Hi!
So, nach einer halben Ewigkeit geht´s hier auch mal weiter... Dafür aber auch etwas länger xD Danke für eure lieben Kommis und eure Geduld! 
glg, bella
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Alles geht schief
Nach und nach wurde es für mich ruhiger. Tom gab mir zwar keine Aufgaben mehr, aber er traf sich einmal in der Woche, wenn nicht öfter, mit mir und Lucius und unterrichtete uns in der Schwarzen Magie. Auf diese Weise freundete ich mich tatsächlich mit Lucius an – und ich war nicht die einzige, die das sonderbar fand. Aber sobald ich Mariah überzeugt hatte, dass diese Freundschaft alles war, was je aus Lucius und mir werden würde, war es eine Frage von Stunden, bis ganz Hogwarts das auch wusste. Das Geflüster wurde natürlich nicht weniger, aber es war leichter zu ertragen. Über Lucius lernte ich auch die Lestrange-Brüder kennen und fand meine Meinung über sie ziemlich falsch – Rodolphus und Rabastan waren eigentlich gar nicht so übel. Besser jedenfalls als Mariah, Joanne und Janine, die alle drei tödlich beleidigt waren, dass ich meine Freizeit lieber mit Jungen verbrachte als mit ihnen. Nur Victoria kümmerte sich nicht weiter darum, wer zu meinem engeren Freundeskreis gehörte, sondern blieb, wie sie immer gewesen war – freundlich und unparteiisch.
Der Unterricht wurde zu meinem Leidwesen immer schwieriger, so dass ich übermäßig viel zu tun hatte. Neben den Hausaufgaben auch noch den Stoff zu wiederholen und Toms Flüche im Kopf zu behalten, war nahezu unmöglich. Daneben auch noch Andromeda und Sirius, die sich wohl abgesprochen hatten, zu ertragen, und Zissys Gejammer über mich ergehen zu lassen (sie weigerte sich, Lucius´ Entschuldigungen anzunehmen, und irgendwann hatte er es aufgegeben), war eigentlich mehr, als ich verkraften konnte. Trotzdem, ich war auf eine abartige Art und Weise glücklich.
Und diese neue Ruhe im Schloss hatte McGonagall dazu bewogen, die Strafaufgaben, mit denen sie mir immer wieder gedroht hatte, nicht mehr so oft zu verhängen. Vielleicht hatten die Lehrer sich ja darauf geeinigt, mich endlich in Ruhe zu lassen. Ich hoffte es sehr, denn die wenigen Strafarbeiten, die ich noch immer verrichten musste, schlauchten mich genug. Es gab Abende, an denen ich nach einem unfreiwilligen Besuch in McGonagalls Büro nur noch meine Hausaufgaben hinschmierte und dann mehr oder weniger ins Bett fiel und einschlief, ohne mich umzuziehen oder die Vorhänge vor meinem Bett zuzuziehen. Aber ja, ich war glücklich.
„Bella?“ Zissy setzte sich schwungvoll auf die Tischkante und blickte mich auffordernd an. Es war klar, dass sie erst gehen würde, wenn ich ihr zugehört hatte.
Widerwillig hob ich den Blick von meinem Aufsatz. Ich hatte vorgehabt, bis halb Acht mit den Hausaufgaben fertig zu sein, um pünktlich zu Tom zu kommen und nicht wieder bis nach Mitternacht arbeiten zu müssen. Dieser Zeitpunkt war leider bereits seit fünf Minuten überschritten... „Was denn? Ich hab ordentlich was zu tun.“
„Weiß ich. Du machst seit Wochen nichts anderes Hausaufgaben, lernen und dich mit Lucius und den Lestranges rumtreiben.“
„Weißt du, wie ich es hasse, wenn jemand so maßlos übertreibt?“ Ich legte die Feder aus der Hand und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. Offenbar würde ich meiner kleinen Schwester wirklich zuhören müssen.
„Schon gut. Aber ich mag die Lestranges nicht.“
„Na und? Es sind meine Freunde, nicht deine.“ Und „Freunde“ war ja wohl etwas übertrieben. Aber nicht viel.
„Trotzdem! Bella, die sind nicht gut für dich.“
Nicht die auch noch... Reichte es nicht, dass Sirius der Meinung war, ich solle mich von Tom fernhalten? Musste Zissy damit auch noch anfangen? Ich starrte sie wütend an.
Als sie meinen Blick bemerkte, räusperte sie sich und lenkte hastig vom Thema ab: „Aber, was ich dir sagen wollte: Dromeda will über die Ferien zu diesem Schlammblut fahren.“ Aus ihrem Mund klang das Wort „Schlammblut“ ungewöhnlich.
„Wissen Mum und Dad davon?“, fragte ich besorgt. Das würde Krach geben. Und wer würde das ausbaden dürfen? Ich und Zissy natürlich!
Sie schüttelte den Kopf. „Noch nicht. Aber sie hat es ihnen heute Morgen geschrieben.“
„Und das, wo es noch zwei Wochen bis zu den Ferien sind!“, stimmte ich in ihr Gejammer ein. „Vielleicht sollten wir die Ferien in Hogwarts verbringen...“
„Außerdem haben Onkel Orion und Tante Walpurga ihr Kommen angekündigt“, fuhr Zissy mit ihren Nachrichten fort, „und sie wollen Sirius und Regulus mitbringen.“
„Nein!“
„Doch.“
„Nein!“ Ich schloss die Augen. Das war mehr, als ich vertragen konnte – der Ärger meiner Eltern über Andromeda würde schon schlimm genug sein, aber auch noch Sirius? „Lass uns über die Ferien in Hogwarts bleiben“, sagte ich wieder, und diesmal meinte ich es ganz ernst. Lieber bleib ich zwei Wochen lang bei McGonagall, nur mit Zissy als Gesellschaft, als dass ich zwei Wochen lang meine Eltern ertrug, die über meine verdammte Schwester schimpfen würden und ihren Ärger an mir und Zissy ausließen. Und wenn dann auch noch Sirius da wäre, egal, wie lange...
„Meinst du?“ Zissy klang unsicher. „Das wird sie nur noch wütender machen, oder?“
„Ja, schon. Aber das kriegen wir dann nicht ab.“ Bis zu den nächsten Ferien... Aber Weihnachten war bei uns sowieso kein großes Fest, eigentlich nur eine Gelegenheit, Verwandte einzuladen und mit Leuten, die mir potentiell unsympathisch waren, Wein zu trinken und die Familiengeschichte auszuwalzen. Auf Dads „geschäftliche Treffen“, wie er es manchmal ausdrückte, konnte ich gut verzichten. Von dem Wein bekam ich in der Regel auch nichts ab und hatte so weder die Chance, mein Leiden etwas zu dämpfen, noch die, einfach aus dem Raum zu stürzen. Unnötig zu erwähnen, dass meine Schwestern mir auch keine Hilfe waren. Und andere Verwandte in meinem Alter gab es leider nicht.
Meine Schwester drehte die blonden Haare um einen Finger. „Ich schreibe es ihnen aber nicht. Das kannst du machen.“
„Nein“, wehrte ich ab. „Auf gar keinen Fall.“
„Es war deine Idee.“
„Ich habe Nein gesagt!“ Das war wirklich zu viel verlangt. „Du bist doch ihr kleiner Liebling.“
„Das stimmt nicht“, versetzte sie. „Das bist du.“ Und da hatte sie verdammt Recht.
„Na und?“, murrte ich. Aber die Logik war auf ihrer Seite; mir würden sie diese Bitte nicht so schnell abschlagen.
„Komm schon, sei nicht so stur.“ Zissy hatte durchaus begriffen, dass ich wesentlich umgänglicher geworden war. „Bitte!“
„Ich bin immer stur“, seufzte ich und lehnte mich resignierend zurück. „Na gut. Aber du darfst nicht meckern, wenn sie in dem Heuler auch dich ansprechen.“
„Was denn für ein Heuler?“, erkundigte eine Stimme sich, und Lucius lehnte sich neben Zissy an den Tisch. Sie verkrampfte sich unmerklich.
„Der Heuler, der mich erwartet, wenn ich die Ferien hier verbringe“, erklärte ich bereitwillig. „Wie viel Uhr ist es?“
„Kurz vor Acht“, kam überraschend eine Antwort von Zissy.
„Ich bin spät dran.“ Ohne Rücksicht auf das, was ich mir für Dumbledore aus den Fingern gesogen hatte, stopfte ich den unfertigen Aufsatz in meine Tasche und sprang auf.
„Warte!“ Zissy hielt mich an einem Ärmel fest. „Wo willst du denn jetzt hin?“
„Frische Luft schnappen.“
„Und dafür bist du spät dran?“, spottete sie. „Hast du eine Verabredung mit dem Riesenkraken?“
„Die Lestranges warten auf uns“, log Lucius und löste Zissys Griff. „Komm schon, Bella.“
Ich folgte ihm. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass Zissy mir eine Grimasse schnitt. Warum war sie nur der Meinung, meinen Freundeskreis beeinflussen zu müssen? Ärgerlich schüttelte ich den Kopf. „Lenk mich bitte von Zissy ab“, bat ich Lucius.
Er überlegte kurz, dann fragte er: „Darf ich davon ausgehen, dass du zu morgen niemals alle Hausaufgaben fertig bekommst?“
„Du darfst. Aber das ist auch alles so kompliziert! Und wozu brauchen wir das? Ich bezweifle, dass ich jemals, was weiß ich, den Trank der Lebenden Toten brauen muss!“ Oder was immer wir in der letzten Zaubertränke-Stunde auch gemacht hatten. Ich hatte, wie ich zugeben musste, mehr Zeit darauf verwendet, meinen Tisch vollzukritzeln, als Slughorn zuzuhören.
Lucius grinste leicht. „Trank des Lebenden Todes. Hätte nicht gedacht, dass du dich daran erinnerst.“
„Ich auch nicht“, gab ich zu. Aber momentan war der Unterricht wirklich langweilig. Das führte dazu, dass ich nur wenig bis gar nicht zuhörte und mir dann hinterher alles von Rodolphus erklären lassen musste, um überhaupt die Hausaufgaben machen zu können. Da sollte es niemanden wundern, dass ich nicht mehr mitkam.
Wir hatten das Tor schon fast erreicht, als, wie aus dem Nichts eine Gestalt hinter uns um die Ecken kam. Ich hörte nur die Schritte und drehte mich nicht um, schließlich war es ja erlaubt, im Schloss rumzulaufen. Jeder Schüler durfte das. Aber dann räusperte, wer immer uns folgte, sich und sprach uns an: „Einen Augenblick bitte.“
Ich verzog das Gesicht, als ich McGonagall erkannte, und drehte mich langsam um. Lucius, der seine Mimik wesentlich besser unter Kontrolle hatte als ich, fragte unschuldig: „Was gibt es denn, Professor?“
Sie zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Sie werden wohl verstehen, dass ich es verwunderlich finde, nach Acht noch Schüler auf den Gängen zu finden.“ Ihr Blick wanderte zu mir. „Und dass Sie hier sind, Miss Black, macht das Ganze noch ungewöhnlicher, finden Sie nicht? Normalerweise sieht man Sie doch nicht, wenn Sie im Schloss umherstreunen.“
Jetzt kam sie also mit dieser „Finden Sie nicht, Miss Black?“-Nummer, und das war ein eindeutiges Zeichen, dass sie entweder schlecht gelaunt war oder ich wirklich Mist gebaut hatte. Na, dann war auch egal, was ich sagte. „Ich habe jedes Recht, hier zu sein, oder?“
„Nein, ich glaube, das haben Sie nicht.“
„Professor, darf ich etwas dazu sagen?“, bat Lucius. Irgendwie hatte er ja raus, wie man mit Lehrern redete. Wenn er was sagte, hörten sie ihm immer geduldig zu. Wenn ich was sagte, wurden Augen verdreht und abgewinkt. Unfair war das.
Aber McGonagall, die Extremistin im Bellatrix-Black-Hassen und Spezialistin im Bellatrix-Black-Steine-in-den-Weg-Legen, kümmerte sich in dem Fall nicht um Fairness. „Natürlich dürfen Sie, Mr Malfoy“, sagte sie und lächelte auch noch dieses widerwärtige Lächeln, das Lehrer immer dann aufsetzten, wenn sie Geduld beweisen wollten.
„Dass Bella hier ist, ist meine Schuld. Ich habe sie gebeten, mich zu begleiten.“
Sofort verengten McGonagalls Augen sich zu drohenden Schlitzen. „Begleiten? Wohin?“
Am liebsten hätte ich ja irgendwas gesagt, aber das würde eh keinen Sinn machen. Aber es gefiel mir nicht, tatenlos zuzuschauen, während Lucius mich da rausredete: „Es ist die Pflicht der Vertrauensschüler, auf den Korridoren zu patrouillieren, oder habe ich da etwas falsch verstanden?“
„Nein, Mr Malfoy, das haben Sie nicht.“ McGonagall schüttelte den Kopf. „Aber Sie sind nicht an der Reihe, wenn ich mich nicht täusche.“
„Nicht? Ich hätte schwören können, dass es so ist.“ Lucius zog ein halb bedauerndes Gesicht. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich ihm wohl auch geglaubt.
„Nein.“ McGonagall schüttelte energisch den Kopf. „Gehen Sie bitte in Ihren Schlafsaal zurück, Malfoy.“
„Und ich?“, wagte ich zu fragen.
Sie blickte mich an, als sei das ganz klar. „Sie kommen mit mir mit. Alle Schüler haben sich nach Acht Uhr in ihren Schlafsälen einzufinden, und diese Regel macht für Sie keine Ausnahme.“
„Aber, Professor-“, protestierte Lucius, doch McGonagall schnitt ihm scharf das Wort ab: „Gehen Sie in Ihren Schlafsaal!“
Er warf mir einen kurzen Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern: „Geh alleine. Mach schon.“ Irgendwer musste Tom erklären, warum wir so spät kamen.
Lucius zögerte, dann wandte er sich zum Gehen.
„Mr Malfoy!“, rief McGonagall plötzlich. „Eine Frage noch.“
Er drehte sich um und bedeutete ihr, zu sprechen.
„Warum?“
„Warum was, Professor?“
„Warum haben Sie Miss Black mitgenommen?“
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle Lucius keine Antwort geben. Aber schließlich sagte er: „Wir beide sind befreundet.“
McGonagall schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. „Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als Sie sich spinnefeind waren. Kommen Sie, Miss Black.“
Ich folgte ihr widerstandslos. War ja wieder klar – Lucius Malfoy entkam, wurde entlastet und freigesprochen, während Bellatrix Black die Strafe bekam. Und nur, weil sie fünf Minuten zu spät draußen unterwegs war! Ach, verdammt. Wieso hatte Lucius immer so unverschämt viel Glück?
„Miss Black!“
„Ich komme ja schon“, murrte ich unwillig und folgte ihr.
Eine ellenlange Gardinenpredigt und ein Blatt voller „Nach acht Uhr haben alle Schüler sich in ihren Schlafsälen zu befinden, und diese Regel macht auch für ein Mitglied der Familie Black keine Ausnahme“-Sätze huschte ich zurück in den Gemeinschaftsraum. Wenn Lucius nicht da wäre, würde ich noch zu Tom gehen. Wenn er da wäre – nun ja, das würde ich dann schon sehen.
Er war da. Ich wollte mich gerade auf den Weg durch den Gemeinschaftsraum machen, als Rodolphus mir entgegenkam: „Bella! Wo warst du?“
„Bei McGonagall“, erklärte ich hastig. „Weil ich sage und schreibe fünf Minuten zu lange auf den Gängen unterwegs war.“
„Kleinlich“, stimmte er mir zu. „Hör mal, Rabastan hat ein uraltes Zauberschachbrett ausgegraben – frag mich nicht, wo er das herhat. Darf ich dich zu einer Partie herausfordern?“ Er grinste und ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht zuzusagen.
„Ich komme gleich, okay?“
„Klar. Ich besteche dann schon mal meine Figuren...“ Rodolphus drehte sich um und huschte zum Kamin.
Lucius erwartete mich mit besorgtem Gesichtsausdruck. Ich warf einen flüchtigen Blick auf den Aufsatz, an dem er arbeitete – irgendwas für Kräuterkunde – und sah, dass er nur wenige Sätze geschrieben hatte, die sogar ich besser hätte formulieren können.
„Was ist los? Warst du bei Tom?“, fragte ich unruhig und lehnte mich an den Tisch.
Lucius nickte. „Ja, das war ich. Bella, er ist stinksauer auf dich.“
„Was? Wieso?“
„Weil du nicht gekommen bist. Ich habe ihm erklärt, was los war, aber trotzdem...“
„Das ist nicht wahr.“ Das war ja wohl mehr als kleinlich! Himmel, was hätte ich tun sollen? McGonagall umbringen und dann einfach weitergehen?
„Leider schon.“ Lucius seufzte. „Ich habe versucht, ihm klarzumachen, dass du wirklich keine Chance gehabt hast, aber es hat nichts genutzt.“
Ich stöhnte leise auf. Na super... „Glaubst du, es hilft, wenn ich jetzt gleich zu ihm gehe?“
„Nein. Er hat gesagt, er wäre die nächsten Tage unterwegs.“
„Warum eigentlich immer ich?“
„Kann ich dir nicht sagen. Aber du solltest dir eine gute Entschuldigung zurechtlegen, bevor du ihm das nächste Mal begegnest.“ Lucius´ Blick wurde noch eine Spur besorgter. „Ich habe so etwas noch nie gesehen... Solche Wut...“
Ich nickte beunruhigt. „Okay. Mach ich.“ Das Schweigen, das meinen Worten folgte, war eine dieser absolut peinlichen Gesprächspausen, die ich so verabscheute. Unruhig wippte ich auf den Fußballen auf und ab, dann deutete ich mit dem Daumen zu Rodolphus und Rabastan und sagte: „Ich ... bin bei den Lestranges. Zauberschach.“
„Du kannst Schach spielen?“
„Nein.“ Ich verlor regelmäßig jämmerlich – mir fehlte einfach die Geduld. „Kommst du mit und hilfst mir?“
Lucius lächelte leicht. „Ich würde gerne, aber der Aufsatz...“ Er wies auf die paar Sätze, die er schon geschrieben hatte, und zuckte bedauernd mit den Schultern.
„Ich geb dir nachher meinen. Den hat Rodolphus persönlich Korrektur gelesen“, bot ich an.
Schlussendlich überredete ich Lucius, mir zu helfen. Eigentlich war er ein guter Schachspieler, aber sowohl meine als auch seine Gedanken waren nicht bei der Sache, so dass die Lestranges uns mühelos besiegten.
Rabastan blickte Lucius verwundert an: „Was hast du denn heute für ein Problem?“
„Gar keins“, erwiderte Lucius schroff.
Rodolphus wechselte einen ungläubigen Blick mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder. Die beiden sahen absolut gleich aus, vom Größenunterschied einmal abgesehen. Drahtig, mit kurzen, braunen Haaren und wachen, blauen Augen. Beide waren meistens gut gelaunt und durchaus gut in der Schule. (Ich fühlte mich zwischen den Lestranges und Lucius oft wie eine absolute Null) Beide wären optimale Anwärter für Tom... Aber an den wollte ich jetzt nicht denken, denn jedes Mal, wenn ich es tat, verkrampfte sich mein Magen zu einem undefinierbaren Klumpen.
Wir saßen gerade zu Viert an Lucius´ Aufsatz – Rabastan sah ungefähr so verständnislos aus wie ich –, als sich jemand zu uns gesellte. Rodolphus brach mitten im Satz ab: „Ich hatte das eher so verstanden, dass Alraunen solche Sachen wie- Nancy?“
Ich hob den Kopf und drehte mich halb um. Tatsächlich, Nancy stand vor uns und spielte nervös mit ihren blonden Haaren. Was wollte die denn hier? Abschreiben war zwar verboten und sie rüffelte auch jeden, den sie dabei erwischte, aber doch nicht Lucius...
Rodolphus kicherte leise. „Wenn du zu Lucius willst, sag´ es einfach, dann ersparst du uns viel von deinem Gestotter.“
Sofort wurde die Vertrauensschülerin von Slytherin knallrot. Verlegen nickte sie: „Ja...“
Rabastan stieß Lucius an und grinste: „Na los, dann geht mal und besprecht, was immer ihr zu besprechen habt.“ Bei den nächsten Worten schlich sich beißende Ironie in seine Stimme: „Ich bin sicher, es geht nur um Angelegenheiten bezüglich eurer Vertrauensschülerarbeit...“
„Ja, los“, stimmte ich zu, obwohl mir der Sinn nicht wirklich danach stand. „Wir schreiben deinen Aufsatz zu Ende, und du beschäftigst dich mit Nancys Problemen.“
Lucius seufzte und stand gehorsam auf. „So einer Übermacht kann ich mich nicht verweigern“, scherzte er. „Also, Nancy, schieß los.“
Aber sie zog ihn erst so weit von uns weg, dass wir unmöglich hören konnten, was sie redeten (unnötig zu erwähnen, dass wir alle sofort schwiegen und lauschten). Schließlich gab Rodolphus achselzuckend auf: „Na gut, dann eben nicht. Bella, wie hast du das mit den Vorlieben von Alraunen verstanden?“
„Spinner“, grummelte ich. „Du weißt genau, dass ich nicht darauf geachtet habe.“
„Das glaube ich dir ganz spontan nicht.“ Rodolphus schenkte mir eines seiner strahlenden Lächeln. „Komm schon. Ich weiß genau, dass du weißt, was in der letzten Stunde besprochen wurde.“
Und so vertieften wir uns wieder in den Aufsatz. Ich gab mir Mühe, nicht allzu oft neugierig zu Lucius und Nancy zu spähen, die offenbar mehr schwiegen als sich unterhielten. Schließlich fragte Nancy etwas, das ich nicht hören konnte. Erstaunen breitete sich auf Lucius´ Gesicht aus, dann schüttelte er den Kopf. Wieder fragte sie etwas, und Lucius´ leider unhörbare Antwort kam viel zu schnell, um ehrlich zu sein. Dann verpasste Rodolphus mir einen Tritt gegen´s Schienbein und zischte: „Was starrst du die denn so an?“
„Tu ich gar nicht“, log ich.
„Doch, das tust du.“ Rabastan verzog die Lippen zu einem Grinsen, das nichts Gutes verhieß. „Sag bloß, du bist neidisch?“
„Neidisch? Ich? Auf wen denn?“
„Ich weiß nicht...“ Rodolphus tat, als müsse er überlegen. „Auf Nancy vielleicht?“
„Warum?“
„Weil sie mit Lucius alleine redet, während du hier sitzt.“ Rabastan lachte leise. „Ist an Mariahs Geschichten doch was dran?“
„Nein!“ Ich lachte ungläubig auf. Das konnte doch nicht wahr sein!
„Bist du dir ganz sicher?“
„Ja doch.“
Rodolphus blinzelte mich unschuldig an. „Wirst du etwa rot?“
Wurde ich das? Oh nein, bitte nicht! „Halt den Mund“, murrte ich, und spätestens jetzt musste ich rot wie eine Tomate werden.
„Ooh, Bella!“ Rodolphus boxte mich gegen die Schulter. „Komm schon, bei uns ist den Geheimnis gut aufgehoben.“
Zeit, zurückzuschlagen... „Willst du wirklich mein Geheimnis wissen?“, fragte ich und gab meiner Stimme dabei einen mysteriösen Klang, den ich auch immer anschlug, wenn ich im Wahrsage-Unterricht eine Prophezeiung erfand.
„Ja, das will ich.“ Rodolphus nickte eifrig, aber ich sah, dass er sich das Grinsen verkneifen musste.
„Er meint
Ja, ich will“, brummte Rabastan.
Damit brachte er mich spontan so zum Lachen, dass ich für einen Augenblick meine Sorgen vergaß. Aber Rodolphus wurde nur rot und versetzte seinem Bruder einen scharfen Schlag gegen die Schulter. „Halt die Klappe“, muffelte er.
„Was ist denn jetzt schon wieder los?“ Lucius setzte sich wieder zu uns. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Nancy die Treppe zu ihrem Schlafsaal hochhastete.
„Nichts. Rabastan erzählt nur wieder Müll.“ Rodolphus blickte Lucius erwartungsvoll an: „Und? Was wollte Nancy?“
Der Angesprochene schwieg kurz. Dann blickte er mich verlegen an: „Bella, wir gehen zusammen zum Weihnachtsball.“
Ich fiel fast vom Stuhl vor Schreck. „Wir machen WAS?“
Lucius wand sich sichtlich. „Tut mir Leid... Aber Nancy wollte mit mir da hingehen... Und ich habe abgelehnt.“
„Natürlich“, grinste Rabastan. „Den Rest kann ich mir denken. Sie wollte wissen, warum, und Bella war die erste Ausrede, die dir einfiel.“
„Ja, so ungefähr war das“, stimmte Lucius zu. „Bella... Das war echt nicht meine Absicht. Ich hoffe, du bist noch nicht verabredet?“
Ich stöhnte lautlos auf und ließ mich nach hinten fallen, so dass ich mehr im Stuhl lag als saß. „Dank dir bin ich jetzt verabredet... Und wir bieten wieder ausreichend Stoff für die ganzen Lästermäuler.“
Meine Familie spielte verrückt, ich lud Toms Zorn auf mich und musste jetzt wohl oder übel mit Lucius zum Weihnachtsball... Und obwohl es für mich außer Frage stand, dass ich ihn nicht hängen lassen würde, so hatte ich doch das deutliche Gefühl, dass wieder einmal alles schief ging, was nur schief gehen konnte.