Die zweite Chance (DM/HG)

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Jane_Higgins
EuleEule
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 8: Der erste Schnee

Der Himmel war mit Wolken behangen und ein kalter Wind flog ihnen um die Ohren, als sich die zwölf Schüler auf den Weg nach Hogsmead machten. Es war zwar erst Anfang November, aber man konnte spüren, das der Winter Einzug hielt. Ron hatte sich Lavender geschnappt und sie mit auf die andere Seite der Gruppe gezogen. Er war immernoch misstrauisch und wollte so weit weg wie möglich von Malfoy sein. Lavender war das nur recht, denn so konnte sie sich ungestört an ihn kuscheln und hatte ihn für sich alleine.

Hermine unterdessen versuchte Ron's Verhalten zu ignorieren und unterhielt sich mit Luna, die links von ihr ging. Malfoy war mal wieder in ein Gespräch mit Neville vertieft, der versuchte, sich einige Tipps bei ihm zu holen, wie er das mit Zaubertränke besser hin bekam. Malfoy beantwortete ihm geduldig alle Fragen und versuchte ihm einiges zu erklären. Harry, der neben Neville ging, gab ab und zu sogar ein eigenes Kommentar zu dem Gespräch ab, woraufhin er sofort mit einbezogen wurde.

Wenn man sich die drei so ansah, konnte man es eigentlich nicht glauben. Hermine musste immer wieder nach rechts sehen um sich zu vergewissern, das sie nicht träumte. Natürlich ließ sich Malfoys Sarkasmus nicht abstellen und und er gab auch manchmal noch einen ironischen Kommentar von sich, aber es war nie böse gemeint. Sogar Neville lachte über den ein oder anderen Spruch. Hermine verstand die Welt nicht mehr.

Auch Draco war überrascht. Wer hätte gedacht, das er sich irgendwann mal so gut mit Longbottom verstehen würde. Er war zwar immernoch ein Schwachkopf, aber mittlerweile wusste Malfoy das der Arme nichts dafür konnte. Wenn er so eine Großmutter gehabt hätte, wäre es ihm wohl genauso ergangen. Was ihn aber noch mehr erstaunte, war die Tatsache, das ihm Potter garnicht auf die Nerven ging, im Gegenteil. Wenn man sich etwas Mühe mit ihm gab, dann konnte man sich ganz vernünftig mit ihm unterhalten. Er musste zugeben, das es ihm langsam gefiel, ein Teil dieser Gruppe zu werden, auch wenn das Wiesel ihn störte.

Auf halben Weg verdunkelte sich der Himmel etwas und der Wind wurde stärker, als die ersten Schneeflocken herab rieselten. Luna und Hermine blieben als erstes stehen und sahen nach oben. Nach einigen Minuten grinsten die zwei sich an und gingen weiter. Auch die anderen hatten sich wieder in Bewegung gesetzt und ehe sie sich versah war nun Malfoy direkt neben Hermine und wich nicht mehr von ihrer Seite, bis sie im Dorf waren. Kaum dort angekommen, verabschiedeten sich auch schon alle sieben Jungs und verschwanden hinter der Tür zu Zonkos. Das hätten sich die Freundinnen eigentlich denken können. Also entschieden sie sich erstmal zu Derwish und Banges zu gehen um sich mit neuen Schulsachen einzudecken.

Nicht lange nachdem sie den Scherzartikelladen betreten hatten, teilten sich die Jungs auf und strömten in alle Richtungen. Blaise schnappte sich Malfoy und ging mit ihm in eine ruhigere Ecke. Draco ahnte schon worauf das hinauslief.

„Na?“ fragte Blaise. „Wie geht’s dir?“ und er musste grinsen.

„Komm auf den Punkt, Blaise.“ erwiderte Malfoy wissend.

„Wie ich sehe, kann ich dir nichts vormachen. Ich frag mich einfach, was den werten Herrn Malfoy dazu bewogen hat, sich uns anzuschließen?“

„Nichts hat mich dazu bewogen, Blaise. Es war einfach die logische Konsequenz daraus, das ich mit Granger zusammen Schulsprecher bin.“ versuchte er zu erklären.

„Und du kannst mir nichts vormachen, Draco. Vergiss nicht, das ich dich schon mein ganzes Leben lang kenne. Also?“ Blaise sah in fragend an. Draco überlegte einen Moment.

„Ok, vielleicht hat es doch etwas mit Granger zu tun.“ gab er zu.

„Meinst du nicht eher Hermine?“

„Was?“ Malfoy sah seinen besten Freund überraschend an.

„Ach komm schon, ich bin doch nicht blind! Du magst sie. Sehr sogar, wenn mich nicht alles täuscht.“ stellte Zabini fest.

„Was redest du denn da?“ versuchte Malfoy abzulenken.

„Hör auf damit, Malfoy. Hier geht’s nicht darum sich jemanden gegenüber behaupten und beweisen zu müssen. Du redest mit mir, also sei verdammt noch mal ehrlich.“ Blaise wusste schon immer wie er mit Malfoy umgehen musste. Und in Momenten wie diesen könnte Draco ihn wirklich dafür hassen.

„Du hast ja recht. Ich mag sie. Aber das ist falsch.“

„Warum?“

„Weil sie mich hasst!“

„Woher willst du das wissen?“

„Sie hat es mir förmlich entgegen geschrien!“ die beiden funkelten sich an.

„Malfoy! Gefühle ändern sich. Wie du gerade an dir selber merkst. Und wenn sie dich immernoch hassen würde, dann würde sie anders mit dir umgehen. Mal ganz davon abgesehen, das sie dich nicht gefragt hätte, ob du heute mitkommst.“

„Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?“ fragte Draco herausfordernd.

„Also ich würde ihr sagen, was ich für sie empfinde.“ erschrocken drehten sich Blaise und Draco um und sahen Neville, der neben ihnen stand.

„Entschuldigt, ich wollte mich nicht einmischen.“ sagte er verlegen.

„Ist schon ok, Neville.“ antwortete ihm Blaise.

„Es ihr sagen? Das kann ich nicht. Denn in sowas bin ich echt nicht gut.“ sagte Draco gereizt.

„Na dann zeig es ihr doch.“ schlug Neville vor. „Ich glaube, das bringt bei Hermine mehr, als so ein paar Worte.“

„Ihr habt vielleicht leicht reden.“

„Na dann musst du dir halt was einfallen lassen.“ antwortete ihm Blaise. „Das hat doch sonst auch immer geklappt.“ und mit einem erneute grinsen drehte er sich zu Neville um und ging mit ihm davon.

Hermine erging es nicht viel anders. Im Laden wichen Ginny und Luna nicht mehr von ihrer Seite und sahen sie wissend an. Sie versuchte die Blicke zu ignorieren, aber das konnte sie nicht lange. Sie gab sich genervt geschlagen und blieb stehen, um die zwei zu fragen, was sie wollten.

„Wie läuft es denn mit Malfoy?“ wollte Ginny direkt wissen.

„Das ist jetzt nicht euer ernst, oder?“ fragte Hermine ungläubig.

„Doch, das ist es. Also?“ antwortete ihr Ginny wieder.

„Na gut, bevor ihr mich weiter nervt. Nein, ich hätte nie im Leben gedacht, das er sich so verändern würde und ja, ich mag ihn. Zufrieden?“ sie hoffte das Thema damit beende zu können.

„Mag er dich denn auch?“ wollte nun Luna wissen. Diese Frage hatte sich Hermine selber noch garnicht gestellt. „Ich weiß es nicht. Aber spontan würde ich eher auf Nein tippen.“

„Warum denn?“ Luna sah ihr nun in die Augen.

„Weil Malfoy mich noch nie mochte. Er hasst mich.“ antwortete Hermine.

„Das war aber der alte Malfoy.“ wendete Ginny ein.

„Genau. Vielleicht traut er sich nur nicht, dir zu sagen, das er dich mag. Weißt du, ein Mensch kann alte Gewohnheiten nur sehr schlecht ablegen.“ erwiderte Luna.

„Und wenn er es mir dann doch sagt, würde ich es wahrscheinlich noch nicht mal glauben.“ gab sie leise von sich.

„Siehst du? Du kannst dein Misstrauen ihm gegenüber auch nicht vollständig ablegen. Ihr könntet ja einfach gemeinsam einen Schritt aufeinander zugehen.“ schlug Luna vor.

„Das kann ich doch nicht machen. Was, wenn ich es ihm sage und er mich doch nicht mag? Oder nicht so sehr wie ich ihn mag. Ich würde mich doch total blamieren!“ sagte Hermine.

„Du magst ihn also sehr?“ frage Ginny grinsend.

„Ginny, komm schon. Das hilft mir nicht gerade weiter.“ gab sie zornig von sich.

„Ja, ist ja gut, Hermine. Dass das bei euch beiden aber auch so kompliziert sein muss.“ stellte Ginny resignierend fest. Und Hermine konnte ihr da nur recht geben.

„Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben als zu warten und zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ beschloss Hermine traurig.

„Wenn du meinst.“ das war das letzte das Ginny zu dem Thema sagte und dann fingen sie wieder an ihre Sachen zusammen zu suchen und machten sich ans bezahlen.

Ungefähr eine Stunde später trafen sie sich alle wieder vor den Geschäften und wollten sich auf den Weg in die 'drei Besen' machen. Es schneite mittlerweile heftiger und alles war schon mit einem weißen Film bedeckt. Auch der Wind schien an Stärke zugenommen zu haben. Doch weit kamen sie nicht. Lavender und Parvati blieben an einem Schaufenster mit schönen Kleidern hängen und drückten sich ihre Nasen platt. Die anderen hielten also kurz an, um auf die zwei zu warten, aber die hatten alles andere um sie herum vergessen. Zwanzig Minuten später hatte Hermine keine Lust mehr und wandte sich an Ron und Blaise.

„So wie ich das sehe, habt ihr nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Ihr löst eure Freundinnen von der Schaufensterscheibe, damit wir weitergehen können oder zweitens: Ihr bleibt hier bei ihnen und wir gehen ohne euch weiter.“

„Warum machst du denn jetzt so einen Stress?“ entgegnete ihr Ron trotzig.

„Weil es immernoch nicht aufgehört hat zu schneien, ich mittlerweile echt kalt hab und endlich ein warmes Butterbier trinken will!“ gab sie ihm zur Antwort.

„Na dann wirst du wohl noch ein bisschen warten müssen.“ erwiderte Ron arrogant in ihre Richtung. Hermine wollte gerade etwas sagen, aber Ginny stoppte sie rechtzeitig.

„Hermine, lass es! Du weißt doch wie mein Bruder ist. Der hat nunmal nicht alle Tassen im Schrank.“ und während sie das sagte, warf sie ihrem Bruder böse Blicke zu.

Hermine fasste es nicht. Was war bloß in Ron gefahren? Er war der Einzige, der so stur auf seinen Standpunkt behaarte und das ärgerte sie. Ihr war klar das er, Harry und Malfoy niemals beste Freunde werden würden, aber das hieß noch lange nicht, das man die Streitigkeiten nicht aus dem Weg räumen konnte. Am liebsten hätte sie ihm etwas an den Kopf geworfen.

Dann spürte sie plötzlich, das sich jemand ganz dicht hinter sie stellte und seinen geöffneten Mantel um sie legte. Die Wärme die ihr gegen den Rücken strömte, vertrieb ihr zittern, das sie durch die Kälte angefangen hatte. Sie fragte sich wer das wohl war, als sie den silbernen Slytherin-Ring erkannte. Ein kleines Grinsen umspielte ihre Lippen und ohne es wirklich zu merken kuschelte sie sich noch etwas näher an Draco.

Malfoy hatte dem Drang nicht widerstehen können, ihr gegen die Kälte zu helfen. Er hatte bemerkt, das sie anfing zu zittern. So stand er nun Arm in Arm mit ihr auf der Straße und es war ihm egal, wer sie sah. Das war ihm nicht mehr wichtig. Nur dieser Moment zählte für ihn, er hielt sie in seinen Armen. Ron drehte sich angewidert weg und Draco's Grinsen wurde größer.

Nach weiteren zehn Minuten hatten sich Parvati und Lavender endlich wieder zu ihnen gesellt, redeten aber dennoch über nichts anderes als diese Kleider. Hermine und Draco lösten sich von einander, wenn auch nur widerwillig und sie gingen endlich in die 'drei Besen' um etwas zu trinken. Sie stellten sich zwei Tische zusammen und irgendwann waren sie bei ihrer vierten Runde Butterbier angelangt.

Der Nachmittag schien nur so dahin zu fliegen und sie waren alle in ein Gespräch vertieft. Sie scherzten und lachten und erzählten sich alle möglichen Geschichten. Als sie dann beschlossen zu gehen, bezahlten Malfoy und Harry und alle machten sich gut gelaunt auf den Rückweg. Sie kamen am 'Honigtopf' vorbei und natürlich durfte dort ein Besuch auch nicht fehlen. Die anderen wussten genau was sie haben wollten, nur Hermine war sich unschlüssig. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden. Also machte Malfoy das für sie. Er nahm sich eine große Tüte und bei jedem Regal, jeder Schublade und jedem Glas langte er einmal kräftig zu. Ihr war das erst aufgefallen, als Draco schon an der Kasse war um zu bezahlen und ehe sie etwas sagen konnte hatte er die Tüte unter seinem Mantel verstaut.

Es fing schon an zu Dämmern als die Gruppe sich zurück zum Schloss bewegte. Der Schnee fiel weiterhin vom Himmel und Ginny und Hermine hatte sich eingehakt und versuchten den Jungs durch den Schauer zu folgen. Das war garnicht so leicht, denn der Schnee flog ihnen direkt ins Gesicht und so mussten sie ihre Augen zu Schlitzen verengen um überhaupt etwas erkennen zu können. Dennoch schafften sie es alle unbeschadet in die Eingangshalle, wo sie sich von einander verabschiedeten und Malfoy und Granger sich auf den Weg in ihren Turm machten.

Hermine war unheimlich froh als sie sah, das das Feuer im Kamin ihres Gemeinschaftsraumes schon brannte und die Wärme sich ausgebreitet hatte. Es war wirklich ein schöner, wenn auch anstrengender Tag gewesen und bis auf die Sache mit Ron gab es keine weiteren Zwischenfälle. Alle hatten sich gut verstanden und Malfoy hatte sich wirklich zurück gehalten. Besser hätte der Tag nicht laufen können.

Auch Draco hatte seine Entscheidung nicht bereut, das er mit ihnen gegangen war. Er fühlte sich endlich wieder dazugehörig und das Gefühl der Einsamkeit, das ihn die Wochen vorher immer begleitet hatte, war verschwunden. Mal ganz davon abgesehen wie er sich in Gegenwart von Hermine fühlte. Er musste sich eingestehen, das die anderen garnicht so verkehrt waren. Von der ein oder anderen Ausnahme mal abgesehen. Draco kramte die große Tüte heraus und legte sie auf dem Couchtisch ab, ehe er seinen Mantel ganz auszog.

„Malfoy, bist du verrückt? Was sollen wir denn mit dem ganzen Zeug? Da reicht ja noch nicht mal das restliche Jahr aus um das alles zu essen.“ Hermine konnte nicht glauben, das er das wirklich getan hatte.

„Ach was. Das kriegen wir schon hin. Und wenn nicht, geben wir einfach die Hälfte davon Weasleby. Der packt das bestimmt.“ grinste Malfoy. Sie grinste zurück.

„Warte mal. Nicht bewegen. Du hast da was im Haar.“ mit zwei großen Schritten war Draco bei ihr.

„Was? Wo denn?“ sie wollte schon mit ihrer Hand danach greifen, als Malfoy sie unterbrach.

„Nicht. Warte, ich mach es weg.“ und dann hatte er seine Hand auf ihrem Haar und zupfte etwas heraus.

Sie blickte zu ihm auf und beide bemerkten erst jetzt wie nah sie beieinander standen. Auch Draco sah sie nun an und er musste sich zurückhalten, damit er ihr nicht über den Arm strich, während er seine Hand wieder sinken lies. Ihr beider Atem beschleunigte sich und er suchte in ihren Augen nach einem kleinen Anzeichen. Ein winziger Hinweis, das sie nicht zurückschrecken würde, wenn....ja, wenn was? Was wollte er überhaupt tun?

Hermine wartete. Wieso tat er denn nichts? Sie konnte nicht den ersten Schritt machen, immerhin war es immernoch Malfoy. Und dann glaubte sie zu wissen, warum er nichts tat. Denn so wie er immernoch Malfoy war, war sie immernoch Granger. Er würde garnichts tun, da war sie sich plötzlich ganz sicher. Das würde gegen seine Prinzipien verstoßen und das ließ ein Malfoy nie zu. Er lehnte sie ab und das war zu viel für Hermine. Mehr als eine Freundin würde sie in seinen Augen nie sein können und das tat weh. Schlagartig drehte sie sich um und lief die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer, während sie einen durch und durch verwirrten Malfoy zurück lies.

In den darauf folgenden Wochen lief alles wieder normal. Der Unterricht klappte gut und die Hausaufgaben waren überschaubar. Und auch mit Draco gab es keine Probleme. Hermine hatte viel über die ganze Sache nachgedacht und schließlich akzeptiert, das er sie nie so mögen würde, wie sie ihn mochte. Die Fortschritte die sie bis jetzt gemacht hatten, waren schon ziemlich groß, da konnte sie beim besten Willen nicht mehr verlangen. Er war auf Abstand gegangen und versuchte nicht zu nah an sie heranzukommen. Er zeigte ihr die Grenze auf, damit sie nicht wieder in so eine Situation geraten würden und sie fand sich damit ab. Dennoch störte sie es und ihr fehlte etwas, wenn sie zusammen waren. Aber das ließ sie ihn nie merken.

Draco war zu Anfang ziemlich durcheinander. Nicht nur wegen ihres Abgangs in einem so passenden Moment, denn er eigentlich hätte nutzen sollen, was ihn immernoch ärgerte, sondern auch wegen ihrer Gelassenheit ihm gegenüber. Sie verstanden sich immernoch gut, aber sie war trotzdem distanziert. Vielleicht hatte er sich getäuscht und es war besser, das es an dem Abend nicht zu einem Vorfall kam. Sie wollte nur mit ihm befreundet sein und versuchte ihm das auf diese Weise klar zu machen. Aber er wollte das nicht, er wollte mehr. Blaise hatte vollkommen recht. Sie war in sein Leben getreten und hatte ihm gezeigt, das er nicht alleine war. Nur sie war noch das letzte Puzzleteil das fehlte und das ihm langsam verloren ging.

Ron war immernoch sauer und er mied sie alle, indem er sich in der großen Halle mit Lavender extra abseits setze und jedem Blickkontakt aus dem Weg ging. Harry und Hermine wussten einfach nicht mehr weiter.

„Vielleicht versuchst du mal mit ihm zu reden, Hermine. Ich komm nicht bei ihm an, ich hab es probiert.“ die beiden tauschten einen besorgten Blick.

„Ich glaub zwar nicht, das es was bringt, aber ich versuch es trotzdem.“ so stand sie nun vor den Türen, der großen Halle und wartete auf Ron.

Lavender war schon mit Parvati davon gegangen und sie wollte die Chance nutzen ihn alleine anzutreffen. Er war immernoch beim essen und sie fragte sich wie viel er eigentlich noch verdrücken will. Dann war er endlich fertig, stand auf und ging aus der großen Halle vor der Hermine ihn abfing.

„Ron, können wir reden?“ sie hielt ihm am Arm fest.

„Ich wüsste nicht worüber. Außerdem muss ich los.“ er sah sie nicht an.

„Dann lass uns doch heute Nachmittag einen Spaziergang am See machen. So um vier? Bitte!“ sie flehte ihn förmlich an, doch er antwortete nicht.

Sie hatte es satt von einem ihrer besten Freunde ignoriert zu werden und wollte sich endlich wieder vertragen. Da sie vollkommen auf Ron konzentriert war, bemerkte sie Malfoy nicht, der die beiden gerade erblickt hatte, sich hinter einer Ecke versteckte und sie belauschte und beobachtete.

„Komm schon, Ron, bitte! Du weißt doch wie wichtig du mir bist.“

„Das hast du damals auch gesagt und dann hast du dich von mir getrennt.“ stieß er plötzlich hervor und drehte sich zu ihr um. Malfoy gefiel diese Aussage garnicht.

„Das hat doch damit nichts zu tun. Du weißt, dass das mit uns nicht geklappt hätte. Aber ich meine es trotzdem ernst, wenn ich sage, das du mir wichtig bist.“

„Wieso sollte ich dir das noch glauben? Jetzt wo du IHN magst.“ er funkelte Hermine böse an.

„Ron, bitte. Komm einfach, ok?“ sie sah auf die Uhr und merkte das sie los musste.

Hermine verabschiedete sich so gut es ging von Ron und lief dann los. Der machte sich ein paar Sekunden später auch auf den Weg und Malfoy kam hinter der Ecke hervor. Ein dunkles Gefühl beschlich ihn und er spürte Eifersucht in sich aufsteigen. Das würde er noch klären müssen.

Und um vier Uhr desselben Tages stand Hermine nun am See und wartete auf Ron. Insgeheim hielt sie es für Zeitverschwendung, denn sie ging nicht wirklich davon aus, das er kam. Aber sie wollte es trotzdem probieren. Sie hörte Schritte auf sich zukommen und drehte sich um.

„Was willst du, Hermine?“ fragte Ron gereizt.

„Ich will mich wieder mit dir vertragen, Ron.“

„Dann lass Malfoy fallen!“

„Was?“ fragte sie ungläubig.

„Du hast mich schon verstanden. Ich versteh dich einfach nicht, Hermine. All die Jahre haben wir Malfoy ignoriert. Er war immer gemein zu uns. Und jetzt tun Harry und du so, als wäre das nie gewesen. Was soll das?“ wütend baute er sich vor ihr auf.

„Ron, diese Zeiten sind vorbei. Wenn du wüsstest.....was ich weiß, dann würdest du so etwas nicht sagen. Ich weiß, das ihr drei niemals beste Freunde werdet, aber das heißt doch noch lange nicht, das man die Vergangenheit nicht ruhen lassen kann. Und es verlangt ja auch keiner von dir, das du mit ihm redest. Es reicht schon, wenn du es einfach akzeptierst.“ Hermine wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Langsam aber sicher begann sie zu verzweifeln.

„Das kann ich aber nicht!...Ich wünsche dir noch viel Spaß mit deinem neuen Freund. Denn mich brauchst du ja jetzt nicht mehr.“ warf Ron ihr verächtlich entgegen, drehte sich um und ging zurück zum Schloss.

Warum musste Ron nur so ein Idiot sein? Hermine schäumte vor Wut, als sie durch den Schnee zurück zum Schloss stapfte. Es war nicht ganz so gelaufen wie sie es geplant hatte. Ron war so ein Sturkopf und er wollte es einfach nicht einsehen. Das würde wohl den endgültigen Bruch ihrer Freundschaft bedeuten. Und genau das hatte sie doch eigentlich verhindern wollen. Hermine lief nun schnaufend durch die Gänge, als sie an Draco vorbei kam.

„Na, Granger?“ sagte der freundlich, als er sie sah.

„Lass mich in Ruhe, Malfoy!“ raunte sie zurück. Hermine wollte einfach weiter gehen, aber Malfoy packte sie am Arm und drehte sie zu sich um.
„Hey!...Was ist los?“ er merkte, das mit ihr etwas nicht stimmte und er ahnte schon, wer daran Schuld hatte. Hermine wollte ihn garnicht so anschnauzen und atmete resignierend aus.

„Es ist nichts....nichts.....RON! Der macht mich wahnsinnig! Ich hab mich gerade mit ihm am See getroffen und wollte mit ihm reden. Er ist immerhin mein bester Freund!...Naja, er war es. Ich wollte doch nur wissen, was mit ihm los ist und mich wieder mit ihm vertragen. Und was macht er? Er kündigt mir die Freundschaft!“ sie schloss die Augen.

„Was?“ gab Draco von sich. „Warum?“

„Wegen dir. Er kann einfach nicht verstehen, das....sich alles verändert hat.“

„Und wo willst du jetzt hin?“ fragte er sie besorgt.

„Ich war auf dem Weg zur Bibliothek. Das ist der einzige Ort, an dem ich mir sicher bin, nicht auf Ron zu treffen!“

Malfoy hatte Hermine wieder losgelassen und sie wandte sich gerade zum gehen.

„Soll ich dich begleiten?“ wie sehr er auf ein 'Ja' hoffte.

„Malfoy, sei mir nicht böse....aber....ich...ich würde da gerne alleine hingehen.“ sie wollte ihn nicht zurückweisen, aber sie musste es einfach tun.

„Wir sehen uns dann später, ja?“ sie zog die Augenbrauen hoch und wartete auf eine Antwort.

„Wir sehen uns später.“ gab Draco tonlos von sich und ging dann davon.

Sie fühlte sich mies, während sie Malfoy hinterher sah. Aber es ging nicht anders. In ihrer jetzigen Situation war sie sich nicht sicher, ob sie die Distanz zu Draco aufrecht halten konnte, oder ob sie sich nicht doch in ihrer Verzweiflung an ihn lehnte und damit seine Grenze überschritt.

Malfoy war enttäuscht. In dem Augenblick, da er die Frage ausgesprochen hatte, wusste er, das es ein Fehler war. Aber er wollte sie einfach nicht alleine lassen. Da sie ihn aber trotzdem nicht um sich wollte, wusste er das es etwas anderes gab, das er für sie tun konnte.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 9: Weihnachten und andere Überraschungen

Es war halb acht am nächsten Tag und Draco stand vor dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Die Slytherins hatten diesen Unterricht zusammen mit den Gryffindors und er wartete auf jemand bestimmten: Weasley! Nachdem er auf Granger getroffen war, hatte Malfoy sich auf die Suche nach ihm gemacht, ihn aber nicht gefunden. Also nahm er sich das ganze für heute vor und verschwand dann im Nordturm. Er ging in sein Schlafzimmer, machte seine Hausaufgaben und kam den ganzen Abend nicht mehr raus. Irgendwann hörte er, das Granger nach oben kam und wohl einige Sekunden vor seiner Tür stand ehe sie in ihr eigenes Zimmer ging. Er wusste nicht warum, aber er wollte sie einfach nicht sehen.

Und er hoffte, das er Weasley heute morgen alleine antreffen würde, ohne das sie oder Potter dabei waren. Er tat es zwar für sie, aber sie musste es ja nicht gleich wissen. Wenn das ganze nämlich nach hinten los ging, dann würde sie ihm vielleicht Vorwürfe machen und das wollte er nicht.

Schritte rissen Draco aus seinen Gedanken und als er aufsah, kam Weasley gerade mit seiner Freundin den Gang entlang. Er erblickte Malfoy, blieb nach ein paar Metern stehen und sagte etwas zu Lavender. Das kümmerte Malfoy aber herzlich wenig. Er stieß sich von der Wand ab, an der er gelehnt war und ging schnellen Schrittes auf die zwei zu. Lavender wich etwas zurück, aber Ron blieb stehen.

„Weasleby!“ rief Draco. „Wir müssen reden!“

„Ich wüsste nicht, was ich mit dir...“

„Halt die Klappe und hör mir gefälligst zu!“ Malfoy unterdrückte seine Wut garnicht erst. Ron weitete erschrocken die Augen, sagte aber nichts mehr. Sie standen nun ganz dicht voreinander und Malfoy sah Ron drohend an.

„Ich weiß ja nicht, was in dich gefahren ist, aber zum ersten mal benimmst du dich wirklich wie ein fünfjähriger und ich hätte richtig Lust dir eins auf die zwölf zu geben. Wie kommst du dazu Granger einfach die Freundschaft zu kündigen? Wegen mir??? Bedeuten dir eure letzten Jahre die ihr gemeinsam überstanden habt etwa nichts? Du bist erbärmlich, Weasleby! Und peinlich bist du auch, wenn du nicht mal über deinen eigenen Schatten springen und Veränderungen akzeptieren kannst. Mir ist es scheißegal, ob du mich magst oder nicht, denn ich mag dich genauso wenig. Aber Granger tut das und du fällst ihr in den Rücken!“

„Davon hast du doch überhaupt keine Ahnung, Malfoy!“ zischte Ron ihm entgegen.

Draco reichte das. Er packte Ron am Kragen und drückte in gegen die kalte Mauer.

„Ich hab gesagt du sollst mir zuhören!“ seine Stimme hatte einen leisen Ton angenommen, klang aber immernoch sehr bedrohlich.

„Mag sein, das ich euer ganzes 'Trio-Ding' nicht verstehe, aber ich weiß, das es Granger schlecht geht. Weil einer ihrer besten Freunde, von dem sie geglaubt hat das er zu ihr steht, egal was sie tut und dem sie alles erzählen kann, ihr einfach die Freundschaft gekündigt hat. Nur weil er selber zu feige ist um sich einzugestehen, das sich die Zeiten geändert haben. Du solltest vielleicht mal ganz genau über deine Entscheidung nachdenken, Wiesel. Wenn du das nicht wegen Potter oder dir selbst tun willst, bitte. Wegen mir brauchst du das schon dreimal nicht zu tun. Aber wegen Granger solltest du es auf jeden Fall. Ihr ist die Freundschaft zu dir nämlich unheimlich wichtig und ich kann nicht verstehen, wie du soetwas einfach weg wirfst.“ Malfoy sah Ron noch einen Augenblick drohend an, lies dann wieder von ihm ab und ging zurück zu der Stelle, an der er vorher gestanden hatte. Er fühlte sich gerade richtig gut und konnte sein triumphierendes Grinsen nur schwer verstecken.

Ron hingegen lehnte immernoch an der Wand und war kreidebleich geworden. Lavender beugte sich besorgt zu ihm vor, aber er gab ihr keine Antwort. Hatte Malfoy sich gerade wirklich für Hermine eingesetzt, ohne das sie dabei war? Ja, das hatte er und er musste sich sogar eingestehen, das Malfoy recht hatte. Es war wirklich kindisch von ihm sich den anderen gegenüber so zu benehmen und er hatte niemals vorgehabt, ihr tatsächlich die Freundschaft zu kündigen. Und er wollte auch nicht, das es ihr schlecht ging.

Zehn Minuten später waren auch alle anderen Schüler da und warteten auf Professor Reynolds. Hermine kam mit Harry und sie sahen automatisch zu Ron und Lavender, aber irgendwas schien nicht zu stimmen. Sie interessierte das nicht und ging mit Harry einfach an ihm vorbei. Dann fiel ihr Blick auf Malfoy der etwas abseits stand und sich mit Blaise unterhielt. Doch als er sich zu ihr umdrehte, sah sie schnell weg. Sie fühlte sich immernoch schlecht und da er sie dann auch noch den Rest des Tages gemieden hatte, wollte sie nicht wissen, wie es ihm gerade ging. Ihr blieb eh nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, da der Professor kam und ihnen die Tür aufschloss. Sie nahmen alle Platz und Professor Reynolds ging hinter sein Pult.

„So, meine lieben. Heute machen wir mal etwas anderes. Ich hab mir für euch etwas...“

Draco setzte sich direkt neben sie und Hermine sah ihn überrascht an. Er warf ihr einen kurzen Blick zu und grinste. Sie öffnete ihren Mund, wusste aber nicht was sie sagen sollte. Nach einigen Augenblicken begann sie auch zu grinsen und sah wieder nach vorne. Bis zum Mittagessen verbrachten sie den Unterricht in Gruppenaufgaben.

In der großen Halle trennte sich die Gruppe und jeder ging an seinen Haustisch. Harry und Hermine hatten gerade begonnen zu essen, als sich Ron plötzlich vor sie stellte und schuldbewusst zu ihnen nach unten sah. Die beiden tauschten einen fragenden Blick und sahen dann wieder hoch zu Ron.

„Es...es...Hermine, es tut mir leid. Ich hab mich total blöd benommen, bin dir gegenüber echt unfair gewesen und ich hätte sowas nicht sagen sollen. Ich wollte dir auch nicht die Freundschaft kündigen, aber du weißt doch, wie ich bin. Ich hab mich eben nur schwer unter Kontrolle. Und ich wollte mich bei dir entschuldigen. Harry, bei dir auch.“ Harry und Hermine sahen sich abschätzend an.

„Ihr seit meine besten Freunde und ich sollte es eigentlich akzeptieren, wenn ihr mit Malfoy klar kommt. Auch wenn ich das nicht tue, gibt mir das nicht das Recht zu verlangen, das ihr ihn abschießt. Er scheint mittlerweile ein Teil unseres Freundeskreises geworden zu sein und da die anderen ihn wohl auch mögen, werde ich mich mit dem Gedanken anfreunden müssen, Malfoy nun öfter um mich herum zu haben. Ich hoffe einfach nur, das ihr mir nochmal verzeiht.“ er wartete auf eine Antwort und als er keine bekam wollte er sich gerade umdrehen und gehen. Aber dazu hatte er keine Chance, denn Hermine war schon aufgestanden und hatte ihn umarmt.

„Tu mir sowas nie wieder an, Ronald Bilius Weasley!“ sagte sie, während sie ihn weiterhin drückte.

„Werde ich nicht, versprochen.“ gab Ron ihr zur Antwort und dann saßen die drei wieder beisammen und verfielen in ein scheinbar endloses Gespräch.

Draco hatte die ganze Szene beobachtet und nachdem er sah, wie Hermine Ron um den Hals fiel, musste er zufrieden lächeln.

„Was hast du denn, Malfoy? Hab ich was verpasst oder warum grinst du so?“ fragte Blaise neugierig.

„Was? Ach nichts.“ gab er knapp von sich und damit war das Thema auch beendet.

Bis zu den Weihnachtsferien verlief alles wieder normal. Malfoy und Ron sprachen immernoch nicht miteinander, aber das war ja vorher auch nicht anders. Jetzt stand Hermine zusammen mit Neville in Hogsmead am Bahnhof und verabschiedete sich von ihren Freunden, die über Weihnachten nach Hause fuhren.

„Warum bleibst du denn eigentlich hier, Hermine? Ron hat dich doch sicher gefragt, ob du mit fährst.“ Neville sprach leise denn der Zug war noch nicht weg und Ron lehnte sich aus dem Fenster um zu winken.

„Ach weißt du, Neville, mit Harry und Lavender ist der Platz bei den Weasleys einfach begrenzt. Und da ich schon den ganzen Sommer dort war, muss ich mich jetzt nicht auch noch aufdrängen. Außerdem ist Hogwarts wie mein zweites Zuhause.“ sie lächelte Neville an.

„Die sind ja immernoch da. Ich dachte, der Zug wäre schon weg.“ Malfoy stand plötzlich neben den beiden und sah nach vorne.

„Malfoy? Wo ist denn dein Koffer?“ fragte Hermine.

„Ich bleibe hier.“ gab er zurück.

„Aber ich dachte, du wolltest zu deiner Mutter fahren?“

„Wollte ich auch Granger, aber die hat mir vor einer Woche einen Brief geschickt. Sie hat jemanden kennengelernt und der hat sie über Weihnachten zu einem Urlaub eingeladen. Da wollte ich nicht stören.“ erklärte Draco und sah die beiden an.

Ein paar Minuten später setzte sich der Zug in Bewegung und fuhr langsam aus dem Bahnhof raus. Die drei winkten ihren Freunden und sahen ihnen hinterher.

„Was denkst du, Hermine? Wie wird Lavender wohl bei Mrs. Weasley ankommen?“ fragte Neville mit einem fiesen grinsen im Gesicht.

„Also ich denke...das...Lavender einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.“ sagte sie und begann auch zu grinsen.

„Die wird wie eine Bombe einschlagen, oder?“ gab Malfoy von sich.

„Ich befürchte, das wird sie.“ Hermine sah die beiden Jungs an und alle brachen in schallendes Gelächter aus. Nachdem der Zug nicht mehr zu sehen war, drehten sie sich um und gingen zum Schloss zurück.

Draco und Hermine konnten nicht glauben, wie ruhig das sonst so überfüllte Schloss sein konnte. In der großen Halle waren die vier Haustische einem einzigen gewichen und Lehrer und Schüler saßen beim Essen zusammen. Professor Flitwick war wie immer damit beschäftigt, das Schloss und die Weihnachtsbäume zu schmücken, die Hagrid in die Halle gebracht hatte.

Am Weihnachtsmorgen saßen Hermine und Draco in ihrem Gemeinschaftsraum und öffneten ihre Geschenke. Er hatte nur eins von seiner Mutter, aber Hermine hatte sieben und es war unverkennbar, das eins davon von Mrs. Weasley war, die ihr einen selbst gestrickten, rot-goldenen Schal schenkte. Plötzlich klopfte es an ihrem Fenster und beide trauten ihren Augen nicht. Denn da flatterten genau zwölf Eulen herum und warteten darauf hereingelassen zu werden. Draco ging zum Fenster und machte es auf. Zehn der Eulen flogen direkt auf Hermine zu und brachten ihr jeweils einen Brief. Es dauerte eine Weile bis die Vögel wieder fort waren.

„Die sind doch verrückt.“ sagte Hermine grinsend nachdem sie ihre Briefe alle geöffnet hatte.

Für Malfoy waren die restlichen zwei. Einer davon war von seiner Mutter, aber der andere war größer und er konnte sich nicht denken, von wem der wohl kam. Als er ihn öffnete, gab der Brief ein Weihnachtslied zum besten und er sah, das es ein Sammelbrief von seinen neuen....ja, Freunde war jetzt wirklich der richtige Ausdruck, war. Sie hatten alle darauf unterschrieben bis auf Ron, was klar war und Neville, der ja auch in Hogwarts geblieben war. Beide lachten auf und als Draco Hermines Briefe las, sah er sie überrascht an. Sie begann zu schmunzeln.

„Bilde dir da bloß nichts drauf ein. Ginny und Luna geben immer sowas von sich und da wir beide nunmal hier geblieben sind, musste es dich treffen. Wäre ich mit Dean hier, dann würden sie auch nachfragen wie es mit ihm läuft!“ die beiden grinsten sich verlegen an.

„Ach, bevor ich es vergesse: ich hab etwas für dich!“ und Hermine drehte sich um.

„Was? Aber Granger, es war doch garnicht die Rede davon, das wir uns auch was schenken. Ich hab nichts für dich.“ es war ihm wirklich unangenehm.

„Das weiß ich auch, Malfoy. Aber ich hab trotzdem etwas für dich. Es war eine rein spontane Idee. Hier.“ sie hielt ihm ein kleines, grünes Päckchen hin. Er nahm es entgegen und konnte es immernoch nicht glauben. Langsam öffnete er es.

„Das ist ja mein Ring! Den hab ich vor einiger Zeit verloren. Wo hast du ihn den gefunden?“ er sah überrascht auf.

„Du...hast ihn nicht verloren. Ich hab ihn genommen.“

„Also....schenkst du mir etwas, das mir sowieso schon gehört hat?“ fragte er verwirrt.

„Ja....Nein...ehm, nicht ganz. Zieh ihn an deiner linken Hand an.“ sagte sie auffordernd und er tat es.

„Und jetzt?“ fragte er erneut.

„Jetzt schlag deinen Arm von deinem Pulli hoch.“ erwartungsvoll sah sie Malfoy zu und wartete auf seine Reaktion.

„Aber....aber....das Mal! Wo...wo ist es hin?“ Draco hatte die Augen aufgerissen und sah zwischen seinem Arm und Granger hin und her.

„Ich hab deinen Ring mit einem Zauber belegt. Solange du ihn trägst, und soweit ich das mitbekommen hab ist das immer, ist dein Mal unsichtbar.“ sie wartete darauf, das er etwas sagte, aber er war nicht fähig zu antworten. Er starrte einfach weiterhin geschockt auf sein Arm.

„Es gefällt dir nicht, oder? Ich hätte es einfach sein lassen sollen. Ich dachte nur, das es...“ weiter kam Hermine nicht.

Malfoy hatte sie in eine feste Umarmung gezogen und sie wusste erst nicht was sie tun sollte. Dann erwiderte sie seine Umarmung. Einige Minuten saßen sie so still auf dem Sofa. Hermine strich Draco über sein Haar und ließ ihre Hand in seinem Nacken ruhen, während er ihren Rücken streichelte. Dann ergriff Malfoy endlich das Wort.

„Das ist das schönste Geschenk, das man mir jemals machen konnte.“ und das meinte Draco völlig ernst.

Er hatte alles erwartet, aber nicht sowas. Und schon garnicht von Granger. Sie hatte sich wirklich etwas sehr persönliches überlegt. Für ihn. Das hatte er doch garnicht verdient. Nicht nach ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Das er nichts für sie hatte machte die Sache noch schlimmer. Trotz allem fühlte er sich im Moment unendlich glücklich.

„Vielen Dank, Hermine.“ ihr lief ein angenehmer Schauer über den Rücken, als sie ihn ihren Vornamen sagen hörte.

„Gern geschehen, Draco.“ mehr war sie nicht imstande zu sagen.

Sie dachte wirklich, das sie etwas falsch gemacht hatte, da Malfoy so geschockt aussah. Das er ihr dann auch noch keine Antwort gab, war ihre unausgesprochene Bestätigung. Doch jetzt wo sie sich in seinen Armen befand und er wirklich dankbar war, hätte sie am liebsten die Welt angehalten. Stille legte sich wieder über den Raum, bis eine Stimme sie plötzlich erschrocken auseinander fahren lies.

„Miss Granger? Mister Malfoy? Bitte kommen sie augenblicklich in das Büro der Schulleiterin.“

Während sie durch die Gänge liefen, sagten sie kein Wort. Die Stimme die sie gerufen hatte, war unheimlich laut in ihrem Gemeinschaftsraum widergehallt und ohne zu zögern standen sie auf und gingen los. Hermine hätte die Umarmung gerne noch länger gehalten und Draco hatte sich innerlich gerade dazu entschieden zu versuchen, einen Schritt weiter zu gehen. Wo sie sich doch so nahe waren. Aber irgendwie schien das Schicksal es nicht gut mit ihnen zu meinen. Sie traten hinter den Wasserspeier auf die Wendeltreppe und Malfoy klopfte an die Tür des Büros. Sie warteten, bis sie ein 'Herein' hörten und setzten sich in die Sessel, die nun vor dem Schreibtisch standen.

„Sehr schön. Wie ich sehe leben sie beide noch. Also, zuerst einmal wollte ich sie darüber informieren, dass das Lehrertreffen mit dem Ministerium ein voller Erfolg war. Ich muss ihnen erneut ein Lob für diese glanzvolle Leistung aussprechen.“ Professor McGonagall hatte sich in ihrem Stuhl zurück gelehnt und sah die beiden Schulsprecher an.

„Vielen Dank, Professor.“ war es an Hermine zu erwidern.

„Und das bringt mich auch gleich zu meinem nächsten Punkt. Ich und das Lehrerkollegium haben uns überlegt für Ende Januar einen Neujahrsball zu veranstalten. Schließlich sollten wir doch auch feiern, das wir Hogwarts und auch den Frieden zurück erlangt haben. Deshalb möchte ich sie bitten mir bei der Organisation zu helfen. Sie werden zu gegebener Zeit alles wichtige erfahren.“ sie stand auf und wollte Hermine und Draco gerade zum Gehen bitten, als sie inne hielt.

„Noch etwas wichtiges, bevor ich es vergesse: Ich möchte sie darum bitten, das sie, als Schulsprecherpaar, gemeinsam auf diesem Ball erscheinen. Das ist natürlich keine Pflicht und sie haben freie Wahl um sich einen Tanzpartner auszusuchen. Aber es wäre definitiv von Vorteil, wenn unsere Schulsprecher gemeinsam auftauchen würden.“

„Natürlich, Professor.“ sagte Malfoy ganz automatisch und hätte die Worte am liebsten sofort wieder zurück genommen.

„Gut, dann wäre das ja auch geklärt. Sie sollten nun zur großen Halle gehen, es gibt gleich Mittagessen und das sollten sie nicht verpassen, nachdem sie das Frühstück heute schon ausgelassen haben.“ sie drehte sich um und ging die Treppe nach oben.

Hermine und Draco standen noch einen Moment völlig perplex in dem leeren Büro der Schulleiterin, wendeten sich dann aber auch zum Gehen. Wieder hing dieses Schweigen zwischen den beiden, wie ein nasses Handtuch und sie schienen in Gedanken versunken. Hermine konnte immernoch nicht glauben, das Malfoy ohne Wenn und Aber auf die Bitte von McGonagall eingegangen war. Nicht, das ihr das nicht passte, aber es hatte sie doch verblüfft.

Draco war beunruhigt, denn Granger widersprach ihm garnicht wegen des Balls. Vielleicht dachte sie auch, das es eh nichts bringen würde, da er das ja einfach so beschlossen hat und man sich ihm besser nicht widersetzte. Aber er wollte ihr das wirklich nicht aufzwingen.

„Weißt du, Hermine, du musst nicht mit mir auf den Ball gehen. Ich hab da wohl einfach etwas zu schnell reagiert.“ gab er leise von sich. Sie überlegte kurz, denn sie wollte nicht, das er das zurück nahm.

„Naja, also um das entscheiden zu können, müsste ich ja erstmal ganz offiziell gefragt werden. Insofern...“ weiter kam Hermine mal wieder nicht.

„Hermine? Würdest du mit mir auf den Ball gehen?“ seine Stimme klang fester, als er sich fühlte.

Hermine blieb stehen und sah überrascht zu ihm auf. Sie traute ihren Ohren nicht, somit dauerte es etwas bis das realisierte.

Draco war auch stehen geblieben und blickte sie fragend an. Er fühlte sich plötzlich unwohl. Er konnte Grangers Blick nicht deuten und es kam ihm vor, als hätte er wieder etwas falsches gesagt. Wieso musste ihm das immer wieder bei Hermine passieren? Er wollte sich gerade wieder nach vorne drehen...

„Ja, Draco. Sehr gern.“ ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie sah erfreut, das er nun auch lächelte, ehe sie weiter zur großen Halle gingen.

Als sie an den langen Tisch traten, sahen die beiden schon Neville und ein paar andere Schüler dort sitzen. Das Essen hatte noch nicht begonnen und Neville hatte den Kopf in einem Brief stecken.

„Fröhliche Weihnachten, Neville.“ begrüßte ihn Hermine.

Als er sie und Draco bemerkte stand er auf und umarmte Hermine, um dann Malfoy mal wieder die Hand zu reichen.

„Euch auch frohe Weihnachten. Bitte sag mir, das du heute morgen auch zehn Eulen vor deinem Fenster hattest, Hermine!“

„Nein, tut mir leid, Neville.“ sagte sie, während sie sich Neville gegenüber setzte und Draco sich neben ihr platzierte. „Wir hatten sogar zwölf vor unserem Fenster. Zwei davon waren für Draco und darunter war ein großer Brief, denn alle unsere Freund unterschrieben hatten. Bis auf Ron natürlich. Und der Brief hat sogar ein Weihnachtslied erklingen lassen.“ Hermine musste grinsen und Neville sah die beiden, mit großen Augen an.

„Wirklich? Ist ja nicht zu glauben.“ auch er begann zu grinsen.

„Doch, glaub es nur, Longbottom. Es hat ewig gedauert die Viecher wieder los zu werden.“ sagte Malfoy mit leicht säuerlichem Unterton.

„Ist ja jetzt auch egal. Aber Neville? Ich hoffe, du hast deine Tanzschuhe noch.“

„Ja, hab ich. Warum?“ er sah Hermine fragend an.

„Weil du sie brauchen wirst. Ende Januar gibt es einen Neujahrsball auf Hogwarts.“ sie grinste ihm entgegen und Nevilles Laune schien sich schlagartig zu bessern.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Ok, jetzt wirds P16! Nur das ihr vorgewarnt seit. Also wer noch nicht so alt sein sollte, der liest das wohl besser nicht. Wenn es überhaupt wer liest. ;-)

Kapitel 10: Missverständnisse und deren Folgen

Mittlerweile waren die Schüler wieder zurück gekehrt und es waren nur noch ungefähr drei Wochen bis zu dem Ball. Die Planung verlief ziemlich gut. Professor McGonagall hatte sie nun schon zweimal in dieser Woche in ihr Büro gerufen und sie hatten immer gute Fortschritte gemacht. Man hörte die Schüler, neben ihren Ferienerlebnissen, über nichts anderes sprechen. Zu diesem Ball waren alle Jahrgänge eingeladen, also waren auch die Erstklässler sehr aufgeregt.

Zum Bedauern von Hermine war ihr aufgefallen, das Millicent Bulstrode anfing sich an Draco zu hängen. Pansy war ja nicht mehr da, nachdem ihre Eltern nach Askaban gebracht wurden. Man hatte sie zu Verwandten nach Amerika geschickt. Millicent schien das gerade recht zu sein, jetzt, wo der Ball bevor stand.

Hermine stand in einer kleinen Gruppe aus Ravenclaws die mit ihr auf Professor Sinistra warteten. Sie hatte noch eine wichtige Frage wegen der Astronomie-Aufgabe. Sie ging in der Gruppe völlig unter und hatte somit keine Probleme ein Gespräch zu belauschen, was sie lieber nicht mitbekommen hätte. Draco und Blaise kamen den Gang entlang, mit Millicent im Schlepptau.

„Bitte, Draco. Jetzt sei doch nicht so. Ich hab dich nun schon so oft gefragt. Sag einfach 'Ja'. Komm schon.“ flehte sie förmlich, während sie sich an Draco's Arm klammerte. Malfoy atmete einmal genervt aus und verdrehte die Augen in Blaise' Richtung.

„Also gut, ich mach es ja. Und jetzt beruhige dich. Es sind immerhin nur noch zweieinhalb Wochen und du willst doch nicht das die anderen denken, du hättest einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen erlitten. Wobei das bei dir wohl keinen großen Unterschied macht.“ sagte er in gereiztem Ton.

„Oh danke, Draco. Du wirst sehen, das wirst du nicht bereuen.“ versuchte Millicent in verführerischem Ton zu sagen, doch das ging nach hinten los.

Hermine beschlich ein ungutes Gefühl. Draco hatte Millicent für etwas zugesagt, was in zweieinhalb Wochen war. Und jetzt überlegte sie krampfhaft, was das sein konnte. Das Einzige, das ihr einfiel, war....nein! Der Ball! Hatte er Millicent etwa für den Ball zugesagt? Aber er hatte doch schon sie gefragt. Das konnte doch nicht sein.

Malfoy war mehr und mehr genervt von dieser blöden Bulstrode. Was konnte er denn dafür, das sie in Arithmantik so schlecht war? Er wollte eigentlich, das sie zu Professor Vektor geht, aber die hatte angeblich keine Zeit und jetzt sollte Draco ihr mit dem Referat helfen, das sie schreiben musste. Ihre letzte Chance um den vermasselten Test wieder auszubügeln. Das sie ihm dabei die ganze Zeit unverschämt versuchte, schöne Augen zu machen, störte ihn nur noch mehr. Nur wenn er ihr nicht half, würde sie nie mehr aufhören ihn zu nerven.

Hermine ging in die Bibliothek und verkroch sich in ihre Bücher. Normalerweise half ihr das immer abzuschalten und den Kopf wieder frei zu kriegen. Aber heute funktionierte das nicht. Ihre Gedanken kreisten immernoch um dieses Gespräch und sie spürte Eifersucht in sich aufsteigen. 'Na ganz toll!' dachte sie. 'Soweit ist es jetzt schon mit dir gekommen!' sie versuchte sich wieder auf ihre Bücher zu konzentrieren, als sie den blonden Haarschopf durch die Tür kommen sah. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Hermine versuchte Malfoy zu ignorieren und der lies sich entspannt ihr gegenüber in einen Sessel fallen.

„Und, Hermine?“ fragte er neugierig.

„Was?“ gab sie gereizt von sich.

„Na...ich dachte, du...wolltest zu Professor Sinistra gehen und sie nochmal nach Astronomie fragen. Und weil ich mir denken konnte, dich hier zu finden, wollte ich mich erkundigen, was sie gesagt hat.“

„Klar, natürlich. Fragen wir doch alle einfach Granger, die weiß ja sowieso immer über alles Bescheid.“ Hermine konnte ihren Zorn nicht abstellen. Sie packte wütend ihre Tasche und stand auf.

„Du benimmst dich genau wie Harry und Ron. Dabei dachte ich, das du so ein guter Schüler bist. Hast du vielleicht mal daran gedacht einfach selber zu ihr zu gehen und nachzufragen? Aber nein, denn die dumme Hermine fragt ja sowieso immer nach. Lasst mich doch alle einfach mal in Ruhe!“ völlig aufgebracht wirbelte sie herum und verließ die Bibliothek.

Malfoy sah ihr verwirrt hinterher und konnte sich keinen Reim auf das gerade geschehene machen. Aber weil sie irgendwo recht hatte, machte er sich auf den Weg um selber nachzufragen.

Hermine war in den Eulenturm gegangen und besuchte Hedwig. Sie hatte starke Kopfschmerzen und irgendetwas stimmte mit ihr nicht. Zumindest kam sie sich so vor. Es war ihr doch klar gewesen, das Malfoy in ihr nur eine Freundin sah, aber dennoch konnte sie sich nicht zurück halten. Sie hätte klüger sein müssen, hätte die Situation nutzen und nachfragen müssen. Stattdessen ließ sie sich von ihren Gefühlen beherrschen und war an die Decke gegangen. Es musste sich etwas ändern, das ging doch so nicht weiter. Sie wollte wieder normal sein, die alte Hermine. Aber die Sache mit Draco machte es nicht gerade einfach. Sie würde mit ihm reden müssen.

Malfoy hingegen war gerade auf dem Rückweg von Professor Sinistra und traf auf Seamus und Dean. Die sahen genauso unglücklich aus, wie er sich fühlte.

„Hey Malfoy! Hast du das mit Astronomie auf schon mitbekommen?“ fragte Seamus.

„Ja, hab ich. Ich komme gerade von dort.“

„Das ist doch der Wahnsinn, oder? Ich hatte alles schon so gut wie fertig und was macht sie? Sie ändert die komplette Aufgabe, lässt aber den Abgabetermin bestehen. Wie soll ich das denn jetzt noch schaffen?“ Seamus klang ziemlich verzweifelt.

„Jetzt hör doch mal auf damit, Seamus. Ich bin doch auch noch da und wir machen das natürlich zusammen. Und sollten wirklich alle Stricke reißen, dann können wir ja immernoch Hermine fragen. Die hat doch sonst auch immer eine Idee.“ versuchte Dean ihn zu beruhigen.

„Also an eurer Stelle würde ich das vorerst mal lassen.“ sagte Draco. „Hermine ist heute nämlich ziemlich schlecht gelaunt und ich hab keine Ahnung warum.“

„Na super. Noch mehr gute Nachrichten.“

„Ach komm schon, Finnigan. Es sind ja immernoch ein paar Tage und bis dahin hat sie bestimmt wieder bessere Laune. Aber ich muss jetzt auch los. Die Aufgabe macht sich schließlich nicht von alleine. Bis dann.“ verabschiedete sich Draco und ging in Richtung des Nordturms. Wenn Hermines schlechte Laune von der neuen Aufgabe kam, dann konnte er sie echt verstehen. Er war auch nicht gerade scharf darauf, wieder alles von vorne machen zu müssen.

Hermine hatte sich entschlossen. Sie würde Draco alles sagen. Auch wenn sie dadurch alles gefährdete und wohl noch Hohn und Spott erntete, weil ein Schlammblut sich in ihn verliebt hatte....ja, das hatte sie. Je mehr sie darüber nachdachte, umso logischer war es. Und bevor sie der Mut verließ, würde sie sich gleich auf die Suche nach ihm machen. Sie ging also in die Eingangshalle, als sie plötzlich Stimmen von den Kerkern wahrnahm. Sie blieb stehen und lauschte. Wenn es Draco war, dann müsste sie nicht lange nach ihm suchen. Doch er war es nicht. Es war Theodor Nott, der sich mit Justin Finch-Fletchley unterhielt. Hermine wollte gerade weiter gehen, als sie ihren Namen hörte. Sie verschwand hinter einer Ecke und wartete.

„Ach komm, das glaub ich dir nicht.“ hörte sie Justin sagen.

„Doch! Wenn ich es dir doch sage! Der arme Kerl ist ganz verzweifelt. Kann ich aber auch verstehen. Mir würde es nicht anders gehen, wenn ich mit diesem Schlammblut zusammen wohnen müsste.“ Hermine stockte der Atem bei Notts kalter Stimme.

„Ich glaub dir das trotzdem nicht. Ich meine, hast du dir die zwei in letzter Zeit mal angesehen? Die sehen aus, als würden sie richtig gut miteinander auskommen. Und Malfoy scheint jetzt auch zu ihrem Freundeskreis zu gehören. Denkst du, der wäre da drin, wenn er sie nicht leiden könnte?“ fragte Justin und beide blieben stehen.

„Das macht ihm ja auch nichts aus. In der heutigen Zeit kann man jeden Freund gebrauchen. Gerade als Slytherin-Schüler und ehemaliger Todesser. Trotzdem hat er mir einen Brief geschickt, als wir alle Zuhause waren. Nichtmal an Weihnachten hatte er vor ihr Ruhe, weil sie auch hier geblieben und nicht mit zu den Weasleys gefahren ist. Sie geht ihm tierisch auf die Nerven und wenn er könnte, würde er sogar das Schulsprecheramt abgeben, um nicht weiter mit ihr zusammen sein zu müssen. Aber der Posten ist nun mal wichtig für die Karriere und somit hat er keine Wahl.“

„Und das soll ich dir jetzt glauben?“ fragte Justin misstrauisch.

„Warum denn nicht?“ erwiderte Nott gespielt beleidigt.

„Weil du ein Slytherin bist und ich ein Hufflepuff?“

„Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun, Justin. Also echt, sei doch nicht so engstirnig.“

„Ok, aber wieso erzählt du das dann nicht Blaise?“ fragte Justin weiter.

„Weil ich es jetzt dir erzähle. Und außerdem ist Blaise Draco's bester Freund. Der weiß das alles wahrscheinlich schon.“ Nott legte Justin einen Arm um die Schultern und sie gingen weiter.

Irgendwann waren ihre Schritte ganz verhallt, aber Hermine konnte sich nicht vom Fleck bewegen. Die Sache mit Millicent und dem Ball hatte ja schon gereicht, aber das hier war einfach zu viel. Tränen brannten in ihren Augen und eine glühende Wut grollte in ihr. Er hatte es wirklich geschafft sie so hinter das Licht zu führen. Sie würde ihm niemals etwas von ihren Gefühlen erzählen. Das war wahrscheinlich das was er wollte, um sie dann endgültig und ein für alle Mal so sehr zu demütigen, das sie ihr Leben lang nicht mehr froh wird. Aber da hatte er die Rechnung nicht mit ihr gemacht. Ihr Atem ging schwer und sie setzte sich in Bewegung. Sie würde mit ihm reden, aber er würde etwas ganz anderes zu hören bekommen.

Malfoy saß in ihrem Gemeinschaftsraum vor dem Kamin und studierte seine ganzen Blätter. Er hatte überhaupt keine Ahnung wie er anfangen sollte. Das war aber nicht mehr wichtig, nachdem er das Portraitloch auffliegen und eine wütende Hermine hereinkommen sah.

„Was denkst du eigentlich wer du bist?“ schrie sie Draco an und blieb neben dem Sofa stehen. Der blickte sie verwirrt und geschockt zugleich an.

„Was meinst du denn damit?“ fragte er leise.

„Ach komm, tu doch nicht so! Ich gehe dir also wirklich auf die Nerven? Dann solltest du wohl doch dein Schulsprecheramt abgeben, denn ich werde das bestimmt nicht tun.“ böse funkelte sie Malfoy an, während der sich langsam aus seinem Sessel erhob.

„Hermine, jetzt erklär mir doch erstmal was...“

„Ach ja und noch was: Ich weiß davon, das du mit Millicent auf den Ball gehen willst. Und von mir aus kannst du das gerne tun. Ist dir wahrscheinlich sowieso lieber, als mit mir gesehen zu werden. Man könnte ja unpassende Vermutungen anstellen.“

„Wer hat gesagt, das ich mit Millicent auf den Ball gehen will? Sag mal, was ist hier...“ langsam wurde Draco auch sauer, weil sie ihm einfach keine vernünftige Antwort gab und weil sie ihn abermals unterbrach.

„Ich war so dumm. So unfassbar dumm, weil ich wirklich dachte, das du dich geändert hast und mich mittlerweile vielleicht magst. Aber da hab ich mich wohl getäuscht. Ich hoffe, das Blaise und du Spaß hattet euch über mich lustig zu machen. Laut Notts Aussage jedenfalls ist die Frage wohl überflüssig. Aber ich falle nicht mehr auf dich herein, Draco Malfoy.“ sie war richtig in Rage.

„Nott? Nott hat das erzählt? Du glaubst doch nicht wirklich, das ich mich mit diesem Idioten unterhalte!“ Malfoy fasste es nicht. Wie konnte sie ihm nur solche Sachen unterstellen?

„So weit ich weiß, muss man sich nicht unterhalten, wenn man sich Briefe schreibt. Aber das ist jetzt sowieso egal. Dein Plan ist aufgeflogen und ich werde da nicht mitmachen. Wenn es dir schlecht geht und du Hilfe brauchst oder dich einsam fühlst, bin ich noch gut genug. Aber sobald es dem Herrn Malfoy besser geht, bin ich dann wieder das Schlammblut, was? Ich hätte es wissen müssen. Im Endeffekt bist du genauso schlimm wie dein Vater!“ Hermine schrie ihm diese Worte mit solch einer Verachtung entgegen, um nur kurz darauf die Augen erschrocken aufzureißen und sich mit der Hand auf den Mund zu schlagen. Das hätte sie nicht sagen dürfen.

Draco sah das genauso. Langsam drehte er sich ganz zu ihr um und sah in ihr geschocktes Gesicht. Unbändiger Hass stieg in ihm auf und er schleuderte ihr ihn mit seinen Augen regelrecht entgegen. Er sah ihr an, das sie wusste einen Fehler getan zu haben, aber es war zu spät. Hermine hatte das gesagt, was er niemals von irgendwem hören wollte und jetzt hatte er sich nicht mehr unter Kontrolle.

Mit zwei großen Schritten war er bei ihr, drückte sie grob mit dem Rücken gegen die kalte Wand des Gemeinschaftsraums, schlug mit der rechten Faust nur knapp neben ihrem Kopf auf die Mauer ein und schrie ihr dabei „Ich bin nicht wie mein Vater!“ ins Gesicht.

Hermine wusste, das etwas passieren würde, aber darauf war sie nicht gefasst. Sie konnte sich nicht wehren, wollte es auch garnicht, da es keinen Zweck gehabt hätte. So stand sie nun an der Wand mit zusammengekniffenen Augen, Draco's Atem in ihrem Gesicht spürend und hatte unglaubliche Angst. Panik loderte ungestüm in ihr auf und ließ sie am ganzen Körper zittern. Ihre Atmung ging schwer, ihr Herz raste und Tränen liefen ihr über die Wangen. Als sie sich wieder traute die Augen auf zu machen, sah sie direkt in seine. Sein Sturmgrau hatte sich böse verfinstert und es schien ein Orkan in ihnen zu wüten. Sie waren so voller Hass, Wut und Schmerz, das sie dachte sie würde sterben, wenn er sie weiter so ansah.

„Sag. Das. Nie. Wieder.“ entgegnete er Hermine leise und bedrohlich.

„Draco es tut mir leid! Ich...“ sagte sie mit zitternder Stimme, wurde aber unterbrochen.

„Hast du das verstanden?“ sagte er immernoch leise.

„Ich wollte das nicht sagen. Das...“ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, aber er wollte das nicht hören.

„Ob du das verstanden hast?“ unterbrach er sie erneut ruhig.

„Das hab ich nicht so gemeint!“

„HAST DU DAS VERSTANDEN?“ schrie er sie nun wieder an.

„Ja, verdammt noch mal! Und jetzt hör endlich auf mir so eine Angst zu machen!“ schrie Hermine mit immernoch zitternder Stimme zurück.

Schlagartig entfernte er sich ein Stück von ihr und sah sie an. Jetzt erst merkte er, das sie am ganzen Körper zitterte und ihr Panik und Furcht ins Gesicht geschrieben stand. Dann wurde ihm klar wie er gerade auf sie gewirkt haben muss und plötzlich tat es ihm leid. Er wandte seinen Blick von ihr und sah sich suchend im Zimmer um. Kein Wunder, das sie dachte er wäre wie sein Vater, wenn er ihr so eine Angst machte. Nur wollte er das nicht. Sie sollte sich nicht vor ihm fürchten. Dennoch hatte sie ihn zutiefst verletzt. Er musste etwas tun. Irgendwas.

Hermine wollte eigentlich die Situation nutzen und sich von ihm entfernen. Sie stieß sich gerade ein Stück von der Wand ab, als Draco sich wieder zu ihr drehte, mit beiden Händen ihr Gesicht umfasste und hart seine Lippen auf ihre presste. Er wollte ihr weh tun. Das war sein erste Gedanke. So weh, wie sie ihm mit dieser Aussage getan hatte und er verstärkte den Druck.

Hermine war geschockt und wusste nicht was sie tun sollte. Als sie merkte, das er sie noch härter küsste entwich ihr ein Wimmern und dann geschah etwas, womit sich nicht gerechnet hatte. Draco musste das mitbekommen haben, denn er wurde sofort sanfter und ließ den Druck nach. Über Hermines Körper verlief ein angenehmes kribbeln und sie schlag ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss. Als Draco das merkte, ließ er keine Sekunde verstreichen, legte seine Arme um sie und zog sie näher zu sich. Sie ließ sich gegen ihn sinken und er leckte mit seiner Zunge über ihre Lippen. Sie gewährte ihm Einlass und sie verschmolzen in einem leidenschaftlichen Kuss. Er schob sie zu der Wand zurück und drückte sich sanft gegen sie, während sie mit ihrer Hand durch sein Haar fuhr und lustvoll aufstöhnte. Draco traute sich nicht, seine Lippen von ihren zu lösen, weil er fürchtete, das der Moment dann vorbei war und Hermine zur Besinnung kam. Die dachte aber nicht im geringsten daran und legte ihm ihr rechtes Bein auf seine Hüfte. Als er das spürte, lies er seine Arme sinken, griff mit seinen starken Händen unter ihren Po und hob sie hoch. Gleichseitig schlang sie ihre Beine um seine Taille und versuchte ihn noch näher zu sich heranzuziehen.

Draco löste sich, mit Hermine auf seinen Armen, von der Wand und ging auf die Treppe zu. Dabei glitt er mit seinem Mund über ihre Kinnlinie zu ihrer Halsbeuge, das ihr ein erneutes Stöhnen entweichen lies.

„Wenn du wüsstest, wie lange ich darauf gewartet habe.“ sagte er mit heißerer Stimme in ihr Ohr.

„Und ich erst.“ konnte sie nur als Antwort flüstern.

Er hob seinen Kopf, während er weiter die Treppe hinauf stieg und sah ihr in die Augen. Da war keine Angst mehr zu sehen, sondern nur noch Vertrauen und das erste mal war Draco sich sicher, das Richtige zu tun. Sie küssten sich erneut und Hermine konnte nicht glauben, das dieser Mann so zärtlich sein konnte. Seine warmen, weichen Lippen machten sie süchtig nach mehr und sie wollte das es niemals endete.

Draco fasste es nicht wie leicht sie wirklich war und ihr süßlicher Geruch machte ihn fast wahnsinnig. Als sie in ihrem Schlafzimmer ankamen, ließ er sich auf ihr Bett sinken, sodass Hermine rittlings auf ihm saß. Sie begann sein Hemd auf zuknöpfen und bevor sie es ihm über die Schultern streifen konnte, lösten sie sich einen Moment von einander, damit Draco ihr den Pulli ausziehen konnte. Er streichelte ihr über den Rücken und sie erkundete seine Brust. Ihre Lippen senkten sich erneut aufeinander und Draco öffnete ihren BH. Er ließ ihn von ihren Armen gleiten um danach mit seinen Händen auf Erkundung zu gehen. Eine Gänsehaut bildete sich bei Hermine unter seinen Berührungen und sie warf ihren Kopf in den Nacken um erneut aufzustöhnen. Malfoy nutze den Moment und ließ seinen Mund seinen Händen folgen. Sie streckte sich ihm entgegen und griff nach seinem Hosenbund. Für Malfoy war das genug und er hielt es nicht mehr aus. Er drehte sie beide, sodass sie nun auf dem Bett unter ihm lag und presste sich gegen sie. Mit seinen Händen neben ihrem Kopf abgestützt ließ er sein Gesicht wieder auf ihre Lippen sinken und sie machte sich erneut an seinem Hosenbund zu schaffen. Sie öffnete ihn und glitt dann mit ihrer Hand darunter um Malfoys Hose über seinen Hintern zu streifen. Ihm ging das eindeutig zu langsam und er erhob sich kurz um sich selbst seiner Hose zu entledigen, bevor er sich an ihre heran traute. Hermine hob ihr Becken um es ihm leichter zu machen und nachdem auch ihre Jeans den Weg auf den Boden gefunden hatte, lag Draco wieder über ihr, in einem leidenschaftlichen Kuss versunken.

Danach entschwanden ihre Sinne und Draco's Hände schienen plötzlich überall zu sein. Um die Kontrolle zurück zu erlangen, drehte sie ihn auf den Rücken, was er aber nicht lange mitmachte. Er wollte sie ihres Verstandes berauben und sich selber ganz in ihr verlieren. Also ging dieses Spiel ein paar mal hin und her, ehe er es geschafft hatte sie endlich unter sich zu verfestigen. Er küsste ihre Brust bis zu ihrem Schlüsselbein hinauf und sie ließ ihre Hände über seinen Rücken hinweg unter seine Shorts gleiten und begann seinen Po zu massieren. Das ließ ihn kehlig aufstöhnen und er entledigte sich ihnen beiden dem noch überflüssigen Stoff. Hermines Augen funkelten vor Verlangen und ihr Atmen ging schwer. Er glitt zwischen sie, aber irgendetwas ließ Draco innehalten. Er sah ihr fest in die Augen.

„Hermine, ich will nicht das du etwas...“ weiter kam er nicht.

Sie wusste gleich, was er vorhatte. Draco wollte ihr eine allerletzte Chance geben, das Ganze hier und jetzt zu beenden. Aber das wollte sie auf keinen Fall. Also hob sie ihren Kopf um ihn erneut in einen Kuss zu ziehen und während er sich mit ihr zurück in die Kissen fallen ließ, machte er aus ihnen beiden einen einzigen Menschen. Ab dann waren ihre Gefühle nicht mehr aufzuhalten. Nachdem sie ihren gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten wussten sie bald nicht mehr wo oben und unten war. Hermine klammerte sich an ihm fest, schlang ihre Beine erneut um seine Taille und vergrub ihre Hände in seinem Rücken, weil sie befürchtete sonst den Halt zu verlieren. Draco drückte sie beide sanft auf die Matratze um sicher zu gehen, das sie immernoch da war, während sie schneller wurden. Irgendwann hielt Hermine den Druck nicht mehr aus und er entlud sich bei ihr mit einem letzten lauten aufstöhnen. Nur wenige Sekunden später war Draco auch soweit und beide kamen schwer atmend und aufeinander liegend zur Ruhe. Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und hielt sie fest. Hermine ließ eine Hand auf seinem Haar liegen und umarmte ihn mit der anderen.

Nachdem sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte und ihre Herzen nicht mehr rasten, ergriff Draco das Wort.

„Das was Nott da erzählt hat, stimmt nicht. Ich hab ihm nicht geschrieben. Ich hasse diesen Kerl und wenn ich ihn das nächste mal sehe, haue ich ihm eine rein.“ er wartete einen Moment, ehe er weiter sprach.

„Und was Bulstrode angeht. Ja, ich hab ihr zugesagt, aber nicht für den Ball. Sie hat mich
um Hilfe gebeten in Arithmantik. Für ihr Referat, erinnerst du dich? Ich wollte das sie zu Professor Vektor geht, aber die hat angeblich keine Zeit. Also soll ich das mit ihr machen.“ Hermine gab ihm immernoch keine Antwort und als er seinen Kopf hob, sah er, das ihr Blick an die Decke geheftet war.

„Glaubst du mir, Hermine?“ fragte er schon fast ängstlich.

„Ja.“ sagte sie, ohne einen Moment zu zögern. Mit einem lächeln blickte sie Draco an und er gab ihr erneut einen Kuss, ehe er sie an sich zog und sie Arm in Arm in einen ruhigen Schlaf fielen.
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Ok, da die Geschichte jetzt so etwas mehr über ihre Hälfte hinweg ist, gibts die nächsten Kapitel ab heute im 1-Wochen-Takt. Mehr Zeit für mich euch ein bisschen auf die Folter zu spannen und mehr Zeit für euch mir ein kleines Kommi dazulassen. ;-) :D

Kapitel 11: Schlechte Nachrichten

Hermine erwachte völlig entspannt. Der Traum, den sie hatte, hätte nicht schöner sein können. Sie wollte sich gerade aufsetzten, aber sie konnte nicht. Dann spürte sie, das sie festgehalten wurde und das sich hinter ihr etwas bewegte. Etwas, das Wärme ausstrahlte. Hermine drehte sich langsam um und sah in sein Gesicht. Also war es doch kein Traum. Draco lag ruhig schlafend und die Arme um sie geschlungen neben ihr und machte keine Anstalten sie los zulassen. Hermine musste grinsen. Vorsichtig schaffte sie es sich aus seiner Umarmung zu lösen und setzte sich auf die Bettkante. Mit geschlossenen Augen dachte sie an letzte Nacht zurück .

„Wo willst du denn hin?“ fragte plötzlich eine verschlafene Stimme und vor Schreck fuhr sie herum. Hermine sah in die Augen eines lächelnden Draco.

„Ich wollte mich fertig machen und dann runter gehen. Ich hab hunger.“ sie lächelte zurück.

Draco sah, das sie sich gerade erheben wollte, aber er war schneller. Er zog Hermine zurück ins Bett und legte sich auf sie um sie zu küssen. Sie lies sich sofort darauf ein. Das war für ihn die Bestätigung die er brauchte. Jetzt wusste Draco, das sie genauso fühlte wie er. Sie lösten sich wieder von einander, aber er blieb immernoch über ihr.

„Du willst dir diese perfekte Gelegenheit entgehen lassen um frühstücken zu gehen?“

„Wenn du mich so fragst....ja. Ich hab echt hunger.“ lächelte Hermine gespielt unschuldig.

Draco musste grinsen und schüttelte den Kopf. Dann rollte er sich zur Seite und lies sie aufstehen. Während sie vor ihrem Schrank stand, sank Draco wieder in die Kissen und beobachtete sie. Wenn Hermine nur wüsste, wie sehr sie es ihm angetan hatte. Dann verschwand sie im Bad.

Irgendwie fiel es Hermine schwer sich zu konzentrieren und ihr lächeln bekam sie auch nicht mehr von ihrem Gesicht. Sie war unheimlich glücklich und sie hoffte, das Draco genauso fühlte. Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer um ihre Tasche zu holen, als sie sah das Draco nicht mehr in ihrem Bett lag. Auf dem Flur bemerkte sie, das seine Zimmertür aufstand. Suchend blickte Hermine sich darin um, bis sie Draco nun auch vor seinem Schrank stehen sah.

„Ich gehe schonmal in die große Halle runter. Oder soll ich auf dich warten bis du fertig bist?“ fragte sie an der Tür stehend in Draco's Richtung. Der hatte sich zu ihr umgedreht und kam nun auf sie zu.

„Nein, geh ruhig schon. Ich will ja nicht schuld daran sein, wenn du verhungerst.“ erwiderte er grinsend. Sie grinste zurück und gab ihm noch einen Kuss, bevor sie ging.

Als Hermine sich am Gryffindortisch niederließ, blickten ihre Freunde sie verwirrt an. Sie bemerkte es zuerst garnicht, aber während sie aß und sich umsah, fiel ihr Ginny's amüsiertes Gesicht auf.

„Was? Was ist denn?“ fragte Hermine an sie gewandt.

„Warum grinst du die ganze Zeit so? Hab ich irgendwas verpasst?“ erwiderte sie leise.

„Nein, du hast nichts verpasst. Ich fühle mich einfach nur gut.“ gab Hermine schmunzelnd zurück.

Sie sah Ginny an, das ihr die Antwort nicht gefiel und sie wohl wusste, dass das nicht ganz die Wahrheit war. Aber Hermine wollte nicht vorgreifen. Sie wusste ja garnicht wie Draco zu der Sache stand und das wollte sie lieber erst abklären.

In diesem Moment kam Draco in die große Halle und begrüßte die anderen während er an Neville und Ginny vorbeiging. Seine Augen trafen für einige Sekunde auf Hermines und sie mussten beide grinsen. Hermines Wangen erröteten und Draco ging schnell weiter. Er ließ sich gut gelaunt neben Blaise nieder und begann eine angeregte Unterhaltung mit ihm.

Hermine sah immer wieder zu Draco, als die Post kam. Sie bezahlte die Eule, die ihr den 'Tagespropheten' lieferte und erkannte einen schönen Waldkauz bei dem Blondschopf am Slytherintisch, der ihm einen Brief brachte. Dieser unterbrach seine Unterhaltung mit Blaise um den Brief zu öffnen. Draco's Gesichtszüge versteinerten sich schlagartig und Hermine sah, wie die gute Laune einem unergründlichen Blick folgte. Ohne ein weiteres Wort an Blaise zu verlieren stand er auf und kam zurück.

„Hermine, hast du mal kurz Zeit? Ich muss mit dir reden.“ sagte er tonlos.

„Klar, Draco. Natürlich.“ erwiderte sie knapp und stand auf.

„Hab ich mich gerade verhört, oder haben die sich wirklich beim Vornamen genannt?“ fragte Ron, während er den beiden hinterher sah.

„Nein, du hast richtig gehört.“ antwortete ihm Harry und folgte seinem Blick.

Hermine musste sich beeilen um mit Draco's großen Schritten mithalten zu können. Der blieb vor einem leeren Klassenzimmer stehen und beide verschwanden darin. Er ging rüber zu einem Fenster und drehte ihr den Rücken zu. Hermine wollte zu ihm gehen, traute sich aber nur ein paar Schritte vor.

„Draco? Was ist denn passiert?“ frage sie leise.

Er drehte sich um und kam auf sie zu. Ein paar Meter vor ihr blieb er stehen und drückte Hermine den Brief in die Hand. Sie begann zu lesen:

Mein lieber Draco!

Ich hoffe, du bist wohlauf und hast die Weihnachtsferien gut überstanden?
Entschuldige nochmal, das ich dieses Jahr nicht mir dir gefeiert habe, aber hier ist es so schön.
Wenn ich wieder zurück bin, werde ich dir alles ganz genau erzählen.
Aber das ist nicht der Grund warum ich dir schreibe. Ich hatte heute Besuch von einem Beamten aus Askaban.
Dein Vater ist vergangene Nacht gestorben. Er hat wohl die Folgen des Kusses der Dementoren nicht überstanden.
Da ich weiß, das du genauso wenig wie ich auf die Beerdigung willst, habe ich garnicht erst gefragt, wann sie stand findet.
Ich hoffe, das war in deinem Ermessen. Aber du weißt, das er vor Jahren ein Testament aufgesetzt hat und das darf ich erst in ungefähr zwei Wochen einsehen.
Sobald ich etwas neues weiß, melde ich mich sofort bei dir.
Hab bis dahin noch eine schöne Zeit.

In Liebe
Deine Mutter


Als Hermine fertig war, sah sie zu ihm auf. Draco starrte wieder aus dem Fenster. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und faltete den Brief wieder zusammen. Ihr war bewusst, das Draco seinen Vater hasste, also sollte er doch eigentlich Zufrieden sein, das er gestorben war. Aber irgendwas schien ihm Sorgen zu machen.

„Das tut mir leid.“ sagte sie zaghaft.

„Das braucht es nicht. Er hat es nicht anders verdient.“ Draco blickte immernoch aus dem Fenster.

„Und...was macht dir dann solche Sorgen?“ fragte Hermine weiter.

„Das Testament.“ gab er von sich und sah sie wieder an. „In der Nacht, in der Potter es geschafft hatte Voldemort zu besiegen, hat Lucius mitbekommen das ich euch geholfen habe. Auch wenn Potter eher mir das Leben gerettet hat, als andersherum. Du weißt, das ich sein einziger Erbe bin und es war immer klar, das alles irgendwann in meine Hände übergeht. Aber er war von meinem Verhalten nicht begeistert. Nach Ende der Schlacht waren wir fast fünf Wochen auf der Flucht, bevor uns Auroren des Ministeriums gefunden haben. Lucius hatte also genug Zeit um das Testament zu ändern. Es war vorgesehen, das meine Mutter jetzt alles bis zu ihrem Ableben verwaltet und das wird wohl auch so bleiben. Aber ich war in seinen Augen nicht mehr würdig und...“ er sah wieder weg.

„...du denkst, das er dich enterbt hat.“ beendete Hermine den Satz.

„Ja. Möglich wäre es.“

„Wäre das denn so schlimm?“ wollte sie wissen.

„Was?“ völlig entgeistert sah er wieder zu Hermine herüber.

„Draco....du hast dein ganzen Leben lang so gelebt, wie es dein Vater wollte und du warst damit nicht glücklich. Du hasst ihn und die Bürde die er dir aufgetragen hat. Ist es da so schlimm, wenn du einen anderen Weg einschlägst als er und das Familienerbe nicht an dich weitergeht?“ versuchte sie zu erklären.

„Das ist doch nicht dein ernst, oder? Unser Familienerbe ist mitunter das Wichtigste in meinem Leben. Ich sollte es schon immer bekommen und irgendwann will ich es auch an meine Kinder weiter vererben. Ich will nicht in ein paar Jahren Mittellos dastehen und meinen Kindern dann erklären müssen, warum wir Obdachlos sind.“ gab Draco zornig von sich.

„Obdachlos? Was redest du denn da?“

„Wenn ich das Erbe nicht bekomme, dann wird alles, und damit meine ich Ausnahmslos alles, gestiftet. Unser Anwesen wird verkauft und das Geld wird gespendet. Dann bin ich nur noch im Besitz dessen, was ich mit nach Hogwarts gebracht habe und dem restlichen Geld das bei 'Gringotts' im Verließ ist. Und so will ich wirklich nicht enden.“

„Aber du bist doch nicht alleine!“ sagte Hermine entrüstet. „Du hast immernoch deine Freunde. Du hast mich! Denkst du etwa wir würden dir nicht helfen? Glaubst du wirklich, wir würden dich auf irgendeiner Parkbank oder unter irgendeiner Brücke verrecken lassen?“ nun begann auch sie zornig zu werden.

„Ich brauch keine Hilfe. Ich bin schließlich immernoch ein Malfoy.“ erwiderte Draco mit ruhiger, fester Stimme.

„So siehst du das also? Dein Nachname haut dich aus allem raus?“ sie hielt seinem Blick stand. „Du weißt doch noch nichtmal was in dem Testament steht. Und selbst wenn es so kommt. Du bist ein guter Schüler und machst sicher einen klasse Abschluss. Damit bekommst du jeden Job den du willst und dann kannst du dir ein eigenes Familienerbe aufbauen.“ erwiderte Hermine.

„Sag mal, verstehst du es nicht?“ er ging auf sie zu. „Ich will das was mir zusteht!“ er funkelte sie böse an.

„Ist das alles worum es dir geht? Dein Familienerbe? Verschwendest du dabei überhaupt mal eine Gedanken an mich?“ sie sah in auffordernd an.

Wie konnte er nur so stur sein? Sie wusste, das er alles tun würde um das zu bekommen, was er wollte. Aber an sie schien er dabei nicht zu denken. Er wollte noch nicht mal die Hilfe, die sie ihm anbot. Draco sagte nichts, aber das war für sie Antwort genug. Dieses Familienerbe war ihm wohl wichtiger als sie und somit schien ihm auch ihre Beziehung nichts zu bedeuten. Wenn sie überhaupt eine hatten. Sie nickte fast unmerklich mit dem Kopf und sah sich im Raum um. Dann drehte sie sich um und ging auf die Tür zu.

„Ich muss los. Ich hab heute in den ersten zwei Stunden Pflege magischer Geschöpfe.“ sagte sie leise ohne ihn dabei anzusehen und ging hinaus auf den Gang.

Draco blieb alleine in dem Klassenzimmer zurück und starrte auf die Tür. Jetzt bemerkte er erst wie egoistisch er sich angehört hatte. Natürlich dachte er dabei auch an Hermine. Schließlich könnte er ihr ohne Familienerbe nicht das bieten, was sie seiner Meinung nach verdient hatte. Aber wieso hatte er ihr das nicht gesagt? Weil er sich nicht traute. Unglaublich, aber wahr. Draco Malfoy hatte Angst vor Hermine Grangers Reaktion auf die eventuelle Zukunftsplanung. Wenn man das so sagen konnte. Für ihn war sie ein wertvoller Mensch geworden, aber er glaubte nicht daran, das sie ihm das abnahm. Obwohl sie ihn ja selber danach gefragt hatte.

Dennoch wollte Draco in erster Linie das Erbe, weil es ihm zustand. Das war das einzig Sinnvolle, das Lucius in seinem Leben getan hatte. Und er würde ihm das nehmen, was Lucius von Anfang an am wichtigsten war. In diesem Jahr hatten die Slytherins nicht mehr gemeinsam mit den Gryffindors Unterricht bei dem Halbriesen. Er hatte jetzt eigentlich Professor Binns. Der würde sowieso nicht mitbekommen, wenn er fehlte. Aber darauf wollte Draco es nicht ankommen lassen. Schließlich war sein Abschluss wirklich wichtig.

Das war das letzte mal das die beiden miteinander sprachen. Die darauf folgenden Tage zogen sich nur sehr mühsam dahin. Hermine sah es garnicht ein als Erste das Gespräch zu suchen, denn er musste sich ja bei ihr entschuldigen. Draco wusste das. Dennoch tat er es nicht. Hermine verstand einfach nicht, worum es genau ging. Der Versuch es ihr zu erklären, würde wohl in einem erneuten Streit enden und dann wären sie wieder da wo sie angefangen hatten. Außerdem ignorierte sie ihn stur und er hielt es für besser zu warten.

Jedes mal, wenn Hermine Draco über den Weg lief oder sie den selben Unterricht hatten, hoffte sie auf ein Zeichen von ihm, das er mit ihr reden wollte. Aber sie wartete vergebens. Also tat sie so, als wäre er nicht da. So konnte sie die ganze Situation besser überstehen. Doch in der Nacht war es am Schlimmsten. Draco lag nur zehn Meter entfernt und es wäre so leicht für sie gewesen einfach rüber zugehen und ein Gespräch einzufordern. Aber sie konnte nicht.

Und dabei stellten sich die beiden die gleichen Fragen. Wie sie das mit dem Ball machen sollten, war nicht ganz so schwierig. Sie sollten nur zusammen auftauchen und das würde gerade noch so funktionieren. Tanzen konnten sie ja dann auch noch mit anderen. Es würde keinem auffallen. Was die Sache zwischen ihnen beiden betraf, das war etwas anderes.
Wenn sie Aufgaben gemeinsam erledigen mussten, machte jeder seinen Teil der Arbeit und lies sie für den anderen liegen. Mit einer kleinen Notiz, über den Stand der Dinge und ähnlichem funktionierte die nonverbale Kommunikation ganz gut. Dennoch sehnten sie sich nacheinander und jede Zeit die sie gemeinsam und doch alleine verbrachten, war fast unerträglich. Sie waren doch schon so weit und jetzt war alles wieder dahin.

Es war Donnerstag und seit ihres Streits waren nun acht Tage vergangen. Hermine hatte den Unterricht für heute hinter sich gebracht, auch wenn sie nicht wusste wie. Ganz abgesehen davon das ihr Millicent in Arithmantik dermaßen auf die Nerven gegangen war. Die saß jetzt natürlich neben Draco wegen des Referats das sie am Mittwoch in der nächsten Woche halten musste. Er sollte ihr ja dabei helfen, aber Millicent schien Torschlusspanik zu haben und überhäufte Professor Vektor mit Fragen. Dadurch konnte Hermine sich nicht richtig konzentrieren und musste immer wieder mit dem Abschreiben neu ansetzten. Irgendwann hatte Draco es dann geschafft diese blöde Kuh zum Schweigen zu bringen. Er war selber unendlich genervt und das sah man ihm an. Trotz allem tat er ihr leid mit Millicent das Referat schreiben zu müssen.

Hermine hatte sich mit einem Buch auf den Innenhof verzogen und las. Es war schon fast vier Uhr, aber die Sonne schien immernoch wärmend hinab. Eine richtige Wohltat für ihre Seele nach der ganzen schlechten Stimmung. Sie Blickte sich um und sah Seamus auf sich zukommen.

„Na, Hermine? Was machst du gerade?“ fragte er lächelnd und setzte sich neben sie.

„Nichts. Nur ein bisschen lesen und die restliche Sonne genießen. Und du?“ gab sie lächelnd zurück.

„Ich hab dich gesucht, weil ich dich um etwas bitten wollte. Es geht um die Astronomie-Sache. Ich hab doch bei Professor Sinistra um einen späteren Abgabetermin gebeten. Naja, der ist morgen und ich wollte dich fragen, ob du ein Auge über meine Arbeit werfen könntest? Ich hab es soweit fertig, aber ich wäre froh wenn du mir sagen könntest, das ich nicht allzu viel falsch gemacht habe.“ bittend sah er Hermine an.

„Natürlich Seamus. Gib es her, ich sehe es mir heute Abend an und gebe es dir dann morgen vor der Stunde wieder. Ist das ok?“

„Klar ist das ok. Vielen Dank. Du bist meine Rettung!“ strahlend war er aufgesprungen und suchte seine Pergamente um sie dann an Hermine weiter zugeben. Gerade wollte er sich verabschieden und sich umdrehen, als ihm noch etwas einfiel.

„Ach, Hermine. Bevor ich es vergesse. Ich muss dir noch etwas sagen.“ erwartungsvoll sah Hermine zu Seamus auf.

Draco's Laune wurde immer schlechter. Diese beiden letzte Stunden in Arithmantik hatten ihm den Rest gegeben und er war froh, das der Unterricht zu Ende war. Diese dumme Bulstrode ging ihm so furchtbar auf die Nerven, das merkte sie nicht einmal. Sie hatte Draco am Ende der Stunde gefragt, ob er sie in die Bibliothek begleiten würde um an dem Referat zu arbeiten. Das hatte er aber dankend abgelehnt. Hermine würde bestimmt dort sein und dann hätte er sich erst recht nicht konzentrieren können. Also schlenderte er jetzt durch die Gänge und überlegte was er mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Ein Erstklässler rempelte ihn versehentlich an und Draco fuhr herum.

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, du Blindschleiche? Hat dir deine Mutter nicht beigebracht beim Gehen die Augen auf zu machen, oder bist du einfach zu blöd dazu?“ beschwerte er sich lautstark, sodass die anderen Schüler in der Nähe sich nach ihnen umsahen. Der kleine Junge wollte etwas sagen, traute sich aber nicht.

„Ach, vergiss es einfach. Aber beim nächsten Mal setzt es was!“ und damit rauschte Draco davon.

Das war doch alles nicht zu fassen. Gerade ging er am Ausgang zum Innenhof vorbei, als er einen kurzen Blick hinaus warf. Er war schon im nächsten Gang, als er anhielt und nochmal umkehrte. Er hatte sich doch nicht versehen. Da draußen war Hermine mit Finnigan und sie unterhielten sich. Dann war er aufgesprungen und kramte in seiner Tasche um Hermine etwas zu geben. Draco konnte sich denken, das es für Astronomie war. Finnigan hatte ja vor sie dafür um Hilfe zu bitten. Doch jetzt erhob sich Hermine auch und die beiden standen sich gegenüber.

Plötzlich war ein süßliches Lächeln auf Finnigans Gesicht erschienen und sie begann zu strahlen ehe sie ihrem Gegenüber in die Arme viel und sich an ihn hängte. Der umschloss sie natürlich fest und es sah aus als ob Finnigan sie nie mehr los lassen würde. Eifersucht und Wut überfielen Draco regelrecht und eine Sicherung brannte bei ihm durch. Ohne Vorwarnung überquerte er schnellen Schrittes den Innenhof und in dem Moment, indem Hermine sich wieder von Seamus löste, traf den Draco's Faust mitten im Gesicht und schmetterte ihn zu Boden.

Hermine konnte garnicht so schnell aufnehmen, was passiert war. Es brauchte ein paar Sekunden, ehe sie wusste, das Draco Seamus gerade zu Boden geschlagen hatte. Er stand immernoch wutschnaubend neben ihr und sah auf Seamus hinunter. Der hielt sich die Nase und Blut lief ihm den Hals hinab.

„Bist du wahnsinnig? Was hast du gemacht?“ fuhr sie Draco an. „Was sollte das denn? Er hat doch garnichts getan!“ mittlerweile befand sich Hermine bei Seamus am Boden und kümmerte sich um ihn, als sie zu Draco aufsah.

„Er hat nichts getan? Na, das sah aber eben noch ganz anders aus!“ presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Du hast sie doch nicht alle. Du hast ihm für nichts und wieder nichts die Nase gebrochen, Draco. Ist dir das überhaupt klar?“ und dann wandte sie sich ab und beugte sich über Seamus.

Das war doch nicht möglich. Wie schlimm konnte der Tag denn noch werden? Dieser miese Finnigan machte sich an seine Freundin ran und sie verteidigte ihn auch noch. Anscheinend hatte das etwas zu bedeuten. Das ganze kam ihm wie ein Wink von Hermine vor, die ihm damit wohl versuchte klar zu machen, das sie Draco nicht mehr brauchte. Er sah auf die beiden Personen am Boden und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Mit einem Ruck drehte er sich um und ging davon.

„Geht es, Seamus? Komm, steh auf. Ich bring dich zum Krankenflügel.“ sagte Hermine besorgt zu dem immernoch blutenden Seamus der sich von ihr aufhelfen lies.

Während sie auf dem Weg zu Madame Pomfrey waren, konnte Hermine sich nicht erklären, warum Draco das getan hatte. Wahrscheinlich musste er sie beobachtet und sich dann sein eigenes Urteil gebildet haben. Er dachte wohl, das sie jetzt etwas mit Seamus hatte. Aber das war doch lächerlich.

„Das tut mir echt leid. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist.“ sagte sie entschuldigend.

„Ist schon ok, Hermine. Es ist ja nicht so, das Madame Pomfrey mich nicht wieder hinkriegen würde.“ Kurz darauf lieferte sie Seamus im Krankenflügel ab.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 12: Wie war das mit dem Ball?

Hermine wollte Seamus eigentlich nicht alleine zurück lassen und warten, bis Madame Pomfrey ihn wieder gerichtet hatte. Sie fühlte sich immernoch schuldig für den Vorfall mit Draco. Denn sie war ja anscheinend die treibende Kraft, die ihn dazu gebracht hatte auf Seamus los zugehen. Doch der verneinte nur. Es würde ja nicht lange dauern bis seine Nase wieder geheilt war und er war sich auch sicher, das Hermine bestimmt besseres zu tun hatte, als Seamus das Händchen zu halten.

„Es ist wirklich ok, Hermine. Geh nur. Ich bin schon ein großer Junge und darf in einer Viertelstunde sowieso gehen. Und hör endlich auf dich zu entschuldigen. Es war nicht deine Schuld.“ redete er beschwichtigend auf sie ein.

Und damit verabschiedete sich Hermine bei ihm und ging hinaus. Seamus hatte ja recht, aber dennoch lies ihr die Sache keine Ruhe. Sie wollte doch nicht, das sich ihretwegen die Jungs schlugen. Nicht, nachdem sich alle so gut miteinander verstanden. Dann verwarf sie die Gedanken schnell wieder und beschloss sich in die Bibliothek zu begeben. Seamus hatte sie ja um einen Gefallen gebeten und der würde sie sicher genug ablenken.

Der Tag neigte sich dem Ende und Hermine war fast mit Seamus Aufgabe fertig. Er hatte bis jetzt wirklich keine gravierenden Fehler gemacht. Ab und zu war die Grammatik etwas zerstreut, aber das war für Seamus nicht untypisch. Sie überprüfte gerade konzentriert einen Absatz, als sie plötzlich aufschreckte. Jemand lies mit aller Gewalt seine Schultasche direkt neben ihr auf den Tisch knallen. Als sie den Kopf hob, blickte sie direkt auf einen immernoch vor Wut schnaubenden Draco der vor ihr stand und sie anstarrte.

„Musst du mich so erschrecken? Oder willst du wirklich, das ich einen Herzanfall bekomme?“ sagte sie zornig. Er antwortete nicht.

„Was willst du denn?“ fragte sie etwas aufgebrachter. Wieder nichts. Draco starrte einfach nur auf sie herab. Nach ein paar Minuten rieb Hermine sich die Stirn, atmete einmal tief durch und machte sich wieder an dir Arbeit.

„Hör zu, wenn du mir nichts zu sagen hast, kannst du auch wieder gehen. Ich bin nämlich noch nicht fertig.“

„Das gehört Finnigan, oder?“ gab Draco gepresst von sich.

„Ja. Er hat mich darum gebeten, das ich mir das mal ansehe.“ sagte sie ruhig.

„Und du kannst deinem kleinen Finnigan ja nur schlecht widerstehen, wenn er dich um etwas bittet!“ erwiderte er gehässig. Damit schaffte er es, das sie ihn wieder ansah.

„Was ist eigentlich dein Problem? Falls ich dich daran erinnern darf, warst du derjenige, der in geschlagen hat. Und das auch noch völlig ohne Grund.“

„Ohne Grund? OHNE GRUND???“ schrie Draco.

„JA!“ gab Hermine genauso laut von sich. Sie starrten sich einen Moment böse an und keiner sprach. Draco's Unterkiefer spannte sich an und er löste sich etwas aus der Starre.

„Ich darf mich ja wohl noch einmischen, wenn dieser Dreckskerl sich an meine Freundin ranmacht und sie ihm auch noch vor Freude um den Hals fällt.“ sagte er bedrohlich.

Hermine starrte ihn Fassungslos an. Er dachte wirklich, das die zwei etwas miteinander hatten. Er war eifersüchtig auf Seamus und...und hatte er sie gerade seine Freundin genannt? Sie zwang sich zur Ruhe und überlegte kurz.

„Das muss ich mir nicht anhören.“ sagte sie knapp. Sie stand auf und wollte ihre Tasche packen, als Draco ihr diese aus der Hand schlug, sodass sie zu Boden fiel.

„Oh doch. Das musst du!“ erwiderte er wieder zornig. „Denn du scheinst ja sehr schnell an jemand neues geraten zu sein.“

„Das ist doch echt lächerlich, wie du dich gerade aufführst.“

„Also gibst du es zu? Du und Finnigan?“ er kochte vor Wut und hatte sich nur schwer unter Kontrolle. Draco musste sich wirklich anstrengen um nicht wieder los zu schreien. Das sie ihm keine klare Antwort gab, machte ihn wahnsinnig.

„Ich bin dir überhaupt keine Rechenschaft schuldig.“ gab sie ruhig von sich.

Draco hatte vielleicht Nerven. Er verlangte von ihr etwas zuzugeben, das nicht stimmte und sich damit zu Gefühlen zu bekennen, die zwar vorhanden waren, aber nicht im Bezug auf Seamus. Dabei war er doch selber die Gefühllosigkeit in Person. Naja, ganz stimmte das nicht. Er war durchaus zu gewissen Gefühlen fähig. Nur waren die Hermine gegenüber nicht sehr tief. Und sie würde sich sicher nicht vor ihm bloßstellen.

„Damit hast du schon mehr verraten als du wolltest.“ flüsterte er ihr gefährlich ruhig zu und drehte sich auf dem Absatz um.

„Seamus war in Australien!“

Was? Nein! Das hatte sie doch jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Sie wollte ihn doch davon stürmen lassen ohne ihm eine klare Antwort zu geben. Zu spät. Draco schien sie gehört zu haben und blieb kurz vor der Tür stehen, sah aber nicht zurück. Jetzt war es sowieso egal.

„Er hat dort Verwandte, die zufällig meine Eltern kennen. Also habe ich ihm ein Weihnachtsgeschenk für sie mitgegeben. Er hat mich lediglich darüber informiert, das er es abgeben konnte und sie sich sehr darüber gefreut haben. Auch wenn sie nicht wissen, von wem es kommt. Also verzeih mir, das ich einem guten Freund für diesen Gefallen freudig um den Hals falle, wie du so schön gesagt hast. Und vielen Dank für dein Vertrauen mir gegenüber das ich dich betrügen würde!“ es war ihr egal ob das jemand mitbekam.

Aber diese Bedenken waren nicht nötig. Die anderen Schüler waren alle geflohen, nachdem die beiden sich angeschriehen hatten. Hermine drehte sich zum Fenster und schlang ihre Arme um sich selbst.

In Draco zog sich alles zusammen. Er hatte die Verletzung in ihrer Stimme nicht überhört und er wusste, das sie die Wahrheit sagte. Er blickte kurz über die Schulter und sah sie am Fenster stehen, mit stillen Tränen die über ihre Wangen flossen. Was war er doch für ein Vollidiot. Er musste hier raus. Plötzlich kam ihm das ganze Schloss so klein und eng vor. Er lief aus der Bibliothek und hielt nicht an, ehe er auf den Ländereien war.

An diesem Wochenende wich Hermine nicht mehr von Harrys und Rons Seite. Die wunderten sich zu Anfang zwar, aber nachdem sie ihnen erklärt hatte, das sie einfach wieder etwas Zeit mit ihnen verbringen wollte nachdem das in den letzten Wochen eher zu kurz kam, gaben sie sich zufrieden. Sie half den zwei bei den Hausaufgaben und sah sogar ganz geduldig bei ihrem zweistündigen Quidditchtraining zu.

Nur zum schlafen begab sie sich in den Nordturm und das auch nur sehr spät. Durch einen Verhüllungszauber konnte sie sich an Draco vorbei schleichen, ohne das er etwas merkte. Sie fragte sich ernsthaft was mit ihm los war. Wenn sie ihm doch soviel bedeutete, das er sie sogar seine Freundin nannte, dann verstand sie nicht wieso er es ihr nicht einfach sagte. Mittlerweile sollte er doch wissen, das sie nicht die Art Frau war, die einfach mit einem Mann ins Bett ging, nur weil sich die Gelegenheit dazu bot. Sie war schließlich nicht Pansy.

Draco war Hermines Verhalten natürlich aufgefallen. Aber er fand es garnicht so schlimm, das sie etwas Abstand voneinander nahmen. Draco war immernoch verwirrt. Unverständlich für ihn wie er sich nur so aufführen konnte, zog er sich zurück. Wie ein pubertierender, kleiner Junge hatte er sich benommen und so kannte er sich garnicht. Was hatte Hermine nur mit ihm angestellt?

Das einzige Mal, das er sich unter Leute begab war Sonntagnachmittag. Er musste mit Millicent das Referat fertig stellen. Dabei gab es einige Dinge, die er lieber getan hätte. So saß er mit ihr in der Bibliothek und ihm rauchte der Kopf. Es war unglaublich wie wenig Auffassungsvermögen diese Frau hatte. Draco hatte langsam auch keine Lust mehr alles immer und immer wieder von vorne zu erklären. Aber das war das letzte Treffen vor Mittwoch und dann war er sie endlich los.

Montag war eigentlich immer Hermines Lieblingstag. Der Anfang der Woche, in der neue Aufgaben auf sie warteten gelöst zu werden. Doch diese Aussicht ließ den drückenden Schleier auch nicht weichen. Diesen Samstag war der Ball und das bedrückte sie nur noch mehr. Alles hätte so schön sein können. Jetzt hatte sie eine Freistunde und saß in der großen Halle, um sich auf den nächsten Unterricht vorzubereiten und an ihren Hausaufgaben zu arbeiten.

„Eine Freistunde und du lernst trotzdem? Na, du scheinst die Ablenkung aber wirklich zu brauchen.“ Hermine hob den Kopf und sah in das lächelnde Gesicht von Blaise.

„Hey, Blaise. Was verschafft mir die Ehre?“ grinste sie zurück.

Er lies sich ihr gegenüber am Tisch nieder und sah sie dann ernst an. Sie vermutete schon, worum es ging.

„Ich wollte dich fragen, was mit Malfoy los ist.“ Hermine atmete laut aus.

„Das wirst du ihn wohl selber fragen müssen, denn ich weiß es wirklich nicht.“ sagte sie leise.

Blaise beobachtete Hermine einen Moment nachdenklich um dann wieder zu sprechen.

„Was ist passiert?“ fragte er.

Hermine schloss die Augen und rieb sich über das Gesicht. Unentschlossen, ob sie Draco's bestem Freund gegenüber so offen sein sollte. Aber sie musste mit jemandem reden und wenn sich jetzt die Möglichkeit bot...

„Da weiß ich nichtmal wo ich anfangen soll!“

„Wie wäre es, wenn du einfach von vorne beginnst?“ schlug er sanft vor.

Und das tat sie dann auch. Hermine erzählte Blaise alles. Wie Draco und sie sich angenähert hatten, die Sache mit dem dunklen Mal, das sie verliebt in ihn war und wie weit sie und Malfoy gegangen waren, der Brief von seiner Mutter, den Vorfall mit Seamus und schließlich der Streit in der Bibliothek.

„...und dann hat er mir wirklich unterstellt, das ich was mit Seamus hätte! Eigentlich wollte ich ihm die Sache garnicht erklären. Ich meine, was denkt er denn von mir? Das ich mich jedem beliebigen Kerl an den Hals werfe? Aber als er dann dabei war wieder zu gehen....da konnte ich nicht anders. Seitdem herrscht Funkstille.“ endete sie resignierend.

„Ok, das sind ziemlich viele, neue Informationen auf einmal. Sein Vater ist wirklich gestorben?“

„Ja, aber das macht ihm wider erwarten nichts aus. Zumindest nicht so viel wie das Testament. Und ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, das ich definitiv die falsche Person war, mit der er darüber reden konnte.“

„Der Meinung war er aber anscheinend nicht.“

„Trotzdem hätte er lieber mit dir darüber reden sollen. Du bist immerhin sein bester Freund.“ erwiderte Hermine.

„Und dennoch hat er sich an dich gewandt. Ehrlich gesagt, weißt du jetzt schon mehr über ihn als ich und ich kenne Draco schon seit wir klein waren. Wenn das mal nichts zu bedeuten hat?!“

„Und wieso redet er dann nicht einfach mit mir und sagt mir, was in ihm vorgeht? Die Dinge könnten so einfach sein!“ gab sie verzweifelt von sich.

„Weil Draco in sowas nicht gut ist. Er hat es ja nicht wirklich gelernt. Bei so einem Vater wie Lucius...was macht ihr eigentlich mit dem Ball?“

„Ich denke, das wir dort zusammen auftauchen werden. Irgendwie.“ Blaise erkannte die verfahrene Situation und beschloss zu handeln.

„Dann werde ich mal mit dem Herrn reden müssen. Ich kann zwar nicht versprechen, das es klappt aber ein Versuch ist es wert.“

Hermine lächelte schwach und nickte Blaise zu. Der stand wieder auf machte sich auf den Weg. Sie sah ihm nach und hoffte, das er etwas bei Draco erreichen könnte. Auch wenn es nicht einfach werden würde.

Zwei Tage später war es soweit. Doppelstunde Arithmantik. Wie gerne hätte die ganze Klasse darauf verzichtet. Aber vor allem Hermine, da sie sicher war das sie das nicht überleben würde und Draco, der befürchtete durch Millicents Unfähigkeit genauso doof dazustehen und auch noch eine schlechte Note zu kriegen, weil er ihr ja geholfen hatte. Professor Vektor schien auch nicht gerade begeistert und ließ Millicent direkt zu Anfang nach vorne kommen.

„Danke, Professor Vektor. Das Referat das ich für heute vorbereitet habe, mit der großzügigen Hilfe meines lieben Draco, handelt von Rudolf, dem rüstigen Rümpler und seine Voraussage über das Ende der Riesenkriege von 1684. Rudolf war der Ansicht...“ und dann fühlte es sich so an, als würde es kein Ende mehr nehmen. Millicent redete und redete und hört nicht mehr auf. Hermine wusste jetzt schon, das ihr nach Unterrichtsende die Ohren klingeln würden.

Draco schämte sich mir jedem Satz mehr und mehr. Als Bulstrode ihn 'meinen lieben Draco' genannt hatte, reichte es ihm schon und er hätte sie gerne zum schweigen gebracht. Aber das was sie von sich gab war nicht mal annähernd das, was er ihr unter größter Anstrengung versucht hatte zu erklären. Er schrumpfte auf seinem Stuhl immer mehr zusammen, während Millicent strahlend vor Freude weiter sprach. Nach einer halben Stunde unterbrach Professor Vektor ihren Vortrag.

„Miss Bulstrode, so sehr ich ihre...durchaus übergreifende Erarbeitung des Themas auch schätze, frage ich mich dennoch was sie da überhaupt gemacht haben? Die Summe achthundertdreißig stand nicht für die Krönung von Vingart dem Schrecklichen, sondern für den Fall seines Volkes. Und die Zahlen vier und sieben bedeuten die Geburt seiner beiden Kinder und nicht die Errungenschaft und Vertilgung der Fleischvorräte. Aber von den ganzen falschen Deutungen mal abgesehen, scheinen sie die Geschichte nicht verstanden zu haben. Es tut mir leid, aber ich werde bei ihrer ursprünglichen Benotung bleiben müssen.“

„Aber Professor!“ protestierte Millicent sofort. „Das ist genau das, was ich mit Draco erarbeitet habe!“ sie zeigte auf ihn und er war nur eine Sekunde später auf den Beinen. Seinen Stuhl hatte er dabei umgerissen.

„Das stimmt überhaupt nicht! Den Mist, den du da gerade von dir gegeben hast, hab ich dir nicht erzählt. Zieh mich jetzt bloß nicht....“

„Ich bin mir sicher...“ übertönte Professor Vektor den wütenden Draco, der daraufhin verstummte. „...das sie sich die größte Mühe mit Miss Bulstrode gemacht haben, Mister Malfoy! Aber wie sich jetzt gezeigt hat, hat es wohl nichts gebracht. Und damit ist das Thema beendet, Miss Bulstrode!“ Enttäuscht lies sich Millicent neben Draco nieder, der ihr weiterhin vernichtende Blicke zuwarf. Für den Rest der Doppelstunde war es ruhig und Hermine begrüßte das sehr.

Es war doch nicht zu glauben, was dieses Weibsbild sich erlaubte. Nur weil sie die Intelligenz eines Kanarienvogels und die Aufmerksamkeitsspanne eines Lamas besaß, musste sie ihn nicht in den Abgrund mitziehen. Er hatte zur Zeit wirklich andere Probleme. Am liebsten hätte er Bulstrode von ihrem Stuhl geschmissen, nachdem sie sich wieder kleinlaut setzte. Sein Kopf dröhnte und hämmerte unnachgiebig. Doch bevor er nach dem Unterricht den Klassensaal verlassen konnte, war Blaise bei ihm aufgetaucht.

„Hey Malfoy! Hast du Zeit? Ich würde gerne mal mit dir reden.“ sagte Blaise freundlich.

„Klar Blaise. Lass uns losgehen.“ erwiderte er und packte seinen besten Freund am Arm, um so schnell wie möglich von Millicent weg zukommen. Zwei Stockwerke tiefer blieben sie endlich stehen.

„Bulstrode scheint dich ja echt geschafft zu haben. Du siehst ziemlich fertig aus, mein lieber.“ grinste Blaise frech.

„Wundert dich das? Nach dem Auftritt?“ fragte Draco aufgebracht. „Aber egal jetzt, du wolltest mit mir reden? Was gibt’s?“

Jetzt musste Blaise genau überlegen, was er sagte. Er durfte nicht sofort von Hermine anfangen, denn dann hätte Draco auf Rückzug geschaltet. Also versuchte er so neutral wie möglich zu klingen.

„Ich hab gehört, das du Seamus eine rein gehauen hast. Stimmt das?“

„Ja. Warum?“ antwortete Draco knapp.

„Aber wieso denn? Ich meine, Seamus? Nach allem was du mir erzählt hast, hätte ich es verstanden, wenn du Nott eine geknallt hättest. Aber Finnigan? Was hat er denn gemacht?“ Blaise versuchte so neugierig wie nur möglich auszusehen. Und es schien zu funktionieren.

„Er hat sich an Hermine rangemacht.“

„Was?“ ungläubig beäugte er Draco und hoffte weiterhin, das der ihm das abnahm.

„Ich hab sie zusammen im Innenhof gesehen und er hatte plötzlich dieses Lächeln drauf. Und als Hermine ihm dann auch noch um den Hals gefallen ist, ist es mit mir durchgegangen.“ erklärte Draco.

„Und deshalb brichst du ihm die Nase? Weil Hermine einen guten Freund umarmt?“ gluckste Blaise. Draco nickte fast unmerklich mit dem Kopf und fixierte seinen Freund.

„Kann es sein, das wir Eifersüchtig sind, Malfoy?“ fragte Blaise nun ernst. Doch der gab ihm keine Antwort und sah in nur abschätzend an.

„Was ist los mit dir, Draco? Seit Tagen redest du kaum noch und bist ständig irgendwie abwesend. Ich mach mir langsam echt Sorgen um dich. Also sprich endlich. Wo ist dein Vertrauen mir gegenüber?“ das musste er noch nicht einmal spielen und damit hatte er Draco.

Malfoy lies sich auf einer steinernen Bank in dem Gang nieder, stütze seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab, um dann sein Gesicht in seinen Händen zu vergraben. Blaise setzte sich leise neben ihn und wartete.

„Ich weiß nicht mehr, was mit mir los ist, Blaise. Wirklich nicht. Ich und eifersüchtig? Und dann auch noch wegen Hermine Granger? Wenn du mir das vor einem Jahr gesagt hättest, dann hätte ich dich für verrückt erklärt. Aber trotzdem ist es so. Und es stört mich. Es stört mich wirklich, wenn ich auch nur einen anderen Mann in ihrer Nähe sehe, den sie anlächelt.“ er machte eine kurze Pause. „Hab ich dir eigentlich schon erzählte, das mein Vater gestorben ist?“ fragte Draco leise.

„Nein, das hast du nicht.“ gab ihm Blaise ruhig zur Antwort.

„Meine Mutter hat es mir vor einiger Zeit geschrieben. Aber es geht mir nicht um Lucius, sondern um sein Testament. Du weißt wie er in den Monaten nach der Schlacht drauf war und ich hab Angst, das ich das Familienerbe nicht mehr bekomme. Ich will es aber haben, denn es ist das einzige, was mir von meiner verkorksten Familie bleibt, wenn Mutter irgendwann auch nicht mehr da ist.“ Draco fixierte einen beliebigen Punkt an der Wand gegenüber und sprach mit leiser, ruhiger Stimme weiter.

„Ich wollte es Hermine erklären, aber ich hab, mal wieder, die falschen Worte gewählt und wir haben uns gestritten. Dann kam die Sache mit Finnigan und es war wieder Streit angesagt. Seitdem herrscht Funkstille und das macht mich Wahnsinnig. Ich sehe sie nichtmal mehr in unserem Turm, nur im Unterricht oder auf den Gängen. Und sie hat wieder angefangen nachts die Tür ihres Schlafzimmers magisch abzuschließen. Wenn ich versuchen würde, es ihr erneut zu erklären, würden wir uns nur wieder streiten und das will ich nicht.“ hier brach er ab und sah auf den Boden. Darauf folgten ein paar Minuten Stille.

„Was willst du dann?“ fragte Blaise zu Draco's Überraschung und der sah zu ihm auf.

„Ich will Hermine.“ antwortete Draco ohne jeden Zweifel in der Stimme. „Ich weiß nicht was diese Frau mit mir angestellt hat, aber wenn ich sie nicht sehe, hab ich schlechte Laune. Und wenn sie mich nicht ansieht oder nicht mit mir redet, dann verschlechtert sie meine Laune nur noch mehr. Und dann fühle ich mich....“ wieder brach er ab und begann zu überlegen.

Seine Gedanken rasten und er konnte nicht weiter reden. Er sagte Blaise gerade die komplette Wahrheit, aber es kam ihm vor, als wäre sein bester Freund der falsche Zuhörer. Wie fühlte er sich ohne Hermine? Das war einfach. Verlassen. Einsam. Alleine. Ungeliebt. Aber liebte sie ihn überhaupt? Konnte sie wirklich allen Hass und Groll, denn sie je gegen ihn gehegt hatte, einfach so überwinden? Er glaubte nicht daran. Auch wenn es sich in ihrer gemeinsamen Nacht anders angefühlt hatte. Diese Hoffnung traute er sich nichtmal im geringsten in Betracht zu ziehen. Blaise riss ihn aus seinen Gedanken.

„Aber so ist das nun mal, wenn man verliebt ist, Malfoy.“ gab er leise von sich.

„Was?“ mehr konnte Draco nicht sagen.

Verliebt? Er und verliebt? Das war wirklich das dümmste...aber dann machte sein Herz einen großen Hüpfer bei diesem Gedanken. Plötzlich fühlte er sich unendlich erleichtert und es kam ihm vor, als hätte er gerade die Lösung auf alle seine Fragen bekommen. Der kleine Bücherwurm hatte es geschafft ihn in seinem Innersten zu berühren und etwas in ihm zu erwecken, von dem er nicht geglaubt hatte, das es überhaupt da war. Er war verliebt in Hermine Granger und dieser Gedanke machte ihn gerade sehr glücklich.

„Du musst es ihr sagen, Draco.“ stellte Blaise fest.

„Aber das kann ich nicht!“

„Und warum nicht?“ wollte der Schwarzhaarige wissen.

„Denkst du etwa, das sie mir das glauben würde?“ fragte Draco mit erhobener Stimme. Und Blaise musste sich eingestehen, das er damit Recht hatte.

„Und was hast du dann vor?“

„Ich weiß es nicht.“ sagte Draco leise. Die beiden Männer blieben noch eine ganze Zeit still neben einander sitzen, bevor sie sich auf den Weg zur großen Halle machten.

Der Samstag kam viel zu schnell und Hermine wurde immer nervöser. Sie hatte den ganzen Tag mit Luna und Ginny in der Bibliothek verbracht, bis die beiden sie mitschleiften um sich für den bevorstehenden Ball fertig zu machen. Hermine und Draco sprachen immernoch nicht miteinander.

„Wisst ihr was? Ich brauch mich doch garnicht fertig zu machen. Es ist ja nicht mal sicher, das Dra...Malfoy überhaupt noch mit mir da erscheinen will. Ich bleibe einfach hier.“ versuchte Hermine sich raus zuwinden.

„Nichts da!“ gab ihr Ginny bestimmend zur Antwort und schleppte sie weiterhin mit Luna zum Nordturm. „Du gehst jetzt da rein, machst dich fertig und ziehst dein Kleid an. Lass dir doch wegen diesem Idioten nicht den Abend verderben. Wir sehen uns nachher in der großen Halle und ich dulde keine Widerrede!“ Ginny zeigte mit ihrem Finger auf Hermine und die nickte nur.

Es würde nichts bringen, sich zu verstecken und sie wollte den Abend gemeinsam mit ihren Freunden verbringen. Sie stieg durch das Portrait und ging die Treppe hoch. Vor ihrem Zimmer blieb sie stehen und vernahm die Dusche im Bad. Er war also auch da und machte sich fertig. Sie schloss ihre Tür hinter sich und lehnte sich einen Moment mit geschlossenen Augen an das kühle Holz. Dann ging sie zum Schrank und nahm ihr Kleid heraus. Automatisch umspielte ein lächeln ihre Lippen. Sie hatte sich sofort in dieses Kleid verliebt, als sie es gesehen hatte.

Hermine setzte sich auf ihr Bett und lauschte nach der Badezimmertür. Als sie hörte das Draco rauskam, ging sie mit ihren Sachen in der Hand hinaus auf den Flur und wandte sich direkt zum Bad. Sie wollte ihn nicht ansehen. Kurz bevor sie durch die Tür war, sagte Draco etwas.

„Ich werde dann....also ich...ich warte vor der großen Halle auf dich.“ er hörte sich fast etwas ängstlich an.

Hermine wartete noch einige Sekunden ehe sie selber im Bad verschwand. Die Dusche tat ihr gut und als sie eine halbe Stunde später aus dem Bad kam, wusste sie das Draco nicht mehr da war. Aber er hatte gesagt, das er auf sie warten würde. Also wollte Draco doch mit ihr auf dem Ball erscheinen. Oder nicht? Hatte er das nur so gesagt? Es würde zumindest zu ihm passen. Aber er war doch nicht mehr der alte Malfoy. Wie verwirrend das alles doch war.

Das goldene Licht der vielen Laternen hüllte die große Halle in eine sanfte, gemütliche Atmosphäre die bis vor die Türen leuchtete. Dort stand Draco und wartete nervös auf Hermine. Sie hatte ihm nicht geantwortet, hatte ihn nicht mal angesehen, aber trotzdem hoffte er das sie ihn immernoch als ihren Tanzpartner sah. Es war kurz vor acht und eigentlich müsste sie schon längst da sein. Unpünktlichkeit war garnicht typisch für Hermine. Jetzt machte er sich wirklich Gedanken, das sie doch nicht kam.

Hermine war schon seit fünf Minuten da, aber sie traute sich nicht auf Draco zuzugehen. Er stand dort vor der Tür in seinem schwarzen Anzug und sah so unverschämt gut aus, das sie spürte wie ihre Knie weich wurden. Gerade wollte sie sich in Bewegung setzten, als sie sah wie Seamus mit Hannah um die andere Ecke bog und Draco ihn aufhielt. Hermine ging wieder zurück und lauschte.

„Finnigan? Warte mal.“ und Seamus blieb stehen.

„Es tut mir leid, das ich dich geschlagen hab. Ich war an dem Tag nicht ich selbst und wollte das auch nicht. Aber wenn es um Hermine geht, dann bin ich irgendwie nie ich selbst.“ und dann hielt Draco Seamus die Hand hin. Der wartete keine Sekunde und ergriff sie.

„Ich schon ok, Malfoy. Ich weiß, wie das ist wenn es um Frauen geht.“ gab er zurück und zwinkerte Draco zu.

Der begann zu grinsen und sah Finnigan und seiner Begleitung nach, wie sie in die Halle gingen. Hermine war überrascht von dem, was sie gerade gehört hatte und das gab ihr etwas Mut um endlich auf Draco zuzugehen.

Draco spürte Enttäuschung in ihm aufsteigen, als er den zwei nachsah und dann die ganze Paare bemerkte, die sich schon an den Tischen versammelt hatten und auf die Musik warteten. Dann wandte er seinen Blick wieder zurück zur Treppe und ihm stockte der Atmen. Da war sie und kam direkt auf ihn zu. Mit ihrem seidenen, weinroten Kleid, das fließend bis zum Boden reichte und ihre Hochsteckfrisur, aus der ein paar Strähnen auf ihre Schultern fielen, sah sie aus wie ein Engel und es kam ihm vor, als hätte er noch nie eine schönere Frau gesehen. Sofort begann sein Herz zu rasen und er wusste nicht mehr wie er sich verhalten sollte.

Sie hatte seinen Blick bemerkt und musste unwillkürlich grinsen. Hermine kam vor ihm zum stehen und sah zu ihm auf. Wie gerne hätte sie sich zu ihm hoch gestreckt und ihn geküsst.

„Du siehst umwerfend aus.“ brachte Draco gerade noch in einem Flüsterton heraus.

Hermine lächelte sanft und sah verlegen zu Boden. Draco streckte ihr seinen Arm hin und sie hakte sich bei ihm ein. Aber dann ging er nicht mit ihr zu dem Tisch, an dem ihre Freunde saßen, sondern steuerte direkt auf die Tanzfläche zu. Die Musik hatte gerade begonnen zu spielen und sie mischten sich unter die ersten Paare. Sie bewegten sich zu den langsamen Klängen der Musik und sagten eine ganze Zeit lang nichts, sahen sich nur an. Dann verlagerte Draco seine rechte Hand, die die ganze Zeit auf Hermines Hüfte gelegen hatte, auf ihren Rücken und zog sie näher an sich. Jetzt konnte sie wieder seinen Duft einatmen und fühlte sich sofort sicher und geborgen. Dann unterbrach er endlich die Stille.

„Hermine, ich....ich war so ein Idiot.“ aber zu mehr kam er nicht.

„Draco? Draco???“ rief plötzlich eine helle Frauenstimme. Die beiden erstarrten in ihrer Bewegung und sahen sich mit geweiteten Augen an.

„Draco? Jetzt gib mir doch mal Antwort.“ diese Stimme war über die ganze Tanzfläche zu hören.

„Mutter?“ murmelte Draco, während er Hermine immernoch unverändert ansah. Plötzlich ließen sie von einander ab und standen nun gut drei Meter auseinander. Gerade rechtzeitig.

„Draco! Na, da bist du ja. Ich hab dich schon überall gesucht.“ sagte Narzissa Malfoy fröhlich, während sie ihren Sohn an sich drückte. Der sah aber immernoch verwirrt aus.

„Mutter? Was machst du denn hier? Ich dachte du bist im Urlaub.“

„Nein, mein lieber. Ich bin schon vor vier Tagen wieder zurück gekommen. Der Grund, warum ich hier bin, ist das Testament deines Vaters. Ich durfte es doch gestern einsehen.“ lächelnd blickte Narzissa zu ihrem Sohn auf, aber der war erstarrt. Es war soweit. Hermine sah ihm die plötzliche Anspannung an und versteifte sich selber in ihrer Haltung.

„Und?“ fragte Draco mit zitternder Stimme.

„Also wirklich, Draco. Sie mich nicht so an. Du weißt doch, das Lucius es niemals zugelassen hätte, das du das Familienerbe nicht bekommst. Schließlich steht es dir zu und so ist es auch in seinem Testament verfasst.“

Draco's Anspannung wich der Erleichterung und auch Hermine atmete beruhigt aus. Wie konnte Draco auch nur davon ausgehen, das er es nicht bekam. Doch dann tätschelte Narzissa seinen Arm und sprach weiter.

„Jedoch ist daran eine Bedingung geknüpft worden. Aber die ist ja im Endeffekt nichts neues. Es stand sowieso schon die ganzen Jahre über fest.“ sagte sie in einem beiläufigen Ton.

Jetzt war Hermine diejenige, die erstarrte. Lucius verlangte also etwas von Draco. Sogar nach seinem Tod lies er ihn nicht in Frieden. Er schien das gleiche zu denken, denn sein Blick verfinsterte sich.

„Du sprichst in Rätseln, Mutter.“ erwiderte er leise.

„Nein, tue ich nicht, Draco. Die Bedingung ist die, das du das Erbe nur bekommst, wenn du heiratest.“ Narzissa machte eine bedeutungsvolle Pause und während Hermine geschockt die Augen aufriss, verengte Draco sie automatisch und begann seine Fäuste zu ballen.

„Und ich bin heute hier und bringe dir deine Verlobte.“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 13: Entscheidungen

Verlobte? Das konnte doch nicht sein. Hermine hatte sich bestimmt nur verhört. Nein, sie meinte etwas anderes. Sie stand wie vom Blitz getroffen still da und sah zu Draco und seiner Mutter. Aber die Worte hallten in ihrem Kopf immer wieder nach.

„Verlobte?“ fragte Draco düster. „Wovon redest du?“ seinen Blick fest auf Narzissa.

„Also ehrlich, Draco. Du scheinst heute etwas neben der Spur zu sein, nicht wahr?“ und dann wandte Narzissa ihren Kopf kurz nach hinten, ehe sie Draco wieder ansah. „Kommst du mal, Liebes? Hier ist er.“

Draco folgte ihrem Blick und auch Hermine sah in die Richtung. Aus der Menge löste sich plötzlich eine Frau. Sie trug ein dunkelgrünes, knielanges Kleid und ihre blonden, glatten Haare hingen bis zu ihren Hüften an ihrem Rücken hinab. Sie war etwas größer als Hermine und von sehr schlanker Statur. Sie lächelte verführerisch und sie sah, wie Hermine leider zugeben musste, wunderschön aus. Diese Frau war das komplette Gegenteil von ihr und sie fühlte sich plötzlich ziemlich unwohl.

„Greengrass?“ Draco traute seinen Augen nicht. Die sollte seine Verlobte sein?

„Hallo Draco. Aber ich glaube, das es besser passt, wenn du mich ab sofort Astoria nennst.“ sie überging Draco's überraschten Ton völlig, steuerte direkt auf ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Draco war so perplex, das er nicht reagieren konnte.

Hermine hielt den Atem an. Sie küsste ihn. Vor allen Leuten und Draco wehrte sich nicht einmal. Das war zuviel, das wollte sie sich nicht mit ansehen. Wenn das schon seit Jahren fest stand, wie seine Mutter gesagt hatte, dann schien er mit dieser Astoria zusammen zu sein. Auch während er mit Hermine....

„Das war dann wohl mein Stichwort.“ sagte sie zu sich selbst, drehte sich um und rannte hinaus.

In diesem Moment, indem Hermine fluchtartig die Halle verlies, stieß Draco Astoria von sich, sodass sie beinahe nach hinten gefallen wäre und drehte sich zu Hermine um. Oder zumindest zu der Stelle, an der sie gestanden hatte. Sie war fort und er sah nur noch ein kleines, rotes aufblitzen ihres Kleides am Ausgang, bevor sie ganz verschwunden war. Ärger flammte in ihm auf. Er wollte sich doch gerade bei Hermine entschuldigen und alles wieder in Ordnung bringen. Und dann kam seine Mutter hier her und machte innerhalb von Sekunden wieder alles zunichte.

„Was soll das denn?“ fuhr er Astoria unwirsch an. Doch ehe die antworten konnte wandte er sich schon wieder zu seiner Mutter.

„Mutter, das ist doch nicht dein Ernst? Du kannst doch nicht einfach so hier auftauchen und mich vor vollendete Tatsachen stellen. Ein Brief über die gesamte Lage hätte es zu Anfang auch getan!“

„Zügle deinen Ton und vergiss nicht mit wem du gerade redest, mein Sohn. Außerdem habe ich Professor McGonagall informiert und die fand auch, das es keine schlechte Idee wäre. Aber sag mal, freust du dich denn garnicht?“ sprach Narzissa empört.

„Ich freue mich immer dich zu sehen, Mutter. Das solltest du wissen. Aber was die Sache mit der Heirat angeht, da sieht das anders aus.“ erwiderte er ruhig, aber er konnte sich nicht konzentrieren. Draco dachte nur an Hermine und er musste ihr hinterher.

„Aber Draco! Das ist nunmal...“

„Nicht jetzt, Mutter!“ unterbrach er Narzissa. „Du entschuldigst mich, aber ich muss hier raus. Allein. Wir reden später weiter.“ und dann ging er schnellen Schrittes aus der Halle ohne die Proteste seiner Mutter zu beachten.

Hermine lief immer weiter bis sie auf dem Innenhof ankam und stehen blieb. Ein kalter Wind wehte ihr entgegen und sie begann zu zittern. Sie versuchte sich die Tränen abzuwischen, aber es war sinnlos, denn den Vergangenen folgte immer wieder ein neuer Schwall davon. Mit dem Gesicht in den Händen vergraben, schluchzte sie unerbittlich. Es war vorbei, alles war vorbei. Draco war verlobt mit dieser Frau und das schon seit Jahren. Das hatte ihn aber nicht aufgehalten, Hermine in seinen Bann zu ziehen, sodass sie sich verliebte. Ihr Herz drückte sich schmerzhaft gegen ihre Rippen und sie fühlte es förmlich brechen. Es gab keinen Ausweg. Draco würde ihretwegen nicht das Erbe ausschlagen, da war sie sich sicher. Er würde alles dafür tun und selbst wenn er diese Neue heiraten müsste. Was aber wohl das kleinere Problem war. So in ihren Gedanken verschlungen, bemerkte sie nicht, das er sich ihr näherte.

„Hermine...“ flüsterte Draco. Die drehte sich erschrocken um und sah ihn an.

„Lass mich. Versuch erst garnicht dich da raus zureden. Damit machst du es nur noch schlimmer.“ ihre Verbitterung war deutlich zu hören und sie machte sich erst recht nicht die Mühe die Tränen zu unterdrücken. Sollte er doch ruhig sehen, was er mit ihr angestellt hatte.
„Ich will es dir doch nur erklären...“ gab er wieder flüsternd von sich.

Draco war geschockt, als er Hermine so aufgelöst sah. Wissend, das es seine Schuld war verspürte er den Drang zu ihr zu gehen, sie ihn seine Arme zu schließen und sie zu trösten. Aber Hermine schüttelte nur den Kopf.

„Ich will es nicht hören. Dieses Gespräch hatten wir schonmal, weißt du noch? Ich kenne deinen Standpunkt zu der Sache.“ während sie die eine Hand auf ihrer Hüfte abstützte, legte sie sich die andere an die Stirn und schloss die Augen. Wieso lies er sich nicht einfach in Ruhe? Wieso musste er ihr folgen und ihr die Situation nur noch schwerer machen?

Draco wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Er fühlte einen Druck auf seiner Brust, der ihm das Atmen schwer machte. Vielleicht sollte er sie doch lieber alleine lassen, aber das wollte er nicht.

„Du solltest wieder zurück gehen. Man lässt seine Verlobte nicht einfach so stehen.“ Hermines Stimme passte sich dem Zittern ihres Körpers an.

„Glaub mir, ich wusste nichts davon.....“

„Ach ja? Und deshalb ist das auch schon seit Jahren geplant? Weil du es nicht wusstest?“ nun begann sie wütend zu werden. „Hör auf mich anzulügen, Draco Malfoy.“

„Warum sollte ich dich anlügen?“ erwiderte er nicht weniger leise. Aber die Frage hätte er sich auch sparen können. Es war, als könnte er die Antwort in Hermines Augen ablesen: Weil du ein Malfoy bist? Weil du das sechs Jahre lang getan hast? Weil ich ein Schlammblut bin?

Hermine hatte keine Lust mehr mit Draco zu diskutieren. Sie sah ihn an und dachte nach. Es war alles so offensichtlich, aber er sprach es einfach nicht aus. Also würde sie den Schritt machen müssen. Denn nur so konnte sie anfangen zu vergessen.

„Du warst es doch, der mir von dem Testament erzählt hat.“ fuhr sie mit ruhiger Stimme fort.

„Und ich weiß, das es dir viel bedeutet. Das du es unbedingt haben willst, alles dafür tun würdest. So ist es doch?“

„Hermine, ich...“

„Antworte mir einfach, Draco.“ forderte sie ihn auf. Draco sah Hermine genau in die Augen und versuchte zu erkennen, worauf das hinauslaufen sollte. Aber er konnte ihren Blick nicht deuten.

„Ja.“ sagte er schließlich leise.

„Aber anscheinend gibt es ein paar Spielregeln. Dennoch bist du bereit sie zu akzeptieren. Du nimmst sie ohne Kommentar hin und selbst wenn du dadurch das Leben deines Vaters führen wirst.“ jetzt unterbrach Draco Hermine.

„Was? Wie meinst du das?“ wollte er nun wissen.

„Ich weiß, das du nicht wie dein Vater bist, Draco und so meinte ich das auch nicht. Aber überlege doch mal. Für dein Familienerbe würdest du alles tun. Selbst wenn du diese...wie heißt sie noch mal, Astoria?...heiraten musst, du tust es. Hat Lucius nicht das gleiche getan? Eine Frau geheiratet, weil es so sein sollte und nicht weil er sie liebte? Und um das zu kompensieren hatte er andere Frauen. Aber da werde ich nicht mitmachen. Also versuch nicht, mir irgendwas zu erklären und mich dadurch zu besänftigen. Ich werde nicht deine Geliebte spielen. Denn ich habe keine Lust meine Beziehung zu dem Mann verstecken zu müssen, in den ich verliebt bin.“

Pause. Nur noch der Wind war zu hören, der durch die Blätter wehte und langsam erkannte Draco die Bedeutung ihrer Worte. Sie war in ihn verliebt. Sie war es wirklich. Aber das konnte er jetzt nicht einmal genießen, denn durch die Bedingung seines Vaters, war alles hin. Und sie hatte recht. Er war drauf und dran das Leben von Lucius zu führen.

„Hermine...sag das nochmal!“aber zu einer Antwort kam es nicht mehr.

„Draco? Wo bist du denn? Komm zurück. Du kannst mich doch nicht einfach so stehen lassen. Ich bin immerhin deine Mutter!“ rief eine aufgebrachte Narzissa durch die Gänge.

Draco drehte sich schlagartig um und versuchte zu erkennen, wie weit seine Mutter noch entfernt war. Er hatte wohl noch ein paar Minuten, doch als er wieder zu Hermine sah, war diese schon wieder verschwunden. Und jetzt sah er nirgends mehr einen roten Schimmer ihres Kleides.

Hermine hatte den Moment ausgenutzt und lief erneut davon, während Draco sich nach seiner Mutter umsah. Sie hatte es ihm gesagt. Nun wusste er wie stark sie eigentlich an ihn gebunden war und es bereitete ihr nur noch mehr schmerzen. Gedankenverloren kam sie vor dem Portrait der fetten Dame zum stehen, lehnte sich an die kühle Wand, um nur wenige Sekunden später daran hinunter zugleiten und ihre Knie anzuziehen. Dort brach sie vollends zusammen. Sie wusste nicht wie lange sie dort saß, bis sie plötzlich bemerkte wie sich zu beiden Seiten von ihr zwei Personen neben sie auf den Boden setzten und ihr eine Hand auf den Rücken legten. Langsam sah sie zu Ron und Harry auf.

„Hermine...“ begann Harry sanft, aber Ron schnitt ihm das Wort ab.

„Was hat das zu bedeuten, Hermine?“ fragte der schon etwas unsanfter. „Ich meine, du und Malfoy? Hab ich das richtig...“ und dann unterbrach ihn Harry wieder.

„Ron! Lass es gut sein, ja? Das kann auch noch bis morgen warten.“ er deutete auf Hermine und Ron verstummte. Sie schluchzte immernoch und ihre beiden besten Freunde warteten geduldig. Nachdem sie sich wieder etwas gefangen hatte, wandte sie sich an die zwei.

„Ist es ok, wenn ich heute Nacht bei euch im Turm schlafe? Ich will jetzt nicht zurück zu....Mein Bett ist doch bestimmt noch frei. Geht das?“ fragte sie mit leiser, zitternder Stimme.

„Natürlich geht das! Komm, wir bringen dich rein.“ gab ihr Harry zur Antwort.

Sie gingen mit Hermine durch das Portrait und brachten sie bis zu der Treppe, die zum Mädchenschlafsaal führte. Dort angekommen, lies sich Hermine in ihrem Kleid auf ihr Bett fallen und begann wieder zu weinen. Sie hatte ständig die Bilder von Draco und dieser...dieser...Frau vor den Augen und es wollte einfach nicht aufhören. Sie schaffte es nicht sich zu beruhigen und eigentlich war ihr auch garnicht nach schlafen zumute. Sie zauberte sich bequemere Sachen zum anziehen herbei und ging dann leise zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort ging sie eine ganze Zeit lang auf und ab. Es war schon weit nach Mitternacht, als sie sich endlich auf das Sofa niederließ und einfach nur in den schon längst erloschenen Kamin starrte. Dabei bemerkte sie nicht einmal wie sie in den Schlaf abdriftete.

Nachdem Hermine Draco alleine zurück gelassen hatte, machte er sich wieder auf den Weg in die große Halle zu seiner Mutter. So schnell würde er sie bestimmt nicht wiedersehen. Doch weit brauchte er nicht zu gehen. Drei Gänge weiter kam ihm seine Mutter schon entgegen. Auf halben Weg blieb er stehen und lehnte sich mit der Schulter an die Wand. Er fasste das alles nicht. Dieses Testament brachte ihn um sein Glück. Hermine hatte die Sache zwischen ihnen beendet. Weiter konnte er seine Gedanken jedoch nicht ausführen, denn Narzissa hielt vor ihm an.

„Draco, was fällt dir ein? Ich hab dich doch zu einem höflichen Mann erzogen und du lässt nicht nur mich, sondern auch deine Verlobte einfach stehen. Also wirklich, das...“

„Was hat es mit diese Bedingung auf sich?“ unterbrach Draco sie einfach, sah sie aber nicht an.

„Ähm...was?“ fragte seine Mutter überrascht.

„Du hast mich schon verstanden, Mutter. Erzähl es mir, denn ich war bei der Einsicht des Testaments ja nicht dabei.“ forderte er.

„Es...was soll ich da groß erzählen? Es hat sich bis auf diese Bedingung soweit nichts geändert. Ich werde zunächst alles verwalten, bis du es erbst. Was du aber nur kannst, wenn du heiratest.“

„Wann?“

„Was wann? Deine Hochzeit? Da musst du dir zunächst keinen Stress machen. Lucius hat nämlich keinen Zeitraum festgelegt. Aber du solltest schon noch vor meinem Ableben heiraten. Denn wenn ich mal sterben sollte, was hoffentlich nicht so schnell sein wird, hast du nur noch drei Wochen, ehe alles veräußert wird. Deshalb bin ich ja mit Astoria hergekommen. Wir werden für die nächsten paar Wochen erstmal hier bleiben, damit ihr zwei euch wieder annähern könnt.“ ein sanftes lächeln umspielte ihre Lippen.

Draco hingegen war überhaupt nicht zum lachen zumute. Das bedeutete, das er seine Freizeit mit ihr und Astoria verbringen musste. Er würde wohl keine Minute mehr Ruhe haben.

„Du hättest mir wirklich zuerst einen Brief schreiben sollen.“ sagte er leise.

„Ich weiß, das kommt jetzt alles etwas schnell und unerwartet. Aber ich dachte mir, das du dich freust Astoria wieder zusehen. Ihr habt euch doch immer so gut verstanden.“

„Trotzdem, Mutter. Dann wäre ich wenigstens vorbereitet gewesen.“ erwiderte er und fügte in seinen Gedanken 'und hätte mir einen Plan überlegen können.' hinzu. Für heute Abend würde er es aufgeben. Er musste nachdenken und überlegen.

Der nächste Morgen kam viel zu schnell. Licht durchflutete den Gryffindor-Gemeinschaftsraum und weckte Hermine. Doch die hätte lieber bis an das Ende ihres Lebens weiter geschlafen. Es brauchte einen Moment, bis ihr Verstand anfing zu arbeiten und dann traf die Erinnerung sie wie ein Schlag. Tränen sammelten sich erneut in ihren Augen und sie versuchte sie aufzuhalten, aber vergebens. Dann spürte sie eine Hand, die ihr sanft durch das Haar fuhr. Hermine öffnete wieder ihre Augen und bemerkte erst jetzt, das sie nicht alleine war. Ginny war direkt neben ihr und versuchte sie zu beruhigen, aber sie war nicht die Einzige. Harry, Ron, Lavender, Neville, Parvati, Seamus und Dean saßen auch um sie herum und sahen Hermine besorgt an. 'Wie in alten Zeiten' schoss es ihr durch den Kopf.

„Hey.“ sagte Ginny vorsichtig.

„Hey.“ gab Hermine leise von sich und setzte sich auf. Dann wieder Stille.

„Willst du...ich meine...möchtest du darüber reden?“ fragte Harry leise.

Hermine schnürte es die Kehle zu, als sie wieder die ganzen Bilder sah. Aber sie wusste auch, das sie es nicht für sich behalten konnte sonst würde sie vollends verzweifeln. Während sie sich die Gesichter ihrer Freunde ansah, überfiel sie ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit. Sie ließen sie nicht alleine, standen ihr bei und genau das brauchte sie jetzt. Also atmete sie einmal tief durch und sammelte ihre Gedanken. Ihre Freunde hatten es nicht mehr verdient, das Hermine sie ihm dunklen lies. Also erzählte sie ihnen alles. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie warteten bis Hermine endete und tauschten untereinander Blicke aus. Ginny hatte sich längst neben sie gesetzt und ihr einen Arm um die Schulter gelegt. Ron war derjenige der als erstes sprach.

„Hermine, ich glaub das nicht. Malfoy? Du und...Malfoy?“ Ron sah sie ungläubig an.

„Ja, Ron! Ich und Malfoy! Aber du scheinst mir nicht richtig zugehört zu haben. Denn seit gestern Abend gibt es kein 'Ich und Malfoy' mehr.“ sagte sie zornig in seine Richtung.

„Ron, also echt!“ fuhr Lavender ihn an und der senkte seinen Kopf.

„Bist du dir sicher, das es für euch keine Chance mehr gibt?“

„Es ist vorbei, Ginny. Er wird sie heiraten. Sein Familienerbe ist das Einzige, das in all den Jahren beständig war. Auch wenn die Zeit sich geändert hat, er sich geändert hat....es ist das letzte Stück Familie, das ihm noch bleiben wird. Das ihm zeigt, wer er irgendwo immernoch ist. Es gibt ihm einen gewissen Halt, den er braucht.“ erklärte Hermine leise.

„Aber er hat doch dich!“ sagte Neville.

„Ja, aber das mit uns ist etwas neues....war...etwas neues und das scheint nicht auszureichen.“

„Malfoy machte aber nicht den Eindruck, das er davon wusste.“ sagte nun Seamus. „So wie er seine Verlobte weg gestoßen und seine Mutter angeschnauzt hat, nachdem du fort warst.“ Hermine sah in kurz nachdenklich an, bevor sie wieder sprach.

„Das ändert auch nichts daran, Seamus. Er wird es tun. Ohne zweifel.“ sagte Hermine.
Wieder legte sich Stille über den Raum. Alle überlegten angestrengt wie sie ihrer Freundin helfen könnten.

„Und was hast du jetzt vor?“ fragte Harry nach.

„Ich werde zu Professor McGonagall gehen und fragen, ob ich wieder in den Gryffindor-Turm ziehen darf. Ich kann nicht mit Draco zusammen wohnen, während diese Astoria da ist. Ich weiß nicht, ob ich es erlaubt bekomme, aber ein Versuch kann ja nicht schaden.“ erwiderte Hermine traurig. Und dann war es Ron, der sie alle überraschte.

„Wir sind für dich da, Hermine. Wann immer du uns brauchst.“ sagte er sanft, ging zu ihr auf das Sofa und nahm sie in die Arme. Durch diese Geste ihres besten Freundes brach Hermine wieder in Tränen aus, doch er lies sie nicht los.

Eine Stunde später stand Hermine vor dem Wasserspeicher. Ihre Augen waren stark gerötet und ihr Haar war noch zerzauster als sonst. Sie stieg die Treppe hoch zum Büro und klopfte an. Nachdem sie das 'Herein' von der Schulleiterin hörte, ging Hermine durch die Tür und trat bis zum Schreibtisch vor.

„Miss Granger? Ja, was ist denn passiert? Gibt es ein Problem?“ Besorgnis zeichnete sich im Gesicht von Professor McGonagall ab und sie deutete Hermine sich zu setzten.

„Professor....ich wollte sie fragen, ob es möglich ist, das ich wieder in den Gryffindor-Turm ziehen darf.“ gab sie leise zur Antwort.

„Aber sie wissen doch von der Tradition...“

„Natürlich, weiß ich das.“ unterbrach Hermine. „Verzeihen sie, Professor, aber ich kann nicht länger dort wohnen.“

„Also...das müssen sie mir schon genauer erklären, Miss Granger. Wenn es mit Mister Malfoy zu tun hat, dann verstehe ich ihre Bitte nicht ganz. Sie beide schienen sich in den letzten Wochen sehr gut zu verstehen.“

„Aber genau das ist es ja. Draco und ich...wir sind uns sogar ziemlich nahe gekommen. Ich...ich hab mich in ihn verliebt und jetzt ist seine Verlobte hier.“ sie brach ab.

„Miss Granger.....“ die Schulleiterin stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf sie zu.

„Und ich kann mir vorstellen, das seine Mutter schon bei ihnen nachgefragt hat, ob sie in der nächsten Zeit hier bleiben kann. Damit Draco und Astoria....Verstehen sie? Deshalb kann ich dort nicht länger wohnen!“ ihr flehen war nun nicht mehr zu überhören.

„Natürlich verstehe ich das. Ich muss gestehen, das Mrs. Malfoy wirklich bei mir war und danach gefragt hat. Aber unter diesen Umständen dürfen sie natürlich wieder umziehen...Miss Granger, wenn ich das gewusst hätte....“ erwiderte Professor McGonagall verständnisvoll.

„Vielen Dank, Professor.“ unterbrach Hermine sie erneut. Sie wollte jetzt kein Mitleid von ihrer Schulleiterin. Sie musste sich schon genug anstrengen um nicht wieder zu weinen.

„Ich werde sofort alles nötige veranlassen, sodass sie nur noch ihren Koffer packen müssen. Und ich würde ihnen raten dies innerhalb der nächsten zwei Stunden zu tun, denn Mister Malfoy ist heute morgen dabei Miss Greengrass Hogwarts und die Länderreien zu zeigen.“

Hermine blickte zur Professorin auf und nickte nur dankend für diese Information. Als sie sich nun erhob, legte die Schulleiterin ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Alles wird gut, Miss Granger. Ganz bestimmt.“ sagte sie und schenkte ihr ein sanftes lächeln.

Mit diesen Worten entfernte sich Hermine aus dem Büro und ging in Richtung des Nordturms. Alles würde gut werden? Das konnte doch nicht wirklich ihr ernst sein.

Dieser ganze Morgen war ein einziger Alptraum. Wieso musste es Sonntag sein? Wieso konnte es nicht Montag sein, damit Draco den ganzen Tag im Unterricht verbringen musste und nicht wie jetzt gezwungenermaßen mit seiner Mutter und seiner 'Verlobten' in Hogwarts unterwegs war. Seine Mutter hatte darauf bestanden, das er Astoria alles zeigte, da sie ja noch nie in Hogwarts war. Aber das war doch nicht sein Problem. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, denn so wie er befürchtet hatte, kam Hermine nicht mehr in den Turm.

Ich werde nicht deine Geliebte spielen. Denn ich habe keine Lust meine Beziehung zu dem Mann verstecken zu müssen, in den ich verliebt bin.

Diese Worte strömten immer wieder in seine Gedanken und machten ihn wahnsinnig. Er strafte sich innerlich selbst dafür, das er nicht früher mit Hermine gesprochen hatte, sich nicht eher mit ihr vertragen hatte. Jetzt war es zu spät. Sie hatte die Konsequenzen gezogen, die er noch nicht bereit war einzusehen. Er wusste, das Hermine das nur aus Selbstschutz getan hatte. Aber er wollte nicht, das es zu ende war und er wollte auch nicht, das sie dachte, sie würde seine Geliebte sein. Er wollte, das sie weiß, das sie die Einzige war. Und dann staute sich Wut in ihm auf. Lucius war an allem Schuld. Er und seine blöde Bedingung. Gab es denn wirklich keine andere Möglichkeit?

„Draco, Liebling? Willst du mir und Astoria nicht die Länderreien zeigen? Dann können wir auch gleich einen Spaziergang in der frischen Luft machen.“ riss Narzissa ihn aus seinen Gedanken.

„Ja...Ja, eine gute Idee. Ich muss nur schnell meinem Mantel holen gehen. Wartet hier, ich bin gleich wieder da.“ sagte er und ging davon.

Wenn das jetzt jeden Tag so ging, dann würde er noch durchdrehen. Absichtlich lief er nur langsam zurück zum Nordturm. Er musste sich eine Ausrede einfallen lassen. Die ganzen Anspielungen seiner Mutter störten ihn und wie sie ständig versuchte, das Draco und Astoria sich, rein zufällig natürlich, berührten konnte er auch nicht mehr haben. Es gab eine Zeit, da haben die beiden sich gut verstanden. Ihre Eltern waren lange Jahre eng befreundet. Aber nach Voldemorts Rückkehr und die Sache mit den Todessern, hatte er den Kontakt abgebrochen. Astoria hatte gemerkt, das er sich veränderte, aber sie hatte ihn nie verstanden. Auch nicht als er versuchte, es ihr zu erklären.

Hermine hingegen....sie wusste sofort worum es ging, wusste wie sie ihn aufbauen und ihm helfen konnte. Plötzlich stand er vor dem Portrait und wartete einen Moment, ehe er eintrat. Missmutig ging er nach oben und wollte sich in sein Zimmer begeben, als er merkte das die Tür zu Hermines Raum einen Spalt aufstand. Dann hörte er Geräusche. Sie war also doch da. Vorsichtig ging er auf die Tür zu und öffnete sie noch weiter. Sie stand an ihrem Schrank und hatte ihre Kleider auf dem Arm. Er lies seinen Blick durch das Zimmer schweifen und bemerkte jetzt erst den fast schon fertig gepackten Koffer auf ihrem Bett. Mit weit aufgerissenen Augen ging er ein Stück in den Raum.

„Was machst du da?“ fragte er und sah, das Hermine zusammen zuckte, als sie ihn hörte.

Es dauerte einen Moment, ehe sie sich mit ihren letzten Sachen vom Schrank löste, auf ihren Koffer zuging und ihm antwortete ohne ihn auch nur anzusehen.

„Ich packe.“ ihre Stimme war ruhig und emotionslos.

„Und warum?“ Panik stieg in ihm auf. Sie wollte ausziehen.

„Weil ich zurück in den Gryffindor-Turm gehe.“ sie sah ihn immernoch nicht an.

„Das kannst du nicht. Professor McGonagall...“

„...hat mir die Erlaubnis dazu gegeben, nachdem ich ihr erzählte habe, was los ist und das ich nicht mir dir und deiner Verlobten hier weiterhin wohnen kann.“ beendete sie den Satz.

„Du hast ihr....von uns erzählt?“ fragte er ungläubig.

„Ich musste. Sonst hätte ich nicht umziehen dürfen.“ sie legte gerade die letzte Jeans in den Koffer und wollte den Deckel schließen, als Draco auch schon bei ihr war und sie dabei aufhielt.

„Das werde ich aber nicht zulassen.“ sagte er mit fester Stimme.

„Dann sag mir, das du sie nicht heiraten wirst.“ kam es plötzlich von Hermine, die nun ihren Kopf zu ihm umdrehte und ihn ansah. „Sag mir, das ich dir wichtiger als dein Familienerbe bin und das du Astoria nicht heiraten wirst.“ ihre Stimme war nur noch ein flüstern und er konnte ihren Schmerz in ihren Augen sehen.

Draco wusste warum sie das von ihm verlangte, aber er war nicht fähig zu sprechen. Er hatte nicht damit gerechnet, das Hermine ihn wirklich vor die Wahl stellte.

„Nur ein einziges Wort.“ und jetzt stand sie ihm genau gegenüber. Ihre Blicke trafen sich, schienen sich gegenseitig festzuhalten.

„Nur ein einziges Wort, Draco. Ein leiser Ton.....und ich bleibe hier.“ Hermine sah in auffordernd an.

In Draco arbeitete es und seine Gedanken überschlugen sich. 'JA!' wollte er schreien. 'JA, verdammt nochmal! Du bist mir wichtiger und ich werde sie nicht heiraten! Du darfst nicht gehen! Bleib hier!' aber er konnte es nicht. Er brachte die Worte nicht über seine Lippen. Er hatte doch selbst noch nicht mal richtig Zeit gehabt um sich mit der ganzen Sache genauer auseinander zusetzten. Er konnte das jetzt nicht entscheiden. Und damit blieb er still und sah nur in diese strahlend braunen Augen.

Hermine nickte beinahe unmerklich und wandte ihren Blick ab. Dann drehte sie sich wieder zu ihrem Koffer und schob mit ihrer Draco's Hand sanft von dem Deckel, den er festgehalten hatte. Sie verschloss ihn, brachte ihn zum schweben und, ohne ihm noch einen Blick zu schenken, verschwand sie mit dem Koffer aus der Tür und lies Draco alleine im Zimmer zurück.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Jane_Higgins
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 14: Harte Realität

Die nächste Woche erlebte Hermine wie in Trance und sie schlief nachts nur sehr unruhig. Nachdem sie mit ihrem gepackten Koffer aus dem Nordturm kam, verlief sie sich mehrmals, ehe Dean sie einsammelte. Lavender und Parvati halfen Hermine ihren Koffer auszupacken und redeten immer wieder beruhigend auf sie ein. Doch Hermine hörte garnicht richtig hin.

Das Einzige, das ihre volle Aufmerksamkeit bekam, war der Unterricht und das Lernen. Daran konnte sie sich fest halten, das würde ihr nicht verloren gehen. Der Rest lief eher nebenher ab. Sie sprach kaum und war sich der Anwesenheit ihrer Freunde meisten nicht einmal bewusst. So bemerkte sie es auch nicht, wenn sie in den Gängen an Draco vorbei lief. Hermine nahm seinen Geruch wahr, aber da sie eh ständig sein Gesicht vor Augen hatte, tat sie es als Erinnerung ab. Dabei wollte sie doch einfach nur vergessen.

Draco kam sich mit jedem Tag mieser vor. Wie er befürchtet hatte, war seine Zeit nach dem Unterricht eher bemessen. Narzissa drängte ihren Sohn immer wieder Astoria mit in die Bibliothek zu nehmen, wenn er lernen oder Hausaufgaben machen wollte. Also versuchte er während den Stunden und der Essenszeiten so nah wie möglich bei Hermine zu sein. Er beobachtete sie so oft er konnte und sah ihren leeren Blick, der sich nur ihm Unterricht zu klären schien.

Sie bemerkte ihn nie. Oder ignorierte sie ihn? Das konnte er nicht erkennen, aber beides war ihm nicht recht. Er hätte alles andere lieber gemocht. Das sie ihn anschrie, ihn schlug oder mit Sachen nach ihm warf, aber das tat sie nicht. Er wollte Astoria nicht heiraten, er wollte nicht das Leben seines Vaters führen. Aber dieses Erbe...er musste noch einmal mit seiner Mutter reden. Er würde das alles nicht einfach so kampflos geschehen lassen, das hatte er sich vorgenommen.

Also machte er sich auf den Weg zu seiner Mutter. Die beiden Frauen waren in Gästezimmern untergebracht. Eigentlich sollten sie zu Draco in den Nordturm ziehen, aber nachdem Hermine die Schulleiterin aufgeklärt hatte, hielt sie es für besser, das zu ändern. Insgeheim war ihr Draco dafür unendlich dankbar. Nur lebte er jetzt alleine dort, was die Sache nicht einfacher machte. Er machte sich garnicht erst die Mühe anzuklopfen und ging einfach so in das Zimmer seiner Mutter. Die saß zusammen mit Astoria auf dem Sofa und blickte überrascht auf.

„Ah, Draco. Ist der Unterricht schon vorbei? Willst du nicht etwas mit Astoria unternehmen?“ lächelte sie fröhlich.

„Ich muss mit dir reden, Mutter.“ erwiderte er etwas barsch.

„Worum geht es denn?“

„Unter vier Augen.“ er starrte seine Mutter einen Moment an, bis sie dann Astoria bat zu gehen. Nachdem die aus dem Zimmer verschwunden war, zauberte Draco den Raum schalldicht.

„Wie hast du dir das eigentlich gedacht? Das ich jetzt jeden Tag mit Astoria verbringe? Falls du es vergessen hast, ich hab auch noch andere Pflichten. Ich bin immerhin Schulsprecher und meine Aufgaben für die Schule machen sich auch nicht von alleine.“ sagte er ungehalten.

„Deshalb sollst du sie doch auch mitnehmen. Sie kann dir doch dabei...“

„Nein, sie kann mir nicht helfen. Sie stört mich nur.“

„Aber mein lieber Sohn. Du musst Zeit mit ihr verbringen. Ihr müsst euch wieder näher kommen. Wie dir bewusst ist, bin ich nicht sehr gut darin das Erbe zu verwalten und die finanziellen Dinge zu regeln. Das hat Lucius immer gemacht und dich hat er schon früh da ran geführt. Deshalb wäre ich froh, das alles so schnell wie möglich an dich weitergeben zu können.“ erklärte Narzissa.

Aber das war definitiv nicht das, was Draco hören wollte. Und er war sich auch nicht sicher, ob seine Mutter begreifen würde worauf er hinaus will.

„Ich habe aber keine Lust zeit mit einer Frau zu verbringen, die ich dann auch noch heiraten soll, die ich nichtmal leiden kann, die mir unheimlich auf die Nerven geht und die ich vorallem nicht liebe!“ zornig funkelte er seine Mutter an, doch die schenkte ihm nur einen kühlen Blick.

„Ach, Draco. Bis du mal eine Frau findest die du liebst, können noch Jahrzehnte vergehen und solang will ich wirklich nicht warten.“ auf einen Schlag war die Luft zum zerreißen gespannt. Draco's Zorn loderte so schnell auf, das er am ganzen Körper bebte, während er versuchte sich unter Kontrolle zu halten.

„Was?“ brachte er bedrohlich hervor.

„Komm schon, Draco. Immerhin hat Lucius dich zum Großteil erzogen. Du weißt genau, das er sehr bemüht war, diese Gefühle aus deinem Leben zu vertreiben. Was er wohl auch geschafft hat, nachdem was ich gehört habe.“ sagte Narzissa in einem so beiläufigen Ton, das Draco der Kragen platze.

„Was weißt du denn schon von meinem Leben, Mutter!“ das letzte Wort spie er Narzissa förmlich entgegen. „Seitdem ich wieder hier bin, hat sich soviel verändert und das auf positive Art und Weise. Zum ersten mal in meinem Leben habe ich Freunde, wahre Freunde und keiner interessiert sich für meinem Namen oder wer ich einmal war. Sie hat mich aus meinem Loch geholt, ich werde endlich so akzeptiert wie ich bin und dann kommst du hier her und schmeißt mein Leben wieder völlig durcheinander. Also hör auf über Sachen zu reden von denen du nicht das Geringste weißt!“

Draco's Stimme hätte man bestimmt im ganzen Schloss gehört, wenn er den Raum nicht abgesichert hätte. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lies seine verblüffte Mutter alleine zurück.

„Hermine? Kommst du? Es gibt gleich Mittagessen und das solltest du wirklich nicht verpassen.“ Ginny hatte Hermine einsam und alleine im dritten Stock auf einer Bank gefunden.

Sie saß in diesem Gang, war völlig in ihren Büchern versunken und Ginny hatte einige Anläufe gebraucht, bis Hermine sie bemerkte. Ihre Freunde machten sich alle große Sorgen um sie und wollten sie, wenn möglich, nicht mehr aus den Augen lassen. Das war ihr irgendwo auch bewusst und es war ihr unangenehm, das man sich so um sie sorgte, aber sie schaffte es einfach nicht dagegen zu protestieren. Für sie hatten alle Dinge an Bedeutung verloren. Draco hatte zwar nicht bejaht, das er Astoria heiraten würde, aber er hatte es auch nicht abgestritten. Er hatte garnichts gesagt und das war am schlimmsten.

„Ist schon ok. Du kannst mir die Hose auch morgen wiedergeben.“ gab Hermine abwesend von sich, ohne den Blick von den Seiten zu heben.

Die Rothaarige kniete sich vor Hermine hin und legte langsam ihre Hände auf das Buch, um es zuzuschlagen. Dadurch schaffte sie es, das Hermine sie fragend ansah.

„Ich hab dich gefragt, ob du mit zum Essen kommst. Bitte tu mir den Gefallen. Ich will nicht, das du Ohnmächtig wirst.“ sagte sie leise.

Es dauerte einen Moment, bis die Worte in Hermines Bewusstsein vordrangen. Als sie dann auch noch Ginny's besorgten Blick sah, nickte sie zaghaft, packte das Buch weg und ging mit ihr in Richtung der großen Halle. Wenn sie sich das genau überlegte, hatte sie sogar hunger und es schien garkeine schlechte Idee mehr zu sein zum Mittagessen zu gehen.

Draco erkannte Astoria schon von weitem, als er den Gang entlang stürmte. Sie drehte sich zu ihm um, als sie ihn bemerkte und lächelte.

„Na, Draco? Was machen wir zwei denn...“ weiter kam sie nicht.

„Lass mich ja in Ruhe, Greengrass!“ zischte er nur und ging an ihr vorbei.

Die hatte seinen hasserfüllten Blick nicht erwartet und sah ihm traurig hinterher. Narzissa kam auf sie zu und legte ihr einen Arm um die Schultern. „Komm, Astoria. Lass uns in die Winkelgasse gehen. Mein Sohn braucht etwas....Zeit für sich.“ und somit gingen sie aus dem Schloss.

Das bekam Draco aber schon nicht mehr mit. Er war außer sich vor Wut. So hätte das Gespräch nicht enden sollen. Er wollte doch etwas ganz anderes von seiner Mutter.

„Hey, Alter!“ rief Blaise Draco zu, den er auf sich zukommen sah. Doch der beachtete ihn garnicht und wollte an ihm vorbei. Blaise stellte sich in den Weg.

„Draco?“ fragte er nochmal.

„Lass mich durch, Zabini.“

„MALFOY?“ gab Blaise unwirsch von sich und schaffte es so ihn zum stehen zu bringen. Draco's Augen funkelten böse und Blaise sah in fragend an.

„Meine Mutter, meine eigene Mutter, hat mir unterstellt, das ich nicht fähig bin eine Frau zu lieben. Dabei ist sie selbst diejenige, die mich um genau diese Frau bringt und mir Astoria gleichzeitig aufdrängt. Aber ich werde Hermine nicht einfach so aufgeben.“

„Jetzt...jetzt warte mal.“ versuchte Blaise ihn zu beruhigen. „Du hast doch gesagt, das es für diese Hochzeit keine zeitliche Vorgabe gibt?“

„Ja, das hab ich.“ sagte Draco.

„Dennoch musst du Astoria heiraten, um an dein Erbe zu kommen.“

„Richtig.“

„Aber ich dachte, das Hermine gesagt hat, das sie niemals die zweite Geige spielen wird?“

„Das ist wieder richtig.“

„Und...und wie willst du das dann anstellen?“ fragte Blaise ungläubig.

Doch Draco bedachte ihn nur mit einem vielsagenden Blick. Ihm war es egal, das seine Mutter mit der Verwaltung nicht klar kam. Wie Blaise schon sagte, wurde kein Termin festgelegt. Er hatte also theoretisch ewig zeit, um sich etwas einfallen zu lassen und die Dinge zu klären.

„Du...du spielst doch nicht wirklich mit dem Gedanken dein Erbe auszuschlagen?!“ fragte Zabini.

Aber Draco gab ihm nicht sofort eine Antwort. Er spielte wirklich mit dem Gedanken. Egal welche Bedeutung das Familienerbe für ihn hatte, Hermine bedeutete ihm auch etwas. Sie hatte ihm geholfen sich in seinem neuen Leben zurecht zu finden. Sie hatte es geschafft, das er sein Herz wieder öffnen konnte und fähig war Zuneigung und Liebe zu empfinden.

„Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das Erbe dieses Opfer wirklich wert ist, Blaise.“ gab er ruhig von sich.

„Aber du hast dich noch nicht völlig dazu entschieden oder?“

„Nein, aber wenn man es genau nimmt, hab ich Hermine sowieso schon verloren.“ sagte er langsam und sein Blick schweifte aus dem Fenster.

„Wie meinst du das?“ irgendwie kam sich Blaise heute ein bisschen, wie ein...wie nennen die Muggel das?...Quizmaster vor. Aber weiter konnte er nicht darüber nachdenken, denn Draco erzählte ihm von seinem Zusammentreffen mit Hermine im Turm.

„Das ist doch jetzt nicht dein ernst, oder?“ fragte Blaise darauf vorwurfsvoll.

„Doch.“ war das Einzige das Draco sagen konnte.

„Aber, Draco! Das...das war die perfekte Situation um es ihr zu erklären. Du hättest ihr sagen können, das du dich noch nicht entscheiden kannst!“

„Das hätte aber keinen Unterschied gemacht, Blaise.“ erklärte Draco. „Sie wollte, das ich mich sofort entscheide. Da ich das aber nicht konnte und nichts falsches sagen wollte....hab ich lieber garnichts gesagt.“

Blaise atmete einmal tief durch und schüttelte nur den Kopf. Dann lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und Draco machte es ihm nach. Nach einigen Minuten des Schweigens ergriff Blaise wieder das Wort.

„Alter? Das ist scheiße.“ stellte er fest.

„Scheiße ist gar kein Ausdruck.“ gab Malfoy ihm zur Antwort.

Draco war sich dem Ausmaß seines Handels bewusst. Indem er sich seine Hoffnung auf eine Lösung mit Schweigen bewahrte, hatte er Hermines Hoffnung damit zerstört. Vielleicht hätte es gereicht, wenn er ihr nur gesagt hätte, das er auch in sie verliebt ist, das sie sich keine Sorgen machen soll und das er einen Ausweg findet. Aber nicht einmal dazu war er fähig gewesen.

„Wir sollten los. Das Mittagessen hat bestimmt schon angefangen und du siehst aus, als könntest du eine Stärkung gebrauchen.“ wandte sich Blaise an Draco und beide gingen davon.

Mit dem Geruch des Essens in der Nase, schien Hermines Geist sich zum ersten Mal wieder etwas zu beleben. Sie hatte garnicht gemerkt wie hungrig sie wirklich war. Während sie das Essen nun genoss, sah sie sich langsam um und sie hörte sogar Harry und Ron bei einer ihrer Diskussionen über Quidditch zu. Sie beteiligte sich zwar nicht am Gespräch, aber sie musste dennoch schmunzeln.

Kaum in der großen Halle angekommen, fiel Draco's Blick direkt über den Gryffindor-Tisch. Hermine saß wie immer zwischen Potter und Weasley, hatte etwas Farbe auf den Wangen und aß sogar. Er musste unwillkürlich grinsen.

„Sieht aus, als würde es ihr etwas besser gehen, oder?“ sprach Blaise seine Gedanken aus.

„Hoffentlich.“ flüsterte Draco nur und beide setzten sich an den Slytherin-Tisch.

Hermine hatte Draco's Blick gespürt und ihr stieg sofort Wärme ins Gesicht. Unter normalen Umständen hätte sie aufgesehen und gelächelt, aber in letzter Zeit war nichts mehr normal.

„Was haben wir jetzt eigentlich in den letzten zwei Stunden?“ hörte sie Ron fragen.

„Kräuterkunde. Professor Sprout will sehen was aus unseren Gärten geworden ist.“ gab sie von sich. Als sie bemerkte, das sie alle anstarrten sah sie auf und musste plötzlich grinsen. Erleichterung spiegelte sich auf den Gesichtern ihrer Freunde wieder.

„Leute, hört endlich auf euch Sorgen um mich zu machen. Ich komme schon klar. Immerhin bin ich eine Gryffindor.“

„Wissen wir doch, aber es ist trotzdem schön dich mal wieder lächeln zu sehen.“ erwiderte Harry.

„Kommt schon, wir sollten los. Sonst sind wir noch zu spät.“ gab sie von sich, fast wie die alte Hermine. Und kurz nachdem sie sich alle erhoben hatten, standen auch die Slytherins auf und folgten ihnen in den Unterricht.

Die erste Stunde verlief eher untypisch für Professor Sprout. Sie lies die ganze Klasse über das neue Thema nur abschreiben. Sie hatte überhaupt nichts praktisches vorbereitet und schien ziemlich gestresst. Kaum ein Schüler kam zum sprechen, da sie ihnen unentwegt den Rücken zudrehte und die Tafel immer wieder neu beschrieb. Nachdem sie fertig war, atmete sie erleichtert aus und wandte sich dann an die Klasse.

„Verzeiht mir, meine lieben, aber ich habe heute nicht wirklich viel Zeit. Außerdem ist heute der letzte Tag unseres Projekts und ich will schließlich jeden Garten von euch in Ruhe beurteilen können. Also lasst uns jetzt alle gemeinsam in Gewächshaus eins gehen und ihr zeigt mir euer Ergebnis.“ lächelte sie sanftmütig und ging den Schülern voraus ein Gewächshaus weiter.

Hermines und Draco's Setzkasten stand zwischen dem von Blaise und Parvati und Seamus und Neville. Also stellte sie sich direkt zu ihren beiden Hauskollegen, während Draco sich zu seinem besten Freund begab. Sie warteten geduldig auf die Bewertung von Professor Sprout und die Schüler, die nicht dran waren, unterhielten sich über dies und das. Alle hatten ihre Sache, wenn auch unterschiedlich, sehr gut gemacht und ihre Lehrerin war zufrieden.

„Sehr schön gemacht. Ich hätte nicht gedacht, das es so gut klappt. Nun, damit könnt ihr dann gehen. Ich werde einen Schutzzauber um das Gewächshaus legen, um den Wachstum noch etwas zu beschleunigen. Also packt eure Sachen zusammen und dann raus mit euch.“ gab sie freudig von sich.

Und dann geschah alles ziemlich schnell. Die Schüler strömten hinaus und als auch Hermine gehen wollte, schmiss sie mit ihrer Tasche eine Schaufel auf den Boden. Sie bückte sich unter den Tisch um sie aufzuheben, als jemand über ihre Füße stolperte und zu Boden ging. Gerade wollte sich Hermine umsehen, als sie die Tür zufallen hörte und sah wie sich ein durchsichtiger, blasenähnlicher Schleier um das Gewächshaus zog. Ruckartig sprang sie auf und lief zur Tür, ohne auf den anderen Schüler am Boden zu achten. Hermine rüttelte an der Tür, aber die lies sich nicht mehr öffnen. Verzweifelt sah sie sich im Gewächshaus um, als sich der andere Schüler aufrichtete. Sie traute ihren Augen nicht, denn jetzt war sie hier eingeschlossen, mit Draco.

Sofort drehte sie sich wieder zur Tür und versuchte erneut sie zu öffnen. Vergebens.

„Was ist denn los?“ fragte Draco plötzlich.

„Die Tür geht nicht mehr auf. Professor Sprout hat sie abgeschlossen, bevor sie den Schutzzauber gesprochen hat.“ erklärte Hermine. Draco kam auf sie zu.

„Das kann doch garnicht sein. Sie muss doch gesehen haben, das wir noch hier drin sind. Lass mich mal.“ er baute sich vor der Tür auf, während Hermine sich langsam von ihm entfernte und zum anderen Ende des Gewächshauses ging.

„Alohomora. Alohomora!...Mist. Die geht wirklich nicht mehr auf. Hat die Sprout gesagt, wie lange sie den Zauber aufrecht erhält?“

„Nein, hat sie nicht.“ antwortete sie.

Draco wandte sich wieder an Hermine und wollte etwas sagen, als er merkte, das sie ganz hinten auf einer Bank platz genommen hatte, die Arme vor der Brust verschränkt hielt und hinaus auf die Länderreien sah. Er ging von der Tür weg und lehnte sich an den ersten Tisch, der vor ihm stand, die Hände in den Hosentaschen. Draco wusste, das sie versuchte seinem Blick zu entgehen.

Hermine brodelte innerlich. Die ganze Woche über hatte sie es geschafft ihm aus dem Weg zu gehen und jetzt war sie hier mit ihm eingesperrt. Sie spürte seinen Blick auf sich und sie war sich seiner Gegenwart sehr deutlich bewusst. Das erste Mal in dieser Woche, das ihre Sinne bis auf das Kleinste geschärft waren. Da sie sich weigerte mit ihm zur reden, herrschte eine ganze Weile stille.

„Willst du jetzt nie mehr mit mir reden?“ fragte er irgendwann vorsichtig.

„Ja.“ kam es gereizt von ihr. Draco musste aber etwas sagen.

„Und Warum? Hermine, denk nicht, das du mir nicht mehr wichtig...“begann er sanft, doch sie schnitt ihm das Wort ab.

„Du willst also wissen, warum ich nicht mehr mit dir rede? Ganz einfach, weil es nichts mehr zu reden gibt. Jeder von uns beginnt jetzt sein neues, eigenes Leben und damit sollten wir uns abfinden.“ sagte Hermine wütend und sah ihm dabei in die Augen, ehe sie den Blick wieder nach draußen richtete.

Draco wollte erneut ansetzten, lies es dann aber bleiben. Es hatte keinen Zweck und er wollte sich nicht mit Hermine streiten. Nicht jetzt, wo er ihr so nah war.

Schweigen stand wieder im Raum und sie wussten nicht wie lange sie schon in dem Gewächshaus waren. Hermine hatte sich keinen Zentimeter bewegt, aber Draco trat immer von eine Fuss auf den anderen. Dann verdunkelte sich der Himmel und es begann zu regnen. Mit den ersten Blitzen und Donnergrollen erschrak sich Hermine fürchterlich und sie wandte den Blick vom Glas ab um auf den Boden zu sehen. Der Wind peitschte gegen die Scheiben und langsam wurde es ziemlich kalt.

Draco hatte ihre Reaktion bemerkt und sah, das sie anfing zu zittern. Ihren Umhang hatte sie schon eng um sich gezogen, aber das schien nichts zu bringen. Als sie plötzlich ganz weiß im Gesicht wurde, ging er auf sie zu, setzte sich neben sich und zog sie an sich. Hermine riss sich los und begann zu protestieren, bis Draco sie genervt unterbrach.

„Es ist mir egal, ob dir das jetzt passt oder nicht. Aber wir wissen beide nicht, wie lange wir hier festsitzen und ich werde nicht zulassen, das du mir hier erfrierst.“ überrascht über seinen scharfen Ton konnte Hermine nichts dazu sagen und Draco nutze den Moment um sie wieder an sich zu ziehen und sie unter seinen Umhang zu betten.

Beide spürten sofort die Wärme, die sich ausbreitete und mussten an den Tag in Hogsmead zurück denken. Da hatten sie auch so Arm in Arm gestanden. Hermine schloss die Augen und versuchte erneut die Tränen aufzuhalten, was ihr auch gelang. Irgendwann döste sie ein, lies dabei ihren Kopf an seine Schulter sinken und kuschelte sich unbewusst an Draco. Er zog sie sofort fester an sich und spürte ihre ruhigen Atemzüge.

Mittlerweile mussten schon ein paar Stunden vorbei gegangen sein, aber sie wurden immernoch nicht gefunden und das Gewitter lies auch nicht nach. Hermine spürte die wohlige Wärme, als sie ihre Augen aufschlug und nachdem sie merkte, wo sie herkam richtete sie sich erschrocken auf. Sie sah Draco überrascht und verwirrt an und wollte sich erheben, als er sie am Arm festhielt und daran hinderte.

Er sah ihre Unentschlossenheit und nutzte den Moment um sich nach vorne zu beugen und sie zu küssen. Er wusste nicht warum, aber er wollte es unbedingt tun und machte sich schon auf eine Ohrfeige oder dergleichen gefasst. Aber nichts davon geschah, im Gegenteil. Hermine erwiderte den Kuss sofort und lies sich gegen ihn sinken, um dann ihre Arme um seinen Nacken zu legen. Draco schloss direkt wieder die Arme um sie und hielt sie fest. So saß er nun da, die kalte Scheibe im Rücken und Hermines warmen Körper vor sich.
Sie wollte sich nicht gegen den Kuss wehren und verlor sich ganz. Hermine vergrub ihre Hände in seinen Haaren und versuchte sich so nah wie möglich an ihn zu pressen. Sie öffnete ihren Mund um etwas Luft zu schnappen, als Draco mit seiner Zunge ihre anstupste. Auch das lies sie zu und erwiderte es.

Beide vergaßen Zeit und Raum und gaben sich völlig hin. Wie zwei Ertrinkende klammerten sie sich aneinander und versuchten die Sehnsucht, die sich in den letzten Tagen aufgebaut hatte, los zu werden. Wollten sich gegenseitig zeigen, wie sehr sie sich brauchten und was sie füreinander empfanden. Sie hätten sich nie mehr losgelassen, wenn nicht ein lauter Knall die Stille unterbrochen hätte und beide sich erschrocken von einander lösten. Dann ging die Tür vom Gewächshaus auf und Professor Sprout stand im Raum. Hermine sprang auf und sah sich verwirrt um, versuchte zu begreifen was gerade passiert war. Auch Draco erhob sich langsam und beobachtete sie.

„Miss Granger? Mister Malfoy? Was machen sie denn hier drin?“ fragte die Professorin verwundert.

Damit riss sie Hermine aus ihren Gedanken und die ging schnellen Schrittes auf die Tür zu.

„Hermine!“ rief Draco plötzlich und ging ein paar Schritte nach vorne.

„Nein!“ sagte sie nur und sah ihn flehend an. „Bitte!“ und dann drehte sie sich um und lief hinaus.

Draco war komplett erstarrt. Wann hatte sie jemals 'Bitte' zu ihm gesagt? Er lies sie laufen und beide bemerkten dabei nicht die dunkle Gestalt, den heimlichen Beobachter, der sich wieder in den Schatten des Baumes zurück zog.

„Mister Malfoy! Was ist denn passiert? Ich warte immernoch auf eine Antwort.“ wandte sich Professor Sprout an Draco.

„Sie...Nach Unterrichtsende haben Hermine und ich etwas auf dem Boden gesucht, was hingefallen war und dabei müssen sie uns wohl übersehen haben, bevor sie....“ dann brach er ab. Seine Augen waren immernoch auf Hermine gerichtet, die durch den Regen zurück ins Schloss lief.

„Das tut mir mir wirklich leid. Ich habe sie beide überhaupt nicht bemerkt. Was ein Missgeschick.“ schuldbewusst sah sie Draco an, der aber nur abwinkte. Kurz darauf begaben auch sie sich hoch zum Schloss.
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Kapitel 15: Ein unerwartetes Geschenk

Hermine lief und lief und wollte garnicht mehr aufhören. Ihre Kleider waren völlig durchnässt, als sie von den Länderreien im Schloss ankam und selbst dort stoppte sie nicht. Erst vor ihrem Gemeinschaftsraum blieb sie stehen, stützte sich an der Wand ab und rang nach Luft. Dann trat sie ein und lief an Harry und Ron vorbei in den Mädchenschlafsaal ohne etwas zu sagen. Die beiden waren zwar etwas verwirrt, führten das aber auf Hermines momentanen Zustand zurück und spielten ihre Partie Zauberschach weiter.

Hermine zauberte sich wieder trocken, warf sich auf ihr Himmelbett und verschloss den Baldachin. Was war nur in sie gefahren, das sie so auf Draco reagiert hatte? Sie hatte ihn und seine Berührungen schrecklich vermisst und hatte in dem Moment, da ihre Lippen aufeinander trafen, ihren Verstand komplett abgeschaltet. Ihr Verlangen nach ihm war einfach zu groß gewesen, als das sie ihn hätte ignorieren können. Und dann kamen die Tränen wieder. Für den Rest des Tages blieb sie in ihrem Bett. Sie wollte heute niemanden mehr sehen. Doch irgendwann klopfte jemand an die Tür.

„Hermine? Bist du da? Kann ich reinkommen?“ fragte Ginny vorsichtig. Hermine zögerte.

„Nein, ich will jetzt nicht....also...ja, komm rein.“ und somit setzte sie sich wieder auf und zog den Vorhang beiseite. Ginny hatte bereits die Tür geschlossen und saß nun auf ihrer Bettkante.

„Gott, Hermine! Wo warst du denn? Seit dem Mittagessen hab ich dich nicht mehr gesehen und das ist jetzt über fünf Stunden her. Ich hab mir ernste Sorgen gemacht.“ Ginny bedachte Hermine mit einem besorgten Blick.

„Ist nicht so wichtig.“ erwiderte sie leise.

„Komm, erzähl mir nichts. Irgendwas ist passiert und ich will jetzt wissen, was!“

Hermine wollte nicht schon wieder darüber nachdenken, aber Ginny lies ihr keine andere Wahl. Sie erzählte von dem Vorfall im Gewächshaus und Ginny hörte geduldig zu, bis sie fertig war.

„Aber das beweist doch nur, das du Malfoy immernoch viel bedeutest. Sehr sogar.“

„Er mir doch auch, aber jetzt ist alles wieder da. Die ganzen Erinnerungen, die ich so gut verdrängt habe. Und das wollte ich vermeiden.“ sagte Hermine.

„Aber du kannst das zwischen euch nicht einfach so verdrängen. Gefühle verschwinden nicht einfach so von heute auf morgen.“ und Ginny hatte recht.

Es hatte ihr nichts gebracht, sie hatte sich schlecht gefühlt und sich dadurch nur noch mehr an Draco erinnert. Hermine wollte sich aber nicht mehr so fühlen. Also beschloss sie ab sofort offensiv damit umzugehen, sich dem ganzen zu stellen und nicht mehr zu vergessen. Das leben ging schließlich weiter.

Am nächsten Morgen schlief Hermine lange. Es war Samstag und sie nutze das voll aus. Nachdem sie aufgestanden war, packte sie ihre Sachen zusammen um sich auf den Weg zur Bibliothek zu machen. Durch die unfreiwillige Einsperrung im Gewächshaus, waren ihre Hausaufgaben noch nicht gemacht und dessen wollte sie sich heute annehmen. Mit ihre Entscheidung vom Vorabend ging es ihr heute schon etwas besser. Hermine begrüßte ihre Freunde im Gemeinschaftsraum freundlich und wandte sich dann hinaus.

In der Bibliothek angekommen, suchte sie sich einen freien Tisch an einem Fenster und begann zu arbeiten. Das Sonnenlicht schien warm auf sie herunter, als sie die Tür aufgehen hörte. Hermine sah kurz hin, da sie die Person aber nicht erkannte, arbeitete sie weiter. Doch diese Person steuerte direkt auf sie zu und blieb an ihrem Tisch stehen.

„Entschuldigung? Kann ich dich kurz stören?“ sagte eine geschmeidige Stimme.
Hermine blickte auf und erstarrte sofort. Es war Astoria, die sie angesprochen hatte.

„Ich...ich suche nach Draco Malfoy. Er hat gesagt, das er hier ist. Hast du ihn vielleicht gesehen?“ fragte die Blonde.

„Nein...ich...ich...“ mehr brachte Hermine nicht hervor.

„Du bist Hermine Granger, oder? Draco hat erwähnt, das du die zweite Schulsprecherin bist. Mein Name ist Astoria Greengrass und ich bin zu Besuch hier. Wegen Draco. Ich bin seine Verlobte.“ Hermine sah in Astorias Augen einen Blick, den sie nicht deuten konnte und löste sich aus ihrer Starre.

„Oh...Hallo! Nein, tut mir leid, ich habe ihn hier nicht gesehen. Vielleicht ist er ja noch im Nordturm und hat sich verspätet.“ gab Hermine nun leise von sich.

„Das kann natürlich auch sein. Na gut, dann probiere ich es dort einmal. Danke.“ und dann war sie wieder weg.

Hermine war perplex. Sie konnte nicht glauben, dass das gerade wirklich passiert war. Aber irgendetwas störte sie an der Art wie Astoria sie angesehen hatte. Vielleicht hatte Draco ihr gesagt, das sie das nervtötende Schlammblut sei. Doch dann hätte Astoria sich nie mit ihr unterhalten. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, machte sie ihre Aufgaben weiter. Eine halbe Stunde später vernahm sie ein klopfen am Fenster und sah dort eine Schleiereule. Hermine lies sie rein und die Eule landete genau vor ihr, mit einem kleinen Päckchen am Bein.

„Na, wo kommst du denn her? Ist das für mich?“ fragte sie verwundert.

Der Vogel streckte ihr das Bein hin und nachdem Hermine das Päckchen in Händen hielt, verschwand die Eule wieder. Von wem das wohl sein konnte? Es war kein Zettel dabei. In der kleinen Schachtel befand sie eine goldene Halskette, auf dessen rundem Anhänger eine Mondsichel und ein paar Runen abgebildet waren. Ihr gefiel die Kette unheimlich gut und sie legte sie sofort an. Da würden die anderen aber Augen machen.

Für den Nachmittag hatten alle Freunde geplant, sich in der großen Halle zu treffen und gemeinsam zu lernen. Ginny und Hermine waren die ersten, die Platz nahmen und Ginny fiel sofort die Kette auf.

„Sag mal, Hermine? Wo hast du denn die Halskette her? Die ist ja toll!“ sagte sie und griff nach dem Anhänger.

„Die hat mir eben eine Eule gebracht, als ich in der Bibliothek war. Ich weiß aber nicht von wem sie ist. Da war kein Brief dabei.“ antwortete Hermine strahlend.

Nach und nach kamen alle anderen und, wie Hermine feststellen musste, war Draco auch dabei. Er setzte sich mit Blaise an das andere Ende der Gruppe und sie sahen sich nur flüchtig an.

Draco bemerkte, das es Hermine besser ging. Sie unterhielt sich lächelnd mit Ginny und Lavender. Bei ihrem kurzen Blick allerdings sah er wieder den Schmerz aufblitzen, ehe sie wegsah. Danach versuchte sie nicht mehr ihn anzusehen, was Draco dazu brachte, Hermine im Auge zu behalten. Er wäre ihr nach der gestrigen Sache so gerne hinterher gelaufen und er hätte es auch getan, wenn sie nicht 'Bitte' zu ihm gesagt hätte. Niemals hätte er damit gerechnet, das Hermine Granger ihn um etwas bitten würde. Wobei er auch niemals damit gerechnet hätte, sich in sie zu verlieben. Aber auch das war passiert. Er war nur froh, das Professor Sprout anscheinend nichts von dem Kuss mit bekommen hatte. Der Kuss. Draco hatte die ganze Nacht davon geträumt, aber das konnte die Sehnsucht nach ihr auch nicht vertreiben.

Hermine tat das Gruppentreffen richtig gut. Ja, sie fühlte sich voller Energie und eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus. Sie war gerade dabei mit Lavender Zauberkunst durchzugehen, als es ihr plötzlich immer schwerer fiel, sich zu konzentrieren.

Auch Draco bemerkte das. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und sie sah zunehmend verwirrt aus. Blaise fragte ihn gerade etwas, aber Draco gebot ihm kurz mal ruhig zu sein.
Hermine wurde es immer wärmer und wärmer und dann verspürte sie den unbändigen Drang nach draußen gehen zu müssen.

„Ich...ich muss mal raus an die frische Luft. Ein bisschen spazieren.“ sagte sie mit leiser, fremder Stimme und während sie sich erhob, sahen die anderen Frauen sie verwirrt an. Doch sie lief unbeirrt aus der großen Halle.

Als Draco sah, wie sie aufsprang, machte sich eine große Sorge in ihm breit und er verlor keine Sekunde um ihr nachzulaufen. Er wusste, das sich alle nach ihnen umdrehen würden, aber er konnte das jetzt nicht erklären. Er wusste ja selbst nicht genau, was los war.

Auf den Länderreien angekommen, stellte sich eine Besserung ein. Ihr Kopf wurde wieder etwas klarer und sie atmete die frische Luft ein. Doch dann hörte sie plötzlich wie eine Frau ihren Namen rief. Sie dachte erst sich verhört zu haben, aber der Ruf lies nicht nach. Als dann auch noch eine Männerstimme nach ihr rief, war der Drang wieder da und sie musste nachsehen, woher das kam und wer das war. Also lief sie weiter und sah dann in der Ferne einen Mann und eine Frau stehen, die ihr bekannt vorkamen. Sie lief noch näher um sie besser sehen zu können. Und dann traute sie ihren Augen nicht. Da vorne standen....ihre Eltern!

Ein kalter Wind wehte Draco entgegen, als er draußen ankam. Hektisch sah er sich nach Hermine um, aber sie war nirgends zu sehen. Sie musste doch irgendwo hier sein. Wenn er nur wüsste, warum sie raus gegangen war. Sie schien nicht ganz bei sich gewesen zu sein. Und dann erblickte er sie. Hermine war schon einige Meter vom Schloss entfernt und lief, wie er mit erschrecken feststellte, direkt auf die peitschende Weide zu.

Hermine durchflutete ein starkes Glücksgefühle, während sie auf weiter auf ihre Eltern zulief. Ihre Mutter öffnete schon ihre Arme um sie zu begrüßen und Hermine wollte nichts sehnlicher als jetzt bei ihr zu sein und mit ihr zu reden. Ihr Vater winkte ihr zu und auch ihn wollte sie an sich drücken. Und in ein paar Minuten würde es soweit sein. Doch dann hörte sie, wie wieder jemand ihren Namen rief und es waren nicht ihre Eltern. Sie verlangsamte ihre Schritte und lauschte, aber der Drang zu ihren Eltern zu kommen war größer.

Draco rannte los und versuchte so schnell wie möglich bei ihr zu sein, aber sie war schon so weit weg. Unaufhaltsam lief sie weiter und würde bald an der Weide ankommen. Er begann ihren Namen zu rufen und sah, das sie langsamer wurde, aber immernoch weiter lief. Er musste es schaffen sie zum stehen zu bringen.

Dann erkannte Hermine die neue Stimme. Sie gehörte Draco. Er rief ständig nach ihr und sie reduzierte ihre Schritte nur noch auf ein Gehen.

„Hermine! Bleib stehen! Was machst du denn da?“ rief er ihr hinterher.

„Ich gehe zu meinen Eltern! Sie stehen doch da vorne. Siehst du sie denn nicht?“ gab Hermine ihm laut zur Antwort.

„Deine Eltern? Was...was redest du denn da? Bleib stehen und komm zurück!“

„Ich kann nicht. Ich will sie sehen. Ich bin doch gleich bei ihnen!“

Die Äste der Weide begannen sich nun langsam zu bewegen und je näher Hermine kam, umso schneller wurden sie. Jetzt legte Draco noch einen Zahn zu, wenn das überhaupt noch möglich war.

Der erste Ast begann nach Hermine zu schlagen, aber dem konnte sie ausweichen. Das verwirrte sie, denn hier war doch nirgends ein Baum, nur freies Gelände. Dann der zweite Ast, aber geistesgegenwärtig bückte sie sich und konnte auch diesem Ausweichen.
Geschockt beobachtete Draco nun die Äste die nach Hermine schlugen, lief aber weiter. Sie konnte den ersten zwei ausweichen, was ihn erleichterte. Jetzt war er nicht mehr weit weg, denn Hermine war nach dem ersten Angriff stehen geblieben. Er rief wieder ihren Namen und als sie sich umdrehte, holte ein dritter Ast aus.

Wo kamen denn nur die ganzen Äste her? Hermine war stehen geblieben und sah sich um. Da waren doch nur ihre Eltern, nichts weiter. Dann hörte sie wieder Draco's Stimme, aber diesmal ziemlich nah bei ihr. Vielleicht konnte er ihr eine Antwort geben und sie drehte sich um. Gerade wollte sie etwas sagen, als sie sah wie er die Augen erschreckend weit aufriss. Doch ehe sie fragen konnte, erwischte Hermine etwas hart an der Seite und sie flog in hohem Bogen durch die Luft um nur wenige Sekunden später wieder hinab zufallen.

Der Ast hatte sie wirklich erwischt. Er musste ihr helfen. Er lief weiter auf die Weide zu ohne nur einmal anzuhalten. Hermine befand sich gerade auf dem Senkflug als er auf die Stelle zulief wo sie wahrscheinlich landen würde. Seinen Zauberstab hatte er in der großen Halle vergessen, was ihn noch zusätzlich ärgerte. Er sah nach oben um Hermine im Auge zu behalten, da wurde er schon von einem vierten Ast gestreift und flog zu Boden.

Hermine versuchte zu begreifen was gerade geschah, als sie sah wie der Boden ihr bedrohlich nahe kam. Sie fiel durch ein paar Baumwipfel die sie etwas abbremsten, doch während sie unten hart auf der Wiese landete, schlug sie sich den Kopf an einem Stein an. Keine drei Sekunden später wurde alles schwarz.

Draco bekam nur mit, wie sie aufschlug und sich nicht mehr bewegte. Scheiße. Er rappelte sich wieder auf und lief auf sie zu, als er von einem neuen Ast erwischt wurde. Blitzartig hielt er sich daran fest, um bei der nächsten günstigen Gelegenheit los zulassen und sich abzurollen. Dabei kam auch er unsanft auf und die ganze linke Seite tat ihm weh. Aber das war jetzt egal. Die peitschende Weide hatte sich wieder beruhigt, nachdem Draco bei Hermine ankam. Sie waren außer Reichweite.

„Hermine? Hermine??? Sag etwas! Komm schon! Mach die Augen auf!“

Nichts. Sie lag einfach nur da, als würde sie schlafen. Angst und Schuld breitete sich nun in ihm aus. Hätte er sie nicht noch einmal gerufen, wäre sie nicht mit dem Kopf herum gefahren um ihn anzusehen. Draco streifte ihr eine Haarsträhne von der Stirn, steckte sie hinter ihr Ohr und erschrak. Blut! Er hatte Blut an der Hand und es hörte nicht auf. Er musste etwas unternehmen. Ohne darüber nachzudenken, hob er sie hoch in seine Arme und rannte mit ihr zurück zum Schloss.

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Wir nähern uns dem Ende...
Vielleicht noch ein Kommi für mich?
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Jane_Higgins
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Vorletztes Kapitel!


Kapitel 16: Immer diese Rückfälle

Adrenalin strömte durch seinen Körper, sein Puls raste und sein Herz schlug schmerzhaft gegen seine linke Seite, die sich dadurch nur noch mehr beschwerte. Draco konnte sich kaum auf den Beinen halten und das er Hermine trug, vereinfachte das alles auch nicht unbedingt. Sie war zwar sehr leicht, aber das Pochen seiner Rippen nahm ihm seine Kraft. Immer wieder warf er einen Blick auf ihr lebloses Gesicht um zu sehen, ob sie wach wurde.

Würde Hermine etwas sagen, könnte er es nicht hören. Sein Blut rauschte in seinen Ohren und lies ihn seine Umgebung nur gedämpft wahrnehmen. Trotzdem lief er weiter. Er musste einfach. Der rechte Ärmel seines Umhangs war mittlerweile in Blut getränkt, doch das war ihm egal. Er musste es schaffen, sie zu retten. Er würde sie nicht verlieren, nicht so.

Je näher er dem Schloss, dem Krankenflügel kam, umso mehr verschwamm sein Umfeld vor seinen Augen. Draco musste sich schwer konzentrieren damit er den Weg fand und beachtete die Schüler, an denen er vorbei lief nicht im geringsten. Mit einem lauten Knall rannte er die Türen des Krankenflügels ein und wäre dabei beinahe gestolpert, wenn er sich nicht mit einem letzte Kraftakt wieder aufrichtete und sein Gleichgewicht beschwor. Die eiligen Schritte der Heilerin drangen an sein Ohr.

„Mister Malfoy? Was ist passiert? Sagen sie...oh Gott. Miss Granger? Schnell! Legen sie sie auf dieses Bett!“ mit besorgtem Blick kümmerte sich Madame Pomfrey um die beiden Personen.

Draco brachte es fertig, Hermine vorsichtig auf dem Bett abzulegen und sah wie Madame Pomfrey sich über sie beugte und ihren Zauberstab hielt. Sie wurde versorgt. Er hatte es geschafft. Ein grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er schwarze Punkte vor seinen Augen tanzen sah. Jetzt war ihm alles egal und er empfing die Ohnmacht, die seine Schmerzen verschluckte, freudig. Den Aufschlag auf dem Boden spürte er schon garnicht mehr.

Sein Kopf hämmerte unerbittlich als Draco die Augen aufschlug. Das Bett, in dem er lag, befand sich direkt neben Hermines. Nachdem er erkannte, wo er war, sah er sich nach ihr um. Sie war ganz bleich im Gesicht, aber ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sie atmete, sie lebte. Sein Versuch sich auf zusetzten, scheiterte und er landete wieder in den Kissen. Dann war auch schon Madame Pomfrey bei ihm erschienen.

„Sie sind wach. Wie schön, Mister Malfoy. Wie geht es ihnen? Haben sie Schmerzen?“

„Was ist mit Hermine? Wird sie es schaffen?“ fragte er mit schwacher Stimme.

„Es war sehr knapp. Ihre Kopfwunde war schlimm, aber ich konnte sie heilen. Die Prellungen und Kratzer waren da viel leichter. Jedoch....weigert sie sich aufzuwachen. Ich musste sie in Schlaf versetzten um es ihr einfacher zu machen. Aber mehr wie abwarten, können wir nicht tun.“ erklärte die Heilerin, während sie mit ihrem Zauberstab über Draco fuhr. „Und jetzt zu ihnen. Beantworten sie mir meine Frage noch?“

„Ich....ich hab Kopfschmerzen. Aber sonst geht es.“

„Das ist gut. Ihre blauen Flecken und Platzwunden konnte ich auch ohne Probleme heilen. Ihre Rippen werden allerdings noch etwas schmerzen. Zwei davon waren gebrochen, aber das konnte ich beheben. Und jetzt sollten auch sie wieder Schlafen.“

Und das tat er. Mit seinen letzten Gedanken war er bei Hermine und hoffte, das sie wieder aufwachte.

Nach zwei Tagen war Draco wieder fit und durfte den Krankenflügel verlassen, nachdem er erzählt hatte, was passiert war. Das Hermine von selbst direkt auf die peitschende Weide zugelaufen war, weil sie dachte ihre Eltern zu sehen, behielt er aber für sich. Es wäre wohl nicht sehr günstig gewesen, das zu erwähnen. Der Unterricht hatte schon längst angefangen, aber er saß immernoch an Hermines Bett und hielt ihre Hand. Sie war immernoch nicht aufgewacht. Am liebsten wäre er garnicht mehr gegangen, hätte so lange an ihrem Bett gesessen, bis sie die Augen wieder öffnete. Er fühlte sich immernoch schuldig. Wenn er doch nur nicht nach ihr gerufen hätte.

Er wollte ihr sagen, wie leid es ihm tat. Etwas nach vorne gebeugt, strich er ihr nun ein paar Strähnen auf dem Gesicht, als sein Blick auf die Kette fiel. Draco sah sie zum ersten Mal. Hermine hatte noch nie so eine Kette getragen. Während der Anhänger auf seiner Hand ruhte, besah er ihn genau und merkte dann, das er ihm irgendwie bekannt vorkam. Die Kette hatte er definitiv schon einmal gesehen. Aber wo? Ein ungutes Gefühl überkam ihn, er nahm sie ihr ab und machte sich dann auf den Weg.

Hermine erkannte Geräusche, die immer lauter wurden. Sie mussten ganz nah bei ihr sein und es waren Stimmen, wie sie bemerkte. Dann wich das anscheinend endlose Schwarz gelbem, warmem Licht. Sie war erwacht und fand sich im Krankenflügel wieder. Wie hatte sie die Dunkelheit zu Anfang gemocht. Alles war vergessen, keine Schmerzen, keine Erinnerungen, einfach nur Frieden. Sie fühlte sich wie in einem Sog. Doch dann veränderte sich etwas und ihr war garnicht mehr wohl in dem Schwarz. Es schien sich plötzlich erdrückend über sie zu legen und so versuchte Hermine es loszuwerden. Das hatte sie hin bekommen, wie sie nun feststellte. Sie versuchte auf sich Aufmerksam zu machen, nur brauchte sie das nicht mehr.

„Miss Granger? Dem Himmel sei dank, sie sind wach. Wie geht es ihnen? Wie fühlen sie sich?“ fragte Madame Pomfrey besorgt.

„Mir geht es gut, keine Schmerzen. Aber ich fühle mich so schwach und benommen.“ antwortete Hermine leise.

„Das ist ja auch kein Wunder, nachdem was Mister Malfoy mir erzählt hat. Sie waren schwer angeschlagen.“

Malfoy? Und dann begannen die Bilder vor ihrem inneren Auge wie in einem Film abzulaufen. Aber natürlich. Er war doch auch da gewesen.

„Draco? Was ist mit ihm?“ ihr graute vor der Antwort.

„Ihm geht es gut. Ich konnte ihn heute morgen entlassen.“ Erleichterung breitete sich in Hermine aus. „Er war schneller bei Bewusstsein als sie, Miss Granger.“ und wieder erhob die Heilerin ihren Zauberstab zu einer Untersuchung.

„Wie lange....hab ich....“

„Fast zwei ganze Tage. Und auch wenn sie jetzt wach sind, werden sie noch ein paar Tage hier bleiben müssen. Ihr Schlüsselbein war schwer beschädigt und das bedarf einer etwas längeren Prozedur. Also sollten sie sich erstmal nicht zu sehr anstrengen. Das beinhaltet auch nicht zu reden. Sie müssen schlafen.“ und ehe Hermine wirklich etwas erwidern konnte, spürte sie die Erschöpfung und fiel wieder in Schlaf.

Er dauerte die ganze Nacht und als sie am nächsten Morgen erwachte hörte sie erneut Stimmen. Diesmal schienen sie aber in einer hitzigen Diskussion zu sein. Hermine erkannte sie sofort.

„Aber das kann doch nicht ihr ernst sein!“

„Doch, das ist es, Mister Weasley! Und jetzt Schluss damit.“ sagte Madame Pomfrey.

„Aber wir sind ihre besten Freunde, Harry und ich. Wir durften sie bis jetzt immer besuchen, wenn etwas war. Wieso ist das jetzt bitteschön anders?“ Hermine konnte sich bei der zornigen Stimme von Ron gut vorstellen, wie seine Ohren bereits aussahen und musste grinsen.

„Miss Granger wurde schwer verletzt und ist immernoch sehr schwach und erschöpft. Sie darf sich nicht überanstrengen und ein Besuch von ihnen würde das nur hervorbringen. Außerdem habe ich das bei Mister Malfoy genauso gehandhabt und es wäre ihm gegenüber nicht fair, wenn ich sie jetzt zu ihr durch ließe. Somit ist jeglicher Besuch bei Miss Granger untersagt, solange sie hier bleiben muss. Wenn ich sie beide nun erneut bitten dürfte zu gehen. Und keine Widerrede!“ der scharfe Ton in Madame Pomfreys Stimme machte ihre Ernsthaftigkeit deutlich.

„Komm schon, Ron. Wir gehen. Danke Madame Pomfrey.“ sagte Harry beschwichtigend und schaffte es Ron mit nach draußen zu nehmen. Hermine war darüber insgeheim sehr froh. Sie fühlte sich wirklich zu schwach um mit irgendjemandem zu reden. Sie würden es schon verkraften.

Eigentlich hatte Draco jetzt Zaubertränke bei Professor Slughorn, aber er hatte einen anderen Weg eingeschlagen. Die Kette fest in seiner Hand haltend, stand er nun in Professor Reynolds Büro.

„Wie kann ich ihnen helfen, Mister Malfoy?“ fragte der Professor freundlich.

„Ich hätte eine Bitte an sie, Professor. Sie kennen sich doch mit den dunklen Künsten aus. Ich meine Flüche und sowas. Ich weiß nicht, ob sie davon gehört haben was mir und Hermine passiert ist.“

„Doch, das habe ich, Mister Malfoy. Aber worauf wollen sie hinaus?“

„Hermine hat diese Kette getragen.“ Draco öffnete seine Hand und hielt sie nach vorne. „Die gehört ihr aber nicht und ich wollte sie darum bitten sie zu untersuchen. Wäre das möglich?“ erwartungsvoll sah Draco auf seinen Lehrer.

„Wie kommen sie denn auf diese Idee? Ich meine, das würde ja bedeuten, das jemand versucht hat Miss Granger...“ aber Draco unterbrach ihn.

„Genau. Und deshalb muss ich wissen, ob ich recht habe.“

Professor Reynolds überlegte einen Moment. Er sah die Entschlossenheit in Draco's Augen und die Sorge um Hermine.

„Dafür werde ich die Kette aber erstmal behalten müssen. Es kann ein paar Tage dauern, wenn es wirklich etwas damit auf sich hat.“ er nahm die Kette von Draco entgegen.

„Das ist in Ordnung. Hauptsache sie bekommen etwas raus. Danke, Professor.“

Und damit verabschiedete er sich wieder und machte sich auf den Weg zum Krankenflügel. Er dachte garnicht daran, sich in den Unterricht zu setzten solange Hermine nicht aufgewacht war. Vor der Tür traf er auf Madame Pomfrey.

„Mister Malfoy? Ist wieder etwas passiert?“ fragte sie verwirrt.

„Nein, ich wollte nur wieder zu Hermine.“

„Das geht nicht. Sie ist zu erschöpft.“

„Aber ich muss sie sehen und mit ihr reden...wenn sie erstmal aufgewacht ist.“

„Sie ist aufgewacht, Mister Malfoy. Kurz nachdem sie gegangen sind. Aber ich werde sie trotzdem nicht zu ihr lassen. Sie ist sehr erschöpft und braucht Ruhe.“ sagte sie ernst.

„Es dauert auch nicht lange, wirklich.“ versuchte Draco Madame Pomfrey zu überreden. Die schien wirklich zu überlegen, ob sie das gestatten konnte.

„Na gut, aber es darf wirklich nicht lange dauern.“ sagte sie mit drohendem Ton und er nickte nur.

Leise schlüpfte er durch die Tür und schlich auf Hermines Bett zu. Sie hatte die Augen geschlossen und war nicht mehr allzu blass. Er setzte sich auf seinen Stuhl und machte dabei nicht ein einziges Geräusch. Er hatte von seinem Vater gelernt wie man sich unbemerkt anschlich.

„Hey!“ sagte plötzlich Hermines schwache Stimme, was ihn zusammenzucken ließ. Dann öffnete sie ihre Augen und sah in mit einem leichten lächeln an.

„Hey!“ erwiderte er sanft. „Woher hast du gewusst das ich es bin? Ich war doch extra leise.“

„Ich hab dich an deinem Duft erkannt. Den würde ich immer wieder erkennen.“ antwortete sie und realisierte auch gleich, was sie da gesagt hatte.

Wieso musste sie nur in diesen Mann verliebt sein und warum machte es ihr die Medizin so schwer die Kontrolle über ihre Worte zu behalten? Aber er lächelte nur. Nach einer kurzen Pause ergriff er wieder das Wort.

„Es tut mir so leid, was mit dir passiert ist. Ich hätte dich nicht rufen dürfen, dann wäre es nicht soweit gekommen. Ich wollte dich nicht verletzen. Aber trotzdem ist es meine Schuld...“ er verstummte, als er Hermines Hand auf seiner spürte. Dadurch wusste er, das sie etwas sagen wollte, aber einfach noch zu schwach war um ihm, wie sonst auch, zu kontern.

„Es ist nicht deine Schuld. Sondern meine Eigene. Ich war doch diejenige, die auf die Weide zugelaufen ist, wie eine Irre. Du hast nur versucht mich davon abzuhalten. Also mach dir keine Vorwürfe, denn ich mache sie dir auch nicht.“ ihre Stimme war nur ein etwas lauteres Flüstern.

„Aber...“ wollte er schon widersprechen.

„Draco....es ist alles in Ordnung. Wirklich.“ sie lächelte ihm aufmunternd zu und er nahm es hin.

Sie wollte gerade ihre Hand von seiner nehmen, als er ihren Griff erwiderte und sie festhielt. Allein diese kleine Berührung reichte schon aus um in beiden wieder die Sehnsucht nacheinander zu entfachen. Aber Hermine beschäftigte noch etwas anderes.

„Wieso wollte ich unbedingt dahin? Ich meine, ich könnte schwören das meine Eltern wirklich dort gestanden haben. Was war nur los mit mir?“ fragte sie verwirrt.

„Von wem hast du eigentlich diese Halskette bekommen?“ auch Draco beschäftigte sich jetzt lieber damit.

„Ich weiß es nicht. Eine Eule hat sie mir einfach gebracht, was ich schon ziemlich merkwürdig fand. Vorher war nämlich deine Verlobte bei mir und nach dir gefragt hat. Und das war schon seltsam genug.“

„Astoria? Sie war bei dir? Warum?“ sollte sich sein Verdacht wirklich bestätigen?

„Sie meinte, das du mit ihr verabredet wärst und sie dich suchen würde. Aber mir gefiel ihr Blick nicht, denn sie mir zugeworfen hat.“

„Ich war doch garnicht mit ihr verabredet.“ murmelte er vor sich hin, aber Hermine hörte es trotzdem. Sie griff sich unbewusst mit ihrer anderen Hand an den Hals und merkte das die Kette nicht mehr da war. Gerade als sie fragen wollte, antwortete ihr Draco, der sie beobachtete hatte.

„Ich hab sie dir abgenommen. Ich glaube, das damit irgendetwas nicht stimmt. Ich kann dir noch nicht sagen, was es ist, aber ich bin dabei es rauszufinden.“ versicherte er ihr.

Hermine nickte nur. Die Müdigkeit brach wieder über sie herein, aber sie wollte wach bleiben. Draco war da und sie wollte die weniges Zeit, die sie gerade hatten, genießen.
Auch Draco bemerkte das. Er sah, das ihre Augen immer kleiner wurden, sie sich aber dagegen wehrte. Er wusste, das sie es wegen ihm tat, aber das wollte er nicht. Hermine sollte sich erholen.

„Schlaf ruhig. Ich bleibe solange bist du eingeschlafen bist und gehe dann erst.“

Sie wollte etwas dagegen sagen, schaffte es aber nicht. Und ehe sie sich versah fielen ihr die Lider zu. Aber sie spürte immernoch seine Hand. Solange, bis sie im Land der Träume ankam.

Und Draco blieb wirklich. Er sah, wie sich ihre Gesichtszüge immer mehr entspannten und als sie gleichmäßig atmete und der Druck ihrer Hand nachließ, löste er sich vorsichtig von ihr und ging leise wieder hinaus.

Seitdem waren drei weitere Tage vergangen und Draco hatte sich zurück gehalten Hermine nicht mehr zu besuchen. Er lies ihr lediglich einen Brief zukommen, indem er ihr schrieb, für sie die Hausaufgaben zu notieren und alles wichtige mitzuschreiben. Darüber war sie sehr beruhigt. Auch hatte er dafür gesorgt in den letzten Tagen weder von seiner Mutter noch von Astoria eingenommen zu werden. Ihre Treffen waren kurz und er schaffte es sie immer schnell abzuschütteln. Auch wenn es die beiden Frauen ärgerte, was ihn herzlich wenig interessierte. Heute war der Tag an dem Hermine den Krankenflügel verlassen durfte und er wollte sie abholen, als Professor Reynolds ihn aufhielt.

„Mister Malfoy? Hätten sie einen Moment Zeit? Ich müsste etwas mit ihnen besprechen.“ sagte er und blickte Draco vielsagend an. Der verstand sofort und ging mit ihm in sein Büro.

„Haben sie etwas herausgefunden?“ fragte Draco sofort, nachdem die Tür ins Schloss fiel.

„In der Tat, das habe ich. Und es beunruhigt mich sehr. Auf der Kette lag der Herasectum-Fluch.“

„Der Fluch der Rache?“ stutze Draco. „Aber ich dachte, der wäre schon so alt, das ihn kaum noch einer kennt.“

„Das stimmt schon. Aber sie kennen ihn immerhin auch, also...Mister Malfoy, dann wissen sie bestimmt, was es damit auf sich hat?“ fragte Professor Reynolds.

„Ja und Nein. Lucius hat ihm mal erwähnt, aber er hat es nie genau erklärt.“

„Nun gut, dann werde ich es ihnen sagen: Dieser Fluch wurde im vierzehnten Jahrhundert von einer eifersüchtigen Ehefrau erschaffen, die ihren Mann dabei erwischte hatte, das er sie betrog. Er funktioniert so, das der betreffenden Person das Trugbild einer geheimen Sehnsucht in den Kopf gesetzt wird, die ganz und gar real zu sein scheint. Sie verspürt den Drang darauf eingehen zu müssen. Sie sieht eine veränderte Umgebung und bemerkt somit nicht, welche Falle im eigentlichen dahinter steckt. Und so wie in ihrem Vorfall mit der peitschenden Weide, ist diese meisten tödlich. Der Fluch kann nur auf einen Gegenstand gelegt werden, den die Person, den er treffen soll, am Körper tragen muss. Wie diese Kette. Und der Fluch endet erst dann, wenn man es schafft, den Gegenstand wieder zu lösen oder wenn die Falle zuschnappt. Bei ihnen beiden ist ja Merlin sei dank ersteres eingetroffen.“ erklärte er.

„Das ist doch nicht zu fassen.“ sagte Draco mehr zu sich selbst.

„Mister Malfoy, ich muss sie fragen, wenn sie in Verdacht haben. Dieses Attentat war ein Mordversuch und dem muss nachgegangen werden.“ forderte Professor Reynolds. Aber Draco blieb stur.

„Keine Sorge, Professor. Ich kümmere mich höchst persönlich darum. Das wird nicht wieder vorkommen. Glauben sie mir.“ und das tat sein Lehrer wirklich.

Wer hätte das bei Draco's eiskalter Stimme auch nicht getan? Er war wütend und er wusste, was zu tun war. Das würde sie noch bereuen. Sie hatte sich definitiv mit dem Falschen angelegt.

Unterdessen stand Hermine nun nach fünf unerträglich langen Tagen im Gang vor dem Krankenflügel und strahlte. Sie war völlig gesund und bester Laune endlich wieder ihrem normalen Alltag nachgehen zu können. Dennoch war sie etwas traurig von Draco nur über den Brief etwas zu hören. Sie hatte gehofft, das er sich zu ihr schleichen würde, aber dann strafte sie ihr Erinnerungsvermögen innerlich. Es war klar, das er nicht zu ihr kommen würde, immerhin war seine Verlobte hier. Aber das war jetzt auch egal. Sie machte sich auf die Suche nach ihm, um den Lernstoff und die Hausaufgaben abzuholen. Das würde sie wieder genug Ablenken.

Draco lief durch die Gänge und hielt nach nur einer Person Ausschau. Sie musste hier irgendwo sein und tatsächlich. Da stand sie, ihren Blick zum Innenhof gerichtet und absolut nichtsahnend. Draco schlich von hinten an sie heran und blieb kurz stehen, ehe er sich ganz nahe an ihr Ohr beugte um ihr etwas zu zuflüstern.

„Dachtest du wirklich, ich komme nicht dahinter?“ die blonde Frau vor ihm erschrak sich fürchterlich, bewegte sich aber keinen Zentimeter. „Dachtest du wirklich, das sie einfach so stirbt und ich das ohne Kommentar hinnehme? Das ich dem ganzen nicht nachgehe? Du Miststück!“

Jetzt drehte sie sich um und sah ihm direkt in sein Gesicht. Die Augen weit aufgerissen.

„Ich weiß nicht, was du meinst. Ehrlich.“ versuchte sie sich zu verteidigen.

„Rede keinen Scheiß, Astoria. Es war dumm von dir die Kette deiner Großmutter zu nehmen. Du hast vergessen, das du sie damals jeden Tag getragen hast. Ich habe sie also oft genug gesehen, um sie mir einprägen zu können.“ er funkelte ihr böse entgegen. „Glaub ja nicht, das du einfach so davon kommst. Du hast dich mit dem falschen angelegt. Und jetzt wäre es besser mir zu sagen, warum du das getan hast.“ seine Stimme war gefährlich ruhig. Doch plötzlich wurde Astoria zornig, stemmte ihre Hände in die Hüften und baute sich vor ihm auf.

„Warum ich das getan habe? Weil ich deine Verlobte bin, Draco. Wir sollen heiraten. Ich versuche die ganze Zeit deine Aufmerksamkeit zu bekommen, damit das mit uns beiden klappt, aber du hast nichts besseres zu tun, als an dieses Schlammblut zu denken. Und als ich euch dann zusammen gesehen habe, in dem Gewächshaus, wie sie an dir geklebt und deine Lippen verseucht hat, da musste ich mir etwas überlegen um sie aus dem Weg zu räumen.“ Draco traute seinen Ohren nicht, lies sich aber keine Gefühlsregung in seinem Gesicht anmerken. Innerlich sah das jedoch ganz anders aus.

„Ich fand den Fluch perfekt dafür, aber wie du selber gesagt hast war es dumm von mir, diese Kette zu benutzen. Dennoch hatte ich gehofft, das es funktionieren würde. Das du es nicht mitbekommst und sie einfach blindlinks auf die Falle zuläuft. Aber nein, du musstest sie ja retten. Warum Draco? Warum setzt du unsere gemeinsame Zukunft so aufs Spiel?“ sie hörte sich verzweifelt an.

„Es gibt keine gemeinsame Zukunft für uns. Die gab es noch nie! Du verrücktes Weib!“

„Ach so ist das. Du liebst sie, nicht wahr? Du liebst dieses Schlamm-“

„WENN....du noch einmal dieses Wort sagst, dann garantiere ich für nichts mehr!“ schlagartig wollte Astoria die Flucht ergreifen, aber Draco war schneller. Er packte sie an den Schultern und drückte sie unsanft an die Wand. Mit hasserfülltem Blick sah er sie an.

„Du bist zu weit gegangen und dafür wirst du büßen. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht nächste Woche, aber irgendwann werde ich zuschlagen. Und du kannst dir nie sicher sein, wann genau das sein wird.“ er klang so bedrohlich, das Astoria ein kalter Schauer über den Rücken lief.

Das gefiel ihr ganz und garnicht. Sie wollte etwas sagen, traute sich aber nicht. Ein paar Minuten später vernahmen sie die Stimme von Narzissa, die nach ihnen rief. Draco löste Astoria von der Wand, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie mit Gewalt an sich. Beide sahen nach vorne in Richtung Narzissa, während er immer fester zupackte und sie anfing vor Schmerz zu wimmern.

„Wenn du dich verrätst, bereust du es.“ flüsterte er ihr zu und setzte dann sein strahlendes Lächeln auf.

„Ach da seit ihr zwei ja. Ich hab euch gesucht.“ sagte Narzissa freudig, als sie die beiden so dort stehen sah.

„Wir wollten gerade einen kleinen Spaziergang machen. Allein. Nicht wahr, Astoria?“ nun blickte er wieder auf die blonde Frau hinab.

Zwar lächelnd, aber immernoch mit Hass in seinen Augen. Astoria brauchte einen Moment um sich zu sammeln. Nickte dann aber nur und zwang sich ein kleines lächeln auf. Zufrieden sah Draco wieder zu seiner Mutter.

Hermine hatte schon das halbe Schloss abgesucht, konnte Draco aber nirgendwo finden. Sie überlegte angestrengt, ob heute vielleicht etwas wichtiges anstand, aber nein, da war nichts. Sie ging gerade an der großen Halle vorbei, als Ron und Harry auf sie zu kamen. Freudig umarmten sich die drei.

„Hermine, du siehst richtig gut aus. Hat dich die alte Pomfrey endlich gehen lassen?“ scherzte Ron.

„Ja, hat sie. Ist alles wieder in Ordnung. Sag mal, wisst ihr vielleicht....“

„Und das stimmt wirklich, was man hört? Malfoy hat dich vor der peitschenden Weide gerettet?“ unterbrach sie Ron wieder.

„Ja, hat er. Und ich wollte auch gerade nach...“ versuchte sie wieder an zusetzten.

„Aber Hermine! Du kannst doch nicht einfach auf die Weide zulaufen. Was war denn nur los mit dir?“ diesmal war es Harry der dazwischen redete.

„Ron, hör doch mal auf. Hermine will uns was fragen.“ Harry brachte es auf den Punkt.

„Wisst ihr wo Draco ist? Er hat meine ganzen Hausaufgaben und alles. Ich kann ihn aber nirgends finden.“ konnte sie endlich sagen.

„Also soweit ich weiß, hat Neville in eben beim Innenhof gesehen. Aber keine Ahnung, ob er noch dort ist.“ gab ihr Harry zur Antwort.

„Ok, dann werde ich da mal suchen gehen. Danke, Jungs.“ und dann war Hermine wieder weg.

Sie lief ein paar Gänge weiter, als sie schon dir frische Luft spürte. Sie verlangsamte ihre Schritte und sah sich um. Abrupt blieb sie stehen, als sie um die Ecke schaute und dort in einigen Metern Draco bemerkte, der im ganzen Gesicht strahlte und Astoria im Arm hielt. Seine Mutter schien überschwänglich froh zu sein und hüpfte fast auf der Stelle. Hermine kam sich wieder ganz taub vor. Sie wollte nicht mit ansehen, wie glücklich die zwei anscheinend waren. Ihre Hausaufgaben waren vergessen. Sie wandte sich um lief wieder zurück.

Nach langen zehn Minuten verabschiedete sich Narzissa sich mit einem Zwinkern von Draco. Der ließ Astoria erst los, als seine Mutter aus ihrem Sichtfeld verschwand und drückte sie wieder zurück an die Wand. Astoria selbst war immernoch geschockt und konnte nichts sagen.

„So, und jetzt hörst du mir gut zu, Greengrass.“ seine Drohung war nicht zu überhören.

„Du lässt Hermine in Ruhe. Du wirst sie nicht anfassen oder das Wort an sich richten. Solltest du es doch tun, und glaub mir, das bekomme ich raus, dann werde ich dafür sorgen, das du keinen einzigen Tag mehr Freude haben wirst. Für den Rest deines Lebens.“ und damit lies er sie stehen.

Er machte sich erneut auf den Weg zum Krankenflügel wo er von der Heilerin erfuhr, das Hermine schon längst entlassen war. Mit dieser Information steuerte er auf die Bibliothek zu. Hermine würde wohl längst wieder ihren Kopf über Bücher versenkt haben. Er sollte recht behalten. Gerade kam er um die Ecke, da sah er sie auch schon vor den Türen.

„Hermine? Hermine!“ rief er nach ihr und ging auf sie zu.

Sie wäre am liebsten unsichtbar geworden. Erschrocken starrte Hermine auf Draco, der immer näher kam. Aber sie wollte ihn nicht sehen. Also drehte sie um und lief erneut davon.

Draco war ihr dicht auf den Fersen. Es brauchte nur ein paar Sekunde, bevor er ihren Blick begriff. Aber sie würde keine Chance haben. Auch wenn er ihr eigentlich nur sagen wollte was es mit der Kette auf sich hatte, war er auf diese Reaktion nicht gefasst. Er musste wissen, was los war.

So liefen sie aus dem Schloss hinaus auf die Länderreien und einige Meter vor dem schwarzen See überholte er sie, griff nach ihrem Arm und brachte sie zum stehen.

„Was ist denn los? Wieso läufst du vor mir weg?“ fragte er keuchend.

„Warum bist du mir gefolgt?“ entgegnete sie ihm, während auch sie nach Luft schnappte.

„Ich wollte dir nur sagen, was sich wegen der Kette herausgestellt hat. Sie gehört Astoria und die hat sie verflucht. Aber es bleiben keine Nachwirkungen zurück.“ erklärte er.

„Na ganz toll! Da scheint es ja jemand kaum zu erwarten, mich los zu werden.“ nun standen sie sich gegenüber.

„Was? Hermine, ich hab mich darum gekümmert. Ich hab ihr gesagt, das sie sich von dir...“ weiter kam er nicht.

„Sicher! Natürlich hast du das. Und deshalb umarmt ihr euch ja auch und strahlt euch an. Ich weiß, das ich damit klar kommen muss, das sie deine Verlobte ist. Aber, verdammt nochmal, wieso musst du das so offensichtlich machen? Hab ich denn nicht schon genug gelitten?“ schrie sie ihm entgegen und spürte ihre Tränen in den Augen brennen. Draco dachte kurz nach, ehe er verstand.

„Das stimmt doch garnicht. Das hast du falsch aufgefasst. Ich war nur bei ihr, um...“

„Das ist mir egal. Ich will das nicht hören. Geh einfach!“

„Ich will es dir aber sagen. Verdammt, Hermine, rede endlich mit mir!“ gab er genauso laut zurück.

Die Luft schwirrte vor Spannung und er versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, aber er schaffte es nicht. Mit der Befürchtung, das sie jetzt selber gehen würde, wollte er gerade aufgeben, als Hermine sich an seinen Hals schmiss und ihre Lippen sich trafen. Draco zog sie fest an sich, nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, damit sie nicht auf die Idee kam sich wieder von ihm zu lösen. Sie klammerten sich aneinander um in leidenschaftlichen Küssen zu versinken. Dieses mal würde sie keiner stören. Ihr Zungen berührten sich und Draco lies eine Hand in ihren Nacken gleiten um sie noch näher heran zu ziehen. Hermine fuhr ihm durch das weiche, blonde Haar und versuchte soviel wie Möglich von seinem Duft einzuatmen.

So standen sie hier, vor dem See, am helllichten Tag, wo sie jeder hätte sehen können und gaben sich dem anderen völlig hin. Und dann fing Hermines Verstand wieder an zu arbeiten. Das war Falsch, das durften sie nicht. Sie lies ihre Hände auf seine Brust gleiten um ihn weg zudrücken, aber Draco war schneller. Er hatte gespürt, das sie zu überlegen begann und somit drückte er sie noch fester sich und presste sich ihr entgegen, während er eine Hand auf ihrem Po platzierte. Damit verflogen Hermines Gedanken wieder und die Gefühle nahmen ihr Handeln ein. Sie krallte sich an seinem Hemd fest und ließ sich mit ihm treiben. Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, in der sie das Verlangen nacheinander auskosteten und versuchten die Sehnsucht aufzulösen. Hermine spürte Draco's rechte Hand unter ihren Umhang gleiten und auf ihrer Taille ruhen, als sie sein Gesicht mit beiden Händen umfasste und sich vorsichtig von ihm löste. Ein paar Minuten sahen sie sich einfach nur an. Ihre Lippen waren rot und geschwollen, aber das war es wert.

„Du weißt, das ich in dich verliebt bin, oder?“ fragte Draco zärtlich. Hermine nickte und gab ihm einen kurzen, leidenschaftlichen Kuss.

„Und du weißt, das ich jetzt besser gehen sollte.“ auch Draco nickte kurz und dann ließen sie nur widerwillig von einander ab.

„Ich will dich sehen!“ rief Draco Hermine nach, die schon ein paar Meter Richtung Schloss gegangen war und nun stehen blieb. Sie drehte sich um und sah ihn mit einem gequälten Blick an.

„Und ich kann das so nicht.“ gab sie zur Antwort.

„Ich weiß.“ flüsterte Draco vor sich hin, während er sah wie Hermine endgültig zurück ging und aus seiner Sicht verschwand. Er senkte den Kopf. Das alles konnte doch nicht einfach so verloren sein.

Währenddessen saß Narzissa zufrieden in ihrem Zimmer mit dem Testament vor sich. Die Dinge entwickelten sich anscheinend sehr gut. Endlich war Draco bereit Astoria anzunehmen. So hatte es bei ihrem Zusammentreffen zumindest ausgesehen. Dann wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als Astoria zu ihr ins Zimmer kam und sich ihr gegenüber setzte.

„Aber Astoria. Ist etwas passiert? Du siehst nicht gut aus.“ fragte sie besorgt.

„Ich...ich glaube...das mit Draco und mir ist keine gute Idee. Wir haben uns einfach zu lange nicht mehr gesehen.“ die Augen der Verlobten hafteten auf dem Testament.

„Na, jetzt rede doch keinen Unsinn, Liebes. Das wird schon wieder werden. Das braucht halt alles etwas...was ist denn? Sag mir doch was du hast!“ Narzissa hatte beobachtet wie sich die Augen von Astoria erschrocken geweitet hatten.

„Ist...ist das normal?“ fragte die mit zitternder Stimme und zeigte auf das Testament. Nun sah es auch Narzissa. Das ganze Testament, das vorher weiß war, glühte rötlich auf.

„Nein, das ist nicht normal.“ antwortete die ältere Frau und hob das Pergament hoch. „Ich denke, wir haben ein kleines Problem.“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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Jane_Higgins
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Re: Die zweite Chance (DM/HG)

Beitrag von Jane_Higgins »

Letztes Kapitel. Danach gibts aber noch einen Epilog.


Kapitel 17: Des Rätsels Lösung

Draco rieb sich über sein Gesicht und starrte auf den See. Er konnte das nicht. Er konnte diese Hochzeit nicht eingehen. Nicht um diesen Preis. Der Unterricht war längst vorbei. Den Blick zum Schloss erhoben, drehte er sich um. Da wollte er jetzt am wenigstens hin. Mit erhobenem Zauberstab ging er in Richtung des Quidditch-Feldes und zauberte sich seinen Besen herbei. Genau das Richtige, um den Kopf frei zu kriegen.

Schwungvoll hob er ab und brauste durch die Luft. Sie war kalt, weckte seinen Verstand jedoch wieder. Mit einigen schnellen Zügen umrundete er die Torringe und lies seinen ganzen Frust ab. Während er seine Augen über die Landschaft streifen lies, bemerkte er die blonde Frau, die auf ihn zukam. Ganz automatisch flog er zu Boden und landete. Dann ging er ein paar Schritte auf die Frau zu, die alles in der Hand hatte.

„Hallo, Mutter. Was verschafft mir die seltene Ehre deines Besuchs?“ scherzte er. Doch Narzissa blieb nur vor ihm stehen und musterte ihn aufmerksam, ehe sie etwas sagte.

„Du siehst nicht gut aus, Draco, weißt du das?“ ihre Stimme war sanft.

„Warum bist du hier?“ entgegnete Draco jetzt ernst.

„Weil ich wissen will, was mit dir los ist!“

„Kannst du dir das nicht denken?“ fragte er spöttisch.

„Zu Anfang nicht, nein. Aber mittlerweile scheint es ein Fehler gewesen zu sein Astoria hier her zubringen. Und ich verstehe es einfach nicht. Ihr habt euch doch früher immer so gut verstanden. Was hat sich geändert?“

„Alles, Mutter. Alles!“ er sah sie mit festem Blick an. „Du kannst nicht von mir verlangen das ich Astoria heirate und das werde ich auch nicht tun. Sie ist...sie ist...sie passt einfach nicht zu mir und ich liebe sie nicht. Es mag sein, das wir uns früher gut verstanden haben, aber das ist eine Ewigkeit her. Ich hatte ja garkeine andere Wahl. Sie war das einzige Kind mit dem ich spielen durfte, das Lucius akzeptiert hat. Sonst hatte ich doch keine Freunde, wenn du dich erinnerst. Hat sie dir nicht erzählt, das ich vor drei Jahren den Kontakt abgebrochen habe? Nein? Sie hat mich nicht verstanden. Ich wollte das alles nicht, die Todesser-Sache und mich Voldemort unterwerfen. Für Astoria war das unverständlich und sie hat mich als schwach bezeichnet. Denkst du wirklich, das ich mit so einer Frau verheiratet sein will?“

Draco fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes Haar und sah weg. Narzissa lies seine Worte einen Moment verhallen.

„Wer ist sie?“

Draco sah völlig überrascht zurück zu seiner Mutter. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Was?“ fragte er ungläubig.

„Als du damals wutentbrannt aus meinem Zimmer gelaufen bist, hast du vorher gesagt: SIE hat mich aus meinem Loch geholt! Und nach deiner jetzigen Erklärung wirst du wohl nicht Astoria gemeint haben. Ich bin nicht dumm, mein Sohn und ich höre dir zu, wenn du redest. Also, wer ist sie?“ wollte Narzissa wissen. Draco überlegte kurz, bevor er ansetzte.

„Sagt dir der Name Hermine Granger noch etwas?“ seine Stimme war leise.

„Granger? Du...du meinst dieses Muggel-Mädchen? Die, die Bella bei uns Zuhause....“

„Ja, genau die. Sie...wir...wir wurden das neue Schulsprecherpaar und ab da hat sich alles geändert. Ich kam mir noch einsamer vor, als ich sowieso schon war und sie hatte alle ihre Freunde. Potter, Weasley und all die anderen, die mit ihr Seite an Seite gekämpft haben. Anfangs wollte ich einfach nur dazu gehören, egal wie. Aber dann war Hermine da und ich wollte ihr nur noch beweisen, das ich mich auch geändert hab. Sie versteht mich, hat mir geholfen und jetzt ist das alles hin. Denn die einzige Möglichkeit um an mein Erbe zu kommen, ist die, das ich Astoria heirate.“ resignierend lies er den Kopf sinken.

„Nein, ist es nicht.“ sagte ihm seine Mutter, als wenn es das Natürlichste auf der Welt wäre.

„Bitte? Wie meinst du das?“ Draco dachte sich verhört zu haben.

„Um an das Erbe zu kommen musst du heiraten, das stimmt. Aber Lucius hat weder den Zeitraum festgelegt, noch die Frau, die es sein soll. Sie mal...“ sagte sie und holte das Testament raus, das immernoch glühte. „...hier steht lediglich, das du heiraten musst. Nicht mehr und nicht weniger.“

Draco sah verblüfft zwischen seiner Mutter und dem Testament hin und her.

„Was? Ich...und wieso hast du dann Astoria mitgebracht?“ jetzt war er wirklich verwirrt.

„Weil ich dachte das sie die logische Wahl für dich ist, durch eure gemeinsame Vergangenheit. Ich konnte doch nicht wissen, das sich meine Vermutungen wirklich erfüllen.“ Narzissa sah ihren Sohn schuldbewusst an. „Ich glaube, ich muss dir da etwas erklären, mein lieber.“

„Dann schieß mal los. Und warum leuchtet das Testament eigentlich so rot?“ er griff danach.

„Du warst zwei Jahre, als Lucius das Testament aufgesetzt hat. Als unser einziger Sohn, war klar das du alles bekommen würdest. Auch wenn der dunkle Lord zu dieser Zeit noch besiegt war, war für deinem Vater immer klar, das er irgendwann zurückkommen und die Macht übernehmen wird. Dann würden nur noch die reinblütigen Zauberer überleben. Dadurch das er die Hochzeit als Bedingung angegeben hat, wollte er sicher stellten, das unser Erbe in einer weiterhin reinblütigen Familie überlebt. Er dachte garnicht daran, eine Frau für dich festzulegen, weil er schließlich davon ausging, das alles so kommen würde, wie er das wollte.“ Draco sah ihr nicht in die Augen während sie erzählte und hörte nur zu.

„Ab da hat er angefangen deine Erziehung zu übernehmen und Merlin weiß, das ich nicht mit allem einverstanden war, das er getan hat. Je älter du wurdest, umso mehr hat er versucht einen gefühlskalten Menschen aus dir zu machen. Und auch wenn du dich zuerst noch gegen ihn gestellt hast, konntest du das nicht für immer tun. Irgendwann war ich davon überzeugt, das er es endlich geschafft hatte, dir deinen freien Willen zu nehmen und deine Gefühle ganz tief in dir drin weg zu sperren.“ Jetzt nahm Narzissa das Testament wieder an sich und betrachtete es.

„Also habe ich einen Zauber auf die Bedingung gelegt. Lucius wusste nichts davon, da ich es für mich behalten habe. Ich hatte geahnt, das sich die Zeiten irgendwann ändern werden, das der Frieden zurückkehrt....und das auch du dich veränderst und wieder ein stückweit der Junge wirst, der sich noch anfangs seinem Vater widersetzt hat. Mit diesem Zauber wurde bestimmt, das du nur die Frau heiraten darfst, die du wirklich liebst. Und deshalb leuchtet es auch so rot. Du hast ihr gesagt, das du verliebt in sie bist, oder?“ fragte sie vorsichtig und tätschelte ihm den Arm.

Draco war sprachlos. Er war erstarrt und wusste nicht was er sagen soll. Fassungslos sah er seine Mutter an. Die wartete auf eine Reaktion, als sie aber nach ein paar Augenblicken keine bekam, begann sie wieder zu reden.

„Und es tut mir furchtbar leid, was ich dir in den letzten Wochen alles an den Kopf geworfen habe. Ich konnte doch nicht wissen, das du deine Gefühle wieder zulässt. Das jemand es wirklich geschafft hatte, dein Herz zu öffnen. Ich hab dich ja noch nicht mal gefragt, wie sich dein Leben bis jetzt entwickelt hat. Mir kam es unwahrscheinlich vor, das du dich so schnell verändern würdest. Deshalb habe ich Astoria mitgebracht, weil ich dachte, das es dir das einfacher macht mit der Bedingung klar zu kommen. Es tut mir leid, das ich zwanghaft versucht habe, das ihr euch näher kommt. Sie hat mir erzählt, was sie Hermine antun wollte und auch das tut mir leid. Es war alles meine Schuld. Ich habe sie eben nach Hause geschickt und auch ich werde morgen wieder abreisen.“ schloss sie ihre Erklärung ab. Draco schien fieberhaft zu überlegen.

„Das heißt also...das ich Astoria nicht heiraten muss, um an mein Erbe zu kommen?“ fragte er nochmal nach.

„Ja. Du wirst natürlich heiraten müssen, daran führt kein Weg vorbei. Aber du hast die freie Wahl wann und wer es sein soll.“

Draco schüttelte den Kopf. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Die Tortur der ganzen letzten Wochen, war völlig umsonst. Zorn stieg in ihm auf.

„Und wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?“ er warf seiner Mutter einen bösen Blick zu.

„Na, weil du mich nicht gefragt hast.“ war die einfach Antwort von Narzissa.

Jetzt fiel er aus allen Wolken. Weil er sie nicht gefragt hatte? Gut, ein bisschen stimmte das schon. Er hatte zwar gefragt, was es mit der Bedingung auf sich hatte, aber nicht, ob es wirklich Astoria sein musste. Seine Mutter riss ihn wieder aus seinen Gedanken.

„Und jetzt hör endlich auf zu denken, Draco. Mach dich auf den Weg zu Hermine, erkläre es ihr und bring das wieder in Ordnung. Denn ich habe nichts dagegen, wenn du mit ihr zusammen sein willst und das weißt du auch.“ Sie hatte recht.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte Draco zurück zum Schloss, zurück zu Hermine.

Hermine war völlig aufgewühlt. Während sie nun zurück in die Bibliothek ging, spürte sie immernoch Draco's Arme, die sie festhielten und ihre Lippen brannten heiß von dem Kuss. Er hatte sie gefragt, ob sie wusste, was er für sie fühlte. Darüber war sie sich bis eben aber nichtmal wirklich sicher gewesen. Nur die Tatsache, das er sie am See geküsst hatte, wo jeder sie hätte sehen können, führte es ihr vor Augen. Er hatte sie in der Öffentlichkeit geküsst und es machte ihm nichts aus. So könnte es immer sein, wenn nicht diese Hochzeit wäre. Sie musste sich ablenken und sie wollte Draco heute auf keinen Fall mehr begegnen. Die Sehnsucht nach ihm hatte der Kuss nicht gestillt, nicht im Geringsten. Es hatte nur noch mehr in ihr freigelassen und sie war sich nicht sicher, ob sie ihm widerstehen konnte, wenn er vor ihr stand.

Sie ging in die hinterste und abgeschirmteste Ecke, die die Bibliothek zu bieten hatte und vergrub sich wieder in Büchern. Sie sah auf die Buchstaben die alle zusammen ein Wort ergaben, aber dennoch wollte die Bedeutung nicht zu ihr vordringen. Ihre Gedanken hingen am See und bei dem Mann, den sie nicht haben konnte. Nach einiger Zeit hielt sie es für Sinnlos und gab es auf. Sie erhob sich wieder und machte sich mit gesenktem Kopf auf den Weg zum Ausgang der Bibliothek. Plötzlich hielt sie in ihrer Bewegung inne, als von hinten ihr Name an ihr Ohr drang. Aber nicht von irgendwem. Langsam drehte sie sich um und sah auf Draco der keine fünf Meter von ihr entfernt stand. Er hatte sich in einer Sitzgruppe nach ihr umgesehen, als sie an ihm vorbeiging. Sie wandte sich direkt wieder zum gehen.

„Hermine, warte doch. Ich hab dich gesucht. Ich muss mit dir reden!“

Sie drehte sich wieder um, ging aber weiter auf die Tür zu.

„Ich aber nicht mit dir. Draco, hör doch endlich auf. Wir beide wissen, wie das alles enden wird und wenn wir es jetzt nicht endlich sein lassen, wird es uns nur schwerer fallen, es zu akzeptieren.“ ihre Stimme zitterte.

„Aber das ist es doch. Wir wissen eben nicht wie das alles enden wird. Meine Mutter war eben bei mir und um das Erbe zu bekommen....“

„...musst du Astoria heiraten, ich weiß.“ unterbrach sie ihn. „Hör auf mir das ständig unter die Nase zu reiben.“ schrie sie ihn an.

Unter den Blicken der anderen Schüler, die ebenfalls in der Bibliothek waren, drehte sich Hermine um und lief nun geradewegs auf die Tür zu um hinaus zustürmen, während sie Draco noch etwas nach ihr rufen hörte.

„Aber ich muss Astoria doch garnicht heiraten!“ und dann schloss sich die Tür wieder.

Draco stand wie angewurzelt da und sah nach vorne. Vielleicht kam sie zurück, nachdem er ihr das nachgerufen hatte. Würde eine Erklärung verlangen, weil sie dem Gesagten keinen Glauben schenkte. Würde sie? Nach unzähligen Minuten hatte er seine Antwort. Sie würde nicht. Sie kam nicht zurück. Sie glaubte ihm einfach nicht.

Hermine hatte ihn noch gehört, aber ihr Verstand ermahnte sie weiterzulaufen. Es könnte eine Falle sein. Hinter der nächsten Ecke jedoch kam sie zum Stehen und lehnte sich an die kalte Wand. Unweigerlich fiel ihr seine Aussage wieder ein, das er Astoria nicht heiraten müsste. Das konnte sie nicht glauben. Wenn dem wirklich so war, wieso hatte er ihr das nicht früher gesagt? Die ganzen Streitereien und das sie getrennt waren...das alles hätte nicht sein müssen. Sie könnte zurück gehen und ihn fragen. Aber den Gedanken verwarf sie wieder. Sie hatte keine Kraft mehr um zu hoffen.

Am nächsten Morgen machte sich Hermine schon früh auf den Weg zum Frühstück in der großen Halle. Die Nacht, die sie hinter sich gebracht hatte war eine eher unruhige. Ständig träumte sie von dem Satz den Draco ihr gestern noch nachgerufen hatte, um sich dann bei seiner Trauung mit Astoria unter den Gästen vorzufinden. Da sie diese Bilder irgendwann nicht mehr verdrängen konnte, beschloss sie aufzustehen und dann als eine der Ersten hinunter zu gehen. So hatte sie wenigstens noch ein bisschen Ruhe bevor die Schüleranzahl zunahm. Sie saß schon an ihrem Tisch, als einzige Gryffindor, und stocherte in ihrem Essen, als sie von Narzissa Malfoy angesprochen wurde.

„Miss Granger? Entschuldigen sie die Störung, aber dürfte ich mich kurz mit ihnen unterhalten, bevor ich abreise?“

Hermine sah auf in das Gesicht der blonden Frau, die sie freundlich anlachte. Zuerst wollte Hermine verneinen, aber es hätte ja sowieso nichts gebracht.

„Natürlich Mrs Malfoy. Wie kann ich ihnen helfen?“ auch Hermine versuchte höflich zu klingen.

„Ich glaube, ich muss hier etwas klarstellen und das hätte ich schon viel früher tun sollen.“ sagte sie und setzte sich Hermine gegenüber. Sie holte aus ihre Tasche ein weißes Pergament und legte es auf den Tisch.

„Ich weiß von ihnen und Draco. Er hat es mir erzählt. Deshalb bin ich gekommen, um mich bei ihnen zu entschuldigen. Ich wusste nicht in was für eine Lage ich sie beide mit meinem Auftauchen bringen würde. Und das dann Astoria auch noch versucht hat, ihnen etwas anzutun...das tut mir auch leid. Ich habe sie gestern ohne zu zögern zurück nach Hause geschickt.“

„Mrs Malfoy, entschuldigen sie mich, wenn ich sie unterbreche, aber warum erzählen sie mir das?“

Hermine hatte keine Lust auf dieses Gespräch. Womöglich würde Narzissa noch anfangen von den Hochzeitsplänen zu sprechen oder es sogar wagen, sie zu fragen ob sie Brautjungfer werden will.

„Weil ich denke, das es wichtig ist, das sie das erfahren. Mein Sohn war gestern Abend noch bei mir, nachdem er vergebens versucht hat noch einmal mit ihnen zu reden. Miss Granger, ich kann ihre Zweifel verstehen und auch verstehe ich, das sie keine Hoffnung mehr haben. Aber sie sollten sie wirklich nicht aufgeben. Hier.“ damit schob sie Hermine das Pergament zu. „Das ist das Testament von Lucius. Bitte lesen sie es.“

Hermine wusste nicht recht worauf das hinauslaufen sollte. Sie wollte es nicht noch schwarz auf weiß vor ihren Augen haben. Da sie aber auch nicht unhöflich sein wollte, faltete sie das Pergament auf und las es durch. An der bestimmten Stelle war sie dann ziemlich überrascht und sah Narzissa fragend an.

„Verstehen sie jetzt, was ich damit meine, das sie nicht aufgeben sollen? Ja, Draco muss heiraten, um an das Erbe zu kommen. Aber eine Frau wurde für ihn nie festgelegt. Er hat die freie Wahl. Die Bedingung wurde ihm Nachhinein an einem Zauber geknüpft, der vorschreibt, das Draco nur die Frau heiraten darf, die er liebt. Ich weiß das klingt kitschig, aber ich fand es zur damaligen Zeit einfach eine sichere Lösung.“

Hermine traute ihren Ohren nicht. Draco hatte also doch recht. Er musste Astoria nicht heiraten und wollte es ihr mitteilen. Das plötzliche Gefühl des Glücks vertrieb für einen Moment ihre schlechte Laune.

„Sie haben dieses Zauber auf die Bedingung gelegt?“ fragte Hermine.

„Ja, und das schon vor vielen Jahren. Mein Mann war ein grausamer Mensch und Draco ist der einzige Mann, den ich immer lieben werde. Für meinen Sohn würde ich alles tun. Ich wollte das er eines Tages glücklich wird. Ich hoffte immer auf eine neue, bessere Zeit und die ist jetzt gekommen. Leider war ich zu blind um zu merken, das Draco's Leben sich von grundauf geändert hat. Mit ihrer Hilfe. Also bitte ich sie nochmals mit ihm zu reden. Geben sie sich und ihrer Beziehung eine zweite Chance.“ Hermine erkannte die Ehrlichkeit in Narzissas Worten.

„Aber ich hab ihn in den letzte Wochen sooft abgewiesen. Und gestern hab ich ihn auch noch angeschriehen. Er wird mich doch garnicht mehr wollen. Das macht kein Mann auf Dauer mit. Es gibt keine Chance mehr.“ sagte Hermine in traurigem Ton.

„Und genau deshalb bitte ich sie darum nochmals mit meinem Sohn zu reden, Miss Granger. Geben sie ihm die Möglichkeit sich zu erklären. Entschuldigen sie mich, aber ich muss los. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.“ und damit stand Narzissa wieder auf und verschwand aus der großen Halle um abzureisen.

Hermine hielt immernoch das Testament in Händen und besah es sich wieder. Das Glücksgefühl war einer erneuten Traurigkeit gewichen. Sie konnte nicht mit Draco reden. Nicht nach der gestrigen Aktion. Der Gedanke, das sie durch die Sache, einen Schritt zu weit gegangen war, hatte sich in ihrem Bewusstsein manifestiert. Er wollte endgültig alles aufklären und sie hatte ihn nicht einmal zu Wort kommen lassen. Es war vorbei.

Zur gleichen Zeit war auch Draco schon unterwegs. Nur hatte dieser eine andere Richtung eingeschlagen. Er hatte ebenso sehr schlecht geschlafen, jedoch aus einem anderen Grund. Draco hatte die ganze Nacht darüber gegrübelt, was er noch machen konnte um Hermine endlich alles erklären zu können. Irgendwann hatte er in seiner Verzweiflung eingesehen, dass er das alleine nicht schaffen würde. Er brauchte Hilfe. Ja, Draco Malfoy brauchte Hilfe. So war er nun auf dem Weg zum Gryffindor-Turm, als er in einem Gang auf die Gruppe zukam. Harry, Ron, Ginny und Neville waren gerade bei einer angeregten Unterhaltung, als er sie ansprach.

„Leute! Ihr müsst mir helfen.“ sagte er in ernstem Ton.

„Wir dir helfen, Malfoy? Nach der Sache mit deiner Verlobten und...“ gab Harry von sich, aber Draco viel ihm ins Wort.

„Lasst es mich wenigstens erklären! Bitte!“ das Erstaunen über das letzte Wort aus Draco's Mund wurde nur noch durch Rons Aussage übertroffen, die er ein paar Momente später machte.

„Na dann fang an.“ sagte er in ruhigem Ton, was ihm die Blicke aller einbrachte.

Diese Stille nutze Draco, nachdem er sich schnell wieder gefasst hatte und erklärte alles. Die Sache mit dem Tod von Lucius, das Testament, das Erbe, die Hochzeit und die Bedingung. Die vier Freunde hörten ihm geduldig zu und unterbrachen ihn nicht.

„...und gestern wollte ich es ihr endlich erklären, aber sie lässt mich nicht mehr an sich ran. Ich hab das doch nicht gewollt und es war auch bestimmt nicht geplant. Ich will sie doch einfach nur zurück, aber ich weiß nicht mehr was ich machen soll.“ sein Besorgnis war deutlich zu hören.

„Ich hab dir doch gesagt, das Worte alleine nichts bei Hermine bringen.“ erwiderte Neville, was ihm einen anerkennenden Blick von Ginny einbrachte.

„Danke, Longbottom. Das baut einen wirklich auf.“

„Aber er hat doch recht.“ sagte nun Ginny. „Du musst etwas machen, das Hermine völlig überrascht und womit sie nicht rechnen würde. Dann ist sie nämlich erstmal sprachlos und du kannst ihr das sagen, was du wolltest.“

„Ach ja, Mini-Weasley? Und was schwebt dir da so vor?“ fragte Draco neugierig.

Daraufhin begann Ginny nachzudenken. „Sag mal, Malfoy, weiß eigentlich noch jemand von euch beiden, außer uns?“ unterbrach sie ihre Gedanken.

„Nein, ich glaub nicht. Wie hatten ja nicht wirklich die Möglichkeit unsere Beziehung richtig auszuleben. Warum?“ gespannt wartete er auf eine Antwort. Nach ein paar weiteren Minuten schien Ginny eine Antwort zu wissen.

„Ich hab da so eine Idee.“ sagte sie mit funkelnden Augen.

In den ersten beiden Stunden hatten sie heute Zaubertränke. Hermine hatte sich einen Platz weit weg von Malfoy gesucht um ihn nicht ansehen zu müssen. Er war nicht beim Frühstück gewesen, was sie erleichterte. Aber im Unterricht hätte er schlecht fehlen können. Sie erwischte sich dabei, wie sie ab und zu zu ihm hinsah. Doch er machte keine Anstalten ihren Blick zu suchen. Ganz im Gegenteil, er schien sie zu ignorieren. Aber was hatte sie auch anderes erwartet. Sie war gerade dabei, ihre Zutaten in den Trank zu geben und bemerkte dabei nicht, wie Neville und Draco einen Blick austauschten, ehe Draco wieder nach vorne sah und Neville Harry und Ron zunickte. Hermines beste Freunde begaben sich in Deckung, als es keine zwei Sekunden später hinter ihr gefährlich zu zischen begann.

Sie drehte sich um und bemerkte, das es in Nevilles Kessel brodelte. Als dann auch noch der ganze Kessel zu wackeln begann, brachten sich alle unter ihren Tischen in Sicherheit, während man Professor Slughorn ein lautes 'In Deckung!' schreien hörte, ehe der Kessel mit einem lauten Knall zersprang. Schlagartig löste sich der Trank in einen gelbem, übelriechenden Rauch auf, der sich rasend schnell im ganzen Schloss zu verbreiten schien und nicht verwehen wollte, sondern immer mehr wurde.
Alle stürmten hinaus und irgendwann verlor Hermine den Blick auf Harry und Ron in der Schülerschaft, die nun aus allen Klassenräumen stürmten. Durch den Nebel, der einen schlimmen Brechreiz hervorrief und die Sicht ziemlich beeinträchtigte, erkannte sie gerade noch so den Weg auf den Innenhof.

Frische Luft. Genau das brauchte sie jetzt. Jedoch war ihr der Gedanke wohl nicht alleine gekommen. Nur ein paar Minuten später hatte sich die Hälfte aller Schüler auch dort eingefunden. Hermine stand genau in der Mitte von allen und versuchte ihre Freunde in der Menge ausfindig zu machen. Das war nicht ganz einfach, doch irgendwo mussten sie sein. Aber was dann geschah, hätte sie nie im Leben geglaubt.

„Hermine!“ rief plötzlich eine ihr bekannte Stimme über den ganzen Innenhof.

Sie drehte sich zur Tür um, aus der sie gekommen war. Zuerst erkannte sie nichts, aber als dann die anderen Schüler vor ihr eine Gasse bildeten, sah sie Draco dort stehen, der sie fixierte. Das Stimmengewirr, das vorher überall zu hören war, war vollkommen verstummt und alle Schüler sahen nun nervös zwischen Draco und Hermine hin und her. Sie konnte sich nicht bewegen und dann kam Draco auch noch schnellen Schrittes auf sie zu.

Sein Gesicht wirkte ausdruckslos, aber er lies sie nicht aus den Augen. Ehe Hermine sich versah, war Draco schon bei ihr angekommen, packte ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie kurz und innig. Sie war so perplex das sie nichts sagen, sich nicht bewegen konnte. Was ging hier nur vor? Draco löste sich wieder von ihr, behielt aber seine Hände weiter auf ihrem Platz.

„Erinnerst du dich noch daran, was du mich damals in der Bibliothek gefragt hast? Was ich will?“ fragte er sie sanft, aber bestimmend. Hermine sah ihn erschrocken an und da sie immernoch unfähig war zu reden, nickte sie nur.

„Ich will drei Dinge! Erstens will ich, das du mir endlich glaubst. Zweitens will ich dich. Und drittens will ich, das du uns nicht aufgibst. Denn wenn du uns nochmal eine Chance gibst, dann lasse ich dich nie mehr gehen!“ er klang viel fester, als er sich fühlte. Weiter ihr Gesicht in den Händen haltend, sah er sie an und wartete auf eine Antwort.

Jetzt erst begriff Hermine langsam was hier geschah. Draco war nicht sauer auf sie, nein wer wollte sie immernoch. Und das gab er sogar, hier vor allen anderen, zu. Wenn sie nicht schon vorher das Testament gesehen hätte und somit wusste, das alles stimmte, hätte sie ihn nun zur Rede gestellt. Aber das war nicht mehr nötig. Der Weg war endlich frei. Sie sah im in die Augen und bemerkte seinen Stimmungswechsel. Sie stand wohl länger als gewollt stumm vor ihm, was er als ein 'Nein' aufzufassen schien.

Und in dem Moment, da Draco seine Hände wieder senkte und sich umdrehen wollte, schlag Hermine ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn stürmisch. Ein paar Sekunden später legte er seine Arme um ihre Taille, zog Hermine so fest wie möglich an sich und erwiderte den Kuss. Das allgemeine Raunen und Flüstern, das durch die Schüler um sie herum ging, wurde von ihrem Freundeskreis unterbrochen. Die standen alle klatschend und jubelnd zusammen und wurden durch Seamus 'Na endlich!' Gebrüll nur noch verstärkt. Nach unzähligen Minuten lösten sich ihre Lippen von einander und Hermine legte ihren Kopf etwas zurück um Draco anzusehen.

„Du lässt mich nie mehr gehen?“ fragte sie mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck.

Sie war sich immernoch nicht sicher, ob das alles nicht doch nur ein Traum war. Aber Draco schenkte ihr ein sanftes lächeln, das sie beruhigte.

„Nie mehr!“ war seine Antwort, bevor ihre Lippen wieder aufeinander trafen.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson

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