²Hermine97: Das wird im nächsten Kapitel beantwortet, dass ich dann gleich posten werde. ;) Aber danke sehr für dein Feedback.. Freut mich.

Danke auch, hermine3000.
Ja, das nächste Kapitel ist leider schon das letzte.. Aber ich hoffe es gefällt euch. :)
Die nächsten Wochen dümpelten so vor sich hin.
Irgendwann hatte ich mich mir Mireille wieder ‚vertragen’, oder wie man es sonst nennen sollte, weil wir uns ja eigentlich nicht gestritten hatten, und es war fast wie früher.
Marcelle hatte in der Zwischenzeit wieder mit Gustaf Schluss gemacht, aber die beiden interessierten mich nicht mehr.
Irgendwann wurde es wärmer und wärmer, der Mai kam und ging, die Prüfungen waren überstanden und plötzlich hatten wir auch die schon hinter uns und es stand nichts mehr im Wege, in die vierte Klasse zu kommen.
Natürlich wusste ich, dass ich nach den Ferien nicht mehr nach Beauxbatons, sondern wieder zurück nach Hogwarts gehen würde, und es machte mich, genauso offensichtlich, traurig. Ich würde Mireille vermissen, und das Schloss, die blauem Schulumhänge und die französische Luft.
Ich wusste nicht genau, ob Mireille noch in mich verliebt war – sie hatte nichts dergleichen mehr gesagt, aber doch meinte ich manchmal Blicke auf mir zu spüren.
Das zynische war, dass ich plötzlich merkte, wie gerne ich sie bei mir hatte – noch lieber als früher, jedenfalls – und dass ich schlecht gelaunt war, wenn sie mal mit jemand anderem redete. Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber was das hieß war eigentlich klar.
Am letzten Schultag, in Zaubereigeschichte, döste ich ein bisschen. Letzte Nacht hatte ich nicht besonders viel geschlafen, weil in meinem Kopf einfach zu viele Gedanken herumschwirrten; Mireilles Duft, die Abreise, meine Noten und Mireille selbst, wenn ich ehrlich war.
Jedenfalls war ich dabei, einzuschlafen.
In Hogwarts machte das nichts – aber hier, in Beauxbatons war das eine eher schlechte Idee. Madame Lacroix mit ihren Argusaugen sah alles, und merkte auch alles.
Zu meinem Leidwesen war das an diesem Tag nicht anders.
„Everwoodsen, was bitte finden Sie an Hexenverbrennungen so ermüdend, dass sie in meinem Unterricht schlafen?“, fragte sie kalt und klopfte mir mit ihrem zusammengerollten Skript auf den Kopf.
„Autsch.“, murmelte ich, dann hob ich den Kopf und sah sie an.
„Entschuldigung, Madame. Es wird nicht wieder vorkommen.“, sagte ich und versuchte dabei, so förmlich wie möglich zu sein.
„Kommen sie nach der Stunde zu mir nach vorne.“, sagte sie bloß, dann fuhr sie mit dem Stoff fort.
„Die wird dir doch nicht am letzten Tag vor den Ferien noch Nachsitzen aufbrummen?“, flüsterte Mireille entgeistert.
Ich blickte finster zu Madame Lacroix nach vorne.
„Der würde ich alles zutrauen.“, sagte ich grimmig.
Als es endlich geklingelt hatte, ging ich nach vorne.
Mireille meinte, sie würde draußen auf mich warten, und lächelte mir aufmunternd und irgendwie mitleidig zu. Ich erwiderte das Lächeln so gut ich konnte.
„Also, Everwoodsen..“, fing Lacroix an und ich holte tief Luft. Jetzt kommt’s.
„Ich möchte Ihnen am letzten Tag nicht noch Nachsitzen gehen.“, sagte sie, und ich spürte augenblicklich, wie sich meine Schultern und mein Gesicht entspannten und ich wieder lächeln konnte.
„Super. Dann kann ich jetzt gehen?“
„Nicht in diesem Ton.“, sagte sie. Dann schritt sie ein paar Sekunden lang hinter ihrem Schreibtisch auf und ab, bis sie schließlich antwortete.
„Ich habe noch eine Bitte an Sie..“ Ich sah sie fragend an.
„Bringen sie das mit Parot in Ordnung.“ Einen Moment schien sich ihr Blick zu verändern, während mir die Kinnlade hinunter klappte. „Und jetzt raus mit Ihnen. Genießen Sie das schöne Wetter.“
Perplex blieb ich noch eine Minute wie angewurzelt stehen, dann bewegte ich mich aus der Tür hinaus und ging in den Gemeinschaftsraum, Mireille, die draußen auf mich gewartet hatte, hetzte hinter mir her.
„Was.. Ist denn.. Jetzt?“, fragte sie außer Atem, als ich mich endlich in einen Sessel gesetzt hatte und ins Feuer starrte.
„Nichts.“, sagte ich wahrheitsgemäß, und irgendwie auch ein bisschen abwesend.
„Sie hat dir kein Nachsitzen gegeben?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Und wieso rennst du dann so?!“, fragte sie entgeistert, aber ich winkte ab.
Ich musste nachdenken.
„Ich glaub ich geh ins Bett.“, sagte ich, und Mireilles Miene verdüsterte sich.
„Heute ist dein letzter Abend.. Ich dachte, wir bleiben heute länger auf..“, sagte sie, und ich hörte, dass sie verletzt war.
„Es tut mir Leid, aber.. Ich bin echt müde..“, antwortete ich und lächelte sie entschuldigend an.
Dann ging ich nach oben in den Schlafsaal, zog mich um und setzte mich auf mein Bett.
Irgendwann nachts legte ich mich hin.
Aber schlafen konnte ich immer noch nicht.
Am nächsten Morgen blieb ich so lange liegen, wie es ging.
Dann stand ich auf und zog mich an.
Mein Koffer war schon gepackt, aber das war mir nicht so wichtig, irgendwie.
Als ich in den Gemeinschaftsraum kam, saß Mireille da und weinte. Wortlos umarmte ich sie. Ich spürte einen ziemlich dicken Kloß im Hals – wie würde es sein, wenn ich nicht mehr hier war?
Wir redeten nicht mehr viel, und bald war es Mittag, und wir waren am großen Bahnhof von Paris angekommen und warteten auf ihre Eltern.
Alle standen am Bahnsteig herum, natürlich, es fuhren ja alle nach Hause.
Ich machte meine Runde bis ich allen meinen Klassenkameraden tschüss gesagt hatte, und dass ich sie vermissen würde und so weiter.
Dann kam ich wieder zu Mireille zurück.
Wir sahen uns einen Moment an und dann umarmten wir uns.
In dem Moment in dem ich sie in meinen Armen spürte, wusste ich was ich zu tun hatte. Ich musste sie küssen. Sofort.
Irritierenderweise erinnerte mich diese Situation an den einen Sommer in dem ich fünf war und mit meiner ganzen Familie Urlaub auf einem Muggelbauernhof gemacht hatte. Damals gab es einen Jungen, seinen Namen hatte ich schon wieder vergessen, aber ich wusste ganz genau dass er schon zwölf war, unheimlich erwachsen aussah und einen eingegipsten Arm hatte. Irgendwann hatte er mich gefragt, ob ich auf seinem Arm unterschreiben wolle.
„Nein.“, hatte ich gesagt, ganz einfach, weil ich nicht wusste, was ‚unterschreiben’ bedeutete. Das klingt jetzt vielleicht idiotisch, aber genau so war es. Und nachdem ich einmal abgelehnt und meine Schwester gefragt hatte, was unterschreiben bedeutete, traute ich mich nicht mehr, zu dem Jungen hinzugehen und meinen Namen auf seinen Gips zu schreiben.
Genauso war es jetzt – obwohl ich wusste, dass ich es später fürchterlich bereuen wurde, traute ich mich nicht, Mireille vor der ganzen Schule einfach so zu küssen. Denn genau so wenig wie sich ein fünfjähriger Junge traut, zu einem zwölfjährigen zu gehen und einen dummen Irrtum zuzugeben, traute sich ein dreizehnjähriger nicht, ein Mädchen vor hunderten von Leuten einfach so zu küssen, ohne zu wissen ob er vielleicht zurückgewiesen wurde.
Die Umarmung dauerte vielleicht nur ein paar Sekunden, aber mir kam sie vor wie Stunden.
Als wir uns wieder voneinander lösten, sah ich Tränen in Mireilles Augen, und meine Mutter kam auf mich zu und ich winkte, und Mireille winkte, und dann war ich weg.
Und bereute es, nichts getan zu haben.
Wenn ich bloß damals schon gewusst hätte, dass ich nächstes Jahr zurückkommen würde..
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Tadaa.
Vorbei. .___.