Merope (OneShot)

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Katrina
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Merope (OneShot)

Beitrag von Katrina »

Soodala. Eigentlich ist das hier mein Beitrag für den Mai-Fanfiction-Wettbewerb ^.^ Aber weil ich wahrscheinlich nicht gewinnen werde, aber trotzdem nicht will, dass mein kleiner OneShot in der Versenkung verschwindet, weil ich ihn eigentlich recht gelungen fand, --> hier ist er.
Vorhang auf für Merope! (:

»Mimi. Oh Mimi ...« Zärtlich flüsterten seine Lippen meinen Namen, nur Zentimeter von meinem Ohr entfernt, dann berührten sie meinen Hals, wanderte über meine Wange zu meiner Schläfe, strichen sanft und warm wie Sommerwind über meine geschlossenen Augenlider, wieder über meinen Wangenknochen herab und schließlich auf meinen Lippen, auf denen sie dann verharrten und sacht an meiner Unterlippe zu saugen begannen. »Oh Mimi«, flüsterte er zwischen zwei Küssen, schlang seine Arme um meine Taille und zog mich an sich, hielt mich fest, als wolle er mich nie mehr loslassen, und zusammen sanken wir in eine blühende Wiese, in unsere Wiese, ab jetzt war es unsere, weil wir hier gemeinsam die schönste Zeit unseres Leben verbringen würden, nur wir beide ...

Aus meinem Tagtraum erwachte ich erst, als ich das gleichmäßige, rhythmische Klopfen der Pferdehufe auf dem gepflasterten Weg hörte, dem Weg, der an unserem Haus - naja, unserer Hütte - vorbeiführte und den er jeden Abend entlangritt, gemeinsam mit diesem Mädchen, dieser Liv, wie er sie nannte. Wahrscheinlich hieß sie Olivia oder Lively oder irgendwas in der Art, und ihr Nachname war sicher Farewell oder du Craine oder ein anderer dieser vornehmen Namen, die schon auf dem Papier erkennen ließen, dass sie aus besserem Hause stammte. Und selbst wenn dem nicht so war, sie war todsicher keine Merope Gaunt.
In meinen Träumen sagte Tom Mimi zu mir. Mir hatte niemals irgendjemand einen Kosenamen gegeben, nicht einmal zu einer verniedlichenden Abkürzung meines nichtswürdigen Vornamens hatte sich jemand erbarmt, einfach, weil mich niemand niedlich fand. Oder einfach, weil Merope mit seinen zwei Silben schon kurz genug war.
Aber ich war auch nicht niedlich. Noch nie gewesen. Nicht einmal als Baby. Schon damals musste ich eher jämmerlich und abstoßend gewirkt haben als wie etwas, das man lieb haben könnte, ein mickriges, kümmerliches unterernährtes Ding ohne Mutter, das es nie zu etwas bringen würde und eigentlich schon froh sein konnte über das Bisschen an Magie, das in seinen knöchrigen Gliedern steckte. Mein Gesicht war spitz, mein Haar zwar lang, aber stumpf und glanzlos, und außerdem trug ich jeden Tag die gleichen zerlumpten Fetzen, in denen ich schon seit Jahren rumlief und die ich Jahr für Jahr am Saum hatte verlängern müssen, weil ich ja wuchs, so dass sie inzwischen ganz und gar unmöglich aussahen.
Nur ein Blinder oder jemand, der noch entstellter war als ich, würde sich in mich verlieben.
Aber ganz sicher nicht Thomas Riddle, der bestaussehendste Mann der Stadt und obendrein auch noch Sohn des reichsten Gutsherrn hier. Es hätte schon gereicht, wenn man unsere Behausungen nebeneinandergestellt hätte, um zu wissen, dass wir in völlig verschiedenen Welten lebten. Die Riddles besaßen ein Gut auf einem Hügel am Rand der Stadt, mit Weinkeller und Pferdeställen und einem parkähnlichen Garten, während wir, die Gaunts, die Familie eines Landstreichers, in dieser heruntergekommen Hütte wohnten, mit der von der Haustür baumelnden toten Schlange, hinter der nur ein hässlicher, von saurem Regen gebeutelter Wald aufragte und dem Ganzen ein extratristes Ambiente verlieh, wobei wir, nach der Meinung der Leute in der Stadt, eigentlich froh sein konnten, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
Keiner dieser Muggel hatte auch nur den Hauch einer Ahnung, wer wir waren, von wem wir abstammten. Aber ich denke, es hätte ohnehin keinen Unterschied gemacht. In der Muggelwelt war unser edler Vorfahr, Salazar Slytherin, ein Unbekannter, und wären wir mit seinem Namen hausieren gegangen, hätte man uns höchstens in die Anstalt einweisen lassen.
Aber das alles zählte jetzt nicht. Jetzt zählte nur er, Tom, der auf diesem wunderschönen Rappen an unserem Fenster vorbeiritt, in eine angeregte Plauderei mit dem Mädchen an seiner Seite vertieft, die ihrerseits auf einer hübschen Palominostute saß, im Damensattel, versteht sich.
Hastig fuhr ich mir übers Haar und leerte den dampfenden blassvioletten Inhalt des angelaufenen kupfernen Teekessels in unsere beste Kristallkaraffe, die ich vorher extra noch gereinigt und auf Hochglanz poliert hatte.
Dann sah ich an mir herunter, richtete schnell noch meinen Kragen, nahm das Tablett mit den beiden Gläsern und der Karaffe und ging nach draußen.
Die vertrocknete tote Schlange, die Morfin irgendwann einmal an die gammlige Haustür genagelt hatte, schwang kläglich hin und her, als die Tür hinter mir zufiel. »Mr Thomas? Miss Olivia?« Die beiden glücklich Verliebten sahen mich überrascht an. Ich hatte also richtig geraten mit dem Vornamen des Mädchens. Gott, wie schön sie war. Ihr weizenblondes Haar war zu langen Zöpfen geflochten, die um ihren Kopf gelegt und festgesteckt worden waren, und durch diesen goldenen Heiligenschein zogen sich dünne Perlenschnüre in allen möglichen Farben des Sommers. Warum konnte ich nicht so aussehen?
Dieses engelsgleiche Mädchen sah mich nun mit einer Mischung aus milder Herablassung und Mitleid an und stoppte ihr Pferd. Mit kurzer Verzögerung tat Tom es ihr gleich, nachdem er mich mit gehobenen Brauen gemustert hatte. »Was willst du?«, fragte er knapp und betrachtete mich misstrauisch.
»Ich dachte nur, Sir«, begann ich zurückhaltend, »weil, Sie haben doch sicher einen langen Ritt hinter sich und es ist doch so warm ...« Ich druckste ein bisschen herum, brach dann ab und bedachte das Tablett in meinen Händen mit einem ein wenig hilflosen Blick, der sein Ziel nicht verfehlte.
Die Züge des schönen blonden Mädchens wurden von einem warmen Lächeln erhellt, und sie stieg von ihrem Pferd, drückte Tom die Zügel in die Hand und kam auf mich zu. »Ooh, Tom, sieh doch nur«, sagte sie begeistert zu Tom gewandt, »sie hat extra die Gläser geputzt und etwas zu trinken gemacht ...«
Von der Freundlichkeit Olivias milde gestimmt, schwang sich auch Tom aus dem Sattel des Rappen, ließ die Zügel der beiden Pferde sorglos zu Boden fallen und nahm eines der kristallenen Gläser von meinem Tablett. Oh Gott, Tom Riddle trinkt aus einem Glas meiner Familie! Einen Augenblick lang dachte ich, ich müsste in Ohnmacht fallen.
Doch ich hielt mich tapfer und goss mit zitternder Hand etwas von dem eigens hergestellten Amortentia in Tom Riddles Glas, bevor ich hastig einen ungesagten Zauber verwendete, um den restlichen Liebestrank in schlichtes Wasser zu verwandeln, von dem ich dann etwas in das andere Glas füllte. Ein glückseliges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als Tom an seinem Glas erst nippte und es dann, offenbar auf den Geschmack gekommen, hastig hinunterstürzte.
Sein Blick wurde glasig und auch er begann, dümmlich zu lächeln. Die verwirrte Olivia fing an, ihn zu betütteln.
»Tom, mein Lieber, was ist los mit dir? Ist dir nicht gut?« Sie sah ein bisschen konfus in meine Richtung, doch ich ließ ihr nicht viel mehr Zeit, über das Geschehene nachzudenken. Ich richtete meinen Zauberstab direkt auf ihr Gesicht und sagte mit klarer, fester Stimme: »Amnesia!« Auch ihr Blick verschwamm irgendwie, von ihrem Gesicht fiel jegliche Emotion ab und sie setzte sich ins Gras.
Ich betrachtete Tom, der mich mittlerweile ansah wie jemand, der lange Zeit im Dunkeln gehalten wurde und zum ersten Mal wieder die Sonne erblickte, und langsam geriet ich in Sorge. War es eigentlich richtig, was ich hier tat?
Doch jeder Zweifel wurde hinfortgewischt, als der schönste Mann, den ich kannte, auf mich zu kam, mich ohne ein Wort in die Arme nahm und zärtlich küsste.
Natürlich war es richtig. Ich liebte ihn ja.
Und schließlich war eine solche Liebe nicht verboten.
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