Krebs

Für alle, die Hilfe brauchen oder helfen wollen

Moderator: Modis

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Samantha Snape
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Krebs

Beitrag von Samantha Snape »

hey,

Also, ich hab das Unterforum durchsucht und nichts gefunden, daher hab ich ein neues Thema aufgemacht, falls es doch bereits sowas gibt, Sorry, dann werde ich sicherlich nach einer Verlinkung darauf zurückgreifen.

Zu meinem Anliegen:

Mein Onkel liegt seit einer Weile im Krankenhaus, gestern kam dann die Diagnose, Krebs.
Alles fing eingentlich damit an, dass er sich nicht mehr Bewegen konnte und unerträgliche Schmerzen im Rücken hatte. Anfang der Woche wurde er am Kreuz operiert. Man hat ihm ein Geschwür entfernt und danach ging es dann auch wirklich Bergauf. Vorgestern habe ich ihn besucht und alles war wunderbar. Er meinte in einer Woche könne er das Krankenhaus bereits verlassen. Gestern kam dann diese niederschmetternde Diagnose.

Ich konnte ihn gestern nicht besuchen, nachdem meine Mutter es mir erzählt hat, da ich ständig nur am weinen war. Es ist so, dass ich bereits meine Tante vor 14 Jahren an Krebs verloren habe. Ich habe jetzt einfach angst und weiss nicht wie ich damit umgehen soll.

Ich will ihn besuchen, aber ich habe Angst, dass ich vor ihm wieder in Tränen ausbreche. Das will ich ihm nicht antun. Allerdings habe ich auch Angst, dass wenn ich ihn nicht besuche, ich ihn vielleicht nie wieder sehen werde. Meine Freunde stehen mir zwar bei und ich treff mich nachher auch wieder mit meinem besten Freund, aber trotz allem hilft es mir nicht, dass ich nicht mehr ständig am heulen bin.
Ich habe die Nacht sehr schlecht geschlafen und bin am verzweifeln. In meiner Familie geht jeder anders damit um. Meine Mutter stürzt sich in die Arbeit und ist kaum noch anzutreffen, mein Bruder scheint recht stark, aber ich kenne ihn, er geht uns aus dem Weg.
Mein Stiefvater redet die ganze nur davon, wie das passieren konnte und warum wir das jetzt wieder durchmachen müssen. Im Gegensatz zu ihnen, bin ich ein sehr sentimentaler Mensch und muss dringend darüber reden. Aber mit ihnen kann ich es nicht. Ich weiss einfach nicht mehr was ich tun soll. Beim bloßen Gedanken mein Onkel könnte sterben muss ich wieder weinen.... Ich bin am durchdrehen.

Am meisten macht es mir zu schaffen, dass ich nicht weiss, wie ich mich meinem Onkel gegenüber verhalten soll. Ich will es ihm nicht noch schwerer machen, aber da ist einfach diese Angst und die geht nicht weg.

Wer hat Erfahrung damit, dass es nicht mit dem Tod geendet hat? Wie gesagt, ich habe bereits meine Tante an Krebs verloren, aber sie war anders als mein Onkel, sie war stark und hat mich getröstet, dass es ihr besser gehen würde, sie glaubte daran gesund zu werden. Als sie realisierte, dass sie es nicht schaffen würde, war sie immer noch stark und sagte, ihr würde es gut gehen, wenn sie diese Welt verlässt. Damals war ich 12, heute bin ich 26. Ich habe so große Angst.

Die Erinnerungen an meine Tante fangen seit einigen Jahren an zu verblassen, ich habe schon Angst sie zu vergessen, denn dass will ich nicht, jetzt habe ich Angst, dass wenn mein Onkel auch noch stirbt, dass es bei ihm genau so werden wird und die Erinnerungen verblassen. Ich will das nicht.
ich weiss nicht, ob ich das noch einmal durchstehe. Ich bin nicht so stark wie meine Freunde denken dass ich bin. Für sie war ich immer da und diejenige die nichts erschüttern kann. Aber das hier wird mir zu viel. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr stark sein.
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Der Nox
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Re: Krebs

Beitrag von Der Nox »

Hallo Sam,

ich kenne beide Seiten. Einmal einen geliebten Menschen gehen lassen zu müssen, ohne helfen zu können (war kein Krebs). Und einmal das Gegenteil. Meine Tante ist vor drei Jahren an Brustkrebs erkrankt und hat es überlebt. Es war ein sehr harter Kampf und sie hat vieles opfern müssen, aber sie hat es durchgestanden. Gewissermaßen hat sie nun zweimal im Jahr Geburtstag.

Ich weiß nicht ob dich Fakten beruhigen, bei mir ist das so. Vielleicht hilft dir daher zu wissen, dass Krebs nicht gleich Krebs ist. Je nach Ausbreitung, befallenen Organen, Entdeckungszeitpunkt sehen die Chancen ganz unterschiedlich aus. Es lohnt sich also immer sich darüber zu informieren. Was sagte der Arzt, wie fühlt sich dein Onkel, was soll in den nächsten Wochen/Monaten getan werden, welche Folgen kann das haben? Hat man was greifbares in der Hand schrumpft vielleicht dieses aktuell sehr große Angstmonster, das der Krebs vorausschickt.

Das führt auch direkt dazu wie du dich verhalten kannst. Du kennst dich selbst am besten, wenn du emotional oder sentimental bist, dann kennt dich dein Onkel doch auch so. Und dann ist es doch egal dass du für ihn eine Träne vergießt, er wird dir das nicht übel nehmen. Im Gegenteil, wenn ihr einen gutes Verhältnis habt, dann wird er sich viel mehr freuen, dass du jetzt für ihn da bist. Egal in welcher Weise. Wenn du nicht der strahlende Sonnenschein sein kannst, der ihn zum Kämpfen motiviert dann sei eben besonnen und höre ihm zu. Oder versuch für Ablenkung zu sorgen, indem du ihm von der Welt außerhalb der Krankenhausmauern erzählst. Es gibt viele Möglichkeiten jemanden diese Lebensphase angenehmer zu gestalten, jede ist gleich gut. Du kannst da nichts falsch machen, solange du du selbst bleibst.

Ich könnte dir eine Menge über Abschied erzählen, aber dafür ist jetzt nicht die Zeit. Das können wir mal in einigen Monaten per PM oder so tun. Jetzt ist Zeit dir viel Kraft und deinem Onkel alles Gute zu wünschen.

Viele Grüße,
Nox
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LeseVerrückte500
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Re: Krebs

Beitrag von LeseVerrückte500 »

Hallo,
ich kenne mich zwar nicht wirklich mit Krbs aus aber meine Großtante ist damit schon mit 24 gestorben, das war bevor ich auf die Welt kam und jedes mal wenn ich das bild von ihr sehe bin ich traurig weil ich diee wunder bare Frau nie kennen gelernt habe.
Mein Onkel liegt auch im Krankenhaus wegen einer Blutung am Gehirn bei den Kopfzellen, er schwebbte auch eine Zeitlang in Lebensgefahr und in dieser Zeit habe ihn besucht. Ich fand den Anblick echt schlimm, aber ich habe die Tränen unterdrückt, gehofft das er mich hört (erlag im künstlichen Kohmer) und ihm gut zugesprochen. Als ich nach hause kam war ich zwar total aufgelöst aber ich wusste das ich mein bestes getan habe. Daraufhin habe ich ihn versucht öfter zu besuchen und als ich dann hörte das er nicht sterben würde war ich über glücklich ich besuchte ihn immer öfter und als dann die medikamente runter gesetzt wurden war ich noch glücklicher und selbst wenn er eine Phase hatte wo es bergab ging bin ich immer noch gekommen auch wenn ich geweint habe und all das hat er weiter gemacht, soziemlich alle haben geweint wenn man es genau gibt, aber er hat sich gedacht das er für uns weiter machen muss und so hat er weiter gemacht und als er kurz vor dem Aufgeben war habe ich ihn zwar zum teil unter Tränen Mut gemacht.

Ich hoffe du hast gemerkt worauf ich hinaus wollte, ich würde sagen das du hin gehen solltest und selbst wenn du weinst würde ich sagen sieht er das er für dich weiter machen muss und wie viel er dir bedeutet. Das ist meine Meinung, aber ich kenne ja deinen Onkel nicht.

Was die reaktion der Familie angeht war es bei mir ähnlich, meine Brüder haben es so gut wie es ging verdrängt und haben nie ein Wort darüber gesprochen, auch haben sie meinen Onkel leider nicht besucht, aber so sind sie halt. Mein Vater war traurig und hat immer darüber geredet das er sich schon bessern wird und hat gefragt wieso es ausgerechnet meinen Onkel getroffen hat. Meine Mutter sehr viel arbeit auf sich genommen, bei ihrter Arbeit, wegen den Versicherungen und so von meinem Onkel und noch ganz viel andere Arbeit und wenn man sie mal mit mir gesprochen hat war sie voll gestresst und unglücklich. Meine Oma ist total durch gedreht und als ich und meine Mum mal bei ihr und bei dem rest der Familie die bei meinem Onkel in der nähe wohnen besucht habe und ich Müll in den Mülleimer geworfen habe da hat sie mir gesagt das der Müll nicht in Den Mülleimer reingeworfen darf sondern das man ihn ihr geben soll und sie wirft ihn dann weg. Mein Opa war auch total niedergeschlagen und komisch.

So das wars, ich hoffe ich habe dich nicht all zu sehr zugetextet habe.

LG,
LeseVerrückte500

PS. Mein Onkel kann jetzt soger schon wieder schlucken und falls ich es vergessen habe zu schreiben es wurde die art von Zellen beschädigt mit dem er die Muskeln und sich selbst bewegt hat und so konnte er sich nicht mehr bewegen, auch lag eine Zeitlang am Beatmungsgerät, aber egal es geht um dich und deinen Onkel
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James U. Baines
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Re: Krebs

Beitrag von James U. Baines »

Liebe Samantha,

wenn ich lese, dass nahe Verwandte Krebs bekommen, konnte ich mir das Ganze nicht ausmalen, wie es sein muss damit zu leben; ich kannte es nicht. Bis vor einem Jahr zumindest, denn da war es dann mein Vater, der anfangs Schluckbeschwerden hatte, zu usnerem Hausarzt ging und dort Lutschpastillen beka, wei lder Hausarzt meinte, es wäre eine Erkältung. Als es nicht besser wurde, habe ich ihm angeraten zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt zu gehen, der wiederrum hat meinen Vater unverzüglich ins Krankenhaus überwiesen.

An diesem Tag, habe ich die praktische Führerscheinprüfung gemacht gehabt und meine Eltern angerufen, da war mein Vater im Krankenhaus. Am Abend zuhause, bat mich meine Mutter zu setzen und sie sagte mir mit Tränen in den Augen, dass der Arzt gemeint hätte, dass er einen Zungengrundkarzinom hätte. Wäre ich nicht schon gesessen, wäre ich wohl umgefallen, weil mir die Beine weich geworden wären. Sie hatte mich auch dringend darum gebeten, mit niemandem darüber zu reden, damit im Dorf kein Tratsch entsteht.

Am nächsten Tag fuhr meine Mutter mit meinem Vater in eine spezialisierte Klinik 60km weiter weg gefahren. Ich habe die ganze Nacht nach dem Krebs und den Berichten dazu im Internet gesucht und war danach umso schockierter, weil es erstens kein häufiger und zweitens auch nur schweroperierbarer Krebs ist. Ich selber war so erschöpft und blieb daheim. Allerdings sollte an diesem Tag mein Vater auch gleich eilig in den OP geschoben werden. Ich musste raus aus dem Haus und bin in die Kirche zum Beten, dort habe ich auch leise für mich in der Bank geweint.

Ich hab mir dabei ausgemalt, wie es weitergehen würde ohne ihn, hab mich gefragt, wie ich das stemmen sollte und habe um Kraft für mich und meine Familie gebetet und dass die Operation gut gehen soll. Danach bin ich auf den Friedhof und bin zu den Gräbern meiner Verwandten und Freunde. Meine Nachbarin hatte mich immer gebeten, sie öfters zu besuchen und ich habe es immer hinausgezögert. Als ich dann an ihrem Grab war, ist mir diese Tragweite erst bewusst geworden, dass die Zeit nicht unendlich ist, die man mit den Liebsten hat.

Ich habe mich elend gefühlt und hatte niemanden zum Reden; ich lasse ungern Emotionen ans Tageslicht, aber wenn, dann brechen alle Dämme.

Als am Abend meine Mutter mir mitteilte, dass sich eine Ärztin sich das Ganze nochmal angeschaut hat und festgestellt hat, dass es Gott sei Dank kein Krebs war, sondern vereitertes Gewebe, dass ohne OP in der Nacht aufgeplatzt wäre und mein Vater erstickt wäre. Sie selber hätte dies noch nicht gesehen und scharte anscheinend mehrere Ärzte während der OP um dieses "Phänomen". Ich bin so froh, dass mein Vater keinen Krebs hatte, ich bin froh, dass die OP gut lief und ich bin froh, dass ich heute noch meinen Vater an meiner Seite wissen kann.

Aber die Erinnerung an die, wenn auch kurzen schweren Stunden, werde ich nicht vergessen und wünsche niemandem, dass er diese Bürde lange tragen muss. So etwas wünscht man niemandem.

Um zurück zu deinem Fall zu kommen:

Investiere die wertvolle Zeit mit deinem Onkel, steh ihm bei, mach ihm eine Freude mit dem Geschenk der Anwesenheit seiner Nichte. Das lässt sich nicht in Gold aufwiegen. Begleite ihn, wohin sein Weg führen mag und zeige deine ehrlichen Gefühle. Zeig, dass du die ständige Last, die sich auf deine Schultern derzeit befindet nicht alleine tragen kannst. Zeig, dass du Gesellschaft brauchst und besinne dich der positiven Zeiten, die du mit deinem Onkel bisher verbracht hast.

Ich wünsche deinem Onkel alles erdenklich Gute.
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Samantha Snape
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Re: Krebs

Beitrag von Samantha Snape »

Hey,

Erstmal danke euch 3 für die Rückmeldung.
Ihr wisst nicht, wie sehr mir das jetzt schon hilft, dass ich einfach zu ihm gehen soll und ich selbst sein soll. Ich denke er könnte es verstehen, wenn ich weine. Ich hoffe so sehr, dass es noch eine CHance für ihn gibt und er die Krankheit besiegen kann.

Allein das von euch zu lesen, macht mir wieder etwas mut, welchen ich bis jetzt völlig verloren hatte.
Ich danke euch drei von ganzen Herzen, ihr wisst nicht was mir das bedeutet, das mir jemand Mut zuspricht, auch wenn ich euch nicht kenne. DANKE!
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Eba Kano
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Re: Krebs

Beitrag von Eba Kano »

Hey Sam,

jetzt weiß ich auch, was dich die letzten Tage so sehr bedrückt hat… und ich muss sagen: ich fühle mit dir. In meinem Familienstammbaum findet man die Diagnose ‚Krebs‘ leider immer häufiger.

Person A ist 5 Jahre vor meiner Geburt an Krebs gestorben. Person B kämpft seit Jahren erfolgreich gegen Tumore. Dafür entwickeln sich leider seit einigen Monaten (bisher gutartige) Wucherungen auf der Haut von Person C. Ich bin bisher glücklicherweise verschont geblieben, habe aber natürlich immer dieses komische Gefühl in der Bauchgegend und muss mich halbjährlich beim Arzt durchchecken lassen. Meine Freunde verarbeiten das Thema leider auf ganz makabere Weise, welche ich hier lieber nicht nennen möchte.

Im Freundeskreis sieht es ähnlich aus. Person D hat den Brustkrebs besieht; Person E muss regelmäßig operiert werden um Tumore unter der Haut zu entfernen.

Ich kenne dein Problem mit dem hin- und hergerissen sein.
Ich habe von vielen Menschen Abschied nehmen müssen, ohne die Chance gehabt zu haben mich zu verabschieden. (Mein Onkel ist vor einigen Wochen ganz plötzlich verstorben).

Höre darauf, was dein Körper und dein Herz dir sagt. Erzwinge nichts. Besuche ihn wenn du dich gut fühlst, wenn du einen guten Tag hast. Natürlich wird dein Onkel wissen das du traurig bist und das dich diese Sache mitnimmt, aber er wird dich dafür bestimmt nicht verurteilen.

Ich hoffe du hast dich nach dem Gespräch gestern Abend besser gefühlt. Gute Freunde können einem tatsächlich etwas von dem Kummer abnehmen. Ich wünsche dir für die nächste Zeit viel Kraft und positive Energie. Fühl dich von mir gedrückt.
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Susan Sto Helit
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Re: Krebs

Beitrag von Susan Sto Helit »

Liebe Sam,

meine Mutter hat vor ein paar Jahren auch - ähnlich wie dein Onkel - gegen Krebs gekämpft.

Wenn ich in dieser Zeit eins gelernt habe, dann ist es, dass es für Menschen mit Krebs kaum eine bessere Unterstützung gibt, als für sie da zu sein und ihnen zuzuhören.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass dein Onkel (auch wenn ich ihn nicht kenne) sich bestimmt riesig freut, wenn du ihn besuchen kommst, selbst wenn du nur Rotz und Wasser in seiner Gegenwart heulst. Das schlimmste Gefühl ist nämlich, dass man allein da durch muss.

Wahrscheinlich macht er selbst sich sogar noch mehr Gedanken und Sorgen, als du es tust. Und auch wenn der Krebs mit Sicherheit nicht davon verschwindet, dass man über die Erkrankung redet, habe ich persönlich es immer als etwas beruhigend empfunden, wenigstens darüber zu reden.

Das schlimmste für mich persönlich war immer die Ungewissheit, das ewige "Wie soll es denn jetzt weitergehen?" und die Hilflosigkeit, dass man persönlich keine Möglichkeit hat, irgendwas konstruktives GEGEN den Krebs zu tun.

Ich glaube aber, dass man auf jeden Fall etwas FÜR die Betroffenen tun kann, indem man ihnen zeigt, dass man für sie da ist.

Ich habe eine ungefähre Ahnung davon, wie viel Überwindung es dich kostet, ins Krankenhaus zu deinem Onkel zu gehen, ich wäre damals am liebsten nicht mal in die Eingangshalle der Klinik, weil ich so große Angst hatte, was mich dahinter erwartet.

Jetzt im Nachhinein bin ich aber sehr froh, dass ich mich überwunden habe und meine Mutter so oft wie möglich besucht habe.

Ich würde dir vorschlagen, auf jeden Fall einmal deinen Onkel zu besuchen. Wenn du dann merkst, dass ihm das nicht gut tut (was ich mir nicht vorstellen kann) oder dass du es nicht verkraftest, kannst du dir ja nochmal überlegen, wie und ob du ihn weiter besuchst.


Stark zu sein ist in der Situation, in der du dich befindest, sicher nicht leicht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob man bei Krebs überhaupt stark sein kann, ohne die Situation völlig zu verkennen bzw sich selbst anzulügen. Viel wichtiger ist es, dass man ehrlich zu den Betroffenen und auch zu sich selbst ist.
Das heißt jetzt nicht, dass du sofort resignieren und dich in einem Loch verkriechen sollst - das hilft nämlich meiner Erfahrung nach auch niemandem, genausowenig wie sich endlos Gedanken zu machen (auch wenn ich weiß, dass das so viel leichter gesagt als getan ist).

Was für dich der beste Weg ist, mit der Erkrankung deines Onkels umzugehen, kann ich dir leider nicht sagen. Falls du darüber reden möchtest, darfst du dich aber gerne jederzeit melden.

Liebe Grüße und viel Kraft!
Susan
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Der Nox
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Re: Krebs

Beitrag von Der Nox »

Susan Sto Helit hat geschrieben: Ich glaube aber, dass man auf jeden Fall etwas FÜR die Betroffenen tun kann, indem man ihnen zeigt, dass man für sie da ist.
Guter Punkt, den ich vergessen habe zu erwähnen. Betroffene sind meist mehr als nur der Erkrankte. Wenn der Onkel eine Familie hat kann man auch da engen Kontakt halten. Den Angehörigen ein Ohr leihen, sie ein wenig aufmuntern oder die Last teilen ist manchmal einfacher, als sich zu überwinden ins Krankenhaus zu gehen, aber genauso wertvoll.
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Mompi80
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Re: Krebs

Beitrag von Mompi80 »

Hallo Sam,

auch meine beiden Opa´s hatten Krebs. Sie haben mir immer gesagt, dass sie sich wahnsinnig gefreut haben, wen ich sie besuchen kam. Da gab es auch bei mir Tage an denen ich stark sein konnte und meine Gefühle nach hinten verdrängt habe. Aber eben auch die schlechten. Naja und dann haben Opa und ich eben gemeinsam Rotz und Wasser geheult. Wir haben versucht uns abzulenken, indem wir uns an die schönen Zeiten erinnert haben.

Leider kann ich dir nicht genau sagen was du machen sollst. Ich glaube aber, dass dein Onkel (auch wenn ich ihn nicht kenne) sich freuen würde, wenn du ihn besuchst. Hör einfach drauf was deine Gefühle dir sagen und versuche nicht dich zu verstellen. Wenn du Heulen musst, dann tu es. Das zeigt doch nur, dass du ein Mensch mit Gefühlen bist. Besser so als ein Herz aus Stein.

Ich wünsche dir und deinem Onkel alles alles Gute und ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

GLG Mompi

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Samantha Snape
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Re: Krebs

Beitrag von Samantha Snape »

Hallo,

auch euch, danke für eure Rückmeldung und euren Worte. Heute geht es mir schon etwas besser als gestern. Momentan habe ich meine Tränen etwas im Griff un kann das erste mal wieder einen klaren Gedanken fassen.

Ich denke mir, dass ihr sicherlich recht habt, mein Onkel wird sich freuen, wenn ich ihn besuche und vielleicht tut es auch mir gut, wenn ich sehe, wie er damit umgeht.

Mein Onkel hat keine eigene Familie, das nächste was er an Familie hat sind seine Schwestern (eine davon meine Mutter) meinen Bruder und mich. das sind 4 Menschen die ihm von einer einst so großen Familie geblieben sind. Meine Tante ist nicht in der Lage das Haus zu verlassen, da sie an einem Beatmungsgerät hängt. Mit dieser Situation haben wir gelernt zu leben, natürlich kommt dies noch hinzu. Sie kann ihn also nicht besuchen. Bleiben meine Mutter, mein Bruder und ich.

Wie gesagt, stehen mir meine Freunde zur Seite, und das Gespräch gestern hat mir auch geholfen und mich aufgemuntert.

Das mit den Gedanken ist wahrlich nicht so einfach. Ich versuche es, mich abzulenken und nicht ständig daran zu denken, es gelingt mir für 1-2 Stunden doch dann kommt es von selbst zurück, wenn ich mal ein paar Minuten nicht beschäftigt bin. Dann frage ich mich wie es weitergeht. Ich frage mich, was ich tun kann. Natürlich, ich kann zu ihm gehen, bei ihm sein und ihm zeigen dass er nicht allein ist. Doch dann frag ich mich ob ich dafür stark genug bin.
Im moment fühle ich mich alles andere als stark.
Viele meiner Freunde sagen zwar, ich kann zu ihnen, aber ich weiß nur zwei meinen es wirklich ernst. Dabei war ich immer für alle da.
Als einer meiner Freunde seine Mutter verlor, war ich da und habe einen kühlen Kopf bewahrt. Es lies mich nicht kalt wie alle gemeint haben, aber ich wusste ich muss für sie stark sein, also war ich es.
Nun da es mich selbst betrifft sehe ich, wer für mich da ist. 2 Freunde bleiben noch übrig. Meine beste Freundin kam gerade von der arbeit nachhause als ich anrief und ihr in Tränen aufgelöst angerufen habe, sie ist sofort wieder raus und zu mir. Mein bester Freund kam bei der ersten Gelegenheit, welche gestern abend war.

ich bin überglücklich die beiden zu haben. Sie lenken mich auch ab so gut sie können, aber sie merken sehr gut, dass meine Gedanken immer zurück wandern.
In einem Loch verkrieche ich mich natürlich nicht, dafür bin ich nicht der Mensch, allerdings schaffe ich es nicht allein.

Trotz dass ich wie gesagt meine Freunde an meiner Seite habe, kann ich auch mit ihnen nicht über alles reden. Das liegt auch nicht an ihnen sondern an mir. Da hilft es mir halt eher, mit jemandem zu sprechen, wie euch, der weder meinen Onkel noch mich (wirklich) kennt. Ihr gebt andere Tipps als meine Freunde, was mir auch anders hilft.

Ich werde sehen, ob ich es in den nächsten Tage schaffe, das Krankenhaus zu betreten. Ich habe Angst, was ich dort sehen werde, aber ich denke ihr habt recht, mein Onkel wird es wollen, dass ich ihn besuche. Er ist mein Onkel und ich will mir auch nachher keine Vorwürfe machen müssen, wenn ich ihn nicht mehr besuchen kann. (sollte es so weit kommen, was ich nicht hoffe)
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