Der Weg zurück (DM/HG)
Moderator: Modis
- Jane_Higgins
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 8: Eifersucht, Streit und Verwirrung
Draco war plötzlich voller Energie und Tatendrang. Ohne Ginny's Hilfe wäre er nicht soweit gekommen. Es bestand wirklich noch die Hoffnung, das alle gut werden würde. Es würde zwar etwas Geduld brauchen, aber das war es ihm wert. Die Zeit der Wiedergutmachung war gekommen. Er vermisste es so sehr, wie es war. Der Vorfall mit dem Lindwurm hatte ihm das nur zu deutlich gemacht. Hätte Hermine ihn noch einmal so angesehen, wäre seine Selbstkontrolle verloren gewesen. Und das durfte auf keinen Fall passieren. Aber mit Ginny würde das schon werden. Die zwei würden das wieder hinbekommen. Da war er sich sicher.
Als er gerade die Treppe zur großen Halle herunterkam, fiel sein Blick automatisch nach draußen. Er stoppte in seiner Bewegung und blinzelte mehrmals um sicher zu gehen, das er sich auch nicht irrte. Vom Eichenportal her kamen gerade Hermine und Ben zum Schloss hoch. Sie redeten, lachten und Hermine wirkte glücklich. Draco's gute Laune war wie weggeweht. Wut und Eifersucht brach wieder durch und er behielt sie im Auge.
Das dieser Idiot ständig um Hermine herumtanzen musste. Vorallem sah das nicht nach Nachhilfe aus. Er versteckte sich hinter einer Statue und nachdem sich Hermine von Ben verabschiedet hatte und der nun alleine in der Eingangshalle stand und ihr nachsah, kam Draco wieder hervor und ging auf ihn zu.
„Ich weiß, was du vorhast. Aber es wird nicht funktionieren.“ gab Draco leise und bedrohlich von sich. Er stand hinter ihm und überragte Ben ein paar Zentimeter. Der drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue um und sah ihn an.
„Wie bitte?“ als Ben erkannte, wer ihn da angesprochen hatte, legte er einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf.
„Du hast mich schon verstanden.“ funkelte Draco böse.
„Ok, jetzt pass mal auf. Auch wenn ich erst neu hier bin, weiß ich doch über dich und Hermine bescheid. Hannah hat mir die Geschichten erzählt. Und nur weil du sie heute Morgen einmal gerettet hast, heißt das noch lange nicht, das du ein Vorrecht auf sie hast. Sie ist immernoch ein eigenständiger Mensch, der selbst entscheiden...“
„Jetzt hörst du MIR mal zu. Schön, das Hannah dir etwas über uns erzählt hat. Aber es gibt einen ganz bestimmten Teil, den sie dir sicher nicht erzählt hat. Genau dieser Teil ist der Wichtigste und, ob du es glaubst oder nicht, er gibt mir durchaus das Vorrecht auf Hermine. Auch wenn sie es dir gegenüber abstreiten wird. Also bilde dir bloß nichts ein.“
„Soll das heißen, das DU mir den Umgang mit Hermine verbietest?“
„Ja, da soll es. Und wenn es sein muss, werde ich es nicht nur bei Worten belassen.“
Die beiden Männer hatte ihre Stimme kaum gehoben, aber die Verärgerung war deutlich zu hören. Keiner wollte nachgeben und seinen Standpunkt verdeutlichen. Draco begriff die Sturheit von Ben nicht. Was dachte er sich denn dabei? Er kam hier her und setzte sich sofort ins gemachte Nest. Aber das würde Draco nicht zulassen. Nicht jetzt, nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte.
„Weißt du, Malfoy? Dein Machogehabe beeindruckt mich nicht im Geringsten.“ sagte Ben schließlich mit arroganter Miene. Draco baute sich darauf noch etwas mehr vor Ben auf und sah ihn intensiv an.
„Eine letzte Warnung: Solltest du mir auf irgendeine Art und Weise dazwischen funken, dann bist du dran.“ und mit diesen Worten drehte sich Draco um und ging zu den Kerkern.
Hermine war auf der Suche nach Ginny. Gerade hatte sie sich von Ben verabschiedet und musste nun einfach mit ihr reden. Sie brauchte Ablenkung. Eigentlich war sie sich sicher gewesen, als sie Ben für das Date zugesagt hatte. Doch jetzt war das etwas anderes. Bis zu diesem Samstag waren es nur noch vier Tage und plötzlich hielt sie es für eine ganz schlechte Idee. Sie stellte sich den Tag eigentlich sehr schön und angenehm vor. Mit Ben konnte sie sich wirklich gut unterhalten. Auch wenn er sie gerne neckte, das macht ihr nichts aus.
Im Gegenteil, das kam ihr auch sehr bekannt vor. Ben hatte überhaupt eine Art an sich die sie zu kennen glaubte. Würde man einen schlechten Witz machen, könnte man das mit Draco's Verhalten vergleichen. Nur die Boshaftigkeit und Gehässigkeit musste man weglassen. Sie kam in der Bibliothek an und sah Ginny sofort. Sie schien in einem Buch vertieft zu sein. Also setzte sie sich neben Ginny und packte ihre Aufgaben aus.
„Hey Ginny! Was machst du denn da?“
Die Angesprochene schreckte auf und schlug eilig das vor ihr liegende Buch zu. Sie versuchte Hermine unwichtig anzulächeln.
„Ach, nichts besonderes. Ich hab nur was nachgelesen. Und du?“
„Ich muss meine Hausaufgaben noch fertig machen.“
„Wie? Hast du die noch nicht gemacht?“ verwundert sah Ginny Hermine an.
„Nein, hab ich nicht. Ich war bis gerade eben mit Ben spazieren.“ unwillkürlich musste Hermine bei diesem Gedanken lächeln. Für Ginny kam diese Ablenkung gerade richtig.
„Echt? Geht da was bei euch beiden?“
„Nein, da geht nichts.“ aber Ginny glaubte das nicht wirklich und sah Hermine auffordernd an. „Ok, also...er hat mich gefragt, ob ich am Samstag mit ihm nach Hogsmead gehe. Und ich hab ja gesagt.“ Hermine begann zu schreiben und vermied es Ginny anzusehen.
„Du hast was? Aber ich dachte, du wolltest nicht...“
„Ich wollte auch eigentlich nicht. Aber Ben ist nicht wie die anderen hier. Die kenne ich doch alle schon. Ich kann mich gut mit ihm unterhalten und ich mag ihn. Außerdem hat das doch garnicht zu bedeuten.“ erklärte sie und versuchte selber an ihre Worte zu glauben.
„Na, wenn du das sagst. Ich hoffe nur, du weißt was du tust.“
„Ja, das weiß ich.“ beschwichtigend sah Hermine ihre Freundin an. „Machen wir jetzt weiter unsere Aufgaben?“ Ginny nickte. Es war wirklich besser das Thema so zu belassen. Hermine war schlau und würde schon wissen, was sie tut.
Am nächsten Morgen war Draco immernoch wütend. Das war überhaupt nicht so gelaufen wie er es wollte. Ben hatte ihm doch wirklich widersprochen. Ihm, einem Malfoy! Er war neu hier und legte sich sofort mit den Großen an, aber das konnte er ruhig haben. Draco hatte in den Jahren unter seinem Vater genug gelernt. Er wusste, wie man Pläne erkennen und sie verhindern konnte. Geschweige denn von Racheaktionen. Nicht umsonst hatte ihn sein Vater mit Beobachtungsgabe und Gerissenheit ausgestattet. Aber das würde Ben auch noch zu spüren bekommen, wenn er ihm weiter Konter gab.
Beim Frühstück sah er nun ständig zwischen Ben und Hermine hin und her. Blaise verdrehte genervt die Augen, sagte aber nichts. Er wollte Draco's Ärger nicht auch noch auf sich ziehen. Kurz darauf kam die Eulenpost herein geflogen und eine kleine Eule landete vor Draco. Der wunderte sich, denn er hatte nicht mit Post gerechnet. Er band den Brief ab und daraufhin flog der Vogel einfach wieder davon. Verwundert sah er zu Blaise, aber der sprach gerade mit Harper. Also öffnete Draco den Brief alleine und las:
Hermine geht an diesem Samstag zusammen mit Ben nach Hogsmead. Allein! Ich dachte, du solltest das wissen.
Ginny
'Na, das sind ja ganz tolle Nachrichten!' dachte Draco. 'Kann es jetzt noch schlimmer kommen?' Das war wirklich nicht zu fassen. Ihm war klar gewesen, das sie nicht alleine dahin gehen würde, aber er dachte eher an eine große Runde mit allen Freunden, wie früher. Nicht an ein Date mit diesem Hornochsen. Das verschlechterte seine Laune ungemein.
Mit knappen Worten an Blaise verlies er den Slytherintisch und machte sich auf den Weg in den Unterricht, als er Hermine zusammen mit Neville, Terry, Hannah, Dean und Mandy in einem Gang stehen sah. Sie unterhielten sich gerade und in Draco keimte eine Idee auf. Er sollte das eigentlich nicht tun, aber wenn sie das konnte...
„Hey Mandy! Hast du gerade mal kurz Zeit?“ fragte Draco überfreundlich, während er auf die Gruppe zuging und neben Mandy stehen blieb.
Er würdigte den anderen keinen Blick und konzentrierte sich nur auf das blonde Mädchen vor ihm. Hermine sah ihn voll Unbehagen an, was er spürte. Innerlich triumphierte er, aber auch ihn verschonte das schlechte Gewissen nicht.
„Klar, Draco. Was gibt es denn?“ gab Mandy freundlich zurück.
„Gehst du am Samstag mit mir nach Hogsmead? Also, wenn du noch kein anderes Date hast.“ er versuchte die Worte richtig zu betonen und sah aus dem Augenwinkel, wie Hermine sämtliche Gesichtsfarbe verlor. Sie selbst fühlte sich, als hätte man ihr eine Ohrfeige geben. Wie labil war sie in letzter Zeit eigentlich, das sie soetwas störte?
„Ja, gerne. Ich wollte eigentlich mit ein paar Freunden hingehen. Aber wenn du mich schon so lieb fragst, gehe ich natürlich mit dir.“ sagte Mandy und grinste ihn an.
„Gut, dann treffen wir uns am Samstag. Bis dann.“ und damit verschwand er wieder und ging zum Unterricht.
Hermine sah ihm nach und einige Minuten später löste auch sie sich aus der Gruppe. Ihr war schlecht und sie musste wirklich ein paar Tränen zurückhalten. 'Aber es ist doch nur Malfoy!' ermahnte sie sich selbst, doch auch das brachte nichts.
Eine der heutigen Unterrichtsstunden war Zauberkunst. Sie warteten alle auf Professor Flitwick, der sich zu verspäten schien. Harry und Ron saßen hinter Hermine und Ben. Eigentlich wollte sie mit Hannah zusammen sitzen, aber Ben war schneller. Er begann auch ohne Umschweife ein Gespräch. Doch sah auch er nicht gerade fröhlich aus.
„Sag mal, Malfoy hat dich doch gestern gerettet, oder?“
„Ja.“
„Ihr beide hasst euch?“
„Ja.“
„Und er hat dich über eure ersten sechs Schuljahre hinweg ständig geärgert und sich lustig über dich gemacht?“
„Ja. Aber warum willst du das denn wissen?“ Hermine war nun sichtlich verwirrt.
„Weil ebenjener Malfoy mir gestern verboten, ja verboten, hat mit die Kontakt zu haben.“ jetzt klang Ben gereizt, aber Hermine glaubte das nicht.
„Was?“ fragte sie und sah in skeptisch an.
„Doch. Und er hat gemeint, das er ein gewisses Vorrecht auf dich hat und ich die Finger von dir lassen soll.“ Ben hob beide Augenbrauen und sah sie auffordernd an. Hermine schüttelte nur den Kopf.
„Also jetzt spinnst du aber wirklich.“
„Tatsächlich? Aus Malfoys Mund hörte sich das aber ziemlich ernst an.“
„Sag mal, was...“ weiter kam Hermine nicht.
„Ich will nur eins wissen: Wie genau sieht dein Verhältnis zu Malfoy aus?“
Hermine fühlte sich plötzlich in die Ecke gedrängt. Er wollte eine klare Antwort auf etwas, das sie zur Zeit selbst nicht erklären konnte. Aber eigentlich ging ihn das doch garnichts an. Er hatte kein Recht sie danach zu fragen. Fieberhaft überlegte sie, was sie antworten konnte.
„Mein Verhältnis zu Malfoy? Ben....auch wenn es dich eigentlich überhaupt nichts angeht....da ist keins. Wir stehen nicht in besonderer Bedeutung zueinander.“ an dieser Stelle stockte sie. Ihr Herz krampfte plötzlich, aber sie ignorierte es. „Nach dem Krieg haben wir uns alle verändert, auch Malfoy. Aber das ändert nichts an der Tatsache, das alles noch so ist wie vorher.“ wie leicht ihr diese Lüge von den Lippen ging.
„Sicher?“ fragte Ben noch einmal nach.
„Ja. Ganz sicher.“ die zweite Lüge war wirklich einfacher.
Aber Ben schien ihr zu glauben. Er sah sie erleichtert an und ein kleines Lächeln umspielte nun seine Lippen. Die Schuldgefühle wegen des Dates waren wieder da. Aber sie wollte nicht absagen. Was auch immer Malfoy mit ihr angestellt hatte, er würde nicht gewinnen.
Just in diesem Moment kam endlich Professor Flitwick, der eine Kiste hinter sich her schweben lies. Er durchquerte den Raum zu seinem erhöhten Pult und lies die Kiste neben sich herunter. Dann sah er freudig auf seine Schüler.
„Hallo, meine lieben Schüler! Heute habe ich mir überlegt, das wir einmal üben nur bestimmte Teile eines Objektes zu bewegen. Den Zauberspruch dafür habe ich euch schon an die Tafel geschrieben. Mister Finnigan und Miss Bones werden jetzt jedem von euch eine Blume überreichen, die ich euch mitgebracht habe. Konzentriert euch auf eine Stelle der Blume und sagt dann den Zauberspruch. Denkt aber auch an die richtige Schwungtechnik eures Zauberstabs. Hab ihr es richtig gemacht, sollte es kein Problem sein.“
Als Seamus bei Hermine und Ben ankam, sah die erfreut auf. Ben bedachte sie mit einem fragenden Blick.
„Sonnenblumen!“ sagte Hermine und griff danach. „Das sind meine Lieblingsblumen.“ sie lächelte vergnügt, doch je länger sie die Blume betrachtete, umso komischer wurde ihr. Und dann driftete sie wieder ab und ihr erschienen erneut Bilder...
Hermine stand in der Küche ihres Elternhauses und sah aus dem Fenster.
Es war weit nach Mittag und sie hatte eben erst mit ihrer Mutter das Geschirr weggeräumt.
Sie stand aber immernoch am Spülbecken und wartete. Ihre Eltern hatten sich zu einem Spaziergang nach draußen begeben.
Hermine hatte ihnen erzählt, das sie Besuch erwartete und sie wollten nicht stören.
Leider war der Besuch schon fünfzehn Minuten überfällig und sie wurde nervös.
Dann vernahm sie ein leises 'Plopp' und sie begann zu grinsen. Hermine spürte das jemand ganz dicht hinter sie trat und wenige Augenblicke später hatte sie einen großen Strauß mit Sonnenblumen vor der Nase.
„Oh, bei Merlin!“ sie nahm die Blumen und drehte sich um.
„Wer bist du und was hast du mit Draco gemacht?“ fragte sie belustigt. Er grinste frech zurück.
„Das sind doch deine Lieblingsblumen, oder? Und da ich wusste, das ich zu Spät kommen würde...“
Hermine fiel ihm um den Hals und er zögerte keinen Moment mit der Erwiderung.
„Die sind wunderschön! Vielen Dank!“
„Hermine? Hermine??? Sag mal, wo bist du denn gerade?“ Ben brachte sie wieder zurück in die Realität. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm um und sah ihn stumm an. Besorgnis lag in Bens Gesicht und er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Ist alles in Ordnung? Du bist so blass.“ Hermine nickte nur kurz und sah dann wieder auf die Blume.
'Du wirst wahnsinnig!' dachte sie. 'Hermine, du wirst wahnsinnig!' Nein, Malfoy wollte sie wahnsinnig machen. Mittlerweile ging sie davon aus, das er mit Legilimentik in ihr Gedächtnis eingedrungen war, als sie Bewusstlos in diesem Klassenzimmer gelegen hatte. Das würde auch die Kopfschmerzen erklären. Sie war sich nicht sicher, ob er das überhaupt konnte, aber mit Snape als Patenonkel wäre es kein Wunder. Dieser sollte Malfoy im sechsten Schuljahr ja auch im Auge behalten und beschützen. Und wenn Snape es nicht war, dann sicher Lucius. Er hat ihr diese Bilder alle eingepflanzt, damit sie sich vor allen bloßstellen würde. Ja, das war bestimmt sein Plan. Er hatte sich etwas besonderes nur für sie ausgedacht und es hatte geklappt. Das ergab wirklich Sinn.
„Hermine? Du solltest langsam echt mal die Übung machen. Der kleine Gnom schaut schon so komisch hier rüber.“ sagte Ben erneut.
Sie besann sich kurz wieder und machte dann auch die Übungen. Irgendwie schien das alles leichter zu gehen mit dieser Erkenntnis.
Für den Rest des Tages verschanzte sich Hermine im Gryffindor-Turm. Sie wollte heute niemanden mehr sehen, weder Ben oder, noch schlimmer, Draco. Das wurde ihr allmählich alles zuviel. Sie war in den letzte Tagen so unsicher geworden und vertraute sich selber nicht mehr. So viele verschiedene Seiten und Aspekte waren auf sie eingeprasselt, sodass sie die Wahrheit nicht mehr von der Einbildung trennen konnte. Eigentlich hatte sie immer eine gute Menschenkenntnis besessen, aber auf die konnte sie nun auch nicht mehr zählen. Das Einzige, an das sie sich noch klammern konnte waren ihre Hausaufgaben und über denen hing sie nun seit Stunden völlig verbissen. Hermine hatte soweit alles erledigt, bis auf alte Runen. Aber dafür würde sie noch ein Buch aus der Bibliothek brauchen. Sie überlegte kurz, dann gab sie seufzend nach und stand auf.
Im Gemeinschaftsraum war ziemlich viel los und als sie auf die Gänge hinaustrat, kam es ihr ungewöhnlich still vor. Bis zur Sperrstunde waren es noch gut fünfundvierzig Minuten, aber trotzdem schienen alle Schüler schon in ihren Räumen zu sein. Hinter der großen Holztür blieb Hermine einen Moment stehen, ehe sie sich auf eine bestimmte Regalreihe zubewegte. Das Erste, das ihr auffiel war der blonde Mann, der mit dem Rücken zu ihr an das Regal gelehnt stand und wohl in einem Buch vertieft war.
Wie konnte es auch anders sein. Natürlich musste sie hier auf Malfoy treffen. Sie sah sich schnell nach dem Buch um, packte es ein und wollte dann wieder gehen. Aber dann fiel ihr ein, das sie sich noch garnicht für seine Hilfe bedankt hatte. Auch wenn sie jetzt andere Sachen viel lieber getan hätte, fasste sie sich ein Herz. Was würde ihre Mutter von so einem Benehmen halten? Hermine ging ein paar Schritte auf ihn zu und atmete noch einmal tief durch.
„Draco?“ fragte sie und wartete.
Warum benutze sie überhaupt seinen Vornamen? Draco hob langsam seinen Kopf und drehte sich dann um. Er sah ziemlich überrascht aus, als er erkannte wer ihn da ansprach.
„Ich wollte mich nur bei dir dafür bedanken, das du mir gestern geholfen hast. Bei der Sache mit dem Lindwurm. Du hättest das nicht machen müssen. Also: Vielen Dank!“ er fing an zu lächeln.
„Keine Ursache. Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich nicht geholfen hätte.“
„Genau der, den ich seit Jahren kenne.“ erwiderte Hermine sofort. Draco hob daraufhin eine Augenbraue.
„Was? Ich dachte, das wir bei diesem Punkt schon waren. Auch ich habe mich geändert.“
„Wirklich? Gut, wenn wir gerade dabei sind: Ich kann durchaus für mich selbst sprechen.“ Hermine war sein Streit mit Ben wieder eingefallen und sie wurde zornig. Das wollte sie jetzt auf jeden Fall noch klären.
„Wie meinst du denn das jetzt wieder?“ fragte er nach.
„Ich hatte heute eine Unterhaltung mit Ben. Er hat mir von eurem Streit erzählt. Nur um das mal klarzustellen: Ich entscheide immernoch selbst mit wem ich und mit wem ich nicht in Kontakt stehe. Verstanden? Und was die Sache mit diesem Vorrecht angeht. Wenn das so wäre, dann würde ich das doch wohl wissen, oder?“ Draco kam ein paar Schritte auf sie zu.
„Ok, das sehe ich ein. Aber um nochmal auf das Vorrecht zurück zukommen. Was wäre, wenn es wirklich so ist und du es nur nicht weißt?“ auch in seiner Stimme erkannte man nun Verärgerung.
„Soll das etwa heißen, das ich wieder auf irgendwelche verwirrenden Bilder warten muss? Ich weiß nicht, was du mit mir angestellt hast, Draco Malfoy, aber es macht mich wahnsinnig zu wissen, das du dahinter steckst.“ Hermine ballte ihre Hände zu Fäusten und funkelte Draco böse an.
„Ich hab garnichts mit dir angestellt.“ kam es nun etwas lauter von ihm. „Und wenn du mir endlich mal vertrauen würdest...“
„Dir werde ich niemals vertrauen!“
„Ach nein? Aber diesem Ben vertraust du nach nur drei Tagen einfach so?“
„Ja, das tue ich.“
Draco reichte das. Mit einem Satz war er bei Hermine, packte ihre Oberarme und drückte sie gegen das Bücherregal. Hermine war vor Schreck unfähig sich zu bewegen und Draco's Gesicht war jetzt ganz dicht vor ihrem.
„Und wo ist dein kleiner Ritter jetzt, dem du so vertraust?“ zischte er leise.
Darauf konnte sie nichts antworten. Die ganze Situation kam ihr gerade ziemlich unwirklich vor. Eigentlich hätte sie sich jetzt fürchten müssen, sich nichts sehnlicher wünschen, als von ihm weg zukommen. Aber das Gegenteil war der Fall. Hermine hatte kein bisschen Angst, sah ihm nur in seine tiefen, grauen Augen. Plötzlich veränderte sich Draco's Gesicht und sein Zorn wich einem unergründlichen Blick. Sein Griff wurde lockerer und Hermine überkam der Drang ihn berühren zu müssen. Sie hob vorsichtig ihre Hand und legte sie langsam an seine Wange.
Draco wehrte sich nicht und als er aus seiner Starre erwachte und ihre warme Hand in seinem Gesicht fühlte, verlor er jegliche Kontrolle. Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf ihre. Hermine erschrak über seine Reaktion und wusste erst nicht was sie machen sollte. Dann machte ihr Herz einen Hüpfer und sie fühlte sich glücklich, sicher und geborgen zugleich. Das veranlasste sie dazu, den Kuss zu erwidern. Ganz automatisch legte sie ihre Arme um seinen Nacken und lies sie gegen ihn sinken. Draco vergeudete keine Sekunde, schlang seine Arme um ihre Taille und zog sich fest an sich. Dann war es Hermine, die mit ihrer Zunge seine Unterlippe neckte. Draco lies sich nur zu gerne darauf ein und beide verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss. Und dann passierte das, was Hermine nicht wollte. Wieder überkam sie Nebel und Bilder stiegen in ihrem Bewusstsein auf....
Hermine saß im Fuchsbau in der Küche und es war draußen schon dunkel.
Aber sie war nicht alleine. Harry, Ron, Ginny, Neville, Seamus, Dean, Luna und George waren auch da und die Stimmung war gut.
Es war Harrys Geburtstag und sie waren mitten in der Feier.
Sie hatten gerade ein Spiel gespielt und Hermine hatte zum wiederholten Mal verloren.
„Komm schon, Hermine! Verloren ist verloren. Du musst deinen Wetteinsatz einlösen.“ gab Ginny trällernd von sich.
„Ach, ich weiß nicht. Ich verliere doch die ganze Zeit, das ist nicht fair.“ versuchte sie einzulenken.
„Da scheint sich wohl jemand nicht zu trauen.“ kam es spöttisch von Ron.
„Ist ja ok, ich mach es. Aber danach bin ich raus. Ich hab keine Lust nur zu verlieren.“ die anderen nickten einverstanden und dann drehte Hermine sich nach rechts.
Dort saß Draco und beobachtete sie gespannt. Sie schenkte ihm ein lächeln und stand auf.
Er drehte den Stuhl um neunzig Grad, sodass die anderen jetzt sein Profil sahen. Hermine setzte sich rittlings auf ihn, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
Er erwiderte den Kuss und legte seine Hände auf ihre Hüfte. Die anderen waren sichtlich überrascht, gingen dann aber in Jubelrufe über.
Als die beiden sich wieder voneinander lösten, grinsten sie sich an.
„Wie war das mit 'Wir lassen es langsam angehen'?“ neckte Draco und Hermine schenkte ihm ein strahlendes lächeln.
Als die Bilder verschwanden und Hermine wieder im Hier und Jetzt war, löste sie sich ruckartig von Draco. Sie sah in verwirrt und erschrocken an. Dann sah sie sich hektisch in der Umgebung um und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Er hatte es wieder einmal geschafft. Sie war auf ihn reingefallen. Das ihr der Kuss gefallen hatte ließ sie außer Acht. Sie entfernte sich langsam von ihm, fasste sich mit einer Hand an die Stirn und verließ dann schnellen Schrittes die Bibliothek.
Draco sah ihr nach, konnte sich aber nicht bewegen. Er hatte sie geschmeckt, für einen Moment war die Welt wieder stehen geblieben und hatte ihm das ermöglicht. Für einen Moment hatte er wieder Hoffnung gehabt. Das Hermine jetzt aber völlig verwirrt und aufgelöst davon gelaufen war, lies alles wieder zusammenbrechen. Dennoch konnte er es ihr nicht verübeln.
„Das hast du ja super hingekriegt, Malfoy!“ sagte er zu sich selbst, ehe auch er aus der Bibliothek ging.
Draco war plötzlich voller Energie und Tatendrang. Ohne Ginny's Hilfe wäre er nicht soweit gekommen. Es bestand wirklich noch die Hoffnung, das alle gut werden würde. Es würde zwar etwas Geduld brauchen, aber das war es ihm wert. Die Zeit der Wiedergutmachung war gekommen. Er vermisste es so sehr, wie es war. Der Vorfall mit dem Lindwurm hatte ihm das nur zu deutlich gemacht. Hätte Hermine ihn noch einmal so angesehen, wäre seine Selbstkontrolle verloren gewesen. Und das durfte auf keinen Fall passieren. Aber mit Ginny würde das schon werden. Die zwei würden das wieder hinbekommen. Da war er sich sicher.
Als er gerade die Treppe zur großen Halle herunterkam, fiel sein Blick automatisch nach draußen. Er stoppte in seiner Bewegung und blinzelte mehrmals um sicher zu gehen, das er sich auch nicht irrte. Vom Eichenportal her kamen gerade Hermine und Ben zum Schloss hoch. Sie redeten, lachten und Hermine wirkte glücklich. Draco's gute Laune war wie weggeweht. Wut und Eifersucht brach wieder durch und er behielt sie im Auge.
Das dieser Idiot ständig um Hermine herumtanzen musste. Vorallem sah das nicht nach Nachhilfe aus. Er versteckte sich hinter einer Statue und nachdem sich Hermine von Ben verabschiedet hatte und der nun alleine in der Eingangshalle stand und ihr nachsah, kam Draco wieder hervor und ging auf ihn zu.
„Ich weiß, was du vorhast. Aber es wird nicht funktionieren.“ gab Draco leise und bedrohlich von sich. Er stand hinter ihm und überragte Ben ein paar Zentimeter. Der drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue um und sah ihn an.
„Wie bitte?“ als Ben erkannte, wer ihn da angesprochen hatte, legte er einen gelangweilten Gesichtsausdruck auf.
„Du hast mich schon verstanden.“ funkelte Draco böse.
„Ok, jetzt pass mal auf. Auch wenn ich erst neu hier bin, weiß ich doch über dich und Hermine bescheid. Hannah hat mir die Geschichten erzählt. Und nur weil du sie heute Morgen einmal gerettet hast, heißt das noch lange nicht, das du ein Vorrecht auf sie hast. Sie ist immernoch ein eigenständiger Mensch, der selbst entscheiden...“
„Jetzt hörst du MIR mal zu. Schön, das Hannah dir etwas über uns erzählt hat. Aber es gibt einen ganz bestimmten Teil, den sie dir sicher nicht erzählt hat. Genau dieser Teil ist der Wichtigste und, ob du es glaubst oder nicht, er gibt mir durchaus das Vorrecht auf Hermine. Auch wenn sie es dir gegenüber abstreiten wird. Also bilde dir bloß nichts ein.“
„Soll das heißen, das DU mir den Umgang mit Hermine verbietest?“
„Ja, da soll es. Und wenn es sein muss, werde ich es nicht nur bei Worten belassen.“
Die beiden Männer hatte ihre Stimme kaum gehoben, aber die Verärgerung war deutlich zu hören. Keiner wollte nachgeben und seinen Standpunkt verdeutlichen. Draco begriff die Sturheit von Ben nicht. Was dachte er sich denn dabei? Er kam hier her und setzte sich sofort ins gemachte Nest. Aber das würde Draco nicht zulassen. Nicht jetzt, nachdem er diese Entscheidung getroffen hatte.
„Weißt du, Malfoy? Dein Machogehabe beeindruckt mich nicht im Geringsten.“ sagte Ben schließlich mit arroganter Miene. Draco baute sich darauf noch etwas mehr vor Ben auf und sah ihn intensiv an.
„Eine letzte Warnung: Solltest du mir auf irgendeine Art und Weise dazwischen funken, dann bist du dran.“ und mit diesen Worten drehte sich Draco um und ging zu den Kerkern.
Hermine war auf der Suche nach Ginny. Gerade hatte sie sich von Ben verabschiedet und musste nun einfach mit ihr reden. Sie brauchte Ablenkung. Eigentlich war sie sich sicher gewesen, als sie Ben für das Date zugesagt hatte. Doch jetzt war das etwas anderes. Bis zu diesem Samstag waren es nur noch vier Tage und plötzlich hielt sie es für eine ganz schlechte Idee. Sie stellte sich den Tag eigentlich sehr schön und angenehm vor. Mit Ben konnte sie sich wirklich gut unterhalten. Auch wenn er sie gerne neckte, das macht ihr nichts aus.
Im Gegenteil, das kam ihr auch sehr bekannt vor. Ben hatte überhaupt eine Art an sich die sie zu kennen glaubte. Würde man einen schlechten Witz machen, könnte man das mit Draco's Verhalten vergleichen. Nur die Boshaftigkeit und Gehässigkeit musste man weglassen. Sie kam in der Bibliothek an und sah Ginny sofort. Sie schien in einem Buch vertieft zu sein. Also setzte sie sich neben Ginny und packte ihre Aufgaben aus.
„Hey Ginny! Was machst du denn da?“
Die Angesprochene schreckte auf und schlug eilig das vor ihr liegende Buch zu. Sie versuchte Hermine unwichtig anzulächeln.
„Ach, nichts besonderes. Ich hab nur was nachgelesen. Und du?“
„Ich muss meine Hausaufgaben noch fertig machen.“
„Wie? Hast du die noch nicht gemacht?“ verwundert sah Ginny Hermine an.
„Nein, hab ich nicht. Ich war bis gerade eben mit Ben spazieren.“ unwillkürlich musste Hermine bei diesem Gedanken lächeln. Für Ginny kam diese Ablenkung gerade richtig.
„Echt? Geht da was bei euch beiden?“
„Nein, da geht nichts.“ aber Ginny glaubte das nicht wirklich und sah Hermine auffordernd an. „Ok, also...er hat mich gefragt, ob ich am Samstag mit ihm nach Hogsmead gehe. Und ich hab ja gesagt.“ Hermine begann zu schreiben und vermied es Ginny anzusehen.
„Du hast was? Aber ich dachte, du wolltest nicht...“
„Ich wollte auch eigentlich nicht. Aber Ben ist nicht wie die anderen hier. Die kenne ich doch alle schon. Ich kann mich gut mit ihm unterhalten und ich mag ihn. Außerdem hat das doch garnicht zu bedeuten.“ erklärte sie und versuchte selber an ihre Worte zu glauben.
„Na, wenn du das sagst. Ich hoffe nur, du weißt was du tust.“
„Ja, das weiß ich.“ beschwichtigend sah Hermine ihre Freundin an. „Machen wir jetzt weiter unsere Aufgaben?“ Ginny nickte. Es war wirklich besser das Thema so zu belassen. Hermine war schlau und würde schon wissen, was sie tut.
Am nächsten Morgen war Draco immernoch wütend. Das war überhaupt nicht so gelaufen wie er es wollte. Ben hatte ihm doch wirklich widersprochen. Ihm, einem Malfoy! Er war neu hier und legte sich sofort mit den Großen an, aber das konnte er ruhig haben. Draco hatte in den Jahren unter seinem Vater genug gelernt. Er wusste, wie man Pläne erkennen und sie verhindern konnte. Geschweige denn von Racheaktionen. Nicht umsonst hatte ihn sein Vater mit Beobachtungsgabe und Gerissenheit ausgestattet. Aber das würde Ben auch noch zu spüren bekommen, wenn er ihm weiter Konter gab.
Beim Frühstück sah er nun ständig zwischen Ben und Hermine hin und her. Blaise verdrehte genervt die Augen, sagte aber nichts. Er wollte Draco's Ärger nicht auch noch auf sich ziehen. Kurz darauf kam die Eulenpost herein geflogen und eine kleine Eule landete vor Draco. Der wunderte sich, denn er hatte nicht mit Post gerechnet. Er band den Brief ab und daraufhin flog der Vogel einfach wieder davon. Verwundert sah er zu Blaise, aber der sprach gerade mit Harper. Also öffnete Draco den Brief alleine und las:
Hermine geht an diesem Samstag zusammen mit Ben nach Hogsmead. Allein! Ich dachte, du solltest das wissen.
Ginny
'Na, das sind ja ganz tolle Nachrichten!' dachte Draco. 'Kann es jetzt noch schlimmer kommen?' Das war wirklich nicht zu fassen. Ihm war klar gewesen, das sie nicht alleine dahin gehen würde, aber er dachte eher an eine große Runde mit allen Freunden, wie früher. Nicht an ein Date mit diesem Hornochsen. Das verschlechterte seine Laune ungemein.
Mit knappen Worten an Blaise verlies er den Slytherintisch und machte sich auf den Weg in den Unterricht, als er Hermine zusammen mit Neville, Terry, Hannah, Dean und Mandy in einem Gang stehen sah. Sie unterhielten sich gerade und in Draco keimte eine Idee auf. Er sollte das eigentlich nicht tun, aber wenn sie das konnte...
„Hey Mandy! Hast du gerade mal kurz Zeit?“ fragte Draco überfreundlich, während er auf die Gruppe zuging und neben Mandy stehen blieb.
Er würdigte den anderen keinen Blick und konzentrierte sich nur auf das blonde Mädchen vor ihm. Hermine sah ihn voll Unbehagen an, was er spürte. Innerlich triumphierte er, aber auch ihn verschonte das schlechte Gewissen nicht.
„Klar, Draco. Was gibt es denn?“ gab Mandy freundlich zurück.
„Gehst du am Samstag mit mir nach Hogsmead? Also, wenn du noch kein anderes Date hast.“ er versuchte die Worte richtig zu betonen und sah aus dem Augenwinkel, wie Hermine sämtliche Gesichtsfarbe verlor. Sie selbst fühlte sich, als hätte man ihr eine Ohrfeige geben. Wie labil war sie in letzter Zeit eigentlich, das sie soetwas störte?
„Ja, gerne. Ich wollte eigentlich mit ein paar Freunden hingehen. Aber wenn du mich schon so lieb fragst, gehe ich natürlich mit dir.“ sagte Mandy und grinste ihn an.
„Gut, dann treffen wir uns am Samstag. Bis dann.“ und damit verschwand er wieder und ging zum Unterricht.
Hermine sah ihm nach und einige Minuten später löste auch sie sich aus der Gruppe. Ihr war schlecht und sie musste wirklich ein paar Tränen zurückhalten. 'Aber es ist doch nur Malfoy!' ermahnte sie sich selbst, doch auch das brachte nichts.
Eine der heutigen Unterrichtsstunden war Zauberkunst. Sie warteten alle auf Professor Flitwick, der sich zu verspäten schien. Harry und Ron saßen hinter Hermine und Ben. Eigentlich wollte sie mit Hannah zusammen sitzen, aber Ben war schneller. Er begann auch ohne Umschweife ein Gespräch. Doch sah auch er nicht gerade fröhlich aus.
„Sag mal, Malfoy hat dich doch gestern gerettet, oder?“
„Ja.“
„Ihr beide hasst euch?“
„Ja.“
„Und er hat dich über eure ersten sechs Schuljahre hinweg ständig geärgert und sich lustig über dich gemacht?“
„Ja. Aber warum willst du das denn wissen?“ Hermine war nun sichtlich verwirrt.
„Weil ebenjener Malfoy mir gestern verboten, ja verboten, hat mit die Kontakt zu haben.“ jetzt klang Ben gereizt, aber Hermine glaubte das nicht.
„Was?“ fragte sie und sah in skeptisch an.
„Doch. Und er hat gemeint, das er ein gewisses Vorrecht auf dich hat und ich die Finger von dir lassen soll.“ Ben hob beide Augenbrauen und sah sie auffordernd an. Hermine schüttelte nur den Kopf.
„Also jetzt spinnst du aber wirklich.“
„Tatsächlich? Aus Malfoys Mund hörte sich das aber ziemlich ernst an.“
„Sag mal, was...“ weiter kam Hermine nicht.
„Ich will nur eins wissen: Wie genau sieht dein Verhältnis zu Malfoy aus?“
Hermine fühlte sich plötzlich in die Ecke gedrängt. Er wollte eine klare Antwort auf etwas, das sie zur Zeit selbst nicht erklären konnte. Aber eigentlich ging ihn das doch garnichts an. Er hatte kein Recht sie danach zu fragen. Fieberhaft überlegte sie, was sie antworten konnte.
„Mein Verhältnis zu Malfoy? Ben....auch wenn es dich eigentlich überhaupt nichts angeht....da ist keins. Wir stehen nicht in besonderer Bedeutung zueinander.“ an dieser Stelle stockte sie. Ihr Herz krampfte plötzlich, aber sie ignorierte es. „Nach dem Krieg haben wir uns alle verändert, auch Malfoy. Aber das ändert nichts an der Tatsache, das alles noch so ist wie vorher.“ wie leicht ihr diese Lüge von den Lippen ging.
„Sicher?“ fragte Ben noch einmal nach.
„Ja. Ganz sicher.“ die zweite Lüge war wirklich einfacher.
Aber Ben schien ihr zu glauben. Er sah sie erleichtert an und ein kleines Lächeln umspielte nun seine Lippen. Die Schuldgefühle wegen des Dates waren wieder da. Aber sie wollte nicht absagen. Was auch immer Malfoy mit ihr angestellt hatte, er würde nicht gewinnen.
Just in diesem Moment kam endlich Professor Flitwick, der eine Kiste hinter sich her schweben lies. Er durchquerte den Raum zu seinem erhöhten Pult und lies die Kiste neben sich herunter. Dann sah er freudig auf seine Schüler.
„Hallo, meine lieben Schüler! Heute habe ich mir überlegt, das wir einmal üben nur bestimmte Teile eines Objektes zu bewegen. Den Zauberspruch dafür habe ich euch schon an die Tafel geschrieben. Mister Finnigan und Miss Bones werden jetzt jedem von euch eine Blume überreichen, die ich euch mitgebracht habe. Konzentriert euch auf eine Stelle der Blume und sagt dann den Zauberspruch. Denkt aber auch an die richtige Schwungtechnik eures Zauberstabs. Hab ihr es richtig gemacht, sollte es kein Problem sein.“
Als Seamus bei Hermine und Ben ankam, sah die erfreut auf. Ben bedachte sie mit einem fragenden Blick.
„Sonnenblumen!“ sagte Hermine und griff danach. „Das sind meine Lieblingsblumen.“ sie lächelte vergnügt, doch je länger sie die Blume betrachtete, umso komischer wurde ihr. Und dann driftete sie wieder ab und ihr erschienen erneut Bilder...
Hermine stand in der Küche ihres Elternhauses und sah aus dem Fenster.
Es war weit nach Mittag und sie hatte eben erst mit ihrer Mutter das Geschirr weggeräumt.
Sie stand aber immernoch am Spülbecken und wartete. Ihre Eltern hatten sich zu einem Spaziergang nach draußen begeben.
Hermine hatte ihnen erzählt, das sie Besuch erwartete und sie wollten nicht stören.
Leider war der Besuch schon fünfzehn Minuten überfällig und sie wurde nervös.
Dann vernahm sie ein leises 'Plopp' und sie begann zu grinsen. Hermine spürte das jemand ganz dicht hinter sie trat und wenige Augenblicke später hatte sie einen großen Strauß mit Sonnenblumen vor der Nase.
„Oh, bei Merlin!“ sie nahm die Blumen und drehte sich um.
„Wer bist du und was hast du mit Draco gemacht?“ fragte sie belustigt. Er grinste frech zurück.
„Das sind doch deine Lieblingsblumen, oder? Und da ich wusste, das ich zu Spät kommen würde...“
Hermine fiel ihm um den Hals und er zögerte keinen Moment mit der Erwiderung.
„Die sind wunderschön! Vielen Dank!“
„Hermine? Hermine??? Sag mal, wo bist du denn gerade?“ Ben brachte sie wieder zurück in die Realität. Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm um und sah ihn stumm an. Besorgnis lag in Bens Gesicht und er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Ist alles in Ordnung? Du bist so blass.“ Hermine nickte nur kurz und sah dann wieder auf die Blume.
'Du wirst wahnsinnig!' dachte sie. 'Hermine, du wirst wahnsinnig!' Nein, Malfoy wollte sie wahnsinnig machen. Mittlerweile ging sie davon aus, das er mit Legilimentik in ihr Gedächtnis eingedrungen war, als sie Bewusstlos in diesem Klassenzimmer gelegen hatte. Das würde auch die Kopfschmerzen erklären. Sie war sich nicht sicher, ob er das überhaupt konnte, aber mit Snape als Patenonkel wäre es kein Wunder. Dieser sollte Malfoy im sechsten Schuljahr ja auch im Auge behalten und beschützen. Und wenn Snape es nicht war, dann sicher Lucius. Er hat ihr diese Bilder alle eingepflanzt, damit sie sich vor allen bloßstellen würde. Ja, das war bestimmt sein Plan. Er hatte sich etwas besonderes nur für sie ausgedacht und es hatte geklappt. Das ergab wirklich Sinn.
„Hermine? Du solltest langsam echt mal die Übung machen. Der kleine Gnom schaut schon so komisch hier rüber.“ sagte Ben erneut.
Sie besann sich kurz wieder und machte dann auch die Übungen. Irgendwie schien das alles leichter zu gehen mit dieser Erkenntnis.
Für den Rest des Tages verschanzte sich Hermine im Gryffindor-Turm. Sie wollte heute niemanden mehr sehen, weder Ben oder, noch schlimmer, Draco. Das wurde ihr allmählich alles zuviel. Sie war in den letzte Tagen so unsicher geworden und vertraute sich selber nicht mehr. So viele verschiedene Seiten und Aspekte waren auf sie eingeprasselt, sodass sie die Wahrheit nicht mehr von der Einbildung trennen konnte. Eigentlich hatte sie immer eine gute Menschenkenntnis besessen, aber auf die konnte sie nun auch nicht mehr zählen. Das Einzige, an das sie sich noch klammern konnte waren ihre Hausaufgaben und über denen hing sie nun seit Stunden völlig verbissen. Hermine hatte soweit alles erledigt, bis auf alte Runen. Aber dafür würde sie noch ein Buch aus der Bibliothek brauchen. Sie überlegte kurz, dann gab sie seufzend nach und stand auf.
Im Gemeinschaftsraum war ziemlich viel los und als sie auf die Gänge hinaustrat, kam es ihr ungewöhnlich still vor. Bis zur Sperrstunde waren es noch gut fünfundvierzig Minuten, aber trotzdem schienen alle Schüler schon in ihren Räumen zu sein. Hinter der großen Holztür blieb Hermine einen Moment stehen, ehe sie sich auf eine bestimmte Regalreihe zubewegte. Das Erste, das ihr auffiel war der blonde Mann, der mit dem Rücken zu ihr an das Regal gelehnt stand und wohl in einem Buch vertieft war.
Wie konnte es auch anders sein. Natürlich musste sie hier auf Malfoy treffen. Sie sah sich schnell nach dem Buch um, packte es ein und wollte dann wieder gehen. Aber dann fiel ihr ein, das sie sich noch garnicht für seine Hilfe bedankt hatte. Auch wenn sie jetzt andere Sachen viel lieber getan hätte, fasste sie sich ein Herz. Was würde ihre Mutter von so einem Benehmen halten? Hermine ging ein paar Schritte auf ihn zu und atmete noch einmal tief durch.
„Draco?“ fragte sie und wartete.
Warum benutze sie überhaupt seinen Vornamen? Draco hob langsam seinen Kopf und drehte sich dann um. Er sah ziemlich überrascht aus, als er erkannte wer ihn da ansprach.
„Ich wollte mich nur bei dir dafür bedanken, das du mir gestern geholfen hast. Bei der Sache mit dem Lindwurm. Du hättest das nicht machen müssen. Also: Vielen Dank!“ er fing an zu lächeln.
„Keine Ursache. Was wäre ich denn für ein Mensch, wenn ich nicht geholfen hätte.“
„Genau der, den ich seit Jahren kenne.“ erwiderte Hermine sofort. Draco hob daraufhin eine Augenbraue.
„Was? Ich dachte, das wir bei diesem Punkt schon waren. Auch ich habe mich geändert.“
„Wirklich? Gut, wenn wir gerade dabei sind: Ich kann durchaus für mich selbst sprechen.“ Hermine war sein Streit mit Ben wieder eingefallen und sie wurde zornig. Das wollte sie jetzt auf jeden Fall noch klären.
„Wie meinst du denn das jetzt wieder?“ fragte er nach.
„Ich hatte heute eine Unterhaltung mit Ben. Er hat mir von eurem Streit erzählt. Nur um das mal klarzustellen: Ich entscheide immernoch selbst mit wem ich und mit wem ich nicht in Kontakt stehe. Verstanden? Und was die Sache mit diesem Vorrecht angeht. Wenn das so wäre, dann würde ich das doch wohl wissen, oder?“ Draco kam ein paar Schritte auf sie zu.
„Ok, das sehe ich ein. Aber um nochmal auf das Vorrecht zurück zukommen. Was wäre, wenn es wirklich so ist und du es nur nicht weißt?“ auch in seiner Stimme erkannte man nun Verärgerung.
„Soll das etwa heißen, das ich wieder auf irgendwelche verwirrenden Bilder warten muss? Ich weiß nicht, was du mit mir angestellt hast, Draco Malfoy, aber es macht mich wahnsinnig zu wissen, das du dahinter steckst.“ Hermine ballte ihre Hände zu Fäusten und funkelte Draco böse an.
„Ich hab garnichts mit dir angestellt.“ kam es nun etwas lauter von ihm. „Und wenn du mir endlich mal vertrauen würdest...“
„Dir werde ich niemals vertrauen!“
„Ach nein? Aber diesem Ben vertraust du nach nur drei Tagen einfach so?“
„Ja, das tue ich.“
Draco reichte das. Mit einem Satz war er bei Hermine, packte ihre Oberarme und drückte sie gegen das Bücherregal. Hermine war vor Schreck unfähig sich zu bewegen und Draco's Gesicht war jetzt ganz dicht vor ihrem.
„Und wo ist dein kleiner Ritter jetzt, dem du so vertraust?“ zischte er leise.
Darauf konnte sie nichts antworten. Die ganze Situation kam ihr gerade ziemlich unwirklich vor. Eigentlich hätte sie sich jetzt fürchten müssen, sich nichts sehnlicher wünschen, als von ihm weg zukommen. Aber das Gegenteil war der Fall. Hermine hatte kein bisschen Angst, sah ihm nur in seine tiefen, grauen Augen. Plötzlich veränderte sich Draco's Gesicht und sein Zorn wich einem unergründlichen Blick. Sein Griff wurde lockerer und Hermine überkam der Drang ihn berühren zu müssen. Sie hob vorsichtig ihre Hand und legte sie langsam an seine Wange.
Draco wehrte sich nicht und als er aus seiner Starre erwachte und ihre warme Hand in seinem Gesicht fühlte, verlor er jegliche Kontrolle. Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf ihre. Hermine erschrak über seine Reaktion und wusste erst nicht was sie machen sollte. Dann machte ihr Herz einen Hüpfer und sie fühlte sich glücklich, sicher und geborgen zugleich. Das veranlasste sie dazu, den Kuss zu erwidern. Ganz automatisch legte sie ihre Arme um seinen Nacken und lies sie gegen ihn sinken. Draco vergeudete keine Sekunde, schlang seine Arme um ihre Taille und zog sich fest an sich. Dann war es Hermine, die mit ihrer Zunge seine Unterlippe neckte. Draco lies sich nur zu gerne darauf ein und beide verfielen in einen leidenschaftlichen Kuss. Und dann passierte das, was Hermine nicht wollte. Wieder überkam sie Nebel und Bilder stiegen in ihrem Bewusstsein auf....
Hermine saß im Fuchsbau in der Küche und es war draußen schon dunkel.
Aber sie war nicht alleine. Harry, Ron, Ginny, Neville, Seamus, Dean, Luna und George waren auch da und die Stimmung war gut.
Es war Harrys Geburtstag und sie waren mitten in der Feier.
Sie hatten gerade ein Spiel gespielt und Hermine hatte zum wiederholten Mal verloren.
„Komm schon, Hermine! Verloren ist verloren. Du musst deinen Wetteinsatz einlösen.“ gab Ginny trällernd von sich.
„Ach, ich weiß nicht. Ich verliere doch die ganze Zeit, das ist nicht fair.“ versuchte sie einzulenken.
„Da scheint sich wohl jemand nicht zu trauen.“ kam es spöttisch von Ron.
„Ist ja ok, ich mach es. Aber danach bin ich raus. Ich hab keine Lust nur zu verlieren.“ die anderen nickten einverstanden und dann drehte Hermine sich nach rechts.
Dort saß Draco und beobachtete sie gespannt. Sie schenkte ihm ein lächeln und stand auf.
Er drehte den Stuhl um neunzig Grad, sodass die anderen jetzt sein Profil sahen. Hermine setzte sich rittlings auf ihn, nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn.
Er erwiderte den Kuss und legte seine Hände auf ihre Hüfte. Die anderen waren sichtlich überrascht, gingen dann aber in Jubelrufe über.
Als die beiden sich wieder voneinander lösten, grinsten sie sich an.
„Wie war das mit 'Wir lassen es langsam angehen'?“ neckte Draco und Hermine schenkte ihm ein strahlendes lächeln.
Als die Bilder verschwanden und Hermine wieder im Hier und Jetzt war, löste sie sich ruckartig von Draco. Sie sah in verwirrt und erschrocken an. Dann sah sie sich hektisch in der Umgebung um und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Er hatte es wieder einmal geschafft. Sie war auf ihn reingefallen. Das ihr der Kuss gefallen hatte ließ sie außer Acht. Sie entfernte sich langsam von ihm, fasste sich mit einer Hand an die Stirn und verließ dann schnellen Schrittes die Bibliothek.
Draco sah ihr nach, konnte sich aber nicht bewegen. Er hatte sie geschmeckt, für einen Moment war die Welt wieder stehen geblieben und hatte ihm das ermöglicht. Für einen Moment hatte er wieder Hoffnung gehabt. Das Hermine jetzt aber völlig verwirrt und aufgelöst davon gelaufen war, lies alles wieder zusammenbrechen. Dennoch konnte er es ihr nicht verübeln.
„Das hast du ja super hingekriegt, Malfoy!“ sagte er zu sich selbst, ehe auch er aus der Bibliothek ging.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 9: Vor und nach Hogsmead
Nach dem Kuss gingen sich die zwei aus dem Weg. Hermine war es unheimlich peinlich. Sie schämte sich für ihre eigene Dummheit, sich auf den Kuss eingelassen zu haben. Auf einen Kuss, der sie nicht mehr losließ. Ein Kuss, der ihr gefallen, den sie genossen hatte. Sie träumte in der Nacht davon und lief am Tag rot an, wenn sie daran zurück dachte. Hermine spürte immernoch Draco's Lippen auf ihren und es machte sie verrückt. Warum er? Sie sollte ihn eigentlich hassen, ihn verachten. Aber dieser Kuss und die erneuten Bilder veränderten ihre Empfindungen zu ihm.
Jedoch durfte genau das nicht passieren. Er hatte sie verhext und auch wenn er ihr gesagt hatte, das er nichts mit ihr angestellt hatte, konnte sie sich nicht darauf verlassen. Das waren die Worte von einem Malfoy. Hermine traute sich nicht ihn anzusehen. Egal ob ihm Unterricht oder auf den Gängen. Sie spürte ihn jedesmal, spürte seine Blicke auf ihr, aber sich schaffte es nicht ihren Blick zu heben. Zu groß war die Angst Spott und Hohn in seinem Gesicht zu finden. Nein, es würde so gehen müssen.
Draco war glücklich und traurig zugleich. Hermine hatte seinen Kuss erwidert und sie hatte sich nicht sofort von ihm abgewandt. Er hatte ihren schnellen Herzschlag gespürt und wie sie mit ihrer Hand durch sein Haar fuhr um sie danach auf seinem Nacken ruhen zu lassen. In der Bibliothek, an einem öffentlichen Ort. Dort hätte sie jemand sehen können. Natürlich wäre das für ihn nicht schlimm gewesen, aber Hermine wäre wohl aus allen Wolken gefallen. Nicht, das sie das jetzt auch schon war.
Ihm entging nicht, das sie ihn ignorierte und ihn nicht einmal mehr ansah. Dabei war er es doch selber schuld. Nur wegen diesem blöden Ben und der Tatsache, das sie ihn verteidigte, hatte er sich nicht zurück halten können. Das sie dann auch noch den ersten Schritt machte, indem sie ihm ihre Hand auf die Wange gelegt hatte ließ seine Selbstbeherrschung ins Bodenlose fallen. Also musste sie doch auch irgendetwas merken. Etwas war dabei sich zu verändern. Trotzdem hätte er es nicht soweit kommen lassen dürfen. Das hatte es nur noch schlimmer gemacht. Er vermisste sie und die Zeit vor seiner Unachtsamkeit jetzt nur noch mehr. Aber in Verlegenheit wollte er sie auch nicht bringen und akzeptierte ihr Verhalten.
Bis zu dem darauffolgenden Donnerstag war nichts weiter passiert. Blaise nahm sich Draco zur Brust. Nachdem der Blonde ihm alles erzählt hatte, versuchte er ihn abzulenken. Hermine verbrachte mehr Zeit mit Harry und Ron. Und Ginny hatte versucht bei beiden an neue Informationen zu kommen, scheiterte aber kläglich. Sie hatte ein paar mal das Gespräch gesucht, wurde aber abgewiesen. Also versteifte sie sich auf ihre Recherchen. Sie hatte noch nicht wirklich etwas gefunden, aber bei so vielen Bücher würde schon etwas hilfreiches dabei sein.
An diesem Nachmittag hatten die Gryffindors Training und Harry und Ron fragten Hermine, ob sie nicht Lust hätte ihnen zuzusehen. Normalerweise lehnte das Hermine immer wieder ab. Sie fand es eher langweilig als aufregend zu sehen, wie Ron mal ein Tor hielt oder Harry neue Taktiken ausprobierte. Heute jedoch fand sie die Idee nicht schlecht. Immer noch besser als Gefahr zu laufen im Schloss auf Draco zu treffen. Sie konnte sich ja ein Buch mitnehmen und etwas lesen.
Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg und während Ron mit Harry und Ginny diskutierte, drückte er Hermine seinen Helm in die Hand. Sie wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, da Ron sie garnicht beachtete. Also ließ sie es auf sich beruhen. An der Umkleide angekommen verabschiedete sie sich knapp bei allen und ging auf die Tribüne zu. Das währenddessen gerade die Mannschaft aus Slytherin die Umkleide verließ, bekam sie nicht mehr mit. Sie hatte die Hälfte der Treppe schon hinter sich gebracht, als ihr Rons Helm einfiel den sie immernoch in Händen hielt. Sie rollte genervt mit den Augen und lief wieder zurück. Ohne einen Gedanken schob sie den Vorhang zur Seite und trat in die Umkleide.
„Mensch, Ron. Du hast deinen Helm...“ sie erstarrte in ihrer Bewegung.
Malfoy war da und schien sich gerade umgezogen zu haben. Er blickte sie kurz erschrocken an um dann ohne weitere Bemerkung die Ärmel seines Hemdes nach unten zu krempeln. Hermine verfolgte ihn in seinem Tun und als ihr Blick auf sein dunkles Mal fiel, fing ihr Herz an zu rasen. Langsam aber sicher spürte sie das ihr mittlerweile bekannte Gefühl des Nebels in ihr aufsteigen. Sie versuchte es zu unterdrücken. 'Nein!' dachte sie. 'Nicht, solange er noch hier ist!' Hermine kämpfte um ihre Beherrschung, kämpfte darum mit ihren Gedanken in der Umkleide zu bleiben. Ihr Blick war stur auf Draco gerichtet. Konnte er sich denn nicht etwas mehr beeilen? So bekam sie auch nur wage mit, das Ron auf sie zukam und ihr den Helm abnahm.
„Die Slytherins hatten vor uns Training und sind eben gegangen. Nur Malfoy braucht mal wieder etwas länger.“ erklärte er Hermine.
„Keine Sorge, Weasleby! Ich bin schon weg.“ und damit schwang er sich seine Tasche um die Schulter und ging.
Hermine verfolgte ihn, doch er beachtete sie nicht. Als er die Umkleide verließ, wartete Hermine einen Moment und stütze sich dann an Ron ab. Sie wankte zu einer Bank, die ein paar Meter von ihr entfernt war und lies sich darauf nieder. Auch Harry und Ginny waren jetzt bei ihr. Sie schloss die Augen und atmete schwer. Sie konnte den Strom der Bilder nicht mehr aufhalten...
Hermine stand im Wohnzimmer in Sirius' Haus am Grimmauldplatz Nr. 12 und sah aus dem Fenster. Es war weit nach zehn Uhr abends und es regnete in Strömen.
Am Kamin, in dem ein Feuer brannte, stand Draco und stützte sich mit beiden Händen auf dem Sims ab.
Sie waren nur ein paar Meter voneinander getrennt, aber für Hermine war das in diesem Moment zu wenig. Sie hatte ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen und weinte stumme Tränen. Er hob seinen Kopf und durchbrach die Stille.
„Hermine, bitte. Hör mir doch zu!“
„Nein! Nein, Draco. Ich will dir nicht zuhören.“ sie warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu, der ihn erschaudern lies.
Sie weinte, wegen ihm. Das war das Letzte, was er wollte.
„Ich war so dumm. Aber ich muss dir zugestehen, das du wirklich Talent hast Menschen zu manipulieren. Und das du Lügen kannst ohne mit der Wimper zu zucken, hätte mir auch klar sein müssen.“ Hermine war immer leiser geworden. Doch Draco hatte sie noch verstanden und sich von dem Sims gelöst.
„Du denkst, dass das alles eine Lüge war? Alles was in den letzten zwei Monaten....Hermine, das meinst du doch nicht ernst. Warum vertraust du mir plötzlich nicht mehr?“
„Weil du das Mal trägst!“ schrie sie ihm entgegen und drehte sich ganz um. „Weil du ein Todesser bist! Weil Lucius dein Vater ist! Weil du den Auftrag hattest Dumbledore zu töten! Weil du mich sechs Jahre lang gequält und gedemütigt hast!“ Hermine schloss ihre Augen und begann zu schluchzen. Ehe sie weitersprechen konnte, hatte ihr Draco schon das Wort abgeschnitten.
„Denkst du, das ich freiwillig so viel Zeit mit dir verbracht hätte, wenn ich immernoch dieser Mann wäre? Wir haben elf Tage lang, nach Ende des Krieges, im selben Zimmer im Mungos gelegen. Hätte ich wirklich den Kontakt zu dir und Harry und allen anderen gesucht, wenn ich noch so denken würde? Wäre ich dem Orden beigetreten? Hätte ich dafür gesorgt, das mein eigener Vater nach Askaban kommt? Hätte ich versucht, hartnäckig dein Vertrauen zu gewinnen?“ mit jeder Frage war er einen Schritt näher gekommen und stand nun direkt vor Hermine.
„Warum hast du mich dann angelogen und mir nichts von dem Mal erzählt?“ fragte sie immernoch leise, traute sich aber nicht ihn anzusehen.
„Weil ich genau das hier vermeiden wollte. Mir war klar, das bis auf Harry niemand davon wusste, das ich das Mal trage. Ich wollte, dass das so bleibt, aber ich hätte es dir noch gesagt. Nur nicht so.“ er legte ihr seine Hände auf ihre Oberarme und drückte sie sanft. „Ich wollte einfach nicht, das du dich vor mir fürchtest. So wie jetzt.“
„Ich fürchte mich nicht. Ich...“ Hermine lies ihren Oberkörper los und sah ihm in die Augen. „Versprich mir einfach, das ich es nicht bereuen werde, wenn ich meinen Gefühlen nachgebe. Das ich nicht in irgendeine Falle laufe und mich blamiere.“ er sah sie bestürzt an.
Das war noch schlimmer als Furcht. Sie sollte sich nicht so fühlen.
Er hob eine Hand und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange.
„Ich verspreche es.“ sie tauschten eine tiefen Blick und beide begannen sich zu beruhigen.
„Wenn du willst, können wir es auch langsam angehen lassen.“ nach kurzem Überlegen nickte Hermine nur und Draco zog sie in eine feste Umarmung.
„Hermine? Hermine, was ist denn los? Wieso weinst du denn schon wieder?“ sie schreckte bei Harrys Anrede auf und schüttelte sich kurz. Ihr liefen wirklich ein paar Tränen über die Wangen. Ginny kniete vor ihr und Ron hatte den Arm um sie gelegt. Sie wandte sich zu Harry.
„Ist Malfoy dem Orden beigetreten?“ sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
„Was? Hermine...“
„Ist er das? Ist Malfoy dem Orden beigetreten? So wie wir? Und wehe du lügst mich an, Harry James Potter!“ sie funkelte ihn finster an und nachdem Harry mit Ron und Ginny einen kurzen Blick tauschte, antwortete er ihr.
„Ja, das ist er. Aber das solltest du doch eigentlich wissen. Während Malfoy und du zusammen im St. Mungos gelegen habt, konnten wir alle unsere Differenzen klären. Und als dann die Verhandlung wegen Lucius anstand, hat er sich überwunden und gegen ihn ausgesagt. Lucius war zwar nur sechs Monate in Askaban, aber das scheint wohl gereicht zu haben.“ Harry stoppte bei dieser Stelle und Hermine glaubte ihm anzusehen, das er selbst an der Wahrheit diese Worte zweifelte. „Er wurde vor knapp zwei Monaten wieder entlassen, aber da war Malfoy schon im Orden. Kurz bevor die Entlassung war ist er mit seiner Mutter aus dem Manor ausgezogen. Ihm war die Gefahr über Lucius' Ärger nur zu gut bewusst.“
Hermine schloss seufzend die Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wenn sie über ihre Theorie von Draco's Plan nachdachte, kamen ihr plötzlich zweifel. Warum steckte in seinen Bildern soviel Wahrheit? Damit sie es glaubte natürlich. Sicher, das war der Grund. Aber sie wollte keinen Bilder mehr sehen, wollte nicht wieder diesen Nebel über ihren Verstand kriechen spüren. Sie wusste allerdings, dass das nicht die letzten Bilder waren und sie fragte sich ernsthaft wie viele da noch kommen mochten.
„Hermine, ist alles in Ordnung?“ fragte jetzt Ginny. Sie stand auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Ja, es ist alles ok. Ich gehe dann mal wieder raus auf die Tribüne. Dann könnt ihr endlich mit dem Training anfangen.“ und damit verschwand sie nach draußen in die kühle, frische Luft.
Dann war Samstag und Hermine stand schon in der Eingangshalle. Sie wartete auf Ben, der gerade die Treppe runterkam und sie anstrahlte. Automatisch musste sie auch lächeln. Doch als er gerade bei ihr stehen geblieben war und den Blick auf die anderen Schüler wieder freigab, verging ihr das lächeln. Auf der anderen Seite stand Mandy, die sich mächtig rausgeputzt hatte und ihren Freunden zuzwinkerte, als sie Malfoy sah.
Der kam gerade die Treppe von den Kerkern hoch und ging direkt auf sie zu. Beinahe wäre Draco erschrocken stehen geblieben, als er Mandy sah, fasste sich aber sofort wieder. Die Blonde fiel ihm um den Hals, nachdem er vor ihr zum stehen kam. Er rümpfte die Nase und verzog die Augen. An ihrem Parfüm hatte sie auch nicht gespart. Wenn er sich da mal nicht ein Eigentor geschossen hatte. Dann spürte er allerdings Hermines Blick auf sich und verfiel sofort in alte Malfoy-Manier. Er reichte Mandy den Arm und während sie sich einhängte, gingen sie los. Hermine sah ihnen nach und fühlte sich plötzlich enttäuscht. Wie konnte er nur auf soetwas stehen? Auf so eine Frau, die....das absolute Gegenteil von Hermine selbst war.
„Können wir?“ fragte sie Ben und grinste. Sie nickte.
Ben hielt ihr auch den Arm hin, aber Hermine zog es vor erst einmal alleine zu gehen. So machten auch sie sich auf den Weg. Sie liefen nur ein paar Meter hinter Draco und Mandy, was Hermine unbewusst ziemlich zufrieden stellte. Sie unterhielt sich mit Ben über Kleinigkeiten, sie lachten und scherzten, und trotzdem hatte sie Malfoy im Auge. Das war gut. Sehr gut.
Im Dorf angekommen änderte sich die Situation. Ben wurde sofort von Zonkos angezogen und wollte unbedingt da rein. Hermine sah sich nochmal kurz nach Draco um, aber der war schon verschwunden und so beschloss sie, es sein zu lassen und mit Ben in den Laden zu gehen. Der war von den Sachen ziemlich fasziniert und sah sich alles ganz genau an. Hermine fand es richtig süß, dieses kindliche Funkeln in seinen Augen zu sehen.
„Warte nur ab, bis George hier einen 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' aufmacht.“ grinste Hermine. Ben drehte sich zu ihr um.
„Rons Bruder will hier auch einen Laden aufmachen?“ fragte er und weitete erfreut die Augen.
„Ja, das will er. Zuerst wollte er Zonkos übernehmen, aber dann haben die beiden sich darauf geeinigt zu Kooperieren. Also gibt es hier bald zwei Läden.“ dann sah sie Bens freudiges Strahlen wieder und fühlte sich schlecht.
Sie mochte Ben wirklich, er war nett und freundlich. Aber dennoch schweiften ihre Gedanken immer wieder zu einem gewissen, blonden Slytherin ab. Das war Ben gegenüber nicht fair. Also beschloss sie sich nur noch auf ihren Begleiter zu konzentrieren. Das war sowieso besser.
Kaum das Draco mit Mandy das Dorf erreicht hatte, wollte sie sofort zu Madam Puddifoot's. Er hatte nicht mal mehr Zeit sich nach Hermine umzudrehen, denn sie zog ihn direkt hinter sich her.
„Mandy, das ist jetzt nicht dein ernst, oder? Ich kann da nicht reingehen.“
„Aber warum denn nicht?“ fragte sie etwas enttäuscht.
„Weil ich ein Slytherin bin? Was würden die anderen sagen, wenn sie mich da drin sitzen sehen?“ Mandy überlegte.
Draco wusste, das die anderen nichts sagen würden, aber das musste sie ja nicht wissen. Einmal hatte er da drin gesessen undzwar mit der Frau, die er liebte. Sie hatte es geschafft ihn einmal dazu zu bewegen, dort reinzugehen und er fand es garnicht so schlecht. Dennoch wollte er nicht ein zweites Mal dort rein. Und erst recht nicht mir einer anderen Frau.
„Ja, du hast ja recht.“ gab Mandy kleinlaut von sich.
„Also komm. Lass uns zurück gehen.“ und ohne auf sie zu warten begab er sich wieder in Richtung Hauptstraße. Draco blieb stehen und sah dann Hermine, die mit Ben aus Zonkos rauskam. Beide lächelten. Das passte ihm garnicht.
„Und was willst du dann machen?“ fragte Mandy, immernoch enttäuscht über die Abfuhr. Er überlegte kurz und beschloss dann in Hermines Nähe zu bleiben. Er verfolgte ihre Schritte und wandte sich dann an Mandy.
„Lass uns in den Honigtopf gehen, wie wäre das?“ auf Mandys Gesicht erschien ein kleines Lächeln und sie nickte.
Im Laden angekommen wanderte sein Blick unauffällig zu Hermine. Sie schien ihn nicht zu bemerken. Mandy suchte sich belustigt ein paar Sachen aus und fragte ihn ab und zu, ob er nicht auch etwas wolle. Doch Draco winkte nur ab. Seine Laune wurde schlechter und erreichte den ultimativen Tiefpunkt, als er sah, das Ben Hermine mit den Worten 'Ich weiß, es ist total kitschig, aber ich kann gerade nicht anders!' einen roten Herzlolly schenkte, von dem weitere kleine Herzen in die Luft segelten und verblassten. Beide begannen herzlich zu lachen und Hermine bedankte sich. Draco schnaubte verächtlich. Das war doch echt zum kotzen.
Ben war wirklich süß. Normalerweise hätte Hermine solche Geschenke abgelehnt, aber das brachte sie bei ihm nicht übers Herz. Also nahm sie den Lolly und steckte ihn ein. Unter seinem fragenden Blick erklärte sie ihm, das sie ihn aufheben wolle. Was ihn wieder zum grinsen brachte.
„Hast du alles? Ich würde nämlich gerne jetzt ein warmes Butterbier trinken gehen.“ fragte Hermine.
Daraufhin bezahlte Ben seine Einkäufe und beide machten sich auf den Weg zu den Drei Besen. Sie gingen auf einen freien Tisch zu, der etwas weiter hinten stand und bestellten zwei Butterbier. Sie redeten wieder über Dies und Das, als erneut die Tür aufging und Draco mit Mandy hereinkam.
„Also echt. Haben wir nicht wenigstens ein bisschen Ruhe vor den zwei?“ fragte Ben verärgert.
„Ignoriere sie doch einfach. Sie sind ja nicht die Einzigen hier drin.“ antwortete Hermine und versuchte ihn mit ihrem Gespräch abzulenken.
Doch sie bemerkte, das er immer wieder zu den zwei herüber sah. Irgendwann gab sie dem Drang nach und folgte seinem Blick. Draco und Mandy schienen in einer ernsthaften Unterhaltung zu stecken. Dann tätschelte sie ihm den Arm, lächelte schwach, packte ihren Mantel und lies Draco alleine zurück. Sofort drehte Hermine sich wieder um. Erleichterung machte sich in ihr breit. Nach einigen Augenblicken wollte sie Ben etwas fragen, merkte dann aber das er angespannt über sie hinweg sah. Ehe sie nachfragen konnte, bekam sie schon die Antwort.
„Ach, sieh an. Granger hat wirklich ein Date? Es gibt also noch Zeichen und Wunder.“ scharrte die unverkennbare Stimme dicht hinter ihr. Sie drehte sich ein stück zur Seite und sah, das Draco zwischen ihr und Ben vor ihrem Tisch stand und sie gehässig anlachte.
„Im Gegensatz zu dir habe ich immernoch ein Date. Deins ist ja eben fluchtartig getürmt.“ erwiderte Hermine und wandte ihren Blick ab. „Aber welche Frau würde das nicht, wenn sie mit jemandem wie dir ein Date hätte?“ dann spürte sie das Draco sich um sie herum bewegte und rechts von ihr stehen blieb. Er beugte sich zu ihr vor, sodass sein Mund ganz dicht an ihrem Ohr war und sie seinen Atem an ihrem Hals spürte. Kurz schloss sie die Augen.
„Ich an deiner Stelle würde mit solchen Aussagen vorsichtig sein, Hermine. Immerhin hatten wir beide schon zweimal eine Situation, die das Gegenteil beweist.“ seine Stimme war nur ein Flüstern und ihr war klar, das Ben nichts von dem Gesagten hörte.
Dennoch war ihr Draco's überdeutliche Betonung nicht entgangen und sie erschauderte. Er hatte ja recht. Auch wenn sie sich die erste Situation immernoch nicht erklären konnte, war sie bei der zweiten sehr wohl anwesend und hatte mitgemacht. Wie sehr sie sich dafür hasste. Jetzt bekam sie die Quittung. Dann fühlte sie eine kalte Brise an ihrem Hals. Draco hatte sich wieder aufgerichtet und wollte gerade von ihrem Tisch weggehen.
„Ach ja, bevor ich es vergesse...“sagte Draco und funkelte die beiden böse an. „...einen schönen Tag noch!“ der Sarkasmus war nicht zu überhören und Hermine atmete laut aus, nachdem Draco endlich gegangen war. Ein ungutes Gefühl blieb allerdings zurück. Sie fühlte sich erwischt, ertappt bei einer verbotenen Sache.
„Was war das denn gerade?“ fragte Ben ungläubig.
„Malfoy.“ erwiderte Hermine nur mit gesenktem Blick. „Das war Malfoy.“
Hermine und Ben blieben noch eine halbe Stunde sitzen, aber die Stimmung war hin. Draco's Auftritt hatte seine Spuren hinterlassen. Ben sah verärgert aus und Hermine fühlte sich erneut schuldig. Immer wieder versuchten sie ein Gesprächsthema aufzugreifen, aber es klappte einfach nicht. Sie beschlossen wieder zurück zum Schloss zu gehen. Es wurde langsam dunkel und sie wollten das Abendessen auch nicht verpassen. Sie traten schweigend den Rückweg an und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als sie in der Eingangshalle ankamen wollte Hermine gehen, aber Ben hielt sie noch einen Moment zurück.
„Hermine, ich...ich wollte dir eigentlich noch etwas sagen.“ begann er stotternd. Hermine drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn an.
„Wenn es wegen Draco ist, das tut mir leid. Er ist mir gegenüber immer so und ich...“
„Nein! Nein, deshalb ist es nicht.“ er schien es sich wirklich schwer zu machen.
„Hermine...auch wenn wir uns erst seit einer Woche kennen...dank meiner Nachhilfe haben wir ja auch immernoch genug Zeit uns besser kennenzulernen...ich mag dich, sehr sogar...du brauchst auch nicht jetzt direkt etwas zu antworten, aber...ich...ich wäre gerne mit dir zusammen.“ brachte er schließlich hervor.
Hermine versteifte sich augenblicklich und verlor jegliche Farbe im Gesicht. Am liebsten hätte sie sich einfach umgedreht und wäre gegangen, aber Ben hielt ja immernoch ihre Hand fest. In ihr begann es zu arbeiten. Sie war sich unschlüssig, wie sie jetzt reagieren sollte. Eigentlich hatte sie gehofft, das er sich nicht irgendwelche Hoffnungen machte, nur weil sie ihm ein Date versprochen hatte. Aber war das denn wirklich so schlimm? Er war wirklich nett und lieb und nicht so ein Mistkerl wie Draco es war. Draco...er war ihr Problem. Vielleicht würde sich dieses Problem durch Ben einfach auflösen?! Hermine bemerkte, das er sie immernoch erwartungsvoll ansah. Sie musste etwas sagen. Sie konnte das doch nicht einfach Kommentarlos im Raum stehen lassen.
„Ich...ich...also...ich mag dich auch.“ war jedoch das Einzige, das ihr einfiel. Und dann kam Ben näher und legte seine noch freie Hand auf ihre Wange.
„Das sag es mir, wenn ich jetzt etwas falsches mache.“ erwiderte er sanft und küsste Hermine dann vorsichtig.
Sie hatte das schon geahnt und lies sie wenige Sekunden später darauf ein. Ben lies ihre Hand los und zog sie näher zu sich. Durch ihre Erwiderung wurde der Kuss intensiver, aber Hermine fühlte irgendwie nichts. Oder sie fühlte sich nicht so, wie bei dem Kuss mit Draco. Je länger dieser Kuss dauerte, umso mehr suchte sie dieses Gefühl, das der Blonde in ihr ausgelöst hatte. Aber sie fand es nicht und schlagartig sehnte sie sich danach. Dann löste sie sich von ihm und lächelte ihn schwach an. Ben jedoch schien sichtlich zufrieden mit ihrer Reaktion.
„Ich sollte jetzt gehen.“ sagte Hermine und löste sich aus seinen Armen.
„Sehen wir uns beim Abendessen?“ fragte Ben hoffnungsvoll.
„Ich denke schon.“ sie lächelte nochmal kurz und wandte sich dann zur Treppe.
Während sie aus Bens Sichtfeld verschwand und er ihr immernoch nachsah, bemerkte keiner von ihnen das sturmgraue Augenpaar, das sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.
Nach dem Kuss gingen sich die zwei aus dem Weg. Hermine war es unheimlich peinlich. Sie schämte sich für ihre eigene Dummheit, sich auf den Kuss eingelassen zu haben. Auf einen Kuss, der sie nicht mehr losließ. Ein Kuss, der ihr gefallen, den sie genossen hatte. Sie träumte in der Nacht davon und lief am Tag rot an, wenn sie daran zurück dachte. Hermine spürte immernoch Draco's Lippen auf ihren und es machte sie verrückt. Warum er? Sie sollte ihn eigentlich hassen, ihn verachten. Aber dieser Kuss und die erneuten Bilder veränderten ihre Empfindungen zu ihm.
Jedoch durfte genau das nicht passieren. Er hatte sie verhext und auch wenn er ihr gesagt hatte, das er nichts mit ihr angestellt hatte, konnte sie sich nicht darauf verlassen. Das waren die Worte von einem Malfoy. Hermine traute sich nicht ihn anzusehen. Egal ob ihm Unterricht oder auf den Gängen. Sie spürte ihn jedesmal, spürte seine Blicke auf ihr, aber sich schaffte es nicht ihren Blick zu heben. Zu groß war die Angst Spott und Hohn in seinem Gesicht zu finden. Nein, es würde so gehen müssen.
Draco war glücklich und traurig zugleich. Hermine hatte seinen Kuss erwidert und sie hatte sich nicht sofort von ihm abgewandt. Er hatte ihren schnellen Herzschlag gespürt und wie sie mit ihrer Hand durch sein Haar fuhr um sie danach auf seinem Nacken ruhen zu lassen. In der Bibliothek, an einem öffentlichen Ort. Dort hätte sie jemand sehen können. Natürlich wäre das für ihn nicht schlimm gewesen, aber Hermine wäre wohl aus allen Wolken gefallen. Nicht, das sie das jetzt auch schon war.
Ihm entging nicht, das sie ihn ignorierte und ihn nicht einmal mehr ansah. Dabei war er es doch selber schuld. Nur wegen diesem blöden Ben und der Tatsache, das sie ihn verteidigte, hatte er sich nicht zurück halten können. Das sie dann auch noch den ersten Schritt machte, indem sie ihm ihre Hand auf die Wange gelegt hatte ließ seine Selbstbeherrschung ins Bodenlose fallen. Also musste sie doch auch irgendetwas merken. Etwas war dabei sich zu verändern. Trotzdem hätte er es nicht soweit kommen lassen dürfen. Das hatte es nur noch schlimmer gemacht. Er vermisste sie und die Zeit vor seiner Unachtsamkeit jetzt nur noch mehr. Aber in Verlegenheit wollte er sie auch nicht bringen und akzeptierte ihr Verhalten.
Bis zu dem darauffolgenden Donnerstag war nichts weiter passiert. Blaise nahm sich Draco zur Brust. Nachdem der Blonde ihm alles erzählt hatte, versuchte er ihn abzulenken. Hermine verbrachte mehr Zeit mit Harry und Ron. Und Ginny hatte versucht bei beiden an neue Informationen zu kommen, scheiterte aber kläglich. Sie hatte ein paar mal das Gespräch gesucht, wurde aber abgewiesen. Also versteifte sie sich auf ihre Recherchen. Sie hatte noch nicht wirklich etwas gefunden, aber bei so vielen Bücher würde schon etwas hilfreiches dabei sein.
An diesem Nachmittag hatten die Gryffindors Training und Harry und Ron fragten Hermine, ob sie nicht Lust hätte ihnen zuzusehen. Normalerweise lehnte das Hermine immer wieder ab. Sie fand es eher langweilig als aufregend zu sehen, wie Ron mal ein Tor hielt oder Harry neue Taktiken ausprobierte. Heute jedoch fand sie die Idee nicht schlecht. Immer noch besser als Gefahr zu laufen im Schloss auf Draco zu treffen. Sie konnte sich ja ein Buch mitnehmen und etwas lesen.
Also machten sie sich gemeinsam auf den Weg und während Ron mit Harry und Ginny diskutierte, drückte er Hermine seinen Helm in die Hand. Sie wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, da Ron sie garnicht beachtete. Also ließ sie es auf sich beruhen. An der Umkleide angekommen verabschiedete sie sich knapp bei allen und ging auf die Tribüne zu. Das währenddessen gerade die Mannschaft aus Slytherin die Umkleide verließ, bekam sie nicht mehr mit. Sie hatte die Hälfte der Treppe schon hinter sich gebracht, als ihr Rons Helm einfiel den sie immernoch in Händen hielt. Sie rollte genervt mit den Augen und lief wieder zurück. Ohne einen Gedanken schob sie den Vorhang zur Seite und trat in die Umkleide.
„Mensch, Ron. Du hast deinen Helm...“ sie erstarrte in ihrer Bewegung.
Malfoy war da und schien sich gerade umgezogen zu haben. Er blickte sie kurz erschrocken an um dann ohne weitere Bemerkung die Ärmel seines Hemdes nach unten zu krempeln. Hermine verfolgte ihn in seinem Tun und als ihr Blick auf sein dunkles Mal fiel, fing ihr Herz an zu rasen. Langsam aber sicher spürte sie das ihr mittlerweile bekannte Gefühl des Nebels in ihr aufsteigen. Sie versuchte es zu unterdrücken. 'Nein!' dachte sie. 'Nicht, solange er noch hier ist!' Hermine kämpfte um ihre Beherrschung, kämpfte darum mit ihren Gedanken in der Umkleide zu bleiben. Ihr Blick war stur auf Draco gerichtet. Konnte er sich denn nicht etwas mehr beeilen? So bekam sie auch nur wage mit, das Ron auf sie zukam und ihr den Helm abnahm.
„Die Slytherins hatten vor uns Training und sind eben gegangen. Nur Malfoy braucht mal wieder etwas länger.“ erklärte er Hermine.
„Keine Sorge, Weasleby! Ich bin schon weg.“ und damit schwang er sich seine Tasche um die Schulter und ging.
Hermine verfolgte ihn, doch er beachtete sie nicht. Als er die Umkleide verließ, wartete Hermine einen Moment und stütze sich dann an Ron ab. Sie wankte zu einer Bank, die ein paar Meter von ihr entfernt war und lies sich darauf nieder. Auch Harry und Ginny waren jetzt bei ihr. Sie schloss die Augen und atmete schwer. Sie konnte den Strom der Bilder nicht mehr aufhalten...
Hermine stand im Wohnzimmer in Sirius' Haus am Grimmauldplatz Nr. 12 und sah aus dem Fenster. Es war weit nach zehn Uhr abends und es regnete in Strömen.
Am Kamin, in dem ein Feuer brannte, stand Draco und stützte sich mit beiden Händen auf dem Sims ab.
Sie waren nur ein paar Meter voneinander getrennt, aber für Hermine war das in diesem Moment zu wenig. Sie hatte ihre Arme um ihren Oberkörper geschlungen und weinte stumme Tränen. Er hob seinen Kopf und durchbrach die Stille.
„Hermine, bitte. Hör mir doch zu!“
„Nein! Nein, Draco. Ich will dir nicht zuhören.“ sie warf ihm über ihre Schulter einen Blick zu, der ihn erschaudern lies.
Sie weinte, wegen ihm. Das war das Letzte, was er wollte.
„Ich war so dumm. Aber ich muss dir zugestehen, das du wirklich Talent hast Menschen zu manipulieren. Und das du Lügen kannst ohne mit der Wimper zu zucken, hätte mir auch klar sein müssen.“ Hermine war immer leiser geworden. Doch Draco hatte sie noch verstanden und sich von dem Sims gelöst.
„Du denkst, dass das alles eine Lüge war? Alles was in den letzten zwei Monaten....Hermine, das meinst du doch nicht ernst. Warum vertraust du mir plötzlich nicht mehr?“
„Weil du das Mal trägst!“ schrie sie ihm entgegen und drehte sich ganz um. „Weil du ein Todesser bist! Weil Lucius dein Vater ist! Weil du den Auftrag hattest Dumbledore zu töten! Weil du mich sechs Jahre lang gequält und gedemütigt hast!“ Hermine schloss ihre Augen und begann zu schluchzen. Ehe sie weitersprechen konnte, hatte ihr Draco schon das Wort abgeschnitten.
„Denkst du, das ich freiwillig so viel Zeit mit dir verbracht hätte, wenn ich immernoch dieser Mann wäre? Wir haben elf Tage lang, nach Ende des Krieges, im selben Zimmer im Mungos gelegen. Hätte ich wirklich den Kontakt zu dir und Harry und allen anderen gesucht, wenn ich noch so denken würde? Wäre ich dem Orden beigetreten? Hätte ich dafür gesorgt, das mein eigener Vater nach Askaban kommt? Hätte ich versucht, hartnäckig dein Vertrauen zu gewinnen?“ mit jeder Frage war er einen Schritt näher gekommen und stand nun direkt vor Hermine.
„Warum hast du mich dann angelogen und mir nichts von dem Mal erzählt?“ fragte sie immernoch leise, traute sich aber nicht ihn anzusehen.
„Weil ich genau das hier vermeiden wollte. Mir war klar, das bis auf Harry niemand davon wusste, das ich das Mal trage. Ich wollte, dass das so bleibt, aber ich hätte es dir noch gesagt. Nur nicht so.“ er legte ihr seine Hände auf ihre Oberarme und drückte sie sanft. „Ich wollte einfach nicht, das du dich vor mir fürchtest. So wie jetzt.“
„Ich fürchte mich nicht. Ich...“ Hermine lies ihren Oberkörper los und sah ihm in die Augen. „Versprich mir einfach, das ich es nicht bereuen werde, wenn ich meinen Gefühlen nachgebe. Das ich nicht in irgendeine Falle laufe und mich blamiere.“ er sah sie bestürzt an.
Das war noch schlimmer als Furcht. Sie sollte sich nicht so fühlen.
Er hob eine Hand und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange.
„Ich verspreche es.“ sie tauschten eine tiefen Blick und beide begannen sich zu beruhigen.
„Wenn du willst, können wir es auch langsam angehen lassen.“ nach kurzem Überlegen nickte Hermine nur und Draco zog sie in eine feste Umarmung.
„Hermine? Hermine, was ist denn los? Wieso weinst du denn schon wieder?“ sie schreckte bei Harrys Anrede auf und schüttelte sich kurz. Ihr liefen wirklich ein paar Tränen über die Wangen. Ginny kniete vor ihr und Ron hatte den Arm um sie gelegt. Sie wandte sich zu Harry.
„Ist Malfoy dem Orden beigetreten?“ sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
„Was? Hermine...“
„Ist er das? Ist Malfoy dem Orden beigetreten? So wie wir? Und wehe du lügst mich an, Harry James Potter!“ sie funkelte ihn finster an und nachdem Harry mit Ron und Ginny einen kurzen Blick tauschte, antwortete er ihr.
„Ja, das ist er. Aber das solltest du doch eigentlich wissen. Während Malfoy und du zusammen im St. Mungos gelegen habt, konnten wir alle unsere Differenzen klären. Und als dann die Verhandlung wegen Lucius anstand, hat er sich überwunden und gegen ihn ausgesagt. Lucius war zwar nur sechs Monate in Askaban, aber das scheint wohl gereicht zu haben.“ Harry stoppte bei dieser Stelle und Hermine glaubte ihm anzusehen, das er selbst an der Wahrheit diese Worte zweifelte. „Er wurde vor knapp zwei Monaten wieder entlassen, aber da war Malfoy schon im Orden. Kurz bevor die Entlassung war ist er mit seiner Mutter aus dem Manor ausgezogen. Ihm war die Gefahr über Lucius' Ärger nur zu gut bewusst.“
Hermine schloss seufzend die Augen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Wenn sie über ihre Theorie von Draco's Plan nachdachte, kamen ihr plötzlich zweifel. Warum steckte in seinen Bildern soviel Wahrheit? Damit sie es glaubte natürlich. Sicher, das war der Grund. Aber sie wollte keinen Bilder mehr sehen, wollte nicht wieder diesen Nebel über ihren Verstand kriechen spüren. Sie wusste allerdings, dass das nicht die letzten Bilder waren und sie fragte sich ernsthaft wie viele da noch kommen mochten.
„Hermine, ist alles in Ordnung?“ fragte jetzt Ginny. Sie stand auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Ja, es ist alles ok. Ich gehe dann mal wieder raus auf die Tribüne. Dann könnt ihr endlich mit dem Training anfangen.“ und damit verschwand sie nach draußen in die kühle, frische Luft.
Dann war Samstag und Hermine stand schon in der Eingangshalle. Sie wartete auf Ben, der gerade die Treppe runterkam und sie anstrahlte. Automatisch musste sie auch lächeln. Doch als er gerade bei ihr stehen geblieben war und den Blick auf die anderen Schüler wieder freigab, verging ihr das lächeln. Auf der anderen Seite stand Mandy, die sich mächtig rausgeputzt hatte und ihren Freunden zuzwinkerte, als sie Malfoy sah.
Der kam gerade die Treppe von den Kerkern hoch und ging direkt auf sie zu. Beinahe wäre Draco erschrocken stehen geblieben, als er Mandy sah, fasste sich aber sofort wieder. Die Blonde fiel ihm um den Hals, nachdem er vor ihr zum stehen kam. Er rümpfte die Nase und verzog die Augen. An ihrem Parfüm hatte sie auch nicht gespart. Wenn er sich da mal nicht ein Eigentor geschossen hatte. Dann spürte er allerdings Hermines Blick auf sich und verfiel sofort in alte Malfoy-Manier. Er reichte Mandy den Arm und während sie sich einhängte, gingen sie los. Hermine sah ihnen nach und fühlte sich plötzlich enttäuscht. Wie konnte er nur auf soetwas stehen? Auf so eine Frau, die....das absolute Gegenteil von Hermine selbst war.
„Können wir?“ fragte sie Ben und grinste. Sie nickte.
Ben hielt ihr auch den Arm hin, aber Hermine zog es vor erst einmal alleine zu gehen. So machten auch sie sich auf den Weg. Sie liefen nur ein paar Meter hinter Draco und Mandy, was Hermine unbewusst ziemlich zufrieden stellte. Sie unterhielt sich mit Ben über Kleinigkeiten, sie lachten und scherzten, und trotzdem hatte sie Malfoy im Auge. Das war gut. Sehr gut.
Im Dorf angekommen änderte sich die Situation. Ben wurde sofort von Zonkos angezogen und wollte unbedingt da rein. Hermine sah sich nochmal kurz nach Draco um, aber der war schon verschwunden und so beschloss sie, es sein zu lassen und mit Ben in den Laden zu gehen. Der war von den Sachen ziemlich fasziniert und sah sich alles ganz genau an. Hermine fand es richtig süß, dieses kindliche Funkeln in seinen Augen zu sehen.
„Warte nur ab, bis George hier einen 'Weasleys Zauberhafte Zauberscherze' aufmacht.“ grinste Hermine. Ben drehte sich zu ihr um.
„Rons Bruder will hier auch einen Laden aufmachen?“ fragte er und weitete erfreut die Augen.
„Ja, das will er. Zuerst wollte er Zonkos übernehmen, aber dann haben die beiden sich darauf geeinigt zu Kooperieren. Also gibt es hier bald zwei Läden.“ dann sah sie Bens freudiges Strahlen wieder und fühlte sich schlecht.
Sie mochte Ben wirklich, er war nett und freundlich. Aber dennoch schweiften ihre Gedanken immer wieder zu einem gewissen, blonden Slytherin ab. Das war Ben gegenüber nicht fair. Also beschloss sie sich nur noch auf ihren Begleiter zu konzentrieren. Das war sowieso besser.
Kaum das Draco mit Mandy das Dorf erreicht hatte, wollte sie sofort zu Madam Puddifoot's. Er hatte nicht mal mehr Zeit sich nach Hermine umzudrehen, denn sie zog ihn direkt hinter sich her.
„Mandy, das ist jetzt nicht dein ernst, oder? Ich kann da nicht reingehen.“
„Aber warum denn nicht?“ fragte sie etwas enttäuscht.
„Weil ich ein Slytherin bin? Was würden die anderen sagen, wenn sie mich da drin sitzen sehen?“ Mandy überlegte.
Draco wusste, das die anderen nichts sagen würden, aber das musste sie ja nicht wissen. Einmal hatte er da drin gesessen undzwar mit der Frau, die er liebte. Sie hatte es geschafft ihn einmal dazu zu bewegen, dort reinzugehen und er fand es garnicht so schlecht. Dennoch wollte er nicht ein zweites Mal dort rein. Und erst recht nicht mir einer anderen Frau.
„Ja, du hast ja recht.“ gab Mandy kleinlaut von sich.
„Also komm. Lass uns zurück gehen.“ und ohne auf sie zu warten begab er sich wieder in Richtung Hauptstraße. Draco blieb stehen und sah dann Hermine, die mit Ben aus Zonkos rauskam. Beide lächelten. Das passte ihm garnicht.
„Und was willst du dann machen?“ fragte Mandy, immernoch enttäuscht über die Abfuhr. Er überlegte kurz und beschloss dann in Hermines Nähe zu bleiben. Er verfolgte ihre Schritte und wandte sich dann an Mandy.
„Lass uns in den Honigtopf gehen, wie wäre das?“ auf Mandys Gesicht erschien ein kleines Lächeln und sie nickte.
Im Laden angekommen wanderte sein Blick unauffällig zu Hermine. Sie schien ihn nicht zu bemerken. Mandy suchte sich belustigt ein paar Sachen aus und fragte ihn ab und zu, ob er nicht auch etwas wolle. Doch Draco winkte nur ab. Seine Laune wurde schlechter und erreichte den ultimativen Tiefpunkt, als er sah, das Ben Hermine mit den Worten 'Ich weiß, es ist total kitschig, aber ich kann gerade nicht anders!' einen roten Herzlolly schenkte, von dem weitere kleine Herzen in die Luft segelten und verblassten. Beide begannen herzlich zu lachen und Hermine bedankte sich. Draco schnaubte verächtlich. Das war doch echt zum kotzen.
Ben war wirklich süß. Normalerweise hätte Hermine solche Geschenke abgelehnt, aber das brachte sie bei ihm nicht übers Herz. Also nahm sie den Lolly und steckte ihn ein. Unter seinem fragenden Blick erklärte sie ihm, das sie ihn aufheben wolle. Was ihn wieder zum grinsen brachte.
„Hast du alles? Ich würde nämlich gerne jetzt ein warmes Butterbier trinken gehen.“ fragte Hermine.
Daraufhin bezahlte Ben seine Einkäufe und beide machten sich auf den Weg zu den Drei Besen. Sie gingen auf einen freien Tisch zu, der etwas weiter hinten stand und bestellten zwei Butterbier. Sie redeten wieder über Dies und Das, als erneut die Tür aufging und Draco mit Mandy hereinkam.
„Also echt. Haben wir nicht wenigstens ein bisschen Ruhe vor den zwei?“ fragte Ben verärgert.
„Ignoriere sie doch einfach. Sie sind ja nicht die Einzigen hier drin.“ antwortete Hermine und versuchte ihn mit ihrem Gespräch abzulenken.
Doch sie bemerkte, das er immer wieder zu den zwei herüber sah. Irgendwann gab sie dem Drang nach und folgte seinem Blick. Draco und Mandy schienen in einer ernsthaften Unterhaltung zu stecken. Dann tätschelte sie ihm den Arm, lächelte schwach, packte ihren Mantel und lies Draco alleine zurück. Sofort drehte Hermine sich wieder um. Erleichterung machte sich in ihr breit. Nach einigen Augenblicken wollte sie Ben etwas fragen, merkte dann aber das er angespannt über sie hinweg sah. Ehe sie nachfragen konnte, bekam sie schon die Antwort.
„Ach, sieh an. Granger hat wirklich ein Date? Es gibt also noch Zeichen und Wunder.“ scharrte die unverkennbare Stimme dicht hinter ihr. Sie drehte sich ein stück zur Seite und sah, das Draco zwischen ihr und Ben vor ihrem Tisch stand und sie gehässig anlachte.
„Im Gegensatz zu dir habe ich immernoch ein Date. Deins ist ja eben fluchtartig getürmt.“ erwiderte Hermine und wandte ihren Blick ab. „Aber welche Frau würde das nicht, wenn sie mit jemandem wie dir ein Date hätte?“ dann spürte sie das Draco sich um sie herum bewegte und rechts von ihr stehen blieb. Er beugte sich zu ihr vor, sodass sein Mund ganz dicht an ihrem Ohr war und sie seinen Atem an ihrem Hals spürte. Kurz schloss sie die Augen.
„Ich an deiner Stelle würde mit solchen Aussagen vorsichtig sein, Hermine. Immerhin hatten wir beide schon zweimal eine Situation, die das Gegenteil beweist.“ seine Stimme war nur ein Flüstern und ihr war klar, das Ben nichts von dem Gesagten hörte.
Dennoch war ihr Draco's überdeutliche Betonung nicht entgangen und sie erschauderte. Er hatte ja recht. Auch wenn sie sich die erste Situation immernoch nicht erklären konnte, war sie bei der zweiten sehr wohl anwesend und hatte mitgemacht. Wie sehr sie sich dafür hasste. Jetzt bekam sie die Quittung. Dann fühlte sie eine kalte Brise an ihrem Hals. Draco hatte sich wieder aufgerichtet und wollte gerade von ihrem Tisch weggehen.
„Ach ja, bevor ich es vergesse...“sagte Draco und funkelte die beiden böse an. „...einen schönen Tag noch!“ der Sarkasmus war nicht zu überhören und Hermine atmete laut aus, nachdem Draco endlich gegangen war. Ein ungutes Gefühl blieb allerdings zurück. Sie fühlte sich erwischt, ertappt bei einer verbotenen Sache.
„Was war das denn gerade?“ fragte Ben ungläubig.
„Malfoy.“ erwiderte Hermine nur mit gesenktem Blick. „Das war Malfoy.“
Hermine und Ben blieben noch eine halbe Stunde sitzen, aber die Stimmung war hin. Draco's Auftritt hatte seine Spuren hinterlassen. Ben sah verärgert aus und Hermine fühlte sich erneut schuldig. Immer wieder versuchten sie ein Gesprächsthema aufzugreifen, aber es klappte einfach nicht. Sie beschlossen wieder zurück zum Schloss zu gehen. Es wurde langsam dunkel und sie wollten das Abendessen auch nicht verpassen. Sie traten schweigend den Rückweg an und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als sie in der Eingangshalle ankamen wollte Hermine gehen, aber Ben hielt sie noch einen Moment zurück.
„Hermine, ich...ich wollte dir eigentlich noch etwas sagen.“ begann er stotternd. Hermine drehte sich wieder zu ihm um und sah ihn an.
„Wenn es wegen Draco ist, das tut mir leid. Er ist mir gegenüber immer so und ich...“
„Nein! Nein, deshalb ist es nicht.“ er schien es sich wirklich schwer zu machen.
„Hermine...auch wenn wir uns erst seit einer Woche kennen...dank meiner Nachhilfe haben wir ja auch immernoch genug Zeit uns besser kennenzulernen...ich mag dich, sehr sogar...du brauchst auch nicht jetzt direkt etwas zu antworten, aber...ich...ich wäre gerne mit dir zusammen.“ brachte er schließlich hervor.
Hermine versteifte sich augenblicklich und verlor jegliche Farbe im Gesicht. Am liebsten hätte sie sich einfach umgedreht und wäre gegangen, aber Ben hielt ja immernoch ihre Hand fest. In ihr begann es zu arbeiten. Sie war sich unschlüssig, wie sie jetzt reagieren sollte. Eigentlich hatte sie gehofft, das er sich nicht irgendwelche Hoffnungen machte, nur weil sie ihm ein Date versprochen hatte. Aber war das denn wirklich so schlimm? Er war wirklich nett und lieb und nicht so ein Mistkerl wie Draco es war. Draco...er war ihr Problem. Vielleicht würde sich dieses Problem durch Ben einfach auflösen?! Hermine bemerkte, das er sie immernoch erwartungsvoll ansah. Sie musste etwas sagen. Sie konnte das doch nicht einfach Kommentarlos im Raum stehen lassen.
„Ich...ich...also...ich mag dich auch.“ war jedoch das Einzige, das ihr einfiel. Und dann kam Ben näher und legte seine noch freie Hand auf ihre Wange.
„Das sag es mir, wenn ich jetzt etwas falsches mache.“ erwiderte er sanft und küsste Hermine dann vorsichtig.
Sie hatte das schon geahnt und lies sie wenige Sekunden später darauf ein. Ben lies ihre Hand los und zog sie näher zu sich. Durch ihre Erwiderung wurde der Kuss intensiver, aber Hermine fühlte irgendwie nichts. Oder sie fühlte sich nicht so, wie bei dem Kuss mit Draco. Je länger dieser Kuss dauerte, umso mehr suchte sie dieses Gefühl, das der Blonde in ihr ausgelöst hatte. Aber sie fand es nicht und schlagartig sehnte sie sich danach. Dann löste sie sich von ihm und lächelte ihn schwach an. Ben jedoch schien sichtlich zufrieden mit ihrer Reaktion.
„Ich sollte jetzt gehen.“ sagte Hermine und löste sich aus seinen Armen.
„Sehen wir uns beim Abendessen?“ fragte Ben hoffnungsvoll.
„Ich denke schon.“ sie lächelte nochmal kurz und wandte sich dann zur Treppe.
Während sie aus Bens Sichtfeld verschwand und er ihr immernoch nachsah, bemerkte keiner von ihnen das sturmgraue Augenpaar, das sie die ganze Zeit über beobachtet hatte.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
Emily Dickinson
Re: Der Weg zurück (DM/HG)

Du schreibst echt gut und auch spannend. Die zwischen Szenen aus der Vergangenheit gefallen mir, aber wieso weiß Hermine, das nicht mehr oder erinnert sich erst jetzt daran?
Warte schon auf neue Kapitel

LG Jane


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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kaiptel 10: Probleme und Lösungen
Kaum war Hermine um die Ecke verschwunden, stürmte sie schon los. Sie musste zum Turm, zu Ginny und mit ihr reden. Nachdenken konnte sie gleich noch. Jetzt musste sie erst einmal in sichere Gefilde. So beachtete sie auch die anderen Schüler nicht, an denen sie vorbeikam. Vor dem Portrait der fetten Dame sprach sie das Corpus luteum etwas lauter aus als gewollt und suchte im Gemeinschaftsraum nach Ginny. Die saß gerade mit Harry in einem der Ohrensessel am Kamin und kuschelte und knutschte.
Auch wenn Hermine das nicht gerne zugab, war sie ein bisschen neidisch auf die beiden. Mit Ron war das damals nicht viel anders, aber es hatte sie nie so glücklich gemacht, wie Ginny in Harrys Armen immer aussah. Dennoch fühlte sie, das es ihr auch schonmal so ergangen sein musste. Nur verstand sie das nicht, denn vor Ron war ja nur Viktor dagewesen und mit ihm war es leider auch nie so. Aber damit konnte sie sich noch später befassen.
„So leid es mir tut euch zwei Turteltauben zu stören, aber Ginny? Ich muss dringend mit dir reden.“
Hermine war ein Stück auf die beiden zugegangen. Die zwei im Sessel gaben sich noch einen letzten Kuss und dann war die Rothaarige auch schon hinter Hermine auf dem Weg in den Schlafsaal. Dort wurden Lavender und Parvati aus dem Zimmer verbannt und nachdem Hermine den Raum abgesichert hatte, lies sie sich auf ihr Bett fallen. Sie starrte eine ganze Zeit lang an die Decke und Ginny setzte sich zu ihr.
„Was ist denn passiert, Hermine?“ fragte sie irgendwann.
„Ben und ich, wir...wir haben uns geküsst.“
„Was habt ihr?“
„Und er hat gesagt, das er gerne mit mir zusammen wäre.“ gab Hermine nüchtern von sich.
Ginny drehte sich ganz zu Hermine und sah sie mit großen Augen an.
„Ja, aber das ist doch....gut....oder?“
„Nicht, wenn ich Tage zuvor Draco geküsst habe, mich das nicht mehr loslässt und ich bei dem Kuss mit Ben das Gefühl gesucht habe, das Draco in mir ausgelöst hat.“
„Was? Jetzt...jetzt warte mal. Ich dachte, du hättest Ben geküsst?“
Hermine setzte sich auf und lehnte mit dem Rücken an der Wand.
„Das habe ich auch, gerade eben. Ich war doch mit Ben in Hogsmead und wir hatten einen schönen Tag. Und eben in der Eingangshalle ist es dann passiert. Aber vor einigen Tagen hab ich Draco in der Bibliothek getroffen und ich wollte mich bei ihm bedanken. Für die Hilfe mit Fafnir. Die Situation ist dann irgendwie eskaliert und wir haben uns auch geküsst.“ Hermine senkte ihren Blick.
„Ginny, bei diesem Kuss mit Draco....ich hatte plötzlich wieder Bilder vor Augen. Wir waren im Fuchsbau und haben Harrys Geburtstag gefeiert. Ich hab irgendein Spiel verloren und musste Draco küssen. Und es hat mir nichts ausgemacht. In der Bibliothek hat es sich so..so...gut angefühlt Draco zu küssen. Ich weiß nicht, als...als sollte es so sein.“ versuchte Hermine zu erklären und hob dabei wieder ihren Blick. Ginny hörte ihr einfach nur zu.
„Dabei dürfte das doch garnicht sein, ich dürfte nicht so fühlen. Deshalb habe ich mich auch auf Ben eingelassen, aber da hat mir etwas gefehlt. Ich musste sofort wieder an Draco denken. Vielleicht liegt es auch daran, das ich ihn noch nicht lange kenne, aber irgendwie...“ sie brach ab. Hermine war total verwirrt und ihre Worte machten das nicht besser. Es ergab überhaupt keinen Sinn, was sie da zusammen redete. Ginny versuchte sie zu beruhigen.
„Hermine, jetzt entspann dich doch mal. Vielleicht war das mit Malfoy auch nur so wegen der Bilder, das deine Emotionen einfach überreagiert haben.“ sie legte ihre Hand auf Hermines. „Bist du mit Ben jetzt eigentlich zusammen?“ fragte sie dann.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich das will.“
„Aber du magst ihn doch, oder?“ hakte Ginny weiter nach.
„Ja, das schon. Aber Mögen reicht für eine Beziehung nicht aus.“ Hermine rieb sich erschöpft die Augen. Ginny hoffte, das sie jetzt nichts falsches tat.
„Dann versuch das Ganze doch mal so zu betrachten. Ihr beide mögt euch und kommt gut miteinander aus. Wieso probierst du es dann nicht einfach mal mit ihm? Ihr müsst ja nichts überstürzen, aber das heißt ja noch lange nicht, das du es nicht einfach ein bisschen genießen kannst. Und möglicherweise entwickeln sich auch bei dir nach und nach Gefühle. Zumindest würde es dich etwas von Malfoy ablenken und das kannst du im Moment wohl gebrauchen, oder?“
Hermine überlegte. Ablenkung von Malfoy war immer gut, aber auf diese Art und Weise? Ben gegenüber war das nicht wirklich fair. Aber auf der anderen Seite...er hatte sie nicht dazu gedrängt auf die Beziehung einzugehen. Er gab ihr damit die Zeit, die sie brauchte, damit sich eventuell etwas entwickelte. So schlecht war das doch auch nicht. Vielleicht löste sich dann auch die Sache mit Draco von ganz alleine auf. Ginny hatte recht. Ein Versuch war es wert.
„Ja, das wäre womöglich keine schlechte Idee. Immerhin sollte ich Ben zumindest eine Chance geben, oder?“ gab Hermine zu.
„So sehe ich das auch. Und jetzt komm, es gibt gleich Abendessen.“ Ginny war aufgesprungen und wartete auf Hermine. Die folgte ihr, durch ihren Entschluss bestärkt, nach unten in die große Halle.
Dort angekommen, sah Hermine schon Ben an den Türen stehen und auf sie warten. Er lächelte sie an und ihr wurde plötzlich flau im Magen. 'Los, Hermine!' dachte sie. 'Du hast dich dafür entschieden, also musst du da jetzt auch durch!' Sie lächelte ebenfalls und ging auf ihn zu. Mit einem letzten Blick zu Ginny, die sich an ihnen vorbei auf den Weg zu ihrem Haustisch machte, kam Hermine vor Ben zum stehen. Er nahm ihre Hand und beugte sich zu einem kurzen Kuss zu ihr nach vorne. Hermine wehrte sich nicht, denn es fühlte sich garnicht so schlimm an.
„Und? Wo wollen wir sitzen?“ fragte Ben, während er im Raum umher sah.
„Weißt du, ich glaube wir sollten vorerst noch getrennt sitzen. Ich werde jetzt wohl zuerst ein bisschen was erklären müssen.“ Hermine sah ihn vorsichtig an, doch Ben lächelte nur.
„Ist doch kein Thema. Ich habe dir doch gesagt, das ich dich zu nichts zwinge.“ er streichelte Hermine sanft über die Wange. „Lass es dir schmecken.“ und damit ging er an seinen Tisch.
Sie sah ihm noch kurz nach und setzte sich dann selbst in Bewegung. Während sie auf ihren Platz zuging, bemerkte sie das Augenpaar einer ganz bestimmten Person auf sich und es machte sie nervös. Kaum das sie saß, begann Ron auch schon zu reden.
„Ben? Hermine, ist das dein ernst? Du und...Ben?“ er klang zornig.
„Mensch, Ron. Da ist doch garnichts. Wir....wir mögen uns und sind dabei herauszufinden, was da noch sein könnte. Also stell dich jetzt bitte nicht so an.“ sie versuchte seinen entrückten Gesichtsausdruck zu ignorieren.
„Ja ok, aber...denkst du, das er gut für dich ist? Du kennst ihn doch kaum.“
„Was willst du denn? Besser als Malfoy ist er doch allemal, oder?“
Die Stille, die sich am Tisch ausbreitete überging Hermine einfach. Eigentlich müssten sie ihr zustimmen, aber stattdessen benahmen sie sich, als hätte sie etwas verbotenes gesagt. Aber sie würde jetzt keinen Rückzieher machen. Die Eule, die plötzlich vor Ginny landete, lenkte die anderen glücklicherweise ab.
„Alter, jetzt starre doch nicht so da rüber. Da kriegt man ja Angst.“
Blaise versuchte die Aufmerksamkeit von Draco zu bekommen. Jedoch war ihm klar, das er nicht an hin herankam, bei dem Blick, den er ihm auf seine Ansprache zuwarf. Blaise hob abwehrend die Hände.
„Ist ja ok, ich...“ er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Nott.
Draco hingegen sah wieder zum Gryffindortisch. Er musste sein ganzes Repertoire an Selbstbeherrschung aufbringen um nicht vor Wut zum Tisch der Hufflepuffs zu laufen. Nachdem er die Drei Besen verlassen hatte, wollte er eigentlich so schnell wie möglich nach Hogwarts und sich in den Kerkern verstecken. Der Tag war überhaupt nicht nach seinem Sinn gelaufen. Ein innerer Impuls hatte allerdings dafür gesorgt, das er in der Eingangshalle wartete. Eigentlich wollte er nochmal mit Hermine sprechen und sich für sein bissiges Kommentar entschuldigen. Er musste die Situation ja nicht noch weiter ausreizen. Als er sie dann hochkommen sah, ging er hinter einer Statue in Deckung. Was dann passiert war, ging in Zeitlupe an ihm vorbei. Die Wut flammte so schnell in ihm auf, das er eine ganze Zeitlang nicht fähig war sich zu bewegen. Sein ganzer Körper bebte und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
So hatte ihn Blaise gefunden und es geschafft, das er sich bewegte. Aber das Bild, das Hermine den Kuss erwidert hatte, brannte weiterhin vor seinen Augen. Draco war völlig aufgewühlt. Wütend wegen Ben, verletzte wegen Hermine und Eifersüchtig wegen beiden. Auch wenn er wusste, das Hermine nichts dafür konnte, da sie ja immernoch nicht wusste, was überhaupt mit ihr passiert war, schmerzte es ihn trotzdem. Was Ben anging, da schwor er sich Rache. Der würde nicht einfach so davonkommen. Er hatte ihn doch gewarnt. Durch den Kuss jedoch machte er Draco klar, das er ihm seine Drohung nicht glaubte. Der würde sich auch noch wundern. Die Eule die bei Ginny landete riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte sie ihr geschickt und wusste das sie gerade seinen Text las:
Wir müssen reden. So schnell wie möglich!
Und sorge dafür, das Hermine nach dem Essen nicht mit Ben rausgeht.
Draco
Ginny's Nicken bestätigte ihm, das sie verstanden hatte. Für den Rest des Essens beobachtete er sie weiter, aß selber kaum etwas. Plötzlich erhob sich Ben von seinem Platz. Er war fertig und wollte wieder zu Hermine gehen. Auch Ginny registrierte das und begann auf Hermine einzureden. Nach anfänglichem Zögern schaffte sie es allerdings und schleifte sie unter einem Vorwand hinaus. Ben blieb enttäuscht stehen, er hatte noch nichtmal die Hälfte des Weges zurück gelegt. Langsam begannen sich auch die anderen Schüler zu erheben. Draco stand auf und ging langsam auf Ben zu, der immernoch leicht unschlüssig in der Halle umher sah. Er stellte sich genau hinter den Neuen. Draco überragte Ben um einen halben Kopf, was seiner bedrohlichen Ausstrahlung nur mehr Kraft verlieh.
„Ich hab dich gewarnt. Aber du wolltest ja nicht hören.“ zischte er bedrohlich.
Ben hatte sich so abrupt umgedreht, das Draco ein überlegenes Grinsen im Gesicht trug. Er sah geschockt aus, überwindete sich aber schnell.
„Was willst DU denn?“ gab Ben unbeeindruckt von sich.
„Du solltest auf deinen Ton aufpassen. Oder ich werde ungemütlich. Ich weiß ja nicht was diese Aktion eben sollte, aber...“
„Das war keine Aktion. Ich und Hermine sind jetzt zusammen.“
„...aber das wird dir noch leid tun. Man legt sich nicht ungefragt mit mir an und man übergeht mich auch nicht einfach so. Lass die Finger von ihr!“
„Du hast mir garnichts zu sagen, Malfoy. Und falls du schwer von Begriff bist: Ich hab gerade gesagt, das wir schon zusammen sind.“
Die beiden Männer funkelten sich böse an. Keiner würde nachgeben, das war ihnen klar. Jetzt war nur noch die Frage, wer diese Auseinandersetzung gewinnen würde. Die große Halle war mittlerweile vollkommen leer. Weder ein Schüler noch ein Lehrer war zu sehen.
„Und außerdem hast du da gar kein Mitspracherecht. Nach deinem Auftritt heute Mittag hast du nur eher dafür gesorgt, das sie dich noch mehr verabscheut. Warum hasst du sie so, das du ihr nichtmal einen Moment Ruhe geben kannst?“
„Du hast nicht die geringste Ahnung was ich...“
„Warum musst du sie ständig ärgern und erniedrigen? Ist es das Gefühl der Macht, das dich in diesem Moment überkommt? Das Gefühl, ein zierliches Mädchen zu unterdrücken damit du dich besser fühlst?“
„Pass auf, das du sagt. Sonst...“
„Sonst was? Sonst...gehst du zu ihr hin und rätst ihr von mir ab? Versucht selber dein Glück? Das hast du mit deiner herablassenden Art verspielt. Nachdem, was Hannah mir erzählt hat bist du ein arroganter, selbstverliebter Großkotz. Hermine würde sich eher auf einen Hippogreif einlassen, als jemals etwas mit dir anzufangen.“ spie er ihm entgegen.
Ben lehnte sich weit aus dem Fenster, das wusste er. Dennoch hatte er den Drang verspürt Malfoy ein für alle Mal Einhalt zu gebieten. Das ihm das nicht gelingen würde, hätte er ahnen müssen. Denn Draco sah in diesem Moment rot. Blitzschnell und für Ben völlig unvorbereitet traf ihn Draco's Faust mit voller Wucht an der Lippe. Ben ging zu Boden und hielt sich sein Gesicht. Draco stand ungerührt über ihm. Schwer atmend ließen die beiden nicht den Blick voneinander. Mit jeder Sekunde hasste Draco Ben mehr. Hasste ihn dafür, das er womöglich wirklich mit Hermine zusammen war. Hasste ihn dafür, das er einfach nicht nachgeben wollte. Und hasste ihn vorallem dafür, das er mit seinen Worten recht hatte.
Ja, das Verhältnis zwischen ihm und Hermine war einmal so gewesen. In ihren ersten sechs Schuljahren vor dem Krieg. Wusste Ben überhaupt etwas von dem Krieg? Er war dieses verzogene Gör, das arrogant in der Gegend umher spaziert war, das ständig angeben musste. Er hatte so einen Groll auf Harry, Hermine und alle anderen gehabt, das seine Verbohrtheit nur noch größer wurde. Bis zum Ende des Krieges hatte er immer mehr realisiert, das es falsch war, das sein Vater besessen war und ihm dieses Verhalten regelrecht aufgezwungen hatte. Lucius als Vater zu haben, war definitiv keine schöne Sache. Das Harry ihm dann auch noch das Leben rettete und er sah, wie verbissen Hermine kämpfte um ihre Freunde und Liebsten zu beschützen, stand sein Entschluss endgültig fest.
In seiner eigenen Verhandlung wurde er dann freigesprochen, aufgrund der Unterdrückung durch seinen Vater, was ohne Zweifel sogar das Zaubergamot verstand und erschütterte. Danach hatte er den Kontakt zu den Anderen gesucht. Was durch die Tatsache der langen Behandlung im St. Mungos garnicht so schwer war. Irgendwann hatten sie ihn akzeptiert und er war dem Orden beigetreten, um seine Veränderung zu unterstreichen. Die Sache mit Hermine hatte einen etwas längeren Kampf erfordert. Einen Kampf, der jetzt, heute, völlig überflüssig war.
Draco sah Ben mit einem letzten vernichtenden Blick an und lies ihn dann einfach liegen, während er aus der Halle ging. Er war gespannt, wie weit Ben jetzt noch gehen würde.
Am nächsten Morgen war Hermine mit Ben in der Bibliothek verabredet. Da Sonntag war, wollte sie die Zeit nutzen und mit seiner Nachhilfe weitermachen. Und sie wollte dabei mehr über die Gefühle zu ihm herausfinden. Sie war bereits zehn Minuten da, ehe er kam. Während sie gewartet hatte, beschlagnahmten ihre ganzen Pergamente den Tisch. Heute würde er Astronomie machen. Das war zwar nicht wenig, aber es war leicht. Solange er etwas von Sternkarten und dergleichen verstand. Ben kam mit einem breiten Grinsen auf sie zu. Zuerst lächelte Hermine zurück, doch dann sah sie seine aufgeplatzte Lippe. Bei ihrem Blick wusste er, das er Malfoys „Geschenk“ nicht wirklich verstecken konnte. Sie erhob sich aus ihrem Stuhl und sah ihn fragend an.
„Was ist denn mit dir passiert?“
„Ach nichts.“
Ben würde einen Teufel tun und ihr von dem Streit mit Malfoy erzählen. Dann würde sie zu ihm gehen und das war wahrscheinlich genau sein Plan. Er hatte definitiv einen intelligenten, starken Gegner, aber er würde sich trotzdem nicht von Hermine abbringen lassen.
„Von nichts kommt aber nicht sowas.“ behaarte sie und zeigte auf seine Lippe.
„Naja, man sollte nachts im dunklen einfach keine Bekanntschaft mit einer offenen Schranktür machen.“ versuchte er zu erklären, war sich aber Hermines skeptischem Blick bewusst. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das nicht die Schranktür dafür verantwortlich war.
„Tut es weh?“
„Nein, es geht. Nur das Lachen ist nicht von Vorteil.“ und damit setzten sich beide wieder hin.
„Tja, dafür hab ich das beste Mittel dabei. Astronomie.“ sie schob ihm einen ganzen Stapel mit Pergamente zu. Ben schenkte ihr einen leicht entsetzten Blick und machte sich dann schweigend an die Arbeit.
In den nächsten Stunden sprachen sie kaum ein Wort. Ben war hochkonzentriert und Hermine versuchte den Überblick über das bereits Erarbeitete zu behalten. Seine Wunde machte das allerdings nicht ganz leicht. Immer wieder warf sie verstohlene, kurze Blicke zu ihm. Er tat ihr leid und sie wusste, das Malfoy dahintersteckte. Sie konnte es einfach spüren und das lies sie sich schuldig fühlen. Ihr scheuer Kuss am Vorabend hatte ihn nicht unberührt gelassen und beinahe hätte sie gelächelt. Der Gedanke, das Draco eifersüchtig war, gab ihr auch ein gutes Gefühl. Und trotzdem war sie es schuld, denn sie hatte sich bewusst auf Ben eingelassen. Was ihr aber im Bezug auf Draco völlig egal sein sollte.
Leider war das nicht ganz so einfach, wie sie sich das vorstellte. Hermine schüttelte diese Gedanken von sich und brachte das Buch, das sie sich zum lesen genommen hatte, zurück zum Regal. Wieder am Tisch angekommen, lehnte sie sich an das Fenster und genoss die kühle Scheibe in ihrem Rücken. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und dann sah sie ihn plötzlich vor sich, mit seinen sturmgrauen Augen und dem weißblonden Haar.
„Woran denkst du denn gerade?“ riss sie Ben aus ihren Gedanken und sie sah ihn an.
„An nichts bestimmtes. Das ganze Lesen macht einfach müde.“ log sie ohne Umschweife.
Kurz musterte Ben Hermine, erhob sich dann und kam auf sie zu. Mit einem sanften lächeln im Gesicht schlag er seine Arme um ihre Taille und zog sie ein Stück an sich. Die Wärme, die von ihm ausging, begann ihr unangenehm zu werden und sie wollte die kalte Scheibe wieder fühlen.
„Na dann sollte wir vielleicht eine kleine Pause einlegen.“ sagte er sanft und beugte sich zu ihr nach unten. Hermine schaltete schnell, indem sie noch rechtzeitig ihren Kopf zu Seite drehte.
„Nicht, Ben. Deine Lippe sieht nicht gut aus und es würde sich dadurch nur verschlimmern.“ erwiderte sie leise und bedachte ihn mit einem besorgten Blick.
„Mach dir darüber keine Gedanken. Das nehme ich dafür gerne in Kauf.“ Ben versuchte es erneut, aber Hermine schob ihn ein Stück von sich weg.
„Bitte. Ich will mich aber nicht dafür verantwortlich fühlen müssen, wenn sie wieder anfängt zu bluten.“ er wollte etwas sagen, aber Hermine kam ihm zuvor. „Außerdem musst du noch ein bisschen was machen und das würde dich nur ablenken.“
„In der Tat, das würde es. Aber du hast recht, wir sollten weitermachen.“
Sie setzten sich wieder hin und Hermine war verblüfft über sich selbst, das ihr das Lügen in seiner Gegenwart so leicht fiel. Denn um seine Lippe ging es ihr garnicht. Ihr war das alles zu übereilt, zu schnell. Ja, sie mochte ihn, aber sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen. Und für die Art von Küssen, die er im Sinn hatte, sollte man sich von der Person regelrecht angezogen fühlen. Aber vielleicht...mit der Zeit...
In der Zwischenzeit wartete Draco ungeduldig auf Ginny. Die beiden hatten sich in der Eulerei verabredet und sie war zu Spät. Er war wütend. Nein, das war eine Untertreibung. Er war außer sich vor Zorn, enttäuscht und verletzt. Das Hermine jetzt mit Ben alleine in der Bibliothek war machte ihn rasend, aber es war die einzige Möglichkeit für ein Treffen. Ginny kam gerade die Treppe hoch gelaufen, als Draco auch schon anfing. Sie hatte nichtmal Zeit richtig Luft zu holen.
„Hast du es gewusst? Ben und Hermine? Der Kuss?“ donnerte er los.
„Jetzt beruhige dich doch erst einmal...“
„Antworte mir!“ und sein Blick lies ihr keine andere Wahl.
„Ja, sie hat mir gestern von dem Kuss erzählt. Und bevor du dich wieder aufregst...sie hat nichts gefühlt. Oder zumindest nicht das, was sie erwartet hat.“ Ein Hoffnungsschimmer?
„Und wieso dann der Kuss in der großen Halle?“
Ginny schwieg und sah zu Boden. In Draco weckte das nur noch mehr Unruhe. Er ging ein Stück auf sie zu und starrte sie auffordernd an.
„Ich...oh, na gut. Ich...ich hab ihr dazu geraten.“
„DU HAST WAS?“ schrie er und raufte sich kurz darauf die Haare. Draco wandte sich wieder ab und ging zurück zu einem der kleinen Fenster.
„Hör zu. Ich hatte einen Grund ihr dazu zu raten. Sie war doch sowieso ganz durcheinander und sie braucht eine sichere Konstante. Das es ausgerechnet Ben getroffen hat, mag ich auch nicht wirklich. Das weißt du, Draco. Aber so haben wir auch etwas mehr Zeit um eine Lösung zu finden.“
„Was interessiert mich Zeit, wenn sie anfängt sich in Ben zu verlieben! Und wenn das passiert, bist du das Schuld!“
„Dann nehme ich diese Schuld auf mich, wenn es dir dadurch besser geht.“ antwortete Ginny knapp. Draco schloss einen Moment die Augen. Das hatte er so nicht gemeint und wollte es ihr auch sagen, aber Ginny redete einfach weiter.
„Und auch, wenn dich die Zeit nicht interessiert, könnte dich trotzdem meine kleine Entdeckung interessieren.“
Erst jetzt bemerkte Draco, das Ginny ein Buch in der Hand hatte. Sie hielt es hoch und sah in fragend an. Er kam wieder zurück und nickte kurz. Sie schlug es auf einer bestimmten Seite auf und reichte es ihm. Draco nahm es entgegen und las. Nach einer Weile sah er sie an.
„Ginny, das wissen wir doch schon alles. Das ich nur reagieren darf, wenn sie den ersten Schritt macht und das ich ihr nichts erzählen darf um nicht die Bedingung in Kraft treten....“ leierte er gelangweilt, ehe Ginny ihn wieder unterbrach.
„Ja, schon klar. Aber sie nochmal auf den letzten Absatz.“ mit ihrem Finger tippte sie auf die Stelle. „Da steht, das die Aufhebung nur von dem Verursacher selbst, einem Blutsverwandten oder einer dritten Person, die er als eine abgewandelte Form eines Geheimniswahrers dafür benutzt, durchgeführt werden kann.“ sie sah ihn eindringlich an.
„Verstehst du?“
„Ja....und genau da liegt das Problem.“ traurig wandte Draco den Kopf zur Seite.
„Aber du könntest doch trotzdem versuchen, ob er...“ begann Ginny wieder, wusste aber das sie keine Chance hatte und das es keinen Sinn machte, es weiter zu versuchen.
„Nein, Ginny. Du weißt, dass das nicht klappen würde.“ und einen kurzen Moment später drückte Draco Ginny wieder das Buch in die Hand und ging.
Es war schon Abend, als Hermine und Ben die Bibliothek verließen. Keiner von beiden hätte gedacht, das sie heute so viel schaffen würden. Die einzige Pause, die sie sich gönnten, war das Mittagessen. Ben hatte eine schnelle Auffassungsgabe und verstand meistens sofort, was sie meinte. Das machte das Vorankommen ziemlich angenehm. Weil sie die letzte Mahlzeit des Tages nicht verpassen wollten und sie für einen Sonntag definitiv genug gelernt hatten, beschlossen sie, aufzuhören und nach unten zu gehen.
„Ach Mist. Ich muss nochmal kurz in den Turm. Wartest du hier, Ben? Ich beeile mich auch.“ sagte Hermine und hoffte, das er darauf eingehen würde.
Eigentlich musste sie garnicht so dringen dahin, aber nach diesem Tag, hatte sie langsam das Gefühl etwas Abstand von Ben zu brauchen. Es war wirklich ein langer Tag. So würde sie dann wenigstens mal fünf Minuten durchatmen können und hatte gleichzeitig die Möglichkeit ihre Sachen zurückbringen.
„Nein, nein, Hermine. Ich begleite dich. Ich kann doch Mylady um so eine Uhrzeit nicht alleine durch die Gänge laufen lassen.“ und ehe sie etwas sagen konnte, machte er sich, mit einem Arm um ihre Taille, auf den Weg.
Sie schwiegen eine ganze Zeit. Während Ben zufrieden grinste, wollte Hermine langsam aber sicher einfach weg von ihm. Das ging ihr doch ein bisschen zu schnell. Im nächsten Gang durch den sie gingen, befanden sich ein paar Klassenzimmer, die um diese Uhrzeit natürlich schon verlassen waren. Doch eine Tür schien nur angelehnt zu sein. Aus ihr war plötzlich Gekicher zu hören und in Ben und Hermine keimte Neugierde auf. Leise öffneten sie die Tür einen Spalt mehr und hielten beide den Atem an. Vor ihnen in einiger Entfernung sahen sie Ron, der zusammen mit Hannah an dem Pult stand. Und sie küssten sich.
Kaum war Hermine um die Ecke verschwunden, stürmte sie schon los. Sie musste zum Turm, zu Ginny und mit ihr reden. Nachdenken konnte sie gleich noch. Jetzt musste sie erst einmal in sichere Gefilde. So beachtete sie auch die anderen Schüler nicht, an denen sie vorbeikam. Vor dem Portrait der fetten Dame sprach sie das Corpus luteum etwas lauter aus als gewollt und suchte im Gemeinschaftsraum nach Ginny. Die saß gerade mit Harry in einem der Ohrensessel am Kamin und kuschelte und knutschte.
Auch wenn Hermine das nicht gerne zugab, war sie ein bisschen neidisch auf die beiden. Mit Ron war das damals nicht viel anders, aber es hatte sie nie so glücklich gemacht, wie Ginny in Harrys Armen immer aussah. Dennoch fühlte sie, das es ihr auch schonmal so ergangen sein musste. Nur verstand sie das nicht, denn vor Ron war ja nur Viktor dagewesen und mit ihm war es leider auch nie so. Aber damit konnte sie sich noch später befassen.
„So leid es mir tut euch zwei Turteltauben zu stören, aber Ginny? Ich muss dringend mit dir reden.“
Hermine war ein Stück auf die beiden zugegangen. Die zwei im Sessel gaben sich noch einen letzten Kuss und dann war die Rothaarige auch schon hinter Hermine auf dem Weg in den Schlafsaal. Dort wurden Lavender und Parvati aus dem Zimmer verbannt und nachdem Hermine den Raum abgesichert hatte, lies sie sich auf ihr Bett fallen. Sie starrte eine ganze Zeit lang an die Decke und Ginny setzte sich zu ihr.
„Was ist denn passiert, Hermine?“ fragte sie irgendwann.
„Ben und ich, wir...wir haben uns geküsst.“
„Was habt ihr?“
„Und er hat gesagt, das er gerne mit mir zusammen wäre.“ gab Hermine nüchtern von sich.
Ginny drehte sich ganz zu Hermine und sah sie mit großen Augen an.
„Ja, aber das ist doch....gut....oder?“
„Nicht, wenn ich Tage zuvor Draco geküsst habe, mich das nicht mehr loslässt und ich bei dem Kuss mit Ben das Gefühl gesucht habe, das Draco in mir ausgelöst hat.“
„Was? Jetzt...jetzt warte mal. Ich dachte, du hättest Ben geküsst?“
Hermine setzte sich auf und lehnte mit dem Rücken an der Wand.
„Das habe ich auch, gerade eben. Ich war doch mit Ben in Hogsmead und wir hatten einen schönen Tag. Und eben in der Eingangshalle ist es dann passiert. Aber vor einigen Tagen hab ich Draco in der Bibliothek getroffen und ich wollte mich bei ihm bedanken. Für die Hilfe mit Fafnir. Die Situation ist dann irgendwie eskaliert und wir haben uns auch geküsst.“ Hermine senkte ihren Blick.
„Ginny, bei diesem Kuss mit Draco....ich hatte plötzlich wieder Bilder vor Augen. Wir waren im Fuchsbau und haben Harrys Geburtstag gefeiert. Ich hab irgendein Spiel verloren und musste Draco küssen. Und es hat mir nichts ausgemacht. In der Bibliothek hat es sich so..so...gut angefühlt Draco zu küssen. Ich weiß nicht, als...als sollte es so sein.“ versuchte Hermine zu erklären und hob dabei wieder ihren Blick. Ginny hörte ihr einfach nur zu.
„Dabei dürfte das doch garnicht sein, ich dürfte nicht so fühlen. Deshalb habe ich mich auch auf Ben eingelassen, aber da hat mir etwas gefehlt. Ich musste sofort wieder an Draco denken. Vielleicht liegt es auch daran, das ich ihn noch nicht lange kenne, aber irgendwie...“ sie brach ab. Hermine war total verwirrt und ihre Worte machten das nicht besser. Es ergab überhaupt keinen Sinn, was sie da zusammen redete. Ginny versuchte sie zu beruhigen.
„Hermine, jetzt entspann dich doch mal. Vielleicht war das mit Malfoy auch nur so wegen der Bilder, das deine Emotionen einfach überreagiert haben.“ sie legte ihre Hand auf Hermines. „Bist du mit Ben jetzt eigentlich zusammen?“ fragte sie dann.
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich das will.“
„Aber du magst ihn doch, oder?“ hakte Ginny weiter nach.
„Ja, das schon. Aber Mögen reicht für eine Beziehung nicht aus.“ Hermine rieb sich erschöpft die Augen. Ginny hoffte, das sie jetzt nichts falsches tat.
„Dann versuch das Ganze doch mal so zu betrachten. Ihr beide mögt euch und kommt gut miteinander aus. Wieso probierst du es dann nicht einfach mal mit ihm? Ihr müsst ja nichts überstürzen, aber das heißt ja noch lange nicht, das du es nicht einfach ein bisschen genießen kannst. Und möglicherweise entwickeln sich auch bei dir nach und nach Gefühle. Zumindest würde es dich etwas von Malfoy ablenken und das kannst du im Moment wohl gebrauchen, oder?“
Hermine überlegte. Ablenkung von Malfoy war immer gut, aber auf diese Art und Weise? Ben gegenüber war das nicht wirklich fair. Aber auf der anderen Seite...er hatte sie nicht dazu gedrängt auf die Beziehung einzugehen. Er gab ihr damit die Zeit, die sie brauchte, damit sich eventuell etwas entwickelte. So schlecht war das doch auch nicht. Vielleicht löste sich dann auch die Sache mit Draco von ganz alleine auf. Ginny hatte recht. Ein Versuch war es wert.
„Ja, das wäre womöglich keine schlechte Idee. Immerhin sollte ich Ben zumindest eine Chance geben, oder?“ gab Hermine zu.
„So sehe ich das auch. Und jetzt komm, es gibt gleich Abendessen.“ Ginny war aufgesprungen und wartete auf Hermine. Die folgte ihr, durch ihren Entschluss bestärkt, nach unten in die große Halle.
Dort angekommen, sah Hermine schon Ben an den Türen stehen und auf sie warten. Er lächelte sie an und ihr wurde plötzlich flau im Magen. 'Los, Hermine!' dachte sie. 'Du hast dich dafür entschieden, also musst du da jetzt auch durch!' Sie lächelte ebenfalls und ging auf ihn zu. Mit einem letzten Blick zu Ginny, die sich an ihnen vorbei auf den Weg zu ihrem Haustisch machte, kam Hermine vor Ben zum stehen. Er nahm ihre Hand und beugte sich zu einem kurzen Kuss zu ihr nach vorne. Hermine wehrte sich nicht, denn es fühlte sich garnicht so schlimm an.
„Und? Wo wollen wir sitzen?“ fragte Ben, während er im Raum umher sah.
„Weißt du, ich glaube wir sollten vorerst noch getrennt sitzen. Ich werde jetzt wohl zuerst ein bisschen was erklären müssen.“ Hermine sah ihn vorsichtig an, doch Ben lächelte nur.
„Ist doch kein Thema. Ich habe dir doch gesagt, das ich dich zu nichts zwinge.“ er streichelte Hermine sanft über die Wange. „Lass es dir schmecken.“ und damit ging er an seinen Tisch.
Sie sah ihm noch kurz nach und setzte sich dann selbst in Bewegung. Während sie auf ihren Platz zuging, bemerkte sie das Augenpaar einer ganz bestimmten Person auf sich und es machte sie nervös. Kaum das sie saß, begann Ron auch schon zu reden.
„Ben? Hermine, ist das dein ernst? Du und...Ben?“ er klang zornig.
„Mensch, Ron. Da ist doch garnichts. Wir....wir mögen uns und sind dabei herauszufinden, was da noch sein könnte. Also stell dich jetzt bitte nicht so an.“ sie versuchte seinen entrückten Gesichtsausdruck zu ignorieren.
„Ja ok, aber...denkst du, das er gut für dich ist? Du kennst ihn doch kaum.“
„Was willst du denn? Besser als Malfoy ist er doch allemal, oder?“
Die Stille, die sich am Tisch ausbreitete überging Hermine einfach. Eigentlich müssten sie ihr zustimmen, aber stattdessen benahmen sie sich, als hätte sie etwas verbotenes gesagt. Aber sie würde jetzt keinen Rückzieher machen. Die Eule, die plötzlich vor Ginny landete, lenkte die anderen glücklicherweise ab.
„Alter, jetzt starre doch nicht so da rüber. Da kriegt man ja Angst.“
Blaise versuchte die Aufmerksamkeit von Draco zu bekommen. Jedoch war ihm klar, das er nicht an hin herankam, bei dem Blick, den er ihm auf seine Ansprache zuwarf. Blaise hob abwehrend die Hände.
„Ist ja ok, ich...“ er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an Nott.
Draco hingegen sah wieder zum Gryffindortisch. Er musste sein ganzes Repertoire an Selbstbeherrschung aufbringen um nicht vor Wut zum Tisch der Hufflepuffs zu laufen. Nachdem er die Drei Besen verlassen hatte, wollte er eigentlich so schnell wie möglich nach Hogwarts und sich in den Kerkern verstecken. Der Tag war überhaupt nicht nach seinem Sinn gelaufen. Ein innerer Impuls hatte allerdings dafür gesorgt, das er in der Eingangshalle wartete. Eigentlich wollte er nochmal mit Hermine sprechen und sich für sein bissiges Kommentar entschuldigen. Er musste die Situation ja nicht noch weiter ausreizen. Als er sie dann hochkommen sah, ging er hinter einer Statue in Deckung. Was dann passiert war, ging in Zeitlupe an ihm vorbei. Die Wut flammte so schnell in ihm auf, das er eine ganze Zeitlang nicht fähig war sich zu bewegen. Sein ganzer Körper bebte und seine Hände waren zu Fäusten geballt.
So hatte ihn Blaise gefunden und es geschafft, das er sich bewegte. Aber das Bild, das Hermine den Kuss erwidert hatte, brannte weiterhin vor seinen Augen. Draco war völlig aufgewühlt. Wütend wegen Ben, verletzte wegen Hermine und Eifersüchtig wegen beiden. Auch wenn er wusste, das Hermine nichts dafür konnte, da sie ja immernoch nicht wusste, was überhaupt mit ihr passiert war, schmerzte es ihn trotzdem. Was Ben anging, da schwor er sich Rache. Der würde nicht einfach so davonkommen. Er hatte ihn doch gewarnt. Durch den Kuss jedoch machte er Draco klar, das er ihm seine Drohung nicht glaubte. Der würde sich auch noch wundern. Die Eule die bei Ginny landete riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte sie ihr geschickt und wusste das sie gerade seinen Text las:
Wir müssen reden. So schnell wie möglich!
Und sorge dafür, das Hermine nach dem Essen nicht mit Ben rausgeht.
Draco
Ginny's Nicken bestätigte ihm, das sie verstanden hatte. Für den Rest des Essens beobachtete er sie weiter, aß selber kaum etwas. Plötzlich erhob sich Ben von seinem Platz. Er war fertig und wollte wieder zu Hermine gehen. Auch Ginny registrierte das und begann auf Hermine einzureden. Nach anfänglichem Zögern schaffte sie es allerdings und schleifte sie unter einem Vorwand hinaus. Ben blieb enttäuscht stehen, er hatte noch nichtmal die Hälfte des Weges zurück gelegt. Langsam begannen sich auch die anderen Schüler zu erheben. Draco stand auf und ging langsam auf Ben zu, der immernoch leicht unschlüssig in der Halle umher sah. Er stellte sich genau hinter den Neuen. Draco überragte Ben um einen halben Kopf, was seiner bedrohlichen Ausstrahlung nur mehr Kraft verlieh.
„Ich hab dich gewarnt. Aber du wolltest ja nicht hören.“ zischte er bedrohlich.
Ben hatte sich so abrupt umgedreht, das Draco ein überlegenes Grinsen im Gesicht trug. Er sah geschockt aus, überwindete sich aber schnell.
„Was willst DU denn?“ gab Ben unbeeindruckt von sich.
„Du solltest auf deinen Ton aufpassen. Oder ich werde ungemütlich. Ich weiß ja nicht was diese Aktion eben sollte, aber...“
„Das war keine Aktion. Ich und Hermine sind jetzt zusammen.“
„...aber das wird dir noch leid tun. Man legt sich nicht ungefragt mit mir an und man übergeht mich auch nicht einfach so. Lass die Finger von ihr!“
„Du hast mir garnichts zu sagen, Malfoy. Und falls du schwer von Begriff bist: Ich hab gerade gesagt, das wir schon zusammen sind.“
Die beiden Männer funkelten sich böse an. Keiner würde nachgeben, das war ihnen klar. Jetzt war nur noch die Frage, wer diese Auseinandersetzung gewinnen würde. Die große Halle war mittlerweile vollkommen leer. Weder ein Schüler noch ein Lehrer war zu sehen.
„Und außerdem hast du da gar kein Mitspracherecht. Nach deinem Auftritt heute Mittag hast du nur eher dafür gesorgt, das sie dich noch mehr verabscheut. Warum hasst du sie so, das du ihr nichtmal einen Moment Ruhe geben kannst?“
„Du hast nicht die geringste Ahnung was ich...“
„Warum musst du sie ständig ärgern und erniedrigen? Ist es das Gefühl der Macht, das dich in diesem Moment überkommt? Das Gefühl, ein zierliches Mädchen zu unterdrücken damit du dich besser fühlst?“
„Pass auf, das du sagt. Sonst...“
„Sonst was? Sonst...gehst du zu ihr hin und rätst ihr von mir ab? Versucht selber dein Glück? Das hast du mit deiner herablassenden Art verspielt. Nachdem, was Hannah mir erzählt hat bist du ein arroganter, selbstverliebter Großkotz. Hermine würde sich eher auf einen Hippogreif einlassen, als jemals etwas mit dir anzufangen.“ spie er ihm entgegen.
Ben lehnte sich weit aus dem Fenster, das wusste er. Dennoch hatte er den Drang verspürt Malfoy ein für alle Mal Einhalt zu gebieten. Das ihm das nicht gelingen würde, hätte er ahnen müssen. Denn Draco sah in diesem Moment rot. Blitzschnell und für Ben völlig unvorbereitet traf ihn Draco's Faust mit voller Wucht an der Lippe. Ben ging zu Boden und hielt sich sein Gesicht. Draco stand ungerührt über ihm. Schwer atmend ließen die beiden nicht den Blick voneinander. Mit jeder Sekunde hasste Draco Ben mehr. Hasste ihn dafür, das er womöglich wirklich mit Hermine zusammen war. Hasste ihn dafür, das er einfach nicht nachgeben wollte. Und hasste ihn vorallem dafür, das er mit seinen Worten recht hatte.
Ja, das Verhältnis zwischen ihm und Hermine war einmal so gewesen. In ihren ersten sechs Schuljahren vor dem Krieg. Wusste Ben überhaupt etwas von dem Krieg? Er war dieses verzogene Gör, das arrogant in der Gegend umher spaziert war, das ständig angeben musste. Er hatte so einen Groll auf Harry, Hermine und alle anderen gehabt, das seine Verbohrtheit nur noch größer wurde. Bis zum Ende des Krieges hatte er immer mehr realisiert, das es falsch war, das sein Vater besessen war und ihm dieses Verhalten regelrecht aufgezwungen hatte. Lucius als Vater zu haben, war definitiv keine schöne Sache. Das Harry ihm dann auch noch das Leben rettete und er sah, wie verbissen Hermine kämpfte um ihre Freunde und Liebsten zu beschützen, stand sein Entschluss endgültig fest.
In seiner eigenen Verhandlung wurde er dann freigesprochen, aufgrund der Unterdrückung durch seinen Vater, was ohne Zweifel sogar das Zaubergamot verstand und erschütterte. Danach hatte er den Kontakt zu den Anderen gesucht. Was durch die Tatsache der langen Behandlung im St. Mungos garnicht so schwer war. Irgendwann hatten sie ihn akzeptiert und er war dem Orden beigetreten, um seine Veränderung zu unterstreichen. Die Sache mit Hermine hatte einen etwas längeren Kampf erfordert. Einen Kampf, der jetzt, heute, völlig überflüssig war.
Draco sah Ben mit einem letzten vernichtenden Blick an und lies ihn dann einfach liegen, während er aus der Halle ging. Er war gespannt, wie weit Ben jetzt noch gehen würde.
Am nächsten Morgen war Hermine mit Ben in der Bibliothek verabredet. Da Sonntag war, wollte sie die Zeit nutzen und mit seiner Nachhilfe weitermachen. Und sie wollte dabei mehr über die Gefühle zu ihm herausfinden. Sie war bereits zehn Minuten da, ehe er kam. Während sie gewartet hatte, beschlagnahmten ihre ganzen Pergamente den Tisch. Heute würde er Astronomie machen. Das war zwar nicht wenig, aber es war leicht. Solange er etwas von Sternkarten und dergleichen verstand. Ben kam mit einem breiten Grinsen auf sie zu. Zuerst lächelte Hermine zurück, doch dann sah sie seine aufgeplatzte Lippe. Bei ihrem Blick wusste er, das er Malfoys „Geschenk“ nicht wirklich verstecken konnte. Sie erhob sich aus ihrem Stuhl und sah ihn fragend an.
„Was ist denn mit dir passiert?“
„Ach nichts.“
Ben würde einen Teufel tun und ihr von dem Streit mit Malfoy erzählen. Dann würde sie zu ihm gehen und das war wahrscheinlich genau sein Plan. Er hatte definitiv einen intelligenten, starken Gegner, aber er würde sich trotzdem nicht von Hermine abbringen lassen.
„Von nichts kommt aber nicht sowas.“ behaarte sie und zeigte auf seine Lippe.
„Naja, man sollte nachts im dunklen einfach keine Bekanntschaft mit einer offenen Schranktür machen.“ versuchte er zu erklären, war sich aber Hermines skeptischem Blick bewusst. Irgendwie hatte sie das Gefühl, das nicht die Schranktür dafür verantwortlich war.
„Tut es weh?“
„Nein, es geht. Nur das Lachen ist nicht von Vorteil.“ und damit setzten sich beide wieder hin.
„Tja, dafür hab ich das beste Mittel dabei. Astronomie.“ sie schob ihm einen ganzen Stapel mit Pergamente zu. Ben schenkte ihr einen leicht entsetzten Blick und machte sich dann schweigend an die Arbeit.
In den nächsten Stunden sprachen sie kaum ein Wort. Ben war hochkonzentriert und Hermine versuchte den Überblick über das bereits Erarbeitete zu behalten. Seine Wunde machte das allerdings nicht ganz leicht. Immer wieder warf sie verstohlene, kurze Blicke zu ihm. Er tat ihr leid und sie wusste, das Malfoy dahintersteckte. Sie konnte es einfach spüren und das lies sie sich schuldig fühlen. Ihr scheuer Kuss am Vorabend hatte ihn nicht unberührt gelassen und beinahe hätte sie gelächelt. Der Gedanke, das Draco eifersüchtig war, gab ihr auch ein gutes Gefühl. Und trotzdem war sie es schuld, denn sie hatte sich bewusst auf Ben eingelassen. Was ihr aber im Bezug auf Draco völlig egal sein sollte.
Leider war das nicht ganz so einfach, wie sie sich das vorstellte. Hermine schüttelte diese Gedanken von sich und brachte das Buch, das sie sich zum lesen genommen hatte, zurück zum Regal. Wieder am Tisch angekommen, lehnte sie sich an das Fenster und genoss die kühle Scheibe in ihrem Rücken. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und dann sah sie ihn plötzlich vor sich, mit seinen sturmgrauen Augen und dem weißblonden Haar.
„Woran denkst du denn gerade?“ riss sie Ben aus ihren Gedanken und sie sah ihn an.
„An nichts bestimmtes. Das ganze Lesen macht einfach müde.“ log sie ohne Umschweife.
Kurz musterte Ben Hermine, erhob sich dann und kam auf sie zu. Mit einem sanften lächeln im Gesicht schlag er seine Arme um ihre Taille und zog sie ein Stück an sich. Die Wärme, die von ihm ausging, begann ihr unangenehm zu werden und sie wollte die kalte Scheibe wieder fühlen.
„Na dann sollte wir vielleicht eine kleine Pause einlegen.“ sagte er sanft und beugte sich zu ihr nach unten. Hermine schaltete schnell, indem sie noch rechtzeitig ihren Kopf zu Seite drehte.
„Nicht, Ben. Deine Lippe sieht nicht gut aus und es würde sich dadurch nur verschlimmern.“ erwiderte sie leise und bedachte ihn mit einem besorgten Blick.
„Mach dir darüber keine Gedanken. Das nehme ich dafür gerne in Kauf.“ Ben versuchte es erneut, aber Hermine schob ihn ein Stück von sich weg.
„Bitte. Ich will mich aber nicht dafür verantwortlich fühlen müssen, wenn sie wieder anfängt zu bluten.“ er wollte etwas sagen, aber Hermine kam ihm zuvor. „Außerdem musst du noch ein bisschen was machen und das würde dich nur ablenken.“
„In der Tat, das würde es. Aber du hast recht, wir sollten weitermachen.“
Sie setzten sich wieder hin und Hermine war verblüfft über sich selbst, das ihr das Lügen in seiner Gegenwart so leicht fiel. Denn um seine Lippe ging es ihr garnicht. Ihr war das alles zu übereilt, zu schnell. Ja, sie mochte ihn, aber sie fühlte sich nicht zu ihm hingezogen. Und für die Art von Küssen, die er im Sinn hatte, sollte man sich von der Person regelrecht angezogen fühlen. Aber vielleicht...mit der Zeit...
In der Zwischenzeit wartete Draco ungeduldig auf Ginny. Die beiden hatten sich in der Eulerei verabredet und sie war zu Spät. Er war wütend. Nein, das war eine Untertreibung. Er war außer sich vor Zorn, enttäuscht und verletzt. Das Hermine jetzt mit Ben alleine in der Bibliothek war machte ihn rasend, aber es war die einzige Möglichkeit für ein Treffen. Ginny kam gerade die Treppe hoch gelaufen, als Draco auch schon anfing. Sie hatte nichtmal Zeit richtig Luft zu holen.
„Hast du es gewusst? Ben und Hermine? Der Kuss?“ donnerte er los.
„Jetzt beruhige dich doch erst einmal...“
„Antworte mir!“ und sein Blick lies ihr keine andere Wahl.
„Ja, sie hat mir gestern von dem Kuss erzählt. Und bevor du dich wieder aufregst...sie hat nichts gefühlt. Oder zumindest nicht das, was sie erwartet hat.“ Ein Hoffnungsschimmer?
„Und wieso dann der Kuss in der großen Halle?“
Ginny schwieg und sah zu Boden. In Draco weckte das nur noch mehr Unruhe. Er ging ein Stück auf sie zu und starrte sie auffordernd an.
„Ich...oh, na gut. Ich...ich hab ihr dazu geraten.“
„DU HAST WAS?“ schrie er und raufte sich kurz darauf die Haare. Draco wandte sich wieder ab und ging zurück zu einem der kleinen Fenster.
„Hör zu. Ich hatte einen Grund ihr dazu zu raten. Sie war doch sowieso ganz durcheinander und sie braucht eine sichere Konstante. Das es ausgerechnet Ben getroffen hat, mag ich auch nicht wirklich. Das weißt du, Draco. Aber so haben wir auch etwas mehr Zeit um eine Lösung zu finden.“
„Was interessiert mich Zeit, wenn sie anfängt sich in Ben zu verlieben! Und wenn das passiert, bist du das Schuld!“
„Dann nehme ich diese Schuld auf mich, wenn es dir dadurch besser geht.“ antwortete Ginny knapp. Draco schloss einen Moment die Augen. Das hatte er so nicht gemeint und wollte es ihr auch sagen, aber Ginny redete einfach weiter.
„Und auch, wenn dich die Zeit nicht interessiert, könnte dich trotzdem meine kleine Entdeckung interessieren.“
Erst jetzt bemerkte Draco, das Ginny ein Buch in der Hand hatte. Sie hielt es hoch und sah in fragend an. Er kam wieder zurück und nickte kurz. Sie schlug es auf einer bestimmten Seite auf und reichte es ihm. Draco nahm es entgegen und las. Nach einer Weile sah er sie an.
„Ginny, das wissen wir doch schon alles. Das ich nur reagieren darf, wenn sie den ersten Schritt macht und das ich ihr nichts erzählen darf um nicht die Bedingung in Kraft treten....“ leierte er gelangweilt, ehe Ginny ihn wieder unterbrach.
„Ja, schon klar. Aber sie nochmal auf den letzten Absatz.“ mit ihrem Finger tippte sie auf die Stelle. „Da steht, das die Aufhebung nur von dem Verursacher selbst, einem Blutsverwandten oder einer dritten Person, die er als eine abgewandelte Form eines Geheimniswahrers dafür benutzt, durchgeführt werden kann.“ sie sah ihn eindringlich an.
„Verstehst du?“
„Ja....und genau da liegt das Problem.“ traurig wandte Draco den Kopf zur Seite.
„Aber du könntest doch trotzdem versuchen, ob er...“ begann Ginny wieder, wusste aber das sie keine Chance hatte und das es keinen Sinn machte, es weiter zu versuchen.
„Nein, Ginny. Du weißt, dass das nicht klappen würde.“ und einen kurzen Moment später drückte Draco Ginny wieder das Buch in die Hand und ging.
Es war schon Abend, als Hermine und Ben die Bibliothek verließen. Keiner von beiden hätte gedacht, das sie heute so viel schaffen würden. Die einzige Pause, die sie sich gönnten, war das Mittagessen. Ben hatte eine schnelle Auffassungsgabe und verstand meistens sofort, was sie meinte. Das machte das Vorankommen ziemlich angenehm. Weil sie die letzte Mahlzeit des Tages nicht verpassen wollten und sie für einen Sonntag definitiv genug gelernt hatten, beschlossen sie, aufzuhören und nach unten zu gehen.
„Ach Mist. Ich muss nochmal kurz in den Turm. Wartest du hier, Ben? Ich beeile mich auch.“ sagte Hermine und hoffte, das er darauf eingehen würde.
Eigentlich musste sie garnicht so dringen dahin, aber nach diesem Tag, hatte sie langsam das Gefühl etwas Abstand von Ben zu brauchen. Es war wirklich ein langer Tag. So würde sie dann wenigstens mal fünf Minuten durchatmen können und hatte gleichzeitig die Möglichkeit ihre Sachen zurückbringen.
„Nein, nein, Hermine. Ich begleite dich. Ich kann doch Mylady um so eine Uhrzeit nicht alleine durch die Gänge laufen lassen.“ und ehe sie etwas sagen konnte, machte er sich, mit einem Arm um ihre Taille, auf den Weg.
Sie schwiegen eine ganze Zeit. Während Ben zufrieden grinste, wollte Hermine langsam aber sicher einfach weg von ihm. Das ging ihr doch ein bisschen zu schnell. Im nächsten Gang durch den sie gingen, befanden sich ein paar Klassenzimmer, die um diese Uhrzeit natürlich schon verlassen waren. Doch eine Tür schien nur angelehnt zu sein. Aus ihr war plötzlich Gekicher zu hören und in Ben und Hermine keimte Neugierde auf. Leise öffneten sie die Tür einen Spalt mehr und hielten beide den Atem an. Vor ihnen in einiger Entfernung sahen sie Ron, der zusammen mit Hannah an dem Pult stand. Und sie küssten sich.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 11: Ungewollt zwischen den Fronten
„Ron? Hannah?“ Hermine versuchte auf sich und Ben aufmerksam zu machen, bevor die zwei ihre Sache vertieften.
Die beiden Angesprochenen drehten sich erschrocken herum und weiteten geschockt die Augen, unfähig etwas zu sagen. Hermine musste augenblicklich schmunzeln. Irgendwie war das doch wirklich süß und es passte zu Ron. Ganz zu schweigen, das sie sich für Ron freute. Das mit ihnen war nun schon so lange her und mit Hannah hatte er sogar jemand nettes gefunden. Hermine war sie mit ihr befreundet und sie mochte sie. Ben hingegen starrte weiter ungläubig auf die Szene, die sich ihm dort bot. 'Höchste Zeit zu gehen.' dachte Hermine.
„Ignoriert uns einfach....wir haben nichts gesehen...es ist alles ok....macht einfach weiter....wir waren garnicht da.“ stammelte sie zusammen, zog dann Ben an seinem Arm wieder mit raus auf den Gang und schloss leise die Tür. Draußen begann sie zu kichern und sah den immernoch verdust dreinblickenden Ben an.
„Das glaube ich jetzt nicht.“ war das Einzige, das er sagen konnte, während sie sich wieder auf den weg zum Turm machten.
„Ach, komm schon. Das ist doch garnicht so schlimm. Ich finde es sogar ziemlich niedlich. Jetzt weiß ich wenigstens, warum Ron in letzter Zeit so abwesend war und sich abends nochmal raus geschlichen hat.“ aber mehr sagten sie nicht mehr dazu.
Nach fünf Minuten waren sie dann vor dem Portrait der fetten Dame angekommen und Hermine wollte sich verabschieden. Ben hatte aber ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht und zog Hermine langsam in seine Arme.
„Weißt du, die beiden haben mich inspiriert.“
„Ach ja? Und zu was?“ fragte sie gespielt unwissend, aber sie konnte es sich mehr als deutlich denken.
Ohne ihr die Frage zu beantworten beugte Ben sich vor und küsste sie sanft. Hermine versuchte sich nicht zu versteifen und lies sich darauf ein. Sie konnte ja nicht ewig ausweichen und seine Lippe wieder als Grund vorzuschieben, hätte ihr wohl eh nichts gebracht. Ben war sicher aufgefallen, das sie seinen Kuss erwiderte, dennoch vertiefte er ihn nicht. Mitunter wegen seiner Wunde natürlich, aber wohl auch wegen ihr. Ben hielt sie einfach nur fest und küsste sie weiterhin sanft und vorsichtig. Hermine war ihm dankbar dafür und lies sich etwas gegen ihn sinken, während ihre Hände auf seiner Brust ruhten. Ihr gefiel es schon irgendwo, aber dennoch fehlte etwas und sie musste sich ganz schnell ablenken um nicht wieder daran zu denken. Sie löste sich von ihm und verschwand im Gemeinschaftsraum.
Draco's Laune war mittlerweile auf dem untersten Tiefpunkt. Jedoch war er nicht mehr außer sich vor Zorn, sondern Frustriert und Verzweifelt. Nachdem Ginny gegangen war, blieb er immernoch auf dem Eulenturm und sah der Sonne zu, wie sie hinter dem Horizont zu verschwinden begann. Darüber grübelnd, ob sich das überhaupt noch lohnte, dachte er nur an Hermine. Ginny hatte ja recht. Es brachte nichts, wenn sie durch ihn ständig durcheinander gebracht wurde, weil sie sich bestimmte Dinge einfach nicht erklären konnte.
Draco sah Hermine jedes Mal ihre eigene Verzweiflung und den Unglauben an, das es da wohl etwas gab, das sie mit ihm verband. Etwas, das ihr dann auch noch zu gefallen schien. Es machte ihn verrückt zu wissen, das jetzt plötzlich Ben derjenige sein sollte, der ihr Halt und Sicherheit gab. Das war doch Draco's Aufgabe. Doch das Recht darauf hatte er verspielt und musste nun mit den Konsequenzen leben. Ginny's Hinweis brachte ihn auch nicht wirklich weiter, denn das wusste er schon alles. Was sollte er denn jetzt nur noch machen? Welche Möglichkeiten hatte er denn überhaupt noch?
Im Gryffindor-Gemeinschaftsraum sah Hermine Harry, Ginny, Neville und Seamus am Kamin sitzen und sich unterhalten. Mit einem wissenden Grinsen ging sie auf ihre Freunde zu und setzte sich stumm dazu. Irgendwann bemerkten die anderen sie und sahen sie fragend an. Hermine begann zu lachen.
„Ich weiß was, was ihr nicht wisst.“ ärgerte sie die anderen belustigt.
„Und was?“ wollte Ginny wissen. Hermine sah alle nochmal kurz verschwörerisch an und begann dann zu erzählen.
„Ich weiß, was Ron in letzter Zeit so ablenkt und wohin er immer verschwindet.“
„Wirklich? Na dann spann uns doch nicht so auf die Folter!“ drängte nun Harry.
„Ich und Ben haben gerade Ron und Hannah beim Knutschen erwischt, als wir aus der Bibliothek kamen.“ Ungläubig sahen die anderen sie an.
„Bist du dir sicher?“ fragte Neville.
„Ich werde doch wohl noch Ron und Hannah erkennen, wenn ich sie sehe.“
„Das erklärt zumindest einiges. Und das erklärt auch, warum er uns letztens so angefahren hat, Hermine.“ gab Harry von sich.
„Und wieso hat er das nicht einfach erzählt?“
„Jetzt überlegt doch mal, Neville.“ sagte nun Seamus. „Du weißt doch, wie Ron ist. Und wir hätten es ihm wohl nicht geglaubt, dem alten Schwerenöter!“ witzelte er.
Das hätten sie wohl wirklich nicht. Ron war nicht gerade für seine Flirtkünste und sein Feingefühl bekannt. Aber trotzdem hatte er eine Art an sich, die ihn liebenswert machte. Hermine wusste das, aber letztendlich hatte ihr das nicht gereicht. Er hatte sich immer für sie eingesetzt und versucht sie so gut es ging zu beschützen. Das tat er auch heute noch, aber sonst? Unterhalten konnte sie sich nicht mit ihm und unreif war er auch immernoch. Sie brauchte jemanden, der sie verstand und ihre Liebe zu Büchern teilte. Oder zumindest akzeptierte und sich nicht lustig über sie machte. Ron war da definitiv keine Option mehr.
„Also ich freue mich für ihn und hoffe, dass das mit den beiden klappt. Sie sind echt süß zusammen.“ und mit diesen Worten verabschiedete sich Hermine und ging in den Mädchenschlafsaal.
Was dann geschah, konnte keiner ahnen. In der nächsten Stunde für Verteidigung gegen die dunklen Künste kam es zum Showdown. Nachdem Remus Lupin es während des Endkampfes nicht geschafft hatte Tonks vor der wahnsinnigen Bellatrix zu retten, schwor er sich lebend dort raus zukommen und für sie weiter zu leben. Das ihm das wirklich gelungen war, war für ihn immernoch unglaublich. Der Verlust von Tonks lag ihm trotz allem noch schwer auf der Seele, aber er fing an sich damit abzufinden. Und dank Teddy wusste er, das es weiterhin einen Sinn in seinem Leben gab. Als dann auch noch Professor McGonagall bei ihm anfragte, ob er nicht wieder nach Hogwarts kommen wolle und Harry, Ron und Hermine tagelang auf ihn eingeredet hatten, stimmte er irgendwann zu. Er hätte sowieso wieder arbeiten müssen und da er immer Spaß am Unterrichten hatte, war er dankbar über diese zweite Chance. Sein Haar war noch ein Stück grauer und er wirkte mehr angeschlagen, aber sonst hatte er sich nicht viel verändert.
Auch wenn Voldemort tot war, wollte er den Schülern genügend praktische Erfahrung aneignen. Und da er in jedem Jahrgang alle Häuser zusammen hatte, vereinfachte das seine Arbeit. So auch heute. In den vorherigen Stunden hatte er mit allen die Anwendung von ungesagten Zaubern und zauberstablose Magie geübt. Zwei sehr nützliche Sachen, die man wirklich beherrschen sollte. Damit wollte er heute den Unterricht aktiv gestalten.
„Nein, nein! Lasst die Tische und Stühle da wo sie sind. Die werden wir heute nicht brauchen. Verteilt euch im Klassenzimmer, es ist ja genug Platz da.“ sagte Lupin und wartete, bis der gesamte Jahrgang in Raum stand. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Die Tatsache, das Ron und Hannah händchenhaltend in den Unterricht kamen, war vergessen.
„Also, wir werden heute versuchen, die Zauber, die ich mit euch in den letzten Stunden geübt habe, in deren eigentlichem Sinn anzuwenden. Nämlich in einem Duell. Aber...“ ein raunen ging durch die Schüler, während sie leicht hektisch wurden und Blicke austauschten. „...hört zu. Es geht darum, das ihr übt euch zu schützen und den Gegner zu entwaffnen. Das ist manchmal noch wichtiger, als jemanden zu verletzen. Ihr habt schließlich noch nicht viel Erfahrung damit. Ich will keine Angriffsflüche hören. Und jetzt teilt euch in Pärchen auf. Harry? Kommst du zu mir?“
„Ähm, klar Remus.“ und somit gingen Lupin und Harry zu der Stelle an der normalerweise das Pult war.
„Wir beginnen mit den ungesagten Zaubern. Bringt etwas Abstand zwischen euch, damit ihr freien Wirkungsraum habt. Aber versucht nicht die Zauber durch den ganzen Klassenraum zu schicken. Es ist ganz wichtig, das ihr euch konzentriert. Zuerst auf euren Gegner und dann auf den Zauberspruch. Ich habe euch gezeigt, wie ihr vorgehen müsst, mehr kann ich in diesem Fall auch nicht tun. Ich kann euch zeigen wo das Wasser ist, aber trinken müsst ihr schon selber. Und jetzt wollen wir es einmal versuchen. Seht her.“ Remus drehte sich zu Harry um und sah ihn an. „Harry? Konzentriere dich und versuch mich zu entwaffnen.“
Harry erhob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Lupin. Für einige Minuten war es ganz ruhig und alle sahen gespannt nach vorne. Und dann erschien ein kleiner, roten Lichtstreifen und Remus Zauberstab viel einfach zu Boden. Die Wirkung war nicht sehr stark, aber Harry hatte es geschafft.
„Gar nicht schlecht, Harry. Für den Anfang nicht übel. Ihr seht, ihr müsst euch wirklich konzentrieren, sonst klappt es nicht. Also los, probiert es aus.“
Und dann kam Bewegung in die Schüler. Während sich nun jeder einen Partner suchte und Hermine eigentlich mit Hannah üben wollte, kam ihr auch schon Ben entgegen.
„Na, Mylady? Bereit es mit mir aufzunehmen? Ich bin auch ganz vorsichtig!“ grinste er. Doch ehe Hermine etwas erwidern konnte, fiel ihr jemand ganz anderes ins Wort.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn du dich mit jemandem deines Kalibers messen würdest, Harris. Wie wäre es zum Beispiel...mit mir?“
Ben drehte sich langsam um und sah, das Draco bereits den Zauberstab auf ihn gerichtet hatte. Er wollte ihm antworten, doch in dem Moment flog sein Zauberstab durch den roten Lichtblitz im hohen Bogen aus seiner Hand. Draco blickte ihn überlegen an.
„Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, das ich ungesagte Zauber bereits beherrsche. Meinem Vater war es wichtig, dass ich das kann.“ Ben ging zu seinem Zauberstab und hob ihn auf um ihn dann direkt auf Draco zu richten.
„Nein, hättest du nicht. Denn durch diese Aktion gerade hast du nur bewiesen, das du genauso hinterhältig bist, wie Lucius.“ Ben hatte geahnt, dass das Draco zur Weißglut bringen würde und schütze sich mit einem lauten 'Protego' vor dessen erneutem ungesagten 'Expelliarmus'.
„Woher willst du wissen, wie ich bin? Du kennst mich doch garnicht. Glaub mir, ich kann noch viel schlimmer sein.“
„Ach ja? Dann lass uns doch mal an deiner dunklen Seite Teil haben und zeig uns wer du wirklich bist. Für eine Person wäre das bestimmt sehr aufschlussreich.“
„Und wie ich sehe kennst du sie genauso wenig. Ich muss hier garnichts beweisen. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit und eine gemeinsame Zukunft. Du bist hier nur fehl am Platz.“
„Nicht mehr lange, Draco. Dann gehöre ich schon fester zu eurer Gruppe als du denkst.“ die beiden Duellanten umkreisten sich, in Erwartung des nächsten Angriffs.
Die anderen Schüler hatten sich ein Stück zurück gezogen und bildeten einen Kreis. Remus wollte schon dazwischen gehen, aber Harry hielt ihn am Arm fest und gab ein 'Warte noch kurz.' von sich. Hermine war erstarrt und sah die beiden geschockt an.
„Und was macht dich da so sicher? Ich hab dir gesagt, das du dich fernhalten sollst und wenn du das nicht tust, werde ich immer in deiner Nähe sein. Tag und Nacht. Verlass dich drauf.“ Draco's Augen funkelten plötzlich böse und beide blieben stehen.
„Die Tatsache, das ich kurz davor stehe mit ihr zusammen zu sein. Die Tatsache, das sie meine Küsse erwidert. Die Tatsache, das sie sich bei mir wohl fühlt. Soweit würdest du doch niemals kommen. Dich verabscheut sie, dich hasst sie. Du bist doch nur ein Anzug ohne Inhalt.“
Die Luft war zum zerbersten gespannt und keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Ganz langsam sickerten Bens Worte in Hermines Bewusstsein und sie begriff die Endgültigkeit darin. Er war sich seiner Sache so sicher, ohne sie einmal dazu zu befragen. Draco's Gesicht war kalt und regungslos wie Stein.
„Du hast recht. Soweit würde ich nie kommen.“ sagte Draco tonlos. „Ich war schon viel weiter!“
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Draco feuerte direkt ein 'Levicorpus' ab, den Ben gerade noch so mit einem weiteren Schutzschild abwehren konnte. Das Üben von ungesagten Zaubern war schlagartig vergessen. Ben schickte nun seinerseits ein 'Verkestatum' los, dem Draco noch gerade so ausweichen konnte. Draco's 'Flipendo' verfehlte Ben nur knapp, der sich mit einem 'Reducio' bedankte. Dann wurde Bens 'Rictusempra' durch ein 'Stupor' von Draco aufgehalten. Die beiden Männer hatten alles um sich herum vergessen und kämpften verbittert miteinander. Hermine war nicht fähig sich zu bewegen, bis auf ihren Kopf, der vom einen zum anderen hin und her huschte.
Remus reichte es langsam und er wollte gerade dazwischen gehen, als man von beiden zur selben Zeit ein lautes 'Petrificus Totalus' und 'Diffindo' hörte. Während Draco hart wie ein Brett zu Boden ging, lag Ben nur ein paar Meter weiter, blutete aus mehreren Wunden und krümmte sich vor Schmerz. Durch die Stille rannten plötzlich Mandy und Pansy gleichzeitig aus der Menge und kamen bei Draco an um sich um ihn zu kümmern. Dann sahen die beiden Mädchen sich gegenseitig an und standen wieder auf. Keine zwei Sekunden später stritten sie sich lauthals darüber, wer wohl besser geeignet wäre um sich um ihn zu kümmern. Damit lastete auf einmal die gesamt Aufmerksamkeit auf den zwei Mädchen. Ehe sie sich an die Gurgel gehen konnten, nahmen sich Blaise und Terry der Sache an und zogen die beiden auseinander.
„Das reicht jetzt! Was ist denn nur in euch gefahren?“ Remus ging auf Draco zu und löste die Ganzkörperklammer, hielt aber den Zauberstab weiter auf ihn gerichtet. Der stand auf und rieb sich den Hinterkopf.
„Draco, kannst du mir mal sagen, was das soll? Fünfzig Punkte Abzug für Slytherin.“
Remus drehte sich zu Ben um und sah ihn immernoch am Boden liegen. Dann war auch Hermine wieder fähig sich zu bewegen und lief auf Ben zu um sich über ihn zu beugen. Er zitterte und hielt die Augen geschlossen. Dann sah sie in Draco's Richtung und ihr finsterer Blick löste sich auf. In Draco's Gesicht lag etwas verletztes und verzweifeltes. Als hätte er gerade etwas wichtiges verloren. Hermine raubte das fast den Atem.
„Und auch fünfzig Punkte Abzug für Hufflepuff. Ich hätte niemals damit gerechnet, das sie sich auf so etwas dummes einlassen, Mister Harris. Damit ist der Unterricht beendet. Hermine? Würdest du ihn zu Poppy bringen? Er muss sofort in den Krankenflügel.“ Hermine nickte nur. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Das war es dann für heute. Ihr könnt gehen.“
Vor dem Krankenflügel stand nun Hermine an der Wand angelehnt. Ihr Kopf schmerzte und es rauschten die Bilder der Unterrichtstunde und die gesagten Worte durch ihr Bewusstsein. Alle hatten sich so auf diesen Unterricht gefreut und dann war es eskaliert. Und das auch noch nur wegen ihr. Ben und Draco hatten sich wie zwei tobende Bullen aufgeführt die um eine Kuh warben. Wenn es sein musste, auch mit allen Mitteln um den ungewünschten Gegner loszuwerden. Aber noch etwas ganz anderes machte ihr zu schaffen. Draco hatte es gesagt, er hatte es vor der ganzen Klasse gesagt. Ich war schon viel weiter! Sie wusste, das der Tag kommen würde. Während ihre Gedanken Achterbahn fuhren, bemerkte sie nicht wie Harry und Ron auf sie zukamen.
„Wie geht’s ihm denn?“ fragte Harry leise.
„Er wird wieder. Madam Pomfrey hat sich sofort um ihn gekümmert. Er wird wohl ein paar Tage hierbleiben müssen.“ antwortete sie flüsternd.
Hermine hielt ihren Blick auf den Boden gerichtet. Madam Pomfrey war sichtlich geschockt, als sie Ben so sah. Nachdem Hermine kurz erklärt hatte, was passiert war, lies sie Ben auf eines der Betten sinken und behandelte ihn sofort. Hermine musste draußen warten. Sie fühlte sich schuldig. Etwas in ihr drängte sie dazu mit ihm reden zu müssen, wenn sie wieder rein durfte. Sie wollte sich bei Ben entschuldigen und sie musste seine gesagten Worte mit ihm klären. Einfach zu behaupten, das sie schon so gut wie zusammen wären konnte doch nicht sein ernst sein. Ja, sie hatte sich auf ihn eingelassen und seinen Kuss erwidert, aber nur weil er nichts von ihr erwartete. Zumindest dachte sie, das dem so sei. Aber die Selbstsicherheit in seiner Stimme weckten ihre eigenen Zweifel. Draco hatte recht, die beiden kannten sich doch garnicht. Ben kannte Hermine nicht im Geringsten. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen das zu ändern, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher.
„Du weißt, das sie sich wegen dir gestritten haben, oder?“ sprach nun Harry aus. Das hatte Hermine eher versucht zu verdrängen.
„Ja, das weiß ich. Und das Ben es wegen mir gemacht hat, kann ich ja noch irgendwo verstehen. Aber Draco? Warum sollte Draco....mich....verteidigen?“ jetzt sah sie ihre Freunde mit einem gequälten Blick an. Ron wollte schon etwas sagen, lies es aber sein. Er spürte, das es nicht das Richtige zu sagen wäre und sah unsicher zu Boden. Harry legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Vielleicht...weil er es wollte? Weil er das vollkommen ernst gemeint hat?“
Und dann viel Hermine noch etwas auf. Ja, er hatte diesen Satz gesagt, aber sie hatte den Zusammenhang nicht beachtet. Draco hatte das zu Ben gesagt, um ihm klar zu machen, das er bei ihr keine Chance hat. Das er sich von ihr fern halten sollte. Und er hatte es weder spöttisch noch gehässig von sich gegeben, sondern in einem ernsten Ton, der seine Position verdeutlichen sollte.
War da im Endeffekt doch mehr? Sein Blick. Diese Verletzbarkeit, die sich in seinen Augen widergespiegelt hatte, als Hermine sich um Ben und nicht um ihn gekümmert hatte. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr verwirrte es sie nur.
„Ron? Hannah?“ Hermine versuchte auf sich und Ben aufmerksam zu machen, bevor die zwei ihre Sache vertieften.
Die beiden Angesprochenen drehten sich erschrocken herum und weiteten geschockt die Augen, unfähig etwas zu sagen. Hermine musste augenblicklich schmunzeln. Irgendwie war das doch wirklich süß und es passte zu Ron. Ganz zu schweigen, das sie sich für Ron freute. Das mit ihnen war nun schon so lange her und mit Hannah hatte er sogar jemand nettes gefunden. Hermine war sie mit ihr befreundet und sie mochte sie. Ben hingegen starrte weiter ungläubig auf die Szene, die sich ihm dort bot. 'Höchste Zeit zu gehen.' dachte Hermine.
„Ignoriert uns einfach....wir haben nichts gesehen...es ist alles ok....macht einfach weiter....wir waren garnicht da.“ stammelte sie zusammen, zog dann Ben an seinem Arm wieder mit raus auf den Gang und schloss leise die Tür. Draußen begann sie zu kichern und sah den immernoch verdust dreinblickenden Ben an.
„Das glaube ich jetzt nicht.“ war das Einzige, das er sagen konnte, während sie sich wieder auf den weg zum Turm machten.
„Ach, komm schon. Das ist doch garnicht so schlimm. Ich finde es sogar ziemlich niedlich. Jetzt weiß ich wenigstens, warum Ron in letzter Zeit so abwesend war und sich abends nochmal raus geschlichen hat.“ aber mehr sagten sie nicht mehr dazu.
Nach fünf Minuten waren sie dann vor dem Portrait der fetten Dame angekommen und Hermine wollte sich verabschieden. Ben hatte aber ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht und zog Hermine langsam in seine Arme.
„Weißt du, die beiden haben mich inspiriert.“
„Ach ja? Und zu was?“ fragte sie gespielt unwissend, aber sie konnte es sich mehr als deutlich denken.
Ohne ihr die Frage zu beantworten beugte Ben sich vor und küsste sie sanft. Hermine versuchte sich nicht zu versteifen und lies sich darauf ein. Sie konnte ja nicht ewig ausweichen und seine Lippe wieder als Grund vorzuschieben, hätte ihr wohl eh nichts gebracht. Ben war sicher aufgefallen, das sie seinen Kuss erwiderte, dennoch vertiefte er ihn nicht. Mitunter wegen seiner Wunde natürlich, aber wohl auch wegen ihr. Ben hielt sie einfach nur fest und küsste sie weiterhin sanft und vorsichtig. Hermine war ihm dankbar dafür und lies sich etwas gegen ihn sinken, während ihre Hände auf seiner Brust ruhten. Ihr gefiel es schon irgendwo, aber dennoch fehlte etwas und sie musste sich ganz schnell ablenken um nicht wieder daran zu denken. Sie löste sich von ihm und verschwand im Gemeinschaftsraum.
Draco's Laune war mittlerweile auf dem untersten Tiefpunkt. Jedoch war er nicht mehr außer sich vor Zorn, sondern Frustriert und Verzweifelt. Nachdem Ginny gegangen war, blieb er immernoch auf dem Eulenturm und sah der Sonne zu, wie sie hinter dem Horizont zu verschwinden begann. Darüber grübelnd, ob sich das überhaupt noch lohnte, dachte er nur an Hermine. Ginny hatte ja recht. Es brachte nichts, wenn sie durch ihn ständig durcheinander gebracht wurde, weil sie sich bestimmte Dinge einfach nicht erklären konnte.
Draco sah Hermine jedes Mal ihre eigene Verzweiflung und den Unglauben an, das es da wohl etwas gab, das sie mit ihm verband. Etwas, das ihr dann auch noch zu gefallen schien. Es machte ihn verrückt zu wissen, das jetzt plötzlich Ben derjenige sein sollte, der ihr Halt und Sicherheit gab. Das war doch Draco's Aufgabe. Doch das Recht darauf hatte er verspielt und musste nun mit den Konsequenzen leben. Ginny's Hinweis brachte ihn auch nicht wirklich weiter, denn das wusste er schon alles. Was sollte er denn jetzt nur noch machen? Welche Möglichkeiten hatte er denn überhaupt noch?
Im Gryffindor-Gemeinschaftsraum sah Hermine Harry, Ginny, Neville und Seamus am Kamin sitzen und sich unterhalten. Mit einem wissenden Grinsen ging sie auf ihre Freunde zu und setzte sich stumm dazu. Irgendwann bemerkten die anderen sie und sahen sie fragend an. Hermine begann zu lachen.
„Ich weiß was, was ihr nicht wisst.“ ärgerte sie die anderen belustigt.
„Und was?“ wollte Ginny wissen. Hermine sah alle nochmal kurz verschwörerisch an und begann dann zu erzählen.
„Ich weiß, was Ron in letzter Zeit so ablenkt und wohin er immer verschwindet.“
„Wirklich? Na dann spann uns doch nicht so auf die Folter!“ drängte nun Harry.
„Ich und Ben haben gerade Ron und Hannah beim Knutschen erwischt, als wir aus der Bibliothek kamen.“ Ungläubig sahen die anderen sie an.
„Bist du dir sicher?“ fragte Neville.
„Ich werde doch wohl noch Ron und Hannah erkennen, wenn ich sie sehe.“
„Das erklärt zumindest einiges. Und das erklärt auch, warum er uns letztens so angefahren hat, Hermine.“ gab Harry von sich.
„Und wieso hat er das nicht einfach erzählt?“
„Jetzt überlegt doch mal, Neville.“ sagte nun Seamus. „Du weißt doch, wie Ron ist. Und wir hätten es ihm wohl nicht geglaubt, dem alten Schwerenöter!“ witzelte er.
Das hätten sie wohl wirklich nicht. Ron war nicht gerade für seine Flirtkünste und sein Feingefühl bekannt. Aber trotzdem hatte er eine Art an sich, die ihn liebenswert machte. Hermine wusste das, aber letztendlich hatte ihr das nicht gereicht. Er hatte sich immer für sie eingesetzt und versucht sie so gut es ging zu beschützen. Das tat er auch heute noch, aber sonst? Unterhalten konnte sie sich nicht mit ihm und unreif war er auch immernoch. Sie brauchte jemanden, der sie verstand und ihre Liebe zu Büchern teilte. Oder zumindest akzeptierte und sich nicht lustig über sie machte. Ron war da definitiv keine Option mehr.
„Also ich freue mich für ihn und hoffe, dass das mit den beiden klappt. Sie sind echt süß zusammen.“ und mit diesen Worten verabschiedete sich Hermine und ging in den Mädchenschlafsaal.
Was dann geschah, konnte keiner ahnen. In der nächsten Stunde für Verteidigung gegen die dunklen Künste kam es zum Showdown. Nachdem Remus Lupin es während des Endkampfes nicht geschafft hatte Tonks vor der wahnsinnigen Bellatrix zu retten, schwor er sich lebend dort raus zukommen und für sie weiter zu leben. Das ihm das wirklich gelungen war, war für ihn immernoch unglaublich. Der Verlust von Tonks lag ihm trotz allem noch schwer auf der Seele, aber er fing an sich damit abzufinden. Und dank Teddy wusste er, das es weiterhin einen Sinn in seinem Leben gab. Als dann auch noch Professor McGonagall bei ihm anfragte, ob er nicht wieder nach Hogwarts kommen wolle und Harry, Ron und Hermine tagelang auf ihn eingeredet hatten, stimmte er irgendwann zu. Er hätte sowieso wieder arbeiten müssen und da er immer Spaß am Unterrichten hatte, war er dankbar über diese zweite Chance. Sein Haar war noch ein Stück grauer und er wirkte mehr angeschlagen, aber sonst hatte er sich nicht viel verändert.
Auch wenn Voldemort tot war, wollte er den Schülern genügend praktische Erfahrung aneignen. Und da er in jedem Jahrgang alle Häuser zusammen hatte, vereinfachte das seine Arbeit. So auch heute. In den vorherigen Stunden hatte er mit allen die Anwendung von ungesagten Zaubern und zauberstablose Magie geübt. Zwei sehr nützliche Sachen, die man wirklich beherrschen sollte. Damit wollte er heute den Unterricht aktiv gestalten.
„Nein, nein! Lasst die Tische und Stühle da wo sie sind. Die werden wir heute nicht brauchen. Verteilt euch im Klassenzimmer, es ist ja genug Platz da.“ sagte Lupin und wartete, bis der gesamte Jahrgang in Raum stand. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. Die Tatsache, das Ron und Hannah händchenhaltend in den Unterricht kamen, war vergessen.
„Also, wir werden heute versuchen, die Zauber, die ich mit euch in den letzten Stunden geübt habe, in deren eigentlichem Sinn anzuwenden. Nämlich in einem Duell. Aber...“ ein raunen ging durch die Schüler, während sie leicht hektisch wurden und Blicke austauschten. „...hört zu. Es geht darum, das ihr übt euch zu schützen und den Gegner zu entwaffnen. Das ist manchmal noch wichtiger, als jemanden zu verletzen. Ihr habt schließlich noch nicht viel Erfahrung damit. Ich will keine Angriffsflüche hören. Und jetzt teilt euch in Pärchen auf. Harry? Kommst du zu mir?“
„Ähm, klar Remus.“ und somit gingen Lupin und Harry zu der Stelle an der normalerweise das Pult war.
„Wir beginnen mit den ungesagten Zaubern. Bringt etwas Abstand zwischen euch, damit ihr freien Wirkungsraum habt. Aber versucht nicht die Zauber durch den ganzen Klassenraum zu schicken. Es ist ganz wichtig, das ihr euch konzentriert. Zuerst auf euren Gegner und dann auf den Zauberspruch. Ich habe euch gezeigt, wie ihr vorgehen müsst, mehr kann ich in diesem Fall auch nicht tun. Ich kann euch zeigen wo das Wasser ist, aber trinken müsst ihr schon selber. Und jetzt wollen wir es einmal versuchen. Seht her.“ Remus drehte sich zu Harry um und sah ihn an. „Harry? Konzentriere dich und versuch mich zu entwaffnen.“
Harry erhob seinen Zauberstab und richtete ihn auf Lupin. Für einige Minuten war es ganz ruhig und alle sahen gespannt nach vorne. Und dann erschien ein kleiner, roten Lichtstreifen und Remus Zauberstab viel einfach zu Boden. Die Wirkung war nicht sehr stark, aber Harry hatte es geschafft.
„Gar nicht schlecht, Harry. Für den Anfang nicht übel. Ihr seht, ihr müsst euch wirklich konzentrieren, sonst klappt es nicht. Also los, probiert es aus.“
Und dann kam Bewegung in die Schüler. Während sich nun jeder einen Partner suchte und Hermine eigentlich mit Hannah üben wollte, kam ihr auch schon Ben entgegen.
„Na, Mylady? Bereit es mit mir aufzunehmen? Ich bin auch ganz vorsichtig!“ grinste er. Doch ehe Hermine etwas erwidern konnte, fiel ihr jemand ganz anderes ins Wort.
„Ich glaube, es wäre besser, wenn du dich mit jemandem deines Kalibers messen würdest, Harris. Wie wäre es zum Beispiel...mit mir?“
Ben drehte sich langsam um und sah, das Draco bereits den Zauberstab auf ihn gerichtet hatte. Er wollte ihm antworten, doch in dem Moment flog sein Zauberstab durch den roten Lichtblitz im hohen Bogen aus seiner Hand. Draco blickte ihn überlegen an.
„Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, das ich ungesagte Zauber bereits beherrsche. Meinem Vater war es wichtig, dass ich das kann.“ Ben ging zu seinem Zauberstab und hob ihn auf um ihn dann direkt auf Draco zu richten.
„Nein, hättest du nicht. Denn durch diese Aktion gerade hast du nur bewiesen, das du genauso hinterhältig bist, wie Lucius.“ Ben hatte geahnt, dass das Draco zur Weißglut bringen würde und schütze sich mit einem lauten 'Protego' vor dessen erneutem ungesagten 'Expelliarmus'.
„Woher willst du wissen, wie ich bin? Du kennst mich doch garnicht. Glaub mir, ich kann noch viel schlimmer sein.“
„Ach ja? Dann lass uns doch mal an deiner dunklen Seite Teil haben und zeig uns wer du wirklich bist. Für eine Person wäre das bestimmt sehr aufschlussreich.“
„Und wie ich sehe kennst du sie genauso wenig. Ich muss hier garnichts beweisen. Wir haben eine gemeinsame Vergangenheit und eine gemeinsame Zukunft. Du bist hier nur fehl am Platz.“
„Nicht mehr lange, Draco. Dann gehöre ich schon fester zu eurer Gruppe als du denkst.“ die beiden Duellanten umkreisten sich, in Erwartung des nächsten Angriffs.
Die anderen Schüler hatten sich ein Stück zurück gezogen und bildeten einen Kreis. Remus wollte schon dazwischen gehen, aber Harry hielt ihn am Arm fest und gab ein 'Warte noch kurz.' von sich. Hermine war erstarrt und sah die beiden geschockt an.
„Und was macht dich da so sicher? Ich hab dir gesagt, das du dich fernhalten sollst und wenn du das nicht tust, werde ich immer in deiner Nähe sein. Tag und Nacht. Verlass dich drauf.“ Draco's Augen funkelten plötzlich böse und beide blieben stehen.
„Die Tatsache, das ich kurz davor stehe mit ihr zusammen zu sein. Die Tatsache, das sie meine Küsse erwidert. Die Tatsache, das sie sich bei mir wohl fühlt. Soweit würdest du doch niemals kommen. Dich verabscheut sie, dich hasst sie. Du bist doch nur ein Anzug ohne Inhalt.“
Die Luft war zum zerbersten gespannt und keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Ganz langsam sickerten Bens Worte in Hermines Bewusstsein und sie begriff die Endgültigkeit darin. Er war sich seiner Sache so sicher, ohne sie einmal dazu zu befragen. Draco's Gesicht war kalt und regungslos wie Stein.
„Du hast recht. Soweit würde ich nie kommen.“ sagte Draco tonlos. „Ich war schon viel weiter!“
Dann überschlugen sich die Ereignisse. Draco feuerte direkt ein 'Levicorpus' ab, den Ben gerade noch so mit einem weiteren Schutzschild abwehren konnte. Das Üben von ungesagten Zaubern war schlagartig vergessen. Ben schickte nun seinerseits ein 'Verkestatum' los, dem Draco noch gerade so ausweichen konnte. Draco's 'Flipendo' verfehlte Ben nur knapp, der sich mit einem 'Reducio' bedankte. Dann wurde Bens 'Rictusempra' durch ein 'Stupor' von Draco aufgehalten. Die beiden Männer hatten alles um sich herum vergessen und kämpften verbittert miteinander. Hermine war nicht fähig sich zu bewegen, bis auf ihren Kopf, der vom einen zum anderen hin und her huschte.
Remus reichte es langsam und er wollte gerade dazwischen gehen, als man von beiden zur selben Zeit ein lautes 'Petrificus Totalus' und 'Diffindo' hörte. Während Draco hart wie ein Brett zu Boden ging, lag Ben nur ein paar Meter weiter, blutete aus mehreren Wunden und krümmte sich vor Schmerz. Durch die Stille rannten plötzlich Mandy und Pansy gleichzeitig aus der Menge und kamen bei Draco an um sich um ihn zu kümmern. Dann sahen die beiden Mädchen sich gegenseitig an und standen wieder auf. Keine zwei Sekunden später stritten sie sich lauthals darüber, wer wohl besser geeignet wäre um sich um ihn zu kümmern. Damit lastete auf einmal die gesamt Aufmerksamkeit auf den zwei Mädchen. Ehe sie sich an die Gurgel gehen konnten, nahmen sich Blaise und Terry der Sache an und zogen die beiden auseinander.
„Das reicht jetzt! Was ist denn nur in euch gefahren?“ Remus ging auf Draco zu und löste die Ganzkörperklammer, hielt aber den Zauberstab weiter auf ihn gerichtet. Der stand auf und rieb sich den Hinterkopf.
„Draco, kannst du mir mal sagen, was das soll? Fünfzig Punkte Abzug für Slytherin.“
Remus drehte sich zu Ben um und sah ihn immernoch am Boden liegen. Dann war auch Hermine wieder fähig sich zu bewegen und lief auf Ben zu um sich über ihn zu beugen. Er zitterte und hielt die Augen geschlossen. Dann sah sie in Draco's Richtung und ihr finsterer Blick löste sich auf. In Draco's Gesicht lag etwas verletztes und verzweifeltes. Als hätte er gerade etwas wichtiges verloren. Hermine raubte das fast den Atem.
„Und auch fünfzig Punkte Abzug für Hufflepuff. Ich hätte niemals damit gerechnet, das sie sich auf so etwas dummes einlassen, Mister Harris. Damit ist der Unterricht beendet. Hermine? Würdest du ihn zu Poppy bringen? Er muss sofort in den Krankenflügel.“ Hermine nickte nur. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Das war es dann für heute. Ihr könnt gehen.“
Vor dem Krankenflügel stand nun Hermine an der Wand angelehnt. Ihr Kopf schmerzte und es rauschten die Bilder der Unterrichtstunde und die gesagten Worte durch ihr Bewusstsein. Alle hatten sich so auf diesen Unterricht gefreut und dann war es eskaliert. Und das auch noch nur wegen ihr. Ben und Draco hatten sich wie zwei tobende Bullen aufgeführt die um eine Kuh warben. Wenn es sein musste, auch mit allen Mitteln um den ungewünschten Gegner loszuwerden. Aber noch etwas ganz anderes machte ihr zu schaffen. Draco hatte es gesagt, er hatte es vor der ganzen Klasse gesagt. Ich war schon viel weiter! Sie wusste, das der Tag kommen würde. Während ihre Gedanken Achterbahn fuhren, bemerkte sie nicht wie Harry und Ron auf sie zukamen.
„Wie geht’s ihm denn?“ fragte Harry leise.
„Er wird wieder. Madam Pomfrey hat sich sofort um ihn gekümmert. Er wird wohl ein paar Tage hierbleiben müssen.“ antwortete sie flüsternd.
Hermine hielt ihren Blick auf den Boden gerichtet. Madam Pomfrey war sichtlich geschockt, als sie Ben so sah. Nachdem Hermine kurz erklärt hatte, was passiert war, lies sie Ben auf eines der Betten sinken und behandelte ihn sofort. Hermine musste draußen warten. Sie fühlte sich schuldig. Etwas in ihr drängte sie dazu mit ihm reden zu müssen, wenn sie wieder rein durfte. Sie wollte sich bei Ben entschuldigen und sie musste seine gesagten Worte mit ihm klären. Einfach zu behaupten, das sie schon so gut wie zusammen wären konnte doch nicht sein ernst sein. Ja, sie hatte sich auf ihn eingelassen und seinen Kuss erwidert, aber nur weil er nichts von ihr erwartete. Zumindest dachte sie, das dem so sei. Aber die Selbstsicherheit in seiner Stimme weckten ihre eigenen Zweifel. Draco hatte recht, die beiden kannten sich doch garnicht. Ben kannte Hermine nicht im Geringsten. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen das zu ändern, doch jetzt war sie sich nicht mehr sicher.
„Du weißt, das sie sich wegen dir gestritten haben, oder?“ sprach nun Harry aus. Das hatte Hermine eher versucht zu verdrängen.
„Ja, das weiß ich. Und das Ben es wegen mir gemacht hat, kann ich ja noch irgendwo verstehen. Aber Draco? Warum sollte Draco....mich....verteidigen?“ jetzt sah sie ihre Freunde mit einem gequälten Blick an. Ron wollte schon etwas sagen, lies es aber sein. Er spürte, das es nicht das Richtige zu sagen wäre und sah unsicher zu Boden. Harry legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Vielleicht...weil er es wollte? Weil er das vollkommen ernst gemeint hat?“
Und dann viel Hermine noch etwas auf. Ja, er hatte diesen Satz gesagt, aber sie hatte den Zusammenhang nicht beachtet. Draco hatte das zu Ben gesagt, um ihm klar zu machen, das er bei ihr keine Chance hat. Das er sich von ihr fern halten sollte. Und er hatte es weder spöttisch noch gehässig von sich gegeben, sondern in einem ernsten Ton, der seine Position verdeutlichen sollte.
War da im Endeffekt doch mehr? Sein Blick. Diese Verletzbarkeit, die sich in seinen Augen widergespiegelt hatte, als Hermine sich um Ben und nicht um ihn gekümmert hatte. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr verwirrte es sie nur.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 12: Die Qual der Wahl?
Madam Pomfrey öffnete die Tür und sah Hermine, Harry und Ron an.
„Wenn sie wollen, können sie jetzt zu ihm. Er hatte Glück. Die Wucht des Fluches war heftig, aber ich konnte es heilen. Er wird noch ein paar Tage hierbleiben müssen. Bleiben sie nicht zu lange, er braucht Ruhe.“ und mit einem mahnenden Blick ging sie davon.
Die beiden Jungs sahen Hermine nochmal kurz an und gingen dann auch. Sie konnten fühlen, das sie etwas mit ihm klären musste. Unter vier Augen. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck sprach mehr als tausend Worte. Nachdem sie alleine vor der Tür stand, atmete sie noch einmal tief durch und ging dann rein. Er lag in der Mitte des Raumes und hatte die Augen geschlossen. Er war leicht blass, sah aber sonst nicht viel verändert aus. Hermine zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
„Der vertraute Geruch von Vanille und Orange. Den würde ich überall erkennen.“ krächzte Ben in die Stille und öffnete die Augen.
„Wie...wie geht es dir?“ fragte Hermine zögerlich. Ben lächelte schwach.
„Das ist es garnicht, was du wissen willst, oder?“
„Nein...nein, das ist es nicht.“ seufzte sie schwer. „Ben...warum hast du das gesagt? Das wir zusammen sind? Und dann auch noch vor allen anderen. Ich dachte, wir würden nichts überstürzen. Wir kennen uns doch garnicht.“ Ben nickte kaum merklich und schloss dann kurz die Augen.
„Ich weiß, ich hätte das nicht sagen sollen. Nicht so. Aber Malfoy hat mich wahnsinnig gemacht. Mit seinem Beschützerinstinkt dir gegenüber, als wärst du sein Eigentum. Siehst du nicht, das er versucht uns auseinander zu bringen, wir durch ihn garkeine Chance haben uns besser kennen zu lernen.“ hier viel Hermine ihm ins Wort.
„Ach, das ist doch quatsch. Und darum geht es auch garnicht. Es geht darum, das du diese Entscheidung einfach bestimmst ohne mich zu fragen. Denn auch wenn ich nicht Malfoys Eigentum bin, bin ich auch genauso wenig deins. Ich habe immernoch ein Wörtchen mitzureden. Vorallem wenn es darum geht, mit wem ich zusammen bin und mit wem nicht. Ihr beide könnt mich doch nicht einfach übergehen! Ja, auch wenn Malfoy aufdringlich ist, du bist unheimlich besitzergreifend. Und ich kann sowas wirklich nicht gebrauchen.“
Das konnte alles so nicht weitergehen. Sie muss etwas ändern. Wenn sie weiterhin mit Ben so zusammen war, dann würde Draco ihn wohl nie in Ruhe lassen. Und Hermine würde wohl ständig das Gefühl haben, das es egal war wie sie handelte. Einem würde sie immer wehtun und ihr Schuldgefühl-Konto würde nur an Punkte dazugewinnen. Wenn sie sich die Sache ansah, war es sowieso ziemlich Ausweglos. Was für eine Wahl hatte sie denn? Auf der einen Seite Ben, mit dem sie ohne Probleme zusammenkommen könnte. Was sie aber nicht wollte, da sie ihn einfach nicht gut genug kannte und er sie langsam aber sicher ziemlich einengte.
Und auf der anderen Seite war da Draco. Mit dem sie nicht zusammen sein konnte, da sie ihm nicht vertraute und sich immernoch die Frage stellte, was er mit ihr getan hatte. Das sie ihn aber trotz allem doch wollte seit dem Kuss in der Bibliothek, machte es nicht gerade einfacher. Hermine würde den Mittelweg gehen und Ben würde es akzeptieren müssen. Nur so konnte sich vielleicht das eine mit dem anderen Problem lösen.
„Ist das denn nicht offensichtlich, Hermine? Ich...ich bin in dich verliebt und ich will mit dir zusammen sein.“ Ben streckte eine Hand nach ihr aus, aber Hermine verweigerte den Körperkontakt. Es würde also doch noch etwas schwerer werden, als nötig.
„Ben, das...ich bin aber nicht in dich verliebt und das geht so auch nicht mehr weiter. Ich mag dich, ja, aber...das reicht einfach nicht. Ich kenne dich doch garnicht und du kennst mich nicht. Du weißt nichts über meine Vergangenheit und was wir alle hier durchmachen mussten...“ Hermine brach ab und sah zu Boden.
„Ok, ich sehe ein, das ich vorschnell gehandelt und auf dich keine Rücksicht genommen habe. Aber ich will dich dadurch nicht verlieren. Und wenn Freundschaft das Einzige ist, das du mir anbieten kannst, dann werde ich einen Schritt zurücktreten. Du willst mich besser kennenlernen? Dann lass uns das tun. Ich will nämlich auch so viel wie möglich von dir wissen. Einverstanden?“
Hermine sah Ben überrascht an. Damit hatte sie nicht gerechnet und sie war mehr als einverstanden damit. Würden die beiden nur noch Freunde sein, könnte Draco sich endlich abreagieren und müsste nicht mehr davon ausgehen, das sie mit ihm zusammen sei. Und Ben würde sich nicht vollkommen vor den Kopf gestoßen und abgewiesen fühlen. Bei dem Gedanken daran überkam sie Erleichterung. Zehn Minuten später verließ sie den Krankenflügel wieder. Ben war eingeschlafen, hatte Hermine aber vorher noch das Versprechen abgenommen, das sie ihn jeden Tag besuchen kommen würde. Um sich besser kennen zu lernen natürlich.
Als sie die Tür schloss und den Gang entlang sah, bemerkte sie Draco am Ende, der gerade auf sie zukam. Doch als ihre Blicke sich trafen und beide einander anstarrten, drehte er sich wieder um und ging. Hermine schloss die Augen, spürte die Tränen aufkommen und dann den bekannten Stich in der Brust. Er mied sie, ging ihr aus dem Weg. Und auch wenn das vielleicht besser wäre, so passte ihr das ganz und garnicht. Vielleicht sollte sie das einfach so hinnehmen. Zumindest würde es das Problem mit Draco lösen.
In den darauffolgenden Tagen bekam man Hermine nur noch selten zu Gesicht. Genauer gesagt, nur noch zum Unterricht und zum Essen. Die restliche Zeit war sie ihm Krankenflügel, machte dort ihre Hausaufgaben solange Ben schlief und unterhielt sich danach ein bisschen mit ihm. Er erzählte ihr alle möglichen Geschichten von seinen Reisen und sie von ihren Abenteuern hier in Hogwarts. Dabei blieben sie relativ oberflächlich. Es war noch nicht an der Zeit sich soweit zu öffnen, damit der Gegenüber einen Einblick in die leider ziemlich grauenvolle und schmerzliche Gefühlswelt der vergangenen Zeiten bekam. Aber das reichte um sie abzulenken. Draco ging ihr auch weiterhin aus dem Weg. Das sie darüber ziemlich enttäuscht war, lies sie sich nicht anmerken. Aber sie war sich sicher, das auch das vorbeigehen würde. Es war nur eine Frage der Zeit.
Draco ging es nicht viel anders. Er war weiterhin schlecht gelaunt und keiner schaffte es ihn auf andere Gedanken zu bringen. Auch Ginny nicht, als sie ihm erzählte, das Hermine und Ben nur noch Freunde sind. Gut, seine Aufforderung zum Duell hatte etwas gebracht, aber nicht das war er wollte.
Dann kam der Samstag. An diesem Tag standen gleich zwei Sachen an. Zum einen fand heute das langersehnte Quidditch-Spiel von Ravenclaw gegen Hufflepuff statt und zum anderen kam Ben wieder aus dem Krankenflügel. Beim Frühstück war die Anspannung schon zu spüren, aber Hermine ließ das eher kalt. Am Gryffindortisch gab es zur zeit sowieso ein ganz anderes Thema.
„Ach jetzt komm schon, Ron. Stell dich nicht so an und erzähl es uns!“ kam es von Dean.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben uns ein paar mal alleine getroffen. Ganz zufällig und irgendwann haben wir uns dann angenähert. Haben uns ein paar mal verabredet und ja...“ kam es kleinlaut von Ron. Dem war es sichtlich peinlich, das alle wissen wollten, wie er und Hannah zueinander gefunden hatten.
„Also seit ihr jetzt richtig fest zusammen?“ fragte Harry und Ron nickte.
„Das freut mich aber für euch. Ihr seit echt süß zusammen.“ meinte Hermine aufmunternd und Ron schenkte ihr einen dankbaren Blick.
Das rette ihn trotzdem nicht vor den Witzen der anderen Jungs beim restlichen Frühstück. Während danach also die ganze Schülerschaft auf dem Weg zu Spielfeld war, ging Hermine erneut zum Krankenflügel. Sie wollte Ben nicht alleine zum Hufflepuff-Turm gehen lassen. Außerdem würde sie nicht viel verpassen, denn spätestens, wenn sie auf Harry und Ron traf würde sie sowieso jede Einzelheit des Spiels wissen. Bens Wunden waren schnell verheilt, aber sein Kreislauf machte immernoch nicht richtig mit. Laut Madam Pomfrey eine völlig normale Reaktion. Kaum war sie durch die Tür, sah sie Ben schon fertig angezogen auf der Bettkante sitzen und auf sie warten. Sie ging auf ihn zu.
„Und du bist dir wirklich sicher, das du es bis zu deinem Turm schaffst? Ich meine wir könnten dich auch einfach dorthin...“
„Nein, nein. Ich gehe da auf meinen eigenen Beinen hin. Es ist schließlich garnicht mehr so schlimm. Und mit deiner Hilfe kann ja garnichts schief gehen.“ unterbrach Ben sie und lächelte. Hermine lächelte zurück und half Ben aufzustehen. Danach legte er einen Arm um ihre Schulter um sich ein bisschen auf ihr abzustützen und beide machten sich dann auf den Weg.
Auf dem Weg zum Portraitloch machte Ben ständig irgendwelche Witze. Hermine musste so lachen, das sie nach einiger Zeit fast den Halt verloren hätte, wenn Ben sie nicht bestimmend festgehalten hätte. Als ihm auffiel, das garkeine weiteren Schüler unterwegs waren, erklärte Hermine ihm, das heute das Spiel war. Vor dem Bild angekommen sprach Ben das Passwort und beide traten durch.
Der Gemeinschaftsraum sah nicht viel anders als der von Gryffindor aus, nur das er andere Farben hatte und etwas größer war. Hermine setzte sich mit Ben auf das Sofa, das schräg gegenüber dem Kamin stand. Trotzdem zog die Wärme des Feuers zu ihnen herüber. Sichtlich geschafft seufzten sie auf.
„Danke für deine Hilfe, Hermine. Ohne dich hätte ich das wahrscheinlich wirklich nicht geschafft.“
„Ach, auf einmal? Wäre es vielleicht nicht doch besser gewesen, wenn du noch im Krankenflügel geblieben wärst?“ sie setzte sich etwas seitlich, damit sie Ben direkt ansehen konnte.
„Nein, das ist schon ok. Mach dir mal keine Sorgen.“
„Gut, dann...sollte ich wohl gehen. Du kommst ja jetzt alleine klar. Vielleicht krieg ich noch etwas vom Spiel mit.“ und gerade als Hermine sich erheben wollte, legte Ben ihr eine Hand auf den Arm um sie zurückzuhalten.
„Warte! Ich....ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Ich meine, richtig bedanken.“ er kam ihr ein Stück näher. „Ich weiß, das du nicht dasselbe fühlst wie ich, aber wäre es schlimm, wenn ich dich...küssen würde?“ Hermine traute ihren Ohren nicht. Es war doch alles geklärt und er kämpfte weiter um sie? 'Er versucht es wirklich mit allen Mitteln.' dachte sie sich.
„Ben...ich weiß nicht...das ist wirklich keine gute Idee.“
„Bitte, Hermine. Ein letzter Kuss. Als Erinnerung?“
Hermine überlegte. Ben war in sie verliebt und sie stellte sich das schon etwas schwierig vor, die eigenen Gefühle nicht so ausdrücken zu können, wie man es eigentlich gerne würde. Und er wollte doch nur einen Kuss. Was war denn da schon dabei. Schließlich hatte sie das schonmal getan. Das würde nichts an der Situation ändern.
„G...gut. Aber nur ein Kuss. Und mach dir keine Hoffnungen, nur weil ich mich darauf einlasse.“
„Werde ich nicht.“ gab Ben von sich und setzte sich ganz dicht zu Hermine.
Erst sahen sie sich in die Augen, ehe er die letzten Zentimeter an Abstand überbrückte und sie küsste. Hermine rechnete damit, das es das war, aber sie sollte sich irren. Plötzlich schlang er seine Arme um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. Dabei musste sie sich an seinen Schulter festhalten um nicht den Halt zu verlieren. Sie fand, dass das für einen letzten Kuss eigentlich reichte, aber Ben schien das nicht so zu sehen. Sie wollte sich von ihm wegdrücken, aber sein Griff war eisern. Dann wurde sein Kuss inniger und fordernder. Das sie sich nicht wehren konnte, machte Hermine für einige Augenblicke ratlos. Erst als sie spürte, das Ben mit seiner Hand unter ihren Pulli fuhr, schaltete sich ihr Verstand wieder ein. Sie konnte ihre Lippen von seinen lösen.
„Ben, es reicht...jetzt...lass mich los.“ erneut versuchte sie sich von ihm zu drücken, aber es gelang ihr nicht.
„Ach komm schon. Ich weiß doch, das du das auch willst.“ war seine Antwort und er begann ihren Hals zu küssen. Hermine bekam angst. Sie musste es schaffen sich von ihm zu lösen, sie musste hier raus. Sonst würde gleich etwas passieren, das sie nicht wollte.
„Nein, das will ich...“ weiter kam sie nicht.
Ben hatte wieder ihre Lippen in Beschlag genommen und als er sich an der Öffnung ihres BH's zu schaffen machte, mobilisierte Hermine alle ihre Kräfte. Mit einem Ruck drückte sie ihn von sich weg und gab ihm eine schallende Ohrfeige, das es nur so klatschte. Ben war völlig verwirrt und Hermine nutze das um aufzuspringen und aus dem Gemeinschaftsraum zu stürmen.
Hermine kam erst bei Igor, dem irren Investor im vierten Stock zum Stehen. Tränen der Wut und Verzweiflung liefen ihr über die Wangen. Sie war so dumm. So dumm, sich auf jemanden einzulassen, den sie nicht besonders gut kannte. Das sie ihre Menschenkenntnis so im Stich ließ, war natürlich der Höhepunkt. Niemals hätte sie Ben soetwas zugetraut. Das war eher etwas das Draco tun würde. Und hatte er das nicht auch? Doch wenn sie an ihn dachte, veränderte sich die Situation völlig. Und es kam ihr so vor, das der böse Malfoy in diesem Märchen der Gute war.
„Hermine?“ wenn man vom Teufel spricht.
„Hermine? Was ist passiert?“ fragte Draco besorgt und lief auf sie zu.
Eigentlich wollte er sie zuerst ignorieren, aber als er dann sah, das sie weinte, war es um ihn geschehen. Er konnte sie nicht länger ignorieren. Er musste wissen, was geschehen war, musste sich um sie kümmern. Und das sie nun so vor ihm stand und er sich zurückhalten musste, erforderte seine ganze Willenskraft. Sie drehte ihr Gesicht in die andere Richtung.
„Warum bist du nicht beim Spiel?“ erklang Hermines Stimme zitternd.
„Da war ich, aber ich hab dich nicht gesehen und mich gefragt, wo...Hermine, sag mir endlich was passiert ist.“ er packte sie sanft an der Schulter und drehte sie vollends zu sich um.
„Nichts.“ sagte sie leise und sah zu Boden. Draco wusste sofort, dass das nicht stimmte.
„Was hat Harris gemacht? Hat er dir was getan?“ fragte er nun zornig. Es gab keine andere Möglichkeit. Hermine sah zu ihm auf und begann schwer zu atmen.
„Was interessiert dich das eigentlich? Es sollte dir doch egal sein. Du solltest mich hassen!“ schrie sie ihm entgegen. Draco kam einen Schritt auf sie zu und sprach ruhig.
„Sollte ich das? Warum will ich dann, das es dir gut geht? Warum will ich nicht, das du weinst?“ er kam noch ein Stück näher, legte ihr eine Hand auf die nasse Wange und streichelte sie sanft. „Warum will ich dich dann küssen?“ kam es nur noch flüsternd von ihm.
Hermine war erstarrt und hatte sich längst in seinen sturmgrauen Augen verloren. Sie hörte die leise Stimme ihres Verstandes, die ihr klarzumachen versuchte, das sie gerade eben erst aus so einer Situation geflohen war. Was auch richtig war, aber jetzt fühlte sich das ganz anders an. Bei dem Mann vor ihr fühlte sie sich plötzlich so sicher. Deshalb kamen ihr die nächsten Worte so schnell aus dem Mund, das sie sie nicht mehr aufhalten konnte.
„Beweis es.“ hauchte sie ihm entgegen und das lies er sich nicht zweimal sagen.
Draco legte auch noch seine zweite Hand an ihr Gesicht, zog sie an sich und küsste sie. Ganz automatisch legte sie ihre Arme um seinen Nacken um ihn noch näher zu ziehen. Berauscht von ihrer Erwiderung schlang er einen Arm um ihre Taille und legte mit der anderen Hand die geheime Nische hinter dem Wandteppich frei um keine zwei Sekunden später mit Hermine dahinter zu verschwinden. Dort presste er sie an die Wand und küsste sie noch leidenschaftlicher. Er glaubte zu träumen. Hermine ging es nicht anders. Sie fühlte Draco's Zunge an ihrer Unterlippe und gewährte ihm stöhnend Einlass. Sie strich ihm durch sein Haar und drängte sich ihm entgegen.
„Oh Merlin...Hermine...“ keuchte er zwischen zwei Küssen und führte sein Knie zwischen ihre Beine.
Seine Hände waren plötzlich überall und sie fühlte sich, als würde sie vergehen. Hermine legte ihm ihr rechtes Bein auf die Hüfte und er platzierte seine Hand auf ihrer Pobacke. Doch während er sich zu ihrer Halsbeuge vorarbeitete, kam Hermine wieder in die Realität zurück. Es gefiel ihr, was Draco in ihr auslöste, sehr sogar. Dennoch war es immernoch Malfoy und es gab zu viele ungeklärte Dinge. Sie konnte sich so nicht fallen lassen, sich auf ihn einlassen, wenn ihr Verstand sie eindringlich warnte. Und auch wenn sich das alles gerade ziemlich richtig anfühlte, musste sie es jetzt abbrechen. Sie musste einfach. Mit ihrer letzten Selbstbeherrschung drückte sie ihn von sich weg.
„Nicht....Draco, bitte. Nicht....“ ihr Atem ging stoßweise und sie schaffte es nicht in sein verwirrtes Gesicht zu sehen.
Draco atmete einmal tief durch und schloss die Augen. Auch seine Brust hob uns senkte sich schwer. Aber er verstand sie und ihre Reaktion und wollte sie nicht bedrängen.
„Was immer du willst, Hermine.“ sagte er knapp. Sie drehte sich zum Teppich und wollte gerade hindurch gehen. „Aber du wirst mich nicht mehr los.“ kam es leicht verzweifelt, aber trotzdem fest von ihm. Auch Hermine schloss kurz ihre Augen und lies ihn dann alleine zurück. Was für ein Tag.
Und schon wieder rannte sie, soweit sie ihre Füße trugen. Irgendwann spürte sie die kalte Luft und blieb stehen. Sie sah sich um und erkannte, das sie mittlerweile auf er überdachten Brücke angekommen war. Sie stütze sich an dem Geländer ab und brach erneut in Tränen aus. Sie verstand nicht mehr was sich eigentlich abspielte. Sie dachte die ganze Zeit, das Ben wirklich in Ordnung war und Draco hier der Hinterhältige. Doch dann wollte Ben sie zu etwas drängen, was sie mit ihm nicht wollte, es aber dafür mit Draco gemacht hätte, wenn er selbst als Person nicht ihm Weg stehen würde. Zu allem Überfluss war er auch noch eifersüchtig wegen Ben, weil er die potenzielle Gefahr war, die ihm Hermine wegnehmen konnte.
Dabei wollte sie doch garnichts mehr von Ben, sie wollte....Draco. Ja, er hatte sie soweit, das sie ihn wollte. Hermine konnte doch sowieso fast nur noch an ihn denken und er hatte ihr gerade gesagt, das sie ihn nicht mehr los werden würde. Und mit diese Erkenntnis, spürte sie wie ihre Knie nachgaben und sie sich auf den Boden setzten musste. Dann fühlte sie wieder den ihr so bekannten Nebel. Herrgott, würde das denn nie mehr aufhören?...
“Und wer war das dann?“ fragte Draco sie wütend. Sie standen sich im Salon des Grimmauldplatzes gegenüber.
Hermine hatte die Hände in die Hüften gestemmt und Draco blitze sie aus zusammengekniffenen Augen an. Es war ein Spätsommernachmittag und sie waren alleine.
„Ich weiß garnicht, was du jetzt hören willst. Das war ein alter Freund, den ich vor ein paar Jahren mal kennengelernt habe. Er ist ein Muggel, falls du das wissen willst. Wir waren zwar ein paar Mal aus, aber...“
„Ein paar Mal? Was bedeutet: 'ein paar Mal'?“ Draco hatte sich kaum noch unter Kontrolle.
„Was regst du dich denn jetzt überhaupt so auf?“
„Was ich mich....ich hab ja wohl auch noch was zu sagen, wenn meine Freundin sich einfach einem anderen Mann an den Hals wirft, als wäre er die Erfüllung all ihrer Träume. Während ich selber nur fünf Meter daneben stehe. Und dann dieses ganze Getuschel und Gekicher. Ihr habt euch ja garnicht mehr los gelassen. Ich kann dich ja verstehen, wenn du einiges mit ihm zu besprechen hattest, aber du hast mich völlig ignoriert. Als wir in den Drei Besen saßen wollte ich nur meine Arm um dich legen und du hast mich weggestoßen, als hätte ich etwas ansteckendes an mir. Also verzeih mir, das ich mich deshalb ein bisschen aufrege!“ die letzten Worte schrie er ihr entgegen und hatte sich drohend vor ihr aufgebaut. Hermine starrte in ungläubig an und hatte ihre Arme wieder sinken lassen.
„Hast du...mich gerade deine Freundin genannt?“ fragte sie unsicher und sah ihm in die Augen.
„Für gewöhnlich nennt man die Person mit der man zusammen ist so, ja.“ antwortete er barsch.
„Du warst eifersüchtig? Wegen mir?“ fragte sie erneut leise.
„Was soll das denn jetzt? Ich warte...“
„Bitte, Draco! Sag es mir!“ sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. Damit brachte sie Draco völlig durcheinander.
„Natürlich wegen dir. Wegen wem den sonst? Ich hab dir doch gesagt, das du mich nicht mehr loswirst.“ er sah sie verwirrt an und hatte wieder einen normalen Ton angenommen. Hermine lies den letzten Abstand zwischen ihnen zurück, legte ihre Hände auf seine Hüften und sah in von unten herauf an. Draco sah, das ihre Augen verdächtig glitzerten.
„Da läuft nichts. Das hat es noch nie. Er wohnte damals in der Nachbarschaft, so hab ich ihn kennengelernt. Durch Hogwarts und allem was passierte, ist der Kontakt abgebrochen.“ sie legte ihre Stirn an seine Brust. „Bitte sei nicht mehr böse. Ich hab das doch nicht so gemeint. Ich wollte dich nicht abweisen.“ Hermine schloss ihre Augen und begann zu schluchzen.
Das lies Draco's Wut völlig verfliegen. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es sanft hoch, sodass sie ihn wieder ansehen musste.
„Da läuft also nichts?“ war es nun an ihm unsicher und leise zu fragen.
„Nein. Und das hat es auch nie. Ich will nur dich.“ versicherte sie Draco, in dessen Gesicht nun ein kleines Lächeln lag. „Glaubst du mir?“
„Ja.“ kam es direkt von Draco zurück, ehe er sich nach unten beugte, die Arme fest um sie schloss und sie sanft küsste.
'Was war das denn jetzt?' fragte sie sich selbst, nachdem die Bilder verschwunden waren. Sie wollte nur Draco? Das war doch unmöglich. Ihre Tränen waren nicht aufzuhalten und sie sah ihre Umgebung nur noch verschwommen. Ein verzweifeltes Lachen entkam ihrer Kehle und sie fasste sich an die Stirn. Hermine musste wieder rein. Das Spiel würde bald wieder vorbei sein und wenn sie dann nicht im Gemeinschaftsraum war, würde man sie suchen.
Also zog sie sich wieder am Geländer hoch und wischte die bereits vergossenen Tränen weg. Noch einmal sah sie sich um und erblickte dann am Ende der Brücke eine schwarzgekleidete Person mit platinblondem Haar.
Madam Pomfrey öffnete die Tür und sah Hermine, Harry und Ron an.
„Wenn sie wollen, können sie jetzt zu ihm. Er hatte Glück. Die Wucht des Fluches war heftig, aber ich konnte es heilen. Er wird noch ein paar Tage hierbleiben müssen. Bleiben sie nicht zu lange, er braucht Ruhe.“ und mit einem mahnenden Blick ging sie davon.
Die beiden Jungs sahen Hermine nochmal kurz an und gingen dann auch. Sie konnten fühlen, das sie etwas mit ihm klären musste. Unter vier Augen. Ihr verwirrter Gesichtsausdruck sprach mehr als tausend Worte. Nachdem sie alleine vor der Tür stand, atmete sie noch einmal tief durch und ging dann rein. Er lag in der Mitte des Raumes und hatte die Augen geschlossen. Er war leicht blass, sah aber sonst nicht viel verändert aus. Hermine zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
„Der vertraute Geruch von Vanille und Orange. Den würde ich überall erkennen.“ krächzte Ben in die Stille und öffnete die Augen.
„Wie...wie geht es dir?“ fragte Hermine zögerlich. Ben lächelte schwach.
„Das ist es garnicht, was du wissen willst, oder?“
„Nein...nein, das ist es nicht.“ seufzte sie schwer. „Ben...warum hast du das gesagt? Das wir zusammen sind? Und dann auch noch vor allen anderen. Ich dachte, wir würden nichts überstürzen. Wir kennen uns doch garnicht.“ Ben nickte kaum merklich und schloss dann kurz die Augen.
„Ich weiß, ich hätte das nicht sagen sollen. Nicht so. Aber Malfoy hat mich wahnsinnig gemacht. Mit seinem Beschützerinstinkt dir gegenüber, als wärst du sein Eigentum. Siehst du nicht, das er versucht uns auseinander zu bringen, wir durch ihn garkeine Chance haben uns besser kennen zu lernen.“ hier viel Hermine ihm ins Wort.
„Ach, das ist doch quatsch. Und darum geht es auch garnicht. Es geht darum, das du diese Entscheidung einfach bestimmst ohne mich zu fragen. Denn auch wenn ich nicht Malfoys Eigentum bin, bin ich auch genauso wenig deins. Ich habe immernoch ein Wörtchen mitzureden. Vorallem wenn es darum geht, mit wem ich zusammen bin und mit wem nicht. Ihr beide könnt mich doch nicht einfach übergehen! Ja, auch wenn Malfoy aufdringlich ist, du bist unheimlich besitzergreifend. Und ich kann sowas wirklich nicht gebrauchen.“
Das konnte alles so nicht weitergehen. Sie muss etwas ändern. Wenn sie weiterhin mit Ben so zusammen war, dann würde Draco ihn wohl nie in Ruhe lassen. Und Hermine würde wohl ständig das Gefühl haben, das es egal war wie sie handelte. Einem würde sie immer wehtun und ihr Schuldgefühl-Konto würde nur an Punkte dazugewinnen. Wenn sie sich die Sache ansah, war es sowieso ziemlich Ausweglos. Was für eine Wahl hatte sie denn? Auf der einen Seite Ben, mit dem sie ohne Probleme zusammenkommen könnte. Was sie aber nicht wollte, da sie ihn einfach nicht gut genug kannte und er sie langsam aber sicher ziemlich einengte.
Und auf der anderen Seite war da Draco. Mit dem sie nicht zusammen sein konnte, da sie ihm nicht vertraute und sich immernoch die Frage stellte, was er mit ihr getan hatte. Das sie ihn aber trotz allem doch wollte seit dem Kuss in der Bibliothek, machte es nicht gerade einfacher. Hermine würde den Mittelweg gehen und Ben würde es akzeptieren müssen. Nur so konnte sich vielleicht das eine mit dem anderen Problem lösen.
„Ist das denn nicht offensichtlich, Hermine? Ich...ich bin in dich verliebt und ich will mit dir zusammen sein.“ Ben streckte eine Hand nach ihr aus, aber Hermine verweigerte den Körperkontakt. Es würde also doch noch etwas schwerer werden, als nötig.
„Ben, das...ich bin aber nicht in dich verliebt und das geht so auch nicht mehr weiter. Ich mag dich, ja, aber...das reicht einfach nicht. Ich kenne dich doch garnicht und du kennst mich nicht. Du weißt nichts über meine Vergangenheit und was wir alle hier durchmachen mussten...“ Hermine brach ab und sah zu Boden.
„Ok, ich sehe ein, das ich vorschnell gehandelt und auf dich keine Rücksicht genommen habe. Aber ich will dich dadurch nicht verlieren. Und wenn Freundschaft das Einzige ist, das du mir anbieten kannst, dann werde ich einen Schritt zurücktreten. Du willst mich besser kennenlernen? Dann lass uns das tun. Ich will nämlich auch so viel wie möglich von dir wissen. Einverstanden?“
Hermine sah Ben überrascht an. Damit hatte sie nicht gerechnet und sie war mehr als einverstanden damit. Würden die beiden nur noch Freunde sein, könnte Draco sich endlich abreagieren und müsste nicht mehr davon ausgehen, das sie mit ihm zusammen sei. Und Ben würde sich nicht vollkommen vor den Kopf gestoßen und abgewiesen fühlen. Bei dem Gedanken daran überkam sie Erleichterung. Zehn Minuten später verließ sie den Krankenflügel wieder. Ben war eingeschlafen, hatte Hermine aber vorher noch das Versprechen abgenommen, das sie ihn jeden Tag besuchen kommen würde. Um sich besser kennen zu lernen natürlich.
Als sie die Tür schloss und den Gang entlang sah, bemerkte sie Draco am Ende, der gerade auf sie zukam. Doch als ihre Blicke sich trafen und beide einander anstarrten, drehte er sich wieder um und ging. Hermine schloss die Augen, spürte die Tränen aufkommen und dann den bekannten Stich in der Brust. Er mied sie, ging ihr aus dem Weg. Und auch wenn das vielleicht besser wäre, so passte ihr das ganz und garnicht. Vielleicht sollte sie das einfach so hinnehmen. Zumindest würde es das Problem mit Draco lösen.
In den darauffolgenden Tagen bekam man Hermine nur noch selten zu Gesicht. Genauer gesagt, nur noch zum Unterricht und zum Essen. Die restliche Zeit war sie ihm Krankenflügel, machte dort ihre Hausaufgaben solange Ben schlief und unterhielt sich danach ein bisschen mit ihm. Er erzählte ihr alle möglichen Geschichten von seinen Reisen und sie von ihren Abenteuern hier in Hogwarts. Dabei blieben sie relativ oberflächlich. Es war noch nicht an der Zeit sich soweit zu öffnen, damit der Gegenüber einen Einblick in die leider ziemlich grauenvolle und schmerzliche Gefühlswelt der vergangenen Zeiten bekam. Aber das reichte um sie abzulenken. Draco ging ihr auch weiterhin aus dem Weg. Das sie darüber ziemlich enttäuscht war, lies sie sich nicht anmerken. Aber sie war sich sicher, das auch das vorbeigehen würde. Es war nur eine Frage der Zeit.
Draco ging es nicht viel anders. Er war weiterhin schlecht gelaunt und keiner schaffte es ihn auf andere Gedanken zu bringen. Auch Ginny nicht, als sie ihm erzählte, das Hermine und Ben nur noch Freunde sind. Gut, seine Aufforderung zum Duell hatte etwas gebracht, aber nicht das war er wollte.
Dann kam der Samstag. An diesem Tag standen gleich zwei Sachen an. Zum einen fand heute das langersehnte Quidditch-Spiel von Ravenclaw gegen Hufflepuff statt und zum anderen kam Ben wieder aus dem Krankenflügel. Beim Frühstück war die Anspannung schon zu spüren, aber Hermine ließ das eher kalt. Am Gryffindortisch gab es zur zeit sowieso ein ganz anderes Thema.
„Ach jetzt komm schon, Ron. Stell dich nicht so an und erzähl es uns!“ kam es von Dean.
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben uns ein paar mal alleine getroffen. Ganz zufällig und irgendwann haben wir uns dann angenähert. Haben uns ein paar mal verabredet und ja...“ kam es kleinlaut von Ron. Dem war es sichtlich peinlich, das alle wissen wollten, wie er und Hannah zueinander gefunden hatten.
„Also seit ihr jetzt richtig fest zusammen?“ fragte Harry und Ron nickte.
„Das freut mich aber für euch. Ihr seit echt süß zusammen.“ meinte Hermine aufmunternd und Ron schenkte ihr einen dankbaren Blick.
Das rette ihn trotzdem nicht vor den Witzen der anderen Jungs beim restlichen Frühstück. Während danach also die ganze Schülerschaft auf dem Weg zu Spielfeld war, ging Hermine erneut zum Krankenflügel. Sie wollte Ben nicht alleine zum Hufflepuff-Turm gehen lassen. Außerdem würde sie nicht viel verpassen, denn spätestens, wenn sie auf Harry und Ron traf würde sie sowieso jede Einzelheit des Spiels wissen. Bens Wunden waren schnell verheilt, aber sein Kreislauf machte immernoch nicht richtig mit. Laut Madam Pomfrey eine völlig normale Reaktion. Kaum war sie durch die Tür, sah sie Ben schon fertig angezogen auf der Bettkante sitzen und auf sie warten. Sie ging auf ihn zu.
„Und du bist dir wirklich sicher, das du es bis zu deinem Turm schaffst? Ich meine wir könnten dich auch einfach dorthin...“
„Nein, nein. Ich gehe da auf meinen eigenen Beinen hin. Es ist schließlich garnicht mehr so schlimm. Und mit deiner Hilfe kann ja garnichts schief gehen.“ unterbrach Ben sie und lächelte. Hermine lächelte zurück und half Ben aufzustehen. Danach legte er einen Arm um ihre Schulter um sich ein bisschen auf ihr abzustützen und beide machten sich dann auf den Weg.
Auf dem Weg zum Portraitloch machte Ben ständig irgendwelche Witze. Hermine musste so lachen, das sie nach einiger Zeit fast den Halt verloren hätte, wenn Ben sie nicht bestimmend festgehalten hätte. Als ihm auffiel, das garkeine weiteren Schüler unterwegs waren, erklärte Hermine ihm, das heute das Spiel war. Vor dem Bild angekommen sprach Ben das Passwort und beide traten durch.
Der Gemeinschaftsraum sah nicht viel anders als der von Gryffindor aus, nur das er andere Farben hatte und etwas größer war. Hermine setzte sich mit Ben auf das Sofa, das schräg gegenüber dem Kamin stand. Trotzdem zog die Wärme des Feuers zu ihnen herüber. Sichtlich geschafft seufzten sie auf.
„Danke für deine Hilfe, Hermine. Ohne dich hätte ich das wahrscheinlich wirklich nicht geschafft.“
„Ach, auf einmal? Wäre es vielleicht nicht doch besser gewesen, wenn du noch im Krankenflügel geblieben wärst?“ sie setzte sich etwas seitlich, damit sie Ben direkt ansehen konnte.
„Nein, das ist schon ok. Mach dir mal keine Sorgen.“
„Gut, dann...sollte ich wohl gehen. Du kommst ja jetzt alleine klar. Vielleicht krieg ich noch etwas vom Spiel mit.“ und gerade als Hermine sich erheben wollte, legte Ben ihr eine Hand auf den Arm um sie zurückzuhalten.
„Warte! Ich....ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Ich meine, richtig bedanken.“ er kam ihr ein Stück näher. „Ich weiß, das du nicht dasselbe fühlst wie ich, aber wäre es schlimm, wenn ich dich...küssen würde?“ Hermine traute ihren Ohren nicht. Es war doch alles geklärt und er kämpfte weiter um sie? 'Er versucht es wirklich mit allen Mitteln.' dachte sie sich.
„Ben...ich weiß nicht...das ist wirklich keine gute Idee.“
„Bitte, Hermine. Ein letzter Kuss. Als Erinnerung?“
Hermine überlegte. Ben war in sie verliebt und sie stellte sich das schon etwas schwierig vor, die eigenen Gefühle nicht so ausdrücken zu können, wie man es eigentlich gerne würde. Und er wollte doch nur einen Kuss. Was war denn da schon dabei. Schließlich hatte sie das schonmal getan. Das würde nichts an der Situation ändern.
„G...gut. Aber nur ein Kuss. Und mach dir keine Hoffnungen, nur weil ich mich darauf einlasse.“
„Werde ich nicht.“ gab Ben von sich und setzte sich ganz dicht zu Hermine.
Erst sahen sie sich in die Augen, ehe er die letzten Zentimeter an Abstand überbrückte und sie küsste. Hermine rechnete damit, das es das war, aber sie sollte sich irren. Plötzlich schlang er seine Arme um ihre Taille und zog sie auf seinen Schoß. Dabei musste sie sich an seinen Schulter festhalten um nicht den Halt zu verlieren. Sie fand, dass das für einen letzten Kuss eigentlich reichte, aber Ben schien das nicht so zu sehen. Sie wollte sich von ihm wegdrücken, aber sein Griff war eisern. Dann wurde sein Kuss inniger und fordernder. Das sie sich nicht wehren konnte, machte Hermine für einige Augenblicke ratlos. Erst als sie spürte, das Ben mit seiner Hand unter ihren Pulli fuhr, schaltete sich ihr Verstand wieder ein. Sie konnte ihre Lippen von seinen lösen.
„Ben, es reicht...jetzt...lass mich los.“ erneut versuchte sie sich von ihm zu drücken, aber es gelang ihr nicht.
„Ach komm schon. Ich weiß doch, das du das auch willst.“ war seine Antwort und er begann ihren Hals zu küssen. Hermine bekam angst. Sie musste es schaffen sich von ihm zu lösen, sie musste hier raus. Sonst würde gleich etwas passieren, das sie nicht wollte.
„Nein, das will ich...“ weiter kam sie nicht.
Ben hatte wieder ihre Lippen in Beschlag genommen und als er sich an der Öffnung ihres BH's zu schaffen machte, mobilisierte Hermine alle ihre Kräfte. Mit einem Ruck drückte sie ihn von sich weg und gab ihm eine schallende Ohrfeige, das es nur so klatschte. Ben war völlig verwirrt und Hermine nutze das um aufzuspringen und aus dem Gemeinschaftsraum zu stürmen.
Hermine kam erst bei Igor, dem irren Investor im vierten Stock zum Stehen. Tränen der Wut und Verzweiflung liefen ihr über die Wangen. Sie war so dumm. So dumm, sich auf jemanden einzulassen, den sie nicht besonders gut kannte. Das sie ihre Menschenkenntnis so im Stich ließ, war natürlich der Höhepunkt. Niemals hätte sie Ben soetwas zugetraut. Das war eher etwas das Draco tun würde. Und hatte er das nicht auch? Doch wenn sie an ihn dachte, veränderte sich die Situation völlig. Und es kam ihr so vor, das der böse Malfoy in diesem Märchen der Gute war.
„Hermine?“ wenn man vom Teufel spricht.
„Hermine? Was ist passiert?“ fragte Draco besorgt und lief auf sie zu.
Eigentlich wollte er sie zuerst ignorieren, aber als er dann sah, das sie weinte, war es um ihn geschehen. Er konnte sie nicht länger ignorieren. Er musste wissen, was geschehen war, musste sich um sie kümmern. Und das sie nun so vor ihm stand und er sich zurückhalten musste, erforderte seine ganze Willenskraft. Sie drehte ihr Gesicht in die andere Richtung.
„Warum bist du nicht beim Spiel?“ erklang Hermines Stimme zitternd.
„Da war ich, aber ich hab dich nicht gesehen und mich gefragt, wo...Hermine, sag mir endlich was passiert ist.“ er packte sie sanft an der Schulter und drehte sie vollends zu sich um.
„Nichts.“ sagte sie leise und sah zu Boden. Draco wusste sofort, dass das nicht stimmte.
„Was hat Harris gemacht? Hat er dir was getan?“ fragte er nun zornig. Es gab keine andere Möglichkeit. Hermine sah zu ihm auf und begann schwer zu atmen.
„Was interessiert dich das eigentlich? Es sollte dir doch egal sein. Du solltest mich hassen!“ schrie sie ihm entgegen. Draco kam einen Schritt auf sie zu und sprach ruhig.
„Sollte ich das? Warum will ich dann, das es dir gut geht? Warum will ich nicht, das du weinst?“ er kam noch ein Stück näher, legte ihr eine Hand auf die nasse Wange und streichelte sie sanft. „Warum will ich dich dann küssen?“ kam es nur noch flüsternd von ihm.
Hermine war erstarrt und hatte sich längst in seinen sturmgrauen Augen verloren. Sie hörte die leise Stimme ihres Verstandes, die ihr klarzumachen versuchte, das sie gerade eben erst aus so einer Situation geflohen war. Was auch richtig war, aber jetzt fühlte sich das ganz anders an. Bei dem Mann vor ihr fühlte sie sich plötzlich so sicher. Deshalb kamen ihr die nächsten Worte so schnell aus dem Mund, das sie sie nicht mehr aufhalten konnte.
„Beweis es.“ hauchte sie ihm entgegen und das lies er sich nicht zweimal sagen.
Draco legte auch noch seine zweite Hand an ihr Gesicht, zog sie an sich und küsste sie. Ganz automatisch legte sie ihre Arme um seinen Nacken um ihn noch näher zu ziehen. Berauscht von ihrer Erwiderung schlang er einen Arm um ihre Taille und legte mit der anderen Hand die geheime Nische hinter dem Wandteppich frei um keine zwei Sekunden später mit Hermine dahinter zu verschwinden. Dort presste er sie an die Wand und küsste sie noch leidenschaftlicher. Er glaubte zu träumen. Hermine ging es nicht anders. Sie fühlte Draco's Zunge an ihrer Unterlippe und gewährte ihm stöhnend Einlass. Sie strich ihm durch sein Haar und drängte sich ihm entgegen.
„Oh Merlin...Hermine...“ keuchte er zwischen zwei Küssen und führte sein Knie zwischen ihre Beine.
Seine Hände waren plötzlich überall und sie fühlte sich, als würde sie vergehen. Hermine legte ihm ihr rechtes Bein auf die Hüfte und er platzierte seine Hand auf ihrer Pobacke. Doch während er sich zu ihrer Halsbeuge vorarbeitete, kam Hermine wieder in die Realität zurück. Es gefiel ihr, was Draco in ihr auslöste, sehr sogar. Dennoch war es immernoch Malfoy und es gab zu viele ungeklärte Dinge. Sie konnte sich so nicht fallen lassen, sich auf ihn einlassen, wenn ihr Verstand sie eindringlich warnte. Und auch wenn sich das alles gerade ziemlich richtig anfühlte, musste sie es jetzt abbrechen. Sie musste einfach. Mit ihrer letzten Selbstbeherrschung drückte sie ihn von sich weg.
„Nicht....Draco, bitte. Nicht....“ ihr Atem ging stoßweise und sie schaffte es nicht in sein verwirrtes Gesicht zu sehen.
Draco atmete einmal tief durch und schloss die Augen. Auch seine Brust hob uns senkte sich schwer. Aber er verstand sie und ihre Reaktion und wollte sie nicht bedrängen.
„Was immer du willst, Hermine.“ sagte er knapp. Sie drehte sich zum Teppich und wollte gerade hindurch gehen. „Aber du wirst mich nicht mehr los.“ kam es leicht verzweifelt, aber trotzdem fest von ihm. Auch Hermine schloss kurz ihre Augen und lies ihn dann alleine zurück. Was für ein Tag.
Und schon wieder rannte sie, soweit sie ihre Füße trugen. Irgendwann spürte sie die kalte Luft und blieb stehen. Sie sah sich um und erkannte, das sie mittlerweile auf er überdachten Brücke angekommen war. Sie stütze sich an dem Geländer ab und brach erneut in Tränen aus. Sie verstand nicht mehr was sich eigentlich abspielte. Sie dachte die ganze Zeit, das Ben wirklich in Ordnung war und Draco hier der Hinterhältige. Doch dann wollte Ben sie zu etwas drängen, was sie mit ihm nicht wollte, es aber dafür mit Draco gemacht hätte, wenn er selbst als Person nicht ihm Weg stehen würde. Zu allem Überfluss war er auch noch eifersüchtig wegen Ben, weil er die potenzielle Gefahr war, die ihm Hermine wegnehmen konnte.
Dabei wollte sie doch garnichts mehr von Ben, sie wollte....Draco. Ja, er hatte sie soweit, das sie ihn wollte. Hermine konnte doch sowieso fast nur noch an ihn denken und er hatte ihr gerade gesagt, das sie ihn nicht mehr los werden würde. Und mit diese Erkenntnis, spürte sie wie ihre Knie nachgaben und sie sich auf den Boden setzten musste. Dann fühlte sie wieder den ihr so bekannten Nebel. Herrgott, würde das denn nie mehr aufhören?...
“Und wer war das dann?“ fragte Draco sie wütend. Sie standen sich im Salon des Grimmauldplatzes gegenüber.
Hermine hatte die Hände in die Hüften gestemmt und Draco blitze sie aus zusammengekniffenen Augen an. Es war ein Spätsommernachmittag und sie waren alleine.
„Ich weiß garnicht, was du jetzt hören willst. Das war ein alter Freund, den ich vor ein paar Jahren mal kennengelernt habe. Er ist ein Muggel, falls du das wissen willst. Wir waren zwar ein paar Mal aus, aber...“
„Ein paar Mal? Was bedeutet: 'ein paar Mal'?“ Draco hatte sich kaum noch unter Kontrolle.
„Was regst du dich denn jetzt überhaupt so auf?“
„Was ich mich....ich hab ja wohl auch noch was zu sagen, wenn meine Freundin sich einfach einem anderen Mann an den Hals wirft, als wäre er die Erfüllung all ihrer Träume. Während ich selber nur fünf Meter daneben stehe. Und dann dieses ganze Getuschel und Gekicher. Ihr habt euch ja garnicht mehr los gelassen. Ich kann dich ja verstehen, wenn du einiges mit ihm zu besprechen hattest, aber du hast mich völlig ignoriert. Als wir in den Drei Besen saßen wollte ich nur meine Arm um dich legen und du hast mich weggestoßen, als hätte ich etwas ansteckendes an mir. Also verzeih mir, das ich mich deshalb ein bisschen aufrege!“ die letzten Worte schrie er ihr entgegen und hatte sich drohend vor ihr aufgebaut. Hermine starrte in ungläubig an und hatte ihre Arme wieder sinken lassen.
„Hast du...mich gerade deine Freundin genannt?“ fragte sie unsicher und sah ihm in die Augen.
„Für gewöhnlich nennt man die Person mit der man zusammen ist so, ja.“ antwortete er barsch.
„Du warst eifersüchtig? Wegen mir?“ fragte sie erneut leise.
„Was soll das denn jetzt? Ich warte...“
„Bitte, Draco! Sag es mir!“ sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. Damit brachte sie Draco völlig durcheinander.
„Natürlich wegen dir. Wegen wem den sonst? Ich hab dir doch gesagt, das du mich nicht mehr loswirst.“ er sah sie verwirrt an und hatte wieder einen normalen Ton angenommen. Hermine lies den letzten Abstand zwischen ihnen zurück, legte ihre Hände auf seine Hüften und sah in von unten herauf an. Draco sah, das ihre Augen verdächtig glitzerten.
„Da läuft nichts. Das hat es noch nie. Er wohnte damals in der Nachbarschaft, so hab ich ihn kennengelernt. Durch Hogwarts und allem was passierte, ist der Kontakt abgebrochen.“ sie legte ihre Stirn an seine Brust. „Bitte sei nicht mehr böse. Ich hab das doch nicht so gemeint. Ich wollte dich nicht abweisen.“ Hermine schloss ihre Augen und begann zu schluchzen.
Das lies Draco's Wut völlig verfliegen. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es sanft hoch, sodass sie ihn wieder ansehen musste.
„Da läuft also nichts?“ war es nun an ihm unsicher und leise zu fragen.
„Nein. Und das hat es auch nie. Ich will nur dich.“ versicherte sie Draco, in dessen Gesicht nun ein kleines Lächeln lag. „Glaubst du mir?“
„Ja.“ kam es direkt von Draco zurück, ehe er sich nach unten beugte, die Arme fest um sie schloss und sie sanft küsste.
'Was war das denn jetzt?' fragte sie sich selbst, nachdem die Bilder verschwunden waren. Sie wollte nur Draco? Das war doch unmöglich. Ihre Tränen waren nicht aufzuhalten und sie sah ihre Umgebung nur noch verschwommen. Ein verzweifeltes Lachen entkam ihrer Kehle und sie fasste sich an die Stirn. Hermine musste wieder rein. Das Spiel würde bald wieder vorbei sein und wenn sie dann nicht im Gemeinschaftsraum war, würde man sie suchen.
Also zog sie sich wieder am Geländer hoch und wischte die bereits vergossenen Tränen weg. Noch einmal sah sie sich um und erblickte dann am Ende der Brücke eine schwarzgekleidete Person mit platinblondem Haar.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 13: Der wahre Schuldige
Hermine wischte sich über das Gesicht um wieder eine klare Sicht zu bekommen und versuchte dabei die Person zu erkennen, die auf sie zukam. Doch gerade als sie sich die Augen rieb, vernahm sie auch schon die Stimme, die ihr unangenehm bekannt vorkam.
„Miss Granger! Ich bin erfreut sie zu sehen.“ höhnisch gedehnt erklang ihr Name und der Sarkasmus war nicht zu überhören. Hermine nahm ihre Hände wieder runter und konnte nun deutlich erkennen, wer hier vor ihr stand.
„Mr. Malfoy? Was...was machen sie hier?“ verwirrt starrte sie Lucius an.
„Das geht sie zwar nichts an, aber wenn sie schon fragen: Ich hab einen Termine mit der Schulleiterin. Ich bin trotz allem noch im Schulvorstand, wie sie wohl wissen.“ er bedachte Hermine wie Eh und Je mit dem gleichen abfälligen Blick, der seinen Stand verdeutlichen sollte.
„Aber heute...heute ist doch das Quidditch-Spiel und Professor McGonagall wird sicher auch dort sein. Da werden sie wohl jetzt kein Glück haben.“
„Ich brauche kein Glück, Miss Granger. Ich hab einen Termin und bekomme normalerweise immer, was ich will.“ die Monate in Askaban taten seiner herrischen Art in keinster Weise einen Abbruch. „Und soweit ich das mitbekommen habe, ist das Spiel vor zehn Minuten beendet worden.“ er sah kurz über seine Schulter auf die Ländereien und wandte sich dann wieder an Hermine.
Sie war wie versteinert. Sie hätte diese Aussage nehmen und verschwinden können, aber dann hätte er sie wohl nur begleitet und darauf konnte sie verzichten. Also beschloss sie kurzerhand zu warten, bis er weiterging. Das konnte nicht lange dauern, denn er könnte ja zusammen mit ihr gesehen werden.
„Was mich zu der Frage bringt, warum sie nicht bei dem Spiel sind?“
„Ich...ich brauchte etwas ruhe.“ kam es knapp von Hermine.
Sie versuchte Lucius nicht anzusehen und hoffte, das er endlich gehen würde. Sie sah, wie er mit seinem Gehstock einmal kurz auf den Boden tippte und ihr plötzlich die Hand hinhielt.
„Ich werde erwartet. Einen schönen Tag noch.“ obwohl seine Verabschiedung vor Gehässigkeit triefte zog er seine Hand nicht zurück.
Hermine war völlig perplex, ergriff sie aber dennoch. Und genau in dem Moment beschleunigte sich ihr Herzschlag und ihr Atem ging schneller. Sie wusste, was jetzt kommen würde, aber sie versuchte es aufzuhalten. 'Nicht, solange er noch hier ist. Bitte.' beschwor sie sich selbst und schloss kurz die Augen. Dann lies sie Lucius los und er ging weiter zum Schloss. Sie sah ihm nochmal nach um sicher zu gehen, das er sich nicht doch noch einmal umdrehte und viel erneut auf die Knie. Der Nebel überrollte sie schlagartig und verzweifelt schloss sie wieder die Augen...
Die Luft war stickig und Staub wirbelte durch den Raum. Das Licht war abgedunkelt und Hermine lag auf dem Boden. Der zerstörte Tisch über ihr machte das Bewegen unmöglich. Sie spürte etwas Warmes an ihrem Kopf herab in ihren Nacken fließen. Sie wusste das es ihr eigenes Blut war. Sie öffnete vorsichtig die Augen und erkannte die Eingangshalle des Malfoy Manors wieder. Alles war verwüstet und überall lagen zerbrochene Gegenstände. Dann erkannte sie Draco, der ein paar Meter von ihr entfernt schräg vor ihr stand und auf das andere Ende des Raumes starrte. Er atmete schwer und schien auch nicht mehr ganz unverletzt zu sein. Dort hinten saß sein eigener Vater am Boden, genauso lädiert wie sie selbst.
„Wie kannst du es wagen, dich mir entgegen zusetzten?“ schrie er seinem eigenen Sohn ins Gesicht. Hermine wollte auf sich aufmerksam machen, aber sie hatte keine Kraft etwas zu sagen.
„Wie kannst du es wagen mir soetwas anzutun. Deinem eigenen Sohn! Jetzt erzähl mir endlich was du gemacht hast!“ kam es nicht weniger leise von Draco zurück. Lucius versuchte sich aufzurichten, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Also musste er bleiben wo er war.
„Es war dumm von dir hier her zukommen, Draco. Und dann auch noch mit ihr. Nach allem was du getan hast. Du hast Schande über mich, deine Familie, über uns alle gebracht. Du hast dich auf die Seite der Guten geschlagen, weil du zu feige warst.“ Lucius blitze ihn böse an.
„Das ist nicht das was ich hören wollte, Vater.“ kam es gepresst von Draco, aber Lucius ließ sich nicht beeindrucken.
„Ich habe hier seelenruhig auf euch gewartet. Mir war klar, das du irgendwann zurückkommen würdest. Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, das du mit dem Vorhaben kamst, hier ausziehen zu wollen. Kannst du dir vorstellen wie wütend du mich damit gemacht hast, als ich das gehört habe? Und sicherlich hast du nicht mit mir hier gerechnet, nicht wahr? Dachtest, das ich erst, wie angekündigt, in drei Tagen aus Askaban zurückkehre. Du bist so nachlässig geworden.“
„Das reicht jetzt! Sag mir endlich, was ich wissen will!“
„Du hättest wissen müssen, das meine ganzen Kontakte auch noch während Askaban bestehen. Ein paar Gespräche hier, ein paar Versprechen da und schon war ich frei. Ich wollte mit dir reden, Draco. Aber als ich dich dann sah, wie du mit IHR hierher kamst, da war die Sache für mich klar. Was habe ich in deiner Erziehung nur falsch gemacht? Ich habe dir doch immer wieder erklärt, worum es geht. Doch du hast einfach vergessen wer wir sind und zu was uns unser Name verpflichtet. Du bist dem Orden beigetreten und hast mich, DEINEN EIGENEN VATER, nach Askaban gebracht. Du bist ein Nichts und das wird sich niemals ändern.“ Lucius hatte seine Stimme zum Ende hin ziemlich erhoben, aber er war anscheinend noch nicht fertig. „Ich musste dich aus dem Weg räumen, genau wie sie. Also dachte ich mir, das ich euch beide gebührend empfange. Doch ihr musstet euch ja wehren und jetzt sie, was du mit meinem Haus angestellt hast! Und nicht nur das. Hast du überhaupt eine Ahnung was du mit mir angestellt hast? Mit meinem Leben? Ich wollte doch nur, das du etwas lernst. Das du weißt, wie es ist etwas haben zu wollen, es aber nicht mehr bekommen zu können. Vielleicht kommst du dann wieder zur Besinnung.“ Lucius versuchte sich erneut aufzurichten, aber auch dieses Mal klappte es nicht. Draco hatte seinen Zauberstab wieder auf den Mann vor ihm gerichtet und schüttelte leicht den Kopf.
„Du bist wahnsinnig, Vater!“
„Wenn du das meinst, Draco. Aber ich bin mir sicher, das du das bald selbst beurteilen kannst.“ und dann hatte der ältere Malfoy wieder sein gehässiges und überlegenes Lächeln im Gesicht. Hermine konnte sich immernoch nicht bewegen und versuchte sich deshalb nur auf des Gesprochene zu konzentrieren. Draco ging langsam ein paar Schritte weiter in den Raum.
„Ich frage dich jetzt ein letztes Mal! Was hast du mit ihr gemacht?“ kam es gefährlich leise von Draco. Lucius Lächeln wurde breiter und er sprach mit einer Gelassenheit, als wäre das alles die normalste Sache der Welt.
„Ach, nichts besonderes, weißt du? Ein kleiner Gedächtniszauber gepaart mit einem Vergessensfluch. Dazu noch ein, zwei Bedingungen und Voilà! Fertig war mein Meisterwerk.“
Beide starrten wie geschockt zu Lucius. Jetzt war selbst Draco nicht mehr fähig zu reden. Sein Vater war einer der begabtesten Magier seiner Zeit und seine Zauber waren definitiv nicht Ohne. Lucius lachte triumphierend bei dem Anblick der geschockten Gesichter und entschloss sich, ihnen gleich alles zu erzählen.
„Sie wird dich und euer Leben vergessen, Draco. Sie wird sich an nichts mehr erinnern. Dann weißt du vielleicht was Wahnsinn bedeutet. Die Wirkung wird nicht heute eintreten und auch nicht morgen. Aber irgendwann wird sie aufwachen und von hier auf jetzt nichts mehr wissen. Einfach so. Puff, alles weg!“ mit einer Handbewegung machte er seine Erklärung des 'Puff' deutlich.
„Dann werde ich es ihr sagen. Ich werde ihr einfach wieder alles erzählen!“
„Na, na, na, Draco. Du hast die Bedingungen vergessen, die ich an den Zauber geknüpft habe. Aber tue es ruhig. Sag ihr alles. Denn wenn du das tust, dann wird der Zauber dafür sorgen, das sie dich hasst. Abgrundtief hasst. Sie wird keine einzige positive Erinnerung mehr mit dir verbinden. Und denk nicht, dass das nur bei dir passiert. Wenn auch nur einer von euch, egal wer, etwas zu ihr sagt, dann wird sie alle ihre negativen Gefühle auf dich projizieren und du wirst ihr schlimmster Alptraum sein. Die Wurzel allen Übels. Die zweite Bedingung ist die, das sie den ersten Schritt auf dich zumachen muss, ehe du ihr auf irgendeine Art und Weise etwas sagen oder ihr sogar näher kommen darfst. Aber da sie ja ab dann wieder den alten, hinterhältigen Draco vor Gesicht hat, den sie schon immer kannte, wird das wohl eher unwahrscheinlich sein.“ Draco sank auf seine Knie. Er traute seinen Ohren nicht und auch Hermine fasste das Ausmaß nur schwer. „Du wirst alles verlieren, Draco. Du wirst SIE verlieren. Und du kannst den Zauber nicht mehr aufhalten. NIEMALS!“
Die Bilderflut war längst vorbei, aber Hermine hatte immernoch ihrer Augen geschlossen. Unbewusst hielt sie den Atmen an. Sie spürte die Erschöpfung über sich hereinbrechen und zwang sich wieder zu atmen und aufzustehen. So heftig war die Bilderflut noch nie und es lies sie keineswegs unberührt. Sie wusste nicht, warum, aber die Tatsache, das Lucius Malfoy hinter allem steckte und das Draco unschuldig war, machte irgendwie Sinn. Sie konnte doch sowieso nicht mehr Richtig von Falsch unterscheiden.
Aber wenn das mit diesem Fluch stimmte, der angeblich auf ihr lag, wieso dann diese Bilder? Eigentlich waren das doch eher Erinnerungen. Erinnerungen aus der Vergangenheit um genau zu sein. Während sie sich den Kopf über all diese Dinge zerbrach, die sie doch nicht wirklich verstand, ging sie Gedankenverloren zurück ins Schloss und hoch zum Turm. Im Gemeinschaftsraum angekommen bemerkte sie die anderen nicht einmal und wandte sich direkt in Richtung des Mädchenschlafsaals. Kaum war sie durch die Tür und setzte sich auf ihr Bett, da war auch schon Ginny hinter ihr erschienen.
„Hermine? Was hast du denn? Ist was passiert?“ fragte sie besorgt.
Doch Hermine brauchte erst einmal etwas Zeit um sich zu fangen. Sie konnte über diese Sache noch nicht reden. Es war alles viel zu verwirrend, obwohl das doch eigentlich die Lösung war. Oder nicht? Nein, das musste sie zuerst alles in Ruhe sacken lassen, ehe sie sich wirklich damit beschäftigen konnte. Aber Ginny wartete immernoch auf eine Antwort.
„Ich...ich hab doch heute Ben aus dem Krankenflügel abgeholt.“ gab sie leise von sich. Das war mitunter auch eine Sache, die sie loswerden wollte. Merlin sei Dank war diese nicht so kompliziert.
„Ja, ich weiß. Und?“
„Als wir im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs waren, da....er wollte mit mir....er hat versucht mich...dazu zu zwingen...er...“ weiter kam sie garnicht.
„WAS? Ist das dein ernst? Er wollte sich an dir vergreifen?“ Ginny sah ihre Freundin geschockt an.
„Ja. Ich hab ihm vor ein paar Tagen gesagt, dass das mit uns nichts werden kann und eigentlich war das auch geklärt. Aber heute...ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Ich konnte mich dennoch rechtzeitig befreien. Es ist nichts schlimmes passiert.“
„Das ist doch wohl die Höhe! Was ist das denn für ein mieses Arschloch? Der kann sich doch nicht einfach das Recht raus nehmen...“ aber Hermine unterbrach Ginny in ihrer Wut.
„Ginny, bitte. So sehr ich es schätze, das du dich über ihn aufregst...könntest du das vielleicht trotzdem auf morgen verschieben? Ich bin so erschöpft und würde jetzt gerne einfach nur schlafen.“ Hermine legte sich flach auf ihr Bett und zog die Decke über sich. Das war heute alles eindeutig zu viel. Sie musste sich erholen.
„Natürlich! Schlaf nur. Aber ich schwöre dir, der kann was erleben.“ sagte Ginny, blickte noch einmal aufmunternd zu Hermine und lies sie dann alleine.
Am nächsten Morgen saß Draco ungeduldig in der großen Halle beim Frühstück und starrte auf die Tür. Er wusste nicht genau, was er erwartete, aber er konnte nicht anders.
„Malfoy, das wird doch an der Situation nichts ändern. Sie weiß es doch trotzdem immernoch nicht.“ sagte Blaise vorsichtig.
„Ich weiß, Zabini. Aber das heißt noch lange nicht, das ich die Hoffnung einfach so aufgebe. Nicht nach gestern.“ erwiderte Draco mit fester Stimme.
Blaise nickte ihm zu und aß dann weiter. Als Draco seinen Kopf wieder umdrehte, sah er Hermine am Gryffindortisch platz nehmen. Sie schien keine gute Nacht gehabt zu haben. Sie sah furchtbar müde und verwirrt aus. Er begann sich sorgen zu machen. Draco hoffte, das es nicht wegen ihrem Kuss war. Dann kam die Post herein und eine schwarze Eule landete vor ihm. Er brauchte nicht auf den Absender zu sehen, er wusste auch so von wem der Brief kam.
Draco!
Ich wollte dir nur mitteilen, das ich gestern in Hogwarts zugegen war. Ich hatte dort einen Termin mit deiner Schulleiterin.
Wichtige Punkte, die der Elternbeirat besprechen musste. Leider habe ich dich nicht mehr getroffen.
Dabei wollte ich doch so gerne wissen, wie es dir mittlerweile ergeht!
Und wo wir gerade dabei sind: Ich habe deine reizende, kleine Schlammblutfreundin Hermine Granger getroffen.
Wie ich selbst feststellen konnte, habe ich wunderbare Arbeit geleistet. Ich wollte nur, das du das weißt.
Du brauchst mir nicht zu antworten. Ich würde es sowieso nicht lesen!
Lucius
Er war gestern hier? Er hat mit Hermine gesprochen? Draco war fassungslos von dieser Unverfrorenheit seines Vaters. Er hatte doch schon genug angerichtet, aber nein, er musste sich auch noch lustig über ihn machen. Und dann schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Vielleicht war nicht Draco an Hermines Zustand schuld, sondern sein Vater. Er musste mit Ginny reden. Hermine würde es ihr doch zuerst erzählen. Als sich alle nach draußen begaben, fing Draco Ginny unauffällig ab und zog sie etwas abseits.
„Ginny? Was ist mit Hermine? Sie sieht nicht gut aus.“ Ginny's leicht nervöser Gesichtsausdruck machte Draco unruhig. Sie sah sich kurz um, ehe sie erzählte.
„Gestern hat sie doch Ben geholfen, als er entlassen wurde. Sie hat ihn in seinen Gemeinschaftsraum gebracht und als sie gehen wollte.....er hat versucht sie zum Sex zu zwingen! Sie konnte sich noch rechtzeitig befreien, aber sie war total durch den Wind. Mehr weiß ich auch nicht.“
Das war nicht das, was Draco eigentlich erwartet hatte. Das war viel schlimmer. Er hatte gefühlt, das gestern etwas vorgefallen war, auch wenn Hermine ihm nichts erzählt hatte. Wut grollte in ihm auf. Das würde Harris ihm büßen.
An diesem Sonntag schien seit langem Mal wieder die Sonne. Der Februar war ziemlich kalt. Umso mehr genossen Hermine, Harry und Ron die warmen Sonnenstrahlen und hatten es sich, nach dem Frühstück, im Innenhof gemütlich gemacht. Während Hermine genießerisch die Augen schloss, hörte sie den beiden Jungs zu, die ihr von dem gestrigen Spiel berichteten. Sie musste schmunzeln, da die beiden immer wieder versuchten ihr diese Sportart schmackhaft zu machen.
„Du hättest diesen Sturzflug sehen müssen! Cho hatte garkeine Möglichkeit mehr, den abzufangen. Und wie er sich dann abgebremst hat um nicht auf dem Boden aufzuschlagen. Der Wahnsinn! Du hättest wirklich dabei sein müssen, Hermine.“ erzählte ihr Ron voller Begeisterung. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah ihn an.
„Das glaube ich dir, Ron. Aber sag mal, warum bist du eigentlich nicht bei Hannah?“
„Ach, die ist in der Bibliothek und macht noch ihren Aufsatz für Alte Runen fertig. Ich würde sie dabei nur stören. Wir treffen uns später erst.“
Hermine lächelte ihn an. Mit Hannah hatte er wirklich eine gute Wahl getroffen. Dann sah sie sich auf dem Innenhof um und bemerkte plötzlich Ben, der sich auf den Weg zu ihr machte. Das konnte sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Er sollte sich eher von ihr fernhalten. Nervös rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. Doch Ben schaffte nichtmal die Hälfte des Weges zu ihr. Von rechts kam plötzlich Draco angerauscht, baute sich vor ihm auf und schlug ihm ohne zu zögern mit der Faust auf die Nase. Der ging völlig überrumpelt zu Boden und schlug hart auf.
„Ich schwöre dir, Harris, wenn du noch einmal die Hand an Hermine legst, dann war das hier nur der Anfang!“ knurrte er ihm bedrohlich entgegen.
Hermine hatte die Szene natürlich verfolgt und war unendlich erleichtert, das Draco mal wieder zu ihrer Rettung kam. So konnte man das wirklich sagen. Dann drehte er sich um und sah sie intensiv an. Sein Blick war liebevoll und es lag so eine Wärme darin, das ihr Herz einen Hüpfer machte. Sie hingegen sah in Dankbar an und lächelte sanft. Draco lächelte kurz zurück und ging dann wieder. Sie sah ihm nach, wie er sich entfernte. Am liebsten wäre sie ihm hinterher gerannt und hätte ihn umarmt, aber das kam ihr immernoch so komisch vor. Also lies sie es bleiben und nahm wieder das Gespräch mit Harry und Ron auf.
Den Rest des Tages verbrachte Hermine in der Bibliothek. Sie musste noch einige Sachen nachlesen und aufschreiben. Aber wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Die Szene im Innenhof und diese Erinnerung, die durch Lucius zum Vorschein kam, ließen sie einfach nicht los. Es wirkte alles so eindeutig, aber trotzdem waren da einige Fragen, die unbeantwortet blieben. Ehe sie sich wirklich darauf verlassen konnte, dass das die Wahrheit war, musste sie das klären. Aber dennoch war sie sich plötzlich sicher, das Draco wirklich unschuldig war. Diesen ganzen Aufwand hätte er doch niemals betrieben um sie reinzulegen. Denn dann dürfte er ihr doch auch garnicht helfen und sie verteidigen. Aber genau das tat er doch schon die ganze Zeit. Hermine brauchte Klarheit, ein für alle mal. Sie gab es auf weiter zu lernen und machte sich auf den Weg zum Turm.
Während sie fieberhaft überlegte wie sie das alles am besten anstellen sollte, bemerkte sie nicht, wie sie Gedankenverloren durch die Gänge irrte. Bis sie sah, das sie im siebten Stock angekommen war und sich unmittelbar beim Raum der Wünsche befand. Sie sah sich kurz um und dann erblickte sie Draco vor sich, der sie amüsiert musterte. Sie schüttelte innerlich die Gedanken ab und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er stand lässig mit der Schulter an der Wand angelehnt.
„Was ist denn so komisch?“ fragte sie.
„Du. Man sieht es dir jedes Mal an, wenn du in Gedanken bist. Du siehst dich nervös um, doch dabei siehst du eigentlich garnichts wirklich und kaust auf deiner Unterlippe herum. Manchmal kann man in deinem Gesicht, wie in einem offenen Buch lesen.“ grinste er. Hermine grinste zurück und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was machst du eigentlich hier?“
„Das selbe könnte ich dich auch fragen. Ich hab es im Gemeinschaftsraum nicht mehr ausgehalten. Pansy hält mal wieder eine ihrer modischen Referate. Das muss ich nicht unbedingt haben.“ antwortete ihr Draco.
„Ziemlich schwere Kost, was?“ witzelte Hermine. „Ich war in der Bibliothek und hab, mal wieder, die Zeit vergessen. Die Ausgangssperre ist bald rum und ich wollte eigentlich zurück zum Turm.“
„Na, da hast du dich aber ein bisschen verlaufen, würde ich meinen.“ gab Draco von sich und Hermine nickte nur.
Dann sahen die beiden sich an und in ihnen stieg plötzlich dieses Kribbeln auf. Einige Momente schwiegen sie sich an, ehe Hermine die Stille unterbrach.
„Danke. Für die Sache im Innenhof. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn Ben plötzlich vor mir zum stehen gekommen wäre.“ sagte sie leise und sah zu Boden. Draco löste sich von der Wand kam auf sie zu. Einen Meter von ihr entfernt blieb er stehen.
„Hermine....Ginny hat es mir erzählt. Wieso hast du mir gestern nichts davon gesagt, als ich dich gefragt hab?“ fragte Draco sanft. Hermine schloss für einen Moment ihre Augen und fasste sich an die Stirn.
„Weil ich mir so bescheuert vorkam. Ich meine, wie konnte ich mich nur so täuschen? Meine Menschenkenntnis hat mich doch noch nie im Stich gelassen. Und dann sowas! Ich hätte ihm das niemals zugetraut.“ Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und öffnete wieder ihre Augen.
„Das erklärt aber noch lange nicht, warum du es mir gestern nicht einfach gesagt hast.“
Sie schüttelte leicht mit dem Kopf und blickte Draco wieder ins Gesicht.
„Ich bin einfach nicht davon ausgegangen, das es dich wirklich interessieren würde.“ antwortete sie leise. Jetzt kam er noch einen Schritt näher und legte seine Hand an ihren Oberarm um ihn langsam auf und ab zu streicheln.
„Warum sollte es mich nicht interessieren, wenn ich doch selber danach frage?“
Hermine wischte sich über das Gesicht um wieder eine klare Sicht zu bekommen und versuchte dabei die Person zu erkennen, die auf sie zukam. Doch gerade als sie sich die Augen rieb, vernahm sie auch schon die Stimme, die ihr unangenehm bekannt vorkam.
„Miss Granger! Ich bin erfreut sie zu sehen.“ höhnisch gedehnt erklang ihr Name und der Sarkasmus war nicht zu überhören. Hermine nahm ihre Hände wieder runter und konnte nun deutlich erkennen, wer hier vor ihr stand.
„Mr. Malfoy? Was...was machen sie hier?“ verwirrt starrte sie Lucius an.
„Das geht sie zwar nichts an, aber wenn sie schon fragen: Ich hab einen Termine mit der Schulleiterin. Ich bin trotz allem noch im Schulvorstand, wie sie wohl wissen.“ er bedachte Hermine wie Eh und Je mit dem gleichen abfälligen Blick, der seinen Stand verdeutlichen sollte.
„Aber heute...heute ist doch das Quidditch-Spiel und Professor McGonagall wird sicher auch dort sein. Da werden sie wohl jetzt kein Glück haben.“
„Ich brauche kein Glück, Miss Granger. Ich hab einen Termin und bekomme normalerweise immer, was ich will.“ die Monate in Askaban taten seiner herrischen Art in keinster Weise einen Abbruch. „Und soweit ich das mitbekommen habe, ist das Spiel vor zehn Minuten beendet worden.“ er sah kurz über seine Schulter auf die Ländereien und wandte sich dann wieder an Hermine.
Sie war wie versteinert. Sie hätte diese Aussage nehmen und verschwinden können, aber dann hätte er sie wohl nur begleitet und darauf konnte sie verzichten. Also beschloss sie kurzerhand zu warten, bis er weiterging. Das konnte nicht lange dauern, denn er könnte ja zusammen mit ihr gesehen werden.
„Was mich zu der Frage bringt, warum sie nicht bei dem Spiel sind?“
„Ich...ich brauchte etwas ruhe.“ kam es knapp von Hermine.
Sie versuchte Lucius nicht anzusehen und hoffte, das er endlich gehen würde. Sie sah, wie er mit seinem Gehstock einmal kurz auf den Boden tippte und ihr plötzlich die Hand hinhielt.
„Ich werde erwartet. Einen schönen Tag noch.“ obwohl seine Verabschiedung vor Gehässigkeit triefte zog er seine Hand nicht zurück.
Hermine war völlig perplex, ergriff sie aber dennoch. Und genau in dem Moment beschleunigte sich ihr Herzschlag und ihr Atem ging schneller. Sie wusste, was jetzt kommen würde, aber sie versuchte es aufzuhalten. 'Nicht, solange er noch hier ist. Bitte.' beschwor sie sich selbst und schloss kurz die Augen. Dann lies sie Lucius los und er ging weiter zum Schloss. Sie sah ihm nochmal nach um sicher zu gehen, das er sich nicht doch noch einmal umdrehte und viel erneut auf die Knie. Der Nebel überrollte sie schlagartig und verzweifelt schloss sie wieder die Augen...
Die Luft war stickig und Staub wirbelte durch den Raum. Das Licht war abgedunkelt und Hermine lag auf dem Boden. Der zerstörte Tisch über ihr machte das Bewegen unmöglich. Sie spürte etwas Warmes an ihrem Kopf herab in ihren Nacken fließen. Sie wusste das es ihr eigenes Blut war. Sie öffnete vorsichtig die Augen und erkannte die Eingangshalle des Malfoy Manors wieder. Alles war verwüstet und überall lagen zerbrochene Gegenstände. Dann erkannte sie Draco, der ein paar Meter von ihr entfernt schräg vor ihr stand und auf das andere Ende des Raumes starrte. Er atmete schwer und schien auch nicht mehr ganz unverletzt zu sein. Dort hinten saß sein eigener Vater am Boden, genauso lädiert wie sie selbst.
„Wie kannst du es wagen, dich mir entgegen zusetzten?“ schrie er seinem eigenen Sohn ins Gesicht. Hermine wollte auf sich aufmerksam machen, aber sie hatte keine Kraft etwas zu sagen.
„Wie kannst du es wagen mir soetwas anzutun. Deinem eigenen Sohn! Jetzt erzähl mir endlich was du gemacht hast!“ kam es nicht weniger leise von Draco zurück. Lucius versuchte sich aufzurichten, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Also musste er bleiben wo er war.
„Es war dumm von dir hier her zukommen, Draco. Und dann auch noch mit ihr. Nach allem was du getan hast. Du hast Schande über mich, deine Familie, über uns alle gebracht. Du hast dich auf die Seite der Guten geschlagen, weil du zu feige warst.“ Lucius blitze ihn böse an.
„Das ist nicht das was ich hören wollte, Vater.“ kam es gepresst von Draco, aber Lucius ließ sich nicht beeindrucken.
„Ich habe hier seelenruhig auf euch gewartet. Mir war klar, das du irgendwann zurückkommen würdest. Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, das du mit dem Vorhaben kamst, hier ausziehen zu wollen. Kannst du dir vorstellen wie wütend du mich damit gemacht hast, als ich das gehört habe? Und sicherlich hast du nicht mit mir hier gerechnet, nicht wahr? Dachtest, das ich erst, wie angekündigt, in drei Tagen aus Askaban zurückkehre. Du bist so nachlässig geworden.“
„Das reicht jetzt! Sag mir endlich, was ich wissen will!“
„Du hättest wissen müssen, das meine ganzen Kontakte auch noch während Askaban bestehen. Ein paar Gespräche hier, ein paar Versprechen da und schon war ich frei. Ich wollte mit dir reden, Draco. Aber als ich dich dann sah, wie du mit IHR hierher kamst, da war die Sache für mich klar. Was habe ich in deiner Erziehung nur falsch gemacht? Ich habe dir doch immer wieder erklärt, worum es geht. Doch du hast einfach vergessen wer wir sind und zu was uns unser Name verpflichtet. Du bist dem Orden beigetreten und hast mich, DEINEN EIGENEN VATER, nach Askaban gebracht. Du bist ein Nichts und das wird sich niemals ändern.“ Lucius hatte seine Stimme zum Ende hin ziemlich erhoben, aber er war anscheinend noch nicht fertig. „Ich musste dich aus dem Weg räumen, genau wie sie. Also dachte ich mir, das ich euch beide gebührend empfange. Doch ihr musstet euch ja wehren und jetzt sie, was du mit meinem Haus angestellt hast! Und nicht nur das. Hast du überhaupt eine Ahnung was du mit mir angestellt hast? Mit meinem Leben? Ich wollte doch nur, das du etwas lernst. Das du weißt, wie es ist etwas haben zu wollen, es aber nicht mehr bekommen zu können. Vielleicht kommst du dann wieder zur Besinnung.“ Lucius versuchte sich erneut aufzurichten, aber auch dieses Mal klappte es nicht. Draco hatte seinen Zauberstab wieder auf den Mann vor ihm gerichtet und schüttelte leicht den Kopf.
„Du bist wahnsinnig, Vater!“
„Wenn du das meinst, Draco. Aber ich bin mir sicher, das du das bald selbst beurteilen kannst.“ und dann hatte der ältere Malfoy wieder sein gehässiges und überlegenes Lächeln im Gesicht. Hermine konnte sich immernoch nicht bewegen und versuchte sich deshalb nur auf des Gesprochene zu konzentrieren. Draco ging langsam ein paar Schritte weiter in den Raum.
„Ich frage dich jetzt ein letztes Mal! Was hast du mit ihr gemacht?“ kam es gefährlich leise von Draco. Lucius Lächeln wurde breiter und er sprach mit einer Gelassenheit, als wäre das alles die normalste Sache der Welt.
„Ach, nichts besonderes, weißt du? Ein kleiner Gedächtniszauber gepaart mit einem Vergessensfluch. Dazu noch ein, zwei Bedingungen und Voilà! Fertig war mein Meisterwerk.“
Beide starrten wie geschockt zu Lucius. Jetzt war selbst Draco nicht mehr fähig zu reden. Sein Vater war einer der begabtesten Magier seiner Zeit und seine Zauber waren definitiv nicht Ohne. Lucius lachte triumphierend bei dem Anblick der geschockten Gesichter und entschloss sich, ihnen gleich alles zu erzählen.
„Sie wird dich und euer Leben vergessen, Draco. Sie wird sich an nichts mehr erinnern. Dann weißt du vielleicht was Wahnsinn bedeutet. Die Wirkung wird nicht heute eintreten und auch nicht morgen. Aber irgendwann wird sie aufwachen und von hier auf jetzt nichts mehr wissen. Einfach so. Puff, alles weg!“ mit einer Handbewegung machte er seine Erklärung des 'Puff' deutlich.
„Dann werde ich es ihr sagen. Ich werde ihr einfach wieder alles erzählen!“
„Na, na, na, Draco. Du hast die Bedingungen vergessen, die ich an den Zauber geknüpft habe. Aber tue es ruhig. Sag ihr alles. Denn wenn du das tust, dann wird der Zauber dafür sorgen, das sie dich hasst. Abgrundtief hasst. Sie wird keine einzige positive Erinnerung mehr mit dir verbinden. Und denk nicht, dass das nur bei dir passiert. Wenn auch nur einer von euch, egal wer, etwas zu ihr sagt, dann wird sie alle ihre negativen Gefühle auf dich projizieren und du wirst ihr schlimmster Alptraum sein. Die Wurzel allen Übels. Die zweite Bedingung ist die, das sie den ersten Schritt auf dich zumachen muss, ehe du ihr auf irgendeine Art und Weise etwas sagen oder ihr sogar näher kommen darfst. Aber da sie ja ab dann wieder den alten, hinterhältigen Draco vor Gesicht hat, den sie schon immer kannte, wird das wohl eher unwahrscheinlich sein.“ Draco sank auf seine Knie. Er traute seinen Ohren nicht und auch Hermine fasste das Ausmaß nur schwer. „Du wirst alles verlieren, Draco. Du wirst SIE verlieren. Und du kannst den Zauber nicht mehr aufhalten. NIEMALS!“
Die Bilderflut war längst vorbei, aber Hermine hatte immernoch ihrer Augen geschlossen. Unbewusst hielt sie den Atmen an. Sie spürte die Erschöpfung über sich hereinbrechen und zwang sich wieder zu atmen und aufzustehen. So heftig war die Bilderflut noch nie und es lies sie keineswegs unberührt. Sie wusste nicht, warum, aber die Tatsache, das Lucius Malfoy hinter allem steckte und das Draco unschuldig war, machte irgendwie Sinn. Sie konnte doch sowieso nicht mehr Richtig von Falsch unterscheiden.
Aber wenn das mit diesem Fluch stimmte, der angeblich auf ihr lag, wieso dann diese Bilder? Eigentlich waren das doch eher Erinnerungen. Erinnerungen aus der Vergangenheit um genau zu sein. Während sie sich den Kopf über all diese Dinge zerbrach, die sie doch nicht wirklich verstand, ging sie Gedankenverloren zurück ins Schloss und hoch zum Turm. Im Gemeinschaftsraum angekommen bemerkte sie die anderen nicht einmal und wandte sich direkt in Richtung des Mädchenschlafsaals. Kaum war sie durch die Tür und setzte sich auf ihr Bett, da war auch schon Ginny hinter ihr erschienen.
„Hermine? Was hast du denn? Ist was passiert?“ fragte sie besorgt.
Doch Hermine brauchte erst einmal etwas Zeit um sich zu fangen. Sie konnte über diese Sache noch nicht reden. Es war alles viel zu verwirrend, obwohl das doch eigentlich die Lösung war. Oder nicht? Nein, das musste sie zuerst alles in Ruhe sacken lassen, ehe sie sich wirklich damit beschäftigen konnte. Aber Ginny wartete immernoch auf eine Antwort.
„Ich...ich hab doch heute Ben aus dem Krankenflügel abgeholt.“ gab sie leise von sich. Das war mitunter auch eine Sache, die sie loswerden wollte. Merlin sei Dank war diese nicht so kompliziert.
„Ja, ich weiß. Und?“
„Als wir im Gemeinschaftsraum der Hufflepuffs waren, da....er wollte mit mir....er hat versucht mich...dazu zu zwingen...er...“ weiter kam sie garnicht.
„WAS? Ist das dein ernst? Er wollte sich an dir vergreifen?“ Ginny sah ihre Freundin geschockt an.
„Ja. Ich hab ihm vor ein paar Tagen gesagt, dass das mit uns nichts werden kann und eigentlich war das auch geklärt. Aber heute...ich weiß nicht was in ihn gefahren ist. Ich konnte mich dennoch rechtzeitig befreien. Es ist nichts schlimmes passiert.“
„Das ist doch wohl die Höhe! Was ist das denn für ein mieses Arschloch? Der kann sich doch nicht einfach das Recht raus nehmen...“ aber Hermine unterbrach Ginny in ihrer Wut.
„Ginny, bitte. So sehr ich es schätze, das du dich über ihn aufregst...könntest du das vielleicht trotzdem auf morgen verschieben? Ich bin so erschöpft und würde jetzt gerne einfach nur schlafen.“ Hermine legte sich flach auf ihr Bett und zog die Decke über sich. Das war heute alles eindeutig zu viel. Sie musste sich erholen.
„Natürlich! Schlaf nur. Aber ich schwöre dir, der kann was erleben.“ sagte Ginny, blickte noch einmal aufmunternd zu Hermine und lies sie dann alleine.
Am nächsten Morgen saß Draco ungeduldig in der großen Halle beim Frühstück und starrte auf die Tür. Er wusste nicht genau, was er erwartete, aber er konnte nicht anders.
„Malfoy, das wird doch an der Situation nichts ändern. Sie weiß es doch trotzdem immernoch nicht.“ sagte Blaise vorsichtig.
„Ich weiß, Zabini. Aber das heißt noch lange nicht, das ich die Hoffnung einfach so aufgebe. Nicht nach gestern.“ erwiderte Draco mit fester Stimme.
Blaise nickte ihm zu und aß dann weiter. Als Draco seinen Kopf wieder umdrehte, sah er Hermine am Gryffindortisch platz nehmen. Sie schien keine gute Nacht gehabt zu haben. Sie sah furchtbar müde und verwirrt aus. Er begann sich sorgen zu machen. Draco hoffte, das es nicht wegen ihrem Kuss war. Dann kam die Post herein und eine schwarze Eule landete vor ihm. Er brauchte nicht auf den Absender zu sehen, er wusste auch so von wem der Brief kam.
Draco!
Ich wollte dir nur mitteilen, das ich gestern in Hogwarts zugegen war. Ich hatte dort einen Termin mit deiner Schulleiterin.
Wichtige Punkte, die der Elternbeirat besprechen musste. Leider habe ich dich nicht mehr getroffen.
Dabei wollte ich doch so gerne wissen, wie es dir mittlerweile ergeht!
Und wo wir gerade dabei sind: Ich habe deine reizende, kleine Schlammblutfreundin Hermine Granger getroffen.
Wie ich selbst feststellen konnte, habe ich wunderbare Arbeit geleistet. Ich wollte nur, das du das weißt.
Du brauchst mir nicht zu antworten. Ich würde es sowieso nicht lesen!
Lucius
Er war gestern hier? Er hat mit Hermine gesprochen? Draco war fassungslos von dieser Unverfrorenheit seines Vaters. Er hatte doch schon genug angerichtet, aber nein, er musste sich auch noch lustig über ihn machen. Und dann schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Vielleicht war nicht Draco an Hermines Zustand schuld, sondern sein Vater. Er musste mit Ginny reden. Hermine würde es ihr doch zuerst erzählen. Als sich alle nach draußen begaben, fing Draco Ginny unauffällig ab und zog sie etwas abseits.
„Ginny? Was ist mit Hermine? Sie sieht nicht gut aus.“ Ginny's leicht nervöser Gesichtsausdruck machte Draco unruhig. Sie sah sich kurz um, ehe sie erzählte.
„Gestern hat sie doch Ben geholfen, als er entlassen wurde. Sie hat ihn in seinen Gemeinschaftsraum gebracht und als sie gehen wollte.....er hat versucht sie zum Sex zu zwingen! Sie konnte sich noch rechtzeitig befreien, aber sie war total durch den Wind. Mehr weiß ich auch nicht.“
Das war nicht das, was Draco eigentlich erwartet hatte. Das war viel schlimmer. Er hatte gefühlt, das gestern etwas vorgefallen war, auch wenn Hermine ihm nichts erzählt hatte. Wut grollte in ihm auf. Das würde Harris ihm büßen.
An diesem Sonntag schien seit langem Mal wieder die Sonne. Der Februar war ziemlich kalt. Umso mehr genossen Hermine, Harry und Ron die warmen Sonnenstrahlen und hatten es sich, nach dem Frühstück, im Innenhof gemütlich gemacht. Während Hermine genießerisch die Augen schloss, hörte sie den beiden Jungs zu, die ihr von dem gestrigen Spiel berichteten. Sie musste schmunzeln, da die beiden immer wieder versuchten ihr diese Sportart schmackhaft zu machen.
„Du hättest diesen Sturzflug sehen müssen! Cho hatte garkeine Möglichkeit mehr, den abzufangen. Und wie er sich dann abgebremst hat um nicht auf dem Boden aufzuschlagen. Der Wahnsinn! Du hättest wirklich dabei sein müssen, Hermine.“ erzählte ihr Ron voller Begeisterung. Sie öffnete wieder ihre Augen und sah ihn an.
„Das glaube ich dir, Ron. Aber sag mal, warum bist du eigentlich nicht bei Hannah?“
„Ach, die ist in der Bibliothek und macht noch ihren Aufsatz für Alte Runen fertig. Ich würde sie dabei nur stören. Wir treffen uns später erst.“
Hermine lächelte ihn an. Mit Hannah hatte er wirklich eine gute Wahl getroffen. Dann sah sie sich auf dem Innenhof um und bemerkte plötzlich Ben, der sich auf den Weg zu ihr machte. Das konnte sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Er sollte sich eher von ihr fernhalten. Nervös rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. Doch Ben schaffte nichtmal die Hälfte des Weges zu ihr. Von rechts kam plötzlich Draco angerauscht, baute sich vor ihm auf und schlug ihm ohne zu zögern mit der Faust auf die Nase. Der ging völlig überrumpelt zu Boden und schlug hart auf.
„Ich schwöre dir, Harris, wenn du noch einmal die Hand an Hermine legst, dann war das hier nur der Anfang!“ knurrte er ihm bedrohlich entgegen.
Hermine hatte die Szene natürlich verfolgt und war unendlich erleichtert, das Draco mal wieder zu ihrer Rettung kam. So konnte man das wirklich sagen. Dann drehte er sich um und sah sie intensiv an. Sein Blick war liebevoll und es lag so eine Wärme darin, das ihr Herz einen Hüpfer machte. Sie hingegen sah in Dankbar an und lächelte sanft. Draco lächelte kurz zurück und ging dann wieder. Sie sah ihm nach, wie er sich entfernte. Am liebsten wäre sie ihm hinterher gerannt und hätte ihn umarmt, aber das kam ihr immernoch so komisch vor. Also lies sie es bleiben und nahm wieder das Gespräch mit Harry und Ron auf.
Den Rest des Tages verbrachte Hermine in der Bibliothek. Sie musste noch einige Sachen nachlesen und aufschreiben. Aber wirklich konzentrieren konnte sie sich nicht. Die Szene im Innenhof und diese Erinnerung, die durch Lucius zum Vorschein kam, ließen sie einfach nicht los. Es wirkte alles so eindeutig, aber trotzdem waren da einige Fragen, die unbeantwortet blieben. Ehe sie sich wirklich darauf verlassen konnte, dass das die Wahrheit war, musste sie das klären. Aber dennoch war sie sich plötzlich sicher, das Draco wirklich unschuldig war. Diesen ganzen Aufwand hätte er doch niemals betrieben um sie reinzulegen. Denn dann dürfte er ihr doch auch garnicht helfen und sie verteidigen. Aber genau das tat er doch schon die ganze Zeit. Hermine brauchte Klarheit, ein für alle mal. Sie gab es auf weiter zu lernen und machte sich auf den Weg zum Turm.
Während sie fieberhaft überlegte wie sie das alles am besten anstellen sollte, bemerkte sie nicht, wie sie Gedankenverloren durch die Gänge irrte. Bis sie sah, das sie im siebten Stock angekommen war und sich unmittelbar beim Raum der Wünsche befand. Sie sah sich kurz um und dann erblickte sie Draco vor sich, der sie amüsiert musterte. Sie schüttelte innerlich die Gedanken ab und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Er stand lässig mit der Schulter an der Wand angelehnt.
„Was ist denn so komisch?“ fragte sie.
„Du. Man sieht es dir jedes Mal an, wenn du in Gedanken bist. Du siehst dich nervös um, doch dabei siehst du eigentlich garnichts wirklich und kaust auf deiner Unterlippe herum. Manchmal kann man in deinem Gesicht, wie in einem offenen Buch lesen.“ grinste er. Hermine grinste zurück und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Was machst du eigentlich hier?“
„Das selbe könnte ich dich auch fragen. Ich hab es im Gemeinschaftsraum nicht mehr ausgehalten. Pansy hält mal wieder eine ihrer modischen Referate. Das muss ich nicht unbedingt haben.“ antwortete ihr Draco.
„Ziemlich schwere Kost, was?“ witzelte Hermine. „Ich war in der Bibliothek und hab, mal wieder, die Zeit vergessen. Die Ausgangssperre ist bald rum und ich wollte eigentlich zurück zum Turm.“
„Na, da hast du dich aber ein bisschen verlaufen, würde ich meinen.“ gab Draco von sich und Hermine nickte nur.
Dann sahen die beiden sich an und in ihnen stieg plötzlich dieses Kribbeln auf. Einige Momente schwiegen sie sich an, ehe Hermine die Stille unterbrach.
„Danke. Für die Sache im Innenhof. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn Ben plötzlich vor mir zum stehen gekommen wäre.“ sagte sie leise und sah zu Boden. Draco löste sich von der Wand kam auf sie zu. Einen Meter von ihr entfernt blieb er stehen.
„Hermine....Ginny hat es mir erzählt. Wieso hast du mir gestern nichts davon gesagt, als ich dich gefragt hab?“ fragte Draco sanft. Hermine schloss für einen Moment ihre Augen und fasste sich an die Stirn.
„Weil ich mir so bescheuert vorkam. Ich meine, wie konnte ich mich nur so täuschen? Meine Menschenkenntnis hat mich doch noch nie im Stich gelassen. Und dann sowas! Ich hätte ihm das niemals zugetraut.“ Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und öffnete wieder ihre Augen.
„Das erklärt aber noch lange nicht, warum du es mir gestern nicht einfach gesagt hast.“
Sie schüttelte leicht mit dem Kopf und blickte Draco wieder ins Gesicht.
„Ich bin einfach nicht davon ausgegangen, das es dich wirklich interessieren würde.“ antwortete sie leise. Jetzt kam er noch einen Schritt näher und legte seine Hand an ihren Oberarm um ihn langsam auf und ab zu streicheln.
„Warum sollte es mich nicht interessieren, wenn ich doch selber danach frage?“
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 14: Endlich alles verstehen
Hermine genoss Draco's Berührung und verlor sich erneut in seinen Augen. Die Tatsache, das Draco keine Anstalten machte die Hand wieder wegzunehmen, war ihr mehr als recht.
„Ich weiß es nicht. Es... es hätte einfach nicht zu dir gepasst.“ ihre Stimme klang unsicher.
„Und was passt zu mir?“ fragte er mit einem rauen Unterton.
Hermines Atmung beschleunigte sich und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er stand ihr viel zu nahe. Eigentlich könnte sie die Situation nutzen und ihn ausfragen. Sie könnte. Aber all ihre Fragen waren wie weggeweht. Um nichts in der Welt wollte sie diesen Augenblick zerstören.
„Ich hab keine Ahnung. Seit geraumer Zeit weiß ich überhaupt nicht mehr was ich von dir halten soll....was du in mir auslöst...“ an dieser Stelle brach ihre Stimme.
Draco musste sich schwer zusammenreißen. Er wollte sie nicht durch eine vorschnelle Reaktion vertreiben. Wusste aber auch, das er nicht mehr lange einfach nur so vor ihr stehen konnte. Also erhob er auch noch seine andere Hand an ihren Oberarm. Hermine ließ ihre verschränkte Arme wieder sinken und wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.
„Dann macht es dir doch bestimmt nichts aus, wenn ich....wenn ich...“ sein Gesicht näherte sich ihrem langsam aber sicher. Ihr Herz begann zu rasen und sie hoffte, das er es tat. In diesem Moment wollte Hermine nichts sehnlicher und ihm schien es genauso zu gehen.
„Nein.“ hauchte sie Draco entgegen, der dann endlich seine Lippen auf ihre legte.
Beiden schlossen ihre Augen und es durchfuhr sie wie ein Stromschlag. Hermine legte ihre Hände auf seine Brust um sich an ihm festzuhalten, denn ihre Knie drohten nachzugeben. Als hätte er das geahnt, schlossen sich seine Arme fest um ihren Rücken und ihre Taille. Er zog sie eng an sich und vertiefte den Kuss. Egal, was jetzt noch passierte, er würde sie nicht mehr loslassen. Hermine seufzte erregt und musste sich gegen ihn sinken lassen. Pudding war im Augenblick nichts gegen ihre Beine. Bevor er mit seiner Zunge auch nur um Einlass bitten konnte, hatte sie ihre Lippen schon einen Spalt weit geöffnet und suchte mit ihrer Zunge nach seiner. Sie schlang ihre Arme fest um seinen Nacken um nicht plötzlich auf dem Boden zu landen.
Dann drang ein Kratzen an ihre Ohren und beide lösten sich verwirrt von einander, aber nur gerade soviel um den Kopf etwas drehen zu können. Sie sahen sich um und erblickten die hölzerne Tür, die der Raum der Wünsche zum Vorschein gebracht hatte. Draco wandte als Erster sein Gesicht wieder zu Hermine, die immernoch auf die Tür starrte. Er wartete. Für ihn stand fest, das sie es entscheiden sollte, was als nächstes passiert. Und er würde sie zu nichts drängen. Also sagte er kein Wort.
Hermine wusste, was das zu bedeuten hatte. Ihr stellte sich nur noch die Frage, ob sie bereit dafür war. Ob sie diesen Schritt gehen wollte. Und sie spürte auch Draco's fragenden Blick, den er auf sie gerichtet hatte. Nach kurzem Überlegen, hatte sie ihre Entscheidung gefällt.
Hermine atmete einmal tief durch, ehe sie sich wieder Draco zuwandte. Mit einem letzten intensiven Blick befreite sie sich aus seiner Umarmung und trat ein paar Schritte zurück. Sie erkannte die Enttäuschung in seinen Augen und musste innerlich grinsen. Nie hätte sie gedacht, mal von jemandem so begehrt zu werden. Dann ergriff sie seine Hand, ging auf die Tür zu und zog ihn hinter sich her. Draco, völlig überrascht, folgte ihr ohne zu überlegen. Als beide hinter der Tür verschwanden, standen sie in einem kleinen, gemütlichen Raum. Das Kaminfeuer verströmte eine angenehme Wärme und das einzige Möbelstück war ein großes Himmelbett. Auf Hermines Gesicht erschien ein zaghaftes Lächeln. Sie wusste, das es richtig war, das spürte sie einfach. Und auch Draco wurde klar, das sie nicht wieder davonlaufen würde. Merlin wusste, das er dafür sorgen würde, das sie ihren Entschluss nicht bereuen würde. Er trat ganz dicht an sie heran, bevor sie sich zu ihm umdrehte und zu ihm aufsah.
„Keine Fragen, keine Erklärungen. Nicht jetzt und auch nicht danach.“ gab Hermine leise von sich. Der Versuch zu Reden, wäre sowieso gescheitert. Das war nicht die richtige Situation um Dinge zu regeln. Was auch Draco verstand.
„Ok.“ antwortete er genauso leise.
Dann fanden sich beide eng umschlugen und in einem leidenschaftlichen Kuss wieder. Langsam schob er Hermine in Richtung des Bettes, vor dem sie mit dem Rücken stand. Währenddessen schlüpften beide aus ihren Schuhen, Socken und Umhängen. Sie spürte das Bett an ihren Beinen und vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Draco war dabei sein Hemd aufzuknöpfen und es sich von der Schulter zu streifen. Hermine legte ihre Hände erneut auf seine nun nackte, muskulöse Brust was ihn zufrieden seufzen ließ. Er zog Hermine ihren Pulli über den Kopf und suchte sofort wieder ihre Lippen. Mit den Armen um ihre Hüfte hob er sie an um sie kurz darauf auf dem Bett abzulegen. Er war sofort über ihr und fuhr ihre Kinnlinie bis zu ihrem Hals nach, während sie die Hände über seinen Rücken nach unten wandern lies. Dann waren seine Hände plötzlich überall und sie schien unter seinen Berührungen zu verbrennen. Woher kannte er sie nur so gut?
Draco stieg ihr Duft in die Nase und das schürte sein Verlangen nur. Solange musste er auf die Frau unter sich verzichten und hatte dabei nicht einmal geahnt, das die Sehnsucht so groß war.
Hermine hatte nicht einmal bemerkt wie Draco ihnen die restlichen Kleider abgelegt hatte. Erst als sie ihn an ihrer Brust und ihrem Bauch spürte, wurde ihr das klar. Sie konnte ihr Stöhnen nicht mehr zurückhalten und zog ihn noch näher zu sich. Mit einer fließenden Bewegung war er in der richtigen Position und küsste sie erneut innig. Hermine schlang ihre Beine um seine Taille und er machte aus ihnen beiden Eins. Plötzlich war jegliche Kontrolle dahin. Sie klammerte sich an ihm fest, was ihn nur noch mehr anheizte. Ihre Bewegungen hatten sich schnell aufeinander abgestimmt, als hätten sie das schon immer so getan. Aber trotzdem fühlte es sich so neu an. Dann stieg die Anspannung in beiden und sie konnten sich nicht mehr zurückhalten. Draco sorgte dafür, das er zuerst Hermine mitbekam, ehe er sich selbst hingab. Er lies sich erschöpft auf Hermine nieder und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge, aber für sie war es noch nicht vorbei. Sie legte ihre Arme fest um Draco und schloss die Augen. Sie würde den Nebel eh nicht aufhalten können...
Die Sonne stand schon ziemlich tief am Himmel und hüllte Hogwarts' Ländereien in ein rot-goldenes Licht. Es war ende September und morgen würde wieder der Unterricht losgehen.
Knapp vier Monate nach Voldemorts Tod und dem Sieg lief alles wieder wie normal. Hermine stand auf dem Astronomieturm und zog ihren Umhang enger um sich.
Der Abendwind war zu dieser Zeit schon recht kühl. Sie beobachtete zwei Thestrale, die ihre Kreise über dem verbotenen Wald zogen und wartete.
In Hagrids Hütte brannte Licht und Rauch stieg aus dem Schornstein empor. Dann zogen sie zwei Arme von hinten ganz nah an einen warmen Körper.
„Als ich das letzte Mal hier oben stand, ist Dumbledore gestorben.“ Hermine schloss kurz die Augen.
Sie wusste, das diese Sache Draco immernoch schwer belastete. „Und jetzt stehe ich hier mit dir in der Abenddämmerung und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.“
„Hör endlich auch dir die Schuld dafür zu geben. Du hattest doch garkeine Wahl.“ erwiderte sie sanft und kuschelte sich näher an ihn heran.
Sein griff wurde fester und sie starrten einige Minuten in die Ferne. Irgendwann unterbrach Draco wieder die Stille.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“
Hermine riss überrascht die Augen auf und drehte sich zu Draco um.
„Ich liebe dich auch.“ flüsterte sie ihm zu und sie verfielen in einen zärtlichen Kuss.
„Hermine?“ erschrocken riss Hermine ihre Augen auf und starrte direkt in die Sturmgrauen von Draco, die sie besorgt musterten. „Hermine, ist alles in Ordnung?“
Aber sie konnte nichts antworten. Hermine lies ihre Arme zurück auf das Bett sinken und dachte fieberhaft nach. Das war jetzt wirklich zu viel. Sie hatte gewusst, das sie sich zu Draco hingezogen fühlte und das sie emotional irgendwie mit ihm verbunden war, aber Liebe? Nein, das war unmöglich. Draco wusste doch garnicht was das ist und sie war sich sicher, das sie nicht solche tiefen Gefühle für ihn hatte. Oder? Augenblicklich fühlte sie sich in die Ecke gedrängt und wollte nur noch weg.
„Geh von mir runter.“ wisperte sie ihm zu.
„Was?“ Draco traute seinen Ohren nicht. Verwirrt starrte er sie an.
„Bitte, geh...geh von mir runter, Draco.“ sagte sie nun etwas lauter.
Sie flehte ihn an und er sah ihre Verzweiflung. Also rollte er sich auf die Seite und gab sie frei. Hermine sprang sofort auf und suchte ihre Sachen zusammen. Sie schaffte es nicht ihn anzusehen.
„Was hast du denn?“ fragte Draco weiter nach. Hermine hielt kurz inne.
„Keine Fragen und keine Erklärungen. Schon vergessen?“ ihre Stimme zitterte verdächtig und während sie sich wieder anzog, glaubte Draco sie ständig soetwas wie 'Das kann nicht sein!' und 'Alles Einbildung!' murmeln zu hören. Er verstand gerade garnichts mehr.
„Du willst doch jetzt nicht gehen, oder?“ er verfolgte jede einzelne Bewegung von ihr.
„Ich muss.“ antwortete sie. Fertig angezogen ging sie zur Tür.
„Hermine, komm zurück.“ rief Draco und erhob sich auf der Matratze.
„Das geht nicht.“ waren ihre letzten Worte, ehe sie verschwand.
Draco fühlte sich unendlich verloren. Er lies sich wieder in die Kissen sinken und spürte die Leere, die sich in ihm ausbreitete. So würde er das nicht enden lassen. Nicht so.
Hermine rannte zurück zum Turm und direkt in den Mädchenschlafsaal. Sie schloss ihren Baldachin und verzauberte ihr Bett um ungestört zu bleiben. Sie wollte heute mit keinem mehr reden.
Schon früh am nächsten Morgen war Draco aus dem Raum der Wünsche verschwunden. Mit schnellen Schritten war er im Kerker um seine Schultasche zu holen und beeilte sich dann zum Frühstück wieder nach oben. In der großen Halle angekommen war er einer der Ersten und so setzte er sich, mit dem Blick auf die Tür. Seine Gedanken kreisten nur um Hermine und die vergangene Nacht. Sie beide waren sich endlich wieder so nah und Draco's Hoffnung lies das immens in die Höhe steigen. Vielleicht hatte sie irgendetwas gefühlt, etwas neuartiges, das sie dazu gebracht hatte zu flüchten.
Vielleicht hatte sie sich jetzt wieder etwas beruhigt und vielleicht würde sie nun die richtigen Fragen stellen, wenn er sie ansprach. Auch wenn das bedeutete, das er ihr alles wieder erzählen müsste. Er würde es tun und dann könnten sie von vorne beginnen. Aber dafür müsste sie erst einmal auftauchen. Doch sie kam nicht. Er sah sie weder beim Frühstück, noch bei den ersten Unterrichtsstunden. Bis er sie dann in einem Gang auf sich zukommen sah. Wie angewurzelt blieb er stehen und wartete. Hermine erhob ihren Blick nach vorne und erkannte ihn sofort. In dem Moment setzte er sich in Bewegung und eilte zu ihr. Jedoch verlangsamte Hermine ihre Schritte und knetete nervös ihre Hände.
Als er nur noch wenige Meter von ihr entfernt und sie sich sicher war, das er etwas sagen wollte, bedachte sie ihn mit einem flehenden Blick der ihn erneut zum stehen brachte. Verständnislos blickte er auf sie und wollte etwas sagen, doch Hermine schüttelte nur kurz mit Kopf. Anscheinend hatte sie sich doch noch nicht beruhigt und zog es eher vor, ihm aus dem Weg zu gehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging Hermine weiter, mit den Blick auf den Boden gerichtete direkt an ihm vorbei. Draco starrte ihr noch lange bestürzt hinterher.
Hermine war immernoch mehr als verwirrt. Die Nacht war kurz und die letzte Erinnerung spukte ihr ständig im Kopf herum. Ihr Verstand sagte ihr, das sie mit Draco reden musste, wenn sie endlich Antworten und Klarheit wollte. Er schien eine zentrale Rolle in allem zu spielen, schon von Anfang an. Aber sie konnte sich nicht überwinden. Sie konnte einfach nicht. Der Kampf in ihrem Inneren lies ihre Entscheidung ständig schwanken. Aber eins wusste sie genau. Sie musste mit jemandem reden. Sie konnte das alles nicht mehr alleine tragen. Die letzten Wochen waren so voller Ereignisse und alles schien sich gerade zu überladen.
Doch wer war geeignet? Natürlich. Ginny! So saß sie nun den restlichen Unterricht ungeduldig da und wartete auf das Ende. Als die Glocke sie endlich erlöste, lies sie keine Zeit verstreichen und machte sich auf die Suche nach ihr. Hermine wollte gerade um eine Ecke biegen, als sie schon Ginny's Stimme hörte. Aber sie war nicht alleine. Eine zweite Stimme war zu hören. Eine, die ihr unheimlich bekannt vorkam. Somit stellte sie sich an die Mauer und spie in den nächsten Gang. Dort viel ihr Blick auf Ginny, die sich mit Draco unterhielt. Hermine rührte sich nicht vom Fleck und versuchte etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
„...und wir haben abgemacht, dass das nicht nochmal passiert.“ sagte die Rothaarige.
„Ich weiß, Ginny. Ich war dabei. Aber versteh mich doch! Ich liebe...“
„Nein, Draco. Sag das jetzt nicht. Das ändert auch nichts an der Sache.“
„Doch, das tut es. Ohne dich kann...“
„Ok, ok.“ Ginny hob abwehrend die Hände und Draco sah erleichtert und zufrieden aus.
Nach einigen Momenten grinsten die beiden sich an. Ginny schlug ihm spielerisch auf den Oberarm und dann gingen sie davon. Hermine drehte sich mit dem Rücken zur Wand. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wollte Draco Ginny gerade sagen, das er sie liebte? Konnte das sein? Sie wusste es nicht. Sie spürte nur die plötzliche Eifersucht in sich aufsteigen. Also musste jetzt noch eine Sache geklärt werden.
Eine ganze Zeitlang lief sie Planlos durch die Gänge, nicht bemerkend, an wem sie so vorbeiging. Dann hielt sie die Ungewissheit nicht mehr aus. Also wandte sie sich um ging zum Gemeinschaftsraum. Hinter dem Portraitloch fand sie Ginny mit Harry am Kamin sitzen und über ihren Büchern brühten. Schlagartig war es um ihre Ruhe geschehen. Zu ihrer Eifersucht gesellte sich auch noch Zorn und sie verzichtete vollkommen auf die Begrüßung.
„Beantworte mir nur eine Frage, Ginny. Was läuft da?“
Ginny stand langsam auf und sah kurz zu Harry. Beide tauschten einen beunruhigenden Blick aus.
„Was meinst du denn?“ „Hermine?“ fragten Harry und Ginny gleichzeitig.
„Hast du gewusst, das Ginny sich heimlich mit Draco trifft, Harry?“ wieder sahen sich Hermines Freunde an. „Ich hab sie heute gesehen, wie sie sich ganz unauffällig getroffen und getuschelt haben. So als hätten sie was am laufen miteinander.“
Hermine wusste nicht warum, aber sie konnte ihre Emotionen nicht wirklich zurückhalten. Und das Harry und Ginny nicht darauf reagierten, machte es nur noch schlimmer. Ginny war die Nächste, die sprach.
„Hermine? Kann es sein, das du eifersüchtig bist?“
Das brachte das Fass zum überlaufen. Heute lief doch wirklich garnichts richtig. Wutschnaubend setzte sie an, doch ihr fehlten die passenden Worte. 'Ich muss hier raus!' war das Einzige, was sie dachte. Abrupt drehte sie sich um und lief wieder aus dem Turm. Sie lief und lief, bis sie am See endgültig zum stehen kam. Nur die Tränen, die sich gesammelt hatten, bahnten sich weiter einen Weg über ihre Wangen.
Keine zwei Minuten später hörte Hermine Schritte hinter sich und als sie sich umdrehte, sah sie Ginny auf sich zulaufen. Die riss erschrocken ihre Augen auf bei dem Anblick den Hermine ihr bot.
„Verdammt, was ist denn nur los mit dir, Hermine?“ knapp vor ihr blieb Ginny stehen.
Hermine atmete hörbar aus, schloss ihre Augen und ließ den Kopf sinken.
„Ich weiß es nicht, Ginny.“ dann sah sie wieder auf. „Was ist mit mir passiert?“
Ginny überlegte kurz. Hermine wusste also, das etwas nicht stimmte. Sie fragte explizit danach. Was wäre sie also für eine Freundin, wenn sie ihr nicht helfen würde.
„Was genau weißt du? Hermine, du musst es mir zuerst erzählen, ehe ich es dir erklären kann.“
„Aber...“ wollte sie protestieren, doch Ginny fiel ihr ins Wort.
„Kein aber. Bitte erzähl es mir einfach.“ erwiderte Ginny ruhig. Hermine sah sie kurz zweifelnd an. Und dann gab sie nach, denn sie wusste das es wohl nicht anders gehen würde.
„Ich hab in den letzten Tagen wieder Bilder gesehen. Zuerst eine Eifersuchtsszene in Sirius' Haus. Draco und ich haben uns gestritten, wegen eines alten Freundes von mir. Aber ich konnte ihn überzeugen das ich nur ihn will. Verstehst du? Ich hab ihm gesagt, das ich nur ihn will.“ sie machte eine kurze Pause um die Worte wirken zu lassen.
„Dann war gestern Lucius Malfoy hier. Ich hab ihn getroffen und er war genauso ekelhaft wie immer. Als er sich verabschiedet hat, reichte er mir seine Hand. Ich wusste nicht warum, aber ich hab sie angenommen. Und dadurch waren die nächsten Bilder da. Wir waren in Malfoy Manor und die Eingangshalle war übersät mit Trümmerteilen. Ich lag verletzt auf dem Boden und konnte mich nicht bewegen, geschweige denn sprechen. Draco und sein Vater waren auch da und ihnen ging es nicht besser. Dann hat Lucius angefangen auf Draco einzureden und hat plötzlich von irgendeinem Zauber gesprochen, den er mir auferlegt hat. Das ich alles vergessen würde, mein Leben mit Draco vergessen würde. Und das ich ihn für immer hassen würde, wenn er mir davon erzählt. Oder wenn das einer von euch tut. Das man mir nur etwas sagen kann, wenn ich den ersten Schritt mache.“ ratlos sah sich kurz um und fuhr dann mit ihrer Erzählung fort.
„Und gestern Abend bin ich dann Draco noch begegnet. Ich wollte ihn danach fragen, aber als ich ihm gegenüber stand....da war alles weg. Ich wollte nur noch in seiner Nähe sein. Wir standen vor dem Raum der Wünsche und...und haben es getan. Nicht, das ich es bereuen würde, ganz im Gegenteil. Es fühlte sich richtig an. Aber am Ende waren plötzlich wieder Bilder da. Es war ende September und wir standen hier auf dem Astronomieturm. Wir haben uns gesagt, das wir uns lieben. ICH hab ihm gesagt, das ich ihn liebe. LIEBE, verstehst du? Ginny...“ hier brach Hermine ab. Sie konnte nicht weiter reden. Sie fasste sich an die Stirn und schloss erneut die Augen.
„Ok, das sind ziemlich viele Dinge, die du mittlerweile weißt. Ich werde versuchen dir alles zu erklären, soweit ich das kann. Den Rest wirst du fragen müssen.“ Hermine nickte.
„Ja, Lucius hat dir einen Zauber auferlegt, der dafür sorgen sollte, das du alles vergisst und der uns die Möglichkeit genommen hat, dir einfach alles zu erklären. Wie du selber gesagt hast, musst du uns darauf ansprechen, ehe wir dir etwas von der Vergangenheit sagen können. Und da wir alle davon ausgegangen sind, das es nicht soweit kommt...wir dachten, es wäre für dich besser, wenn alles wieder so läuft wie früher. Als wäre nichts gewesen. Nur Draco und ich haben uns immer wieder getroffen, damit ich ihm sagen konnte, wie es dir geht. Er will nichts von mir und ich nichts von ihm. Er wollte immer nur etwas von dir und das wird sich wohl auch nicht ändern.“ Hermine sah Ginny ungläubig an.
„Ich glaube, es wäre besser wenn du fragst. Ich weiß ja garnicht, was du überhaupt wissen willst.“
Wieder nickte Hermine. Sie wollte einiges wissen.
„Wieso hat Lucius das getan? Wieso dieser Zauber?“
„Aus Rache. Ich meine, sein Leben ist nach Ende des Krieges nicht gut verlaufen. Narzissa hat ihn verlassen. Sie konnte ihm die Ereignisse nicht verzeihen. Und Draco war plötzlich einer von den Guten. Er ist dem Orden beigetreten und hat sich in ein...na, du weißt schon...Schlammblut verliebt. Er hat seinen eigenen Vater nach Askaban gebracht. Plötzlich war alle Welt glücklich, nur er siecht dahin. Das konnte er wohl nicht ertragen.“
„Also...waren Draco und ich wirklich zusammen?“
„Ja, undzwar ziemlich glücklich, wenn ich das so sagen darf.“
„Wie lange?“
„Im Januar sind es acht Monate geworden.“
„ACHT MONATE???“
Ginny nickte nur. Hermine schüttelte schockiert den Kopf.
„Acht Monate meines Lebens, von denen ich nichts mehr weiß?“ wieder konnte Ginny nur nicken.
Das brachte Hermine vollends durcheinander. Sie sollte acht Monate glücklich mit einem Mann gewesen sein, den sie für ihren ärgsten Feind hielt. Das musste sie erst einmal verdauen. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
„Ja, aber wie...wie bin ich denn überhaupt mit ihm zusammen gekommen?“ Ginny lächelte zaghaft.
„Als ihr damals im St. Mungos lagt, da wolltet ihr zuerst garnicht miteinander reden. Du hattest in den ersten Nächten starke Alpträume von denen Draco immer wach wurde. Irgendwann konnte Draco dein Wimmern und Heulen nicht mehr ertragen und hat versucht dich zu beruhigen. Dabei bist du wach geworden und nach dem ersten Schockmoment habt ihr euch dann den Rest der Nacht ziemlich lange unterhalten. Eigentlich so über alles und von da an wart ihr Freunde. Deine Alpträume waren damit auch nicht mehr so schlimm, bis sie dann ganz verschwunden sind. Nachdem ihr entlassen wurdet, seit ihr in Sirius' Haus gezogen. Draco hat angefangen sich um dich zu bemühen, aber du konntest ihm einfach nicht vertrauen. Als du dann auch noch sein dunkles Mal gesehen hast, habt ihr euch gestritten. Doch du hast irgendwann nachgegeben und ihr habt euch wieder vertragen. Da warst du schon genauso verliebt wie er. Trotzdem wolltet ihr es erstmal langsam angehen lassen. Und dann...“ aber hier übernahm Hermine das Reden.
„...haben wir Harry's Geburtstag im Fuchsbau gefeiert. Ich hab dieses Spiel verloren und musste Draco küssen.“ stellte sie fest.
„Ja, und nach diesem Abend wart ihr offiziell zusammen.“
Das ergab eindeutig Sinn und es passte. Hermine begann es zu glauben. Warum sollte Ginny sie auch anlügen. Obwohl das alles doch ziemlich unfassbar klang, hatte Hermine sich soweit wieder gefasst und fühlte sich auf einmal wohl. Die Vorstellung der Dinge gerade jagten ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken.
„Damals, als ich mit Draco nackt in diesem Klassenzimmer wachgeworden bin...hab ich da meine Erinnerungen...?“
„In dieser Nacht hat der Zauber angefangen zu wirken, ja. Du hast zuerst nur Kleinigkeiten vergessen, aber das blieb nicht lange so. Ihr wolltet die letzten Stunden gemeinsam verbringen und nachdem du eingeschlafen bist, hatte Draco vor zu gehen. Du solltest zwar verwirrt, aber nicht geschockt aufwachen. Doch du wolltest ihn wohl nicht gehen lassen und dann ist er auch eingeschlafen.“ Hermine wandte ihr Gesicht zum See.
„Und ihr habt das alles gewusst? Die ganze Zeit?“ erneut nickte Ginny nur.
„Aber wie habt ihr euch denn alle vertragen?“ ein breites Grinsen machte sich auf Ginny's Gesicht breit.
„Das haben wir dir zu verdanken. Du hast uns dazu gebracht, endlich miteinander zu reden. Sogar noch im St. Mungos. So konnten wir alle endlich die Vergangenheit ruhen lassen. Ich bezweifle zwar, das Harry, Ron und Draco jemals beste Freunde werden, aber sie haben sich gegenseitig verziehen und akzeptieren sich. Und das ist meiner Meinung nach schon ein ziemlich großer Erfolg.“ jetzt musste sogar Hermine kurz auflachen.
Da hatte sie nun ihre plausible Erklärung, ihre Klarheit und dennoch war sie sich unsicher. Das kam alles viel zu schnell, viel zu plötzlich und sie wusste einfach nicht wie sie damit umgehen sollte. Ginny schien ihre Gedanken zu ahnen.
„Du musst es ihm sagen, Hermine. Sagen, das du einen Großteil wieder weißt. Er macht sich jetzt schon ohne Ende Sorgen um dich.“ schlagartig fuhr Hermine herum.
„Nein, das werde ich nicht. Und du wirst es auch nicht. Ginny, versprich mir, das du nichts sagen wirst. Zu niemandem.“ verständnislos sah sie Hermine an.
„Aber warum denn nicht? Er muss doch wissen, das du...“
„Ich kann das aber nicht. Noch nicht. Ich meine, ja ich weiß jetzt vielleicht einen Großteil. Aber was sind diese paar Informationen im Gegensatz zu acht Monaten? Garnichts. Da gibt es soviele Momente, Erinnerungen, Situationen, Details, die ich nicht weiß. Und eigentlich kenne ich Draco doch garnicht. Natürlich werde ich es ihm sagen, aber nicht jetzt und auch nicht in nächster Zeit. Ich muss das alles doch erstmal selbst verarbeiten, damit ich weiß, wie ich damit umgehen kann. Bitte, Ginny. Versuch mich zu verstehen.“
Und das tat sie. Sie sah ihrer Freundin die Verzweiflung an. Ihr wäre es bestimmt nicht anders ergangen. Zu wissen, das man ein Leben hatte, ein Glückliches noch dazu, das auf einmal nicht mehr existiert, ist schon verwirrend genug.
„Ok, ich verspreche es. Ich sage nichts, zu niemandem.“
„Danke!“ Hermine viel ihrer besten Freundin um den Hals und beide umarmten sich. Noch lange standen sie so da, unwissend wie es jetzt weitergehen sollte.
Hermine genoss Draco's Berührung und verlor sich erneut in seinen Augen. Die Tatsache, das Draco keine Anstalten machte die Hand wieder wegzunehmen, war ihr mehr als recht.
„Ich weiß es nicht. Es... es hätte einfach nicht zu dir gepasst.“ ihre Stimme klang unsicher.
„Und was passt zu mir?“ fragte er mit einem rauen Unterton.
Hermines Atmung beschleunigte sich und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er stand ihr viel zu nahe. Eigentlich könnte sie die Situation nutzen und ihn ausfragen. Sie könnte. Aber all ihre Fragen waren wie weggeweht. Um nichts in der Welt wollte sie diesen Augenblick zerstören.
„Ich hab keine Ahnung. Seit geraumer Zeit weiß ich überhaupt nicht mehr was ich von dir halten soll....was du in mir auslöst...“ an dieser Stelle brach ihre Stimme.
Draco musste sich schwer zusammenreißen. Er wollte sie nicht durch eine vorschnelle Reaktion vertreiben. Wusste aber auch, das er nicht mehr lange einfach nur so vor ihr stehen konnte. Also erhob er auch noch seine andere Hand an ihren Oberarm. Hermine ließ ihre verschränkte Arme wieder sinken und wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.
„Dann macht es dir doch bestimmt nichts aus, wenn ich....wenn ich...“ sein Gesicht näherte sich ihrem langsam aber sicher. Ihr Herz begann zu rasen und sie hoffte, das er es tat. In diesem Moment wollte Hermine nichts sehnlicher und ihm schien es genauso zu gehen.
„Nein.“ hauchte sie Draco entgegen, der dann endlich seine Lippen auf ihre legte.
Beiden schlossen ihre Augen und es durchfuhr sie wie ein Stromschlag. Hermine legte ihre Hände auf seine Brust um sich an ihm festzuhalten, denn ihre Knie drohten nachzugeben. Als hätte er das geahnt, schlossen sich seine Arme fest um ihren Rücken und ihre Taille. Er zog sie eng an sich und vertiefte den Kuss. Egal, was jetzt noch passierte, er würde sie nicht mehr loslassen. Hermine seufzte erregt und musste sich gegen ihn sinken lassen. Pudding war im Augenblick nichts gegen ihre Beine. Bevor er mit seiner Zunge auch nur um Einlass bitten konnte, hatte sie ihre Lippen schon einen Spalt weit geöffnet und suchte mit ihrer Zunge nach seiner. Sie schlang ihre Arme fest um seinen Nacken um nicht plötzlich auf dem Boden zu landen.
Dann drang ein Kratzen an ihre Ohren und beide lösten sich verwirrt von einander, aber nur gerade soviel um den Kopf etwas drehen zu können. Sie sahen sich um und erblickten die hölzerne Tür, die der Raum der Wünsche zum Vorschein gebracht hatte. Draco wandte als Erster sein Gesicht wieder zu Hermine, die immernoch auf die Tür starrte. Er wartete. Für ihn stand fest, das sie es entscheiden sollte, was als nächstes passiert. Und er würde sie zu nichts drängen. Also sagte er kein Wort.
Hermine wusste, was das zu bedeuten hatte. Ihr stellte sich nur noch die Frage, ob sie bereit dafür war. Ob sie diesen Schritt gehen wollte. Und sie spürte auch Draco's fragenden Blick, den er auf sie gerichtet hatte. Nach kurzem Überlegen, hatte sie ihre Entscheidung gefällt.
Hermine atmete einmal tief durch, ehe sie sich wieder Draco zuwandte. Mit einem letzten intensiven Blick befreite sie sich aus seiner Umarmung und trat ein paar Schritte zurück. Sie erkannte die Enttäuschung in seinen Augen und musste innerlich grinsen. Nie hätte sie gedacht, mal von jemandem so begehrt zu werden. Dann ergriff sie seine Hand, ging auf die Tür zu und zog ihn hinter sich her. Draco, völlig überrascht, folgte ihr ohne zu überlegen. Als beide hinter der Tür verschwanden, standen sie in einem kleinen, gemütlichen Raum. Das Kaminfeuer verströmte eine angenehme Wärme und das einzige Möbelstück war ein großes Himmelbett. Auf Hermines Gesicht erschien ein zaghaftes Lächeln. Sie wusste, das es richtig war, das spürte sie einfach. Und auch Draco wurde klar, das sie nicht wieder davonlaufen würde. Merlin wusste, das er dafür sorgen würde, das sie ihren Entschluss nicht bereuen würde. Er trat ganz dicht an sie heran, bevor sie sich zu ihm umdrehte und zu ihm aufsah.
„Keine Fragen, keine Erklärungen. Nicht jetzt und auch nicht danach.“ gab Hermine leise von sich. Der Versuch zu Reden, wäre sowieso gescheitert. Das war nicht die richtige Situation um Dinge zu regeln. Was auch Draco verstand.
„Ok.“ antwortete er genauso leise.
Dann fanden sich beide eng umschlugen und in einem leidenschaftlichen Kuss wieder. Langsam schob er Hermine in Richtung des Bettes, vor dem sie mit dem Rücken stand. Währenddessen schlüpften beide aus ihren Schuhen, Socken und Umhängen. Sie spürte das Bett an ihren Beinen und vergrub ihre Hände in seinen Haaren. Draco war dabei sein Hemd aufzuknöpfen und es sich von der Schulter zu streifen. Hermine legte ihre Hände erneut auf seine nun nackte, muskulöse Brust was ihn zufrieden seufzen ließ. Er zog Hermine ihren Pulli über den Kopf und suchte sofort wieder ihre Lippen. Mit den Armen um ihre Hüfte hob er sie an um sie kurz darauf auf dem Bett abzulegen. Er war sofort über ihr und fuhr ihre Kinnlinie bis zu ihrem Hals nach, während sie die Hände über seinen Rücken nach unten wandern lies. Dann waren seine Hände plötzlich überall und sie schien unter seinen Berührungen zu verbrennen. Woher kannte er sie nur so gut?
Draco stieg ihr Duft in die Nase und das schürte sein Verlangen nur. Solange musste er auf die Frau unter sich verzichten und hatte dabei nicht einmal geahnt, das die Sehnsucht so groß war.
Hermine hatte nicht einmal bemerkt wie Draco ihnen die restlichen Kleider abgelegt hatte. Erst als sie ihn an ihrer Brust und ihrem Bauch spürte, wurde ihr das klar. Sie konnte ihr Stöhnen nicht mehr zurückhalten und zog ihn noch näher zu sich. Mit einer fließenden Bewegung war er in der richtigen Position und küsste sie erneut innig. Hermine schlang ihre Beine um seine Taille und er machte aus ihnen beiden Eins. Plötzlich war jegliche Kontrolle dahin. Sie klammerte sich an ihm fest, was ihn nur noch mehr anheizte. Ihre Bewegungen hatten sich schnell aufeinander abgestimmt, als hätten sie das schon immer so getan. Aber trotzdem fühlte es sich so neu an. Dann stieg die Anspannung in beiden und sie konnten sich nicht mehr zurückhalten. Draco sorgte dafür, das er zuerst Hermine mitbekam, ehe er sich selbst hingab. Er lies sich erschöpft auf Hermine nieder und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge, aber für sie war es noch nicht vorbei. Sie legte ihre Arme fest um Draco und schloss die Augen. Sie würde den Nebel eh nicht aufhalten können...
Die Sonne stand schon ziemlich tief am Himmel und hüllte Hogwarts' Ländereien in ein rot-goldenes Licht. Es war ende September und morgen würde wieder der Unterricht losgehen.
Knapp vier Monate nach Voldemorts Tod und dem Sieg lief alles wieder wie normal. Hermine stand auf dem Astronomieturm und zog ihren Umhang enger um sich.
Der Abendwind war zu dieser Zeit schon recht kühl. Sie beobachtete zwei Thestrale, die ihre Kreise über dem verbotenen Wald zogen und wartete.
In Hagrids Hütte brannte Licht und Rauch stieg aus dem Schornstein empor. Dann zogen sie zwei Arme von hinten ganz nah an einen warmen Körper.
„Als ich das letzte Mal hier oben stand, ist Dumbledore gestorben.“ Hermine schloss kurz die Augen.
Sie wusste, das diese Sache Draco immernoch schwer belastete. „Und jetzt stehe ich hier mit dir in der Abenddämmerung und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.“
„Hör endlich auch dir die Schuld dafür zu geben. Du hattest doch garkeine Wahl.“ erwiderte sie sanft und kuschelte sich näher an ihn heran.
Sein griff wurde fester und sie starrten einige Minuten in die Ferne. Irgendwann unterbrach Draco wieder die Stille.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?“
Hermine riss überrascht die Augen auf und drehte sich zu Draco um.
„Ich liebe dich auch.“ flüsterte sie ihm zu und sie verfielen in einen zärtlichen Kuss.
„Hermine?“ erschrocken riss Hermine ihre Augen auf und starrte direkt in die Sturmgrauen von Draco, die sie besorgt musterten. „Hermine, ist alles in Ordnung?“
Aber sie konnte nichts antworten. Hermine lies ihre Arme zurück auf das Bett sinken und dachte fieberhaft nach. Das war jetzt wirklich zu viel. Sie hatte gewusst, das sie sich zu Draco hingezogen fühlte und das sie emotional irgendwie mit ihm verbunden war, aber Liebe? Nein, das war unmöglich. Draco wusste doch garnicht was das ist und sie war sich sicher, das sie nicht solche tiefen Gefühle für ihn hatte. Oder? Augenblicklich fühlte sie sich in die Ecke gedrängt und wollte nur noch weg.
„Geh von mir runter.“ wisperte sie ihm zu.
„Was?“ Draco traute seinen Ohren nicht. Verwirrt starrte er sie an.
„Bitte, geh...geh von mir runter, Draco.“ sagte sie nun etwas lauter.
Sie flehte ihn an und er sah ihre Verzweiflung. Also rollte er sich auf die Seite und gab sie frei. Hermine sprang sofort auf und suchte ihre Sachen zusammen. Sie schaffte es nicht ihn anzusehen.
„Was hast du denn?“ fragte Draco weiter nach. Hermine hielt kurz inne.
„Keine Fragen und keine Erklärungen. Schon vergessen?“ ihre Stimme zitterte verdächtig und während sie sich wieder anzog, glaubte Draco sie ständig soetwas wie 'Das kann nicht sein!' und 'Alles Einbildung!' murmeln zu hören. Er verstand gerade garnichts mehr.
„Du willst doch jetzt nicht gehen, oder?“ er verfolgte jede einzelne Bewegung von ihr.
„Ich muss.“ antwortete sie. Fertig angezogen ging sie zur Tür.
„Hermine, komm zurück.“ rief Draco und erhob sich auf der Matratze.
„Das geht nicht.“ waren ihre letzten Worte, ehe sie verschwand.
Draco fühlte sich unendlich verloren. Er lies sich wieder in die Kissen sinken und spürte die Leere, die sich in ihm ausbreitete. So würde er das nicht enden lassen. Nicht so.
Hermine rannte zurück zum Turm und direkt in den Mädchenschlafsaal. Sie schloss ihren Baldachin und verzauberte ihr Bett um ungestört zu bleiben. Sie wollte heute mit keinem mehr reden.
Schon früh am nächsten Morgen war Draco aus dem Raum der Wünsche verschwunden. Mit schnellen Schritten war er im Kerker um seine Schultasche zu holen und beeilte sich dann zum Frühstück wieder nach oben. In der großen Halle angekommen war er einer der Ersten und so setzte er sich, mit dem Blick auf die Tür. Seine Gedanken kreisten nur um Hermine und die vergangene Nacht. Sie beide waren sich endlich wieder so nah und Draco's Hoffnung lies das immens in die Höhe steigen. Vielleicht hatte sie irgendetwas gefühlt, etwas neuartiges, das sie dazu gebracht hatte zu flüchten.
Vielleicht hatte sie sich jetzt wieder etwas beruhigt und vielleicht würde sie nun die richtigen Fragen stellen, wenn er sie ansprach. Auch wenn das bedeutete, das er ihr alles wieder erzählen müsste. Er würde es tun und dann könnten sie von vorne beginnen. Aber dafür müsste sie erst einmal auftauchen. Doch sie kam nicht. Er sah sie weder beim Frühstück, noch bei den ersten Unterrichtsstunden. Bis er sie dann in einem Gang auf sich zukommen sah. Wie angewurzelt blieb er stehen und wartete. Hermine erhob ihren Blick nach vorne und erkannte ihn sofort. In dem Moment setzte er sich in Bewegung und eilte zu ihr. Jedoch verlangsamte Hermine ihre Schritte und knetete nervös ihre Hände.
Als er nur noch wenige Meter von ihr entfernt und sie sich sicher war, das er etwas sagen wollte, bedachte sie ihn mit einem flehenden Blick der ihn erneut zum stehen brachte. Verständnislos blickte er auf sie und wollte etwas sagen, doch Hermine schüttelte nur kurz mit Kopf. Anscheinend hatte sie sich doch noch nicht beruhigt und zog es eher vor, ihm aus dem Weg zu gehen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging Hermine weiter, mit den Blick auf den Boden gerichtete direkt an ihm vorbei. Draco starrte ihr noch lange bestürzt hinterher.
Hermine war immernoch mehr als verwirrt. Die Nacht war kurz und die letzte Erinnerung spukte ihr ständig im Kopf herum. Ihr Verstand sagte ihr, das sie mit Draco reden musste, wenn sie endlich Antworten und Klarheit wollte. Er schien eine zentrale Rolle in allem zu spielen, schon von Anfang an. Aber sie konnte sich nicht überwinden. Sie konnte einfach nicht. Der Kampf in ihrem Inneren lies ihre Entscheidung ständig schwanken. Aber eins wusste sie genau. Sie musste mit jemandem reden. Sie konnte das alles nicht mehr alleine tragen. Die letzten Wochen waren so voller Ereignisse und alles schien sich gerade zu überladen.
Doch wer war geeignet? Natürlich. Ginny! So saß sie nun den restlichen Unterricht ungeduldig da und wartete auf das Ende. Als die Glocke sie endlich erlöste, lies sie keine Zeit verstreichen und machte sich auf die Suche nach ihr. Hermine wollte gerade um eine Ecke biegen, als sie schon Ginny's Stimme hörte. Aber sie war nicht alleine. Eine zweite Stimme war zu hören. Eine, die ihr unheimlich bekannt vorkam. Somit stellte sie sich an die Mauer und spie in den nächsten Gang. Dort viel ihr Blick auf Ginny, die sich mit Draco unterhielt. Hermine rührte sich nicht vom Fleck und versuchte etwas von dem Gespräch mitzubekommen.
„...und wir haben abgemacht, dass das nicht nochmal passiert.“ sagte die Rothaarige.
„Ich weiß, Ginny. Ich war dabei. Aber versteh mich doch! Ich liebe...“
„Nein, Draco. Sag das jetzt nicht. Das ändert auch nichts an der Sache.“
„Doch, das tut es. Ohne dich kann...“
„Ok, ok.“ Ginny hob abwehrend die Hände und Draco sah erleichtert und zufrieden aus.
Nach einigen Momenten grinsten die beiden sich an. Ginny schlug ihm spielerisch auf den Oberarm und dann gingen sie davon. Hermine drehte sich mit dem Rücken zur Wand. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Wollte Draco Ginny gerade sagen, das er sie liebte? Konnte das sein? Sie wusste es nicht. Sie spürte nur die plötzliche Eifersucht in sich aufsteigen. Also musste jetzt noch eine Sache geklärt werden.
Eine ganze Zeitlang lief sie Planlos durch die Gänge, nicht bemerkend, an wem sie so vorbeiging. Dann hielt sie die Ungewissheit nicht mehr aus. Also wandte sie sich um ging zum Gemeinschaftsraum. Hinter dem Portraitloch fand sie Ginny mit Harry am Kamin sitzen und über ihren Büchern brühten. Schlagartig war es um ihre Ruhe geschehen. Zu ihrer Eifersucht gesellte sich auch noch Zorn und sie verzichtete vollkommen auf die Begrüßung.
„Beantworte mir nur eine Frage, Ginny. Was läuft da?“
Ginny stand langsam auf und sah kurz zu Harry. Beide tauschten einen beunruhigenden Blick aus.
„Was meinst du denn?“ „Hermine?“ fragten Harry und Ginny gleichzeitig.
„Hast du gewusst, das Ginny sich heimlich mit Draco trifft, Harry?“ wieder sahen sich Hermines Freunde an. „Ich hab sie heute gesehen, wie sie sich ganz unauffällig getroffen und getuschelt haben. So als hätten sie was am laufen miteinander.“
Hermine wusste nicht warum, aber sie konnte ihre Emotionen nicht wirklich zurückhalten. Und das Harry und Ginny nicht darauf reagierten, machte es nur noch schlimmer. Ginny war die Nächste, die sprach.
„Hermine? Kann es sein, das du eifersüchtig bist?“
Das brachte das Fass zum überlaufen. Heute lief doch wirklich garnichts richtig. Wutschnaubend setzte sie an, doch ihr fehlten die passenden Worte. 'Ich muss hier raus!' war das Einzige, was sie dachte. Abrupt drehte sie sich um und lief wieder aus dem Turm. Sie lief und lief, bis sie am See endgültig zum stehen kam. Nur die Tränen, die sich gesammelt hatten, bahnten sich weiter einen Weg über ihre Wangen.
Keine zwei Minuten später hörte Hermine Schritte hinter sich und als sie sich umdrehte, sah sie Ginny auf sich zulaufen. Die riss erschrocken ihre Augen auf bei dem Anblick den Hermine ihr bot.
„Verdammt, was ist denn nur los mit dir, Hermine?“ knapp vor ihr blieb Ginny stehen.
Hermine atmete hörbar aus, schloss ihre Augen und ließ den Kopf sinken.
„Ich weiß es nicht, Ginny.“ dann sah sie wieder auf. „Was ist mit mir passiert?“
Ginny überlegte kurz. Hermine wusste also, das etwas nicht stimmte. Sie fragte explizit danach. Was wäre sie also für eine Freundin, wenn sie ihr nicht helfen würde.
„Was genau weißt du? Hermine, du musst es mir zuerst erzählen, ehe ich es dir erklären kann.“
„Aber...“ wollte sie protestieren, doch Ginny fiel ihr ins Wort.
„Kein aber. Bitte erzähl es mir einfach.“ erwiderte Ginny ruhig. Hermine sah sie kurz zweifelnd an. Und dann gab sie nach, denn sie wusste das es wohl nicht anders gehen würde.
„Ich hab in den letzten Tagen wieder Bilder gesehen. Zuerst eine Eifersuchtsszene in Sirius' Haus. Draco und ich haben uns gestritten, wegen eines alten Freundes von mir. Aber ich konnte ihn überzeugen das ich nur ihn will. Verstehst du? Ich hab ihm gesagt, das ich nur ihn will.“ sie machte eine kurze Pause um die Worte wirken zu lassen.
„Dann war gestern Lucius Malfoy hier. Ich hab ihn getroffen und er war genauso ekelhaft wie immer. Als er sich verabschiedet hat, reichte er mir seine Hand. Ich wusste nicht warum, aber ich hab sie angenommen. Und dadurch waren die nächsten Bilder da. Wir waren in Malfoy Manor und die Eingangshalle war übersät mit Trümmerteilen. Ich lag verletzt auf dem Boden und konnte mich nicht bewegen, geschweige denn sprechen. Draco und sein Vater waren auch da und ihnen ging es nicht besser. Dann hat Lucius angefangen auf Draco einzureden und hat plötzlich von irgendeinem Zauber gesprochen, den er mir auferlegt hat. Das ich alles vergessen würde, mein Leben mit Draco vergessen würde. Und das ich ihn für immer hassen würde, wenn er mir davon erzählt. Oder wenn das einer von euch tut. Das man mir nur etwas sagen kann, wenn ich den ersten Schritt mache.“ ratlos sah sich kurz um und fuhr dann mit ihrer Erzählung fort.
„Und gestern Abend bin ich dann Draco noch begegnet. Ich wollte ihn danach fragen, aber als ich ihm gegenüber stand....da war alles weg. Ich wollte nur noch in seiner Nähe sein. Wir standen vor dem Raum der Wünsche und...und haben es getan. Nicht, das ich es bereuen würde, ganz im Gegenteil. Es fühlte sich richtig an. Aber am Ende waren plötzlich wieder Bilder da. Es war ende September und wir standen hier auf dem Astronomieturm. Wir haben uns gesagt, das wir uns lieben. ICH hab ihm gesagt, das ich ihn liebe. LIEBE, verstehst du? Ginny...“ hier brach Hermine ab. Sie konnte nicht weiter reden. Sie fasste sich an die Stirn und schloss erneut die Augen.
„Ok, das sind ziemlich viele Dinge, die du mittlerweile weißt. Ich werde versuchen dir alles zu erklären, soweit ich das kann. Den Rest wirst du fragen müssen.“ Hermine nickte.
„Ja, Lucius hat dir einen Zauber auferlegt, der dafür sorgen sollte, das du alles vergisst und der uns die Möglichkeit genommen hat, dir einfach alles zu erklären. Wie du selber gesagt hast, musst du uns darauf ansprechen, ehe wir dir etwas von der Vergangenheit sagen können. Und da wir alle davon ausgegangen sind, das es nicht soweit kommt...wir dachten, es wäre für dich besser, wenn alles wieder so läuft wie früher. Als wäre nichts gewesen. Nur Draco und ich haben uns immer wieder getroffen, damit ich ihm sagen konnte, wie es dir geht. Er will nichts von mir und ich nichts von ihm. Er wollte immer nur etwas von dir und das wird sich wohl auch nicht ändern.“ Hermine sah Ginny ungläubig an.
„Ich glaube, es wäre besser wenn du fragst. Ich weiß ja garnicht, was du überhaupt wissen willst.“
Wieder nickte Hermine. Sie wollte einiges wissen.
„Wieso hat Lucius das getan? Wieso dieser Zauber?“
„Aus Rache. Ich meine, sein Leben ist nach Ende des Krieges nicht gut verlaufen. Narzissa hat ihn verlassen. Sie konnte ihm die Ereignisse nicht verzeihen. Und Draco war plötzlich einer von den Guten. Er ist dem Orden beigetreten und hat sich in ein...na, du weißt schon...Schlammblut verliebt. Er hat seinen eigenen Vater nach Askaban gebracht. Plötzlich war alle Welt glücklich, nur er siecht dahin. Das konnte er wohl nicht ertragen.“
„Also...waren Draco und ich wirklich zusammen?“
„Ja, undzwar ziemlich glücklich, wenn ich das so sagen darf.“
„Wie lange?“
„Im Januar sind es acht Monate geworden.“
„ACHT MONATE???“
Ginny nickte nur. Hermine schüttelte schockiert den Kopf.
„Acht Monate meines Lebens, von denen ich nichts mehr weiß?“ wieder konnte Ginny nur nicken.
Das brachte Hermine vollends durcheinander. Sie sollte acht Monate glücklich mit einem Mann gewesen sein, den sie für ihren ärgsten Feind hielt. Das musste sie erst einmal verdauen. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen.
„Ja, aber wie...wie bin ich denn überhaupt mit ihm zusammen gekommen?“ Ginny lächelte zaghaft.
„Als ihr damals im St. Mungos lagt, da wolltet ihr zuerst garnicht miteinander reden. Du hattest in den ersten Nächten starke Alpträume von denen Draco immer wach wurde. Irgendwann konnte Draco dein Wimmern und Heulen nicht mehr ertragen und hat versucht dich zu beruhigen. Dabei bist du wach geworden und nach dem ersten Schockmoment habt ihr euch dann den Rest der Nacht ziemlich lange unterhalten. Eigentlich so über alles und von da an wart ihr Freunde. Deine Alpträume waren damit auch nicht mehr so schlimm, bis sie dann ganz verschwunden sind. Nachdem ihr entlassen wurdet, seit ihr in Sirius' Haus gezogen. Draco hat angefangen sich um dich zu bemühen, aber du konntest ihm einfach nicht vertrauen. Als du dann auch noch sein dunkles Mal gesehen hast, habt ihr euch gestritten. Doch du hast irgendwann nachgegeben und ihr habt euch wieder vertragen. Da warst du schon genauso verliebt wie er. Trotzdem wolltet ihr es erstmal langsam angehen lassen. Und dann...“ aber hier übernahm Hermine das Reden.
„...haben wir Harry's Geburtstag im Fuchsbau gefeiert. Ich hab dieses Spiel verloren und musste Draco küssen.“ stellte sie fest.
„Ja, und nach diesem Abend wart ihr offiziell zusammen.“
Das ergab eindeutig Sinn und es passte. Hermine begann es zu glauben. Warum sollte Ginny sie auch anlügen. Obwohl das alles doch ziemlich unfassbar klang, hatte Hermine sich soweit wieder gefasst und fühlte sich auf einmal wohl. Die Vorstellung der Dinge gerade jagten ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken.
„Damals, als ich mit Draco nackt in diesem Klassenzimmer wachgeworden bin...hab ich da meine Erinnerungen...?“
„In dieser Nacht hat der Zauber angefangen zu wirken, ja. Du hast zuerst nur Kleinigkeiten vergessen, aber das blieb nicht lange so. Ihr wolltet die letzten Stunden gemeinsam verbringen und nachdem du eingeschlafen bist, hatte Draco vor zu gehen. Du solltest zwar verwirrt, aber nicht geschockt aufwachen. Doch du wolltest ihn wohl nicht gehen lassen und dann ist er auch eingeschlafen.“ Hermine wandte ihr Gesicht zum See.
„Und ihr habt das alles gewusst? Die ganze Zeit?“ erneut nickte Ginny nur.
„Aber wie habt ihr euch denn alle vertragen?“ ein breites Grinsen machte sich auf Ginny's Gesicht breit.
„Das haben wir dir zu verdanken. Du hast uns dazu gebracht, endlich miteinander zu reden. Sogar noch im St. Mungos. So konnten wir alle endlich die Vergangenheit ruhen lassen. Ich bezweifle zwar, das Harry, Ron und Draco jemals beste Freunde werden, aber sie haben sich gegenseitig verziehen und akzeptieren sich. Und das ist meiner Meinung nach schon ein ziemlich großer Erfolg.“ jetzt musste sogar Hermine kurz auflachen.
Da hatte sie nun ihre plausible Erklärung, ihre Klarheit und dennoch war sie sich unsicher. Das kam alles viel zu schnell, viel zu plötzlich und sie wusste einfach nicht wie sie damit umgehen sollte. Ginny schien ihre Gedanken zu ahnen.
„Du musst es ihm sagen, Hermine. Sagen, das du einen Großteil wieder weißt. Er macht sich jetzt schon ohne Ende Sorgen um dich.“ schlagartig fuhr Hermine herum.
„Nein, das werde ich nicht. Und du wirst es auch nicht. Ginny, versprich mir, das du nichts sagen wirst. Zu niemandem.“ verständnislos sah sie Hermine an.
„Aber warum denn nicht? Er muss doch wissen, das du...“
„Ich kann das aber nicht. Noch nicht. Ich meine, ja ich weiß jetzt vielleicht einen Großteil. Aber was sind diese paar Informationen im Gegensatz zu acht Monaten? Garnichts. Da gibt es soviele Momente, Erinnerungen, Situationen, Details, die ich nicht weiß. Und eigentlich kenne ich Draco doch garnicht. Natürlich werde ich es ihm sagen, aber nicht jetzt und auch nicht in nächster Zeit. Ich muss das alles doch erstmal selbst verarbeiten, damit ich weiß, wie ich damit umgehen kann. Bitte, Ginny. Versuch mich zu verstehen.“
Und das tat sie. Sie sah ihrer Freundin die Verzweiflung an. Ihr wäre es bestimmt nicht anders ergangen. Zu wissen, das man ein Leben hatte, ein Glückliches noch dazu, das auf einmal nicht mehr existiert, ist schon verwirrend genug.
„Ok, ich verspreche es. Ich sage nichts, zu niemandem.“
„Danke!“ Hermine viel ihrer besten Freundin um den Hals und beide umarmten sich. Noch lange standen sie so da, unwissend wie es jetzt weitergehen sollte.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
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Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Kapitel 15: Neue Verhältnisse
Doch dann löste sich Hermine aus Ginny's Armen und sah sie an. Da gab es noch eine einzige Frage.
„Aber wenn es ein Zauber ist, dann kann man den doch auch wieder lösen. Oder?“
„Ja, schon aber...“ Ginny blickte sie entschuldigend an. „...das ist leider nicht so einfach. Da Lucius den Zauber selbst entwickelt hat, gibt es dafür natürlich andere Bestimmungen. Entweder er löst ihn selbst oder eine Person, die er als eine Art Geheimniswahrer benutzt. Da das eher unwahrscheinlich ist, kann ihn auch noch ein Blutsverwandter lösen, in deinem Fall Draco. Nur ist Lucius immernoch nicht gut auf Draco zu sprechen und daher wird er es ihm wohl kaum freiwillig verraten.“
Hermine schüttelte fassungslos über diese verzwickte Lage den Kopf.
„Also...ein falsches Wort zu mir, egal von wem und...“
„...und Lucius Bedienungen gehen auf.“ beendete Ginny den Satz.
„Siehst du? Das ist noch ein Grund, warum Draco das alles nicht wissen sollte. Wir würden unvorsichtig werden und dann kann ich erst recht nicht mehr zurück.“
Ginny nickte verstehend und hakte sich bei Hermine ein. Sie hatten noch ein bisschen Zeit und nutzten diese um am See noch etwas spazieren zu gehen. Keine der beiden jungen Frauen sagte etwas, aber das war auch nicht mehr nötig. Nach Anbruch der Dämmerung gingen sie zurück zum Schloss und in die große Halle. Das sie vom Eingang her Draco sehen würde, hatte sie völlig vergessen.
Ihre Blicke trafen sich und während die ganzen neuen Wendungen ihr Denken beeinträchtigten und sie versuchte herauszufinden, wie sie ihm gefühlsmäßig gegenüber stand, lag in seinem Blick die pure Erleichterung, das sie überhaupt da war. Alleine das lies ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen und sie musste sich wirklich anstrengen, um den Blick endlich abzuwenden und sich an ihren Tisch zu setzten.
Dort saß sie mit dem Rücken zu Draco gewandt. Sie wusste, das sie ansonsten ständig zu ihm gesehen hätte und bei ihrem Glück hätte sie sich dadurch auch noch verraten. Insgeheim hoffte sie einfach nur, das er nicht wieder versuchen würde mit ihr zu reden. Sie brauchte etwas Zeit um alles zu verarbeiten. Konnte sie Draco wirklich lieben? Hatte er sich soweit verändert, das sie ihm alles verzeihen und sie zueinander finden konnten? Es erschien ihr immernoch unglaublich. Dann verabschiedete sie sich von ihren Freunden und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Der beste Ort um ein Gefühlschaos in Ruhe analysieren zu können.
Draco hingegen machte keine Hehl daraus, das er sie ansah, ja regelrecht beobachtete. Er musste mit ihr reden. Den ganzen Tag hatte er sie gesucht und wollte sie außerhalb des Unterrichts abfangen, doch plötzlich war sie nicht mehr aufzufinden. Aber da sie mit Ginny zum Essen kam, war seine Sorge eher unbegründet. Wäre ihr etwas passiert, hätte Ginny ihm schon bescheid gesagt. Trotzdem hielt er diese Ungewissheit nicht aus und wollte endlich ihre Meinung zu allem hören. Er würde wieder alles von vorne machen, ihr wieder Schritt für Schritt zeigen, das er nicht mehr der alte Draco war und wieviel sie ihm bedeutete. Also wartete er noch kurz, nachdem Hermine sich erhoben hatte und ging ihr dann nach.
Sie hatte sich gerade ein Buch geschnappt und wollte aus der Regalreihe gehen, als sich ihr jemand in den Weg stellte. Hermine stoppte und hob ihren Kopf. Als sie erkannte wer es war, stöhnte sie innerlich genervt auf. Eigentlich hätte sie es wissen müssen.
„Wir müssen reden.“ sagte Draco leise.
„Nein, müssen wir nicht.“ erwiderte sie genauso leise.
„Aber du kannst das, was gestern Nacht passiert ist, doch nicht einfach so abtun!“
„Doch, das kann ich. Siehst du doch, oder? Ist ganz einfach.“ Hermine war langsam ziemlich gereizt.
Sie versuchte Draco zu provozieren, damit er dann genervt aufgab und ging. Aber das schien nicht zu funktionieren. Im Gegenteil, er machte einen Schritt auf sie zu und sprach ganz ruhig.
„Wovor hast du denn Angst? Das ich deine Gefühle erwidern könnte? Oder das alles stimmt, was ich sage?“
„Ich habe keine Angst. Aber ich weiß, das hier irgendetwas abläuft, worüber ich keine Kontrolle habe. Etwas, wo du mit drin steckst. Und ich hasse es, nicht die Kontrolle über mich und mein Leben zu haben. Also ist es mir egal, was du zu sagen hast. Ich will es nicht hören und es interessiert mich auch nicht. Nur weil du zur Zeit alles in der Hand zu haben scheinst, springe ich noch lange nicht nach deiner Pfeife. Vielleicht brauche ich auch einfach mal etwas Ruhe und Zeit für mich alleine um überhaupt etwas zu verstehen. Aber das kümmert dich natürlich nicht. Hauptsache du bekommst deinen Willen. Und genau das ist einer der Punkte, die mich furchtbar an dir aufregen. Also warum müssten wir noch miteinander reden?“ Ihre Stimme war zu Ende hin ziemlich laut und ihr Ärger hatte sich mit jedem Wort auf Draco übertragen.
„Weil wir vielleicht miteinander geschlafen haben?“ entgegnete er genauso laut.
Hermine riss geschockt die Augen auf und starrte ihn an. Dann wandte sie ihren Blick ab und sah sich verzweifelt um. Alle anderen Schüler, die sich in ihrer Nähe befanden, hatten Ausnahmslos die Gesichter zu ihnen gewandt. Draco verfolgte ihren Blick und wusste sofort, was schief gelaufen war. Nicht, das es etwas besonderes gewesen wäre, sie beide das sagen zu hören. Zu Beginn des Schuljahres hatte alle auf Hogwarts gewusst, das Hermine und Draco zusammen waren. Aber nach allem, was in letzter Zeit passiert war, hatte diese Aussage doch etwas merkwürdiges.
Beide hatten nicht bemerkt, wie Madame Pince erbost nach draußen gelaufen war und einen Lehrer gerufen hatte. Mit dem stand sie nun neben den beiden und sie konnten selbst kaum glauben was Draco da gerade gesagt hatte. Die Stille wurde immer drückender und Lupin entschied die Situation zu entschärfen. Er drehte sich zu den Schülern um und klatsche einmal in die Hände.
„Es ist ja sehr schön, das ihr euch so um Hermines und Mister Malfoys Leben sorgt, aber da in einer Viertelstunde die Sperrstunde beginnt, solltet ihr wohl besser gehen. Na los, ihr müsst zu euren Gemeinschaftsräumen schließlich noch ein Stück laufen.“
Damit hatte er die Schüler aus ihrer Starrte geholt und die Bibliothek begann sich zu leeren. Draco sah wieder zu Hermine und beobachtete sie besorgt. Die fand den Boden plötzlich ziemlich interessant und hatte sich halb von ihm weggedreht.
„Und was euch beide betrifft...“ sagte Lupin zu den Zwei. „...ihr wisst, das ihr euch in der Bibliothek ruhig zu verhalten habt. Deshalb komme ich nicht drum herum...“ mit einen kurzen, abschätzenden Blick sah er zu Madame Pince. Die war immernoch sichtlich wütend und erwartete Konsequenzen. „...euch heute noch Nachsitzen zu geben. Ihr könnt euch gleich auf den Weg zu Mister Filch machen.“
Madame Pince hatte einen überlegenen Gesichtsausdruck aufgelegt und Remus versuchte sie besänftigend anzusehen. Hermine ließ keine Sekunde verstreichen und nutze die Möglichkeit von Draco wegzukommen. Doch der eilte ihr direkt hinterher. Er musste sich beeilen um mit ihren schnellen Schritten mithalten zu können und gerade als er zu ihr aufgeschlossen hatte und erneut etwas sagen wollte, stand schon Filch vor ihnen.
„Na, da seit ihr ja. Hab's schon gehört. Kommt, kommt. Das Pokalzimmer macht sich nicht von alleine sauber. Und wie ihr wisst, ohne Magie!“ und damit ließ er sie alleine in dem großen Zimmer zurück.
Ohne Draco anzusehen machte sich Hermine am anderen Ende des Raumes an die Arbeit. Sie wollte so weit weg wie möglich von ihm sein. Wieso konnte er nicht einmal auf seine Worte achten? Er hatte es doch wirklich geschafft, das sich ihre Meinung über ihn wieder verschlechterte. Trotz allem hatte sie gehofft, dass das mit Draco genauso war, wie Ginny ihr es erzählt hatte. Es würde ihr die Sache irgendwie leichter machen um sie zu verarbeiten. Aber er hatte ein unausgesprochenes Talent für Fettnäpfchen.
Draco hatte sich mit ihrem Verhalten abgefunden und machte sich genauso ruhig an die Arbeit. So sahen sich beide in den nächsten Stunden nicht an, sie kamen nicht einmal nahe genug aneinander heran um sich zu berühren. Dadurch hatten beide genug Zeit um nachzudenken. Draco änderte nichts an seinem Vorhaben und Hermine war weiterhin ratlos. Nachdem er ein letztes Mal seinen Mopp geschwungen hatte, drehte Draco sich um sah durch den Raum. Hermine war schon etwas eher fertig und hatte sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt und die Augen geschlossen. Mit ihren verschränkten Armen vor der Brust lehnte sie sich mit dem Rücken an die Wand hinter sich. Draco sah einen Moment unschlüssig zu ihr, machte sich dann langsam auf den Weg und ging auf sie zu. Hermine hatte durch die hallenden Schritte die Augen wieder geöffnet und sah in auf sich zukommen. Dann setzte er sich neben sie auf den Boden und sah nach vorne.
„Ich werde dann mal gehen.“ sagte sie keine zwei Sekunden später nur knapp und tonlos.
Draco sagte nichts, obwohl er gehofft hatte, das sie bleiben würde. Nicht um zu reden, denn das wollte sie ja nicht. Aber sie hätten doch einfach so hier sitzen bleiben können. Schweigend nebeneinander und die Ruhe genießen. Auch wenn es nur für fünf Minuten gewesen wäre. Jedoch erhob sich Hermine und ging schnell zur Tür. Sie hielt kurz inne, als sie schon im Türrahmen stand und rang mit sich selbst. Dann sah sie zurück zu ihm, direkt in seine sturmgrauen, funkelnden Augen.
„Gute Nacht.“ war jedoch das Einzige zudem sie sich überwinden konnte.
Sie sagte es so leise, das sie befürchtete, er könnte es nicht gehört haben. Doch kurz bevor sie die Tür von Außen ganz schloss, sagte er ihr dieselben Worte. Damit blieb er alleine in dem Pokalzimmer zurück.
Der nächste Tag sollte nicht viel besser verlaufen. In einer Freistunde wollte sie Harry und Ron an einem Aufsatz helfen, den sie fertig machen mussten. Sie wartete in der großen Halle auf die zwei und hatte ihren Kopf über den Büchern hängen, als sie angesprochen wurde.
„Bevor du irgendwas sagst, es tut mir leid!“
Erschrocken sah sie auf und blickte Ben ins Gesicht. Der stand vor ihrem Tisch und wartete auf ihre Reaktion. Den hatte sie ja ganz vergessen.
„Was willst du hier, Ben? Geh weg.“
„Ich will mich bei dir entschuldigen. Das war nicht richtig von mir. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Aber ich dachte an Malfoy und da...“
„Fang ja nicht an über Draco zu sprechen. Dazu hast du kein recht. Genauso wenig wie sich über mich herzumachen. OBWOHL ich gesagt habe, dass ich das nicht will. Also lass ihn da raus. Er würde sowas niemals machen.“ presste sie hervor.
„Ach, so ist das. Hat er dich also wieder um den Finger gewickelt. Die halbe Schule weiß von seinem Plan und du fällst wieder darauf herein.“
„Was?“ fragte Hermine ungläubig.
„Hör mal, ich hatte mich nicht unter Kontrolle und es tut mir wirklich leid. Aber mit mir bist du besser dran. Ich versuche nicht dich durch einen hinterhältigen Plan zu verarschen. Ich meine alles ernst. Glaub mir.“ säuselte Ben ihr zu. Ehe sie reagieren konnte, hörte sie hinter ihm eine bedrohliche Stimme.
„Glaub uns, wenn wir dir sagen, das du dran bist, solltest du dich Hermine noch einmal nähern.“
„Genau! Und jetzt mach dich vom Acker bevor wir uns vergessen.“ Ben sah sich zwei Zauberstäben entgegen, als er sich umdrehte. Ohne ein weiteres Wort ging er davon.
„Harry? Ron? Woher habt ihr...“
„Ginny hat es uns erzählt, nachdem wir doch gesehen hatten, wie Malfoy Ben im Innenhof eine reingehauen hat. Wieso hast du denn nichts gesagt?“ fragte Harry.
„Ist doch jetzt auch egal. Es hat sich sowieso erledigt.“ weichte Hermine aus.
Harry und Ron ließen das so stehen und setzten sich zu ihr. Sie machten sich an den Aufsatz, aber Hermine konnte sich nicht konzentrieren. Der klitzekleine Zweifel in ihr meldete sich wieder mal zu Wort. Was, wenn Ben recht hatte? Draco war clever genug um die Leute einzuwickeln. Ach, das konnte doch alles nicht wahr sein. Wenn sie es wirklich wissen wollte, musste sie mit dem Blonden reden. Auch auf die Gefahr hin, das sie sich lächerlich machte, wenn sie ihm alles gestand. Sie konnte es nicht mehr ändern. Er war der Einzige, der ihr die absolute Klarheit geben konnte. Noch heute würde sie mit ihm reden. Anders würde es nicht mehr gehen.
Nach dem Unterricht entschied Draco sich dafür in die Bibliothek zu gehen. In den Gemeinschaftsraum wollte er nicht. Blaise würde ihn nur wieder nach seinem Befinden fragen und Pansy würde wohl wieder versuchen seine Aufmerksamkeit zu kriegen. Auf beides konnte er verzichten. So konnte er dann auch in Ruhe etwas lernen und vielleicht würde Hermine noch vorbei kommen.
Hermine. Er fragte sich immernoch wie er das nur wieder hinbiegen sollte. Wenn sie doch nur wüsste, dass das garnicht so dramatisch war, wie sie jetzt wohl dachte. Sie müsste ihm einfach mal zuhören. Vielleicht konnte er sie dazu bringen ihm die richtigen Fragen zu stellen. Oder sie könnte ihm verraten, ob sie wieder irgendwelche Erinnerungen gesehen hat. Dann könnte Draco endlich erzählen und dem ganzen Spuk ein Ende machen. Sie würde wohl zu Anfang etwas irritiert sein, aber wenn die anderen es ihr auch noch bestätigen würden, wäre es möglich, das sie es glaubte. Dann wäre sie wenigstens wieder bei ihm und sein Vater hätte doch nicht gewonnen. Sie müssten natürlich noch aufpassen, was sie sagen, aber die Gefahr wäre nicht mehr ganz so schlimm. Sie würde einen Großteil wissen und wenn es sein müsste, würde er ihr seine Erinnerungen zeigen. Sie würden einen Weg finden. Sie würden ihr altes Leben wieder aufnehmen können. Resignierend lies er den Kopf hängen. Sie würden soviel...
Dann hörte er die Tür der Bibliothek aufgehen und er sah sich um. Kaum sah er die Person, hätte er sich am liebsten sofort versteckt. Doch es war zu Spät. Sie hatte ihn schon längst gesehen und kam direkt auf ihn zu.
„Hier bist du ja. Ich hab dich überall gesucht!“ kam es vorwurfsvoll von ihr.
„Du siehst doch, das ich lerne! Was willst du überhaupt, Pansy?“ gab er genervt zurück.
„Weißt du, was ich heute gehört habe?“ sagte sie gespielt gelassen, setzte sich ihm gegenüber auf die Tischplatte und schlug die Beine übereinander.
„Nein, aber ich bin mir sicher, das du es mir gleich erzählen wirst.“
„Ich habe gehört, das du dich gestern mit Mandy getroffen hast.“
„Mandy?“ fragte er unwissend.
„Ja, Brocklehurst. Die kleine, blonde aus Ravenclaw. Mit der warst du doch letztens in Hogsmead. Klingelt es jetzt?“ sagte Pansy gereizt.
„Ja, ja, Pansy. Aber warum erzählst du mir das jetzt?“ fragte Draco genervt.
„Naja, ich frage mich halt, was sie hat, das ich nicht habe?“ säuselte Pansy und beugte sich etwas nach vorne.
Draco musste sich beherrschen, um nicht loszulachen. Sie versuchte sich an ihn ran zumachen und dachte wohl auch noch, das er da mitmachte. Na, das konnte ja was werden.
„Und ich frage mich, wie du glauben kannst, dass das überhaupt stimmt?“
„Naja, an Gerüchten ist immer etwas wahres dran. Und außerdem warst du die ganze Nacht nicht in den Kerkern. Also...“ sie lächelte ihn verführerisch an.
„Ok, ja. Ich hab mich gestern mit jemandem getroffen. Aber es war nicht Mandy.“
„Ach ja? Und war sie es wert?“ fragte Pansy süßlich, lies sich von der Tischplatte direkt auf seinen Schoß gleiten und verschränkte ihre Arme um seinen Nacken. Draco versteifte sich augenblicklich und wurde wütend. Er packte sie an den Oberarmen.
„Pansy! Geh runter von mir!“ warnte er mit einem scharfen Ton in der Stimme. Pansy aber blieb unbeeindruckt.
„Was denn? Früher hat dir das doch auch gefallen.“ sagte sie leise, beugte sich nach unten und küsste den völlig überraschten Draco. Genau in diesem Moment ging die Tür erneut auf.
Hermine hatte Draco in der letzten Unterrichtsstunde heimlich belauscht. Er hatte Blaise gesagt, das er noch in die Bibliothek gehen wolle um zu lernen. Hermine hielt das für eine günstige Fügung und legte sich gedanklich schonmal ihre Worte parat. Es würde kein zurück geben. Also hatte sie sich auf den Weg gemacht und als sie davor stand, atmete sie ein paar Mal tief durch ehe sie die Tür öffnete und hineinging. Sie brauchte ihn nicht lange zu suchen, denn er saß von ihrem Standpunkt aus gesehen ziemlich günstig. Aber was sie da sah ließ ihr das Herz in die Hose rutschen und schmerzhaft pochen. Erstarrt wie eine Salzsäule stand sie da und beobachtete Draco. Auf dessen Schoß saß Pansy und beide küssten sich.
Dann ging die Tür hinter mit einem lauten Knall zu und er sah zu ihr herüber. Geschockt weiteten sich seine Augen, als er Hermine erkannte. Grob stieß er Pansy von sich, sodass sie unsanft auf dem Boden aufkam und stand auf. Er drehte sich in ihre Richtung und wollte etwas sagen, aber er wusste einfach nicht was. In ihren Augen erkannte er die Verletzung, die sie gerade empfand und er erkannte das verdächtige Glitzern. Plötzlich drehte Hermine sich um, sah kurz verwirrt durch den Raum und ging dann wieder hinaus. Draco lies sich zurück in seinen Sessel fallen und starrte weiterhin auf die Tür.
„Sag mal, was sollte das denn?“ fragte ihn eine empörte Pansy, die mittlerweile wieder stand.
„Verschwinde.“ sagte Draco gefährlich leise. Und das tat Pansy dann auch.
Draco schloss geschlagen die Augen. An Lernen war für ihn jetzt nicht mehr zu denken.
Doch dann löste sich Hermine aus Ginny's Armen und sah sie an. Da gab es noch eine einzige Frage.
„Aber wenn es ein Zauber ist, dann kann man den doch auch wieder lösen. Oder?“
„Ja, schon aber...“ Ginny blickte sie entschuldigend an. „...das ist leider nicht so einfach. Da Lucius den Zauber selbst entwickelt hat, gibt es dafür natürlich andere Bestimmungen. Entweder er löst ihn selbst oder eine Person, die er als eine Art Geheimniswahrer benutzt. Da das eher unwahrscheinlich ist, kann ihn auch noch ein Blutsverwandter lösen, in deinem Fall Draco. Nur ist Lucius immernoch nicht gut auf Draco zu sprechen und daher wird er es ihm wohl kaum freiwillig verraten.“
Hermine schüttelte fassungslos über diese verzwickte Lage den Kopf.
„Also...ein falsches Wort zu mir, egal von wem und...“
„...und Lucius Bedienungen gehen auf.“ beendete Ginny den Satz.
„Siehst du? Das ist noch ein Grund, warum Draco das alles nicht wissen sollte. Wir würden unvorsichtig werden und dann kann ich erst recht nicht mehr zurück.“
Ginny nickte verstehend und hakte sich bei Hermine ein. Sie hatten noch ein bisschen Zeit und nutzten diese um am See noch etwas spazieren zu gehen. Keine der beiden jungen Frauen sagte etwas, aber das war auch nicht mehr nötig. Nach Anbruch der Dämmerung gingen sie zurück zum Schloss und in die große Halle. Das sie vom Eingang her Draco sehen würde, hatte sie völlig vergessen.
Ihre Blicke trafen sich und während die ganzen neuen Wendungen ihr Denken beeinträchtigten und sie versuchte herauszufinden, wie sie ihm gefühlsmäßig gegenüber stand, lag in seinem Blick die pure Erleichterung, das sie überhaupt da war. Alleine das lies ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen und sie musste sich wirklich anstrengen, um den Blick endlich abzuwenden und sich an ihren Tisch zu setzten.
Dort saß sie mit dem Rücken zu Draco gewandt. Sie wusste, das sie ansonsten ständig zu ihm gesehen hätte und bei ihrem Glück hätte sie sich dadurch auch noch verraten. Insgeheim hoffte sie einfach nur, das er nicht wieder versuchen würde mit ihr zu reden. Sie brauchte etwas Zeit um alles zu verarbeiten. Konnte sie Draco wirklich lieben? Hatte er sich soweit verändert, das sie ihm alles verzeihen und sie zueinander finden konnten? Es erschien ihr immernoch unglaublich. Dann verabschiedete sie sich von ihren Freunden und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Der beste Ort um ein Gefühlschaos in Ruhe analysieren zu können.
Draco hingegen machte keine Hehl daraus, das er sie ansah, ja regelrecht beobachtete. Er musste mit ihr reden. Den ganzen Tag hatte er sie gesucht und wollte sie außerhalb des Unterrichts abfangen, doch plötzlich war sie nicht mehr aufzufinden. Aber da sie mit Ginny zum Essen kam, war seine Sorge eher unbegründet. Wäre ihr etwas passiert, hätte Ginny ihm schon bescheid gesagt. Trotzdem hielt er diese Ungewissheit nicht aus und wollte endlich ihre Meinung zu allem hören. Er würde wieder alles von vorne machen, ihr wieder Schritt für Schritt zeigen, das er nicht mehr der alte Draco war und wieviel sie ihm bedeutete. Also wartete er noch kurz, nachdem Hermine sich erhoben hatte und ging ihr dann nach.
Sie hatte sich gerade ein Buch geschnappt und wollte aus der Regalreihe gehen, als sich ihr jemand in den Weg stellte. Hermine stoppte und hob ihren Kopf. Als sie erkannte wer es war, stöhnte sie innerlich genervt auf. Eigentlich hätte sie es wissen müssen.
„Wir müssen reden.“ sagte Draco leise.
„Nein, müssen wir nicht.“ erwiderte sie genauso leise.
„Aber du kannst das, was gestern Nacht passiert ist, doch nicht einfach so abtun!“
„Doch, das kann ich. Siehst du doch, oder? Ist ganz einfach.“ Hermine war langsam ziemlich gereizt.
Sie versuchte Draco zu provozieren, damit er dann genervt aufgab und ging. Aber das schien nicht zu funktionieren. Im Gegenteil, er machte einen Schritt auf sie zu und sprach ganz ruhig.
„Wovor hast du denn Angst? Das ich deine Gefühle erwidern könnte? Oder das alles stimmt, was ich sage?“
„Ich habe keine Angst. Aber ich weiß, das hier irgendetwas abläuft, worüber ich keine Kontrolle habe. Etwas, wo du mit drin steckst. Und ich hasse es, nicht die Kontrolle über mich und mein Leben zu haben. Also ist es mir egal, was du zu sagen hast. Ich will es nicht hören und es interessiert mich auch nicht. Nur weil du zur Zeit alles in der Hand zu haben scheinst, springe ich noch lange nicht nach deiner Pfeife. Vielleicht brauche ich auch einfach mal etwas Ruhe und Zeit für mich alleine um überhaupt etwas zu verstehen. Aber das kümmert dich natürlich nicht. Hauptsache du bekommst deinen Willen. Und genau das ist einer der Punkte, die mich furchtbar an dir aufregen. Also warum müssten wir noch miteinander reden?“ Ihre Stimme war zu Ende hin ziemlich laut und ihr Ärger hatte sich mit jedem Wort auf Draco übertragen.
„Weil wir vielleicht miteinander geschlafen haben?“ entgegnete er genauso laut.
Hermine riss geschockt die Augen auf und starrte ihn an. Dann wandte sie ihren Blick ab und sah sich verzweifelt um. Alle anderen Schüler, die sich in ihrer Nähe befanden, hatten Ausnahmslos die Gesichter zu ihnen gewandt. Draco verfolgte ihren Blick und wusste sofort, was schief gelaufen war. Nicht, das es etwas besonderes gewesen wäre, sie beide das sagen zu hören. Zu Beginn des Schuljahres hatte alle auf Hogwarts gewusst, das Hermine und Draco zusammen waren. Aber nach allem, was in letzter Zeit passiert war, hatte diese Aussage doch etwas merkwürdiges.
Beide hatten nicht bemerkt, wie Madame Pince erbost nach draußen gelaufen war und einen Lehrer gerufen hatte. Mit dem stand sie nun neben den beiden und sie konnten selbst kaum glauben was Draco da gerade gesagt hatte. Die Stille wurde immer drückender und Lupin entschied die Situation zu entschärfen. Er drehte sich zu den Schülern um und klatsche einmal in die Hände.
„Es ist ja sehr schön, das ihr euch so um Hermines und Mister Malfoys Leben sorgt, aber da in einer Viertelstunde die Sperrstunde beginnt, solltet ihr wohl besser gehen. Na los, ihr müsst zu euren Gemeinschaftsräumen schließlich noch ein Stück laufen.“
Damit hatte er die Schüler aus ihrer Starrte geholt und die Bibliothek begann sich zu leeren. Draco sah wieder zu Hermine und beobachtete sie besorgt. Die fand den Boden plötzlich ziemlich interessant und hatte sich halb von ihm weggedreht.
„Und was euch beide betrifft...“ sagte Lupin zu den Zwei. „...ihr wisst, das ihr euch in der Bibliothek ruhig zu verhalten habt. Deshalb komme ich nicht drum herum...“ mit einen kurzen, abschätzenden Blick sah er zu Madame Pince. Die war immernoch sichtlich wütend und erwartete Konsequenzen. „...euch heute noch Nachsitzen zu geben. Ihr könnt euch gleich auf den Weg zu Mister Filch machen.“
Madame Pince hatte einen überlegenen Gesichtsausdruck aufgelegt und Remus versuchte sie besänftigend anzusehen. Hermine ließ keine Sekunde verstreichen und nutze die Möglichkeit von Draco wegzukommen. Doch der eilte ihr direkt hinterher. Er musste sich beeilen um mit ihren schnellen Schritten mithalten zu können und gerade als er zu ihr aufgeschlossen hatte und erneut etwas sagen wollte, stand schon Filch vor ihnen.
„Na, da seit ihr ja. Hab's schon gehört. Kommt, kommt. Das Pokalzimmer macht sich nicht von alleine sauber. Und wie ihr wisst, ohne Magie!“ und damit ließ er sie alleine in dem großen Zimmer zurück.
Ohne Draco anzusehen machte sich Hermine am anderen Ende des Raumes an die Arbeit. Sie wollte so weit weg wie möglich von ihm sein. Wieso konnte er nicht einmal auf seine Worte achten? Er hatte es doch wirklich geschafft, das sich ihre Meinung über ihn wieder verschlechterte. Trotz allem hatte sie gehofft, dass das mit Draco genauso war, wie Ginny ihr es erzählt hatte. Es würde ihr die Sache irgendwie leichter machen um sie zu verarbeiten. Aber er hatte ein unausgesprochenes Talent für Fettnäpfchen.
Draco hatte sich mit ihrem Verhalten abgefunden und machte sich genauso ruhig an die Arbeit. So sahen sich beide in den nächsten Stunden nicht an, sie kamen nicht einmal nahe genug aneinander heran um sich zu berühren. Dadurch hatten beide genug Zeit um nachzudenken. Draco änderte nichts an seinem Vorhaben und Hermine war weiterhin ratlos. Nachdem er ein letztes Mal seinen Mopp geschwungen hatte, drehte Draco sich um sah durch den Raum. Hermine war schon etwas eher fertig und hatte sich im Schneidersitz auf den Boden gesetzt und die Augen geschlossen. Mit ihren verschränkten Armen vor der Brust lehnte sie sich mit dem Rücken an die Wand hinter sich. Draco sah einen Moment unschlüssig zu ihr, machte sich dann langsam auf den Weg und ging auf sie zu. Hermine hatte durch die hallenden Schritte die Augen wieder geöffnet und sah in auf sich zukommen. Dann setzte er sich neben sie auf den Boden und sah nach vorne.
„Ich werde dann mal gehen.“ sagte sie keine zwei Sekunden später nur knapp und tonlos.
Draco sagte nichts, obwohl er gehofft hatte, das sie bleiben würde. Nicht um zu reden, denn das wollte sie ja nicht. Aber sie hätten doch einfach so hier sitzen bleiben können. Schweigend nebeneinander und die Ruhe genießen. Auch wenn es nur für fünf Minuten gewesen wäre. Jedoch erhob sich Hermine und ging schnell zur Tür. Sie hielt kurz inne, als sie schon im Türrahmen stand und rang mit sich selbst. Dann sah sie zurück zu ihm, direkt in seine sturmgrauen, funkelnden Augen.
„Gute Nacht.“ war jedoch das Einzige zudem sie sich überwinden konnte.
Sie sagte es so leise, das sie befürchtete, er könnte es nicht gehört haben. Doch kurz bevor sie die Tür von Außen ganz schloss, sagte er ihr dieselben Worte. Damit blieb er alleine in dem Pokalzimmer zurück.
Der nächste Tag sollte nicht viel besser verlaufen. In einer Freistunde wollte sie Harry und Ron an einem Aufsatz helfen, den sie fertig machen mussten. Sie wartete in der großen Halle auf die zwei und hatte ihren Kopf über den Büchern hängen, als sie angesprochen wurde.
„Bevor du irgendwas sagst, es tut mir leid!“
Erschrocken sah sie auf und blickte Ben ins Gesicht. Der stand vor ihrem Tisch und wartete auf ihre Reaktion. Den hatte sie ja ganz vergessen.
„Was willst du hier, Ben? Geh weg.“
„Ich will mich bei dir entschuldigen. Das war nicht richtig von mir. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Aber ich dachte an Malfoy und da...“
„Fang ja nicht an über Draco zu sprechen. Dazu hast du kein recht. Genauso wenig wie sich über mich herzumachen. OBWOHL ich gesagt habe, dass ich das nicht will. Also lass ihn da raus. Er würde sowas niemals machen.“ presste sie hervor.
„Ach, so ist das. Hat er dich also wieder um den Finger gewickelt. Die halbe Schule weiß von seinem Plan und du fällst wieder darauf herein.“
„Was?“ fragte Hermine ungläubig.
„Hör mal, ich hatte mich nicht unter Kontrolle und es tut mir wirklich leid. Aber mit mir bist du besser dran. Ich versuche nicht dich durch einen hinterhältigen Plan zu verarschen. Ich meine alles ernst. Glaub mir.“ säuselte Ben ihr zu. Ehe sie reagieren konnte, hörte sie hinter ihm eine bedrohliche Stimme.
„Glaub uns, wenn wir dir sagen, das du dran bist, solltest du dich Hermine noch einmal nähern.“
„Genau! Und jetzt mach dich vom Acker bevor wir uns vergessen.“ Ben sah sich zwei Zauberstäben entgegen, als er sich umdrehte. Ohne ein weiteres Wort ging er davon.
„Harry? Ron? Woher habt ihr...“
„Ginny hat es uns erzählt, nachdem wir doch gesehen hatten, wie Malfoy Ben im Innenhof eine reingehauen hat. Wieso hast du denn nichts gesagt?“ fragte Harry.
„Ist doch jetzt auch egal. Es hat sich sowieso erledigt.“ weichte Hermine aus.
Harry und Ron ließen das so stehen und setzten sich zu ihr. Sie machten sich an den Aufsatz, aber Hermine konnte sich nicht konzentrieren. Der klitzekleine Zweifel in ihr meldete sich wieder mal zu Wort. Was, wenn Ben recht hatte? Draco war clever genug um die Leute einzuwickeln. Ach, das konnte doch alles nicht wahr sein. Wenn sie es wirklich wissen wollte, musste sie mit dem Blonden reden. Auch auf die Gefahr hin, das sie sich lächerlich machte, wenn sie ihm alles gestand. Sie konnte es nicht mehr ändern. Er war der Einzige, der ihr die absolute Klarheit geben konnte. Noch heute würde sie mit ihm reden. Anders würde es nicht mehr gehen.
Nach dem Unterricht entschied Draco sich dafür in die Bibliothek zu gehen. In den Gemeinschaftsraum wollte er nicht. Blaise würde ihn nur wieder nach seinem Befinden fragen und Pansy würde wohl wieder versuchen seine Aufmerksamkeit zu kriegen. Auf beides konnte er verzichten. So konnte er dann auch in Ruhe etwas lernen und vielleicht würde Hermine noch vorbei kommen.
Hermine. Er fragte sich immernoch wie er das nur wieder hinbiegen sollte. Wenn sie doch nur wüsste, dass das garnicht so dramatisch war, wie sie jetzt wohl dachte. Sie müsste ihm einfach mal zuhören. Vielleicht konnte er sie dazu bringen ihm die richtigen Fragen zu stellen. Oder sie könnte ihm verraten, ob sie wieder irgendwelche Erinnerungen gesehen hat. Dann könnte Draco endlich erzählen und dem ganzen Spuk ein Ende machen. Sie würde wohl zu Anfang etwas irritiert sein, aber wenn die anderen es ihr auch noch bestätigen würden, wäre es möglich, das sie es glaubte. Dann wäre sie wenigstens wieder bei ihm und sein Vater hätte doch nicht gewonnen. Sie müssten natürlich noch aufpassen, was sie sagen, aber die Gefahr wäre nicht mehr ganz so schlimm. Sie würde einen Großteil wissen und wenn es sein müsste, würde er ihr seine Erinnerungen zeigen. Sie würden einen Weg finden. Sie würden ihr altes Leben wieder aufnehmen können. Resignierend lies er den Kopf hängen. Sie würden soviel...
Dann hörte er die Tür der Bibliothek aufgehen und er sah sich um. Kaum sah er die Person, hätte er sich am liebsten sofort versteckt. Doch es war zu Spät. Sie hatte ihn schon längst gesehen und kam direkt auf ihn zu.
„Hier bist du ja. Ich hab dich überall gesucht!“ kam es vorwurfsvoll von ihr.
„Du siehst doch, das ich lerne! Was willst du überhaupt, Pansy?“ gab er genervt zurück.
„Weißt du, was ich heute gehört habe?“ sagte sie gespielt gelassen, setzte sich ihm gegenüber auf die Tischplatte und schlug die Beine übereinander.
„Nein, aber ich bin mir sicher, das du es mir gleich erzählen wirst.“
„Ich habe gehört, das du dich gestern mit Mandy getroffen hast.“
„Mandy?“ fragte er unwissend.
„Ja, Brocklehurst. Die kleine, blonde aus Ravenclaw. Mit der warst du doch letztens in Hogsmead. Klingelt es jetzt?“ sagte Pansy gereizt.
„Ja, ja, Pansy. Aber warum erzählst du mir das jetzt?“ fragte Draco genervt.
„Naja, ich frage mich halt, was sie hat, das ich nicht habe?“ säuselte Pansy und beugte sich etwas nach vorne.
Draco musste sich beherrschen, um nicht loszulachen. Sie versuchte sich an ihn ran zumachen und dachte wohl auch noch, das er da mitmachte. Na, das konnte ja was werden.
„Und ich frage mich, wie du glauben kannst, dass das überhaupt stimmt?“
„Naja, an Gerüchten ist immer etwas wahres dran. Und außerdem warst du die ganze Nacht nicht in den Kerkern. Also...“ sie lächelte ihn verführerisch an.
„Ok, ja. Ich hab mich gestern mit jemandem getroffen. Aber es war nicht Mandy.“
„Ach ja? Und war sie es wert?“ fragte Pansy süßlich, lies sich von der Tischplatte direkt auf seinen Schoß gleiten und verschränkte ihre Arme um seinen Nacken. Draco versteifte sich augenblicklich und wurde wütend. Er packte sie an den Oberarmen.
„Pansy! Geh runter von mir!“ warnte er mit einem scharfen Ton in der Stimme. Pansy aber blieb unbeeindruckt.
„Was denn? Früher hat dir das doch auch gefallen.“ sagte sie leise, beugte sich nach unten und küsste den völlig überraschten Draco. Genau in diesem Moment ging die Tür erneut auf.
Hermine hatte Draco in der letzten Unterrichtsstunde heimlich belauscht. Er hatte Blaise gesagt, das er noch in die Bibliothek gehen wolle um zu lernen. Hermine hielt das für eine günstige Fügung und legte sich gedanklich schonmal ihre Worte parat. Es würde kein zurück geben. Also hatte sie sich auf den Weg gemacht und als sie davor stand, atmete sie ein paar Mal tief durch ehe sie die Tür öffnete und hineinging. Sie brauchte ihn nicht lange zu suchen, denn er saß von ihrem Standpunkt aus gesehen ziemlich günstig. Aber was sie da sah ließ ihr das Herz in die Hose rutschen und schmerzhaft pochen. Erstarrt wie eine Salzsäule stand sie da und beobachtete Draco. Auf dessen Schoß saß Pansy und beide küssten sich.
Dann ging die Tür hinter mit einem lauten Knall zu und er sah zu ihr herüber. Geschockt weiteten sich seine Augen, als er Hermine erkannte. Grob stieß er Pansy von sich, sodass sie unsanft auf dem Boden aufkam und stand auf. Er drehte sich in ihre Richtung und wollte etwas sagen, aber er wusste einfach nicht was. In ihren Augen erkannte er die Verletzung, die sie gerade empfand und er erkannte das verdächtige Glitzern. Plötzlich drehte Hermine sich um, sah kurz verwirrt durch den Raum und ging dann wieder hinaus. Draco lies sich zurück in seinen Sessel fallen und starrte weiterhin auf die Tür.
„Sag mal, was sollte das denn?“ fragte ihn eine empörte Pansy, die mittlerweile wieder stand.
„Verschwinde.“ sagte Draco gefährlich leise. Und das tat Pansy dann auch.
Draco schloss geschlagen die Augen. An Lernen war für ihn jetzt nicht mehr zu denken.
"Die geliebt werden, können nicht sterben, denn Liebe bedeutet Unsterblichkeit."
Emily Dickinson
Emily Dickinson
Re: Der Weg zurück (DM/HG)
Jetzt kannst du mich ja einordnen;)
Bin ich echt die einzige, die das liest? Ist voll schade, du schreibst gut;)
Mir fällt nicht mehr viel ein was ich noch schreiben sollte, bin gespannt wie es weitergeht
LG Jane
Bin ich echt die einzige, die das liest? Ist voll schade, du schreibst gut;)
Mir fällt nicht mehr viel ein was ich noch schreiben sollte, bin gespannt wie es weitergeht

LG Jane
