Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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*Anna*
KnuddelmuffKnuddelmuff
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Beitrag von *Anna* »

Nachdem ich seeeeeehr lange gelesen habe, kann ich nur sagen WoW!
Mach weiter so!
*HUFFLEPUFF*
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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi Anna,
na, zum Glück bist du jetzt schon bei der FF eingestiegen, denn sie ist "etwas" länger, hat viele Handlungsstränge und ich denke, für jeden ist etwas dabei, weil ich so gut wie alle Charaktere aus den Büchern untergebracht habe. :smile:
Gibt es etwas, das dir bisher besonders gefallen hat?
LG, Muggelchen



025 Stolz und Vorurteil




Nachdem Draco mit Harry drei Stunden über Flüche und Dunkle Künste gesprochen hatte, begab er sich in seine Räume, um den Brief von Susan zu lesen.


„Sehr geehrter Mr. Malfoy,

ich möchte mich bei Ihnen für den netten Abend bedanken. Ich hatte lange keine Gelegenheit mehr gefunden zu tanzen.

Um auf meine Einladung zurückzukommen, so würde ich Sie gern diesen Dienstag zu 20 Uhr in meinem Haus begrüßen. Ich hoffe, Sie finden die Zeit für einen Besuch bei mir.

Mit freundlichen Grüßen,
Susan Bones“


Am Dienstag suchte Draco Severus auf, um ihm Bescheid zu geben, dass er abends bei Miss Bones sein würde.

„Ah, findet das wichtige Gespräch doch statt! Was bringst du ihr mit?“, fragte Severus.
Draco stutzte und sagte einen Moment später gereizt: „Das ist kein Date, Onkel. Warum sollte ich ihr etwas…“
Er wurde unterbrochen, als Severus gelassen klarstellte: „Sie ist deine Gastgeberin. Ich bin mir sicher, dein Vater hat dir beigebracht, welch manierliches Verhalten zu solchen Anlässen erforderlich ist.“ Natürlich hatte sein Vater ihm das beigebracht. Je nachdem, wie gut man eine Dame kannte, brachte man ihr entweder ein kleines Sträußchen, einen Likör oder etwas Süßes mit.

Pünktlich klopfte Draco bei Susan an die Tür und ihm wurde unverzüglich geöffnet. Sie sah nervös aus, bemerkte Draco. „Mr. Malfoy! Schön, dass Sie hier sind! Treten Sie doch ein…“ Wortlos überreichte er ihr einen kleinen Strauß Blumen, den sie dankend annahm.

Er stand eine Weile am Kamin und betrachtete abwesend wirkend das Feuer. Es schien, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Außerdem wirkte er unsicher. Susan ging es am heutigen Abend nicht anders. Sie hatte sich dafür entschieden, dass sie Draco nicht seinem Schicksal überlassen wollte. Heute Abend würde sie es ihm sagen; würde ihm sagen, dass sein Vater durch Gendefekte sein Augenlicht verloren hatte und es sehr wahrscheinlich wäre, dass er später ebenfalls erblinden würde.

Der Gedanke war grauenvoll, mit dieser Kenntnis leben zu müssen, während Draco unbesorgt seiner Wege ging. Wenn Susan in zwanzig Jahren davon erfahren würde, dass auch er langsam erblindete, würde sie sich in Grund und Boden schämen und sich selbst vorhalten müssen, ihn damals nicht gewarnt zu haben. Sie hatte bereits Schuldgefühle für jede Minute, die er nicht bei Spezialisten für genetische Defekte verbrachte.

Aus seinen Gedanken gerissen folgte Draco der sich ihn heranwinkenden Susan in ein gemütliches Wohnzimmer. Er nahm auf dem pflaumenfarbenen Sofa Platz, auf welchem er unbefangen, wie Zuhause, ein Bein auf das Sitzkissen stellte. Susan schien sich von seinem Benehmen nicht gestört zu fühlen und nachdem sie ihm ein Glas mit Met gereicht hatte, setzte sie sich lässig neben ihren Gast.

An dem Met riechend zog Draco die Augenbrauen hoch und sagte schelmisch: „Im Eichenfass gereift! Miss Bones, Sie machen mich sprachlos!“ Er meinte es nett und Susan nahm es so auf.
Lächelnd erwiderte sie: „Ich trinke nicht gern allein, Mr. Malfoy. Aber wenn ich mal nicht allein bin, dann gönne ich mir gern etwas Gutes!“ Sie steckte ihn mit ihrem unbefangenen Lächeln an.

„Sagen Sie, haben Sie schon etwas gegessen?“, fragte sie nach einem Augenblick höflich. Draco nickte. Nachdem er einen Hauch von Enttäuschung in ihrem Gesicht bemerkt hatte, erklärte er: „Was nicht heißt, dass ich nicht noch etwas essen könnte.“
Susan lächelte erfreut und erhob sich, um in die Küche zu gehen, aber an der Tür drehte sie sich zu ihm um. Mit leicht erröteten Wangen sagte sie zurückhaltend: „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es steht Ihnen!“
„Was steht mir?“, fragte Draco verwirrt.
Susan antwortete leise: „Na ja, ich fand Sie immer etwas zu dünn. Sie haben ein wenig zugelegt und ich finde, das steht Ihnen wirklich gut!“

Bevor Draco unüberlegt antworten würde, fragte er sich, was Severus dazu sagen würde. Er hörte die belehrende Stimme seines Patenonkels in seinem inneren Ohr, der sagte: „Das ist ein Kompliment, Draco. Gib eines zurück oder bedank dich dafür!“ Draco sagte lediglich: „Danke…“

Nach dem leckeren Essen und einer erstaunlich lockeren Unterhaltung in der großen Küche begaben sich beide zurück ins Wohnzimmer. Draco starrte Susan an und fragte letztendlich: „Also, was ist so wichtig?“ Susan schluckte.
Sie erklärte im Vorfeld mit bedachter Stimme: „Die Situation ist nicht leicht für mich, Mr. Malfoy, weil ich weiß, dass sie auch für Sie nicht leicht sein wird.“ Sie seufzte.

Nach einem Augenblick sagte sie vorsichtig: „Draco?“ Sie hatte seinen Vornamen benutzt und wartete einen Moment ab, wie er darauf reagieren würde. Draco entschied, dass Miss Bones eine der wenigen war, die er näher an sich heranlassen wollte.
„Susan?“, erwiderte er höflich, um ihr die Erlaubnis zu geben, ihn beim Vornamen nennen zu dürfen.
Sie lächelte erleichtert, aber ihr Lächeln verschwand, als sie sehr ernst sagte: „Draco, ich muss dir etwas sehr, sehr Wichtiges sagen! Es geht um deinen Vater. Ich weiß, was ihm fehlt. Ich kenne seine Krankenakte. Er hat mir allerdings verboten, dir davon zu erzählen, aber ich kann das nicht einfach…“ Susan war so aufgeregt, dass sie kräftig schlucken musste, weil ihr Hals plötzlich so trocken war. Mit zittriger Hand, die an einer Strähne ihres roten Haares spielte, fuhr sie fort: „Ich kann nicht einfach zulassen, dass es dir eines Tages genauso ergehen wird wie ihm.“

Sie gab sich einen Ruck und redete drauf los, bevor ihre Unsicherheit Oberhand gewinnen würde. Sie schilderte ihm alle Einzelheiten über die Erkrankungen seines Vaters und über Jahrhunderte angereicherte Erbkrankheiten in der Familie Malfoy. Es schockte Draco sichtlich zu erfahren, dass mindestens eine von diesen ganzen Krankheiten mit großer Wahrscheinlichkeit später bei ihm ausbrechen würde. Sie erklärte ihm jedoch auch die medizinischen Möglichkeiten, auf die er und sein Vater zurückgreifen könnten.

Es schmerzte sie, sein Gesicht zu sehen, während er kommentarlos und mit abgewandtem Blick ihren Worten lauschte.

Nachdem Susan ihre Ausführung beendet hatte, blickte Draco verstört und aufgewühlt zu Boden. Seine Hand fuhr erst durch sein Haar, ruhte danach auf seiner Stirn und legte sich im Anschluss zittrig über seine Augen. Es war ihm peinlich, dass Susan nicht nur über die gesundheitlichen Probleme seiner Familie so gut unterrichtet war, sondern dass er selbst von diesem „Familienfluch“ überhaupt nichts wusste. Die Malfoys hatten ihre Probleme gekonnt totgeschwiegen. Bei seinem Großvater war es offenbar nur Zufall gewesen, dass dessen Erblindung in die Zeit seines Krankenhausaufenthaltes gefallen war. Es war Draco unangenehm, dass seine Familie, die immer so stolz auf ihr reines Blut gewesen war, genau daran zugrunde zu gehen schien. Und Susan wusste davon. Susan war eine Halbblüterin. Susan…

Abrupt stand Draco auf und ging hinüber zum Kamin. Er blickte ins Feuer und sagte kein Wort, während er eine Hand an die Hüfte stemmte und mit Zeigefinger und Daumen der anderen sich die Mundwinkel rieb. Susan war sehr bewegt. Die Gefühle, die sie seinem Gesicht hatte entnehmen können, während sie ihm alles offenbart hatte, hatten sie tief berührt. Einen Moment lang ließ sie ihn in Ruhe. Sie bewegte sich nicht, sagte nichts und blickte ihn nicht an. Sie bemerkte nur, wie seine Atmung immer aufgeregter wurde.

Es war ihm nicht klar, warum Susan ihm das alles gesagt hatte. Wollte sie ihm vor Augen führen, was für Abfall er und seine reinblütige Familie in Wirklichkeit war? War es ihr eine Genugtuung zu wissen, ihn so tief getroffen zu haben? Wollte sie ihm einfach eins auswischen? Wut stieg in ihm auf, weil er sich betrogen fühlte. Betrogen von seinem Großvater, von seinem Vater… von seiner Mutter? Vielleicht wusste sie überhaupt nichts davon? Das einzige, was Draco noch besaß, war ihm eben genommen worden: sein Stolz!

Er drehte sich abrupt um, so dass Susan erschrocken zusammenfuhr. Seine Gesichtszüge wirkten gequält, weil er Wut und Schmerz unterdrücken wollte. Leise zischelte er: „Und? Sind Sie zufrieden?“ Er wollte wieder Abstand zu ihr gewinnen, indem er sie siezte.
Verdattert schüttelte sie den Kopf und fragte vorsichtig: „Was meinen Sie?“
Draco schnaufte und erklärte: „Sind Sie zufrieden, dass Sie mir endlich für mein Benehmen einen Denkzettel verpassen konnten? Dass Sie mir endlich zeigen können, dass ich nicht besser bin als…“ Vor Wut und Enttäuschung begann sein Körper zu beben.
Susan nutzte die kleine Pause und erklärte ehrlich und mit ruhiger Stimme: „Sie haben einen falschen Eindruck von mir. Es war nicht meine Absicht, Ihnen wehzutun.“
Von lauten Atemgeräuschen unterbrochen, die Schluchzern ähnelten, lachte Draco auf und sagte sarkastisch: „Es macht Ihnen doch Spaß, mir unter die Nase zu reiben, dass ich Dreck bin oder? Ist es das?“
„NEIN!“, brüllte Susan erbost. „Warum denken Sie so von mir? Warum sollte es mir Freude bereiten, anderen Leid zuzufügen? Es tut weh, wirklich weh, dass Sie mich so einschätzen, Mr. Malfoy!“, fügte sie entrüstet und enttäuscht hinzu.

Draco griff nach seinem Umhang und sagte derweil zornig: „Was kümmert es Sie? Was kümmert es Sie überhaupt?“ An der Tür angelangt sagte er mit einem bedrohlichen Zittern in der Stimme: „Halten Sie sich fern von mir!“ Seine eigenen Worte versetzten ihm unerwartet einen Stich im Herzen.

„Eine Sache noch!“, sagte Susan und Draco hielt abrupt inne, drehte sich jedoch nicht zu ihr um. „Ich möchte nur noch, dass Sie wissen…“ Sie wählte andere Worte: „Wenn Ihr Vater erfahren sollte, dass ich Ihnen davon erzählt habe, dann werde ich möglicherweise meinen Job verlieren.“ Er drehte sich zu ihr um, aber bevor er etwas Böses entgegnen konnte, sagte Susan mit bebender Stimme und Zornestränen in den Augen: „Oh nein, ich werde nicht um Ihre Gnade betteln! Ich habe mir vorher sehr genau überlegt, was auf mich zukommen könnte und ich werde die Konsequenzen für mein Handeln tragen. Mir ist völlig gleich, was Sie jetzt tun werden! Verschwinden Sie!“ Wimmernd fügte sie hinzu: „Ich ertrag Sie nicht mehr…“

Sie warf die Tür zu und ließ ihn stehen. Draco lief laut fluchend durch ihren Garten bis vor den Zaun, bevor er sich bereit zum Apparieren machte, doch er zögerte. Meinte sie es wirklich nur gut? Sollte er zurückgehen und sich entschuldigen? Sein Vater würde auf jeden Fall zurückgehen, aber nur aus dem Grund, ihr das Maul zu stopfen, aber er hatte das nicht nötig, denn er hatte sie bereits in der Hand. Ein Wort von ihm und sie hätte einige Probleme am Hals; wäre möglicherweise ihren Job im Ministerium los. Das war der Moment, in welchem Draco stutzig geworden war. Warum hatte sie es ihm überhaupt gesagt, wenn für sie so viel auf dem Spiel stand?

Vor Hogwarts angekommen steuerte er schnurstracks auf die Kerker zu. Erneut wurde er von Wut und Verzweiflung übermannt, als er in Gedanken wiederholte, was sie ihm offenbart hatte. Harry, der gerade von Severus kam, bemerkte, wie Draco durch sein Portrait ging und hastete hinterher. Er wollte ihm seinen fertigen Fragebogen zeigen und noch über ein, zwei Dinge mit ihm reden. Als Harry in dessen Wohnzimmer stand, erschrak er, denn Draco hatte mit einer Hand wütend eine Schale mit Obst vom Tisch gefegt. Bevor er etwas sagen konnte, schlug Draco mit der gleichen Hand einige Flaschen aus einem Regal und fügte sich dabei eine Schnittwunde auf dem Handrücken zu.

Vorsichtig nannte Harry ihn beim Vornamen, aber weil Draco in diesem Moment ein Tintenfass vom Tisch schlug, hörte er ihn nicht. Etwas lauter fragte er besorgt: „Draco, was ist los?“ Draco erschrak. Er hatte nicht bemerkt, dass Harry ihm in sein Zimmer gefolgt war.
„Verschwinde!“, belferte Draco angriffsbereit.
Mutig konterte Harry: „Nein, ich kann dich so nicht allein…“ Doch Draco griff nach seinem Zauberstab und schleuderte Harry einen Fluch entgegen, dem er nur ausweichen konnte, weil er mit einem Hechtsprung hinterm Sofa Schutz suchte. „Hast du einen Knall? Was soll das?“, brüllte Harry sauer, der vorsichtshalber auch seinen Zauberstab zückte.
„Du sollst verschwinden, hab ich gesagt!“, keifte Draco, der sich wieder ohne Zauberstab der weiteren Zerstörung seines Eigentums widmete.

Vorsichtig näherte sich Harry dem Aufgebrachten, aber nicht vorsichtig genug, denn der Blonde schwang herum, nahm Harry am Schlafittchen und presste ihn gegen eine Wand. Auf Dracos beleidigende Worte hörte Harry nicht, denn er war von dem Mienenspiel in dessen Gesicht fasziniert und gleichzeitig berührt. Irgendwas musste Draco widerfahren sein, was ihn so hilflos wütend machte, dachte Harry.

Plötzlich begann Draco mit seinen Fäusten zuzuschlagen, aber Harry konnte ihnen geschickt ausweichen. In einem Moment der Schwäche erwischte er Dracos Arme und drehte sie auf dessen Rücken. Er schwang Draco herum und fixierte den kampfunfähigen und dennoch aggressiven Mann mit seinem eigenen Gewicht zwischen Schrank und Wand. Die beiden jungen Männer sanken nach einer Weile wie in Zeitlupe zu Boden. Mal kniend und mal sitzend ließ er nicht von Draco ab, der noch immer versuchte, sich aus Harrys Griff zu befreien.

Nur langsam beruhigte sich Draco, dessen Schimpftiraden mittlerweile verstummt waren. Als Harry seine Arme nicht los ließ, sie aber nach vorn vor dessen Brust führte, bemerkte er die blutige Hand. Er ließ noch einen Moment vergehen, in welcher er Dracos aufgeregter Atmung lauschte, die nur selten von Schluchzern unterbrochen wurde. Draco wehrte sich nicht mehr und war nun beunruhigend still.

Die blutige Hand inspizierend sagte Harry besorgt: „Das muss gereinigt werden; die Tinte könnte sonst das Blut verunreinigen!“
Mit roten Augen und von Tränen befeuchtetem Gesicht schrie Draco wütend und verzweifelt: „DAZU BRAUCHT ES KEINE TINTE MEHR!“ Dann begann er hoffnungslos zu heulen. Harry wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah. Er hatte Draco bisher nur ein einziges Mal so aufgewühlt gesehen und das war auf einer Mädchentoilette gewesen.

Etwas benommen ließ sich Draco von Harry zum Sofa führen. Ohne ein Wort verließ er den verzweifelten Mann, um ein paar Türen weiter Severus um Hilfe zu bitten.

Am nächsten Morgen war Susan nicht zur Arbeit erschienen. Sie rechnete fest damit, dass Minister Weasley sie im Laufe des Tages mit der Nachricht kontaktieren würde, sie wäre suspendiert oder gekündigt. Sie wartete umsonst.

Für alle Klassenstufen hatte Harry bereits seine Testbögen erstellt. Mit Draco hatte er in den letzten beiden Tage hier und da ein Schwätzchen gehalten, aber über den Vorfall war kein Wort fallengelassen worden. Harry wollte es ihm überlassen, darüber zu reden, wenn er es wollte. Was er mitbekommen hatte war, dass Severus seinen Patensohn dazu gezwungen hatte, jemandem einen Brief mit der Bitte um Entschuldigung zu senden. Harry wollte wie üblich nur den Hund ausführen und betrat deshalb Severus’ Wohnzimmer. Er war Zeuge dessen geworden, wie Severus seinen Zauberstab auf den sitzenden Draco gerichtet hatte. Als wäre an dieser Situation nichts außergewöhnlich, hatte Severus gegrüßt: „Guten Morgen, Kollege! Harry freut sich schon auf etwas Bewegung.“ Derweil hatte er Draco den Zauberstab in den Nacken gepresst, während dieser mit einer Feder auf einem Stück Pergament geschrieben hatte. Die Situation war offensichtlich nicht wirklich bedrohlich gewesen. Es hatte auf Harry eher so gewirkt, als würde Draco in diesem Moment den Druck, den Severus auf ihn ausgeübt hatte, benötigen und sogar befürworten. Als Severus über Dracos Schulter hinweg auf das Pergament geschaute hatte, hatte Harry ihn noch im Hinausgehen Severus hören können: „’Entschuldigung’ wird groß geschrieben. Das Ganze noch ein Mal und in Schönschrift!“

Am nächsten Tag saß Susan in ihrem Büro und rechnete jeden Moment mit einem zornigen Minister. Der kam dann auch gegen Mittag und sagte aufgebracht: „Susan, ich muss dringend mit Ihnen reden!“ Er warf ihr eine Akte auf den Tisch, die ein großes Projekt beinhaltete, welches der Minister so schnell wie möglich beginnen wollte.

„Mr. Weasley, das ist eine Aufgabe, die sehr zeitaufwändig ist!“, sagte Susan erstaunt, als sie Vorschläge für Gesetzesänderungen zum Vorteil von Halbmenschen und Tierwesen beäugte.
Mr. Weasley versicherte: „Ich vertraue Ihnen, dass Sie diese Aufgabe gewissenhaft und gründlich bewältigen. Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren! Das muss so schnell wie möglich in Angriff genommen werden. Ich weiß, dass es nicht zu Ihrem Aufgabenbereich gehört, aber Sie wissen auch, dass das Ministerium seit dem Krieg nicht mehr vollständig besetzt ist. Die Einstellungsgespräche sind sehr zeitraubend, weil wir nicht versehentlich einen von diesen Radikalen anstellen wollen.“

Susan schluckte. Würde sie mit dieser Arbeit beginnen und sie nicht zu Ende bringen können, weil Lucius Malfoy ihr dazwischen funken würde, müsste ein anderer Mitarbeiter noch einmal von vorn beginnen. Das konnte sie Mr. Weasley doch nicht antun. Mit sich selbst ringend überlegte sie, ob sie ihm von sich aus erklären sollte, was sie getan hatte. Es blieb keine Zeit, denn Mr. Weasley wartete auf eine Antwort und die gab sie ihm mit verhaltener Stimme: „Ich kann das nicht machen! Ich befürchte, dass ich die Aufgabe nicht beenden werde.“

Verdutzt schaute Mr. Weasley in Susans abgeschlagen wirkendes Gesicht. Es schien, als hätte sie lange Zeit geweint, weswegen er mit leiser Stimme fragte: „Warum nicht? Geht es Ihnen nicht gut? Sie sind die Einzige, der ich das zutraue! Warum…?“ Susan überlegte nochmals, welche Möglichkeiten ihr offen standen. Sollte sie ihm sagen, dass sie einen Fehler gemacht hatte oder sollte sie lieber…
„Ich kündige“, sagte Susan resignierend.

Ungläubig starrte Mr. Weasley auf Susan, die bereits den Kopf hängen ließ. Mit väterlich vertrauter Stimme fragte der Minister: „Aber warum? Susan, sagen Sie mir, was Ihnen zu schaffen macht! Brauchen Sie Urlaub? Sie haben sich gestern bereits krank gemeldet. Vielleicht sollten Sie eine Woche…“
Susan schluchzte und erklärte: „Ich bin nicht vertrauenswürdig. Ich habe einen Fehler gemacht und ich hab es absichtlich gemacht!“ Sie erklärte ihm, dass sie unberechtigterweise Malfoys Krankenakte eingesehen und diese persönlichen Informationen an dessen Sohn weitergegeben hatte. „Es wird rauskommen und dann müssen Sie mich eh feuern“, sagte sie unverständlich, weil sie ihr Gesicht in den Händen vergrub.

Mr. Weasley konnte ihren Standpunkt nachvollziehen. Natürlich war er gezwungen, gegen ihren Verstoß vorzugehen und wenn er sich recht entsann, müsste er sie dafür tatsächlich kündigen. Mit steinerner Miene sagte Mr. Weasley: „Susan, Sie haben mich damit in eine missliche Lage gebracht.“ Während sie schluchzte, ging er in ihrem Büro aufgebracht und nachdenklich auf und ab.

Sich ein Herz nehmend sagte Mr. Weasley: „Beruhigen Sie sich! Bisher hat Mr. Malfoy nichts unternommen. Dieses Gespräch zwischen uns hat nie stattgefunden, verstehen Sie?“ Susan nickte.
Mr. Weasley begab sich zur Tür. Er wandte sich noch einmal um und sagte mit trauriger Miene: „Bringen Sie die Akte bitte zu Shacklebolt. Er soll sich um die Gesetzestexte kümmern!“ Damit verließ er ihr Büro.

Spät am Abend, als Susan bereits ihre Tasche packte, kam Mr. Weasley erneut in ihr Büro. Er legte ihr eine andere Akte mit den Worten auf ihren Tisch: „Das ist Ihre neue Aufgabe. Nehmen Sie die Akte mit nachhause! Ich möchte, dass Sie sofort damit beginnen!“ Er lächelte freundlich, wünschte einen guten Abend und verließ eine leicht verwirrte Susan.

Neugierig legte sie ihre Handtasche auf den Schreibtisch, nahm Platz und öffnete die Akte. Die Überschrift lautete:

„Bericht über die Auswirkung von Reinblüterverbindungen, daraus resultierende Genveränderungen und therapeutischer Maßnahmen zur Verhinderung von körperlichen und magischen Veränderungen“

Als sie einen Notizzettel mit Mr. Weasleys Handschrift fand, auf dem stand „Beginnen Sie doch bitte mit der Akte Malfoy“, da lachte Susan erleichtert auf. Sie hatte nun eine offizielle Erlaubnis, Malfoys Krankenakte einzusehen. Nur die Tatsache, dass sie diese vertraulichen Informationen an Draco weitergereicht hatte, stellte noch ein Problem dar. Lucius wusste davon nichts, aber wenn Draco es ihm sagen würde, wäre ihr Job weiterhin in Gefahr.

Sie packte sich nicht nur seine Akte ein, sondern auch die von ein paar andere Reinblutfamilien. Mit ihrem Zauberstab verkleinerte sie den Aktenberg magisch und steckte sich das ganze Bündel in die Tasche. So voll bepackt nutzte Susan einen Kamin in der Vorhalle des Ministeriums, um direkt nach Hause zu gelangen. Insgeheim machte sie sich natürlich immer noch Vorwürfe darüber, was sie getan hatte. Nur dem Umstand, dass es Mr. Weasley war, der nun den Posten des Zaubereiministers innehatte, war es zu verdanken, dass man sie nicht versetzt oder gar gefeuert hatte. Ihren Job zu verlieren wäre jedoch für sie nicht von Belang gewesen. Susan hatte getan, was sie glaubte, tun zu müssen. Dracos Zukunft war das allemal wert, auch wenn der Abend mit ihm nicht ganz so verlaufen war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Aber was soll’s, schalt sie sich selbst. Hatte sie wirklich geglaubt, Draco hätte sich geändert? Vielleicht hätte sie einfach noch etwas warten sollen, bevor sie ihm diese Eröffnung machte, doch warten konnte sie einfach nicht. Wie viele andere hatten schon zu lang gewartet? Wie vielen konnte man nicht mehr helfen? Jetzt wusste er es wenigstens. Seine Reaktion hatte ihr zumindest gezeigt, dass er die Sache ernst genommen hatte, es aber einfach nicht wahrhaben wollte. Wie der Vater, so der Sohn. Deshalb hatte er sie auch so beschimpft.

Wie hätte sie wohl reagiert, wenn jemand dahergekommen wäre und behauptet hätte, dass ihre Familie durch Cousinenheiraten verdorbenes Blut haben würde? Susan redete sich ein, dass er einfach ein wenig Zeit für sich selbst brauchen würde, um über die Situation nachzudenken. Weil sie ihn nicht so gut kannte, konnte sie überhaupt nicht einschätzen, wie er nun handeln würde, was sie weiterhin um ihre Anstellung bangen ließ.

Als Susan die Akten aus der Tasche zog und sie wieder in ihren Originalzustand zurückversetzte, flatterte eine Eule zu ihr ins Zimmer. Sie nahm den Brief aus dem Schnabel und belohnte sie mit einem Eulenkeks. Auf der Rückseite des Briefes erblickte sie das Siegel der Malfoys, weswegen sie ihn mit zittrigen Händen beiseite legte. Mehr Beschimpfungen ertrug sie nicht mehr. Vielleicht war es jedoch ein Brief von Lucius, der bereits von seinem Sohn informiert worden war und nun auf Rache sann – sie möglicherweise sogar zu erpressen versuchte. Er hatte bestimmt noch einige mächtige Freunde im Ministerium, die ihr gehörige Schwierigkeiten machen könnten und das, obwohl Mr. Weasley die Angelegenheit nun zur Chefsache erklärt hatte.

Spät in der Nacht siegte jedoch die Neugier und Susan wagte es, den Brief zu öffnen. Sie las:


„Sehr geehrte Miss Bones,

nachdem ich die Geschehnisse des Abends bei Ihnen noch einmal Revue passieren ließ, bin ich zu der Einsicht gelangt, dass mein Verhalten Ihnen gegenüber äußerst inadäquat war.

Erst jetzt hat sich mir eröffnet, in was Sie mich eingeweiht haben; was Sie für Risiken auf sich genommen haben, nur um mir diese beunruhigende Situation anzuvertrauen. Seien Sie versichert, dass ich Ihre Anstrengungen schätze und zweifelsohne diskret behandeln werde.

Für mein Verhalten bitte ich Sie vielmals um Entschuldigung.

Mit freundlichem Gruß,
Draco Malfoy“


Susan las den Brief mehrmals, bevor ihr klar wurde, dass er sich nicht nur entschuldigt hatte, sondern gleichzeitig versicherte, niemandem etwas über diesen Abend zu sagen. Erleichtert atmete sie aus und schloss die Augen. Ihr Job war außer Gefahr.

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

026 Vom wilden Affen gebissen




Den Abend im Fuchsbau kurz vor Weihnachten hatte Luna so schnell nicht vergessen können. Während alle anderen Harry bemitleidet hatten, weil der zusammengekauert und ängstlich auf dem Boden gesessen hatte, musste sie darüber nachdenken, warum es ihr bekannt vorkam, dass er niemanden hatte sehen können. Das Problem, mit dem ihr Freund Harry zu kämpfen hatte, war ihr nicht fremd. Sie fragte sich, ob sie darüber womöglich gelesen hatte. Hatte sie eventuell über so ein Thema etwas im Klitterer gesehen? Da es ihr bis jetzt keine Ruhe gelassen hatte, wandte sich Luna in dieser Angelegenheit an ihren Vater.

Am Mittag öffnete Harry einen Brief von Luna. Sie bat ihn, heute Abend für ein oder zwei Stündchen bei ihr vorbeizuschauen. Neville wäre auch dabei, schrieb sie. Die Vorbereitungen für die Schule hatte Harry zwar noch nicht beendet, aber durch das Flohnetz oder per Apparation war es zeitsparend, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen.

Die Sonne war noch nicht untergegangen, da stand Harry das erste Mal vor dem Anwesen der Lovegoods, welches gar nicht so weit vom Fuchsbau entfernt lag. Ein Mann mit schrägem Lächeln und Glupschaugen öffnete ihm. Unverkennbar war er Lunas Vater. Äußerst freundlich und überhaupt nicht aufdringlich, wie Harry es von der Presse gewohnt war, bat Mr. Lovegood den prominenten Besuch herein. Luna kam derweil die Treppe hinuntergerannt und begrüßte Harry verträumt mit den Worten: „Manch einer sieht nicht, was sich ihm offenbart, andere hingegen erspähen, was im Verborgenen liegt!“
Von ihrer Andersartigkeit nicht aus dem Konzept gebracht grüßte Harry lächelnd zurück: „Dir auch einen schönen Abend, Luna!“

Neville, Luna und Harry machten es sich am Küchentisch gemütlich. Sie hielt Harry eine fünfzehn Jahre alte Ausgabe vom Klitterer unter die Nase und sagte lächelnd, ohne ihn anzusehen: „Seite drei!“ Harry las die Überschrift auf Seite drei. Es war ein Artikel über Merlin. Teilweise war er historisch gut recherchiert, weswegen die Inhalte, die man unter Spinnerei abhaken konnte, anfangs nicht sofort ins Auge stachen.

„Luna, ich finde das wirklich nett, dass du jetzt auch noch recherchierst, aber ich denke nicht, dass das hier…“, sagte Harry, als er von Luna unterbrochen wurde.
„Der Artikel mag etwas kreativ verfasst worden sein, aber lies den letzten Satz noch einmal“, bat Luna.
Seufzend las Harry den letzten Satz laut vor: „Quelle dieses Artikels sind die zwölf Briefe der Hellseherin Cassandra Trelawney.“
Bevor Harry etwas sagen konnte, erklärte Luna: „Und natürlich hab ich mir die zwölf Briefe besorgt. Die gibt es als Buch, weißt du! Aber man kann es nirgends legal kaufen. Es war nicht leicht, da ranzukommen, denn es steht etwas sehr Ausführliches über Horkruxe drin. Natürlich will das Ministerium nicht, dass über solche Themen berichtet wird. Aber was dort noch alles drin steht… Komm Harry, ich zeig dir das Buch.“

In Lunas Zimmer im ersten Stock angekommen suchte sie das Buch, das sie vor lauter Zerstreutheit verlegt zu haben schien. In der Zwischenzeit unterhielt sich Harry locker mit Neville, während er ihr Zimmer betrachtete. Auf einer Kommode lag Lunas Kette aus Butterbierkronkorken. Rechts von der Kommode, in einer Ecke des Zimmers, stand ein riesiger Käfig, der bis unter die Decke reichte. Neugierig näherte sich Harry dem Käfig und inspizierte das Tier darin. Er hatte so eine Kreatur noch nie gesehen.

Zitternd kauerte eine Art Äffchen in der Ecke des Käfigs, welches Harry verschreckt anblickte. Er kniete sich nieder und betrachtete den Affen. Die langen Haare des Tieres waren bräunlich und silberfarben. Ein kleiner, weißer Streifen zeichnete sich mit kurzen Unterbrechungen auf dem Rücken entlang. Das niedliche Gesicht war mit schwarzen und weißen Linien durchzogen und ähnlich wie bei einem Waschbären waren die Partien um die Knopfaugen schwarz umrandet. Die Augen konnte man unter den seidigen Haaren kaum sehen. Der buschige Schwanz, viel länger als der Affe selbst, zuckte nervös wie der einer Katze, die geduldig einem Vogel auf der Lauer lag.

Das Äffchen gab keinen Mucks von sich, denn es schien sich vor Harry zu fürchten. „Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben!“, sagte Harry mit zarter Stimme. Neville, der neben Harry kniete, blickte seinen Freund für einen Moment mit weit aufgerissenen Augen an.

Luna schaute nur kurz über die Schulter zu Harry hinüber und sah die beiden jungen Männer lediglich am Käfig hocken. Sie erklärte gleich darauf, während sie eine Schublade durchsuchte: „Den hat mir mein Vater geschenkt. Ich habe ihn Racker genannt.“
Harry lachte kurz auf, hielt sich dann aber zurück, weil das Äffchen zusammengezuckt war. Dann fragte er: „Wieso Racker?“
Sie hatte das Buch endlich gefunden und sagte, während sie auf Harry zukam: „Weil der so viel Unsinn anstellt, wenn er aus“, sie erreichte Harry und Neville, blickte einmal in den Käfig und bekam noch größeren Augen, als sie eh schon hatte, bevor sie ihren Satz beendete, „dem Käfig gelassen wird. Hast du so ein Tier schon einmal gesehen, Harry?“
„Nein, was ist das für eins?“, fragte er sofort zurück.
Luna antwortete nicht, sondern sie forderte: „Beschreib mir, wie er aussieht!“

Manchmal war Luna komisch drauf, dachte Harry und deshalb beschrieb er das Aussehen des Äffchens ohne Murren und beendete seine Ausführungen mit den Worten: „…und am Rücken hat er einen dünnen, weißen Streifen, der zwei Mal unterbrochen ist. Aber wieso sollte ich ihn beschreiben?“
Luna lächelte ihn nur verträumt an. Sie griff in eine kleine Kiste, öffnete eine Dose und hielt Harry eine Heuschrecke entgegen. „Gib ihm das, die mag er!“, sagte sie freudestrahlend. Mit etwas Ekel nahm Harry die dicke, zappelnde Heuschrecke und reichte sie durch das Gitter.
„Komm schon, die magst du doch“, sagte Harry mit leiser, ruhiger Stimme. Nach wenigen Minuten griff der Affe scheu zu. Laut schmatzend vertilgte er das Insekt.
Fragend blickte Harry zu Luna auf, die mit gedankenverlorenem Blick in den Käfig starrte und abwesend wirkend erklärte: „Jetzt seh ich ihn auch wieder!“

„Ich schwöre, Harry! Ich hab ihn nicht gesehen. Erst, nachdem er die Heuschrecke gefressen hat!“, versicherte Neville seinem Freund, nachdem sich Harry auf Lunas Bett hatte setzen müssen.
Mit zitternden Händen fasste Harry sich an die Stirn, als er sagte: „Ich glaub es nicht. Ihr beide habt den Affen nicht gesehen, bevor ich ihm… Ich glaub das nicht! Was für ein Tier ist das?“
Luna legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und erklärte: „Das ist ein Demiguise. Sagt dir das was?“ Harry schüttelte den Kopf, so dass Luna fortfuhr: „Aus den Haaren dieser Affen macht man unter anderem auch Tarnumhänge, Harry. So einen, wie du hast. Die Äffchen sind sehr scheu. Sie machen sich unsichtbar, wenn sie sich bedroht fühlen. Zu meinem Vater, Neville und mir hat er Vertrauen, aber dich kannte er nicht, weswegen er sich getarnt hat.“
Harry schluckte, bevor er wiederholte: „Ich habe also diesen Affen trotz seiner Tarnung gesehen! Ich habe einen Affen gesehen, den niemand sonst sehen konnte? Ich fass es nicht…“

Mit dieser neuen Erkenntnis und dem Buch mit dem Titel „Die zwölf Briefe der Cassandra Trelawney“, in welches er selbst vor lauter Aufregung keinen einzigen Blick geworfen hatte, machte sich Harry auf den Weg nach Hogwarts und er marschierte geradewegs zu Severus. Er erzählte ihm aufgelöst von dem Erlebnis mit dem unsichtbaren Affen, den er sehen konnte.

Severus unterbrach Harry kein einziges Mal, aber als sein Kollege fertig war, presste er wütend die Lippen zusammen, bevor er mit sich selbst schimpfte: „Dann kann ich Miss Granger gleich wieder mit ihrer Recherche zurückpfeifen. Ihr Problem, Harry, scheint sich in einer völlig anderen Dimension zu bewegen. Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand einen sich tarnenden Demiguise sehen konnte. Noch nie!“ Severus seufzte.
Er wirkte ein wenig verzweifelt, weswegen Harry besorgt fragte: „Denken Sie, das könnte etwas Schlimmes sein?“ Severus antwortete nicht. „So schlimm also…?“, fragte Harry nach einer Weile verbittert.
„Ach, reden Sie keinen Stuss, Harry. Ich habe nicht geantwortet, weil ich keine Antwort auf Ihre Frage habe!“, gab Severus etwas barsch klingend zu.
„Vielleicht hilft Ihnen ja das Buch, das Luna mir gegeben hat?“, hoffte Harry, der das Buch vor Severus auf den Tisch legte.
Sein älterer Kollege hob die Augenbrauen, als er den Namen der Autorin las und bekannte murmelnd: „Wahrsagen war nie mein Fach.“ Harry grinste, als er dem zustimmte.

„Harry, ich möchte, dass Sie Tagebuch führen!“, sagte Severus völlig überraschend. Harrys fragendem Blick erklärte Severus: „Nicht, weil dieser Heiler das empfohlen hat, sondern weil Ihr Problem, Ihre Fähigkeit oder das Phänomen, wie immer man das nennen mag, ganz offensichtlich mit Emotionen zu tun hat. Sie müssen es nicht ausführlich halten. Nur stichpunktartig und regelmäßig, über den Tag verteilt, selbst wenn Ihnen etwas nicht wichtig vorkommt. Notieren Sie sich, was Ihnen Sorgen bereitet oder worüber Sie sich freuen. Vielleicht könnte man so herausbekommen, ob Sie dieses Phänomen irgendwann bewusst lenken können, verstehen Sie? Vielleicht sind Sie irgendwann in der Lage, diese Sache zu kontrollieren, wenn ich auch nicht sicher bin, warum es nützlich sein sollte, Personen nicht mehr zu sehen.“

„Sie glauben tatsächlich, ich könnte das eines Tages kontrollieren?“, fragte Harry einen Moment später verdattert nach.
Sich ganz offensichtlich einen Scherz draus machend erwiderte Severus: „Möglicherweise schon, aber wenn ich mir Ihre Lernfähigkeit im Bereich der Okklumentik ins Gedächtnis zurückrufe, dann bezweifle ich das eher.“
Sich verteidigend sagte Harry: „Hey, ich hab Okklumentik im Griff! Ich hab’s mir selbst beigebracht, nachdem Sie aufgehört haben…“

Nicht noch einmal wollte Harry an den Tag erinnern, an welchem er in Snapes Denkarium geschaut hatte, weshalb er den Satz nicht beendet hatte.

„Sie beherrschen Okklumentik? Und Sie möchten sich das allein beigebracht haben? Das will ich sehen!“, sagte Severus mit einem aufgeweckten Leuchten in den Augen. In nur wenigen Sekunden hatte er seinen Zauberstab gezogen, ihn auf Harry gerichtet und gesagt: „Legilimens!“

Das Überraschungsmoment lag voll und ganz auf Severus’ Seite. Er hatte Harrys Gedanken betreten und wuselte schnell in dessen Kopf hin und her. Harry war ihm auf der Spur, um ihn hinauszuwerfen. Es war nur ein Spiel, denn Harry bemerkte, dass Severus nie lang genug in einer Erinnerung verweilte, um etwas in Erfahrung zu bringen. Überall und nirgends schaute sein Kollege hinein. Glücklicherweise war keine einzige Erinnerung dabei, die Harry im Nachhinein unangenehm sein könnte.

Einige Momente der Ordensverleihung rückten plötzlich in den Vordergrund, denn dort hielt sich Severus momentan auf. Der Augenblick, indem Harry während seiner Rede betrübt zu Ginny hinunterblickte war der Augenblick, in welchem er Severus erwischte und nach draußen drängte. Ohne es zu bemerken, drängte Harry seinen Kollegen so weit zurück, dass er sich selbst in Severus’ Gedankenwelt wiederfand. Er sah einen weinenden Draco und einen tröstenden Severus, der die Wunde an dessen Hand mit Salbe einrieb. Er erblickte Dracos gequältes, verweintes Gesicht, das so viel Kummer und Hoffnungslosigkeit widerspiegelte. Dann hörte er ihn flüstern: „Mein Blut ist verdorben, Severus… Ich bin überhaupt nichts wert! Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr…“

Dieses Mal war es Harry, der hinausgeworfen wurde und zwar mit solch einer Wucht, dass er rücklings auf den Boden fiel. Severus half ihm etwas zu abrupt auf, denn er schien sehr wütend zu sein. Hastig atmend versicherte Harry ihm, während er seine Hände auf Severus Oberarme legte: „Tut mir Leid. Sie waren so flink…“ Harry wollte es erklären, denn dieser Vorfall sollte nicht zwischen ihm und Severus stehen, deshalb sagte er: „Als ich Sie endlich erwischt habe, habe ich Sie mit solcher Kraft aus meinem Kopf gejagt, dass ich mit in Ihren hineingefallen bin. Ich… Bitte glauben Sie mir, das war keine Absicht. Ich werde das, was ich gesehen habe, natürlich für mich behalten!“ Nach einem kurzen Moment löste Severus seinen Griff an Harrys Umhang und nickte zuversichtlich.

Nachdem Harry gegangen war, setzte sich Severus an seinen Schreibtisch. Auch wenn er wenig mit dem Fach Wahrsagen oder seiner Kollegin Sibyll Trelawney anfangen konnte, so machte ihn der Inhalt des Buches, welches Harry ihm dagelassen hatte, doch neugierig.

Es handelte sich bei den zwölf Briefen nicht um Korrespondenz, sondern um Abhandlungen, die die bekannte Seherin verfasst hatte. Cassandra Trelawney hatte für die Nachwelt über zwölf unterschiedliche, magische Besonderheiten, Gaben oder Fähigkeiten berichtet. Die zwölf Gaben waren von ihr offenbar genau recherchiert worden.

Das erste Kapitel trug die Überschrift „Parselmünder“ und beinhaltete auch Aufzählungen verschiedener Personen, die die Schlangensprache in den letzten Jahrhunderten beherrscht hatten – das waren sehr wenige.

„Horkruxe – Seelenspaltung“ stellte den Titel des zweiten Kapitels dar. Diese Cassandra hatte wirklich Mut gehabt, über so etwas zu schreiben, dachte Severus. Diesen Abschnitt könnte man fast schon als Anleitung für die Herstellung von Horkruxen bezeichnen. Kein Wunder, dass er nie von diesem alten Buch gehört hatte. Es stand aufgrund dieses Inhalts mit Sicherheit auf der schwarzen Liste des Ministeriums.

Die Überschrift des dritten Kapitels lautete „Wissen“. Severus las sich etwas ein und bekam ganz plötzlich eine Assoziation zu Albus. Dinge plötzlich zu wissen, die dazu noch wahr waren… Albus schien, wie die im Buch beschriebenen Personen, ebenfalls einfach Dinge zu wissen, weswegen ihn selten etwas zu überraschen schien. Diese Gabe war nicht mit Hellsehen zu verwechseln, denn man bekam keine Visionen und man verfiel auch nicht in Trance. Man wusste einfach Dinge. Grindelwald war offenbar auch eine jener Personen gewesen, die manchmal über Wissen verfügt hatten. Trelawney schrieb, dass nicht einmal Merlin einen Weg gefunden hätte, diese Fähigkeit zu kontrollieren. Das Wissen würde einfach kommen, wie es wollte.

Das vierte Kapitel war offenbar jenes, welchem Miss Lovegood besonderes Augenmerk geschenkt hatte. Das Wort „Sehen“ stand ganz groß als Überschrift auf der Seite. Gleich darunter las Severus kleingedruckt „nicht zu verwechseln mit hellsehen/wahrsagen“. Während des Sehens verfiel man ebenfalls nicht in Trance, aber die Umgebung oder die Situation veränderte sich, ganz so als würde man sich in einer Parallelwelt bewegen. Die eigene Magie würde die Sichtweise des Zauberers verändern.

In der Erwähnung über Merlin, der des Sehens fähig gewesen sein sollte, nannte Cassandra ein Zitat des großen Magiers, welches offenbar auf diese Gabe zu münzen war. Es lautete: „Manch einer sieht nicht, was sich ihm offenbart, andere hingegen erspähen, was im Verborgenen liegt!“ Der erste Satzteil beschrieb Harrys erstes Problem, nämlich Personen nicht mehr sehen zu können, obwohl sie da waren. Den zweiten Teil des Satzes konnte Severus auf Harrys Erlebnis mit dem Demiguise beziehen, denn Harry hatte ihn sehen können, ohne dass dieser für andere sichtbar gewesen war. Über diese Fähigkeit verfügte laut Cassandra angeblich nicht nur Merlin, sondern auch Dumbledore. „Dieser alte…“, murmelte Severus gnatzig, riss sich jedoch zusammen. Er ahnte, dass Albus wahrscheinlich längst davon Kenntnis hatte, dass er in diesem Buch blätterte und seine Schlüsse über den Direktor zog. Er ging davon aus, dass Albus mit seinem fortgeschrittenen Alter mittlerweile sehr wohl diese Gabe zu lenken vermochte. Allerdings würde der Direktor Harry sicherlich längst helfen, wenn er die Not dazu sehen würde, aber obwohl er von Harrys Problem wusste, hatte er bisher nichts unternommen. Vielleicht konnte er auch gar nicht helfen und überließ die Arbeit daher anderen.

Nur aus Neugierde blätterte Severus weiter. Eine weitere Gabe wäre die, mit Tieren sprechen zu können. Anders als bei Parselmündern würden diejenigen, die über diese Gabe verfügen sollten, mit allen Tieren kommunizieren können. Allerdings schilderte Cassandra hier nur sehr vage historische Begebenheiten und nannte nur zwei Beispiele von Menschen, die dazu in der Lage gewesen sein sollten. Einer war ein für Severus völlig unbekannter Zauberer und der andere soll ein Muggel mit dem Namen Franz von Assisi gewesen sein, der seine Fähigkeit vor seinen Mitmuggeln hatte geheim halten müssen.

Eine andere Gabe, die auch unter Muggeln vorkommen sollte, wenn bei denen auch niemals wissentlich oder gesteuert, sollte das „Doppelgängertum“ darstellen. Man könnte, sollte man über diese seltene Gabe verfügen, Körper und Seele duplizieren, um an zwei Orten gleichzeitig aufzutauchen. Dies gehörte, anders als bei Horkruxen, wo man die Seele nicht reproduzierte, sondern aufspaltete, nicht den schwarzmagischen Machenschaften an. Allerdings schilderte Cassandra im gleichen Absatz von der tragischen Geschichte einer jungen Hexe, die sich mit ihrer eigenen Doppelgängerin nicht mehr hatte vereinen können und fortan mit ihr als Zwillingsschwester gelebt haben sollte, ohne jemals wieder von ihrer Gabe Gebrauch zu machen.

Alles in allem zählte Cassandra Trelawney die zwölf seltensten Besonderheiten auf, die bisher in der Zauberergesellschaft aufgetreten waren und weiterhin auftreten könnten. Besonderheiten, die man nicht erlernen konnte, denn sie fielen einem aus einer Laune der Natur einfach in den Schoß.

Am Frühstückstisch in der großen Halle unterhielten sich Harry und Draco recht ungezwungen miteinander, was Severus still begrüßte. Nachdem Harry seinen Bissen hinuntergeschluckt hatte, fragte er: „Sag mal, machst du eigentlich auch die Aufbauklasse mit?“
Draco sah ihn verachtend an und erklärte hochnäsig: „Ich denke nicht, dass ich das nötig habe!“
Nicht aufgebend fragte Harry: „Aber die Siebte holst du nach oder?“
Genervt warf Draco sein Messer auf den Teller, als er spöttisch entgegnete: „Für die Schule bin ich zu alt! Ich könnte mir eher vorstellen, als Lehrer hier anzufangen.“

Bei diesem Satz horchte Severus auf. Er wandte sich an Draco und sagte, so dass Albus und Minerva, die neben ihm saßen, es ebenfalls hören konnten: „Das, Mr. Malfoy, wäre nur möglich, wenn Sie einen Schulabschluss nachweisen können!“
Minerva spottete: „Selbst Lockhart hatte einen; man mag es kaum glauben.“ Man hatte Draco auf dem falschen Fuß erwischt, denn er schnaufte einmal wütend, warf seine Serviette auf den Teller und verließ stürmisch die große Halle.

Verdutzt schaute Harry ihm nach, bis Draco die Tür hinter sich geschlossen hatte. An Severus und Minerva gewandt sagte Harry vorwurfsvoll: „Oh, vielen Dank auch! Das haben Sie ja prima hinbekommen.“ Minerva war sich keiner Schuld bewusst, doch Severus’ Miene trübte sich, als er Harry hinterherblickte, der nun Draco nachging.

Auf dem Flur sah Harry, wie Draco hinten im Gang mit jemandem zusammengestoßen war. Der ansonsten gleichgültig handelnde Slytherin hob daraufhin etwas vom Boden auf, drückte es der Person, die er angerempelt hatte, recht forsch in die Hand, bevor er sich kopfnickend verabschiedete und um die Ecke bog. Harry kam der Person näher und grüßte, nachdem er sie erkannt hatte: „Ginny? Was machst du denn hier?“

Fassungslos schaute Ginny gerade noch Draco hinterher, bevor sie sich zu Harry umdrehte. Als sie ihm in die Augen blickte, bemerkte er für einen Moment etwas in ihnen, was ihm das Herz ganz schwer machte, doch dann lächelte sie, als sie fröhlich grüßte: „Harry! Ich wollte dich gerade besuchen! Sag mal, war das eben wirklich Malfoy?“ Sie blickte demonstrativ in die Richtung, in die Draco verschwunden war.
Grinsend bestätigte Harry: „Ja, warum?“ Sie erklärte, dass er sie angerempelt hatte und sie daraufhin ihre Unterlagen fallen gelassen hatte. Anstatt, wie sie erwartet hatte, sie zu beschimpfen und einfach zu gehen, hatte er sie knapp gegrüßt, ihre Mappen aufgehoben und sich wortlos verabschiedet.
„Das war etwas befremdlich, ihn mal in gewisser Weise höflich zu erleben!“, sagte Ginny abschließend mit einem Lächeln auf den Lippen.

Wenn der Rest der Weasleys nicht um ihn herum war, schien er mit Ginny weit weniger locker umgehen zu können als sonst. Etwas befangen fragte er formell nach ihrem Wohlergehen. Er kam sich mit seiner Art jedoch reichlich oberflächlich vor, weswegen er etwas lockerer fragte: „Warum bist du eigentlich hier?“
Ginny strahlte über beide Ohren und erklärte: „Ich war vor dem Frühstück bei Dumbledore und wollte ihn danach nochmal was fragen. Du weißt ja, dass ich das siebte Schuljahr nicht zu Ende gemacht habe. Dein Jahrgang war der letzte in Hogwarts gewesen.“

Einerseits war Harry froh zu erfahren, dass Ginny ab September seine Schülerin sein würde und er Zeit mit ihr verbringen könnte. Andererseits ahnte er, dass es ihn viel Kraft kosten würde, sich ihr nicht ganz so zu nähern, wie er es sich eigentlich wünschte. Die beiden hatten sich damals trennen müssen, noch bevor sie wirklich zueinander gefunden hatten. Ginny hatte danach ihre Ziele verfolgt und er die seinen. Während sie Beziehungen eingegangen war, hatte er für die Vernichtung von Voldemort gelernt. Sie führte ihr Leben und er das seine – seit Jahren.

Um die unangenehme Stille zu durchbrechen, fragte Harry neugierig und schmunzelnd: „Die Aufbauklassen fangen doch erst nächste Woche an und nicht jeder Schüler muss persönlich mit Dumbledore reden.“ Ginny nickte, während ihr Lächeln langsam verblasste.
Nachdem es endgültig aus ihrem Gesicht verschwunden war, blickte sie ihn mit trauriger Miene an und erklärte leise und zögernd: „Ich hab mit ihm gesprochen, weil ich“, sie schluckte, „schwanger bin. Ich wollte wissen, ob Madam Pomfrey… Na ja, ob ich es Ende August hier bekommen kann und dann vielleicht mein siebtes Schuljahr über mit dem Kind hier bleiben könnte.“
Zuletzt geändert von Muggelchen am 14.01.2010 02:12, insgesamt 1-mal geändert.

Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hey- ich find deine Geschichte richtig klasse! Überaus einfallsreich, schön geschrieben und mal etwas sehr Anderes! Außerdem freut es mich, zu sehen, dass du sehr regelmäßig weiterschreibst- das lässt mich hoffen, dass die Geschichte auch in Zukunft zügig weitergeht und nicht zwischendrin endet- das wär wirklicht toll! :wink:
Aber Ginny- schwanger?! Ach herrje. Ich dachte eigentlich, die kommen wieder zusammen... Dürfte jetzt wohl schwierig werden. Bin aber gespannt, was du draus machst!
Liebe Grüße!

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi Jupiter,
danke, dass du dir die Zeit genommen hast, einen Kommentar zu hinterlassen. Über dein Lob freue ich mich wirklich sehr! :D Anders ist die Geschichte, weil ich wirklich nur ein Abenteuer mit Harry & Co. schreiben wollte und nicht etwa einen alternativen Band 7 - das kam zwangsweise, weil es den noch nicht gab, als ich mit dem Schreiben angefangen habe.
Keine Sorge, die FF wird auf jeden Fall beendet werden, das verspreche ich! Updates gibt es regelmäßig dienstags und freitags.
Was Ginny und Harry betrifft: einfach abwarten. Ich verrate an dieser Stelle aber nichts. Das nächste Kapitel wird zumindest schon einen kleinen Einblick in Ginnys Lebenssituation geben.
Lieben Gruß, Muggelchen




027 Harry außer sich




Harry stellte sich die Frage, warum es ihn schmerzte, über Ginnys Schwangerschaft informiert worden zu sein. Immer wieder sagte er in Gedanken zu sich selbst, dass es sein Kind hätte sein können. Hätte sein sollen! Dass Ginny seine Frau hätte werden können und dass er derjenige wäre, der mit ihr alt werden müsste. Er wollte unbedingt derjenige sein, der in sechzig Jahren ihre kleine, runzlige Hand küssen würde, bevor sie sich gemeinsam aufmachen würden, um einen Urenkel zum Geburtstag zu besuchen.

Mit entsprechend betrübtem Gesichtsausdruck betrat Harry die Räume von Severus, um mit dem Hund spazieren zu gehen. Alarmiert beobachtete Severus, wie Harry völlig mechanisch den Hund rief, ihn anleinte und wieder zur Tür hinausgehen wollte.

„Harry?“, fragte Severus leise. Nachdem er sich umgedreht hatte, fragte Severus ihn: „Alles in Ordnung?“
Harry nickte zunächst und belog sich selbst. Zu seinem eigenen Erstaunen antwortete er jedoch: „Nein, nichts ist in Ordnung.“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sagte Severus trocken: „Dann haben Sie die falsche Geste für Ihre Worte gewählt.“ Nur kurz lachte Harry, bevor er einen Seufzer unterdrückte. „Warten Sie, Harry. Ich werde Sie begleiten!“

Durch die Oberlichter drang sowieso wenig Sonnenlicht in die Räume der Kerker, doch trotzdem hatte Draco alle Vorhänge in seinem Zimmer zugezogen. Auf seiner Couch liegend sinnierte er über sein vergangenes Leben, sein derzeitiges und über seine Zukunft. Beim Gedanken an letzteres lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Wenn er im Hier und Jetzt nicht etwas unternehmen würde, hätte er keine Zukunft. Es war schlimm genug zu wissen, dass seine Familie über die vielen Wehwehchen, die mit der Zeit umfangreicher und schlimmer geworden waren, stets hinweggesehen hatte. Hinzu kam, dass sein Vater dieses Manko niemals hatte wahrhaben wollen und offenbar noch immer nicht wahrhaben will. Er hatte sich den ganzen Fakten gegenüber blind verhalten und war es letztendlich tatsächlich geworden. Und trotz des Verlustes des Augenlichts schien seinem Vater noch immer mehr an der Reinblütigkeit zu liegen als daran, wieder sehen zu können. Sein Vater hielt es für eine Schande, zugeben zu müssen, durch das rein gehaltene Blut nun fehlerhafte Gene zu besitzen.

So leicht... Es war immer so leicht gewesen, einfach davonzulaufen oder sich in der harten Schale zu verstecken. Doch jetzt fiel es ihm immer schwerer, den coolen Malfoy heraushängen zu lassen. Vorhin erst hatte er die rothaarige Weasley angerempelt und nachdem ihre Unterlagen auf den Boden gefallen waren, hatte er sich tatsächlich niedergekniet und ihr geholfen, sie wieder aufzuheben. Sie hatte ihn angesehen, als würde sie glauben, er stünde unter Imperius. Wahrscheinlich hatte sie eher damit gerechnet, dass er ihr einen bösartigen Spruch an den Kopf werfen würde. So etwas wie „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinrennst, Wiesel?“. Er hatte es schon auf der Zunge gehabt, aber er hatte den Satz hinuntergeschluckt und sich mit seinem Verhalten selbst völlig überrascht. Es war ihm alles so fremd, auch wenn ihm die Umgebung vertraut war. Es war so realitätsfremd, wie höflich sich Menschen ihm gegenüber plötzlich verhielten; Menschen, die ihn eigentlich hassen müssten. Er war sich selbst manchmal fremd und – noch viel schlimmer – er fühlte sich allein. Sein Patenonkel Severus zählte nicht. Severus war Severus. An die Möglichkeit, mit ihm offen reden zu können – über Gefühle reden zu können – glaubte er nicht. Den einzigen Menschen, der ihm von Mal zu Mal mehr zu bedeuten schien, hatte er grob von sich gestoßen. Würde Susan ihm seinen Gefühlsausbruch vergeben können? Er hoffte es sehr. Draco wünschte sich, dass sie seine Entschuldigung annehmen würde, doch er hatte Zweifel, dass sie seinen Worten glauben schenken würde. Womöglich ahnte sie sogar, dass es nicht seine, sondern Severus’ Worte in dem Brief waren?

Sie hatte sich bisher wirklich viel Mühe gegeben; das musste er ihr zugestehen. Er dachte an sie, an die sanfte Stimme, die glänzenden Augen, das gewinnende Lächeln... Als er sie vor seinem inneren Auge sah, besserte sich seine Stimmung. Draco schwang sich vom Sofa und setzte sich an das Schreibpult, um einen zweiten Brief an sie zu schreiben, in dem er jetzt seine eigenen Worte benutzen wollte. Er hoffte, dass Susan zustimmen würde.


„Sehr geehrte Miss Bones,

bitte erlauben Sie mir, meinen Fehler wieder gutzumachen. Ich möchte Ihnen beweisen, dass ich anders sein kann, auch wenn es mir noch immer sehr schwer fällt. Zu viel ist in den letzten Wochen und Monaten passiert.

Ich würde gern versuchen, es Ihnen zu erklären, wenn ich darf. Am Montag zum Abendessen? Darf ich Sie irgendwo abholen?

Ergebens,
Draco Malfoy“


Und bevor ihn wieder eine schlechtere Laune überkommen würde, faltete er den Brief schnell zusammen und schickte ihn mit einer Eule zu Susan. Er hoffte so sehr, dass sie seiner Einladung zustimmen würde. Aber was könnte er tun, wenn nicht?

Im Ministerium wuselte der Minister von einem Büro zum anderen, um Anweisungen zu geben und so stürmte er auch zu Susan ins Zimmer. „Miss Bones, ich möchte, dass Sie einen Text erstellen, mit dem das Ministerium allen Zauberern und Hexen, besonders denen aus reinblütigen Familien, einen kostenlosen Gesundheitscheck anbietet. Es soll jedoch keinesfalls das Gerücht in Umlauf gebracht werden, dass alle Reinblüter defekte Gene besäßen. Das ist natürlich nicht so, aber ich denke, die meisten Zauberer sind sich darüber bewusst, was diese alte ’Tradition’ mit reinem Blut für Probleme mit sich bringen kann. Machen Sie das im Anzeigenformat; bloß nicht auf die Titelseite! Schaffen Sie das bis zum Wochenende, Miss Bones? Ich möchte, dass am Montag die Eulen an die Zeitungen rausgehen. Und informieren Sie bitte die Presseabteilung, denn spätestens Dienstag werden wir mit Anfragen überschwemmt werden“, sagte Minister Weasley recht hastig. Er litt offenkundig unter Termindruck.

Kurz nachdem Mr. Weasley sie allein gelassen hatte, flatterte eine Eule durch das Fenster. Draco wollte sie am Montag zum Abendessen einladen – gerade jetzt, wo sie so viel zu tun hatte. Sie nahm sich trotzdem die Zeit, seinen Brief sofort zu beantworten. Ihre Situation erklärend versicherte sie, dass sie seine Einladung gern annehmen würde, jedoch zu einem anderen Zeitpunkt. Sie drückte ihr Bedauern aus, am Montag keine Zeit zu haben, weil sie von ihrer Arbeit eingenommen werden würde. Nichtsdestotrotz hoffte sie, seine Einladung würde durch ihre Absage nicht verfallen. Sie sandte die Eule zurück und drückte die Daumen, dass er sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen würde.

Während des Spaziergangs auf dem Hogwartsgelände fühlte sich Harry nur etwas erleichtert. Er hatte Severus eben erzählt, dass Ginny die Siebte nachholen wollen würde. Severus erinnerte sich sofort an das, was er in Harrys Gedanken gesehen hatte und er wusste, dass sein Kollege noch immer an der Trennung mit der jungen Weasley litt. Allerdings lagen ihm Herzensangelegenheiten überhaupt nicht, weswegen er kurz und knapp empfahl: „Sehen Sie es doch einfach als eine neue Chance!“
Harry schnaufte und erklärte: „Das geht nicht. Erstens wird sie meine Schülerin sein – und ich gehe davon aus, dass es Gesetze gegen solche Beziehungen gibt – und zweitens…“ Harry verstummte.

Es gab viele Dinge, die Severus nicht ausstehen konnte. Eines davon waren unbeendete Sätze, weswegen er nach einer Weile ungeduldig nachhakte: „Und zweitens?“
Harry schaute dem Hund dabei zu, wie der gerade einen Busch bewässerte, als er leise offenbarte: „Sie bekommt ein Kind! Wahrscheinlich von diesem“, Harry verzog das Gesicht, „Spanier!“
Sachlich fragte Severus: „Und wann soll die Hochzeit sein?“
Sauer über die taktlose Frage meckerte Harry: „Von einer Hochzeit war überhaupt nicht die Rede!“
Severus hob eine Augenbraue und sagte mit mysteriösem Unterton: „Und das macht Sie nicht stutzig, Harry?“

Severus wünschte sich, von Harrys jetziger Mimik einen Gipsabdruck fertigen zu können, um Harry immer wieder vor Augen halten zu können, was für dümmliche Gesichtsausdrücke er formen konnte. Er ließ seinen jungen Kollegen nicht lange im Dunkeln und gab seine Gedankengänge preis: „Molly und Arthurs einzige Tochter ist in anderen Umständen. Sie ist ihr ’Augapfel’, ihr ’Nesthäkchen’ und von einer Hochzeit soll nicht die Rede sein? Vielleicht sollten Sie, Harry, einfach mal mit Ihrem besten Freund ein Wörtchen wechseln.“

In seinem Büro nutzte Harry den Kamin, um mit Ron Verbindung aufzunehmen. „Harry, da bist du ja endlich. Hab den ganzen Tag über versucht, dich zu erreichen!“, sagte Ron aufgebracht.
„Was ist denn los, Ron? Warum so aufgeregt?“, fragte Harry etwas erstaunt.
Ron seufzte und erklärte: „Du glaubst es nicht: mein Vater will, dass unsere Familie die erste ist, die sich so einem komischen Gesundheitscheck unterziehen soll. Er macht natürlich auch mit. Ich finde das langsam nicht mehr so witzig, dass er Minister ist. Er meinte, er müsste mit gutem Beispiel vorangehen und natürlich muss seine Familie…“

Harry unterbrach Ron und fragte: „Himmel, um was geht es denn eigentlich? Was für ein Gesundheitscheck?“ Sein Freund erklärte ihm, dass am Montag eine Anzeige im Tagespropheten stehen würde, die allen Rein- und Halbblütern anbieten würde, einen kostenlosen Gesundheitscheck durchführen zu können.
Ron erklärte: „Das wird natürlich nicht in den Zeitungen stehen, aber Dad meint, dass besonders Reinblüter unter gesundheitlichen Problemen leiden würden und dass man den Leuten helfen muss. Kannst du dir das vorstellen?“ Mit weinerlicher Stimme fügte Ron hinzu: „Haaarry, ich will da nicht hin. Die Presse wird da sein. Alle werden glotzen!“
Harry lachte über das kindische Gehabe seines Freundes, bevor er ernst wurde und fragte: „Sag mal, Ron, wegen Ginny…“
„Oh, hat sie dich besucht, ja?“, fragte Ron erfreut.
Nickend bejahte Harry, bevor er stockend sagte: „Sie hat mir gesagt… na ja… sie sagte, sie wäre… schwanger!“

Den Mund zusammenkneifend blickte Ron zunächst kurz über seine Schulter, bevor er leise zu Harry sagte: „Red bloß nicht mit Hermine drüber. Und erwähne das ja nicht im Beisein meiner Mutter! Das ist hier ein heißes Eisen, Harry!“
Bevor Harry nachfragen konnte, hörte er im Hintergrund Hermines Stimme fragen: „Mit wem sprichst du da, Ron? Ist das Harry? Hallo Harry!“ Hermine hatte Ron vom Kamin weggedrängt, um ein Plauschchen mit Harry zu halten.

Die offizielle Anzeige des Ministeriums am Montag wurde von der Presse nicht achtlos behandelt, sondern brachte es einen Tag darauf doch noch auf die Titelseite. Der Tagesprophet warb mit der Schlagzeile „Tabu-Thema vom Ministerium aufgegriffen“. Die meisten Zeitungen berichteten sehr erleichtert darüber. Es wäre längst an der Zeit gewesen, über gewisse Nachteile alter Traditionen zu sprechen, schrieb man in der Morgeneule. Ein Journalist outete sich zudem, indem er seine eigene Befürchtung schilderte, genau wie sein Vater an Schüttellähmung erkranken zu müssen. Die Muggelpost, einer Zeitschrift für den frei denkenden Zauberer, die besonderes Augenmerk auf die Geschehnisse in der nichtmagischen Welt richtete, druckte bereits Interviews von Reinblütern, die über ihre Probleme mit Erbkrankheiten berichteten.

Auf einem Foto bemerkte Harry den peinlich berührten Gesichtsausdruck seines besten Freundes, als der Minister seinen Arm um dessen Schulter legte. Untertitel des Bilder war: „Die reinblütigen Weasleys machen den ersten Schritt.“

Mit Herzrasen verschlang Draco den Tagespropheten. Er hatte seine Räumlichkeiten nicht mehr verlassen, weil er damit rechnete, von allen möglichen Personen auf das aktuelle Thema in den Medien angesprochen zu werden. Selbst Severus ließ er nicht zu sich hinein.

Abends suchte Harry Severus auf, der jedoch mit betrübter Miene nur auf der Couch lag und ihn nicht beachten wollte. Mit angeleintem Hund und bereit zum Gehen fragte Harry mutig: „Severus? Lust mitzukommen?“ Er machte ihm damit das gleiche Angebot, welches Severus ihm neulich gemacht hatte, nämlich spazieren zu gehen und dabei zu reden, doch Severus lehnte ab.

Der Hund war schon ziemlich gewachsen und reichte Harry bereits bis zum Knie, obwohl er noch so jung war. Aufgeweckt zerrte er an der Leine und bestimmte den Weg. „Was denn? Heute wieder eine andere Richtung?“, sagte Harry nachgebend. Stolpernd folgte Harry dem lebhaften Tier, während er murmelte: „Wer führt hier eigentlich wen aus?“ Der Hund schnüffelte überall, bis er eine Witterung aufgenommen zu haben schien. Mittlerweile musste Harry sehr schnell laufen, um mithalten zu können.

„Ah, du hast Fang gerochen“, sagte Harry grinsend, als der Hund auf Hagrids Hütte zulief. Umso erstaunter war er, als der Hund mit wachsendem Enthusiasmus an der Hütte vorbei lief. „Harry, nicht so schnell!“, befahl Harry und er wollte dem Hund mit einem leichten Ruck an der Leine zeigen, wer das Sagen hatte, aber der Hund wurde trotzdem nicht langsamer.

Etwa hundert Meter von Hagrids Hütte entfernt blieb der Hund abrupt stehen und begann zu bellen. „Shht! Ruhe! Ich hab keine Lust, mich mit Zentauren anzulegen“, sagte Harry besorgt und tastete vorsorglich seinen Umhang ab, ob denn auch sein Zauberstab griffbereit wäre. Der verbotene Wald lag nicht weit entfernt. Die Sonne ging bereits unter und nachts war der Wald besonders gefährlich.

Harry drehte sich um und zog an der Leine, weil er gehen wollte, aber der Hund sträubte sich und hörte nicht auf zu bellen. Er starrte ins Nichts und kläffte aufgeregt. Sein Schwanz wedelte nicht. Mit wachen Augen versuchte Harry auszumachen, was den Hund so aufregen könnte, aber er konnte absolut nichts erkennen. „Ist da jemand?“, rief Harry laut und schüttelte innerlich den Kopf, weil ihm bewusst geworden war, dass auf solche Fragen selten eine Antwort kommen würde.

Er hob einen Stock vom Boden auf und vergewisserte sich zunächst, dass er keinen Bowtruckle in der Hand hielt, bevor er ihn in die Richtung warf, die der Hund ankläffte. Der auf den Boden fallende Stock hatte nichts aufgeschreckt. Seltsam war jedoch, dass nicht einmal der junge Hund, dessen Spieltrieb sich in seinem Alter auf dem Höhepunkt befinden musste, sich von dem Stock dazu animieren ließ, ihm mit hängender Zunge nachjagen zu wollen. Nichts da! Der Hund bellte unbeirrt weiter.

Plötzlich hörte Harry ein weiteres Bellen hinter sich, welches sich näherte. Es war Fang, der dem Ruf seines Artgenossen gefolgt war. Es dauerte nicht lang, da stimmte Fang mit seinen tiefen Lauten in das durchgehende Gebell ein. Nun starrten beide Hunde in ein und dieselbe Richtung und kläfften, als würden sie einen Feind auf Abstand halten wollen. „Was zum…?“, fragte sich Harry.
Kurze Zeit später hörte er Hagrids Stimme: „Fang, du dummer Hund. Bist du wohl ruhig! Aus!“ Aber weder Fang noch Harry hörte mit dem Bellen auf.
„Hagrid, was haben die nur?“, fragte Harry mittlerweile leicht besorgt.
Mit abwinkender Geste sagte Hagrid: „Ach, so sind Hunde halt manchmal; bellen Luft an. Vielleicht haben sie nur ’nen Maulwurf gewittert. Los Fang, ab nachhause!“ Fang gehorchte, aber Harry war noch nicht so gut erzogen.

Für heute hatte es genügend Auslauf gegeben, weswegen Harry wieder zurück zum Schloss gehen wollte. Er musste regelrecht an der Leine zerren, aber das Bellen verstummte dennoch nicht. Der Hund blickte noch immer auf die gleiche Stelle und kläffte. Er sträubte sich gegen alle Versuche seines Begleiters, diesen Ort verlassen zu müssen. Mit zusammengekniffenen Lippen nahm Harry den Hund einfach auf den Arm, doch auch jetzt noch hörte er nicht auf anzuschlagen.

Den Hund fest an sich drückend blickte er dem Vierbeiner in die Augen. Die Pupillen waren verkleinert. Die Augen bewegten sich nicht hin und her, sondern fixierten eine Stelle. Es war egal, wie herum sich Harry drehte – der Kopf des Hundes verrenkte sich geradezu, damit er die mysteriöse Stelle nicht aus den Augen verlieren würde. Er musste etwas in der Ferne ausgemacht haben, dachte Harry. Mit flauem Gefühl in der Magengegend blickte Harry noch einmal in die Richtung, in die der Hund kläffte. Für einen kurzen Moment fühlte er sich plötzlich beobachtet. Vor lauter Schreck rannte Harry mit dem noch immer bellenden Hund im Arm zurück zu Schloss.

Völlig aus der Puste stürmte Harry in Severus’ Wohnzimmer. „Ist etwas geschehen, Harry?“, erkundigte sich Severus besorgt, der sogleich von seiner Couch aufgestanden war. Im Anschluss fragte er: „Warum tragen Sie den Hund?“
Zunächst ließ Harry den Hund hinunter und dann von der Leine. „Sie hätte doch mitkommen sollen! Das war echt seltsam, was da draußen eben abgelaufen ist“, erklärte Harry mit einem leichten Schrecken in der Stimme. Ohne zu fragen schenkte Severus zwei Gläser Feuerwhisky ein und reichte Harry ein Glas, das dieser dankend annahm.
Sich setzend und einen Schluck nehmend wartete Severus einen Moment, bevor er Harry aufforderte: „Also, erzählen Sie, was so Seltsames geschehen ist!“

Harry erzählte die ganze Geschichte, bis auf die Tatsache, dass er sich beobachtet gefühlt hatte. Nachdem Harry seine Schilderung über das eben Erlebte beendet hatte, seufzte Severus. „Dafür schenke ich Ihnen von meinem guten Feuerwhisky ein, nur weil die Hunde wie verrückt gebellt haben? Und ich hatte schon befürchtet, es wäre etwas Schlimmes geschehen“, sagte Severus monoton.
Harry spielte beleidigt und konterte: „Oh, tut mir ja so Leid, dass ich Sie damit gelangweilt habe.“

Beide nippten an ihrem Whisky, bis Harry kleinlaut fragte: „Kennen Sie das Gefühl, beobachtet zu werden?“ Severus wurde hellhörig, ließ sich jedoch nichts anmerken.
Schließlich antwortete er gelassen: „Wenn mich dieses Gefühl überkommt, Harry, dann stellt sich zu neunundneunzig Prozent heraus, dass tatsächlich jemand in der Nähe ist, der mich observiert!“
„Ah verstehe, der Spion in Ihnen…“, sagte Harry abrupt verstummend, als Severus ihm einen bösen Blick zuwarf.

Neugierig fragte Severus: „War es das? Haben Sie sich beobachtet gefühlt und haben Sie daher die Beine in die Hand genommen?“
Etwas beleidigt antwortete Harry: „Ich bin nicht feige, falls Sie darauf anspielen wollen. Hätte ich jemanden gesehen, dann hätte ich mich der Situation gestellt, aber nichts, so rein gar nichts zu sehen…“ Harry schüttelte den Kopf, bevor er hinzufügte: „Und dann auch noch Augen auf mir zu spüren. Der Hund hat etwas gesehen, da bin ich ganz sicher! Völlig egal, wie viele imaginäre Maulwürfe mir Hagrid einreden möchte. Harry wollte es gar nicht mehr aus den Augen verlieren! Nur deswegen habe ich ihn getragen, weil ich ihn nicht zum Gehen bewegen konnte. Ich möchte mal sehen, wie Sie sich wehren, wenn Sie niemanden sehen können und…“
„Bei Merlin, beruhigen Sie sich! Nehmen Sie noch einen Schluck und dann sagen Sie mir, wo sich die Stelle ungefähr befindet“, unterbrach Severus leicht gereizt.

Nachdem Harry beschrieben hatte, dass die Hunde etwa hundert Meter hinter Hagrids Hütte völlig außer sich gewesen waren, verabschiedete er sich von Severus und begab sich in seine Räumlichkeiten. Kaum war er in seinem Wohnzimmer angelangt, vernahm er eine Stimme aus dem Kamin: „Harry, bist du da?“
„Ja Ron, ich bin hier!“, sagte Harry und setzte sich vor den Kamin.
„Mann Harry, den Minister bekommt man leichter ans Flohnetz als dich“, ulkte Ron.
Harry konterte witzelnd: „Ja, aber nur, weil du Beziehungen hast!“

Ron kam recht schnell zur Sache, als er erklärte: „Hermine hat uns vorhin gestört. Sie ist jetzt oben und liest. Wegen Ginny…“
Harry schluckte, als Ron den Namen seiner Schwester nannte. „Was ist mit ihr?“, fragte er mit zittriger Stimme.
Ron antwortete flüsternd: „Du weißt doch noch, dass ihr Spanier zu Weihnachten bei seinen Eltern gefeiert hat und nicht bei uns!“ Harry nickte, weswegen Ron fortfuhr: „Er wollte zuerst mit uns feiern, aber nachdem Ginny festgestellt hat, dass sie schwanger ist… Na ja, das war der Moment, wo sie ihrem… Merlin, wie hieß der noch… Pedro?“ Ron kratzte sich am Kopf, bevor er sagte: „Egal! Ginny hat sich dazu entschlossen, ihm nicht nur zu sagen, dass sie schwanger ist, sondern ihm auch zu gestehen, dass sie eine Hexe ist!“

Harrys Augen wurden ganz groß vor lauter Ungläubigkeit, bevor er aufgebracht sagte: „Aber, das würde ja bedeuten, dass er…“
Ron beendete den Satz: „…ein Muggel ist! Ja, er ist einer. Sie hat in seiner Gegenwart nie gezaubert. Du weißt ja, dass man aufpassen soll. Wäre nicht so prima, jedem gleich zu sagen, dass man ein Zauberer ist, aber ich schweife ab. Auf jeden Fall hat er mit Ginny Schluss gemacht, der Hund, nur weil sie eine Hexe ist! Sie ist wieder zu unseren Eltern gezogen. Mum hat erst noch versucht, die Beziehung zu kitten. Sie hat ihm doch tatsächlich eine Eule den ganzen, weiten Weg nach Spanien geschickt; das arme Tier. Das hat ihn aber nur noch mehr auf die Palme gebracht. Er hat gesagt, dass er mit Ginny und ihrer Hexerei nichts zu tun haben will und was aus dem Kind wird, wäre ihm auch egal, hat er gesagt.“

Mit betrübter Stimme fügte Ron einen Moment später hinzu: „Na ja, das war dann auch der Punkt, wo meine Eltern ausgerastet sind. Ich meine, sie waren immer Muggelfreunde, aber ihn hassen sie abgrundtief. Er hat nicht nur Ginny fallen lassen, sondern auch noch unsere Familie beleidigt!“
„Wieso? Was hat er gesagt, Ron?“, fragte Harry aufgebracht.
Ron erwiderte: „Er hat erst nur Ginny so genannt. Was war das Wort nochmal…?“ Ron überlegte, bis es ihm wieder eingefallen war und er sagte: „Ja, er hat immerzu ’loco’ gesagt. Keine Ahnung, was das heißt, aber ’monstruo’ hab selbst ich verstanden, auch wenn ich kein Wort Spanisch kann! Ich sag dir: wenn ich den in die Finger bekomme!“

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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Hey!
Ich habe zwar erst bis zum 7. Kapitel gelesen, aber deine Geschichte gefällt mir sehr gut!
Sie ist sehr gut zu lesen und der Schreibstil ist echt super!
Mach weiter so!

Lg, CharLue
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,
na, dann hast du ja noch einiges vor dir :wink: Die ersten 10 Kapitel kann man wirklich als "Einleitung" sehen, in der die Charaktere und ihre Lebensumstände ein wenig dargestellt werden.
Vielen Dank für dein Lob an meinen Schreibstil. :smile: Da freue ich mich wirklich sehr drüber, dass alles so gut zu lesen ist.
Lieben Gruß, Muggelchen




028 hätte - wäre - wenn




Nachdem Ron sich verabschiedet hatte, musste Harry die Neuigkeiten zunächst verdauen. Er nahm vor dem Kamin Platz und schenkte sich einen Feuerwhisky ein. Das war heute der zweite, wenn man den von Severus mitzählte. Was Ginny widerfahren war, verletzte ihn. Sie hatte etwas Besseres verdient! In Gedanken spielte sich der Moment ab, als er Ginny einen Korb geben musste, damit Voldemort sie nicht ganz oben auf seine Todesliste setzen würde. Es hatte ihm damals das Herz gebrochen, so handeln zu müssen. Noch heute, wenn er daran dachte, fühlte er regelrecht, wie sich alles in seiner Brust vor Schmerz zusammenzog. Dabei wollte Harry nur, dass Ginny glücklich werden würde. Er hätte ihr in dieser Zeit nichts bieten können, weil er ständig seine Fähigkeiten hatte verbessern müssen, um seinem Feind den Garaus machen zu können. Er hätte für sie keine Zeit gefunden und auch keine Familie mit ihr gründen können, denn jeden einzelnen Tag hätte er Angst um sie haben müssen.

Harry schenkte sich betrübt einen weiteren Feuerwhisky ein. Die ganze Zeit über, während er das Glas langsam lehrte, kamen all die schönen Gefühle in ihm hoch, die Ginny stets in ihm ausgelöst hatte. Dass er zu weinen begonnen hatte, spürte Harry erst, als ihn seine eigenen Tränen am Kinn kitzelten.

Ginny saß derweil allein in der Küche im Fuchsbau und trank einen Kakao, während sie über ihre Situation nachdachte, denn an Schlaf war nicht zu denken. Sie erschrak fürchterlich, als der Kamin laut knisterte und Harrys Stimme zu vernehmen war. Während sie sich noch vor lauter Schreck eine Hand an die Brust presste, sagte sie: „Harry? Was ist denn nur los? Es ist schon nach zwölf!“ Wimmernd fragte Harry, ob er jetzt vorbeikommen dürfte und nur zögerlich stimmte sie zu.

Durch die drei Gläser Feuerwhisky war Harry schon ein wenig angetrunken, aber er wusste genau, was er sagen wollte. Nachdem sich die beiden in der Küche gesetzt hatten, nahm er ihre Hände in seine und flüsterte mit verweinten Augen: „Es tut mir alles so Leid, Ginny. So Leid…!“

Von dem Anblick eines am Boden zerstörten Harry war sie ganz besorgt. Mit zitternden Lippen fragte sie: „Harry, was ist denn nur?“ Sie drückte seine Hände ermutigend. Ihre fürsorgliche Stimme brachte ihn erneut zum weinen.
Durch sein Schluchzen recht unverständlich wimmerte er einige Oktaven höher als sonst: „Ich hätte dich nie von mir weisen dürfen. Ich hätte das nicht erlauben sollen. Was wäre aus uns geworden, wenn wir zusammengeblieben wären?“ Kaum hatte er seine Sätze herausgebracht, wurde er von seinen Gefühlen geschüttelt. Ständig zog er die Nase hoch und seine Atmung war stockend und unregelmäßig.
Ginny kam dichter an ihn heran und bemerkte seinen warmen Atem, bevor sie mit ruhiger Stimme fragte: „Hast du getrunken, Harry?“
Sich rechtfertigend beteuerte er: „Ich weiß genau, was ich sagen will, Ginny. So betrunken bin ich nicht!“

Er atmete aufgeregt, was Ginny dazu veranlasste, ihn zu umarmen. Gierig erwiderte Harry die Umarmung. Er drückte sie fest an sich, als er schluchzend gestand: „Ich habe vorhin nachgedacht; über alles. Du hast was Besseres verdient, Ginny. Ich bin was Besseres! Ich bin…“ Er schluchzte und begann erneut: „Ich werde alles für dich sein, was ich vor Jahren nicht für dich sein durfte! Ich möchte…“ Harry kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, weil er erneut von Tränen übermannt wurde. Ginny atmete tief durch und drückte Harry an sich.
„Harry“, flüsterte sie mit seidenweicher Stimme.

Eine Weile verblieben sie so, Arm in Arm, bis Harrys Atmung sich normalisiert hatte. Mit rauer Stimme fragte er ungläubig: „Wie konnte er dich nur sitzen lassen?“ Harry richtete sich auf dem Stuhl etwas auf. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, als er mit gequältem Gesichtsausdruck sagte: „Wie kann man dich nicht haben wollen, Ginny? Du bist so wundervoll, so einzigartig. Ich will dich! Ich will dich haben!“ Mit bebenden Lippen und Furcht in den Augen fragte er leise: „Wenn du mich noch haben willst?“

Dieses Mal war es Ginny, die mit den Tränen kämpfen musste, die sich bereits in ihren schönen Augen sammelten. Sie nahm seine Hände von ihren Wangen und drückte sie ganz fest. Flüsternd erklärte sie: „Harry, weißt du, warum ich so viele Freunde hatte? Warum daraus nie was Ernstes geworden ist?“ Harry schüttelte den Kopf, weswegen Ginny erklärte: „Ich habe immer etwas in ihnen gesucht, aber keiner hatte es.“

Mit jedem ihrer Worte befürchtete Harry, abgewiesen zu werden, aber er hörte weiterhin mutig zu. Sie blickte ihm in die Augen und sagte: „Keiner hatte es, weil das, was ich gesucht habe, du warst. Ich wollte jemanden finden, der so war wie du. Ich habe immer nur dich gesucht, weil…“ Sie begann zu schluchzen, brachte den Satz jedoch zu Ende: „…weil ich dich liebe, Harry!“
Als Harry endlich verstand, was sie eben gesagt hatte, umarmte er sie und wisperte immerzu: „Oh Ginny, meine Ginny, mein Augenstern, meine Ginny…“

„PABLO, du Teufelsbraten… Weg von meiner Tochter!“, schrie eine aufgebrachte Mrs. Weasley mit gezücktem Zauberstab. Die laute Stimme erschreckte Harry so sehr, dass er vom Stuhl fiel, als er sich umdrehte. Nachdem Mrs. Weasley den unverhofften Gast erkannt hatte, sagte sie plötzlich mit ihrer netten Stimme, die um einiges liebevoller und weniger angsteinflössend klang: „Oh Harry, mein Lieber! Lass dir aufhelfen! Entschuldige, aber ich dachte, du wärst jemand anderes.“
„Mama, wie kannst du nur denken, dass ich diesen Mistkerl so herzlich empfangen würde?“, warf Ginny aufgebracht ihrer Mutter vor.
Harry fragte nur leicht benommen: „Pablo? Ich dachte Pedro?“ Offenbar hatte sich Ron beim Namen geirrt.

„Harry? Willst du heute hier übernachten?“, fragte Ginny mit einem vertrauten Lächeln. Harry lächelte zurück. Sein Augenkontakt mit Ginny wurde jäh unterbrochen, als Mrs. Weasley laut ihre Bedenken äußerte, doch Ginny entgegnete daraufhin spöttisch: „Mama, hast du etwa Angst, dass irgendwas passiert? Dass ich vielleicht schwanger werden könnte?“

Mrs. Weasley musste sich eingestehen, dass ihre Tochter erwachsen war. Nur, weil sie wieder für unbestimmte Zeit hier wohnen würde, bedeutete nicht, dass sie wieder ihre kleine Ginny wäre. Sie stimmte dem Vorschlag ihrer Tochter jedoch erst zu, nachdem sie bemerkt hatte, dass Harry durch den Alkohol bereits so müde geworden war, dass er beinahe schon auf dem Küchentisch sitzend einschlief.

Am nächsten Morgen erwachte Harry. Blinzelnd öffnete er die Augen. Sein Schädel brummte von dem Alkoholkonsum letzter Nacht. Vor ihm knisterte ein Kaminfeuer. In seinem Schoß fand er ein leeres Glas und zu seinen Füßen stand die angebrochene Flasche Feuerwhisky. Enttäuscht schloss Harry die Augen wieder, um an das zu denken, was ihm widerfahren war. Er war bei Ginny gewesen und sie hatten miteinander nicht nur gesprochen, sondern sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Erneut öffnete Harry die Augen und er blickte auf seinen Kamin, in seinem Zimmer. Noch immer saß er in dem Sessel, den er seit dem Gespräch mit Ron nicht verlassen hatte. Alles war nur ein Traum gewesen.

Ernüchtert seufzte er. Aber trotzdem es ihn enttäuscht hatte, das alles nur ein Traum gewesen war, so war er doch froh darüber, ein so schönes Gefühlserlebnis gehabt zu haben, wenn es auch nur seinem Unterbewusstsein entsprungen war. Der Traum hatte ihm seine eigenen Wünsche und Hoffnungen nicht nur offenbart, sondern ihm sehr deutlich vor Augen geführt. Er hatte ihm ein Lebensziel gegeben und eines wusste Harry nach diesem Traum ganz sicher: sie liebte nur ihn und er nur sie.

Ginny wollte noch nicht aufwachen, doch das sanfte Sonnenlicht streichelte sie mit seiner Wärme und tauchte die Welt in einen hellen Schein, der sie aus dem Land der Träume zurückholte. Sie blinzelte und erblickte als Erstes ihr Kakaoglas. War sie etwa am Küchentisch eingeschlafen? Hatte sie die ganze Nacht so dagelegen? Ginny konnte den Kopf kaum frei bekommen, denn ihre Gedanken kreisten noch unablässig um den Traum, der sie in seiner Welt fesselte. Er war so wunderschön gewesen, weil Harry und sie selbst sich ihre Liebe gestanden hatten. Ihr sehnlichster Wunsch hatte sie in seine Welt gezogen. „Nein…“, dachte Ginny als sie begannen die Augen zu reiben und vom Schlaf zu befreien. Dann zuckte sie plötzlich hoch: „Ich hab verschlafen!“

Einen Tag, bevor Hogwarts seine Tore für alte und neue Schüler wiedereröffnen würde, nahm Mr. Weasley seine Pflicht wahr, ein Treffen mit Dumbledore abzuhalten, bei dem auch die Presse anwesend sein sollte. Der Termin wurde so kurzfristig angelegt, so dass Albus lediglich Minerva und Severus davon hatte unterrichten können, bevor Minister, Presse und Wachpersonal das Grundstück bereits betraten.

Der ahnungslose Harry war vor zehn Minuten mit dem Hund weggegangen, was Severus begrüßte, denn er wusste, dass die Presse sich auf ihn stürzen würde, würde er dem Pack in die Arme laufen. Auf seinem Weg in die Bibliothek überholte Severus in der Nähe eines unüberdachten Hofes den Direktor und den Minister, die beide langsam den Gang im Freien entlangschlenderten und eine große Traube Menschen mit sich zogen. Um eine Ecke biegend sah Severus, wie Harry mit dem Hund gedankenverloren in seine Richtung schlenderte.

Er stürmte auf Harry zu und sagte: „Was tun Sie hier? Sie waren doch eben schon weg!“
Erschrocken und unbehelligt erklärte Harry: „Ich hab mir nur ein Buch geholt. Ich wollte vielleicht etwas lesen und…“
Aufgebracht unterbrach sein Kollege: „Sie sollten schleunigst verschwinden, wenn Sie den Hyänen aus dem Weg gehen möchten. Die Presse ist hier, zusammen mit dem Minister und sie kommen gleich um diese Ecke!“ Severus zeigte mit steifem Arm und ausgestrecktem Zeigefinger in die Richtung, aus der er gekommen war. Man konnte bereits die immer länger werdenden Schatten vieler Menschen sehen.

Darauf war Harry nicht vorbereitet. Er trug zerrissene Jeans, einen alten Weasley-Pullover und erneuerungsbedürftige Turnschuhe. Anstatt sich den Geiern zu stellen, geriet er in Panik. Noch bevor der erste Fotograf rückwärts gehend um die Ecke bog, damit er Fotos von den beiden Prominenten schießen konnte, rannte Harry einige Stufen hinunter in den grünen Hof. Severus hielt das für eine schlechte Idee und rief daher angespannt leise: „Harry, nicht….“ Ein Journalist hatte Severus gehört und kam auf ihn zugestürmt.
Mit gezückter Feder fragte er: „Meinten Sie mit Harry etwa ’den’ Harry? Ist er hier? Der Direktor hat erwähnt, dass er Lehrer hier sein soll.“

Mit steinerner Miene verneinte Severus, seinen Kollegen heute gesehen zu haben. Der Reporter blieb jedoch hartnäckig. Mittlerweile hatte sich die Schar bereits genähert und andere Reporter schnappten den Namen „Potter“ auf und fragten, wo der Held denn stecken würde. Sich herausredend sagte Severus: „Ich habe nie behauptet, dass sich Mr. Potter bei mir aufhalten würde!“
Der Reporter, der als Erstes gekommen war, fragte überlegen klingend: „Und warum haben Sie bitte nach ’Harry’ gerufen?“

Als Severus bemerkte, dass die gesamte Menschenmenge samt Minister und einem freudig dreinblickenden Direktor auf eine Antwort seinerseits wartete, erklärte er stockend: „Mein… ich meine meinen Hund.“ Sich zusammenreißend blickte Severus in den Hof und rief demonstrativ nach Harry. Harry, der sich gleich unten neben der Treppe im Schutze eines Busches aufhielt, verstand sofort. Er ließ die Leine des Hundes los, der gleich darauf die Treppe hinaufhuschte und freudig sein Herrchen ansprang.

Mr. Weasley und Professor Dumbledore gingen bereits langsamen Schrittes weiter, in dem Wissen, dass die anderen folgen würden. Nur der erste Journalist blieb bei Severus stehen, der nun mit der Leine in der Hand etwas unbeholfen wirkte.

„Sie haben den Hund ’Harry’ genannt?“, fragte er ungläubig. Severus bejahte, woraufhin der Reporter sofort eine Notiz machte. Severus stutzte und drehte seinen Kopf, um die Notiz lesen zu können, aber es gelang ihm nicht. „Sind Sie nicht Snape, der den Merlin bekommen hat? Potter war doch Ihr Schüler, richtig?“, fragte der Journalist wenig Respekt zollend.

Um seinen neu errungenen Ruf nicht gleich wieder zu verderben, spielte Severus den Gelassenen. Er antwortete: „Richtig, Mr. Potter war mein…“
„Aber warum haben sie den Hund ’Harry’ genannt? Hat das etwas mit Differenzen zu tun? Habe gehört, dass Sie ihn nicht wirklich ausstehen konnten“, unterbrach der nervende Reporter.
Klärend antwortete Severus: „Ein mutiges und kluges Tier nach einem Mann mit gleichen Eigenschaften zu benennen ist wohl kein Vergehen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich möchte vermeiden, dass das Schulgelände beschmutzt wird.“

Demonstrativ blickte Severus zu dem weißen Hund hinunter, der brav neben ihm Sitz machte und hechelnd nach oben blickte. Der Reporter kritzelte noch etwas auf seinen Block, bevor er ohne Verabschiedung den anderen nachrannte, die bereits um eine weitere Ecke gebogen waren.

Nachdem Harry sich getraut hatte, den Schutz des Busches zu verlassen, erklärte Severus kurz und knapp, dass die Presse nachher noch in der großen Halle einem kleinen Bankett beiwohnen würde und alle erst gegen 16 Uhr Hogwarts verlassen würden.

„Ich muss Ihnen danken, Severus!“, sagte Harry, der froh war, die Presse erfolgreich gemieden zu haben. Als er Severus anblickte, schien er durch dessen Maske hindurchzusehen und ihm offenbarte sich eine Mimik, die Dankbarkeit widerspiegelte. Sein Kollege schien plötzlich von etwas ergriffen zu sein, aber der Grund blieb Harry versagt.
Wie aus heiterem Himmel erwiderte ein schlagartig gerührter Severus mit bewegter Stimme: „Nein Harry, ich muss Ihnen danken! Ich habe gedacht, dass jedes Gefühl damals vor zwanzig Jahren für immer begraben worden war und nur noch Hass bliebe. Man hat einmal gesagt, dass jemand, der dem ausgesetzt gewesen war, wenn auch nur kurz, alles für immer verloren hätte. Es war jedoch notwenig, um die Aufgabe zu erfüllen. Es gab keinen anderen Weg. Kein normaler Mensch könnte eine Rolle solange durchhalten, doch am Ende war es meine Entscheidung.“

Im nächsten Moment fing sich Severus wieder und sagte frech grinsend, als wäre dies seine Erwiderung auf Harrys Dank: „Ich wollte es lediglich vermeiden, dass Ihr Bild morgen im Tagespropheten erscheint, welches Sie mit Ihrer doch reichlich mitgenommenen Kleidung zeigen würde. Schließlich ist morgen der erste Schultag. Was würden die Schüler sagen, wenn sie ihren Professor in diesem ungewöhnlichen Kleidungsstil erblicken würden?“

Es waren jedoch Severus’ ersten Worte gewesen, die Harry stutzig gemacht hatten, bevor er kopfnickend dem zweiten Teil zustimmte und erleichtert sagte: „Die Presse ist unerträglich, aber Sie haben sie erfolgreich an der Nase herumgeführt.“

Im Nachhinein biss sich Severus noch auf die Zunge, nachdem er erkannt hatte, dass Harry möglicherweise seinen vorherigen Worten zu viel Aufmerksamkeit schenken würde und ihn mit fragendem Unterton zitierten könnte, um ein wenig nachzuhaken. Aber war es nicht gerade das, was er wollte? Wollte er Harry nicht absichtlich auf eine Sache aufmerksam machen, die kein anderer Mensch freiwillig auf sich genommen hätte? Nein, absichtlich wollte Severus das nicht. Seine Miene verfinsterte sich wieder, während er darüber nachdachte. Ohne auf weitere Konversation wert zu legen, drückte er Harry die Leine in die Hand. Er wandte sich von seinem jungen Kollegen ab und schritt mit weit wehendem Umhang den Gang hinunter.

Während des Spaziergangs mit dem Hund hatte Harry ständig die Worte wiederholt, die Severus von sich gegeben hatte, bevor er sich durch die Büsche schlug und an den ganzen Presseleuten vorbei zurück ins Schloss ging. Unablässig kreisten seine Gedanken um das, was Severus gesagt hatte und Harry grübelte, was sein Kollege damit gemeint haben könnte. Harry war dankbar, dass Severus vorhin so abrupt gegangen war, denn er konnte sich gerade noch beherrschen, ihn nicht sofort daraufhin anzusprechen. Die Worte klangen in Harrys Ohren so bedeutsam und ließen ihn deshalb nicht mehr los. Aber wie sehr er auch darüber nachdachte, er konnte sich keinen Reim darauf machen, was genau Severus damit gemeint haben könnte. Was war denn vor zwanzig Jahren geschehen? Harry musste unbedingt mit jemandem darüber reden. Minerva und Albus kamen nicht in Frage. Sirius oder Remus waren auch keine sonderlich guten Gesprächspartner, wenn es um das Thema Severus ging.

Das, was Severus gesagt hatte, löste ein komisches Gefühl in Harrys Magengegend aus. Es war so untypisch für seinen älteren Kollegen, etwas vermeintlich Zusammenhangloses von sich zu geben. Wollte Severus ihm einen verschleierten Hinweis geben? Und wenn ja, warum hatte er es so eilig und war gegangen, noch bevor Harry ihn darauf ansprechen konnte?

Als Lehrer trug Harry jetzt eine Menge Verantwortung. Ein Vorbild musste er jetzt sein und daher konnte er nicht mehr einfach etwas Abenteuerliches unternehmen; konnte nicht mehr einfach seinen Tarnumhang nehmen und im Schloss herumschnüffeln, denn er war erwachsen und hatte Pflichten zu erfüllen. Doch die Frage, mit wem er sein Wissen über Severus’ unerklärbare Andeutung teilen könnte, war noch immer nicht geklärt. Draco musste Harry leider auch ausschließen, denn selbst wenn sie miteinander auskommen konnten, ohne sich Schimpfworte oder Flüche an den Kopf zu werfen, hieß das nicht, dass sie bereits über persönliche Dinge reden konnten, selbst wenn sie einen Dritten betrafen. Harry hoffte, dass Ron heute bei den ministerialen Feierlichkeiten in Hogwarts auch anwesend sein würde und Hermine ihn im günstigsten Fall heute begleiten würde. Sicher würde sich am Abend die Gelegenheit für ein unverfängliches Gespräch mit seinen besten Freunden finden.

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029 Das goldene Trio




Severus war noch immer ein wenig aufgewühlt und wünschte sich insgeheim, er könnte die Zeit zurückdrehen und seine Worte gegenüber Harry ungeschehen machen. Er kehrte in sein Labor zurück und kam beim Anblick von Hermine völlig aus dem Konzept. Es wurde im Vorfeld nie geklärt, ob sie in seiner Abwesenheit sein Labor nutzen durfte, weil so ein Fall noch nie eingetroffen war. Sie hatten bisher immer zusammen gearbeitet. Sie hatte seine Anwesenheit nicht bemerkt. Ein großer Tisch war mit aufgeschlagenen Büchern übersät. Sie erweckte den Eindruck, als hätte sie die Zeit vergessen. Severus wusste, dass sie besessen von der Idee war, hinter Harrys Geheimnis zu kommen. Für einen Moment hielt Severus inne und beobachtete sie still. Als Hermine Augen auf sich fühlte, blickte sie auf.

„Ich habe etwas herausgefunden!“, sagte sie stolz lächelnd.
„Selbstverständlich haben Sie das“, erwiderte er in seinen alten, kühlen Ton verfallend, doch Hermine sah über die Spitze hinweg.
„Seine Krankheit, ich nenne es jetzt einmal so, ist magischen Ursprungs.“ Jetzt verbesserte sie sich: „Na ja, Gabe ist eher die treffende Bezeichnung. Wenn bestimmte Situationen auftreten, die er nicht erleben will, blendet er diese einfach aus; momentan natürlich unbewusst. Sie sind für ihn nicht mehr real. Er sieht nichts, was mit dieser Situation in Zusammenhang steht. Genau das ist der Grund, warum er zu Weihnachten bei den Weasleys nicht nur die beiden Verursacher nicht mehr sehen konnte, sondern auch keinen der anderen Anwesenden! Aus Ihren umfangreichen Notizen wissen wir ja bereits, dass er trotzdem alles fühlen kann. Wenn man ihm zum Beispiel in dem Zustand ein Bein stellt, wird er auf die Nase fallen. Problem ist nur, dass er natürlich nicht weiß, was ihm da ein Bein gestellt hat. Wenn er seine Gabe nicht bald in den Griff bekommt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er dem Wahnsinn verfällt. Ich befürchte, er könnte eine ausgereifte Paranoia entwickeln, weil er immer davon ausgehen wird, dass sich irgendjemand in seiner Nähe aufhält, den er nicht wahrnehmen kann. Ein wirklich gruseliges Gefühl muss das sein. Was halten Sie davon Professor Snape?“ Doch bevor er antworten konnte, redete sie bereits weiter: „Wenn er seine reale Umgebung nicht mehr sieht, kann es dann möglich sein, dass er Dinge sehen kann, die sonst niemand in der Realität sieht? Ihr Buch hat mich darauf gebracht.“ Sie hielt „Die zwölf Briefe der Cassandra Trelawney“ hoch. „Das letzte Mal hatten Sie es aber noch nicht, Professor“, sagte Hermine lächelnd, während sich Severus ihrem Redeschwall ergab.

„Was machen Sie eigentlich allein in meinem Labor?“, fragte Severus etwas entrüstet.
„Der Minister ist heute zu Besuch. Ron hielt es für eine gute Gelegenheit, um Harry noch einmal kurz vor der Schuleröffnung zu treffen. Da mir die Sache mit ihm keine Ruhe gelassen hat, habe ich Ron begleitet, um mit Ihnen hier weiterzuarbeiten. Na ja, als ich Sie hier nicht angetroffen habe, Professor, habe ich mir erlaubt, ohne Sie anzufangen“, erwiderte sie ehrlich.

Severus hob eine Augenbraue. „Miss Granger, Miss Granger“, er schüttelte den Kopf, „ich mag es nicht, wenn sich Fremde in meinen Räumlichkeiten aufhalten, wenn ich nicht zugegen bin.“ Er warf ihr einen bösen Blick zu schaute sich danach um. Sein Labor war entgegen seinen Befürchtungen in tadellosem Zustand – genau so, wie er es verlassen hatte und doch köchelte es hier und da auf kleiner Flamme.

„Sie können unmöglich alles gefunden haben“, sagte er viel leiser als beabsichtigt, während er an seinen Regalen vorbeiging und die herrschende Ordnung beäugte, auch wenn ihm auffiel, dass sie einige Zutaten entwendet hatte. Seine Stimme ließ zudem die gewohnte Schärfe vermissen. Seit dem Zusammentreff mit Harry vorhin war Severus nicht mehr ganz Herr seiner selbst. Harry schien ihm mit seiner dankbaren Art die Sinne vernebelt zu haben.

Von sich selbst überrascht wandte sich Severus an die junge Frau und fragte mit ernster Stimme: „Können Sie sich vorstellen, hier in Hogwarts meine Meisterschülerin zu werden?“ Er bemerkte, wie ihr vor lauter Sprachlosigkeit der Mund offen stand.

Hermine erinnerte sich daran, wie er sie all die Jahre in ihrer Schulzeit schikaniert hatte. Er hatte sie nie zum Sprechen aufgefordert, wenn sie sich gemeldet hatte – und sie hatte sich sehr häufig gemeldet. Die Worte „Neunmalklug“ und „Besserwisser“ klangen ihr noch immer deutlich in den Ohren. Von diesem negativen Echo ihrer Schulzeit übermannt entgegnete sie nichts auf seine Frage. Mit allem Möglichen hatte sie gerechnet, aber nicht mit so einem Angebot seinerseits.

Nachdem sie sich endlich gefangen hatte, sagte sie: „Wir reden später weiter.“ Sie ging zur Tür und fügte noch hinzu: „Wenn es Ihnen wieder besser geht, Professor.“ Gleich darauf verschwand sie aus seinem Labor.

Harry schlich sich durch die ihm bekannten Geheimgänge zu seinem Zimmer. Er wollte irgendwie Kontakt zu Ron und Hermine aufnehmen, um mit ihnen über Severus’ seltsames Verhalten zu reden. Im ersten Stock angekommen hörte er ein leises Geräusch neben sich. Augenblicklich hatte er seinen Zauberstab gezückt, doch gleich darauf erkannte er seinen besten Freund.

„Ron! Du kannst mich doch nicht so erschrecken. Was machst du eigentlich hier?“, fragte er ihn, obwohl gerade er auf ein Treffen mit seinem besten Freund gehofft hatte.
Zur Begrüßung umarmten sie sich, bevor Ron erklärte: „Ich habe meinen Vater begleitet und gehofft, dich noch mal sehen zu können, bevor du hier als Lehrer anfängst und außerdem gibt es etwas zu erzählen!“, sagte Ron mit fröhlich funkelnden Augen, während Harry bereits die Tür öffnete.

Drinnen sah sich Ron in dem großen Raum um. Er hatte ihn schon gesehen, als er beim Einzug geholfen hatte, aber jetzt wirkte alles heimelig. Das Wohnzimmer war sehr geräumig und gemütlich. Harry hatte einiges in seinem Zimmer magisch verändert. Die Wände waren hell und ließen den Raum warm und einladend wirken. Harry bemerkte, wie Ron sich umblickte und führte ihn daher etwas herum. Das dazugehörige Büro machte einen edlen Eindruck mit seiner rotbraunen Holzverkleidung und den vielen Bücherregalen. Hier ließ es sich aushalten, stellte Ron für sich fest.

Nach der kleinen Führung sagte Harry, während er Ron auf die Schulter klopfte: „Wirklich schön dich zu sehen, Ron! Ist Hermine auch mitgekommen?“ Sein Freund nickte und versicherte, dass sie später auch vorbeischauen würde. Sie war sicherlich, Harry dämmerte es bereits, wieder einmal bei Severus im Labor, um mit ihm weiterzuarbeiten. Und während seine Gedanken von Hermine auf Severus gelenkt wurden, wurde ihm plötzlich bewusst, dass er seinen Kollegen ja eben erst getroffen hatte. Severus war nicht in seinem Labor, aber Hermine war dort? Dass es Ärger geben würde, falls Hermine sich Zugang zu seinem Labor verschafft hätte, verdrängte Harry erst einmal.

Er entnahm einem Schrank aus Kirschbaumholz zwei Feuerwhiskygläser, stellte sie auf den Tisch und schenkte ihnen ein. „Harry, du bist verrückt! Es ist noch nicht einmal Mittag“, stellte Ron fest, nahm jedoch ohne Zögern das Glas in die Hand.
Harry lachte ihn an und sagte lässig: „Scheint dich ja nicht wirklich zu stören.“ Nach einem Augenblick beteuerte Harry: „Ich bin echt froh, dich zu sehen. Ich muss dir und Hermine nämlich auch etwas erzählen! Ich habe mich schon gefragt, wie wir hier alle zusammenkommen können, ohne dass jemand misstrauisch wird.“ Nun war es Ron der die Augenbrauen hob und Harry erwartungsvoll anblickte.
Einen Zeigefinger hebend empfahl Ron jedoch: „Wir wollen aber noch auf Mine warten, ja? Sie weiß auch noch nicht, was ich zu erzählen habe. Ich wollte es ihr eigentlich heute Abend sagen, aber dann kamen wir kurzfristig hier her. Das passt wunderbar. Es ist eine gute Gelegenheit, weil wir drei zusammen sind. Ein Wunder, dass du die Presseleute überhaupt abschütteln konntest.“

„Na ja, Severus hat mich rausgeboxt“, erklärte Harry mit dankbar klingender Stimme.
„’Severus’? Wie kannst du das Scheusal beim Vornamen nennen?“, fragte Ron mit angewidert verzogener Miene. Gleich darauf hob er die Hände, als wolle er entschuldigend sagen „Sag nichts, ich hab’s nicht so gemeint!“.

Einige Zeit späte klopfte Hermine bei Harry an die Tür. Als er öffnete und sie einließ, begrüßten sie ihn genauso herzlich, wie zuvor Ron es getan hatte. Auch ihr zeigte Harry seine Veränderungen im Wohnzimmer und präsentierte stolz das erstklassig eingerichtete Büro.

„Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir gefehlt habt“, sagte Harry zu den beiden. Er bemerkte, wie sich in Hermines Augen Tränen bildeten und sie leise einen kleinen Schluchzer von sich gab.
„Habt ihr etwa getrunken?“, fragte sie nun tadelnd, um von sich selbst abzulenken.
„Nur ein kleiner Willkommenstrunk“, erklärte Harry lachend. „Du wirst auch gleich einen brauchen“, drohte er gleich im Anschluss neckend.

Mit Hilfe seines Zauberstabs veränderte er die Atmosphäre des Zimmers. Die Fenster verdunkelten sich und er beschwor einige kleine, magische Feuer, die für gemütliche Stimmung und wohlige Wärme sorgten. In der Mitte des Raumes erschienen mehrere einladend weiche Sitzkissen, um die Harry eine magische Blase herum gezaubert hatte, damit nichts von dem, was sie zu sagen hatten, für andere zu hören war – nicht einmal für Hauselfen.

„Macht es euch bequem!“, forderte Harry die beiden auf. Hermine musste man das nicht zweimal sagen, denn prompt ließ sie sich entspannt auf eines der riesigen Kissen fallen, woraufhin Ron und Harry es ihr gleichtaten. Ein Moment des Schweigens trat ein, den sie zeitgleich zu brechen versuchten, denn alle drei sagten auf einmal: „Ich muss euch etwas sagen!“ Die drei stutzten kurz und brachen in Gelächter aus, um einen Moment später noch einmal das Gleiche zu erleben.

Nach einem weiteren Lachanfall sah Ron Hermine plötzlich ernster an, als er mit seiner Neuigkeit rausrückte: „Sie haben mir einen Vertag angeboten. Ich kann bei Eintracht Pfützensee als Hüter anfangen!“ Weiter kam er nicht mehr, denn Mine und Harry fielen ihm bereits in die Arme und gratulierten ihm. Ron beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr, dass er es ihr eigentlich heute Abend sagen wollte.
Überschwänglich beglückwünschte sie ihn: „Ron, das ist einfach wunderbar!“
„Ich habe wirklich schon nicht mehr daran geglaubt“, gab Ron zu, bevor er die anderen beiden aufforderte, nun ihre Geheimnisse offen zu legen.

Harry machte den Anfang. Er berichtete, wie er beinahe den Presseleuten in die Arme gelaufen wäre, wie Severus ihn gewarnt hatte und er sich daraufhin hinter einem Busch versteckt hatte. Er schilderte die witzige Situation, wie Severus ihm den Rücken freigehalten und mit welcher Taktik er die Journalisten abgewimmelt hatte. Hermine hob erstaunt eine Augenbraue, nachdem sie erfahren hatte, was Severus dem Journalisten auf die Frage geantwortet hatte, warum der Hund Harry heißen würde.

Jetzt wurde Harrys Gesicht ernster, denn nun kam er zum eigentlichen Punkt – dem wirklich Seltsamen. Er schilderte, was der Zaubertrankmeister von sich gegeben hatte, nachdem die Presse gegangen war und Harry sich aus seinem Versteck getraut hatte. Fast Wort für Wort gab er es so wider, wie Severus es gesagt hatte. Aber was hatte Severus da eigentlich gesagt? Was hatte das zu bedeuten? Harry begann damit, Severus’ Worte auseinanderzupflücken und hoffte, dass Ron und Hermine etwas dazu einfallen würde. Nach einer kleinen Diskussion berichtete Hermine, weil sie es für passend hielt, was sie im Kerker über Harry herausgefunden hatte. Je länger ihr Monolog dauerte, desto ungläubig starrte Harry sie an.

„Und das Beste kommt noch! Er hat mich tatsächlich gefragt, ob ich seine Meisterschülerin werden möchte“, erklärte sie mit dem Kopf nickend und mit großen Augen, als wäre es ihr eine große Ehre.
Ron prustete den Feuerwhisky fast über die Kissen, bevor er antwortete: „Der ist wohl nicht mehr ganz richtig im Kopf, der Knabe. Nach allem, was er dir angetan hat.“
„Dachte ich auch, denn das war genau mein erster Impuls, weswegen ich auch nicht zugesagt habe. Aber denk doch mal an das, was Harry bei der Preisverleihung über Snape gesagt hat. Er musste immer scheußlich zu uns sein. Wir durften ihn gar nicht so kennen lernen, wie er wirklich war. Und jetzt hat er Kontakt zu mir aufgenommen; jetzt bin ich hier und forsche mit ihm. Und du hast Recht Harry: ich brauche jetzt auch einen Drink!“

Mit diesen Worten legte sie ihren Kopf an Rons Schulter. Einen Moment später murmelte sie zu sich selbst: „…und ich überlege wirklich, ob ich das mache!“
Entsetzt und ein wenig verärgert fragte Ron: „Bist zu verrückt geworden?“
„Überleg doch mal, Ron. Ich könnte hier nicht nur wegen Harry weiterforschen. Ich könnte vielleicht auch andere Dinge in Erfahrung bringen! Deswegen allein würde es sich lohnen, findest du nicht auch?“, sagte sie schelmisch grinsend.
Ron erwiderte neckend: „Ah, verstehe. Willst es ihm gleichmachen; ihn ausspionieren!“
„Ihr seid böse. Alle beide!“, scherzte Harry.
„Jaaa und wir sind es gern!“, setzte Ron noch oben drauf, bevor Harry wieder zum Thema zurückkehrte.
„Du glaubst also, dass es eine Fähigkeit bei mir ist, richtig? Ich kann es aber gar nicht kontrollieren, Mine. Es passiert einfach!“

Mit ihrer lehrerhaften Stimmlage erklärte sie: „Nein, Harry. Es passiert nicht einfach. Es gibt immer einen Auslöser dafür und den müssen wir herausfinden. Ich vermute fast, der Auslöser sind Situationen, denen du“, Hermine druckste herum, bevor sie fortfuhr, „einfach aus dem Weg gehen wolltest! Dinge, die dich genervt oder verärgert haben. Möglicherweise hat sich dieses Phänomen vielleicht auch in anderen, aber ähnlichen Situation bereits gezeigt? Denk doch mal nach, ob es schon einmal vor dem Spaziergang mit Sirius und Anne geschehen sein könnte.“

Harry grübelte intensiv, bevor er zögerlich antwortete: „Der Tag nach der Schlacht. Ihr wisst ja, dass ich nach dem Frühstück gleich gegangen war, weil du und Sirius ziemlich böse Sprüche abgelassen habt.“ Er hatte Ron in die Augen gesehen, der sich beschämt an den Vorfall erinnerte. Harry erklärte, wie er an dem Morgen in seinem Sessel saß und plötzlich die Tür auf- und wieder zuging, jedoch niemand den Raum betreten hatte, er jedoch hatte spüren können, dass jemand bei ihm im Zimmer gewesen war.

„Am nächsten Tag meinte Sirius, er hätte sich bei mir entschuldigt und ich solle ihn nicht mehr ignorieren“, schilderte Harry.
Hermine bestätigte: „Ja, nachdem du gegangen warst, hatte Sirius ein schlechtes Gewissen bekommen“, sie schaute zu ihrem Freund, „wie übrigens Ron auch!“ Sie schenkte ihren Verlobten einen spielerisch vorwurfsvollen Blick, bevor sie fortfuhr: „Er ist dir nachgegangen, Harry! Ich bin sicher, er wird dir das bestätigen, wenn du ihn fragst!“

Harry sinnierte einen Moment und sagte dann: „Ich hatte mich kurz gewundert, als Sirius behauptete, er hätte sich am Tag zuvor mit mir unterhalten. Daran konnte ich mich nämlich überhaupt nicht erinnern. Ich hatte mir aber gar nichts dabei gedacht und das Ganze schon fast vergessen.“
Nickend vermutete Hermine laut: „Er wird gedacht haben, dass du sauer auf ihn bist und du ihn deswegen einfach links liegenlässt. Darum ist ihm nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Aber gut, dass du dich jetzt daran erinnerst, Harry. Das wird der erste Moment gewesen sein, wo dir das passiert ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Phänomen sich erst nach Voldemorts Tod bei dir entfaltet hat. Vielleicht hat das irgendwas in dir erweckt!“

Für einen Moment erinnerte sich Harry an das Kribbeln seiner Narbe, als Voldemorts Macht vergangen war und an den darauf folgenden inneren Frieden, die Erleichterung und die jahrelang so sehr herbeigesehnte Ausgeglichenheit, die ihn in diesem Augenblick vom Scheitel bis zur Sohle eingenommen hatte. Er hatte sich diese Gefühle bis heute bewahrt.

Hermine versuchte, die ganzen Puzzleteile zusammenzufügen und sagte zu sich selbst: „Du hast sie nicht mehr gesehen oder gehört; sie waren einfach Luft für dich.“ Gezielt fragte sie dieses Mal Harry: „Sag mal, wenn du in so einem Zustand warst, hast du jemals Dinge gesehen, die normalen Augen verborgen geblieben waren?“ Harry verneinte und blickte in Hermines enttäuschtes Gesicht.
Dann grinste er und sagte lang gezogen: „Aaaaber: ich war neulich bei Luna. Sie hat da so einen Affen.“

Er hielt jeden Satz kurz und machte eine kleine Pause dazwischen, weil er belustigt Hermines immer größer werdende Augen betrachtete. „Haaaryyy, mach schon! Spann mich nicht auf die Folter!“, nörgelte sie.
Harry lachte kurz, bevor er zügiger erklärte: „Luna hat einen Demiguise!“
„Einen was bitte?“, fragte Ron mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Sag mal, Ron, liest du die Bücher überhaupt, die ich dir schenke?“, fragte Hermine vorwurfsvoll. Sie erklärte für ihren Freund: „Das sind Äffchen aus Fernost. Die können sich tarnen, aber nicht so, wie ein Chamäleon. Sie machen sich richtig unsichtbar. Deswegen macht man aus ihrem Fell unter anderem auch…“
Hermine hob die Augenbrauen und erwartete die Antwort von Ron, die er nach einem Moment des Überlegens auch richtig geben konnte: „Unsichtbarkeitsumhänge!“
„Richtig!“, bestätigte Harry. „Ich habe allerdings den Affen gesehen und zwar, während er sich getarnt hatte! Selbst Luna oder Neville konnten ihn zu diesem Zeitpunkt nicht sehen.“

Aufgeregt hielt Hermine sich beide Hände vor den Mund, bevor sie aufgewühlt in die Runde warf: „Oh mein Gott. Wisst ihr, was das bedeutet?“
Ron machte sich einen Scherz daraus und antwortete mit ernster Miene: „Ja, natürlich! Das bedeutet, dass Luna und Neville tatsächlich ein Paar sind! Ich dachte eigentlich, das wäre nur eine Phase oder…“
„Ron!“, mahnte Hermine grinsend und haute ihm spielerisch auf den Oberarm.

Alle drei lachten, bevor Hermine ihre Gedanken preisgab: „Harry, ich denke, dass es für dich tatsächlich möglich ist, Dinge sehen zu können, die sonst niemandem offenbart werden können. Denk doch nur daran.“ Sie kam ins Schwärmen, als sie aufzählte: „Du könntest alles Mögliche sehen! Du könntest vielleicht Echos ohne Priori Incantatem sehen. Du könntest womöglich Überreste von Flüchen sehen, die andere nur mit einem Offenbarungszauber nachweisen können oder Auren von Personen oder Tieren. Es wäre auch möglich…“
„Hermine, stopp! Das ist jetzt alles nur Theorie oder?“, fragte Harry neugierig.
„Sicher ist das alles nur Theorie, Harry, aber damit beginnt doch immer alles – mit der Theorie!“, betonte Hermine.

„Ich habe vorhin bei Snape dieses Buch gefunden. ’Die zwölf Briefe der Cassandra Trelawney’ und ich denke, dass eine Gabe, die darin beschrieben wird, voll und ganz auf dich zutrifft!“, erklärte sie einem verdutzten Harry.
Der antwortete gleich darauf: „Luna hat mir das Buch gegeben und ich hab’s Severus überlassen, als ich ihm von dem Affen erzählt hatte.“
Hermine kniff die Augen zusammen und murmelte: „Dann muss ich wohl mal ein ernstes Wörtchen mit ihm wechseln! Er hat mir weder von dem Buch noch von dem Demiguise erzählt. So kann ich unmöglich effizient arbeiten!“

Nach einem kurzen Moment sagte Hermine bedrückt klingend: „Um nochmal auf Snape und dem zurückzukommen, was er zu dir gesagt hat: diese komische Anwandlung, mich plötzlich als Meisterschülerin haben zu wollen, das ist doch auch völlig untypisch für ihn. Er hat mir über sechs Jahre lang zu verstehen gegeben, dass er mich nicht ausstehen kann, auch wenn er der Meinung ist, dass ich eine ausgezeichnete Schülerin gewesen war. Man will doch niemandem zur Elevin der Zaubertrankkunst haben, wenn man diejenige nicht leiden kann.“

Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Harry, er hat dir eine verschleierte Situationsbeschreibung von dem gegeben, was ihm vor zwanzig Jahren widerfahren ist. Er hat gesagt, dass es seine Entscheidung gewesen war. Er hat sich irgendetwas ausgesetzt, was seine Gefühle untergraben hat; etwas, das er für notwendig erachtet hatte. Da stellen sich mir zwei Fragen!“
Ungläubig fragte Ron nach: „Nur ZWEI Fragen?“
Unbeirrt von dem Kommentar fuhr Hermine fort: „Als Erstes natürlich die Frage, was mit ihm damals geschehen ist? Aber viel wichtiger finde ich die Frage, warum er dir überhaupt solche Andeutungen gemacht hat? Harry, ich glaube, er möchte, dass du mehr darüber herausfindest! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Snape nur aus Versehen so etwas Gewichtiges von sich gibt. Dem Mann unterlaufen derlei Fehler nicht! Er tut nichts unbegründet.“

Harry nickte, während er Hermines Worte zunächst verdaute. Dann seufzte er leise, bevor er sagte: „Warum muss das immer alles so kompliziert sein? Wenn er Hilfe benötigt, warum kann er nicht einfach fragen? Sicherlich werden wir nie die besten Freunde werden, aber ich denke, wir sind zumindest auf dem richtigen Weg.“
Hermine schüttelte den Kopf und philosophierte: „Was, wenn er einfach nicht dazu imstande ist, jemanden um Hilfe zu bitten? Sein Brief an mich war auch nicht für jedermann sofort richtig zu deuten. Es könnte ihn ja etwas daran hindern, offen um Hilfe zu bitten. Ist aber nur eine vage Vermutung. Aber…“ Sie hielt inne und wählte andere Worte: „Mit einer anderen Sache, die uns schon häufig den Kopf zerbrochen hat, könnte das ja auch zusammenhängen!“

Fragend blickten die beiden jungen Männer sie an, woraufhin sie erklärte: „Denk doch mal daran, was Dumbledore immer gesagt hat! Dass er ihm blind vertraut. Haben wir uns nicht all die Jahre immer den Kopf darüber zerbrochen, warum das so ist? Und bis heute sind wir in diesem Punkt völlig ahnungslos! Ich denke einfach, es gibt noch viel mehr Geheimnisse, die Dumbledore nicht teilt!“

Hermine klang am Schluss sehr mysteriös, weswegen Harry mit den Augen rollte. Aufgrund Harrys Reaktion setzte sie noch einen oben drauf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, indem sie sagte: „Denk doch mal an Sirius! Niemand wusste davon, Harry. Sirius’ Schicksal lag einzig und allein in Dumbledores Händen!“ Erst jetzt wurde ihm Hermines Standpunkt klar. In diesem Moment war er zudem froh darüber, vorhin dafür gesorgt zu haben, dass keines ihrer Worte die sichere Blase, unter der sie saßen, verlassen konnte.

„Es gibt keinen besseren Ort als direkt an Snapes Seite, um sein Geheimnis zu ergründen. Hab ich Recht oder hab ich Recht?“, fragte Harry leise.
Hermine stimmte dem zu, aber Ron verzog nur das Gesicht, bevor er den Kopf schüttelte und fragte: „Ihr beide meint das wirklich ernst, was ihr da sagt oder?“
Sich zu ihm beugend nahm Hermine seinen Kopf in ihre Hände, als sie bestätigte: „Ja, das meinen wir todernst.“ Sie küsste ihn zuversichtlich und versicherte ihm schnurrend: „Du brauchst keine Angst haben, Ron. Wir werden immer genug Zeit miteinander haben. Am Tag bin ich wegen meiner Heiler-Ausbildung erst im St. Mungos und nachmittags hier in Hogwarts. Du bist den ganzen Tag über beim Training. Die Abende gehören immer noch uns!“ Neckend fügte sie hinzu, obwohl sie wusste, dass Ron längst seinen Widerstand aufgegeben hatte: „Außerdem ist Harry hier, um auf mich aufzupassen!“
„Ich werd’ mir von den Zwillingen Langziehohren geben lassen!“, scherzte Ron.
„Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich seinen Kerker mit diesen Dingern verwanze?“, fragte Hermine skeptisch. Ron bejahte wortlos, woraufhin Hermine konterte: „Wenn er die findet, dann ist es aus! Dann erfahren wir überhaupt nichts. Außerdem würde er mich rausschmeißen und meine Karriere als angehende Zaubertrankmeisterin ist zu Ende, bevor sie überhaupt beginnen konnte. Ich muss natürlich erst einmal das Angebot annehmen, aber so verführerisch der Gedanke an Langziehohren für dich auch sein mag, das kannst du vergessen! Das ist ein äußerst sensibles Thema, Ron!“

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Beitrag von »

Jetzt muss ich aber auch mal ein Kommi machen ;) Ich find deine Geschichte echt richtig super! :smile: Du hast einen super Schreibstil und die Geschichte ansich ist sowieso super :engel: Hab angefangen zu lesen und wollte gar nicht mehr aufhören :P Und ich freu mich natürlich schon riesig aufs nächste Kapitel :smile: :smile:

Glg, Là

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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Ich bin auch gespannt, wie's weiter geht!

Vor allem mit Ginny und Harry ^^
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