragte sich, was sie erwarten könnte. Er bemerkte, dass sich Harrys Miene, seit sie Flourish & Blotts verließen, deutlich verfinstert hat und stieß ihn an. „Was ist?“, fragte er, doch Harry winkte mit einem mürrischen “später“ ab. So ließ Ron ihn in vorläufig in Ruhe.

Die beiden Frauen, die bis jetzt am meisten lachten, beugten sich verschwörerisch über den Tisch und fragten beinahe zusammen: “Also, wir sind ja nicht zum Spaß hier.“ Sie giggelten frech: “Was habt ihr herausgefunden?“ Und obwohl die Frage eindeutig an Ron und Harry gerichtet war, ergriff als erste Ginny das Wort.

„Ich denke, es ist am besten, wenn ich anfange, da ich vermutlich am wenigsten herausgefunden habe. Schon einmal vorab: Neville war heute nicht da, um seine Eltern zu besuchen. Folglich konnte ich ihn nicht fragen. Da ich heute nicht viel zu tun hatte, hab ich mir ein paar Stunden früher frei genommen und bat um Erlaubnis, die Bibliothek des Krankenhauses ein wenig nutzen zu dürfen. Aber wonach sucht man, wenn man das Ziel nicht kennt. Ich erinnerte mich an das, was Harry aus den anderen drei Büchern gelernt hatte. Es ist uralte Magie, alte fast vergessene Schaden- und Gegenzauber. Es gibt da selbst in unserer Bibliothek kaum noch brauchbare Aufzeichnungen. Eine Schande, dass so etwas zu Staub zerfällt. Jedenfalls habe ich ein paar Merkwürdigkeiten entdeckt, als ich auf die vier Hogwarts-Gründer stieß. Die waren nicht nur alt, sie waren schon uralt, als sie die Schule gründeten, aber jetzt kommt es: Sie sahen bei weitem nicht so aus! Zwei Worte sind immer wieder zum Teil zusammenhanglos aufgetaucht. Aster und Magus – das ist Latein und bedeutet Stern und Magie… Magie der Sterne vielleicht, keine Ahnung. Mehr konnte ich nicht herausbekommen; ältere Bücher zerfielen zu Staub, als ich sie berührte. Was für ein Frevel!“, regte sie sich zu Recht auf.

Jetzt legten Harry und Ron los und berichteten von ihren Nachforschungen bei Flourish & Blotts mit Mr. Chokes. Im Anschluss, nachdem Hermine ihren Eifer lobte, berichtete sie, was Luna im Ministerium herausgefunden hatte. Ein paar Dinge ließ sie jedoch weg, denn darüber wollte sie mit Harry allein unter vier Augen reden, sobald sich die Möglichkeit ergab. Am Ende setzte Harry noch einen drauf und erzählte von seiner unheimlichen Begegnung in der ersten Etage. Daraufhin trat unter den vier Freunden betretenes Schweigen ein. Plötzlich wusste Ron, warum Harry so finster drauf war.

„Es wird schon dunkel… Ich wird eben mit Florean sprechen und fragen, ob er einen Raum hat, wo wir ungestört weiter reden können.“, sagte Harry und war gleich darauf aufgestanden und verschwunden. Nach ein paar Minuten kam er zurück und winkte sie hinein. Florean geleitete sie in ein Hinterzimmer und versorgte die vier mit leckeren Tees, eigenen Kaffee-Kreationen, Kuchen und Eis. „Schick den Zwillingen deinen Patronus. Wir brauchen hier noch ein bisschen. Unsere Kinder werden begeistert sein, länger bei ihren Onkels verweilen zu können.“, sagte er grimassenschneidend und Ginny hob bereits ihren Zauberstab, wofür Harry sie dankbar anlächelte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte.

Hermine und Ron schaufelten sich den Kuchen rein und Harry fragte mit gespielter Entrüstung, wie sie es denn schaffen, dabei die Figur zu halten. Ginny kringelte sich vor Lachen und die anderen stimmten nach einem kurzen scharfen Blick in das allgemeine Gelächter ein. Die eben noch gespannte Stimmung löste sich wieder. Nachdem sich alle den Bauch mit Leckereien vollgeschlagen hatten, lehnten sie sich zurück und es herrschte kurzes Schweigen. Jeder ging die erlangten Hinweise noch einmal für sich durch.

Sie sahen sich der Reihe nach an und wieder war es Hermine die das Schweigen brach. „Bevor wir anfangen, müssen wir ein paar Dinge klären!“, sagte sie, während sie Ron anblickte. “Die drei Bücher…“, warf Ron ein, bevor er fortfuhr: “…sind im Fuchsbau. Wir hielten es für sicherer, sie dort zu lassen. Wenn wir hier fertig sind, werde ich sie holen.“ Hermine erklärte: “Gut, dann weiter... Sollten wir hier heute zu nennenswerten Ergebnissen kommen, und davon gehe ich aus, werden wir Zeit brauchen.“ Sie sah wieder zu Ron. „Ihr habt derzeit die Auswahlspiele zur Weltmeisterschaft und da wirst du bald wieder sehr viel Training haben. Ich denke, Ron, es könnte sehr hart werden. Noch ist Zeit auszusteigen.“ Er nahm ihre kleine Hand in die seine und streichelte sie sanft, bevor er sagte: „Du hast es vor langen Jahren bereits einmal gesagt. Wir hatten Zeit umzukehren, doch haben wir es nicht getan.“ Er blickte sie an und für einen Moment brachte er sie aus dem gut gestrickten Konzept. Sie sah in seine Augen und ihr wurde bewusst, wofür sie Ron so liebte. Unerschütterlich stand er zu ihr. Und obwohl sie jetzt nichts sagte, sondern ihm einen verliebten Blick zuwarf, wusste Hermine ganz genau, wenn es denn hart auf hart kam, er war der Hüter von England – sie kannte seine Entscheidung und konnte es akzeptieren. Hermine sagte daraufhin: „In Ordnung. Ginny was ist mit dir, kannst du dir jeden Abend ein paar Stunden dafür freimachen?“ „Sollte gehen“, antwortete sie und nickte zu Harry. Für ihre Freund erklärte Hermine: „Ich hab mit King gesprochen und ihm einen Großteil meiner Aufgaben übergeben. Wir werden uns alle zwei Tage besprechen, aber ansonsten bin ich frei. Harry?“ „Es sind noch fünf Wochen Ferien. Ich muss noch das neue Schuljahr für die Klassen vorbereiten, aber ich kann Minerva bitten, mich zu unterstützen. Kann mir denken, dass sie sich sogar darüber freut, wieder gebraucht zu werden. Dann fühlt sie sich nicht, als gehöre sie zum alten Eisen.“, antwortete Harry und fragte sich, was als nächstes kam.

Hermine nickte und verdeutlichte: „Wir drei werden die drei Bücher lernen müssen, ansonsten wird uns der Inhalt des vierten verschlossen bleiben.“ Ron stöhnte wieder ein wenig, lauschte aber interessiert, als Hermine fortfuhr: „Meine Idee ist folgende: Ich werde in den nächsten Tagen zusammen mit Harry versuchen, den Stoff zu lernen und Aufgabe für Aufgabe lösen. An den Abenden werde ich euch unterrichten. So sollten wir das schaffen können und bereit sein für den nächsten Schritt.“

„Du hast deine UTZ-Prüfungen alle mit Ohnegleichen abgeschlossen, oder?“, fragte Ginny leicht spitz, doch Hermine konterte sofort: “Du doch auch, sonst hätten sie dich im St. Mungos nie genommen. Den Numerus clausus gibt es nämlich nicht nur in der Muggelwelt.“

Damit war der kurze Schlagabtausch beendet.

Sie besprachen noch, wer wo erscheinen sollte. Ron schlug vor, dass Harry zu ihnen in ihr Londoner Haus kam und Hermine dort unterrichtete, was diese jedoch für keine gute Idee hielt. Sie erklärte den Anwesenden, dass auch sie ein wenig auf ihre Position zu achten hatte. Und wenn Ron nicht wollte, dass sie zusammen mit Harry auf der Titelseite des Tagespropheten nebst einer lustigen Schlagzeile landen wollte, man sich etwas anderes einfallen lassen müsse. Der Fuchsbau fiel auch aus, weswegen Ginny Hogwarts vorschlug, worauf man sich dann nach einigem Hin und Her einigte. Hogwarts war abseits und unverfänglich. So war wenigsten schon einmal das geklärt.

„Und jetzt zu den wesentlichen Dingen, Ron? Harry“?, sagte sie, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Harry öffnete gerade seinen Mund, doch Ron kam ihm zuvor und sagte: „Nach dem, was wir haben, können wir das Ganze wahrscheinlich auf einige, wenige Begriffe reduzieren: Magus, Aster, Padua und Sangreal. Das vierte Buch an sich und ein Satzfehler, von dem ich nicht glaube, dass es einer ist!“ Jetzt meldete sich Harry zu Wort und sagte: “So richtig hellhörig bin ich erst geworden, als uns Mr. Chokes eröffnete, dass dieses vierte Buch einen anderen Autor hat, der angeblich viel älter ist als die anderen drei. Er denkt, dass es sich um einen Satzfehler beim Druck handeln muss, aber ich halte das für Quatsch. Ich denke auch, dass es kein vierter Band ist, jedenfalls kein wirklicher. Wenn die anderen drei nämlich erst hinterher entstanden sind, könnte man annehmen, dass diese als Vorbereitung auf jenen ominösen “vierten“ Band gelten, was aber nicht im Sinne des Erfinders war.“ Hermine hatte sich auch ihre Gedanken dazu gemacht und war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Sie sagte mit einer kleinen Sprechpause: “Mit anderen Worten… was du damit sagen willst ist, dass der Autor es durchaus beabsichtigt hatte, dass niemand, der nicht eine bestimmte magische Stufe erreicht hatte, in der Lage sein sollte, das Buch zu lesen, was mit dem Erscheinen der drei anderen natürlich untergraben wurde, verstehe ich dich da richtig?“ „Ja, ja ich glaube, das kommt der Lösung schon sehr nahe, zumal dieser Jels nie wieder etwas anderes geschrieben hat. Es gibt nur dieses eine Werk und keine Informationen darüber, wer oder was Jels war!“, schloss Harry rührte sein schon weiches Eis durch, bevor er das Glas ansetzte und es einfach wie einen Shake austrank.

Nachdem er den Eisbecher auf den Tisch gestellt hatte, fragte Harry in die Runde: „Und was ist mit dem Rest? Können wir da noch ein paar brauchbare Informationen rausziehen?“

Hermine erläuterte: „Fangen wir mal an… Padua ist klar! Das vierte Buch auch! Das vierte Buch ist in Padua. Magus und Aster sind Latein und bedeuten Stern und Magie. Sternmagie. Schön, aber was könnte Sangreal bedeuten. Das ergibt keinen Sinn.“ Hier mischte sich Ginny ein: “Doch, das macht es, wenn du das Wort auseinander nimmst. Ist nämlich auch Latein: Sang steht für Blut und Real hat mehrere Bedeutungen, die aber alle den gleichen Sinn ergeben. Es bedeutet heilig, wirklich…“ Kleinlaut fügte sie noch hinzu: „Rein.“

Laut vermutete Harry. „Es kann doch durchaus sein, dass die Hinweise, die wir bislang gefunden haben, uns lediglich zu dem Buch führen sollten. Das haben sie getan!“ Hermine führte seinen Gedanken zu Ende und sagte: “Vielleicht ergeben sich andere Sachen, wenn wir davor sitzen und bereit sind für mehr.“

„Ihr werdet nach Padua müssen, du und Harry!“, sagte Ginny. Es klang aber mehr wie eine Feststellung und Ron stimmte dem nickend zu.

Doch Harry protestierte: “Leute, was soll ich in Padua? Ich kann doch sowieso nicht….“ Er brach ab, als er Hermine ganz leise flüstern hörte: „Da wäre ich mir gar nicht mehr so sicher…“ Ihr war siedend heiß eingefallen, dass sie bisher von dem, was Luna sagte, nicht ein Sterbenswörtchen erwähnt hatte. Harry fixierte sie mit seinen smaragdgrünen Augen. Sie fühlte aufgrund seines Blickes eine Härte wie nie zuvor.

Ablenkend sagte Ginny: „Harry, darauf wird es aber hinauslaufen! Wir werden mit Mine zusammen machen, was wir können, aber ich kann nicht einfach aus dem Krankenhaus weg und Ron muss für sein nächstes Auswahlspiel trainieren. Hermine hat in Padua studiert und Harry, du hast sie doch gehört, es gab bislang nur einen Menschen, der sie alle lesen konnte. Dich! Es spielt keine Rolle, was jetzt ist.“ Sie hob abwehrend die Hände, als sie ihre Ausführung beendete: “Sie wird dich brauchen! Sie wird dein Wissen brauchen!“

„Ja, du wirst recht haben“, sagte er und wandte seinen starren Blick von Hermine ab. Seufzend erklärte Harry: „Wir haben übrigens noch ein Problem. Unsere eigentlich verschiedene Todesserfreundin will sich wieder näher mit uns befassen und da sie mich so explizit auf das Fach ansprach, welches ich in Hogwarts unterrichte, muss ich davon ausgehen, dass die Gute leider über mich Bescheid weiß. Ich werde den Orden informieren und geeignete Maßnahmen ergreifen.“

Sie diskutierten noch eine Weile darüber, wie das überhaupt möglich sein konnte, denn immerhin hatten die vier Freunde miterlebt, wie sie sich selbst vor gut zehn Jahren in die Tiefe stürzte. Ein Horkrux-Zauber schien am wahrscheinlichsten, ihre Rückkehr zu erklären. Genügend Morde hatte sie begangen, um ihre Seele spalten zu können. Und da man hier ganz sicher nicht zu einer zufriedenstellenden Lösung kommen würde, beschloss Harry zum Ausklang dann noch das Thema mit den Kindern anzuschneiden.

„Ich hab vorhin etwas Interessantes beobachtet. Ist euch in letzter Zeit etwas an unseren Kindern aufgefallen?“, fragte Harry. Nachdem alle mit dem Kopf geschüttelt hatten, erklärte er: „Sie haben Mollys Garten mit zauberstabloser Magie und dem Mobile-Corpus entgnomt. Nicht dass unsere Kinder nichts Besonderes wären, aber ein bisschen seltsam finde ich das schon. Eure beiden sind fünf und James Sirius ist erst drei Jahre alt. Das ist zum Teil bereits höhere Magie und so etwas lernt man nicht in der Vorschule.“ Die anderen sahen etwas betreten zu Boden und Harry nahm sich da nicht aus. Vorsichtig fragte Harry: „Habt ihr mal bemerkt, ob sie eventuell einen imaginären Freund haben? Einen, den nur sie sehen und der nur mit ihnen spricht? Ist euch da mal irgendetwas aufgefallen?“ Die anderen verneinten auch das, bevor er empfahl: „Wir sollten das dringend beobachten und ich möchte, dass ihr mit Molly und Arthur darüber sprecht. Ja?“ Seine Freunde nickten.

„Wir werden das niemals wirklich los oder?“, fragte Ginny in den Raum hinein, doch ihr Bruder hatte die passende Antwort parat. Er antwortete: „Was erwartest du Schwesterchen? Wir können froh sein, dass wir so lange Ruhe hatten. Hier sitzen Potter und Weasley am Tisch. Schlammblüter, Blutsverräter, Muggel. Wir treten den dunklen Schergen seit zwanzig Jahren in den Arsch. Und jetzt los! Los! Lasst uns mit meinen Brüdern noch etwas feiern!“

Dem stimmten alle zu. Harry und Ron beglichen die Rechung bei Florean, der Harry wie üblich keine Galleonen abnehmen wollte, aber er ließ sich nicht beirren und bezahlte. Hermine und Ginny waren schon draußen, als die beiden hinterherkamen. Sich bei Ron unterhakend ging Hermine mit ihm ein paar Schritte, während Ginny und Harry ihnen langsam hinterher schlenderten.

Besorgt fragte Ginny: „Was war vorhin eigentlich mit dir los? Du hast Mine angesehen, als wenn du sie gleich umbringen willst. Ich bekam fast Angst… So eine Kälte hab ich in deinen Augen noch nie gesehen.“

Er nahm sie jetzt richtig in den Arm und küsste sie auf die roten Haare, bevor er antwortete: „Gar nichts, alles in Ordnung. Ich war nur in Gedanken.“ Sie folgten den anderen beiden, die schon auf die Wohnung der Zwillinge zusteuerten. Musik schallte aus dem Fenster über die ganze Strasse. Dort schien es bereits hoch her zu gehen. Die vier gingen die Treppen hinauf und auf halbem Wege poppten ihnen die Kinder aus der Wand entgegen. Die Schreie, die aus dem Flur entgegenschallten, riefen Fred und George auf den Plan. Diese öffneten die Tür und lachten aus vollem Hals darüber, dass sich die vier Freunde offensichtlich fast zu Tode erschreckt hatten. Ginny zückte blitzschnell ihren Zauberstab und jagte ihren Brüdern den Fledderwichtel Fluch auf den Hals. Harry machte, nachdem er sich wieder beruhigt hatte, einen einigermaßen erleichterten Gesichtsausdruck. Offensichtlich hatten die Zwillinge den Kindern ein paar interessante Zauber beigebracht und sie dazu ermutigt, deren Durchschlagskraft eben mal an den Eltern auszuprobieren. Auch wenn er das Ganze sicher nicht guthieß, konnte er eine stille Bewunderung für die Kinder und Fred und George nicht ganz verbergen. „Ginny, es ist gut. Erlös sie davon.“, sagte er. Sie zog zwar noch immer ein Gesicht, das jedem verdeutlichte, es reiche ihr noch nicht, beendete dann aber doch den Spuk. „Verstehst wohl keinen Spaß mehr, was?“, giggelten die Zwillinge. „Das war kein Spaß! Wir haben und zu Tode erschrocken!“, keifte Ginny, während Fred und George sich darüber nur noch mehr zu amüsieren schienen. Die Kinder waren schon wieder nach drinnen gerannt. „Los kommt rein, Bill und Charlie sind auch mit ihren Mädels da. Wir haben doch gesagt, es gibt ne kleine Überraschung und ihr taucht hier erst so spät auf.“ Als Harry ansetzen wollte, sich für das späte Eintreffen entschuldigen zu wollen, wehrten die Zwillinge mit erhobenen Händen ab: „Sag nichts, wir wissen sowieso schon alles. Langziehohren DeLuxe, aber das erklären wir euch nachher. Ihr könnt auch ein paar mitnehmen. Werdet ihr sicher bei euren Aktivitäten gerne einsetzen. Sind echt praktisch! Ist wahrscheinlich unsere beste Erfindung, seit dem tragbaren Sumpf oder dem patentierten Tagtraumzauber. Ein absoluter Weasley Knaller!“ Harry grinste und schüttelte nur den Kopf. Er schob sich an den beiden vorbei, als bereits Fleur ihn zukam, begrüßte und umarmte: „’allo ’arry, schön eusch mal alle wiederschuschehen. Die Kleinen sind wirklich ganz ’erzallerliebst. Unsere konnten leider nischt mitkommen, weil allesch scho übereilt war.“ Danach begrüßte sie auch noch die anderen. Harry ging hinüber zu Bill, Charlie und Jessica, während sich Mine und Ginny immer noch mit den Zwillingen in den Haaren hatten. Nachdem er mit den dreien ein paar Worte gewechselt hatte, stand Charlie auf nahm seinen Zauberstab. Er hielt ihn an seinen Hals und brüllte: „Sonorus!“ Das ließ alle Anwesenden sofort verstummen und sich die Ohren zuhalten. Die Strasse war, wenn nicht schon wegen der lauten Musik, dann spätestens jetzt hellwach. George sagte: „Ihr wolltet uns doch etwas mitteilen, also was hält euch auf? Fehlt noch jemand?“ „Nein!“, sagte Molly und zog Arthur an der Hand haltend mit ins Zimmer. Fred und George hatten sich von Mine und Ginny losreißen können und waren in den hinteren Teil der Wohnung verschwunden. Als sie zurückkamen, waren sie nicht allein. George begann: „Wir dürfen Euch vorstellen…“ Fred intonierte wieder: „…Maria und…“, bevor George den Satz beendete: “…Marion de la Vega.“ Harry und Ron gesellten sich zu ihren Frauen und nahmen sie in den Arm, kurz bevor die Zwillinge sprachen: „Und wir werden heiraten!“ Danach herrschte ein Moment der Stille – Maria und Marion sahen abwechselnd sich und die Zwillinge an, bevor sie wie aus einem Mund zurückfragten: „Was? Ihr auch?“ Und jetzt geschah etwas, das Harry nie für möglich gehalten hätte, denn Fred und George klappte die Kinnlade runter. Diese Runde ging eindeutig an die de la Vega Schwestern. Und nach einem weiteren Moment atemloser Spannung entlud sich diese in einem heillosen Gratulationschaos. Doppelhochzeit bei den Weasleys!

Ron, der neben Harry saß, aber nicht bemerkt hatte, dass Hermine noch nicht zum gratulieren aufgestanden war, stieß Harry in die Seite und meinte: „Boah ey, ich tick aus! Wo kann man solche Bräute aufreißen?“ Harry zuckte nur mit den Schultern und bedeutete Ron, er möge seinen Blick einmal leicht zu seiner Rechten wenden. Mine senkte den Kopf und warf ihm aus ihren unergründlich dunklen Augen einen verführerischen Blick zu, bevor sie langsam mit der Zunge verführerisch ihre Lippen befeuchtete. Aus Spaß sagte sie bestrafend: „Dafür schläfst du die nächsten vierzehn Tage auf der Couch, Schatz!“

Jetzt gratulierten auch Ginny und Harry dem Zwillingspaar zu ihrer bevorstehenden Hochzeit. Harry versicherte den beiden, dass ihnen mal wieder eine perfekte Überraschung gelungen sei. Im Anschluss begann er eine zwanglose Unterhaltung mit den de la Vega Schwestern, die natürlich schon alles über Harry Potter wussten, doch Harry konnte die beiden Frauen aus der Reserve locken. Er fragte: „De la Vega kommt mir bekannt vor… Das ist spanisch oder?“ „Kalifornisch, aber unser Ur-Ur-Großvater kam aus Spanien, daher auch der Name. Ich werde den Namen Weasley annehmen und George den unseren.“, sagte Marion, während Maria zustimmte. Harry stand der Mund offen, gab aber sogleich zu, dass es einen schönen Klang hatte. „George de la Vega, fast poetisch. Molly wird davon vermutlich nicht sonderlich begeistert sein…“, merkte Harry an und stellte fest, dass die Schwestern bereits sehr klare Vorstellungen hatten. „Molly ist lieb, aber wir wollen die Jungs und nicht sie heiraten.“, sagte Maria, währen Marion zustimmend nickte. Jetzt hatten sich auch Fred und George wieder zu ihnen gesellt. „Ihr habt es ihm erzählt, was?“, fragten die beiden, während die Schwestern sie mit unschuldigen Mienen ansahen und grinsend nickten. „Wisst ihr, dass sich das fantastisch anhört? Und nebenbei komplett verrückt ist.“, äußerte Harry, was alle vier bejahten.

Ron und Hermine sprachen mit Molly über die nächsten Tage und Molly war richtig glücklich, dass sie die Kinder noch eine Weile hüten durfte. Arthur verdeutlichte den drei Kindern, dass es schon recht spät sei und jetzt Zeit fürs Bett war. Das sahen diese natürlich ganz anders, weswegen sie sich einen Moment sträubten und nörgelten. Nachdem sie sich artig von den anderen Gästen verabschiedet hatten, apparierten sie zusammen mit den Großeltern in den Fuchsbau. Die anderen Gäste ergriffen ebenfalls die Gelegenheit beim Schopf und verabschiedeten sich. Jetzt waren sie allein zu acht. Die Zwillinge zauberten ein paar Gläser her und gallonenweise Kürbissaft. Danach ging es um den vergangen Abend und die Langziehohren DeLuxe. Maria und Marion verloren ein wenig die scheu vor den vier Freunden. Bald stellte sich heraus, dass die beiden ähnlich chaotischen Veranlagungen innehatten, wie Fred und George, was natürlich einiges erklärte.

Ginny und Hermine waren bereits aneinandergelehnt eingedöst, während Ron, Harry und das Doppelpaar die neusten Erfindungen beäugten und sie alle bereits die angesprochenen Langziehohren eingepackt bekommen hatten. „Ich glaube, wir müssen langsam, unsere beiden Süßen sind schon im Land der Träume.“, bemerkte Ron, der sonst von seinen Brüdern gar nicht genug bekommen konnte. Harry stimmte ihm zu. „Was ist mit Morgen? Schick mir einen Patronus, wenn ihr ansprechbar seid!“, sagte Harry zu Ron. Für ihn kam jetzt der üble Teil des Abends. Er musste Ginny wecken, damit sie zusammen nach Hause apparieren konnten.

„In Ordnung Harry.“, erwiderte Ron. Er nahm Hermine auf den Arm und apparierte zunächst in den Fuchsbau, um sich die Bücher zu greifen, bevor es direkt in die Wohnung ging. Dort bettete er sie sanft zur Ruhe und schlich sich selbst ins Wohnzimmer. Früh am Morgen versuchte eine schlaftrunkene Hermine, Ron ins wieder ins Bett zu buxieren, doch da er sich nicht wecken ließ, legte sie sich zu ihm auf die Couch und flüsterte: “Ich kann doch ohne dich nicht sein.“

John Xisor
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05. Das Bildnis des Albus D.


Am Morgen des folgenden Tages hatte Harry arge Probleme, Ginny wachzubekommen, damit sie nicht zu spät zu ihrem Dienst in St. Mungos erschien. Er selbst drehte sich unter dem Fluchen seiner Frau noch mal auf die Seite und schlief ein paar Stunden länger. Nach dem Aufstehen nahm er eine ausgedehnte Dusche und machte sich an die Vorbereitungen für das nächste Schuljahr. Währenddessen legte er auch gleich ein paar Sachen beiseite, die er eventuell McGonagall überlassen wollte, wenn sie denn zustimmte, ihn zu unterstützen.

Harry ließ noch einmal den gestrigen Tag Revue passieren und kam am Ende auch zu keinem anderen Schuss als dem, was man ihm bereits nahe gelegt hatte. Er würde Hermine wohl begleiten müssen. Und doch hatte er das Gefühl, dass Hermine etwas verschwiegen hatte, vielleicht unabsichtlich oder sie wollte nicht, dass die anderen es erfuhren. Aber warum? Was hatte er sie flüstern hören? <Da bin ich mir gar nicht mehr so sicher…>. Harry beschloss, dem nicht so viel Bedeutung beizumessen und verbannte den Gedanken in eine hintere Ecke.

Schließlich schickten Hermine und Ron ihren Patronus gegen ein Uhr vorbei und Harry trat mit ihnen über den Zweiwegspiegel in Kontakt. Da Ginny nicht zugegen war, fragte er Hermine, ob sie ihn eventuell zu McGonagall bringen und danach gleich nach Hogwarts begleiten würde. Ron war gerade zu seinem nächsten Training aufgebrochen und würde erst spät zurückkommen, weswegen sie zustimmte und Ron eine kurze Nachricht hinterließ. Ein wenig später erschien sie auch schon bei Harry in der Wohnung und grinste ihn schief an, als er an ihrem Arm herabsah und in ihrer Hand die Bücher erblicken konnte. Mine dachte auch an alles. Irgendeinem seltsamen, undefinierbaren Impuls folgend, fragte er Hermine, ob sie Sirius’ altes Motorrad nehmen wollten, um den Weg zurückzulegen. Sie schien bei dem Vorschlag seltsam entzückt zu lächeln, denn sie hatte immer ein bisschen Angst vorm fliegen, doch zu Harrys eigenem Erstaunen sagte sie zu. Er hatte Mine eigentlich gar nicht gebraucht, um zu McGonegall zu gelangen, aber es war halt schön, seine alte Freundin um sich zu haben und nicht allein unterwegs sein zu müssen. Ob sich Hermine diese Frage auch stellte oder in seinen Gedanken las, konnte er nicht ermitteln.

Er kramte zwei schon etwas angeranzt aussehende Lederkappen hervor und reichte eine davon Hermine, die ein komisches Gesicht zog, aber nicht weiter darauf einging. Aus dem alten Schuppen hinter dem Haus schob Harry die etwas angestaubte Maschine in den Garten und warf sie mit dem Kickstarter an. Hermine war in Windeseile auf den Sozius gesprungen und Harry kicherte leise. „Vergiss nicht, ich bin auch in der Muggelwelt aufgewachsen!“, schlug ihm auf die Schulter, was er als Signal zum losfahren nahm. Nach ein paar Metern schaltete der Flugmechanismus ein und die beiden rauschten über die Baumwipfel dahin.

„Ich seh’ mich mal ein bisschen in der Landschaft um, während du Überzeugungsarbeit leisten darfst.“, zwinkerte sie ihm zu, sprang vom Sitz und verschwand in einem der Feldwege.
Harry sah sich um, ging dann geradewegs auf das kleine Häuschen zu, in dem, wie er wusste, sich der Ruhesitz von Professor McGonegall befand.

Er läutete die Glocke und als Minerva öffnete schien sie ihm fast um den Hals zu fallen.

„Harry mein Junge, was für eine Überraschung!“, begrüßte sie ihn freudig und bat ihn sogleich herein. Er ertappte sich, immer noch ein wenig Scheu dabei zu haben, sie bei ihrem Vornamen anzusprechen, doch seit sie alle als vollwertige Mitglieder des Ordens akzeptiert wurden, war das üblich.

„Minerva!“, lächelte er. “Schön sie zu sehen! Es geht ihnen gut, wie ich sehe!“ Minerva verwickelte ihn gleich in ein Gespräch, während er eintrat: „Viel zu gut, Harry. Möchten sie eine Tasse Tee? Ich habe gerade frischen aufgesetzt. Kommen sie und nehmen sie Platz!“, bedeutete sie ihm und geleitete ihn in das Wohnzimmer, welches sich als riesig erwies. Magische Veränderungen waren doch ein Segen, dachte er wieder. Von außen wirkte das Gebäude nicht so groß. So lange er die liebenswerte und doch energische Dame kannte, wünschte er sich doch einmal eine Bestätigung für seine Vermutungen zu bekommen. Die Inneneinrichtig glich einem schottischen Herrenhaus. An den Wänden hingen alte Wandteppiche, die die Stammbäume der McGonagalls von Jahrhunderten wiederspiegelten. „Ahh, wie ich sehe, haben sie bereits meine Leidenschaft entdeckt. Ja, seit ich nicht mehr im aktiven Schuldienst bin, habe ich mich daran gemacht, die Ahnenreihe der McGonagalls zu erforschen. Und es ist wirklich unglaublich, was sich dabei zu Tage fördern lässt!“ Harry nahm ihr dankend die Teetasse ab und betrachtete einen der Stammbäume, als Minerva neben ihn trat. Er strich mit der Hand über einen und fühlte ein kleines Loch darin. „Wie sie sehen, gab es auch in den Reihen der McGonagalls einige Linien, denen Toujour Pur! über alles ging. Dafür gibt es sie heute auch nicht mehr. Was zum einen traurig, zum anderen aber vielleicht auch manchmal besser ist. Besonders wenn man an Familien wie die Malfoys oder die Blacks, Andromeda, Sirius und Alabaster mal ausgenommen, denkt. Ich bin, was das angeht, immer noch etwas gespalten.“ Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich nun wieder Harry zu. „Aber sie werden nicht hergekommen sein, um meine Familiengeschichte zu bestaunen, hab ich recht?“, fragte sie, während sie sich die Brille zurecht rückte. „Also Harry was führt sie zu mir?“ Auf ihre unverblümte Frage hin zeigte Harry ihr den Brief, den er von Hogwarts erhalten hatte und erzählte ihr ein paar Dinge, die er vermutete, allerdings bei weitem nicht die ganze Geschichte; eben nur das Notwendigste, um sie überzeugen zu können. Sie druckste Anfangs ein wenig herum, aber Harry verstand es, seiner ehemaligen Hauslehrerin in einigen Punkten zu schmeicheln, obwohl er wusste, dass sie sich von so was eher nicht beeindrucken ließ. Doch auch Minerva McGonagall hatte gewisse sentimentale Punkte, die er im Stande war zu stimulieren und so stimmte sie schließlich, sichtlich gerührt, seinem Ansinnen zu. „Dabei fällt mir ein, Harry, ich habe hier noch etwas für sie. Eigentlich wollte ich es ihnen schon damals geben, aber sie waren eines Tages spurlos verschwunden.“ Sie reichte ihm eine sehr alte Flasche mit einer braunen, klaren Flüssigkeit und fügte voller Stolz hinzu: “Das ist McGonagalls Privat – Single Malt Whisky – One Barrel - anno 1583. Und wehe, sie verfüttern das an Madam Maximes Pferde. Doch nun müssen sie mich entschuldigen. Es gilt ein neues Schuljahr vorzubereiten. Ich wünsche ihnen viel Glück! Ich hoffe sie finden, was sie suchen und können das Geheimnis lösen.“, sagte sie und Harry stutzte. Von einem Geheimnis hatte er nichts erwähnt. Ron schien also doch nicht so falsch gelegen zu haben. Er bedankte sich für ihr Entgegenkommen. Sie geleitete ihn zur Tür hinaus und sah zu, wie er hinter der nächsten Ecke verschwand. Sie ging zurück und betrachtete das Bild an der Wand, gleich hinter ihrem Tisch.

„Sie haben es also getan!“

„Ja, aber ich verstehe es nicht Albus.“, sprach sie zu dem Bild. Dann begann sie: “Potter kann doch nicht…“, sie brach ab, als der alte Schulleiter seine Brille auf die Nase schob und wissend lächelte.

„Erinnern sie sich an die Legende, Minerva? Sangreal. Sie sagt, dass die Lehrer einst aus den Sternen herabstiegen, Minerva. Es ist wahr.“

„Aber wieso Potter?“, wollte sie wissen.

„Er war der Auserwählte – der, der war, der, der ist und der, der sein wird. Dieses Schicksal ist seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Außerdem ist er nicht allein, Minerva! Seine Freunde sind bei ihm. Die Menschen, die er liebt, hat er mit sich gebracht. Es wird wunderbar, sie werden sehen. Einfach wunderbar!“, lächelte er wissentlich und geheimnisvoll, bevor er sich sein Kissen zurecht klopfte und sich in seinem Rahmen wieder zurücklehnte.

„Sie werden nicht lange brauchen, bis sie herausgefunden haben, dass ich die Briefe verschickt habe.“

„Das spielt keine Rolle. Es hat bereits begonnen und sie wird ihn leiten.“

--------------

Es dauerte nicht lange, da hatte Harry Hermine entlang dem Feldweg unter einem Baum sitzend entdeckt. Er ging zu ihr und setzte sich neben sie. „Na, hattest du Erfolg?“, fragte sie schelmisch und Harry nickte. „Es war fast zu leicht.“, meinte er und Hermine hakte gleich noch mal nach. „Woraus schließt du das?“, fragte sie. „Ich hatte das Gefühl, dass sie mich erwartet hat. Es war alles fertig: Der Tee, das aufgeräumte Zimmer, ein herrliches Haus… Zusätzlich noch ein kleines Geschenk von ihr. Zu perfekt, wenn du mich fragst. Ich denke, Ron hatte recht. Vielleicht nicht mit dem Imperius, aber so ganz freiwillig hat sie sich nicht einspannen lassen.“ Hermine sah ihn fragend an, doch kannte sie die Antwort schon. Harry erklärte: „Professor McGonagall würde sich nur für einen Mann zu so etwas bereiterklären…“ Hermine wusste bereits, von wem und gab ihre Gedanken preis: “Dumbledore! Du willst ihn aber nicht fragen oder?“ „Wen? Das Bild? Nein danke, ich bin nicht scharf auf kryptische Andeutungen im Übermaß. Außerdem haben wir bis heute keine Ahnung, ob die Bilder wirklich nur Spiegelbilder sind oder ob sich dahinter mehr verbirgt, als das bloße Auge sieht. Darüber hinaus, und hier wird es interessant… ich habe ihr das Schulleiterbüro zur Verfügung gestellt, welches sie erst nach einigem Zögern akzeptiert hat.“ Hermine dachte wie immer mit und sagte, während sie bereits aufstand: „Wir gehen also in den Raum der Wünsche. Dort sehen und hören keine fünfzig Bilder alter Schulleiter zu!“ Harry nickte ihr zu. „Also, Professor Potter, dann holen sie mal ihr Motorrad und lassen sie uns anfangen!“, stupste sie ihn an, während er einfach nur mit einem „Ja, Ma’am.“ antwortete und Hermine zum Lächeln brachte.

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Ginny Black
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Beitrag von Ginny Black »

das ist wirklich sehr toll geschreiben und sehr interessat frue mich uaf fortsetzung..
[img]http://img503.imageshack.us/img503/9650/lunalongbottomsigpu8.jpg[/img]
[b]thx Tonks~Lupin! :lol: [/b]

John Xisor
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Beitrag von John Xisor »

@ hallo ginny black, danke für deinen lieben kommi, da gibts doch gleich was zum weiterlesen. lg john



06. Zurück zu den Wurzeln


In den folgenden Wochen erfuhr Harry, was Hermine mit dem Wort “reinlernen“ meinen sollte. Er hatte sich einst damit befasst, weil er sich damit hatte befassen müssen. Sie tat es, weil sie es wollte und das waren zwei völlig verschiedene paar Schuhe.

Minerva folgte seinem Ruf und nahm für die Zeit, in der er beschäftigt war, seinen Platz im Büro des Schulleiters ein. Während der Pausen, die sie einlegten, konnte er sich mit ihr über die wesendlichsten Dinge besprechen und einige Papiere unterschreiben. Hermine nahm aus dem Raum der Wünsche ihren privaten Portschlüssel, der sie direkt ins Ministerium brachte, wenn sie dort etwas Unaufschiebbares zu erledigen hatte. Danach kam sie immer sofort zurück Hogwarts. Bald hatten sich die beiden gut auf dieses Prozedere eingespielt. So schafften sie auch ihre anderen Aufgaben, die jetzt nebenbei verrichtet werden mussten.

Das erste Buch hatte sich Hermine nach weniger als drei Tagen einverleibt und als sie mit dem zweiten begann, fing sie an den Abenden an, Ron und Ginny zu Hause in höherer Magie zu unterrichten. Für das zweite Buch brauchte selbst Hermine schon eine Woche, um alle geforderten Übungen erfolgreich abzuschließen. Harry stand ihr mit seinem Rat, bestimmte Zauber anzugehen, zur Seite und beruhigte sie, wenn das Buch einmal mehr gedachte, seine stichelnden oder beleidigenden Kommentare offen zu legen. Ihre beiden Schüler Zuhause rackerten und mühten sich nach getaner Arbeit nach Kräften ab. Ron, der zu allem Überfluss noch ein Freundschaftsspiel mit den Wimbourner Wespen zu bestreiten hatte, hielt länger durch, als er selbst erwartet hatte, gab jedoch nach den ersten Lektionen des zweiten Buches etwas entnervt auf und Hermine ließ ihn gewähren. Harry sah das zwar anders, doch in diesem Fall musste er zurückstecken. Das dritte Buch mit dem Titel Manipulationen, mit dem sich die Herrschaft über die Elemente erlangen ließ, stellte am Ende auch Hermine vor fast unlösbare Probleme, die geforderten Aufgaben zu erfüllen. Ginny kapitulierte etwa in der Mitte, wogegen Harry, der nun schon einmal nachgab, jetzt mehr Verständnis hatte, als zuvor bei Ron. Und als Hermine alle drei Bücher durchgearbeitet hatte, frohlockte Harry schon, doch Hermine begann alles von Anfang an mehrfach zu wiederholen, um die Inhalte richtig zu verinnerlichen, wie sie sagte. Das war das, was Hermine unter “reinlernen“ verstand.

Nach dem sie das vierte Mal den gesamten Stoff wiederholt hatte, war sie der Meinung, das es jetzt genug sei. Harry fragte mit versteckter Ironie, ob das tatsächlich ihr Ernst sei, woraufhin er sich einen bösen Blick gefallen lassen musste. Beide brachen aber kurz daraufhin in erleichterndes Gelächter aus.

„Ohne die Schimpfkanonaden der drei Bücher wäre es viel leichter gewesen. Das erste war echt die Hölle! Am liebsten hätte ich es ins Feuer geschmissen und noch mal nachgetreten, wenngleich mir mit jeder Seite bewusster wurde, dass nur der Wille zählt. Jede Seite, jede Aufgabe war ein Gewinn“, meinte sie.

„Ich denke, der Autor wollte ganz sicher sein und um das zu unterstreichen, verhöhnt er jeden, der versucht, ihn zu besiegen. Aber wenn es gelingt, sich auf das Wesendliche zu konzentrieren und man seinen Spott ignoriert, dann hat er verloren und man selbst gewonnen. So hab ich es damals gesehen, na ja zu sehen versucht…“, räumte Harry ein und senkte dabei etwas den Kopf, was Hermine jetzt aus der Haut fahren ließ.

„Harry! Hör endlich auf, dich kleiner zu machen als du bist! Du warst siebzehn Jahre, als du gelernt hast, die Elemente zu kontrollieren. Siebzehn Jahre, als du Voldemort in die Knie gezwungen hast! Siebzehn! Jetzt mach mal einen Punkt! Sieh dich doch mal hier um… Die ganzen Kinder sehen alle zu dir auf. Zu dir! Du bist der Junge, der überlebt hat.“, redete sie sich in Rage und bedachte ihn mit einem funkeln.

„Und was bin ich noch? Ein Muggel, ein Squib – unfähig zu zaubern!“, fügte er kühl hinzu.

„Nein, nein Harry. Ein liebevoller, fürsorglicher Familienvater und Ehemann, dazu ein guter Freund!“, sagte sie ehrlich, während sie zu ihm hinüberging und ihm über seine strubbligen Haare strich. Er hielt einen Augenblick dagegen, wurde jedoch immer leiser. „Es ist unwichtig, ob Squib, Muggel oder Zauberer. Deine Kraft wohnt im Herzen!“, sagte sie und legte ihre Hand leicht auf seine Brust. In diesem Moment gab er auf. Sein Kopf sank an ihre Schulter und er weinte süße, bittere Tränen voller Verzweiflung und Sehnsucht. Als sie ihn in die Arme nahm, hatte er das Gefühl, als löste sich plötzlich eine tonnenschwere Last von seinen Schultern, die er solange mit sich herum getragen hatte. „Hermine, ich kann nicht mehr!“, schluchzte er. Tröstend erwiderte sie: „Das brauchst du auch nicht. Ich bin ja da. Ich bin bei dir. Es ist gut. Ich bin hier. Schhhhht... .“

Er war irgendwann in der Nacht vor Erschöpfung eingeschlafen. Mine hatte Ron und Ginny ihren Patronus mit der Nachricht gesandt, dass sie heute fertig werden würden und dass es deshalb länger dauerte. Niemals würde auch ein Wort über ihre Lippen kommen. Niemals.

Am nächsten Morgen lief Hermine schon ganz früh in die Küche und bat Dobby, Frühstück auf einem Tablett anzurichten. Sie schlich sich wieder unerkannt zurück und weckte Harry leise auf. Dobby brachte das Tablett in den siebenten Stock und als Hermine ihm das Tablett aus der kleinen Hand nahm, fragte der Elf mit nassen Augen: „Geht es Harry Potter nicht gut?“ „Doch, bald wieder, aber sag nichts!“, versuchte sie abzuwiegeln, merkte aber, dass sie dem kleinen Elf nichts vormachen konnte. Dazu waren sie zu lang und zu tief verbunden. Dobby klatschte sich mit der Hand vor den Mund, schüttelte den Kopf und versuchte ein Lächeln, bevor er mit den Fingern schnipste und verschwand.

Hermine nahm ein großes Stück Schokolade und kniete sich neben Harry, während sie seine Wange streichelte. „Hier iss, dass ist Schokolade. Das hilft. Iss!“, sagte sie. Er nahm das Stück mit zittriger Hand entgegen und biss ab. Gleich darauf durchflutete ihn ein wohlig warmer Schauer, der es ihm erleichterte sich aufzurichten. „Das reicht noch nicht, das wird aufgegessen…“, flüsterte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Harry wagte es auch nicht, stattdessen schob er sich Stück für Stück in den Mund. „Warst du die ganze Nacht hier?“, fragte er erstaunt. Sie nickte, sagte jedoch kein Wort. Er verstand aber dennoch. Sie drückte ihm einen großen Becher in die Hand und sagte: „Hier, trink! Das ist Kürbissaft!“ Jetzt lud sie seinen Teller mit anderen Leckereien voll und reichte ihm den Teller. „Essen, nicht reden!“, befahl Hermine weniger ernst, als er schon ansetzen wollte. Harry leerte den Teller, während Hermine sich eine Tasse Tee eingeschenkt hatte und ihm zusah, wie er sich voll stopfte. „Wieder besser?“, frage sie jetzt und erwartete eine Antwort. Er holte tief Luft und antwortete knapp: “Ja.“ Anschließend versuchte er sich zu entschuldigen, wurde aber von ihr augenblicklich zum Schweigen gebracht. „Es war unausweichlich, Harry. Es war nur eine Frage der Zeit, wann es passieren würde.“, stellte sie fest und wollte nichts weiter hören. Er naschte ein weiteres Stück Schokolade und wieder fühlte er die Wärme in sich aufsteigen. Es tat gut. Sehr gut sogar.

Hermine drehte sich um, als schöpfe sie Kraft für den nächsten Schritt.

„Harry, es gibt da noch etwas…“, und bevor er nachfragen konnte fuhr sie fort: ,Ich habe euch an dem Abend bei Fortescue nicht alles erzählt, was sich zugetragen hatte. Ich musste erst darüber nachdenken, aber nun kann ich nicht mehr schweigen. Der Tag, an dem ich im Ministerium Luna den Titel des Buches gezeigt habe und sie gebeten habe, alle möglichen Informationen zusammen zu tragen, ist etwas passiert. Sie nahm den Brief und starrte ihn einen Moment lange an. Ich weiß… ihr Blick ist immer etwas, nun ja, entrückt, aber das war anders. Es war, als schlüge etwas ganz tief in ihrem Inneren eine…, wie soll ich das sagen… irgendwie eine magische Saite an. Denn als sie ging, drehte sie sich noch mal zu mir um und meinte, dass damals ein fremder Zauberer neben sie getreten sei. Er hätte in einer ihr nicht verständlichen Sprache gesprochen, ihre Hand genommen, sie habe die Sterne gesehen. Dann wäre sie wieder aufgewacht.“

Wenn Harry auch müde, fertig und erledigt war – nach diesen Worten war er wieder wach. Hellwach. Hermine war zu ihm getreten und hatte jetzt seine Hand genommen, als sie sagte: „Wenn ich mit meinen Beobachtungen nicht irre, ist da etwas passiert.“ Harry unterbrach sie und sagte: “Und du meinst, du hältst es für möglich das…“ Ihm ins Wort fallend erläuterte Hermine: “Ich weiß, die Chance ist astronomisch gering - aber sie ist da!“ Für einen winzigen Augenblick glaubte sie, in seinen Augen ein Funkeln zu entdecken, das schon lang erloschen schien.

„Wir sind einst aufgebrochen, unsere Welt zu retten und sie wurde gerettet...aber nicht für mich Hermine, nicht für mich…“, sagte Harry matt und ließ den Kopf wieder hängen.


„Was soll ich dann deiner Meinung nach tun, hmm? Ohne dich brauch ich nicht weitermachen. Zerreißen wir die Briefe, vergessen alles und machen weiter wie bisher? Ist es das, was du willst?“ Sie versuchte ihn jetzt wieder ein wenig zu provozieren. Auch wenn er es nicht zugab, konnte sie spüren, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. Weder die letzte Nacht noch ihre Worte von eben waren spurlos an ihm vorübergangen, auch wenn er sich große Mühe gab, es zu verbergen. Sie kannte Harry seit sie elf Jahre alt waren. Seitdem waren sie in tiefer Freundschaft verbunden. Nein, so leicht würde sie ihn nicht davonkommen lassen.

Hier schüttelte er auch den Kopf und Hermine sah ihn erwartungsvoll an. Ohne recht zu wissen, warum, sagte Harry: „Ich kann dich ja nach Padua begleiten.“ Sie hatte natürlich recht damit, dass sie jetzt nicht aufhören durften, denn dazu hatten sie schon zuviel unternommen. „Fein, ich hab meinen Zauberstab im Ministerium liegen lassen. Kann ich eben deinen haben?“, fragte sie. „Der liegt Zuhause, ich kann aber Minerva fragen.“, meinte er, doch sie winkte ab. „Lass, ist nicht so wichtig. Ich hab nur gern glatte, frische Sachen an, wenn ich im Dienst erscheine, aber egal. Es wird ein Mal so gehen.“, antwortete sie und warf den Kopf nach hinten, so dass ihre braunen Haare um den Kopf flogen.

Hermine besorgte noch ein paar Brocken Schokolade und zwang Harry, diese zu essen. Anschließend teilte sie Harry mit, wie sie gedachte weiter vorzugehen. Als erstes brachte sie ihn nach Hause und da Ginny noch im St. Mungo war, empfahl sie ihm ausgiebig zu duschen und sich etwas hinzulegen. Sie würde derweil im Ministerium alles Notwendige in die Wege leiten, damit es in der Universität zu Padua keine Schwierigkeiten mit Bernardo gäbe und sie ungehindert das Buch begutachten und darin lesen konnten, solange sie wollten. Sie meinte, dass sie nachher noch kurz mit Ginny sprechen wollte und dann so gegen Abend in Padua ein erstes Treffen mit Bernardo arrangieren würde. Harry stimmte dem wortlos zu. Was hätte er auch tun sollen? Immerhin war er derjenige, der nicht nur aufgegeben hatte, sondern es auch gezeigt hatte. Er hatte nichts anderes verdient. Und so nahmen sie ihren persönlichen Portschlüssel ins Ministerium, um von dort aus in sein Haus zu apparieren.

Dort angekommen fragte er sie, ob sie noch eine Tasse Tee mit ihm trinken würde. Als sie nickte, ging Harry in die Küche, um diesen zuzubereiten. Hermine wartete, bis sie seine Schritte auf der Treppe hören konnte und flüsterte dann leise << Accio Harrys Zauberstab >>. Als die kleine Packung in ihre Hand flog, vergewisserte sie sich, ob auch wirklich drin war, was drin sein sollte. Danach steckte sie die kleine Schatulle unter ihren Pullover und wartete, bis Harry mit dem Tee zurückkam. Sie hatte es in der Tat sehr eilig wegzukommen, doch sie ließ ihn dies nicht spüren. Die beiden redeten noch eine Weile über dieses und jenes. Etwas später flohte Hermine zurück ins Ministerium, wo bereits Madeleine wartete.

„Mr. Shacklebolt kommt gut zurecht, wie ich sehe. Gut! Madeleine, bitte vereinbaren sie einen Termin mit Mr. Buchan an der Universität zu Padua. Mr. Potter und ich werden morgen Vormittag gegen elf Uhr dort sein. Danke!“ Mit diesen Worten verschwand Hermine in ihrem Büro und machte sich daran, die Akten auf ihrem Tisch durchzuarbeiten.

Harry lehnte sich zurück. Er wusste, dass Hermine recht hatte – sie konnten jetzt nicht aufhören. Er konnte nicht aufhören. Er musste sich eingestehen, dass Hermine jetzt seine Antriebsfeder war, was auch immer sie zu Tage fördern würden – er würde mitgehen. Obwohl Okklumentik früher nie seine größte Stärke war, gelang es ihm jetzt, seinen Geist zu leeren und endlich einzuschlafen.

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07. Padua


Am nächsten Tag holte Hermine Harry von Zuhause ab, so wie sie es versprochen hatte und sie apparierten gemeinsam nach Padua. Hermine erzählte von ihrer Zeit hier und dass es ihr sehr schwer gefallen sei, das einmalige Angebot der Universität abzulehnen, hier in der Bibliothek tätig zu werden.

„Es ist wirklich kaum vorstellbar, dass du das wirklich abgelehnt hast, wo du doch die meiste Zeit immer in Hogwarts in der Bibliothek zugebracht hast!“, sagte Harry mit einem Augenzwinkern. „Das war doch etwas anderes… da musste ich lernen. Allerdings hatte ich danach andere Pläne. Es gab Ron. Und er hatte gerade bei Eintracht Pfützensee unterschrieben. Ich wollte nicht, dass wir schon wieder getrennt waren. So habe ich mich entschlossen, meiner zweiten Bestimmung zu verfolgen. Die Ziele selbst legten sich aber erst offen, nachdem ich den Weg eingeschlagen hatte und es war gut, dass ich mich so entschieden hab!“, meinte sie und hakte sich bei ihm unter, als sie über die große Plaza gingen. „Das ist eine Misch-Uni oder? Zauberer und Muggel.“, fragte Harry. „Ja, das machte es ja so faszinierend. Da hast du auf der einen Seite den Stoff aus der Muggel-Universität neben dem Zauberstoff. Und was man hier an Arithmanik vorgesetzt bekam, war wirklich nicht von schlechten Eltern.“, lachte sie. Gleich darauf sagte sie drängend: “Komm! Wir werden bestimmt schon erwartet.“ Harry legte ein schiefes Grinsen auf und dachte <Ja, die Zaubereiministerin und der Muggel.>, doch er sagte nichts.

Hermine führte ihn noch eine Weile durch das Gelände. Er war der Ansicht, dass sie wirklich nur zu gern hier geblieben wäre, doch es gab ja Ron. Ron. Den leisen Anflug von Eifersucht schob er schnell wieder beiseite. Was sollte das? Hatten sie nicht alle vier bekommen, was sie sich wünschten? Sie hatten doch alles erreicht. Er war zwar jetzt ein Muggel, aber immerhin der Schulleiter von Hogwarts und Professor Potter, wozu also die seltsamen Gedanken? Und doch hätte er in einigen Punkten manchmal mit Ron tauschen wollen, ganz besonders was sein Talent im Quidditch anging. Ron, der Hüter von England. In die Vergangenheit geblickt klang es für Harry fast wie ein Treppenwitz.

„Die warten bestimmt schon auf uns!“, bemerkte Harry, um seine Gedanken zu vertreiben und wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen, weswegen sie ursprünglich hier waren. „Lass sie! Wer weiß, wann ich mal wieder die Gelegenheit hab’, mit meinem besten Freund hierher zukommen.“, sagte sie und griff nach seiner Hand, während sie die große Treppe hinaufstiegen, danach bog Hermine gleich nach rechts. Sie wusste, wo es lang ging. Anschließend bahnten sie sich den Weg durch ein paar breite Gänge und Hallen. Auf halbem Weg kam ihnen Bernardo bereits mit ausgestreckten Händen entgegen.

„Ms Zaubereiministerin, Professor Potter, wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass ihnen unterwegs etwas zugestoßen sein könnte. Erst als ich sie beide im Innhof sah, konnte ich ihr Ministerium beruhigen. Ich hätte mir gleich denken können, dass sie sich erst einmal umsehen möchten.“, sagte er freundlich und versuchte, Harry so wenig wie möglich anzustarren. Natürlich waren der Mann, seine Narbe und seine Taten legendär. Umso überraschter und erfreuter war Bernardo, dass Professor Potter genau dem entsprach, was man sagte. Er war ein eher unauffälliger Typ, der es vorzog, in Ruhe gelassen zu werden.

„Bernardo, nicht doch. Warum so förmlich? Ich musste mich doch erst mal umsehen. Seit damals hatte ich leider keine Gelegenheit mehr herzukommen, dafür habe ich heute einen sehr guten Freund mitgebracht!“, sagte sie stolz und zog Harry näher heran, damit sie die beiden Männer bekannt machen konnte. „Der Schulleiter von Hogwarts an der Universität zu Padua… Es ist mir ein Vergnügen, sie kennen zulernen, Professor!“, sagte er so normal wie möglich und hoffte, dass Harry den Faden aufnahm, was dieser auch tat. „Mr. Buchan, richtig“? Bernardo nickte. „Wir haben sie beide nicht halten können, aber trösten sie sich – Hermine hatte schon immer ihren eigenen Kopf und sie sehen ja, sie hat uns allen etwas vorgemacht.“ Bernardo lenkte das Gespräch bewusst auf ihre Person, um nicht über sich reden zu müssen. Hermine warf ihm erst einen strafenden Blick zu, schien es aber im Anschluss durchaus nicht unangenehm zu finden, bei den beiden Männern zum Gesprächsthema avanciert zu sein. Während die drei über das Gelände gingen und Hermine zwischendurch die immer noch herrlichen Gärten der Anlage bewunderte, unterhielten sich Harry und Bernardo über den Inhalt ihrer schuleigenen Bibliotheken. Kurz danach kamen sie ganz wie von selbst auf das eigentliche Thema zu sprechen, weshalb sie hergekommen waren. Das war eben Harry Potter. Er mochte vielleicht nicht mehr zaubern können, doch wie er schon damals Professor Slughorn überredet hatte, den Posten als Lehrer in Hogwarts zu akzeptieren, um später auch seinen eigenen Vorteil daraus ziehen zu können, hatte er das Gespräch über die Bibliotheken schnell auf die Bücher bringen können und Bernardo war ganz hin und weg von seinen Ausführungen sowie den Leistungen, die Hermine an den Tag legte.

Sie schlenderten jetzt weiter durch einen langen Gang. Einzig fiel ihm auf, dass hier keine Studenten anzutreffen waren. Bernardo sagte, dass dieser Teil der Universität nicht jedem zugänglich war und man deshalb fast niemanden antraf. Harry Blick glitt über die langen Wände und Fresken, welche diese zierten. Sie zeigten Zentauren, Bauwerke, Steine, Vögel, Menschen mit und ohne Zauberstab. Obwohl Harry noch nie hier war, erinnerte ihn das Bild an irgendetwas. Er bekam allerdings nicht heraus, an was. Hermine ging jetzt wieder neben ihnen und bemerkte, wie Harry die Wandmalereien betrachtete und kurz stutzte. „Was ist?“, wollte sie wissen und Harry antwortete: „Nichts, ich dachte nur, dass ich das hier schon einmal gesehen hab…“, sagte er beiläufig zu Hermine, um im Anschluss sein Gespräch mit Bernardo fortzusetzen. „Wie alt ist das“, fragte Harry und zeigte auf die Malereien. „Kommt ihnen bekannt vor, stimmts?“, schockte er Harry, der jetzt nur noch nicken konnte. „Das ist in jedem Schulbuch über die Geschichte der Zauberei enthalten!“, sagte er und Harry war irgendwie erleichtert, doch dazu gab es keinen Grund, denn Bernardo hatte noch etwas mehr dazu zu sagen. „Allerdings… gehen die Meinungen über Alter, Entstehung und Bedeutung sehr auseinander.“, räumte Bernardo ein. „Weshalb?“, fragte Harry nach, den das jetzt wirklich interessierte. Er wollte jetzt mehr, als oberflächliche Konversation. „Die einen sagen, es sei einfach nur ein Bild von einem unbekannten Künstler… Wir beide wissen, dass dies in der Magie höchst unwahrscheinlich ist.“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, während er auf Harrys Reaktion wartete. „Davon ist auszugehen.“, stimmte er Bernardo zu. „Und was gibt es noch für Theorien?“, hakte er jetzt gezielt mit einem sehr beiläufigen Unterton nach. Hermine war froh, ihn endlich wieder in seinem Element zu sehen. Sie fragte sich zwar, was das jetzt mit ihren aktuellen Nachforschungen zu tun hatte, ließ die beiden jedoch gewähren und stellte sich interessiert zu ihnen, während Harry eine Demonstration als Meister seines Fachs abgab.

Bernardo hielt inne und führte sie noch einmal zum Anfang des langen Ganges. „Ich würde gern etwas weiter ausholen, wenn sie gestatten, Professor!“, fragte Bernardo. Harry nickte, während Hermine mit den Augen rollte. Bernardo erklärte: “Betrachten sie sich zuerst das Fresko als Gesamtes, was sie am Anfang, im Mittelteil und zum Ende hin sehen – und über allem der funkelnde Sternenhimmel, doch sehen sie jetzt genauer hin. Die Zentauren blicken nach oben, während die Menschen ihre Zauberstäbe gen Sternenzelt halten. Dann diese beiden hier, sehen sie? Ihr Stab wird von etwas getroffen… ein Licht, die Macht der Sternenmagier – niemand weiß es. Weiter zeigt das Fresko einen glatt geschliffenen, weißen Stein, einen Vogel, der über dem Stein zu schweben scheint und mehrere Personen, die scheinbar zusammengehören und etwas abseits ein paar andere.“ Harry hörte interessiert zu. Nur einmal schien er ein wenig die Stirn zu runzeln, als er nachfragte: „Sternenmagier?“ Diesmal war er es, der mit den Augen rollte. Ein wenig belustigt fragte Bernardo: „Natürlich! Oder kennen sie die Legende etwa nicht?“ Natürlich kannten sie die. Professor Binns hatte sie damit gleich am Anfang ihres ersten Schuljahres zu Tode gelangweilt. Beide nickten und hofften, dass Bernardo jetzt nicht auch damit anfing, was sich jedoch als Irrtum herausstellen sollte. Doch dieses Mal war es nicht langweilig.

Der Tag neigte sich bereits dem Nachmittag entgegen und tauchte den Gang in ein seltsames, aber wunderschönes, orangefarbenes Licht, als Bernardo fortfuhr und er Harry plötzlich fragte: „Wie alt ist die Magie?“ Harry wusste darauf keine Antwort. „Na, kommen sie Professor Potter… enttäuschen sie mich nicht. Hermine, sie wissen es bestimmt! Wie alt?“ Die beiden sahen sich an und zuckten mit den Schultern. „Sie wissen es nicht, richtig? Trösten sie sich, ich auch nicht. Niemand weiß es. Bei Ollivanders bekommen sie Zauberstäbe seit 382 vor Christus. Man sagt, er sei einer der ältesten Zauberstabmacher. Nun ist Mr. Ollivander weit über zweitausend Jahre alt? Selbst Dumbledore soll seinen bereits von ihm haben und sie beide haben ihn auch dort gekauft, richtig?“ Harry und Hermine nickten. „Wenn man den Mann ansieht, würde man ihn um die sechzig schätzen, aber wie lange ist der schon um die sechzig, hmm? Und wenn er Zauberstäbe seit 382 vor Christus fertigt, wer war sein Vorgänger? Von wem hat er das Geschäft übernommen oder wurde die Magie erst da entdeckt? Diesen Fragen muss man sich stellen, will man anderes in Frage stellen!“, philosophierte Bernardo.

Er führte die beiden zum Anfang des Freskos, auf dem man die Zentauren sehen konnte. „Fangen wir mit dem ersten Teil an. Zentauren kennen sie beide, richtig? Sie sind aber nicht unsere Freunde, man lässt einander jedoch in Frieden und führt eine mehr oder weniger ruhige Koexistenz.“, sagte er und wies dabei auf das, was das Bild zeigte. „Das Bild zeigt die Legende der Zentauren, die besagt, dass ihre Lehrer einst aus den Sternen herabstiegen und ihnen am Ende die Gabe der Voraussicht überließen.“, führte er weiter aus. “Sie gelten als eine der reinsten Wesen überhaupt, doch weiterentwickelt haben sie sich nicht. Sie sind zum heutigen Zeitpunkt noch genauso verbohrt und arrogant, wie sie es schon vor fünfhundert Jahren oder länger waren. Doch das war nicht im Sinne ihrer Lehrer und deshalb kehrten sie zurück. Dieses Mal wählten sie sich die Menschen aus und schufen das, was wir heute als unsere Magische Welt kennen. Diese Wahl war besser!“, erklärte Bernardo. Harry fand einen Punkt, um noch mal nachzuhaken, denn er fragte: „Warum nur besser? Warum nicht gut?“ Bernardos Augen begannen zu leuchten. „Ahh, ich sehe, Professor Potter, sie können mir folgen… Sehr gut!“, bemerkte er.

„Menschen sind Menschen – die einen sind besser, die anderen nicht. Manche sorgen sich um das Wohl anderer und manche nur um ihr eignes. Versuchen wir nun, das zweite Fresko zu interpretieren und unsere Schlüsse daraus bis in die heutige Zeit zu ziehen. Wenn wir annehmen, dass sich das, was sich mit den Zentauren ereignet hat, sich mit den Menschen vor langer Zeit wiederholt hat, wurden dort die Linien der alten Zaubererfamilien geschaffen. Und hier liegt genau das Problem. Toujour Pur! bedeutet Stagnation, nicht Weiterentwicklung. Über die Jahrtausende haben sich immer nur wenige sogenannte Reinblüter mit Muggeln oder Halbblütern verbunden. Viel zu wenige, um eine gesunde Population hervorzubringen oder zu erhalten!. Dies hat dazu geführt, dass die alten Linien mehr oder weniger am Ende sind. Die Magie ist nur fast wie das Leben. Das Leben findet immer einen Weg. Immer! Werfen sie mal ein paar Abfälle in einen Plastiksack und stellen ihn für eine Woche in die Sonne. Die Magie muss von Generation zu Generation weitervererbt und aufgefrischt werden, denn sonst geht sie zu Grunde. Ich gebe uns noch rund fünfhundert Jahre, dann gibt es keine Magier mehr auf Erden und unsere Welt, wie wir sie kennen, hat aufgehört zu existieren. Es sei denn…“ und jetzt unterbrach Harry ihn und beendete seinen Satz: “…es sein denn, sie wird noch mal angestoßen.“

„Das ist es. Sie reisen durch die Zeit. Und sie waren mindestens zweimal mal hier. Den Zentauren überließen sie die Gabe der Voraussicht. Die vier Hogwarts Gründer galten als die größten Magier ihrer Zeit. Was wenn sie auf etwas Ähnliches gestoßen sind – oder etwas gestoßen wurden?“, fragte Hermine.

„Ja! So etwas in der Art nehme ich auch an. Wir selbst benutzen so etwas wie Zeitumkehrer.“, erklärte Bernardo

„Aber es gab Versuche des Lebens, sich mit der Magie zu vereinen, hab ich recht?“, Wollte Harry nun von Bernardo wissen.

„Ja, die gab es und diese endeten zum Teil fürchterlich. Sehen sie, wenn etwas begreift, dass es stirbt, versucht es sich mit aller Macht zu wehren, wo wir wieder bei dem Toujour Pur!-Wahnsinn wären. Was ich damit versuche zu sagen ist, am Beispiel der Linie der Slytherins, deren letzter Nachfahre bekanntlich sie sind Professor…“ Hier klappte Harry die Kinnlade runter, aber Bernardo fuhr unbeeindruckt fort: “…aber sie waren nicht der einzige. Als Merope Gaunt sich den muggelstämmigen Tom Riddle als Vater ihres Kindes auserkoren hatte, war es sicher Liebe, zumindest von ihrer Seite aus. Sie hat das einzig richtige getan! Sie hat ihr Blut mit dem eines nicht magischen Menschen vermischt. In der Muggelwelt würde man jetzt sagen, sie hätte einen Gott geboren, auch wenn es ein Dunkler war. Sangreal – reines Blut, doch es war zu spät. Die Linie hätte sich schon vorher teilen müssen. Eure Linien hingegen haben zum Teil eine Generation magisch übersprungen. Dort sind entweder die Eltern oder die Großeltern zum Teil über mehrere Generationen nicht magisch veranlagt, aber ihr seid es wieder, nicht wahr, Hermine?“ Bernardo bemerkte, wie ihr Gesicht zu einer Maske wurde, doch er sprach weiter: „Ihr habt beide Kinder… Ich möchte wetten, die können jetzt schon mehr als andere!“ Jetzt legte Bernardo den Kopf schräg und lächelt, während Harry und Hermine leicht nickten.

„Sie haben natürlich vollkommen recht – das ist alles nur eine Legende. Aber interessant ist, was man daraus formen kann, wenn man einfach nur mal die gegebenen Fakten zur Hand nimmt. Und nun, ich sehe, es ist schon spät geworden, wollen wir uns dem widmen, weshalb ihr hergekommen seid. Einverstanden?“, fragte Bernardo.

Er ging bereits vor, während Harrys Blick immer noch auf dem Fresko lag und Hermine bereits mit der Hand winkte, er möge doch jetzt mal kommen.

„Wenn sie die Bücher mal satt haben oder hier niemand mehr ist, der ihren geschichtlichen Ausführungen Gehör schenken will, dann kommen sie als Lehrer für Zaubereigeschichte nach Hogwarts. Ich könnte mir denken, dass sie einen guten Lehrer abgeben und die Kinder sie ganz sicher lieben würden!“, meinte Harry, als er Hermine folgte.

„War das ein Angebot, Professor Potter?“, fragte er lächelnd und Harry bejahte wortlos.

Jetzt führte er sie in “seine“ Bibliothek. Auf einen Wink mit seinem Zauberstab wurde der Raum erhellt und man erkannte die hohen Regale, die vollgestopft waren mit alten Büchern. Bernardo hielt an einem Regal und griff nach einem sehr, sehr abgegriffen aussehenden Band, welches er auf einen davor stehenden Tisch legte, bevor er sanft über den Einband strich. Für Harry erschien diese Bewegung fast ehrfürchtig.

„Ich hoffe, ihr beide wisst, was ihr macht und ich hoffe es auch. Dieser Schlüssel hier ist für diesen Raum und der andere für die Tür des Ganges dahinter. Da ich annehme, dass ihr hier eure Ruhe haben wollt, werde ich euch einschließen. Wenn ihr fertig seid, gebt den Schlüssel bitte zurück.“, sagte er noch und ließ die beiden danach allein.

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