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Verfasst: 11.07.2008 19:30
von Ginny_94
boah du schreibst so schöne geschcihten freu mich schon auf die fortsetzung hoffe es geht bald weiter.
lg

Verfasst: 18.07.2008 14:23
von Chantal Moody
Danke schön! Und hier ein neues:

Die Teestunde

Nach meinem Unterricht mit den Erstklässlern hatte ich für den Rest des Tages frei und zog mich in mein Büro zurück, um meine Gäste dort zu empfangen. Ich hatte Tee gemacht und Gebäck aus der Küche kommen lassen, denn ich hatte noch immer einen guten Draht zu den Hauselfen. Besonders Kreacher überschlug sich inzwischen geradezu damit, mir einen Gefallen zu tun. Dies hatte einmal ganz anders ausgesehen. Zu der Zeit, als das Haus am Grimmaultsplatz noch das Hauptquartier des Ordens gewesen war, pflegte er mich grundsätzlich zu beleidigen, denn schließlich war ich nicht nur ein Halbblut, sondern auch noch gebürtige Französin. Kreachers verändertes Verhalten war vermutlich das Werk von Harry, den er inzwischen voll und ganz als seinen Herrn anerkannte.

Zur festgesetzten Zeit erschienen schließlich Harry, Ron, Hermine und Neville in meinem Büro. Nachdem die vier sich hingesetzt hatten, erklärte ich ihnen: „Hier drinnen braucht ihr mich nicht mit ‚Professor’ anzureden. Das wäre albern, besonders bei euch beiden, die ich schon von klein an kenne.“ Ich sah Ron und Neville an. Schließlich kannte ich die Familien von beiden bereits seit meiner eigenen Schulzeit. Nevilles Eltern waren beide Kollegen von mir gewesen, bis die Lestranges sie mit dem Cruciatus-Fluch in den Wahnsinn gefoltert hatten, und mit Mollys jüngstem Bruder, Fabiennes Vater, hatte ich kurz vor der Heirat gestanden, als er mit seinem Bruder Gideon bei einem Todesser-Angriff getötet wurde. Ich hatte auch Harry als Baby gekannt, denn auch James und Lily, seine Eltern, waren Schulfreunde von mir gewesen. Aber dann wurde Harry nach dem Tod seiner Eltern aus mir damals noch unbekannten Gründen zu diesen Muggel-Verwandten gebracht, und ich hatte ihn jahrelang nicht wiedergesehen.

Allen vieren war anzusehen, dass sie eine ganze Menge Fragen an mich hatten. Ron platzte schließlich als erster heraus: „Warum ist Fabienne nicht nach Hogwarts zurückgekommen? Es besteht doch jetzt keine Gefahr mehr für sie oder überhaupt für die Schüler.“ Mit einem Seufzer antwortete ich: „Das ist richtig. Daran liegt es auch nicht. Fabienne hat darum gebeten, ihr letztes Jahr in Beauxbatons machen zu dürfen. Sie hat sich dort recht gut eingelebt und Freunde gefunden, und sie möchte die Gelegenheit nutzen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Und außerdem, sie meint, sie braucht im Moment noch ein wenig Abstand zu allem, was geschehen ist. Und sie möchte ihre Verwandten in Saintes-Maries besser kennen lernen. Vielleicht ist es ja wenigstens ein kleiner Trost für sie, auch wenn diese Verwandten ihr ihren Großvater nicht ersetzen können.“ „Hm, schade“, meinte Ron. „Ginny vermisst sie ziemlich.“ Fabienne hatte sich mit ihrer Kusine Ginny und mit Fred und George ausgezeichnet verstanden. Ron hingegen hatte sie immer als einem Büffel bezeichnet. „Ein Schuljahr wird auch schnell vorübergehen“, erwiderte ich. Dies war ein Gedanke, an den ich mich klammerte, denn auch ich vermisste meine Tochter schmerzlich. Schließlich war sie das Einzige, was mir noch geblieben war. Ich war froh, als das Thema endlich gewechselt wurde.

Ron kam auf die Frage zurück, die er mir am Vortag gestellt hatte: „ Du wolltest uns doch erzählen, warum du den Posten als Leiterin der Aurorenzentrale abgelehnt hast, und warum du jetzt als Lehrerin in Hogwarts arbeitest. Bist du endgültig aus dem Ministerium ausgeschieden? Diese Geschichte, die über dich im Tagespropheten gestanden hat, wurde doch dementiert, und Kingsley hat schließlich in der Gegendarstellung erklärt, er stände voll hinter dir.“ – „Das ist schon richtig“, antwortete ich. „Diese Spekulationen, dass ich unbeabsichtigt den Einsturz der Mauer verursacht hätte, indem mein wildes Talent außer Kontrolle geraten wäre, entbehrten natürlich jeder Grundlage. Schön, dass hier und da ein paar Sachen herumgeflogen sind, das werde ich wohl verursacht haben, schließlich war ich wütend genug. Besonders nachdem ich erfahren hatte, dass Remus und Tonks nicht überlebt hatten. Aber Mauern zum Einstürzen bringen, das hätte ich bestenfalls mit einem Explosionszauber verursachen können. Und es gab genug Zeugen, die mit angesehen haben, dass ich keinen ausgeführt habe. Dieser Artikel war das Ergebnis von einem Gerücht, das Neider im Ministerium über mich in die Welt gesetzt hatten, als aufkam, dass ich im Gespräch wäre als neue Leiterin der Aurorenzentrale. Rita Kimmkorn hat sich ja noch nicht einmal die Mühe gemacht, zu recherchieren, ob da etwas Wahres dran war oder nicht. Und diese Geschichte hat ihr ja letztendlich den Hals gebrochen. Nicht nur, dass sie auf Kingsleys Intervention eine Gegendarstellung bringen mussten, der Tagesprophet befand schließlich, dass sie nach diesem Müll, den sie da geschrieben hatte, selbst für ihr Blatt untragbar geworden wäre, und sie haben ihr wohl nahegelegt zu kündigen.“ „Das also war der Grund, warum die Kimmkorn beim Tagespropheten ausgeschieden ist!“, rief Ron aus. „Ich habe gehört, sie soll jetzt für ein Muggel-Klatschblatt schreiben.“

Unwillkürlich musste ich lachen. „Ja, davon habe ich auch gehört“, erwiderte ich. „Vielleicht interessiert ja die Muggels der Mist, den sie verzapft. Das Allerschönste ist ja noch, ich hätte den Posten ohnehin abgelehnt. Das ist ein reiner Schreibtischjob, und Schreibtischarbeit habe ich lange genug machen müssen, nachdem ich bei Fudge in Ungnade gefallen war. Und sein Nachfolger, Scrimgeour, hat sich nicht die Mühe gemacht, meinen Fall zu prüfen und dafür zu sorgen, dass ich wieder Aufgaben bekam, die meiner Erfahrung und meinen Fähigkeiten entsprechen. Aber kurz und gut, die Gegendarstellung erschien, der Klatsch über mich blieb. Dadurch fühlte ich mich im Ministerium nicht mehr wohl. Es ist eben so, irgend etwas bleibt immer hängen. Das habe ich heute in meiner Stunde mit den Erstklässlern erst wieder zu spüren bekommen. Ihr wisst ja, dieses bösartige Intrigenspielchen, das zu der Entlassung meines Vaters in den Ruhestand geführt hat, einschließlich der Gerüchtekocherei, er hätte den Verstand verloren, das wurde im nachhinein komplett aufgedeckt. Und dennoch wurde ich heute von einer Schülerin gefragt, ob es wahr wäre, dass Pa verrückt gewesen wäre.“

„Das darf doch nicht wahr sein!“, regte sich Harry auf. „Es hat sich doch herausgestellt, dass dein Vater in fast allen Punkten recht gehabt hat, was diese ganzen Todesser anging, die aufgrund der Imperius-Einrede oder aus anderen Gründen freigekommen sind. Und schließlich wurde ja fast dasselbe Spielchen mit Dumbledore und mir gespielt, und auch in unserem Fall hat sich herausgestellt, dass wir recht hatten.“ – „Ja, das ist richtig“, erwiderte ich bitter. „Er hatte mit fast allem recht. Nur in einem einzigen Punkt nicht, und das war Severus. Und das hat er nicht mehr erfahren.“ Wieder stand mir der letzte Streit vor Augen, den ich wegen Severus mit meinem Vater gehabt hatte. Nach dieser Auseinandersetzung, aus der wir uns unversöhnt getrennt hatten, hatte ich ihn nie wiedergesehen.

„Das sind also die Gründe, weshalb du deinen Posten aufgegeben hast?“, erkundigte sich Hermine. „Ich habe ihn nicht aufgegeben, obwohl ich es vorhatte, als ich Minervas Angebot, Lehrerin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zu werden, bekommen habe. Aber dann hatte ich ein langes Gespräch mit Kingsley. Er hat zwar meine Gründe verstanden, weshalb ich mich im Ministerium nicht mehr wohl gefühlt habe. Aber er hat mir vor Augen geführt, dass es viel zu wenig Auroren gibt. Bereits im ersten Krieg sind viele gefallen, und in dieser Zeit des trügerischen Friedens haben sich einige Leute zu sicher gefühlt, so dass weniger Auroren ausgebildet wurden. Und zwei Jahre lang gab es überhaupt keine Schüler, weil bestimmte Herren im Ministerium das Geld lieber in diese teuren internationalen Veranstaltungen wie die Quidditch-Weltmeisterschaft und das Trimagische Turnier gesteckt haben statt in die Aurorenausbildung. Dann, als sich herausgestellt hat, dass Voldemort zurück ist, wurde wieder damit begonnen, Aurorenschüler aufzunehmen. Und von denen haben auch wiederum einige den Krieg nicht überlebt, andere haben die Ausbildung abgebrochen. Im Moment ist zwar wirklich Frieden, aber können wir uns darauf verlassen, dass es immer so bleibt? Wir sind daher zu einem Kompromiss gekommen. Da ich im Moment hier in Hogwarts viel nötiger gebraucht werde als im Ministerium, hat er mich langfristig an Minerva ausgeliehen, und ich gehe nur mittwochs an die Aurorenschule zum Unterrichten. Es fehlt eben auch an Ausbildern.“ – „Du unterrichtest also auch noch an der Aurorenschule?“, fragte Harry. „Also wirst du auch dort einer meiner Ausbilder sein?“ – „Oh ja, das werde ich“, antwortete ich. „Und ich werde dir schon eines verraten, das wird kein Zuckerschlecken. Ich bin dafür bekannt, dass ich hier und da schon mit aufmüpfigen Rekruten den Boden gewischt habe.“ Dies war keineswegs übertrieben. Ich hatte in meiner ersten Zeit als Ausbilderin an der Aurorenschule die Erfahrung gemacht, dass manche der jungen Rekruten, besonders die jungen Männer, gemeint hatten, sich bei einem weiblichen Ausbilder Respektlosigkeiten herausnehmen zu können. Dies versuchten sie jedoch in der Regel nur einmal.

Inzwischen war es Zeit geworden, zum Abendessen zu gehen. „Ihr dürft an den Nachmittagen jederzeit gerne wieder hierher kommen“, verabschiedete ich die vier. „Ganz bestimmt werden wir noch einigen Gesprächsstoff haben.“