Na, das kann ich ja wohl nicht verantworten. Dann lest besser, was ich in aller Eile für euch zusammengestückelt hab.
Ach, ihr seid einfach die perfekten Leser! 
_____________________________________________________
Eine weitreichende Entscheidung
Da ich nicht so recht wusste, ob es mir gestattet war, mich zu setzen, blieb ich stehen. Nervös wippte ich auf den Fußballen auf und ab und wartete, dass er etwas sagte.
Nach einigen unbehaglichen Augenblicken tat er mir den Gefallen: „Du kommst früh.“
„Ja“, gab ich zu. „Ich hatte keine Lust auf Streit.“
„Streit mit wem?“
„Mit Slytherins Vertrauensschüler.“
„Lucius Malfoy, nicht wahr?“
„Ähm, ja. Wieso?“
„Er ist doch sicherlich reinblütig, wenn er ein Malfoy ist?“
„Ja, ist er“, grummelte ich. Wie sehr wünschte ich mir, Lucius wäre kein Reinblut!
„Eine höchst ehrenwerte Familie“, sagte Tom.
„Die Familie vielleicht.“ Ich zuckte mit den Schultern.
„Er denn nicht?“
„Nein.“
„Warum?“
„Na ja...“ Wie sollte ich erklären, was ich gegen Lucius hatte?
Tom schien meine Gedanken von meinen Gesichtszügen abzulesen. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, als er sagte: „Oder magst du ihn einfach nicht?“
„Er mag mich nicht.“
„Und du magst ihn nicht.“
„So in etwa“, gab ich zu.
„Es könnte sein, dass du irgendwann deinen Hass auf ihn vergessen musst“, warnte er mich und es klang wie eine Drohung.
„Ich glaube nicht, dass das geht.“
„Ich glaube, du schaffst das bestimmt. Du wärst doch auch nicht hier, wenn du nicht die Aufgabe, die ich dir gestellt habe, erfüllt hättest, oder?“
„Na ja. Nein.“ Ich sah nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, aber es schien mir besser, nicht zu fragen.
„Du hast also einen Tarnumhang beschafft?“
„Ja.“ Ich zerrte das gute Stück aus meiner Tasche und reichte es ihm.
Er bedankte sich nicht einmal, sondern sagte nur: „Gut. In Zukunft wirst du so etwas einfach Jorin geben, er wird es mir aushändigen.“
„Aber-“, begann ich, doch seine Augen bohrten sich in meine. Ich war unfähig, mich zu bewegen oder zu blinzeln.
„Haben wir uns verstanden?“, fragte er drohend.
„Natürlich“, stammelte ich, sobald meine Stimme mir wieder gehorchte.
„Gut. Dann habe ich vorerst nichts für dich zu tun.“
Wie jetzt? Ich rannte also durch die ganze Schule, duellierte mich mit Lucius und stritt mich mit Dumbledore und Myrte, nur um wieder weggeschickt zu werden?
Er schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er fragte scharf: „Bellatrix, bist du sicher, dass du Lucius Malfoy nur nicht magst?“
„Was hast du immer mit ihm?“, fuhr ich Tom an.
„Es könnte durchaus sein, dass ich ihn irgendwann brauche, und dann musst du mit ihm im Reinen sein.“
„Nein.“
Er überging meinen Einwand einfach und fuhr fort: „Deswegen wäre ich dir dankbar, wenn du euren Streit eine Zeit lang beilegen könntest.“ Doch es klang nicht wie eine Bitte, eher wie ein Befehl.
Ich funkelte ihn wütend an und diesmal wollte ich seinem Blick auf jeden Fall Stand halten.
Es stand Wille gegen Wille, ich gegen ihn. Natürlich war er ungleich viel mächtiger als ich, und ich hatte im Grunde keine Chance. Als ich einige Monate später an diesen Augenblick zurückdachte, sah ich, wie unvorsichtig ich war: Er hätte mich mit einer Handbewegung töten können. Aber zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht in so drastischen Bahnen. Ich war nur ein dummes Mädchen, das nicht wusste, was es tat.
Nach einigen spannungsgeladenen Sekunden lachte er leise und ich wandte schließlich doch den Blick ab.
Er klang belustigt, als er sagte: „Du bist stark, Bellatrix. Aber wie stark bist du?“
„Wie meinst du das?“ Oh, wie bald ich diese Frage bereuen würde! Aber ich war neugierig und aufbrausend und dachte gar nicht daran, einfach mal meinen vorlauten Mund zu halten.
„Wie weit würdest du gehen, um mir zu helfen?“
„Wie weit würdest du mich treiben?“ Angriff war doch schon immer die beste Verteidigung.
„Würdest du einen Menschen deinem Willen unterwerfen, ihn foltern oder töten, wenn ich es verlangen würde?“ Seine Augen glühten bedrohlich.
„Versteh mich bitte nicht falsch“, stotterte ich und hob abwehrend die Hände. „Aber ich habe noch nie einen Menschen gefoltert oder ... getötet, und wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch nicht so bald damit anfangen.“
„Das wirst du aber müssen. Kennst du die drei Unverzeihlichen Flüche?“
Natürlich kannte ich die. Im Moment geisterten sie ja durch alle Zeitungen. „Der Imperius-Fluch, der Cruciatus-Fluch und Avada Kedavra, der Todesfluch“, zählte ich sie auf.
„Genau. Genau die meine ich. Kannst du sie anwenden?“
„Natürlich nicht!“ Was erwartete der eigentlich?
„Dann will ich es dich lehren.“ In seinen Augen funkelte es. „Das und noch einige andere hilfreiche Dinge, denn du musst in der Lage sein, für das Größere Wohl, für die Reinheit des Blutes zu kämpfen und notfalls auch zu töten.“
Ich schluckte und gab mir Mühe, in Höchstgeschwindigkeit alle Aspekte zu erkennen. Das konnte ich relativ gut. Schließlich sagte ich: „Meinetwegen, ich werde es versuchen.“
„Wofür wirst du kämpfen?“
Ich kannte die Antwort schon, bevor ich die Frage kannte. Ich wusste es einfach. „Für die Reinheit des Blutes.“
„Schwörst du es mir? Schwörst du, dass du mir treu dienen wirst?“ Wieder hielten seine dunklen Augen mich gefangen.
Wie in Trance antwortete ich: „Ich schwöre es.“
„Gut. Dann geh jetzt wieder ins Schloss. Ich benachrichtige dich, wenn ich eine weitere Aufgabe für dich habe oder dich zu mir rufen muss.“
Ich nickte und drehte mich schweigend um. Wie schon beim letzten Mal stand Jorin ruhig am Rande der Lichtung und knickte bereitwillig die Vorderbeine ein, damit ich aufsteigen konnte.
Auf dem Weg aus dem Wald hinaus unterhielt ich mich das erste Mal richtig mit meinem Reittier.
„Wirst du für ihn das Töten erlernen?“, fragte er mich.
Jetzt, da ich nicht mehr von seinen unheimlichen Augen bedrängt wurde, fiel mir die Antwort etwas schwerer: „Ja.“
„Du weißt, dass er dich dazu zwingen könnte, deine eigene Schwester zu töten?“
„Ja. Aber Dromeda bedeutet mir nichts und Zissy ist in Ordnung, er wird keinen Tadel an ihr finden.“
„Deine eigene Schwester bedeutet dir nichts?“
„Sie ist nicht meine Schwester!“, brauste ich auf.
Er wechselte das Thema: „Erinnerst du dich noch, ich habe dir gesagt, der Mars leuchte ungewöhnlich hell.“
„Ja. Eine große Veränderung sollte das bedeuten.“
„Er wird heller. Der Schlachtenbringer glüht wie die Sonne, und ich denke, ich kenne den Grund.“
„Ach ja?“
„Kennst du ihn nicht auch?“
„Du meinst Tom Riddle?“
„Ja. Er will die Welt säubern und den Tod besiegen. Und ich spüre, dass er damit viel auslösen wird. Vielleicht wird er der kleine Stein sein, der eine Lawine zum Rollen bringt.“
„Der kleine Stein war Salazar Slytherin. Er entwickelte die Philosophie vom reinen Blut.“
Daraufhin schwieg Jorin. Fast, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Aber noch nie hatte ein Mensch den Sieg in einem Wortgefecht über einen Zentauren davongetragen.
Die Welt war einfach umgekippt, nichts war mehr, wie es einmal war. Und für mich sollte sich noch viel ändern, auch wenn ich es noch nicht wusste, während ich mit Jorin durch den Wald ritt, dem Schloss entgegen.