Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hallo Lily Luna,

ähm ja, die Geschichte ist etwas länger. Das ist aber notwendig, denn so gut wie alle Charaktere aus den Büchern kommen vor und jeder hat eine Geschichte, die erzählt werden möchte. Und am Ende fügen sich die verschiedenen Fäden zusammen.

Hast du die Seiten ausgedruckt oder nur auf deine Festplatte kopiert? Irgendwoher musst du ja wissen, wie viele DIN A4-Seiten es sind ;)

Nichts zu danken. Ich habe die Geschichte gern geschrieben, hatte eine Menge Spaß dabei und habe zusätzlich viel gelernt. Sirius und Albus sind aber nicht "einfach so" wieder da. Einige Charaktere werden sich fragen, wie das möglich sein kann und entsprechend nachforschen. Ich denke, die Erklärung für das Auftauchen der beiden ist logisch.

Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen
Muggelchen




185 Die Schuld von einst




Es war bereits Mittag durch, da ließ sich Sid Duvall im Vorzimmer des Ministers sehen und wurde sogleich hereingebeten. Arthur wollte die Angelegenheit schnellstmöglich bereinigt haben.

Sid übergab ihm einen ganzen Stapel vollgeschriebener Pergamente, den Arthur entgegennahm und vor sich auf den Schreibtisch legte, bevor er seinen Gast bat, einen Moment Platz zu nehmen, was diesen hinsichtlich seiner Person ein wenig überraschte, doch Sid kam dem Wunsch seines obersten Dienstherren wortlos nach. Er schaute dabei zu, wie der Minister das Zimmer mit einem Schwung seines Stabes mit einem Stillezauber belegte. Für das, was Arthur zu sagen hatte, holte er einmal tief Luft.

„Ich kann nicht umhin, Mr. Duvall, Ihnen für Ihre Leistungen meinen Glückwunsch auszusprechen. Leider lassen es die Umstände nicht zu, dass dies öffentlich geschieht. Wir können froh sein, dass die Situation für alle Beteiligten so glimpflich gelöst werden konnte. Das lässt mich zu weiteren Punkten kommen.“
„Herr Minister, ich weiß, dass der Auftrag ein Schleudersitz war. Hätte ich den Fall verloren, wäre ich als unfähig hingestellt und im Dienstgrad herabsetzen worden. Womöglich hätte man mich sogar entlassen. Nicht anders wird es kommen, obwohl oder gerade weil ich den Fall zu Gunsten meines Mandanten entscheiden konnte. Sehen Sie, Herr Minister, normalerweise muss ich den Bericht über meine Arbeit meinem direkten Vorgesetzten vorlegen. Das sind nicht Sie und auch nicht Mr. Shacklebolt, folglich wird mir jemand versuchen, daraus einen Strick zu drehen. Sie werden mir jedoch beipflichten, Herr Minister, dass dieses Schriftstück nur für Ihre Augen bestimmt ist und für keinen sonst. Daher gestatten Sie mir, dass ich hiermit“, er reichte einen kleinen versiegelten Umschlag über den Tisch, „aus dem ministerialen Dienst ausscheide. Ich denke, das erspart uns beiden einige Unannehmlichkeiten.“
„Ja, Mr. Duvall. Ich fürchte, ich muss Ihr Ersuchen um Ihr dienstliches Ausscheiden leider akzeptieren.“
„Warum leider?“, fragte Sid irritiert nach. „Ich war bisher der Annahme, meine Person sei hier nicht länger erwünscht.“
„In der Politik geht nicht immer alles gerade Wege, um das zu erreichen, was man für das Richtige hält. Das habe auch ich erst lernen müssen. Im Klartext: Wenn ich so könnte, wie ich wollte, würde ich einen Bereich ins Leben rufen, der sich offiziell mit der Ausarbeitung neuer Gesetzesvorlagen beschäftigt und Sie zum Leiter machen. Dass ich das in der augenblicklichen Situation nicht kann, werden Sie einsehen.“

Sid nickte. Es wäre am besten, wenn er sich mit dem Minister nicht einmal sehen lassen würde. Es könnte ansonsten der Verdacht geweckt werden, sie hätten zusammen gemauschelt.

„Mr. Shacklebolt kümmert sich seit geraumer Zeit um diese Dinge. Er hat dabei Hilfe von einer Dame namens Miss Granger, die sich schon früher speziell für die Elfenrechte eingesetzt hat. Beide können diese gewichtige Aufgabe höchstens nebenbei erledigen, denn es fehlt nach dem Krieg einfach an fachkundigem Personal. Gesetzesänderungen sind aber eine Sache, die man, wenn man sie erfolgreich machen will, nicht nebenbei erledigen darf.“
„Und da beide zu Ihren persönlichen Vertrauten gehören, können Sie ihnen das nicht einfach so wegnehmen und ausgerechnet mir in die Hand drücken. Verstehe. Bevor wir an dieser Stelle beginnen, die Details unserer neuen inoffiziellen Zusammenarbeit zu besprechen, gestatten Sie mir eine dringende Anmerkung zum Beistandssystem, Herr Minister. Nur wenn sich der Inhaftierte keinen eigenen Beistand leisten kann, sollte dieser vom Ministerium gestellt werden. Sie sollten dennoch schnellstens dafür sorgen, dass alle weiteren Personen, die Sie bereits in den Status 'Beistand' erhoben haben, einen gewissen Grad an Unabhängigkeit innehaben. Das birgt Vorteile, aber auch Nachteile. Zum einen wird sich ein Fall wie meiner nicht noch einmal wiederholen, zum anderen verlieren Sie die direkte Verantwortung, erhalten aber nach Abschluss des Verfahrens die gesamten Unterlagen. Weitere Details können Sie meinem Bericht entnehmen, aber ich habe Sie unterbrochen, bitte fahren Sie fort.“

Den Hinweis von Sid bezüglich des Beistandssystems wollte Arthur sich zu Herzen nehmen. Zwischendurch ließ er zur Verwunderung seiner Vorzimmerdame Tee und etwas Gebäck bringen, bevor er sie anwies, seine Termine für die nächste Stunde nach hinten zu verlegen.

„Zurück zu meinem eigentlich Anliegen, Mr. Duvall. Da ich weiterhin auf die intensive Mitarbeit von Mr. Shacklebolt angewiesen bin, sind mir etwas die Hände gebunden. Dennoch möchte ich nicht auf Sie verzichten. Ich schätze Ihre Fähigkeiten und die möchte ich sehr ungern zur Tür hinausspazieren lassen. Wir können zusammen einen anderen Weg gehen, um unser Ziel zu erreichen. Was halten Sie davon?“

Auf den Kopf gefallen war Sid nicht. Er hatte durchaus verstanden, was der Minister von ihm wollte. Einerseits überlegte er, ob er den Einsatz nicht ein wenig erhöhen sollte, andererseits erkannte er, dass ihm der Minister quasi frei Hand bei der Ausarbeitung neuer Gesetzesvorlagen geben würde. Somit hatte er, Sid Duvall, die einmalige Möglichkeit, seine eigenen Ideen und Überzeugungen in die Gesetze der Zaubererwelt einfließen zu lassen. Er musste sich lediglich im Hintergrund halten, was für ihn kein Problem darstellte.

„Ich denke, dass ich damit leben kann“, antwortete er. Das „vorerst“ verkniff er sich.
„Gut. Ich würde Sie gern mit einem Mann von der 'Initiative für die Forderung eines Anti-Diskriminierungsgesetzes für magische und nichtmagische Halbwesen' bekanntmachen. Sein Name ist Sirius Black. Wie wäre es Morgen mit einem gemeinsamen Abendessen in einem privaten Kreis? Da könnten wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Des Weiteren gehört Mr. Black zu der Gruppe, mit der Mr. Shacklebolt eng zusammenarbeitet, um die magischen Gesetze zu überarbeiten und außer ihm haben die anderen leider zu wenig Zeit für diese doch sehr komplexe Aufgabe.“
„Was bedeutet, dass Mr. Black und ich quasi allein zusammenarbeiten werden. Welche Unterlagen können Sie mir zur Verfügung stellen? Ich denke, dass ich die bereits bestehende Entwürfe und Vorgaben noch einmal überarbeiten werde. Was wir entwerfen, muss Hand und Fuß haben. Außerdem sollten die Dinge weitestgehend wasserdicht sein.“

Arthur nickte. Erst nach dieser nonverbalen Zustimmung biss Sid von einem kleinen Törtchen ab, während ihm der Name des genannten durch den Kopf ging. Sirius Black. Patenonkel des berühmten Harry Potter, Vertrauter des mächtigen Albus Dumbledore. Dessen Akte war ihm vertraut. Zwölf Jahre saß er unschuldig in Askaban. Weitere fünf Jahre war er im Krieg verschollen. Der Mann war jetzt bereits eine Legende und gerade er, Sid Duvall, ein kleines Licht der Zaubererwelt, sollte mit ihm zusammenarbeiten. Allein das rang ihm schon eine gewisse Ehrfurcht ab, auch wenn er diese niemals offen zeigen würde.

„Und jetzt, da wir soweit alles besprochen haben, möchte ich Ihnen Smokey vorstellen.“ Nachdem Arthur den Satz beendet hatte, erschien sofort ein kleiner Hauself mit aufgeweckten Augen neben seinem Sessel. Er strich sich seinen blauen Anzug glatt und nahm vor dem Minister und seinem Gast Haltung an.

„Smokey, das ist Mr. Duvall. Ich möchte, dass du auf seine Anweisungen und auf die Anweisungen von Mr. Black alle Papiere, Unterlagen, Bücher und sonstige Materialien heranschaffst, die die Herren für ihre Arbeit benötigen. Es ist allerdings erforderlich, Smokey, dass du über deine Tätigkeit für die Herren absolutes Stillschweigen bewahrst. Darunter fällt auch die Frage, für wen du derzeit arbeitest. Auf diese Frage antwortest du bitte ‘Für das Zaubereiministerium.‘. Deine Entlohnung erhältst du wie üblich vom Ministerium.“

Verwundert schossen Sids Augenbrauen bis zum Haaransatz hinauf, doch bevor er eine Frage stellen konnte, erklärte Arthur von sich aus die Situation.

„Der gute Smokey hier war nach dem Krieg, wie einige andere auch, herrenlos und hat sich im Ministerium beim 'Amt für die Neuzuteilung von Hauselfen' gemeldet, weil er nicht wusste, wohin er gehen sollte. Ein Mr. Thomas hat sich um ihn gekümmert.“ Die Augen des Elfen zeugten von großer Dankbarkeit bei der Erwähnung des Namens. „Nach den Gesetzen war Smokey jedoch frei und durfte nicht neu zugeteilt werden. Eine Zwickmühle für ihn, aber auch für Mr. Thomas, der mir daraufhin den Vorschlag unterbreitete, Hauselfen für das Ministerium einzustellen. Ich verfolge das Ziel, in naher Zukunft nur noch Elfen zu beschäftigen, die sich aus freien Stücken in unsere Dienste stellen möchten. Arbeitsvertraglich sind Entlohnung und ein Ausgleich für die Freizeit geregelt. Wie sie die verbringen, obliegt ihnen allein. Im Übrigen auch ein Teil Ihrer Arbeit, Mr. Duvall, aber dazu wird Ihnen Mr. Black Näheres erklären können. Danke Smokey, das wäre dann alles.“

Der Elf nickte dem Minister zu, danach Sid und verschwand mit einem kaum hörbaren Ploppgeräusch.

Sid sah sehr viel Arbeit auf sich zukommen.

„Wo sollen wir die Hauptarbeit erledigen? Im Ministerium würde man zu schnell Fragen stellen, was meine Person betrifft“, erkannte Sid zutreffend.
„Am besten besprechen wir das morgen Abend gemeinsam mit Mr. Black. Ich lasse Ihnen beiden freie Hand, wo Sie arbeiten möchten. Mr. Bloom, der Vorsitzender der Initiative, stellt uns einen Raum zur Verfügung, den wir für eine gemeinsame Unterredung nutzen können.“

Er hatte mit seiner Meinung über den Minister Recht behalten und auch damit, dass er der Richtige für einen Neuanfang in der Zaubererwelt war, denn der Falsche hätte ihn ohne Weiteres gehen lassen. Es lag Arthur daran, für das Wohl der magischen Gesellschaft zu handeln, weswegen er mögliche persönliche Differenzen beiseiteschieben konnte.

Der Minister erhob sich und machte Sid damit deutlich, dass es an der Zeit war, sich ebenfalls zu verabschieden, also tat er es ihm gleich. Die beiden Männer reichten sich die Hand und verabschiedeten sich – jeder für sich mit dem Gefühl im Herzen, einen großen Schritt gegangen zu sein.

Arthur atmete einmal tief durch, denn der schwerste Teil dieser Operation stand ihm noch bevor. Er musste Sirius davon überzeugen, dass Duvall trotz seiner eventuell nervenden und kleinkarierten Art eine Bereicherung für die Gesetzesreform wäre.

Ein Raum im Haus von Mr. Bloom war für die Unterredung am nächsten Abend schnell klargemacht. Mr. Bloom fühlte sich sehr geehrt, dass der Minister die persönliche Zusammenarbeit mit der Initiative so ernst nahm. Als nächstes schrieb Arthur eine Einladung an Sirius mit versteckten Andeutungen, die – das wusste er – Sirius so neugierig machen würden, dass er heute Abend sicherlich etwas früher in den Grimmauldplatz Nr. 12 kommen würde, um ihm vorab schone etwas von seinen Plänen zu unterbreiten.

Die Genugtuung, Duvall für die eigenen Interessen gewonnen zu haben, ließ ihn den Fall Malfoy fast vergessen. Sollte der ruhig durch die neue Welt marschieren und mit seiner altertümlichen Betrachtungsweise anecken, wo er nur konnte.

Dass Lucius gerade genau das tat, an was Arthur dachte, war keinem von beiden bewusst.

Der erste Ausflug in die freie Welt, in die Lucius entlassen worden war, hatte ihn ernüchtert. Es war ein Markt gewesen, den er zusammen mit Narzissa aufsuchte. Die ersten Male empfand er es lediglich als unhöflich, dass die Menschen ihn anstarrten und hinter vorgehaltener Hand tuschelten, doch als sich die Händler sogar weigerten, ihn zu bedienen, geschweige denn, ihm etwas zu verkaufen, wurde sich Lucius bewusst darüber, dass sie ihn nicht als Kunden sahen, wie sie es sollten. Sie erkannten in ihm den Todesser, der vom Ministerium auf freien Fuß gesetzt worden war. Im Tagespropheten war lediglich ein winziger Artikel über ihn gedruckt worden, denn der Name Rodolphus Lestrange zierte fast täglich die Schlagzeilen. Es war jedoch die Muggelpost, die nicht wie jedes andere Blatt über Rodolphus, sondern über Lucius Malfoy geschrieben hatte. Einzelheiten gab es nicht, nur die vage Vermutung, dass die Freilassung von ihm gleich nach der Festnahme seines Schwagers darauf hindeuten könnte, er hätte etwas mit der Ergreifung der vielen Todesser zu tun. Er hoffte nur innig, dass Rodolphus niemals eine Zeitung in die Hand nehmen würde, die das Wort „Muggel“ im Titel trug.

Am späten Nachmittag kamen sie von einem genüsslichen Essen im Restaurant zurück nach Malfoy Manor. Sein Sohn, mit Charles auf dem Arm, hielt sich zufällig in der Eingangshalle auf und grüßte seine Eltern.

„Vater, ich würde gern mit dir sprechen.“ Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen und folgte daher seinem Sohn in das Arbeitszimmer. Unter vier Augen – Charles zählte nicht einmal als halbe Person – klärte Draco ihn über den unerwarteten Besuch der Ministeriumsangestellten auf.

„Sie wollten dich sprechen. Sie haben mir gesagt, dass du den Betrag noch nicht bezahlt hast.“ Finanzielle Angelegenheiten hatte Lucius früher nie schleifen lassen, auch keine Verbindlichkeiten, doch dieses Mal sah es anders aus.
„Von was denn bitteschön hätte ich das begleichen sollen? Mir gehört nichts, schon vergessen?“, rieb er seinem Sohn unter die Nase.
„Du hättest mich fragen können. Die Sache wäre im Nu erledigt gewesen.“

Lucius erwiderte nichts. Es widerstrebte ihm, bei seinem eigenen Sohn Bittgesuche stellen zu müssen, wie es normalerweise die Kunden taten, die die Bewilligung eines Darlehens erreichen wollten. Draco schien zu ahnen, was in ihm vorging, denn er sprach genau dieses Thema an.

„Es war dir unangenehm, mich zu fragen.“
„Was glaubst denn du?“, zischte Lucius. „Wie glaubst du fühle ich mich wohl, wenn ich bei meinem Sohn darum bitten muss, wenigstens über einen Teil meines eigenen Vermögens verfügen zu dürfen?“ Draco hatte den Nerv zu lächeln.
„Natürlich habe ich daran gedacht, wie es dir bei dem Gedanken ergehen könnte. Für dich war Geld immer gleichgesetzt mit Macht und wenn ich ehrlich bin, entspricht das der Realität. Ich wollte nie, dass du dich hier zurückgesetzt fühlst, aber ich gebe zu, dass ich gehofft habe, du würdest an mich herantreten.“ Draco seufzte. „Wie dem auch sei. Ich habe mit Gringotts alles geklärt. Du hast Zugriff auf ein bestimmtes Verlies, welches ich immer wieder aufstocken werde. Du kannst damit tun, was immer du möchtest.“
„Ah, zweifelsohne befürchtest du, ich könnte mich mit dem gesamten Vermögen aus dem Staub machen.“
„Es steht dir frei zu gehen. Mit dem Geld, das ich dir zuspreche, kannst du dir ein ansehnliches neues Leben schaffen, wenn es das ist, was du möchtest.“ Er wechselte den Arm, mit dem er den schlafenden Charles trug. „Aber ich sage dir ganz offen, dass es nicht das ist, was ich möchte. Wenn du es auch nicht glauben magst: Ich bin froh, dass du hier bist!“
„Darf ich fragen, was du von mir erwartest?“
Draco legte den Kopf schräg und kniff die Augen zusammen. „Was meinst du?“
„Soll ich hier lediglich als Relikt deiner Kindertage umherwandeln? Als jemand, den du an deiner Seite haben möchtest, weil du ihn von früher gewohnt bist? Du kannst dir denken, dass das Aussichten sind, die mir nicht gefallen.“
„Warum siehst du dich selbst, wie du es so schön ausgedrückt hast, als ‘Relikt‘? Ist es so schwer, dich in dein neues Leben zu fügen? Erschweren wir dir das etwa? Ich glaube, uns kannst du nicht die Schuld daran geben, dass dir die Eingewöhnungsphase so schwerfällt. Womit du dir deine Zeit vertreibst, schreibt niemand dir vor.“ Draco wollte seinem Vater keinesfalls einen Freibrief geben, weswegen er schnell noch anfügte: „Es sollte sich aber in legalen Richtungen bewegen, denn ich werde nicht zulassen, dass der Ruf der Familie Malfoy einen Rückschlag erleidet.“

Von innen biss sich Lucius auf die Unterlippe. So sehr, dass sie zu bluten begann. Draco machte ihn selbst für dieses Leben verantwortlich, dabei war er es, der es so grundlegend geändert hatte. Die Enttäuschung und die Wut, die vor ein paar Tagen bei einem Streit in ihm entflammt war, als er erfahren musste, dass fast alle Gegenstände seiner schwarzmagischen Sammlung veräußert worden waren, kam mit einem Schlag wieder.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, Lucius‘ Tonfall klang gereizt, „dass ich derjenige bin, der den Ruf der Familie in den Dreck zieht. Das hast du allein schon gut bewerkstelligt.“
„Ach“, winkte Draco ab, „ich dachte eigentlich, das Thema hätten wir geklärt. Wenn du noch ein einziges Mal über meine Ehe negativ sprichst, mein Kind abfällig behandelst“, hier stutzte Lucius, denn mit dem Jungen war er stets freundlich umgegangen, „oder meine Freunde beleidigst, werde ich dir persönlich Manieren beibringen. Severus‘ Lektion hat dir wohl nicht gelangt.“

Die Luft im grünen Salon war dick. So dick, dass er am liebsten in den Wintergarten hinausgehen wollte, doch die Erinnerung an die gebrochene Nase, die ihm auch noch von diesem Schlammblut gerichtet worden war, stoppte ihn. Als er mit ansah, wie Draco den kleinen Kopf mit dem roten Haar küsste, verzog er das Gesicht.

„Verhätschel ihn nicht! Es reicht, wenn die Frauen das tun.“ Für einen Moment genoss Draco noch den Duft des Babys und die zarte Haut an seiner Wange, bevor er aufblickte und mit seinen Augen Dolche in die Richtung seines Vaters schoss.
„Ich werde ihm immer zeigen, dass ich zu ihm stehe.“ Seine Stimme wurde weicher, auch wehmütiger. „Er soll keinen Augenblick lang glauben, sein Vater würde ihn nicht lieben.“

Einer der Dolche, die Draco eben noch allein mit seinen Blicken nach ihm geworfen hatte, wurde von diesem letzten Satz gelenkt und traf Lucius tief in dessen Herz.

„Du …“ Der unterschwellige Vorwurf seines Sohnes hatte ihn aus der Fassung gebracht. Er musste sich erst sammeln, bevor er ein Wort herausbrachte. Diesmal war ein Vorwurf in seiner Stimme zu hören, als er Draco zurechtwies. „Du würdest dich nicht so äußern, wenn du wüsstest, wie ich mit dir umgegangen bin, als du noch klein warst.“
„Aber ich habe es miterlebt.“
„Ich meinte die Zeit nach deiner Geburt. Die Zeit, bevor sich dein Großvater in die Erziehung eingemischt hat.“

Für Draco war dieses Thema Neuland. Er konnte sehen, dass sein Vater sich dafür verfluchte, es überhaupt zugegeben zu haben, dass Abraxas Malfoy sich mehr gekümmert hatte, als es seinem Vater recht war. Sein Großvater, das wusste Draco noch zu gut, hatte sich sehr dafür eingesetzt, den Enkelsohn mit den alten Ansichtsweisen und Traditionen der Familie zu prägen.

„Warum erzählst du es mir nicht?“ Sein Vater zögerte, weshalb Draco entschloss, bestimmender zu werden. „Erzähl mir, wie du mir mit umgegangen bist, wenn ich noch zu klein war, mich daran erinnern zu können.“

Sein Vater schwieg. In seinem Gesicht jedoch stand all das geschrieben, was Draco gern gehört hätte. Die Beteuerung, ihn immer vergöttert zu haben, immer das Beste für ihn gewollt zu haben. Er war sich sicher, niemals in seinem Leben diese Worte aus dem Munde seines Vaters hören zu werden.

„Du hast mich so erzogen, wie Großvater es von dir erwartet hat. Selbst nach seinem Tod hast du so weitergemacht, anstatt deinen eigenen Weg zu finden, mich auf das Leben vorzubereiten. Weißt du, was ich bedaure?“ Sein Vater schüttelte nicht einmal den Kopf, aber Draco wollte es endlich loswerden. „Wir haben so gut wie nie von früher gesprochen. Was war mit Großmutter? Ich habe sie nie kennen gelernt. Du hast mir nur ein einziges Mal gesagt, Großvater hätte sie weggeschickt.“ Nur für einen kurzen Augenblick spiegelten die Augen seines Vaters großen Kummer wider. Den Schmerz eines Kindes, das seine Mutter verloren hatte, doch kaum hatte Draco diese Gefühlsregung bemerkt, war sie auch wieder aus dem hellen Gesicht verschwunden. „Ich weiß bis heute nicht, was mit Großmutter geschehen ist. Ob sie noch lebt oder gestorben ist.“
Resignierend gab sein Vater zu: „Das weiß ich auch nicht.“
„Warum Großvater sie weggeschickt hat oder ob sie noch lebt?“
„Ob sie noch lebt.“

Lucius wollte nicht darüber sprechen, was seine Mutter hatte durchmachen müssen. Es war schon schmerzlich genug gewesen, an diese Zeit erinnert worden zu sein, als Professor Puddle ihn seinerzeit nach Erkrankungen in der Familie gefragt hatte. Damals hatte Lucius miterlebt, was mit seiner Mutter geschehen war. Innerhalb eines halben Jahres hatte sie ihre magischen Fähigkeiten verloren, konnte nicht einmal mehr die einfachsten Zaubersprüche ausführen. Durch seinen Sohn nun erneut dazu gezwungen, an sie denken zu müssen, hörte er die Stimme seiner Mutter, die ihm als Siebenjährigen ins Ohr geflüstert hatte: ‘Du darfst Vater nicht sagen, dass es mir nicht gut geht. Es wird bestimmt von allein wieder besser werden.‘ Lucius hatte ihr glauben wollen, hatte seinem Vater gegenüber nie erwähnt, dass seine Mutter in dessen Abwesenheit ihre Aufgaben wie ein Muggel erledigte, den Zauberstab derweil nur noch wie ein Accessoire mit sich herumtrug.

„Vater?“ Dracos Stimme unterbrach die Stille und seine Gedanken.

Die Erinnerungen an seine Mutter hatten Lucius belastet. Noch schlimmer war die Erkenntnis darüber, nach dem Tod seines Vaters dem Fall nicht auf eigene Faust nachgegangen zu sein. Obwohl er mehrmals in seinem Leben mit dem Gedanken gespielt hatte, war eine Suche nach ihr ausgeblieben.

So leise wie das raschelnde Laub, in dem ein verängstigtes Kaninchen zitterte, offenbarte Lucius seinem Sohn: „Sie hat ihre Magie einbüßen müssen.“ Eine Tragödie für den kleinen Lucius, eine Schande in den Augen von Abraxas.
„Entschuldige, ich habe dich nicht verstanden.“ Sein Vater hatte viel zu leise gesprochen.
Nicht gewillt, seine Worte zu wiederholen, winkte Lucius niedergeschlagen ab. „Lass gut sein, Draco. Wozu in der Vergangenheit leben. Du selbst hast gesagt, dass die Zeiten sich geändert haben.“
Draco nickte. „Weißt du, Vater, man kann nur in Frieden in der Gegenwart leben, wenn man mit der Vergangenheit abgeschlossen hat. Das ist allerdings nur möglich, wenn es keine unerledigten Dinge von damals gibt, denn die zählen weiterhin zum Hier und Heute. Man wird sich bis zum Rest seines Lebens damit beschäftigen, wenn bestimmte Angelegenheiten noch ungeklärt sind.“

Es war für Lucius schnell und unerwartet gekommen, doch Draco hatte ihm mit diesen Worten einen Floh ins Ohr gesetzt. Die Erinnerung an seine Mutter, an all das, was sie für ihn getan hatte, waren nur gute. Das Verbot seines verblichenen Vaters, niemals ein Wort über sie in den Mund zu nehmen, sie nie wieder zu erwähnen, hatte er bereits bei dem Gespräch mit Professor Puddle in den Wind geschlagen. Als er an Puddle dachte, an den Krankenhausaufenthalt und an die Behandlungen, die er wegen seiner Augen und Narzissa wegen ihrer hellen Haut über sich ergehen lassen mussten, schoss Lucius wie aus heiterem Himmel ein Gedanke durch den Kopf. Wäre es wohl möglich, fragte er sich selbst, dass seine Mutter nur an einem erblich bedingten Defekt gelitten hatte? Die Klarheit darüber schien ihm ins Gesicht geschrieben zu sein, denn Draco sprach ihn abermals an.

„Geht es dir gut, Vater? Du wirkst so blass.“
„Es geht mir gut, danke der Nachfrage“, log er, denn ihm war schlecht geworden. Die Frage ließ ihn nicht mehr los, ob seine Mutter womöglich hätte behandelt werden können. Stattdessen hatte sein Vater ihr die kalte Schulter gezeigt, nachdem er über ihre missliche Lage unterrichtet worden war. Mit so einer ablehnenden Haltung der eigenen Frau gegenüber war es leicht gewesen, sie in einen Nervenzusammenbruch zu stürzen, den er als Anlass genommen hatte, sie in ein Sanatorium einzuweisen. Seitdem hatte Lucius nie wieder etwas von ihr gehört. Schuld breitete sich in ihm aus, weil er nie einen Finger gerührt hatte, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Wenn du mich bitte entschuldigen würdest, Draco?“
„Nur noch eine Sache.“ Auf dem Weg zur Tür hielt sein Vater inne und lauschte, als Draco bat: „Gib mir den Schein vom Ministerium, damit ich den Geldtransfer einleiten kann.“

Mit Geld hatte auch gerade Hermine zu tun, denn sie beschäftigte sich mit der wohl trockensten Arbeit, die man sich vorstellen konnte. Buchführung. Mit Zahlen konnte sie gut umgehen, das bewiesen auch ihre Noten in Arithmantik. Buchführung hingegen fand sie sterbenslangweilig, aber sie hatte es für heute wenigstens hinter sich. Der Umsatz konnte sich sehen lassen. Die Galleonen der letzten Woche hatte sie in ihren Geldtaschen untergebracht, damit sie sie in ihr Verlies bei Gringotts bringen konnte. Bei dem vielen Geld würde sie demnächst zweimal in der Woche zur Bank gehen müssen.

Es war bereits Freitag. Die Apotheke war seit 16 Uhr geschlossen und jetzt, knapp zwei Stunden später, machte sie sich auf den Weg zur Koboldbank. Es war schon dunkel draußen, aber nicht nur wegen der Jahreszeit. Schwarze Wolken hingen über London und kündigten ein Gewitter an. Den ganzen Tag über hatte es bereits geregnet, wenn auch nie lang, aber vereinzelt. Das war Grund genug für die Kunden, heute lieber Zuhause im Trockenen zu bleiben. Die Winkelgasse war wie ausgestorben. Alle anderen Läden hatten ebenfalls geschlossen, denn es waren nicht mehr die Lichter aus den Verkaufsräumen, die die Gasse erhellten, sondern die spärlichen Laternen. Nur bei den Zwillingen brannte oben in der Wohnung noch Licht. Nicht viele Geschäftsinhaber lebten in der Winkelgasse.

Ihr Weg führte sie vorbei an dem Sportgeschäft „Qualität für Quidditch“, bei dessen im Schaufenster angepriesenen Rennbesen sie immer an Ron und Harry denken musste. Als nächstes passierte sie „Flourish und Blotts“, somit auch den schmalen Weg neben dem Buchladen, der zur Nokturngasse führte. Im Vorbeigehen bemerkte sie die Silhouetten von zwei Gestalten, die an der Kreuzung Nokturngasse standen und die Köpfe zusammengesteckt hatten. Dort war merkwürdiges Gesindel unterwegs, dachte Hermine kurz. Die „Magische Menagerie“ lenkte sie wieder ab, denn sie musste schweren Herzens an Krummbein denken, den sie einst hier erstanden hatte.

Sie erschrak fürchterlich, als sie Schritte hinter sich hörte. Plötzlich legte jemand eine Hand über ihren Mund; jemand, der von Körperhygiene nicht viel zu halten schien. Gleichzeitig hielt dieser jemand ihr die Hände hinter dem Rücken fest. Eine weitere Person griff blitzschnell in ihren Umhang, streifte mit der Hand flüchtig ihre Brust. Erst bei dieser als intim empfundenen Berührung geriet sie in Panik. Sie zappelte wie wild, doch sie konnte sich nicht befreien, rutschte stattdessen auf dem Schlamm aus, den der geschmolzene Schnee und die nasse Erde gebildet hatten, doch die Person hinter ihr hielt sie aufrecht. Der andere, vermummte Mann hatte ihren Stab aus der Innentasche gezogen und ihn weit weg geworfen, bevor er nochmals seine Hand in ihren Umhang tauchte und ihre drei gefüllten Geldtaschen an sich nahm. Es waren keine zehn Sekunden vergangen.

„Danke, Schätzchen“, hauchte eine raue Stimme hinter ihr, bevor sie mit einem groben Schubs zu Boden gestoßen wurde und sich den Kopf an der Stufe von der Magischen Menagerie stieß. Hinter sich hörte sie zwei knallende Geräusche. Als sie sich in Panik umdrehte, war niemand mehr zu sehen. Die Männer mussten appariert sein, doch auch wenn sie allein zu sein schien, war sie voller Angst. Mit einem stablosen Accio gelang sie wieder an ihren Zauberstab, den sie wie einen Grabendolch vor sich hielt, doch die Angreifer waren längst über alle Berge. Es war eine Sache, gegen Inferi oder Todesser kämpfen zu müssen, aber eine ganz andere, ohne jeden Übergang beraubt zu werden.

Wie von der Tarantel gestochen rannte Hermine den Weg zurück, begann derweil wegen der Ungerechtigkeit, die ihr widerfahren war, zu weinen. An ihrem eigenen Laden vorbei pochte sie aufgeregt an die Türen des gegenüberliegenden – an den Eingang von „Weasleys Zauberhafte Zauberscherze“ und sie hörte damit nicht auf, bis ihr geöffnet wurde. Verity ließ sie ein und schien völlig überfordert mit der aufgelösten Hermine zu sein, doch zum Glück kam George von oben hinuntergeeilt – oder war es Fred?

„Hermine, was ist passiert?“

Sie zitterte am ganzen Leib, schluchzte und verstand die Welt nicht mehr. Die Wut über sich selbst, die Geldbeutel nicht mit einem Zauber gegen Räuber geschützt zu haben und auch der Zorn gegen die Grobheit der Diebe ließ sie mit der Faust auf die Theke schlagen. Der andere Zwilling war ebenfalls in den Verkaufsraum gekommen und näherte sich ihr, legte eine Hand auf ihre Schulter und flüsterte ihr Worte zu, die sie beruhigen sollten. Als sie aufblickte und beide Zwillinge durch wässrige Augen miteinander vergleichen konnte, da wusste sie, dass George bei ihr stand.

„Man hat mich überfallen“, wimmerte sie. „Die Wocheneinnahmen sind alle weg!“
„Ach du meine Güte.“ Verity hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund. „Ich ruf die Magische Polizeibrigade!“ Fred stimmte seiner Freundin zu, bevor er George mit einer Geste signalisierte, dass er und Hermine in die Wohnung kommen sollten.

Oben im gemütlichen, wenn auch unordentlichen Wohnzimmer verarztete man ihre kleine Wunde am Kopf.

Ein Herr und eine Dame von der Magischen Polizeibrigade waren in weniger als fünf Minuten zur Stelle, um Hermines Aussage aufzunehmen. Keine Täterbeschreibung, keine besonderen Merkmale. Eine raue Stimme hatten nicht wenige Männer. Man musste ihr mitteilen, dass es aussichtslos schien, die Diebe fassen zu können, dennoch würde man ihre Anzeige bearbeiten.

Eine andere Anzeige machte gerade Harry zu schaffen und das war die Anzeige der Tafel, die den Quidditch-Spielstand zeigte. Die abendliche Runde mit Dracos Team gegen die Hufflepuffs ließ die Slytherins nicht gut dastehen. Andererseits war dieses Spiel kein offizielles Training, sondern nur ein Spiel aus Freude, an dem Harry nicht als Sucher, sondern als Jäger teilnahm und das mehr schlecht als recht. Schon im letzten Sommer hatte er bei einem Spiel mit Schülern als Hüter fungiert, wobei sich herausstellte, dass er keine Bälle abwehren konnte. Trotzdem machte es Spaß, wieder einmal auf dem Besen zu sitzen und sich zu bewegen. Manchmal, wenn der Schnatz an ihm vorbeihuschte, war er drauf und dran, dem goldenen Ball zu folgen, doch das war diesmal nicht seine, sondern Gordians Aufgabe. Harry musste zugeben, dass der Schüler sich sehr gut dabei machte.

Ginny und Arturo, ein stämmiger Hufflepuff im letzten Schuljahr, warfen ihm wenn möglich keinen Quaffel mehr zu, denn Harry hatte arge Schwierigkeiten, mitten im Flug einen Ball in die Finger zu bekommen. Wie hatte Ron im letzten Jahr so nett gesagt? ‘Nein, das ist nichts für dich. Du, Harry, bist ein Sucher!‘, hallte die Stimme seines besten Freundes in genau dem Schädel wieder, der um Haaresbreite einem der beiden tiefschwarzen eisernen Klatscher entkam.

„Hör auf zu träumen!“, hörte er Ginny von irgendwoher rufen.

Es begann zu nieseln, wie schon häufig an diesem Tag. Solang jedoch die Fingerspitzen weder blau anliefen noch am Besen festfroren, war keiner der Schüler gewillt, das spannende Spiel abzubrechen. Der Besen, den er von Mr. Whitehorn, Firmengründer von „Nimbus Rennbesen“, geschenkt bekommen hatte, war ein temporeiches kleines Miststück. Auf dem Stil des Twister konnte sich Harry manchmal kaum noch halten, wenn er eines seiner gewagten Wendemanöver ausprobierte. Der Besen beschleunigte schon in wenigen Sekunden von Null auf Hundert und konnte im Flug eine sofortige 180 Grad-Wendung hinlegen, bei der man sich ganz besonders kräftig festhalten musste.

Während des gesamten Spiels hatte Harry ein einziges Tor geworfen – immerhin eines! Er genoss viel lieber das Gefühl, auf einem Besen zu sitzen und dabei den flinken goldenen Ball zu beobachten, den er nicht fangen durfte, obwohl sein Innerstes förmlich danach schrie. Der Wind in seinen Haaren, die Rufe der Spieler, das sausende Geräusch der fliegenden Besen … Würde Harry jetzt die Augen schließen, was in zwanzig Metern Höhe ein törichtes Unterfangen darstellte, würde er bestimmt Angelina fluchen hören, weil ihr Wurf vom Hüter abgeblockt worden war oder Katies schrille Jubelschreie, weil sie ihren Quaffel durchs gegnerische Tor gebracht hatte. Er würde sicher das Gelächter von Fred und George vernehmen können, weil ein Slytherin von dem Klatscher getroffen worden war, dem sie ihm entgegengeschlagen hatten. Harry schloss die Augen und in diesem Moment hörte er die anspornenden Worte von Oliver, die hörbar über das gesamte Feld schallten.

„HARRY, PASS AUF!“

Oliver hatte in seiner Erinnerung eine viel zu hohe Stimme, was wohl daran lag, dass es Ginny war, die gerufen hatte und das keinesfalls nur in seinen Gedanken. Es war jedoch zu spät, denn gleich darauf spürte er einen harten Schlag an seinem Rücken, genau seitlich unter den Rippen. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg und zwar so lange, dass er Panik bekam und das Gleichgewicht verlor. Harry fiel in die Tiefe, sah noch im Fall drei Besen auf sich zujagen, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.

Als Harry zu sich kam, nahm er einen Geruch wahr, der ihn sehr an den Zaubertränkeunterricht erinnerte. Was das zu bedeuten hatte, wusste er nur zu gut. Er lag in einem Bett im Krankenflügel und wurde von Poppy betreut. Murmelnde Frauenstimmen waren zu hören, die weit weg schienen, so dass er die Augen öffnete. Er musste ein paar Mal blinzeln, obwohl es nicht hell im Krankenzimmer war. An den hohen Steinwänden waren die Fackeln entzündet worden, die dem Raum ein angenehm warmes Licht spendeten. Sein Blick wurde nach jedem Blinzeln klarer und er erkannte Poppy und Minerva, die drei Betten weiter bei einem anderen Patienten standen, mit dem sie sich unterhielten. Es war Gordian Foster – einer von denen, die Harry auf sich hatte zufliegen sehen.

„Ah, Professor Potter“, nannte Minerva ihn in Anwesenheit des Schülers höflich. Sie hatte von seinem Erwachen Kenntnis genommen und lächelte, worüber er froh war. Jetzt könnte er es nicht ertragen, würde sie ihm eine Standpauke über unangemessenes Benehmen beim Quidditch halten. Poppy und Minerva näherten sich seinem Bett.
„Wie spät ist es?“, fragte Harry müde.
Poppy schaute auf ihre Uhr. „Es ist schon fast Mitternacht. Haben Sie noch Hunger? Ich könnte etwas bringen lassen.“
„Nein danke. Ich würde gern auf mein Zimmer.“
„Damit müssen Sie noch warten, bis die Rippe wieder verheilt ist, die sich in Ihre Milz gebohrt hat.“ Die Worte Rippe und Milz hatte Poppy extra betont, weswegen Harry das Gesicht verzog. Schmerzen hatte er keine, sehr wahrscheinlich dank ihrer Tränke.
„Aber“, Minerva legte eine Hand in die andere und schien beeindruckt, „immerhin haben Sie den Schnatz gefangen, auch wenn Ihre Mannschaft dafür keine Punkte erhalten hat. Sie wissen ja, dass nur der Sucher den Schnatz fangen darf.“
„Ich hab den Schnatz gefangen?“ Harry traute seinen Ohren kaum.
Nickend bestätigte Minerva. „Während Sie stürzten, sind Sie wohl noch in der Luft auf ihn gefallen und haben ihn mit zu Boden gerissen.“
„Was der Grund dafür ist“, fügte Poppy erklärend hinzu, „dass Sie beim Aufprall unglücklich auf ihn gefallen sind und sich die Rippe gebrochen haben. Sie können von Glück reden, dass drei Schüler jeweils mit einem Mobilcorpus den Sturz abschwächen konnten.“
Harry blickte hinüber zu Gordian. „Mr. Foster, haben Sie auch den Mobilcorpus angewandt?“
Frech schmunzelnd antwortete der Schüler: „Nein Sir, ich war nur an dem Schnatz interessiert, der sich in Ihrem Umhang verfangen hat.“
„Natürlich hat Mr. Foster Ihnen geholfen“, bestätigte Minerva, die alle Aussagen der Spieler angehört hatte.
Poppy reichte Harry einen Trank. „Falls Sie nicht schlafen können. Sie bleiben heute Nacht am besten hier. Morgen ist zum Glück ein schulfreier Samstag. Erholen Sie sich am Wochenende.“

Harry nickte und schloss die Augen, um sich die verordnete Erholung zu gönnen.

Etwa 300 Kilometer von Hogwarts entfernt konnte Sirius momentan gar nicht von Erholung sprechen. Wie Arthur es erwartet hatte kam Sirius zum Treffen im Gimmauldplatz früher – und zwar eineinhalb Stunden. Sirius war nicht überrascht darüber, dass Arthur längst auf ihn wartete.

„Schon hier?“, tat Sirius überrascht.
„Sirius, wie lange kennen wir uns jetzt?“, war seine einzige Antwort, die keines weiteren Kommentars bedurfte.

Da sich Arthur bei seiner Einladung sehr bedeckt gehalten hatte, musste er natürlich früher kommen, um sich von Sirius Löcher in den Bauch fragen zu lassen. Arthur ließ ihn gewähren. Nach einer kurzen Erläuterung reichte er Sirius eine Personalakte über Duvall und bat ihn, diese in Ruhe durchzublättern, was er zu Arthurs Erstaunen umgehend tat. Erst danach wollte er ihm die gegenwärtige Situation erklären, in der er sich befand.

„Du bist ein ganz schön abgefeimter Politiker geworden“, sagte Sirius nicht sehr ernst, denn er lachte dabei.
„Man wächst mit seinen Aufgaben oder geht daran zu Grunde“, gab Arthur zurück, der von einem Moment auf den anderen von 'alter Freund' auf 'Minister' umgeschaltet hatte, aber schließlich lachte er auf, weil Sirius die Gesichtszüge entgleist waren. Die schwierigste Aufgabe war, Sirius ein wenig über Sid Duvall zu erzählen, denn bislang war der Mann nur ein Name auf einem Pergament. Dieses Mal sollte Sirius den Mund nicht mehr zubekommen.

„Arthur, wir sind alte Freunde und kennen uns seit der Schule, aber das“, er schüttelte den Kopf, „kannst du einfach nicht von mir verlangen. Das geht nicht, tut mir wirklich Leid.“ Es war damit zu rechnen, dachte Arthur, dass Sirius eine ablehnende Haltung einnehmen würde. Immerhin war Sid Duvall der Grund, warum Malfoy freigekommen war.

„Jetzt überlege doch mal, Sirius! Was würdest du an meiner Stelle tun? Dieser Mann hat in Windeseile alles ausgehebelt, was auszuhebeln war und damit auch noch Recht behalten. Wir haben Fehler begangen, die leicht hätten schiefgehen können. Zum Glück handelte es sich nur um Lucius. Duvalls Erfolg hätte uns weit mehr zu schaffen gemacht, hätte es sich bei seinem Klienten um Rookwood gehandelt oder – noch schlimmer – um deinen lieben Schwager.“ Dieses Szenario sollte sich Sirius vorstellen, weswegen er eine kleine Pause einlegte. „Duvall hat sich an die Gesetze gehalten, die wir ausgearbeitet haben! Wäre es klug, so einen Mann auf die andere Seite zu treiben oder möchte man ihn lieber auf der eigenen wissen?“

Mit dem, was er sagte, hatte Arthur natürlich Recht. Seine Ausführungen klangen durchaus plausibel und das Ganze war wohl durchdacht, dennoch hatte Sirius seine Zweifel, ob er mit Duvall klarkommen würde – mit dem Mann, der dafür gesorgt hatte, dass Lucius Malfoy fast straffrei ausgegangen war.

„Ich weiß nicht, ob ich mit einem Mann zusammenarbeiten möchte, der gut Freund mit Malfoy ist“, gab Sirius zu bedenken.
„Oh, glaub mir“, Arthur schüttelte den Kopf, „die sind alles andere als 'gut Freund' miteinander. Duvall hat Lucius unmissverständlich mitgeteilt, dass er nur ein Fall war, mit dem er sich nicht länger befassen möchte. Du hättest sehen sollen, wie er Lucius eine Abfuhr erteilt hat, als der ihn für sich gewinnen wollte. Das hat mir vor Augen gehalten, dass ich jetzt zuschlagen muss und das will ich, Sirius. Ich will Duvalls Fähigkeiten, bevor jemand anderes sie bekommt, der uns damit schaden könnte!“

Schlussendlich hatten Arthurs Argumente ihn überzeugt und er sagte für das morgige Treffen zu. Auch er würde Persönliches ganz weit von sich weisen müssen, um das, worum es eigentlich ging, sachlich behandeln zu können. Vielleicht würde das Treffen mit Duvall ihm helfen, in Zukunft auch andere Menschen mit ein wenig Distanz zu betrachten.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Rest von Kapitel 185

Nachdem Sirius wieder Zuhause angekommen war, schmiegte er sich an Annes schlafenden Körper. Ihm schossen noch einige Dinge durch den Kopf, die er bei dem Gespräch mit Duvall ansprechen wollte, doch er fand keine Zeit, sich Notizen zu machen, denn in Windeseile schlief er mit seiner Frau im Arm ein.

Hermine hingegen fiel es schwer, sich nach dem Überfall einfach ins Bett zu legen und zu schlafen. George hatte sie vorhin über die Straße begleitet und war noch ein Moment bei ihr geblieben, doch jetzt, wo sie allein war, bemerkte sie erst, wie sehr ihr der Zwischenfall zu schaffen machte. Ängstlich hatte sie bei allen Türen und Fenster nachgesehen, ob die abgeschlossen waren. Außerdem war sie noch jeden Raum abgegangen, weil sie befürchtete, in ihrer Abwesenheit hätte jemand einbrechen können. Sie malte sich aus, dass die Diebe sie schon eine Weile beobachtet haben könnten, was sie daran hinderte, zur Ruhe zu kommen. Immer wieder blickte sie vom dunklen Schlafzimmer durchs Fenster hinunter auf die Straße, falls sich dort das Gesindel herumtreiben würde. Bei jedem Geräusch schreckte sie auf, nur um am Ende festzustellen, dass die Dielen knarrten und knackten, wie es für arbeitendes Holz normal war.

Diebe, Einbrecher und Gewalttäter verfolgten sie auch im Traum, nachdem sie endlich die Augen geschlossen hatte. All diese gesichtslosen Kriminellen streckten ihre Hände nach ihr aus. Die Winkelgasse war im Traum noch viel verwinkelter als sie schon in der Realität war. Da waren Gassen, die ins Nichts führten und abzweigende Wege, die so eng waren, dass niemand dort hindurchgehen konnte. Sie wollte weg, niemanden mehr sehen und von niemandem gesehen werden. Um den Schurken zu entkommen flüchtete sie sich in den Schatten eines Kellereingangs, nur um dort auf Severus zu treffen, der sie mit einem vor den Mund gehaltenen Zeigefinger begrüßte. Mit einem Schlag machte sich Erleichterung in ihr breit und obwohl sie noch die schattenhaften Gestalten ihrer Verfolger wahrnehmen konnte, fühlte sie sich sicher.

„Ich hab heute Nacht von Ihnen geträumt“, waren die ersten Worte, als sie Severus begrüßte, der sich überraschend zum Frühstück eingeladen hatte. Im ersten Moment schien er überrascht, geradezu verwundert, bis er schmunzeln musste.
„Ich hoffe doch, es war tugendreich.“

Ohne auf ihre Antwort zu warten – er bemerkte nicht einmal die zarte Rötung ihrer Wangen – ging er in die Küche, um das gekaufte Frühstück aus den vielen Tüten zu zaubern.

Während sie gemütlich beisammensaßen, lenkte er das Gespräch auf seinen neulich gemachten Vorschlag.

„Wie Sie es sich denken können, Hermine, wird es mir nicht leicht fallen, gewisse Dinge zu bereden.“ Sie ahnte, dass er von seinem eigenen Vorschlag Abstand nehmen wollte.
„Also doch ein Rückzieher“, murmelte sie in ihre Tasse.
„Keinesfalls, nur die Warnung, dass“, er machte eine kurze Pause, „ich ungnädig auf Ihre Fragerei reagieren könnte.“
„Und das soll mich überraschen?“, schäkerte sie zurück. Weil er ein Gesicht zog, entschärfte sie ihre vorangegangenen Worte. „Ich werde Sie nicht drängen. Wir versuchen es einfach. Wann hatten Sie vor …?“
„Wie wäre es mit heute?“, schlug er vor.
„Oh, heute schon! Gern.“

Eine peinliche Stille trat ein, die beide damit überbrückten, indem sie sich noch etwas auf ihre Teller taten.

„Ach“, Severus war etwas eingefallen, „Sie wissen es sicher schon, aber falls nicht: Harry hatte einen Sportunfall.“
„Nein, das wusste ich nicht.“ Mit etwas Schlimmem rechnete sie nicht, denn Severus hätte es ihr ansonsten sofort gesagt, anstatt nur beiläufig zu erwähnen.
„Er ist während des Quidditch‘ vom Besen gefallen.“
Sie nickte. „Ich habe gehört, dass er wieder regelmäßig spielt. Hat er sich was getan?“
„Die Milz war gestern gerissen und eine Rippe gebrochen.“

Poppy hatte das sicherlich über Nacht heilen lassen, deswegen war Hermine auch nicht besorgt.

Ihren Kopf dicht an seinen führend fragte sie heimlich: „Soll ich Ihnen mal ein Geheimnis verraten?“ Seine Augen waren selten so dicht vor den ihren, doch bevor sie sich darin verlor, erzählte sie: „Ron hat eine Überraschung geplant. Ein Quidditchspiel zwischen Eintracht Pfützensee und ehemaligen Hogwarts-Schülern.“
„Tatsächlich? Weiß Albus …?“
„Er ist eingeweiht. Der Termin ist am sechsten März, also ziemlich bald. Um genau zu sein, nächste Woche.“
Wie er es häufig machte, bevor er eine nette Boshaftigkeit zum Besten gab, lächelte er halbseitig. „Dann müsste Harry bis dahin rund um die Uhr trainieren. Er schien nicht mehr ganz“, er kräuselte die Lippen, „fit.“
„Ach, wenn der erst einmal einen goldenen Schnatz vor der Nase hat, dann gehorcht er auf ‘Such!‘ wie jeder gute Hund.“

Severus‘ Gesicht war ernst, doch Hermine erkannte es, wenn er ein Lächeln verbarg, denn die Fältchen an den Augenwinkel waren zu sehen.

„Weiß er, dass Sie mit anderen so über ihn sprechen?“
„Ich nehme es an“, bejahte sie. „Ich spreche ja auch so über ihn, wenn er dabei ist.“

Diesmal war sie es, die lächeln musste, aber sie versteckte es nicht. Als sie sich ansahen, verstarb ihr Lächeln und er konnte vorhersagen, dass sie auf etwas Ernstes zu sprechen kommen wollte. Er hatte sich nicht geirrt.

„Ich bin gestern Abend überfallen worden.“ Ihre Worte musste er ein paar Mal in Gedanken wiederholen, bevor sich ihm die gefährliche Situation offenbarte.
„Wie bitte?“ Er konnte es nicht glauben. „Ich hoffe, Sie haben sich nichts getan!“

Sorge war in seiner Stimme zu vernehmen, auch in seinen Augen, als er sie mit seinem kritischen Blick musterte. Da war die kleine Stelle an ihrer Augenbraue, an der sie gestern Bekanntschaft mit den Steinstufen von der Magischen Menagerie gemacht hatte. Dank der Salbe, die sie gestern aufgetragen hatte, war kaum noch was zu sehen, doch er hatte es bemerkte.

„Mir ist nichts weiter passiert, nur habe ich meine Wocheneinnahmen einbüßen müssen. Ich war danach völlig verängstigt.“
„Das ist verständlich! Wer war es? Haben Sie die Polizeibrigade gerufen?“
Sie nickte. „Ich bin zu den Zwillingen rübergelaufen. Sie haben sich um mich gekümmert.“
Erleichtert nickte er. „Ich bin froh, dass Freunde in Ihrer Nähe wohnen. Da darf ich nur hoffen, dass einer der beiden Mister Weasley Ihnen das Angebot gemacht hat, Sie demnächst zu begleiten. Wenn Sie Ihre Wocheneinnahmen dabei hatten, gehe ich dann Recht in der Annahme, dass Sie die Bank aufsuchen wollten?“ Hermine nickte. „Wenn keiner der beiden die Zeit finden sollte, dann flohen Sie mich an, Hermine.“
Dass er sich so sehr kümmerte, tat ihr gut. „Das werde ich, vielen Dank.“

Nach dem Frühstück blieben sie noch sitzen, um sich zu unterhalten. Manchmal kamen Fellini und Harry in die Küche, aber da sie nichts von den Tellern bekamen, verzogen sie sich wieder in den oberen Stock.

„Ich habe schon eine Menge Eulen von der Körperschaft erhalten. Bisher haben sich 19 Interessierte gemeldet, darunter auch die Dame vom Gorsemoor-Sanatorium. Wegen des Informationsmaterials …“
Er unterbrach. „Geben Sie nicht zu viele Informationen heraus, Hermine. Die Interessenten dürfen selbst forschen. Sie müssen nicht erfahren, dass die beiden Squibs, an denen Sie den Trank testen konnten, nur wenig Ergebnisse brachten.“
„Aber es waren Ergebnisse! Anzeichen von geringer Magie war bei beiden vorhanden.“
„Lassen Sie den anderen ruhig ein Erfolgserlebnis, Hermine. Wenn Sie schreiben, an Squibs wurde der Farbtrank nicht getestet, wird es das erste Experiment sein, auf dass sich die Leute stürzen. Lassen Sie die anderen Tests mit Vampiren und Werwölfen durchführen. Die Ergebnisse wird man Ihnen zukommen lassen.“
„Ich bin schon sehr gespannt, was Professor Panagiotis für Ergebnisse erzielen wird.“

Hier blieb Severus stumm, denn die Erwähnung dieses Mannes verband er mit der bevorstehenden Unterhaltung über den Ewigen See. Hermine ahnte genau das und sprach es an.

„Möchten Sie jetzt drüber sprechen?“
„Von mir aus“, gab er unmotiviert zurück.
„Dann fangen wir einfach an.“
„Nein, nicht hier.“ Die Küche wollte er in Zukunft nicht mit bedrückenden Gesprächen in Verbindung bringen.
„Wo dann? Das Wohnzimmer?“
„Ich möchte nicht, dass diese Zimmer gewisse Assoziationen wecken, sollte ich wieder einmal hier zum Frühstück oder oben zu einem Glas Wein erscheinen.“
„Mein Schlafzimmer werde ich bestimmt nicht zur Verfügung stellen“, stellte Hermine klar. „Aber …“ Sie hielt kurz inne, bevor sie sich erhob. „Kommen Sie bitte mit?“

Im ersten Stock öffnete Hermine die Tür zu dem Zimmer, für welches sie keine Verwendung hatte. Es glich ein wenig einer Abstellkammer, doch zum Glück besaß sie nicht viele ungenutzte Gegenstände. Hier befanden sich zwei Schränke, ein kleiner Tisch und drei Stühle. Durch das Fenster schien die Sonne, obwohl es regnete.

„Ihr Sprechzimmer ist etwas karg eingerichtet“, scherzte er, obwohl er nun wusste, dass dies der Raum sein würde, in dem er ihr Dinge über sich preisgeben sollte, die niemand sonst zu hören bekommen würde.
„Es ist kein ‘Sprechzimmer‘, Severus. Ich benutze den Raum überhaupt nicht. Wollen Sie Platz nehmen?“

Ihrem Vorschlag kam er nach, doch die kleine und dazu noch sehr harte Sitzfläche behagte ihm nicht. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.

„Möchten Sie etwas Bequemeres? Ich könnte ein Polster draufzaubern?“, bot sie höflich an.
„Die ganze Situation ist unbequem“, blaffte er sie an, „da bringt ein Polster auch keine Abhilfe.“

Gekränkt zog sie ein Gesicht und ließ Severus zappeln, wenn der ihr Angebot schon so schroff in den Wind schlug. Der kleine Tisch war mit einem Wutsch vom Staub befreit. Hermine legte Pergament, Tintenfass und Feder auf den Tisch und öffnete noch schnell die Fenster, damit die leicht abgestandene Luft gegen frische ausgetauscht werden würde. Severus legte derweil einen Unterarm auf den Tisch, an dem er seitlich saß, damit er Hermine nicht in die Augen sehen musste. Sein Mittelfinger spielte nervös mit einem Niednagel am Daumen. Die Sehnen an seinem Unterkiefer spannten und Entspannten sich. Mit starrem Blick fixierte er die Tür, um neben dem Fenster den einzig weiteren Fluchtweg des Raumes im Auge zu behalten.

„Was belastet Sie, Severus?“
Mit einem unerwartet heftigen Ruck wandte er seinen Kopf und warf ihr einen spottenden Blick entgegen, bevor er fragte: „Wie viel Zeit haben Sie für die Unterredung eingeplant, wenn Sie so eine Frage stellen? Vielleicht sollten Sie an der Tür Ihres Geschäfts erst ein Schild anbringen: Für das nächste Vierteljahr geschlossen!“

Sie hatte damit gerechnet, dass es mit ihm schwer werden würde, aber dass er wieder so gemein wurde, überraschte sie. Es würde besser laufen, hätte sie sich Gedanken über diese von ihm angebotenen Treffen gemacht, anstatt davon auszugehen, dass es gemütlich ablaufen würde, wenn sie beispielsweise gemeinsam bei einem Glas Wein im Wohnzimmer saßen und sich über seine Probleme unterhielten. Während ihrer Ausbildung im Mungos hatte sie mit vielen Patienten zu tun, die ablehnend auf sie reagiert hatten. Häufig hatte sie das Vertrauen der Patienten schnell gewonnen, weil sie, wie ihre Professoren es immer hervorhoben, so einfühlsam und verständnisvoll gewesen war. Bei Severus wollte sie nicht zu einfühlsam sein, denn wie sie ihn kannte, würde er es mit Mitgefühl verwechseln und sie dafür sicherlich grob tadeln.

Mit der Schreibfeder in der Hand spielte sie herum, während sie sich eine Frage ausdachte. Sie könnte fragen, warum er den Ewigen See eingenommen hatte, auch wenn sie es sich nach all der Zeit, die sie mit ihm verbrachte, längst denken könnte. Sie könnte auch fragen, was gleich nach der Einnahme geschehen war. Mit der grauen Gänsefeder strich sie sich über die gespitzten Lippen. Als sie aufblickte, ertappte sie ihn dabei, wie er die Federspitze beobachtete und, nachdem sich ihre Blicke getroffen hatte, schnell die Augen abwandte.

„An was denken Sie gerade?“, wollte sie von ihm wissen.
Wieder – oder noch immer – fuhr er sich mit dem Mittelfinger über das Nagelbett des Daumens. „Ich hatte neulich einen Traum“, offenbarte er.
‘Ein Anfang!‘, dachte Hermine euphorisch, bevor sie laut fragte: „Von was handelte der Traum?“
„Sie aßen eine Himbeere.“
„Ah“, machte sie, weil sie sich daran erinnerte, neulich erst bei einem Frühstück mit ihm die Süßspeise mit Himbeeren gegessen zu haben. „Dann haben Sie nur das geträumt, was zuvor in der Realität geschehen ist. Sie wissen schon: Als sie die drei Körbe aus Hogwarts mitgebracht haben.“
Er nickte, doch erklärte trocken, ohne sie dabei anzusehen: „Den Traum hatte ich in der Nacht zuvor.“
„Oh.“ Möglicherweise, vermutete Hermine, hatte er einfach nur eines dieser seltsamen Erlebnisse gehabt, bei denen ein Traum durch Zufall wahr geworden war. „Meinen Sie, es war Zufall?“
„Sie sind hier diejenige, die das Puzzle zusammenfügen soll und nicht ich!“, raunzte er sie an. Von einer Sekunde zur anderen wieder verträglich fragte er neugierig nach: „Sie hatten vorhin erwähnt, Sie hätten von mir geträumt?“ Dieses Mal war sie an der Reihe, ihm bestätigend zuzunicken. „Das ist interessant, finden Sie nicht? Was habe ich in Ihrem Traum getan?“
„Sie standen im Schatten herum.“
„Das ist zweifelhaft sehr“, höhnend wanderte eine seiner Augenbraue in die Höhe, „‘ungewöhnlich‘. Haben Sie in einem Ihrer Bücher nachgeschlagen, was das wohl bedeuten könnte?“
„Ich besitze keine Traumbücher. Die Bibliothek in Hogwarts hatte genügend Nachschlagewerke, als ich damals Ihren Traum analysieren wollte.“
„Sollte!“
„Wie bitte?“, fragte sie zaghaft nach.
„Sie sollten den Traum deuten. Ich habe es bei Ihnen in Auftrag gegeben.“
„Aber ich wollte es auch.“ Sie hatte nicht nur das Gefühl, dass ihr erstes Gespräch schlecht verlief.
„Was habe ich in Ihrem Traum noch getan, als nur im Schatten herumzustehen?“ Er schnaufte verächtlich, als würde er ihrem Unterbewusstsein viel einzigartigere Dinge zumuten, als so ein einfallsloses Szenario.
„Sie haben nichts getan, mir nur bedeutet, dass ich still sein soll.“
„Ja, das kann ich im Moment sehr gut nachempfinden“, seufzte er.

Er verschränkte seine Arme vor der schmalen Brust und blickte starr zur Tür, ignorierte Hermine, die rechts von ihm saß. Plötzlich hörte er, wie die Feder auf dem Pergament kratzte. Sie schrieb etwas.

„Was schreiben Sie da? Wir haben doch kaum etwas besprochen?“ Unvorhergesehen langte er über den Tisch und griff sich das Pergament, welches er so schnell wegzog, dass der Federkiel einen langen Strich aufs Blatt zeichnete.

„Was soll das? Warum …?“
Kaum hatte er ihre zu Pergament gebrachten Worte gelesen, unterbrach er sie und zeterte: „Ich soll mich abweisend verhalten?“ Mit einem lauten Knall schlug er das Blatt zurück auf den Tisch und verschränkte gleich darauf wieder seine Arme.
Sie zog ihre Schultern nach oben und ließ sie gelassen fallen. „Sie mögen nicht viel sagen, das ist wahr, aber Ihre Körpersprache ist sehr aufschlussreich.“
„Ich habe Ihnen nicht die Erlaubnis erteilt, mich mit Ihrem psychoanalytischen Halbwissen auseinander zu nehmen! Wenn ich meine Arme verschränke, dann könnte das einerseits heißen, dass es hier dank der offenen Fenster ein wenig zu frisch ist oder andererseits, dass meine Hände keine heiße Tasse Kaffee haben, an der sie sich wärmen könnten!“

Hermine biss sie Zähne zusammen und starrte ihn aus verengten Augenlidern an, als wollte sie ihm jeden Moment an die Gurgel gehen. Ohne dass er damit gerechnet hatte, stand sie abrupt auf, so dass der Stuhl für einen Augenblick auf zwei wackligen Beinen balancierte, bevor sie das Zimmer türknallend verließ. Er selbst blieb gelassen sitzen, obwohl der feuchte Februarwind ihm in den Nacken blies.

Zehn Minuten später kam sie mit einem kleinen Tablett zurück, welches sie vor sich herschweben ließ und das sehr unsanft auf dem Tisch landete. Der Duft von Kaffee breitete sich in dem ausgekühlten Raum aus.

„Es ist noch immer unangenehm frostig hier drinnen.“
Sie legte den Kopf schräg und giftete zurück: „Na dann passt es ja bestens zu Ihrem derzeitigen Benehmen.“
Ihre Mimik imitierend bat er zischelnd: „Würden Sie es bitte schließen?“

Während Hermine das Doppelfenster schloss, schenkte sich Severus etwas aus dem Kännchen ein und stutzte. Er führte seine Hakennase an die Tasse, bis die Nasenflügel bebten, als er den Geruch endlich unverkennbar zuordnen konnte.

„Mokka?“
„Ja, und eines kann ich Ihnen versichern: Sie haben ihn sich nicht verdient!“

Aufgewühlt nahm sie wieder auf ihrem Stuhl Platz, zerknüllte das Pergament und warf es ihn hohem Bogen in Richtung Papierkorb, den sie verfehlte. Ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass er kurz davor war, ihr ein hämisches Grinsen zu schenken, doch sie nahm ihm den Wind aus den Segeln, indem sie ihm ein übertrieben breites und darüber hinaus falsches Lächeln hinüberwarf. Von seinem Vorhaben ließ er ab, stattdessen nahm er sich des Mokkas an und kostete.

„Viel zu mild“, bemängelte er.
„Severus!“ Aufgrund ihres harschen Tonfalls blickte er sie endlich wieder ernsthaft an. „Severus“, sagte sie viel sanfter, „Sie wollten kooperativ sein.“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein Hermine, Sie wollten, dass ich kooperativ bin.“
„Sie haben eingeschlagen!“, erinnerte sie ihn nachdrücklich an den Handschlag. „Ich glaube, wir hätten das doch lieber mit Blut besiegeln sollen.“

Sie seufzte, griff nach der Feder und legte sie resignierend in den kleinen Ständer neben dem Tintenfass ab. Mit Patienten zu reden war eine ihrer Aufgaben im Krankenhaus gewesen, aber nichts davon war mit einem therapeutischen Gespräch zu vergleichen, bei welchem sie ganz offensichtlich versagte. Schmollend verschränkte sie nun die Arme vor der keineswegs zu schmalen Brust und ignorierte ihn, suchte in der Zwischenzeit nach einer Lösung, dieses unsäglich verlaufende, erste Treffen in eine anständige Bahn zu lenken. Sie hörte ihn schlürfen, wahrscheinlich weil der Mokka noch zu heiß war, doch davon ließ sie sich nicht ablenken. Irgendwie müsste sie ihn aus der Reserve locken, damit er sich über die Ernsthaftigkeit bewusst wurde. Nochmals hörte sie ihn geräuschvoll schlürfen und wurde das Gefühl nicht los, dass er das mit Absicht tat.

Kaum hatte sie zu ihm hinübergeschaut, tat er überrascht und sagte: „Ah, da sind Sie ja wieder.“

Zum Lachen war ihr nicht zumute, obwohl sie bemerkte, dass er sie milde stimmen wollte. Sie war nicht mehr missgelaunt, aber die Art, die er an den Tag legte, hatte sie traurig gemacht. Ein Signal ihrerseits wäre angemessen, dachte sie, um ihm zu zeigen, dass sie ihm verzeihen würde und so schenkte sie ihm ein Lächeln, das einfach keines werden wollte, weil der Trübsinn in ihren Augen jeden Ausdruck von Freude zunichte machte.

Es erschütterte ihn, ihre offene Freundlichkeit aufgrund seiner abweisenden Haltung – er gestand sich ein, dass sie damit Recht behielt – zugrunde gehen zu sehen. Eines der Dinge, die er so an ihr mochte, war nun seiner Boshaftigkeit erlegen. Er hatte ihr Lächeln auf dem Gewissen.

Verzweifelte suchte er nach einer Möglichkeit, ihr seine Bereitschaft zur Kooperation zu zeigen, aber je mehr er sich anstrengte, desto weniger wollte ihm etwas einfallen, von dem er zwanglos erzählen konnte. Kein Gesprächsthema wollte ihm in den Sinn kommen, über das er ungehemmt reden konnte, kein einziges. Sein ganzes Leben bestand aus bedrückenden Situationen, die auch unbeteiligten Personen zusetzen könnten. Immer wieder hatte er ihr in den letzten Monaten Brocken in der Hoffnung zugeworfen, dass sie verstehen würde, doch mit so wenigen Informationen könnte sich der klügste Kopf nichts Anständiges zusammenreimen. Von seinem Vater hatte er kurz erzählt, von seiner Mutter, von Brenda und auch Lily. ‘Zu wenig‘, dachte er. Dass aber Hermine noch immer hier bei ihm saß, rechnete er ihr hoch an. Er selbst wäre längst über alle Berge, hätte in jemand so behandelt, doch sie blieb hartnäckig. Diese Eigenschaft sollte belohnt werden, dachte er und so riss er sich zusammen, um seinen guten Willen zu zeigen.

„Es war ein paar Tage vor meinem zwanzigsten Geburtstag …“ Er bemerkte, wie sie sich versteifte, doch sie strengte sich an, genauso bewegungslos dazusitzen wie schon zuvor, um einfach nur zuzuhören. Er begann nochmals von vorn. „Es war ein paar Tage vor meinem zwanzigsten Geburtstag, als ich das dunkle Mal annahm.“ Sie blickte ihn nicht an, nicht ein einziges Mal, weswegen er Kraft schöpfen konnte, auch wenn seine Stimme immer leiser wurde. „Lucius erzählte ständig von seinen Treffen.“ Severus musste kräftig schlucken, als er sich daran erinnerte, wie geschmeichelt er sich damals gefühlt hatte, als Lucius ihm von Voldemort erzählte und wie sehr der von seinen Fähigkeiten im Tränkebrauen angetan wäre. „Viele von Voldemorts Anhängern kannte ich aus der Schule. Regulus war einer von ihnen. Ich hatte nicht einmal Angst, als Lucius mir eine Einladung überreichte. Ich fühlte mich so“, er suchte hilflos und peinlich berührt nach einem passenden Wort, „beflügelt.“ Die aufkommende Scham für sein Handeln wollte er mit einem Lachen überspielen, doch das war hörbar mit Reue durchtränkt. Damit sie verstehen konnte, was damals in seinem bedenkenlosen jugendlichen Ich vorgegangen war, fügte er flüsternd hinzu: „Es war wie eine Audienz beim Papst.“

Verlegen bedeckte er seine Augen mit der Handfläche und erst in diesem Moment wagte Hermine, zu ihm hinüberzuschauen. Von der einstigen Begeisterung war nichts mehr übrig, stattdessen war sie durch Gewissensbisse ersetzt worden. Nur ein einziger falscher Schritt auf dem holprigen Weg durchs Leben und man konnte wie Severus enden, dachte Hermine mitfühlend. Der vermeintlich bequeme Weg hatte sich für ihn als der schwierigste entpuppt, den er noch heute bereute. Man hatte nicht nur seine Vorliebe für Tränke und Dunkle Künste ausgenutzt, um ihn in diesem finsteren Zirkel willkommen zu heißen, sondern auch seine Stellung als sozial isolierter Außenseiter, der nach Anerkennung strebte. Hermine blickte wieder weg, damit er weiterreden würde, nachdem er sich gesammelt hatte.

Er sprach leise. Seine Stimme war so gebrochen wie die eines alten Mannes. „Nur ein paar Monate später habe ich Sibyll belauscht, als sie Albus die Prophezeiung machte. Ich dachte, diese Information würde mich in Voldemorts Rängen aufsteigen lassen.“ Er schnaufte verachtend wegen seiner eigenen Dummheit. „Ich habe mich geirrt. Voldemort traute seinen Leuten nicht und mir, dem Neuen, schon gar nicht. Er hatte seine Gründe.“ Erneut legte Severus seinen Unterarm auf den Tisch und fuhr mit den Fingerspitzen am weißen Porzellan der Untertasse entlang, während sein Blick auf den Boden gerichtet war. „Ich habe mich viel mit Regulus unterhalten. Von ihm habe ich einige Hinweise auf – wie sagt man so schön? – ‘interne Unstimmigkeiten‘ erhalten, vor allem aber Informationen über die anderen Todesser. Ich hatte mich einer Reihe von Mördern angeschlossen und habe es nicht einmal gemerkt.“ Severus Hand begann zu zittern. „Ich wollte, dass mich jemand da rausholt. Zuerst hab ich ihr Briefe geschickt.“ Hermine wusste, wer gemeint war. Er hatte sich hilfesuchend an die einzige Person gewandt, die er noch als Freund sah. „Den vierten haben beide beantwortet und ich habe endlich Hoffnung gesehen.“ Er sprach von Hoffnung und klang gleichzeitig so lebensmüde. „Selbst den Schmerz, als sie mir schrieb, sie würde ein Kind erwarten, konnte ich ertragen. In der Zeit hat Regulus versucht, mir etwas zu sagen, aber ich fand keine Zeit für ihn.“ Wieder legte er seine Hand über die Augen. „Er starb“, hauchte er kleinlaut. „Für eine gute Sache, wie ich hörte. Er wollte meine Hilfe. Zu zweit hätten wir es schaffen können, den Horkrux zu zerstören. Nach seinem Tod fiel mir die Prophezeiung wieder ein. Von Lily“, das erste Mal hatte er ihren Namen sagen können, „wusste ich von dem Kind, von dem errechneten Termin. Eins und eins waren schnell zusammengezählt. Ich geriet in Panik und …“

Er atmete so heftig, dass er eine Pause einlegen musste. Severus war erschrocken darüber, wie sehr ihn die Erinnerungen aufwühlten. Nachdem er den Ewigen See eingenommen hatte, waren Gedanken an damals wie ein Film vor seinem inneren Auge abgelaufen und nur wenn er Lily sah, spürte er Schmerz.

„Das war früher nicht so“, offenbarte er flüsternd.
Hier konnte Hermine ihm nicht mehr folgen, so dass sie in gleicher Lautstärke fragte: „Was war früher nicht so?“
„Mich hat es nie berührt, wenn ich daran denken musste, aber jetzt ist es anders – jetzt tut es weh.“

Sie wollte schon fragen, wo er Schmerzen verspürte, doch da legte er seine Fingerspitzen auf eine Stelle, die er vor vielen Monaten nach dem Vorfall mit einer gewissen Decke schon einmal Harry gezeigt hatte. Eine Stelle über dem Herzen, über die Remus erfahren hatte, dass das sich dort befindliche Organ, der Thymus, von Aristoteles und Platon als Sitz der Seele bezeichnet worden war.
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Lily Luna
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Re: Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit (185)

Beitrag von Lily Luna »

Hi Muggelchen :)
Ich bin mittlerweile mit Kapitel 66 durch und kann nur sagen wow! Ich will gar nicht mehr aufhören zu lesen. (Wieso braucht der Mensch Schlaf? Ich könnte die ganze Nacht weiterlesen, wenn meine Augen nicht so langsam mal müde werden würden ;-) )

Zu deiner Frage wegen den Seiten: Ich hab mir die Seiten ausgedruckt, weil ich keine Lust hatte die ganze Nacht vor dem PC zu sitzen :D Aber jetzt mache ich das doch, weil mir das zu viele Seiten zum Ausdrucken sind ^^

Ich hab da aber auch noch ein paar Fragen:
1. Magst du Esoterik? (Ich bin da nur drauf gekommen, weil du bei dem neuen Trank von Hermine, der Magie sichtbar macht, von den Farben der Aura gesprochen hast :smile:)
2. Magst du den Film "Charlie und die Schokoladenfabrik? ( :arrow: Schokofroschkarten :D )
3. Reitest du bzw. magst du Meredith Michaels Beerbaum? ( :arrow: Chara Meredith Beerbaum)
:smile:
Ich freu mich schon darauf morgen weiterzulesen. Ich hab mir mal so das Ziel gesetzt jeden Tag mindestens 30 Kapitel zu schaffen, mal sehen ob das klappt :smile:

Schreibst du sonst eigentlich auch noch FFs, also nicht nur OneShots? Das interessiert mich nur mal so am Rande :bounce:

LG Lily Luna :verliebt: :gutenacht:









EDIT 10.08.2011 23:40 Uhr

Ich wollte nicht gleich einen neuen Post schreiben, also mache ich einfach hier meine heutige Review :)

Ich bin total begeistert von deinem Schreibstil! Der fesselt mich genauso wie der von Joanne K Rowling! Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, dass Rufus Beck diese Geschichte liest, hach, das wär' ein Traum! :traeum:
Ich bin jetzt bei Kapitel 88 (wahrscheinlich schreibe ich hier jeden Abend etwas rein, weil ich diese FF einfach mega gut finde und denke, dass ich das Review - Schreiben für die letzten 180 Kapitel einfach mal jetzt nachholen möchte :smile: . Ich hoffe, du hast nichts dagegen ^^ ). Mein eigenes Ziel von 30 Kapiteln pro Tag (heute waren es nur 22 :( ) werde ich weder heute noch in den nächsten Tagen auf die Reihe bekommen, aber wahrscheinlich habe ich bis nächste Woche Montag alles, was du hier gepostet hast durch. Das hoffe ich zumindest, weil deine Geschichte mir (im positiven Snne ;) den Schlaf raubt und ich mir den ganzen Tag über verschiedene Handlungen in dieser FF Gedanken mache und es einfach nicht erwarten kann weiterzulesen... Wahrscheinlich scheibe ich hier gerade nicht ganz verständliche Sätze, aber irgendwie bin ich grad ziemlich müde, dank deiner Geschichte :D
Auch heute habe ich wieder einige Fragen: :oops:
4. Wie kamst du auf den Namen "Wobbel"? Ich hab mich schlapp gelacht als ich den Namen gelesen habe xD
5. Wie kannst du die Spannung eigentlich immer so extrem hoch halten?? Ich hab das Gefühl ich brauche Cola und Popcorn, weil sich die Geschichte fast wie ein Kinofilm anfühlt (In Ermangelung eines besseren Wortes :(), bei dem man sich mit irgendetwas ablenken muss, weil die Spannung so groß ist :kicher:

Ich finde Wobbel übrigens extrem knuffig. Irgendwie hat der so ein bisschen die Art von Dobby, oder?

Ich glaub das wars fürs erste :) :verliebt: :blumen:

LG und :gutenacht: Lily Luna
Zuletzt geändert von Lily Luna am 10.08.2011 23:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hallo Lily Luna,

erst einmal vielen Dank für die ausführliche Review :)

Du liest ja wirklich schnell. Ich denke aber, du wirst das Ziel von 30 Kapiteln täglich nicht schaffen. Die Kapitel werden zum Ende hin nämlich länger, haben schon mal die doppelte und dreifache Länge.

Zu deinen Fragen:
1. Esoterik mag ich nicht besonders, aber ich kenne mich da ganz gut aus
2. Ja, ich liebe das Buch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und die Fortsetzung „Charlie und der gläserne Fahrstuhl“ – und ich mag nur die Neuverfilmung mit Depp, nicht die alte mit Gene Wilder.
3. Ich bin als Kind oft geritten. Dennoch ist der Name „Meredith Beerbaum“ ein reiner Zufall. Auf einer anderen Seite hat mir eine Leserin ebenfalls gesagt, dass es sich dabei um eine bekannte Reiterin handelt. Das wusste ich nicht.

Außerdem: Ich schreibe im Moment noch andere Mehrteiler. Von „Zur Spitzen Feder“ gibt es schon 3 Kapitel z.B. auf HPFFA.de. Hier noch nicht, weil ich eine bestimmte Formatierung benötige, die hier aber nicht möglich ist.

Zur zweiten Review:

Vielen lieben Dank für das Lob. Ich selbst liebe Rowlings Bücher. Das merkt man beim Lesen der Schatten-FF hoffentlich auch :) Sie hat ein traumhaftes Universum geschaffen, in dem ich mich mit Respekt austobe. Manch ein Leser schrieb schon, es wäre schön, wenn es diese Geschichte als Film geben würde ;) Als Hörbuch wäre es natürlich auch nicht schlecht.

Natürlich habe ich nichts dagegen, wie und wann du deine Reviews verfasst. Manch einer schreibt z.B. nur am Ende eine Review für die gesamte Geschichte. Ich mag es natürlich, wenn ein Leser mittendrin eine Rückmeldung gibt, was er von einzelnen Punkten hält. Genau die Gedanken, die du dir zu verschiedenen Handlungen machst, interessieren mich brennend.

4. „Wobbel“ … Im Englischen heißt „wobble“ so etwas wie „schwanken“, „schwabbeln“ oder „wackeln“. Ich wollte was Lustiges, aber auch einen Namen, der genauso echt klingt wie Dobby und Winky. Wenn man die Anfangsbuchstaben austauscht und von Winky das W an Dobby setzt, hat man schon mal Wobby … das „el“ kam von ganz allein ;)
5. Nochmals vielen Dank für das Lob. Ich weiß, bei so einer langen Geschichte scheint es fast unmöglich, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Aber weil ich verschiedene Handlungsfäden habe, war das eigentlich recht einfach. Komisch, einige andere Leser haben auch geschrieben, dass die Schatten-FF so gut beschrieben ist, dass sie wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Das ist ein riesiges Lob. Danke dafür! :D

Wobbel ist zwar genauso nett wie Dobby, aber wesentlich selbstständiger. Er passt besser zu Harry. Wobbel möchte zwar nicht frei sein, aber er lässt sich auch nicht unterbuttern.

Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen
Muggelchen




186 Spiel des Lebens




Das erste Zusammentreffen von Sid und Sirius war frostig – die nächsten fünf Stunden blieb es so, bis im Laufe des Abends das Gespräch von Arthur auf die Problematik mit den Werwölfen gelenkt wurde. Das Eis war auf der Stelle gebrochen, doch nicht Sirius hatte das Wort ergriffen, wie Arthur es vermutete, sondern Sid. Von da an waren die beiden Männer enthusiastisch im Gespräch. Die Unterhaltung wurde von Mr. Bloom erst sehr spät in der Nacht beendet, denn er war todmüde, wollte sich jedoch nicht einfach zurückziehen, während seine Gäste sich noch bei ihm aufhielten.

„Ich würde vorschlagen, wir setzen die Unterhaltung Morgen fort, Mr. Duvall, dann können wir auch gleich klären, wie wir die Sache beginnen wollen. Was denken Sie?“, fragte Sirius sein Gegenüber.
„Gern, Mr. Black. Kommen Sie doch zu mir. Meine Wohnung befindet sich in der Winkelgasse Nummer zwei, gleich im ersten Stock. Sie können den Kamin benutzen. Sagen wir gegen 14.00 Uhr? Dann können wir alle ausschlafen.“ Sids Blick wanderte zu einem grimmig dreinblickenden Minister. „Na ja, fast alle“, verbesserte er, bevor er Sirius einen kleinen Zettel hinhielt, so dass der ihn lesen konnte.
„Fidelius-Zauber?“, fragte Sirius perplex.
„Erst seit ein paar Wochen. Ich halte es im Augenblick für klüger, dass der Ort, an dem ich mich aufhalte, verborgen bleibt. Es gibt Menschen, denen Malfoys Freilassung ganz und gar nicht gefallen hat und das fällt natürlich auf mich zurück.“

Weder Arthur noch Sirius fiel hierzu etwas anderes ein, als verständnisvoll zu nicken. Anschließend verabschiedete sich Sid von den Anwesenden und verließ als Erster das Haus von Mr. Bloom. Hätte besagter Mr. Bloom nicht Sirius sehr eindringlich gebeten, ebenfalls nachhause zu gehen, wäre dieser noch versucht gewesen, Arthur in ein weiteres Gespräch zu verwickeln.

Auf ein Gespräch ganz anderer Natur bereiteten sich gerade zwei finstere Gesellen vor. Die gestohlenen Geldsäcke hatten die beiden Diebe gestern bereits verbrannt, die Galleonen untereinander aufgeteilt. Für ihr Treffen mit ein paar Männern, die einen gewinnbringenden, wenn auch halsbrecherischen Auftrag für sie hätten, machten sie sich auf in ein kleines Örtchen in einer Bergschlucht namens Clova. Das Treffen sollte in einem Gebäude stattfinden, für das die Bezeichnung „Hütte“ noch sehr nobel war. Zu holen war da nichts, dachten die beiden Verbrecher, als sie die Baufälligkeit bemerkten. Die Hintertür war nicht einmal verschlossen, so dass beide das Gebäude betraten. Sie waren zu früh gekommen, wie sie es immer taten, um die Gegend im Auge zu behalten.

Der dünnere von beiden öffnete in der kleinen Küche eine Schublade nach der anderen, doch sie waren alle leer, genauso wie die Schränke, die an der Wand befestigt waren. So klein und eng, wie das Haus war, waren sie von der Küche mit nur drei Schritten ins Wohnzimmer getreten. Stühle, ein Tisch, leere Schränke und ein Kamin war das Einzige, was sie hier im Licht ihres Lumos vorfanden, also warteten sie auf ihre Verabredung.

Zur abgemachten Zeit sahen sie Licht, das durch die dreckigen Fenster schien, und sie vernahmen vor dem Haus das Geräusch eines Autos, was beide im ersten Moment erschreckte. Sie zogen ihre Stäbe und positionierten sich am Eingang. Vier Autotüren hörten sie knallen, so dass sie mit mindestens vier Männern rechnen mussten.

„Ob sie schon da sind?“, fragte eine Stimme, während der Türknauf sich drehte. Der dünne Dieb blickte fragend zu seinem Kumpan hinüber, der nur einmal gelassen die Schultern hob und wieder senkte, danach seinen Stab in der Innentasche seines schmutzigen und zerrissenen Umhangs verschwinden ließ. Er ging von der Tür weg und wartete in der Mitte des dunklen Raumes, während sein misstrauischer Freund weiterhin mit gezücktem Stab an der Tür stand, um ungesehen zu bleiben.

Die Tür öffnete sich und vier Männer traten ein. Einer betätigte einen Schalter an der Wand, so dass die alte Stehlampe surrend zu leuchten begann. Sofort bemerkten sie den in der Mitte des kleinen Wohnzimmers stehenden Mann.

„Guten Tag, Mr. Stringer?“, fragte der Herr mit dem roten Bart, der körperlich nicht sehr fit schien. Stringer nickte. „Wo ist Ihr Kamerad?“ Der Gauner mit dem schäbigen Umhang machte eine nickende Kopfbewegung in eine bestimmte Richtung, weswegen sich die vier Männer, die mit dem Auto gekommen waren, umdrehten. Dort stand sein Kamerad. Eine große Narbe wie von einem Tier zierte seinen Hals. Den Stab hatte er nur locker auf die vier gerichtet.

Blitzschnell zog einer der neu angekommenen Herren eine Waffe und richtete sie auf den Zauberer.

„Versuch es ruhig“, murmelte der Mann mit der Handfeuerwaffe bedrohlich.
„Tyler!“ Der befehlsartige Ton des Rothaarigen ließ Tyler zusammenfahren. Seine Waffe senkte er, aber er steckte sie nicht wieder weg. Mit einem Zeichen seiner Hand bedeutete der Rothaarige, dass alle sich setzen sollten. „Wir sind hier, um ein Geschäft zu machen“, erinnerte er die anderen. An den Zauberer mit dem Stab in der Hand gewandt fragte er: „Mr. Fogg, richtig?“ Fogg bestätigte mit einem Nicken. „Nehmen Sie doch bitte Platz.“

So wie Fogg seinen Stab in der Hand behielt, so präsentierte Tyler seine Waffe für jeden sichtbar. Das gegenseitige Misstrauen war keine Einbildung. Stringer und Fogg setzten sich nebeneinander, so dass sie die vier Männer im Auge behalten konnte. Mit den beiden jüngeren von ihnen, die sich im Hintergrund hielten, hatten Stringer und Fogg erst letzte Woche Kontakt gehabt. Der Rothaarige schien sich in diesem Haus nicht besonders wohl zu fühlen. Seine elegante Kleidung verriet, dass er ein reicher Muggel sein musste. Er richtete das Wort an die beiden Zauberer.

„Meine Männer“, er deutete auf die beiden jüngeren, „haben Ihnen gesagt, um was es geht?“
Stringer nickte, grinste dann verstohlen, bevor seine raue Stimme zu hören war. „Ein wenig gewagt, meinen Sie nicht, Mr. …?“
Der Rothaarige zögerte, nannte jedoch seinen Namen. „Hopkins.“
„Mr. Hopkins“, wiederholte Stringer langsam. „Ein wenig gewagt wäre noch viel zu milde ausgedrückt.“
„Wenn Sie aus unserem hoffentlich zum Abschluss kommenden Geschäft mehr herausschlagen wollen, dann seien Sie sich gewiss, dass Sie nach erfolgreicher Erfüllung Ihrer Aufgaben noch einmal den gleichen Betrag erhalten werden“, sagte Hopkins bestimmend und mit verzogenem Gesicht, als würde er sich vor den beiden ekeln. „Also ersparen Sie mir Ihre Spielereien und kommen wir zur Sache.“ Hopkins blickte einmal zu den beiden jungen Männern hinüber, dann wieder zu Stringer. „Haben Sie noch Fragen, oder haben die beiden Mr. Roth Ihnen letzte Woche bereits alles beantwortet?“
Stringer musterte Hopkins von oben bis unten, bevor er herablassend fragte: „Mich interessiert, warum ein Muggel wie Sie Interesse an der Entführung einer nicht gerade unbekannten Persönlichkeit aus unserer Welt hat.“

Nicht sofort antwortete Hopkins, denn er überdachte seine Antwort, um keinesfalls den wahren Grund zu nennen.

„Persönliche Differenzen, meine Herren, sollte Ihnen als Antwort genügen.“
Das erste Mal meldete sich Fogg zu Wort. Die steife helle Haut an seinem Hals bewegte sich auf und ab, als er fauchte: „Es genügt nicht!“
Stringer legte dar, warum es keine ausreichende Erklärung war. „Wissen Sie, Mr. Hopkins: Harry Potter ist berühmt. Jeder kennt ihn. Und er ist überaus kräftig, hat immerhin du-weißt-schon-wer erledigt.“
„Wen bitte?“ Hopkins konnte mit der Umschreibung für Voldemort nichts anfangen.
Belustigt hob Stringer eine Augenbraue. „Sie haben nie von ihm gehört? Dann lassen Sie sich gesagt sein, dass Potter nicht nur uns, sondern auch Sie und Ihresgleichen vor Knechtschaft und auch dem Tod bewahrt hat. Was für ‘persönliche Differenzen‘ könnten Sie schon mit ihm haben?“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich vermute, Sie kennen ihn nicht einmal persönlich.“
„Offengestanden“, Hopkins zischte wütend, „geht mir Ihre Fragerei auf den Geist. Wenn Sie das Geschäft ablehnen wollen, dann gut, aber ich bin nicht gewillt, Ihnen nähere Informationen zu geben.“
„Sie, Mr. Hopkins, werden aber niemand anderen finden, der sich so einen waghalsigen Vorschlag auch überhaupt nur anhören möchte. Haben Sie eine Ahnung, was diese Entführung auslösen wird?“ Stringer fixierte ihn mit seinen stechend blauen Augen. „Nicht nur, dass Potter eine bekannte Persönlichkeit ist, dessen plötzliches Verschwinden öffentlich gemacht werden würde. Nein, er ist auch noch mit einer Dame liiert, die direkt mit dem Minister verwandt ist. Unter seinen Freunden befinden sich Auroren, die …“ Stringer hielt inne, weil Hopkins das Wort nicht zu kennen schien. „Auroren sind die Bluthunde des Ministeriums und glauben Sie mir, es ist nicht leicht, denen zu entkommen. Man konnte den Zeitungen entnehmen, mit wem Potter befreundet ist und diesen Menschen möchte man nicht einmal am helllichten Tag begegnen. Nicht nur Auroren sind darunter, sondern auch Todesser und die sind noch viel schlimmer!“

Tyler begann herablassend zu lachen, wodurch sich Stringer und Fogg persönlich angegriffen fühlten. Der Zauberstab in Foggs Hand zuckte und er hätte ihn beinahe benutzt, doch da hatte sich Tyler wieder gefangen. Er konnte es jedoch nicht lassen, eine Frage zu stellen.

„Heißt das, Sie haben Angst?“
Von der Bemerkung ließ sich Stringer nicht provozieren, drehte den Spieß stattdessen um. „Man merkt, dass Sie als Muggel keine Ahnung haben, wie das bei uns abläuft.“ Sein Blick fiel auf die Brüder Alex und Arnold Roth. „Und ihr beide? Ihr seid Squibs oder irre ich mich?“ Die beiden bissen die Zähne zusammen, weil sie sich von der Bemerkung gekränkt fühlten, doch sie sagten nichts, hörten stattdessen weiter zu. „Was treibt euch zu diesen Muggeln?“
Hopkins wollte ein Machtwort sprechen. „Es genügt!“, befahl er mit erhobener Stimme, doch Stringer schüttelte den Kopf.
„Es genügt nicht! Über Squibs, die Zugang in unsere Welt haben, holen Sie sich zwei Zauberer, weil Sie es selbst nie schaffen würden, auch nur hundert Meter an Potter heranzukommen. Sie sind darüber hinaus nicht einmal informiert, was man für Vorkehrungen treffen muss. Apparation zum Beispiel.“ Stringer musste wieder erklären, was das bedeuten würde. „Wir können mit ein wenig Konzentration reisen. Wenn Sie Potter haben, könnte der im Nu wieder verschwinden. Sie können ihn nicht festhalten.“
„Da haben wir vorgesorgt!“, vermeldete Tyler. „Mit Hilfe von Chloroform kann keiner einfach so verschwinden – weder Zauberer noch normale Menschen.“ Stringer horchte bei der Bezeichnung „normale Menschen“ auf und wurde skeptisch, sagte jedoch nichts.
Es gefiel Hopkins gar nicht, dass Tyler diese Information preisgegeben hatte, doch ihm blieb nichts übrig, als diese Aussage zu bestätigen. „Wir haben Vorkehrungen getroffen, meine Herren. Wir brauchen nur noch Potter.“
„Und dann?“ Stringer ließ nicht locker. „Auch wenn Sie ihn haben, was tun Sie gegen die Auroren? Die werden Sie finden, da mache ich mir nichts vor. Sie sind nicht unantastbar, Mr. Hopkins. Unser Minister würde den Ihren kontaktieren und schon befänden Sie sich im Gefängnis. Das heißt, wenn Sie diese Angelegenheit überhaupt überleben.“

Arnold warf seinem Bruder Alex einen Blick zu, denn er wusste, dass Stringer die Wahrheit sagte. Einen Zauberer zu entwaffnen war nicht schwer, aber ihn an Apparation zu hindern oder an wort- und stablosen Zaubersprüchen, stellte ein unkalkulierbares Risiko dar, das sie bisher nicht eingegangen waren, denn die entführten Zauberer und Hexen hatten sie bis dato immer schnell erledigt. Es stand außer Frage, dass Potter auch ohne Stab einen mächtigen Zauberer darstellte. Sich gegen ihn zur Wehr zu setzen verlangte jede Menge Voraussicht.

„Was wir mit Potter machen dürfen Sie gern vollkommen uns überlassen.“ Von dem unbequemen Stuhl erhob sich Hopkins und blickte auf Stringer herab. „Sie haben nichts anderes zu tun, als ihn mir zu bringen. Das ist Ihre Aufgabe, die ich, wie Sie wissen, nicht gerade schlecht bezahle. Wie sieht es nun aus? Kommen wir zu einem Handel?“

Fragend blickte Stringer zu Fogg hinüber, der keine Regung zeigte und es offensichtlich ihm allein überließ, eine Entscheidung zu treffen. Lange überlegte Stringer nicht, denn er hielt Hopkins die Hand entgegen. Der Rothaarige griff zu und schüttelte sie kräftig. Für einen Moment hielt er die Luft an, denn Stringer stank nach altem Schweiß, was er erst jetzt bemerkte, wo er ihm so nahe war.

„Dann ist es abgemacht! Wir wollen ihn noch vor Juni haben. Das ist genügend Zeit für Sie zum Planen.“

Stringer nickte, obwohl er davon ausging, dass er nicht viel planen konnte. Es war in allen Zeitungen zu lesen, dass Potter Hogwarts kaum verließ, sich gegen Interviews sträubte und sehr selten öffentliche Veranstaltungen aufsuchte. Wie sollte man jemanden entführen können, der sich in einem der sichersten Gebäude Schottlands so wohl fühlte?

Kaum waren Hopkins, Tyler und die beiden Squibs mit dem Auto wieder weggefahren, sagte Fogg, der die ganze Zeit über nur drei Worte von sich gegeben hatte: „Irgendetwas stinkt hier.“ Er schaute zu Stringer hinüber und grinste. „Und das bist diesmal nicht du.“
„Ha ha“, machte Stringer beleidigt, „dieser Hopkins hält sich für schlau. Mag sein, dass er reich ist, aber er hat keine Ahnung, was sein Vorhaben auslösen wird. Wir müssen schnell handeln: Potter fangen, abliefern, Geld einheimsen und auf der Stelle verschwinden, wenn wir das überleben wollen.“
Fogg nickte gedankenverloren. „Aber das Problem liegt doch darin, Potter erst einmal in die Finger zu kriegen. Er arbeitet in Hogwarts.“ Er dachte kurz nach, bevor er den Hauch einer Idee von sich gab. „Jemand von uns könnte sich vielleicht dort bewerben.“
Verdutzt blickte Stringer ihn an. „Als was? Als Hausmeister?“ Er schnaufte. „Und von Kollegen umgeben sein, die sämtliche Gliedmaßen opfern würden, um Potter zu schützen? Außerdem ist dieser Todesser dort und auch der verdammte Werwolf!“
„Hey!“ Mit einer Hand fasste sich Fogg an die riesige Narbe an seinem Hals.
„Ja, aber du bist MEIN Freund. Der andere Werwolf ist Potters Kumpel.“ Stringer setzte sich wieder auf einen der Stühle und fuhr sich durchs Haar, während er die Angelegenheit überdachte. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen, Potter aus Hogwarts zu locken.“
Fogg schüttelte den Kopf. „Der würde nie alleine irgendwo hingehen. Und mit was sollten wir ihn schon ködern können?“
„Vielleicht sollten wir vorsichtshalber Vielsafttrank in Auftrag geben, nur falls wir ihn brauchen sollten? Geld haben wir ja jetzt.“ Stringer dachte an die drei Geldsäcke, die sie neulich einer Frau abgenommen hatten, aber auch an den Vorschuss, den sie demnächst von den beiden Squibs für den Auftrag von Mr. Hopkins erhalten würden. „Wir müssen jetzt nachdenken.“
„Ich kann nicht“, wimmerte Fogg. Weil Stringer nicht verstand, wurde er deutlicher. „Nächste Woche ist Vollmond. Ich kann mich nicht konzentrieren.“
„Wo willst du diesmal den Trank nehmen?“
Einmal mit den Schultern gezuckt erwiderte Fogg: „In der Winkelgasse ist eine neue Apothekerin. Sie soll recht jung sein. Ihr wird das mit dem gefälschten Pass bestimmt nicht auffallen.“

Die besagte Apothekerin hoffte innig, dass Severus heute kommen würde. Es war sein Vorschlag gewesen, schon ab dem vierten März den Wolfsbanntrank anzubieten, weil der Vollmond auf einen Sonntag fiel. Nach dem Gespräch mit ihm, das er abbrechen musste, weil es ihn zu sehr belastet hatte, war er wortlos gegangen und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Nicht wie sonst war er fast täglich nach dem Unterricht zu ihr gekommen, um zu helfen oder zu reden. Während seiner Abwesenheit wurde ihr mehr und mehr klar, dass sie Severus hier haben wollte, hier in der Apotheke, zum gemeinsamen Tränkebrauen, für fachliche Unterhaltungen, aber auch nur, um gemeinsam miteinander zu essen. Das fehlte ihr. Jeden Tag hatte sie auf ihn gewartet. Bei jeder Eule hatte sie gehofft, es wäre eine Nachricht von ihm. Selbst wenn abends im Kamin ein Holzscheit verrutschte und es laut zu knistern begann, hatte sie hoffnungsvoll auf grüne Flammen gewartet, aber niemand kam.

Den Überfall hatte sie noch immer nicht verkraftet, auch wenn sie nach außen hin ruhig war. Es waren besonders die Nächte, in denen sie wach im Bett lag und sich ausmalte, was alles hätte geschehen können. Weil sie nicht schlafen konnte, dachte sie auch über andere Dinge nach und wurde sich darüber klar, dass sie die Apotheke nicht mehr allen führen wollte.

Bei Flourish und Blotts hatte sie ein dünnes Buch mit Vertragsvorlagen erworben, zusätzlich auch vorgefertigte Verträge, die man nur noch ausfüllen musste. In drei Nächten, wenn sie mit der Arbeit in der Apotheke fertig war, hatte sie in dem Buch gelesen und sich die Vertragsvorlagen angeschaut. Endlich, in der Nacht zum vierten März, begann sie damit, den Vertrag auszufüllen. Anfangs zitterte ihre Hand, als sie in die leeren Spalten Namen und Daten einfügte, doch mit jedem Eintrag hielt sie sich mehr und mehr vor Augen, wie sehr sie das wollte. Sehr bald war ihre Handschrift wie immer, ruhig und kurvenreich, genauso ausgeglichen, wie sie sich bei dieser Entscheidung fühlte. Den ausgefüllten Vertrag, auf dem nur noch zwei Unterschriften fehlten, schaute sie sich mehrmals an und jedesmal begann ihr Herz zu klopfen, wenn sie sich vorstellte, wie er reagieren könnte. Dabei gab es nur zwei Möglichkeiten. Er könnte zusagen oder ablehnen. Den ausgefüllten Vertrag legte sie in eine lederne Mappe, die für sie persönlich die Wichtigkeit symbolisierte, was er hoffentlich genauso sehen würde.

Sie stand früh morgens hinter der Theke und überflog gerade die Liste mit den Anmeldungen für den Wolfsbanntrank. Würde Severus nicht kommen, wäre sie aufgeschmissen. Es waren viel zu viele Anmeldungen, als dass sie die Arbeit allein bewältigen könnte. Neben den festen Stammkunden kamen täglich neue hinzu.

Während des Frühstücks in der großen Halle musste auch Severus an den Wolfsbanntrank denken, denn er hatte ihr seine Hilfe versprochen, würde sein Versprechen auch einhalten. Eingeengt zwischen einem viel zu gut gelaunten Remus und einem sehr hungrigen Harry stocherte Severus lustlos in seinem Schälchen Porridge herum, der heute irgendwie nicht besonders appetitlich aussah.

„Heute Abend wieder in der Apotheke?“, hörte er Remus‘ Stimme.
Severus blickte auf. „Wie bitte?“
„Der Trank!“, half er ihm auf die Sprünge. „Bekomme ich ihn hier von dir oder bei Hermine?“ Remus grinste und fügte hinzu: „Von dir.“

Das Gefühl, jemand würde ihn beobachten, war bei Severus plötzlich sehr präsent, weswegen er sich umdrehte. Neben Harry, der nach vorn gebeugt dem vollen Teller vor sich seine ganze Aufmerksamkeit widmete, saß Albus, der ihn anblickte. Der Bart hielt ein Schmunzeln verborgen, das die Augen hinter der Halbmondbrille jedoch nicht verhüllen konnten. Dem festen, wenn auch sehr lebhaften Blick des Direktors konnte Severus nicht länger standhalten. Er wandte sich an Remus, um ihm zu antworten.

„In der Apotheke, wenn es recht ist.“
„Das dachte ich mir“, sagte Remus nicht überrascht.

Erneut blickte Severus in seine Schale und überlegte, ob es so schmecken würde, wie es aussah, da spürte er wiederholt den Blick des Direktors, den er zu ignorieren versuchte. Nach einer Weile schob Severus die Schale weit weg, schaute gleich darauf über Harry hinweg zu Albus, der ihn noch immer mit glänzenden Augen fixierte hatte. Severus seufzte, griff dann zu einem Brötchenkorb und hielt es Albus entgegen, der sich bediente.

„Danke für das Brötchen, auch wenn es eigentlich ein paar Auskünfte waren, auf die ich gehofft habe.“
„Was denn für Auskünfte?“, fragte Severus skeptisch nach.
„Ich weiß“, begann Albus, „dass es mich nichts angeht, wie du deine Freizeit zubringst, aber mein Interesse an deiner Person, das weißt du, Severus, ist das Interesse eines Mannes, der sich für seinen jungen Freund freuen möchte.“
Während Severus die Worte noch in Gedanken auseinander pflückte, übernahm es Harry, das Geheimnis zu lüften, denn er sagte freiheraus: „Severus hilft Hermine in der Apotheke, wenn er Zeit hat.“
„Ah“, machte Albus erleuchtet, als würde diese Information das gesamte Universum in einem Satz erklären. „Siehst du, Severus, jetzt bin auch ich guter Dinge.“
„Dieses Frühstück“, murmelte Severus, „entwickelt sich langsam zu einem kafkaesken Erlebnis.“

Hermine, erinnerte er sich, hatte versprochen, außerhalb dieses für die Gespräche genutzten Zimmers kein Wort über das zu verlieren, was er gesagt hatte. Es wäre also nichts zu befürchten, sollte er sie heute aufsuchen. Sie würde es unterlassen, ihn auf damalige Geschehnisse anzusprechen. Ihr Versprechen ließ ihn nach dem Unterricht seine benötigten Zaubertrankutensilien packen, um zu ihr zu flohen. Noch immer hatte sie keinen eigenen großen Kessel, also nahm er seinen mit.

Gegen halb zwei hatte Hermine gerade einen Kunden bedient, der sich verabschiedete, da hörte sie Schritte in der Wohnung über der Apotheke. Er war gekommen, dachte sie erfreut. Die Schritte kamen die Stufen hinunter, doch anstatt kurz in den Verkaufsraum zu schauen, um sie zu grüßen, ging er schnurstracks ins Labor. Das metallende Geräusch des mitgebrachten Kessels, den er über der Feuerstelle aufhing, beruhigte sie. Einen mittelgroßen Kessel mit dem Wolfsbanntrank hatte sie für die ersten Kunden schon gebraut. Als sie verträumt zur Tür blickte, die ins Labor führte, hörte sie, wie jemand vor ihr sich räusperte.

„Oh, guten Tag“, grüßte sie den neuen Kunden, den sie vorher noch nie gesehen hatte. Das Narbengewebe am Hals zeugte in ihren Augen unmissverständlich von einem Werwolfsbiss. „Sind Sie wegen des Wolfsbanntrankes hier?“, fragte sie ohne Scheu, denn in ihren Augen war das kein Verbrechen.
„Ähm“, machte der Kunde ein wenig verlegen, „ja, bin ich. Was muss ich tun?“
„Den Ersten können Sie sofort einnehmen, der ist schon fertig. Für die anderen beiden bitte ich Sie, sich in die Liste einzutragen“, sie deutete hinüber auf einen Tisch, „damit ich den Überblick behalte, wie viel ich brauen muss.“
„Was denn? Etwa mit Namen?“ Der Kunde schien besorgt.
„Sie können auch drei Kreuze machen. Ach nein, machen Sie lieber nur zwei. Es war schon jemand hier, der drei gemacht hat. Ich brauche keine Namen, Sir, nur die Anzahl der Kunden.“

Der Herr machte für Freitag und Samstag seine beiden Kreuze, bevor er den Tränkepass auf die Theke legte.

„Einen Moment noch, ich holen Ihnen erst den Trank.“

Sie verschwand aus dem Verkaufsraum, um das erste Mal nach vier Tagen Severus gegenüberzutreten. Kaum hatte sie das Labor betreten, versteifte er sich. Langsam drehte er sich um.

„Guten Tag“, kam es sehr gezwungen aus seinem Mund.
„Hallo Severus. Ich habe schon befürchtet, Sie würden heute gar nicht kommen.“
„Ich habe es versprochen oder etwa nicht?“, hielt er ihr vor Augen.
„Ja, das haben Sie.“ Verlegen blickte sie sich um. „Ich wollte nur einen Trank holen.“ Den Wolfsbanntrank aus dem fertigen Kessel in einen Becher umfüllend warf sie ihm mehrmals Blicke zu, während er an dem größeren Kessel mit gleichem Trank arbeitete. „Severus?“ Er drehte sich um. „Ich würde nachher gern etwas mit Ihnen besprechen.“
„Sie haben mir versichert, außerhalb des Zimmers …“
„Daran halte ich mich auch!“, unterbrach sie gereizt, weil sie gekränkt war, dass er ihr zumutete, ihr Versprechen zu brechen. „Es geht um etwas Anderes. Bleiben Sie nach Ladenschluss noch einen Moment?“ Er überlegte einen Augenblick, stimmte aber wortlos zu.

Zurück im Verkaufsladen suchte sie den Kunden, der sich in einer hinteren Ecke verdrückt hatte und sich etwas anzusehen schien.

„Sir?“ Er fuhr zusammen und legte einen Gegenstand wieder ins Regal zurück. „Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.“
„Kein Problem.“

Nachdem er den Trank genommen hatte, schob er ihr den Tränkepass über die Theke, so dass sie unterschreiben sollte. Das Papier fasste sich merkwürdig an, aber auch irgendwie vertraut, registrierte Hermine nebenher. Der Kunde ging einige Schritte zurück und blickte ein wenig zu unauffällig aus dem Fenster hinaus auf die belebte Straße. Als sie unterschrieb, hob der Kunde eine Hand und fuhr sich durchs Haar, gleich darauf erschien der Stempel des Ministeriums auf dem Pass. Der Pass selbst unterschied sich nur vom Papier her von den anderen, die sie bisher zur Genüge unterschrieben hatte. Das Verhalten des Kunden war auch seltsam, beinahe als hätte er ein Zeichen gegeben. Aber wem? Sie kümmerte sich nicht mehr um die Angelegenheit, sondern entschied, den morgigen Tag abzuwarten. Ihre Gedanken drehten sich um den Augenblick nach Ladenschluss, wenn sie mit Severus etwas Wichtiges bereden würde.

Den Laden schloss sie um 16 Uhr, bevor sie sich zu Severus ins Labor begab, der schon angespannt auf sie wartete. Er schien eine unangenehme Situation zu befürchten.

„Kommen Sie mit in die Küche? Wenn Sie mir sagen, wie viele Löffel ich von dem Pulver nehmen muss, damit er nicht zu mild wird, bekommen Sie auch wieder einen Mokka.“ Davon überredet folgte er ihr, bekam sein luxuriöses Getränk, saß dennoch steif am Tisch und schien das Schlimmste zu erwarten. „Ich bin gleich wieder da.“

Sie verschwand nach oben. Keine Minute später kam sie zurück, in ihrer Hand eine lederne Mappe, die sie noch einmal ehrfürchtig betrachtete, bevor sie sie vor ihn auf den Tisch legte und ihm gegenüber Platz nahm.

„Was ist das?“, wollte wissen, ohne Anstalten zu machen, die Mappe aufzuschlagen.

Hermine nahm es ihm ab und öffnete den Deckel, womit der Vertrag zum Vorschein kam. Sie beobachtete ihn und hoffte, in den winzigen Regungen seines Gesichts zu erkennen, was in ihm vorging, wenn er erst einmal begriffen hatte, was sie von ihm wollte. Er las die Überschrift, das konnte sie sehen. Sein Blick überflog den Vertrag, bevor er ihn von Anfang an las. Als er fertig war, blickte er auf und schaute sie fragend an, verlor jedoch kein Wort.

„Und was sagen Sie?“ Sie hoffte so sehr, dass er begeistert wäre.
„Warum nur 49 Prozent?“, fragte er kühl.
Dass er darin eventuell ein Problem sehen würde, hatte sie nicht geahnt. „Damit ich Sie rauswerfen kann, wenn Sie mich zu sehr ärgern“, erklärte sie mit einem Schmunzeln.
Er hingegen blieb todernst. „Alles in dem Vertrag bezieht sich genau auf die Hälfte: der Gewinn, die geschäftlichen Belange, das Mitspracherecht. Warum wollen Sie mir nur 49 Prozent der Apotheke anbieten und nicht ebenfalls die Hälfte.“
„Ich glaube nicht, dass ein Prozent den Kohl fett machen wird.“
„Sie irren.“ Lustlos schlug er die Mappe zu und schob sie – wie heute Morgen bereits die Schale Porridge – von sich weg.
„Severus? Das kann doch nicht wirklich an einem Prozent liegen, dass Sie ablehnen?“
„Ich habe Sie immer gleichrangig behandelt!“ Als sie ungläubig den Kopf schräg lehnte, wurde er deutlicher. „Zumindest nach Ihrer Schulzeit. Und was tun Sie?“
„Wenn dort 50 Prozent stehen würden, würden Sie dann zusagen?“
„Womöglich.“

Genüsslich trank Severus seinen Mokka, dessen Geschmack ein wenig an Schokolade erinnerte, obwohl kein Kakao enthalten war. Hermine nutzte die Zeit zum Nachdenken. Ihm die Hälfte anzubieten war ihre erste Überlegung gewesen, doch eine Sache hatte sie aufgehalten.

‘Was soll’s?‘, fragte sie sich selbst und öffnete die Mappe wieder. Interessiert sah er dabei zu, wie sie die Zahl 49 durchstrich. Darüber schrieb sie eine 50 und bestätigte die Vertragsänderung mit ihrer Unterschrift daneben. Die durchgestrichene Zahl verschwand und die 50 rückte an die leere Stelle. Somit hatte sie ihm gezeigt, wie ernst ihr die Angelegenheit war. Die aufgeschlagene Mappe schob sie zurück, so dass er die Veränderung sehen konnte. Er blickte sie eindringlich an, bevor er sich erneut dem Vertrag widmete.

„Ihnen werden sowieso bald 100 Prozent gehören“, kapitulierte sie.
„Warum das?“
„Weil mein Vater mich umbringen wird, wenn er davon erfährt! Er hat mir das Startkapital gegeben und er würde von mir erwarten, das letzte Sagen in Bezug auf die Apotheke zu behalten.“
Severus musste grinsen. „Dann zahlen Sie Ihrem Vater eben die Hälfte des Startkapitals zurück, denn sollte ich zusagen, würde ich natürlich auch finanziell einsteigen.“
„‘Sollte‘ hörte sich nicht so an, als wären Sie sehr begeistert“, vermutete sie kleinlaut.
Sein Blick traf den ihren und sie schauten sich einen Moment lang an. „Sie werden verstehen, Hermine, dass ich so eine Entscheidung nicht übereilt treffen kann. Es gilt, einige Dinge zu erledigen. Eine Kündigung einreichen, eine Wohnung in der Nähe suchen.“ Er schlug die Mappe zu. „Besonders Letzteres möchte ich nicht übers Knie brechen, denn ich habe nicht vor, mehrmals umziehen zu müssen, weil die erst beste Unterkunft doch nicht meinen Ansprüchen genügt.“
„Ich könnte Ihnen bei der Suche helfen. Hier in der Winkelgasse …“
Er unterbrach und führte ihren Satz fort: „… sind die Wohnungen zu teuer. Was glauben Sie, warum nur wenige Geschäftsinhaber direkt hier leben? Nicht jeder hat eine Wohnung über dem Geschäft. Sie haben Glück gehabt, dass Mrs. Cara so zuvorkommend mit ihrem Preis war.“

Sie verstand, doch trotzdem machte sie es traurig, dass er nicht sofort unterzeichnete. Natürlich war es nur fair, ihm eine gewisse Bedenkzeit einzuräumen, doch in dieser Zeit musste sie auch befürchten, er könnte das Angebot ablehnen.

Weil sie verträumt an dem Fingernagel ihres Daumens knabberte, lenkte er sie mit einer Frage ab.

„Hermine?“ Sie blickte sofort auf. „Haben Sie noch etwas anderes auf dem Herzen?“
‘Eine Menge‘, dachte sie, sagte jedoch laut: „Am Samstag …“
„Ich werde am letzten Tag vor Vollmond hier sein, auch gern schon zum Frühstück.“
Seine von ihr willkommene Zusage brachte sie zum Lächeln. „Ich wollte eigentlich fragen, ob wir zusammen zum Spiel gehen.“
„Zu welchem Spiel?“
„Ich hatte Ihnen doch erzählt, dass am Samstag die Überraschung für Harry stattfindet. Albus hat es Ihnen bestimmt gesagt.“ Vage erinnerte Severus sich daran, wie er Albus‘ Einladung für Samstag in den Wind geschlagen hatte. „Es wird eine große Sache werden. Eine Menge Leute sind eingeladen worden. Die Tribünen werden völlig überfüllt sein. Ich würde gern mit Ihnen hingehen.“
Eine Augenbraue wanderte verschüchtert nach oben. „Ich dachte eigentlich, Sie machen sich nichts aus Quidditch.“
„Nicht, wenn ich regelmäßig zu einem Spiel gehen muss, aber dann und wann schon. Ich will Harry fliegen sehen und ich will ihm zujuben!“, schwärmte sie hochgestimmt. „Draco wird übrigens auch spielen!“
„Damit wollen Sie es mir schmackhaft machen?“
Sie grinste. „Er ist immerhin Ihr Patenkind. Wäre er nicht enttäuscht, wenn Sie nicht zusehen, wie er Profis schlägt?“
„Gehe ich recht in der Annahme, dass auch die Eltern und Freunde der Spieler eingeladen sind?“
„Natürlich“, bestätigte Hermine, „warum fragen Sie?“
„Weil das bedeuten könnte, dass Mr. Malfoy senior auch anwesend sein wird.“
„Das würde Sie doch nicht abschrecken oder?“

Mit einer Ecke der ledernen Mappe spielend dachte Severus darüber nach, wie es aussehen würde, wenn er sich mit ihr in der Öffentlichkeit zeigen würde. Andererseits wäre es nicht das erste Mal, sie an seiner Seite zu haben. Dumme Bemerkungen von anderen Gästen waren stets ausgeblieben. Quidditch war nichts, für das er Freude empfand, mit ihr zusammen zu sein allerdings schon. Er müsste damit rechnen, von bestimmten Leuten eventuell auf seine Begleitung hin angesprochen zu werden. Allen voran Albus würde den Mund nicht halten können. Er würde damit schon zurechtkommen, dachte Severus.

„Dann werden wir am Samstag erst die Kunden bedienen und danach zu dem Spiel gehen“, gab er den Tagesplan wieder, den sie freudestrahlend bestätigte. „Nun gut, Sie sollten sich am Samstag etwas Warmes anziehen, denn ich befürchte, Harry wird etwas länger benötigen, um den Schnatz zu fangen. Seine Gegner sind dieses Mal keine Slytherins, sondern Profisportler.“
„Sie gehen davon aus, dass Harry gewinnen wird?“
Nur kurz seine eigenen Worte resümierend erwiderte er: „Natürlich.“

An den beiden darauffolgenden Tagen arbeiteten Severus und Hermine gelassen zusammen. Die Kunden bekamen ihren Wolfsbanntrank und Hermine kümmerte sich nicht um Mr. Doppel-X, der sich jedesmal, wenn sie den Pass unterschrieb, an ihrem Fenster zu räkeln begann. Momentan hatte sie andere Sorgen. Zum einen war da der Vertrag, von dem sie hoffte, dass er bald Severus‘ Unterschrift tragen würde, zum anderen war sie auf das heute Abend um 18 Uhr stattfindende Quidditch-Spiel gespannt. Es stimmte, dass sie damals, als sie zu jedem Spiel von Ron gegangen war, keinen Gefallen an diesem Sport fand. Aber Harry und all die anderen zusammen fliegen zu sehen war etwas vollkommen anderes, denn er war nun einmal kein Profi, auch wenn Ron mehrmals versucht hatte, ihn zu einem zu machen. Bisher hatten die alten Freunde es nie geschafft, sich in ihrer Freizeit zu einem Spiel zu treffen. Die Überraschung für Harry konnte nur glücken, denn jeder hatte seinen Mund gehalten. Wenn Harry am Samstag mit Ginny zum Spielfeld schlendern würde, wäre er noch völlig ahnungslos. Draco hatte bei Albus sogar, das wusste Hermine von ihm, um Erlaubnis gefragt, die Quidditch-Montur für dieses eine Spiel neu zu entwerfen. Die neue Ausrüstung trug die vier Farben der Häuser und in der Mitte das große Wappen von Hogwarts.

Während Hermine an das heutige Spiel dachte, wurden von ihren Freunden die letzten Vorkehrungen dafür getroffen.

Gegen Mittag traf Draco auf dem Gelände von Eintracht Pfützensee ein und schaute sich von der Tribüne aus die letzten Minuten an, bis der Sucher den Schnatz gefangen hatte. Die Quidditch-Mannschaft war mit ihrem Training fertig, die Spieler landeten nach und nach. Alle gingen geschlossen in eine Richtung, wahrscheinlich um die Duschen aufzusuchen, doch Ron hatte Draco schon von seinem Tor aus bemerkt und näherte sich ihm.

Ron grüßte ihn mit einem Nicken. „Ich hoffe, Harry hat sich erholt. Ich habe gehört, dass es ihn neulich bei einem eurer letzten Spiele vom Besen gehauen hat und er im Krankenflügel gelandet ist.“ Er hatte es von Ginny erfahren und machte ein mitfühlendes Gesicht, denn er wusste natürlich aus der Schule, dass sein bester Freund nach einem Spiel oft von Madam Pomfrey wieder aufgepäppelt werden musste.
„Ich war nicht dabei, aber er hat wohl den Schnatz gefangen“, gab Draco grinsend zurück. Beide mussten lachen. „Dabei war er ein Jäger, also gab es nicht einmal Punkte.“
„Harry ist ja auch ein Sucher“, stellte Ron klar, obwohl das beiden nicht neu war. „Ich bin froh, dass es heute Abend mit einem Spiel klappt. Die Quidditch-Saison beginnt am 1. April, da wäre es schwierig geworden. Oliver und ich werden für die Schule spielen. Wir beide werden durch unsere Reservespieler ersetzt, aber glaub mir, meine Team-Kollegen werden es uns nicht leicht machen. Immerhin sind das Berufssportler, die es nicht zulassen wollen, von Amateuren geschlagen zu werden.“
„Oliver und du sind auch Berufssportler. Es könnte ein gerechtes Spiel werden.“
„Hoffen wir’s. Ich habe übrigens Lee Jordan gefragt, ob er das Spiel heute kommentieren will. Er hat zugesagt!“ Ron strahlte über das ganze Gesicht.
„Fast alles wie früher.“
Ron schüttelte den Kopf. „Nein, nicht nur fast, denn Fred und George konnten sich nicht einigen, wer von beiden als Treiber mitmachen soll. Als sie gehört haben, dass Angelina ihre Zusage zum Spiel zurückgezogen hat – was sie im Übrigen nur getan hat, damit Fred und George sich einen Ruck geben –, haben sie entschieden, doch zu zweit zu kommen.“
„Sehr gut. Wann wollt ihr es Harry beibringen?", frage Draco neugierig.
„Erst in der Kabine, wenn er den Besen schon in der Hand hat. Keine Minute vorher! Wir wollen doch nicht, dass er eine Rückzieher macht.“
„Ihr seid böse“, warf Draco vorgespielt ernst ein.
„Nein, ich kenne ihn nur zu gut!“

Die große Tasche am Boden bemerkte Ron erst, als Draco hinunterblickte.

Mit großen Augen wollte der jüngste Weasley wissen: „Sind sie das? Die Umhänge mit dem neuen Outfit?“
„Ja, du kannst sie verteilen.“

Neugierig öffnete Ron die Tasche, in der sich der neue Quidditch-Dress befand, den die Hogwarts-Spieler tragen würden.

„Sieht klasse aus!“
„Ich habe nur für Ginny, Harry und mich einen zurückbehalten. Ich hoffe, er stellt keine Fragen.“
„Wird ihm im ersten Moment komisch vorkommen“, vermutete Ron, „aber Ginny wird ihm schon was vom Pferd erzählen, warum er heute keine Gryffindormontur trägt.“
„Das hoffe ich doch, es soll doch bis zum letzen Moment eine Überraschung sein.“ Draco blickte sich auf dem Spielfeld um. „Ich werde wieder gehen. Wir sehen uns nachher pünktlich in der Umkleide.“
Mit einem Wingardium Leviosa ließ Ron den Sack schweben, damit er Oliver schon die neue Kleidung geben konnte, bevor er sich verabschiedete. „Freu mich schon drauf! Bis nachher.“

Nachher kam schneller als erwartet.

In einem Affentempo hatten Hermine und Severus bereits Arbeiten erledigt, die sie nicht liegenlassen wollten, nur weil sie sich ein Quidditch-Spiel ansehen würden.

„Wir müssen langsam los, Severus. Wir wollen doch nicht, dass Harry uns sieht, wenn wir zum Stadion gehen.“
„Ich bin seit zwei Stunden fertig!“, rechtfertigte sich Severus. „Ich muss mir nur meinen Umhang umwerfen. Haben Sie bereits einen warmen Umhang rausgelegt?“
„Ich, ähm … Ich bin gleich zurück.“ Schon verschwand Hermine aus dem Wohnzimmer, um sich aus dem Schrank im Schlafzimmer warme Kleidung zu holen. Sie war schnell wieder zurück. „So, wir können. Und Sie meinen, es macht dem Hund nichts aus, wenn er hier bleibt?“
„Ich vermute, die Gesellschaft“, Severus blickte zu Fellini, „tut ihm gut.“ Er deutete auf den Kamin. „Nach Ihnen.“

Sie flohten in Severus‘ persönliche Räume in Hogwarts, so dass sie von dort aus schnell zum Stadion gehen konnten. Nur vereinzelt sah man Lehrer oder Schüler, die ebenfalls zum Spielfeld gingen. Die meisten mussten sich dort schon eingefunden haben. Das Quidditch-Feld war mit einem Zauber geschützt, so dass man von außen nicht hören konnte, dass die Besucherränge voll waren.

Kaum hatten Hermine und Severus das Stadion betreten, wurden sie von dem Geräusch hunderter durcheinander sprechender Menschen beschallt.

„Himmel, ist das voll!“, sagte Hermine mit lauter Stimme, doch trotzdem beugte sich Severus zu ihr und fragte nach, was sie eben gesagt hatte. Das Publikum bestand nicht nur aus den Familien der Spieler und deren Freunden, sondern auch aus hochrangigen Gästen, die heimlich, still und leise eingeladen worden waren. Die Presse, vermutete Hermine, war sicherlich erst in diesem Augenblick dabei, eine Sonderausgabe zu drucken, denn sie hatte man „versehentlich“ zu spät benachrichtigt. Es war ein Wunder, zeugte aber auch von dem Zusammenhalt aller, dass kein einziges Wort nach draußen gedrungen war.

An ihnen vorbei rannten vergnügt kreischende Kinder mit Ballons in der Hand, auf denen das Hogwarts-Wappen abgebildet war. Andere schwenkten Fähnchen von Eintracht Pfützensee. Von all den Leuten, denen sie begegneten, kannte Hermine die meisten vom Sehen her, doch Namen fielen ihr nicht bei jedem sofort ein. Da waren Mr. und Mrs. Diggory mit einem Jungen an der Hand, der um die sieben Jahre alt sein musste. Er war Cedric wie aus dem Gesicht geschnitten. Lange konnte sie sich nicht mit der Frage beschäftigen, wer dieser kleine Junge war, denn sie wurde von jemandem angerempelt.

„Oh, bitte entschuldi… Hermine?“
„Hallo Molly!“

Die beiden begrüßten sich herzlich und redeten einen Moment miteinander, bis Molly Severus bemerkte und ihm die Hand reichte.

„Ich hole für die Jungs noch schnell etwas zum Knabbern“, erklärte Molly, die ihre Augen auf einen überfüllten Stand mit Zuckerwatte, kandiertem Obst, Nüssen und allerhand anderen Leckereien gerichtet hatte.
„Oh, es gibt Nüsse!“, schwärmte Hermine, die nicht dazu kam, sich in der Reihe anzustellen, denn sie wurde sofort von Colin und Dennis entdeckt. Severus stand derweil etwas vergessen hinter Hermine und wartete geduldig, bis sie die Höflichkeit hinter sich gebracht hatte, ihre Freunde zu begrüßen, doch der Strom an alten Bekannten wollte nicht abreißen. Immer wieder wurde Hermine auf dem Weg zu dem kleinen Stand von jemand aufgehalten. Severus kannte alle: Seamus Finnigan, Lavender Brown, die Patil-Schwestern, Justin Finch-Fletchley und sogar Cho Chang. Das könnte interessant werden, dachte Severus, wenn Harry auf sie treffen würde.

„Hallo Severus“, hörte er eine Stimme hinter sich, die so laut gesprochen hatte, dass sie in dem Wirrwarr sogar verständlich war. Severus drehte sich um und blickte einem – noch immer oder schon wieder – gut gelaunten Remus in die Augen. „Severus, wir haben dort oben“, Remus deutete auf eine der obersten Tribünen, „Plätze für euch freigehalten. Wo ist Hermine?“
„Sie spielt Eichhörnchen und sucht nach Nüssen.“

Remus blickte sich um und bemerkte Hermine, die immer wieder von einem Freund oder einer Freundin aufgehalten wurde.

„Das schafft sie nie! Ich hole sie lieber. Wir sollten schon sitzen, wenn Harry mit dem Team ins Stadion kommt.“

Während Remus Hermine dazu überredete, sich keine Leckereien zu kaufen, weil die Zeit knapp wurde, wanderte Severus, der das Glück hatte, auf seinem Weg von keiner Menschenseele aufgehalten zu werden, durch die Menge hindurch zur Tribüne. Bevor er diese jedoch erklomm, erspähte er einen Mann mit einem Bauchladen, der in seinem Sortiment auch die von Hermine gesuchte Delikatesse anbot. Wortlos tauschte Severus mit dem Verkäufer 8 Sickel gegen eine Packung Nüsse, die er in seinem Umhang verschwinden ließ.

Den nicht gerade kurzen Weg hinauf zur Tribüne überwand er, ohne aus der Puste zu kommen. Wie vermutet traf er hier auf besondere Gäste, wie auf Albus und Minerva, Mr. Whitehorn von Nimbus Rennbesen sowie auf Kingsley, aber auch auf Tonks, die neben sich einen Schal auf die Bank gelegt hatte, damit ihr auch gar niemand den Platz ihres Liebsten stehlen würde. An ihrer anderen Seite saß Andromeda und daneben jemand, mit dem Severus durchaus gerechnet hatte.

„Severus!“, grüßte Narzissa freudestrahlend. Sein Blick fiel auf die Person neben ihr. Lucius sah aus, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Sein Gesicht war verzogen und ihm war anzusehen, dass er in diesem Moment überall sein wollte, nur nicht hier mit Albus und Andromeda auf so engem Raum. Man konnte ahnen, dass er gegen seinen Willen hergekommen war. Vielleicht wollte er aber auch lediglich seiner Gattin einen Gefallen erweisen. Andromedas Ehemann war auch anwesend. Er saß hinter Frau und Tochter, um Malfoy senior im Auge zu behalten. Natürlich grüßte Severus die Malfoys, allerdings nur mit einem Kopfnicken, wie er es auch bei jedem anderen tat, der hier oben saß. Die Platzwahl fiel schnell auf die freien Sitze neben Tonks. Severus nahm ganz am Ende der Bank Platz, damit Hermine die Freude haben durfte, während des Spiels neben Remus zu sitzen.

Eine Ansage ertönte und Severus erkannte sofort die Stimme von Arthur, der alle Anwesenden begrüßte und auf einige wichtige Gäste aufmerksam machte, unter anderem Viktor Krum, der mit seiner Familie hergereist war, um ein Teil der Überraschung für Harry darzustellen.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Rest von Kapitel 186

Im Erdgeschoss in Hogwarts machten sich Harry und Ginny gerade für ein weiteres Trainingsspiel fertig, das glaubte er zumindest. Mit der neuen Quidditch-Garderobe hatte er ein wenig zu kämpfen.

„So hier?“ Er blickte zu Ginny hinüber und drehte sich vor ihr. „Wieso haben wir jetzt plötzlich diese neuen Umhänge? Die habe ich noch nie gesehen. Wo sind denn die anderen?“, wollte er neugierig wissen.
„Da sind ein paar Reinigungszauber schiefgegangen, deshalb tragen wir die alte traditionelle Hogwarts-Mannschaftskleidung für Notfälle“, machte sie ihm weis.
„Wir hätten das Training auch einfach verschieben können, bis wir unsere alten Umhänge zurückhaben“, entgegnete er, obwohl ihm der Umhang mit dem Hogwarts-Wappen gefiel. Dass an der Sache etwas faul war, dachte er nicht im Entferntesten.
„Du siehst gut darin aus. Alle Farben zusammen! Irgendwie hab ich mir das schon immer gewünscht“, sagte Ginny versonnen. In Gedanken wiederholte Harry den Satz: ‘Alle Farben zusammen‘.

Ginny ließ ihm keine Zeit, noch weiter über das Gesagte nachzudenken. Stattdessen drückte sie ihm seinen Twister in die Hand und drängte ihn zum Verlassen des Zimmers.

Komisch fand er, dass sich am heutigen Samstag offensichtlich niemand in den Gängen aufzuhalten schien, obwohl nicht einmal ein Hogsmeade-Wochenende geplant war. Es war fast menschenleer, bis auf Filch, der mit einem Wischmob hantierte und grimmig in seinen nicht vorhandenen Bart murmelte. Die Stille war fast unheimlich. Zusammen gingen sie durch die Eingangshalle hinüber zu der Treppe, die nach draußen führte.

Je näher sie dem schuleigenen Stadion kamen, desto stärker beschlich Harry die Gewissheit, dass hier etwas nicht stimmen konnte.

Die Bestätigung für seine vage Annahme bekam er erst, als er zusammen mit Ginny die Quartiere neben dem Stadion betrat. Da warteten Ron und die Zwillinge, die ihn breit angrinsten. Da war auch Oliver Wood, der jetzt bei Eintracht Pfützensee in der Profiliga spielte und ihm ein herzliches Lächeln schenkte. Mit wem er gar nicht gerechnet hatte, war Lee Jordan, der früher immer die Spiele kommentiert hatte. Wer zu den ganzen Gryffindors nicht so ganz passte war Draco in voller Montur, die der seinen auf den letzten Fadenstich glich. Bis auf Lee trugen alle den gleichen Quidditch-Dress, wie Harry es erst jetzt bemerkte. Für einen Moment blieb ihm glatt die Luft weg.

„Was ...?“

An dieser Stelle ergriff Ron das Wort, denn er spürte, wie Harry auf der Stelle trat.

„Wir haben uns überlegt, was wir so einem reichen Schnösel wie dir schenken können. Also haben wir ein richtiges Quidditchspiel organisiert, mit dem wir dich überraschen – und zwar jetzt.“ Er beäugte Harry mit einem frechen Grinsen. „Wenn ich mir dein Gesicht so ansehe, dann denke ich, ist es uns gelungen!“
„Aber wie …?“ Harry war vollkommen überwältigt und schnappte nach Luft.
„Oh, leicht war es nicht. Immerhin musste es in aller Heimlichkeit geschehen – jeder musste absolut dicht halten. Die Trainingsspiele für dich mussten organisiert werden, um dich wieder einigermaßen fit zu machen, damit du dich nicht völlig blamierst.“ Ron blickte zu Ginny hinüber und da wusste Harry, dass sie sich darum gekümmert hatte.
„Du hast das gewusst?“, fragte er Ginny vorwurfsvoll, die daraufhin nur frech lächelte. „Ich …“ Harry schlucke einmal kräftig. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ihr habt mir dieses Spiel organisiert?" Als alle Anwesenden nickten, war er noch sprachloser als zuvor.
„Sag nichts, Harry.“ Rons Vorschlag nahm er gern an. Er konnte sowieso kein Wort mehr herausbringen, denn er befürchtete, er würde zu weinen beginnen, weil er sich so freute. Ginny drückte seine Hand. Er drückte dankend zurück.

Mit seinem Zauberstab in der Hand kündigte Ron an: „Dann wird es Zeit, dass wir hören, wann wir aufs Feld dürfen.“ Er machte eine Handbewegung und flüsterte einen Spruch, so dass der Stillezauber aufgehoben wurde und Arthurs dröhnende Stimme sowie der darauf folgende tosende Beifall der Zuschauer laut und deutlich zu hören war. Aufgrund Harrys weit aufgerissener Augen erklärte Ron wie selbstverständlich: „Was wäre ein Spiel ohne angemessenes Publikum?“ Ron stupste Harry mit dem Ellenbogen an und nahm seine Position ein. „Du nach vorn, Harry. Der Sucher immer zuerst.“

Die Formatierung der Gruppe war ein offenes Dreieck, von dem Harry die Spitze darstellte. Gespannt hörte man zu, wie Arthur die Mannschaft von Eintracht Pfützensee vorstellte.

Bei dem Sucher namens Deimos erklärte Ron: „So waghalsig, wie der manchmal fliegt, könnten die anderen Spieler in Panik geraten, dass er sie versehentlich rammt. Es gab bisher nie einen Zusammenstoß, also keine Angst, falls er euch zu nahe kommen sollte.“
Der Hüter wurde genannt, von dem Oliver sagte: „Tyrell ist ein hartnäckiger Bursche, auch wenn er selten die Chance bekommt, für Ron einzusteigen. Er lässt kaum was durchs Tor.“
Über die beiden von Arthur genannten Treiber erzählte Ron: „Gunnar ist eine Kampfmaschine. Er schlägt die Klatscher gern auf die Hinterseite der Besen, damit der Gegner ins Trudeln kommt. Miranda hingegen“, er seufzte und fing sich damit einen Knuff von Ginny ein, „sie ist wahnsinnig hübsch und nutzt das gern aus, um den Gegnern auf dem Spielfeld den Kopf zu verdrehen. Also Achtung: Flirtalarm!“ Die Mannschaft lachte auf, lauschte dennoch den Namen der Jäger, die Arthur nannte.
Wieder war es Oliver, der einige Tipps gab: „Babtunde ist in Afrika großgeworden. Er ist mit 33 Jahren der älteste Spieler auf dem Feld, aber er ist gemütlich, geradezu harmlos, hat aber einen kräftigen Wurf am Leib. Agnes hingegen opfert sich gern mal und schmeißt sich auch zwischen euren Klatscher und ihrem Sucher, um ihn zu schützen.“
Grinsend drehte sich Harry um. „Machst du das auch für mich, Ginny?“
„Aber klar doch.“
„Der dritte Jäger“, begann Ron, „ist Tales. Er springt für Oliver ein. Ist unser Nesthäkchen und hat heute sein erstes richtiges Spiel. Er gibt immer sein Bestes, aber viel haben wir nicht vor ihm zu befürchten.“

Die Erkennungsmelodie von Eintracht Pfützensee ertönte und das Publikum klatschte und pfiff. Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, wenn man das bei einem vollen Stadion überhaupt sagen konnte, gab Arthur die Spieler von Hogwarts bekannt.

„Als Sucher für Hogwarts wird kein anderer als Harry Potter …“ Den Rest des Satzes konnte man trotz Sonorus gar nicht mehr verstehen, denn das Publikum schrie und jubelte und das recht lang.
Ron gab vor, auf seine Armbanduhr zu schauen und sagte gelassen: „Dann kann ich mir ja noch einen Kaffee machen.“ Harry blickte voller Vorfreude über seine Schulter und grinste gelassen.

Es war für Ron seltsam, für ein Quidditch-Spiel von seinem eigenen Vater vorgestellt zu werden, aber er musste lächeln, weil er hörte, wie stolz der auf ihn war, als er sagte: „Das Tor wird von meinem jüngsten Sohn gehütet werden: Ronald Weasley.“

Die Zweitnamen von Harry und Ron hatte Arthur kurzerhand weggelassen, worüber niemand böse war. Fred und George sowie Ginny wurden vorgestellt, weswegen der Minister einen Scherz darüber machte, dass die Mannschaft aus so vielen Weasleys bestand. Seine Frau und er hätten sieben Kinder, sagte er, aber sie wären zu spät auf die Idee gekommen, ein eigenes Quidditch-Team zu gründen. Arthur kam zu den anderen Spielern.

„Schon früher war er in Hogwarts Kapitän des Hauses Gryffindor. Heute wird er als Jäger fungieren: Oliver Wood.“ Oliver war dank Eintracht Pfützensee auch kein Unbekannter mehr. Er schien sich auf das Spiel genauso zu freuen wie Harry. Durch ihn, dachte Harry, war er überhaupt zu Quidditch gekommen – eigentlich durch Minerva, weil sie ihn mit ihm bekanntgemacht hatte. „Der dritte Jäger im Bunde war früher ein gewiefter Sucher des Hauses Slytherin: Draco Malfoy.“

Eine Melodie erklang und das Einzige, was wirklich verständlich war, war der Anfang der Hogwarts-Hymne, die Harry seit seinem ersten Schultag nicht wieder gehört hatte.


„Hogwarts, Hogwarts,
warzenschweiniges Hogwarts …“


„Ich hab es geahnt!“, schrie Ron begeistert, um gegen den Lärm anzukommen. „Als die Pfützensee-Hymne kam, da habe ich mich gefragt, ob wir wohl auch eine hätten. Also, alle Mann auf die Besen“, jeder setzte auf, „in Formation abheben und vor allem“, er hob eine Zeigefinger, „laut und falsch mitsingen!“
„Das können wir am besten“, sagte Fred und George zeitgleich und stimmten sofort ein.

Die Hogwarts-Mannschaft verließ singend und freudestrahlend ihr Quartier und flog ins Stadion. Harry war von der Menge der Zuschauer ganz überwältigt. Er musste Lachen, als er den Text der Hogwarts-Hymne in goldenen Buchstaben geschrieben in der Luft erblickte. Albus musste sie mit seinem Stab dort hingezaubert haben, damit jeder nach seinem eigenen Tempo und seiner eigenen Melodie mitsingen konnte. Das Ergebnis war ein lustig anzuhörendes Durcheinander.

Von der Tribüne aus konnte Severus die einfliegende Hogwarts-Mannschaft gut ausmachen, aber kurz darauf schloss er genervt die Augen. Einige Reihen hinter ihm war es Albus, der am lautesten die kindische Hymne mitsang und dabei neue Tonfrequenzen auszuprobieren schien.

„Bei Merlin“, stöhnte Severus, „dass ich nach all den Jahren das noch erleben ‘darf‘.“
„Kommen Sie, Severus“, Hermine gab ihm einen einladenden Stoß mit dem Ellenbogen, blickte ihn mit funkelnden Augen an und stimmte in die Hymne ein, „bring uns etwas Schönes bei, ob alt und kahl oder jung und alt, wir sehnen uns Wissen herbei.“

Entgeistert blickte er sie an und versuchte mit größter Anstrengung, seine ernste Miene beizubehalten, aber es sah zum Piepen aus, wie Hermine ihr Lachen verkneifen musste, um den Text hervorzubringen. Er blickte an ihr vorbei zu Remus hinüber, der bereits bei der letzten Strophe angekommen war und sich für einen Tenor zu halten schien, als er sang: „Gib dein Bestes - wir können‘s gebrauchen; unsere Köpfe, sie sollen nun rauchen!“ Tonks hingegen war noch bei der Strophe davor und schien sich an Hermines Tempo zu halten, denn beide, fast im gleichen Takt, krächzten: „Denn noch sind unsere Köpfe leer, voll Luft und voll toter Fliegen, wir wollen nun alles erlernen, was du uns bisher hast verschwiegen.“
Als Tonks und Hermine fertig waren, schüttelte Remus, der zwischen den beiden saß, kurz seinen Kopf. „Eine echte Stereoakustik habe ich hier auch noch nie erleben dürfen“, sagte er breit lächelnd.

Jetzt ertönte Lee Jordans Stimme, der das Spiel kommentieren würde.

„Willkommen, meine Damen und Herren. Ich darf mich Ihnen kurz vorstellen? Mein Name ist Lee Jordan, ehemaliger Gryffindor, bester Kunde von ‘Weasleys Zauberhaf…‘“
Der Ton war plötzlich viel leiser und man hörte Arthurs Stimme leise sagen: „Keine Werbung!“
Das Publikum lachte – Lee ebenfalls, der unbeirrt weitermachte: „… und Lieblingsmoderator von unserer guten Professor McGonagall!“

Alle Besucher auf entsprechender Tribüne drehten sich um und blickten Minerva an, die sich ganz überrascht eine Hand auf die Brust gelegt hatte.

„Oh, es geht schon los! Die Mannschaften fliegen jetzt an ihre Positionen. Der Hüter von Pfützensee, Tyrell, hat gerade seine Stellung an den Ringen eingenommen, während sich die anderen Spieler ebenfalls an ihre Plätze begeben. Auf dem Rasen kann ich den Schiedsrichter erkennen, der …“ Jordan hielt kurz inne. „Nein, das ist doch nicht etwa unsere liebe Madam Hooch?“ Der Schiedsrichter winkte. „Ja, sie es! Wer bei ihr nicht das Besenfliegen lernen konnte, liebe Zuschauer, der lernt es nie!“ Die Menge klatschte. Viele waren in Hogwarts zur Schule gegangen und kannten Madam Hooch. „Das Spiel wird jeden Augenblick angepfiffen.“

Der schrille Pfiff hallte durch das Stadion.

„Jetzt geht es los, der Ball ist in der Luft. Pfützensee schnappt sich den Quaffel als Erstes. Hey, Babtunde: Ich liebe deine Rastalocken!“ Lee fuhr sich mit einer Hand durch die eigenen. „Babtunde fliegt unter den verdatterten Zwillingen hindurch auf die Ringe zu. Hält ihn denn niemand auf? Die erste Prüfung für Ron! Der Jäger täuscht, wirft und ...“ Ein kurzer Moment der Spannung trat ein. „Ron schlägt den Ball zurück zu Draco“, die Menge klatschte, „der jetzt im Ballbesitz sofort von den generischen Spielern attackiert wird. Gunnar torpediert ihn mit einem Klatscher und ...“, Fred hielt die schwarze Eisenkugel auf, „daneben!“

Von der Tribüne aus fieberte Lucius mit, auch wenn er es niemandem zeigen wollte. Andererseits wusste er, dass jeder seine Augen auf das Spiel gerichtet hatte und nicht auf ihn.

Der Moderator war wieder zu hören.

„Draco kann sich nur mühevoll auf dem Besen halten. Er wird von den Jägern Agnes und Babtunde in die Mangel genommen. Doch da kommt schon Ginny unter Draco angeflogen? Und … Was ist das?“ Das Manöver hatte Jordan noch nie gesehen. „Draco lässt den Quaffel einfach fallen, Ginny fängt ihn auf. Oho, das war knapp daneben! Der Klatscher hätte sie beinahe erwischt und vom Besen gefegt. Na Harry, schon den Schnatz erblickt? Wie es aussieht, noch nicht. Jetzt gibt Ginny den Ball an Oliver ab, der damit zum Angriffsziel wird.“

Oliver, dicht gefolgt von der Treiberin Miranda und dem Jäger Tales, sauste in einem Affenzahn an der Tribüne vorbei, auf der Hermine saß. Vor Spannung hielt sie sich eine Hand vor den Mund. Die Lautsprecher dröhnten und Lees Stimme war wieder zu hören.

„Ein Pass von Oliver an Draco und wieder zurück an Oliver, der den Quaffel Ginny zuwirft, die ihn durch die Beine des Hüters Tyrell schlenzt, direkt durch den untersten Ring.“

Ein Glockenschlag ertönte. Hogwarts hatte den ersten Punkt gemacht. Die Menge tobte, doch der Jubel war nur von kurzer Dauer.

„Jetzt folgt der Konter der Profis: Ein Pass und ein Tor für Pfützensee.“ Lee hielt inne. „Nein, das kann nicht sein: Gleich noch einmal! Ron wurde zweimal erfolgreich angetäuscht. Zwei Tore für Eintracht Pfützensee durch Babtunde und Agnes.“

Die Zuschauer stöhnten enttäuscht, selbst Hermine hielt sich nicht zurück und schnaufte entrüstet über die beiden Tore. Severus beugte sich zu ihr hinüber und sagte leise: „Das ist der Nachteil, gegen Menschen zu spielen, die einem vertraut sind. Die kennen Mr. Weasleys Schwächen und nutzen das aus.“
„Ron hätte das wissen müssen! Jetzt liegt Eintracht Pfützensee doch tatsächlich vorn.“
„Sie wissen, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Warten wir ab. Bisher hat keiner der Sucher den Schnatz entdeckt. Oder beide halten ein Nickerchen in zwanzig Metern Höhe?“
„Harry bestimmt nicht“, verneinte sie lächelnd, „er lernt aus seinen Fehlern.“

Nach gut einer Stunde konnte Draco einen Ausgleich mit einem Treffer erzielen, den er, durch eine Pirouette mit dem Besen getarnt, durchs linke Tor warf, während der Hüter Tyrell das rechte schützte, weil er nicht ahnen konnte, wo der Ball nach Dracos Drehung landen würde.

Die Zuschauer pfiffen und jubelten, sogar Lucius klatschte zwei-, dreimal ungesehen in die Hände, erntete dafür von Narzissa einen Kuss auf die Wange.

Das Spiel wurde härter. Lee kommentierte viel hektischer als zuvor.

„Hey, nicht rempeln“, donnerte Lees Stimme über den Sonorus. Der erste Foulversuch des Treibers Gunnar, der mit seinem Schläger angeblich versehentlich auf Georges Besen geschlagen hatte, wurde vom Publikum auf der Stelle mit einem Pfeifkonzert sondergleichen quittiert. Madam Hooch holte entsprechende Sportler auf den Boden und diskutierte.

Severus hielt sich derweil ein Ohr zu, während Hermine neben ihm mit Hilfe eines Kreises, den sie aus Daumen und Zeigefinger geformt hatte, so laut pfiff, dass Hagrids übergroßer Teekessel vor Neid erblassen würde.

„Himmel! Hermine“, kam es nicht von Severus, sondern von Remus, der sich nicht rechtzeitig das Ohr zugehalten hatte.
„Was?“, fragte sie unschuldig. „Das war ein Foul! Da muss man pfeifen.“
„Mein Trommelfell pfeift jetzt von ganz allein.“
„Versuch es doch auch mal! Du machst einfach so“, sie formte wieder einen Kreis und wollte sich die Finger gerade in den Mund schieben, da hielt Remus stoppend eine Hand in die Höhe.
„Ich kann das nicht. Konnte ich nie, schon früher nicht.“
„Dann nimm vier Finger, das ist einfacher.“ Sie hatte bereits jeweils Zeige- und Mittelfinger gestreckt, da hielt sie diesmal Severus auf.
„Sie könnten sich auch einfach die ganze Faust in den Mund stecken und kräftig ausatmen. Irgendein Geräusch wird dabei schon entstehen.“ Er blickte sie mit einem schelmischen Grinsen an. „Woher hat sich eine Dame wie Sie nur solche Manieren abgeguckt.“
Sie hob und senkte die Schultern. „Wenn man so oft mit den Weasley-Jungs zu tun hat, hat man im Nu sein Pfeif-Diplom in der Tasche. Möchten Sie auch eines?“ Ihre Augen glitzerten frech.
„Ich pfeif drauf“, gab er trocken zurück.

Während Madam Hooch weiterhin den Tatbestand des Foulversuchs diskutierte, war Harry noch immer dabei, den Schnatz ausfindig zu machen. Er war langsam ums Spielfeld geschlichen, doch der goldene Ball wollte sich ihm nicht zeigen. Gleichzeitig behielt er Deimos, den gegnerischen Sucher, im Auge, der wiederum ihn nicht aus den Augen verlor. Wenn man schon den Schnatz nicht finden könnte, müsste man beobachten, ob der anderen ihn erspäht hatte.

Ein Pfiff von Madam Hooch und das Spiel ging weiter. Deimos zischte plötzlich in eine bestimmte Richtung ab und Harry sofort hinterher. Hermine sprang von ihrem Platz auf, um besser sehen zu können.

„Ich glaube, Harry hat den Schnatz gesichtet!“, verkündete sie, so dass wirklich jeder auf der Tribüne seine Augen auf den Sucher von Hogwarts richtete.

Fehlalarm. Deimos hatte Harry zum Narren gehalten und wollte mit dem Manöver nur seine Reaktionen testen, seine Stärken und Schwächen herausfinden. Der Schnatz war noch immer weit und breit nicht zu sehen. Harry befürchtete schon, Rolanda hätte ihn aus Versehen gar nicht ins Spiel gebracht.

Mit einem Male vernahm Harry ein knackendes Geräusch unter sich und blickte an seinen Beinen herab. Er musste hilflos mit ansehen, wie der Besen von Fred – oder war es George? – von einem Klatscher getroffen zerbarst und einer der Zwillinge gen Boden trudelte. Er hatte nicht mitbekommen, was geschehen war, aber die Zuschauer und vor allem der Kommentator hatten es genau gesehen.

Lee war nicht mehr zu bremsen.

„Foul! Foul! Foul!“, donnerte es über das Spielfeld, doch Madam Hooch winkte ab und ließ weiterspielen, da sich der Quaffel im Besitz der Mannschaft aus Hogwarts befand. Die beiden Treiber von Eintracht Pfützensee, Gunnar und Miranda, schlugen sich jedoch für den gelungenen Spielzug im Flug die Keulen aneinander. Lee erklärte den Zuschauern, was geschehen war.

„Georges Besen wurde erst von einem Klatscher getroffen, was laut der Spielregeln zulässig ist, aber danach kam Gunnars unerlaubter Streich mit dem Schlagholz, der den Besen brach. Nicht umsonst nennt man ihn den ‘Berserker der Lüfte‘, nicht wahr, Gunnar?“ Man hörte, dass Lee wütend über Madam Hooch‘ Entscheidung war. Von dem heutigen Spiel hatte sich jeder ein faires erhofft, aber so war es nun einmal beim Quidditch. Manch ein Spieler konnte nicht widerstehen, unerlaubterweise Vorteile zu erzielen, aber dafür gab es den Schiedsrichter, der das regeln sollte. Außerdem machten solche unerwarteten Situationen das Spiel nur noch spannender.

Bis George mit einem neuen Besen wieder ins Spiel einsteigen konnte, war das Hogwarts-Team für die nächsten Minuten in der Unterzahl, was Eintracht Pfützensee natürlich ausnutzte und Ron gnadenlos drei Bälle hintereinander ins Tor jagte.

Pfützensee führte mit 160 zu 120 Punkten, doch die Schulmannschaft steckte nicht auf. Draco, Ginny und Oliver sorgten für insgesamt 150 Punkte für Hogwarts, was die Menge zum Jubeln brachte. Selbst Hermine schrie, und das überaus schrill.

Draco, jetzt in Ballbesitz, blickte kurz über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass die Verfolger an ihm klebten und von Oliver und Ginny keine Notiz nahmen, während die Zwillinge mit ihren Klatschern seine Verfolger attackierten. Dann machte er plötzlich eine 180º Wendung und riss die Arme hoch. Er hatte den Quaffel gar nicht. Den hatte er längst ungesehen an Ginny abgegeben, die ihn an dem Hüter vorbei durch den Ring werfen wollte, doch Tyrell rammte sie kurz vor ihrem Wurf. Ginny stieß gegen das Tor, fiel mit dem Ball unterm Arm hindurch und verlor ihren Besen. Sie stürzte zusammen mit Quaffel nach unten.

„Oh mein Gott“, schrie Hermine aufgeregt und sprang erneut von ihrem Sitz, nur um zu sehen, dass Ginny den Ball von sich weg warf und sich im Fall ihren Besen schnappte. Im ersten Moment war Hermine erleichtert, im zweiten rasend vor Wut. „Das war ein Foul! Er hat sie gerammt!“ Fred flog gerade an ihrer Tribüne vorbei, so dass sie ihm lauthals hinterherrief: „Gib ihm eines auf die Nüsse, Fred!“

Hermine setzte sich noch immer erzürnt auf die Bank zwischen Severus und Remus. Remus konnte sich wegen Hermines leidenschaftlicher Äußerung ein Grinsen kaum verkneifen, während Severus, der sich an etwas erinnert fühlte, in seine Tasche griff.

Kurz darauf hielt er ihr eine Tüte entgegen und sagte: „Wo Sie gerade von Nüssen sprachen …“

Sie murmelte ein Danke, war vom weiteren Spielverlauf so eingenommen, dass sie ihn nicht einmal ansah, als sie die Tüte entgegen nahm; deswegen auch nicht sein ungewohnt mildes Lächeln sehen konnte. Es war jedoch Remus, der es bemerkte.

Lee kommentierte das spannende Spiel weiter. „Draco hat den Quaffel – diesmal aber wirklich! Wir haben Gleichstand. Na, hat einer den Schnatz gefunden?“ Man konnte direkt hören, wie Lee lächelte.

In diesem Augenblick flog der Schnatz direkt neben Draco auf gleicher Höhe, und aus den Augenwinkeln konnte er den Sucher von Pfützensee ausmachen, der schnurstracks auf ihn zugeschossen kam. Draco erinnerte sich daran, was Ron gesagt hatte. Deimos würde waghalsig fliegen und es stimmte, denn der Sucher der gegnerischen Mannschaft kam in hohem Tempo geradewegs auf Draco zu und schien davon auszugehen, dass er ausweichen würde.

Die Situation hatte Harry sofort erkannt und war seinerseits auf dem Weg, den kleinen goldenen Ball zu fangen. Mit ihm würde er das Spiel entscheiden. Der Ball war jedoch schneller, viel schneller als die Schulbälle, mit denen er geübt hatte. Der Schnatz entwischte beiden Suchern, wenn auch nur um Haaresbreite.

Wie der Wind fegte Harry direkt neben Deimos hinter dem Schnatz her. Mit einem Male, und es erschreckte ihn nicht einmal, spürte Harry, wie sich sein Sichtfeld zu verengen schien. Nein, dachte er, verengen war nicht der richtige Ausdruck. Er konnte im nächsten Moment den Schnatz viel deutlicher sehen, aber auch nur deshalb, weil er sich allein auf dem Spielfeld wiederfand. Keine Spieler, keine Zuschauer, kein Lärm. Nichts sorgte für Ablenkung. Da waren manchmal Schatten zu sehen, die Harry einfach umflog.

‘Vielleicht die anderen Spieler?‘, vermutete er, doch er hielt sich an diesem Gedanken nicht lange auf. Momentan gab es nur noch ihn und den Schnatz, der wie ein Juwel verführerisch im Licht der magischen Scheinwerfer funkelte. Er konnte ihn so deutlich sehen wie nie zuvor. Der Ball tauchte abrupt ab und sauste am unteren Ende der Tribüne knapp über dem Rasen hinweg. Mit Hilfe seines Twisters konnte Harry genauso flink und bei voller Geschwindigkeit hinab in Tiefe gleiten, um den Schnatz vom Boden wegzufangen.

Harry streckte seine Hand aus. Nur noch wenige Zentimeter trennten ihn von dem Ball, der das Spiel beenden und Hogwarts den Sieg bringen würde. Es war um ihn herum so still, dass er das leise Surren der goldenen Flügel vernehmen konnte. Als sich seine Finger um den kleinen Ball schlossen, er die Flügel an seiner Haut flattern spürte, rauschte ohne jeden Übergang der frenetische Jubel der Menge in seinen Ohren und die Schatten bildeten sich übergangslos zu den Zuschauern und Spielern zurück.

Er hatte den Schnatz mit Leichtigkeit fangen können, weil er nur noch ihn sehen wollte.

In der großen Halle fand ein kleines Fest statt. Nicht alle waren geblieben, aber so viele, dass die Halle aus allen Nähten zu platzen schien. Viele hielten sich deswegen draußen auf den Gängen auf, um sich über das fantastische Spiel zu unterhalten oder um einfach nur zu plaudern, weil man sich so lange nicht mehr gesehen hatte.

Harry und all die anderen Spieler hatten Zeit gefunden, unter die Dusche zu hüpfen, bevor sie sich ins Getümmel stürzen wollten. Obwohl Harry keine Veranstaltungen dieser Größe mochte, so war ihm doch bewusst, dass er die meisten Gäste persönlich kannte. Die, die er nicht kannte, waren die Eltern, Geschwister und Freunde seiner Freunde.

Im Siegestaumel schwankte Harry mit Ginny an der Hand in den überfüllten Raum und wurde von einem tosenden Applaus begrüßt. Selbst die Verlierer von Eintracht Pfützensee gönnten ihm und seinem Team den Erfolg. Neben Luna waren noch andere Vertreter der Presse vor Ort. Die Creevey-Brüder waren die Fotografen für einen Journalisten von der Morgeneule, Luna selbst war seit einiger Zeit fest bei der Muggelpost angestellt. Mit so einer Presse konnte Harry leben.

Jemand schlug ihm übermütig auf die Schulter. „Das war wie in alten Zeiten!“ Es war Dean, der Harry jedoch nicht für sich allein beanspruchen wollte, sondern für Seamus und all die anderen Platz machte, die dem erfolgreichen Sucher noch das ein oder andere nette Wort sagen wollten.

„Und du bist sicher“, hörte Harry Arthurs Stimme, noch bevor er ihn sehen konnte, „dass du nicht doch Profi-Quidditch spielen möchtest?“
„Nein, lieber nicht“, winkte Harry lächelnd ab. „Gegen den Sucher von Eintracht Pfützensee zu gewinnen war nicht leicht“, log er, denn es war leicht gewesen. Dank seiner Gabe, die sich von einer Sekunde zur anderen eingestellt hatte, war es ihm möglich gewesen, keine ablenkenden Dinge mehr wahrzunehmen. Das Publikum war verschwunden, die anderen Spieler ebenfalls. Mit dieser Ruhe war es Harry gelungen, den Schnatz im Nu ausfindig zu machen und zu verfolgen. Die Schatten, die er während seines Fluges gesehen und umflogen hatte, waren seines Erachtens die anderen Mitspieler gewesen, mit denen er nicht zusammenprallen wollte, nur deswegen waren ihre Silhouetten wahrzunehmen. Seine Aufgabe als Sucher war zu einfach gewesen. Es wäre falsch, diese Fähigkeit beim Profi-Quidditch einzusetzen. Eines wusste Harry aber genau: Er müsste Severus davon erzählen!

Nach einer halben Stunde, die damit verbracht hatte, Glückwünsche und Gratulationen entgegenzunehmen, setzte er sich erschöpft neben George auf eine der Bänke, um eine Kleinigkeit zu essen. Ron hatte bereits zwei Hähnchenkeulen verputzt und griff gerade zur dritten.

„War ein cooles Spiel!“ Georges Aussage konnte Harry nur zustimmen. Es hatte verdammt viel Spaß gemacht. Aber zu wissen, dass es eine Seltenheit war, mit all seinen Freunden spielen zu können, ließ ein wenig Wehmut aufkommen.
„Das müssen wir irgendwann nochmal machen“, schlug Fred nicht sehr ernst vor, denn er schien ebenfalls zu wissen, dass allein schon Rons und Olivers Zeitplan das nicht zulassen würde, wenn die Saison erst einmal begonnen hätte.
„Womit habe ich das eigentlich verdient? War das ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk oder so?“, wollte Harry wissen.
Mit vollem Mund schüttelte Ron den Kopf, doch er wartete, bis er geschluckt hatte, bevor er erklärte: „Nur so, Harry. Wir haben es nie geschafft, uns mal zu treffen, also habe ich das vorausschauend planen müssen, damit auch wirklich jeder Zeit hat.“
„Danke!“ Jeden blickte Harry einmal an. „Danke euch allen. Das war wirklich fantastisch!“
Sich in der großen Halle umblickend fragte Ron: „Wo ist eigentlich Hermine?“

Die stand mit Severus in einer schattigen Ecke und diskutierte.

„Warum wollen Sie jetzt schon gehen? So eine Siegesfeier gehört doch mit dazu, Severus.“
Er verzog das Gesicht und blickte sich um, doch bevor er ihr seine Meinung sagen konnte, hörte man die Stimme von Sirius, der zustimmte: „Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Feier noch ein bisschen.“ Solche Worte aus seinem Mund waren nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich war nur, dass er sie an Severus gerichtet hatte.
Auch hier kam Severus nicht dazu, sich zu äußern, denn Hermine nörgelte: „Bleiben Sie noch ein bisschen. Sie brauchen auch keine Angst haben, dass heute getanzt wird.“
In diesem Moment hörte man Albus‘ Stimme, die per Sonorus ankündigte: „Liebe Gäste, zur Feier des Tages hat sich die Musikgruppe von Hogwarts bereiterklärt, gegen elf Uhr noch in die Tasten zu hauen. Es darf getanzt werden.“
Sirius bemerkte, wie Hermines Augen glitzerten, bevor sie Severus flehend anblickte. „Tanzen Sie nachher mit mir?“
„Gibt es eine Heilung für Werwölfe?“, schoss er bissig als Antwort zurück.
Die gute Laune ließ sich Hermine, auch wenn es ihr schwerfiel, davon nicht vermiesen. „Aber Sie bleiben noch, ja?“

Sie hatte den gleichen Blick aufgesetzt wie sein Hund, wenn der etwas von seinem Frühstücksschinken abhaben wollte, dachte Severus. Da konnte er auch nie nein sagen.

„Von mir aus“, stimmte er lustlos, geradezu grantig zu.
Sirius schüttelte den Kopf, grinste jedoch in sich hinein. „Komm schon, ein bisschen mehr Stimmung.“
„Was tun Sie eigentlich hier, Black? Die große Halle ist, wie der Name schon sagt, ‘groß‘! Warum stehen Sie nicht woanders herum und erleuchten die Menschen dort mit Ihren Weisheiten?“
„Ich warte auf meine Frau“, erwiderte Sirius breit grinsend.
„Aber ich bin doch hier“, meldete sich Anne zu Wort, „stehe die ganze Zeit hinter dir.“
„Da bist du ja!“ Sirius nahm ihre Hand und legte sie um seinen Arm. „Dann gratulieren wir mal meinem Patensohn. Bis dann, Severus.“ Er nickte Hermine zu. „Schönen Abend noch.“

Hermine blickte Sirius und Anne noch eine Weile hinterher, bevor sie dann Severus betrachtete, der das durchaus mitbekam.

„Zu wem wollen wir uns setzen?“, wollte sie wissen.
„Ich habe es dort gemütlich, wo ich mich gerade befinde.“
„Den ganzen Abend wollen Sie also im Schatten stehen und die Leute beobachten?“
„Sie haben doch sogar davon geträumt, also warum finden Sie es auf einmal ungewöhnlich.“
Hermine seufzte. „Sie sind ein harter Brocken“, murmelte sie.
„Was haben Sie eben gesagt?“, zischte er sie von der Seite in einem Ton an, der verriet, dass er sie verstanden haben musste.
„Ich sagte …“
„Dann setzen wir uns eben irgendwo hin. Gehen Sie vor!“, befahl er ihr missgelaunt.

Störrisch verhielt sich auch Lucius, der eine ähnliche Unterhaltung mit seiner Frau führte.

„Wieso müssen wir noch bleiben?“, fragte er unschuldig. „Das Spiel ist vorbei.“
„Weil wir unseren Sohn feiern möchten, Lucius. Wir beide!“ Ihren Worten konnte er entnehmen, dass er heute im Gästezimmer nächtigen müsste, sollte er jetzt wiedersprechen.
„Nun gut“, resignierte er. „Dort ist er, gehen wir hin und tätscheln ihm ein wenig den Kopf.“
„Lucius, sei nicht so“, beklagte sie sich.
„Wie wollt Ihr mich denn sonst haben? Ich spiele doch schon den gut erzogenen Hund, den ihr an der kurzen Leine führt.“

Von seinen Worten gekränkt blickte Narzissa ihn traurig an, bevor sie sich von ihm entfernte und sich ohne ihn ins Getümmel stürzte. Er blieb seufzend zurück und fühlte sich nun eher wie ein ungeliebtes Haustier, das man ausgesetzt hatte. Ruhig blickte sich Lucius in der großen Halle um. Er bemerkte einen ehemaligen Kollegen aus dem Ministerium, Mr. Diggory. Sollte er zu ihm hinübergehen und das Wort an ihn richten, würde er sicherlich mit einer Ohrfeige rechnen müssen, also blieb Lucius an Ort und Stelle, ließ derweil seinen Blick wandern.

Da saß Potter mit Draco an einem Tisch und die beiden verstanden sich prächtig, machten Scherze und lachten laut. Lucius schnaufte. Dass das einmal möglich sein würde, hätte er niemals im Leben gedacht. Etwas weiter weg stand Black, den Narzissa nach Lucius‘ Geschmack gerade ein wenig zu innig herzte. ‘Was war Black eigentlich für ihn?‘, fragte sich Lucius. Er kam nicht drauf, so sehr er sich auch anstrengte. ‘Der Cousin meiner Gattin ist für mich was?‘ Angewidert verzog Lucius das Gesicht. Black war nur angeheiratet, so viel stand fest. So wichtig war er nicht, um sich mit ihm zu befassen. Es war schlimm genug, dass Draco für Black einen Neffen zweiten Grades darstellte.

„Was ziehst du für ein Gesicht?“, hörte Lucius eine bekannte Stimme fragen. Severus hatte sich ihm genähert. Hermine hatte sich ins Getümmel gestürzt, um Sitzplätze zu suchen.
„Ach nichts.“
„Willst du dich nicht mit jemandem unterhalten?“, stichelte Severus. „Hast doch sonst immer deine Fühler nach Informationen ausgestreckt.“ Von Lucius erhielt er einen zurechtweisenden Blick, aber bei dem blieb es. „Sieh mal“, machte Severus ihn auf die Tür aufmerksam, „wenn das niemand ist, mit dem du dich unterhalten kannst.“

Lucius drehte sich um und sah Pansy Parkinson, die Tochter eines seiner ehemaligen Geschäftspartner, mit Hilfe eines edlen Gehstockes in die große Halle humpeln. An ihrer Seite bemerkte er einen jungen dunkelhäutigen Mann und ein kleines Mädchen mit schwarzen Locken und großen Augen.

„Was ist denn mit ihr geschehen?“, fragte Lucius, obwohl er genau wusste, an was Pansy gelitten hatte. Schwester Marie war so freundlich gewesen, ihn indirekt in die gesundheitliche Problematik einzuweihen, so dass er an ‘Schlafes Bruder‘ erinnert worden war, was er Marie mitgeteilt hatte.
„Frag sie selbst. Sie wird viel zu erzählen haben.“

Der Aufforderung kam Lucius nach. Mit Pansy hatte er damals nie Probleme gehabt, wenn sie mit ihren Eltern bei ihm zu Besuch gewesen war. Er hatte sie immer als Lieblingsschwiegertochter betrachtet, doch auch wenn dieser Traum längst zerplatzt war, hielt ihn nichts auf, sie zumindest zu begrüßen.

Aus nächster Nähe beobachtete Severus das Zusammentreffen. Kaum hatte sich Lucius vor der jungen Frau aufgebaut, wich sie erschrocken einen Schritt zurück. Trotz ihrer offensichtlichen Skepsis schüttelte sie seine Hand, als er ihr sie zur Begrüßung reichte.

„Miss Parkinson, guten Abend“, säuselte er galant.
„Mr. Malfoy“, brachte sie nur gezwungen hervor, „was für eine Überraschung.“ Blaise, der schützend einen Arm um Pansy gelegt hatte, beobachtete jede Regung von Lucius ganz genau. „Wie geht es Ihrem Herrn Vater?“
„Der …“ Pansy schien verlegen. „Der erholt sich im Krankenhaus.“
„Oh, wie bedauerlich. Wünschen Sie ihm von mir eine gute Genesung.“ Sein Blick fiel auf ihre Gehhilfe. „Und darf ich mich nach Ihrem Wohlbefinden erkundigen?“ Sein Tipp mit den abartigen Forschungen seiner Schwägerin war man offenbar nachgegangen, sonst würde Pansy noch immer scheintot im Mungos liegen.
„Es geht schon wieder, danke der Nachfrage. Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden?“

Lucius ließ nicht zu, dass sie ihn so kühl abwies und drängte ihr eine Unterhaltung auf. Sie war es ihm schuldig, sich mit ihm zu befassen. Immerhin hatte sie von ihm damals eine Menge Süßigkeiten und Spielzeug erhalten, wenn sie in Malfoy Manor zu Gast gewesen war. Sein Blick fiel auf das kleine Mädchen.

„Und was bist du für ein kleiner Engel?“, sprach er das Mädchen an.
„Ich heiße …“, wollte sie antworten, doch ihr Vater legte eine Hand auf ihre Schulter, so dass sie auf der Stelle verstummte. Zu gut erinnerte sie sich an das, was ihr Vater ihr beigebracht hatte, nämlich dass böse Männer mit einem Namen schlimme Dinge anstellen konnten. Gekränkt blickte Lucius auf. „Mr. …?“ Er kniff die Augen zusammen. „Sie kommen mir bekannt vor.“
Kühl offenbarte Blaise: „Ich war im gleichen Jahrgang wie Ihr Sohn.“
Dann fiel es Lucius ein. „Ah, Mr. Zabini, nicht wahr? Wie geht es Ihrer reizenden Mutter?“

Blaise strafte Lucius mit einer ausbleibenden Antwort, die die Situation unangenehm machte. Draco näherte sich ihnen und es war Lucius nicht ganz klar, ob sein Sohn ihn oder die junge Familie aus dieser Peinlichkeit erlösen wollte.

„Hallo Pansy, Blaise“, Draco nickte den beiden und dem Kind zu. „Tracey und Kevin sind auch hier. Dort drüben.“ Ungenau deutete Draco in eine Richtung, die die kleine Familie sogleich ansteuerte.

Gern hätte Lucius gefragt, warum Miss Parkinson ihm gegenüber so abweisend war, doch er konnte es sich denken. Das Thema wechselnd lenkte er das Gespräch auf das Spiel.

„Du hast gut gespielt, Draco.“
Sein Sohn nickte. „Ich habe viel geübt. Ich bin der Kapitän der Slytherin-Mannschaft.“
Von dem Stolz, der in ihm aufkam, nur beinahe überwältigt, zollte Lucius viel zu distanziert seinen Respekt: „Alle Achtung, das hätte ich nicht erwartet. Deine Mutter ließ verlauten, es gäbe wenig Schüler, die in dein Haus sortiert wurden?“
„Richtig, deswegen musste ich Spieler aus den anderen Häusern fragen, denn wir in Slytherin waren zu wenige für eine Mannschaft.“
„Ah“, machte Lucius, dem ansonsten die Worte fehlten.

Die Observation von Lucius war Severus längst zu langweilig geworden. An den Wänden entlang schlich er unauffällig umher, um die Leute zu beobachten. Er kam an einer Gruppe junger Leute vorbei, die sich um Viktor Krum geschert hatten. Zweifelsohne handelte es sich bei ihnen um Bewunderer, dachte Severus. Als Krum ihn bemerkte, hielt er mit seinem Gespräch inne und zeugte Severus seine Wertschätzung mit einer halben Verbeugung, die Severus erstaunt mit einem Nicken erwiderte.

Severus kam an einem der Jäger von Pfützensee vorbei, der sich bei Ginny gerade für den Schubs durch das Tor entschuldigte, was sie jedoch lapidar abwinkte, bevor sie mit Tales anstieß. Ein wenig weiter stand Gunnar neben einem der Zwillinge, den er vorhin noch unfair vom Besen geholt hatte, doch jetzt unterhielten sie sich hitzig über das Spiel – von Feindseligkeit keine Spur.

Am Kamin vorbei ging Severus leise an den vielen Menschen vorbei, traf dabei auf Harry, der mit Colin und Luna sprach. Er schien ein Interview zu geben, aber eines, das er ausnahmsweise gern zu geben schien. Colin schoss ein Foto und verschwand, doch Luna verweilte noch bei ihm. Severus blieb stehen, weil er den Namen Voldemort vernommen hatte. Er ahnte, dass sich Harrys Unterhaltung nicht mehr nur um Quidditch drehte. Er hörte zu.

„Als wir gewonnen haben“, Harry strahlte über das ganze Gesicht, „war das ein ähnliches Gefühl wie das, als ich Voldemort besiegt habe. Natürlich kann man beide Situationen überhaupt nicht miteinander vergleichen. Ich meine auch nur das Gefühl.“ Luna nickte verträumt, als sie ihm zuhörte. „Dieser Frieden, diese innere Ausgeglichenheit – das war heute ganz genauso wie damals, nachdem ich den Kampf für uns entschieden habe.“
„Du hast nie erzählt“, Luna legte ihren Kopf schräg, „wie du Voldemort besiegen konntest. Was für ein Zauber war das?“

Geduldig wartete sie auf seine Antwort, doch die zu geben schien schwer. Harry fuhr sich durch die wirren Haare.

„Ich weiß es nicht. Albus hat mir erklärt, wie es theoretisch gewesen sein könnte; dass Voldemort meine Magie einfach nicht ertragen konnte, aber ob das stimmt, kann ich nicht sagen.“ Er atmete einmal kräftig durch. „Ich hatte nur meinen Zauberstab in der Hand“, Harry tat so, als würde er seinen Stab halten, „und hab einfach ‘so‘ gemacht.“

Mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Handgelenk heraus ahmte er den Schwung nach, den er damals bei Voldemort angewandt hatte. Weder er noch Luna rechneten damit, dass ein goldener Lichtball, fast gleichgroß wie ein Schnatz, sich aus Harrys Hand löste und in hoher Geschwindigkeit davonsauste.

Diese unerklärliche magische Aktivität blieb vor all den anderen Gästen verborgen, so schnell ging alles. Nur der Zaubertränkelehrer in der Nähe wurde sich dieser mysteriösen Begebenheit gewahr, denn er war es, der keine Zeit mehr fand zu reagieren.

Die goldene Magiekugel traf auf Severus‘ Brust und verschwand in seinem Körper.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Lily Luna
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Re: Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit (186)

Beitrag von Lily Luna »

Hi Muggelchen,

Nein, 30 Kapitel werde ich wohl nicht schaffen, aber das macht nichts (ich habe ja Zeit...)
Seit ich deine Geschichte lese, muss ich sehr viel über die Handlungsstränge nachdenken und finde deine FF fast noch besser als den Originalband 7 (könnte allerdings auch daran liegen, dass ich den zu oft gelesen habe). Kennst du eigentlich den 7. Band? Hast du dann auch daraus Dinge mit einbezogen?

Wenn ich diese spitzen FF irgendwann (ich hoffe ja immernoch auf nächste Woche) durch habe, werde ich mir bei hpffa mal deine anderen FFs angucken und auch dazu fleißig Reviews schreiben :)

Ich bin jetzt bei Kapitel 100 und möchte zu den Vorrangegangenen kurz was schreiben.
Das mit Anne ist echt heftig und ich hoffe mal, dass da nicht noch irgendwelche Komplikationen entstehen. Narzissa tut mir einfach nur leid, weil sie jetzt erfahren musste, wie sie all die Jahre zuvor mit ihrer Schwester oder anderen Familienmitgliedern umgegangen ist.
Darf ich eine Vermutung anstellen? Kann es sein, dass Ollivander mit seiner Bemerkung Severus sollte wiederkommen wenn er mehr Farbe hat, indirekt (vielleicht auch unwissentlich) auf die Magiefarben von Sev anspielt? Ahnt Snape irgendwie, dass evtl. etwas mit seiner Magie nicht stimmt bzw, dass etwas in ihm sich stark verändert hat?
Das "Pairing" Severus/Hermine finde ich einfach toll, weil durch deine Geschichte und durch die Handlungen, die du beschreibst, passen die beiden einfach toll zusammen.
Der Vorfall in Aberdeen ist echt heftig. Wenn ich an Harrys Stelle gestanden hätte, hätte ich womöglich mein zukünftiges Ich ausgelöscht... Aber er ist einfach echt cool geblieben! *schwärm*
Mal abgesehen davon. Die Idee, dass Fawkes nicht zu Albus zurück kehrt, weil er etwas schwarzmagisches getan hat interessiert mich echt. Hoffentlich kann ich morgen dazu mehr lesen :)

Um nochmal auf Wobbel zurück zu kommen: Ich finde trotzdem, dass er Dobby ähnelt, weil er genau den gleichen "Süßheitsfaktor" hat xD.


Wahrscheinlich schreibe ich morgen noch kurz was :)
LG und :gutenacht: Lily Luna

ps: Du hast ganz definitiv einen neuen Fan guck doch mal in meine Signatur :)




//Review vom 12.08.2011 21:15 Uhr

Hi Muggelchen

Auch heute bin ich wieder gefesselt von deiner Geschichte und muss meine Aussagen von gestern fast noch revidieren. Ich finde deine Geschichte als Fortsetzung nach dem sechsten Band tausend mal besser als "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes"!

Ich bin gerade bei Kapitel 115 und freue mich, dass du auch ein wenig aus der Gedankenwelt von Hedwig übernommen hast. Den Seitenhieb auf Snape (er hat sie nie gestreichelt = sie überbringt keinen seiner Briefe) fand ich schon echt lustig. Die Spannung raubt mir fast den Atem, denn ich will jetzt genau wissen, was das alles auf sich hat mit Albus' und Sirius' Scheintod und Snapes Gefühlswelt. Ich wünschte, ich hätte diese Geschichte als Buch, denn dann wäre ich nur noch am lesen.... :)
Für mich ist deine Fanfiction das selbe wie das Schwarzmagische Buch für Hermine, ich kann einfach nicht aufhören mit einer stetig wachsenden Begeisterung zu lesen. :blumen:

Über wen ich mir zudem viele Gedanken mache ist Lucius. Wird er seine rassistische Haltung noch ändern? Wird er Susan als seine Schwiegertochter anerkennen? Wird er Draco und dessen Kind sehen wollen? Wie werden Narzissa und er miteinander umgehen, nachdem sie sich so lange nicht gesehen haben und beide einen gewissen Wandel durchmachten? Wird er mit der veränderten Haltung seiner Frau gegenüber Tierwesen und Zauberwesen klarkommen?

Severus ist in deiner Geschichte fast noch undurchsichtiger als bei JKR. Es ist verwirrend, wie er sich verändert, aber das ist denke ich nicht nur für den Leser, sondern auch für ihn selbst und für seine Freunde/Bekannte so. Wie ich mir doch wünsche, dass er und Hermine endlich zueinander finden *schwärm*.

morgen werde ich weder lesen, noch schreiben können, aber dafür kannst du dich spätestens Sonntag abend/nacht auf eine seeehr lange Review freuen :)

LG Lily Luna :blumen:
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hallo Lily Luna,

den 7. Band kenne ich nicht, nur die ersten sechs. Den Begriff „Babbelhäschen“ habe ich in meiner FF eingebaut. Gelesen habe ich den Begriff erstmals in einem HP-Lexikon. Eigentlich stammt „Babbelhäschen“ aus „Beedle dem Barden“. In meiner FF ist es der Titel eines Kinderbuchs. Die ersten Kapitel, in der die Endschlacht in Hogwarts stattfindet, waren etwa eineinhalb Monate online, bevor Band 7 in Englisch erschien. Das war Zufall, genau wie z.B. dass Severus in Lily verliebt war – das haben Fans schon früh geahnt, spätestens aber nach Band 5. Das war in meiner FF also auch nicht neu. Aus Band 7 habe ich also nichts einfließen lassen. Es gab aber Leser, die geschrieben haben, diese oder jene Szene wäre sehr ähnlich mit einer aus dem letzten Buch. Das fand ich natürlich sehr interessant. Wenn dir so eine Ähnlichkeit auffällt, dann nenne mir doch bitte das Kapitel oder die Seite aus Band 7, das würde ich nämlich gern nachlesen.

Bei hpffa gibt es übrigens immer ganz nette Schreibwettbewerbe. Also falls du da mal mitmachen möchtest … nur zu. :)

Deine Vermutung mit Ollivander ist nicht unbedingt falsch. Dass Snape selbst bemerkt, dass mit ihm und seiner Magie etwas nicht stimmt, das hast du bestimmt schon in späteren Kapiteln gelesen.

Das Pairing Hermine/Severus ist normalerweise nicht mein Lieblingspaar, aber ich fand, hier passten sie prima zusammen.
Es wird später noch deutlicher, warum Fawkes nicht zu Dumbledore zurückkehren möchte.

Deine Signatur ist ja klasse :) Ich danke vielmals.

Zur zweiten Review:

Da ich den letzten Band nicht kenne, kann ich selbst keine Vergleiche ziehen. In der FF habe ich einige wichtige Dinge nur als Nebensächlichkeit erzählt, z.B. das mit den Horkruxen oder der Sieg über Voldemort. Mir war wichtig zu schildern, wie die Charaktere sich nach dem Krieg entwickeln, wer wem die Hand reicht, was die Regierung anstellt und wie die Situation für jeden einzelnen aussieht. Die Harry-Potter-Bücher erzählten die Geschichte beinahe ausschließlich aus Harrys Sicht, was in der FF nicht der Fall ist.

Aus der Sicht von Hedwig zu schreiben war eine fantastische Möglichkeit, einen Szenenwechsel von Harry zu Hermine darzustellen :) Freut mich, dass dir das so gut gefallen hat.

Über Lucius wird man noch einiges erfahren und ich verspreche, dass es sehr interessant werden wird. Leicht würde es für ihn bestimmt nicht werden, sollte er auf freien Fuß kommen. Narzissa ist nicht mehr die alte und Draco ebenso nicht. Es würde schwer für ihn werden. Lucius ist schon etwas älter, ihn kann man nicht einfach „umerziehen“. Vielleicht öffnet ihm irgendwas die Augen.

Die Veränderung von Severus findet schleichend statt. Du hast Recht, wenn du schreibst, dass nicht nur der Leser das bemerkt, sondern auch Severus selbst. Ich will nichts verraten, daher schreibe ich lieber nichts dazu und warte auf Reviews deinerseits. Vielleicht errätst du, was los ist und was passieren könnte :)

Liebe Grüße
Muggelchen




187 Vierhundert Milliliter




Nachdem die goldene Magiekugel in seinen Körper eingedrungen war, erstarrte Severus zur Salzsäule. Seine Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen, was ihm ein andersartiges Aussehen verlieh; er wirkte fast ängstlich und schien das Schlimmste zu erwarten.

Der Anblick seines Kollegen erschreckte Harry. Was geschehen war, war ihm unbegreiflich. Ohne Stab hatte er sehr ungenau eine Handbewegung nachgeahmt, mit der er damals Voldemort besiegt hatte. Es war nicht einmal ein bestimmter Zauberspruch gewesen, mit der er den selbsternannten Dunklen Lord niedergestreckt hatte und auch eben war keine Silbe über seine Lippen gekommen. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl. Harry war so fassungslos, dass er sich eine Handfläche über den Mund legen musste. Besorgt und ebenfalls vor Schreck gelähmt, blickte er zu Severus hinüber, der sich wiederum eine Hand an die Brust hielt. Mit einem Male geriet Severus ins Wanken. Die steinerne Wand in der großen Halle vereitelte einen Sturz, als Severus‘ Rücken und auch der Hinterkopf mit dem Mauerwerk kollidierte, ihn aber aufrecht hielt.

Entweder war Luna sehr hart im Nehmen oder mysteriöse Ereignisse wie dieses waren fester Bestandteil ihrer eigenen fantastischen Welt, denn sie behielt im Gegensatz zu Harry die Ruhe und ging auf ihren ehemaligen Lehrer zu. Der hatte bereits die Augen geschlossen und atmete schwer. Als Luna eine Hand auf seinen Arm legte, erschreckte er nicht. Seine Augen öffneten sich langsam. Anstatt sie anzusehen, blickte er benebelt in die Menge.

„Professor Snape?“ Sie wiederholte seinen Namen so oft, bis sein Verstand registrierte, dass er angesprochen wurde. „Professor Snape?“ Benommen wandte er seinen Kopf, bis er ihr nicht sorgenvolles, sondern sanftes Gesicht erblickte. Die Farbe ihrer Augen und die Sanftheit, die sie verbreiteten, erinnerten ihn an Weidenkätzchen. Trotzdem sein Scharfsinn durch den Vorfall mit dem Magieball noch betrübt war, war ihm ihr verzückter Blick nicht entgangen, als sie seine Augen begutachtete. Sie begann zu lächeln und eröffnete ihm leise gesprochen: „Es sieht aus, als wäre die Sonne durch die Wolken gebrochen.“

Was das zu bedeuten hatte, war ihm bewusst. Dennoch wandte er seinen Blick nicht beschämt von ihr ab. Noch zu umnachtet war sein klarer Verstand, den er sonst dazu benutzt hätte, sie mit verachtenden Worten zurechtzuweisen, bevor er aufgebracht den Raum verlassen würde. Ihr stand ins Gesicht geschrieben, dass sie sich aus für ihn unerklärlichen Gründen darüber freute. Erst als er zu Harry hinüberschaute, dessen Augen kurz davor standen, aus ihren Höhlen zu treten, da spürte er es: diese dumpfe Gefühl, als er an die Mutter seines jungen Kollegen denken musste. Jetzt war es notwendig, den Blick abzuwenden, denn die Erinnerung schmerzte ihn.

Nach und nach wurde Severus sich darüber bewusst, wo er sich befand und was eben geschehen war. Die vielen Menschen schienen nichts von dem mysteriösen Energiestoß bemerkt zu haben, denn sie feierten ausgelassen weiter. Eines fiel Severus sofort an sich auf, doch er wusste nicht, ob er diese Veränderung positiv oder negativ auslegen sollte. Beim Anblick bestimmter Dinge in diesem Raum war er nicht mehr empfindungslos. Das viele Essen in der großen Halle erinnerte ihn an die eigene Schulzeit und an seine jugendliche Vorliebe für Palatschinken. Sein Blick fiel auf Pomonas Kräuterkundelehrling. Es war ein unangenehmes Gefühl zu wissen, dass der sich einmal vor ihm gefürchtet hatte.

Neville erkämpfte sich gerade einen Weg durch die Menge zu Harry, doch der blickte noch immer Severus an; war völlig handlungsunfähig.

„Geht es Ihnen gut?“, hörte Severus die Stimme der jungen Frau, die noch immer an seiner Seite stand. Severus nickte ihr zu, bevor er sich von der Wand abstieß, um ihr zu zeigen, dass er auf beiden Beinen stehen konnte. Derweil hatte Neville den Sucher von Hogwarts erreicht und sprach ihn an, aber es schien so, als würde Harry nichts von all dem hören, was Neville ihm zu sagen hatte. Bevor Harry noch die Möglichkeit bekam, ihn anzusprechen, ergriff Severus die Gelegenheit, um den Rückzug anzutreten. Zu viele Empfindungen auf einmal machten sich in ihm breit. Besonders der Anblick von Black appellierte an seinen sonst immer unterdrückten Fluchtreflex.

Den gleichen Weg, den er gekommen war, ging Severus zurück, traf dabei nochmals auf Viktor Krum, der in ihm eine wenig erfreuliche Assoziation zu Igor Karkaroff weckte. Er bemerkte auch Sibyll in der Nähe, weswegen sich sein Magen drehte – nicht wegen ihrer Person, sondern aufgrund der Erinnerung an die Prophezeiung, die er damals belauscht hatte. Schuldgefühle waren die wohl qualvollsten aller Gefühle. Bevor ihn all die emotionalen Einflüsse überwältigen würden, wollte er die große Halle verlassen. Sein Schritt wurde schneller, aber auch holpriger. Mit einer Hand tastete er sich beim Gehen an der Wand entlang und blickte dabei zu Boden, um nicht noch mehr Sinnesregungen ausgesetzt zu sein. Als er einmal aufblickte, um an einigen Menschen vorbeizuschleichen, fiel sein Blick auf Albus. Die Hilfe, die er von seinem alten Freund erhalten hatte, eine zweite Chance, drängte sich in den Vordergrund. Der sofort einsetzende Rückblick in vergangene Tage, nur diesmal mit allerlei ergreifenden Empfindungen verknüpft, die er sonst stets hatte nüchtern betrachten können, brachte ihn ins Wanken. Bevor er fallen konnte, hielt er sich an der nächst besten Person fest.

Erschrocken über die plötzliche Last auf seinen Schultern drehte sich Remus um und griff aus einem Reflex heraus zu, um der Person Halt zu geben. Es war Severus gewesen, der sich hörbar atmend festhielt. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet, sein Gesicht leichenblass. Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Severus, was ist los?“ Gleich nach dieser Frage stemmte sich Severus von ihm weg. Er schaute ihn noch immer nicht an, blinzelte nicht ein einziges Mal, sondern hielt den glasigen Blick auf den Boden gerichtet. „Severus?“

Es war Severus unerklärlich, warum er Sorge in Remus‘ Stimme vernehmen konnte und noch weniger konnte er begreifen, warum ihn das berührte.

Mit wackligen Beinen hatte Severus seinen Weg fortgesetzt, wurde aber skeptisch von Remus beäugt, der ihm die ganze Zeit hinterherblickte.

Nahe an der Tür stand Draco, der sich mit Susan unterhielt.

„Mutter sagte, du wärst auf der falschen Tribüne gewesen?“
Wortlos gab sie ihre Verwechslung zu. „Der Babysitter ist zu spät gekommen – ich natürlich zum Spiel auch“, erklärte Susan, „und Pfützensee war schon draußen. Ich wollte nichts verpassen und da habe ich die nächst beste Tribüne genommen. Es war die der Weasleys. Von dort konnte ich alles sehr gut sehen.“
„Die Hauptsache ist, dass du da warst und mich hast fliegen sehen.“

Draco nahm ihre Hand, ließ aber sofort von ihr ab, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck wahrnahm. Sie blickte an ihm vorbei, so dass er sich umdrehte. Fast im gleichen Moment fühlte er eine schwere Hand auf seiner Schulter. Severus war bei ihm und schnaufte, als hätte er den Weg von der großen Halle bis hoch in Trelawneys Klassenzimmer und wieder zurück überwinden müssen. Mindestens die Hälfte des Gewichts seines Paten lastete auf ihm. Dass es Severus nicht besonders gut ging, konnte man gar nicht übersehen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Draco, obwohl offensichtlich war, dass dem nicht so sein konnte.
„Bring mich auf mein Zimmer.“

Die Worte klangen so verletzlich, dass Draco zu Susan hinüberschaute und ihr mit einem Blick zu verstehen gab, dass er der Aufforderung seines Paten nachkommen würde. Severus ließ von seiner Schulter noch immer nicht ab. Das Gegenteil war der Fall, denn er stützte sich mehr und mehr auf ihn, so dass er selbst keinen sicheren Gang aufwies. Langsam, so dass es so aussah, als würde Draco sich gemütlich mit Severus, der ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, unterhalten, näherten sie sich der Flügeltür der großen Halle.

Mindestens achtzig Menschen befanden sich zwischen Severus und Harry. Harry stand noch immer neben Neville und bekam nicht mit, was sein Freund ihm sagte. In Gedanken wiederholte er ständig, was eben geschehen war und er fragte sich, wie es dazu hätte kommen können, warum das erst jetzt geschehen war und nicht schon vorher. Er befürchtete, er hätte womöglich Severus umgebracht, auch wenn der gerade seelenruhig von dannen gezogen war. Es stellte sich ihm die Frage, ob ein Zauber, der bei Voldemort zum Tod geführt hatte, bei Severus ähnliche Auswirkungen haben könnte. Für Severus‘ Ableben wollte er auf keinen Fall verantwortlich sein. Harry hatte genau solche Angst wie damals zu Kriegszeiten, als die Lage ungewiss war und niemand mit Sicherheit sagen konnte, ob man während eines Gefechts einen Freund verloren hatten oder nicht. Schon bei dem Gedanken daran drehte sich sein Magen um.

„Harry? Ist dir schlecht? Du siehst aus, als müsstest du dich gleich übergeben“, hörte er Neville sagen.
„Ich fühl mich auch so“, brachte er kränklich heraus. „Wo ist Severus?“
Hilfsbereit hielt Neville Ausschau, musste aber nach einer Weile feststellen: „Keine Spur von ihm. Sonst ist er immer in Hermines Nähe, aber die hockt bei Ginny und den Zwillingen.“ Harry bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen, was Neville erschreckte. Er hatte Harry damals häufig erlebt, wenn der am Ende zu sein schien und genauso wirkte er jetzt. „Harry?“

Harry zitterte wie Espenlaub. Seine Magie hatte ihm einen Streich gespielt und sich verselbstständigt. Das Opfer der unüberlegten Darbietung seiner Zauberkünste war Severus gewesen.

„Ich glaube“, flüsterte Luna von der Seite, „dass er seine Ruhe braucht.“
„Wo ist er hin?“, wollte er unbedingt wissen, damit er sich selbst davon überzeugen konnte, dass es Severus gut ging. Dafür nahm er sogar in Kauf, von ihm verhext zu werden.
„Ich habe ihn gesehen. Draco begleitet ihn. Er ist also nicht allein.“
„Ich geh zu ihm!“

Schon begann Harry damit, sich durch die Menschenmenge zu wühlen. Wenn er angesprochen wurde, was häufig geschah, entschuldigte er sich und ging einfach weiter, doch schnell kam er nicht voran.

Remus, der weiterhin ein waches Auge auf Severus geworfen hatte, bemerkte schnell, dass Draco mit dem zwar nicht schweren, dafür aber großen Mann überfordert war. Severus und sich selbst konnte er nur mit viel Mühe auf den Beinen halten. Remus entschuldigte sich bei Arthur und Molly, um Draco und Severus zu folgen, die gerade durch die Tür gegangen waren.

„Achtung, Stufen“, warnte Draco, doch Severus hatte es nicht gehört. Zu sehr war er mit seinen Gedanken und Gefühlen beschäftigt, so dass er falsch trat und beinahe gefallen wäre. Nur beinahe, weil sich in diesem Moment von hinten zwei Arme um ihn schlangen.
„Immer langsam mit den jungen Pferden.“ Remus hatte ihn gepackt und spielte bei den Menschen, die sich hier in der Eingangshalle aufhielten, die Situation so hinunter, dass sie denken mussten, Severus hätte womöglich zu viel getrunken. Kaum einer wusste, dass er nie über den Durst trank.

Mehrmals sprach Remus ihn an, doch Severus antworte nicht. Draco hingegen klärte ihn darüber auf, dass Severus in seine Räume gehen wollte, die er allein nicht zu erreichen imstande war. Remus nickte und ging direkt neben Severus, um ihn unauffällig am Arm zu packen und ihm Halt zu geben.

Während die drei den Weg in die Kerker einschlugen, wurde Harry von einer Gruppe Fans aufgehalten, die sich zuvor auf Viktor gestürzt hatten und nun von ihm Unterschriften wollten. Die Freunde und Familien seiner Freunde waren teilweise nicht anders als alle anderen Menschen, dachte er missgestimmt und schlug die Autogrammwünsche in den Wind. Im Moment gab es Wichtigeres. Er musste sich vergewissern, dass Severus nicht zu Schaden gekommen war.

Auch Hermine suchte Severus und wanderte in der großen Halle umher. Sie suchte dunkle Nischen und Ecken ab, doch keine Spur von ihm. Von dem, was geschehen war, hatte sie nichts bemerkt.

„Herminne!“, rief plötzlich jemand.
Hermine stutzte und drehte sich um. „Viktor.“ Sofort wurde sie an ein paar nette Stunden erinnert. „Wie geht es dir?“ Um zu unterstreichen, dass sie nicht wie all die anderen weiblichen Wesen auf diesem Fest flirtete, fügte sie schnell noch hinzu: „Und der Familie? Die ist ja wieder reichlich gewachsen, wie ich deinem letzten Brief entnehmen konnte.“
Offenbar konnte er nur ihren Namen noch immer nicht korrekt aussprechen, denn ansonsten war von seinem Akzent kaum etwas zu hören. „Es ist schön, eine eigene Familie zu haben. Die beiden Älteren haben ich mitgebracht, die anderen vier sind bei meiner Frau geblieben.“ Sie ahnte es bereits, auf was das Thema hinauslaufen würde, doch sie fand keine Gelegenheit, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn er fragte bereits: „Wie sieht es bei dir aus?“
Über eine eigene Familie konnte sie nichts erzählen, aber seine Frage war auch nicht nur darauf gemünzt, also konnte sie ausweichend antworten. „Ich habe dir ja geschrieben, dass ich meine Heilerausbildung beendet habe. Meinen Meister in Zaubertränken habe ich bei Severus gemacht.“ Sie wollte noch anmerken, dass sie auch eine Apotheke besaß, doch er hatte sein Augenmerk auf etwas anderes gerichtet.
„Eine Ausbildung bei Snape?“
„Ja“, bestätigte sie knapp und erwähnte das, was sie zuvor schon mitteilen wollte. „Ich besitze jetzt eine kleine Apotheke.“
„Ganz allein?“
„Hoffentlich nicht mehr allzu lange“, murmelte sie, doch er hatte es gehört und blickte sie fragend an. „Ich habe Severus angeboten, bei mir einzusteigen.“
„Ah“, machte Viktor, der erleuchtet schien. Sein Verhalten erklärte er ungefragt. „Ich habe vorhin mitgehört, dass Professor Dumbledore damit rechnet, sich demnächst um einen neuen Lehrer kümmern zu müssen.“
„Dumbledore?“, fragte sie verdutzt nach. Wusste der Direktor bereits mehr als sie selbst?
„Er sagte auch, dass Harry nicht vorhätte, sehr viel länger hier zu bleiben.“
Sie nickte. „Ja, das stimmt. Harry brauchte nach dem Krieg Ruhe und was eignete sich da besser, als ein Aufenthalt in Hogwarts? Hast du Harry oder Severus gesehen?“
„Nein.“ Viktor schaute sich um und bemerkte Ron. Er nickte einmal in entsprechende Richtung. „Ron und seine neue Freundin?“ In die gleiche Richtung blickend erspähte sie Ron und Angelina, bevor sie nickte. „Und wie lange bist du schon mit ihm zusammen?“
Über die Frage runzelte Hermine die Stirn und fragte sich, wen Viktor meinen könnte, bevor sie nachhakte: „Severus?“
„Ja.“

Sie konnte nicht mehr antworten, denn Viktor wurde mit einem Male von dem Schwarm Bewunderer umringt, die von Harry abgewiesen worden waren.

„Wir sehen uns noch oder schreiben uns“, sagte Viktor verabschiedend, denn auch Mr. Whitehorn wollte ihn für sich beanspruchen und verwickelte ihn in ein geschäftliches Gespräch. Hermine schlenderte derweil nachdenklich in der großen Halle umher und war nicht einmal darüber erschrocken, dass man sie und ‘ihn‘ als Paar sah.

Ein Stockwerk unter der großen Halle hatten Draco und Remus es geschafft, Severus in sein Wohnzimmer zu befördern. Kaum war er in seinem Territorium, richtete sich Severus auf und marschierte strengen Schrittes in sein Schlafzimmer, was besonders Remus verdutzte. Nachdem die Tür knallend geschlossen worden war, blickte er zu Draco hinüber.

„Er hat nicht zu viel getrunken?“
Draco schüttelte den Kopf. „Nein, da muss irgendwas passiert sein.“

In seinem Schlafzimmer hatte Severus sich erschöpft auf das Bett gesetzt, sein Kopf lehnte an einem Bettpfosten am Fußende und die Augen hatte er geschlossen. Es war egal, an was er denken musste: Alles war mit Emotionen behaftet, so dass er gewillt war, seinen Kopf mit Okklumentikübungen zu leeren. Dafür mangelte es ihm unglücklicherweise an Konzentration. Vor seinem inneren Auge wiederholte sich immerzu der Moment, als er von Harrys Goldkugel getroffen worden war. Im ersten Augenblick war es Schmerz gewesen, den er verspürt hatte, gleich darauf jedoch der Drang, sich von Mensch und Welt abzusondern, um der unglaublichen Anspannung des Denkens und Redens zu entkommen. Doch auch hier, allein in seinem Zimmer, machte sein Geist seinem Herzen Luft. Bilder aus fast vergessenen Tagen fluteten seinen Kopf. Mit einem Male konnte er nicht genug von den Gefühlen bekommen, die jede Erinnerung begleiteten und endlich wieder lebendig machten. Er sah seine Mutter, die mit ihm lachte, ihm das Zaubern beibrachte oder mit ihm zusammen im Garten saß, um ein Buch zu lesen. Es waren unzählige Erinnerungen, die er sich vor Augen hielt, um zu fühlen, was er damals schon gefühlt hatte, bevor er sich mit einem Trank genau diese Fähigkeit genommen hatte. Viele Erinnerungen an Lily waren nicht niederdrückend, wie er es befürchtet hatte, zumindest nicht die, als er mit ihr in Hogwarts im Gras saß und für Zaubertränke lernte oder als sie auf dem Hof zusammen spielten.

Die Erinnerungen an die Zeit nach dem Ewigen See bargen schöne, wie auch böse Überraschungen in sich. Erst jetzt, nachdem Harrys Magie nicht nur ihre Fühler nach ihm ausgestreckt, sondern ihn mit voller Wucht überrannt hatte, war er überhaupt imstande, die letzten zwanzig Jahre vollkommen neu zu erleben, neu zu fühlen. Viele der Erinnerungen brachten ihm alles andere als Wonne, doch da waren auch welche aus dem letzten Jahr, an denen er viel länger festhalten wollte; welche, die das Sehnen und Trachten seines eigenen Herzens zum Ausdruck brachten.

Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter. Das war der Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass er seine Augen geschlossen hatte. Doch auch, nachdem er sie geöffnet hatte, wollte sich das Bild vor ihm nicht scharf zeichnen. Um den Schleier zu lüften, rieb er seine Augen. Sein Handrücken war feucht. Draco ignorierte diese Schwäche, wofür er ihm dankbar war.

„Severus?“
„Wie bist du reingekommen?“ Severus verfluchte, dass seine Stimme sehr genau seine Gefühlslage wiedergab, denn sie klang verwundbar und gleichzeitig berührt. Draco schnaufte, eine Eigenart, die er sich von ihm abgeschaut haben musste, dachte Severus.
„Du hast mir all deine Verschluss-Zauber beigebracht, auch die Gegenzauber.“

Stille trat ein, die in Severus Augen sogar für ein Frieden und Ausgeglichenheit sorgte, als sein Patensohn, der sich um ihn kümmern wollte, einfach nur bei ihm blieb und somit die Einsamkeit vertrieb, die ihm in den letzten Jahren nie etwas bedeutet hatte, aber jetzt kaum zu ertragen war. Nach vielen Minuten zog sich Draco ungefragt die Schuhe aus, um sich mit dem Rücken an das Kopfende zu lehnen, wobei er ein Bein angewinkelt auf das Bett legte.

Genau wie Severus dachte auch Draco viel über die letzten Jahre nach, während sie still beieinander saßen. Die Situation erinnerte ihn an etwas, das er ansprechen wollte, doch andererseits wollte er die Ruhe nicht unterbrechen, die Severus offenbar dringend nötig hatte. Trotzdem ließ es ihn nicht los.

„Es ist wie damals“, sagte Draco leise. Severus wandte seinen Kopf und erwartete eine genaue Erklärung. „Ich meine wie damals, als wir beide unterwegs waren. Wir saßen zusammen auf dem Bett, lasen oder aßen und machten uns Gedanken über den nächsten Tag.“
„Du hast mich damals gehasst.“
Von den Worten seines Patenonkels vor den Kopf gestoßen hielt er dagegen: „Hab ich nicht!“ Weil Severus‘ Augenbraue ihn einen Lügner nannte, musste Draco lachen. „Na gut, das erste halbe Jahr vielleicht, aber danach nicht mehr.“
„Du warst schwierig“, warf ihm gerade Severus zu, der selbst nicht leicht zu handhaben war.
„Ich wusste nicht, wie mir geschieht. In der einen Minute haben wir noch Hogwarts überfallen und in der anderen entpuppst du dich als Verrä… Ich meine …“
„Ich weiß, was du meinst. Muss ein Schock für dich gewesen sein.“
Draco seufzte. „Ich hatte Angst, dass unsere Flucht alles nur noch schlimmer macht.“

Wenn Voldemort von seiner Unfähigkeit auf dem Astronomieturm erfahren hätte, dann hätte er büßen müssen, das wusste Draco. Vor diesem Zorn hatte Severus ihn beschützt. Wieder waren beide in Gedanken versunken, bis dieses Mal Severus das Wort ergriff.

„In meinem Wohnzimmer auf dem Beistelltisch liegt eine Ledermappe. Bringst du sie mir?“
Draco stand bereits auf, doch nach drei Schritten hielt er inne. „Du sperrst aber nicht die Tür mit einem mir unbekannten Zauber zu, nachdem ich rausgegangen bin?“
„Bring sie mir“, wiederholte Severus gelassen.

Mit der ledernen Mappe in der Hand kam Draco zurück ins Schlafzimmer und hielt sie Severus entgegen, doch der sagte nur: „Lies es und sag mir, was deine geschäftlicher Meinung ist.“

Am Kopfende machte Draco es sich bequem, bevor er die Mappe aufschlug und mit einem Vertrag konfrontiert wurde, den er aufmerksam las. Dass ihm an einigen Stellen der Mund offen stand, bemerkte er nicht.

„Wie ist deine Meinung?“
Draco blickte auf. „Ich würde sagen, es ist ein sehr großzügiges Angebot.“
„Und das Kleingedruckte?“
Als hätte er es überlesen, suchte Draco den Vertrag nach einem Haken ab, doch er fand keinen. „Es gibt nichts Unseriöses an diesem Kontrakt. Im Gegenteil, Severus. Dir wird nicht einmal eine finanzielle Beteiligung auferlegt.“
„Sie wird es vergessen haben“, murmelte Severus, doch Draco schüttelte den Kopf.
„Vielleicht wollte sie dir die Entscheidung einfach nur leicht machen.“
Einen Augenblick überlegte Severus gedankenverloren, bevor er sein Patenkind noch etwas fragte. „Was sagst du dazu?“
„Ich würde meinen, sie hat dich gern.“
„Nein“, kam es schneller als gewollt, „ich meine, ob ich annehmen soll.“
Draco grinste. „Wenn du es nicht tust, unterschreibe ich! Wo ist deine Feder?“
„Gib her!“

Severus riss ihm die Mappe aus der Hand, um sich den Inhalt nochmal anzusehen. Selbst beim Anblick des Vertrags eröffneten sich Severus vollkommen neue Empfindungen, obwohl es gar nicht so lange her war, als sie ihm dieses Angebot gemacht hatte. Erst jetzt begriff er, wie zuvorkommend sie war. Trotz seines anfangs ablehnenden Verhaltens war sie weiterhin gewillt, ihn an ihren Träumen teilhaben zu lassen.

„Dann willst du Hogwarts verlassen.“ Draco hatte es nicht als Frage gestellt, denn für ihn schien es festzustehen.
„Mir bleibt nichts anderes übrig, wenn ich das“, er hob die Mappe kurz an, „unterzeichnen sollte.“
„‘Sollte‘? Du musst, Severus! Das trifft doch ganz und gar deine Vorlieben oder etwa nicht?“

Ein lautes Pochen war an der Tür zu hören, weswegen beide aufschreckten.

„Ist Remus noch draußen?“, wollte Severus wissen.

Draco schüttelte den Kopf, als es nochmal heftig an der Tür klopfte, bevor sie von einem nicht gängigen Zauberspruch aus den Angel gehoben wurde und mit einem lauten Krach auf dem Boden landete. Harry stand im Türrahmen und atmete heftig. Sein Gesicht war weiß wie das einer marmornen Büste, die einen griechischen Helden darstellte. Den Stab senkte er wie in Zeitlupe.

Als Harry die beiden friedlich auf dem Bett sitzen sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen, der mit einem polternden Lärm auf den Boden aufschlug. ‘Falsch‘, dachte Harry, ‘das war die Tür gewesen.‘

„Entschuldigung“, sagte er kleinlaut, konnte dabei seinen Blick nicht von Severus abwenden. „Ich habe geglaubt, ich hätte Sie umgebracht.“
Erschrocken meldete sich Draco zu Wort. „Habt ihr euch etwa duelliert?“
Ohne auf Dracos Frage einzugehen richtete Severus das Wort an den reuegeplagten Eindringling. „Es geht mir gut“, versicherte er mit milder Stimme, was Harry erleichterte. Severus schien nicht sauer zu sein.
„Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte.“ Völlig verunsichert schüttelte Harry den Kopf. „Das war keine Absicht, wirklich nicht!“
„Ist schon gut“, beschwichtigte Severus, doch Harry war nicht mehr zu bremsen.
„Wie geht es Ihnen? Tut Ihnen was weh? Ich hole am besten Poppy!“ Er drehte sich bereits um, da hielten Severus‘ harschen Worte ihn auf.
„HARRY!“ Er drehte sich zu Severus, der mit sanfter Stimme beteuerte: „Es geht mir ausgezeichnet. Kein Grund, die Pferde scheuzumachen.“ Harry nickte wie ein verschüchtertes Kind, dem man beibrachte, es wäre nicht so schlimm, mit dem Fußball das Kellerfenster getroffen zu haben. „Am besten gehst du wieder in die große Halle und feierst noch ein wenig.“

Irgendetwas an dem Satz brachte Harry dazu, breit zu lächeln. Nachdem er das, was Severus gesagt hatte, in Gedanken wiederholte, war ihm klar, was ihn so freute. Severus hatte ihn geduzt. Wenn die Magieentladung das zustande gebracht hatte, dann war wirklich alles in Ordnung, dachte Harry im ersten Moment. Im zweiten Moment wurde er skeptisch.

„Weiß du, was es war?“, fragte er nicht nur freiheraus, sondern auch mit persönlicher Anrede, die ihm nicht explizit gestattet worden war.
Severus schüttelte den Kopf, blickte dann auf die Mappe mit dem Vertrag. „Ich weiß nicht, was vorhin in der großen Halle geschehen ist.“
„Auf diese Weise habe ich Voldemort besiegt.“ Nach Harrys Worten blickten Draco und Severus gleichermaßen überrascht auf, so dass Harry Brief und Siegel gab. „Ich schwöre, das war genau dieselbe Magie, nur diesmal ohne Zauberstab.“
„Dann“, Severus legte seinen Kopf schräg, „darf ich mich glücklich schätzen, mehr ertragen zu können als Voldemort.“
„Das ist nicht witzig, Severus“, winselte Harry. „Ich habe geglaubt …“
„Wirke ich etwa nicht sehr lebendig?“

Hier musste Harry sich belehren lassen. Severus sah lebendig aus, wenn auch ein wenig mitgenommen.

„Ist sonst noch etwas, Harry?“
„Ich …“ Er wollte noch nicht gehen, falls Severus‘ Zustand sich doch noch verschlimmern sollte. Ein Gesprächsstoff musste her. „Ich konnte heute meine Gabe kontrollieren!“
Draco hörte der Unterhaltung interessiert zu und blickte Harry an, als Severus die Frage stellte: „Heute? Wann und wie hat sich das geäußert?“
„Kurz bevor ich den Schnatz gefangen habe, wünschte ich mir, nur noch ihn sehen zu können und plötzlich war alles andere verschwunden. Die Menschen auf den Zuschauerrängen, die anderen Spieler, die Geräusche. Ich konnte nur Schemen erkennen und ich glaube, das waren die anderen.“
„Einfach so?“ Severus hob beide Hände in verwirrter Geste. „Du wolltest es und es passierte? Warum ist das vorher nie aufgetreten?“
Harry hob und senkte die Schultern, während er über eine Antwort nachdachte. „Es gab bisher keine Situationen, wo ich so etwas wollte oder wo es mir nützlich gewesen wäre.“
„Hey Harry“, Draco hatte sich zu Wort gemeldet. „Du solltest Profispieler werden!“
„Nein, das wäre unfair“, winkte er ab, doch Draco grinste nur verhalten.
„Wenn ich deine Gabe hätte, würde ich sofort bei Eintracht Pfützensee unterschreiben!“
„Aber das ist nicht gerecht.“ Harry stockte, bevor er lächeln musste. „Wenn ich allerdings bedenke, aus welchem Haus du kommst, wundert es mich nicht, dass du das ausnutzen würdest.“

Seine Sorge darüber, dass der Vorfall mit der Magiekugel doch einen Schaden angerichtet haben könnte, sah man Harry an. Er blickte schuldbewusst zu seinem Kollegen hinüber, der ihn daraufhin mit einem Augenrollen bedachte. Harry gab auf.

„Dann geh ich mal wieder. Wir sehen uns Morgen“, verabschiedete er sich sichtlich beruhigt, denn er bekam wieder gesunde Farbe ins Gesicht. Bevor er die beiden allein ließ, reparierte er die Tür mit einem Zauberspruch.

Harry machte sich zurück auf den Weg in die große Halle und wenn er die erreicht hätte, würde er sich sicherlich über Hermine wundern, so wie Sirius es gerade tat. Sie erinnerte ihn momentan sehr an das Foto, das er bei Ginny vor dem Papierkorb gerettet hatte. Das Bild, auf dem Hermine auf den Stufen des Korbflechters saß, umring von dessen Handarbeit, und dabei so traurig aussah. Sie stand an die Wand gelehnt und hielt in einer Hand ein Glas. Sofern das Glas es zuließ, hatte sie ihre Arme verschränkt und lauschte dabei der Musik. Hermine schmollte, als sie die tanzenden Paare beobachtete.

Mit nur sechs Schritten war Sirius bei ihr.

„Was soll das lange Gesicht?“
Sie zog nur noch mehr einen Flunsch. „Ach, nichts.“
„So sieht ‘nichts‘ aus? Komm schon …“
Sie schnaufte, was ihm den Geruch von Alkohol entgegenschlug. „Es ist nichts!“
„Ah“, machte Sirius, der ihr natürlich nicht glaubte und keinen Hehl daraus machte. „Ist es wegen Krum? Ich habe gehört, ihr wart mal …“
„Zusammen? Waren wir nie richtig. Er hat mich gemocht, weil ich ihm als Einzige nicht wie eine liebestrunkene Irre nachgestiegen bin.“
Sirius musste lachen, hielt sich aber zurück, weil sie ihn böse anschaute. „Warum stehst du hier, anstatt dich mit deinen Freunden zu unterhalten?“
„Weil die“, sich blickte demonstrativ auf die Tanzfläche, „anderweitig beschäftigt sind!“
„Verstehe. Und deswegen stehst du hier mutterseelenallein und spülst deinen Kummer hinunter mit …“ Er stierte in ihr Glas, so dass sie seinen Satz vervollständigte.
„Kürbisschnaps.“
„Oha, ist der nicht ein wenig kräftig?“
„Will ich doch hoffen! Minerva hat ihn mir ans Herz gelegt.“ Sie nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. Der Alkohol zog ihr fast die Schuhe aus.
„Wollen wir zusammen tanzen?“
Es war offensichtlich, dass er sie nur aus Mitleid gefragt hatte. „Die Frage sollte heißen“, verbesserte sie sarkastisch, „‘Wollen wir zusammen schwanken?‘. Das kann ich im Moment richtig gut. Was meinst du, warum ich an der Wand lehne?“

Plötzlich rief jemand Hermines Namen. Es war Harry, der auf sie zugerannt kam.

„Hermine, es ist etwas geschehen, was …“ Weil Sirius so aufmerksam zuhörte, stoppte Harry sich selbst. Sein Patenonkel sollte nichts von dem mithören, was Severus betraf.
„Was ist geschehen?“, fragte sie missgelaunt nach.
„Severus, er ist in seinem Zimmer.“
Von Sirius und Hermine wurde er einen Moment lang schräg angesehen, bis sie den Kopf schüttelte. „Was für ein ungewöhnliches Ereignis!“ Sie schnaufte und nahm noch einen Schluck.
„Hermine?“
„Hat sich nicht einmal verabschiedet“, murmelte sie gekränkt.
„Es ging ihm nicht gut, gar nicht gut. Ich komme gerade von ihm.“
Hier horchte sie auf. „Was hat er denn?“
„Es war …“ Er blickte zu Sirius hinüber und versuchte, sich anders auszudrücken. „Vorhin war etwas geschehen und …“ Wieder schaute er zu seinem Patenonkel, der die Augen verdrehte.
„Ich hab ja verstanden, dass ich eine Fliege machen soll.“

Sirius grinste frech und ging. Als er außer Hörweite war, konnte Harry weitererzählen.

„Hermine, das hättest du sehen müssen! Luna hat’s gesehen und natürlich Severus“, sagte Harry so schnell hintereinander gesprochen, dass Hermine kaum noch mitkam. „Es hat sich Magie von mir gelöst und die ist in Severus verschwunden.“
„Wie bitte?“ Sie war ganz aus dem Häuschen.
„Ich hab gedacht, dass ich ihn umgebracht hätte, aber es geht ihm soweit gut.“ Aufgeregt stemmte sich Hermine von der Wand ab und wollte schon los, da hielt Harry sie auf. „Draco ist bei ihm und ich denke, so wie es ausgesehen hat, wird er Severus nicht allein lassen. Ich wollte nur, dass du es weißt.“
„Ich werde trotzdem zu ihm gehen.“
Harry nickte verständnisvoll. „Ich kann es dir nicht verbieten.“ Unterschwellig hörte man heraus, dass er ihr davon abriet. „Vielleicht solltest du erst morgen Früh wieder mit ihm reden, wenn er erholt ist. Er sah ganz schön mitgenommen aus.“

Völlig perplex schüttelte sie den Kopf, aber entgegen ihrer Hoffnung, davon nüchtern zu werden, drehte sich der Raum nur noch mehr.

„Ich glaub es einfach nicht“, brabbelte sie. „Deine Magie?“ Er nickte. „Wie hast du das angestellt?“

Er erzählte ihr, wie es zustande gekommen war und dass er davon überzeugt war, es wäre die gleiche Magie gewesen, mit der er Voldemort besiegt hatte.

Ihre Augen wurden ganz weit. „Ich sehe nach, wie es ihm geht!“

Schon war sie verschwunden, wenn auch leicht wankend.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Rest von Kapitel 187

In den Gängen des Kerkers angekommen machte die kühle Luft ihren Kopf klarer. Harrys Ratschlag, erst am nächsten Tag nach ihm zu schauen, überdachte sie nochmals. Sie kam zu dem Entschluss, dass sie sich ihm nicht im angetrunkenen Zustand zeigen wollte. In seinem Büro oder Labor würde sie sicherlich einen Neutralisierungstrank für den im Blut enthaltenen Alkohol finden, so dass sie nicht sofort Severus aufsuchte, sondern sein privates Büro. Mit Leichtigkeit konnte sie eintreten. Noch immer war ihre magische Signatur für seine Räume freigegeben, was sie zum Lächeln brachte. Sie war bei ihm willkommen, so wie er bei ihr willkommen war.

Ihr Kopf drehte sich nicht mehr ganz so schlimm, als sie durch das Glas der Vitrinen den Inhalt inspizierte und nach einem Trank suchte. Der Schrank mit dem Irrwicht lagerte noch immer hier, stand aber ein wenig versetzt, weswegen sie annahm, dass Harry damit schon gearbeitet haben musste.

Einen Trank gegen Alkoholisierung fand sich nicht, aber ihr Blick wurde von einem der Steine an der Wand hypnotisch angezogen, denn hinter ihm, das wusste sie, lag eines der Geheimverstecke. Eines von den vieren, die sie bereits kannte, doch wo war das fünfte? Sie suchte nicht mehr länger nach einem Trank, sondern nach dem fünften Versteck, das sein Leben beinhalten sollte; ein erklärendes Vermächtnis an die Nachwelt. Mit gezogenem Zauberstab schoss sie vereinzelt Findezauber gegen die Wände und den Boden, doch einzig die vier bereits durchstöberten Geheimverstecke zeichneten sich hellblau von dem Grau der Kerkerwände ab. Plötzlich kam ihr eine Idee. Sie vermutete das letzte Versteck an einem Ort, der von einem Gegenstand bedeckt wurde. So schob Hermine mit einem Zauberspruch den Schrank mit dem Irrwicht von der Wand weg und suchte die Stelle dahinter mit verschiedenen Finde-, Sicht- und Spähzaubern ab, doch ihr offenbarte sich nichts.

Der große Vitrinenschrank wurde als Nächstes verschoben. Ein Spalt unten, wo die Wand auf den Boden traf, erweckte ihr Interesse, doch es fand sich nichts – es war nur ein Spalt. Die Steine funkelten nicht blau, verbargen also keinen Hohlraum. Hermine seufzte und setzte sich mit einer Pobacke auf Severus‘ Schreibtisch, als sie plötzlich wie von der Tarantel gestochen wieder aufsprang und den Schreibtisch mit einem Wutsch an einen anderen Platz stellte, weil sie unter dem Tisch das Versteck vermutete. Dabei fiel etwas von dem Tisch hinunter, so dass sich Hermine bückte, um die vielen Pergamente aufzuheben.

Bevor sie sie zurücklegen konnte, fiel ihr Blick auf seine winzige und eigenwillig unsaubere Handschrift. Sie las:

„Geehrter Professor Dumbledore,

ich kündige das mit Ihnen bestehende Arbeitsverhältnis unter Einhaltung der vertraglichen Kündigungsfrist ordentlich zum 30. Juni 2004.

Hochachtungsvoll,
Severus Snape“

Das trockene Kündigungsschreiben schnürte Hermines Kehle zu. Dass dieser Brief jedoch nicht dafür bestimmt war, an Albus weitergereicht zu werden, versicherten ihr die vielen Notizen, die Severus weiter unten auf dem Pergament gemacht hatte. Sie legte es auf den Tisch und schaute auf das nächste Schreiben, das bereits sauberer gestaltet war.

„Albus,

Deine Großzügigkeit, mir damals wie heute einen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem ich Ruhe finden konnte, weiß ich zu schätzen. Mein Dank ist Dir gewiss. Über viele Dinge bin ich mir nun im Klaren, was – wie ich Dich zu kennen glaube – in Deinem Sinne sein wird.

Ich vermute, es wird Dich nicht einmal überraschen, wenn ich Dir mit diesem Schreiben meine Kündigung zum 30. Juni 2004 ausspreche. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits, wie Du Tee und Gebäck bereitstellst, um mich zu einem Gespräch einzuladen.

Mit …“

Die Abschiedsgrußformel fehlte. Wahrscheinlich, dachte Hermine, war er sich unsicher, wie er Albus gegenübertreten sollte. Severus schien nicht häufig Briefe an ihn geschrieben zu haben. Zumindest gefiel ihr dieses Schreiben schon viel besser als der vorherige. Er wollte also tatsächlich kündigen, hatte es schon zu Papier gebracht, aber noch nicht nach seinen Wünschen ausformuliert. Die restlichen Pergamente enthielten ähnliche Schreiben. Alle waren unvollständig. Sie legte sie zurück auf den Schreibtisch und ließ die Erkenntnis, dass er ihren Vertrag unterschreiben würde, noch einen Moment nachwirken, bevor sie sich der Stelle widmete, an dem der Schreibtisch gestanden hatte.

Auf dem Boden fand sie nichts. Hermine seufzte. Dass es so schwer sein würde, etwas zu finden, von dem man wusste, dass es hier sein musste, hätte sie nicht gedacht. Andererseits hätte er das Versteck auch räumen können, nachdem er ihr mehr oder weniger aus Versehen davon berichtet hatte. Möglicherweise wollte er verhindern, dass sie seine Erinnerungen fand. Hermine ging zum Schreibtisch hinüber und setzte sich auf ihn. Mit beiden Armen stütze sie sich ab, bevor sie die Augen schloss und den Kopf langsam rollte, um Nackenverspannungen entgegenzuwirken. Sie ließ den Kopf nach hinten fallen und dachte mit geschlossenen Augen darüber nach, wo das Versteck sein könnte. Nicht an den Wänden, nicht am Boden und auch nicht durch Möbel verdeckt.

Hermine öffnete die Augen und blickte für einen Moment an die Decke, bevor sie vom Schreibtisch sprang, um aufzugeben. Doch sie hielt inne und blickte nochmals nach oben.

„Natürlich! Die Decke!“

Die Zimmerdecke hatte sie bisher außer Acht gelassen. Sie stellte somit den einzigen Ort für das fünfte Versteck dar. Aufgeregt bewegte sich Hermine hinüber zu einer Ecke des Zimmers und begann von dort aus, ihre Findezauber systematisch noch oben zu schleudern. Schritt für Schritt, Meter für Meter. Als sie in der Mitte des Raumes angekommen war, stieß ihr Spähzauber auf einen unscheinbaren Stein, der jedoch einen Fluch zurückwarf. Hermine wurde am linken Arm getroffen, der daraufhin heftig zu kribbeln begann, bevor er taub wurde, als wäre er eingeschlafen.

„Prima“, murmelte sie verdrossen, während sie ihren Arm begutachtete. Der Fluch sollte nur erschrecken und warnen. Doch sie, Hermine Granger, war hartnäckig und würde keinesfalls aufgeben, wo sie nun endlich das letzte Versteck hatte ausmachen können. So ein kindischer Schutzmechanismus würde sie nicht aufhalten. Sicherlich hätte Severus gewollt, dass nicht jeder seine Hinterlassenschaft finden kann. Hätte er sein Leben verloren, wären es Auroren gewesen, die seine Räume auf den Kopf gestellt hätten. Doch das, fiel ihr gerade wieder ein, war längst passiert. Damals, erinnerte sie sich, nachdem Severus mit Draco geflohen war, hatte zunächst der Orden des Phönix die Kerkerräume durchsucht, bevor kurz darauf die Auroren kamen. Keiner von denen hatte das Versteck an der Decke gefunden, dabei hatten sie genügend Zeit gehabt. Sie musste hier in aller Heimlichkeit herumzustöbern, obwohl Severus jeden Moment zur Tür hineinkommen könnte. Wäre Severus‘ Erbe damals von den Auroren gefunden worden, würde die Zaubererwelt ihn sicherlich in einem anderen Licht sehen, je nachdem, was die Erinnerung beinhalten würde.

Hermines Neugierde war nicht zu bremsen. Der nächste Aufklärungszauber sollte aufschlüsseln, mit welchen Abwehrzaubern das Versteck geschützt worden war, was ihr einen modifizierten und daher abgeschwächten Schockzauber einbrachte, von dem sie getroffen wurde. Sie fiel rücklings auf ihr Gesäß und blieb einen Moment benommen auf dem kalten Boden sitzen. Die Abwehrzauber waren nicht so schlimm, dass man mit gesundheitlichen Schäden rechnen musste. Severus wollte es der Person, die sich um sein Geheimnis bemühte, nur nicht allzu leicht machen. Ein Schüler hätte an dieser Stelle bereits aufgegeben, doch sie wurde dadurch nur noch mehr angetrieben. Hätte sie Harry an ihrer Seite, würde sie ihn bitten, einen Protego zu sprechen, bevor sie den nächsten Begutachtungszauber losschicken würde. Da sie allein war, versuchte sie es anders. Sie sprach erst einen Protego und dann, durch den Protego hindurch, den anderen Zauberspruch gleich hinterher, der auf das Versteck an der Decke traf. Ein lilafarbener Abwehrzauber löste sich aus dem Stein und prasselte wie Regen auf Hermine nieder, die dank ihres Schutzzaubers nichts von dem unbekannten Zauber auf die Haut bekam. Ihr Spruch zum Aufschlüsseln der vorhandenen Schutzmechanismen hatte gewirkt. Ein Pergament flatterte zu Boden, das Hermine noch in der Luft fing. Sie schluckte. Es waren elf Flüche und Sprüche aufgelistet, die Severus zum Schutz seiner Erinnerung angewandt hatte. Die meisten kannte sie, nur zwei sagten ihr gar nichts. Sie brauchte Hilfe. Sie könnte Harry fragen.

Der saß oben in der großen Halle an einem Tisch und grübelte über den Tag nach. Es war schon nach Mitternacht. Die Schüler waren längst in ihren Schlafsälen und viele der Gäste waren ebenfalls gegangen. Zurück war, wie so oft, der feste Kern geblieben, aber auch Viktor, der von den Zwillingen und Ron in Beschlag genommen worden war. Harry merkte, wie sich jemand neben ihn setzte. Erst Lunas Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück.

„Du machst dir Sorgen“, hatte sie ganz richtig erkannt. „Ich würde mir keine machen. Viel habe ich von euch nicht erfahren, aber Neville hat mir einiges erzählt. Eure Suche nach dem Gespenstischen Steinregen. Ich habe in Büchern nachgesehen, was der anrichten kann, Harry.“
Endlich blickte er auf. Sie anzusehen brachte immer einen inneren Frieden mit sich. „Er hat die Pflanze in irgendeinem Trank verarbeitet und ihn genommen.“
„Ja“, sie nickte, „das habe ich mir zusammengereimt. Er ist nicht mehr vollständig, aber er sehnt sich danach.“ Sie blickte auf das Glas vor sich und Harry war sich sicher, dass es in ihrer Fantasie nicht nur ein Glas war, das sie betrachtete. Sie lächelte verträumt. „Meine Mutter hat viele Experimente gemacht, auch im Bereich der Zaubertränke. Sie hatte eine Menge toller Ideen. Wären meine Noten in Zaubertränken besser, würde ich euch bestimmt nützlicher sein. Eines, Harry, weiß ich aber mit Sicherheit: Es gibt für jeden Trank ein Gegenmittel!“ Er unterbrach sie nicht, sondern hörte weiter aufmerksam zu. „Es gibt Pflanzen, deren magischen Kräfte angezweifelt werden. Meine Mutter hat mit solchen Zutaten gearbeitet und mir immer von ihren Erfolgen erzählt. Zu schade, dass all ihre Notizen bei dem Unfall zu Asche geworden sind.“
„Deine Mum ist bei einem ihrer Experimente ums Leben gekommen.“ Er erinnerte sich nur vage daran, dass sie das mal erzählt hatte.

Fast unmerklich nickte Luna. Ihr Lächeln verlor sie nur für wenige Sekunden, als sie an ihre Mutter denken musste. Als sie Harry anblickte, breitete sich erneut Freude in ihrem Gesicht aus.

„Alles in dieser Welt hat sein Pendant, Harry. Jeder Fluch hat einen Gegenzauber, jedes Gift ein Gegenmittel, auch wenn man es noch nicht kennen mag. Das ist der erdumfassende Ausgleich im Leben. Das, was den einen umbringt, kann den anderen heilen.“
„Du meinst meine Magie.“
Wieder nickte sie. „Ja, deine Magie. Der eine kann sie ertragen, der andere erstickt daran.“ Sie musste schmunzeln. „Es ist beinahe wie mit scharfem Essen.“
Bei ihrem Vergleich musste auch Harry lächeln. „Was für Pflanzen sind das, denen man keine magischen Kräfte zuspricht?“
„Ach, es gibt verschiedene. Neville lacht immer über mich, wenn ich über dieses Thema spreche, aber ich nehme es ihm nicht übel. Nicht jede Pflanze birgt Kräfte in sich. Er hat mir versprochen, demnächst welche anzupflanzen, um sie auf ihren Nutzen hin zu untersuchen. Ich weiß noch einiges von den Versuchen meiner Mutter und von dem, was sie mir gesagt hat. Sie hat nämlich herausgefunden“, Lunas Augen wurden ganz groß, „dass diese Pflanzen unter bestimmten Umständen doch Magie innehaben können.“

Plötzlich stolperte Hermine an den Tisch. Ihr linker Arm schwankte unkontrolliert an ihrem Körper hin und her.

„Harry, ich benötige deine Hilfe.“
„Ich bin müde, Hermine. Heute ist so viel geschehen. Ich bin nur zu faul, um in mein Zimmer zu gehen, deswegen sitze ich noch hier.“
„Bitte Harry, ich brauche dich!“
Luna war nicht entgangen, dass Hermine den linken Arm nicht bewegen konnte. „Was hast du getan?“ Sie deutete auf die gefühllose Gliedmaße.
„Ich bin von einem Fluch getroffen worden und brauche Hilfe.“
Harry war in Alarmbereitschaft. „Bist du etwa angegriffen worden?“
„Nein, das nicht, aber … Harry!“ Sie flehte bereits.

Lange brauchte Hermine ihn nicht bitten. Wortlos folgte er ihr und wurde skeptisch, als sie die Treppe zu den Kerkern einschlug. Als sie dann auch noch die Tür zu Severus‘ Büro öffnete, hob er die Hände.

„Das ist keine gute Idee! Warum willst du hier einbrechen und …“
„Von wegen ‘einbrechen‘. Ich bin hier willkommen. Er selbst hat mir einen Hinweis gegeben und dem bin ich nachgegangen.“ Sie schloss die Tür, nachdem Harry eingetreten war. „Alleine schaffe ich es nicht, deswegen habe ich dich geholt.“

In dem ihm vertrauten Büro blickte er sich um. Alles stand an einem anderen Platz: der Schrank mit dem Irrwicht, die Vitrine, der Schreibtisch. Es sah aus, als hätte Hermine den Raum durchkämmt.

„Was soll das?“ Er deutete auf das Chaos. „Hermine, dafür wird er dich umbringen!“
„Wird er nicht. Und jetzt sei ruhig und hilf mir.“ Mit ihrem Stab zeigte sie hinauf zur Decke. „Da ist ein Versteck, aber allein kann ich es nicht öffnen. Du musst einen Protego sprechen, damit ich die Flüche nach und nach neutralisieren kann.“
„Ein Versteck?“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Das kann ich ihm nicht antun. Das ist Vertrauensbruch, Hermine.“
„Ist es nicht, Harry! Und weißt du, warum? Er hat mir gesagt, dass es hier fünf Geheimverstecke gibt. Vier kannte ich schon, aber im fünften befindet sich …“ Sie stoppte sich, denn der Inhalt war nur für sie bestimmt. „Er hat mir diesen Hinweis aus freien Stücken gegeben. Er weiß, dass ich jederzeit auf die Idee kommen könnte, hier herumzustöbern. Endlich hab ich es gefunden, aber ohne aktiven Schutzzauber kann ich nicht arbeiten!“
Einen Moment überlegte Harry, ob er gehen oder bleiben sollte. „Und ich muss nur für einen Protego sorgen? Mehr nicht?“
Durch schmale Schlitze blickte sie ihn eindringlich an, bevor sie ihm die Meinung sagte. „Eigentlich hätte ich in dieser Angelegenheit mehr Enthusiasmus erwartet! Wer hat das denn alles ins Rollen gebracht? Du hast gesagt, du bist wieder mit an Bord und tust alles, was ich dir sage.“
„Hermine, ich …“
Sie ließ ihn nicht ausreden, sondern keifte weiter. „Es bleibt doch alles an mir hängen, alles! Ich bin die Einzige, die sich überhaupt noch kümmert.“ Von ihren Worten getroffen blickte er beschämt zu Boden. „Ich beschwer mich ja nicht“, frotzelte sie sarkastisch. „Ich tu es ja gern! Nur manchmal, Harry, komme ich allein nicht weiter. Da muss ich mich von ihm auf den Arm nehmen lassen, nur weil er mich nichts weiter von sich erzählen will. Oder heute! Er verkrümelt sich und lässt sich von Draco aufheitern, anstatt zu mir zu kommen! Was soll ich davon halten? Ich habe die Nase voll, dass es mir so schwer gemacht wird.“ Sie hatte unbewusst ihre Stimme erhoben. „Und jetzt, wo ich ein einziges verdammtes Mal deine Hilfe benötige, da ziehst du den Schwanz ein, weil du Angst hat, er könnte was tun? Aus deiner Feigheit eine Zaubertrankzutat machen?“ Sie lachte höhnisch.
„Ich glaube nicht“, sagte Harry sehr ernst, „dass du mich feige nennen kannst. Es gibt einen Grund, warum die Sache in deinen Händen liegt, denn er will es so! Er hat alles so gedreht, dass nur noch du Zugang zu ihm hast. Was kann ich mehr machen, als zwischen dem Unterricht mit ihm zu reden? Er lässt nicht mehr von mir zu, Hermine.“

Hermine erinnerte sich an den Moment, als Severus zugesagt hatte, ab und an mit ihr über die Vergangenheit zu sprechen. Er bestand auf die Einhaltung der Schweigepflicht und da hätte ihr auffallen müssen, dass das, was Harry jetzt gesagt hatte, zutraf. Niemand außer ihr sollte so viel Persönliches von ihm erfahren. Nur ihr wollte er diese Dinge anvertrauen. Sie nickte Harry entschuldigend zu. Ihre Stimme war wieder sanft.

„Nur ein Protego“, sagte sie, als hätte die kleine Auseinandersetzung zwischendurch gar nicht stattgefunden. „Mehr nicht, versprochen. Du musst nicht einmal erfahren, was ich suche.“ Sie hielt ihm das Pergament vor die Nase, das ihr Aufschlüsselungszauber erstellt hatte. „Kennst du diese beiden Flüche?“
Er nickte. „Alastor hat mir beigebracht, wie man sich dagegen wehren kann. Die setzen einen für kurze Zeit außer Gefecht, was nicht schlimm ist, aber man ist in dieser Zeit dem Gegner ausgeliefert.“

Ein paar Räume weiter ahnten weder Severus noch Draco etwas von der Aktion im Büro. Draco genoss die Zeit mit seinem Patenonkel, denn der war so anders in seinem Wesen. Es schien, als würde alles Griesgrämige und Boshafte von ihm abgefallen sein. Was ihm besonders auffiel – das aber schon vorhin, als er ihn hergebracht hatte – waren die Augen, denn die waren nun die ganze Zeit über braun, was den sonst so furchteinflößenden Zaubertranklehrer mit einem Male milde erschienen ließ. Außerdem sprach Severus anders, viel gefühlsbetonter, als sie über die Zeit redeten, in der sie zusammen geflohen waren.

„Du hast mir nie erzählt“, begann Draco, „wie du mein Pate geworden bist.“
Severus musste lächeln, wahrhaftig und unverfälscht. „Das hat mich damals sehr überrascht. Es war deine Mutter, die mich gefragt hat. Ich glaube, dein Vater hat ihr völlig freie Hand gelassen. Deiner Mutter habe ich vor Augen gehalten, dass ich halbblütig bin, obwohl sie es gewusst haben musste, aber diesen Aspekt ignorierte sie einfach. Sie kam immer nur auf die reinblütige Familie meiner Mutter zu sprechen und dass ich selbst ein sehr fähiger Zauberer wäre. Ihr war wichtiger, jemanden zu finden, dem sie vertraute und der in der Lage war, dich zu beschützen.“
„Und was hat Vater gesagt, als ihr euch einig wart?“
Severus verzog das Gesicht, musste aber schmunzeln. „Der hat getobt, aber richtig. Was ihr einfallen würde, das Leben des gemeinsamen Sohnes gerade in meine Hände zu legen.“ Wegen der Erinnerung an einige Situationen, in denen er Zeuge eines Streitgesprächs der Malfoys gewesen war, musste er grinsen. „Sie hat ihm eine Wahl gelassen und die war seines Erachtens offenbar sehr furchtbar.“
„Was für eine Wahl?“, wollte Draco wissen.
„Narzissa hat gesagt, entweder würde ich dein Pate werden oder dein Vater sollte Voldemort fragen. Wie dein Vater entschieden hat, weiß du ja.“

Beide mussten bei dem Gedanken, dass Voldemort Dracos Pate hätte sein können, lachen, wenn auch zurückhaltend.

„Ich hätte eine Riesenschlange zum Spielen gehabt“, brachte Draco schnaufend hervor.
„Dein erstes Wort wäre nicht ‘Mama‘ gewesen, sondern sicherlich ein Schimpfwort oder ‘Crucio‘.“
Draco blieb das Lachen im Hals stecken. Severus blickte ihn fragend an, so dass er erklärte: „Die Schimpfworte hat man mir früh beigebracht. Großvater hat dafür gesorgt, dass ich … Du weißt schon, das böse ‘Sch‘-Wort. Man hat mir eingetrichtert, ich wäre etwas Besonderes und alle anderen wären nichts.“ Er seufzte. „Kein Wunder, dass ich in der Schule keine Freunde hatte. Sie waren meiner nicht würdig, glaubte ich zumindest.“
„Du hattest keine Freunde, ich hingegen hatte die falschen. Fragt sich, was schlimmer war.“
Völlig abrupt wechselte Draco das Thema. „Was war vorhin mit dir los, Severus? Warum warst du so mitgenommen? Was hat Harry mit dir gemacht?“

Für eine Antwort ließ sich Severus viel Zeit, denn sie war zu kompliziert, als dass er sie hätte sofort geben können. Unbewusst legte er eine Hand auf seine Brust.

„Harry hat etwas bewegt.“ Er machte eine Geste, die seine Ratlosigkeit unterstrich. „Es war wie ein Feuer.“
„Ein Feuer?“, wiederholte Draco aufgescheucht, bevor er auf dem Bett rutschend auf Severus zukam. „Zeig mir dein Mal!“ Draco hatte bereits Severus linken Arm ergriffen, um die Manschettenknöpfe zu öffnen.
„Warum? Was ist los?“

Gegen die Aufdringlichkeit seines Patensohnes wehrte er sich, aber nicht kräftig genug, denn der Ärmel war bereits hochgeschoben. Das dunkle Mal war noch da. Leicht verblasst, wie es nach dem Sieg über Voldemort war, stellte es nur noch einen Teil der Vergangenheit dar – einen intakten Teil.

„Ich verstehe“, murmelte Severus, bevor er Draco in die Augen blickte. „Du hast an die Prophezeiung gedacht.“
„Liegt das nicht nahe, wenn du von ‘Feuer‘ sprichst?“ Dann wurde er skeptisch. „Wer hat dir davon erzählt?“
„Hermine.“
„Sie hat dir die ganze Prophezeiung genannt?“ Ein Nicken war die Bestätigung, so dass Draco wissen wollte: „Was denkst du darüber?“
„Ich denke, dass Prophezeiungen, besonders wenn sie von entsprechender Dame stammen, nicht immer ernst genommen werden müssen.“
„Ich war dabei, Severus. Aus nächster Nähe habe ich ihre seltsame Stimme gehört, mit dem sie die Warnung ausgesprochen hat. Es war in meinen Augen eine Warnung an uns Todesser. Es wird noch irgendwas passieren, was das dunkle Mal betrifft und ehrlich gesagt macht mir das Angst.“

Über dasselbe Thema unterhielten sich auch gerade Hermine und Harry, während er den Protego aufrecht erhielt und sie nacheinander die Flüche, die auf dem Geheimversteck lasteten, aufhob.

„Meinst du“, fragte er verhalten, „meine Magie könnte was mit der Prophezeiung zu tun haben?“
„Inwiefern?“, fragte sie nebenher, als sie mit voller Wucht einen Gegenzauber auf den Stein an der Decke schleuderte.
„Vielleicht war mit dem Stück Magie, das Severus in sich aufgenommen hat, der Brand gemeint oder das Feuer?“
„Ich glaube, das hätte er gemerkt.“ Wieder zielte sie auf die Decke und warf einen Gegenzauber nach oben, der endlich den gewünschten Effekt hatte und einen Fluch aufhob. „Wird aber auch Zeit!“
„Er hat was gemerkt, Hermine. Das habe ich gesehen. Er war völlig benommen, nachdem ich ihn getroffen habe. Es sah aus, als hätte es ihm Schmerzen bereitet.“
„Wo sagtest du nochmal, hätte ihn deine Magie getroffen?“
„In der Brust.“

Hermine hielt mit ihrem nächsten Zauberspruch inne und senkte den Stab. Nachdenklich blickte sie Harry an, bevor sie ihre Vermutung äußerte.

„Wenn das kein Zauberspruch war, sondern nur ein Teil deiner Magie und – nehmen wir an, mein Farbtrank lügt nicht – deine Magie auf eine andere Person einwirken kann, dann wird dieser Effekt nicht lange anhalten. Du hast gesehen, was bei den Tests zwischen dir und Draco passiert ist. Eure Magie ging jeweils auf den anderen über, verschwand dann aber. Du sagst, es war kein Zauberspruch, den du angewandt hast. Dann können wir davon ausgehen, dass deine Magie einfach nur auf Severus übergesprungen ist und zwar aus bisher nicht erklärbaren Gründen.“
„Wenn das nicht lange anhalten soll, warum glaube ich dann, dass es die gleiche Magie war, die Voldemort niedergestreckt hat?“
„Es kann genauso gewesen sein, das bestreite ich gar nicht. Voldemort hat es aber im Gegensatz zu Severus nicht ertragen, Harry, und schon gar nicht hatte er die Zeit, sich davon zu erholen. Das war sozusagen eine Überdosis, die er abbekommen hat.“
„Ist wie scharfes Essen“, murmelte er und dachte dabei an Luna.
„Scharfes Essen?“, wiederholte sie ungläubig. „Wenn du den Vergleich machen willst, dann von mir aus. Ich würde deine Magie eher mit Gift vergleichen wollen, denn wenn …“
Er unterbrach echauffiert: „Du kannst meine Magie doch nicht mit Gift gleichsetzen!“
„Aber mit scharfem Essen schon?“, veralberte sie ihn.
„Ich habe schon verstanden, auf was du hinaus willst. Du musst gar keine Vergleiche mehr ziehen, Hermine.“ Er schnaufte gespielt aufgebracht und murmelte: „Gift …“
„Nehmen wir mal an, Magie kann nicht nur durch den Zauberstab agieren, sondern auch auf andere Weise, dann …“
„Moment, Hermine. Erklärt das bitte mir und nicht einem Fachkollegen, denn sonst verstehe ich nichts.“
Sie atmete einmal tief durch und formulierte in Gedanken ihre Theorie mit einfachen Worten. „Um Magie auszuführen, benötigt man in der Regel einen Zauberstab. Da stimmst du mir zu, oder?“ Harry nickte, so dass sie weiter erklärte. „Du weißt aber auch, dass Magie anders eingesetzt werden kann, zum Beispiel wortlos oder sogar ohne Zauberstab, auch wenn das um einiges schwieriger ist.“ Wieder nickte Harry. Hermine hob eine Augenbraue, bevor sie endlich Klarheit schaffte. „Deine Gabe, Harry, wird nichts anderes sein als Magie, die sich einen anderen Weg sucht, weil du dazu in der Lage bist!“ Er machte ganz große Augen, was sie nicht davon abhielt, noch weiter zu vermuten. „Alles, was wir in dem Buch von Cassandra Trelawney gelesen haben, über diese magischen Gaben, mit Tieren sprechen zu können, einen Doppelgänger zu schaffen oder Dinge einfach zu wissen, das wird ebenfalls eine Form von ganz normaler Magie sein, nur dass sie selten auftritt, weil kaum jemand diese Art beherrscht. In diesem Sinne ist es durchaus eine Gabe, aber eine magische. Nur deswegen habe ich angefangen, an dem Farbtrank zu arbeiten, weil ich der Meinung war, es wäre eine Art von Magie – deine Art von Magie – und nicht irgendetwas anderes.“

Nach weiteren Minuten hatte Hermine endlich alle Schutzzauber des Verstecks unschädlich gemacht. Den Stein konnte sie lösen, doch sie ließ ihn noch an der Decke schweben, um zuerst mit Harry zu sprechen.

„Severus hat gesagt, es wäre für mich. Ich dürfte es mir ansehen.“
Verständnisvoll nickte Harry. „Ich werde besser gehen. Es ist schon spät und ich bin müde.“

Harry verließ den Raum nur zögerlich, denn wenn er ehrlich mit sich selbst war, interessierte ihn das Geheimnis um Severus noch immer brennend, auch wenn er kaum noch Informationen bekam.

Als Harry die Tür des Büros hinter sich geschlossen hatte, ließ Hermine den Stein, der sich leicht aus der Decke lösen ließ, vorsichtig hinunterschweben. Sie bemerkte bereits das Glimmen, das von dem Stein ausging, doch erst, als er in Augenhöhe vor ihr schwebte, sah sie die birnenförmige, verkorkte Phiole mit dem langen Hals auf ihm, deren flüssiger Inhalt silbrig schimmerte. Ehrfürchtig griff sie nach dem gläsernen Gefäß und nahm es an sich.

Vierhundert Milliliter Erinnerungen warteten auf sie.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Lily Luna
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Re: Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit (187)

Beitrag von Lily Luna »

Guten Abend Muggelchen :)
Ich melde mich auch mal wieder, nach ein paar Tagen der Versenkung. Mittlerweile bin ich bei Kapitel 177 und kann schon gar nicht mehr aufhören zu lesen ;)

Wieso hast du das siebte Buch nie gelesen? Kennst du denn die Filme zum siebten Teil?

Wärend ich geleses habe, habe ich mir einige Punkte aufgeschrieben, die ich dir mitteilen möchte (hoffentlich ist dir das nachher nicht zu unübersichtlich) ;)

Wie bist du auf den Trank "Schlafes Bruder" gekommen? Das ist ja eigentlich kein bekannter Zaubertrank aus den Harry Potter Büchern oder Filmen. Ist der Name an das Buch "Schlafes Bruder" von Robert Schneider angelehnt?

Die Idee, dass Dumbledore das Elexir des Lebens nutzte um am Leben zu bleiben und auch Sirius damit zu retten.. Einfach toll ♥
Aber hat es denn etwas damit zu tun, dass Fawkes nicht zu ihm zurückkehrt?
Wo war Dumbledore in den Jahren des Krieges? Es war doch bestimmt nicht leicht für ihn, nicht mitkämpfen zu können, oder?

Die Idee mit den Schutzwällen in Malfoy Manor finde ich auch echt gut! :) Es ist irgendwie nachvollziehbar, dass die Malfoys so viel in ihren eigenen Schutz investieren! :)

Eine Sache, die ich ja total süß finde, ist die "Beziehung" Snape und Nerhegeb. Der Spiegel zeigt ihm seinen großten Wunsch (Hermine), obwohl er es doch eigentlich selbst noch nicht realisiert hat. Das ist bei Hermine später ja ähnlich, als sie sich mit Severus in der Apotheke sieht. Ist dieses Bild bei Hermine erst nach dem Gespräch mit Lupin entstanden? Oder erst nachdem sie die Apotheke gekauft hat?

In irgendeinem Kapitel gibt es eine sehr witzige Situation zwischen Wobbel und Draco. Wobbel isst mit am Tisch und Draco muss sich an diese Situation erst einmal gewöhnen.

Die Hochzeit von Draco und Susan hast du auch echt wunderbar beschrieben. Die Rede von Draco war einfach toll, weil er all das angesprochen hat, was die anderen vielleicht davon abhält ihm zu trauen.

Ich finde es gut, dass du die Elfengesetze in der Schatten-FF änderst, weil das ja schon echt krass ist, worum die Elfen ihre Meister alles bitten müssen!
Wobbel ist verliebt ♥ Das finde ich mega süß *seufz*

Wie bist du auf den Namen Berenice gekommen? Ist das eine Anspielung auf ein Buch/einen Film? Berenice ist im Allgemeinen echt süß. Sie ist sehr neugierig, wahrscheinlich weil sie und ihre Eltern so lange von der Außenwelt abgeschieden waren.
Das Pansy durch Hermine und Callidita gerettet werden konnte ist toll. Ich hab da schon mit Spannung drauf gewartet!

Weihnachten in Hogwarts. Da wäre ich gerne dabei gewesen. Severus und Hermine unter einem Mistelzweig. Einfach zu schön um war zu sein ^^. Aber auch das Gespräch, bei dem Sev über seine Familie spricht ist sehr berührend. Sev wird dadurch aber nur noch sympatischer :)

Das Pairing Albus und Minerva ist echt toll und am allerbesten ist die Hochzeit :traeum: Die Situation ist einfach göttlich geschrieben!!! Später werden Albus und Minerva beim Küssen auf dem Gang erwischt und Harry gibt ihnen aus Spaß eine Strafarbeit, aber dass Albus das auch noch macht. Ich habe mich kringelig gelacht! Die Idee mit Albus, Linus & dem Zettel fand ich mega witzig.

Und noch eine Frage: Wie bist du auf den Namen Sid gekommen. Inspiriert durch Ice Age?

Snapes Tagtraumzauber finde ich auch mega süß ♥ Hermine hat Lily in seinem Herzen längst abgelöst. *seufz* Ist das schön :)

Die Prophezeiung finde ich auch echt gut! Ich bin genau wie Hermine und Co die ganze Zeit am rätseln :)

Ich liebe deine FF einfach!!
Eine Frage, wo hast du "Der verlorene Weg" hochgeladen? Würde mich nur am Rande mal so interessieren. :)
Wo lädst du deine FFs immer hoch. Diese hier hast du doch bei echt vielen Seiten hochgeladen, oder? Ich hab die bei hpffa, hpxperts und meinefanfiktion (heißt die Seite so? Keine Ahnung xD) gesehen.

LG Lily Luna :blumen:



Review 18.08.2011 18:31 Uhr

Hi Muggelchen!

Du den letzten 10 Kapiteln kann ich jetzt nicht so viel schreiben, wie in der vorherigen Review, aber ich fange einfach mal an!
Ich konnte es gar nicht mehr abwarten ein weiteres Kapitel zu lesen und war so frei jetzt bei hpffa weiterzulesen. Was aber nicht heißen soll, dass ich dir hier nicht mehr schreibe. :)

Ich wünsche mir für Hermine wirklich, dass Severus und sie gemeinsam die Apotheke leiten. Wahrscheinlich ist nun, da Harrys Magie in Severus etwas ausgelöst hat, eine Beziehung der Beiden gar nicht mehr so unwahrscheinlich :D
Ich bin echt gespannt wie es weitergeht (besonders mit Hermine und Severus und Lucius) und beineide dich immer noch für deinen tollen Schreibstil *seufz*

LG Lily Luna :blumen:





EDIT 23.08.2011 23:23 Uhr

Hi Muggelchen!
Ich hab es geschafft. In 15 1/2 Tagen habe ich deine Geschichte gelesen. Sie hat mich sehr berührt und das Ende ist einfach sagenhaft! Das Ende deiner Geschichte hat mich in ähnlichem Maße berührt wie das Ende von Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Ich gestehe, dass ich traurig war, als ich es durchgelesen hatte, aber auch froh, denn endlich weiß ich wie die Geschichte ausgeht und für wen es mit wem ein Happy End gibt.
Du bist eine super Autorin und ich hoffe, dass ich irgendwann einmal in eine Buchhandlung gehen kann um mir ein Buch aus deiner Feder kaufen zu können.
Bei Facebook habe ich das Ende gepostet (natürlich mit deinem Namen), falls du das bemerkt hast. Du hast doch nichts dagegen, oder?
Ab morgen werde ich mir die anderen FFs von dir mal durchlesen. Vielleicht bekommst du dann ja noch ein paar Reviews dazu :)
LG Lily Luna
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Liebe Lily Luna,

da muss ich jetzt aber ein bisschen aufholen mit dem Antworten auf Reviews ;)

Bei Kapitel 177 … Du hast ein wahnsinniges Tempo drauf, hat dir das schon mal einer gesagt? Ich weiß nicht, warum ich das 7. Buch nie gelesen habe. Solange ich die Schatten-FF schreibe, wollte ich es nicht lesen, damit nicht versehentlich Inhalte daraus auftauchen. Danach bin ich einfach noch nicht dazu gekommen. Ich kenne bisher auch nur Film 7.1, nicht aber den letzten. Ich hoffe, der läuft noch eine Weile.

„Schlafes Bruder“ ist ein Synonym für den „Tod“, genau wie „Sensenmann“, „Freund Hein“ oder etwas veraltet: der „Schnitter“. Den Buchtitel habe ich schon mal gehört, aber nicht gelesen. Es ist keine beabsichtigte Anlehnung an Robert Schneiders Buch.

Mir war wichtig, eine Erklärung für die „Auferstehungen“ (die ja keine waren) von Dumbledore und Sirius zu finden, die sich mit dem, was man aus den Bücher kennt, nicht beißt. Voldemort war nicht ohne Grund scharf auf den Stein der Weisen. :D Mmmh, ja, das mit dem Stein hat etwas mit Fawkes zu tun, da liegst du ganz richtig. Wo Dumbledore während des Krieges war? Er wird alles aus der Ferne betrachtet haben. Diesmal durfte niemand wissen, dass er noch lebt.

Wenn die Blacks damals beinahe jeden einzelnen Gegenstand im Haus so verhext haben, dass sie fremde Personen anfallen, dann dachte ich, sieht es bei den Malfoys ähnlich sicher aus, nur nicht auf die Innenräume konzentriert, sondern auf den Schutz von außen.

Snape und Nerhegeb … Beim ersten Mal war Snape wirklich etwas schwer von Kapee ;) Da dachte er doch tatsächlich, Hermine wäre eine normale Spiegelung. Aber nach und nach hat er es ja begriffen. Hermines größer Wunsch war recht bescheiden: Eine eigene Apotheke und Snape ist mit von der Partie. Ich müsste nachsehen … Ich glaube, sie hat das gesehen, noch bevor sie die Apotheke gekauft hat.

Draco hatte mit Wobbel von Anfang an einige Probleme. Er hat nicht verstanden, wie Harry den Elf als Freund behandeln kann. Aber Draco ist ja lernfähig :) Das haben die meisten auch seiner Rede auf der Hochzeit entnehmen können. Er wusste genau, dass die Gäste in erste Linie wegen Susan da waren und nicht wegen ihm. Es sind übrigens sehr viele Leser, die von Wobbel als besten OC gesprochen haben, gleich gefolgt von Marie, Gordian, Geoffreys und Duvall. Finde ich schön, dass die OCs genauso gern gelesen und gern gehabt werden wie die HP-Charaktere.

Gerade bezüglich der Diskriminierung von Elfen, Werwölfen, Kobolden und Co. habe ich mir eigentlich in den Büchern was versprochen. Andererseits haben wir ja überwiegend Harrys Geschichte erfahren, was für FF-Autoren wieder gut ist. Die können dann alles andere aufgreifen, zu dem es noch etwas zu erzählen gibt.

Berenice ist keine Anspielung auf Buch oder Film. Den Namen habe ich wegen der Bedeutung gewählt: die Siegbringende. Durch sie können sich Blaise und Pansy besser in die Gesellschaft integrieren, weil sie einfach jeden um den Finger wickelt.

Aufgrund deiner Beschreibung von dem Weihnachtsfest habe ich mir das Kapitel noch einmal durchgelesen. Herrlich … Keiner sagt ihnen, dass Hermine unter dem Mistelzweig steht, alle schmunzeln nur. Über Severus’ Familie wird man häppchenweise etwas mehr erfahren, bis zum bitteren Ende, aber das wirst du ja noch lesen.

Der Altersunterschied zwischen Albus und Minerva ist ja enorm, fast 80 Jahre! Das wird komischerweise aber eher hingenommen als die 19 Jahre zwischen Severus und Hermine. Ich dachte es mir so, dass Minerva vielleicht während ihrer Schulzeit schon von Albus geschwärmt hat und dieses Gefühl einfach nicht zurückging. Man erfährt in den Büchern zwar so gut wie nichts über die Familien der Lehrer, aber McGonagall kommt beinahe, ohne böse klingen zu wollen, wie eine „alte Jungfer“ rüber, die keinen anderen will, weil nur der eine … Na, du weißt, was ich meine ;)

Der Name von Lucius’ Beistand Sid Duvall setzt sich aus den Namen zweier Schauspieler zusammen: Sid Haig, ein B-Movie-Star, und Robert Duvall, ein Oscar-Preisträger. Sid habe ich mir wie einen jungen Robert Duvall vorgestellt. Ich hatte immer die Folge „Miniature“ der Serie „The Twilight Zone“ (1963) im Kopf. Von „Ice Age“ habe ich nie einen Film gesehen, obwohl sie mir oft empfohlen wurden.

Das mit dem Tagtraumzauber ist auch eine fantastische Erfindung in Rowlings Universum, mit der man so viel Schönes anstellen kann. War es Fred, der Hermine einen Tagtraum „ab 18 Jahren“ andrehen wollte? Oder George? Wie ich schon sagte, man könnte daraus noch viel mehr machen :D

Es gab eine Leserin, die tatsächlich vor des Rätsels Lösung darauf gekommen ist, was die Prophezeiung zu bedeuten hat. Ich war wirklich perplex. Viele Leser waren auf der richtigen Spur, nur manche Details stimmten nicht. Genau das fand ich so klasse, dass die Leser miträtseln.

Zum Slash-Oneshot „Der bequeme Weg“ schicke ich dir eine PN, falls du sie nicht schon gefunden hast. Ich möchte hier keinen Link einfügen, weil die FF ab 18 Jahren ist und ich sie deshalb hier im Forum nicht bewerben möchte. Das heißt nicht, dass die Geschichte schlimm ist, ganz im Gegenteil, aber sie ist eben etwas, ähm, detaillierter. ;) Auf muggelchen.net findest du eine Übersicht, wo ich überall FFs hochlade. Das sind nicht mehr viele Seiten. Auf hpffa.de findest du alle, außer die 18er-FF. Manchmal poste ich unter „John Xisor“ hoch, z.B. bei fanfiktion.de (und die Seite, die du meintest, war myfanfiction.de, aber die finde ich nicht besonders gut).

Antwort zur Review vom 18.08.:

Ach, verdammt … Ich habe dieses Forum einfach zu spät entdeckt und hänge deshalb hier noch hinterher. Es sind schon einige Leser auf andere Seiten ausgewichen, aber ich poste hier weiter. Vielleicht hat sich jemand an den Rhythmus gewöhnt ;)

Das, was sich aus Harry gelöst hat und in Severus verschwand, hat den Weg etwas geebnet. Nicht nur mit Hermine wird Severus besser auskommen, sondern auch mit anderen Menschen wie Remus. Mit Sirius wird er allerdings bestimmt nie Brüderschaft trinken.
Vielen Dank für die Blumen :)

Antwort zur Review vom 23.08.:

Wirklich Wahnsinn, wie schnell du warst. Etwas über zwei Wochen … Du hast bestimmt drei oder vier Kilo abgenommen, weil du das Essen vernachlässigt hast ;)
Das Ende hat zwar berührt – mich auch –, aber in positivem Sinne. Der Weg war für niemanden leicht, aber zum Ende hin hat man sich aufgerafft, so dass jeder bereit ist, ein neues Leben zu beginnen.
Schön wäre es, mal im Buchhandel zu landen. Dafür muss ich aber noch besser werden. Ich arbeite daran ;) Leicht wird’s nicht. Bei Facebook wird man es erfahren, wenn es doch mal geschehen ist. Ja, ich habe gesehen, dass du das Ende gepostet hast. Hat mich wirklich gefreut.

Dir wünsche ich noch viel Spaß bei den anderen FFs.

Vielen Dank für das umfangreiche Feedback und
liebe Grüße
Muggelchen
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

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