Dankilein, Bella
Da ich das neue Chap noch nicht wieder bekommen hab, von Narzissa, hier ist es
16. KAPITEL
Ich klopfte. Nichts geschah. Ich klopfte erneut. Keine Reaktion. Ich versuchte es noch zwei mal, bis es mir zu dumm wurde.
„Bella, mach doch endlich auf! Du hast jetzt seit zwei Tagen die Tür nicht geöffnet“, versuchte ich Bella zu überreden, mir aufzumachen.
Nach dem Streit am Weihnachtsabend war sie verschwunden und seitdem hat sie sich nicht mehr blicken lassen. Nicht einmal zum Essen! Ich hatte gedacht, dass sie sich wieder beruhigen würde und wir am nächsten Morgen normal miteinander reden können würden. Da hatte ich mich aber getäuscht. Obwohl ich wusste, dass „reden“ nicht gerade Bellas Stärke war, hatte ich fest erwartet (oder es mir wohl eher eingeredet), dass es sein würde, als hätten wir uns nie gestritten.
Ich war, seit Bella in ihr Zimmer verschwunden war (also seit zwei Tagen) ziemlich deprimiert gewesen. Und das wohl ziemlich auffällig, denn sogar Lucius hatte versucht mich zu trösten. Zumindest indirekt; er hatte mir einen Hauselfen mit Keksen geschickt.
„Es tut mir Leid!“, versuchte ich es erneut. Auch wenn ich nicht wusste, was mir Leid tuen sollte. Hätte sie nicht so über reagiert, dann würde ich jetzt nicht hier stehen. Aber ich wollte diesen dummen Streit aus der Welt schaffen. So unglaublich es auch klingen mag, aber ich liebte Bella.
„Komm schon! Wir sind doch alle angespannt, nicht nur dich beunruhigt die Sache mit unseren Eltern. Ich kenn‘ dich doch schon viel zu gut, als dass ich nicht wüsste, wenn dich etwas mitnimmt“, das stimmte sogar. Auf die weiche Tour versuchen, dachte ich.
Doch noch immer ließ Bella mich warten. „Tu‘ nicht so, als ob du mich nicht hören würdest! Lass uns uns wieder vertragen, das willst du doch auch, oder?“
Stille. Zerknirscht seufzte ich und verzog das Gesicht. Dann eben nicht.
Mit hängenden Schultern schlurfte ich den Gang entlang, zurück zu meinem Zimmer.
„So eine schlechte Haltung, tststs“, zischte ein Gemälde mit einer hohen, unglaublich nervigen Frauenstimme, an dem ich vorbei ging. „Zu meiner Zeit hätte man ihr das nicht durchgehen lassen.“
Automatisch richtete ich mich wieder auf. Das fehlte mir noch, von einem Bild getadelt zu werden.
„Pf, geht doch!“, murmelte es. Aber ich war schon weitergegangen.
Als ich endlich bei meinem Ziel angekommen war, sank ich auf‘s Sofa und starrte in den leeren Kamin.
Ich weiß nicht, wie lange ich gestarrt hatte, aber ein unangenehmes Klackern ließ mich wieder zu mir kommen.
Auf meinem Fensterbrett saß eine graue Eule mit einem Brief.
„Der ist bestimmt von Severus!“, murmelte ich erfreut. Ein bisschen aufgeheitert sprang ich auf und lief zu dem Fenster, an das die Eule klopfte, um es ihr zu öffnen.
Das Fenster knirschte und knarrte, als sei es seit Jahren nicht mehr geöffnet worden.
Das Tier ließ den Umschlag einfach aus seinem Schnabel fallen und flatterte sofort wieder davon, also ob sie gejagt werden würde.
„Dummes Vieh!“, beschwerte ich mich und hob den Brief auf.
Ich kehre zum Sofa zurück und betrachtete ihn. Seltsam, kein Absender. Ich war mir sicher, dass Severus einen Absender darauf geschrieben hätte. Das Schreiben war auch sonst nicht besonders ordentlich und hübsch. Es sah aus, als hätte jemand versucht, es zu verbrennen und ein paar Flecken zierten die Vorder- so wie die Rückseite. Außerdem war es nur schlampig mit magischem Klebeband versiegelt worden.
Nachdenklich drehte und wendete ich den Brief, bis ich schließlich entschied, es endlich zu öffnen. Der unordentlich zusammengefaltete Papierfetzen sah aus, als hätte man ihn schon seit einiger Zeit in der Hosentasche mit sich getragen. Aber endlich entfaltete ich ihn.
Mir blieb der Mund offen stehen, als ich ihn las.
Narzissa,
ich habe keine Zeit, viel zu schreiben. Bin auf der Flucht und verstecke mich momentan in einem Pub. Genaueres kann ich nicht schreiben, zu gefährlich.
Hoffentlich seid du und Bella wohlauf! Habt ihr etwas von Druella gehört? Antworte sobald du kannst!
Cygnus Black, dein Vater
Freudentränen liefen an meinem Gesicht hinab. Er war nicht tot. Er war nicht tot!
„Er lebt!“, flüsterte ich. Ich wollte sofort zu Bella hinüber rennen, wenn nötig ihre Türe aufbrechen, aber ich zwang mich zur Vernunft. Das vernünftigste war, ihm zu antworten.
Noch bevor ich diesen Gedanken vollendet hatte, war ich auch schon zu dem Schreibtisch gestürzt und hatte Feder, Tinte und Pergament aus den Schubladen gerissen.
Mit zitternden Händen begann ich zu schreiben.
Lieber Vater,
du lebst! Wie ist das möglich? Professor Slughorn hat mir und meinen Schwestern doch gesagt, dass du tot bist und Mutter in Askaban. Von Mutter habe ich nichts gehört, ich hoffe aber, dass es erträglich ist, in Askaban.
Bella und ich haben uns heftig gestritten (am Weihnachtsabend) und sie macht seitdem ihre Zimmertüre nicht mehr auf. Wusstest du, dass wir bei den Malfoys sind? Sie haben uns angeboten, bei ihnen zu wohnen und Bella hat sofort zugestimmt. Andromeda ist in Hogwarts geblieben.
Ich habe außerdem Milo Zdrakvka kennengelernt. Er stammt aus Bulgarien und ist der Durmstrang-Champion für das trimagische Turnier, das gerade in Hogwarts stattfindet. Er ist wunderbar und wir sind ein Paar. Aber das interessiert dich bestimmt nicht. (Natürlich hat er reines Blut!)
Werden wir uns bald wieder sehen? Ich vermisse dich.
Narzissa
Hier und da wurde die Tinte leicht von meinen Tränen verwischt, aber man konnte alles gut lesen. Mit zitternden Händen versiegelte ich den Brief und sprang auf. Ich konnte es noch immer kaum fassen, dass Dad lebte!
Doch da fiel mir ein, dass ich keine Eule hatte. Ich habe immer die von Bella benutzt und somit hatte ich es nie nötig gehabt, eine Eigene zu besitzen. Ich setzte eine Eule auf meine gedankliche Wunschliste, die ich, wenn Mom und Dad beide wieder normal leben konnten vortragen würde.
Aber das brachte mich jetzt nicht weiter. Ich sank wieder auf den Schreibtischstuhl mit der fast senkrechten Lehne. Woher bekam ich JETZT eine Eule? Die Malfoys hatten bestimmt ein paar. Aber wo? Da musste ich wohl jemanden (Lucius) fragen. Denn ich würde ganz bestimmt nicht zu Abraxas ins Büro spazieren und „Wo haben Sie denn die Eulen?“ fragen.
Der Gedanke, Lucius zu fragen erschien mir ganz und gar nicht so schlimm, wie er vielleicht vor zwei Monaten gewesen wäre. Also nahm ich den Brief und verließ mein Zimmer um ihn zu suchen.
Ich dachte, ich wüsste noch, wo sein Zimmer lag. Aber nachdem ich zehn Minuten durch die Gänge geirrt war, beschloss ich, zuerst in die Eingangshalle zu gehen. Von dort aus würde ich den Weg bestimmt leichter finden. Ich kam, noch immer strahlend, in der Halle an. Schließich hatte ich schon fast fünf Tage hier verbracht.
Ich wandte mich nach links, da die Treppe, die sich dort befand, zu Lucius‘ Räumen führte, wie ich mich, hoffentlich richtig, erinnerte. Mit einem leicht flauen Gefühl im Bauch erklomm ich Stufe um Stufe, wobei dieses Gefühl nicht weniger wurde. Ich wusste, nicht von was es kam.
Endlich kam ich in einem schmalen Gang an, die eine Seite war mit diesen riesig großen Bogenfenstern ausgefüllt, die man überall im Haus bewundern konnte, die andere wies mehrere Türen auf.
Und welche war nun die zu seinem Zimmer? Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, welche es gewesen war. Die, die mir am nächsten war? Nein, ganz sicher nicht. Ich seufzte und schritt den Flur entlang, bis zur letzten Tür. War es womöglich diese?
Zaghaft klopfte ich. Wenn niemand darin war, dann hatte ich eben umsonst geklopft. Aber tatsächlich drang ein Geräusch aus dem Raum hinter der Tür.
Schritte kamen näher und schließlich sah ich durch den Türspalt einem ziemlich verschlafenen Lucius entgegen. Ha, ich hatte mir also doch gemerkt, wo sein Zimmer war! Selbstzufrieden grinste ich in mich hinein.
Er blinzelte mich erstaunt an. „Was machst du denn hier?“
„Hast du grade geschlafen?“, ich antwortete mit einer Gegenfrage. „Es ist doch erst ...“, ich suchte nach einer Uhr, aber fand keine, was mich sehr überraschte.
„Ja ... Bitte, sag meinem Vater nichts davon! Und du? Hast du geweint?“
Lucius öffnete die Tür ein Stück weiter, sodass ich sein wirklich schönes Zimmer bewundern konnte, und lehnte sich an den Türrahmen.
„Geweint?“ Oh nein, meine Augen mussten noch ganz rot sein ... Aber als ich an den Brief dachte breitete sich wieder eine helle Freude in mir aus, die alles andere überdeckte.
Das merkte man mir wahrscheinlich an, denn Lucius hob misstrauisch die Augenbrauen.
„Ich schlage vor, du kommst rein. Vater sieht es nicht gerne, wenn man am Gang herumsteht“ Er trat zur Seite, damit ich eintreten konnte. Ich zögerte nur einen winzigen Moment, aber letztendlich fand ich mich doch auf einem riesigen dunkelgrünen Teppich stehend wieder.
Lucius schloss die Tür hinter uns und wieder einmal fühlte ich mich stark an diesen Tag erinnert, an dem ich das erste Mal hier gewesen war. Mit dem Unterschied, dass letztes Mal ein Hauself die ganze Zeit in einer Ecke gestanden hatte und uns überwacht hatte. Was denkt Abraxas eigentlich über uns?!
„Sieht er es nicht genauso ungern, wenn ich in deinem Zimmer bin?“, wollte ich zweifelnd wissen.
Lucius tat diesen Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß ...“, meinte er, aber mir fiel ein leicht nervöser Unterton in seiner Stimme auf.
„Nun“, sagte Lucius und machte einige Schritte auf mich zu, „Wieso hast du geweint?“
Ich sah ihm geradewegs in die Augen. „Mein Vater lebt!“, stieß ich freudestrahlend hervor. Zu meiner Entrüstung musste ich den Drang unterdrücken, ihm um den Hals zu fallen. Ich war doch sonst auch nicht so emotional ...
Lucius‘ Versuch, ein Lächeln zustande zu bringen, funktionierte nicht ganz. „Du bist dir da ganz sicher?“, fragte er vorsichtig.
Verwirrt sah ich ihn an. „Ja ...? Wieso sollte er mir dann einen Brief schreiben?“
Ich sah, wie Lucius‘ Kiefermuskeln sich anspannten und er zu Boden sah.
„Lucius, sei ehrlich! Was ist los?“
Er sah wieder auf. „Soll ich wirklich ehrlich sein? Alles erzählen und damit dein Leben zerstören? Du bist glücklich, damit, wie es jetzt ist, habe ich recht?“
Diese unerwartet ernste Antwort, die eigentlich nicht dazu passte, überrumpelte mich. Als ich nicht antwortete trat Lucius nahe zu mir und packte meine Schultern. Jedoch nicht grob. Auffordernd sah er mir an. Ich weiß, ich hätte mich wehren sollen, aber ich war wie versteinert.
„W-wie meinst du das?“, stotterte ich, ganz das Gegenteil der eigentlichen vornehmen Black-Manier.
„Ganz genau so wie ich es gesagt habe. Bist du glücklich?“ Er ließ mir keine Zeit zu antworten, denn mit diesen Worten beugte er sich vor und küsste mich. Und ich erwiderte den Kuss. Es war völlig anders, als mit Milo. Zwar kannte ich Lucius‘ Küsse, aber das war schon etwas länger her. Und ja, es fühlte sie unheimlich gut an. Alles andere mitsamt Milo (ich vergaß in diesem Moment auch, dass ich eigentlich einen Freund hatte), Bella und meinem Dad würde mir nur so aus dem Kopf gewischt.
Doch ich war es, die schließlich ein wenig zurückwich. Ich hatte ihm die Hand auf die Brust gelegt, das hatte ich nicht einmal gemerkt, und er die Arme um mich geschlungen.
Als ich ihn ansah wurde mir erst wirklich bewusst, was ich gerade getan hatte.
„Lucius ...“, flüsterte ich. „Das geht nicht. Milo ...“
So schnell wie er auf mich zugetreten war vergrößerte er den Abstand zwischen uns wieder.
„Du denkst, dass er dich wirklich liebt, hm?“
Wieder konnte ich nicht antworten, aber diesmal, weil er gleicht weiterredete. „Er benutzt dich nur, Zissa! Er ist eine Marionette für den dunklen Lord, ein Todesser. Erinnere dich an den Abend des Weihnachtsballes! Er hat versucht dich zu töten, er tut es immer noch.“ Aufgebracht stand Lucius mir gegenüber und versuchte mir doch tatsächlich weiß zu machen, dass Milo ein Todesser sei! Doch als er den Weihnachtsball erwähnte tauchte ein Bild vor meinem geistigen Auge auf. Milo, der den Zauberstab auf mich richtete ... Ein Kampf ... Es war anstrengend, darüber nachzudenken, beinahe schmerzhaft.
„Ich habe dir an diesem Abend einen Gedächtniszauber auferlegt, damit du es vergisst. In Angst zu leben ist kein richtiges Leben, meiner Meinung nach.“
Das erklärte so einiges. Aber je länger ich versuchte, mir noch mehr von den Dingen wieder ins Gedächtnis zu rufen, desto wirrer wurden die wenigen Gedanken, die in meinem Kopf umherschwirrten.
Lucius tat einige Schritte auf mich zu, jetzt trennten uns wieder nur noch einige Zentimeter.
„Und warum?“, fragte ich. Ich wusste nicht genau, ob ich es wirklich wissen wollte, aber ich hatte Lucius gerade geküsst! Mit den Tatsachen vermischt, dass Milo anscheinend ein fieser Killer war und, dass mir schlagartig klar geworden ist, dass ich Lucius mochte, machte es das Chaos perfekt.
Doch in diesem Moment wurde die Türe aufgerissen und Lucius‘ Worte gingen in Geschrei unter.
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Reviews sind mehr als erwüüüünscht
