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Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 23.06.2013 11:01
von snape13
Und ich lese einfach für fünf:D

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 23.06.2013 13:06
von Anele
Ich finde, du hast ihn ganz gut dargestellt. Super Kapitel...

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 24.06.2013 21:06
von Jane_Higgins
Huhu! :smile:

Weiter geht's! Viel Spaß!


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Kapitel 8: Erklärungen

Sie wollte es nicht zugeben, aber sie musste es. So bizarr es auch war, der Anblick von diesen grauen Augen, die alles zu durchleuchten schienen, machte sie nervös. Aber nicht auf eine ängstliche Art und Weise. Nein, dessen war sie sich sicher. Doch trotz allem hatte dieser Mann immer noch eine Wirkung auf sie, die sie nur nicht beschreiben konnte. Das erste Mal, seitdem er hier war hatten sie richtigen Augenkontakt. Fraglich ob sie diesen vorher auch schon auf diese Weise hatten und genau das hatte etwas ausgelöst.

Und es war ihr, als würde sie auf etwas warten. Es lag etwas in der Luft. Seit seiner Ankunft war die Stimmung im Haus verändert. Obwohl Lucius so gut wie nie zu sehen war, man ihn nicht mal hörte, war er überall zu spüren. Die Stille, die nachts über dem Haus lag und die sich am Tag in den verschiedenen Räumen ausbreitete, triefte nur so von seiner Präsenz. Die wortwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Es lauerte etwas auf den geeigneten Moment, um freigelassen zu werden.

Hermine war in dem Augenblick klar gewesen einen Fehler zu machen, als sie dir Tür schon geöffnet in der Hand hielt. Nur gab es dann kein Zurück mehr. Sie hätte wissen müssen, dass er seine alten Regeln und Gewohnheiten wieder einführen würde. Und diese besagten unter anderem, dass das Öffnen der Türen eine niedere Aufgabe und nur den Hauselfen bestimmt war. Gleichzeitig zeugte es von seinem Wohlstand und Reichtum, denn er musste sich die Finger nicht selber dabei schmutzig machen. Aber Hermine hatte einfach nicht anders gekonnt. Seit Jahren öffnete sie die Tür, wenn es klingelte oder klopfte. Jeder normale Mensch machte das, es war etwas Alltägliches. Und auch hier auf dem Manor hatte sie das seit dem Tag ihrer Ankunft gemacht. Leider war genau da der Haken an der Sache.

Malfoy war kein normaler Mensch, er sah sich zumindest nicht so. Er stand über den Dingen, war mehr wert als alle anderen. Und dann wurde ihr etwas klar. Lucius hatte sie, eine Muggelabstämmige und somit unwürdig und wertlos, zurechtgewiesen sich nicht wie ein Hauself zu benehmen. Konnte das sein? Stand sogar sie im Gegensatz zu den Hauselfen in seinen Augen eine Stufe höher? Vielleicht nicht gleich mit ihm, aber immerhin ein bisschen weiter oben als gedacht? Doch das war ihr gestern nicht aufgefallen.

Nachdem Lucius wieder abgerauscht war, hatte Hermine sich in ihre Räume zurückgezogen und war für den Rest des Tages nicht mehr rausgekommen. Sie hatte sich unwohl gefühlt und sein altbekanntes Auftreten hatte ihr eine Gänsehaut verpasst. Da war er wieder, wie in ihrer Erinnerung und dennoch…irgendetwas war anders. Während sie so vor sich hin grübelte sah sie mit einer Tasse Kaffee der Sonne zu, wie sie sich langsam über der Welt erhob. Sie hatte die Vorhänge des Fensters nur gerade so weit auseinander gezogen, das sie problemlos nach draußen sehen konnte. Sie schloss die Augen, schüttelte kurz den Kopf und verscheuchte die ganzen Gedanken.

Sie würde nicht mehr daran denken und da Lucius es sowieso vorzog in seinem Stockwerk zu verweilen, würde das auch wunderbar funktionieren. Also trank sie ihre Tasse leer und machte sich auf den Weg zur Bibliothek um sich an die Arbeit zu machen. Doch als sie die Tür öffnete, musste sie innerlich aufseufzen.

Sie blieb mitten im Türrahmen stehen und starrte ungläubig in den Raum. Lucius sah mutterseelenruhig an ihrem, nein jetzt wohl wieder seinem Schreibtisch und studierte einige ihrer Pergamente. Sie traute sich nicht sich zu rühren und sah einfach zu ihm. Die Sonne hatte sich mittlerweile über den Horizont gekämpft und warf goldene Strahlen durch das Fenster. Auch wenn er nichts sagte, wusste Hermine das er sie bemerkt hatte. Doch sie konnte sich von diesem Augenblick nicht lösen, wollte es auch gar nicht. Irgendwie.

So wie er dort saß, gab er plötzlich ein Bild von sich, das in Hermine etwas berührte. Er versprühte solch eine Würde und einen Stolz, das es keinen Zweifel an seinem Status gab. Man erkannte sofort den Aristokraten und das, obwohl er nur ein paar Pergamente las. Er war noch nicht mal in den üblichen Sachen gekleidet, sondern hatte lediglich eine schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd an. Sein Eindruck wurde jedoch von seinen Haaren noch einmal unterstützt. Auch wenn sie immer noch mitgenommen aussahen, schienen sie sich zu erholen. Bei jedem anderen Mann hätte das lächerlich, schwul und stark nach Midlife Crisis ausgesehen, aber nicht bei ihm. Bei ihm wirkte es edel und männlich zugleich. Auch seine Hautfarbe schien sich langsam zu bessern.

„Haben sie vor den ganzen Tag dort an der Tür zu verweilen, oder wollen sie etwas bestimmtes, Miss Granger?“

Ohne sie auch nur anzusehen richtete er tonlos das Wort an sie. Hermine musste leicht zusammenzucken, als er die Stille unterbrach. Und das weckte sie aus ihrer Starre. Sie ging ein paar Schritte in den Raum, ließ die Tür dabei aber aufstehen. Man wusste ja nie.

„Ehm...ich wollte…eigentlich wollte ich meine Arbeit beginnen. Aber anscheinend sind sie beschäftigt, also…“sie ging auf direkt auf den Schreibtisch zu. „…ich nehme einfach ein paar Pergamente mit und mache das dann in…“

„Hat der Senator schon wegen des Zuschlags geantwortet?“ als hätte er sie nicht gehört.

„Nein...nein, ich konnte ihm noch nicht schreiben. Laut Kingsley ist er im Urlaub und ich wollte ihn damit persönlich anschreiben und nicht darauf vertrauen, das seine Sekretärin ihm meine Nachricht eventuell übergibt.“ Er nickte anerkennend. Konnte das sein?

„Eine durchaus gute Entscheidung. Seine Sekretärin ist nicht gerade sorgfältig im Umgang mit seinen Nachrichten, während er abwesend ist.“

Ein Kompliment? Jetzt schnappte Hermine innerlich völlig über. Nur durch seinen gleichgültigen Ton und den weiterhin gesenkten Blick konnte sie es als Einbildung abtun. Niemals aus seinem Mund würde so etwas kommen. Dass es aber wirklich genauso von Lucius gemeint war und er es nicht im Geringsten böse oder abwertend ausgelegt hatte, ahnte sie nicht. Und dann erhob Lucius sich und sah Hermine zum ersten Mal an.

Auch sie wirkte in dem Licht leicht unwirklich und das warme glitzern in ihren braunen Augen wurde dadurch nur verstärkt. Das Farbenspiel von hell und dunkel faszinierte ihn. Um sie nicht anzustarren, räusperte sich kurz, ehe er wieder sprach.

„Ich werde sie dann arbeiten lassen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie schon so früh wach sind.“

Mit einem knappen Nicken kam er um den Schreibtisch herum und ging dann aus der Bibliothek. Hermine brauchte einen Moment um das zu realisieren, ehe sie sich dann doch auf den nun freien Stuhl setzte und zu arbeiten anfing. Nachdenken wollte sie über das gerade geschehene erst mal nicht.

In den folgenden zwei Wochen darauf schlich sich still und leise eine Veränderung ein. Seit diesem einen Morgen traf Hermine Lucius immer wieder in der Bibliothek, wenn sie diese betrat. Auch nur morgens und auch nur sehr kurz, aber er war immer da. Zu Anfang war sie leicht nervös, aber nach und nach gewöhnte sie sich irgendwie daran. Und es stellte sich teilweise auch als sehr nützlich heraus. Nicht, das sie freiwillig um Hilfe gebeten hätte, aber es gab immer wieder Dinge, bei denen sie nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte. Hermine wurde mit den ganzen Aufgaben dieses Jobs einfach ins kalte Wasser geworfen und auch wenn es eine gewisse Routine gab, nach den ganzen Monaten, passierten heute noch Sachen und sie bekam Schreiben bei denen sie nicht wirklich wusste, wie sie darauf eingehen sollte.

Also hatte sie sich auf dem Schreibtisch einen kleinen Stapel angelegt der unter der Überschrift ‚Ratlos – Nachforschen‘ stand. Und irgendwann hatte sie dann kleine Notizen an vereinzelten Pergamenten. An der Schrift erkannte sie, das nur Lucius dahinterstecken konnte und wenn er mit ihr gemeinsam im Raum war und sah, das sie ein weiteres Pergament auf diesen Stapel legen wollte, hatte er es keine Minute später in der Hand und gab ihr einen Rat. Ein Geschäftsmann, durch und durch. Das war nicht mehr zu übersehen. Aber langsam fragte sie sich warum er das tat. Und dann kam ihr der springende Punkt. Natürlich wegen dieser Wand und dem, was sich dort dahinter befand. Er versuchte bestimmt herauszufinden, wann und für wie lange sie diesem Raum nutze. Aber so leicht würde sie es ihm nicht machen. Sie musste darauf reagieren. Schließlich wollte sie auch wissen was dort war.

So beschloss sie sich mit ihren Zeiten abzuwechseln und eine Unregelmäßigkeit einzubringen. Er sollte sich nur nicht unnötig in Sicherheit wiegen. Dennoch war sie verwirrt von seinem Verhalten. Er war nicht im Geringsten Bösartig veranlagt und schien auch keine Abneigung gegen Hermine zu hegen. Aber genau das war es, was sie so langsam aber sicher verunsicherte. Lucius hatte stets ein wachsames Auge auf sie und ihrer Arbeit, aber es sah eher interessiert als überheblich oder besserwisserisch aus. Deshalb nahm sie sich am nächsten Morgen vor Kingsley einen Besuch abzustatten. In all der Zeit, in der Lucius noch in Askaban saß, hatte Hermine nie nachgefragt, was überhaupt passiert war. Doch jetzt musste sie einfach nachfragen.

So machte sie sich schon früh auf den Weg um den Minister noch vor dem ersten Termin zu erwischen und hinterließ Caro mal wieder eine kurze Notiz. So war sie eine der ersten, die durch den Kamin kam. Mit dem Fahrstuhl fuhr sie in den höchsten Stock, ging den Gang entlang bis zum großen Büro und grüßte Kingsleys Vorzimmerdame. Während sie auf einem der Stühle Platz nahm sah sie auf ihre Uhr, die ihr zeigte, das es gerade mal halb acht war. Aber lange warten musste sie nicht, denn keine fünf Minuten später kam auch schon Kingsley durch die Tür und war reichlich überrascht Hermine zu sehen. Trotzdem begrüßten sie sich herzlich und er bat sie ihm ins Büro zu folgen.

„Also Hermine? Womit kann ich dir helfen?“

„Kingsley, ich wollte mit dir nochmal über Lucius Malfoy reden. Er benimmt sich nämlich völlig anders als erwartet.“

„Du meinst, er hat dich nicht sofort aus dem Haus gejagt oder versucht dir einen Fluch aufzuhalsen?“ grinste er.

„Ja, so kann man das sagen. Und ganz ernsthaft: so kenne ich ihn nicht wirklich. Du hast gesagt, dass er sich verändert hat, aber ich frage mich durch was. Nur weil er in Askaban gesessen hat? Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Kingsley schwieg ein paar Minuten und sah Hermine nachdenklich an, ehe er einmal Luft holte und wieder sprach.

„Kannst du dich noch daran erinnern, als ich dich damals um deine Erinnerungen gebeten habe, nachdem du deine Therapie erfolgreich beendet und alles verarbeitet hattest?“

Hermine nickte nur. Sie wollte Kingsley nicht in seinem Redefluss unterbrechen. Auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, worauf das hinauslaufen sollte, sie wollte es wissen. Ihre Neugier war geweckt.

„Arthur und ich haben lange überlegt. Es waren nach dem Ende des Krieges nur noch wenige Todesser übrig und die, die wir gefangen haben sind in Askaban verkommen. Lucius war einer der Letzten, die noch übrig waren. Und wir fanden, das es an der Zeit sei wenigstens einem von ihnen mal die andere Seite zu zeigen. Also…haben wir uns auf die Suche nach weiteren Überlebenden gemacht, die bei den ganzen Brandschatzungen nicht getötet wurden. Da die meisten Muggel waren mussten wir ihr Gedächtnis verändern, aber ich glaube kaum, das es sie gestört hat. Mit all diesen Erinnerungen haben wir Lucius vor die Wahl gestellt, genau wie vor seiner Entlassung. Entweder er macht eine…für ihn ganz spezielle Therapie oder eben der Kuss des Dementors. Er war nicht begeistert, ganz im Gegenteil. Er hat Arthur und mich beleidigt und uns gedroht, aber wir haben nicht locker gelassen. Er hatte eine Woche Bedenkzeit und danach haben wir ihn in den Hinrichtungssaal gebracht. Bis zur letzten Sekunde, sogar als Dementor schon da war, hat er sich gewehrt. Aber dann hat er doch zugestimmt. Nicht, das wir das nicht geahnt hätten. Er würde alles tun um sich sein Leben zu erhalten. Alles.“

Hermine lauschte gespannt. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Vor allem nicht, das Kingsley und Arthur zu solchen Mitteln greifen würden. Sie setzte sich selber etwas bequemer hin und wartete auf die weitern Worte.

„Wir haben Legilimentik mit einem Emotionszauber gekoppelt und ihm dann sechs Wochen lang über Stunden hinweg die ganzen Erinnerungen gezeigt. An sich eine ganz simple Sache, aber wie wir dann mit der Zeit festgestellt haben ist es sehr wirksam gewesen. Wir mussten Lucius an seinem Stuhl befestigen, damit er nicht auf die Idee kam sich selbst zu verletzten um abzubrechen. Du musst dir das so vorstellen. Er hat alles aus den Augen des Opfers gesehen, also auch sich selbst. Die ganzen Eindrücke, die sich in den Köpfen der Leute gefestigt hatten, die Perspektive und die Bedrohlichkeit die die Todesser in diesem Moment auf ihre Opfer ausgestrahlt haben. Aber nicht nur das. Er hat auch alles gefühlt. Jeder Schmerz, jedes bisschen Angst, sogar jeder Gedanke, der demjenigen in dem Moment durch den Kopf geschossen ist hat er durchlebt. Am Anfang hat er sich dagegen gewehrt und so getan als wäre ihm das völlig gleichgültig. Aber irgendwann hat auch seine Maske Risse bekommen und dann haben wir ihm deine Erinnerung gezeigt. Die gab ihm dann den Rest. Danach hatte er lange Alpträume und die Wärter haben erzählt das er dabei immer wieder ‚Es tut mir leid!‘ gesagt hat. Wenn er wach war hat er es natürlich nicht zugegeben, aber er hat es auch nicht abgestritten.“

Eine Pause. Hermine fasste kaum was sie da zu hören bekam. Konnte das sein? War das wirklich möglich? Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte, geschweige denn was sie darüber denken sollte. Das würde Hermine erst mal verarbeiten müssen. Nicht, das sie Mitleid mit Lucius gehabt hätte auch wenn sich das ganze fast wie Gehirnwäsche anhörte. Aber dennoch wusste sie nicht, ob so etwas wirklich jemanden wie Lucius Malfoy ändern konnte. Kingsley lehnte sich zurück und beobachtete wie es in Hermines Gesicht arbeitete.

„Irgendwann war er bereit zu reden. Wir haben ihm dann täglich einen Heiler geschickt mit dem er alles aufgearbeitet hat und einer von uns beiden, also Arthur und ich, waren immer dabei. Nachdem wir gesehen haben, was das alles bei ihm ins Rollen gebracht hat, wollten wir ihn nicht alleine lassen. Schließlich waren wir dafür verantwortlich. Wir haben dann auch mit Draco gesprochen und er war bereit uns ein paar Erinnerungen aus seiner Kindheit zu geben. Die haben Lucius dann wohl am meisten erschüttert. Er hat nie Danke gesagt aber das brauchte er auch nicht. Man hat es an seinen Blicken gesehen. Am Ende war Lucius bereit uns seine Erinnerungen zu geben, die er verarbeitet hatte um damit abzuschließen. Arthur und ich haben so viel aus seinem Leben erfahren…ich glaube, wir sind die einzigen, die ihn wirklich verstehen. Und das war es auch, was ihn geändert hat. Er ist immer noch der typische Malfoy. Hochnäsig, arrogant und ein Schwarzmagier durch und durch. Aber er ist nicht mehr der kaltblütige Mörder, der er mal war. Diese Zeiten sind vorbei. Die restliche Zeit war er wie ein Geist, hat sich im Hintergrund gehalten und sehr nachdenklich gewirkt. Er hat sich regelrecht in die Einsamkeit geflüchtet. Er bereut seine Taten, Hermine. Und er will endlich seinen Frieden haben.“

Hermine war sich unsicher und konnte immer noch nichts dazu sagen. Sie konnte das alles kaum glauben. Das so eine Therapie wirklich funktionieren konnte, grade bei Malfoy. Aber es würde sein Verhalten erklären. Und dadurch klang das schon wieder ziemlich logisch. Sie musste darüber erst einmal nachdenken. Kingsley schien ihre Unsicherheit zu sehen, denn er beugte sich etwas nach vorne und sah sie eindringlich an.

„Ich weiß, das man sich das nur schwer vorstellen kann. Aber wenn du willst, kannst du dir seine Erinnerungen ansehen. Es wäre dir gegenüber nur fair. Schließlich hat er deine ja auch gesehen.“

„Nein!“ das holte Hermine aus ihrer Starre. „Nein, das muss nicht sein. Zumindest noch nicht. Aber ich werde es mir überlegen.“

Sie stand auf und verabschiedete sich von Kingsley, als ihr noch etwas einfiel.

„Sag mal, Kingsley. Als ihr damals das Haus umgestaltet habt, war ihr da auch in der Bibliothek im Erdgeschoss zugange?“ Kingsley beäugte sie skeptisch, gab ihr aber trotzdem Antwort.

„Naja, wir haben einen neuen Teppich verlegt und die Möbel etwas verrückt, aber sonst nichts. Warum?“

„Und euch ist nichts aufgefallen? Irgendetwas Merkwürdiges?“

„Nein, wie gesagt. Aber warum interessiert dich das?“

„Ach, nur so. das…vergiss es. Ich bin dann weg. Schönen Tag noch, Kingsley.“

Und damit verschwand sie hinter der Tür und machte sich auf den Weg zu den Kaminen.

In der Zwischenzeit hatte Lucius ganz andere Probleme. Er war noch vor Caroline in der Bibliothek gewesen und hatte Hermines Zettel gefunden. Auch wenn er es nur ungern zugab, irgendetwas hatte Hermine an sich, das ihn zu ihr zog. Er wusste nicht warum und vielleicht lag es wirklich daran, dass er lange keine Frauen mehr gesehen hatte, aber dann müsste er auf die andere hier im Haus doch auch so reagieren. Nur tat er das nicht. Sie machte ihre Arbeit gut, soviel konnte er beurteilen und sie hatte wirklich alles im Griff. Wusste, wie sie mit den Geschäftspartnern umgehen musste und wie sie das Ministerium anzupacken hatte. Aber das war es nicht, nicht ganz.

In der letzten Zeit hatte er eigentlich vorgehabt herauszufinden, inwieweit ihre Routine in der Bibliothek war. Er musste das kleine, hölzerne Kästchen wieder verstauen, das seit jenem Tag in seinem Schlafzimmer auf dem Nachttisch stand. Wie gesagt, zu Anfang. Aber dann fing er an sie zu beobachten und sich jedes winzige Detail von ihr zu merken. Ganz davon abgesehen, das ihn ihre Anwesenheit nicht mehr störte. Sie schien ihm nicht böse gesinnt zu sein, nach allem was zwischen ihnen stand und er hielt es dadurch genauso. Schließlich wollte er diese Zeit endlich hinter sich lassen und nur noch das tun, was er gut konnte.

Dennoch gab es etwas, an das er sich nicht gewöhnen konnte. Die Kinder. Sie störten Lucius immer noch und so war es auch nur eine Frage der Zeit, bis er mit einem davon aneinander geraten würde. Er ging gerade in die Bibliothek und wollte sich einige Pergamente von Hermines Stapel ansehen, als er ein kleines, blondes Mädchen auf einem der Sessel sitzen sah, die eine grüne Glaskugel in der Hand hielt und begeistert damit spielte. Sofort ging sein Blick in das Bücherregal und er sah die Stelle an der sie fehlte. Diese Kugel hatte ihm sein Vater zum Abschluss geschenkt und in der Mitte war die Slytherin-Schlange zu sehen. Lucius ging auf die Kleine zu, baute sich auf und streckte verlangend seine Hand aus.

„Gib das her.“ Leise aber bestimmend drangen seine Worte an die Ohren des kleinen Mädchens, das dadurch erschrocken aufsah.

„Aber ich spiele doch damit.“

„Du sollst es hergeben.“ Er hatte nicht wirklich Geduld mit Kindern, versuchte sich aber zurück zuhalten.

„Aber ich mache es doch nicht kaputt, ganz ehrlich.“

„Wirst du wohl auf mich hören?“ kam es nun lauter.

„Bitte! Ich bin doch auch ganz vorsichtig.“

Und dann riss Lucius Maggie die Kugel aus der Hand und stellte sie zurück an ihren Platz. Sofort stiegen bei Maggie die Tränen auf, sie begann zu weinen und traute sich nicht mehr den Mann anzusehen. In genau diesem Moment kam Hermine durch den Kamin zurück und gleich darauf stürzte sich Maggie mit einem lauten ‚Tante Hermine!‘ in ihre Arme. Diese war völlig geschockt von dem kleinen, aufgelösten Wesen und sah Lucius vorwurfsvoll an.

„Was haben sie gemacht?“

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Naaaaaaa??? ;-)

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 25.06.2013 21:21
von Bella-
Super! Wie bist du auf diese Therapie-Idee gekommen? Wow, wow, wow... :D

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 26.06.2013 11:00
von snape13
die idee mit der therapie ist wirklich super!!!
Arme Maggie...jetzt hat sie kein spielzeug mehr..:(

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 26.06.2013 13:06
von Anele
Bella- hat geschrieben:Super! Wie bist du auf diese Therapie-Idee gekommen? Wow, wow, wow... :D
Ja, eine wirklich gute Idee :blumen: :blumen: Freue mich schon darauf, wie es weiter geht...

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 26.06.2013 21:05
von Jane_Higgins
Wie ich auf die Idee gekommen bin?
Naja, für mich war von Anfang an klar, das unser lieber Lucius
auch seine Konsequenzen zu tragen hatte. Ich wollte ihn
so wie er ist und trotzdem etwas besser.
Ist das verständlich so? :-)))

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 27.06.2013 08:47
von Anele
Ja, schreib schnell weiter :D :D

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 27.06.2013 20:56
von Jane_Higgins
Kapitel 9: Doch keine Einsamkeit?

„Was ich gemacht habe?“

Wenn man Lucius nicht vorher gekannt hätte, wäre man über den perplexen Gesichtsausdruck und die Überraschung in der Stimme wirklich verwundert gewesen. Er stand immer noch am Bücherregal und betrachtete die beiden Personen vor sich. Das kleine, blonde Mädchen klammerte sich verzweifelt an ‚Tante Hermine‘, während die schützend, ganz wie eine Löwenmutter, die Arme um sie gelegt hatte, versuchte sie zu beruhigen und den potenziellen Angreifer, also Lucius, zu vertreiben.

„Das Mädchen hat etwas aus dem Regal genommen und damit gespielt. Etwas wertvolles, aus meinem Besitz.“

„Und deshalb bringen sie Maggie zu weinen? Weil sie mit etwas, das ihnen gehört, gespielt hat?“

„Das ist nicht zum Spielen gedacht. Es war ein Geschenk an mich und verweilt hier lediglich zur Zierde!“

„Aber das hier Kinder im Haus sind haben sie schon mitbekommen, oder? Die sind noch jung und klein. Die spielen mit allem, was sie in die Finger kriegen. Und da dachten sie wirklich, dass wir dafür nicht mit einem entsprechenden…Schutz vorgesorgt haben? Maggie könnte es so oft wie möglich auf den Boden fallen lassen, auch von gaaaaanz oben. Es würde nicht kaputt gehen, was auch immer es war.“

Hermine ging in die Knie und löste Maggie ein bisschen von sich um ihr in die Augen sehen zu können. Langsam beruhigte sich das Mädchen wieder und Hermine wischte ihr sanft die Tränen von den Wangen. Lucius wollte darauf eigentlich noch etwas erwidern, aber er behielt es lieber für sich. Er entschied sich eher dafür, wieder zu gehen. In seine Augen hatte er nichts Falsches getan. Lucius doch nicht und er hatte auch mit Maggie kein Mitleid. Sie war es doch selber schuld, wenn sie Sachen von ihm nahm und damit spielte. Vielleicht hätte er einfach in seinen Räumen bleiben und warten sollen, bis Hermine wieder zurückkam, ehe er nach unten gegangen war.

Hermine ignorierte Lucius, als dieser an ihr vorbei aus der Bibliothek ging. Sie hörten ihn noch die Stufen erklimmen und wandte sich dann wieder an Maggie. Die hatte ihr mittlerweile genau erzählt, was den passiert war und mit dem Finger auf die Kugel gezeigt. Nach einer Weile hatte Hermine dann Maggie zu Kate und Lucy geschickt und besah sich die Kugel selbst. Das Glas war völlig rein. Keine Kratzer oder Abnutzungsspuren und da konnte sie Lucius sogar etwas verstehen. Trotzdem hätte er nicht so grob sein müssen. ‚Und der hat es geschafft Draco groß zuziehen?‘ dachte Hermine und schüttelte leicht den Kopf. Für den Rest des Tages sah sie ihn nicht wieder und ihr war das auch ganz recht so.

Am nächsten Tag änderte sich nicht viel. Lucius ließ sich einfach nicht sehen und Hermine fühlte sich komisch, als sie alleine in der Bibliothek saß. Unglaublich wie schnell man sich an neue Umstände gewöhnen konnte. Maggie hatte den Vorfall wieder völlig vergessen und drängte Hermine am Nachmittag dazu mit nach draußen in den Garten zu kommen. Das Wetter war strahlend schön und das kleine Mädchen wollte unbedingt mit ihrer Tante spielen. ‚An sich keine schlechte Idee.‘ dachte Hermine und packte soweit alle wichtigen Pergamente weg. Den Rest konnte sie auch morgen machen und da ihr Stapel auf dem Schreibtisch wieder etwas größer geworden war, hatte sie dann eh mehr zu tun. So ließ sie sich von Maggie nach draußen ziehen und vertrieb sich die Zeit mit ihr, Kate und einigen anderen Kindern.

Lucius war absichtlich nicht runtergegangen. Er hatte keine Lust sich wieder mit diesen kleinen Quälgeistern auseinander setzten zu müssen. Aber auch er fand es komisch der neuen Besetzerin seiner Bibliothek keinen kurzen Besuch abzustatten. Er hatte noch nicht einmal ihren Stapel unter Augenschein genommen. Da waren bestimmt wieder einige Sachen darunter, bei denen er mit seiner Erfahrung eine Hilfe hätte sein können. Das plötzliche Kindergeschrei aus seinem Garten riss ihn aus seinen Gedanken und er ging auf den Balkon um nach unten sehen zu können. Da waren sie, nicht nur Hermine und das blonde Gör, sondern auch noch einige andere und sie spielten und lachten ausgelassen und fröhlich. So viel Leben hatte Malfoy Manor wohl noch nie gesehen. Über diesen Gedanken musste Lucius unwillkürlich schmunzeln. So viele Kinder waren definitiv noch nie hier gewesen und erst jetzt bemerkte er wieder wie groß sein Anwesen doch tatsächlich war. All die Jahre, in denen er in diesem Luxus gelebt hatte, begann er es zu Übersehen. Er war es gewohnt immer das Größte und das Beste von allem zu haben. Doch jetzt erwies es sich wirklich mal als nützlich.

Irgendwann bemerkte Hermine Lucius. Sie spürte seinen Blick auf sich, sah aber nicht nach oben. Maggie lenkte sie gut ab und da sie sich mittlerweile auf ein gemeinsames Spiel geeinigt hatten, vergas sie ihn auch fast wieder. Am Ende des Spiels befassten die Kinder sich wieder miteinander und Hermine gesellte sich zu Kate, um ein Auge auf sie alle zu behalten. Währenddessen konnte sie sich nicht mehr zurück halten und ihr Blick glitt nach oben zu dem blonden Mann. Sie wollte nur mal kurz sehen, wenn er im Visier hatte oder was ihm jetzt wieder nicht passte. Doch als sie dann sah, das Lucius sie beobachtete und ihre Blicke sich trafen, sie sich direkt in die Augen sahen, da konnte Hermine sich nicht mehr abwenden. Denn er sah überhaupt nicht wütend oder schlecht gelaunt aus. Er hatte wieder diesen unergründlichen Blick im Gesicht und das faszinierte sie ungemein. Und dann geschah es. Bei beiden gleichzeitig, in diesem Moment. Ein blindes Verständnis, ein unausgesprochenes Einsehen und plötzliches Interesse an dem jeweils anderen brandete in ihnen hoch. Es war unerklärlich warum hier, jetzt und so, was Hermine wirklich verwirrte. Aber Lucius hatte es geahnt. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und das wurde ihm jetzt erst richtig klar. Aber auch bei ihr schien sich etwas verändert zu haben, was Lucius dazu brachte ein leichtes Lächeln aufzulegen. Hermine erkannte das und musste einfach zurücklächeln. Dann senkte sie ihren Blick wieder fragte sich innerlich, was sie da nur geritten hatte und wo diese komischen Schwingungen plötzlich herkamen. Doch war es Beiden nicht im Geringsten unangenehm.

Aber wirkliche Gedanken machten sich die Zwei darüber nicht. Sie ließen die nächsten Tage einfach unbemerkt ins Land ziehen und gingen zur Normalität über. Lucius verlängerte seine Zeit in der Bibliothek, was am Anfang gar nicht so beabsichtigt war. Die Bearbeitung der gemeinsamen Pergamente nahm mittlerweile viel Zeit in Anspruch. Da Hermine auch anfing bei Lucius über bestimmte Dinge nachzufragen, kam es zu angeregten Diskussionen, die immer mit einer gewissen Ironie verliefen, aber nie bösartig wurden. So ergab es sich dann auch, das Lucius irgendwann an dem gemeinsamen Frühstück teilnahm. Bei dem ganzen Treiben, das es zu den Essenszeiten gab, fiel das noch nicht einmal auf. Zuerst sah Hermine immer noch entschuldigend in Lucius Richtung, weil sie sich durchaus bewusst war, welches Chaos dabei hinterlassen wurde, passte man einmal nicht genau auf. Er jedoch schüttelte nur kurz den Kopf um ihr zu zeigen, dass es in Ordnung war.

Wirklich aufmerksam wurde sie aber erst, als Lucius plötzlich nachmittags auf der Terrasse saß, wenn sie mal wieder mit ihrer kleinen Bezugsperson draußen war. Immer hatte er den Tagespropheten oder ein Buch dabei, aber er sah nie auf. Wenn das Wetter nicht so gut war und Hermine die Zeit in der Bibliothek verbrachte, war er auch dort zugegen. Jedoch verlief diese Zeit immer schweigend ab. Nicht, das es Hermine stören würde, es wunderte sie nur. Sie begann ihn zu beobachten. Vor allem in den Situationen, in denen die Jungs wild miteinander rangelten und tobten. Er verzog keine Miene und doch meinte sie irgendwann sogar einen leicht amüsierten Gesichtsausdruck wahrnehmen zu können. Die Furcht, die sie vorher noch vor ihm hatte, war längst verflogen und seine Gelassenheit und Ruhe in solchen Momenten übertrug sich auch auf sie. Das erstaunte sie und ihr fielen dabei auch Kingsleys Worte wieder ein. Er hatte doch erzählt, das Lucius sich nach der Therapie in die Einsamkeit zurückgezogen hatte. Vielleicht war diese Zeit vorbei? Was bei den gegebenen Umständen nicht wirklich schwer wäre. Aber war das möglich? Konnte er sich tatsächlich mit dem allen arrangieren?

Ja, das konnte er. Und damit hätte er selbst nicht gerechnet. Längst hatte er sich an das alles gewöhnt. Ganz still und leise hatte sich die Akzeptanz eingeschlichen und sein neu gewonnenes Interesse an Hermine tat sicher seinen Teil dazu. Sie war jünger als er, viel jünger, achtundzwanzig Jahre um genau zu sein. Aber sie war definitiv reifer, als alle anderen in ihrem Alter. Das hatte er schon nach kurzer Zeit bemerkt. Was bei der Vergangenheit ja auch kein Wunder war. Aber es störte ihn nicht, warum auch. Er hatte schon immer einen Hang zu jüngeren Frauen. Das war bei Narzissa nicht damals nicht anders, nur das er mit ihr zusammen bleiben musste um die Familientradition fortzuführen. Aber vor allem hatte er keine Lust mehr alleine zu sein. Sicher war er froh gewesen, seinen privaten Bereich abgesichert zu haben, aber so langsam reichte es Lucius. Die Zeit in Askaban hatte er schon in selbst gewählter Einsamkeit verbracht, auch wenn es wichtig war, aber jetzt war er frei. Und die Zeit des Alleinseins war nun endgültig vorbei. Er konnte neu anfangen und wenn er dafür mit diesen Kindern zusammenleben musste, das würde das so sein.

So wunderte sich Hermine auch nicht, das Lucius irgendwann nur doch zum Schlafen in den dritten Stock ging und den Rest der Zeit unten verbrachte. Auch seine Geschäfte regelte er wieder in der Bibliothek. Sie versuchten sich nicht gegenseitig den Platz zu nehmen und das lief auch wirklich gut. Doch eines Tages, als Hermine merkte, das Lucius beim Mittagessen fehlte und sie ihn in der Bibliothek suchen und weiterarbeiten wollte, hörte sie, das er einen Geschäftspartner bei sich hatte. Sie stand außen an der Tür und lauschte dem Gespräch, um abzuwarten wann der Termin vorbei war. Denn stören wollte sie ihn nicht.

„Das kann doch nicht ihr ernst sein, Mister Malfoy!“

„Doch das ist es, Mister Caine. Und so wie ich die Sache sehe, haben sie gar keine andere Möglichkeit.“ Eine kleine Pause und dann Geraschel von Papier.

„Soweit ich weiß mussten sie bereits den dritten Kredit aufnehmen. Was auch nur aufgrund ihres guten Rufes funktioniert hat. Und alles andere ihres Besitzes, das einen gewissen Wert hatte, haben sie bereits veräußert. Sie wissen, was ich von ihnen will, Mister Caine. Und den Preis, den ich ihnen dafür biete übersteigt den Marktwert immens. Das ist ihre letzte Chance. Ansonsten werden sie alles verlieren. Das wissen sie und das weiß ich. Also?“

Schweigen. Lange Zeit war nichts mehr zu hören und Hermine bewunderte Lucius etwas für seine überlegende Argumentation. Sie wusste nicht genau worum es ging, aber ihr war klar, das er diesen Mister Caine in der Hand hatte. Dann ein kurzes Knarren von Holz und darauf folgte das Kratzen einer Feder auf Pergament.

„Ich werde es ihnen in den nächsten Tagen zukommen lassen. aber gehen bloß vorsichtig damit um. Es ist schon sehr alt.“

„Keine Sorge. Ich weiß, wie ich mit wertvollen Dingen umzugehen habe.“

Die Stimmen näherten sich der Tür und Hermine beeilte sich in ein Zimmer zu verschwinden, indem ein paar Kinder spielten. Gerade rechtzeitig, denn die Tür der Bibliothek öffneten sich und sie sah wie Lucius seinen Gast zur Haustür brachte und verabschiedete. Dann verschwand er wieder in dem großen Raum ohne sich einmal umzusehen. Sie wartete kurz und ging ihm dann nach. Sie sah ihn hinter dem Schreibtisch sitzen und an etwas arbeiten. Jetzt war es wohl soweit. Er hatte sich seine Bibliothek wieder zurück genommen. Damit hatte Hermine gerechnet und es störte sie auch nicht. Es war immer noch seine Bibliothek, also hatte er auch das Vorrecht. Sie beschloss sich ihre Pergamente und Akten zu nehmen und ab sofort ihre Arbeit in ihren Räumen zu bewerkstelligen. Lucius sah nicht auf, bemerkte aber ihr Vorhaben.

„Was haben sie denn vor?“ fragte er, ohne den Blick zu heben.

„Ich…ich wollte nur meine Sachen zusammenpacken.“

„Warum?“

„Naja…ich wollte sie nicht länger hier stören. Dann haben sie auch ihren ganzen Schreibtisch wieder und können in Ruhe arbeiten.“

Jetzt sah er auf und überlegte, was sie zu diesem Schritt bewegte. Dann griff er sanft nach ihrem Handgelenk, brachte sie dadurch zum Innehalten und als sie ihn ansah trafen sich ihre Blicke.

„Das ist nicht nötig. Ich wollte sie hier keineswegs vertreiben. Sie brauchen den ganzen Platz viel mehr als ich. Meine Papierarbeit kann ich ganz leicht in meinen Privaträumen erledigen. Nur ab und zu müsste ich diesen Raum für solche Termine in Beschlag nehmen. Wenn es ihnen genehm ist, Miss Granger.“

Dieser Blick. Diese grauen Augen. Diese starke und doch sanfte Hand. Sie schaffte es nicht zu antworten und konnte nur nicken. Dann bemerkte sie eine Veränderung in seinen Augen. Sie bekamen einen Ausdruck, eine Glanz, den sie nicht ganz zuordnen konnte. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.

„Tante Hermine! Ich weiß jetzt, was ich…“

Maggie hatte eben noch gestrahlt, doch als sie sah wer dort bei Hermine stand, verging ihr das Lächeln und sie riss erschrocken die Augen auf. Als Lucius Hermines Blick folgte und nun dem blonden Mädchen ins Gesicht sah, da drehte sich Maggie wie von der Tarantel gestochen um und lief wieder hinaus. Daraufhin löste Hermine ihre Hand von seiner und legte die Pergamente zurück auf den Schreibtisch.

„Da scheint wohl jemand Angst vor mir zu haben.“ Eine Feststellung.

„Ist das so ein Wunder? Schließlich sind sie für die Kinder der böse, schwarze Mann vom Dachboden.“

Die Worte waren so schnell über Hermines Lippen gekommen, dass sie einen Moment brauchte um es zu realisieren. Sie hoffte nur, das er es nicht falsch verstehen würde, das es nicht böse gemeint war. Da Hermine sich aber auch nicht traute ihn anzusehen, wandte sie sich schnell zur Tür.

„Ich sehe besser mal nach ihr.“ Doch bevor sie völlig verschwand hörte sie noch Lucius Worte.

„Ich glaube, dass böser, blonder Mann vom Dachboden wohl besser passt.“

Hermine lehnte sich von außen an die geschlossene Tür und meinte sich verhört zu haben. Hatte er gerade einen Witz versucht? Egal, sie musste jetzt erst einmal nach Maggie sehen. Und sich vermutete schon zu wissen wo sie war. Langsam stieg sie die Stufen hinauf und ging auf Jakes Zimmer zu. Ebenjenem Jake, den Maggie vor Wochen noch so doof fand. Sie saß auf seinem Bett und er hatte einen Arm um sie gelegt. Als er Hermine im Türrahmen stehen sah, lächelte er ihr zaghaft zu und löste sich von Maggie, um die Beiden alleine zu lassen. Hermine nahm nun den Platz neben ihr ein und Maggie klammerte sich sofort an sie.

„Also in Ordnung, meine kleine?“ fragte sie sanft und strich Maggie durchs Haar.

„Ja.“ Kam es schwach zurück.

„Hör mal, Maggie. Lucius hat das mit der Kugel doch nicht böse gemeint. Er hat sich nur so gefühlt…wie du damals bei der Sache mit Jake und deinen Puppen. Verstehst du?“

„Ja.“

„Hast du immer noch Angst vor ihm?“

„Hast du es denn?“

„Nein.“ Kam es ohne Überlegung von Hermine, denn sie wusste das es so war. Maggie löste sich aus Hermines Umarmung und sah sie nachdenklich an. Nach einer Weile lächelte sie schwach und kuschelte sich wieder an Hermine.

„Dann hab ich auch keine Angst vor ihm.“

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:-)))

Re: Ein neues Leben (HG/LM)

Verfasst: 28.06.2013 14:36
von Anele
Cool :D