Hey, Leute!
Es geht endlich mal weiter, und ich muss mich unbedingt mal bei Fabi bedanken, meinem einzigen durchgehenden Leser. Dankeeee!
Und vllt. liest das ja sonst auch noch wer? *hoffnungsvoll umguck*
_____________________________________________________
Folter
Als die letzte Stunde endete, war ich nicht sicher, ob ich erleichtert oder erschrocken sein sollte. Erleichtert, weil ich den Unterricht geschafft hatte. Erschrocken, weil es schon Zeit für meine Strafarbeit mit Lucius war. Schließlich siegte eine verwirrende Gleichgültigkeit. Ich packte meine Sachen betont langsam zusammen und trottete stumpf die Korridore entlang, auf McGonagalls Büro zu.
Lucius war natürlich vor mir da. Sein Gesicht undurchschaubar, lehnte er an der Wand und wartete. Als ob ihn das Ganze nicht stören würde.
„Sie ist noch nicht da“, sagte er leise, als ich die Hand hob, um zu klopfen. Bei Strafarbeiten war das immer sicherer.
„Okay“, murmelte ich, unsicher, was ich jetzt tun sollte, und lehnte mich abwartend an die Wand.
Und wie das in solchen Situationen schon immer war, ist und auch immer sein wird, entstand eine dieser peinlichen Schweigepausen. Gott, wie ich das hasste! Es war beinahe eine Wohltat, als McGonagall angedackelt kam und das unangenehme Schweigen mit ihrer harschen Stimme unterbrach: „Kommen Sie bitte mit!“
Sofort stellte sich auch wieder dieses miese Gefühl ein, und ich folgte ihr mit gesenktem Blick in ihr Büro. Schon wieder. Vielleicht sollte sie mir mal den Schlüssel geben, dann müsste ich nicht immer anklopfen.
„Setzen Sie sich!“, befahl sie kalt. Dann blickte sie zu mir und seufzte. „Miss Black, Sie sind entschieden zu oft hier.“
„Ist mir schon klar“, erwiderte ich, während mein Selbstbewusstsein sich langsam selbst wieder aufbaute. „Sie sollten mir vielleicht erlauben, gleich hier zu bleiben.“
„Dann müsste ich um meine persönlichen Gegenstände fürchten.“ Na ja, immerhin lächelte sie etwas. „Was Sie angeht, Mr Malfoy, ist es das erste und hoffentlich letzte Mal, dass ich Sie herbeordern muss, um Sie zu bestrafen.“
„Dann machen Sie es in Zukunft einfach nicht mehr.“ Hmpf. Und so etwas aus Lucius´ Mund. Das hätte ich sagen sollen.
McGonagall wühlte in irgendwelchen Zetteln und murmelte etwas, das sich verdächtig nach „Genau der gleiche Charakter“ anhörte. Dann richtete sie sich wieder auf und sagte: „Nun, wie Sie sicherlich nicht überraschen wird, wird Ihre Strafarbeit Sie beide zu ein bisschen Zusammenarbeit zwingen. Ich habe mich mit den Kollegen beraten, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine Aufgabe, die sich über längere Zeit hinzieht, die beste Möglichkeit ist.“
Ich schluckte und warf Lucius einen kurzen Blick zu. Er zog missbilligend eine Augenbraue hoch, machte aber keine Anstalten, zu widersprechen. Traute sich wahrscheinlich nicht. In Ordnung. Dann würde ich mich also zutiefst demütigen müssen, um mich – und leider auch ihn – von dieser Qual zu befreien. „Professor? Darf ich etwas sagen?“
„Natürlich, Miss Black, sprechen Sie!“
„Also. Ich sehe ja ein, dass ich ziemlich viel Mist baue und Unruhe stifte. Nicht, dass es mich stören würde. Aber ich verstehe ja, dass Sie mich dafür härter bestrafen wollen als andere Schüler. Aber Lucius-“ Ich knirschte mit den Zähnen. „-hat sich doch noch nichts zuschulden kommen lassen. Wollen Sie ihn wirklich für einen kleinen Regelverstoß für längere Zeit an mich ketten?“ Oh Gott, war das peinlich! Ich, Bellatrix Black, verteidigte Lucius Malfoy! Geb mir jemand eine Ohrfeige, damit ich wieder normal werde!
„Miss Black.“ McGonagall seufzte. „Wir haben vor, ein bisschen mehr Ruhe in diese Schule zu bringen. Und dafür ist es unbedingt erforderlich, dass Sie und Mr Malfoy Ihren Streit beseitigen oder zumindest ruhiger austragen. Ich möchte vorerst keine Duelle mehr sehen. Von nun an werden Sie jeden Tag nach Unterrichtsschluss zu mir kommen.“
„Bitte, Professor!“, protestierte Lucius endlich. „Wir haben auch noch Hausaufgaben auf!“
„Das ist mir egal, Mr Malfoy!“, brauste McGonagall auf. Oh je, wenn sie schon damit kam, war wirklich genug. ´Das ist mir egal´ war ein ganz schlechtes Zeichen.
Lucius schien das nur nicht zu bemerken. „Aber-“, begann er.
„Lucius, du Volltrottel, sie geht gleich hoch und dann kannst du dir ausrechnen, wie lange es dauern wird, bis wir beide noch viel mehr Strafarbeiten bekommen, also halt die Klappe!“, fuhr ich ihn an.
„Weise Worte, Miss Black“, grummelte McGonagall. Lucius schwieg beleidigt.
„Und wie wollen Sie uns foltern?“, fragte ich unbedacht. Aber sie kannte diesen Tonfall, es war einfach meine Art, mit Strafen umzugehen – ich lachte die Angst davor einfach weg.
„Vielleicht wird es Ihnen sadistisch vorkommen. Aber wir haben beschlossen, Sie zu bestrafen, indem wir einfach mit Ihnen reden. Wie begann dieser Streit eigentlich?“
„Also, das ist eindeutig sadistisch“, murmelte Lucius.
„Das war mein Part!“, knurrte ich ihn an.
McGonagall hinter ihrem Schreibtisch sah aus, als müsste sie sich ein Grinsen verkneifen. Klar, die amüsierte sich garantiert. Und die Lehrer würden sich wohl vor Lachen einen abbrechen, wenn unsere Geschichte die Runde machte.
„Ich dachte, Folter wäre als Bestrafung nicht erlaubt“, gab ich meine schlechte Laune kund.
„Verspüren Sie körperliche Schmerzen, Miss Black?“, fragte McGonagall zuckersüß.
„Ja“, log ich. „Sie bereiten mir Kopfschmerzen.“
„Je eher Sie kooperieren, desto eher sind Sie mich los, Miss Black.“
Ja, toll. Bis zur nächsten Strafarbeit.
„Und ich Sie, also schlage ich vor, Sie beantworten meine Frage.“ Jetzt verzog sie doch genervt das Gesicht. Na endlich.
„Welche Frage?“
„Wie begann Ihr Streit?“
Lucius zuckte mit den Schultern. Ich konnte mich ihm nur anschließen. Ja, wie begann der Streit?
„Keine Ahnung“, gab ich zu. „Ich glaube, das war irgendwann in der ersten Klasse.“
„Ja, da haben wir angefangen, uns ein bisschen zu kabbeln, aber mehr nicht.“ Lucius schüttelte den Kopf. „Wann genau das mit dem hassen angefangen hat...“
„In der Dritten, als du dich an Zissy rangemacht hast?“, schlug ich vor. „Oder in der Vierten, als ihr zusammengekommen seid?“
„Du hast mir fast den Kopf abgerissen“, stimmte Lucius mir zu.
Da hatte er allerdings Recht. Ich war so sauer auf ihn und auf Zissy gewesen, ich hätte ihn getötet, hätte ich es gekonnt. Aber was fiel ihm auch ein, sich an meiner armen Schwester zu vergreifen? Die hatte er nicht verdient. Sicher, sie war eine Landplage und alles, aber trotzdem.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund grinste McGonagall zufrieden vor sich hin. Was hatte die bloß, dass sie heute so gut gelaunt war? Hatte sie heute Morgen einen Diamanten im Marmeladenglas gefunden?
„Ja, und vielleicht sollte ich ihn dir wirklich abreißen. Nur so zur Sicherheit“, seufzte ich. „Jedenfalls, Professor, wenn Sie einen Schuldigen an diesem Streit suchen, nehmen Sie meine kleine Schwester. Und Lucius.“
„Ich bin nicht auf der Suche nach Schuldigen, Miss Black“, erwiderte McGonagall lächelnd. Woher nahm die bloß schon wieder ihre gute Laune? Das war doch nicht normal!
„Was wollen Sie dann?“, fragte Lucius.
„Ihnen etwas klarmachen. Ist Ihnen aufgefallen, wie ruhig Sie gemeinsam argumentiert haben?“
Ich stolperte kurz über meine eigenen Gedanken, dann sagte ich, ohne einen Blick zu Lucius zu werfen: „Gute Selbstbeherrschung.“
„Ich würde eher sagen, Sie beide übertreiben es normalerweise ein wenig“, widersprach McGonagall mir.
„Haben Sie Geschwister?“, fragte ich und erklärte, ohne ihre Antwort abzuwarten: „Ich schon. Zwei. Okay, eine von denen hat die Familie verraten, aber Zissy nicht. Kennen Sie das Gefühl, für jemanden verantwortlich zu sein?“ Okay, das war jetzt gelogen, ich fühlte mich nicht für Zissy verantwortlich. Aber für den Ruf der Blacks. „Und dann sehen Sie, wie Ihre Schwester von dem Jungen angemacht wird, der sich Ihnen drei Jahre lang von seiner unausstehlichsten Seite gezeigt hat.“
Lucius bewegte sich unbehaglich. Ja, jetzt hörte der endlich mal, was Sache war!
„Und wenn Sie Ihre Schwester dann erwischen, wie sie ebendiesem Jungen am Hals hängt und ihn küsst, dann würde bei Ihnen auch irgendeine Sicherung durchbrennen!“
„Was hätte ich denn tun sollen?“, fuhr Lucius mich an. „Dich um Erlaubnis bitten?“
„Ja!“ Meine Stimme war bedenklich kurz davor, zu kippen. „Es ankündigen, mich informieren, irgendwie so was! Du kannst nicht erwarten, dass ich das einfach so hinnehme!“
„Aber du hast nie irgendwelche Sympathien für Zissy gezeigt, Bella! Willst du mir etwa erzählen, dass du um ihre Sicherheit fürchtest?“
„Nein!“ Jetzt war ich wirklich nur ein konfuses, kleines, dummes Mädchen. „Aber ich mache mir Sorgen wegen deiner Wirkung auf sie! Ich habe Angst vor dem Tag, da du sie verlässt, weil dir klar wird, dass sie zu jung für dich ist!“ Und ausnahmsweise sagte ich die Wahrheit.
„Aber ich werde sie nicht verlassen! Und du hast nur Angst davor, weil sie dann zu dir kommt!“
„Rede doch keinen Unsinn“, knurrte ich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, bevor meine Stimme wegbrechen konnte.
„Im Gegensatz zu dir rede ich keinen Unsinn!“, brauste Lucius auf.
„Genug“, warf McGonagall ein.
Ich kümmerte mich nicht um sie. „Ich will dir mal was sagen, du... Du. Ich hab verdammt nochmal die Schnauze voll davon, Zissy an deiner Seite zu sehen!“
„Wird das jetzt ein Streit um Zissy oder was?“
„Nein! Ich meine, irgendwie schon. Aber auch wieder nicht.“ Mist.
Und er bemerkte meine Unlogik natürlich. „Bella, du kannst ja nicht mal normal sprechen. Wie willst du dann deine unwichtige Meinung durchsetzen?“
„Wenn es sein muss, mit Gewalt!“
McGonagall seufzte. „Das reicht.“
„Oh, ja, Gewalt, Bellatrix Blacks einzige Rettung!“
„Gewalt ist keine Lösung“, flehte McGonagall um Gehör.
„Aber eine Möglichkeit“, erwiderte ich, ohne sie anzusehen. „Und, Lucius, wenn du damit andeuten willst, ich könnte nur mit Gewalt durchs Leben kommen-“
„Ist doch so!“
„Wer hat mich im Gemeinschaftsraum angegriffen, du oder du? Ich wäre ja einfach weitergegangen, wenn du den Schnabel gehalten hättest!“
„Es reicht!“ McGonagall schlug mit der Hand auf den Tisch.
„Wenn Sie keine Lust haben, mit uns zu arbeiten, schicken Sie uns doch zu Professor Dippet“, schlug ich giftig vor.
„Nicht zu Dippet“, widersprach Lucius.
„Zu wem dann? Slughorn oder wie?“
„Wie wäre es, wenn du zu Flitwick gehst? Der hat doch sowieso einen Narren an dir gefressen. Ich frage mich ja, was du dem ins Trinken gemischt hast...“
Das war jetzt endgültig genug. Mir zu unterstellen, einen Lehrer vergiftet zu haben! Wütend fuhr ich hoch. „Halt den Mund!“, knurrte ich ihn an.
„Und wenn nicht?“ Auch Lucius stand auf.
McGonagall erhob sich ebenfalls. Ganz offensichtlich hatte sie erkannt, dass man mich und Lucius nicht einfach so zähmen konnte, denn sie fuhr uns an: „Raus hier, alle beide! Und ich warne Sie, wenn ich morgen auch nur eine Beschwerde über Sie beide höre, dann kette ich Sie die Nacht über im Kerker an!“
[url=http://www.bilder-hochladen.net/files/99m2-21-jpg.html][img]http://www.bilder-hochladen.net/files/thumbs/99m2-21.jpg[/img][/url]