Der Weg zurück (DM/HG)
Moderator: Modis
- Jane_Higgins
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 16: Die Wahrheit übers Lügen
Hermine ging unentschlossen vor der Bibliothek auf und ab. Sie versuchte zu verarbeiten, was sie gerade gesehen hatte, doch ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Also ging sie einfach los, hielt aber nochmals inne, nachdem die Tür zur Bibliothek sich öffnete. Gewappnet drehte sie sich um, aber es war nur Pansy, die mit einem ziemlich wütenden Gesichtsausdruck an ihr vorbei stürmte. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Hermine ging weiter, ohne darauf zu achten wo sie überhaupt hinging. Dann spürte sie plötzlich einen sanften Druck auf ihrer rechten Schulter, der sie zum stehen brachte. Sie hob ihren Kopf und drehte sich zu der Person um.
„Ist alles in Ordnung bei dir, Hermine?“ wurde sie sanft gefragt.
„Remus...ich...nein, es ist nichts in Ordnung. Und ich weiß langsam nicht mehr was ich machen soll.“ antwortete sie niedergeschlagen.
„Willst du es mir erzählen?“
Hermine zögerte einen Moment und nickte dann. Beide setzten sich wieder in Bewegung und während Remus ihr halt bietend einen Arm um dich Schulter legte, atmete sie einmal tief durch.
„Hast du das mit mir und Draco auch gewusst? Die ganze Sache mit unserer Beziehung und Lucius und...na, alles eben?“
„Ja, das habe ich. Immerhin habt ihr es von Anfang an offen kund getan. Und nach dem Vorfall mit Lucius wart ihr sofort bei mir. Aber ich konnte euch leider auch nicht helfen. Nur...wie kommt es, das du dich wieder erinnern kannst?“
An einer Bank blieben sie stehen und setzten sich hin.
„Seit einigen Wochen sehe ich Bilder....Erinnerungen, die sich in mein Bewusstsein vordrängen. Von mir und Draco und auch das mit Lucius hab ich gesehen. Daraufhin hab ich mit Ginny gesprochen und die hat mir soweit alles erklärt. Aber der Zauber ist immernoch nicht gelöst und ich komme mir wie eine Fremde in meinem eigenen Leben vor.“ sie schloss die Augen und Remus ergriff ihre Hand.
„Ich kann mir gut vorstellen, das es ziemlich verwirrend für dich ist. Aber du müsstest doch nur mal mit Mr. Malfoy reden und dann...“
„Aber das ist es ja. Genau das wollte ich gerade machen, weil ich weiß, das er der Einzige ist, der mir die volle Gewissheit geben kann. Und dann sehe ich ihn in der Bibliothek sitzen und mit diese blöden Parkinson knutschen! Ich wusste genau, was ich ihm sagen will....aber wie kann ich denn jetzt noch von der Echtheit dieser Erinnerungen ausgehen, wenn er eine andere küsst?“
„Du denkst also, das er dir das die ganzen Monate nur vorgespielt hat und das jetzt für eine günstige Gelegenheit hält, dich loszuwerden.“ stellte Remus fest.
„So ähnlich, ja.“ sagte Hermine traurig. Das war doch alles zum Verzweifeln.
„Ok, dann wird dir nicht gefallen, was ich dir jetzt sage: Hermine, du MUSST mit ihm reden. Nur so könnt ihr die Karten auf den Tisch legen und alles klären.“
„Ich weiß.“ gab Hermine leise von sich. „Aber ich würde es lieber vermeiden.“
Remus lächelte sie aufmunternd an und drückte ihr nochmals sanft die Schulter. Dann erhoben sich beide wieder und wollten weitergehen. Doch Hermine hatte noch etwas auf dem Herzen.
„Remus? Bitte behalte es für dich, das ich mich wieder erinnern kann. Ich will das selbst aufklären.“
„Ich verspreche es dir, Hermine. Von mir erfährt keiner etwas.“
Und damit gingen sie in zwei verschiedene Richtungen auseinander.
Mit dem nächsten Tag kam auch die Doppelstunde in Pflege magischer Geschöpfe. Hermine versuchte in der Menge unterzugehen, um nicht von Draco gesehen zu werden. Ginny hatte sich zu ihr gesellt, damit es nicht so auffiel. Hagrid hatte sie freudig begrüßt und führte sie nun wieder in den verbotenen Wald. Ihnen allen schwante nichts Gutes und das sollte sich auch bestätigen. Bevor sich alle darüber im Klaren waren, standen sie vor dem Gehege, in dem Fafnir wohnte. Jedoch war dieser mit leuchtend blauen Fesseln in seiner Bewegung eingeschränkt. Ehe auch nur ein Schüler etwas sagen konnte, ergriff Hagrid schon das Wort.
„Keine Sorge, Kinder. Er is heut ziemlich friedlich. Hab ihm schon 'n bissjen was zu essen gegebn. Davon wird er immer so müde. Also keine Angst. Heute sollt ihr...“
Doch bevor er die Aufgaben verteilen konnte, kreischte in der Luft eine Eule, um auf sich Aufmerksam zu machen. Sie flatterte ein paar mal um Hagrids Kopf und lies sich dann auf seiner Schulter nieder. Der band ihr den Brief ab und mit einem Eulenkeks im Schnabel, flog sie wieder davon. Schnell überflog er die Zeilen.
„Ok, Professor Slughorn braucht 'n paar Kräuter aus dem Wald und er will, das Hermine sie suchen geht. Dann mal los. Hermine, kommst du ma her? Hier haste die Liste.“ er wedelte mit dem Pergament in der Luft und hielt nach ihr Ausschau.
Langsam ging Hermine durch die Menge nach vorne und widerstand der Versuchung, sich umzusehen. Kaum hatte sie die Liste und einen Korb, den Hagrid dabei hatte, in der Hand, als sich auch schon Ginny meldete.
„Aber sollte denn nicht jemand mit Hermine gehen? Die kann doch nicht einfach alleine durch den Wald laufen. Wenn ihr was passiert, ist keiner da um ihr zu helfen.“
„Da haste recht, Ginny. Das wär wirklich nich schlecht, wenn sie nich alleine geht.“ nickte Hagrid.
„HIER! Ich mache das!“ kam es dann blitzschnell über die ganzen Köpfe der anderen hinweg von Draco.
Er hatte auch nicht vor, einem anderen die Chance zu überlassen, mit ihr zu gehen. Ein paar Minuten nachdem Pansy ihn gestern in der Bibliothek alleine gelassen hatte, war er aufgesprungen und hinaus in den Gang gelaufen. Er wollte Hermine hinterher, aber sie war weg. Er konnte sie nicht mehr entdecken, auch nicht in den anderen Gängen in der Nähe. Jetzt jedoch hatte er die Möglichkeit ihr in Ruhe die Sache mit Pansy zu erklären. Und sie würde ihm zuhören müssen, denn sie mussten ja zusammen bleiben.
„Also gut. Draco, Hermine, dann geht ma los. Bringt alles direkt zum Professor, wenn ihr die Kräuter eingesammelt habt. Sollte euch etwas zustoßen, wisst ihr bescheid.“ und damit ging Hermine schnellen Schrittes voran und Draco eilte ihr hinterher.
In den ersten fünfzehn Minuten sammelten sie still nebeneinander Kräuter ein, bis Hermine die Stille nicht mehr aushielt. Sie wollte sie ihrer Verärgerung Luft machen.
„Musste das sein? Konntest du nicht jemand anderem die Möglichkeit lassen, mich zu begleiten?“
„Nein, konnte ich nicht.“ sagte er nüchtern.
„Und warum nicht?“ fragte sie gereizt.
„Weil ich dir das mit Pansy erklären will.“
„Das interessiert mich aber nicht.“
„Ich will es dir trotzdem erklären.“
„Das musst du aber nicht.“
„Doch, muss ich!“
„Nein, wirklich. Es ist mir egal.“
Draco wollte erneut ansetzten, lies es dann aber bleiben. Nach wenigen Momenten drehte sich Hermine zu ihm um.
„Es geht mich ja schließlich nichts an, mit wem du was in deiner Freizeit machst. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig und wenn ich nicht auch der Suche nach die gewesen wäre, dann hätte ich das garnicht mitbekommen. Also lass es einfach und behalte es für dich. Es ist völlig unwichtig.“
Und während Hermine sich wieder auf die Suche nach den Kräutern machte, bemerkte sie plötzlich was sie da gerade gesagt hatte. Auch Draco war das nicht entgangen und erneut keimte Hoffnung in ihm auf.
„Du hast mich gesucht? Warum?“ wollte er jetzt wissen.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“ versuchte sie ihm auszuweichen, aber keine Chance.
„Du hast gerade gesagt, das du mich gesucht hast.“
„Was? Nein, da musst du dich verhört haben.“ ihre Schritte wurden etwas schneller, aber er lies sich nicht abwimmeln. Draco packte sie bestimmt, aber sanft am Oberarm und drehte sie zu sich um.
„Hermine, warum hast du mich gesucht?“ er wusste nicht warum, aber es musste wichtig sein.
„Ich hab dich nicht...“ wisperte Hermine ihm zu. Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
„Sag es mir!“ forderte Draco.
„Ich...ich wollte....ich wollte dich...“ stotterte Hermine, als...
„Hermine? Draco? Wo seit'n ihr zwei? Wir müssn zurück.“ ertönte Hagrids Stimme durch den Wald. Dann sah er sie und kam auf sie zu. „Ich weiß, ich hab gesagt, ihr sollt die Sachen zum Professor bringn, aber ihr braucht nicht mehr weiter suchen. Die Zentauren sind aufm Durchmarsch und die wären wohl nicht sehr erfreut euch hier zu sehn. Ich hab Slughorn schon bescheid gegebn.“
Erleichtert über Hagrids Auftauchen entriss Hermine sich Draco's Griff und wandte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen zum Waldrand um.
Hermine lief stur geradeaus, drehte sich nicht einmal zu den anderen beiden um und verschwand im Schloss. Sie machte sich sofort auf den Weg zu den Kerkern. Den Korb hatte sie die ganze Zeit behalten und das war auch gut so. Noch besser war, das Hagrid im richtigen Moment da war um sie und Draco zu unterbrechen. Wäre er nicht gekommen, hätte sie es sagen müssen. Hermine hätte alles sagen müssen, denn Draco hätte ihr keine andere Wahl gelassen. Aber irgendetwas in seinem Blick lies sie wehmütig daran zurückdenken. Hermine glaubte so etwas wie Hoffnung in seinen Augen gesehen zu haben. Irgendetwas unergründliches hatte in seinem Blick geflackert und das verwirrte sie. Während Hermine weiterhin in ihren Gedanken wühlte, war sie schon dreimal an Professor Slughorns Bürotür vorbeigegangen. Sie blieb stehen und ging zurück, klopfte an und betrat nach dem „Herein!“ das Büro.
„Ah, Miss Granger! Da sind sie ja. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ sagte er lächelnd. Hermine konnte darauf nichts erwidern. Sie ging nach vorne und stellte den Korb auf seinem Pult ab. Sie wollte sich gerade zum gehen wenden, als der Professor erneut etwas sagte.
„Ich hoffe, sie und Mister Malfoy hatten keine Probleme beim sammeln?“
„Nein...nein, es ist alles gut gegangen.“ antwortete sie leise.
„Das freut mich.“ Er begutachtete die Ware im Korb. „Und wie ich sehe, fehlen nur noch zwei Kräuter. Sehr gut. Die werde ich in den nächsten Tagen selber suchen gehen. Ich danke ihnen, Miss Granger. Sie können dann gehen.“
Immernoch lächelnd deutete er mit einer Handbewegung auf die Tür und Hermine ging schweigend hinaus. Draußen lehnte sie sich für einige Minuten mit geschlossenen Augen an die kalte Schlosswand. Sie hatte es nicht eilig nach oben zu gehen.
Draco hatte ihr ununterbrochen hinterher gestarrt. Er hätte sie gerne eingeholt und erneut zur Rede gestellt, aber er entschied sich dafür, das es nicht von Vorteil wäre. Das Wichtige war, das sie ihn gesucht hatte um mit ihm zu reden. Soviel wusste er jetzt. Aber was hatte sie gewollt? Das war die Frage. Hätten sie nur ein paar Minuten mehr Zeit gehabt, dann hätte er das auch noch rausbekommen. Etwas tief in ihm sagte Draco, das er das nicht einfach so stehen lassen konnte. Er musste dem Ganzen nachgehen.
Er spürte förmlich die Veränderung der Dinge und er würde herausfinden, was passiert war. Doch wie sollte er das anstellen? Hermine würde sich hüten nochmals alleine in seine Nähe zu kommen. Also konnte er diese Option vergessen. Und dann viel ihm die Antwort wie Schuppen von den Augen. Er musste mit Ginny reden! Sie wusste es, da war er sich sicher. Also machte er sich auf den Weg zu Kräuterkunde. Das hatte sie als letztes Fach an diesem Tag. So stand er nun mit einigem Abstand vor dem Gewächshaus und wartete auf das Ende der Stunde.
Als die ganze Klasse aus dem Gewächshaus kam, lies Draco keine Sekunde verstreichen und steuerte direkt auf Ginny zu.
„Hey Draco! Du hier? Was gibt’s denn?“ fragte sie freundlich, bekam aber keine Antwort.
Er packte sie am Arm und bedeutete ihr dadurch, das sie mitkommen sollte. Ginny sagte nichts und lief ihm einfach hinterher. Sie würde noch früh genug erfahren was er von ihr wollte. Aber sie hatte jetzt schon das Gefühl, das er sie in Bedrängnis bringen würde. In der Mitte der überdachten Brücke angekommen, blieb er stehen, drehte sich zu ihr um und lies sie los. Sie erkannte, das er ziemlich angespannt war und sah ihn einfach nur mit großen, fragenden Augen an.
„Was ist passiert?“ legte er auch schon los.
„Was genau meinst du?“ fragte Ginny verwirrt zurück.
„Mit Hermine! Ist irgendetwas vorgefallen?“
„Wie kommst du darauf?“
„Sie hat mich gestern gesucht, um mit mir zu reden. Leider gab es einen ungewollten Zwischenfall mit Pansy. Also hat sich doch nicht mir mir gesprochen. Eben wollte ich es aus ihr herausbekommen, aber sie hat abgeblockt. Und jetzt frage ich dich.“
Ginny hatte es gewusst. Das war nicht gut. Anscheinend hatte Hermine ihre Meinung doch geändert und weil sie es dann nicht geschafft hatte mit ihm zu reden, kam er jetzt wieder zu ihr.
„Draco, ich darf dir nichts sagen.“
„Und warum nicht?“ langsam wurde er ungeduldig.
„Weil ich es Hermine versprochen hab. Sie will das selber klären.“ erklärte Ginny.
„Wie ich dir gerade gesagt habe, hat sie das aber nicht gemacht.“
„Dann musst du warten, bis sie es wieder versucht.“
„Solange kann ich aber nicht warten!“
„Und ich kann es dir nicht sagen. Ich habe es versprochen!“
„Ginny, das ist mir scheißegal. Sag mir, was passiert ist!“
„Ich kann es dir nicht sagen. Ich kann nicht.“ sagte sie verzweifelt.
„Herrgott, Ginny! RÜCK ENDLICH RAUS MIT DER SPRACHE!“ schrie Draco sie ungehalten an, sodass Ginny zusammenzuckte.
Er hatte sich drohend vor ihr aufgebaut und Ginny kämpfte innerlich mit sich selbst. Auf der einen Seite wollte sie Hermines Vertrauen nicht verletzten, wusste aber auch das es so nicht weiter gehen konnte. Draco hatte ein Recht darauf es zu erfahren.
„Na gut, aber wenn ich dir das jetzt sage, dann musst du mir versprechen, das du Hermine nicht sagst, das du es weißt und das du es von mir hast. Bitte!“ flehte sie ihn an und er nickte einverstanden. Ginny atmete einmal tief durch, ehe sie zu erzählen begann.
„Hermine hat wieder neue Erinnerungen gesehen. In der ersten warst du wegen irgendjemandem eifersüchtig und sich hat dir versichert, das sie nur dich will. In der anderen habt ihr oben auf dem Astronomieturm gestanden und euch gesagt, das ihr euch liebt. Und....sie hat eine Erinnerung mit dem Vorfall auf Malfoy Manor gesehen.“ sie lies die Worte wirken und Draco riss erstaunt die Augen auf.
„Was? Also weiß sie von...dem Zauber?“ seine Wut war wie weggeblasen.
„Ja, aber das ist nicht das Einzige. Sie hat mir die 'richtigen' Fragen gestellt und weiß nun einen Großteil. Nicht nur die Sache mit dem Zauber, sondern auch, das ihr zusammen wart und wie ihr zusammen gekommen seit.“ Ginny sah bedrückt zu Boden.
Auch wenn sie wusste, das es richtig war, überkam sie ein Schuldgefühl gegenüber Hermine. Draco hingegen brauchte einen Moment. Sie wusste es wieder. Sie hatte einen Teil ihrer Erinnerungen zurück.
„Aber der Zauber ist nicht gebrochen, oder?“
„Nein, und selbst wenn sie alles wieder wissen würde, ohne das du den Gegenspruch sagst, hätte sie immernoch die Spur auf sich. Und dann nur ein falsches Wort, Draco...“
„Aber wieso hat sie mir das nicht einfach gesagt? Wir hätten einen Weg gefunden!“
„Hermine war das aber zu gefährlich. Wenn der Zauber nicht gelöst ist und ihr trotzdem von vorne angefangen hättet....da reicht schon ein ungeschickter Neville oder Ron und dann war es das. Außerdem kennt sie dich doch garnicht wirklich in diesem Zustand. Ja, sie hat zwar einen Teil ihrer Erinnerungen wieder, aber was ist das denn schon? Das bisschen reicht doch nicht aus, um sich komplett an dich und deine Veränderung zu erinnern. Sie hatte einfach angst, das du irgendwas geplant hast und sie war sich unsicher. Von einem Leben zu hören, das man mal geführt hat, sich aber nicht mehr daran erinnern kann....ich kann sie verstehen.“
Und Draco konnte das auch. Von diesem Standpunkt aus hatte er das ganze noch garnicht betrachtet und es machte ihm das Herz schwer. Sie musste doch all die Wochen völlig durcheinander gewesen sein. Sie hatte nichtmal Einfluss über die ganzen Bilderfluten und musste sich wie eine tickende Zeitbombe gefühlt haben. Ja, er verstand ihr Handeln wirklich und er war ihr nicht mehr böse.
Er fuhr sich fahrig durch sein Haar, sah auf die Landschaft hinaus und überlegte. Eigentlich müsste er sein Glück kaum fassen können. Aber dennoch lag über alldem ein Schatten. Und er fasste einen Entschluss. Jetzt war es ihm wirklich egal. Die Dinge hatten sich drastisch verändert und sie wusste nun so viel. Er musste es einfach tun.
„Ich werde zur McGonagall gehen und sie darum bitten, das ich am Samstag meinen Vater besuchen kann.“
Ginny glaubte sich verhört zu haben. Erschrocken weitete sie ihre Augen.
„Was? Nein, Draco. Das kannst du nicht tun. Das ist doch zu gefährlich!“
„Ginny, ich muss es tun. Ich muss versuchen, den Gegenzauber aus ihm herauszubekommen. Egal wie, es gibt keine andere Möglichkeit.“
„Aber wenn dir etwas passiert? Wenn du....was soll ich denn dann Hermine sagen?“
„Soweit wird es nicht kommen.“ sagte er tonlos.
„Woher willst du das wissen? Das kann doch nicht dein ernst sein!“
Draco wandte den Blick wieder an Ginny.
„Doch, das ist mein ernst. Ginny, ich muss es versuchen. Sie kann sich wieder an so viel erinnern und trotzdem können wir nicht zusammen sein. Ich halte das nicht mehr aus. Ich will sie zurück. Ich will meine Hermine zurück. Koste es, was es wolle!“
Ginny spürte seine Entschlossenheit und sah ein, das sie ihn nicht umstimmen konnte. Auch wenn sie ihn dafür bewunderte, es machte ihr Sorgen.
„Dann versprich mir wenigstens, das du auf dich aufpasst, Draco.“
„Ich verspreche es. Es wird endlich alles gut werden.“
Hermine ging unentschlossen vor der Bibliothek auf und ab. Sie versuchte zu verarbeiten, was sie gerade gesehen hatte, doch ihre Gedanken fuhren Achterbahn. Also ging sie einfach los, hielt aber nochmals inne, nachdem die Tür zur Bibliothek sich öffnete. Gewappnet drehte sie sich um, aber es war nur Pansy, die mit einem ziemlich wütenden Gesichtsausdruck an ihr vorbei stürmte. Es wäre ja auch zu schön gewesen. Hermine ging weiter, ohne darauf zu achten wo sie überhaupt hinging. Dann spürte sie plötzlich einen sanften Druck auf ihrer rechten Schulter, der sie zum stehen brachte. Sie hob ihren Kopf und drehte sich zu der Person um.
„Ist alles in Ordnung bei dir, Hermine?“ wurde sie sanft gefragt.
„Remus...ich...nein, es ist nichts in Ordnung. Und ich weiß langsam nicht mehr was ich machen soll.“ antwortete sie niedergeschlagen.
„Willst du es mir erzählen?“
Hermine zögerte einen Moment und nickte dann. Beide setzten sich wieder in Bewegung und während Remus ihr halt bietend einen Arm um dich Schulter legte, atmete sie einmal tief durch.
„Hast du das mit mir und Draco auch gewusst? Die ganze Sache mit unserer Beziehung und Lucius und...na, alles eben?“
„Ja, das habe ich. Immerhin habt ihr es von Anfang an offen kund getan. Und nach dem Vorfall mit Lucius wart ihr sofort bei mir. Aber ich konnte euch leider auch nicht helfen. Nur...wie kommt es, das du dich wieder erinnern kannst?“
An einer Bank blieben sie stehen und setzten sich hin.
„Seit einigen Wochen sehe ich Bilder....Erinnerungen, die sich in mein Bewusstsein vordrängen. Von mir und Draco und auch das mit Lucius hab ich gesehen. Daraufhin hab ich mit Ginny gesprochen und die hat mir soweit alles erklärt. Aber der Zauber ist immernoch nicht gelöst und ich komme mir wie eine Fremde in meinem eigenen Leben vor.“ sie schloss die Augen und Remus ergriff ihre Hand.
„Ich kann mir gut vorstellen, das es ziemlich verwirrend für dich ist. Aber du müsstest doch nur mal mit Mr. Malfoy reden und dann...“
„Aber das ist es ja. Genau das wollte ich gerade machen, weil ich weiß, das er der Einzige ist, der mir die volle Gewissheit geben kann. Und dann sehe ich ihn in der Bibliothek sitzen und mit diese blöden Parkinson knutschen! Ich wusste genau, was ich ihm sagen will....aber wie kann ich denn jetzt noch von der Echtheit dieser Erinnerungen ausgehen, wenn er eine andere küsst?“
„Du denkst also, das er dir das die ganzen Monate nur vorgespielt hat und das jetzt für eine günstige Gelegenheit hält, dich loszuwerden.“ stellte Remus fest.
„So ähnlich, ja.“ sagte Hermine traurig. Das war doch alles zum Verzweifeln.
„Ok, dann wird dir nicht gefallen, was ich dir jetzt sage: Hermine, du MUSST mit ihm reden. Nur so könnt ihr die Karten auf den Tisch legen und alles klären.“
„Ich weiß.“ gab Hermine leise von sich. „Aber ich würde es lieber vermeiden.“
Remus lächelte sie aufmunternd an und drückte ihr nochmals sanft die Schulter. Dann erhoben sich beide wieder und wollten weitergehen. Doch Hermine hatte noch etwas auf dem Herzen.
„Remus? Bitte behalte es für dich, das ich mich wieder erinnern kann. Ich will das selbst aufklären.“
„Ich verspreche es dir, Hermine. Von mir erfährt keiner etwas.“
Und damit gingen sie in zwei verschiedene Richtungen auseinander.
Mit dem nächsten Tag kam auch die Doppelstunde in Pflege magischer Geschöpfe. Hermine versuchte in der Menge unterzugehen, um nicht von Draco gesehen zu werden. Ginny hatte sich zu ihr gesellt, damit es nicht so auffiel. Hagrid hatte sie freudig begrüßt und führte sie nun wieder in den verbotenen Wald. Ihnen allen schwante nichts Gutes und das sollte sich auch bestätigen. Bevor sich alle darüber im Klaren waren, standen sie vor dem Gehege, in dem Fafnir wohnte. Jedoch war dieser mit leuchtend blauen Fesseln in seiner Bewegung eingeschränkt. Ehe auch nur ein Schüler etwas sagen konnte, ergriff Hagrid schon das Wort.
„Keine Sorge, Kinder. Er is heut ziemlich friedlich. Hab ihm schon 'n bissjen was zu essen gegebn. Davon wird er immer so müde. Also keine Angst. Heute sollt ihr...“
Doch bevor er die Aufgaben verteilen konnte, kreischte in der Luft eine Eule, um auf sich Aufmerksam zu machen. Sie flatterte ein paar mal um Hagrids Kopf und lies sich dann auf seiner Schulter nieder. Der band ihr den Brief ab und mit einem Eulenkeks im Schnabel, flog sie wieder davon. Schnell überflog er die Zeilen.
„Ok, Professor Slughorn braucht 'n paar Kräuter aus dem Wald und er will, das Hermine sie suchen geht. Dann mal los. Hermine, kommst du ma her? Hier haste die Liste.“ er wedelte mit dem Pergament in der Luft und hielt nach ihr Ausschau.
Langsam ging Hermine durch die Menge nach vorne und widerstand der Versuchung, sich umzusehen. Kaum hatte sie die Liste und einen Korb, den Hagrid dabei hatte, in der Hand, als sich auch schon Ginny meldete.
„Aber sollte denn nicht jemand mit Hermine gehen? Die kann doch nicht einfach alleine durch den Wald laufen. Wenn ihr was passiert, ist keiner da um ihr zu helfen.“
„Da haste recht, Ginny. Das wär wirklich nich schlecht, wenn sie nich alleine geht.“ nickte Hagrid.
„HIER! Ich mache das!“ kam es dann blitzschnell über die ganzen Köpfe der anderen hinweg von Draco.
Er hatte auch nicht vor, einem anderen die Chance zu überlassen, mit ihr zu gehen. Ein paar Minuten nachdem Pansy ihn gestern in der Bibliothek alleine gelassen hatte, war er aufgesprungen und hinaus in den Gang gelaufen. Er wollte Hermine hinterher, aber sie war weg. Er konnte sie nicht mehr entdecken, auch nicht in den anderen Gängen in der Nähe. Jetzt jedoch hatte er die Möglichkeit ihr in Ruhe die Sache mit Pansy zu erklären. Und sie würde ihm zuhören müssen, denn sie mussten ja zusammen bleiben.
„Also gut. Draco, Hermine, dann geht ma los. Bringt alles direkt zum Professor, wenn ihr die Kräuter eingesammelt habt. Sollte euch etwas zustoßen, wisst ihr bescheid.“ und damit ging Hermine schnellen Schrittes voran und Draco eilte ihr hinterher.
In den ersten fünfzehn Minuten sammelten sie still nebeneinander Kräuter ein, bis Hermine die Stille nicht mehr aushielt. Sie wollte sie ihrer Verärgerung Luft machen.
„Musste das sein? Konntest du nicht jemand anderem die Möglichkeit lassen, mich zu begleiten?“
„Nein, konnte ich nicht.“ sagte er nüchtern.
„Und warum nicht?“ fragte sie gereizt.
„Weil ich dir das mit Pansy erklären will.“
„Das interessiert mich aber nicht.“
„Ich will es dir trotzdem erklären.“
„Das musst du aber nicht.“
„Doch, muss ich!“
„Nein, wirklich. Es ist mir egal.“
Draco wollte erneut ansetzten, lies es dann aber bleiben. Nach wenigen Momenten drehte sich Hermine zu ihm um.
„Es geht mich ja schließlich nichts an, mit wem du was in deiner Freizeit machst. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig und wenn ich nicht auch der Suche nach die gewesen wäre, dann hätte ich das garnicht mitbekommen. Also lass es einfach und behalte es für dich. Es ist völlig unwichtig.“
Und während Hermine sich wieder auf die Suche nach den Kräutern machte, bemerkte sie plötzlich was sie da gerade gesagt hatte. Auch Draco war das nicht entgangen und erneut keimte Hoffnung in ihm auf.
„Du hast mich gesucht? Warum?“ wollte er jetzt wissen.
„Ich weiß nicht, was du meinst.“ versuchte sie ihm auszuweichen, aber keine Chance.
„Du hast gerade gesagt, das du mich gesucht hast.“
„Was? Nein, da musst du dich verhört haben.“ ihre Schritte wurden etwas schneller, aber er lies sich nicht abwimmeln. Draco packte sie bestimmt, aber sanft am Oberarm und drehte sie zu sich um.
„Hermine, warum hast du mich gesucht?“ er wusste nicht warum, aber es musste wichtig sein.
„Ich hab dich nicht...“ wisperte Hermine ihm zu. Jetzt gab es keine Ausreden mehr.
„Sag es mir!“ forderte Draco.
„Ich...ich wollte....ich wollte dich...“ stotterte Hermine, als...
„Hermine? Draco? Wo seit'n ihr zwei? Wir müssn zurück.“ ertönte Hagrids Stimme durch den Wald. Dann sah er sie und kam auf sie zu. „Ich weiß, ich hab gesagt, ihr sollt die Sachen zum Professor bringn, aber ihr braucht nicht mehr weiter suchen. Die Zentauren sind aufm Durchmarsch und die wären wohl nicht sehr erfreut euch hier zu sehn. Ich hab Slughorn schon bescheid gegebn.“
Erleichtert über Hagrids Auftauchen entriss Hermine sich Draco's Griff und wandte sich ohne ein weiteres Wort zu sagen zum Waldrand um.
Hermine lief stur geradeaus, drehte sich nicht einmal zu den anderen beiden um und verschwand im Schloss. Sie machte sich sofort auf den Weg zu den Kerkern. Den Korb hatte sie die ganze Zeit behalten und das war auch gut so. Noch besser war, das Hagrid im richtigen Moment da war um sie und Draco zu unterbrechen. Wäre er nicht gekommen, hätte sie es sagen müssen. Hermine hätte alles sagen müssen, denn Draco hätte ihr keine andere Wahl gelassen. Aber irgendetwas in seinem Blick lies sie wehmütig daran zurückdenken. Hermine glaubte so etwas wie Hoffnung in seinen Augen gesehen zu haben. Irgendetwas unergründliches hatte in seinem Blick geflackert und das verwirrte sie. Während Hermine weiterhin in ihren Gedanken wühlte, war sie schon dreimal an Professor Slughorns Bürotür vorbeigegangen. Sie blieb stehen und ging zurück, klopfte an und betrat nach dem „Herein!“ das Büro.
„Ah, Miss Granger! Da sind sie ja. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“ sagte er lächelnd. Hermine konnte darauf nichts erwidern. Sie ging nach vorne und stellte den Korb auf seinem Pult ab. Sie wollte sich gerade zum gehen wenden, als der Professor erneut etwas sagte.
„Ich hoffe, sie und Mister Malfoy hatten keine Probleme beim sammeln?“
„Nein...nein, es ist alles gut gegangen.“ antwortete sie leise.
„Das freut mich.“ Er begutachtete die Ware im Korb. „Und wie ich sehe, fehlen nur noch zwei Kräuter. Sehr gut. Die werde ich in den nächsten Tagen selber suchen gehen. Ich danke ihnen, Miss Granger. Sie können dann gehen.“
Immernoch lächelnd deutete er mit einer Handbewegung auf die Tür und Hermine ging schweigend hinaus. Draußen lehnte sie sich für einige Minuten mit geschlossenen Augen an die kalte Schlosswand. Sie hatte es nicht eilig nach oben zu gehen.
Draco hatte ihr ununterbrochen hinterher gestarrt. Er hätte sie gerne eingeholt und erneut zur Rede gestellt, aber er entschied sich dafür, das es nicht von Vorteil wäre. Das Wichtige war, das sie ihn gesucht hatte um mit ihm zu reden. Soviel wusste er jetzt. Aber was hatte sie gewollt? Das war die Frage. Hätten sie nur ein paar Minuten mehr Zeit gehabt, dann hätte er das auch noch rausbekommen. Etwas tief in ihm sagte Draco, das er das nicht einfach so stehen lassen konnte. Er musste dem Ganzen nachgehen.
Er spürte förmlich die Veränderung der Dinge und er würde herausfinden, was passiert war. Doch wie sollte er das anstellen? Hermine würde sich hüten nochmals alleine in seine Nähe zu kommen. Also konnte er diese Option vergessen. Und dann viel ihm die Antwort wie Schuppen von den Augen. Er musste mit Ginny reden! Sie wusste es, da war er sich sicher. Also machte er sich auf den Weg zu Kräuterkunde. Das hatte sie als letztes Fach an diesem Tag. So stand er nun mit einigem Abstand vor dem Gewächshaus und wartete auf das Ende der Stunde.
Als die ganze Klasse aus dem Gewächshaus kam, lies Draco keine Sekunde verstreichen und steuerte direkt auf Ginny zu.
„Hey Draco! Du hier? Was gibt’s denn?“ fragte sie freundlich, bekam aber keine Antwort.
Er packte sie am Arm und bedeutete ihr dadurch, das sie mitkommen sollte. Ginny sagte nichts und lief ihm einfach hinterher. Sie würde noch früh genug erfahren was er von ihr wollte. Aber sie hatte jetzt schon das Gefühl, das er sie in Bedrängnis bringen würde. In der Mitte der überdachten Brücke angekommen, blieb er stehen, drehte sich zu ihr um und lies sie los. Sie erkannte, das er ziemlich angespannt war und sah ihn einfach nur mit großen, fragenden Augen an.
„Was ist passiert?“ legte er auch schon los.
„Was genau meinst du?“ fragte Ginny verwirrt zurück.
„Mit Hermine! Ist irgendetwas vorgefallen?“
„Wie kommst du darauf?“
„Sie hat mich gestern gesucht, um mit mir zu reden. Leider gab es einen ungewollten Zwischenfall mit Pansy. Also hat sich doch nicht mir mir gesprochen. Eben wollte ich es aus ihr herausbekommen, aber sie hat abgeblockt. Und jetzt frage ich dich.“
Ginny hatte es gewusst. Das war nicht gut. Anscheinend hatte Hermine ihre Meinung doch geändert und weil sie es dann nicht geschafft hatte mit ihm zu reden, kam er jetzt wieder zu ihr.
„Draco, ich darf dir nichts sagen.“
„Und warum nicht?“ langsam wurde er ungeduldig.
„Weil ich es Hermine versprochen hab. Sie will das selber klären.“ erklärte Ginny.
„Wie ich dir gerade gesagt habe, hat sie das aber nicht gemacht.“
„Dann musst du warten, bis sie es wieder versucht.“
„Solange kann ich aber nicht warten!“
„Und ich kann es dir nicht sagen. Ich habe es versprochen!“
„Ginny, das ist mir scheißegal. Sag mir, was passiert ist!“
„Ich kann es dir nicht sagen. Ich kann nicht.“ sagte sie verzweifelt.
„Herrgott, Ginny! RÜCK ENDLICH RAUS MIT DER SPRACHE!“ schrie Draco sie ungehalten an, sodass Ginny zusammenzuckte.
Er hatte sich drohend vor ihr aufgebaut und Ginny kämpfte innerlich mit sich selbst. Auf der einen Seite wollte sie Hermines Vertrauen nicht verletzten, wusste aber auch das es so nicht weiter gehen konnte. Draco hatte ein Recht darauf es zu erfahren.
„Na gut, aber wenn ich dir das jetzt sage, dann musst du mir versprechen, das du Hermine nicht sagst, das du es weißt und das du es von mir hast. Bitte!“ flehte sie ihn an und er nickte einverstanden. Ginny atmete einmal tief durch, ehe sie zu erzählen begann.
„Hermine hat wieder neue Erinnerungen gesehen. In der ersten warst du wegen irgendjemandem eifersüchtig und sich hat dir versichert, das sie nur dich will. In der anderen habt ihr oben auf dem Astronomieturm gestanden und euch gesagt, das ihr euch liebt. Und....sie hat eine Erinnerung mit dem Vorfall auf Malfoy Manor gesehen.“ sie lies die Worte wirken und Draco riss erstaunt die Augen auf.
„Was? Also weiß sie von...dem Zauber?“ seine Wut war wie weggeblasen.
„Ja, aber das ist nicht das Einzige. Sie hat mir die 'richtigen' Fragen gestellt und weiß nun einen Großteil. Nicht nur die Sache mit dem Zauber, sondern auch, das ihr zusammen wart und wie ihr zusammen gekommen seit.“ Ginny sah bedrückt zu Boden.
Auch wenn sie wusste, das es richtig war, überkam sie ein Schuldgefühl gegenüber Hermine. Draco hingegen brauchte einen Moment. Sie wusste es wieder. Sie hatte einen Teil ihrer Erinnerungen zurück.
„Aber der Zauber ist nicht gebrochen, oder?“
„Nein, und selbst wenn sie alles wieder wissen würde, ohne das du den Gegenspruch sagst, hätte sie immernoch die Spur auf sich. Und dann nur ein falsches Wort, Draco...“
„Aber wieso hat sie mir das nicht einfach gesagt? Wir hätten einen Weg gefunden!“
„Hermine war das aber zu gefährlich. Wenn der Zauber nicht gelöst ist und ihr trotzdem von vorne angefangen hättet....da reicht schon ein ungeschickter Neville oder Ron und dann war es das. Außerdem kennt sie dich doch garnicht wirklich in diesem Zustand. Ja, sie hat zwar einen Teil ihrer Erinnerungen wieder, aber was ist das denn schon? Das bisschen reicht doch nicht aus, um sich komplett an dich und deine Veränderung zu erinnern. Sie hatte einfach angst, das du irgendwas geplant hast und sie war sich unsicher. Von einem Leben zu hören, das man mal geführt hat, sich aber nicht mehr daran erinnern kann....ich kann sie verstehen.“
Und Draco konnte das auch. Von diesem Standpunkt aus hatte er das ganze noch garnicht betrachtet und es machte ihm das Herz schwer. Sie musste doch all die Wochen völlig durcheinander gewesen sein. Sie hatte nichtmal Einfluss über die ganzen Bilderfluten und musste sich wie eine tickende Zeitbombe gefühlt haben. Ja, er verstand ihr Handeln wirklich und er war ihr nicht mehr böse.
Er fuhr sich fahrig durch sein Haar, sah auf die Landschaft hinaus und überlegte. Eigentlich müsste er sein Glück kaum fassen können. Aber dennoch lag über alldem ein Schatten. Und er fasste einen Entschluss. Jetzt war es ihm wirklich egal. Die Dinge hatten sich drastisch verändert und sie wusste nun so viel. Er musste es einfach tun.
„Ich werde zur McGonagall gehen und sie darum bitten, das ich am Samstag meinen Vater besuchen kann.“
Ginny glaubte sich verhört zu haben. Erschrocken weitete sie ihre Augen.
„Was? Nein, Draco. Das kannst du nicht tun. Das ist doch zu gefährlich!“
„Ginny, ich muss es tun. Ich muss versuchen, den Gegenzauber aus ihm herauszubekommen. Egal wie, es gibt keine andere Möglichkeit.“
„Aber wenn dir etwas passiert? Wenn du....was soll ich denn dann Hermine sagen?“
„Soweit wird es nicht kommen.“ sagte er tonlos.
„Woher willst du das wissen? Das kann doch nicht dein ernst sein!“
Draco wandte den Blick wieder an Ginny.
„Doch, das ist mein ernst. Ginny, ich muss es versuchen. Sie kann sich wieder an so viel erinnern und trotzdem können wir nicht zusammen sein. Ich halte das nicht mehr aus. Ich will sie zurück. Ich will meine Hermine zurück. Koste es, was es wolle!“
Ginny spürte seine Entschlossenheit und sah ein, das sie ihn nicht umstimmen konnte. Auch wenn sie ihn dafür bewunderte, es machte ihr Sorgen.
„Dann versprich mir wenigstens, das du auf dich aufpasst, Draco.“
„Ich verspreche es. Es wird endlich alles gut werden.“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 17: Keine einfache Sache
Im Laufe der Woche hielt Draco sich absichtlich von Hermine fern. Das war besser für ihn, den bei dem, was er vorhatte, brauchte er soviel emotionalen Abstand wie nur irgend möglich. Ansonsten würden ihm wieder Ginny's Worte durch den Kopf geistern und er wollte ihr nicht einen Brief mit seinen letzten Worten oder ähnliches hinterlassen. Das wäre zu endgültig. Außerdem hatte er sich fest vorgenommen an einem Stück und lebendig zurück zu kehren. Ob ihm das gelingen würde? Das wusste Draco selber nicht, aber er würde alles daran setzten.
Vor dem großen Wasserspeicher stehend wartete er auf Professor McGonagall um mit ihr zu reden. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie endlich um die Ecke kam und überrascht die Augenbrauen hob.
„Mister Malfoy? Haben wir einen Termin?“
„Nein, Professor. Aber ich müsste sie trotzdem sprechen. Es ist dringend.“ seine Stimme klang fester, als er sich fühlte.
„Na gut, dann kommen sie mit.“ nickte ihm die Schulleiterin zu, sprach das Passwort und ging die Treppe empor voraus. Im Büro angekommen nahm sie hinter ihrem Schreibtisch platz und deutete Draco an sich auf den Stuhl davor zu setzten.
„Worum geht es denn, Mister Malfoy?“
„Ich hätte gerne von ihnen die Erlaubnis, das ich am Samstag meinen Vater besuchen kann.“
Draco sagte ohne Umschweife was er wollte. Langes drum herumreden hätte eh nichts gebracht und je schneller sie zum Punkt kamen, umso eher war er wieder draußen. Professor McGonagall gefiel das garnicht und betrachtete ihn mit einem skeptischen Blick.
„Sie wollen bitte was? Dürfte ich denn auch freundlicherweise den Grund dafür erfahren?“
„Natürlich. Sie wissen, was mit Hermine und mir passiert ist und eigentlich wollten wir alle die Sache auf sich beruhen lassen. Aber die Dinge haben sich geändert.“
„Inwiefern, Mister Malfoy?“ fragte sie.
Die Professorin lehnte sich nach vorne, verschränkte die Hände auf ihrem Schreibtisch und Draco atmete einmal durch.
„Hermine kann sich wieder an bestimmte Sachen erinnern. Nicht an alles und der Zauber ist auch nicht gebrochen, aber dennoch weiß sie es wieder. Sie weiß, das auf ihr ein Fluch liegt, sie weiß, das wir zusammen waren und wie wir zusammen gekommen sind. Sie wollte mit mir reden, es mir sagen, traut sich aber einfach nicht.“ dass das eher wegen Pansy der Fall war, wollte er an dieser Stelle lieber vermeiden zu erwähnen.
„Sie hat Angst, das wir dann nachlässig werden. Das sich einer von uns allen irgendwie verspricht und das sie dann wieder alles verliert. Ich habe die ganze Zeit mit Ginny nach einer anderen Lösung gesucht, aber es gibt keine.“
„Das ist ja alles schön und gut, aber wieso wollen sie deshalb zu ihrem Vater?“
„Weil er der Einzige ist, der den Gegenfluch kennt. Nur mit ihm schaffe ich es, den Zauber zu lösen.“ langsam wurde er ungehalten.
Die Schulleiterin erhob sich aus ihrem Sessel und kam um den Schreibtisch herum.
„Draco...das ist doch viel zu gefährlich. Sie wissen, das ich ihr Vorhaben, egal unter welchen Umständen, nicht unterstützen kann.“ sagte sie ruhig und lehnte sich an ihren Tisch.
„Bei allem Respekt, Professor McGonagall, in diesem Fall werde ich nicht auf sie hören. Ich habe fest vor, am Samstag zu meinem Vater zu gehen.“ auch er war jetzt aufgestanden.
Wieso wollte denn keiner verstehen, das er dort hin musste. Er musste alles versuchen, sonst würde er sich irgendwann die schlimmsten Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben. Wäre Hermine weiterhin unwissend gewesen, dann hätte er gelernt damit zu leben. Er hätte sich damit abgefunden, das die Frau die ihm alles bedeutete, die ihm gezeigt hat, das jeder eine zweite Chance verdient, nichts mehr davon weiß. Es hätte ihm das Herz gebrochen, natürlich hätte es das. Was schon erstaunlich genug war, denn er ging nie davon aus, wirklich eins zu haben. Doch Hermine hatte es wieder zum schlagen gebracht und er war es ihr einfach schuldig.
„Sie hatten also garnicht wirklich vor mich zu bitten, sondern sie wollten mich lediglich davon in Kenntnis setzen.“ stellte sie fest. Draco nickte nur zustimmend.
„Und ich werde sie auch nicht davon abhalten können. Obwohl wir beide wissen, wie groß die Gefahr ist, in die sie sich bewusst begeben.“ wieder nur ein Nicken von Draco.
Die Schulleiterin gab sich geschlagen und zog ihren Zauberstab.
„Also gut. Ich erlaube es ihnen. Aber nur unter einer Bedingung!“ sie machte einen Schritt auf den Blonden zu. „Ich werde ihnen einen Warn- und Schutzzauber auferlegen und sobald Dieser zu wirken beginnt und ich mitbekomme, das die Gefahr zu groß ist, werde ich eingreifen.“
Draco wollte schon protestieren, aber Professor McGonagall erhob gebieterisch die Hand.
„Entweder so oder garnicht, Mister Malfoy!“ ihr Stimme lies keinen Widerspruch zu.
„Einverstanden. Das ist vielleicht garkeine schlechte Idee.“
Und damit richtete sie ihren Zauberstab auf ihn, murmelte ein paar Worte und ehe er sich versah legte sich ein roter Nebel um ihn. Er schimmerte einige Sekunden und löste sich dann einfach auf.
„Das wäre es. Sie können dann wieder gehen.“
Mit einem knappen 'Danke' verlies Draco das Büro.
Unterdessen befand sich Hermine in der Bibliothek. Ihr gegenüber saß eine sichtlich nervöse Ginny, die ihr etwas sagen wollte, sich aber nicht so ganz traute. Hermine versuchte sie zu ermutigen sich endlich zu äußern und Ginny begann zu erzählen.
„Hermine, ich...sei mir nicht böse...ich wollte das nicht absichtlich, wirklich...aber ich hatte keine andere Wahl...ich....ich musste Draco erzählen, was du alles weißt.“ brachte sie stotternd hervor und senkte schuldig ihren Kopf. Hermine hingegen starrte sie einfach nur fassungslos an.
„WAS? Du hast es ihm erzählt? Ginny, du hast mir versprochen, das du es für dich behälst. Ich hab doch gesagt, das ich das nicht will. Wie konntest du nur?“ sie war wütend.
Jetzt hatte Draco doch wieder etwas in seiner Hand und sie musste damit rechnen, das er sie darauf ansprechen würde. Aber das sollte doch ganz anders laufen.
„Hermine, bitte! Es tut mir leid! Ich musste es ihm sagen. Er wollte es unbedingt wissen. Er hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Er dachte, dir wäre irgendwas zugestoßen. Ich konnte ihn nicht mehr anlügen!“
Ginny sah Hermine bittend ins Gesicht und hoffte, das sie ihr glaubte. Doch die war sich ziemlich unschlüssig. Sie war wirklich wütend, das Ginny ihr Vertrauen so ausgespielt hatte, aber die Tatsache, das er sich Sorgen machte, milderte ihre Laune wieder.
„Ja, ist....ist schon ok, Ginny. Er hätte es irgendwann sowieso erfahren. Da macht das jetzt auch nichts mehr.“ leicht lächelte sie Ginny an, die darüber ziemlich erleichtert war.
„Aber er wollte das aus einem bestimmten Grund wissen, Hermine. Und wenn du mich jetzt danach fragst, dann kann...“
„Nein, Ginny. Ich werde nicht danach fragen.“ sagte Hermine leise.
„Was? Warum denn nicht? Willst du nicht wissen, warum...“
„Nein! Ich will es nicht wissen. Also lass es einfach. Außerdem muss ich jetzt noch lernen.“ blockte Hermine ab und Ginny stand geschlagen auf. Mit einem letzten Blick sah sie zu ihrer Freundin hinunter, doch die machte keinen weiteren Anstalten und Ginny lies sie wieder alleine.
Lange, nachdem Ginny gegangen war, sah Hermine wieder auf. Sie hatte versucht zu lernen, aber es klappte nicht. Er wusste es, Draco wusste es. Ihr war klar, das der Tag irgendwann kommen würde, aber doch nicht so früh. Unter diesen Umständen konnte sie ihm nicht unter die Augen treten. Auch wenn sie mittlerweile doch ziemlich neugierig wurde, welchen Grund er hatte um mit Ginny zu reden. Sie konnte sich nicht helfen, aber in den letzten Tagen begann sie daran zu glauben, das alles wahr, alles echt war. Diese Erinnerungen, die Gefühle darin und auch das Vertrauen Draco gegenüber. Nein, sie musste sich von ihm fernhalten. Viel zu groß war die Wahrscheinlichkeit, das sich jemand dazu äußerte, zu unbedacht mit ihr sprach und dadurch Lucius Bedingungen in Kraft traten.
Sie wollte diese Erinnerungen nicht wieder verlieren, wollte diesen Draco nicht wieder verlieren. Hermine gefiel die Vorstellung, das ausgerechnet er es war, der ihr Herz anscheinend erobert hatte. Denn wenn das wirklich so war, dann hatte er sich stark verändert. Sie konnte spüren, das er eine bestimmte Bedeutung in ihrem Leben hatte. Spürte, das ihre Gefühle für ihn stark waren, denn sonst würde sie sich nicht so wohl in seiner Nähe fühlen. Sie müssten nur endlich diesen Zauber lösen, dann könnte alles gut werden. Vielleicht....vielleicht sollte sie ihn doch ansprechen, aber nur darauf. Nur mal kurz fragen, was er wusste. Doch dann schallt sie sich sofort für diesen Gedanken. Das wäre ein zu großes Risiko, für sie beide. Nein, auch das musste sie sein lassen. Und mit diesen resignierenden Gedanken begann sie erneut zu lernen.
Und dann war er da. Der alles entscheidende Samstag. Draco war schon ziemlich nervös aufgestanden und Blaise' fragenden Blicken aus dem Weg gegangen. Er hatte es niemandem erzählt und er würde es auch nicht tun. Seinem Plan gemäß würde er sich an diesem Morgen ganz normal beim Frühstück sehen lassen und dann direkt nach draußen gehen und apparieren . Auch um nochmal einen letzten Blick auf Hermine werfen zu können. Dieser Blick, der ihm zeigte wofür er das alles machte. Wofür er diese Reise auf sich nahm.
So saß er nun an seinem Haustisch und starrte unverhohlen zu ihr herüber. Sie lachte gerade über einen Satz von Weasleby und bemerkte ihn garnicht. Er sog diesen Anblick förmlich in sich auf und versuchte ihn in seinen Gedanken festzuhalten. Bald würde dieses ganze Versteckspiel nicht mehr nötig sein. Hoffte er zumindest. Er konnte nicht viel essen und entschied sich zu gehen.
„Bis später.“ sagte er knapp zu Blaise und verschwand.
In der Eingangshalle angekommen, kam ihm Professor McGonagall entgegen, in Begleitung von Lupin. Genervt stöhnte er auf. Konnte man ihn denn nicht einfach in Ruhe gehen lassen?
„Mister Malfoy! Ich hoffe sie verzeihen es mir, das ich Professor Lupin in alles miteinbezogen habe. Ich denke es wäre besser, wenn er mit ihnen geht.“ sagte die Schulleiterin ernst.
„Nein, das denke ich nicht!“ gab Draco knapp zur Antwort und wollte sich an ihnen vorbei drängen, doch Lupin hielt auf.
„Mister Ma...Draco! Denkst du etwa, das es Hermine hilft, wenn du bei Lucius umkommst? Du...“
„Wer sagt denn, das ich umkomme? Das hab ich bestimmt nicht vor und ich werde das alleine machen, Remus.“ er spie Lupins Vornamen verärgert aus.
Die beiden hatten sich noch nie so persönlich angesprochen. Aber nur wegen dieser...besonderen Situation mussten sie damit jetzt nicht anfangen.
„Würden sich mich also gehen lassen? Ich hab schließlich nicht viel Zeit und ich soll doch heute Abend wieder hier sein.“ böse sah er seine beiden Lehrer an, die einen kurzen Blick tauschten.
Dann gingen sie beide einen Schritt zur Seite, sodass Draco mittig an ihnen vorbei nach draußen gehen konnte. Hinter den Mauern von Hogwarts drehte er sich noch einmal um, sah zurück und apparierte dann.
Kurz danach stand er wieder auf festem Boden. Ein starker Wind wehte auf und der Himmel war verdunkelt. 'Wie passend!' dachte Draco. Dann sah er nach vorne. Die großen, metallenen Tore von Malfoy Manor thronten vor ihm auf. Es lagen keine Schutzzauber mehr um das Anwesen. Das Ministerium hatte es Lucius untersagt und selbst ein paar über das Gelände gelegt. Zudem sollte ein zusätzlicher Zauber verhindern, das Lucius' Versuche doch einen seiner Banne anzubringen, scheiterten. Draco schloss noch einmal die Augen, atmete tief durch und trat dann durch das Tor. Je weiter er den kiesigen Weg zum Haupthaus hinauf ging, umso mehr versuchte er seine Nervosität unter Kontrolle zu bringen.
Die große, schwere Eichentür glitt auf, ohne auch nur den leisesten Ton von sich zu geben. Die Eingangshalle sah aus wie immer. Nichts deutete mehr auf die Auseinandersetzung hin, die er mit seinem Vater dort ausgetragen hatte. Er schloss die Tür wieder und ging einige Schritte in den Raum hinein. Überall waren die Vorhänge zugezogen, sodass nur noch ein kleiner Lichtstrahl hindurch schien. Seine Nerven waren zum zerreißen angespannt, sein Pulsschlag erhöhte sich und sein Herz klopfte pochend gegen seine Brust. Lucius Ausbildung war doch nicht ganz umsonst gewesen.
Er hatte ihn eine ganze Zeit lang intensiv darin ausgebildet ein guter Todesser zu sein. Draco verschaffte sich kurz einen Überblick und bemerkte den leichten Lichtstrahl, der unter der Tür zu Lucius' Büro zu sehen war. Doch es war nichts zu hören. Nicht das kleinste Geräusch drang an sein Ohr. Wie ausgestorben langen die Räume vor ihm. Aber er wusste, das dem nicht so war. Er griff mit der rechten Hand in seinen Mantel und umklammerte fest seinen Zauberstab. Auf alles gefasst und sich selbst zur Vorsicht ermahnend ging er auf die Bürotür zu und öffnete sie.
Sie schwang nach innen auf, sodass Draco nur dreiviertel des Raumes sehen konnte. Auch hier waren die Vorhänge soweit zugezogen. Der befeuerte Kamin war die einzige Lichtquelle und genau vor ihm sah er den schweren Schreibtisch. Dahinter saß ein seelenruhiger Lucius und lächelte ihn fies an. Die Zeit in Askaban hatte an ihm keine Spuren hinterlassen. Er war älter geworden, hatte sich aber ansonsten nicht viel verändert. Er lehnte sich gemütlich zurück und verschränkte die Hände ineinander. Alleine das machte Draco fast rasend. Er blieb im Türrahmen stehen.
„Hallo Vater!“ kam es tonlos von ihm.
„Draco, mein lieber Sohn! Ich bin erfreut dich hier zu sehen. Ich hatte nicht mit deinem Besuch gerechnet.“ sagte er gespielt fröhlich. „Womit kann ich dir denn helfen?“
„Ich hätte gerne den Gegenfluch für den Zauber, den du auf Hermine gelegt hast.“ antwortete er prompt. Lucius lachte leise auf.
„Und du denkst allen ernstes, das ich ihn dir verraten werde? Einfach so?“
„Nein, aber vielleicht überraschst du mich ja.“
Draco versuchte etwas Zeit zu schinden. Es brachte bei Lucius nichts um den heißen Brei herumzureden, aber dennoch musste er überlegen mit welcher Taktik er vorgehen würde.
„Da werde ich dich leider enttäuschen müssen. Von mir erfährst du garnichts.“
Lucius Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen. Draco machte ein paar Schritte in den Raum und stand nun ungefähr in der Mitte. Sein Vater hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt. Draco entschied, das es keine Taktik gab. Er musste improvisieren.
„Du wirst es mir heute aber sagen. Ich werde nicht eher gehen, bis ich es weiß.“ sagte er kalt.
Seine Hand lag weiterhin sicher um seinen Zauberstab. Jetzt erhob sich auch Lucius und hatte die Hände stützend auf der Tischplatte abgelegt.
„Wirklich? Tja, dann...“ er sah seinen Sohn mitleidig an. „...wirst du wohl eine ganze Zeit hier sein.“
„Ich denke nicht. Denn wenn du mir diese Information sofort gibst, bin ich in fünf Minuten hier raus.“ gab er sicher zurück.
„Und warum willst du es wissen? Damit du deine kleine Schlammblutfreundin wieder zurück bekommst? Denkst du etwa, das ich den Zauber nur aus Spaß ausgesprochen habe, damit du zwei Monate später hier herkommen und ihn wieder auflösen kannst? Hast du aus meiner Strafe nichts gelernt? Du solltest mich besser kennen. Nichts wirst du von mir erfahren. GARNICHTS!“
Und ehe Draco auch nur etwas antworten konnte, bemerkte er das fast unmerkliche Nicken seines Vaters, der ihn nun wutverzerrt ansah. Keine zwei Sekunden später spürte er einen harten Schlag im Rücken und fiel bäuchlings zu Boden.
Die Tür fiel laut zurück ins Schloss. Draco drehte sich blitzschnell um und riss seinen Zauberstab empor. Über ihm stand ein gehässig lachender Yaxley, der auf in herabsah. Plötzlich stürzte er sich auf Draco und umgriff mit seinen Händen seine Kehle. Völlig überrumpelt musste Draco sich erstmal sammeln. Doch dann viel es ihm wieder ein. Yaxley hatte von Ministerium aus das Recht verwirkt einen Zauberstab tragen zu dürfen. Das machte ihm bewusst, das er seinen immernoch in der Hand hielt. Er wand sich etwas unter dem Todesser um besser zielen zu können und jagte ihm ein 'Stupor' in den Bauch. Yaxley wurde durch die Wucht nach oben gerissen und hart gegen die Tür geschleudert.
„Was machst du denn da, Yaxley? Er ist ein neunzehnjähriger Junge, denn wirst du doch wohl noch packen!“ donnerte Lucius, der weiterhin hinter seinem Schreibtisch stand und alles beobachtete.
Draco verlor keine Zeit und sprang wieder auf die Beine. Musste sich aber sofort ducken um Yaxleys Kinnhaken auszuweichen. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich zu dem Mann um und lies ihn einmal quer durch das Zimmer fliegen um ihm direkt danach magische Fesseln anzulegen. So lag er also Bewusstlos und Bewegungsunfähig auf dem Boden. Schwer atmend drehte sich Draco zu seinem Vater um.
„Ich hätte wissen müssen, das du nicht den Schneid hast, deine Drecksarbeit selber zu machen.“
Lucius war hinter dem Schreibtisch hervor gekommen und hatte nun auch seinen Zauberstab gezückt.
„Ja, das hättest du. Aber dafür das du nicht nachgedacht hast, bist du gut mit der Situation umgegangen. Da haben sich meine Lehrstunden doch wirklich ausgezahlt.“ er erhob seinen Arm in Draco's Richtung, sodass die schwarze Spitze des Stabs direkt auf ihn zeigte.
„Jedoch warne ich dich jetzt ein letztes Mal. Nutze diese Möglichkeit und verschwinde hier, oder du bekommst es mit mir zu tun.“
„Vor dir hab ich keine Angst mehr, Vater! Du hast mir in meinem Leben schon soviel angetan, da ist mir alles weitere auch egal.“
Und in diesem Moment zischte ein Zauber nur knapp an Draco's Ohr vorbei. Er beugte sich ganz automatisch zur Seite und sah in das triumphierende Gesicht seines Vaters. Ohne zu überlegen feuerte Draco einen Zauber ab, denn Lucius aber abwehren konnte.
„Du wirst sie nicht retten können! Das habe ich dir doch schon gesagt. Akzeptiere es endlich!“ flüsterte Lucius bedrohlich und feuerte einen erneuten Fluch ab, der Draco dazu zwang seinen Zauberstab fallen zu lassen.
Schlagartig griff er nach einer Vase, die in seiner Nähe stand und warf sie, doch Lucius lies sie klirrend zu Boden gehen. Diese Ablenkung nutze Draco um seinen Zauberstab wieder aufzuheben und einen erneuten Fluch abzufeuern. Den traf Lucius dann auch noch mitten in der Brust, sodass er auch zu Boden ging. Draco machte ein paar Schritte auf ihn zu und wollte noch einen Fluch abfeuern, da kamen ihm die Porzellansplitter der Vase entgegen und zogen tiefe Furchen in sein Gesicht und den Hals. Kleine Blutrinnsale liefen ihm über die Haut und er beschimpfte sich innerlich für seine Dummheit. Doch er hatte keine Zeit zum Nachdenken, denn sein Vater stand wieder und schickte ihm einen Zauber, der in mit voller Wucht traf und Draco hart auf den Rücken fallen lies. Er spürte den reißenden Schmerz in seinem linken Arm und fühlte etwas Warmes daran herunterlaufen. Diese Wunde war tief und raubte ihm die Luft. Lucius kam langsamen Schrittes auf ihn zu. Draco erkannte, das er vor dem Kamin auf dem Boden lag und sein Vater kam nun direkt vor ihm zu Stehen.
„Man sollte seinen eigenen Vater niemals unterschätzen, Draco. Doch das wirst du wohl nie lernen. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du das auch garnicht mehr brauchen.“
Lucius Stimme war nur noch ein gefährliches Flüstern und in Draco stieg Panik auf. Jetzt würde er nicht mehr lange haben, wenn er sich nicht schnell etwas einfallen lassen würde. Kein Zauber, den er aussprach würde ihm etwas nutzen. Sein Vater wäre wohl auf alles gefasst. Schließlich hatte er ihm doch alles beigebracht. Draco musste sich etwas neues einfallen lassen. Wenn ihm dieser verdammt große Schreibtisch nur nicht die Sicht auf den restlichen Raum nehmen würde. Moment mal...der Schreibtisch! Natürlich, das war es. Mit seiner letzten Kraft riss er seinen Zauberstab hoch und lies, zu Lucius Überraschung, den schweren Tisch auf seinen Vater zufliegen, der ihn mit voller Wucht traf, ihm den Zauberstab aus der Hand gleiten lies und ihn unter sich am Boden begrub. Wild fluchend versuchte Lucius an seinen Zauberstab zu kommen, doch der lag zu weit weg. Noch ehe er versuchen konnte, den Schreibtisch hoch zu stemmen, hatte Draco ihn mit einem anderen Zauber erschwert und stand nun stark angeschlagen über seinem Vater.
„Den Gegenfluch, Lucius. Oder der Tisch wird dich zerquetschen.“ brachte er schwer atmend hervor. Er sah wie sein Vater angestrengt nachdachte und sich Sekunden später fluchend ärgerte. Das lies Draco triumphierend lächeln.
„Und du solltest niemals deinen Sohn unterschätzen. Deine zauberstablose Magie und ungesagten Zauber bringen dir nichts. Dafür hab ich bereits gesorgt, wie du jetzt merkst.“
„Und was, wenn ich es dir trotzdem nicht sage? Du wirst es nie...AUA!“ jammerte der sonst so harte Malfoy Senior, als Draco den Druck des Schreibtisches noch mehr verstärkte.
Draco musste seine letzten Kraftreserven und seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen um nicht bewusstlos zusammen zuklappen.
„Entscheide dich, Vater. Viele Auswahlmöglichkeiten hast du nämlich nicht. Und versuch ja nicht mich zu verarschen. Ein weiterer Zauber wird dafür Sorgen mir deine Lüge zu offenbaren.“
Wenn Lucius es geschafft hätte mit seinen Blicken zu töten, dann wäre Draco sicherlich nach hinten umgefallen. Aber der alte Malfoy erkannte es, wenn er verloren hatte. Und so sah es im Moment danach aus.
„Sinkantum Lerifoles.“ zischte er und wartete einen Moment ab. Als nichts geschah sprach er weiter. „Sinkantum Lerifoles! Das ist die Wahrheit, verdammt nochmal!“
„Danke, Vater!“ erwiderte er kalt, aber weiter kam er nicht mehr.
Hinter ihm war ein lautes Krachen zu hören, Holz flog ihm um die Ohren und plötzlich wurde alles schwarz um ihn herum und er fiel Ohnmächtig zur Seite.
Im Laufe der Woche hielt Draco sich absichtlich von Hermine fern. Das war besser für ihn, den bei dem, was er vorhatte, brauchte er soviel emotionalen Abstand wie nur irgend möglich. Ansonsten würden ihm wieder Ginny's Worte durch den Kopf geistern und er wollte ihr nicht einen Brief mit seinen letzten Worten oder ähnliches hinterlassen. Das wäre zu endgültig. Außerdem hatte er sich fest vorgenommen an einem Stück und lebendig zurück zu kehren. Ob ihm das gelingen würde? Das wusste Draco selber nicht, aber er würde alles daran setzten.
Vor dem großen Wasserspeicher stehend wartete er auf Professor McGonagall um mit ihr zu reden. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie endlich um die Ecke kam und überrascht die Augenbrauen hob.
„Mister Malfoy? Haben wir einen Termin?“
„Nein, Professor. Aber ich müsste sie trotzdem sprechen. Es ist dringend.“ seine Stimme klang fester, als er sich fühlte.
„Na gut, dann kommen sie mit.“ nickte ihm die Schulleiterin zu, sprach das Passwort und ging die Treppe empor voraus. Im Büro angekommen nahm sie hinter ihrem Schreibtisch platz und deutete Draco an sich auf den Stuhl davor zu setzten.
„Worum geht es denn, Mister Malfoy?“
„Ich hätte gerne von ihnen die Erlaubnis, das ich am Samstag meinen Vater besuchen kann.“
Draco sagte ohne Umschweife was er wollte. Langes drum herumreden hätte eh nichts gebracht und je schneller sie zum Punkt kamen, umso eher war er wieder draußen. Professor McGonagall gefiel das garnicht und betrachtete ihn mit einem skeptischen Blick.
„Sie wollen bitte was? Dürfte ich denn auch freundlicherweise den Grund dafür erfahren?“
„Natürlich. Sie wissen, was mit Hermine und mir passiert ist und eigentlich wollten wir alle die Sache auf sich beruhen lassen. Aber die Dinge haben sich geändert.“
„Inwiefern, Mister Malfoy?“ fragte sie.
Die Professorin lehnte sich nach vorne, verschränkte die Hände auf ihrem Schreibtisch und Draco atmete einmal durch.
„Hermine kann sich wieder an bestimmte Sachen erinnern. Nicht an alles und der Zauber ist auch nicht gebrochen, aber dennoch weiß sie es wieder. Sie weiß, das auf ihr ein Fluch liegt, sie weiß, das wir zusammen waren und wie wir zusammen gekommen sind. Sie wollte mit mir reden, es mir sagen, traut sich aber einfach nicht.“ dass das eher wegen Pansy der Fall war, wollte er an dieser Stelle lieber vermeiden zu erwähnen.
„Sie hat Angst, das wir dann nachlässig werden. Das sich einer von uns allen irgendwie verspricht und das sie dann wieder alles verliert. Ich habe die ganze Zeit mit Ginny nach einer anderen Lösung gesucht, aber es gibt keine.“
„Das ist ja alles schön und gut, aber wieso wollen sie deshalb zu ihrem Vater?“
„Weil er der Einzige ist, der den Gegenfluch kennt. Nur mit ihm schaffe ich es, den Zauber zu lösen.“ langsam wurde er ungehalten.
Die Schulleiterin erhob sich aus ihrem Sessel und kam um den Schreibtisch herum.
„Draco...das ist doch viel zu gefährlich. Sie wissen, das ich ihr Vorhaben, egal unter welchen Umständen, nicht unterstützen kann.“ sagte sie ruhig und lehnte sich an ihren Tisch.
„Bei allem Respekt, Professor McGonagall, in diesem Fall werde ich nicht auf sie hören. Ich habe fest vor, am Samstag zu meinem Vater zu gehen.“ auch er war jetzt aufgestanden.
Wieso wollte denn keiner verstehen, das er dort hin musste. Er musste alles versuchen, sonst würde er sich irgendwann die schlimmsten Vorwürfe machen, es nicht versucht zu haben. Wäre Hermine weiterhin unwissend gewesen, dann hätte er gelernt damit zu leben. Er hätte sich damit abgefunden, das die Frau die ihm alles bedeutete, die ihm gezeigt hat, das jeder eine zweite Chance verdient, nichts mehr davon weiß. Es hätte ihm das Herz gebrochen, natürlich hätte es das. Was schon erstaunlich genug war, denn er ging nie davon aus, wirklich eins zu haben. Doch Hermine hatte es wieder zum schlagen gebracht und er war es ihr einfach schuldig.
„Sie hatten also garnicht wirklich vor mich zu bitten, sondern sie wollten mich lediglich davon in Kenntnis setzen.“ stellte sie fest. Draco nickte nur zustimmend.
„Und ich werde sie auch nicht davon abhalten können. Obwohl wir beide wissen, wie groß die Gefahr ist, in die sie sich bewusst begeben.“ wieder nur ein Nicken von Draco.
Die Schulleiterin gab sich geschlagen und zog ihren Zauberstab.
„Also gut. Ich erlaube es ihnen. Aber nur unter einer Bedingung!“ sie machte einen Schritt auf den Blonden zu. „Ich werde ihnen einen Warn- und Schutzzauber auferlegen und sobald Dieser zu wirken beginnt und ich mitbekomme, das die Gefahr zu groß ist, werde ich eingreifen.“
Draco wollte schon protestieren, aber Professor McGonagall erhob gebieterisch die Hand.
„Entweder so oder garnicht, Mister Malfoy!“ ihr Stimme lies keinen Widerspruch zu.
„Einverstanden. Das ist vielleicht garkeine schlechte Idee.“
Und damit richtete sie ihren Zauberstab auf ihn, murmelte ein paar Worte und ehe er sich versah legte sich ein roter Nebel um ihn. Er schimmerte einige Sekunden und löste sich dann einfach auf.
„Das wäre es. Sie können dann wieder gehen.“
Mit einem knappen 'Danke' verlies Draco das Büro.
Unterdessen befand sich Hermine in der Bibliothek. Ihr gegenüber saß eine sichtlich nervöse Ginny, die ihr etwas sagen wollte, sich aber nicht so ganz traute. Hermine versuchte sie zu ermutigen sich endlich zu äußern und Ginny begann zu erzählen.
„Hermine, ich...sei mir nicht böse...ich wollte das nicht absichtlich, wirklich...aber ich hatte keine andere Wahl...ich....ich musste Draco erzählen, was du alles weißt.“ brachte sie stotternd hervor und senkte schuldig ihren Kopf. Hermine hingegen starrte sie einfach nur fassungslos an.
„WAS? Du hast es ihm erzählt? Ginny, du hast mir versprochen, das du es für dich behälst. Ich hab doch gesagt, das ich das nicht will. Wie konntest du nur?“ sie war wütend.
Jetzt hatte Draco doch wieder etwas in seiner Hand und sie musste damit rechnen, das er sie darauf ansprechen würde. Aber das sollte doch ganz anders laufen.
„Hermine, bitte! Es tut mir leid! Ich musste es ihm sagen. Er wollte es unbedingt wissen. Er hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Er dachte, dir wäre irgendwas zugestoßen. Ich konnte ihn nicht mehr anlügen!“
Ginny sah Hermine bittend ins Gesicht und hoffte, das sie ihr glaubte. Doch die war sich ziemlich unschlüssig. Sie war wirklich wütend, das Ginny ihr Vertrauen so ausgespielt hatte, aber die Tatsache, das er sich Sorgen machte, milderte ihre Laune wieder.
„Ja, ist....ist schon ok, Ginny. Er hätte es irgendwann sowieso erfahren. Da macht das jetzt auch nichts mehr.“ leicht lächelte sie Ginny an, die darüber ziemlich erleichtert war.
„Aber er wollte das aus einem bestimmten Grund wissen, Hermine. Und wenn du mich jetzt danach fragst, dann kann...“
„Nein, Ginny. Ich werde nicht danach fragen.“ sagte Hermine leise.
„Was? Warum denn nicht? Willst du nicht wissen, warum...“
„Nein! Ich will es nicht wissen. Also lass es einfach. Außerdem muss ich jetzt noch lernen.“ blockte Hermine ab und Ginny stand geschlagen auf. Mit einem letzten Blick sah sie zu ihrer Freundin hinunter, doch die machte keinen weiteren Anstalten und Ginny lies sie wieder alleine.
Lange, nachdem Ginny gegangen war, sah Hermine wieder auf. Sie hatte versucht zu lernen, aber es klappte nicht. Er wusste es, Draco wusste es. Ihr war klar, das der Tag irgendwann kommen würde, aber doch nicht so früh. Unter diesen Umständen konnte sie ihm nicht unter die Augen treten. Auch wenn sie mittlerweile doch ziemlich neugierig wurde, welchen Grund er hatte um mit Ginny zu reden. Sie konnte sich nicht helfen, aber in den letzten Tagen begann sie daran zu glauben, das alles wahr, alles echt war. Diese Erinnerungen, die Gefühle darin und auch das Vertrauen Draco gegenüber. Nein, sie musste sich von ihm fernhalten. Viel zu groß war die Wahrscheinlichkeit, das sich jemand dazu äußerte, zu unbedacht mit ihr sprach und dadurch Lucius Bedingungen in Kraft traten.
Sie wollte diese Erinnerungen nicht wieder verlieren, wollte diesen Draco nicht wieder verlieren. Hermine gefiel die Vorstellung, das ausgerechnet er es war, der ihr Herz anscheinend erobert hatte. Denn wenn das wirklich so war, dann hatte er sich stark verändert. Sie konnte spüren, das er eine bestimmte Bedeutung in ihrem Leben hatte. Spürte, das ihre Gefühle für ihn stark waren, denn sonst würde sie sich nicht so wohl in seiner Nähe fühlen. Sie müssten nur endlich diesen Zauber lösen, dann könnte alles gut werden. Vielleicht....vielleicht sollte sie ihn doch ansprechen, aber nur darauf. Nur mal kurz fragen, was er wusste. Doch dann schallt sie sich sofort für diesen Gedanken. Das wäre ein zu großes Risiko, für sie beide. Nein, auch das musste sie sein lassen. Und mit diesen resignierenden Gedanken begann sie erneut zu lernen.
Und dann war er da. Der alles entscheidende Samstag. Draco war schon ziemlich nervös aufgestanden und Blaise' fragenden Blicken aus dem Weg gegangen. Er hatte es niemandem erzählt und er würde es auch nicht tun. Seinem Plan gemäß würde er sich an diesem Morgen ganz normal beim Frühstück sehen lassen und dann direkt nach draußen gehen und apparieren . Auch um nochmal einen letzten Blick auf Hermine werfen zu können. Dieser Blick, der ihm zeigte wofür er das alles machte. Wofür er diese Reise auf sich nahm.
So saß er nun an seinem Haustisch und starrte unverhohlen zu ihr herüber. Sie lachte gerade über einen Satz von Weasleby und bemerkte ihn garnicht. Er sog diesen Anblick förmlich in sich auf und versuchte ihn in seinen Gedanken festzuhalten. Bald würde dieses ganze Versteckspiel nicht mehr nötig sein. Hoffte er zumindest. Er konnte nicht viel essen und entschied sich zu gehen.
„Bis später.“ sagte er knapp zu Blaise und verschwand.
In der Eingangshalle angekommen, kam ihm Professor McGonagall entgegen, in Begleitung von Lupin. Genervt stöhnte er auf. Konnte man ihn denn nicht einfach in Ruhe gehen lassen?
„Mister Malfoy! Ich hoffe sie verzeihen es mir, das ich Professor Lupin in alles miteinbezogen habe. Ich denke es wäre besser, wenn er mit ihnen geht.“ sagte die Schulleiterin ernst.
„Nein, das denke ich nicht!“ gab Draco knapp zur Antwort und wollte sich an ihnen vorbei drängen, doch Lupin hielt auf.
„Mister Ma...Draco! Denkst du etwa, das es Hermine hilft, wenn du bei Lucius umkommst? Du...“
„Wer sagt denn, das ich umkomme? Das hab ich bestimmt nicht vor und ich werde das alleine machen, Remus.“ er spie Lupins Vornamen verärgert aus.
Die beiden hatten sich noch nie so persönlich angesprochen. Aber nur wegen dieser...besonderen Situation mussten sie damit jetzt nicht anfangen.
„Würden sich mich also gehen lassen? Ich hab schließlich nicht viel Zeit und ich soll doch heute Abend wieder hier sein.“ böse sah er seine beiden Lehrer an, die einen kurzen Blick tauschten.
Dann gingen sie beide einen Schritt zur Seite, sodass Draco mittig an ihnen vorbei nach draußen gehen konnte. Hinter den Mauern von Hogwarts drehte er sich noch einmal um, sah zurück und apparierte dann.
Kurz danach stand er wieder auf festem Boden. Ein starker Wind wehte auf und der Himmel war verdunkelt. 'Wie passend!' dachte Draco. Dann sah er nach vorne. Die großen, metallenen Tore von Malfoy Manor thronten vor ihm auf. Es lagen keine Schutzzauber mehr um das Anwesen. Das Ministerium hatte es Lucius untersagt und selbst ein paar über das Gelände gelegt. Zudem sollte ein zusätzlicher Zauber verhindern, das Lucius' Versuche doch einen seiner Banne anzubringen, scheiterten. Draco schloss noch einmal die Augen, atmete tief durch und trat dann durch das Tor. Je weiter er den kiesigen Weg zum Haupthaus hinauf ging, umso mehr versuchte er seine Nervosität unter Kontrolle zu bringen.
Die große, schwere Eichentür glitt auf, ohne auch nur den leisesten Ton von sich zu geben. Die Eingangshalle sah aus wie immer. Nichts deutete mehr auf die Auseinandersetzung hin, die er mit seinem Vater dort ausgetragen hatte. Er schloss die Tür wieder und ging einige Schritte in den Raum hinein. Überall waren die Vorhänge zugezogen, sodass nur noch ein kleiner Lichtstrahl hindurch schien. Seine Nerven waren zum zerreißen angespannt, sein Pulsschlag erhöhte sich und sein Herz klopfte pochend gegen seine Brust. Lucius Ausbildung war doch nicht ganz umsonst gewesen.
Er hatte ihn eine ganze Zeit lang intensiv darin ausgebildet ein guter Todesser zu sein. Draco verschaffte sich kurz einen Überblick und bemerkte den leichten Lichtstrahl, der unter der Tür zu Lucius' Büro zu sehen war. Doch es war nichts zu hören. Nicht das kleinste Geräusch drang an sein Ohr. Wie ausgestorben langen die Räume vor ihm. Aber er wusste, das dem nicht so war. Er griff mit der rechten Hand in seinen Mantel und umklammerte fest seinen Zauberstab. Auf alles gefasst und sich selbst zur Vorsicht ermahnend ging er auf die Bürotür zu und öffnete sie.
Sie schwang nach innen auf, sodass Draco nur dreiviertel des Raumes sehen konnte. Auch hier waren die Vorhänge soweit zugezogen. Der befeuerte Kamin war die einzige Lichtquelle und genau vor ihm sah er den schweren Schreibtisch. Dahinter saß ein seelenruhiger Lucius und lächelte ihn fies an. Die Zeit in Askaban hatte an ihm keine Spuren hinterlassen. Er war älter geworden, hatte sich aber ansonsten nicht viel verändert. Er lehnte sich gemütlich zurück und verschränkte die Hände ineinander. Alleine das machte Draco fast rasend. Er blieb im Türrahmen stehen.
„Hallo Vater!“ kam es tonlos von ihm.
„Draco, mein lieber Sohn! Ich bin erfreut dich hier zu sehen. Ich hatte nicht mit deinem Besuch gerechnet.“ sagte er gespielt fröhlich. „Womit kann ich dir denn helfen?“
„Ich hätte gerne den Gegenfluch für den Zauber, den du auf Hermine gelegt hast.“ antwortete er prompt. Lucius lachte leise auf.
„Und du denkst allen ernstes, das ich ihn dir verraten werde? Einfach so?“
„Nein, aber vielleicht überraschst du mich ja.“
Draco versuchte etwas Zeit zu schinden. Es brachte bei Lucius nichts um den heißen Brei herumzureden, aber dennoch musste er überlegen mit welcher Taktik er vorgehen würde.
„Da werde ich dich leider enttäuschen müssen. Von mir erfährst du garnichts.“
Lucius Stimme hatte einen ernsten Ton angenommen. Draco machte ein paar Schritte in den Raum und stand nun ungefähr in der Mitte. Sein Vater hatte sich nicht einen Zentimeter bewegt. Draco entschied, das es keine Taktik gab. Er musste improvisieren.
„Du wirst es mir heute aber sagen. Ich werde nicht eher gehen, bis ich es weiß.“ sagte er kalt.
Seine Hand lag weiterhin sicher um seinen Zauberstab. Jetzt erhob sich auch Lucius und hatte die Hände stützend auf der Tischplatte abgelegt.
„Wirklich? Tja, dann...“ er sah seinen Sohn mitleidig an. „...wirst du wohl eine ganze Zeit hier sein.“
„Ich denke nicht. Denn wenn du mir diese Information sofort gibst, bin ich in fünf Minuten hier raus.“ gab er sicher zurück.
„Und warum willst du es wissen? Damit du deine kleine Schlammblutfreundin wieder zurück bekommst? Denkst du etwa, das ich den Zauber nur aus Spaß ausgesprochen habe, damit du zwei Monate später hier herkommen und ihn wieder auflösen kannst? Hast du aus meiner Strafe nichts gelernt? Du solltest mich besser kennen. Nichts wirst du von mir erfahren. GARNICHTS!“
Und ehe Draco auch nur etwas antworten konnte, bemerkte er das fast unmerkliche Nicken seines Vaters, der ihn nun wutverzerrt ansah. Keine zwei Sekunden später spürte er einen harten Schlag im Rücken und fiel bäuchlings zu Boden.
Die Tür fiel laut zurück ins Schloss. Draco drehte sich blitzschnell um und riss seinen Zauberstab empor. Über ihm stand ein gehässig lachender Yaxley, der auf in herabsah. Plötzlich stürzte er sich auf Draco und umgriff mit seinen Händen seine Kehle. Völlig überrumpelt musste Draco sich erstmal sammeln. Doch dann viel es ihm wieder ein. Yaxley hatte von Ministerium aus das Recht verwirkt einen Zauberstab tragen zu dürfen. Das machte ihm bewusst, das er seinen immernoch in der Hand hielt. Er wand sich etwas unter dem Todesser um besser zielen zu können und jagte ihm ein 'Stupor' in den Bauch. Yaxley wurde durch die Wucht nach oben gerissen und hart gegen die Tür geschleudert.
„Was machst du denn da, Yaxley? Er ist ein neunzehnjähriger Junge, denn wirst du doch wohl noch packen!“ donnerte Lucius, der weiterhin hinter seinem Schreibtisch stand und alles beobachtete.
Draco verlor keine Zeit und sprang wieder auf die Beine. Musste sich aber sofort ducken um Yaxleys Kinnhaken auszuweichen. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich zu dem Mann um und lies ihn einmal quer durch das Zimmer fliegen um ihm direkt danach magische Fesseln anzulegen. So lag er also Bewusstlos und Bewegungsunfähig auf dem Boden. Schwer atmend drehte sich Draco zu seinem Vater um.
„Ich hätte wissen müssen, das du nicht den Schneid hast, deine Drecksarbeit selber zu machen.“
Lucius war hinter dem Schreibtisch hervor gekommen und hatte nun auch seinen Zauberstab gezückt.
„Ja, das hättest du. Aber dafür das du nicht nachgedacht hast, bist du gut mit der Situation umgegangen. Da haben sich meine Lehrstunden doch wirklich ausgezahlt.“ er erhob seinen Arm in Draco's Richtung, sodass die schwarze Spitze des Stabs direkt auf ihn zeigte.
„Jedoch warne ich dich jetzt ein letztes Mal. Nutze diese Möglichkeit und verschwinde hier, oder du bekommst es mit mir zu tun.“
„Vor dir hab ich keine Angst mehr, Vater! Du hast mir in meinem Leben schon soviel angetan, da ist mir alles weitere auch egal.“
Und in diesem Moment zischte ein Zauber nur knapp an Draco's Ohr vorbei. Er beugte sich ganz automatisch zur Seite und sah in das triumphierende Gesicht seines Vaters. Ohne zu überlegen feuerte Draco einen Zauber ab, denn Lucius aber abwehren konnte.
„Du wirst sie nicht retten können! Das habe ich dir doch schon gesagt. Akzeptiere es endlich!“ flüsterte Lucius bedrohlich und feuerte einen erneuten Fluch ab, der Draco dazu zwang seinen Zauberstab fallen zu lassen.
Schlagartig griff er nach einer Vase, die in seiner Nähe stand und warf sie, doch Lucius lies sie klirrend zu Boden gehen. Diese Ablenkung nutze Draco um seinen Zauberstab wieder aufzuheben und einen erneuten Fluch abzufeuern. Den traf Lucius dann auch noch mitten in der Brust, sodass er auch zu Boden ging. Draco machte ein paar Schritte auf ihn zu und wollte noch einen Fluch abfeuern, da kamen ihm die Porzellansplitter der Vase entgegen und zogen tiefe Furchen in sein Gesicht und den Hals. Kleine Blutrinnsale liefen ihm über die Haut und er beschimpfte sich innerlich für seine Dummheit. Doch er hatte keine Zeit zum Nachdenken, denn sein Vater stand wieder und schickte ihm einen Zauber, der in mit voller Wucht traf und Draco hart auf den Rücken fallen lies. Er spürte den reißenden Schmerz in seinem linken Arm und fühlte etwas Warmes daran herunterlaufen. Diese Wunde war tief und raubte ihm die Luft. Lucius kam langsamen Schrittes auf ihn zu. Draco erkannte, das er vor dem Kamin auf dem Boden lag und sein Vater kam nun direkt vor ihm zu Stehen.
„Man sollte seinen eigenen Vater niemals unterschätzen, Draco. Doch das wirst du wohl nie lernen. Und wenn ich mit dir fertig bin, wirst du das auch garnicht mehr brauchen.“
Lucius Stimme war nur noch ein gefährliches Flüstern und in Draco stieg Panik auf. Jetzt würde er nicht mehr lange haben, wenn er sich nicht schnell etwas einfallen lassen würde. Kein Zauber, den er aussprach würde ihm etwas nutzen. Sein Vater wäre wohl auf alles gefasst. Schließlich hatte er ihm doch alles beigebracht. Draco musste sich etwas neues einfallen lassen. Wenn ihm dieser verdammt große Schreibtisch nur nicht die Sicht auf den restlichen Raum nehmen würde. Moment mal...der Schreibtisch! Natürlich, das war es. Mit seiner letzten Kraft riss er seinen Zauberstab hoch und lies, zu Lucius Überraschung, den schweren Tisch auf seinen Vater zufliegen, der ihn mit voller Wucht traf, ihm den Zauberstab aus der Hand gleiten lies und ihn unter sich am Boden begrub. Wild fluchend versuchte Lucius an seinen Zauberstab zu kommen, doch der lag zu weit weg. Noch ehe er versuchen konnte, den Schreibtisch hoch zu stemmen, hatte Draco ihn mit einem anderen Zauber erschwert und stand nun stark angeschlagen über seinem Vater.
„Den Gegenfluch, Lucius. Oder der Tisch wird dich zerquetschen.“ brachte er schwer atmend hervor. Er sah wie sein Vater angestrengt nachdachte und sich Sekunden später fluchend ärgerte. Das lies Draco triumphierend lächeln.
„Und du solltest niemals deinen Sohn unterschätzen. Deine zauberstablose Magie und ungesagten Zauber bringen dir nichts. Dafür hab ich bereits gesorgt, wie du jetzt merkst.“
„Und was, wenn ich es dir trotzdem nicht sage? Du wirst es nie...AUA!“ jammerte der sonst so harte Malfoy Senior, als Draco den Druck des Schreibtisches noch mehr verstärkte.
Draco musste seine letzten Kraftreserven und seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen um nicht bewusstlos zusammen zuklappen.
„Entscheide dich, Vater. Viele Auswahlmöglichkeiten hast du nämlich nicht. Und versuch ja nicht mich zu verarschen. Ein weiterer Zauber wird dafür Sorgen mir deine Lüge zu offenbaren.“
Wenn Lucius es geschafft hätte mit seinen Blicken zu töten, dann wäre Draco sicherlich nach hinten umgefallen. Aber der alte Malfoy erkannte es, wenn er verloren hatte. Und so sah es im Moment danach aus.
„Sinkantum Lerifoles.“ zischte er und wartete einen Moment ab. Als nichts geschah sprach er weiter. „Sinkantum Lerifoles! Das ist die Wahrheit, verdammt nochmal!“
„Danke, Vater!“ erwiderte er kalt, aber weiter kam er nicht mehr.
Hinter ihm war ein lautes Krachen zu hören, Holz flog ihm um die Ohren und plötzlich wurde alles schwarz um ihn herum und er fiel Ohnmächtig zur Seite.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 18: Getrübter Erfolg
Stimmen. Da waren plötzlich Stimmen. Langsam kamen seine Sinne wieder zurück und er versuchte sich zu bewegen. Die bleierne Schwere auf seinem Körper jedoch verflog nur langsam. Die Stimmen wurden immer lauter und er begann zu blinzeln. Der Raum war in flutendes Licht getränkt, was die Schuld eines klaffenden Loches in der Häuserwand war. Draco lag auf dem Rücken und musste seinen Kopf etwas zu Seite drehen um mehr zu erkennen. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und er sah im Raum umher.
An der gegenüberliegenden Wand saß Yaxley, immernoch von den Fesseln umrundet, aber in aufgerichteter Position. Direkt daneben saß sein Vater, auch gefesselt und anscheinend bewusstlos. Wo war der Tisch? Wer hat das getan? Er musste sich aufrichten und Herr über die Lage werden. Doch er konnte sich nur auf die Ellbogen abstützen. Kaum hatte er das getan, spürte er eine Hand an seinem unverletzten Arm und hörte eine beruhigende Stimme.
„Draco, du bist wach? Ist alles in Ordnung oder hast du noch mehr Verletzungen, als die an Gesicht und Hals?“ fragte Remus vorsichtig, der Draco dabei halt sich aufzusetzen.
Der Blonde konnte nicht sprechen und deutete nur zaghaft auf seinen Arm. Remus erkannte sofort die Schwere der Wunde und heilte sie zuerst, ehe er sich an die anderen Schrammen und Kratzer machte. Währenddessen sah Draco sich weiter um. Dann erkannte er auch noch Arthur Weasley und Kingsley Shaklebolt. Beide standen nun bei den zwei gefangenen Männern und beobachteten sie. Remus verfolgte Draco's Blick.
„Nachdem du gegangen bist, bin ich bei Professor McGonagall geblieben und wir haben zu Arthur gefloht. Kingsley war gerade zufällig bei ihm zu Besuch und hat sich sofort bereit erklärt zu helfen, nachdem Minerva mit dem Erzählen geendet hatte. Wir haben darauf gewartet, das ihr Zauber auf dir losgeht. Und als er sich bemerkbar machte, sind wir alle sofort los. Kaum waren wir hier drin, bist du auch schon ohnmächtig geworden.“ Remus hatte gerade die letzte Stelle geheilt und reichte ihm nun einen Trank, den er vorsichtshalber eingesteckt hatte.
„Was...was passiert mit den Zwei?“ krächzte Draco, nachdem er die blaue Flüssigkeit geschluckt hatte.
„Sie werden eine erneute Anhörung bekommen und dann wohl endgültig zurück nach Askaban geschickt.“ ertönte nun Arthurs Stimme, der Draco freundlich anlächelte. „Sie haben immerhin einen Angriff mit Versuch auf Körperverletzung gegen ein Ordensmitglied gestartet. Bei deren Vergangenheit ein Verstoß gegen ihre Auflage. Kingsley? Ich glaube, du kannst sie Sorgenfrei mitnehmen.“
Der Dunkelhäutige Auror stand auf, legte einen erneuten Zauber auf die zwei Gefangenen und lies sie dann neben sich her schweben.
„Gut. Artuhr, wir sehen uns dann später im Ministerium.“ und damit war er auch schon verschwunden.
Arthur inspizierte weiterhin das Büro und setzte die kaputten Dinge wieder zusammen. Remus saß immernoch bei Draco am Boden, der langsam wieder Farbe im Gesicht bekam.
„Hat Lucius es dir gesagt? Hast du es aus ihm herausbekommen?“
Draco war von Remus Fragen etwas verwirrt, aber dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Und ein unheimliches Glücksgefühl durchströmte ihn. Es war soweit. Er hatte den Gegenfluch und konnte Hermine endlich von dem Zauber lösen. Er würde sie zurück bekommen und er war noch an einem Stück. Die Verletzungen waren geheilt und er spürte keine Schmerzen mehr.
„Ja, ich hab es. Und deshalb muss ich jetzt auch zurück.“ und damit erhob er sich und ging nach draußen.
Am Ende des Kiesweges trat er durch das Tor, drehte sich noch einmal um und apparierte dann zurück nach Hogwarts. Vor den Mauern angekommen, starrte er einen Moment zum Schloss hinauf. Er versicherte sich gedanklich nochmal, das er den Spruch auch nicht vergessen hatte und überlegte dann, wie er Hermine am besten begegnen sollte. Er fragte sich, ob es überhaupt nötig war etwas zu sagen, sie vorzuwarnen. Er könnte sie doch einfach so von dem Zauber erlösen. Sie würde ihre Erinnerungen einfach zurück bekommen. Doch dann würde sie sich wohl fragen, warum sie es auf einmal wieder wusste. Würde keine Ruhe geben, bis sie es wusste und ihm dann vielleicht sogar noch ein paar Vorhaltungen machen, das er sie nicht wenigstens darauf vorbereitet hatte. Nein, er würde es ihr sagen und sie dann erlösen.
So schritt er den Weg hinauf, den er vor ein paar Stunden erst runtergegangen war. Durch das Portal hindurch betrat er die Stufen zur Eingangshalle und als er diese gerade betreten wollte, verschlug es ihm den Atem. Er war nicht darauf gefasst, was er zu sehen bekam und es lies in ihm die blinde Wut aufsteigen.
Hermine kam gerade aus der großen Halle und wollte sich auf den Weg in die Bibliothek machen. Sie hatte zusammen mit Luna an ihrer Astronomie-Arbeit gewerkelt und sie hatten soweit alles fertig. Nur ein Punkt musste noch abgehandelt werden und während Luna lieber weiterhin auf der Sternkarte malte, beschloss Hermine das erforderliche Buch holen zu gehen. Sie wusste es ja sowieso besser, nach welchem sie suchen mussten. Luna war damit völlig einverstanden und summte fröhlich ein Lied, als Hermine aufstand und hinaus ging. Sie wollte sich gerade der Treppe zuwenden, als sie von einer Hand am Arm gefasst und sanft aber bestimmend umgedreht wurde. Nachdem sie die Person erkannte, riss sie sich los und sah ihn böse an.
„Was willst du, Ben?“ fragte sie gereizt.
„Nochmal mit dir reden, allein! Ohne deine beiden Wachhunde oder der blonden Schlange.“
„Es gibt aber nichts zu reden, also lass mich in Ruhe!“
„Nein, das werde ich nicht. Versteh doch, es tut mir wirklich leid.“
„Das interessiert mich aber nicht. Du warst nur auf deinen persönlichen Vorteil aus.“ langsam wurde sie wütend.
„Das ist nicht wahr. Jetzt lass mich doch erstmal erklären...“
„Es gibt nichts zu erklären, Ben! Und außerdem muss ich los.“ sie wollte sich gerade wieder umdrehen und gehen, als er sie an den Oberarmen packte und leicht schüttelte.
„Hör mir doch mal zu. Ich hab das nicht mit Absicht gemacht. Aber immerhin wollten wir sehen, wie es mit uns beiden laufen würde und du hast dich im Krankenflügel so um mich gekümmert. Da dachte ich mir, das du vielleicht bereit wärst auch einen Schritt weiter zu gehen. Ich hätte dich fragen sollen...“
„Ja, das hättest du.“ Hermine hatte keine Lust mehr ihm zuzuhören. „Aber das ist jetzt auch egal. Und vorallem hast du kein Recht einfach Sachen zu behaupten oder anzunehmen, die nicht mal stimmen. Also lass mich ein für alle mal in Ruhe!“
„Das kann ich aber nicht!“
„Das ist mir egal! Ich will, das du mich endlich in Ruhe lässt. Versta....“ doch weiter kam sie nicht mehr.
Ben hatte plötzliches dieses Aufblitzen in den Augen und dann waren auch schon seine Lippen auf ihren. Hermine versuchte sich zu wehren, aber Ben verstärkte den Griff um ihre Schulter, sodass sie ihre Hände auf seiner Brust platzieren musste. Er machte nicht den Anschein als wolle er sie jemals wieder loslassen und so bemerkten sie auch Draco nicht, der plötzlich in der Tür zur Eingangshalle stand und sie anstarrte. Nach ein paar Minuten ohne Veränderung stürmte er davon, von den Zweien weiterhin unbemerkt.
Irgendwann merkte Hermine, das Ben seinen Griff lockerte. 'Jetzt denkt er wohl, das ich mich wieder auf ihn einlasse, der Idiot!' Dachte sie sich im Stillen und schaffte es, ihn mit einem gewaltigen Schubs davon zustoßen. Bevor Ben auch nur realisieren konnte, was geschehen war, verpasste Hermine ihm erneut eine saftige Ohrfeige. Ihr Handabdruck zeichnete sich deutlich auf seiner Wange ab, während sie voller Zorn und schwer atmend vor ihm stand.
„Lass endlich deine dreckigen Finger von mir. Geht das jetzt in deinen Schädel oder muss ich es dir aufschreiben?“ mit einem letzten, bösen Blick, der hätte töten können lief sie dann hinauf in Richtung der Bibliothek.
Er fasste es nicht. Das war doch nicht die Möglichkeit. Ziellos lief er mit geballten Fäusten durch die Gänge. Jeder, der ihm entgegenkam, sah seinen finsteren Blick und machte sich aus dem Staub oder versuchte nicht, sich ihm in den Weg zu stellen. Doch Draco fiel das garnicht wirklich auf. Er war einfach nur wütend und enttäuscht. Er hatte sich die ganze Woche über zurückgehalten und war Hermine aus dem Weg gegangen. Dann hatte er erfahren, das sie alles wusste und eben hatte er sein Leben für sie riskiert. Doch was macht sie? Die war zu diesem Trottel zurück gelaufen. Hat sich ihm um den Hals geschmissen und das auch noch völlig ungeniert in der Eingangshalle, wo sie jeder sehen konnte.
Als würde sie vor der Tatsache flüchten, das ihr Leben mit Draco und die ganzen Gefühle Wirklichkeit war. Also ob sie ihn....ja, vergessen wollte. Abrupt blieb er stehen und schlug mit der Faust gegen die Wand. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso tat sie das? Wieso konnte sie sich nicht einfach eingestehen, das es nunmal so war, wie es war und mit ihm reden? Er musste sich irgendwie abreagieren. Draco lief weiter und bog irgendwann in einen weniger belebten Gang ab. Kopfschüttelnd lief er weiter, als ihn plötzlich jemand ansprach.
„Hallo Draco!“ kam es freundlich von Mandy, doch er gab keine Antwort. „Geht es dir nicht gut?“ fragte sie nun besorgt. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts gutes. Dann blieb er stehen und sah die Blonde an.
„Nein, es geht mir nicht gut.“ sagte er gereizt. Mandy verstand sofort.
„Hermine?“ fragte sie vorsichtig und ging ein Stück auf ihn zu. Sein Blick sagte ihr alles. „Willst du darüber reden?“
„Nein, will ich nicht.“ seine Stimme klang scharf und Mandy spürte, das etwas schlimmes vorgefallen sein musste. Sie kam noch ein Stück näher und legte ihm eine Hand an die Wange.
„Ok. Aber...soll ich dich dann vielleicht ein bisschen ablenken?“
Draco sah auf Mandy hinab, die dieses verschmitzte Lächeln im Gesicht trug. Er rang mit sich selber, denn er wusste genau, was sie meinte. Er war sich nicht sicher ob er das tun konnte. Aber Hermine tat das doch anscheinend auch und sie waren offiziell ja nicht zusammen. Sie würde es wohl nie erfahren. Doch das war falsch, das wusste er genau. Und wenn sie es irgendwann doch herausfinden würde, würde sie wohl nicht einfach so darüber hinwegsehen. Konnte er dieses Risiko eingehen?
Eigentlich wollte Hermine zur Bibliothek gehen, aber Bens Auftritt beschäftigte sie immernoch. Der Kerl war doch echt zum Abgewöhnen. Er hörte ihr überhaupt nicht zu und überging sie völlig. Selbst das Ohrfeigen schien nichts zu bringen. Wie sie sich nur so in einem Menschen täuschen konnte verstand sie immernoch nicht. Aber es ärgerte sie wirklich ungemein. Diese Dreistigkeit, die diese Person an den Tag legte, war nicht zu übertreffen. Vergessen waren die Gedanken an das Buch, die Astronomieaufgabe und das Luna in der großen Halle auf sie wartete. Während sie weiterlief begutachtete sie ihre Umgebung jetzt etwas deutlicher. Nach ein paar weiteren Schritte blieb sie stehen. Dieser Gang kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor und er war unheimlich still. Seit geraumer Zeit war ihr nicht mal mehr ein anderer Schüler über den Weg gelaufen, sie war völlig allein.
Verwirrt bog sie um die nächste Ecke und wollte sich gerade zum gehen wenden, als sie etwas hörte. Es klang wie ein leises Zischen. Neugierig geworden ging sie langsam weiter in den Gang. Je näher sie kam umso mehr veränderte sich das Geräusch und es schien aus einer kleinen verborgenen Nische zu kommen. In diesen paar Metern war der Gang ziemlich spärlich belichtet und nur die paar Lichtstrahlen aus den wenigen Fenstern tanzten etwas an den Wänden entlang.
Dann wurde Hermine bewusst, das es kein Zischen, sondern ein leises Stöhnen war. Ja, es war ein Stöhnen, das eindeutig von einer Frauenstimme kam. Da schienen sich wohl zwei Schüler heimlich zu vergnügen. Anstandshalber sollte sie sich jetzt umdrehen und wieder verschwinden, doch ihre Neugier gewann erneut. Sie wollte niemanden verpetzen, aber trotzdem interessierte sie es brennend, wer das war. Also schlich sie ganz vorsichtig zu der Stelle und versuchte keine unnötigen Geräusche zu machen. Dann stand sie genau davor und erkannte etwas weiter hinten zwei Personen. Es dauerte einen Moment ehe ihre Augen sich an das noch spärlichere Licht in der Nische gewöhnten, als sie vor Schreck völlig starr wurde. Das war nicht einfach irgendwer, sondern es war Draco. Und wie es aussah war die Frau Mandy Brocklehurst.
Von ihr ging das Stöhnen aus. Draco hatte sie auf seinen Armen, während sie ihre Hände um seinen Nacken gelegt hatte. Seine Stirn lag auf ihrer Schulter und ihr Rücken rutschte bei jedem Stoß die Wand ein Stück weiter hoch. Das konnte doch nicht sein, sie träumte nur. Nein, das war nicht er. Sie verwechselte ihn. Schlagartig liefen ihr stumme Tränen über die Wangen, sie hatte einen unheimlichen Druck auf der Brust und etwas zerbrach dahinter. Sie gab immernoch keinen Laut von sich und die beiden bemerkten sie immernoch nicht.
Und dann schlug der Nebel wieder eine Welle über sie. Nur blieb er dieses Mal nicht dicht auf ihr liegen, denn plötzlich war alles wieder da. Sie sah die ganzen Ereignisse, die Erinnerungen an das Leben, das Lucius sie vergessen lies, in Windeseile an sich vorbeiziehen. Auch die Bilder, die ihr in den letzten Wochen erschienen waren fügten sich nun in alles hinein. Das Puzzle setzte sich vollends zusammen und zeigte ihr das große Bild, das am Schluss entstand. Doch dann hielten die Bilder an und eine Szene, die letzte Szene wie sie wusste, zeigte sich ihr in voller Länge.
Die Sonne stand schon tief am Horizont und durch die Schlossfenster konnte Hermine erkennen, das der Himmel sich langsam aber stetig in ein Azurblau verwandelte.
Draco zog sie hinter sich her. Hermine fiel es schwer sich zu bewegen und so musste er das übernehmen.
Die Panik der bevorstehenden Ereignisse lies sie fast hysterisch werden und immer wieder versuchte sie die Tränen zu unterdrücken.
Vor einem alten Klassenzimmer blieb er stehen und ging mit ihr hinein. Hier stand bloß ein altes Pult ein paar kaputte Stühle.
Draco lies einige Kerzen erscheinen und zauberte ein großes Bett herbei. Hermine stand am Fenster und sah nach draußen. Sie sah hinunter auf die Hütte von...von...oh nein!
Den Namen wusste sie doch bis eben noch! Es hörte nicht auf, es ging immer weiter.
Sie schlang ihre Arme um sich selbst und drehte sich zu ihrem Geliebten um. Der sah sie besorgt an und wartete ab.
„Es geht los.“ sagte sie leise. „Ich fange an immer mehr Dinge zu vergessen.“
Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und legte leicht seine Arme um sie. Hermine krallte ihre Hände in sein Hemd.
„Es hat heute morgen schon angefangen. Zuerst waren es nur wenige Sachen und jetzt....“ sie begann zu schluchzen und schloss verzweifelt die Augen.
Draco strich ihr beruhigend über den Rücken, brachte aber selber kein Wort raus.
„Ich will dich nicht vergessen, Draco. Nicht nach allem was wir....“ weiter lies er sie nicht reden.
Er verschloss ihren Mund mit einem leidenschaftlichen und doch verzweifelten Kuss.
Hermine wurde so fest an seine Brust gezogen, das es sie fast schmerzte. Nur war es ihr egal.
Das würde schließlich das letzte Mal sein, das dass ginge. Dann brach Draco den Kuss ab und sah ihr tief in die Augen.
„Ich liebe dich, Hermine. Hörst du? Und das wird für immer so bleiben!“
Zu mehr war er nicht in der Lage und küsste sie deshalb von neuem. Heute Nacht würden sie nicht alleine bleiben. Nicht heute.
Als Hermine die Nische mit den zwei Personen vor sich wieder deutlich erkannte, atmete sie einmal aus. Natürlich, dieses Klassenzimmer! Das war genau das selbe, in dem sie damals aufwachte. Und jetzt wurde ihr auch klar, warum sie sich nicht erinnern konnte wie sie mit Draco dort hinkam. Das war die letzte Nacht, bevor sie alles vergessen hatte. Bevor der Zauber von Lucius zu wirken begonnen hatte. Und jetzt stand er hier vor ihr in der Abgeschiedenheit und hatte Sex mit einer anderen Frau. Sie konnte sich nicht bewegen, nicht blinzeln, noch nicht mal atmen.
Doch dann sah Mandy im Rausch der Gefühle plötzlich kurz in ihre Richtung und verstummte augenblicklich. Ihr Augen weiteten sich geschockt und sie begann an Draco zu rütteln. Der lies sich zuerst nicht davon stören, doch dann sah er mit einem bösen Blick auf. Mandy deutete daraufhin durch ein kurzes Nicken in Hermines Richtung und Draco wandte den Kopf. Ruckartig lies er von Mandy ab, lies ihre Füße wieder auf den Boden, zog seine Hose hoch und verschloss sie. Mandy richtete ihre Kleidung ebenfalls und Draco wollte sich gerade auf Hermine zubewegen, doch die hob nur stoppend ihre Hand. Sie schüttelte leicht den Kopf und begann sich zu sammeln. Ihr ganzer Körper bebte und sie atmete sichtlich schwer. Draco war noch blasser, als er es sowieso schon war und stand völlig paralysiert in dieser bizarren Situation. Als Hermine endlich sprechen konnte klag ihre Stimme leise und gequält.
„Und du hast gesagt, das du mich für immer liebst?“
Stimmen. Da waren plötzlich Stimmen. Langsam kamen seine Sinne wieder zurück und er versuchte sich zu bewegen. Die bleierne Schwere auf seinem Körper jedoch verflog nur langsam. Die Stimmen wurden immer lauter und er begann zu blinzeln. Der Raum war in flutendes Licht getränkt, was die Schuld eines klaffenden Loches in der Häuserwand war. Draco lag auf dem Rücken und musste seinen Kopf etwas zu Seite drehen um mehr zu erkennen. Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht und er sah im Raum umher.
An der gegenüberliegenden Wand saß Yaxley, immernoch von den Fesseln umrundet, aber in aufgerichteter Position. Direkt daneben saß sein Vater, auch gefesselt und anscheinend bewusstlos. Wo war der Tisch? Wer hat das getan? Er musste sich aufrichten und Herr über die Lage werden. Doch er konnte sich nur auf die Ellbogen abstützen. Kaum hatte er das getan, spürte er eine Hand an seinem unverletzten Arm und hörte eine beruhigende Stimme.
„Draco, du bist wach? Ist alles in Ordnung oder hast du noch mehr Verletzungen, als die an Gesicht und Hals?“ fragte Remus vorsichtig, der Draco dabei halt sich aufzusetzen.
Der Blonde konnte nicht sprechen und deutete nur zaghaft auf seinen Arm. Remus erkannte sofort die Schwere der Wunde und heilte sie zuerst, ehe er sich an die anderen Schrammen und Kratzer machte. Währenddessen sah Draco sich weiter um. Dann erkannte er auch noch Arthur Weasley und Kingsley Shaklebolt. Beide standen nun bei den zwei gefangenen Männern und beobachteten sie. Remus verfolgte Draco's Blick.
„Nachdem du gegangen bist, bin ich bei Professor McGonagall geblieben und wir haben zu Arthur gefloht. Kingsley war gerade zufällig bei ihm zu Besuch und hat sich sofort bereit erklärt zu helfen, nachdem Minerva mit dem Erzählen geendet hatte. Wir haben darauf gewartet, das ihr Zauber auf dir losgeht. Und als er sich bemerkbar machte, sind wir alle sofort los. Kaum waren wir hier drin, bist du auch schon ohnmächtig geworden.“ Remus hatte gerade die letzte Stelle geheilt und reichte ihm nun einen Trank, den er vorsichtshalber eingesteckt hatte.
„Was...was passiert mit den Zwei?“ krächzte Draco, nachdem er die blaue Flüssigkeit geschluckt hatte.
„Sie werden eine erneute Anhörung bekommen und dann wohl endgültig zurück nach Askaban geschickt.“ ertönte nun Arthurs Stimme, der Draco freundlich anlächelte. „Sie haben immerhin einen Angriff mit Versuch auf Körperverletzung gegen ein Ordensmitglied gestartet. Bei deren Vergangenheit ein Verstoß gegen ihre Auflage. Kingsley? Ich glaube, du kannst sie Sorgenfrei mitnehmen.“
Der Dunkelhäutige Auror stand auf, legte einen erneuten Zauber auf die zwei Gefangenen und lies sie dann neben sich her schweben.
„Gut. Artuhr, wir sehen uns dann später im Ministerium.“ und damit war er auch schon verschwunden.
Arthur inspizierte weiterhin das Büro und setzte die kaputten Dinge wieder zusammen. Remus saß immernoch bei Draco am Boden, der langsam wieder Farbe im Gesicht bekam.
„Hat Lucius es dir gesagt? Hast du es aus ihm herausbekommen?“
Draco war von Remus Fragen etwas verwirrt, aber dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Und ein unheimliches Glücksgefühl durchströmte ihn. Es war soweit. Er hatte den Gegenfluch und konnte Hermine endlich von dem Zauber lösen. Er würde sie zurück bekommen und er war noch an einem Stück. Die Verletzungen waren geheilt und er spürte keine Schmerzen mehr.
„Ja, ich hab es. Und deshalb muss ich jetzt auch zurück.“ und damit erhob er sich und ging nach draußen.
Am Ende des Kiesweges trat er durch das Tor, drehte sich noch einmal um und apparierte dann zurück nach Hogwarts. Vor den Mauern angekommen, starrte er einen Moment zum Schloss hinauf. Er versicherte sich gedanklich nochmal, das er den Spruch auch nicht vergessen hatte und überlegte dann, wie er Hermine am besten begegnen sollte. Er fragte sich, ob es überhaupt nötig war etwas zu sagen, sie vorzuwarnen. Er könnte sie doch einfach so von dem Zauber erlösen. Sie würde ihre Erinnerungen einfach zurück bekommen. Doch dann würde sie sich wohl fragen, warum sie es auf einmal wieder wusste. Würde keine Ruhe geben, bis sie es wusste und ihm dann vielleicht sogar noch ein paar Vorhaltungen machen, das er sie nicht wenigstens darauf vorbereitet hatte. Nein, er würde es ihr sagen und sie dann erlösen.
So schritt er den Weg hinauf, den er vor ein paar Stunden erst runtergegangen war. Durch das Portal hindurch betrat er die Stufen zur Eingangshalle und als er diese gerade betreten wollte, verschlug es ihm den Atem. Er war nicht darauf gefasst, was er zu sehen bekam und es lies in ihm die blinde Wut aufsteigen.
Hermine kam gerade aus der großen Halle und wollte sich auf den Weg in die Bibliothek machen. Sie hatte zusammen mit Luna an ihrer Astronomie-Arbeit gewerkelt und sie hatten soweit alles fertig. Nur ein Punkt musste noch abgehandelt werden und während Luna lieber weiterhin auf der Sternkarte malte, beschloss Hermine das erforderliche Buch holen zu gehen. Sie wusste es ja sowieso besser, nach welchem sie suchen mussten. Luna war damit völlig einverstanden und summte fröhlich ein Lied, als Hermine aufstand und hinaus ging. Sie wollte sich gerade der Treppe zuwenden, als sie von einer Hand am Arm gefasst und sanft aber bestimmend umgedreht wurde. Nachdem sie die Person erkannte, riss sie sich los und sah ihn böse an.
„Was willst du, Ben?“ fragte sie gereizt.
„Nochmal mit dir reden, allein! Ohne deine beiden Wachhunde oder der blonden Schlange.“
„Es gibt aber nichts zu reden, also lass mich in Ruhe!“
„Nein, das werde ich nicht. Versteh doch, es tut mir wirklich leid.“
„Das interessiert mich aber nicht. Du warst nur auf deinen persönlichen Vorteil aus.“ langsam wurde sie wütend.
„Das ist nicht wahr. Jetzt lass mich doch erstmal erklären...“
„Es gibt nichts zu erklären, Ben! Und außerdem muss ich los.“ sie wollte sich gerade wieder umdrehen und gehen, als er sie an den Oberarmen packte und leicht schüttelte.
„Hör mir doch mal zu. Ich hab das nicht mit Absicht gemacht. Aber immerhin wollten wir sehen, wie es mit uns beiden laufen würde und du hast dich im Krankenflügel so um mich gekümmert. Da dachte ich mir, das du vielleicht bereit wärst auch einen Schritt weiter zu gehen. Ich hätte dich fragen sollen...“
„Ja, das hättest du.“ Hermine hatte keine Lust mehr ihm zuzuhören. „Aber das ist jetzt auch egal. Und vorallem hast du kein Recht einfach Sachen zu behaupten oder anzunehmen, die nicht mal stimmen. Also lass mich ein für alle mal in Ruhe!“
„Das kann ich aber nicht!“
„Das ist mir egal! Ich will, das du mich endlich in Ruhe lässt. Versta....“ doch weiter kam sie nicht mehr.
Ben hatte plötzliches dieses Aufblitzen in den Augen und dann waren auch schon seine Lippen auf ihren. Hermine versuchte sich zu wehren, aber Ben verstärkte den Griff um ihre Schulter, sodass sie ihre Hände auf seiner Brust platzieren musste. Er machte nicht den Anschein als wolle er sie jemals wieder loslassen und so bemerkten sie auch Draco nicht, der plötzlich in der Tür zur Eingangshalle stand und sie anstarrte. Nach ein paar Minuten ohne Veränderung stürmte er davon, von den Zweien weiterhin unbemerkt.
Irgendwann merkte Hermine, das Ben seinen Griff lockerte. 'Jetzt denkt er wohl, das ich mich wieder auf ihn einlasse, der Idiot!' Dachte sie sich im Stillen und schaffte es, ihn mit einem gewaltigen Schubs davon zustoßen. Bevor Ben auch nur realisieren konnte, was geschehen war, verpasste Hermine ihm erneut eine saftige Ohrfeige. Ihr Handabdruck zeichnete sich deutlich auf seiner Wange ab, während sie voller Zorn und schwer atmend vor ihm stand.
„Lass endlich deine dreckigen Finger von mir. Geht das jetzt in deinen Schädel oder muss ich es dir aufschreiben?“ mit einem letzten, bösen Blick, der hätte töten können lief sie dann hinauf in Richtung der Bibliothek.
Er fasste es nicht. Das war doch nicht die Möglichkeit. Ziellos lief er mit geballten Fäusten durch die Gänge. Jeder, der ihm entgegenkam, sah seinen finsteren Blick und machte sich aus dem Staub oder versuchte nicht, sich ihm in den Weg zu stellen. Doch Draco fiel das garnicht wirklich auf. Er war einfach nur wütend und enttäuscht. Er hatte sich die ganze Woche über zurückgehalten und war Hermine aus dem Weg gegangen. Dann hatte er erfahren, das sie alles wusste und eben hatte er sein Leben für sie riskiert. Doch was macht sie? Die war zu diesem Trottel zurück gelaufen. Hat sich ihm um den Hals geschmissen und das auch noch völlig ungeniert in der Eingangshalle, wo sie jeder sehen konnte.
Als würde sie vor der Tatsache flüchten, das ihr Leben mit Draco und die ganzen Gefühle Wirklichkeit war. Also ob sie ihn....ja, vergessen wollte. Abrupt blieb er stehen und schlug mit der Faust gegen die Wand. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Wieso tat sie das? Wieso konnte sie sich nicht einfach eingestehen, das es nunmal so war, wie es war und mit ihm reden? Er musste sich irgendwie abreagieren. Draco lief weiter und bog irgendwann in einen weniger belebten Gang ab. Kopfschüttelnd lief er weiter, als ihn plötzlich jemand ansprach.
„Hallo Draco!“ kam es freundlich von Mandy, doch er gab keine Antwort. „Geht es dir nicht gut?“ fragte sie nun besorgt. Sein Gesichtsausdruck verriet nichts gutes. Dann blieb er stehen und sah die Blonde an.
„Nein, es geht mir nicht gut.“ sagte er gereizt. Mandy verstand sofort.
„Hermine?“ fragte sie vorsichtig und ging ein Stück auf ihn zu. Sein Blick sagte ihr alles. „Willst du darüber reden?“
„Nein, will ich nicht.“ seine Stimme klang scharf und Mandy spürte, das etwas schlimmes vorgefallen sein musste. Sie kam noch ein Stück näher und legte ihm eine Hand an die Wange.
„Ok. Aber...soll ich dich dann vielleicht ein bisschen ablenken?“
Draco sah auf Mandy hinab, die dieses verschmitzte Lächeln im Gesicht trug. Er rang mit sich selber, denn er wusste genau, was sie meinte. Er war sich nicht sicher ob er das tun konnte. Aber Hermine tat das doch anscheinend auch und sie waren offiziell ja nicht zusammen. Sie würde es wohl nie erfahren. Doch das war falsch, das wusste er genau. Und wenn sie es irgendwann doch herausfinden würde, würde sie wohl nicht einfach so darüber hinwegsehen. Konnte er dieses Risiko eingehen?
Eigentlich wollte Hermine zur Bibliothek gehen, aber Bens Auftritt beschäftigte sie immernoch. Der Kerl war doch echt zum Abgewöhnen. Er hörte ihr überhaupt nicht zu und überging sie völlig. Selbst das Ohrfeigen schien nichts zu bringen. Wie sie sich nur so in einem Menschen täuschen konnte verstand sie immernoch nicht. Aber es ärgerte sie wirklich ungemein. Diese Dreistigkeit, die diese Person an den Tag legte, war nicht zu übertreffen. Vergessen waren die Gedanken an das Buch, die Astronomieaufgabe und das Luna in der großen Halle auf sie wartete. Während sie weiterlief begutachtete sie ihre Umgebung jetzt etwas deutlicher. Nach ein paar weiteren Schritte blieb sie stehen. Dieser Gang kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor und er war unheimlich still. Seit geraumer Zeit war ihr nicht mal mehr ein anderer Schüler über den Weg gelaufen, sie war völlig allein.
Verwirrt bog sie um die nächste Ecke und wollte sich gerade zum gehen wenden, als sie etwas hörte. Es klang wie ein leises Zischen. Neugierig geworden ging sie langsam weiter in den Gang. Je näher sie kam umso mehr veränderte sich das Geräusch und es schien aus einer kleinen verborgenen Nische zu kommen. In diesen paar Metern war der Gang ziemlich spärlich belichtet und nur die paar Lichtstrahlen aus den wenigen Fenstern tanzten etwas an den Wänden entlang.
Dann wurde Hermine bewusst, das es kein Zischen, sondern ein leises Stöhnen war. Ja, es war ein Stöhnen, das eindeutig von einer Frauenstimme kam. Da schienen sich wohl zwei Schüler heimlich zu vergnügen. Anstandshalber sollte sie sich jetzt umdrehen und wieder verschwinden, doch ihre Neugier gewann erneut. Sie wollte niemanden verpetzen, aber trotzdem interessierte sie es brennend, wer das war. Also schlich sie ganz vorsichtig zu der Stelle und versuchte keine unnötigen Geräusche zu machen. Dann stand sie genau davor und erkannte etwas weiter hinten zwei Personen. Es dauerte einen Moment ehe ihre Augen sich an das noch spärlichere Licht in der Nische gewöhnten, als sie vor Schreck völlig starr wurde. Das war nicht einfach irgendwer, sondern es war Draco. Und wie es aussah war die Frau Mandy Brocklehurst.
Von ihr ging das Stöhnen aus. Draco hatte sie auf seinen Armen, während sie ihre Hände um seinen Nacken gelegt hatte. Seine Stirn lag auf ihrer Schulter und ihr Rücken rutschte bei jedem Stoß die Wand ein Stück weiter hoch. Das konnte doch nicht sein, sie träumte nur. Nein, das war nicht er. Sie verwechselte ihn. Schlagartig liefen ihr stumme Tränen über die Wangen, sie hatte einen unheimlichen Druck auf der Brust und etwas zerbrach dahinter. Sie gab immernoch keinen Laut von sich und die beiden bemerkten sie immernoch nicht.
Und dann schlug der Nebel wieder eine Welle über sie. Nur blieb er dieses Mal nicht dicht auf ihr liegen, denn plötzlich war alles wieder da. Sie sah die ganzen Ereignisse, die Erinnerungen an das Leben, das Lucius sie vergessen lies, in Windeseile an sich vorbeiziehen. Auch die Bilder, die ihr in den letzten Wochen erschienen waren fügten sich nun in alles hinein. Das Puzzle setzte sich vollends zusammen und zeigte ihr das große Bild, das am Schluss entstand. Doch dann hielten die Bilder an und eine Szene, die letzte Szene wie sie wusste, zeigte sich ihr in voller Länge.
Die Sonne stand schon tief am Horizont und durch die Schlossfenster konnte Hermine erkennen, das der Himmel sich langsam aber stetig in ein Azurblau verwandelte.
Draco zog sie hinter sich her. Hermine fiel es schwer sich zu bewegen und so musste er das übernehmen.
Die Panik der bevorstehenden Ereignisse lies sie fast hysterisch werden und immer wieder versuchte sie die Tränen zu unterdrücken.
Vor einem alten Klassenzimmer blieb er stehen und ging mit ihr hinein. Hier stand bloß ein altes Pult ein paar kaputte Stühle.
Draco lies einige Kerzen erscheinen und zauberte ein großes Bett herbei. Hermine stand am Fenster und sah nach draußen. Sie sah hinunter auf die Hütte von...von...oh nein!
Den Namen wusste sie doch bis eben noch! Es hörte nicht auf, es ging immer weiter.
Sie schlang ihre Arme um sich selbst und drehte sich zu ihrem Geliebten um. Der sah sie besorgt an und wartete ab.
„Es geht los.“ sagte sie leise. „Ich fange an immer mehr Dinge zu vergessen.“
Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und legte leicht seine Arme um sie. Hermine krallte ihre Hände in sein Hemd.
„Es hat heute morgen schon angefangen. Zuerst waren es nur wenige Sachen und jetzt....“ sie begann zu schluchzen und schloss verzweifelt die Augen.
Draco strich ihr beruhigend über den Rücken, brachte aber selber kein Wort raus.
„Ich will dich nicht vergessen, Draco. Nicht nach allem was wir....“ weiter lies er sie nicht reden.
Er verschloss ihren Mund mit einem leidenschaftlichen und doch verzweifelten Kuss.
Hermine wurde so fest an seine Brust gezogen, das es sie fast schmerzte. Nur war es ihr egal.
Das würde schließlich das letzte Mal sein, das dass ginge. Dann brach Draco den Kuss ab und sah ihr tief in die Augen.
„Ich liebe dich, Hermine. Hörst du? Und das wird für immer so bleiben!“
Zu mehr war er nicht in der Lage und küsste sie deshalb von neuem. Heute Nacht würden sie nicht alleine bleiben. Nicht heute.
Als Hermine die Nische mit den zwei Personen vor sich wieder deutlich erkannte, atmete sie einmal aus. Natürlich, dieses Klassenzimmer! Das war genau das selbe, in dem sie damals aufwachte. Und jetzt wurde ihr auch klar, warum sie sich nicht erinnern konnte wie sie mit Draco dort hinkam. Das war die letzte Nacht, bevor sie alles vergessen hatte. Bevor der Zauber von Lucius zu wirken begonnen hatte. Und jetzt stand er hier vor ihr in der Abgeschiedenheit und hatte Sex mit einer anderen Frau. Sie konnte sich nicht bewegen, nicht blinzeln, noch nicht mal atmen.
Doch dann sah Mandy im Rausch der Gefühle plötzlich kurz in ihre Richtung und verstummte augenblicklich. Ihr Augen weiteten sich geschockt und sie begann an Draco zu rütteln. Der lies sich zuerst nicht davon stören, doch dann sah er mit einem bösen Blick auf. Mandy deutete daraufhin durch ein kurzes Nicken in Hermines Richtung und Draco wandte den Kopf. Ruckartig lies er von Mandy ab, lies ihre Füße wieder auf den Boden, zog seine Hose hoch und verschloss sie. Mandy richtete ihre Kleidung ebenfalls und Draco wollte sich gerade auf Hermine zubewegen, doch die hob nur stoppend ihre Hand. Sie schüttelte leicht den Kopf und begann sich zu sammeln. Ihr ganzer Körper bebte und sie atmete sichtlich schwer. Draco war noch blasser, als er es sowieso schon war und stand völlig paralysiert in dieser bizarren Situation. Als Hermine endlich sprechen konnte klag ihre Stimme leise und gequält.
„Und du hast gesagt, das du mich für immer liebst?“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 19: Schadensbegrenzung?
Draco war völlig überrumpelt und geschockt. Dieser Satz...ja, jetzt wusste er es wieder. Der letzte Abend bevor alles zu Ende ging, da hatte er das zu Hermine gesagt. Aber woher wusste sie das? Schließlich hatte er den Zauber noch garnicht von ihr genommen. Ganz automatisch ging er ein paar weitere Schritte auf sie zu, doch Hermine ging im selben Moment ein paar Schritte zurück, nur um sich dann ganz abzuwenden und einfach wieder zu gehen.
„Da scheint sich wohl wieder jemand zu erinnern, was?“ sagte Mandy in die Stille, doch ihr Satz ging einfach unter.
Draco achtete garnicht darauf und schlug vor Wut gegen die Wand. Dann hatte er eine Idee. Auch wenn Hermine wohl erstmal nicht mehr mit ihm reden würde, wenn sie ihn nicht sogar wieder hassen würde, könnte er zumindest den Zauber von ihr nehmen. Jetzt war es doch sowieso egal. Also lief er mit gezogenem Zauberstab auf den Gang hinaus und schickte den Gegenfluch in ihre Richtung. Bevor Hermine um die Ecke verschwand sah Draco wie sich der Zauber auflöste und in grünem Dampf davonflog.
Erleichtert, das wenigstens das geklappt hatte, ging er wieder ein Stück zurück in die Nische und lies sich die Wand hinunter auf den Boden gleiten. Was hatte er nur getan? Wieso hatte er sich auf Mandy eingelassen? Warum hatte er Hermine nicht einfach gleich zur Rede gestellt? Warum? Warum? Warum? Wie sehr er sich selber gerade hasste, konnte er nicht einmal in Worte fassen.
Als Hermine sah, das Draco trotz allem auf sie zuging, da packte sie die Panik. Sie wäre am liebsten auf ihn zu gestürmt und hätte ihn geschlagen, ihn getretten, ihn am Liebsten so sehr verletzt wie er es gerade mit ihr gemacht hatte. Doch dann hätte er die Möglichkeit gehabt sie festzuhalten, zu beruhigen und zum Zuhören zu bringen. Und wahrscheinlich wäre ihre Selbstkontrolle ins Bodenlose gefallen und sie hätte sich an ihn geklammert und nach dem 'Warum?' gefragt. Nur genau das wollte sie nicht. Diese Macht wollte sie ihm nicht auch noch geben. Also tat sie das, was sie in letzter Zeit irgendwie am Besten konnte und lief weg. Kurz bevor sie um die Ecke bog spürte sie plötzlich ein Kribbeln im ganzen Körper. Hinter der Ecke musste sie sich gegen die Wand lehnen, denn das Kribbeln schien in ihren Kopf zu steigen und dort ein Surren zu hinterlassen, ehe es verschwunden war.
Die Erleichterung, die sie daraufhin spürte, überwältigte sie fast. Jetzt kam sie sich wieder vollkommen vor, als wäre alles am richtigen Platz. Und sie wusste wieder alles aus der Vergangenheit. Es war auch der letzte Rest, der noch gefehlt hatte, wieder da. War das möglich? Wenn sie es sich genau überlegte war es das und sie hatte auch schon eine Ahnung. Aber das musste erst getestet werden. Sie musste zu Ginny.
Sie lief zum Gryffindor-Turm und stolperte durch das Portrait in den Gemeinschaftsraum. Sie sah sich kurz um und erblickte dann Ginny und Harry auf dem Sofa über ein paar Pergamente gebeugt. Ohne lange zu überlegen ging sie zu den beiden rüber und stellte sich vor den Kamin.
„Ginny, du musst mir war erzählen. Über mich und Draco. Irgendetwas, das ich noch nicht weiß.“
„Ähm...Hermine?“ Ginny war sichtlich verwirrt. „Aber der Zauber. Hast du vergessen, das...“
„Nein, hab ich nicht, aber lass das jetzt mal meine Sorge sein. Du musst mir was erzählen. Los!“
Langsam wurde Hermine unruhig. So schwer konnte das doch garnicht sein. Dann sah sie wie Ginny einen zweifelnden Blick mit Harry austauschte, bevor sie sprach.
„Na gut, ok. Draco hat....also....er...er wollte sich mit dir verloben.“ brachte die Rothaarige stotternd hervor. Hermine wich jegliche Farbe aus dem Gesicht.
„Was?“ fragte Hermine noch einmal ungläubig nach. Harry stupste Ginny in die Seite.
„Siehst du? Das haben wir jetzt davon. Nun weiß sie garnichts mehr und wird ihn...“
„Wann wollte er mich den fragen?“ entkam es ihr leise und ihre beiden Freunde bekamen große Augen.
„Er...er hatte den Ring schon gekauft und wollte dich eigentlich fragen, nachdem er ganz in Sirius' Haus eingezogen war. Zuerst wollte er den Rest seiner Sachen bei Lucius abholen und dann.....wie es weiter ging weißt du ja.“ erklärte Ginny weiter.
Das konnte doch nicht sein. Sie hatte sich verhört. Also das war wirklich etwas das sie nicht wusste. Und sie wusste jetzt schon sicher, das wenn er sie gefragt hätte, sie 'Ja' gesagt hätte. Doch das wäre vor der Sache mit Mandy gewesen. Das wäre zu einer Zeit gewesen, wo alles noch in Ordnung war. Jetzt war genau das vorbei. Er hatte alles zerstört. Aber trotzdem hatte er auch alles irgendwie wieder gerettet. Denn was Hermine erst jetzt richtig klar wurde, war die Tatsache, das der Zauber auf ihr gelöst war. Was bedeuten musste, das Draco bei seinem Vater gewesen war um den Gegenfluch herauszubekommen. Ach, das war doch alles zum verrückt werden.
„Aber Hermine? Heißt das, das du dich immernoch erinnerst?“ fragte Harry.
„Nein, Harry! Das heißt das Draco es geschafft und den Zauber von Hermine gelöst hat.“ korrigierte Ginny ihn. Beide sahen nun besorgt zu ihrer Freundin.
Plötzlich schlugen die ganzen Ereignisse der letzten Tage und Wochen über Hermine ein. Sie hatte ihr altes Leben wieder und doch fühlte es sich fremd an. Ihr neues Leben hingegen schien ihr nicht zu passen und auch darin fühlte sie sich unwohl. Sie würde einen Mittelweg finden müssen, aber sie war sich sicher, das ihr dazu die Kraft fehlen würde. Die letzte Zeit war anstrengend und verwirrend genug gewesen. So konnte sie ihre Tränen auch garnicht kontrollieren, die ihr plötzlich über die Wangen liefen. Und als sie in den Mädchenschlafsaal lief, hörte sie Ginny hinter sich.
„Scheiße! Scheiße! SCHEIßE!“ Draco's Hand pochte mittlerweile schmerzlich.
Immer wieder schlug er vor Wut auf den Boden. Es war vorbei, alles war verloren. Und schon wieder war er schuld daran. Hatte er denn nicht schon genug gelitten? Konnte denn nicht einmal etwas richtig in seinem Leben laufen? Er hatte doch gewusst, das es die falsche Entscheidung gewesen wäre und trotzdem hatte er es gemacht. Es war ihm doch klar, das es irgendwann auffliegen würde. Trotzdem war er so dumm gewesen. Er stand wieder auf und fuhr sich fahrig durch sein Haar, als er Mandy bemerkte, die auf ihn zuging.
„Draco, du musst mit ihr reden!“ sagte sie vorsichtig, nachdem sie bei ihm angekommen war.
„Wenn das mal so einfach wäre.“ erwiderte er verächtlich.
„Das ist es doch auch. Geh ihr hinterher, halte sie auf und erkläre es ihr!“
„Das funktioniert so aber nicht, Mandy! Du kennst Hermine nicht. Die wird nicht nur nicht mehr mit mir reden, sonder auch einen großen Bogen um mich machen, damit wir uns ja nicht über den Weg laufen. Auch wenn das bedeutet, das sie fünf Minuten zu Spät zum Unterricht kommt.“ sagte Draco angespannt und fing nun an hin und her zu laufen.
„Du musst aber mit ihr reden.“ beharrte Mandy. „Und wenn du es nicht tust, tu ich es.“
„Was?“ ungläubig sah er die Blonde an und blieb wieder stehen.
„Ja! Schließlich ist das hier meine Schuld. Ich hab doch damit angefangen, hab versucht dich dazu zu überreden. Hätte ich das nicht getan, dann wären wir auch nicht hier gelandet. Und du müsstest jetzt nicht die Schuld des Mitmachens mit dir herum tragen.“
„Denkst du etwa, das sie dir das glaubt?“ fragte er zynisch.
„Nein, wahrscheinlich nicht. Und deshalb musst auch du mit ihr reden.“
Sie meinte das wirklich ernst. Mandy wollte mit Hermine reden. So leichtgläubig konnte sie doch nicht wirklich sein. Hermine würde mit ihm nicht reden, aber mit der Frau, mit der er sie betrogen hatte? Klar! Und Weasleby und er würde heute Abend noch Rezepte austauschen. Aber dennoch...vielleicht standen ihre Chance ein kleines bisschen besser. So von Frau zu Frau? Trotzdem hatte Mandy recht, er musst es versuchen. Er musste mit ihr reden, versuchen es ihr zu erklären. Etwas anderes blieb ihm wirklich nicht übrig. Also stürmte er los und lief die Gänge entlang. Doch er fand sie nicht. Egal wo er auch vorbeikam, sie war nirgends zu sehen.
Kaum landete Hermine Bäuchlings auf dem Bett war auch schon Ginny bei ihr und fuhr ihr vorsichtig durch die Haare. Sie weinte noch eine ganze Zeit und die kleine Weasley wartete ab. Was auch immer passiert war, Hermine würde es nicht unter Druck erzählen. Nach ein paar Minuten verstummten die Schluchzer und die Betroffene setzte sich auf. Sie sah elend aus mit ihren geröteten Augen und dem Tränennassen Gesicht.
„Was...Hermine, was ist denn passiert?“ fragte Ginny endlich, aber Hermine schien das garnicht wahrzunehmen.
„Was haben Harry und du damit gemeint, als ihr sagtet, das Draco mich vom Zauber gelöst hat?“
„Hat er dir das....denn nicht gesagt?“ Ginny war leicht irritiert.
„Nein, hat er nicht. Dazu ist es...nicht gekommen.“ nuschelte Hermine.
„Aber warum denn...“
„Ginny! Zuerst du, dann ich. Bitte!“
„Ok, also...du weißt doch, das ich Draco von dir erzählt habe. Naja, und nach dem Gespräch hat er beschlossen zu Lucius zu gehen um den Gegenfluch aus ihm raus zu bekommen. Du warst soweit mit den Erinnerungen, dir ist soviel wieder eingefallen und das gab den Ausschlag dafür. Er wollte dich endlich wieder zurück.“
„Oh Merlin!“ entfuhr es Hermine, die daraufhin neue Tränen vergoss.
„Und jetzt du. Erzähl schon.“
Hermine versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Draco war also wirklich zu seinem Vater gegangen, wegen ihr. Hat sich für den Gegenfluch in Gefahr gebracht, wegen ihr. Und er hat ihn sogar angewendet, für sie. Aber trotzdem hatte er sie betrogen. Das passte doch nicht zusammen.
„Ich...ich hab Draco eben mit Mandy Brocklehurst erwischt. Beim Sex. Ginny, er hat mich betrogen. Und das auch noch in einer Nische auf einem der Gänge. Dort hätte ihn jeder erwischen können. Ich scheine ihm also nicht so wichtig zu sein, wie du denkst.“
Ginny hatte große Augen bekommen. Das erklärte die aufgelöste Hermine, aber auf Draco passte das garnicht. Warum sollte er sich in Gefahr begeben, sie auch noch vom Zauber befreien und dann mit einer Anderen schlafen? Irgendetwas musste noch vorgefallen sein. Sowas passierte doch nicht einfach so.
„Was? Das kann ich ja jetzt fast garnicht glauben. Hast du ihn denn wenigstens gefragt, warum er das getan hat?“
„Nein, hab ich nicht. Er wollte mir etwas sagen, aber ich konnte ihm nicht zuhören. Ich krieg doch jetzt kaum noch das Bild von den Beiden aus dem Kopf. Da muss ich mir nicht noch irgendetwas anhören, was das Ganze auch noch besänftigen soll.“
„Aber da muss doch noch irgendwas passiert sein?! Hermine, Draco würde das niemals einfach so machen. Nicht nach allem, was er heute für dich getan hat.“
„Und was soll das deiner Meinung nach gewesen sein?“ sagte Hermine ärgerlich.
Jetzt sollte sie wohl auch noch Schuld an allem sein. Ginny schien das nicht zu verstehen. Hermine war hier das Opfer, die Betrogene. Alles war gerade wie eine Seifenblase geplatzt und sie sollte auch noch die Nadel sein? Ihr Kopf fing an zu schwirren und zu pochen.
„Na, ich weiß es doch nicht. Aber überleg doch noch mal. Bist du sicher das nichts passiert ist, was ihn aufbringen oder verletzten würde?“
„Nein, es ist nichts...“ doch dann hatte Hermine eine Ahnung. „Obwohl...Ben hat mich heute Mittag vor der großen Halle abgefangen um mit mir zu reden. Ich wollte aber nicht und dann....dann hat er mich einfach wieder geküsst. Jetzt sieh mich nicht so an. Ich hab ihn weggeschupst und ihm eine geklatscht. Aber Draco hab ich da nirgends gesehen.“
Trotzdem war Hermine sich ziemlich unsicher. Ja, sie hatte ihn nicht gesehen, als sie von Ben weg gestürmt war. Aber das hieß nicht, das Draco es trotzdem nicht gesehen hat. Die Minuten davor, in denen sie vor Schock in Bens Armen lag....da hatte sie nichts anderes mehr wahrgenommen. Viel zu beschäftigt war sie damit, sich von ihm zu lösen. Da war durchaus Zeit genug verstrichen um die beiden zu sehen und sich ein eigenes Bild zu machen. Aber war das auch eine Entschuldigung?
„Trotzdem wäre genau das der perfekte Auslöser für sowas. Hermine, wenn er euch gesehen hat, selbst nur für einen kurzen Augenblick...“
„Ja und? Soll ihn das jetzt aus dem Mist rausholen, den er verbogt hat? Soll dadurch alles wieder gut sein? Nur weil er sein Temperament nicht unter Kontrolle hat und es nicht fertig bringt mich anzusprechen, sondern gleich der Nächstbesten um den Hals zu fallen, das ich einfach darüber hinwegsehen soll?“ fragte Hermine aufgebracht.
Langsam wurde sie wütend. Das es eine verdammt schlechte Situation war, wusste sie auch. Aber sie trug bestimmt nicht die Schuld daran. Sie konnte schließlich nichts dafür, das er sich einfach etwas zusammen reimte, nur weil der Trottel Ben sich nicht unter Kontrolle hatte und sie überrumpeln musste. Eine Absolution würde er für diese Erklärung nicht bekommen. Nicht, nach allem was sie durchgemacht hatte.
„Nein, aber versuch es doch mal aus seinem Blickwinkel zu sehen. Er hat das ganze Drama um deinen Gedächtnisverlust miterlebt und ihm war immer klar, das es irgendwann passieren wird. Und dann ist es soweit und er muss sich von dir fernhalten. Darf sich dir von heute auf morgen nicht mehr so nähern, wie er es acht Monate lang gemacht hat. Du hasst ihn plötzlich wieder, schmeißt ihm Gemeinheiten an den Kopf, obwohl er weiß, das du so schon lange nicht mehr empfindest. Und nur du bist die Einzige, die das alles nicht mehr weiß. Du wendest dich wieder ab und zu allem Überfluss kommt dann auch noch ein neuer Mann.“ Hermine wollte darauf etwas erwidern, aber Ginny lies ihr garnicht die Möglichkeit dazu.
„Nein, du hörst mir jetzt erstmal zu, Hermine. Was meinst du, wie es Draco damit ging? Jeden Tag musste er dich mit Ben zusammen sehen, wie ihr euch angenähert habt und dann auch noch angefangen habt euch zu küssen. Für ihn war das sicher auch nicht leicht. Ständig musste er mit der Ungewissheit leben sich zu fragen, wie weit ihr Beide geht, wenn ihr alleine seit. Und wenn du deine Erinnerungen, Bilder und die Gefühle Draco gegenüber nicht zurückbekommen hättest, es mit Ben gut gelaufen wäre und er sich nicht als so ein Dreckskerl herausgestellt hätte, dann hättest du mit ihm das Gleiche getan wie Draco eben mit Mandy. Was jetzt nicht bedeuten soll, das ich seine Aktion gutheiße. Aber ob du es einsehen willst oder nicht, Hermine. Im Endeffekt wärt ihr dann in genau der Situation wie jetzt, nur andersrum. Denk mal drüber nach.“ und damit ging Ginny wieder und lies Hermine allein.
Doch die brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Ginny hatte recht, mit allem. Egal, wie viel sie durchgemacht hatte, wie sehr sie durcheinander und verwirrt war, für Draco lief es nicht viel besser. Wäre Lucius Plan nicht aufgegangen, dann wäre für Hermine doch gar kein anderer Mann in Frage gekommen. Dann hätte Mandy auch nicht die Chance bei Draco gehabt. Dann hätte er sich nicht in Gefahr bringen müssen. Dann, dann, dann...er hatte die letzten Wochen alles Seelenruhig mitangesehen, hat nie ein Wort darüber verloren und wollte Hermine ein eigenes Leben lassen.
Aber reicht das aus? Reicht das aus, um über das alles hinwegsehen zu können? Nein, das tat es nicht. Das brachte sie nicht über ihr Herz. Selbst wenn Draco zu ihr käme und es ihr erklären würde, versuchen würde sie verstehen zu lassen, der Schmerz über diesen Betrug saß mittlerweile einfach zu tief. Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett sinken und schloss die Augen. Heute würde sie den Turm nicht mehr verlassen.
Hermine erwachte genauso erschöpft, wie sie eingeschlafen war. Ihr ging es nicht gut und das sah man ihr auch an. Sie hatte furchtbar schlechte Laune und sie war gereizt ohne Ende. Sie ging jedem aus dem Weg, der auch nur versuchte mit ihr zu sprechen. Natürlich hatte sich die Sache unter ihren Freunden herumgesprochen und sie wusste auch, das sie ihnen nur helfen wollte, aber sie wollte nicht bemitleidet werden. Das brauchte sie jetzt wirklich nicht. Am Gryffindortisch saß sie ziemlich weit abseits, obwohl sie eine der Ersten dort war. Viel bekam sie nicht runter und machte sich somit ziemlich früh auf den Weg zu Kräuterkunde, die gemeinsame Doppelstunde mit den Slytherins. Vor den Gewächshäusern lies sie sich unter einem Baum nieder und schlug eines ihrer Bücher auf, das sie in der Tasche mit sich trug.
Draco ging es nicht viel anders. Er hatte so gut wie garnicht geschlafen und war im Gemeinschaftsraum fast nur auf und ab gelaufen. Sein schlechtes Gewissen fraß ihn förmlich auf und er machte sich die wildesten Vorwürfe. Er fasste es immernoch nicht das er so dumm sein konnte. Er war so kurz vor dem Ziel und anstatt über die Zielgerade zu laufen, war er einfach abgebogen und hatte den Bus genommen. Es könnte schon längst wieder alles gut sein, er könnte Hermine schon längst wieder in seine Armen halten und eine erneute Nacht mit ihr im Raum der Wünsche verbringen um ihr alles zu erklären. Stattdessen hatte er nur einen noch größeren Keil zwischen sie Beide getrieben. Er wollte sich garnicht ausmalen, wie die ersten beiden Stunden verlaufen würde. Jedoch hatte er Hermine nicht beim Frühstück gesehen, was die Möglichkeit offenbarte, das sie garnicht kam. Aber daran glaubte er nicht. Hermine würde doch nicht freiwillig den Unterricht verpassen. Auf dem Weg zu den Gewächshäusern holte Blaise Draco ein.
„Lass es, Zabini. Fang garnicht erst an.“ zischte Draco.
„Alter, was ist denn überhaupt los?“
„Ich hab doch gesagt, das du es lassen sollst!“ mit einem bösen Blick legte der Blonde an Geschwindigkeit zu und lies Blaise hinter sich.
Er würde zunächst mit niemandem darüber reden außer mit Hermine. Schließlich war sie die Einzige, vor der er sich wirklich verantworten musste. Erst würde er versuchen müssen, das alles mit ihr zu klären und wenn das nicht klappte, dann würde er sich vielleicht einen Rat von Blaise oder den anderen holen. Doch zuerst würde er alles in seiner Macht stehende tun, das hatte er sich vorgenommen. Er würde sie nicht wieder verlieren und wenn er sich dazu auf den Kopf stellen musste. Er hatte zwar noch keinen wirklichen Plan, aber für den Anfang hielt er Angriff für die beste Verteidigung. Also er nun so nach vorne spurtete, entdeckte er Hermine unter dem Baum. Ohne Umschweife machte er sich auf den Weg zu ihr, aber da kam ihm Professor Sprout schon in die Quere.
„Hallo meine Lieben! Na los, alle rein mit euch. Ich hab mir heute etwas Bestimmtes für euch überlegt und da eure Gruppenarbeiten in letzter Zeit so gut laufen, wird auch das Eine werden. Also versammelt euch um die Tische, dann werde ich euch die Aufgabe erklären.“ sagte sie fröhlich.
'Na, das kann ja was werden!' dachte Hermine und Draco gleichzeitig ohne das Wissen, des anderen. Denn wenn Professor Sprout vorhatte wieder Gruppen einzuteilen, dann blieb sie bei ihren vorherigen Zusammenstellungen. Und das bedeutete, das Draco und Hermine zusammen arbeiten mussten. Während bei Hermine die Aussicht darauf ihr die Tränen in die Augen steigen lies, überkam Draco ein Glücksgefühl. Er würde seine erste Möglichkeit mit ihr zu reden früher bekommen als gedacht.
Draco war völlig überrumpelt und geschockt. Dieser Satz...ja, jetzt wusste er es wieder. Der letzte Abend bevor alles zu Ende ging, da hatte er das zu Hermine gesagt. Aber woher wusste sie das? Schließlich hatte er den Zauber noch garnicht von ihr genommen. Ganz automatisch ging er ein paar weitere Schritte auf sie zu, doch Hermine ging im selben Moment ein paar Schritte zurück, nur um sich dann ganz abzuwenden und einfach wieder zu gehen.
„Da scheint sich wohl wieder jemand zu erinnern, was?“ sagte Mandy in die Stille, doch ihr Satz ging einfach unter.
Draco achtete garnicht darauf und schlug vor Wut gegen die Wand. Dann hatte er eine Idee. Auch wenn Hermine wohl erstmal nicht mehr mit ihm reden würde, wenn sie ihn nicht sogar wieder hassen würde, könnte er zumindest den Zauber von ihr nehmen. Jetzt war es doch sowieso egal. Also lief er mit gezogenem Zauberstab auf den Gang hinaus und schickte den Gegenfluch in ihre Richtung. Bevor Hermine um die Ecke verschwand sah Draco wie sich der Zauber auflöste und in grünem Dampf davonflog.
Erleichtert, das wenigstens das geklappt hatte, ging er wieder ein Stück zurück in die Nische und lies sich die Wand hinunter auf den Boden gleiten. Was hatte er nur getan? Wieso hatte er sich auf Mandy eingelassen? Warum hatte er Hermine nicht einfach gleich zur Rede gestellt? Warum? Warum? Warum? Wie sehr er sich selber gerade hasste, konnte er nicht einmal in Worte fassen.
Als Hermine sah, das Draco trotz allem auf sie zuging, da packte sie die Panik. Sie wäre am liebsten auf ihn zu gestürmt und hätte ihn geschlagen, ihn getretten, ihn am Liebsten so sehr verletzt wie er es gerade mit ihr gemacht hatte. Doch dann hätte er die Möglichkeit gehabt sie festzuhalten, zu beruhigen und zum Zuhören zu bringen. Und wahrscheinlich wäre ihre Selbstkontrolle ins Bodenlose gefallen und sie hätte sich an ihn geklammert und nach dem 'Warum?' gefragt. Nur genau das wollte sie nicht. Diese Macht wollte sie ihm nicht auch noch geben. Also tat sie das, was sie in letzter Zeit irgendwie am Besten konnte und lief weg. Kurz bevor sie um die Ecke bog spürte sie plötzlich ein Kribbeln im ganzen Körper. Hinter der Ecke musste sie sich gegen die Wand lehnen, denn das Kribbeln schien in ihren Kopf zu steigen und dort ein Surren zu hinterlassen, ehe es verschwunden war.
Die Erleichterung, die sie daraufhin spürte, überwältigte sie fast. Jetzt kam sie sich wieder vollkommen vor, als wäre alles am richtigen Platz. Und sie wusste wieder alles aus der Vergangenheit. Es war auch der letzte Rest, der noch gefehlt hatte, wieder da. War das möglich? Wenn sie es sich genau überlegte war es das und sie hatte auch schon eine Ahnung. Aber das musste erst getestet werden. Sie musste zu Ginny.
Sie lief zum Gryffindor-Turm und stolperte durch das Portrait in den Gemeinschaftsraum. Sie sah sich kurz um und erblickte dann Ginny und Harry auf dem Sofa über ein paar Pergamente gebeugt. Ohne lange zu überlegen ging sie zu den beiden rüber und stellte sich vor den Kamin.
„Ginny, du musst mir war erzählen. Über mich und Draco. Irgendetwas, das ich noch nicht weiß.“
„Ähm...Hermine?“ Ginny war sichtlich verwirrt. „Aber der Zauber. Hast du vergessen, das...“
„Nein, hab ich nicht, aber lass das jetzt mal meine Sorge sein. Du musst mir was erzählen. Los!“
Langsam wurde Hermine unruhig. So schwer konnte das doch garnicht sein. Dann sah sie wie Ginny einen zweifelnden Blick mit Harry austauschte, bevor sie sprach.
„Na gut, ok. Draco hat....also....er...er wollte sich mit dir verloben.“ brachte die Rothaarige stotternd hervor. Hermine wich jegliche Farbe aus dem Gesicht.
„Was?“ fragte Hermine noch einmal ungläubig nach. Harry stupste Ginny in die Seite.
„Siehst du? Das haben wir jetzt davon. Nun weiß sie garnichts mehr und wird ihn...“
„Wann wollte er mich den fragen?“ entkam es ihr leise und ihre beiden Freunde bekamen große Augen.
„Er...er hatte den Ring schon gekauft und wollte dich eigentlich fragen, nachdem er ganz in Sirius' Haus eingezogen war. Zuerst wollte er den Rest seiner Sachen bei Lucius abholen und dann.....wie es weiter ging weißt du ja.“ erklärte Ginny weiter.
Das konnte doch nicht sein. Sie hatte sich verhört. Also das war wirklich etwas das sie nicht wusste. Und sie wusste jetzt schon sicher, das wenn er sie gefragt hätte, sie 'Ja' gesagt hätte. Doch das wäre vor der Sache mit Mandy gewesen. Das wäre zu einer Zeit gewesen, wo alles noch in Ordnung war. Jetzt war genau das vorbei. Er hatte alles zerstört. Aber trotzdem hatte er auch alles irgendwie wieder gerettet. Denn was Hermine erst jetzt richtig klar wurde, war die Tatsache, das der Zauber auf ihr gelöst war. Was bedeuten musste, das Draco bei seinem Vater gewesen war um den Gegenfluch herauszubekommen. Ach, das war doch alles zum verrückt werden.
„Aber Hermine? Heißt das, das du dich immernoch erinnerst?“ fragte Harry.
„Nein, Harry! Das heißt das Draco es geschafft und den Zauber von Hermine gelöst hat.“ korrigierte Ginny ihn. Beide sahen nun besorgt zu ihrer Freundin.
Plötzlich schlugen die ganzen Ereignisse der letzten Tage und Wochen über Hermine ein. Sie hatte ihr altes Leben wieder und doch fühlte es sich fremd an. Ihr neues Leben hingegen schien ihr nicht zu passen und auch darin fühlte sie sich unwohl. Sie würde einen Mittelweg finden müssen, aber sie war sich sicher, das ihr dazu die Kraft fehlen würde. Die letzte Zeit war anstrengend und verwirrend genug gewesen. So konnte sie ihre Tränen auch garnicht kontrollieren, die ihr plötzlich über die Wangen liefen. Und als sie in den Mädchenschlafsaal lief, hörte sie Ginny hinter sich.
„Scheiße! Scheiße! SCHEIßE!“ Draco's Hand pochte mittlerweile schmerzlich.
Immer wieder schlug er vor Wut auf den Boden. Es war vorbei, alles war verloren. Und schon wieder war er schuld daran. Hatte er denn nicht schon genug gelitten? Konnte denn nicht einmal etwas richtig in seinem Leben laufen? Er hatte doch gewusst, das es die falsche Entscheidung gewesen wäre und trotzdem hatte er es gemacht. Es war ihm doch klar, das es irgendwann auffliegen würde. Trotzdem war er so dumm gewesen. Er stand wieder auf und fuhr sich fahrig durch sein Haar, als er Mandy bemerkte, die auf ihn zuging.
„Draco, du musst mit ihr reden!“ sagte sie vorsichtig, nachdem sie bei ihm angekommen war.
„Wenn das mal so einfach wäre.“ erwiderte er verächtlich.
„Das ist es doch auch. Geh ihr hinterher, halte sie auf und erkläre es ihr!“
„Das funktioniert so aber nicht, Mandy! Du kennst Hermine nicht. Die wird nicht nur nicht mehr mit mir reden, sonder auch einen großen Bogen um mich machen, damit wir uns ja nicht über den Weg laufen. Auch wenn das bedeutet, das sie fünf Minuten zu Spät zum Unterricht kommt.“ sagte Draco angespannt und fing nun an hin und her zu laufen.
„Du musst aber mit ihr reden.“ beharrte Mandy. „Und wenn du es nicht tust, tu ich es.“
„Was?“ ungläubig sah er die Blonde an und blieb wieder stehen.
„Ja! Schließlich ist das hier meine Schuld. Ich hab doch damit angefangen, hab versucht dich dazu zu überreden. Hätte ich das nicht getan, dann wären wir auch nicht hier gelandet. Und du müsstest jetzt nicht die Schuld des Mitmachens mit dir herum tragen.“
„Denkst du etwa, das sie dir das glaubt?“ fragte er zynisch.
„Nein, wahrscheinlich nicht. Und deshalb musst auch du mit ihr reden.“
Sie meinte das wirklich ernst. Mandy wollte mit Hermine reden. So leichtgläubig konnte sie doch nicht wirklich sein. Hermine würde mit ihm nicht reden, aber mit der Frau, mit der er sie betrogen hatte? Klar! Und Weasleby und er würde heute Abend noch Rezepte austauschen. Aber dennoch...vielleicht standen ihre Chance ein kleines bisschen besser. So von Frau zu Frau? Trotzdem hatte Mandy recht, er musst es versuchen. Er musste mit ihr reden, versuchen es ihr zu erklären. Etwas anderes blieb ihm wirklich nicht übrig. Also stürmte er los und lief die Gänge entlang. Doch er fand sie nicht. Egal wo er auch vorbeikam, sie war nirgends zu sehen.
Kaum landete Hermine Bäuchlings auf dem Bett war auch schon Ginny bei ihr und fuhr ihr vorsichtig durch die Haare. Sie weinte noch eine ganze Zeit und die kleine Weasley wartete ab. Was auch immer passiert war, Hermine würde es nicht unter Druck erzählen. Nach ein paar Minuten verstummten die Schluchzer und die Betroffene setzte sich auf. Sie sah elend aus mit ihren geröteten Augen und dem Tränennassen Gesicht.
„Was...Hermine, was ist denn passiert?“ fragte Ginny endlich, aber Hermine schien das garnicht wahrzunehmen.
„Was haben Harry und du damit gemeint, als ihr sagtet, das Draco mich vom Zauber gelöst hat?“
„Hat er dir das....denn nicht gesagt?“ Ginny war leicht irritiert.
„Nein, hat er nicht. Dazu ist es...nicht gekommen.“ nuschelte Hermine.
„Aber warum denn...“
„Ginny! Zuerst du, dann ich. Bitte!“
„Ok, also...du weißt doch, das ich Draco von dir erzählt habe. Naja, und nach dem Gespräch hat er beschlossen zu Lucius zu gehen um den Gegenfluch aus ihm raus zu bekommen. Du warst soweit mit den Erinnerungen, dir ist soviel wieder eingefallen und das gab den Ausschlag dafür. Er wollte dich endlich wieder zurück.“
„Oh Merlin!“ entfuhr es Hermine, die daraufhin neue Tränen vergoss.
„Und jetzt du. Erzähl schon.“
Hermine versuchte das Gehörte zu verarbeiten. Draco war also wirklich zu seinem Vater gegangen, wegen ihr. Hat sich für den Gegenfluch in Gefahr gebracht, wegen ihr. Und er hat ihn sogar angewendet, für sie. Aber trotzdem hatte er sie betrogen. Das passte doch nicht zusammen.
„Ich...ich hab Draco eben mit Mandy Brocklehurst erwischt. Beim Sex. Ginny, er hat mich betrogen. Und das auch noch in einer Nische auf einem der Gänge. Dort hätte ihn jeder erwischen können. Ich scheine ihm also nicht so wichtig zu sein, wie du denkst.“
Ginny hatte große Augen bekommen. Das erklärte die aufgelöste Hermine, aber auf Draco passte das garnicht. Warum sollte er sich in Gefahr begeben, sie auch noch vom Zauber befreien und dann mit einer Anderen schlafen? Irgendetwas musste noch vorgefallen sein. Sowas passierte doch nicht einfach so.
„Was? Das kann ich ja jetzt fast garnicht glauben. Hast du ihn denn wenigstens gefragt, warum er das getan hat?“
„Nein, hab ich nicht. Er wollte mir etwas sagen, aber ich konnte ihm nicht zuhören. Ich krieg doch jetzt kaum noch das Bild von den Beiden aus dem Kopf. Da muss ich mir nicht noch irgendetwas anhören, was das Ganze auch noch besänftigen soll.“
„Aber da muss doch noch irgendwas passiert sein?! Hermine, Draco würde das niemals einfach so machen. Nicht nach allem, was er heute für dich getan hat.“
„Und was soll das deiner Meinung nach gewesen sein?“ sagte Hermine ärgerlich.
Jetzt sollte sie wohl auch noch Schuld an allem sein. Ginny schien das nicht zu verstehen. Hermine war hier das Opfer, die Betrogene. Alles war gerade wie eine Seifenblase geplatzt und sie sollte auch noch die Nadel sein? Ihr Kopf fing an zu schwirren und zu pochen.
„Na, ich weiß es doch nicht. Aber überleg doch noch mal. Bist du sicher das nichts passiert ist, was ihn aufbringen oder verletzten würde?“
„Nein, es ist nichts...“ doch dann hatte Hermine eine Ahnung. „Obwohl...Ben hat mich heute Mittag vor der großen Halle abgefangen um mit mir zu reden. Ich wollte aber nicht und dann....dann hat er mich einfach wieder geküsst. Jetzt sieh mich nicht so an. Ich hab ihn weggeschupst und ihm eine geklatscht. Aber Draco hab ich da nirgends gesehen.“
Trotzdem war Hermine sich ziemlich unsicher. Ja, sie hatte ihn nicht gesehen, als sie von Ben weg gestürmt war. Aber das hieß nicht, das Draco es trotzdem nicht gesehen hat. Die Minuten davor, in denen sie vor Schock in Bens Armen lag....da hatte sie nichts anderes mehr wahrgenommen. Viel zu beschäftigt war sie damit, sich von ihm zu lösen. Da war durchaus Zeit genug verstrichen um die beiden zu sehen und sich ein eigenes Bild zu machen. Aber war das auch eine Entschuldigung?
„Trotzdem wäre genau das der perfekte Auslöser für sowas. Hermine, wenn er euch gesehen hat, selbst nur für einen kurzen Augenblick...“
„Ja und? Soll ihn das jetzt aus dem Mist rausholen, den er verbogt hat? Soll dadurch alles wieder gut sein? Nur weil er sein Temperament nicht unter Kontrolle hat und es nicht fertig bringt mich anzusprechen, sondern gleich der Nächstbesten um den Hals zu fallen, das ich einfach darüber hinwegsehen soll?“ fragte Hermine aufgebracht.
Langsam wurde sie wütend. Das es eine verdammt schlechte Situation war, wusste sie auch. Aber sie trug bestimmt nicht die Schuld daran. Sie konnte schließlich nichts dafür, das er sich einfach etwas zusammen reimte, nur weil der Trottel Ben sich nicht unter Kontrolle hatte und sie überrumpeln musste. Eine Absolution würde er für diese Erklärung nicht bekommen. Nicht, nach allem was sie durchgemacht hatte.
„Nein, aber versuch es doch mal aus seinem Blickwinkel zu sehen. Er hat das ganze Drama um deinen Gedächtnisverlust miterlebt und ihm war immer klar, das es irgendwann passieren wird. Und dann ist es soweit und er muss sich von dir fernhalten. Darf sich dir von heute auf morgen nicht mehr so nähern, wie er es acht Monate lang gemacht hat. Du hasst ihn plötzlich wieder, schmeißt ihm Gemeinheiten an den Kopf, obwohl er weiß, das du so schon lange nicht mehr empfindest. Und nur du bist die Einzige, die das alles nicht mehr weiß. Du wendest dich wieder ab und zu allem Überfluss kommt dann auch noch ein neuer Mann.“ Hermine wollte darauf etwas erwidern, aber Ginny lies ihr garnicht die Möglichkeit dazu.
„Nein, du hörst mir jetzt erstmal zu, Hermine. Was meinst du, wie es Draco damit ging? Jeden Tag musste er dich mit Ben zusammen sehen, wie ihr euch angenähert habt und dann auch noch angefangen habt euch zu küssen. Für ihn war das sicher auch nicht leicht. Ständig musste er mit der Ungewissheit leben sich zu fragen, wie weit ihr Beide geht, wenn ihr alleine seit. Und wenn du deine Erinnerungen, Bilder und die Gefühle Draco gegenüber nicht zurückbekommen hättest, es mit Ben gut gelaufen wäre und er sich nicht als so ein Dreckskerl herausgestellt hätte, dann hättest du mit ihm das Gleiche getan wie Draco eben mit Mandy. Was jetzt nicht bedeuten soll, das ich seine Aktion gutheiße. Aber ob du es einsehen willst oder nicht, Hermine. Im Endeffekt wärt ihr dann in genau der Situation wie jetzt, nur andersrum. Denk mal drüber nach.“ und damit ging Ginny wieder und lies Hermine allein.
Doch die brauchte nicht lange darüber nachzudenken. Ginny hatte recht, mit allem. Egal, wie viel sie durchgemacht hatte, wie sehr sie durcheinander und verwirrt war, für Draco lief es nicht viel besser. Wäre Lucius Plan nicht aufgegangen, dann wäre für Hermine doch gar kein anderer Mann in Frage gekommen. Dann hätte Mandy auch nicht die Chance bei Draco gehabt. Dann hätte er sich nicht in Gefahr bringen müssen. Dann, dann, dann...er hatte die letzten Wochen alles Seelenruhig mitangesehen, hat nie ein Wort darüber verloren und wollte Hermine ein eigenes Leben lassen.
Aber reicht das aus? Reicht das aus, um über das alles hinwegsehen zu können? Nein, das tat es nicht. Das brachte sie nicht über ihr Herz. Selbst wenn Draco zu ihr käme und es ihr erklären würde, versuchen würde sie verstehen zu lassen, der Schmerz über diesen Betrug saß mittlerweile einfach zu tief. Erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett sinken und schloss die Augen. Heute würde sie den Turm nicht mehr verlassen.
Hermine erwachte genauso erschöpft, wie sie eingeschlafen war. Ihr ging es nicht gut und das sah man ihr auch an. Sie hatte furchtbar schlechte Laune und sie war gereizt ohne Ende. Sie ging jedem aus dem Weg, der auch nur versuchte mit ihr zu sprechen. Natürlich hatte sich die Sache unter ihren Freunden herumgesprochen und sie wusste auch, das sie ihnen nur helfen wollte, aber sie wollte nicht bemitleidet werden. Das brauchte sie jetzt wirklich nicht. Am Gryffindortisch saß sie ziemlich weit abseits, obwohl sie eine der Ersten dort war. Viel bekam sie nicht runter und machte sich somit ziemlich früh auf den Weg zu Kräuterkunde, die gemeinsame Doppelstunde mit den Slytherins. Vor den Gewächshäusern lies sie sich unter einem Baum nieder und schlug eines ihrer Bücher auf, das sie in der Tasche mit sich trug.
Draco ging es nicht viel anders. Er hatte so gut wie garnicht geschlafen und war im Gemeinschaftsraum fast nur auf und ab gelaufen. Sein schlechtes Gewissen fraß ihn förmlich auf und er machte sich die wildesten Vorwürfe. Er fasste es immernoch nicht das er so dumm sein konnte. Er war so kurz vor dem Ziel und anstatt über die Zielgerade zu laufen, war er einfach abgebogen und hatte den Bus genommen. Es könnte schon längst wieder alles gut sein, er könnte Hermine schon längst wieder in seine Armen halten und eine erneute Nacht mit ihr im Raum der Wünsche verbringen um ihr alles zu erklären. Stattdessen hatte er nur einen noch größeren Keil zwischen sie Beide getrieben. Er wollte sich garnicht ausmalen, wie die ersten beiden Stunden verlaufen würde. Jedoch hatte er Hermine nicht beim Frühstück gesehen, was die Möglichkeit offenbarte, das sie garnicht kam. Aber daran glaubte er nicht. Hermine würde doch nicht freiwillig den Unterricht verpassen. Auf dem Weg zu den Gewächshäusern holte Blaise Draco ein.
„Lass es, Zabini. Fang garnicht erst an.“ zischte Draco.
„Alter, was ist denn überhaupt los?“
„Ich hab doch gesagt, das du es lassen sollst!“ mit einem bösen Blick legte der Blonde an Geschwindigkeit zu und lies Blaise hinter sich.
Er würde zunächst mit niemandem darüber reden außer mit Hermine. Schließlich war sie die Einzige, vor der er sich wirklich verantworten musste. Erst würde er versuchen müssen, das alles mit ihr zu klären und wenn das nicht klappte, dann würde er sich vielleicht einen Rat von Blaise oder den anderen holen. Doch zuerst würde er alles in seiner Macht stehende tun, das hatte er sich vorgenommen. Er würde sie nicht wieder verlieren und wenn er sich dazu auf den Kopf stellen musste. Er hatte zwar noch keinen wirklichen Plan, aber für den Anfang hielt er Angriff für die beste Verteidigung. Also er nun so nach vorne spurtete, entdeckte er Hermine unter dem Baum. Ohne Umschweife machte er sich auf den Weg zu ihr, aber da kam ihm Professor Sprout schon in die Quere.
„Hallo meine Lieben! Na los, alle rein mit euch. Ich hab mir heute etwas Bestimmtes für euch überlegt und da eure Gruppenarbeiten in letzter Zeit so gut laufen, wird auch das Eine werden. Also versammelt euch um die Tische, dann werde ich euch die Aufgabe erklären.“ sagte sie fröhlich.
'Na, das kann ja was werden!' dachte Hermine und Draco gleichzeitig ohne das Wissen, des anderen. Denn wenn Professor Sprout vorhatte wieder Gruppen einzuteilen, dann blieb sie bei ihren vorherigen Zusammenstellungen. Und das bedeutete, das Draco und Hermine zusammen arbeiten mussten. Während bei Hermine die Aussicht darauf ihr die Tränen in die Augen steigen lies, überkam Draco ein Glücksgefühl. Er würde seine erste Möglichkeit mit ihr zu reden früher bekommen als gedacht.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 20: Der Tag danach
„Ihr wisst ja noch alle, wie die Vierergruppen beim letzten Mal ausgesehen haben. Also los, versammelt euch und stellt euch um jeweils einen Blumentopf herum.“ sagte Professor Sprout, während sie den Schüler zusah.
Hermine zögerte und somit musste Harry sie mit sich ziehen. Die beiden bildeten mit Blaise und Draco eine Gruppe. Das war schon zu Anfang des Schuljahres so gewesen. Nicht, das sie absichtlich auf Ron verzichten wollten, aber als Professor Sprout ihn vergessen hatte, sagten die vier nichts dagegen. So landete er mit Seamus, Neville und Dean in einer Gruppe und das machte ihm allem Anschein nach nichts aus.
Doch heute hätte Hermine sich gewünscht mit Ron tauschen zu können. Alles andere wäre ihr lieber gewesen. So standen sie nun um ihren Blumentopf herum und warteten darauf, wie es weitergehen würde. Hermine bemerkte, das Draco sich an ihre Seite stellen wollte und ging auf die andere Seite zu Harry. Der warf ihr einen genervten Blick zu, schluckte sein Kommentar aber dennoch runter. Zu mehr kamen sie nicht mehr, denn ihrer Lehrerin schob gerade eine großen Wagen in das Gewächshaus.
„Wie ihr hier sehen könnt, habe ich heute für euch ein paar zitternde Ginsterbüsche vorbereitet. Eure Aufgabe in der heutigen Stunde wird es sein, diese in euren Topf umzupflanzen und dann zu beschneiden. Geht behutsam mit ihr um, denn wie ihr wisst windet sie sich ununterbrochen. Auch beim späteren Beschneiden müsst ihr sehr sorgfältig sein. Und nun an die Arbeit.“ sie klatsche freudig in die Hände und wandte sich dann zu ihrem Pult um.
Hermine und Harry begannen sich ganz automatisch um die Erde in ihrem Topf zu kümmern und ein geeignetes Loch zu graben. Draco schloss sich ohne zu zögern an, woraufhin Hermine verärgert ihren Kopf hob.
„Du musst uns nicht helfen. Harry und ich kriegen das schon hin und wir sind auch schon fast fertig. Wenn du dich nützlich machen willst, geh schonmal einen der Ginsterbüsche holen.“ kam es gereizt von ihr und sie wandte sich wieder ab.
„Aber zu Dritt geht das doch noch...“
„HÖR AUF ZU DISSKUTIEREN UND MACH DAS DOCH EINFACH!“ platze es aus Hermine heraus, sodass sich alle anderen kurz zu ihr umdrehten.
Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und schloss genervt die Augen. Sie hatte es geahnt, ein falsches Wort und sie würde explodieren. Nicht zu vergessen, das Draco der Grund war, warum sie so gereizt war. Den tadelnden Blick von Harry ignorierte sie und kümmerte sich wieder um das Loch.
Draco starrte sie entgeistert an. Dann drehte er sich um und holte einen der Ginsterbüsche. Das würde nun doch nicht so einfach werden wie er dachte. Er hatte ihr angesehen, das sie nicht gut geschlafen hatte, die Anspannung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Aber das sie wirklich so gereizt war, hatte er nicht gedacht. Er musste es anders angehen. Während sie nun den Busch in den Topf setzten, was leider garnicht so leicht war, beschloss er ihr erst einmal etwas Ruhe zu lassen. Er würde warten, bis sich ihre Stimmung etwas lockerte.
Draco und Harry hielten nun den Ginsterbusch an seinem Stamm fest, während Hermine und Blaise versuchten, die sich bewegenden Wurzeln vorsichtig und unbeschadet in die Erde zu kriegen. Nach ungefähr zehn Minuten war es geschafft und sie konnten ihn einbetten. Harry stupste Blaise unbemerkt an und als der ihn fragend ansah, deutete er mit dem Kopf zur Seite. Blaise verstand sofort und beide entfernten sich klammheimlich.
Professor Sprout gab die perfekte Ablenkung, indem sie mit den kleinen Heckenscheren zu ihrem Tisch kam und zwei davon mit einem Zwinkern hinlegte. Ohne nachzudenken nahm sich Hermine eine und begann die Äste zu beschneiden. Draco bemerkte, das die anderen beiden fort waren und griff sich die andere Schere. Jetzt oder nie!
„Hermine, es tut mir leid!“ sagte er leise, doch sie gab ihm keine Antwort. „Wirklich, das ist alles nicht so...“
„Lass es!“ zischte Hermine plötzlich.
„Aber ich will dir doch nur erklären...“
„Da gibt es nichts mehr zu erklären. Ich will es nicht hören!“ ihre Stimme begann zu beben.
„Es gibt aber einen Grund und ich will das endlich mit dir...“
„Nein, Draco! Ich werde dir jetzt nicht zuhören. Es ist mir egal was du zu sagen hast. Lass mich doch endlich mal in Ruhe!“ und ohne das sie es aufhalten konnte, kullerten ihr ein paar Tränen über die Wangen.
Sie sah wieder auf die Äste und spürte weiterhin Draco's Blick auf sich. Es war ihr natürlich nicht egal und sie vermutete, dass Draco das auch wusste. Aber er sagte nichts, sah sie einfach nur an und das machte sie wahnsinnig. Für den Rest der Stunde versuchte sie ihn nicht anzusehen und Draco blieb ruhig. Bis zum Ende der Doppelstunde schwiegen sie sich eisern an.
Für den restlichen Unterricht des Tages gingen sich die beiden aus dem Weg. Draco sah ein, dass das so nicht klappen würde. Sie würde ihm nicht zuhören, wie er es vorausgesehen hatte. Seine Laune war jetzt auch auf dem Tiefpunkt. Jeder, der ihn ansprach bekam eine trotzige und genervte Antwort und somit machten die anderen irgendwann einen Bogen um ihn. Draco war das ganz recht. Er hatte jetzt keine Lust mit seinen Freunden zu reden. Nicht, nachdem das alles so überhaupt nicht geklappt hatte.
Hermine ignorierte ihn stur. Sie hatte damit gerechnet, das er das Thema anschneiden würde und hätte eigentlich vorbereitet sein müssen. Trotzdem schmerzte es sie, vorallem das er es im Unterricht mit den anderen Schülern machte. Und auch wenn das widersprüchlich war, war sie enttäuscht darüber, das er dann doch so einfach aufgab. Denn sie wusste ja, das Ginny recht hatte und tief in ihrem Inneren würde sie ihm verzeihen wollen, aber erst wenn er sich auch dementsprechend ins Zeug legte. Sie konnte in diesem Fall nicht den ersten Schritt machen, das verkraftete sie nicht.
Hermine war froh, als der Unterricht endlich vorüber war. Sie konnte sich kaum noch konzentrieren und brauchte Luft. Sie erwischte sich dabei wie sie trotz allem Draco beobachtete. Und jedes Mal, wenn er mit einer anderen Frau redete oder lachte, sank ihr Herz ein Stück tiefer. Das er dabei garnicht wirklich amüsiert aussah und selbst immer wieder sehnsüchtig zu ihr herüber sah, viel ihr garnicht auf.
Hermine wollte nur noch weg. Das Schloss kam ihr auf einmal zu klein vor und sie begab sich nach draußen an den See um zu lernen. Es war ein schöner Tag auch wenn der Wind immernoch ziemlich kühl war. Die Sonne verdrängte immer wieder die Wattebausch-Wolken und schien warm auf die Landschaft hinab. Bis auf das Rauschen des Sees und das Singen der Vögel hörte sie nichts und genoss es. Es war ruhig und die Welt schien still zu stehen. Alles in allem sehr beruhigend. Hermine schloss für einen Moment die Augen und atmete durch. Die Schritte, die auf sie zukamen, hörte sie garnicht.
„Hermine? Kann ich mit dir reden?“ fragte Mandy vorsichtig, um auf sich aufmerksam zu machen.
Hermine erkannte die Stimme sofort und riss die geschlossenen Augen auf. Sie sah von unten zu Mandy hinauf und glaubte zu träumen. Sie besaß wirklich die Frechheit Hermine aufzusuchen.
„Nein, kannst du nicht und jetzt geh wieder!“ sagte sie genervt, aber Mandy machte keine Anstalten.
„Ich werde jetzt trotzdem mit dir reden. Ich kann mir das nämlich nicht mitansehen, wie du und Draco miteinander umgeht. Es tut mir leid, denn ich bin an all dem Schuld. Ich hab das von euch beiden gewusst. Erinnerst du dich noch an das Wochenende in Hogsmead? Als ich Draco einfach in den drei Besen hab sitzen lassen? Ich hab an dem Tag gemerkt, das Draco dich ständig im Blick hatte. Irgendwann hab ich einfach nachgefragt und nicht locker gelassen. Dann hat er mir von euch erzählt und was euch passiert ist. Er hat mir so leid getan, weil er während des Erzählens so traurig war. Und dann warst du auch noch mit Ben dort. Ich hab versucht ihm gut zuzusprechen und ihn zu animieren dich nicht aufzugeben.“ sie machte eine kurze Pause und wartete auf eine Reaktion von Hermine. Doch die starrte unbeeindruckt auf den See.
„Ich muss zugeben, das mir Draco immer schon gefallen hat und dass das auch heute noch so ist. Als ihr dann zu Beginn des neuen Schuljahrs hier als Paar aufgetaucht seid, konnte ich das garnicht glauben. Aber ihr wart so glücklich und ich fand es nach und nach wirklich schön. Umso irritierter war ich, als es hieß, das ihr euch getrennt habt. So von heute auf morgen, das hat irgendwie nicht zusammen gepasst, aber ich hab es hingenommen. Wie schon gesagt, hab ich dann ja später erfahren was wirklich los war. Als ich ihn dann gestern so wütend und gereizt angetroffen hab, wusste ich, das es etwas mit dir zu tun hatte. Er hatte diesen endgültigen Blick und da ist es mit mir durchgegangen. Ich wollte mit ihm reden, aber er nicht mit mir. Also wollte ich ihn aufbauen und, naja....den Rest kennst du ja.“ immernoch keine Antwort von Hermine.
„Verstehst du? ICH habe den ersten Schritt auf ihn zugemacht und ihm die Sache als Ablenkung angeboten. Ich hab gewusst, das es falsch ist und er hat es auch gewusst, aber ich wollte einfach ausprobieren wie weit ich gehen kann. Ich habe es selber nicht geglaubt, das er wirklich mitmacht und ich wollte es abbrechen. Nur konnte ich nicht. Und er auch nicht. Draco war so aufgebracht und ich einfach so hin und hergerissen, das wir nicht mehr klar denken konnten. Er macht sich schon genug Vorwürfe und er ist sich seiner Mitschuld sehr wohl bewusst, aber letztendlich bin ich die Hauptschuldige. Hätte ich nicht damit angefangen, dann wären wir nie soweit gegangen und du hättest uns auch nicht so erwischt. Es tut mir so furchtbar leid und ich kann es verstehen wenn du mich hasst, aber ich hab das so alles nicht gewollt. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber es ist so. Du hast alles Recht auf mich böse zu sein und das kann ich auch verstehen. Aber du und Draco...ihr beide liebt euch doch! Ihr musstet so viel durchmachen und auch er musste mit ansehen, wie du einen anderen Mann küsst. Denkst du nicht, das ihr damit quitt seid? Ihr habt euch endlich wieder, verdammt nochmal! Wollt ihr das wirklich einfach so in den Sand setzten?“
Mandy hörte sich zum Schluss ziemlich verzweifelt an und Hermine fühlte sich nicht anders. Trotzdem sagte sie nichts, sie konnte nicht. Mandy schüttelte Verständnislos den Kopf und ging nach einigen Augenblicken wieder. Sie hatte es ihr erklärt und mehr konnte sie nicht tun. Kaum war sie außer Reichweite brachen bei Hermine alle Dämme. Sie wollte es eigentlich nicht, aber sie glaubte Mandy mit dem, was sie sagte. Und es machte ihr auch wieder bewusst, das er nicht alleine die Schuld trug.
Trotzdem vereinfachte das die Sache nicht im Geringsten. Natürlich wollte sie das mit Draco nicht einfach so aufgeben, aber sie konnte ihm nicht unter die Augen treten. Sie sah jedes Mal wieder dieses Bild von ihm und Mandy vor sich und sie konnte es nicht abstellen. Es tat zwar immernoch weh, aber die Tatsache, das sie unter anderen Umständen genauso gehandelt hätte und Draco wohl davon nie etwas erfahren hätte, ließen sie nur noch mehr verzweifeln. Und mittlerweile stellte sich ihr unweigerlich die Frage, was Draco getan hätte, wenn er es doch erfahren hätte. Hätte er Hermine verziehen und sie zurück genommen? Sie wusste es nicht, konnte es nicht einschätzen.
Und selbst wenn Draco es nicht getan hätte, wäre sie ihm nichtmal böse deswegen. Sie hatte ja genauso reagiert, warum sollte er das also nicht dürfen. Was sollte sie nur tun? Wie sollte sie vorgehen? Ihr Kopf begann schmerzlich zu pochen und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das sie langsam wieder zurück ins Schloss musste, nahm ihr die Schmerzen nicht. Und wieder begann sie zu weinen. Sie musste etwas tun und sie wusste auch schon was.
Draco war mit Mandy im Eulenturm und ging nervös auf und ab. Sie hatte ihn überall gesucht, nachdem sie Hermine am See wieder alleine gelassen hatte. Sie wusste nicht ob ihre Worte etwas bewirkt hatten und sah nur noch in Draco eine letzte Chance. Er hatte gerade einen Brief an seine Mutter abgeschickt mit der er von Zeit zu Zeit schrieb.
„Ich hab mit ihr geredet. Ich hab ihr alles erklärt, doch sie hat mir nicht geantwortet. Ich weiß noch nichtmal ob meine Worte überhaupt bei ihr angekommen sind. Sie sah so abwesend aus. Aber ich hab es versucht und ich hoffe, das sie mir glaubt.“ berichtete Mandy.
„Ich hab heute morgen versucht mit ihr zu reden. Sie wollte mir nicht zuhören. Sie hat mich nicht mal mehr angesehen.“ er blieb vor einem der kleinen Fenster stehen und sah auf die Landschaft hinaus.
„Endlich ist sie wieder da und ich hab alles versaut. Aber trotzdem danke, das du es versucht hast.“ sagte er resignierend.
„Ja und? Was hast du jetzt vor?“
„Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur...das ich es alleine nicht schaffen werde. Ich muss mit den anderen reden und es ihnen erklären. Ich bezweifle zwar, das sie mir danach noch helfen wollen, aber ich hab keine andere Wahl. Mir alleine wird sie nicht zuhören und ich will sie nicht dazu zwingen.“
Mandy nickte kurz und ließ ihn dann wieder alleine. Beides bekam Draco nicht mit, da er immernoch mit dem Rücken zu ihr stand. Seine Gedanken schweiften in die Ferne. Er würde Hermine nicht aufgeben, nicht jetzt. Er musste die anderen überzeugen, das sie ihm dabei helfen. Das war die letzte Möglichkeit um alles irgendwie ins Reine zu bringen. Und wenn Hermine ihm nur einmal zuhören würde, damit er sich erklären konnte. Mehr wollte er garnicht. Nur einmal die Chance ihr zeigen zu können, das er um sie Kämpfen würde, wenn es auch nur den geringsten Funken Hoffnung für ihn gab. Egal wie, er musste es versuchen.
Hermine lief die Gänge und Treppen entlang ehe sie vor dem großen Wasserspeicher stehen blieb. Sie versuchte ihren Atem etwas zu beruhigen und sammelte sich nochmal kurz. Dann sprach sie das Passwort, das die Schulleiterin ihr gegeben hatte und wartete, bis die Treppe vollständig erschien. Oben an der Tür angekommen, klopfte sie kurz an und lauschte. Nach ein paar Minuten kam ein 'Herein!' und sie trat durch die Tür.
„Hermine? Was kann ich denn für sie tun? Mit ihnen hatte ich jetzt garnicht gerechnet.“ verwundert sah sie ihre Schülerin an, die sich in den Sessel vor ihrem Schreibtisch setzte und so garnicht gut aussah.
„Professor...ich gehe davon aus, das sie das mit Draco und mir wissen?“ fragte Hermine leise.
„Ja, durchaus. Und ich weiß auch, das es Mister Malfoy geglückt ist, von seinem Vater die Information zu bekommen, die er gebraucht hat. Wie ich jetzt feststellen muss, sind sie erlöst, nicht wahr?“ fragte die Schulleiterin, während sie sich auf ihrem eigenen Sessel aufrichtete.
„Ja, das stimmt. Und darum geht es auch, warum ich hier bin. Ich wollte sie fragen, ob es möglich wäre, das ich Hogwarts für eine gewisse Zeit verlassen könnte. Nicht für lange, aber für eine oder zwei Wochen vielleicht?“
„Also ich weiß ja nicht, was zur Zeit unter meinen Schülern los ist, das ich ständig danach gefragt werde, ob man Hogwarts einfach so verlassen darf. Aber gut. Hermine, auch sie muss ich darum bitten mir zu erklären warum sie gehen wollen? Sie und Mister Malfoy müssten doch jetzt glücklich miteinander sein?“
Hermine lachte bitter auf und hielt sich kurz die Stirn, ehe sie antwortete.
„Es stimmt, das Draco den Zauber von mir gelöst hat, aber ich hab ihn vorher....mit einer anderen....beim Sex erwischt. Er hat mich betrogen und...und doch wieder nicht betrogen. Denn er hat den Zauber erst gelöst, nachdem ich von den beiden weggelaufen bin. Verstehen sie, da waren wir doch eigentlich noch garnicht wieder richtig zusammen und trotzdem waren wir doch zusammen. Denn es hätte sich ja ansich nie etwas daran geändert. Wenn ich nicht meine Erinnerungen verloren hätte.“
„Sollten sie das nicht lieber mit Mister Malfoy besprechen?“
„Ja, eigentlich schon. Aber ich kann nicht. Ich sehe jedes Mal ihn und...ich bin total durcheinander und habe hier nicht einmal die Möglichkeit in Ruhe über alles nachzudenken. Ständig kommt jemand und will etwas von mir oder Draco selbst will mit mir reden. Aber ich kann das so nicht. Professor, ich brauche Abstand. Ich will einmal entspannt durchschlafen können und wieder einen klaren Kopf bekommen.“
Die Schulleiterin hatte sich mittlerweile von ihrem Platz erhoben und stand nun vor ihrem Schreibtisch. Hermine sah, das sie nachdachte. Doch ehe sie auch nur ihren Zweifel aussprechen konnte, sprach Hermine weiter.
„Was nicht heißen soll, das ich nicht am Unterricht teilnehmen will. Aber sie könnten mir doch jeden Abend eine Schuleule mit allem Wichtigen schicken und ich schicke ihnen meine Aufgaben wieder zurück. Es wäre auch wirklich nicht für lange. Bitte!“ flehte Hermine nun förmlich.
„Und wo wollen sie hin? Sie wissen schon, das sie mir sagen müssen, wo sie sich aufhalten. Ich hab immerhin die Aufsichtspflicht für sie.“
„Aber nur, wenn sie mir versprechen es für sich zu behalten.“ Professor McGonagall nickte.
„Ich werde wohl zurück zum Grimmauldplatz gehen. Dort hab ich schließlich die ganze Zeit über gewohnt und meine anderen Sachen sind auch noch dort. Und man findet mich nicht so schnell.“
„Denken sie denn nicht, das es besser wäre wenigstens einmal zu versuchen mit Mister Malfoy über alles zu sprechen. Hermine, ich entlasse sie nur ungern alleine von der Schule. Es muss doch einen anderen Weg geben. Außerdem, wenn sie wiederkommen ist ihr Problem noch nicht vom Tisch. Sie zögern es doch so nur hinaus.“ versuchte sie zu erklären und hoffte, das Hermine es sich noch einmal anders überlegen würde.
„Das weiß ich doch auch. Aber wenn ich mich jetzt mit Draco unterhalten würde, würde ich garnicht wissen, was ich ihm sagen soll. Ich würde ihn wohl nur anschreien oder einfach davon laufen und das hat er nun auch wieder nicht verdient.“
„Ich kann das trotzdem nicht gutheißen, Hermine. Bei allem Verständnis für ihre Situation.“ sagte die Schulleiterin kopfschüttelnd.
„Heißt das, das sie mir die Erlaubnis geben?“
Draco war noch einige Zeit auf dem Eulenturm geblieben und hatte der Sonne zugesehen, wie sie sich ins Land versenkte um mit einem feurigen Rot langsam hinter dem Horizont zu verschwinden. Jetzt war er auf dem Weg zu Harry und den anderen. Am Gryffindor-Turm hatte er sie nicht gefunden und da es bald Abendessen gab und Weasleby nunmal nicht genug bekommen konnte, suchte er sie dort. Seine Vermutung sollte sich bestätigen. Die beiden saßen an ihrem Haustisch in einer kleinen Gruppe und warteten auf das Abendessen. Während Ron mit Hannah dann und wann knutschte, diskutierte Harry mit Dean anscheinend über etwas. Er wartete noch kurz und ging dann auf sie zu.
„Hey Leute! Kann ich mal kurz mit euch sprechen?“ er klang ruhig, obwohl er sich ganz anders fühlte.
Das Gespräch der Freunde verstummte augenblicklich und sie sahen zu Draco auf. Während Dean und Hannah eher verhalten aussahen, hatte Ron schon knallrote Ohren und Harry wechselte von wütend zu unsicher und wieder zurück. Er war auch der Erste der sprach.
„Was willst du denn? Hast du nicht schon genug angerichtet? Hat dir das heute morgen nicht gereicht?“
„Ja, genau. Wir hätten wissen müssen, dass das irgendwann so endet.“ beschwerte sich nun Ron.
„Jetzt macht aber mal einen Punkt. Ihr wisst doch garnicht was genau passiert ist und darüber wollte ich mit euch reden. Ich werde nämlich eure Hilfe brauchen um das alles wieder hin zu biegen. Mir alleine hört Hermine ja nicht mehr zu.“
„Und wir sollen jetzt für dich alles wieder...“
„Leute! Leute!“ hörten sie plötzlich vom Eingang der großen Halle.
Ginny kam auf sie zugerannt und blieb bei ihnen stehen. Die anderen hatte ihr Gespräch völlig vergessen und sahen nur aufgeregt zu Ginny, die nach Luft schnappte. Sie legte Harry einen Hand stützend auf die Schulter und drückte mit der anderen gegen ihren Brustkorb um schneller Luft zu bekommen.
„Ich...ich komme gerade...aus dem Mädchenschlafsaal.....Hermine....ihr Koffer...sie ist weg!“
„WAS?“ entkam es allen anderen geschockt.
„Ihr wisst ja noch alle, wie die Vierergruppen beim letzten Mal ausgesehen haben. Also los, versammelt euch und stellt euch um jeweils einen Blumentopf herum.“ sagte Professor Sprout, während sie den Schüler zusah.
Hermine zögerte und somit musste Harry sie mit sich ziehen. Die beiden bildeten mit Blaise und Draco eine Gruppe. Das war schon zu Anfang des Schuljahres so gewesen. Nicht, das sie absichtlich auf Ron verzichten wollten, aber als Professor Sprout ihn vergessen hatte, sagten die vier nichts dagegen. So landete er mit Seamus, Neville und Dean in einer Gruppe und das machte ihm allem Anschein nach nichts aus.
Doch heute hätte Hermine sich gewünscht mit Ron tauschen zu können. Alles andere wäre ihr lieber gewesen. So standen sie nun um ihren Blumentopf herum und warteten darauf, wie es weitergehen würde. Hermine bemerkte, das Draco sich an ihre Seite stellen wollte und ging auf die andere Seite zu Harry. Der warf ihr einen genervten Blick zu, schluckte sein Kommentar aber dennoch runter. Zu mehr kamen sie nicht mehr, denn ihrer Lehrerin schob gerade eine großen Wagen in das Gewächshaus.
„Wie ihr hier sehen könnt, habe ich heute für euch ein paar zitternde Ginsterbüsche vorbereitet. Eure Aufgabe in der heutigen Stunde wird es sein, diese in euren Topf umzupflanzen und dann zu beschneiden. Geht behutsam mit ihr um, denn wie ihr wisst windet sie sich ununterbrochen. Auch beim späteren Beschneiden müsst ihr sehr sorgfältig sein. Und nun an die Arbeit.“ sie klatsche freudig in die Hände und wandte sich dann zu ihrem Pult um.
Hermine und Harry begannen sich ganz automatisch um die Erde in ihrem Topf zu kümmern und ein geeignetes Loch zu graben. Draco schloss sich ohne zu zögern an, woraufhin Hermine verärgert ihren Kopf hob.
„Du musst uns nicht helfen. Harry und ich kriegen das schon hin und wir sind auch schon fast fertig. Wenn du dich nützlich machen willst, geh schonmal einen der Ginsterbüsche holen.“ kam es gereizt von ihr und sie wandte sich wieder ab.
„Aber zu Dritt geht das doch noch...“
„HÖR AUF ZU DISSKUTIEREN UND MACH DAS DOCH EINFACH!“ platze es aus Hermine heraus, sodass sich alle anderen kurz zu ihr umdrehten.
Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und schloss genervt die Augen. Sie hatte es geahnt, ein falsches Wort und sie würde explodieren. Nicht zu vergessen, das Draco der Grund war, warum sie so gereizt war. Den tadelnden Blick von Harry ignorierte sie und kümmerte sich wieder um das Loch.
Draco starrte sie entgeistert an. Dann drehte er sich um und holte einen der Ginsterbüsche. Das würde nun doch nicht so einfach werden wie er dachte. Er hatte ihr angesehen, das sie nicht gut geschlafen hatte, die Anspannung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Aber das sie wirklich so gereizt war, hatte er nicht gedacht. Er musste es anders angehen. Während sie nun den Busch in den Topf setzten, was leider garnicht so leicht war, beschloss er ihr erst einmal etwas Ruhe zu lassen. Er würde warten, bis sich ihre Stimmung etwas lockerte.
Draco und Harry hielten nun den Ginsterbusch an seinem Stamm fest, während Hermine und Blaise versuchten, die sich bewegenden Wurzeln vorsichtig und unbeschadet in die Erde zu kriegen. Nach ungefähr zehn Minuten war es geschafft und sie konnten ihn einbetten. Harry stupste Blaise unbemerkt an und als der ihn fragend ansah, deutete er mit dem Kopf zur Seite. Blaise verstand sofort und beide entfernten sich klammheimlich.
Professor Sprout gab die perfekte Ablenkung, indem sie mit den kleinen Heckenscheren zu ihrem Tisch kam und zwei davon mit einem Zwinkern hinlegte. Ohne nachzudenken nahm sich Hermine eine und begann die Äste zu beschneiden. Draco bemerkte, das die anderen beiden fort waren und griff sich die andere Schere. Jetzt oder nie!
„Hermine, es tut mir leid!“ sagte er leise, doch sie gab ihm keine Antwort. „Wirklich, das ist alles nicht so...“
„Lass es!“ zischte Hermine plötzlich.
„Aber ich will dir doch nur erklären...“
„Da gibt es nichts mehr zu erklären. Ich will es nicht hören!“ ihre Stimme begann zu beben.
„Es gibt aber einen Grund und ich will das endlich mit dir...“
„Nein, Draco! Ich werde dir jetzt nicht zuhören. Es ist mir egal was du zu sagen hast. Lass mich doch endlich mal in Ruhe!“ und ohne das sie es aufhalten konnte, kullerten ihr ein paar Tränen über die Wangen.
Sie sah wieder auf die Äste und spürte weiterhin Draco's Blick auf sich. Es war ihr natürlich nicht egal und sie vermutete, dass Draco das auch wusste. Aber er sagte nichts, sah sie einfach nur an und das machte sie wahnsinnig. Für den Rest der Stunde versuchte sie ihn nicht anzusehen und Draco blieb ruhig. Bis zum Ende der Doppelstunde schwiegen sie sich eisern an.
Für den restlichen Unterricht des Tages gingen sich die beiden aus dem Weg. Draco sah ein, dass das so nicht klappen würde. Sie würde ihm nicht zuhören, wie er es vorausgesehen hatte. Seine Laune war jetzt auch auf dem Tiefpunkt. Jeder, der ihn ansprach bekam eine trotzige und genervte Antwort und somit machten die anderen irgendwann einen Bogen um ihn. Draco war das ganz recht. Er hatte jetzt keine Lust mit seinen Freunden zu reden. Nicht, nachdem das alles so überhaupt nicht geklappt hatte.
Hermine ignorierte ihn stur. Sie hatte damit gerechnet, das er das Thema anschneiden würde und hätte eigentlich vorbereitet sein müssen. Trotzdem schmerzte es sie, vorallem das er es im Unterricht mit den anderen Schülern machte. Und auch wenn das widersprüchlich war, war sie enttäuscht darüber, das er dann doch so einfach aufgab. Denn sie wusste ja, das Ginny recht hatte und tief in ihrem Inneren würde sie ihm verzeihen wollen, aber erst wenn er sich auch dementsprechend ins Zeug legte. Sie konnte in diesem Fall nicht den ersten Schritt machen, das verkraftete sie nicht.
Hermine war froh, als der Unterricht endlich vorüber war. Sie konnte sich kaum noch konzentrieren und brauchte Luft. Sie erwischte sich dabei wie sie trotz allem Draco beobachtete. Und jedes Mal, wenn er mit einer anderen Frau redete oder lachte, sank ihr Herz ein Stück tiefer. Das er dabei garnicht wirklich amüsiert aussah und selbst immer wieder sehnsüchtig zu ihr herüber sah, viel ihr garnicht auf.
Hermine wollte nur noch weg. Das Schloss kam ihr auf einmal zu klein vor und sie begab sich nach draußen an den See um zu lernen. Es war ein schöner Tag auch wenn der Wind immernoch ziemlich kühl war. Die Sonne verdrängte immer wieder die Wattebausch-Wolken und schien warm auf die Landschaft hinab. Bis auf das Rauschen des Sees und das Singen der Vögel hörte sie nichts und genoss es. Es war ruhig und die Welt schien still zu stehen. Alles in allem sehr beruhigend. Hermine schloss für einen Moment die Augen und atmete durch. Die Schritte, die auf sie zukamen, hörte sie garnicht.
„Hermine? Kann ich mit dir reden?“ fragte Mandy vorsichtig, um auf sich aufmerksam zu machen.
Hermine erkannte die Stimme sofort und riss die geschlossenen Augen auf. Sie sah von unten zu Mandy hinauf und glaubte zu träumen. Sie besaß wirklich die Frechheit Hermine aufzusuchen.
„Nein, kannst du nicht und jetzt geh wieder!“ sagte sie genervt, aber Mandy machte keine Anstalten.
„Ich werde jetzt trotzdem mit dir reden. Ich kann mir das nämlich nicht mitansehen, wie du und Draco miteinander umgeht. Es tut mir leid, denn ich bin an all dem Schuld. Ich hab das von euch beiden gewusst. Erinnerst du dich noch an das Wochenende in Hogsmead? Als ich Draco einfach in den drei Besen hab sitzen lassen? Ich hab an dem Tag gemerkt, das Draco dich ständig im Blick hatte. Irgendwann hab ich einfach nachgefragt und nicht locker gelassen. Dann hat er mir von euch erzählt und was euch passiert ist. Er hat mir so leid getan, weil er während des Erzählens so traurig war. Und dann warst du auch noch mit Ben dort. Ich hab versucht ihm gut zuzusprechen und ihn zu animieren dich nicht aufzugeben.“ sie machte eine kurze Pause und wartete auf eine Reaktion von Hermine. Doch die starrte unbeeindruckt auf den See.
„Ich muss zugeben, das mir Draco immer schon gefallen hat und dass das auch heute noch so ist. Als ihr dann zu Beginn des neuen Schuljahrs hier als Paar aufgetaucht seid, konnte ich das garnicht glauben. Aber ihr wart so glücklich und ich fand es nach und nach wirklich schön. Umso irritierter war ich, als es hieß, das ihr euch getrennt habt. So von heute auf morgen, das hat irgendwie nicht zusammen gepasst, aber ich hab es hingenommen. Wie schon gesagt, hab ich dann ja später erfahren was wirklich los war. Als ich ihn dann gestern so wütend und gereizt angetroffen hab, wusste ich, das es etwas mit dir zu tun hatte. Er hatte diesen endgültigen Blick und da ist es mit mir durchgegangen. Ich wollte mit ihm reden, aber er nicht mit mir. Also wollte ich ihn aufbauen und, naja....den Rest kennst du ja.“ immernoch keine Antwort von Hermine.
„Verstehst du? ICH habe den ersten Schritt auf ihn zugemacht und ihm die Sache als Ablenkung angeboten. Ich hab gewusst, das es falsch ist und er hat es auch gewusst, aber ich wollte einfach ausprobieren wie weit ich gehen kann. Ich habe es selber nicht geglaubt, das er wirklich mitmacht und ich wollte es abbrechen. Nur konnte ich nicht. Und er auch nicht. Draco war so aufgebracht und ich einfach so hin und hergerissen, das wir nicht mehr klar denken konnten. Er macht sich schon genug Vorwürfe und er ist sich seiner Mitschuld sehr wohl bewusst, aber letztendlich bin ich die Hauptschuldige. Hätte ich nicht damit angefangen, dann wären wir nie soweit gegangen und du hättest uns auch nicht so erwischt. Es tut mir so furchtbar leid und ich kann es verstehen wenn du mich hasst, aber ich hab das so alles nicht gewollt. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber es ist so. Du hast alles Recht auf mich böse zu sein und das kann ich auch verstehen. Aber du und Draco...ihr beide liebt euch doch! Ihr musstet so viel durchmachen und auch er musste mit ansehen, wie du einen anderen Mann küsst. Denkst du nicht, das ihr damit quitt seid? Ihr habt euch endlich wieder, verdammt nochmal! Wollt ihr das wirklich einfach so in den Sand setzten?“
Mandy hörte sich zum Schluss ziemlich verzweifelt an und Hermine fühlte sich nicht anders. Trotzdem sagte sie nichts, sie konnte nicht. Mandy schüttelte Verständnislos den Kopf und ging nach einigen Augenblicken wieder. Sie hatte es ihr erklärt und mehr konnte sie nicht tun. Kaum war sie außer Reichweite brachen bei Hermine alle Dämme. Sie wollte es eigentlich nicht, aber sie glaubte Mandy mit dem, was sie sagte. Und es machte ihr auch wieder bewusst, das er nicht alleine die Schuld trug.
Trotzdem vereinfachte das die Sache nicht im Geringsten. Natürlich wollte sie das mit Draco nicht einfach so aufgeben, aber sie konnte ihm nicht unter die Augen treten. Sie sah jedes Mal wieder dieses Bild von ihm und Mandy vor sich und sie konnte es nicht abstellen. Es tat zwar immernoch weh, aber die Tatsache, das sie unter anderen Umständen genauso gehandelt hätte und Draco wohl davon nie etwas erfahren hätte, ließen sie nur noch mehr verzweifeln. Und mittlerweile stellte sich ihr unweigerlich die Frage, was Draco getan hätte, wenn er es doch erfahren hätte. Hätte er Hermine verziehen und sie zurück genommen? Sie wusste es nicht, konnte es nicht einschätzen.
Und selbst wenn Draco es nicht getan hätte, wäre sie ihm nichtmal böse deswegen. Sie hatte ja genauso reagiert, warum sollte er das also nicht dürfen. Was sollte sie nur tun? Wie sollte sie vorgehen? Ihr Kopf begann schmerzlich zu pochen und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das sie langsam wieder zurück ins Schloss musste, nahm ihr die Schmerzen nicht. Und wieder begann sie zu weinen. Sie musste etwas tun und sie wusste auch schon was.
Draco war mit Mandy im Eulenturm und ging nervös auf und ab. Sie hatte ihn überall gesucht, nachdem sie Hermine am See wieder alleine gelassen hatte. Sie wusste nicht ob ihre Worte etwas bewirkt hatten und sah nur noch in Draco eine letzte Chance. Er hatte gerade einen Brief an seine Mutter abgeschickt mit der er von Zeit zu Zeit schrieb.
„Ich hab mit ihr geredet. Ich hab ihr alles erklärt, doch sie hat mir nicht geantwortet. Ich weiß noch nichtmal ob meine Worte überhaupt bei ihr angekommen sind. Sie sah so abwesend aus. Aber ich hab es versucht und ich hoffe, das sie mir glaubt.“ berichtete Mandy.
„Ich hab heute morgen versucht mit ihr zu reden. Sie wollte mir nicht zuhören. Sie hat mich nicht mal mehr angesehen.“ er blieb vor einem der kleinen Fenster stehen und sah auf die Landschaft hinaus.
„Endlich ist sie wieder da und ich hab alles versaut. Aber trotzdem danke, das du es versucht hast.“ sagte er resignierend.
„Ja und? Was hast du jetzt vor?“
„Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur...das ich es alleine nicht schaffen werde. Ich muss mit den anderen reden und es ihnen erklären. Ich bezweifle zwar, das sie mir danach noch helfen wollen, aber ich hab keine andere Wahl. Mir alleine wird sie nicht zuhören und ich will sie nicht dazu zwingen.“
Mandy nickte kurz und ließ ihn dann wieder alleine. Beides bekam Draco nicht mit, da er immernoch mit dem Rücken zu ihr stand. Seine Gedanken schweiften in die Ferne. Er würde Hermine nicht aufgeben, nicht jetzt. Er musste die anderen überzeugen, das sie ihm dabei helfen. Das war die letzte Möglichkeit um alles irgendwie ins Reine zu bringen. Und wenn Hermine ihm nur einmal zuhören würde, damit er sich erklären konnte. Mehr wollte er garnicht. Nur einmal die Chance ihr zeigen zu können, das er um sie Kämpfen würde, wenn es auch nur den geringsten Funken Hoffnung für ihn gab. Egal wie, er musste es versuchen.
Hermine lief die Gänge und Treppen entlang ehe sie vor dem großen Wasserspeicher stehen blieb. Sie versuchte ihren Atem etwas zu beruhigen und sammelte sich nochmal kurz. Dann sprach sie das Passwort, das die Schulleiterin ihr gegeben hatte und wartete, bis die Treppe vollständig erschien. Oben an der Tür angekommen, klopfte sie kurz an und lauschte. Nach ein paar Minuten kam ein 'Herein!' und sie trat durch die Tür.
„Hermine? Was kann ich denn für sie tun? Mit ihnen hatte ich jetzt garnicht gerechnet.“ verwundert sah sie ihre Schülerin an, die sich in den Sessel vor ihrem Schreibtisch setzte und so garnicht gut aussah.
„Professor...ich gehe davon aus, das sie das mit Draco und mir wissen?“ fragte Hermine leise.
„Ja, durchaus. Und ich weiß auch, das es Mister Malfoy geglückt ist, von seinem Vater die Information zu bekommen, die er gebraucht hat. Wie ich jetzt feststellen muss, sind sie erlöst, nicht wahr?“ fragte die Schulleiterin, während sie sich auf ihrem eigenen Sessel aufrichtete.
„Ja, das stimmt. Und darum geht es auch, warum ich hier bin. Ich wollte sie fragen, ob es möglich wäre, das ich Hogwarts für eine gewisse Zeit verlassen könnte. Nicht für lange, aber für eine oder zwei Wochen vielleicht?“
„Also ich weiß ja nicht, was zur Zeit unter meinen Schülern los ist, das ich ständig danach gefragt werde, ob man Hogwarts einfach so verlassen darf. Aber gut. Hermine, auch sie muss ich darum bitten mir zu erklären warum sie gehen wollen? Sie und Mister Malfoy müssten doch jetzt glücklich miteinander sein?“
Hermine lachte bitter auf und hielt sich kurz die Stirn, ehe sie antwortete.
„Es stimmt, das Draco den Zauber von mir gelöst hat, aber ich hab ihn vorher....mit einer anderen....beim Sex erwischt. Er hat mich betrogen und...und doch wieder nicht betrogen. Denn er hat den Zauber erst gelöst, nachdem ich von den beiden weggelaufen bin. Verstehen sie, da waren wir doch eigentlich noch garnicht wieder richtig zusammen und trotzdem waren wir doch zusammen. Denn es hätte sich ja ansich nie etwas daran geändert. Wenn ich nicht meine Erinnerungen verloren hätte.“
„Sollten sie das nicht lieber mit Mister Malfoy besprechen?“
„Ja, eigentlich schon. Aber ich kann nicht. Ich sehe jedes Mal ihn und...ich bin total durcheinander und habe hier nicht einmal die Möglichkeit in Ruhe über alles nachzudenken. Ständig kommt jemand und will etwas von mir oder Draco selbst will mit mir reden. Aber ich kann das so nicht. Professor, ich brauche Abstand. Ich will einmal entspannt durchschlafen können und wieder einen klaren Kopf bekommen.“
Die Schulleiterin hatte sich mittlerweile von ihrem Platz erhoben und stand nun vor ihrem Schreibtisch. Hermine sah, das sie nachdachte. Doch ehe sie auch nur ihren Zweifel aussprechen konnte, sprach Hermine weiter.
„Was nicht heißen soll, das ich nicht am Unterricht teilnehmen will. Aber sie könnten mir doch jeden Abend eine Schuleule mit allem Wichtigen schicken und ich schicke ihnen meine Aufgaben wieder zurück. Es wäre auch wirklich nicht für lange. Bitte!“ flehte Hermine nun förmlich.
„Und wo wollen sie hin? Sie wissen schon, das sie mir sagen müssen, wo sie sich aufhalten. Ich hab immerhin die Aufsichtspflicht für sie.“
„Aber nur, wenn sie mir versprechen es für sich zu behalten.“ Professor McGonagall nickte.
„Ich werde wohl zurück zum Grimmauldplatz gehen. Dort hab ich schließlich die ganze Zeit über gewohnt und meine anderen Sachen sind auch noch dort. Und man findet mich nicht so schnell.“
„Denken sie denn nicht, das es besser wäre wenigstens einmal zu versuchen mit Mister Malfoy über alles zu sprechen. Hermine, ich entlasse sie nur ungern alleine von der Schule. Es muss doch einen anderen Weg geben. Außerdem, wenn sie wiederkommen ist ihr Problem noch nicht vom Tisch. Sie zögern es doch so nur hinaus.“ versuchte sie zu erklären und hoffte, das Hermine es sich noch einmal anders überlegen würde.
„Das weiß ich doch auch. Aber wenn ich mich jetzt mit Draco unterhalten würde, würde ich garnicht wissen, was ich ihm sagen soll. Ich würde ihn wohl nur anschreien oder einfach davon laufen und das hat er nun auch wieder nicht verdient.“
„Ich kann das trotzdem nicht gutheißen, Hermine. Bei allem Verständnis für ihre Situation.“ sagte die Schulleiterin kopfschüttelnd.
„Heißt das, das sie mir die Erlaubnis geben?“
Draco war noch einige Zeit auf dem Eulenturm geblieben und hatte der Sonne zugesehen, wie sie sich ins Land versenkte um mit einem feurigen Rot langsam hinter dem Horizont zu verschwinden. Jetzt war er auf dem Weg zu Harry und den anderen. Am Gryffindor-Turm hatte er sie nicht gefunden und da es bald Abendessen gab und Weasleby nunmal nicht genug bekommen konnte, suchte er sie dort. Seine Vermutung sollte sich bestätigen. Die beiden saßen an ihrem Haustisch in einer kleinen Gruppe und warteten auf das Abendessen. Während Ron mit Hannah dann und wann knutschte, diskutierte Harry mit Dean anscheinend über etwas. Er wartete noch kurz und ging dann auf sie zu.
„Hey Leute! Kann ich mal kurz mit euch sprechen?“ er klang ruhig, obwohl er sich ganz anders fühlte.
Das Gespräch der Freunde verstummte augenblicklich und sie sahen zu Draco auf. Während Dean und Hannah eher verhalten aussahen, hatte Ron schon knallrote Ohren und Harry wechselte von wütend zu unsicher und wieder zurück. Er war auch der Erste der sprach.
„Was willst du denn? Hast du nicht schon genug angerichtet? Hat dir das heute morgen nicht gereicht?“
„Ja, genau. Wir hätten wissen müssen, dass das irgendwann so endet.“ beschwerte sich nun Ron.
„Jetzt macht aber mal einen Punkt. Ihr wisst doch garnicht was genau passiert ist und darüber wollte ich mit euch reden. Ich werde nämlich eure Hilfe brauchen um das alles wieder hin zu biegen. Mir alleine hört Hermine ja nicht mehr zu.“
„Und wir sollen jetzt für dich alles wieder...“
„Leute! Leute!“ hörten sie plötzlich vom Eingang der großen Halle.
Ginny kam auf sie zugerannt und blieb bei ihnen stehen. Die anderen hatte ihr Gespräch völlig vergessen und sahen nur aufgeregt zu Ginny, die nach Luft schnappte. Sie legte Harry einen Hand stützend auf die Schulter und drückte mit der anderen gegen ihren Brustkorb um schneller Luft zu bekommen.
„Ich...ich komme gerade...aus dem Mädchenschlafsaal.....Hermine....ihr Koffer...sie ist weg!“
„WAS?“ entkam es allen anderen geschockt.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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- Hauself
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- Registriert: 16.06.2012 13:58
Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Ich habe deine FF gestern entdeckt und konnte kaum mehr aufhören zu lesen. Mir gefällt, wie du schreibst und dass du es immer spannend lässt. Im einen Moment denkt man, alles wird wieder gut und es klärt sich und im nächsten Moment kommt es dann doch ganz anders. Die Geschichte ist gut durchdacht und es passt alles zusammen. Es wirkt jedenfalls nicht einfach nur so runtergeschrieben, wie es bei manchen FF's der Fall ist.
Ich freue mich schon, wenn es weitergeht und werde es weiterhin gespannt mitverfolgen!:)
Ich freue mich schon, wenn es weitergeht und werde es weiterhin gespannt mitverfolgen!:)
"Das Leben ist keine Wunscherfüllmaschine."
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
@ Rumtreiberin:
Du bist die 2te, die mir ein Kommentar dalässt und alleine dafür danke ich dir schon.
Es freut mich, das dir meine Geschichte so gut gefällt und auch über deine Worte habe ich mich sehr gefreut. Deshalb gehts jetzt auch weiter. Aber wir nähern uns dem Ende. :-)
Kapitel 21: Einsame Zeit
Hermine hatte nach erneutem Drängen letztendlich doch die Zustimmung von Professor McGonagall bekommen und war gleich darauf in den Mädchenschlafsaal gerannt. Zu ihrem Glück waren die anderen nicht im Turm und so konnte sie sich unbemerkt ans Kofferpacken machen. Sie hatte sich beeilt, nur das Nötigste eingepackt und sich dann wieder aus dem Turm geschlichen. Den Koffer hatte sie mit einem Verkleinerungszauber belegt und sicher in ihrer Tasche verstaut. Danach hatte Hermine sich schnell an der großen Halle vorbei geschlichen. Draußen lief sie dann bis hinter die Appariergrenze und war erleichtert, das sie niemanden angetroffen hatte, den sie kannte. Noch einmal sah sie sich um.
Sie war froh, es heimlich machen zu können und hatte sich absichtlich nicht verabschiedet. Ginny hätte sie sofort versucht davon abzuhalten und sie zum Bleiben überredet. Und genau das wollte sie nicht. Keiner würde verstehen, das sie einfach mal Zeit für sich und Ruhe brauchte. Alle würden es für besser halten, das sie endlich mit Draco spricht, aber soweit war sie noch nicht. Sie schloss noch einmal die Augen, atmete tief durch und spürte dann wie sie weggezogen wurde. Kurze Zeit später stand sie auf der Straße vor Sirius Haus. Harry hatte nach Ende des Krieges die Banne und Zauber neu aufgelegt und sie an die Ordensmitglieder angepasst. Somit hatte Hermine keine Probleme hinein zukommen.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen. Das Foyer sah nicht viel anders aus, seitdem sie das Haus verlassen hatten. Ihr neues Zuhause, indem sie nun seit Ende des Krieges gelebt hatte. Ihre Eltern sind in Australien geblieben, nachdem Hermine ihnen ihre Erinnerungen wiedergegeben hatte. Sie hatten sich doch ein neues Leben aufgebaut und es gefiel ihnen. Also hatte Hermine, nach Absprache mit Harry, ihr altes Elternhaus verkauft und war dort eingezogen.
Die Stille, die sie nun umgab, legte sich angenehm über ihre Ohren. Sie fühlte sich direkt befreit und wohl. Ohne zu Überlegen ging sie nach oben in ihr Schlafzimmer, zauberte ihren Koffer wieder auf Normalgröße und lies sich dann einfach auf ihr Bett fallen. Sie machte sich nicht die Mühe sich umzuziehen. Sie fiel einfach in diese gewohnte, beruhigende und friedliche Umgebung und lies sich davon treiben.
Draco spürte nichts mehr. Er starrte unbeirrt weiter auf Ginny und fasste ihre Worte immernoch nicht. Der Boden unter seinen Füßen war schon nicht mehr existent. Sie war weg? Konnte das sein? Nein, das war nicht möglich. Auch die anderen schienen das nicht ganz zu begreifen. Ginny's Atem hingegen hatte sich mittlerweile wieder beruhigt.
„Was meinst du damit, das sie weg ist?“ wollte Draco wissen.
„Na, ich mein es so wie ich es sage. Ihr Koffer ist weg, ein Großteil ihrer Kleidung auch, die Bücher, ihr Zauberstab, einfach weg.“ resümierte Ginny.
„Ja, und wo ist sie hin?“ drängte Draco.
„Ich weiß es nicht. Denkst du nicht, das ich jetzt anders reagiert hätte, wenn ich wüsste wo sie hin ist?“
Ja, das hätte sie wohl. Draco musste sich setzten und stützte sein Gesicht auf seinen Händen ab. Jetzt verzweifelte er endgültig. Hermine war weg. Geflohen. Vor ihm und der ganzen Situation. Er hatte es geschafft, sie gänzlich zu vertreiben. Sie wieder von sich weg zustoßen. Jetzt würde es ihm auch nichts mehr bringen, mit den anderen einen Plan zu entwickeln. Dafür musste Hermine in seiner Nähe sein. Doch sie war fort und er musste erst einmal herausfinden, wo sie steckte.
Aber sein Kopf war völlig leer. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Ginny setzte sich an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Schultern. Auch bei den anderen war der Ärger längst verflogen. Draco hatte recht damit, das sie nicht genau wusste, was zwischen den Zwei passiert war. Auch wenn Ginny erzählt hatte, worum es im Groben ging. Die Beiden waren schon immer ein Paar für sich und wenn sie Beide so niedergeschlagen waren, musste es ernsthaft verwirrend und schwer sein.
„Was mach ich denn jetzt nur? Wo kann sie nur sein?“ flüsterte Draco und Ginny tauschte mit den anderen einen Mitleidigen Blick.
„Beruhige dich. Wir finden das schon raus. Es gibt ja nicht wirklich viele Orte an denen sie sein kann.“ sagte Ginny.
„Woher willst du das wissen? Vielleicht ist sie irgendwo, wo sie in ihrer Kindheit mit ihren Eltern mal im Urlaub war. Oder sie ist bei Verwandten, die wir nicht kennen. Das weißt du doch garnicht.“
„Nein, wir wissen das vielleicht nicht...“ meldete sich nun Harry. „...aber die McGonagall weiß es bestimmt. Hermine muss sich schließlich ihre Erlaubnis abholen, damit sie verreisen darf. Also solltest du vielleicht mal bei ihr nachfragen.“
Natürlich, das war die Lösung. Wenn es einer wissen musste, dann die Schulleiterin. Sie durfte Hermine ja nicht einfach so vom Gelände lassen. Er sah zum Lehrertisch auf und erblickte dort die Schulleiterin. Sie unterhielt sich gerade angestrengt mit Professor Flitwick. Draco stand auf und ging auf sie zu.
„Entschuldigung, Professor? Kann ich sie kurz stören?“ fragte er ruhig, obwohl er sich nicht so fühlte.
„Natürlich, Mister Malfoy. Wie kann ich ihnen denn helfen?“ fragte sie, mit einem wissenden Blick.
„Wohin ist Hermine verschwunden? Ich weiß, das sie es wissen. Sie musste bei ihnen um Erlaubnis fragen.“
„Ja, ich weiß wo Hermine sich befindet. Aber ich habe ihr versprochen, es nicht zu verraten.“
„Was? Aber Professor, ich muss es wissen, wo...“
„Tut mir leid, Mister Malfoy, aber ich kann ihnen nicht weiterhelfen.“ ihre Stimme lies keinen Widerspruch zu.
Enttäuscht nickte Draco nur kurz und wandte sich dann wieder zum gehen. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Es fühlte sich so an, als ob sich alles gegen ihn verschworen hatte. Also musste er sich wohl etwas anderes einfallen lassen.
„Aber wenn sie mit ihr in Kontakt treten wollen...“ hörte er plötzlich erneut die Stimme der Schulleiterin und drehte sich wieder in ihre Richtung. „...dann sollten sie ihr vielleicht einen Brief schicken. Wie durchaus bekannt ist, finden die Eulen ihr Ziel immer. Auch wenn man nicht den Aufenthaltsort kennt.“ und ein kleines Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
Er brauchte einen Moment ehe er den Wink verstand. Doch dann stürmte er, ohne zu zögern, aus der Halle und lief wieder in den Eulenturm. Dort rief er nach seiner Eule, kramte ein Stück Pergament und seine Feder aus seiner Tasche und schickte sie mit seinem Brief davon. Hoffnungsvoll sah er ihr hinterher.
Das Klopfen an ihrem Fenster lies Hermine aus ihrem Schlummern auffahren. Die Sonne war kurz vor dem untergehen, es musste schon mindestens sieben Uhr sein. Sie stand auf und öffnete das Fenster, ohne sich die Eule genauer zu besehen. Als diese sich schon auf ihrem Bett nieder lies und abwartend das Bein vorstreckte, erkannte Hermine Draco's Eule. Sie seufzte ergeben und nahm ihm den Zettel ab. Daraufhin flog der Vogel direkt wieder nach draußen in den immer dunkler werdenden Himmel. Mit zitternden Händen öffnete sie den Brief und las die kleine Zeile, die er ihr geschrieben hatte.
Wo bist du?
Der Zettel sank auf den Boden, während Hermine erneut mit den Tränen kämpfte. Aber nicht weil sie traurig war, sondern weil sie sich erleichtert fühlte. Trotz ihrem Verhalten suchte Draco sie. Also war ihr verschwinden doch schneller aufgefallen als sie dachte und sie wurde anscheinend vermisst. Von ihm. Aber sie konnte nicht antworten. Wollte auch nicht. Sie war hier um etwas abschalten zu können und das würde ihr damit nicht gelingen. Sie zog sich um und legte sich wieder ins Bett. Sie fühlte sich so unglaublich erschöpft, sodass es auch nicht lange dauerte, bis sie einschlief.
Draco saß bis spät in die Nacht im Jungenschlafsaal am offenen Fenster und wartete. Er sah hinaus in die mittlerweile tiefblaue Nacht und beobachtete den Mond und die Sterne. Aber nichts lies auf eine Eule hindeuten. Er wusste nicht, ob er wirklich mit Antwort rechnete, doch irgendetwas drängte ihn zu warten. Es war schon weit nach Mitternacht, als Blaise ihn aus seinen Gedanken holte. Er gab es auf, schloss das Fenster und legte sich ergeben in sein Bett.
Hermine erwachte am nächsten Tag erst sehr Spät. Sie war das erste Mal seit langem richtig ausgeruht und fühlte sich gut. Sie duschte lange und ausgiebig, frühstückte gemütlich und packte dann ihre Sachen aus. Damit fertig war es schon fast Nachmittag und sie kümmerte sich dann um ihre Hausaufgaben. Etwa eine Stunde später traf die Eule von Professor McGonagall ein, die ihr die Unterrichtsnotizen und die Hausaufgaben brachte. Auch ein kleiner Brief war dabei, indem Hermine von ihr gefragt wurde, wie es ihr denn ginge. Den beantwortete sie knapp, aber wahrheitsgemäß und schickte ihr die nötigen Hausaufgaben für den morgigen Unterricht mit. Dann besah sie sich den neuen Stoff der Lehrer, sie verschlang ihn förmlich und machte sich sofort an die Aufgaben.
Sie wusste garnicht, wieviel Zeit genau vergangen war, als es erneut an ihrem Fenster klopfte. Verwundert sah sie auf und stockte. Schon wieder Sokrates. Draco's Eule und sie hatte auch heute einen Brief an ihrem Bein. Sie war sich noch unentschlossen, ob sie öffnen sollte, als die Eule lautstark protestierte und energisch mit ihrem Schnabel gegen das Glas klopfte. Hermine beeilte sich an das Fenster zu kommen um es zu öffnen. Bevor sie an den Zettel kam, musste sie auf den Schnabel des Vogels aufpassen, der nach ihr zu schnappen schien. Sie redete etwas beruhigend auf Sokrates ein und der lies sie dann an den Brief. Nach der Abnahme machte er sich, anscheinend immernoch beleidigt, direkt wieder auf den Rückweg. Wieder nur eine Zeile prangte auf dem Pergament.
Bitte antworte mir!
Draco wurde immer ungeduldiger. Er blieb im Eulenturm und wartete. Er würde nicht eher weggehen, bis er Sokrates zurückkommen sah. Der Vogel musste Hermine gefunden haben, denn er hatte den ersten Zettel nicht bei seiner Eule gefunden, als er sie heute morgen aufgesucht hatte. Das war immerhin etwas. Kaum das er darüber nachdachte, sah er auch schon am Himmel etwas auf ihn zufliegen. Er erkannte Sokrates sofort und er erkannte auch, das er keine Antwort dabei hatte. So langsam machte er sich wirkliche Sorgen um Hermine. Da schien doch etwas nicht zu stimmen.
Er lies einen Eulenkeks bei ihm und rannte zurück ins Schloss. Es dauerte etwas bis er Professor McGonagall gefunden hatte und sie erneut dazu drängte ihm zu sagen wo Hermine sich befindet. Doch die Schulleiterin winkte nur ab und sagte ihm das Gleiche was sie ihm auch gestern schon mitgeteilt hatte. Draco versuchte ihr klarzumachen, das ihm das nichts brachte, aber sie lies sich nicht erbarmen. Für den Rest des Tages lies er es sein, doch aufgeben wollte er nicht. Und so bekam Hermine am nächsten Tag nicht nur wieder die Eule von McGonagall, sondern auch wieder eine von ihm. Wieder nur eine Zeile, aber er hoffte, das sie eine Wirkung haben würde.
Ich mache mir Sorgen!
Hermine traute ihren Augen nicht. Ein erneuter dritter Brief, auf den sie wieder nicht antwortete. Die darauffolgenden zwei Tage verliefen nicht viel anders. Hermine schlief sich aus, lies den Tag langsam angehen und stürzte sich dann in die Arbeit. Das war die perfekte Ablenkung für sie. Wenn dann wieder Sokrates bei ihr anklopfte, lies sie ihn ein, öffnete aber Draco's Briefe nicht. Die beiden Briefe lagen unberührt auf der Fensterbank und sie hatte sie so gut wie möglich ignoriert.
Doch am dritten Tag konnte Hermine sie nicht einfach so weiterhin dort liegen lassen. Sie war hin und her gerissen, wusste nicht ob sie sie öffnen sollte. Sie wollte es nicht, spürte aber selber, mit jedem Tag, jeder Stunde die verstrich, eine immer mehr ansteigende Sehnsucht nach Draco. Sie vermisste ihn immer stärker und war sich plötzlich garnicht mehr so sicher, ob ihre Abreise wirklich so eine gute Idee war. Letztlich gab sie dann doch nach und öffnete die beiden Briefe. Wieder jeweils nur eine Zeile, die aber ihren Widerstand immer mehr bröckeln lies.
Sag mir endlich wo du bist!
Melde dich doch bitte bei mir!
Fünf Tage waren es nun her, seitdem Hermine einfach verschwunden war und immernoch gab sie Draco keine Antwort. Er war unausstehlich geworden und kaum einer traute sich noch ihn etwas zu fragen. Aber sie hatten alle Verständnis für ihn. Und er tat es ja nicht absichtlich, aber seine Nerven waren zum zerreißen gespannt und er wusste sich nicht mehr zu helfen. Ihm wurde klar, das er so nichts bezwecken würde.
Er hatte keine Lust mehr auf eine Antwort zu warten, die ihm sagen würde das sie zurückkommt und er mit ihr reden konnte. Er wollte ihr doch nur alles erklären und das würde er jetzt auch tun. Es brannte ihm soviel auf der Seele, aber das alles aufzuschreiben, hätte wohl Stunden gedauert. So saß er nun wieder im Eulenturm über seinem Pergament und filtere die Worte heraus, die er unbedingt loswerden wollte.
Ok, ich wollte das eigentlich persönlich mit dir klären, aber du schreibst mir ja nicht zurück. Hermine, es tut mir so leid! Ich habe nicht gewollt, das alles so endet! Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, aber als ich dich mit Ben gesehen hab und wie ihr euch geküsst habt, da ist es einfach mit mir durchgegangen. Ich kam gerade von Lucius und es war Weißgott nicht einfach, aber du hängst an einem anderen Mann. Ich will dir damit keine Vorwürfe machen und es soll auch keine Entschuldigung sein. Ich will nur, das du es verstehst! Ich weiß, das es falsch war und ich wollte dich nicht verletzten. Es tut mir schrecklich leid und ich hoffe, das du mir verzeihst!
Hermine weinte. Während sie diesen Brief las, rannen ihr stumme Tränen über die Wangen. Sie überlegte. Es hatte keine Zweck mehr ihn zu ignorieren und jede Art von Antwort auszulassen. Er fühlte sich immernoch schuldig für eine Sache, mit der sie aber schon längst abgeschlossen hatte. Auch wenn die Aufgaben sie gut ablenkten, so hatte sie trotzdem über alles nachgedacht und war sich endlich über einiges klar geworden jetzt war es an der Zeit, es ihm mitzuteilen. Sie durfte ihn nicht länger warten lassen, er musste es erfahren. Was er daraus machte, würde sie dann schon sehen. So strich sie sich die Tränen aus dem Gesicht, setzte sich an ihren Schreibtisch und fing an ihm einen Brief zu schreiben.
Draco,
Ich bin dir doch deswegen garnicht mehr böse. Ich bin einfach nur verwirrt. Wenn man endlich mal ein paar Tage Ruhe hat, dann wird einem so einiges klar. Und außerdem hat Ginny mir ganz schön den Kopf gewaschen. Du weißt, das ich nichts von Ben will und das wird sich auch nicht ändern. Er hat versucht mich auf seine Seite zu ziehen. Deshalb der Kuss. Aber ich hab ihm Eine geklatscht. Und ich habe über Ginny's Worte nachgedacht. Wenn Ben wirklich ein anderer Typ gewesen wäre und Lucius Zauber vollends gewirkt hätte, dann hätte ich mit Ben vielleicht sogar dasselbe gemacht wie du mit Mandy. Also ist das doch eigentlich garnicht mehr das Thema. Aber trotzdem habe ich einfach Angst. Durch alles was passiert ist, können wir nicht einfach wieder da weitermachen wo wir aufgehört haben. Und ich weiß auch garnicht wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt noch die Kraft für einen Neuanfang habe. Aber eins weiß ich: Einen Mittelweg will ich nicht!
Draco glaubte zu träumen, als er Hermines Brief in Händen hielt. Er hatte es geschafft, das sie antwortete. Und auf der einen Seite war er froh, das die Sache mit Mandy kein Thema mehr war. Sie hatte in dieser Sache wohl einen gewissen Ausgleich geschaffen, der unter normalen Umständen nie passiert wäre. Das wussten sie beide.
Auf der anderen Seite war er aber traurig über ihre Worte. Er wollte nicht das sie angst vor der Zukunft oder vor ihm hat. Und auch er wusste, das sie nicht zum Anfang zurück konnten und einen Mittelweg würde er nicht mitmachen. Er wollte sie und er wollte eine neue Chance. Aber vorallem wollte er sie endlich wieder in seinen Armen wissen und das sie ihm jetzt soetwas zurück geschrieben hatte, lies neue Hoffnung in ihm aufkeimen. Also schrieb er ihr sogleich eine Antwort zurück, damit sie wusste, das er es wirklich ernst meinte.
Das will ich auch nicht und du brauchst keine Angst zu haben.
Ich bin doch bei dir und gemeinsam schaffen wir das!
Hermine, ich liebe dich und will dich nicht schon wieder verlieren!
Ich musste so lange auf dich verzichten und jetzt hab ich dich endlich wieder!
Ich brauche dich! Ich vermisse dich! Komm zurück zu mir!
Hermine war über die schnelle Antwort ziemlich überrascht und auch dieser Brief lies wieder Tränen in ihren Augen aufkommen. Das waren doch eigentlich genau die Worte, die sie von Draco hören wollte. Die Bestätigung darüber, das alles wieder gut werden würde. Aber hatte sie überhaupt die Kraft dafür. Schaffte sie es überhaupt, sich wieder so auf ihn einlassen zu können? Sollte sie es wirklich wagen? Würde endlich alles gut werden?
Du bist die 2te, die mir ein Kommentar dalässt und alleine dafür danke ich dir schon.
Es freut mich, das dir meine Geschichte so gut gefällt und auch über deine Worte habe ich mich sehr gefreut. Deshalb gehts jetzt auch weiter. Aber wir nähern uns dem Ende. :-)
Kapitel 21: Einsame Zeit
Hermine hatte nach erneutem Drängen letztendlich doch die Zustimmung von Professor McGonagall bekommen und war gleich darauf in den Mädchenschlafsaal gerannt. Zu ihrem Glück waren die anderen nicht im Turm und so konnte sie sich unbemerkt ans Kofferpacken machen. Sie hatte sich beeilt, nur das Nötigste eingepackt und sich dann wieder aus dem Turm geschlichen. Den Koffer hatte sie mit einem Verkleinerungszauber belegt und sicher in ihrer Tasche verstaut. Danach hatte Hermine sich schnell an der großen Halle vorbei geschlichen. Draußen lief sie dann bis hinter die Appariergrenze und war erleichtert, das sie niemanden angetroffen hatte, den sie kannte. Noch einmal sah sie sich um.
Sie war froh, es heimlich machen zu können und hatte sich absichtlich nicht verabschiedet. Ginny hätte sie sofort versucht davon abzuhalten und sie zum Bleiben überredet. Und genau das wollte sie nicht. Keiner würde verstehen, das sie einfach mal Zeit für sich und Ruhe brauchte. Alle würden es für besser halten, das sie endlich mit Draco spricht, aber soweit war sie noch nicht. Sie schloss noch einmal die Augen, atmete tief durch und spürte dann wie sie weggezogen wurde. Kurze Zeit später stand sie auf der Straße vor Sirius Haus. Harry hatte nach Ende des Krieges die Banne und Zauber neu aufgelegt und sie an die Ordensmitglieder angepasst. Somit hatte Hermine keine Probleme hinein zukommen.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, lehnte sie sich dagegen. Das Foyer sah nicht viel anders aus, seitdem sie das Haus verlassen hatten. Ihr neues Zuhause, indem sie nun seit Ende des Krieges gelebt hatte. Ihre Eltern sind in Australien geblieben, nachdem Hermine ihnen ihre Erinnerungen wiedergegeben hatte. Sie hatten sich doch ein neues Leben aufgebaut und es gefiel ihnen. Also hatte Hermine, nach Absprache mit Harry, ihr altes Elternhaus verkauft und war dort eingezogen.
Die Stille, die sie nun umgab, legte sich angenehm über ihre Ohren. Sie fühlte sich direkt befreit und wohl. Ohne zu Überlegen ging sie nach oben in ihr Schlafzimmer, zauberte ihren Koffer wieder auf Normalgröße und lies sich dann einfach auf ihr Bett fallen. Sie machte sich nicht die Mühe sich umzuziehen. Sie fiel einfach in diese gewohnte, beruhigende und friedliche Umgebung und lies sich davon treiben.
Draco spürte nichts mehr. Er starrte unbeirrt weiter auf Ginny und fasste ihre Worte immernoch nicht. Der Boden unter seinen Füßen war schon nicht mehr existent. Sie war weg? Konnte das sein? Nein, das war nicht möglich. Auch die anderen schienen das nicht ganz zu begreifen. Ginny's Atem hingegen hatte sich mittlerweile wieder beruhigt.
„Was meinst du damit, das sie weg ist?“ wollte Draco wissen.
„Na, ich mein es so wie ich es sage. Ihr Koffer ist weg, ein Großteil ihrer Kleidung auch, die Bücher, ihr Zauberstab, einfach weg.“ resümierte Ginny.
„Ja, und wo ist sie hin?“ drängte Draco.
„Ich weiß es nicht. Denkst du nicht, das ich jetzt anders reagiert hätte, wenn ich wüsste wo sie hin ist?“
Ja, das hätte sie wohl. Draco musste sich setzten und stützte sein Gesicht auf seinen Händen ab. Jetzt verzweifelte er endgültig. Hermine war weg. Geflohen. Vor ihm und der ganzen Situation. Er hatte es geschafft, sie gänzlich zu vertreiben. Sie wieder von sich weg zustoßen. Jetzt würde es ihm auch nichts mehr bringen, mit den anderen einen Plan zu entwickeln. Dafür musste Hermine in seiner Nähe sein. Doch sie war fort und er musste erst einmal herausfinden, wo sie steckte.
Aber sein Kopf war völlig leer. Er hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Ginny setzte sich an seine Seite und legte ihm einen Arm um die Schultern. Auch bei den anderen war der Ärger längst verflogen. Draco hatte recht damit, das sie nicht genau wusste, was zwischen den Zwei passiert war. Auch wenn Ginny erzählt hatte, worum es im Groben ging. Die Beiden waren schon immer ein Paar für sich und wenn sie Beide so niedergeschlagen waren, musste es ernsthaft verwirrend und schwer sein.
„Was mach ich denn jetzt nur? Wo kann sie nur sein?“ flüsterte Draco und Ginny tauschte mit den anderen einen Mitleidigen Blick.
„Beruhige dich. Wir finden das schon raus. Es gibt ja nicht wirklich viele Orte an denen sie sein kann.“ sagte Ginny.
„Woher willst du das wissen? Vielleicht ist sie irgendwo, wo sie in ihrer Kindheit mit ihren Eltern mal im Urlaub war. Oder sie ist bei Verwandten, die wir nicht kennen. Das weißt du doch garnicht.“
„Nein, wir wissen das vielleicht nicht...“ meldete sich nun Harry. „...aber die McGonagall weiß es bestimmt. Hermine muss sich schließlich ihre Erlaubnis abholen, damit sie verreisen darf. Also solltest du vielleicht mal bei ihr nachfragen.“
Natürlich, das war die Lösung. Wenn es einer wissen musste, dann die Schulleiterin. Sie durfte Hermine ja nicht einfach so vom Gelände lassen. Er sah zum Lehrertisch auf und erblickte dort die Schulleiterin. Sie unterhielt sich gerade angestrengt mit Professor Flitwick. Draco stand auf und ging auf sie zu.
„Entschuldigung, Professor? Kann ich sie kurz stören?“ fragte er ruhig, obwohl er sich nicht so fühlte.
„Natürlich, Mister Malfoy. Wie kann ich ihnen denn helfen?“ fragte sie, mit einem wissenden Blick.
„Wohin ist Hermine verschwunden? Ich weiß, das sie es wissen. Sie musste bei ihnen um Erlaubnis fragen.“
„Ja, ich weiß wo Hermine sich befindet. Aber ich habe ihr versprochen, es nicht zu verraten.“
„Was? Aber Professor, ich muss es wissen, wo...“
„Tut mir leid, Mister Malfoy, aber ich kann ihnen nicht weiterhelfen.“ ihre Stimme lies keinen Widerspruch zu.
Enttäuscht nickte Draco nur kurz und wandte sich dann wieder zum gehen. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Es fühlte sich so an, als ob sich alles gegen ihn verschworen hatte. Also musste er sich wohl etwas anderes einfallen lassen.
„Aber wenn sie mit ihr in Kontakt treten wollen...“ hörte er plötzlich erneut die Stimme der Schulleiterin und drehte sich wieder in ihre Richtung. „...dann sollten sie ihr vielleicht einen Brief schicken. Wie durchaus bekannt ist, finden die Eulen ihr Ziel immer. Auch wenn man nicht den Aufenthaltsort kennt.“ und ein kleines Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.
Er brauchte einen Moment ehe er den Wink verstand. Doch dann stürmte er, ohne zu zögern, aus der Halle und lief wieder in den Eulenturm. Dort rief er nach seiner Eule, kramte ein Stück Pergament und seine Feder aus seiner Tasche und schickte sie mit seinem Brief davon. Hoffnungsvoll sah er ihr hinterher.
Das Klopfen an ihrem Fenster lies Hermine aus ihrem Schlummern auffahren. Die Sonne war kurz vor dem untergehen, es musste schon mindestens sieben Uhr sein. Sie stand auf und öffnete das Fenster, ohne sich die Eule genauer zu besehen. Als diese sich schon auf ihrem Bett nieder lies und abwartend das Bein vorstreckte, erkannte Hermine Draco's Eule. Sie seufzte ergeben und nahm ihm den Zettel ab. Daraufhin flog der Vogel direkt wieder nach draußen in den immer dunkler werdenden Himmel. Mit zitternden Händen öffnete sie den Brief und las die kleine Zeile, die er ihr geschrieben hatte.
Wo bist du?
Der Zettel sank auf den Boden, während Hermine erneut mit den Tränen kämpfte. Aber nicht weil sie traurig war, sondern weil sie sich erleichtert fühlte. Trotz ihrem Verhalten suchte Draco sie. Also war ihr verschwinden doch schneller aufgefallen als sie dachte und sie wurde anscheinend vermisst. Von ihm. Aber sie konnte nicht antworten. Wollte auch nicht. Sie war hier um etwas abschalten zu können und das würde ihr damit nicht gelingen. Sie zog sich um und legte sich wieder ins Bett. Sie fühlte sich so unglaublich erschöpft, sodass es auch nicht lange dauerte, bis sie einschlief.
Draco saß bis spät in die Nacht im Jungenschlafsaal am offenen Fenster und wartete. Er sah hinaus in die mittlerweile tiefblaue Nacht und beobachtete den Mond und die Sterne. Aber nichts lies auf eine Eule hindeuten. Er wusste nicht, ob er wirklich mit Antwort rechnete, doch irgendetwas drängte ihn zu warten. Es war schon weit nach Mitternacht, als Blaise ihn aus seinen Gedanken holte. Er gab es auf, schloss das Fenster und legte sich ergeben in sein Bett.
Hermine erwachte am nächsten Tag erst sehr Spät. Sie war das erste Mal seit langem richtig ausgeruht und fühlte sich gut. Sie duschte lange und ausgiebig, frühstückte gemütlich und packte dann ihre Sachen aus. Damit fertig war es schon fast Nachmittag und sie kümmerte sich dann um ihre Hausaufgaben. Etwa eine Stunde später traf die Eule von Professor McGonagall ein, die ihr die Unterrichtsnotizen und die Hausaufgaben brachte. Auch ein kleiner Brief war dabei, indem Hermine von ihr gefragt wurde, wie es ihr denn ginge. Den beantwortete sie knapp, aber wahrheitsgemäß und schickte ihr die nötigen Hausaufgaben für den morgigen Unterricht mit. Dann besah sie sich den neuen Stoff der Lehrer, sie verschlang ihn förmlich und machte sich sofort an die Aufgaben.
Sie wusste garnicht, wieviel Zeit genau vergangen war, als es erneut an ihrem Fenster klopfte. Verwundert sah sie auf und stockte. Schon wieder Sokrates. Draco's Eule und sie hatte auch heute einen Brief an ihrem Bein. Sie war sich noch unentschlossen, ob sie öffnen sollte, als die Eule lautstark protestierte und energisch mit ihrem Schnabel gegen das Glas klopfte. Hermine beeilte sich an das Fenster zu kommen um es zu öffnen. Bevor sie an den Zettel kam, musste sie auf den Schnabel des Vogels aufpassen, der nach ihr zu schnappen schien. Sie redete etwas beruhigend auf Sokrates ein und der lies sie dann an den Brief. Nach der Abnahme machte er sich, anscheinend immernoch beleidigt, direkt wieder auf den Rückweg. Wieder nur eine Zeile prangte auf dem Pergament.
Bitte antworte mir!
Draco wurde immer ungeduldiger. Er blieb im Eulenturm und wartete. Er würde nicht eher weggehen, bis er Sokrates zurückkommen sah. Der Vogel musste Hermine gefunden haben, denn er hatte den ersten Zettel nicht bei seiner Eule gefunden, als er sie heute morgen aufgesucht hatte. Das war immerhin etwas. Kaum das er darüber nachdachte, sah er auch schon am Himmel etwas auf ihn zufliegen. Er erkannte Sokrates sofort und er erkannte auch, das er keine Antwort dabei hatte. So langsam machte er sich wirkliche Sorgen um Hermine. Da schien doch etwas nicht zu stimmen.
Er lies einen Eulenkeks bei ihm und rannte zurück ins Schloss. Es dauerte etwas bis er Professor McGonagall gefunden hatte und sie erneut dazu drängte ihm zu sagen wo Hermine sich befindet. Doch die Schulleiterin winkte nur ab und sagte ihm das Gleiche was sie ihm auch gestern schon mitgeteilt hatte. Draco versuchte ihr klarzumachen, das ihm das nichts brachte, aber sie lies sich nicht erbarmen. Für den Rest des Tages lies er es sein, doch aufgeben wollte er nicht. Und so bekam Hermine am nächsten Tag nicht nur wieder die Eule von McGonagall, sondern auch wieder eine von ihm. Wieder nur eine Zeile, aber er hoffte, das sie eine Wirkung haben würde.
Ich mache mir Sorgen!
Hermine traute ihren Augen nicht. Ein erneuter dritter Brief, auf den sie wieder nicht antwortete. Die darauffolgenden zwei Tage verliefen nicht viel anders. Hermine schlief sich aus, lies den Tag langsam angehen und stürzte sich dann in die Arbeit. Das war die perfekte Ablenkung für sie. Wenn dann wieder Sokrates bei ihr anklopfte, lies sie ihn ein, öffnete aber Draco's Briefe nicht. Die beiden Briefe lagen unberührt auf der Fensterbank und sie hatte sie so gut wie möglich ignoriert.
Doch am dritten Tag konnte Hermine sie nicht einfach so weiterhin dort liegen lassen. Sie war hin und her gerissen, wusste nicht ob sie sie öffnen sollte. Sie wollte es nicht, spürte aber selber, mit jedem Tag, jeder Stunde die verstrich, eine immer mehr ansteigende Sehnsucht nach Draco. Sie vermisste ihn immer stärker und war sich plötzlich garnicht mehr so sicher, ob ihre Abreise wirklich so eine gute Idee war. Letztlich gab sie dann doch nach und öffnete die beiden Briefe. Wieder jeweils nur eine Zeile, die aber ihren Widerstand immer mehr bröckeln lies.
Sag mir endlich wo du bist!
Melde dich doch bitte bei mir!
Fünf Tage waren es nun her, seitdem Hermine einfach verschwunden war und immernoch gab sie Draco keine Antwort. Er war unausstehlich geworden und kaum einer traute sich noch ihn etwas zu fragen. Aber sie hatten alle Verständnis für ihn. Und er tat es ja nicht absichtlich, aber seine Nerven waren zum zerreißen gespannt und er wusste sich nicht mehr zu helfen. Ihm wurde klar, das er so nichts bezwecken würde.
Er hatte keine Lust mehr auf eine Antwort zu warten, die ihm sagen würde das sie zurückkommt und er mit ihr reden konnte. Er wollte ihr doch nur alles erklären und das würde er jetzt auch tun. Es brannte ihm soviel auf der Seele, aber das alles aufzuschreiben, hätte wohl Stunden gedauert. So saß er nun wieder im Eulenturm über seinem Pergament und filtere die Worte heraus, die er unbedingt loswerden wollte.
Ok, ich wollte das eigentlich persönlich mit dir klären, aber du schreibst mir ja nicht zurück. Hermine, es tut mir so leid! Ich habe nicht gewollt, das alles so endet! Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, aber als ich dich mit Ben gesehen hab und wie ihr euch geküsst habt, da ist es einfach mit mir durchgegangen. Ich kam gerade von Lucius und es war Weißgott nicht einfach, aber du hängst an einem anderen Mann. Ich will dir damit keine Vorwürfe machen und es soll auch keine Entschuldigung sein. Ich will nur, das du es verstehst! Ich weiß, das es falsch war und ich wollte dich nicht verletzten. Es tut mir schrecklich leid und ich hoffe, das du mir verzeihst!
Hermine weinte. Während sie diesen Brief las, rannen ihr stumme Tränen über die Wangen. Sie überlegte. Es hatte keine Zweck mehr ihn zu ignorieren und jede Art von Antwort auszulassen. Er fühlte sich immernoch schuldig für eine Sache, mit der sie aber schon längst abgeschlossen hatte. Auch wenn die Aufgaben sie gut ablenkten, so hatte sie trotzdem über alles nachgedacht und war sich endlich über einiges klar geworden jetzt war es an der Zeit, es ihm mitzuteilen. Sie durfte ihn nicht länger warten lassen, er musste es erfahren. Was er daraus machte, würde sie dann schon sehen. So strich sie sich die Tränen aus dem Gesicht, setzte sich an ihren Schreibtisch und fing an ihm einen Brief zu schreiben.
Draco,
Ich bin dir doch deswegen garnicht mehr böse. Ich bin einfach nur verwirrt. Wenn man endlich mal ein paar Tage Ruhe hat, dann wird einem so einiges klar. Und außerdem hat Ginny mir ganz schön den Kopf gewaschen. Du weißt, das ich nichts von Ben will und das wird sich auch nicht ändern. Er hat versucht mich auf seine Seite zu ziehen. Deshalb der Kuss. Aber ich hab ihm Eine geklatscht. Und ich habe über Ginny's Worte nachgedacht. Wenn Ben wirklich ein anderer Typ gewesen wäre und Lucius Zauber vollends gewirkt hätte, dann hätte ich mit Ben vielleicht sogar dasselbe gemacht wie du mit Mandy. Also ist das doch eigentlich garnicht mehr das Thema. Aber trotzdem habe ich einfach Angst. Durch alles was passiert ist, können wir nicht einfach wieder da weitermachen wo wir aufgehört haben. Und ich weiß auch garnicht wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt noch die Kraft für einen Neuanfang habe. Aber eins weiß ich: Einen Mittelweg will ich nicht!
Draco glaubte zu träumen, als er Hermines Brief in Händen hielt. Er hatte es geschafft, das sie antwortete. Und auf der einen Seite war er froh, das die Sache mit Mandy kein Thema mehr war. Sie hatte in dieser Sache wohl einen gewissen Ausgleich geschaffen, der unter normalen Umständen nie passiert wäre. Das wussten sie beide.
Auf der anderen Seite war er aber traurig über ihre Worte. Er wollte nicht das sie angst vor der Zukunft oder vor ihm hat. Und auch er wusste, das sie nicht zum Anfang zurück konnten und einen Mittelweg würde er nicht mitmachen. Er wollte sie und er wollte eine neue Chance. Aber vorallem wollte er sie endlich wieder in seinen Armen wissen und das sie ihm jetzt soetwas zurück geschrieben hatte, lies neue Hoffnung in ihm aufkeimen. Also schrieb er ihr sogleich eine Antwort zurück, damit sie wusste, das er es wirklich ernst meinte.
Das will ich auch nicht und du brauchst keine Angst zu haben.
Ich bin doch bei dir und gemeinsam schaffen wir das!
Hermine, ich liebe dich und will dich nicht schon wieder verlieren!
Ich musste so lange auf dich verzichten und jetzt hab ich dich endlich wieder!
Ich brauche dich! Ich vermisse dich! Komm zurück zu mir!
Hermine war über die schnelle Antwort ziemlich überrascht und auch dieser Brief lies wieder Tränen in ihren Augen aufkommen. Das waren doch eigentlich genau die Worte, die sie von Draco hören wollte. Die Bestätigung darüber, das alles wieder gut werden würde. Aber hatte sie überhaupt die Kraft dafür. Schaffte sie es überhaupt, sich wieder so auf ihn einlassen zu können? Sollte sie es wirklich wagen? Würde endlich alles gut werden?
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Mach doch nicht alles so spannend!:D Ich will jetzt wissen, ob es noch Hoffnung für Hermines und Dracos Beziehung gibt! Aber schade, dass es schon bald vorbei ist, ich mag echt gerne, wie du schreibst!:) Wird es noch mehr Geschichten von dir geben?
"Das Leben ist keine Wunscherfüllmaschine."
- Jane_Higgins
- Eule
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
@ Rumtreiberin:
Du wirst noch ein bisschen warten müssen. Die Spannung will ja schließlich gehalten werden.
Das hier war meine 2te Geschichte. Die 1te habe ich schon vor längerem gepostet.
Sie heißt: "Die zweite Chance" und wenn du magst kannst du dir die auch mal durchlesen.
Wenn diese zu Ende ist, wird wohl auch wieder die nächste Geschichte hier erscheinen, denn ich habe dann noch 2 zum posten.
Aber bis dahin dauert es noch ein klein wenig.
Du wirst noch ein bisschen warten müssen. Die Spannung will ja schließlich gehalten werden.

Das hier war meine 2te Geschichte. Die 1te habe ich schon vor längerem gepostet.
Sie heißt: "Die zweite Chance" und wenn du magst kannst du dir die auch mal durchlesen.

Wenn diese zu Ende ist, wird wohl auch wieder die nächste Geschichte hier erscheinen, denn ich habe dann noch 2 zum posten.

Aber bis dahin dauert es noch ein klein wenig.

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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 22: Der Weg zurück
Es waren nun zwei Tage vergangen, seitdem Draco seinen letzten Brief an Hermine gesandt hatte. Doch er hatte keine Antwort mehr bekommen. Er hatte noch lange gewartet, aber es war nichts mehr gefolgt. Seine Hoffnung, das sie es sich noch einmal überlegte und endlich wieder zu ihm zurückkam, hatte er aufgegeben.
Natürlich hätte er ihr wieder schreiben können, aber er wollte sie nicht drängen. Endlich hatte sie ihm aus eigenen Stücken zurück geschrieben, das sollte doch eigentlich etwas heißen. Immer wieder sah er sich suchend am Himmel um, doch er wusste es würde kein Brief kommen. Dann hätte sie ihm schon längst geschrieben, sie hätte noch am selben Abend zurück geschrieben.
Er war auf dem Weg zum Quidditch-Feld. Heute hatte er Training und er konnte Harry überreden, das Gryffindor mit ihnen zusammen trainierten. Von den Hausfeindschaften war nichts mehr übrig geblieben. Zu Anfang des neuen Schuljahres war das allen recht schnell klar geworden. Vorallem da sich Harry und Draco gut verstanden. Kleine Reibereien gab es sicherlich immernoch, aber das war nie der Rede wert.
Bei den Aufwärmrunden konnte er seinen Frust abreagieren. Er schoss einen der Klatscher immer wieder mit solch einer Inbrunst in den Himmel, das die anderen sich langsam besorgt ansahen. Harry, Ginny, Ron und Blaise standen beisammen und tauschen schnell den neusten Zwischenstand aus. Nicht das sie etwas genaues wussten, aber sie konnten sich einiges zusammenreimen.
Dennoch reichte es Harry und Blaise so langsam. Sie erhoben sich Beide in die Luft und während Harry allen sagte, das sie für eine kurze Unterbrechung landen sollten, flog Blaise auf Draco zu und brachten ihn ebenfalls auf den Boden zurück. Jetzt standen sie zu Fünft in einem Kreis und steckten die Köpfe zusammen.
„Draco, was ist denn jetzt überhaupt genau passiert?“ machte Blaise den Anfang.
Eigentlich war ihm nicht nach reden zumute, aber es hatte wohl keinen Sinn. Es waren schließlich Hermines und seine engsten Freunde. Da sollten sie schon etwas wissen. Und wenn er ihre Hilfe wollte, konnte es nur ein Vorteil sein.
„Als ich von Lucius zurück gekommen bin, hab ich gesehen wie Ben sich wieder an Hermine rangemacht und sie geküsst hat. Deshalb auch die Sache mit Mandy. Ich weiß, das es keine Ausrede ist, aber ich war so...so...ach egal. Und sie ist nur abgehauen, weil sie uns erwischt hat. Aber nicht, weil sie deshalb noch böse ist, sondern weil sie denkt, das es unserer Zukunft ihm Wege steht.“
„Also haben meine Worte gewirkt.“ murmelte Ginny.
„Ja, das haben sie.“ erwiderte Draco. „Und du hast ihr ziemlich den Kopf gewaschen. Ich hab ihr Briefe geschrieben, seid sie weg ist und mich bei ihr entschuldigt. Sie hat mir geantwortet und mir gesagt, das sie mir verziehen hat. Aber sie hat Angst, weil sie nicht weiß, wie es weiter gehen soll.“
„Das passt zu ihr. Zurück könnt ihr ja nicht und einfach da weiter machen wo ihr vor ihrer Abreise aufgehört habt, geht auch nicht. Typisch Hermine. Die zerbricht sich jetzt den Kopf.“ stimmte ihm Harry zu.
„Aber wenn ihr doch soweit alles geklärt habt, wieso kommt sie dann nicht zurück und ihr...“ begann Blaise, aber Draco unterbrach ihn.
„Weil sie nicht weiß, ob sie das schafft. Es ist in den letzten Wochen soviel passiert, sie musste soviel Kraft einbüßen. Ich kann sie verstehen. Und auch diesen Zweifel hab ich versucht ihr zu nehmen. Ich hab ihr gesagt, das wir das zusammen schon hinkriegen werden und das sie endlich zurück kommen soll. Aber das ist jetzt zwei Tage her und seitdem hab ich nichts mehr von ihr gehört.“ schloss Draco frustriert.
„Du hast nichts falsch gemacht, Draco. Hermine muss vielleicht erstmal....richtig zu Ruhe kommen. Dann kommt sie schon zurück. Ganz sicher.“ ermutigte ihn Ginny.
Daraufhin legte sich ein betretenes Schweigen auf die kleine Gruppe. Nach einigen Momenten war es Blaise, der in die Hände klatschte und vorschlug endlich mit dem Training anzufangen. Schließlich wären sie ja nicht zum Faulenzen hier. Das lies die allgemeine Stimmung wieder etwas aufleben. Alle schwangen sich auf ihre Besen und legten los. Nach wenigen Minuten waren sie ihn ihrem Element und die Sorgen waren vorerst vergessen.
In dieser Nacht konnte Hermine nicht wirklich schlafen. Der letzte Brief von Draco hatte sie schwer erwischt. Er hatte ihr genau das geschrieben, was sie hören wollte. Mit seinen Worten nahm er ihr die Zweifel. Mit seinen Worten machte er ihr Hoffnung, das er sie immernoch wollte. Mit seinen Worten vertiefte er ihren Wunsch danach, das alles gut werden würde. Sie wollte ihm zurückschreiben, aber sie konnte nicht.
Die letzten zwei Tage hatte sie mit Nachdenken verbracht. Hermine hatte die Pros und Kontras abgewägt, wenn es die überhaupt wirklich gab. Und gestern Abend hatte sie sich dazu entschlossen zurück nach Hogwarts zu gehen. Sie konnte sich eh nicht länger verstecken, es nicht länger hinauszögern. Sie musste irgendwann sowieso zurück.
Dann hatte sie zeitweise überlegt, ob sie Draco nicht trotzdem aus dem Weg gehen sollte. Nur für die erste Zeit. Denn irgendwie hatte sich die Idee in ihren Kopf gepflanzt, das er sie jetzt eigentlich garnicht mehr sehen will, nachdem sie ihm erneut nicht geantwortet hatte. Das er sie nun doch nicht mehr bei sich haben wollte, weil ihm dieses ganze hin und her zu blöd wurde. Doch hoffte ein anderer Teil in ihr inständig, das dem nicht so war.
Sie schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Es hatte keinen Sinn nochmal alles durch zudenken. Sie zog sich an und begann ihren Koffer wieder zu packen. Doch je voller er wurde, umso langsamer wurde sie. Als sie den Deckel dann endlich zuschlug, zögerte sie. Sie müsste sich jetzt nur noch auf den weg machen und wäre in nicht mal fünf Minuten wieder in Hogwarts. Aber ihre Zweifel meldeten sich wieder. Sie ließ sich erneut auf das Bett fallen, das sie gerade erst gemacht hatte. Was, wenn das alles doch nicht klappen würde. Sie sah sich nochmal in ihrem Zimmer um.
Nach zweieinhalb anstrengenden, aber durchaus erfolgreichen Stunden Quidditchtrainings beendeten die Roten und Grünen ihr Spiel. Sie waren alle schön erschöpft und die Verausgabung tat Draco richtig gut. Während die anderen in die Umkleidekabinen gingen gab Draco bescheid, das er noch ein bisschen durch die Luft brausen wollte. Harry wollte ihn davon abhalten, aber Blaise hielt ihn zurück. So nickten die anderen nur stumm und ließen ihn dann alleine.
Er schwang sich wieder auf seinen Besen und stieg in die Höhe. So drehte er seine Kreise und machte sich erneut Gedanken. Mittlerweile wusste er nicht mehr wie es weitergehen sollte, wenn Hermine wirklich nicht zurück kam. Aber das war für ihn keine Option, so oder so. Sie musste irgendwann zurückkommen. Professor McGonagall würde das nicht lange mitmachen und ihre Prüfung konnte sie schließlich auch nur hier im Schloss schreiben. Wenn er doch nur wüsste wo sie war.
Als das damals mit ihnen angefangen hatte, im St. Mungos, da wollte er es garnicht erst glauben. Sie hatten beiden dem anderen gegenüber so felsenfeste Vorurteile, das es sie erschreckt hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis Draco feststellen musste, das Hermine garnicht so schlimm war, wie er dachte.
Ehrgeizig, natürlich. Eine Perfektionistin, definitiv. Wissensdurstig, auf jeden Fall. Besserwisserisch, ja auch das. Aber er hatte noch nie eine Person mit einem so großen Herzen, mit einem solchen Drang nach Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gekannt und sie war nicht im Geringsten so schlimm und nervig wie er all die Jahre gedacht hatte.
Bei ihm hatte es allerdings etwas gedauert, bis er sich ihr geöffnet hatte. Sie hatte ihn nie gedrängt und irgendwann wusste Draco, das seine Geschichte bei niemand anderem sicherer aufgehoben wäre, als bei Hermine. Die Vorurteile ihm gegenüber waren leider nicht so einfach abzuweisen. Im Großen und Ganzen hatte er sich genauso verhalten, aber nur weil er es nicht anders gelernt hatte. Das erkannte auch Hermine. Und als Draco an einem Punkt angekommen war, an dem er nicht mehr so sein wollte, hatte er keine Wahl mehr auszubrechen. Sein Vater saß ihm im Nacken und er hatte sich nicht ausmalen wollen, was ihn dann erwartet hätte. Trotzdem hatte sie ihm noch eine Chance gegeben, hatte sich bei den anderen für ihn eingesetzt und heute konnte er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Nein, sie musste zurückkommen.
Eine weitere Viertelstunde später landete er wieder und ging mit hängendem Kopf vom Quidditch-Feld. Er wollte sich gerade zur Umkleidekabine wenden, als ihm plötzlich eine Person auffiel, die auf dem Weg zu dem Feld hoch kam und nun stehen blieb.
Der Wind des späten Nachmittags blies ihr um die Ohren, wirbelte Hermines Haar hinter ihr auf und bewegte sie dazu den Umhang enger um sich zu ziehen. Sie hatte es getan. Sie war wieder da und jetzt gab es kein zurück mehr. Hermine hatte ihre Zweifel endgültig beiseite gewischt und sich davon befreit. Es brachte ihr nichts, alles immer und immer wieder durchzugehen. Klarheit bekam sie nur, wenn sie sich allem stellte. Und sie hatte keine Lust mehr alleine zu sein. Unglaublich, aber wahr, sie vertraute auf Draco's Worte.
Sie wollte hoch zum Schloss gehen, als sie das leise Pfeifen der Besen hörte, die durch die Luft flogen. Und dann sah sie ihn. Mit dem platinblonden Haar und der grünen Uniform war er nicht zu verkennen. Sie sah ihn Kreise durch die Luft ziehen und ihr Herz blieb stehen.
Sie war auf das Feld zugegangen und jetzt stand sie da, mitten auf dem Weg, der Koffer neben ihr auf dem Boden und sie klammerte sich an ihren Umhang. Sie war nicht fähig sich weiter zu bewegen. Dann sah sie, wie er zur Landung ansetzte. Hermine lies ihn nicht aus den Augen und plötzlich schlug ihr Herz zwei Takte schneller. Er hatte sie bemerkt, erst zögernd dann entschlossen hatte er sich zu ihr umgedreht und starrte ihr nun entgegen. Ihre Knie wurden weich und sie spürte die Tränen aufsteigen. Merlin, hoffentlich hatte sie das Richtige getan.
Er träumte. Er musste träumen! Draco rieb sich kurz über die Augen und sah erneut auf die Person, doch sie war immernoch da. Konnte das wirklich Hermine sein? Jetzt zweifelte er völlig an seinem Verstand. Er wusste nicht mehr wie lange er einfach so dort gestanden und aus sie hinab gesehen hatte, doch dann hielt er es nicht mehr aus und ging langsamen Schrittes auf sie zu. Es durfte kein Trugbild sein, sie musste real sein. Obwohl er sich nicht schnell bewegte, raste sein Puls nur so und er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Er traute sich fast nicht mal mehr zu blinzeln aus Angst, das sie danach doch wieder verschwunden sein konnte.
Doch je näher er Hermine kam, umso scharfer wurden ihre Umrisse. Immer mehr Details ihres hübschen Gesichts wurden klarer und er spürte dieses Kribbeln. Was er aber dann erkannte ließ seine Schritte schneller werden. Draco sah wie ihr Tränen die Wangen herunter liefen und er wusste, er hatte zu lange gebraucht. Sein zögerliches Annähern hatte sie wieder verunsichert. Doch dieses Gefühl wollte er ihr endlich Ein für Allemal nehmen.
Also rannte er jetzt, rannte als wenn es um sein eigenes Leben ginge. Was es im Endeffekt ja auch war. Er sah wie ihre Knie anfingen zu zittern, sie sich aber trotzdem nicht bewegte und er beschleunigte noch einmal. Nur noch wenige Meter, besorgt ob er überhaupt rechtzeitig abbremsen konnte, war er endlich bei ihr angekommen und zog sie fest in seine Arme.
Kaum fühlte Hermine Draco's starke Arme um sich, konnten ihre Beine sie nicht mehr tragen. Sie lies sich gegen ihn sinken, krallte ihre Hände in seinen Rücken, um sich an ihm festzuklammern und fing hemmungslos an zu weinen. Die ganze Anspannung löste sich auf einen Schlag und sie wusste, das er sie nicht loslassen würde.
Draco stütze sein Kinn auf ihrem Scheitel ab und strich ihr beruhigend über den Rücken. Seine Uniform war schon durchnässt von ihren Tränen, doch es war ihm egal. Nichts zählte mehr, außer Hermine in seinen Armen. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte sie sich und auch er hatte wieder eine normale Atmung. Sie hob langsam ihren Kopf, sah ihn an und tauchte in die sturmgrauen, von purer Wärme durchzogenen Augen ein.
„Verzeih mir!“ „Es tut mir so leid!“ kam es immer wieder von Beiden gleichzeitig, sodass im Nachhinein keiner mehr genau wusste, wer was gesagt hatte und sie sich wieder aneinander drückten.
Ein paar Augenblicke später löste Draco eine Hand von Hermines Rücken, legte sie unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht erneut an. Als er die Erleichterung und Sehnsucht in ihrem Blick sah, konnte er nicht mehr an sich halten und beugte sich zu ihr nach unten um sie zu küssen. Endlich, nach den ganzen Strapazen, nach dem ganzen Streit, hatte er sie wieder, war sie wirklich wieder bei ihm. Er wollte den Kuss sanft halten, aber Hermine erwiderte ihn ohne zu zögern so innig, das er sich mitreißen ließ. Ihre Arme verschränkten sich ganz automatisch um seinen Nacken und er zog sie so nahe an sich, das sie sich fast auf die Zehenspitzen stellen musste. Völlig außer Atmen lösten sie ihre Gesichter voneinander nur um sich wieder anzusehen.
„Wir müssen reden!“ sagte Draco leise.
„Ja, das müssen wir!“ antwortete Hermine genauso leise.
„Wartest du hier auf mich? Ich gehe zurück, mich schnell umziehen.“
„Ja, ich warte.“ doch keiner machte die Anstalten den anderen loszulassen.
Er küsste sie wieder, aber nur kurz und befreite sich dann aus ihrer Umarmung. Er lief schnell zurück, zog sich um und schnappte sich seine Tasche. Doch kurz bevor er hinaus trat, atmete er noch einmal durch. Sie würde immernoch da sein, sie würde. Er begab sich eilig wieder zu Hermine und erkannte auch in ihrem Gesicht, das sie das Gleiche gedacht haben musste. Er griff nach ihrer Hand und Arm in Arm gingen sie zurück zum Schloss. Sie brauchten Zeit und vor allem Ruhe, weshalb ihr Weg sie zum Raum der Wünsche führte.
In der großen Halle war es gerade Zeit für das Abendessen, als sich Blaise und Hannah an den Tisch der Gryffindors gesellten. So saßen nun alle zusammen und schmunzelten. Blaise hatte sich nach dem Training noch einmal besorgt zu Draco umgedreht. Er war einer der Letzten die ins Schloss zurück gegangen waren. Was er dann gesehen hatte, ließ ihn erleichtert aufatmen. Sofort hatte er es Harry und Ron erzählt und die waren dann an eins der großen Fenster gestürmt. Doch Hermine und Draco waren nicht mehr zu sehen gewesen. Kurz darauf kam Ginny angerannt, die aufgeregt erzählte, das sie Draco mit Hermine im Raum der Wünsche hat verschwinden sehen. Danach war die gute Laune unter allen nicht mehr aufzuhalten. Während Ron sich als Erster über das Essen her machte, unterhielten die anderen sich.
„Und seitdem hat sie jetzt keiner mehr gesehen?“ fragte Hannah.
„Nein, die sind wohl immernoch im Raum. Sie haben ja auch einiges aufzuarbeiten.“ kam es von Ginny.
„Aber solange kann das doch garnicht dauern. Es war doch schon vorher einiges klar.“ warf Blaise ein.
„Naja, es gibt ja immerhin noch andere Dinge, die die Beiden tun können. Darauf mussten sie schließlich auch lange verzichten.“ Harry zwinkerte Ginny zu, die ihm spielerisch auf die Schulter schlug.
„Alo misch wührdsch nisch wumdern, wenn wir die zfei erscht morgn wieder sehn.“ schmatzte Ron, woraufhin alle anderen anfingen zu lachen.
Keine zehn Minuten später kamen eine strahlende Hermine und ein schelmisch, glücklich grinsender Draco in die große Halle und gingen ebenfalls auf den Gryffindortisch zu. Doch ehe Hermine sich setzten konnte, wurde sie erstmal von allen stürmisch umarmt. Dann zog Ginny sie an ihre Seite und sah sie mit fragenden Augen an. Hermine kicherte und schüttelte den Kopf.
„Ja, Ginny, es ist alles wieder in Ordnung. Wir haben uns lange unterhalten und alles geregelt.“ wobei sie einen kurzen Blick auf Draco warf, der neben Blaise saß und wohl das Gleiche gefragt wurde. Auch er nickte zustimmend und die Gesichter der Jungs hellten sich auf.
„Dann bleibst du jetzt also wieder hier? Haust nicht wieder ab?“ wollte sich Ginny noch versichern.
„Nein, ich bleibe. Schließlich wird jetzt alles gut.“
„Ja, das wird es.“ sagte Draco, während die beiden sich liebevoll anlächelten.
Das war das letzte Kapitel.
Jetzt kommt nur noch der Epilog. :)
Es waren nun zwei Tage vergangen, seitdem Draco seinen letzten Brief an Hermine gesandt hatte. Doch er hatte keine Antwort mehr bekommen. Er hatte noch lange gewartet, aber es war nichts mehr gefolgt. Seine Hoffnung, das sie es sich noch einmal überlegte und endlich wieder zu ihm zurückkam, hatte er aufgegeben.
Natürlich hätte er ihr wieder schreiben können, aber er wollte sie nicht drängen. Endlich hatte sie ihm aus eigenen Stücken zurück geschrieben, das sollte doch eigentlich etwas heißen. Immer wieder sah er sich suchend am Himmel um, doch er wusste es würde kein Brief kommen. Dann hätte sie ihm schon längst geschrieben, sie hätte noch am selben Abend zurück geschrieben.
Er war auf dem Weg zum Quidditch-Feld. Heute hatte er Training und er konnte Harry überreden, das Gryffindor mit ihnen zusammen trainierten. Von den Hausfeindschaften war nichts mehr übrig geblieben. Zu Anfang des neuen Schuljahres war das allen recht schnell klar geworden. Vorallem da sich Harry und Draco gut verstanden. Kleine Reibereien gab es sicherlich immernoch, aber das war nie der Rede wert.
Bei den Aufwärmrunden konnte er seinen Frust abreagieren. Er schoss einen der Klatscher immer wieder mit solch einer Inbrunst in den Himmel, das die anderen sich langsam besorgt ansahen. Harry, Ginny, Ron und Blaise standen beisammen und tauschen schnell den neusten Zwischenstand aus. Nicht das sie etwas genaues wussten, aber sie konnten sich einiges zusammenreimen.
Dennoch reichte es Harry und Blaise so langsam. Sie erhoben sich Beide in die Luft und während Harry allen sagte, das sie für eine kurze Unterbrechung landen sollten, flog Blaise auf Draco zu und brachten ihn ebenfalls auf den Boden zurück. Jetzt standen sie zu Fünft in einem Kreis und steckten die Köpfe zusammen.
„Draco, was ist denn jetzt überhaupt genau passiert?“ machte Blaise den Anfang.
Eigentlich war ihm nicht nach reden zumute, aber es hatte wohl keinen Sinn. Es waren schließlich Hermines und seine engsten Freunde. Da sollten sie schon etwas wissen. Und wenn er ihre Hilfe wollte, konnte es nur ein Vorteil sein.
„Als ich von Lucius zurück gekommen bin, hab ich gesehen wie Ben sich wieder an Hermine rangemacht und sie geküsst hat. Deshalb auch die Sache mit Mandy. Ich weiß, das es keine Ausrede ist, aber ich war so...so...ach egal. Und sie ist nur abgehauen, weil sie uns erwischt hat. Aber nicht, weil sie deshalb noch böse ist, sondern weil sie denkt, das es unserer Zukunft ihm Wege steht.“
„Also haben meine Worte gewirkt.“ murmelte Ginny.
„Ja, das haben sie.“ erwiderte Draco. „Und du hast ihr ziemlich den Kopf gewaschen. Ich hab ihr Briefe geschrieben, seid sie weg ist und mich bei ihr entschuldigt. Sie hat mir geantwortet und mir gesagt, das sie mir verziehen hat. Aber sie hat Angst, weil sie nicht weiß, wie es weiter gehen soll.“
„Das passt zu ihr. Zurück könnt ihr ja nicht und einfach da weiter machen wo ihr vor ihrer Abreise aufgehört habt, geht auch nicht. Typisch Hermine. Die zerbricht sich jetzt den Kopf.“ stimmte ihm Harry zu.
„Aber wenn ihr doch soweit alles geklärt habt, wieso kommt sie dann nicht zurück und ihr...“ begann Blaise, aber Draco unterbrach ihn.
„Weil sie nicht weiß, ob sie das schafft. Es ist in den letzten Wochen soviel passiert, sie musste soviel Kraft einbüßen. Ich kann sie verstehen. Und auch diesen Zweifel hab ich versucht ihr zu nehmen. Ich hab ihr gesagt, das wir das zusammen schon hinkriegen werden und das sie endlich zurück kommen soll. Aber das ist jetzt zwei Tage her und seitdem hab ich nichts mehr von ihr gehört.“ schloss Draco frustriert.
„Du hast nichts falsch gemacht, Draco. Hermine muss vielleicht erstmal....richtig zu Ruhe kommen. Dann kommt sie schon zurück. Ganz sicher.“ ermutigte ihn Ginny.
Daraufhin legte sich ein betretenes Schweigen auf die kleine Gruppe. Nach einigen Momenten war es Blaise, der in die Hände klatschte und vorschlug endlich mit dem Training anzufangen. Schließlich wären sie ja nicht zum Faulenzen hier. Das lies die allgemeine Stimmung wieder etwas aufleben. Alle schwangen sich auf ihre Besen und legten los. Nach wenigen Minuten waren sie ihn ihrem Element und die Sorgen waren vorerst vergessen.
In dieser Nacht konnte Hermine nicht wirklich schlafen. Der letzte Brief von Draco hatte sie schwer erwischt. Er hatte ihr genau das geschrieben, was sie hören wollte. Mit seinen Worten nahm er ihr die Zweifel. Mit seinen Worten machte er ihr Hoffnung, das er sie immernoch wollte. Mit seinen Worten vertiefte er ihren Wunsch danach, das alles gut werden würde. Sie wollte ihm zurückschreiben, aber sie konnte nicht.
Die letzten zwei Tage hatte sie mit Nachdenken verbracht. Hermine hatte die Pros und Kontras abgewägt, wenn es die überhaupt wirklich gab. Und gestern Abend hatte sie sich dazu entschlossen zurück nach Hogwarts zu gehen. Sie konnte sich eh nicht länger verstecken, es nicht länger hinauszögern. Sie musste irgendwann sowieso zurück.
Dann hatte sie zeitweise überlegt, ob sie Draco nicht trotzdem aus dem Weg gehen sollte. Nur für die erste Zeit. Denn irgendwie hatte sich die Idee in ihren Kopf gepflanzt, das er sie jetzt eigentlich garnicht mehr sehen will, nachdem sie ihm erneut nicht geantwortet hatte. Das er sie nun doch nicht mehr bei sich haben wollte, weil ihm dieses ganze hin und her zu blöd wurde. Doch hoffte ein anderer Teil in ihr inständig, das dem nicht so war.
Sie schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Es hatte keinen Sinn nochmal alles durch zudenken. Sie zog sich an und begann ihren Koffer wieder zu packen. Doch je voller er wurde, umso langsamer wurde sie. Als sie den Deckel dann endlich zuschlug, zögerte sie. Sie müsste sich jetzt nur noch auf den weg machen und wäre in nicht mal fünf Minuten wieder in Hogwarts. Aber ihre Zweifel meldeten sich wieder. Sie ließ sich erneut auf das Bett fallen, das sie gerade erst gemacht hatte. Was, wenn das alles doch nicht klappen würde. Sie sah sich nochmal in ihrem Zimmer um.
Nach zweieinhalb anstrengenden, aber durchaus erfolgreichen Stunden Quidditchtrainings beendeten die Roten und Grünen ihr Spiel. Sie waren alle schön erschöpft und die Verausgabung tat Draco richtig gut. Während die anderen in die Umkleidekabinen gingen gab Draco bescheid, das er noch ein bisschen durch die Luft brausen wollte. Harry wollte ihn davon abhalten, aber Blaise hielt ihn zurück. So nickten die anderen nur stumm und ließen ihn dann alleine.
Er schwang sich wieder auf seinen Besen und stieg in die Höhe. So drehte er seine Kreise und machte sich erneut Gedanken. Mittlerweile wusste er nicht mehr wie es weitergehen sollte, wenn Hermine wirklich nicht zurück kam. Aber das war für ihn keine Option, so oder so. Sie musste irgendwann zurückkommen. Professor McGonagall würde das nicht lange mitmachen und ihre Prüfung konnte sie schließlich auch nur hier im Schloss schreiben. Wenn er doch nur wüsste wo sie war.
Als das damals mit ihnen angefangen hatte, im St. Mungos, da wollte er es garnicht erst glauben. Sie hatten beiden dem anderen gegenüber so felsenfeste Vorurteile, das es sie erschreckt hatte. Es hatte nicht lange gedauert, bis Draco feststellen musste, das Hermine garnicht so schlimm war, wie er dachte.
Ehrgeizig, natürlich. Eine Perfektionistin, definitiv. Wissensdurstig, auf jeden Fall. Besserwisserisch, ja auch das. Aber er hatte noch nie eine Person mit einem so großen Herzen, mit einem solchen Drang nach Gerechtigkeit und Gleichberechtigung gekannt und sie war nicht im Geringsten so schlimm und nervig wie er all die Jahre gedacht hatte.
Bei ihm hatte es allerdings etwas gedauert, bis er sich ihr geöffnet hatte. Sie hatte ihn nie gedrängt und irgendwann wusste Draco, das seine Geschichte bei niemand anderem sicherer aufgehoben wäre, als bei Hermine. Die Vorurteile ihm gegenüber waren leider nicht so einfach abzuweisen. Im Großen und Ganzen hatte er sich genauso verhalten, aber nur weil er es nicht anders gelernt hatte. Das erkannte auch Hermine. Und als Draco an einem Punkt angekommen war, an dem er nicht mehr so sein wollte, hatte er keine Wahl mehr auszubrechen. Sein Vater saß ihm im Nacken und er hatte sich nicht ausmalen wollen, was ihn dann erwartet hätte. Trotzdem hatte sie ihm noch eine Chance gegeben, hatte sich bei den anderen für ihn eingesetzt und heute konnte er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Nein, sie musste zurückkommen.
Eine weitere Viertelstunde später landete er wieder und ging mit hängendem Kopf vom Quidditch-Feld. Er wollte sich gerade zur Umkleidekabine wenden, als ihm plötzlich eine Person auffiel, die auf dem Weg zu dem Feld hoch kam und nun stehen blieb.
Der Wind des späten Nachmittags blies ihr um die Ohren, wirbelte Hermines Haar hinter ihr auf und bewegte sie dazu den Umhang enger um sich zu ziehen. Sie hatte es getan. Sie war wieder da und jetzt gab es kein zurück mehr. Hermine hatte ihre Zweifel endgültig beiseite gewischt und sich davon befreit. Es brachte ihr nichts, alles immer und immer wieder durchzugehen. Klarheit bekam sie nur, wenn sie sich allem stellte. Und sie hatte keine Lust mehr alleine zu sein. Unglaublich, aber wahr, sie vertraute auf Draco's Worte.
Sie wollte hoch zum Schloss gehen, als sie das leise Pfeifen der Besen hörte, die durch die Luft flogen. Und dann sah sie ihn. Mit dem platinblonden Haar und der grünen Uniform war er nicht zu verkennen. Sie sah ihn Kreise durch die Luft ziehen und ihr Herz blieb stehen.
Sie war auf das Feld zugegangen und jetzt stand sie da, mitten auf dem Weg, der Koffer neben ihr auf dem Boden und sie klammerte sich an ihren Umhang. Sie war nicht fähig sich weiter zu bewegen. Dann sah sie, wie er zur Landung ansetzte. Hermine lies ihn nicht aus den Augen und plötzlich schlug ihr Herz zwei Takte schneller. Er hatte sie bemerkt, erst zögernd dann entschlossen hatte er sich zu ihr umgedreht und starrte ihr nun entgegen. Ihre Knie wurden weich und sie spürte die Tränen aufsteigen. Merlin, hoffentlich hatte sie das Richtige getan.
Er träumte. Er musste träumen! Draco rieb sich kurz über die Augen und sah erneut auf die Person, doch sie war immernoch da. Konnte das wirklich Hermine sein? Jetzt zweifelte er völlig an seinem Verstand. Er wusste nicht mehr wie lange er einfach so dort gestanden und aus sie hinab gesehen hatte, doch dann hielt er es nicht mehr aus und ging langsamen Schrittes auf sie zu. Es durfte kein Trugbild sein, sie musste real sein. Obwohl er sich nicht schnell bewegte, raste sein Puls nur so und er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. Er traute sich fast nicht mal mehr zu blinzeln aus Angst, das sie danach doch wieder verschwunden sein konnte.
Doch je näher er Hermine kam, umso scharfer wurden ihre Umrisse. Immer mehr Details ihres hübschen Gesichts wurden klarer und er spürte dieses Kribbeln. Was er aber dann erkannte ließ seine Schritte schneller werden. Draco sah wie ihr Tränen die Wangen herunter liefen und er wusste, er hatte zu lange gebraucht. Sein zögerliches Annähern hatte sie wieder verunsichert. Doch dieses Gefühl wollte er ihr endlich Ein für Allemal nehmen.
Also rannte er jetzt, rannte als wenn es um sein eigenes Leben ginge. Was es im Endeffekt ja auch war. Er sah wie ihre Knie anfingen zu zittern, sie sich aber trotzdem nicht bewegte und er beschleunigte noch einmal. Nur noch wenige Meter, besorgt ob er überhaupt rechtzeitig abbremsen konnte, war er endlich bei ihr angekommen und zog sie fest in seine Arme.
Kaum fühlte Hermine Draco's starke Arme um sich, konnten ihre Beine sie nicht mehr tragen. Sie lies sich gegen ihn sinken, krallte ihre Hände in seinen Rücken, um sich an ihm festzuklammern und fing hemmungslos an zu weinen. Die ganze Anspannung löste sich auf einen Schlag und sie wusste, das er sie nicht loslassen würde.
Draco stütze sein Kinn auf ihrem Scheitel ab und strich ihr beruhigend über den Rücken. Seine Uniform war schon durchnässt von ihren Tränen, doch es war ihm egal. Nichts zählte mehr, außer Hermine in seinen Armen. Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte sie sich und auch er hatte wieder eine normale Atmung. Sie hob langsam ihren Kopf, sah ihn an und tauchte in die sturmgrauen, von purer Wärme durchzogenen Augen ein.
„Verzeih mir!“ „Es tut mir so leid!“ kam es immer wieder von Beiden gleichzeitig, sodass im Nachhinein keiner mehr genau wusste, wer was gesagt hatte und sie sich wieder aneinander drückten.
Ein paar Augenblicke später löste Draco eine Hand von Hermines Rücken, legte sie unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht erneut an. Als er die Erleichterung und Sehnsucht in ihrem Blick sah, konnte er nicht mehr an sich halten und beugte sich zu ihr nach unten um sie zu küssen. Endlich, nach den ganzen Strapazen, nach dem ganzen Streit, hatte er sie wieder, war sie wirklich wieder bei ihm. Er wollte den Kuss sanft halten, aber Hermine erwiderte ihn ohne zu zögern so innig, das er sich mitreißen ließ. Ihre Arme verschränkten sich ganz automatisch um seinen Nacken und er zog sie so nahe an sich, das sie sich fast auf die Zehenspitzen stellen musste. Völlig außer Atmen lösten sie ihre Gesichter voneinander nur um sich wieder anzusehen.
„Wir müssen reden!“ sagte Draco leise.
„Ja, das müssen wir!“ antwortete Hermine genauso leise.
„Wartest du hier auf mich? Ich gehe zurück, mich schnell umziehen.“
„Ja, ich warte.“ doch keiner machte die Anstalten den anderen loszulassen.
Er küsste sie wieder, aber nur kurz und befreite sich dann aus ihrer Umarmung. Er lief schnell zurück, zog sich um und schnappte sich seine Tasche. Doch kurz bevor er hinaus trat, atmete er noch einmal durch. Sie würde immernoch da sein, sie würde. Er begab sich eilig wieder zu Hermine und erkannte auch in ihrem Gesicht, das sie das Gleiche gedacht haben musste. Er griff nach ihrer Hand und Arm in Arm gingen sie zurück zum Schloss. Sie brauchten Zeit und vor allem Ruhe, weshalb ihr Weg sie zum Raum der Wünsche führte.
In der großen Halle war es gerade Zeit für das Abendessen, als sich Blaise und Hannah an den Tisch der Gryffindors gesellten. So saßen nun alle zusammen und schmunzelten. Blaise hatte sich nach dem Training noch einmal besorgt zu Draco umgedreht. Er war einer der Letzten die ins Schloss zurück gegangen waren. Was er dann gesehen hatte, ließ ihn erleichtert aufatmen. Sofort hatte er es Harry und Ron erzählt und die waren dann an eins der großen Fenster gestürmt. Doch Hermine und Draco waren nicht mehr zu sehen gewesen. Kurz darauf kam Ginny angerannt, die aufgeregt erzählte, das sie Draco mit Hermine im Raum der Wünsche hat verschwinden sehen. Danach war die gute Laune unter allen nicht mehr aufzuhalten. Während Ron sich als Erster über das Essen her machte, unterhielten die anderen sich.
„Und seitdem hat sie jetzt keiner mehr gesehen?“ fragte Hannah.
„Nein, die sind wohl immernoch im Raum. Sie haben ja auch einiges aufzuarbeiten.“ kam es von Ginny.
„Aber solange kann das doch garnicht dauern. Es war doch schon vorher einiges klar.“ warf Blaise ein.
„Naja, es gibt ja immerhin noch andere Dinge, die die Beiden tun können. Darauf mussten sie schließlich auch lange verzichten.“ Harry zwinkerte Ginny zu, die ihm spielerisch auf die Schulter schlug.
„Alo misch wührdsch nisch wumdern, wenn wir die zfei erscht morgn wieder sehn.“ schmatzte Ron, woraufhin alle anderen anfingen zu lachen.
Keine zehn Minuten später kamen eine strahlende Hermine und ein schelmisch, glücklich grinsender Draco in die große Halle und gingen ebenfalls auf den Gryffindortisch zu. Doch ehe Hermine sich setzten konnte, wurde sie erstmal von allen stürmisch umarmt. Dann zog Ginny sie an ihre Seite und sah sie mit fragenden Augen an. Hermine kicherte und schüttelte den Kopf.
„Ja, Ginny, es ist alles wieder in Ordnung. Wir haben uns lange unterhalten und alles geregelt.“ wobei sie einen kurzen Blick auf Draco warf, der neben Blaise saß und wohl das Gleiche gefragt wurde. Auch er nickte zustimmend und die Gesichter der Jungs hellten sich auf.
„Dann bleibst du jetzt also wieder hier? Haust nicht wieder ab?“ wollte sich Ginny noch versichern.
„Nein, ich bleibe. Schließlich wird jetzt alles gut.“
„Ja, das wird es.“ sagte Draco, während die beiden sich liebevoll anlächelten.
Das war das letzte Kapitel.
Jetzt kommt nur noch der Epilog. :)
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
Emily Dickinson