Hier endlich das 11. Kapitel :) Viel Spaß euch allen
Uhd @ Narzissa:
Ich hab das mit Lucius ein klein wenig verändert. Passt es so?

Was meinst du?
11. Kapitel
Es war hell um mich herum. Zu hell. Die ganze Zeit war es dunkel gewesen, aber jetzt schien es immer heller und heller zu werden. Das störte mich. Ich wollte mich auf die andere Seite drehen, doch sobald ich meinen linken Arm auch nur zwei Millimeter bewegte schoss ein höllischer Schmerz durch ihn.
Unwillig blinzelte ich. Schließlich schaffte ich es, die Augen ganz zu öffnen.
Ich lag im Krankenflügel. Durch die Fenster strahlte die verdammte Sonne, die mich aufgeweckt hatte.
Ich war offensichtlich alleine. Madam Pomfrey war nirgends zu sehen.
Mühsam und ohne meinen linken Arm, der voll und ganz dick einbandagiert war, allzu sehr zu bewegen setzte ich mich auf und rieb mir mit der gesunden Hand die Augen. Ich bemerkte jetzt auch, dass mir der Kopf schwirrte.
Auf meinem Nachttisch standen mehrere Flaschen mit Zaubertränken und ich bemerkte, dass mir irgendjemand, hoffentlich Madam Pomfrey, mein hübsches Seidennachthemd angezogen hatte. Das Ballkleid hing schlaff und zerrissen über einem Sessel, der auch neben meinem Bett stand.
Ich seufzte und kniff die Augen wieder fest zu. Ich fühlte mich ziemlich mies. Mein Kopf tat weh und der Arm ebenfalls.
Dann, als ob es mich daran erinnern wollte, dass es immer noch schlimmer geht, schoss es wie ein Blitz, der in einen Baum einschlägt wieder in den Kopf. Ich ließ mich wieder ins Kissen zurückfallen.
"Aua!", rief ich schlecht gelaunt. Ich hatte die Verletzungen schon wieder vergessen.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich jetzt schon hier lag. Stunden? Tage? Oder vielleicht sogar schon Wochen? Ich schob die beiden letzteren Vorschläge aber wieder bei Seite. Würde ich schon so lange hier liegen, wäre mein Nachttisch überladen mit Gute-Besserung-Karten.
Auf jeden Fall konnte ich mich erinnern, dass das letzte, was passiert war, der Weihnachtsball war.
Milo, der meine Ballbegleitung gewesen war, war mit mir nach draußen auf einen kleinen Platz gegangen. Dort hatte er mich geküsst...
Bei dieser Erinnerung musste ich lächeln.
Wir hatten geredet und es war einfach wunderbar. Dann wollte er mich noch einmal küssen.
Aber dann war plötzlich Lucius aufgetaucht. Er hatte alles zerstört! Er hatte Milo angegriffen. Hektisch sah ich mich um, ob nicht vielleicht ein bewusstloser Milo irgendwo herumlag. Doch ich war nach wie vor alleine.
Ich spürt große Wut in mir aufkochen.
Doch da kam Madam Pomfrey ins Zimmer gelaufen.
"Oh schön, du bist wach!", meinte sie erfreut. Die Heilerin hatte ein Tablett mit Essen darauf in der Hand.
"Ich dachte, du hast vielleicht Hunger...", sie stellte es auf meinem Nachtkästchen ab.
"Wie...Wie lange bin ich schon hier?", fragte ich und war erstaunt, dass meine Stimme halbwegs normal klang.
"Ach, nur einen halben Tag, Liebes. Gestern Abend war doch der Weihnachtsball. Und Minerva meinte, sie hätte jemanden schreien hören. Danach hörten es auch die Anderen und wir sind dem Lärm gefolgt. Schließlich haben wir dich und Mr. Malfoy entdeckt. Du schienst bewusstlos zu sein und er hatte versucht dich wegzutragen. Er wollte dir unbedingt helfen", erklärte mir Madam Pomfrey.
Diese miese Ratte! Zuerst den schönsten Abend meines Lebens und dann tat er so scheinheilig.
"U-Und was ist mit Milo?", krächzte ich. Wenn er nicht da war, als sie uns gefunden hatten, wo konnte er hin gegangen sein?
"Milo? Du meinst, den Durmstrang? Wieso? War er auch bei euch?", fragte sie verwundert und goss heißen Tee in eine Tasse, die sie mir reichte, "Was ist eigentlich passiert?"
Ich schloss meine kalte rechte Hand um die Tasse. Sie wärmte angenehm.
"Ich weiß nicht mehr genau...", murmelte ich. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte ihr die ganze Geschichte nicht erzählen.
Da kam Slughorn bei der Türe hinein. Er schien ganz nervös.
"Miss Black, gut, dass sie wach sind! Ich hatte schon Angst, dass...nun ja, es ist vielleicht ein etwas unpassender Zeitpunkt, aber...", seine Stimme überschlug sich fast.
"Horace! Du siehst doch, wie mitgenommen sie im Moment ist. Kann das nicht warten? Ich habe die anderen auch wieder weggeschickt", schimpfte Pomfrey.
"Poppy! Wären sie so freundlich, Miss Bellatrix und Miss Andromeda Black zu holen?", fragte er etwas zerstreut.
Verdutzt sah Poppy ihn an. "A-Aber sie haben doch Unterricht..."
Nach einem eindringlichen Blick Slughorns murmelte sie ein "Natürlich, Natürlich!" und hastete wieder zur Tür hinaus.
Slughorn setzte sich auf den Stuhl bei meinem Bett.
"Wie geht es ihnen, meine Liebe? Ich bin untröstlich, dass sie nicht mehr zu meinen Abendessen kommen, das muss ich ihnen gestehen....", sagte mein Hauslehrer.
"Es geht schon...mein Arm tut ziemlich weh, aber sonst ist alles in Ordnung", antwortete ich. Gleichzeitig überlegte ich fieberhaft, was das wichtige Etwas wohl sein könnte. So wichtig, dass sie Bella und Andy aus dem Unterricht holen mussten.
"Ah", machte Slughorn. Er sah kurz etwas beleidigt aus, vermutlich, weil ich nicht auf die Abendessen eingegangen war. Ich war sehr gut in Zaubertränke und somit würde ich zum Slug-Club gehören. Ich ging aber selten, fast nie, zu diesen komischen Abendessen oder Veranstaltungen. Das letzte Mal war ich mit Lucius dort...
Eine peinliche Pause entstand, in der Sloghorn mich von oben bis unten musterte und ich versuchte, meine Haare halbwegs zu ordnen, bevor meine Schwestern rein kamen.
"Die beiden anderen Miss Blacks! Da seid ihr ja!", rief der Professor plötzlich aus. Bella, mit einem Grinsen auf dem Gesicht, vermutlich, weil sie nicht im Unterricht sein musste, und Andy mit besorgter Miene, betraten den Raum. Hinter ihnen kam Madam Pomfrey nach.
"Alles klar, Zissy?", rief Bella und ließ sich unsanft neben mich aufs Bett fallen.
"Autsch! Bella, spinnst du?!", knurrte ich. Durch die Erschütterung fuhren wieder starke Schmerzen durch meinen Arm.
"Vielleicht...?"
"Miss Bellatrix, was fällt Ihnen ein...?", empörte sich Madam Pomfrey.
Doch bevor Bella noch mal so intelligent sein konnte und irgendeine freche Antwort geben konnte fragte Andromeda, die brav stehengeblieben war: "Professor, was ist los?"
"Es geht um eure Eltern", erklärte Slughorn bedauernd, "Euer Vater ist, es tut mir außerordentlich leid, tot."
Diese Nachricht traf mich wie ein Schlag. Es schien, als wäre plötzlich alle Wärme aus dem Zimmer gewichen. Ich sah, dass Andy stille Tränen über die Wangen liefen und auch Bellas Augen sahen verdächtig gerötet aus.
"Er ist t-tot?", flüsterte die Gryffindor, "Und Mom?"
"Sie wurde zu zwei jähriger Haft in Askaban verurteilt. Man kann ihr nichts Eindeutiges nachweisen, aber sie hatte etwas mit ihm, dessen Namen nicht genannt werden darf zu tun", Slugrhorn schüttelte traurig den Kopf.
Die Gesichter der anderen verschwammen vor meinen Augen und in meinem Kopf begannen Schatten und Bilder des letzten Abends herum zu wabern. Milos Gesicht dicht vor meinem... Lichtblitze... Dunkelheit...
Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich weggetreten war. Als ich wieder aufwachte schien die Nachmittagssonne durch die zugezogenen Vorhänge des Krankenflügels.
Andy und Bella standen etwas abseits von mir und flüsterten miteinander. Beide, ja, sogar Bella, sahen verheult und mitgenommen aus.
Das wunderte mich nicht (eher, dass sie so friedlich miteinander sprachen). Unser Vater war tot und unsere Mom in Askaban.
"Bella?", krächzte ich. Diesmal war ich heißer.
Meine älteste Schwester fuhr zusammen.
"Zissy... Wie gehts dir? Du hast doch noch mitbekommen, was Slughorn uns ...", sagte Andy und sie ließ sich sachte auf meinem Bett nieder.
"Ja."
Ich versuchte erst gar nicht, die Tränen zurückzuhalten. Im Moment war es mir, so unglaublich das auch klingen mag, völlig egal, was die beiden über mich dachten. Wir waren immerhin Schwestern.
Es herrschte für ein paar Minuten Stille. Dann brach Andy wieder das Schweigen.
"I-ich weiß, dass die beiden mich nie so ge-gesehen haben wie euch zwei. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht gut finden, dass ich in Gry-Gry-Gryffindor bin und mich auf gar keinen Fall mit der dunklen Seite vertraut machen will, a-aber ich liebe sie doch so sehr!", schluchzte sie und die Tränen kullerten nur so über ihr Gesicht.
"Andy...", sagte ich und legte ihr die Hand auf den Arm. Hilfesuchend sah ich zu Bellatrix hinüber, die nur aus dem Fenster sah. Als sie bemerkte, dass ich sie anschaute, schritt sie mit großen Schritten zur Tür und ließ mich mit Andy alleine.
Mühsam richtete ich mich wieder auf. Mein Schädel brummte nicht mehr ganz so schlimm und im Großen und ganzen fühlte ich mich, rein körperlich natürlich, besser als vorhin.
Ganz unerwartet umarmte Andy mich. Sie schluchzte und weinte und durchnässte den Ärmel meines Nachthemdes. Auch ich fing hemmungslos an zu heulen. Es tat gut, ich fragte mich nur kurz, was jemand, der uns so sah denken würde, sich auszuheulen. Ich hatte sie in diesem Moment sehr lieb. Sie war zwar nie meine Lieblingsschwester gewesen, denn ich hatte von Bella, Dad und Mom gelernt, dass es nicht gut ist, sich mit Schlammblütern abzugeben. Aber sie war wenigstens für mich da. Zumindest manchmal...
Schließlich ließ Andromeda mich wieder los und rieb sich mit dem Ärmel ihres Pullovers die Augen.
"Ich denke, ich lass dich jetzt in Ruhe. Ich brauche etwas Zeit für mich und du sicher auch", meinte sie und verschwand durch die große Tür.
Sie hatte absolut recht.
Mindestens fünfzehn Minuten lag ich, die Decke anstarrend, in meinem Bett. So mies hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Ich fühlte mich plötzlich ans Ende des letzten Schuljahres erinnert. Auch damals lag ich für ein paar Stunden hier, im Krankenflügel. Aber damals war es eine ganz andere Art von Trauer gewesen.
Plötzlich klopfte es. Schnell wischte ich mir den letzten Rest der Tränen aus den Augen.
Die Tür öffnete sich einen Spalt breit und Stella kam hinein. Allie folgte ihr. Ich lächelte matt. Doch dann fiel mir ein: ich hasste Stella!
"Hey, Zissy... Wir haben gehört, dass du hier bist und wollten mal nachsehen, wie es dir geht", meine Stella und setzte sich auf den Sessel, "Ich habe mir furchtbare Sorgen gemacht!"
Mir fielen drei Wörter darauf ein. Igitt und falsche Schlange.
"Ach was, hast du das?", antwortete ich kühl.
"Natürlich!"
"Und du denkst, dass alles wieder in Ordnung ist?! Du bist, ich meine du warst meine beste Freundin und gehst mit meinem Ex zum Weihnachtsball?!"
"Ach komm, Zissy... Lucius hat mich gefragt. Und nicht ich ihn!", meinte diese miese Ratte von Freundin und betrachtete ihre frisch manikürten Nägel.
"Aber du hast zugestimmt", knurrte ich. Mit Mühe konnte ich meine Stimme ruhig halten.
"Und du bist mit Milo gegangen..."
"Ich habe auch nicht vergessen, was du gesagt hast, als wir letztes Wochenende von Hogsmeade heimgegangen sind. Das lasse ich mir nicht bieten!", brauste ich auf. Ich hatte zwar wenig Lust mich jetzt mit dieser Tusse auseinanderzusetzen, aber das wollte ich nicht einfach so stehenlassen.
"Was meinst du?", fragte sie scheinheilig und sah fragend zu Allie hinüber, die versuchte nicht in den Streit hineingezogen zu werden.
"Das weißt du ganz genau. Wenn du dich erinnerst, die Folge war, dass wir uns beinahe gegenseitig umgebracht hätten."
"Ach das meinst du!", rief Stella und schlug sich übertrieben gegen die Stirn, "Ich wollte dich fragen, was es damit auf sich hat. Wieso hast du uns nie erzählt, dass Lucius mit dir Schluss gemacht hast?"
Nach kurzem Zögern presste ich hervor: "Weil ich dir nicht vertraue. Und jetzt geh zurück zu deinem Lucius!"
Ihre Augen wurden zu Schlitzen und die sowieso gespielte Freundlichkeit verblasste aus ihrem Gesicht.
"Gut. Schön. Ich gehe", zischte Stella, diese falsche Schlange (dies war keine Beleidigung an die Schlangen), "Und merk' dir Eines, Narzissa, Lucius gehört mir."
Mit diesen netten Worten stand sie, ihrer Meinung nach, Würdevoll und anmutig auf und stolzierte Richtung Tür davon.
"Mir doch egal! Ich liebe Milo, nicht diesen blonden Idioten!", rief ich ihr hinterher.
Meine ehemalige beste Freundin warf die Haare nach hinten und ließ ein herablassendes, ungläubiges Auflachen hören.
"Blöde Tusse", knurrte ich. Dann fiel mir ein, dass Allie noch da war.
"Nicht du!", beruhigte ich sie, "Du warst ja nicht mit Lucius am Ball und hast mich nicht im Stich gelassen. Wie wars mit, ähm, Johann?"
Ein Lächeln huschte über Alectos Gesicht.
"Wunderbar! Er ist so toll! Wir sind jetzt ein Paar", schwärmte sie mir vor.
"Schön... Und...und wo ist Milo?"
"Keine Ahnung... Das letzte Mal habe ich ihn mit dir zusammen gesehen. Als du dann von Hagrid hier rein getragen wurdest...", an diesem Punkt unterbrach ich sie mit einem geschocktem "Was?!", doch Allie beachtete es nicht, "...war er weg. Keiner weiß wieso und keiner weiß was eigentlich passiert ist."
"Milo hat mich geküsst. Wir haben geredet, auf irgendeinem Platz, den ich nicht kannte, und dann wollte er mich noc hmal küssen. Doch dann tauchte plötzlich Lucius auf. Er hat Milo angegriffen und den perfekten Moment zerstört. Außerdem ist mein Vater tot und meine Mom in Askaban!", schilderte ich meiner Freundin, was sich in den letzten Stunden bei mir abgespielt hatte. Ich spürte wieder Tränen in den Augenwinkeln, die ich energisch unterdrückte.
"Was? Ach Zissy...", meinte Allie darauf und nahm meine Hand.
"Schon gut. Du kannst ja nichts dafür..."
"Miss Carrow, die Besuchszeit ist vorüber!", verkündete Madam Pomfrey, die nun hereinkam.
Nickend stand Allie auf und winkte mir zum Abschied noch zu. Dann verließ sie den Raum.
"Sie brauchen dringend Ruhe", erklärte Pomfrey, "Aber wenn es ihnen heute Abend besser geht, dürfen sie morgen wieder in den Unterricht. Schließlich stehen ihre ZAGs an!"
"Das ist ... Toll!", versuchte ich fröhlich zu klingen.
Madam Pomfrey schien mein pessimistischer Unterton nicht zu stören.
Sie lächelte mich an und hielt mir einen Löffel mit ekliger, klebriger Flüssigkeit entgegen.
"Das ist für deinen Arm. Er ist aus dem Gelenk gesprungen", erklärte sie, als sie mein leicht verstörtes Gesicht sah.
Unwillig nahm ich ihr den Löffel ab, mit einem "Danke, ich bin 15 und kann das selbst!", und schob ihn mir in den Mund.
Fast hätte ich diese widerliche Flüssigkeit über meine ganze Decke gespuckt. Es schmeckt wie diese unglaublich eklige Suppe, die es bei meiner Oma immer zu Weihnachten gab. Aber das gehörte sich nicht. Manchmal vergaß ich meine gute Erziehung zwar, aber jetzt, wo mein Vater tot ist, will ich ihm alle Ehre machen.
Nachdem ich das Zeug runtergewürgt hatte fragte ich: "Was ist das?"
"Ach, das ist Drachendarmessenz. Sehr wohltuend. Horace hat sie für mich besorgt. Als Meister der Zaubertränke hat er bessere Zugänge zu bestimmten Mittelchen."
Gezwungen lächelte ich. "Aber natürlich..."
Das hieß, ich aß jedes Jahr einmal Drachendarm?!
Aber es zeigte Wirkung. Nach zirka einer halben Stunde tat mein Arm nicht mehr weh und ich freute mich, dass ich am nächsten Tag wieder am Schulalltag teilnehmen durfte. Naja, vor allem freute ich mich darauf, Milo zu sehen und Lucius, und wenn es gegen alles sprach, was mir meine Eltern beigebracht hatten, so richtig fest eine zu kleben.
"Was machst du denn hier?!", zischte ich. Noch am selben Abend, oder am nächsten Morgen, wie man es nimmt, lag ich, bereits ohne schmerzenden Arm, in dem warmen Bett im Krankenflügel. Ich war ehrlichgesagt ziemlich müde. Schon den ganzen Tag. Aber immer, wenn ich einschlief träumte ich von meinen Eltern... Und wachte sofort wieder auf. Mein Kopf pochte unangenehm, aber das dämmrige Licht erleichterte das Dasein hier. Es war vier Uhr Früh. Ich war gerade wieder aufgewacht. Schweißüberströmt, schwer atmend und sehr durcheinander wegen dem Traum (abermals hatte ich von Mom und Dad geträumt). Doch dieses Mal lag auf dem Nebenbett ein Junge.
Er schnarchte seelenruhig vor sich hin, das Gesicht größtenteils von mir abgewandt. Aber ich erkannte ihn trotzdem.
"Wach auf!", versuchte ich erneut, ihn wachzukriegen. Ihr könnt euch vermutlich alle denken, wer es war... Ein Tipp: ich war sauer auf ihn.
Er grunzte und blinzelte verschlafen.
"Wie bitte? Was ist los, Vater?", grummelte Lucius. Als er sah, dass nicht sein Vater ihn ansah, sondern ich war er sofort hellwach und erleichtert. Er drehte sich nun ganz zu mir. Ich hätte mich eigentlich schon darauf vorbereitet, ihn zu schlagen, aber das war anscheinend nicht mehr nötig. Er hatte ein dickes fettes blaues Auge.
"Was ist denn mit dir passiert?"
"Zdrakvka und ich hatten... Meinungsverschiedenheiten...", grinste er. Selbstgefällig tastete er nach seinem Auge, ließ es aber bleiben, weil er, sobald er es berührte, vor Schmerz zusammenzuckte.
"Du hast dich doch wohl nicht mit Milo geprügelt, oder? Wissen deine Eltern schon davon?", leicht amüsiert sah ich ihn an. Lucius' Eltern waren ziemlich streng. Besonders sein Vater. Einmal war ich bei Lucius zuhause gewesen. Wir durften den ersten Stock nicht alleine betreten und Mr. Malfoy hatte ihn geschlagen. Wobei er nur nicht sofort auf eine Frage geantwortet hatte. Ich hatte großen Respekt vor Abraxas Malfoy. Und war oft froh, dass meine Eltern nicht ganz so schlimm waren. Das brachte mich wieder zum Thema...
Lucius drehte sich stöhnend auf den Rücken. "Oh nein! Daran habe ich gar nicht gedacht!", er schluckte, "Ich werde wohl über die Weihnachtsferien hierbleiben..."
Wieder tat er mir fast Leid. Aber sauer war ich trotzdem. Sehr sauer. Jetzt, im Nachthemd, wollte ich nicht aufstehen. Das wäre wohl auch ziemlich gemein gewesen, ihm jetzt eine Ohrfeige zu verpassen, also verschob ich es auf den nächsten Tag. Oder einfach später, weil ja eigentlich der nächste Tag ja schon begonnen hatte.
"Meine Eltern sind sogut wie tot."
Ich hatte keine Ahnung, wieos ich das gesagt hatte. Vielleicht war es einfach nötig gewesen, diese Worte auszusprechen, um sie zu realisieren. Ich riss mich zusammen um meine ruhige, beherrschte Fassade aufrecht zu erhalten.
Lange Zeit sagte er nichts. Dann, etwas unglaubwürdig: "Ach, wirklich?"
Ich biss die Zähne zusammen um nicht entweder los zu heulen oder zu schimpfen.
Dann drehte ich ihm den Rücken zu und versuchte wieder einzuschlafen.