Grünes Eis

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

silver22
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Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Vorbemerkung:
Hey Leute! Meine Geschichte hält sich nicht konkret an die Geschehenisse des 6. HP-Bandes. Bei mir wird Draco kein Todesser, der sich mit einer so schwierigen Aufgabe herumschlagen muss, weil ich denke, dass er dann wohl kaum dazu gekommen wäre, sich Gedanken über Mädchen zu machen. Das würde ich dann doch etwas unrealistisch finden.
Also, kleine Vorwarnung: Wer was lesen möchte, das sich strikt an das entsprechende Buch hält, dem wird das Folgende vielleicht nicht gefallen!

Cassie:

Der erste Schultag meines sechsten Jahres in Hogwarts hatte begonnen und mit ihm auch die Zeit des elendig frühen Aufstehens. Mürrisch trottete ich ins Badezimmer und stellte mich mit einem herzhaften Gähnen unter den warmen Duschstrahl. Die anderen Mädchen aus meinem Schlafsaal waren bereits alle beim Frühstück, sodass ich mich in Ruhe zurechtmachen konnte. Naja, so ruhig auch wieder nicht, stellte ich mit einem erschrockenen Blick auf die Wanduhr fest. Schnell wickelte ich mich in ein Handtuch und trocknete mein weißblondes, hüftlanges Haar mit einem Schlenker meines Zauberstabes.
Aus dem Spiegel sah mir ein Mädchen mit müden und leicht geschwollenen, grünen Augen entgegen, doch glücklicherweise ließ sich dieses Problem mit etwas Concealer und Mascara so einigermaßen beheben.
Nachdem ich meine Uniform angezogen und die grün-silberne Krawatte umgebunden hatte, machte ich mich auf den Weg in die große Halle. Dort waren nur noch wenige Schüler und mein Blick glitt den Gryffindor-Tisch entlang, an dem kaum noch jemand saß. Als ich Harry und Ron entdeckte, erhellte sich mein Gesicht unwillkürlich und ich setzte mich zu ihnen. Während ich mir Pancakes auf den Teller schaufelte sagte Harry lachend: „Morgen Cassie, na ausgeschlafen?“ „Mh, schischer doch, wasch denkscht du denn?“ grummelte ich mit vollem Mund und sogar Ron, der genau so ein Morgenmuffel war wie ich, musste grinsen. Die beiden kannten mich gut genug, um zu wissen, dass ich nicht absichtlich unhöflich war.
„Wo habt ihr denn Hermine gelassen?“ fragte ich, nachdem ich heruntergekaut hatte. Ron rollte mit den Augen und antwortete: „Die wollte noch schnell in die Bibliothek und sich ein Buch für Alte Runen holen. Völlig durchgeknallt, wer macht sowas gleich am ersten Tag?!“ „Hermine!“ sagten Harry und ich gleichzeitig und lachten.
„Was habt ihr denn in der ersten Stunde?“ wollte ich von den beiden wissen. Harry schaute mit gerunzelter Stirn auf seinen Stundenplan und antwortete: „Pflege magischer Geschöpfe. Mit den Hufflepuffs zusammen.“ Mitleidig sahen meine Freunde mich an, aber ich zuckte nur mit den Schultern. „Schon gut Leute, ich komm klar.“ „Jah sicher…trotzdem blöd, wenn du dich jetzt mit den anderen Slytherins herumschlagen musst.“ erklärte Ron mit zusammengezogenen Augenbrauen und Harry nickte zustimmend. „Ach, so schlimm sind die nicht. Nervig schon, ja…und anstrengend überheblich…gut ihr habt recht, es ist nicht so optimal.“ gab ich nachdenklich zu.
Versteht mich nicht falsch, ich mochte mein Haus und war mir sicher, dass ich da auch hineinpasste. Nur mit den meisten anderen Slytherins kam ich nicht so gut zurecht. Sie waren in einigen Dingen einfach anders als ich. Der Blutstatus interessierte mich nicht und in Voldemort sah ich nur einen grausamen Mörder.
Ich war zwar reinblütig, aber meine Familie gehörte nie zu seinen Anhängern und ja, darauf war ich ziemlich stolz. Hinzu kam natürlich noch, dass ich mich gut mit einigen Gryffindors, besonders mit Ron, Harry und Hermine verstand, weswegen man mich ab und an als Blutsverräterin bezeichnete. Das hatte mich allerdings nie gestört und ins Gesicht würde mir das ohnehin niemand sagen.
Die einzige, die dumm genug war, mich des Öfteren zu provozieren, war Pansy Parkinson. Alle anderen behandelten mich respektvoll oder ließen mich in Ruhe und tuschelten lieber hinter meinem Rücken. Mein Vater war ein hohes Tier im Ministerium und hatte sogar mehr Einfluss als Lucius Malfoy, was auf die meisten wohl sehr abschreckend wirkte. Außerdem war ich nicht umsonst in Slytherin und konnte ebenfalls hinterlistig und gemein sein, wenn es darauf ankam.
Am besten verstand ich mich noch mit Daphne Greengrass und auch mit Blaise kam ich einigermaßen gut zurecht. Draco Malfoy konnte ich hingegen nicht ausstehen. Trotz dessen wir als Kinder eine Weile nebeneinander gewohnt und zusammen gespielt hatten, hatten wir uns einfach in zu unterschiedliche Richtungen entwickelt und sprachen kaum mehr ein Wort miteinander.
Früher wurden wir manchmal für Geschwister gehalten, weil wir die gleiche Haarfarbe hatten und ständig gemeinsam herumtollten. Aber mit seiner späteren kalten, arroganten Art und seiner rassistischen Einstellung, kam ich einfach nicht klar. Im Laufe der Jahre, in denen er meine Freunde schikanierte, begann ich ihn schließlich sogar zu verabscheuen, obwohl er mir gegenüber kein falsches Wort sagte. „Ich muss los, hab gleich Verwandlung. Wir sehen uns später, Jungs“ verabschiedete ich mich und lief zunächst zum Gemeinschaftsraum, um mir die Zähne zu putzen und meine Schulsachen zu holen.

Kurze Zeit später saß ich in Professor McGonagalls Klassenzimmer und versuchte angestrengt meinen Raben in einen Teekessel zu verwandeln, als mir Daphne plötzlich kichernd zuflüsterte: „Draco guckt ständig zu dir rüber, ich glaub du hast einen neuen Verehrer.“ „Erzähl doch nicht so einen Quatsch Daphne. Du weißt genauso gut wie ich, dass wir uns nicht leiden können.“ Gab ich genervt zurück und sie zwinkerte mir zu: „Eigentlich weiß ich nur, dass du ihn nicht leiden kannst.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrer Kröte zu, die mittlerweile zwar blau war, aber immer noch keine Ähnlichkeit mit einem Teekessel aufwies.
Vorsichtig schaute ich in Malfoys Richtung, der aber nur seinen Vogel anstarrte und eine komische Bewegung mit seinem Zauberstab machte. Das konnte spannend werden, dachte ich mir und beobachtete, wie der Vogel plötzlich ein schrilles Pfeifen von sich gab und Glubschaugen bekam. McGonagall war sofort zur Stelle und befreite das arme Tier, während die Klasse lauthals lachte. „Mr. Malfoy, Sie sollen ihren Kakadu verwandeln und ihm nicht die Luft abschnüren. Konzentrieren Sie sich gefälligst.“ wies sie Malfoy zurecht, bedachte ihn noch mit einem letzten strengen Blick und schritt dann weiter die Reihen ab. Während ich in mich hineingluckste, schaute Malfoy wütend auf seinen Tisch und schien es nun aufgegeben zu haben, den Zauber zu üben.
Als die Stunde schließlich vorbei war, stürmte er als Erster hinaus, während Pansy Parkinson ihm hinterhereilte. Vermutlich wollte sie ihn trösten, den Idioten. Einfach nur peinlich. Ich warf meine Haare über meine Schulter und wartete auf Daphne, die mit Blaise flirtete. „Können wir dann los, oder soll ich euch beide alleine lassen?“ fragte ich grinsend. Meine Freundin wurde etwas rosa um die Nase und beeilte sich, mit mir zur nächsten Stunde zu kommen, die wir mit den Ravenclaws gemeinsam hatten.

Draco:
Da hatte ich mich ja wieder schön zum Trottel gemacht, dachte ich bitter und lief schnellen Schrittes zu Flitwicks Klassenraum, in dem wir jetzt Zauberkunst hatten. Wieso musste ich sie auch immer wieder anschauen? Das war mittlerweile echt unnormal geworden. Aber die Art, wie sie ihr Haar zurückstrich und wie ihre Wangen diese kleinen Grübchen bekamen, wenn sie lachte, faszinierte mich. Ich dachte schon, mein Kopf würde leuchten wie Weasleys Haare, als ich bemerkte, dass sie mich auslachte – so wie die anderen auch. Schon beim Gedanken daran, musste ich vor Scham kurz die Augen schließen. Mir war klar, dass sie mich nicht mochte und nach allem, was ich über sie wusste, sollte ich sie ebenfalls hassen. Schon allein wegen Potter und seiner Bagage.
Ich würde mich ganz einfach wieder in den Griff kriegen; egal was da gerade mit mir los war, das musste aufhören. Ein Malfoy verlor niemals seine Würde.
Gerade als ich das Klassenzimmer betreten wollte, holte mich Pansy ein, die mir sofort mitfühlend eine Hand auf die Schulter legte. Ich verdrehte die Augen und riss mich los, während sie einen Schmollmund machte und einen beleidigten Gesichtsausdruck aufsetzte. „Lass mich einfach in Ruhe Pansy! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nervst?!“ zischte ich ihr zu. „Aber Draco, du kannst doch immer mit mir reden, ich bin für dich da.“ sagte sie und bedachte mich mit einem verliebten Blick. „Verdammt, wann kapierst du es endlich?! Ich will nicht mit dir reden; ich will dich nicht mal sehen. Verpiss dich einfach.“
Mit diesen Worten ließ ich sie fassungslos im Türrahmen stehen und setzte mich auf meinen Platz, in der letzten Reihe. Ich wusste, dass sie jetzt wahrscheinlich heulte, doch es war mir egal. Langsam strömten auch die anderen Schüler hinein und ich erwischte mich wieder dabei, wie ich nach ihr Ausschau hielt. Sie betrat den Raum gemeinsam mit Daphne, Blaise und einem Ravenclaw-Jungen, den ich nicht kannte. Er schien etwas Witziges gesagt zu haben, denn sie lachte glockenhell auf, was einen verträumten Ausdruck auf dem Gesicht des Ravenclaws erscheinen ließ. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich presste meine Lippen zusammen, während Blaise sich auf den Stuhl neben mir fallen ließ und mir auf den Rücken schlug. „Alter, wieso bist du denn so schnell verschwunden?“
„Ich konnte die alte McGonagall nicht mehr sehen“ gab ich zurück und bemühte mich um einen gleichgültigen Tonfall. Blaise lachte und stimmte mir zu: „Ja, die ist echt ne Schreckschraube.“ Er lehnte sich zu mir und fragte leise: „Was ist eigentlich wieder mit Parkinson los, die sieht aus, als ob sie gleich anfängt zu flennen.“ Ich sah zu ihr herüber und tatsächlich waren ihre Augen stark gerötet und sie blinzelte angestrengt gegen die Tränen an. Trotzdem hatte ich kein schlechtes Gewissen.
Ich zuckte beiläufig mit den Schultern: „Keine Ahnung was die für ein Problem hat.“ Insgeheim war ich gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt. Eine Reihe vor Pansy saßen Daphne und Cassie, die über etwas kicherten, bevor Cassie einen Zettel zu dem Ravenclaw-Typen fliegen ließ, der ihn lächelnd auffing. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und fragte Blaise: „Sag mal, wer ist der Kerl, der da hinter Nott sitzt?“ Blaise blickte auf und schnaubte abfällig. "Das ist Mason Sullivan. Ich sags echt nicht gern Mann, aber der Arsch macht mir ziemliche Konkurrenz. Er ist so eine Art 'Frauenmagnet." Diese Worte hinterließen ein komisches Gefühl in meiner Magengegend und ich sah mir Sullivan genauer an: Mit den schwarzen, etwas gelockten Haaren und seinem Zahnpasta-Lächeln konnte man ihn schon als mehr als nur gut-aussehend bezeichnen. Ob Cassie auf ihn stand? Schnell schaute ich zu ihr herüber, doch sie schien mittlerweile gespannt Flitwicks Unterricht zu folgen. Von dem bekam ich allerdings überhaupt nichts mehr mit. Ständig geisterten Blaise' Worte in meinem Kopf herum und ich verstand einfach nicht, wieso mir nicht völlig egal war, was ich gerade erfahren hatte.

Cassie:
"Was hast du ihm denn nun geschrieben Cassie, sag schon!" fragte Daphne mich aufgeregt, als wir es uns später im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht hatten. "Ich hab ihm nur auf seine Frage geantwortet, ob wir am nächsten Hogsmeade-Wochenende zusammen ausgehen wollen." erklärte ich grinsend und zwinkerte ihr zu. Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu und sagte mit einem süffisanten Lächeln: "Das hat er dir also vor Zauberkunst ins Ohr geflüstert, ich dachte mir schon fast, dass er dich angemacht hat." "Er hat mich nicht angemacht, nur nach einem Date gefragt."
"Oh bitte" schnaubte Daphne abwinkend. "Das sieht doch ein Blinder, dass er was von dir will. Und bei seinem Ruf denke ich nicht, dass er nur mit dir quatschen möchte." Jetzt musste ich lachen: "Ach und du meinst, Blaise ist da anders, ja? Wer ist denn hier der größte Casanova?" Daphne grinste mich an und zuckte mit den Schultern: "Hier gehts jetzt nicht um mich, sondern um dich, Süße. Also, was hast du ihm geantwortet?"
Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück und schlug die Beine übereinander, während ich aus dem Augenwinklen sah, wie Blaise und Malfoy in den Raum traten und auf uns zu kamen. "Ich hab ihm zugesagt." meinte ich lächelnd an Daphne gewandt, die ein aufgeregtes Quietschen von sich gab. Die beiden Jungs waren mittlerweile bei uns angekommen und setzten sich auf zwei freie Sessel, die neben unseren standen. "Wem hast du zu was zugesagt?" fragte Blaise interessiert und sah mich erwartungsvoll an. Doch bevor ich etwas antworten konnte, plapperte Daphne auch schon los: "Sie geht mit Mason Sullivan nach Hogsmeade. Er hat sie heute gefragt." Sie merkte nicht, wie Blaise beim Klang dieses Namens genervt aufstöhnte und Malfoy sich versteifte, weil sie sich sofort wieder mir zuwandte: "Weißt du schon wo ihr hingehen wollt?" Während ich noch kurz überlegte, fiel mein Blick auf Malfoy, der die ganze Zeit über kein Wort gesagt hatte. Eigentlich war das ja nichts Neues, dachte ich mir, er sagte so gut wie nie etwas in meiner Gegenwart. Wahrscheinlich war ich es nicht wert, seine erhabene Stimme zu hören.
"Hm, vielleicht gehen wir in die 'Drei Besen' und trinken etwas. Ist zwar nicht wirklich spannend, aber viele Möglichkeiten haben wir ja wohl nicht." sagte ich achselzuckend, während Daphne verständnisvoll nickte.
"So, ich werde jetzt mal rausgehen. Bin noch mit Harry, Ron und Hermine verabredet." verkündete ich, stand auf und strich meinen Rock glatt. Ich verabschiedete mich von Daphne und Blaise, ignorierte Malfoy und verließ den Gemeinschaftsraum. Als ich durch die Kerker nach oben lief, kreisten meine Gedanken um Mason. Er sah wirklich verdammt süß aus mit seinen Grübchen und den hellblauen Augen. Obwohl er der absolute Traummann vieler Mädchen war und den Ruf eines notorischen Verführers hatte, sah man ihn nicht oft in weiblicher Begleitung. Meistens war er von seinen Freunden umgeben und wurde nur aus der Ferne angehimmelt. Trotzdem wusste ich noch nicht so recht, was ich von ihm halten sollte und brannte schon darauf, meinen drei besten Freunden die Neuigkeit zu überbringen. Gespannt darauf, wie sie wohl reagieren würden, passierte ich das Schlossportal und lief zum See, wo sie mich sicher schon erwarteten.

Draco:
"Sie geht mit Mason Sullivan nach Hogsmeade. Er hat sie heute gefragt." teilte Daphne uns eifrig mit und ihr Gesicht strahlte. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eine Faust in den Magen gerammt und warf Cassie einen schnellen Blick zu. Sie sah wirklich glücklich aus, ihre Wangen waren leicht rosa und ihre grünen Augen funkelten, als sie irgendetwas zu Daphne sagte.
In meinen Ohren rauschte es, das Atmen fiel mir schwer und ich hörte nichts von dem Gespräch der Mädchen. Blaise musterte mich argwöhnisch, lehnte sich zu mir herüber und fragte flüsternd: „Alles klar bei dir? Du bist ganz blass – also noch mehr als sonst.“ Ich schluckte krampfhaft und ohne ihn anzusehen, nickte ich kurz. Er zog zischend den Atem ein und setzte sich wieder gerade hin.
Plötzlich erhob sich Cassie, gab Daphne einen Kuss auf die Wange und wuschelte Blaise durch die Haare, der nur: „Mann Cassie, lass das!“ brummte und sofort anfing, seine Frisur wieder zu ordnen. Cassie lachte und beim Klang ihrer Stimme, begann mein Herz schneller zu schlagen. Was zum Teufel war bloß los mit mir? Während sie mit wiegenden Schritten den Gemeinschaftsraum verließ, blickte ich ihr nach und mir wurde schmerzlich bewusst, dass sie mich wieder einmal völlig links liegen gelassen hatte. Für sie war ich einfach nur Luft.
Mit einem leisen Seufzen drehte ich mich wieder zu Blaise und Daphne, die gerade die Köpfe zusammengesteckt hatten und mich irgendwie anstarrten. „Was ist?“ fragte ich betont gelangweilt und trommelte mit den Fingern auf die Armlehnen meines Sessels. „Ich geh dann mal, muss noch etwas erledigen.“ verkündete Daphne, zwinkerte Blaise kurz zu und verschwand in Richtung Mädchenschlafsaal. Blaise grinste mich schief an und lehnte sich lässig zurück, während ich interessiert meine Hände betrachtete.
„Also, was läuft da zwischen dir und Cassie?“ Ruckartig riss ich meinen Kopf hoch und begegnete seinem amüsierten Blick. Ich räusperte mich kurz und sagte mit kratziger Stimme: „Nichts. Was soll da sein? Da läuft gar nichts mit Frost.“ „Pff, komm Draco. Du stehst auf sie, das ist total offensichtlich. Als sie gerade rausgegangen ist, hast du sie ja schon fast angehimmelt.“
Merlin, ich musste mich wirklich schnell wieder unter Kontrolle kriegen; sonst würde es noch richtig peinlich werden.
„Ich hab absolut keine Ahnung, wovon du da eigentlich redest Blaise. Du weißt genau, dass ich niemals irgendwen anhimmeln würde. Schon gar nicht so eine, die sich mit Potter und diesem wertlosen Pack abgibt. Frost ist mir komplett egal.“
„Ach, Cassie ist voll in Ordnung.“ gab Blaise mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück. „Und außerdem ist sie scharf. Zumindest das wirst du ja wohl noch zugeben, oder?“ Er zog fragend eine Augenbraue hoch und ich entgegnete patzig: „Sie ist nicht mein Typ.“
Blaise schnaubte, sah mich wissend an und begann dann leise zu lachen, was mich langsam echt sauer machte. Er blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte ernst: „Okay, du willst es dir nicht eingestehen, aber du bist mein bester Freund und ich sehe doch was mit dir los ist, Mann. Du willst was von ihr und du bist sowas von eifersüchtig! Wenn du mich fragst, solltest du dir etwas Mühe geben und sie klarmachen.“
Wütend sprang ich auf, fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen und zischte: „Ich frage dich aber nicht Blaise! Du solltest besser aufpassen was du sagst!“
Mit diesen Worten machte ich auf dem Absatz kehrt und rauschte aus dem Gemeinschaftsraum, während Blaise lachte und mir zurief: „Contenance, Draco, contenance!“

Cassie:
„Also, was denkt ihr?“ Wir saßen am See, genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und tauchten unsere Füße in das blau-grün glitzernde Wasser.
Fragend sah ich in die Runde. „Was haltet ihr von Mason?“ Hermine war die erste, die etwas sagte: „Naja, er sieht schon gut aus.“ Ron schnaubte und erntete einen bösen Blick von ihr, der ihn sogleich verstummen ließ. „Aber ehrlich gesagt, weiß ich nicht viel über ihn.“ Entschuldigend sah sie mich an und ich seufzte. „Jaa, mir geht es genauso. Ich meine, wir haben noch nie zuvor miteinander gesprochen. Was sagt ihr dazu, Jungs?“ Hilfesuchend drehte ich mich zu Harry und Ron, die sich jedoch nur betreten ansahen und ein wenig herumdrucksten. „Ach nun kommt schon, raus damit!“ forderte ich sie auf und rollte mit den Augen.
„Ich kann ihn nicht leiden.“ platzte Ron plötzlich heraus und während ich ihn noch verwundert anschaute, stöhnte Hermine: „Aber nur, weil er beliebter ist als du, vor allem bei den Mädchen. Was im Übrigen nicht schwer ist.“ fügte sie trocken hinzu und Rons Gesicht wurde so rot wie seine Haare. Doch bevor er etwas erwidern konnte, mischte Harry sich ein und sagte sachlich: „Es ist nur so, dass er ein totaler Aufreißer ist. Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, mit ihm auszugehen. Er könnte dich verletzen.“
Mein Blick wurde weich und ich lächelte ihn an. Für ihn war ich wie eine kleine Schwester und ich fand es sehr süß, dass er sich um mich sorgte. „Ich kann schon auf mich aufpassen, Harry.“ beschwichtigte ich ihn und drückte kurz seine Hand.
„Weißt du, ich denke, du solltest mit ihm nach Hogsmeade gehen.“ verkündete Hermine auf einmal und wir alle sahen sie erstaunt an (obwohl man Rons Blick eher als erschrocken beschreiben sollte). „Hast du sie nicht mehr alle?! Du kannst sie doch nicht mit dem allein lassen wollen!“ empörte Ron sich sogleich. Doch Hermine hob die Hand und sagte tadelnd: „Ich war auch noch nicht fertig, Ron.“ Dann wandte sie sich mir zu: „Du solltest dich mit ihm treffen, aber sicherheitshalber werden wir mitkommen und ein Auge auf dich haben.“ Ron sah immer noch nicht sonderlich überzeugt aus, aber Harry stimmte ihr sofort zu: „Super Idee, wir können meinen Tarnumhang nehmen!“ Das ging mir jetzt doch zu weit. „Stopp, Leute! Ich will echt nicht, dass mir bei meinem Date ein paar Unsichtbare an den Fersen hängen.“ Stirnrunzelnd sah ich von einem zum anderen. „Das wäre total unangenehm.“ Hermine nickte verständnisvoll und beruhigte mich, indem sie sagte: „Ich dachte eigentlich auch eher daran, dass wir uns an einen Tisch in eurer Nähe setzen und ab und an zu euch herüberschauen, ob alles in Ordnung ist. Wenn es dir zu heikel wird, kannst du uns ein Zeichen geben und wir retten dich dann.“ Erstaunt schaute ich sie an und begann zu strahlen: „Mensch, Hermine, das ist ein wirklich guter Plan und der könnte tatsächlich funktionieren. Du bist genial!“ Sie machte ein pikiertes Gesicht, rümpfte geziert die Nase und sagte: „Was ist denn daran jetzt so überraschend?“ Daraufhin brachen wir alle in schallendes Gelächter aus.
Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und drehte mich zu der Baumreihe, die ein Stück von uns entfernt war. Angestrengt blinzelte ich und schirmte mein Sichtfeld mit der Hand von der Sonne ab. Da war doch etwas gewesen, dachte ich mit zusammengekniffenen Augen. Meine Freunde schienen nichts bemerkt zu haben und alberten weiter miteinander herum.
Letztlich kam ich zu dem Schluss, dass wahrscheinlich nur ein Vogel herumgeflattert war. Ich ließ meine Hand sinken und begann Harry mit Wasser anzuspritzen, der sich sogleich revanchierte und mir mit seinem Fuß eine volle Ladung verpasste. Prustend holte ich Luft und strich mir die klitschnassen Haare aus dem Gesicht, während die anderen sich vor Lachen kugelten.

Draco:
Aufgebracht lief ich durch die Kerker und dachte über Blaises Worte nach.
Natürlich war das völliger Schwachsinn; ich war nicht in Cassie verknallt. Eigentlich war ich mir nicht einmal sicher, ob ich zu solchen Gefühlen überhaupt fähig war.
Pah, angehimmelt. Ganz bestimmt hatte ich das nicht getan. Vielleicht habe ich sie angesehen, aber das war ja wohl kein Verbrechen.
Ich und eifersüchtig; das war wirklich mehr als lächerlich.
Kurz erinnerte ich mich an diese grünen Augen, mit den goldenen Sprenkeln und bemerkte schockiert, dass ich tatsächlich lächelte! Merlin, was war ich denn bitte für ein peinlicher Volltrottel?
Frustriert trat ich gegen eine Rüstung, die zu allem Überfluss auch noch scheppernd umfiel. Einige Erstklässler, die an mir vorbeiliefen, starrten mich erschrocken an und blieben stehen. Echt toll, jetzt hatte ich mir wahrscheinlich auch noch den kleinen Zeh geprellt, dachte ich bitter und bedachte die jüngeren Schüler mit einem mörderischen Blick.
„Was glotzt ihr so dämlich, hä?“ blaffte ich, woraufhin sie ängstlich zusammenzuckten und davonrannten. Doch sogar diese, sonst so befriedigende Aktion konnte mir heute keine Genugtuung verschaffen. Grimmig fuhr ich mir durch die Haare und achtete nicht mehr darauf, wo ich hinging.
Warum bekam ich dieses Mädchen nicht aus meinem Kopf? Hatte Blaise etwa doch Recht? Nein, dachte ich sofort kopfschüttelnd, das war Blödsinn; ich schaute sie einfach nur gern an. Das war sicherlich nur eine Art Phase und würde vorübergehen.
Als mich plötzlich die Sonne blendete, runzelte ich die Stirn, blieb stehen und sah mich irritiert um. Irgendwie war ich auf den Ländereien des Schlosses gelandet und hatte keinen blassen Schimmer, wie ich das geschafft hatte. Halbherzig drehte ich mich um und wollte schon zurückgehen, als ich mich doch noch umentschied.
Warum sollte ich nicht das schöne Wetter genießen, dachte ich schulterzuckend und setzte meinen Weg fort. Ein Stück weit von mir entfernt, sah ich Sullivan mit seinen Freunden im Gras sitzen und bemerkte, wie meine Gesichtszüge hart wurden und ich anfing, mit den Zähnen zu knirschen. Das hatte selbstverständlich rein gar nichts mit Cassie zu tun, beruhigte ich mich. Ich konnte einfach nur seine arrogante Visage nicht mehr ertragen.
Ab jetzt würde ich mich nicht mehr mit sinnlosen Gedanken an Frost aufhalten, sondern mich mit wichtigen Dingen beschäftigen, schwor ich mir und reckte stolz das Kinn. Schließlich war ich ein Malfoy und sie nur eine dreckige Blutsverräterin.
Während ich am See entlang ging, hörte ich plötzlich ein Lachen, ihr Lachen. Stocksteif blieb ich stehen und lauschte. Sie schien sich hier mit Potter, Granger und Weasley zu treffen, deren Stimmen ich nun ebenfalls vernehmen konnte. Als ob meine Laune nicht schon schlecht genug wäre. Langsam lief ich weiter und sah sie alle zusammen am Ufer sitzen, die Füße im klaren Wasser versenkt. Die Baumreihe vor mir kam wie gerufen und ich stellte mich hinter einen dicken Stamm, um sie von dort aus zu beobachten.
Ich kam mir vor wie der letzte Spanner, aber das Sonnenlicht, das für schimmernde Reflexe auf ihrem hellen, dem meinen so ähnlichen Haar sorgte, ließ mich alles andere schnell vergessen. Zwar konnte ich nicht verstehen, was sie sagten, doch es war offensichtlich, dass sie viel Spaß hatten. Schon wieder breitete sich dieses beklemmende Gefühl in meiner Magengegend aus und ich schluckte krampfhaft. Unbewusst krallte sich meine Hand in die Baumrinde, bis mich ein scharfer Schmerz zusammenzucken ließ. „Drachenmist!“ fluchte ich leise und schaute auf meinen Fingernagel, den ich mir so stark eingerissen hatte, dass es blutete. Vorsichtig lugte ich wieder hinter dem Baum hervor, fuhr jedoch sofort wieder zurück, als ich feststellte, dass Cassie genau in meine Richtung sah.
Ob sie mich bemerkt hatte? Panisch versuchte ich mir eine Ausrede einfallen zu lassen, warum ich hier hinter einem Stamm herumstand, allerdings würde keine davon meine Situation verbessern.
Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht herkommen und nachsehen würde.
Flach atmend verharrte ich in meinem Versteck, bis ich mich ein paar Minuten später traute, noch einmal daraus hervorzuschauen.
Glücklicherweise hatte sie sich wieder abgewandt und war jetzt aus irgendeinem Grund völlig durchnässt. Erleichtert drehte ich mich um und entfernte mich von ihr und den Gryffindors, mit denen sie sich unbegreiflicherweise so viel besser verstand als mit mir.

Cassie:
Die restliche Zeit bis zum Hogsmeade-Wochenende war ziemlich ereignislos vergangen. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, mich mit Mason zu unterhalten und wurde langsam doch etwas nervös wegen unseres Treffens.
Um nicht von vornherein einen falschen Eindruck zu erwecken, hatte ich mich relativ schlicht gekleidet und nur ganz dezent geschminkt.
Nun saß ich mit Daphne vor dem großen Spiegel in unserem Schlafsaal und ließ mich frisurentechnisch von ihr beraten. „Wie wäre es mit einer Hochsteckfrisur?“ schlug sie vor. „Mit deinen langen Haaren geht das doch super.“ Zweifelnd schaute ich sie an, hielt meine Haare probeweise hoch und drehte meinen Kopf hin und her. „Ich weiß nicht, das sieht doch dann viel zu schick aus, meinst du nicht? Ich will nicht, dass er glaubt, ich hätte mich seinetwegen stundenlang zurechtgemacht.“ gab ich zu bedenken. Daphne verdrehte die Augen und kicherte dann: „Du bist vielleicht lustig. Machst du dich denn nicht schon seit einer geschlagenen Stunde fertig?“
„Schön dass ich dich amüsiere.“ bemerkte ich und sah sie trotzig an.
„Nur weil ich wirklich so lange brauche, muss er das ja nicht gleich wissen.“
Meine Freundin lachte und kniff mir in die Wange: „Du bist zum Knutschen wenn du beleidigt bist, weißt du das?“ Ich brummte nur etwas Unverständliches, musste dann aber doch grinsen. „Okay, mach mir so eine Hochsteckfrisur. Ich kann dir ja doch nichts abschlagen.“ Daphne quietschte erfreut auf und klatschte in die Hände, bevor sie sich eifrig ans Werk machte. Die ganze Zeit über saß ich nur still da und ließ sie an mir herumzerren, bis sie endlich zufrieden war und mir einen zweiten Spiegel gab, damit ich mich von hinten betrachten konnte. „Wow, das sieht klasse aus Daphne!“ entfuhr es mir beeindruckt, während sie hinter mir stolz nickte.
„Elegant, aber nicht übertrieben und dadurch, dass nicht alle Haare hochgesteckt sind und du noch diesen seitlich geflochtenen Zopf hast, sieht es locker und niedlich zugleich aus.“ strahlte Daphne, während meine Miene sich kurz verdüsterte. Ich hasste es als niedlich bezeichnet zu werden, nur leider hörte ich das, aufgrund meiner kaum vorhandenen Körpergröße, viel zu oft.
Dankbar drückte ich Daphne kurz an mich und verließ den Schlafsaal. Bis zu meiner Verabredung blieb mir noch eine halbe Stunde, aber ich war im Moment zu aufgeregt, um weiter mit Daphne herumzusitzen. Deswegen lief ich sicheren Schrittes durch den Gemeinschaftsraum und trat hinaus auf den spärlich beleuchteten Gang im Kerker; wo ich bereits erwartet wurde.
Ein Schwall eiskalten Wassers ergoss sich über mich und ich stieß einen spitzen Schrei aus, der einige meiner neugierigen Mitschüler hinauslockte. Während ich immer noch wie erstarrt da stand, hörte ich hinter mir bereits hämisches Gelächter, das mich wieder in die Wirklichkeit zurückholte.
Ruckartig blickte ich nach oben an die Decke des Kellergewölbes und sah:
„PEEVES!!“
Wutschnaubend starrte ich den Poltergeist an, der sich gackernd den Bauch hielt und hin und her hüpfte:

„Warum so frostig kleine Frosty?
Das war besser als gedacht,
schon hat Peeves dich nass gemacht!“


Mit diesem nervtötenden Singsang entfernte er sich und ließ mich zornrot und in einer riesigen Pfütze stehend zurück.
Verdammt, was sollte ich jetzt machen? Mein Date würde bald anfangen und ich sah aus wie ein beschissener Pudel!
Stapfend und mit geballten Fäusten bahnte ich mir einen Weg durch die Schülermenge, die sich mittlerweile um mich herum gebildet hatte, stieß eine schadenfrohe Pansy Parkinson zur Seite und stürmte in meinen Schlafsaal.
Diesem verfluchten Geist würde ich seinen Tod noch zur Hölle machen, schwor ich mir mit fest zusammengepressten Lippen.

Draco:
Heute ging es nach Hogsmeade, was bedeutete, dass Cassie sich mit Sullivan treffen würde. In einem schwachen Moment hatte ich Pansy zugesagt, mit ihr zusammen ins Dorf zu gehen und schon jetzt bereute ich diese Fehlentscheidung zutiefst. Den ganzen Tag scharwenzelte sie nun schon um mich herum und ich wurde sie einfach nicht mehr los.
„Sie ist wie eine Schmeißfliege, egal wie sehr ich versuche sie abzuwimmeln, sie kommt ständig wieder! Als würde sie immer sofort vergessen, dass ich sie gerade weggeschickt hatte.“ beschwerte ich mich bei Blaise, der jedoch absolut kein Mitleid hatte, sondern mich nur auslachte: „Das hast du jetzt davon, dass du so unwiderstehlich bist, Draco. Sie wird von dir angezogen, wie die Motte vom Licht.“ Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, während ich ihn wütend ansah. „Oh nein, ich bin kein Licht, sondern die Finsternis in Person. Frag Trelawny, die hat das ja schon oft genug verkündet.“ entgegnete ich sarkastisch, duckte mich aber schnell unter den Tisch, an dem wir saßen und unsere Hausaufgaben machten, als ich bemerkte, dass Pansy und Millicent Bullstrode auf uns zusteuerten. Blaise boxte mir gegen den Arm und grinste: „Komm wieder hoch Mann, sie hat dich doch schon längst gesehen.“
Stöhnend setzte ich mich auf und versuchte angestrengt, die beiden Mädchen zu ignorieren, die sich jetzt zu uns gesetzt hatten. „Hey Draci.“ flötete Pansy und wickelte sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen um den wurstähnlichen Zeigefinger, was ihrer Ansicht nach wohl verführerisch wirken sollte, in mir allerdings nur einen Brechreiz auslöste.
„Gerade habe ich Milli erzählt, dass wir uns heute einen schönen Tag zusammen machen werden. Stimmt doch? Oder? Draci?“
Ungeduldig entriss ich ihr meine Hand, nach der sie mittlerweile gegriffen hatte und erwiderte kalt: „Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der mir meinen Tag mehr versauen würde als du, Pansy.“
Sie lächelte mich weiterhin mit glasigem Blick an und blinzelte verständnislos. Dieses Mädchen schien tatsächlich einfach alles Negative zu ignorieren, was ich sagte. Entnervt schüttelte ich den Kopf und bekam gerade noch mit, wie Cassie den Gemeinschaftsraum in einem geblümten Sommerkleid verließ. Kurz darauf ertönte ein Kreischen und einige Schüler stürzten hinaus, um zu sehen, was passiert war.
Theodore Nott kam herein und schüttelte sich vor Lachen: „Haha, Leute das müsst ihr sehen. Die Frost hat einen vollen Eimer Wasser abbekommen!“
Pansy und Millicent rissen die Augen auf und rannten hinter Nott her, der wieder in den Flur gegangen war.
Doch schon kam eine vor Wut schäumende Cassie zurück in den Gemeinschaftsraum: Ihr Kleid war pitschnass, ihre Frisur hatte sich aufgelöst und sie tropfte den ganzen Boden voll. Mit schnellen Schritten und einem verbissenen Gesichtsausdruck verschwand sie im Schlafsaal.
„Mann hat die vielleicht ein Pech. Sieht schlecht aus für ihr Date mit Sullivan.“ stellte Blaise fest und blickte ihr mitleidig nach. Natürlich tat sie mir auch leid, doch ich musste zugeben, dass mir bei Blaises Worten ein wenig leichter ums Herz wurde.
Mit einem wiehernden Lachen wollte sich Pansy auf meinen Schoß quetschen, wovon ich sie energisch abzuhalten versuchte.
„Habt ihr Frosts dämliches Gesicht gesehen? Hihi, ihre ganze Schminke ist verlaufen und ihre Haare sahen aus wie ein Vogelnest.“ machte sie sich lustig.
„Halt die Klappe, Pansy!“ fuhr ich sie an und schubste sie nun endgültig von mir herunter, was sie beinahe zu Fall brachte.
„Du solltest dich lieber mal um deine eigenen Haare kümmern; so fettig wie die sind könnte man ja meinen, dass du dir ein Schmalzfass mit Snape teilst.“ sagte ich bissig und schon sammelten sich Tränen in ihren Augen.
„Ach ja, nach Hogsmeade kannst du übrigens allein gehen.“ fügte ich hinzu, stand auf und entfernte mich von einer entgeisterten Pansy, die sich schluchzend von Millicent umarmen ließ.
Plötzlich erstarrte ich in der Bewegung und glotzte zur Treppe, die zum Mädchenschlafsaal führte.
Cassie schritt anmutig die Stufen herunter; ihre Haare waren getrocknet und fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken. Ich musste schlucken, als ich bemerkte, wie das grüne Kleid sanft ihren schlanken Körper umschmeichelte und ihre Augen zum Funkeln brachte.
Nur mit Mühe konnte ich meinen Blick von ihr losreißen und eilte hinaus in die Kerker, denn allein beim Gedanken daran, dass der Kerl sie berühren könnte, wurde mir schlecht.

Cassie:
Zum Glück hatte Daphne meinen Wasserschaden souverän lösen können. Für eine neue Hochsteckfrisur war leider keine Zeit mehr gewesen, weshalb ich meine Haare einfach offen gelassen und sie mir nur ein paar Wellen hineingezaubert hatte. Allerdings war ich mit dem Kleid, das ich mir von ihr geliehen hatte, nicht wirklich zufrieden. Für meinen Geschmack war der Ausschnitt doch etwas zu tief und die Tatsache, dass Mason mir noch nicht ein einziges Mal in die Augen gesehen hatte, bestätigte meine Befürchtung.
Wir saßen in den ‚Drei Besen‘ an einem kleinen Tisch in der Fensterecke und ich sah gelangweilt hinaus auf die sonnenbeschienene Dorfstraße. Mason war ganz und gar nicht charmant, erzählte die ganze Zeit über nur von sich selbst und gab mit seinen Quidditch-Künsten an. Wie irgendein Mädchen auf den Typen abfahren konnte, sobald es ihn näher kennengelernt hatte, war mir absolut schleierhaft.
Gerade wollte ich Hermine, die mit Harry und Ron ein paar Tische von uns entfernt saß, das SOS-Zeichen geben, als Mason plötzlich aufstand und mir seine Hand hinhielt.
„Komm mit, ich zeig dir was.“ forderte er mich mit einem verschmitzten Lächeln auf und sein Blick wanderte erneut zu meinem Dekolleté. „Ähm, eigentlich wollte ich -“ begann ich, wurde jedoch von ihm unterbrochen: „Ach Cassie, bitte! Hier ist es viel zu laut, um sich richtig zu unterhalten.“ Unsicher schaute ich zu meinen drei Freunden herüber, die allerdings in eine hitzige Diskussion vertieft waren und gar nicht bemerkten, dass wir im Begriff waren zu gehen. „Na gut, wo willst du denn hin?“ wollte ich an Mason gewandt wissen, der jedoch nur zwinkerte und grinste: „Lass dich überraschen; es wird dir gefallen.“
Mit diesen Worten zog er mich von meinem Stuhl und bugsierte mich nach draußen.
„Im Ernst Mason, was soll das? Wo gehen wir hin?“ fragte ich ihn ungeduldig, nachdem wir schon beinahe die Heulende Hütte erreicht hatten.
„Wir sind da.“ teilte er mir mit, drückte mich gegen einen Baum und presste seine Lippen auf meine. Erschrocken riss ich die Augen auf und stand stocksteif da, nicht fähig mich zu bewegen. Als ich jedoch spürte, wie seine Hand unter mein Kleid glitt und meinen Po umfasste, schubste ich ihn schockiert von mir. „Verdammt nochmal, bist du total bescheuert?!“ keifte ich ihn an und erwartete eine betretene Entschuldigung. Doch da hatte ich mich getäuscht: Mit einem siegessicheren Lächeln und einem raubtierartigen Ausdruck in den Augen kam er auf mich zu und packte mich an der Hüfte. „Stell dich nicht so an, meine Süße. Du willst das doch auch, wehr dich einfach nicht dagegen!“ flüsterte er mir zu und ich fühlte seinen feuchten Atem an meinem Ohr. Panisch wollte ich meinen Zauberstab aus meiner Handtasche ziehen, doch ich griff ins Leere. Wo war meine Tasche hin? Hatte ich sie etwa liegen gelassen?!
„Suchst du vielleicht die hier?“ fragte Mason scheinheilig, wedelte mit meiner Tasche herum und grinste fies. In diesem Moment hatte er rein gar nichts Attraktives mehr an sich, sondern machte mir einfach nur Angst. Ich hatte keine Möglichkeit, mich nach einem Fluchtweg umzusehen, denn schon hatte er sich meine Hände geschnappt und hielt sie über meinem Kopf fest, während seine Zunge gierig versuchte, in meinen Mund einzudringen.
Mir wurde übel, ich musste würgen und drehte meinen Kopf weg, was ihn jedoch nicht daran hinderte, meinen Hals entlang bis zu meinen Schlüsselbeinen zu küssen. Meine Gedanken rasten und ich schloss entsetzt die Augen. Ich wusste was mir bevorstand und hatte keinen Zauberstab, um mich zu verteidigen. Mason war viel stärker als ich und es erschien mir absolut hoffnungslos, mich gegen ihn zu wehren. Als er allerdings begann, mir mit einer Hand das Kleid hochzuschieben, reagierte instinktiv und rammte ihm mein Knie zwischen die Beine. Gleichzeitig wurde er herumgerissen und von einer Faust mitten im Gesicht getroffen. Ein lautes Knacken ertönte, Mason schrie erstickt auf und hielt sich die blutende Nase, die wohl gebrochen war. Schwer atmend warf ich einen Blick auf meinen Retter, bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich in mich zusammensackte.

Draco:
Ich drehte mich zu Cassie und sah sie fallen. Mit einem Satz war ich bei ihr, um sie aufzufangen und hob sie hoch. Meine Wut verrauchte und die Sorge um das Mädchen, das jetzt ganz schlaff in meinen Armen lag, überwältigte mich schier. Um Sullivan konnte ich mich auch später noch kümmern; sie war nun das einzig Wichtige. So schnell wie ich konnte lief ich zurück zum Schloss, um sie in den Krankenflügel zu bringen.

Cassie:
Als ich die Augen aufschlug, blickte ich in vier besorgte Gesichter.
„Merlin sei Dank, du bist wach.“ rief Daphne aus und zog mich in eine feste Umarmung, die mir fast die Luft abschnürte. „Ist ja gut…krieg keine Luft-“ ächzte ich und sie ließ mich sofort los.
„Was war denn los? Du bist auf einmal weg gewesen.“ fragte Harry und musterte mich durch seine Brillengläser. Leise erzählte ich meinen Freunden was passiert war und kämpfte mit den Tränen. Während Harry und Ron wütend dreinblickten und Daphne mich fassungslos anstarrte, sah Hermine aus, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen.
„Oh Cassie, das ist alles unsere Schuld, wir wollten doch auf dich aufpassen. Wenn wir uns nur auf dich und Mason konzentriert hätten, anstatt über Ginny und Deans Knutscherei zu diskutieren, dann wäre das nie passiert.“ flüsterte sie erstickt und ich umarmte sie schnell. „Mach dir keine Gedanken, ihr könnt nichts dafür! Wenn das Date gut gelaufen wäre, hätte ich mich beim nächsten Mal allein mit ihm getroffen und da hätte er das Gleiche abziehen können.“ tröstete ich sie, während Ron und Harry nun auch betretene Blicke austauschten. „Ich sag das wirklich nicht gern, aber es war ein riesen Glück, dass Malfoy eingegriffen hat.“ gab Harry widerwillig zu. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was sonst alles passiert wäre.“ Ron nickte zustimmend, auch wenn ihm der Umstand, dass ausgerechnet Draco Malfoy mein Retter gewesen war, überhaupt nicht zu passen schien.
„Er war vorhin hier. Malfoy. Er ist gerade gegangen, als wir reingekommen sind.“ sagte Hermine und ich schaute sie verwundert an.
„Meinst du, er hat mich besucht?“ fragte ich irritiert. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, möglich wäre es schon, oder? Hier ist sonst niemand und er hat dich schließlich hergebracht.“ antwortete sie sachlich und Daphne pflichtete ihr bei: „Ja und außerdem hat er Madam Pomfrey nicht gesagt was eigentlich los war, sondern nur, dass er dich gefunden hat, als du schon ohnmächtig warst. Sie denkt, dass du ein Kreislaufproblem hattest.“ Ich hätte wohl kaum noch erstaunter sein können und brachte kein Wort heraus. Wer hätte gedacht, dass Mason so ein Schwein war und gerade Malfoy den Guten spielen würde? Als hätte Ron meine Gedanken gelesen sagte er verbissen: „Ist ja echt ein Wunder, dass Malfoy auch mal an jemand anderen denkt und nicht nur an sich selbst.“
„Ach nun mach mal halblang, Weasley.“ warf Daphne feindselig ein, die soweit ich mich erinnerte noch nie mit einem der drei gesprochen hatte. „Du kennst ihn gar nicht wirklich und solltest lieber froh sein, dass er hier euren Job gemacht hat.“
Ron hatte rote Ohren bekommen und sah aus, als würde er etwas Scharfes erwidern wollen, doch Hermine berührte kurz seinen Arm und schüttelte warnend den Kopf.
„Was wird jetzt eigentlich aus Mason?“ fragte ich in die Runde, um das Thema zu wechseln. „Nun ja, das kommt darauf an, ob du ihn bei einem Lehrer anzeigst.“ sagte Hermine vorsichtig. Ich lehnte mich zurück, blickte an die gegenüberliegende Wand und überlegte. Einerseits war es mir verdammt unangenehm, mit jemandem darüber zu reden, aber andererseits musste Mason aus dem Verkehr gezogen werden, bevor er es noch einmal bei einem anderen Mädchen versuchte, das vielleicht nicht so viel Glück haben würde wie ich. „Ich denke darüber nach, aber eigentlich möchte ich damit nicht unbedingt zu Snape gehen.“ sagte ich schließlich mit einem gequälten Gesichtsausdruck, während mich alle mitleidig ansahen. „Verständlich. Du könntest es aber auch Professor McGonagall erzählen und wir begleiten dich. Das ist wohl das Mindeste, was wir tun können.“ schlug Hermine vor und ich lächelte sie dankbar an.
„Und natürlich müssen wir Sullivan umbringen.“ brummte Ron finster, als sich just in diesem Moment die Flügeltüren öffneten und jemand hereingetragen wurde, der offensichtlich bewusstlos war. Er wurde auf einem Bett abgelegt und obwohl sein Gesicht völlig zugeschwollen und voller Furunkel war, konnte ich erkennen, dass es Mason war.
„Da ist uns wohl einer zuvor gekommen.“ bemerkte Harry belustigt und Ron feixte: „Geschieht ihm recht. Jetzt sieht er gar nicht mehr hübsch aus.“
Masons Augen waren nicht mehr zu sehen, seine Nase war auf die doppelte Größe angeschwollen und rot-blau verfärbt. Die Furunkel, die beinahe jeden Zentimeter seines Gesichts bedeckten waren zornrot und schienen prall mit Eiter gefüllt zu sein.
Ich grinste schadenfroh und sagte: „Wow, wer auch immer das getan hat, ich würde ihm wirklich gern eine Dankeskarte schicken.“ Die anderen lachten und Daphne schmunzelte: „Also ich tippe ja darauf, dass Draco dafür verantwortlich ist. Es sieht so aus, als hätte jemand Mason zusätzlich zu dem Fluch auch ziemlich verprügelt und Draco weiß als einziger, was heute passiert ist.“
Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe und blickte auf den übel zugerichteten Mason. Konnte es sein, dass Malfoy mich gerächt hatte? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen, denn es passte absolut nicht zu seiner sonst so kühlen und abweisenden Art. Allerdings hatte er mich heute schon mehrmals überrascht und ich fragte mich unwillkürlich, ob nicht doch noch etwas von dem Jungen in ihm steckte, den ich als kleines Mädchen so gemocht hatte.


Draco:
Ich konnte von Glück sagen, dass es ausgerechnet Snape war, der mich von Sullivan wegzog, denn jeder andere Lehrer hätte wohl eine ordentliche Begründung für mein Verhalten verlangt. Snape veranlasste jedoch nur, dass Sullivan, der durch meinen Furunkulus-Fluch kaum noch zu erkennen war, in den Krankenflügel gebracht wurde und schickte mich in meinen Gemeinschaftsraum. Dort saß ich nun vor dem großen Kamin und grübelte vor mich hin. Wie es Cassie wohl ging? Madam Pomfrey hatte gesagt, dass sie schon morgen entlassen werden könnte. Ob sie schon wach war? Am liebsten hätte ich die ganze Zeit an ihrem Bett gesessen, um mich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Allerdings wäre das dann doch sehr auffällig gewesen und ich wusste, dass sie mich nicht bei sich haben wollte. So langsam musste ich mir eingestehen, dass ich mehr für Catherine Frost empfand, als ich mir selbst weismachen wollte. Leugnen hatte wohl keinen Zweck mehr; als ich gesehen hatte, wie Sullivan sie bedrängte, war ich einfach durchgedreht und hatte völlig rot gesehen. Wenn Crabbe und Goyle mich nicht so genervt hätten und ich deshalb nicht ein wenig Zeit für mich allein gebraucht hätte, wäre ich nie zur Heulenden Hütte gegangen. Allein bei dem Gedanken an das, was Cassie dann widerfahren wäre, gefror mir das Blut in den Adern und ich wollte mir Sullivan am liebsten noch einmal vorknöpfen.
Der Gemeinschaftsraum war mittlerweile verlassen und die Sperrstunde hatte schon längst begonnen, als eine müde und zerzaust aussehende Daphne hereinkam. Sofort sprang ich auf und eilte auf sie zu, während sie mich überrascht musterte. „Draco, was machst du denn noch hier?“ fragte sie. „Wie geht es Cassie? Ist sie wach?“ stürmte ich auf sie ein.
„Ihr geht es soweit gut und ja, sie ist wach, wir haben mit ihr geredet und sie hat erzählt, was passiert ist.“ erklärte sie leise und fügte dann bedächtig hinzu: „Danke, dass du sie gerettet hast. Du warst da wohl echt ihr Schutzengel.“ Sie lächelte mich an und ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde. „Keine Ursache, war doch klar, dass ich da nicht einfach weitergehe.“ entgegnete ich und räusperte mich. Daphnes Blick wurde forschend, bevor sie fragte: „Sag mal, hast du Sullivan in den Krankenflügel verfrachtet?“
„Ich weiß gar nicht wovon du redest.“ antwortete ich möglichst neutral und sah ihr fest in die blauen Augen, die jetzt wissend auf mir ruhten. „Wie auch immer, das Schwein hat gekriegt was es verdient hat. Der Furunkulus-Fluch war klasse.“ sagte sie zwinkernd und wandte sich ab, um in ihrem Schlafsaal zu verschwinden. Grinsend setzte ich mich wieder in meinen Sessel und versuchte für Slughorns Unterricht den Text über die Wirkung des ‚Tranks der lebenden Toten‘ zu lesen, kam jedoch nur bis zum zweiten Satz, da mir ein gewisses Mädchen mit wallendem Haar und smaragdgrünen Augen nicht mehr aus dem Kopf ging. Schließlich gab ich es auf und stieg in den Jungenschlafsaal, wo mich Cassies fröhliches Lachen bis in meine Träume verfolgte.

Cassie:
Am nächsten Tag durfte ich den Krankenflügel verlassen, nachdem mir Madam Pomfrey noch eingeschärft hatte, auch ja ordentlich zu essen und zu trinken. Die Nachricht, dass Mason angegriffen worden war, hatte sich bereits im Schloss verbreitet und während die meisten Mädchen unheimlich geschockt waren, schienen auffällig viele Jungen in diesen Tagen sehr glücklich zu sein.
Als ich in Slughorns Klassenzimmer saß und er wieder einmal vollauf damit beschäftigt war, Harry mit Lob zu überschütten, wanderte mein Blick zu Malfoy, der mit säuerlicher Miene in seinem Kessel herumrührte, in dem eine übel riechende Brühe vor sich hin blubberte. Mein eigener Trank war violett statt der im Buch beschriebenen tiefblauen Färbung und Slughorn hatte ihm kaum Beachtung geschenkt, was mir jedoch wenig ausmachte, da er auch Hermines Ergebnis nicht gewürdigt hatte. Die stopfte jetzt lautstark ihre Bücher in die Tasche und stolzierte mit erhobenem Kinn hinaus in den Flur. Auch Malfoy machte Anstalten den Raum zu verlassen und ich beeilte mich, ihn einzuholen.
„Malfoy! Warte mal!“ rief ich und berührte ihn an der Schulter. Er zuckte kaum merklich zusammen und drehte sich mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu mir um.
Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so nahe bei ihm gestanden hatte und fühlte mich plötzlich verlegen. „Ich…ich möchte mich bei dir bedanken. Für alles.“ sagte ich leise und schaute zu ihm auf. In seinen grauen Augen war nichts von der sonst üblichen Distanziertheit zu sehen und er antwortete mit ebenso leiser Stimme: „Gern geschehen.“
Kurz standen wir uns unbeholfen gegenüber, bevor ich mich räusperte und sagte: „Gut…das wollte ich nur sagen. Also, danke nochmal.“ Mit diesen Worten drängte ich mich an ihm vorbei und ließ ihn etwas entgeistert stehen. Verdammt, was war das denn gewesen?
Seine Nähe hatte mich ziemlich durcheinandergebracht und obwohl ich mir einzureden versuchte, dass das nichts zu bedeuten hatte, so musste ich mir doch eingestehen, dass mir vorher nie aufgefallen war, wie groß Draco Malfoy war und wie gut er roch.

Daphne und ich trafen uns im Gemeinschaftsraum, wo wir unseren Aufsatz für Verteidigung gegen die dunklen Künste schreiben wollten, der in der nächsten Woche abgegeben werden musste. Wir saßen an einem schweren runden Tisch und meine Feder kratzte stetig über das Pergament, während Daphne sich die Haare raufte und verzweifelt aufstöhnte. „Ich verstehe das einfach nicht mit dem Patronus. Woran muss ich nochmal denken?“ Ich schaute auf und legte meine Feder beiseite. „Na an dein glücklichstes Erlebnis, du Dummie. Hat Snape doch lang und breit erklärt.“ Meine Freundin sah mich etwas verärgert an: „Es kann ja nicht jeder so ein Streber sein wie du.“ Ich grinste und zwinkerte ihr zu. „Wenn du dich weniger mit Blaise beschäftigen und dich dafür mehr auf den Unterricht konzentrieren würdest, wüsstest du genau wie der Patronus funktioniert.“ Sie schnaubte und warf ihr langes Haar schwungvoll über ihre Schulter. „Ich setze meine Prioritäten eben anders.“ konterte sie spitz und machte ein derart blasiertes Gesicht, dass ich laut losprusten musste. Daphne schüttelte nur irritiert den Kopf, stimmte dann aber doch in mein Lachen ein.
Plötzlich wurde sie wieder ernst und sah mich eindringlich an. „Warst du schon bei McGonagall? Sullivan wird sicher nicht mehr lange im Krankenflügel sein und bis er wieder rauskommt solltest du ihr besser schon alles berichtet haben.“
Ich wusste, dass sie recht hatte, antwortete aber mit erstickter Stimme: „Nein, ich war noch nicht bei ihr. Hermine und die anderen drängen mich auch schon den ganzen Tag, aber versteh doch, ich will eigentlich gar nicht mehr darüber reden. Ich möchte das alles einfach vergessen und nie wieder daran denken.“ Daphne drückte meine Hand, während ich versuchte mich wieder zu sammeln und nicht vor allen anderen Slytherins loszuheulen.
Die Sache mit Mason verfolgte mich, bescherte mir Albträume und raubte mir den Schlaf. In der letzten Nacht hatte ich die meiste Zeit wach gelegen und mich bemüht, das Gefühl seiner schleimigen Zunge an meinem Hals zu verdrängen, was mir jedoch nicht so recht gelingen wollte. Aber ich wusste, dass ich es nicht sich beruhen lassen konnte und die Lehrer von dem Vorfall unterrichten musste; schon allein, um ihm zu zeigen, dass ich das nicht mit mir machen ließ. Ich holte tief Luft, sah meine Freundin fest an und versprach ihr, gleich am nächsten Tag zu McGonagall zu gehen.
In diesem Moment setzte sich jemand auf den leeren Stuhl neben mir und rückte zu uns herüber. Beunruhigt drehte ich mich zur Seite, um den Neuankömmling zu mustern und erkannte, dass es Malfoy war, der sich nun leicht zu mir beugte.
Zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ich von seinem unverwechselbaren Geruch umhüllt, der mir sonst nie aufgefallen war und wieder brachte mich das ganz durcheinander.
„Ich hab zufällig gehört, worüber ihr gesprochen habt und wollte nur fragen, ob ich vielleicht mitkommen soll zu McGonagall. So als Augenzeuge.“ schlug er mit fester Stimme vor und seine grauen Augen trafen meinen Blick. Schnell schaute ich auf meine halbvoll geschriebene Pergamentrolle und glättete sie fahrig, wobei ich versehentlich mein Tintenfässchen umstieß. „Oh, verdammt“ fluchte ich leise und sog die ausgelaufene Tinte mit meinem Zauberstab auf. Daphne lächelte Malfoy offen an und antwortete an meiner Stelle: „Klar, das ist eine großartige Idee. Es ist echt super von dir, dass du das anbietest. Stimmt doch Cassie?“ fügte sie streng hinzu und sah mich auffordernd an, was mich dazu brachte aufzublicken und das Trocknen meines Aufsatzes zu unterbrechen. „Was – oh, ja…wirklich nett von dir.“ gab ich zurück, ohne Malfoy anzuschauen, der sich daraufhin erhob, Daphne zunickte und sich zu Crabbe und Goyle an einen Tisch setzte. Natürlich musste man nicht lange warten und schon klebte Pansy Parkinson wieder an ihm wie eine Klette. Geringschätzig wandte ich mich ab und traf auf Daphnes vorwurfsvollen Blick.
„Was?“ fragte ich sie unschuldig und rollte mein Pergament zusammen. „Du hättest ruhig mal höflich zu ihm sein können. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass er für dich aussagt; ganz abgesehen davon, dass er dich gerettet hat. Du hast dich ja nicht mal bedankt.“ schleuderte sie mir entrüstet entgegen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich sie an und verteidigte mich: „Ich hab mich sehr wohl bei ihm bedankt. Gleich nach Zaubertränke. Und jetzt hab ich doch auch gesagt, dass sein Angebot nett ist. Aber nur weil er mal etwas richtig gemacht hat, ist er noch lange kein Heiliger, vor dem ich niederknien muss. Ich bitte dich Daphne, der Typ muss nicht auf ein noch höheres Ross gesetzt werden.“
Selbst in meinen eigenen Ohren hörte ich mich zickig an, doch ich konnte mich nicht einfach mit jemandem gut stellen, der mich über so viele Jahre hinweg nur enttäuscht hatte.
Eine gute Tat war nicht genug, um all die Gemeinheiten aufzuwiegen, mit denen er Hermine mehr als einmal zum Weinen gebracht hatte und dass er plötzlich so eine komische Wirkung auf mich hatte, würde meine Meinung über ihn nicht ändern.
Daphne schüttelte nur verständnislos den Kopf, während mein Blick erneut zu Malfoy wanderte, der sich wieder mal von Pansy bewundern ließ.
„Ich verstehe überhaupt nicht, was sie eigentlich an ihm findet. Er sieht doch nicht mal gut aus.“ Daphne legte irritiert ihren Aufsatz beiseite, an dem sie nach meiner liebreizenden Ansprache schweigend weitergearbeitet hatte, und drehte sich in die Richtung, in die ich schaute.
„Meinst du Draco und Pansy?“ fragte sie mit plötzlichem Interesse und ihr Ärger schien verflogen. Auf mein Nicken hin begann sie zu lachen und sagte amüsiert: „Da bist du aber auch die Einzige hier, die Draco nicht attraktiv findet.“
Ungläubig starrte ich sie an und fragte beinahe schockiert: „Gefällt er dir etwa?!“
Meine Freundin lächelte kokett und zuckte elegant die Schultern. „Er sieht gut aus Cassie, das kannst nicht mal du bestreiten.“ entgegnete sie und zählte an ihren Fingern ab: „Er ist groß, gut gebaut, selbstbewusst – “ „Ja, nur leider schon zu selbstbewusst.“ grummelte ich dazwischen, doch sie überging meinen Einwand einfach und redete weiter: „- stilsicher und nicht so albern wie viele von den anderen Jungs.“
Schließlich neigte sie sich quer über den Tisch zu mir herüber und beendete ihr Plädoyer mit den Worten: „Und außerdem ist sein Mund wahnsinnig sexy.“
Angewidert schaute ich sie an und fragte misstrauisch: „Stehst du nicht eigentlich auf Blaise? Weil man jetzt fast denken könnte, dass du Malfoy demnächst einen Heiratsantrag machst.“ Doch sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung und grinste: „Keine Sorge, Süße. Das wird nicht passieren; solange Blaise noch atmet, ist er meine Nummer Eins.“
Nach diesem Geständnis widmete sie sich wieder ihrem Aufsatz, während ich noch angestrengt darüber nachdachte, was an einem Mund sexy sein konnte.

Draco:
So langsam machte mich Cassies Verhalten echt sauer. Was hatte ich ihr so Schlimmes getan, dass sie mich nicht einmal ansehen konnte, wenn ich mich schon mal dazu überwand mit ihr zu reden? Schließlich hatte ich nur versucht das Richtige zu tun und ihr zu helfen. Aber scheinbar wollte sie meine Hilfe nicht und ich würde mich ihr nicht aufdrängen.
Aufgebracht drehte ich meinen Zauberstab in der Hand und bemerkte erst was ich tat, als Crabbe erschrocken keuchte und hastig versuchte, seine qualmende Krawatte abzubinden. Gelangweilt sprach ich den Gegenzauber, woraufhin der Rauch sich sofort legte, entschuldigte mich jedoch nicht. Warum sollte ich auch; es war immerhin ein Versehen gewesen. Ich sah mich im Gemeinschaftsraum um, doch niemand schien den Vorfall beobachtet zu haben.
Mein Blick streifte Cassie und blieb wieder einmal an ihr hängen. In diesem Moment schaute sie auf und für einen kurzen Augenblick sahen wir uns direkt in die Augen, bevor sich zwei Hände über mein Gesicht legten und alles dunkel wurde.
„Wer bin ich, Draci?“ fragte eine quäkende Stimme und ich riss genervt die Hände von mir weg. Cassie hatte sich jedoch schon wieder abgewandt und redete mit Daphne.
„Hau ab, Pansy. Ich kann dich jetzt wirklich nicht ertragen.“ zischte ich meinem Anhängsel zu, die mittlerweile über mein Haar strich und sich einen Stuhl an unseren Tisch zog. Sie stellte ihn so dicht an mich heran, dass unsere Knie sich berührten und ich rückte hastig ein Stück zur Seite. Dieses Mädchen strapazierte meine Geduld und ihre ständigen Annäherungsversuche gingen mir gehörig auf den Geist. Als sie mich mit verliebtem Blick anschmachtete und ihre Hand auf mein Knie legte, von wo sie sie langsam nach oben wandern ließ, sprang ich auf, sammelte meine Sachen vom Tisch und verließ wortlos und mit schnellen Schritten den Gemeinschaftsraum. Dieses Verhalten konnte man doch schon als sexuelle Belästigung bezeichnen oder etwa nicht? Irgendetwas musste ich tun, um ihr endgültig klarzumachen, dass ich keinerlei Interesse an ihr hatte. Allerdings hatte ich das schon oft versucht und nie hatten meine Beleidigungen das gewünschte Ergebnis erzielt. Plötzlich hörte ich hinter mir schnelle Schritte. Zornig und in Erwartung Pansys mopsige Gestalt zu sehen, drehte ich mich um und wollte gerade losbrüllen, als ich erkannte, dass es Daphne war, die mir folgte. Überrascht schaute ich sie an und zog fragend die Augenbrauen hoch, bevor sie sagte: „Draco, ich wollte mich nur kurz für Cassies Reaktion gerade entschuldigen. Sie meint es wirklich nicht böse; ich denke, die Erinnerung an das alles wühlt sie einfach noch zu sehr auf und dass du sie in dieser Situation mit Sullivan gesehen hast, ist ihr bestimmt unangenehm. Bitte komm morgen mit zu McGonagall. Sie will da gleich nach der ersten Stunde hingehen.“ Daphne sah mich flehend an und fragte auf mein Zögern hin forschend: „Du magst sie doch oder? Dann hilf ihr bei dieser Sache.“
Trotzig erwiderte ich ihren Blick und entgegnete kühl: „Ich mag sie nicht. Aber Sullivan mag ich noch weniger. Ich werde morgen da sein, allerdings nur, um Sullivan eins reinzuwürgen und nicht um Frost beizustehen.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und ließ sie im Korridor stehen, während sie hinter mir etwas murmelte, das klang wie „Oh, und wie du sie magst.“

Wer weiterlesen möchte, guckt bitte unten auf die Antworten^^
Zuletzt geändert von silver22 am 28.05.2014 18:00, insgesamt 5-mal geändert.

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Re: Grünes Eis

Beitrag von Pureblood Princess »

Omg*0* Die Story ist toll.

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Re: Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Danke dir! :smile: Ich hab jetzt noch etwas weiter geschrieben. Hoffe es gefällt nicht nur dir ;-)

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Giandra
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Re: Grünes Eis

Beitrag von Giandra »

Hey die Geschichte ist echt toll :) Schreib weiter bin gespannt wie es weitergeht , wenn du magst würde ich mich über ein Feedback zu meiner FF auch sehr freuen :)
Fred: "Wie fühlst du dich Georgie?"
George: "Wie ´n schweizer .."
Fred: "Wie bitte?"
George: "Wie nen schweizer Käse .. ich bin löchrig. Ich bin löchrig Fred. Alles klar?"

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Re: Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Danke für dein liebes Review :) Hab mich sehr darüber gefreut!
Ich denke, ich werde heute noch etwas neues hochladen, dann kannst du weiterlesen ;)
Liebste Grüße
silver

silver22
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Re: Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Da mein Beitrag oben jetzt voll ist, schreibe ich einfach hier unten weiter ;-)

Am nächsten Tag fand ich mich pünktlich vor McGonagalls Büro ein und nickte Cassie zu, die mit Granger bereits davor stand und ziemlich mitgenommen aussah. Als sie mich sah, schenkte sie mir ein zittriges Lächeln, das mein Herz sofort schneller schlagen ließ und in mir das Bedürfnis weckte, sie in den Arm zu nehmen und zu beschützen. Merlin, ging das jetzt schon wieder los? Demonstrativ drehte ich mich von ihr weg und betrachtete interessiert eine Spinne, die an der gegenüberliegenden Wand empor krabbelte. Ich hörte ein zaghaftes Klopfen und ein strenges „Herein!“ aus dem Inneren des Büros und setzte mich in Bewegung, um den beiden Mädchen zu folgen, die gerade den Raum betraten.
„Schließen Sie bitte die Tür hinter sich Mr. Malfoy.“ wies mich McGonagall an und ich rollte mit den Augen. So etwas brauchte sie mir nun wirklich nicht aufzutragen; ich war schließlich nicht auf einem Bahnhof aufgewachsen. Wir setzten uns auf drei freie Plätze vor dem großen Schreibtisch, der beinahe das ganze Zimmer einzunehmen schien und ich rückte meinen Stuhl ein Stück zur Seite, um nicht zu nahe bei Granger sitzen zu müssen. Das brachte mir einen bösen Blick von ihr ein, den ich jedoch ignorierte, um mich stattdessen auf die Lehrerin vor mir zu konzentrieren, die sich keinerlei Verwunderung darüber anmerken ließ, dass drei Schüler das Gespräch mit ihr suchten, von denen zwei gar nicht zu ihrem Haus gehörten.
„Nun, was kann ich für Sie tun?“ fragte sie schließlich und musterte uns durch ihre Brillengläser hindurch. Cassie begann stockend zu erzählen, was vorgefallen war und als sie fertig war, liefen Tränen über ihre Wangen, während die schockiert wirkende McGonagall ihr rasch ein Taschentuch reichte.
„Ms. Frost, das sind schwere Anschuldigungen, die sie da erheben.“ sagte sie, nachdem sie für einen kurzen Moment nur schweigend da gesessen hatte und plötzlich viel älter wirkte als noch vor ein paar Minuten. Cassie begann daraufhin noch heftiger zu weinen und Granger nahm ihre Hand, um sie zu trösten.
„Können Sie beide bestätigen, was Ms. Frost soeben berichtet hat?“ fragte McGonagall letztlich an Granger und mich gewandt und ich schilderte ihr, was ich gesehen hatte.
„Nun gut Ms. Frost. Wie Sie wissen, bin ich nicht Ihre Hauslehrerin – “ „Aber Professor, Sie müssen doch verstehen, dass Cassie nicht mit Professor Snape darüber reden wollte.“ unterbrach sie Granger und ich schaute sie erstaunt an, denn mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass ausgerechnet sie mal einem Lehrer dazwischen reden würde.
„Das verstehe ich vollkommen Ms. Granger und dennoch sollte Professor Snape davon in Kenntnis gesetzt werden. Ich werde noch heute mit dem Schulleiter sprechen und auch Professor Snape und Professor Flitwick, als Hauslehrer von Mr. Sullivan, zu dem Gespräch dazu bitten. Allerdings denke ich, dass auch Mr. Sullivan die Gelegenheit bekommen sollte, sich zu dem Vorfall zu äußern. Wie ich von Madam Pomfrey hörte, soll er den Krankenflügel voraussichtlich heute Abend verlassen, sodass er ebenfalls anwesend sein kann. Wenn Sie möchten, können auch Sie dazu stoßen Ms. Frost; andernfalls werde ich für Sie sprechen.“ McGonagalls Stimme war weich geworden und sie schaute die zerbrechlich wirkende Cassie mit einem Blick an, der so sanft war, wie ich es dieser alten Fledermaus niemals zugetraut hätte. Cassie schniefte und räusperte sich, bevor sie mit leiser Stimme sagte: „Ich möchte lieber nicht dabei sein, Professor.“ McGonagall nickte und erwiderte: „Gut Ms. Frost, dann werde ich den anderen berichten, was Sie drei mir hier anvertraut haben. Professor Snape wird Sie später sicher über die zu ergreifenden Maßnahmen informieren. Sollten Sie noch irgendetwas brauchen oder auf dem Herzen haben, zögern Sie bitte nicht, sich an ihn oder an mich zu wenden.“
Cassie bedankte sich und wir erhoben uns alle. Nachdem wir uns von McGonagall verabschiedet und das Büro verlassen hatten, zog Granger Cassie in eine Umarmung, während ich unbeholfen daneben stand. Ich fand es ziemlich mutig von Cassie, dass sie mit McGonagall geredet hatte, denn schließlich war sie eigentlich keine Person, der man sich gern anvertraute; aber es war wohl besser mit einer Frau über solche Dinge zu sprechen, als mit einem Mann wie Snape. Zögerlich und mit verweinten Augen löste sich Cassie von Granger und sagte: „Danke, dass du mitgekommen bist Hermine. Das bedeutet mir wirklich viel.“ Auch in Grangers Augen hatten sich Tränen gesammelt und ich fühlte mich zunehmend unwohl. Vielleicht sollte ich besser einfach gehen.
„Draco“ ertönte da plötzlich Cassies melodische Stimme und ich blickte mich erstaunt um. Wie lange war es her, dass sie mich das letzte Mal beim Vornamen genannt hatte?
„Bei dir möchte ich mich auch bedanken.“ fuhr sie fort und ich konnte nichts anderes tun, als sie schweigend anzuschauen. Selbst so verheult wie sie gerade war, sah sie wunderschön aus. „Ich hätte gestern nicht so biestig zu dir sein dürfen; das tut mir leid. Ich finde es wirklich sehr nett von dir, dass du mich hier unterstützt hast.“
Mühsam presste ich ein kratziges „Schon okay.“ heraus und fragte mich, warum mein Mund auf einmal so trocken war. Cassie wandte sich wieder Granger zu und teilte ihr mit, dass sie jetzt lieber alleine sein wolle. Diese schaute zwar ziemlich zweifelnd, nickte dann aber ergeben und drückte noch einmal kurz Cassies Schulter, bevor sie Richtung Gryffindor-Turm verschwand.
Wieder standen Cassie und ich uns gegenüber, nur lächelten wir uns diesmal schüchtern an.
„Also dann, mach‘s gut.“ sagte sie, woraufhin ich nur ein dämliches Nicken zu Stande brachte und ihr nach sah, als sie Treppe zur Eulerei hinaufging.
Nervös fuhr ich mir durch die Haare und meine Gedanken wirbelten durcheinander, bevor ich mir ein Herz fasste, und ihr langsam folgte.

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Re: Grünes Eis

Beitrag von Pam »

Ist echt ne tolle geschichte, hat total Spaß gemacht sie zu lesen ^^
Bild

"It's just Thursday. My 260th Thursday as a passenger on the cruise ship Mental Health." :idea:

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Elaree Sibina
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Re: Grünes Eis

Beitrag von Elaree Sibina »

Finde ich auch. Gibt es noch eine Fortsetung?

silver22
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Re: Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Cassie:

Als ich die Eulerei betrat, flog mir sofort mein kleiner Waldkauz Archimedes entgegen, ließ sich auf meiner Schulter nieder und schuhute mir sanft ins Ohr. Abwesend streichelte ich sein weiches Gefieder und setzte mich auf die Treppe, die den kreisrunden Raum vom restlichen Turm trennte und die beinahe frei vom Eulenmist war. Noch nie in meinem Leben war ich mir so einsam vorgekommen, wie in diesem Moment. Meine Freunde waren zwar für mich da, aber sie verstanden nicht wirklich, was in mir vorging. Ich hatte meinen ersten Kuss von einem Widerling wie Mason Sullivan bekommen, gegen meinen Willen. Wieder liefen mir Tränen über das Gesicht und ich begann haltlos zu schluchzen, was Archimedes dazu brachte empört zu kreischen und zurück zu seiner Stange zu flattern. „Treuloses Federvieh“ schniefte ich, wischte mir über die Wangen und zuckte erschrocken zusammen, als sich plötzlich die Tür hinter mir öffnete. Langsam blickte mich um und sah Malfoy im Türrahmen stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Was machst du hier?“ fragte ich ihn angriffslustig und sein eben noch mitleidiger Gesichtsausdruck wurde starr. „Ich wollte nur nach dir sehen, aber ich kann auch wieder gehen.“ sagte er und seine Fürsorge rührte mich irgendwie. Gerade als er sich umdrehen wollte, griff ich nach dem Saum seines Umhangs und sagte leise: „Nein, bitte bleib.“ Ich wusste selbst nicht, was mich da geritten hatte, doch aus irgendeinem Grund, wollte ich nun nicht mehr allein sein. Er schien ebenso perplex über meine Reaktion zu sein wie ich, schloss jedoch die Tür und setzte sich neben mich. Ich weiß nicht, wie lange wir dort hockten und uns anschwiegen doch nach einiger Zeit begann ich einfach loszureden und sprach mir alles von der Seele, was mich all die Jahre beschäftigt hatte.
„Als wir damals weggezogen sind und ich mich nicht einmal von dir verabschieden konnte, war ich wahnsinnig traurig, Draco. Ich glaube ich hab Wochen lang nur geweint, weil ich dich so vermisst habe.“ Neben mir scharrte er mit den Füßen und sah betreten zu Boden; mir war klar, dass ihm dieses Gespräch unangenehm war, doch ich fuhr fort: „Dann kam ich nach Hogwarts und ich war so aufgeregt, weil ich wusste, dass du auch dort sein würdest und vielleicht hätte alles wieder werden können, wie es früher war. Doch als ich dich traf, warst du ein vollkommen anderer Mensch und ich hatte das Gefühl, dich gar nicht zu kennen. Du warst arrogant, hast so getan, als müsste dir die Welt zu Füßen liegen und warst unglaublich fies zu allen, die deinen bescheuerten Anspruch reinblütig zu sein nicht erfüllten. Und weißt du was das Schlimmste ist?“ fragte ich resigniert ohne zu ihm aufzuschauen. „Das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass du immer noch genau so bist.“ Für einen Moment waren nur noch die Eulen zu hören, die mit ihren Flügeln schlugen und die unterschiedlichsten Geräusche machten. Doch dann ertönte eine leise Stimme, die zögernd sagte: „Ich kann mich ändern.“ Kurz dachte ich, ich hätte mich verhört und drehte mich mit fragendem Blick zu dem blonden Jungen neben mir um. „Was hast du gerade gesagt?“ wollte ich skeptisch von ihm wissen und er sah aus als würde er mit sich ringen, bevor er sich räusperte und antwortete: „Ich sagte, dass ich mich ändern kann.“ Für einen Moment war ich so perplex, dass ich ihn wortlos anstarrte, doch dann begann ich laut zu lachen.
„Das meinst du doch jetzt wohl nicht ernst, oder?“ Er warf mir einen zornigen Blick zu, erhob sich und klopfte sich die Eulenfedern von der Hose. „Vergiss was ich gesagt habe.“ forderte er mich kalt auf und sein Gesichtsausdruck war so distanziert, wie er es in den vergangenen Jahren immer gewesen war. Seine Augen schienen das einzig Lebendige an ihm zu sein und blitzten mich wütend an, aber die Verletzlichkeit in ihnen war völlig neu für mich. Sofort bereute ich meine harten Worte ein wenig und folgte Malfoy, der bereits durch den Korridor schritt. „Malf – Draco, warte!“ Er ignorierte mich und lief einfach weiter, doch ich holte ihn mit schnellen Schritten ein, stellte mich vor ihn und legte meine Hände auf seine Brust, um ihn zu stoppen. Plötzlich durchfuhr es mich wie ein Stromschlag und ich ließ ihn eilig los. Auf meinen Armen hatte sich eine Gänsehaut gebildet und ich sah rasch in sein Gesicht. Die Wut war noch nicht ganz verraucht, doch jetzt sah ich noch etwas anderes in seinen Augen; etwas Dunkles. Ich trat einen Schritt zurück, atmete tief ein und sagte: „Es tut mir leid; schon wieder. Mann, in letzter Zeit muss ich mich wirklich oft bei dir entschuldigen, oder?“ Nervös lachte ich auf, doch sein Blick blieb ernst und ich verstummte augenblicklich. Als er auch weiterhin schwieg, sich aber nicht vom Fleck bewegte, seufzte ich und sagte beschwichtigend: „Was ich vorhin meinte war: Warum solltest du dich ändern wollen? Du hast keinen Grund dazu.“
„Jetzt tu nicht so als würdest du mich kennen. Vielleicht habe ich einen verdammt guten Grund.“ erwiderte er gereizt.
„Der da wäre?“ fragte ich herausfordernd, doch diesmal war er es, der trocken lachte und abschätzig entgegnete: „Klar doch, als ob ich dir den verraten würde.“
„Warum bist du mir nachgelaufen?“ wollte ich unvermittelt von ihm wissen und er sah aus als hätte ich ihn eiskalt erwischt.
„Weil…du hattest…naja…einen schweren Tag und ich wollte sehen, ob es dir gut geht.“ antwortete er zögernd und rieb sich verlegen den Nacken. Ein überraschtes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich fragte ihn neckend: „Draco Malfoy, kann es etwa sein, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast?“
Seine Miene versteinerte sofort wieder und er antwortete bissig: „Nein, natürlich nicht; wieso auch?“ Zufrieden lächelte ich in mich hinein; ich hatte ihn durchschaut. Er war gar nicht so ein Eisklotz wie alle dachten und der Junge von damals schien nicht so verloren zu sein, wie ich immer befürchtet hatte.
„Ich muss jetzt los, also bis später.“ sagte er plötzlich und schob sich an mir vorbei.
„Weißt du was, vielleicht könnte ich dich beinahe mögen, wenn du mir beweist, dass du dich wirklich ändern willst.“ rief ich ihm nach und er drehte sich schnaubend um. „Dir muss ich gar nichts beweisen, Frost.“ konterte er, doch seine Augen funkelten belustigt, bevor er sich abwandte und um eine Ecke verschwand.
Warum war mir bis jetzt nie aufgefallen, dass seine Augen aussahen wie der Himmel an einem Gewittertag? Erschrocken über meine absurden Gedanken schüttelte ich den Kopf. Jetzt drehe ich wohl vollkommen durch, dachte ich und machte mich auf den Weg zum Mittagessen.

silver22
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Re: Grünes Eis

Beitrag von silver22 »

Draco:
Ich lag wach in meinem Bett, starrte auf den smaragdgrünen Baldachin über mir und dachte über Cassies Worte nach. Nie hätte ich gedacht, dass unsere Kindheitsfreundschaft ihr so viel bedeuten könnte.
Nachdem ihr Vater ein wichtiges Gesetz zum Schutz der Muggel durchgesetzt hatte, sollte ich mich von ihr fern halten. Meine Eltern konnten nicht zulassen, dass ich mit solchen Leuten gesehen wurde, obwohl ich das damals natürlich noch nicht verstand. Kurz darauf zog die Familie Frost um und wurde in unserem Haus nicht mehr erwähnt. Anfangs vermisste ich das schmächtige, blonde Mädchen, doch mit der Zeit wurde es besser und ich begann sie zu vergessen.
Als ich nach Hogwarts kam, sah ich sie bei der Einteilungszeremonie. Sie hatte sich kaum verändert. Mit ihrem kurzen Haar und den knochigen Gliedmaßen sah sie aus wie ein Junge und war noch ein Stück kleiner als die meisten anderen Erstklässler. Sie schien sich ständig nach jemandem umzusehen und als ihr Blick auf mich fiel, lächelte sie mich zaghaft an. Ich weiß noch, dass ich verächtlich die Nase gerümpft und sie ignoriert hatte, während sie sich mit verletztem Gesichtsausdruck wieder dem sprechenden Hut zuwandte, der gerade Hannah Abbott nach Hufflepuff schickte. Wahrscheinlich würde sie auch dorthin kommen, hatte ich abschätzig gedacht und war mehr als erstaunt, als sie schließlich Slytherin zugeteilt wurde. Vielleicht hatten meine Eltern sich doch getäuscht und sie war nicht so ein verweichlichter Muggelliebhaber wie ihr Vater. Noch am selben Abend hatte ich meiner Mutter geschrieben und ihr von den Ereignissen des Tages erzählt, wobei ich auch Cassie und meine diesbezüglichen Bedenken nicht unerwähnt ließ. Ihre Antwort ernüchterte mich jedoch, da sie mir nahelegte, jeglichen Kontakt mit Cassie zu vermeiden, um meiner Familie Schande zu ersparen. Schließlich konnte der sprechende Hut sich auch mal irren und Slytherin hin oder her: Sie war trotzdem eine Blutsverräterin.
Cassie freundete sich schnell mit Potter und Co. an, auch wenn sie bei ihren Dummheiten nie mitzumachen schien. Allein der Umgang mit diesem dreckigen Pack machte sie mir zuwider und ich entfernte mich noch weiter von ihr. Da meine Eltern mir verboten hatten auch nur mit ihr zu sprechen, ließ ich sie völlig in Ruhe und beschränkte mich darauf, ihre dämlichen Freunde fertig zu machen. Doch mit den Jahren veränderte sich Cassie: Sie ließ ihr Haar wachsen, bis es ihr bis zur Hüfte reichte und der dürre Kinderkörper wich den sanften Rundungen einer jungen Frau. Natürlich blieb diese Tatsache der männlichen Schülerschaft, und damit auch mir, nicht lange verborgen und ich ertappte mich immer öfter dabei, wie ich heimlich zu ihr herüberschaute. So sehr ich mir auch einzureden versuchte, dass es nicht so war, störte es mich nun doch ein wenig, dass sie mir gegenüber eine so unverhohlene Abneigung entwickelt hatte, woran selbstredend nur Potter schuld sein konnte. Während der letzten Sommerferien hatte sie sich zu einer wahren Schönheit entwickelt, die die zunehmend bewundernden Blicke ihrer Mitschüler jedoch gar nicht zu bemerken schien.
Tja, dachte ich schulterzuckend, da ich das Kontaktverbot meiner Eltern nun sowieso schon mehrmals übertreten hatte, war es auch schon egal, wenn ich weiterhin mit Cassie redete. Lächelnd erinnerte ich mich daran, wie sie gesagt hatte, dass sie mich mögen könnte, wenn ich ihr beweisen würde, dass ich mich ändern könne.
Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten. Wie sollte ich es ihr denn beweisen? Merkte sie nicht, dass ich mich schon sehr verändert hatte? Ich hatte doch in den letzten Tagen alles in meiner Macht stehende getan, um ihr zu helfen.
Was erwartete sie denn noch? Sollte ich mich etwa mit Potter anfreunden?
Nein, dachte ich schnaubend, so blöd konnte sie nicht sein. Das würde niemals passieren; nicht einmal für sie.
Allerdings könnte ich versuchen, Potter, Weasley und Granger nicht mehr zu beleidigen und eine Art kühle Höflichkeit zeigen, zumindest für eine Weile.
Je mehr ich darüber nachgrübelte desto mehr gefiel mir dieser Gedanke; schließlich war dieses Verhalten viel würdevoller als kindische Erniedrigungen und damit meinem Status angemessen. Zufrieden mit meinen Überlegungen und einem Plan vor Augen, schlief ich letztlich ein.

#
Cassie:
Nach meinem Gespräch mit Draco – ja, ich wunderte mich auch, wann genau ich angefangen hatte, ihn gedanklich beim Vornamen zu nennen – erzählte ich Daphne alles, während wir zu den Gewächshäusern schlenderten, in denen wir heute Fangzähnige Geranien düngen sollten. Daphne schaute mich vorwurfsvoll an und sagte zweifelnd: „Findest du es nicht etwas überzogen, von ihm noch Beweise für eine Veränderung zu fordern? Ich denke, er hat in letzter Zeit bewiesen, dass er ein guter Kerl ist. Das müsstest doch auch du bemerkt haben.“ Es überraschte mich nicht wirklich, dass sie so dachte. Sie fand Draco schon immer in Ordnung und hatte nie verstanden, warum ich auf Seiten der Gryffindors stand was ihn betraf. Natürlich ahnte sie nicht, dass er mein Kindheitsfreund war; das wusste niemand außer uns beiden. Die Wahrheit war, dass es mich tief verletzt hatte, als er mich an unserem ersten Abend in Hogwarts so herablassend angesehen und mich die darauf folgenden Jahre mit formvollendeter Arroganz ignoriert hatte. Sein Verhalten hatte mich zunächst bestürzt, weil ich nicht verstand, was ich falsch gemacht hatte. Doch irgendwann wurde mir klar, dass die meisten Slytherins mich wegen meiner Familie hassten und sich nur nicht trauten, mich fertig zu machen, weil viele ihrer Eltern im Ministerium arbeiteten und um ihre Jobs fürchten müssten, wenn mein Vater davon erführe. Auch Draco schien zu denken wie die anderen, sah mich nur als Blutsverräterin und machte mich damit unsagbar wütend. In meinem eigenen Haus hielt nur Daphne immer zu mir und später kam ich auch mit Blaise gut zurecht. Doch lediglich mit Hermine, Ron und Harry konnte ich einfach über alles reden ohne schief angeguckt zu werden, denn obwohl Daphne und ich sehr gut befreundet waren, hegte sie wie die meisten Slytherins eine gewisse Abneigung gegen Muggel und Muggelstämmige.
Vielleicht benahm ich mich kindisch und erwartete zu viel von Draco, schließlich hatte er mir tatsächlich schon gezeigt, dass er nicht nur die harte, kalte Person war, die er zu sein vorgab. Allerdings fiel es mir wirklich schwer, ihm gegenüber irgendwelche positiven Gefühle zu zulassen, da er trotz allem noch diese auffallend dunkle Seite an sich hatte, die mich abschreckte.
Mittlerweile waren wir bei den Gewächshäusern angekommen und ich wandte mich Daphne zu, die es bereits aufgegeben hatte auf eine Reaktion von mir zu warten und mich nun überrascht ansah. „Weißt du, ich glaube, meine Forderung war wohl tatsächlich etwas übertrieben.“ lenkte ich ein, fügte jedoch sofort trotzig hinzu: „Aber als ‚guten Kerl‘ würde ich ihn trotzdem nicht bezeichnen; eher als arroganten Snob.“ Daphne kicherte ein wenig, während wir auf die Gryffindors zugingen, denen Professor Sprout bereits einige Töpfe mit Dünger in die Hände gedrückt hatte. „Lieber ein hübscher, arroganter Snob, als ein dämlicher Hornochse, der nach Drachenmist stinkt.“ feixte sie und deutete auf Ron, dessen Topf ihm von einer Fangzähnigen Geranie aus den Händen geschlagen worden war und der jetzt mit finsterem Blick versuchte, sich den Drachenmist vom Umhang zu wischen.
Ich boxte Daphne gegen den Arm, musste aber dennoch versuchen, mir ein Lachen zu verkneifen.

Die nächsten Wochen sollten zeigen, dass Draco meine unüberlegte Forderung zu meinem größten Erstaunen wirklich ernst zu nehmen schien und sich bemühte, ihr nachzukommen. Als Hermine in Zaubertränke ihr Buch fallen ließ, hob er es auf und legte es, ohne ein Wort zu sagen, zurück auf ihren Tisch. Hermine und ich hatten das Gefühl, geradewegs durch einen Kaninchenbau hindurch ins Wunderland gelangt zu sein und konnten uns nur fassungslos ansehen.
Harry und Ron hatten den kuriosen Vorfall nicht mitbekommen, weil Ron statt Blutegeln eine Prise Käferaugen in seinen Trank gegeben hatte, dessen Pegel anschließend rasant anstieg und den Kesselrand zu übertreten drohte.
Allerdings erzählte Hermine ihnen nach der Stunde alles haarklein und erntete ungläubige Blicke, während ich nur daneben stand und ihre Geschichte bestätigte.
„Hat jemand von euch eine Ahnung, was mit dem los ist?“ fragte Harry misstrauisch und starrte Dracos Rücken an, der gerade um eine Ecke verschwand.
„Keine Ahnung, ist eben Malfoy. Der verhält sich halt komisch.“ antwortete Ron schulterzuckend und schaute sehnsüchtig Richtung Große Halle, wo gerade das Abendessen begann. Die anderen beiden Gryffindors sahen ihn nur irritiert an und Hermine hob eine Augenbraue: „Du findest es also nicht seltsam, dass Malfoy neuerdings unter die Gentlemen gegangen ist?“ Wieder zuckte Ron nur die Achseln und meinte: „Wen interessiert‘s. Vielleicht ist er krank oder so.“ Für einen kurzen Moment schien ein kleiner Hoffnungsschimmer in seinen Augen zu glimmen, während Harry sich mir zuwandte. „Weißt du irgendwas? Benimmt er sich bei euch im Gemeinschaftsraum auch anders?“ Ich spürte wie mein Gesicht heiß wurde. Von meiner Begegnung mit Draco in der Eulerei hatte ich den dreien nicht erzählt. Sie würden es nicht verstehen. „Ähm…nein, ich denke nicht. Ich…ähm, achte auch nicht so auf Malfoy weißt du.“ stotterte ich vor mich hin und wich seinem Blick aus.
Tatsache war, dass Draco erst zwei Tage zuvor Crabbe davon abgehalten hatte, Neville Longbottom an einen Fackelhalter zu heften und auch wenn seine Begründung dafür lautete, dass man sich an dem nicht die Finger schmutzig machen sollte, imponierte es mir ein wenig.
Harry schien sich jedoch mit meiner lahmen Antwort zufrieden zu geben; nur Hermine sah mich seltsam an, während wir Rons Gejammer nachgaben und endlich zum Essen gingen.

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