Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Omg, du lässt Snape doch nicht wiklich sterben, oder?!
Ne, das kann ich nicht glauben ... :roll:
War ja klar, dass du genau an DER Stelle aufhören musstest! :lol:
Ich bin sehr gespannt, wie's weiter geht.

Scheint wohl so, als ob Albus auch Hermine einen Hinweis gegeben hat, nicht locker zu lassen, was Severus angeht.
Ich hoffe doch, dass sie noch eine Chance bekommt ...


Das Verhalten von BrokenInsanity finde ich unmöglich! Ich hoffe doch, dass sie deine FF schleunigst aus ihrem Blog löscht, oder dass du wenigstens anders Erfolg hast.

Lg
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Rhea
HauselfHauself
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Beitrag von Rhea »

@CharLue nein, er stirbt nicht. Ich hab da so meinen Verdacht, was Hermine ausgelöst haben könnt, liege ich richtig, wenn ich glaube, dass es keine Allergie ist, Muggelchen??

Muggelchen, das finde ich wirklich dreist von demjenigen, der das war. Du machst das richtige: sie nicht beleidigen (wie es ja einige gemacht haben), aber den Weg über den Betreiber gehen und ihr ne Frist setzen.
Zur Story: Ich finds ziemlich toll... vor allem wie sich Harry anstellt. bin ja selbst Lehramtsstudentin und egal in welche Praktikum, es fühlt sich in der ersten Stunde genau so an...

LG
Rhea

Sentara Snape
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Beitrag von Sentara Snape »

Hallo muggelchen
Erstmal möchte ich Dir danken, für die schönen neuen spannenden Kapitel.
Ich hoffe nicht das Snape stirbt. Hermine ist echt mutig ein echter Gryffindor. Das hätte ich mir niemals getraut...im Leben nicht!! wow.

Die Sache mit dem FF-klau finde ich ja dreist. Ich hoffe du kannst da was machen. Derjenige oder diejenige muss doch damit rechnen, dass sowas auffliegt. Das ist doch echt Dummheit. Ich hoffe für dich du bekommst da bald eine Klärung. Andererseits glaube ich auch, dass der Lesestoff von Dir sehr begehrt ist. Was aber nicht bedeutet, dass man zu solch unfären Mitteln greift. Das tut mir echt Leid für dich. Ich hoffe, Du verlierst nicht den Mut und schreibst trotzdem weiter.
Ich bin ein echter Fan von Dir und freue mich schon auf weitere Kapitel. Wenn Deine Bücher irgendwann in der Muggelbuchhandlung stehen, werde ich sie kaufen. Liebe Grüsse

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CaRo94
FeeFee
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Beitrag von CaRo94 »

Hallo Muggelchen :)

Jetzt muss ich auch mal wieder, nach langer Zeit, einen Kommentar zu deienr FF schreiben. ^^

Einfach Klasse. Und ich hoffe bald kommt eine Fortsetzung, denn wieder einmal hörst du an einer unverschämt, spannenden Stelle auf. :P
Ich bin echt gespannt, was mit Severus passiert ist und ob er stirbt, was ich persönlich nicht glaube. :D

Ich finde es unverschämt, dass irgendwer sich deine FF zunutze macht und sie als seine ausgibt!! So etwas gehört sich nicht. Wenn man gelobt werden möchte, dann soll man eine eigene Geschichte schreiben und hoffen, dass sie genauso gut ankommt, wie deine. Gut, dass du dagegen vorgehst und es nicht einfach geschehen lässt.

Nun denn, ich freue mich auf die Fortsetzung und hoffe, dass du denjenigen bzw. diejenige schnell klarmachen kannst, dass es ziemlich unfair ist, was er bzw. sie tut. :)

Lg Caro. :)

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Erst einmal vorweg:

Der Blog wurde heute deaktiviert (ich hoffe, nicht nur vorübergehend). Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen ganz herzlich bedanken, die in dieser Angelegenheit auch aktiv geworden sind, Kommentare geschrieben oder den Blog gemeldet haben. In jedem normalen Forum hätten die Mods die gemeldete FF sofort gelöscht oder gesperrt und die Sache umgehend geklärt. Schade, dass Skyrock da so träge ist. Ich hatte teilweise das Gefühl, der "Blog melden"-Button ist genauso unnütz wie die Leute, die diese Meldungen bearbeiten.

Vielen Dank nochmals! Ich werde weiterhin die Augen aufhalten, ob ich geklaute FFs von euch entdecke und hoffe, dass man mich benachrichtigt, wenn ihr was von mir entdecken solltet.

Zu den Reviews, die ich ausnahmsweise nicht erst morgen beantworte :)

Hi CharLue,

wenn es ca. 200 Kapitel geben wird und Snape der Hauptcharakter ist... Ob er stirbt? Eher nicht, aber was da genau los ist, erfahrt ihr morgen. Natürlich musste ich an genau DER Stelle aufhören :lol:

Albus wird häufiger mal Hinweise geben, mal sehr direkt und mal durch die Blume (der Leser soll ja schließlich auch mitdenken) :wink:

Was BrokenInsanity erreichen wollte, ist mir ein Rätsel. So ein Klau fliegt früher oder später immer auf - es gab in der Vergangenheit schon genug Autoren, die das erleben mussten.

Hallo Rhea,

ah, jetzt gibt's du den anderen Lesern (CharLue) schon Tipps :smile: Wenn du einen Verdacht hast, warum behältst du ihn für dich? Mich interessiert das doch, was ihr denkt. Eine Allergie? Nein, das ist es nicht, aber was dann?

Witzig, dass du aufgrund deiner eigenen Lebenserfahrung mit Harry so gut mitfühlen kannst. Er will alles richtig machen und hat ziemlich Muffensausen, das erste Mal seiner Klasse gegenüberzutreten.

Zu der Diebin: Was andere schreiben, dafür bin ich nicht verantwortlich. Ich selbst beleidige niemanden. Ich hätte sie gern persönlich kontaktiert. Den Kopf reiße ich keinem (sofort) ab, es sei denn, der FF-Dieb ist uneinsichtig. Die Handlung ist und bleibt mein geistiges Eigentum, auch wenn man die Geschichte kostenlos im Netz lesen kann. Sich daran zu vergreifen ist ein Vergehen und somit strafbar.

Hi Sentara Snape,

der gute Snape scheint ja jedem ans Herz gewachsen zu sein, bei der vielen Sorge um ihn. Die Auflösung könnte überraschen: Hermine, Snape und vor allem den Leser.

Zum Klau: Wenn mein Lesestoff begehrt ist, dann darf sich von mir aus jeder die FF für private Zwecke kopieren/ausdrucken. Da habe ich nichts dagegen. Ich weiß nicht, ob die Diebin so jung war, dass sie noch kein entsprechendes Rechtsempfinden hatte. Den Mut verliere ich schon nicht. Wo kämen wir denn hin, wenn es keine FFs mehr gäbe, weil jeder Autor sich Sorgen machen muss, beklaut zu werden? Dann wäre das Internet recht langweilig :wink:

Hi CaRo94,

so so, ich höre an einer "unverschämt spannende Stelle" auf. Das hört man doch gern :D Was mit Snape passiert ist, wird bestimmt überraschen. Ob ich den Hauptcharakter draufgehen lassen werde? Ich mag Snape. Das sollte Antwort genug sein ;)

Selbst wenn der Blog nicht gelöscht worden wäre, hätten die vielen Kommentare der empörten Leser doch Bände gesprochen. Ich hätte auch fies sein können, war aber wieder mal viel zu nett. Beim nächsten Dieb werde ich andere Seiten aufziehen. Entsprechende Hilfsangebote von Lesern habe ich bekommen. Ich wünschte nur, ich hätte ihre Motivation erfahren, aber leider habe ich von BrokenInsanity rein gar nichts gehört. Die Frau war nicht zu erreichen.

Liebe Grüße,
Muggelchen
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

083 Die größte Angst




Heftig atmend und völlig fassungslos starrte Hermine mit verweinten Augen auf das regungslose Gesicht und in die entseelten Augen ihres Professors, dessen erschlaffte Hand sie noch immer hielt und dessen Stimme sie eben gehört zu haben glaubte. Ihr Trank hatte ihn getötet.

Das Geräusch des ersehnten „Plops“ der Heilerin, die innerhalb Hogwarts apparieren durfte, ließ Hermine ihren Blick von dem ungewohnt milden Gesichtsausdruck ihres Professors abwenden und über ihre Schulter schauen. Mitten im Büro stand Poppy, die mit weit aufgerissenen Augen auf Snapes am Boden liegenden Körper blickte. Und gleich daneben, direkt an Poppys Seite, stand Snape selbst, dessen Gesicht eine nicht erwartete Besorgnis widerspiegelte und der jetzt vorsichtig wiederholte: „Miss Granger?“

Laut und abgehackt atmend blickte Hermine vor sich auf das Wesen, welches sie für ihren Professor gehalten hatte. Es war der Irrwicht, der sich schneller aus der Schublade befreit haben musste als sie es für möglich gehalten hatte und dessen vorgetäuscht leblose Hand sie noch immer hielt. Angewidert zog sie ihre Hand zurück und presste sie an ihre Brust. Ihr Herz raste und ihre Atmung war so heftig, dass ihr schwindelig wurde. Als sie sich erheben wollte, schwankte sie einige Schritte, so dass sie freiwillig wieder in die Hocke ging, um nicht umzufallen.

Für einen Moment konnte sie einen klaren Gedanken fassen und die Situation mit scharfem Geist betrachten und in diesem Augenblick wurde sie sich darüber bewusst, dass sie hyperventilierte und sie ihre Atmung nicht mehr selbst normalisieren konnte, doch Poppy kniete bereits neben ihr und sprach beruhigende Worte, deren Inhalt Hermine nicht verstand, aber deren wohltuenden Trost sie dem Klang der Stimme entnehmen konnte.

Das Kribbeln in Armen und Beinen und das Taubheitsgefühl um den Mund herum setzten bereits ein. Bisher hatte sie nur über Hyperventilation gelesen oder es bei Patienten miterlebt, aber noch nie hatte sie es am eigenen Leib erfahren müssen. Das erwartete Gefühl der Atemnot, über das sie schon so oft in Büchern gelesen hatte, machte sich ebenfalls in ihr breit, aber in Gedanken versicherte sie sich immer wieder, dass dies ein völlig unbegründetes Angstgefühl wäre, denn es war genügend Sauerstoff in ihrem Blut vorhanden. Außerdem war Poppy bei ihr, weswegen Hermine sich sicher fühlen wollte, denn die Heilerin kümmerte sich nun um sie. Beiläufig bemerkte Hermine, dass Snape den Irrwicht ohne den bekannten „Riddikulus“-Spruch einfach mit Hilfe seines Stabes wortlos zurück in die Schublade schleuderte und den Schrank mit einem starken Schutzzauber versiegelte.

Zur gleichen Zeit betrat Harry gerade Ginnys Krankenzimmer und es überraschte ihn, dass sie nervös mit vor der Brust verschränkten Armen auf und ab ging, während Nicholas selig in der Wiege döste. Als sie ihn bemerkt hatte, stürmte sie auf ihn zu und fragte aufgebracht: „Was für ein Notfall war das?“
„Was denn für ein Notfall?“, fragte Harry zurück, der Hermines hallende Stimme nicht vernommen hatte, weil er sich zu dem Zeitpunkt gerade erst in den ersten Stock begeben hatte.
Ginny erklärte aufgeregt: „Ich habe Hermines Stimme per Sonorus im Krankenflügel gehört. Ein Notfall und Poppy sollte sofort ins Snapes Privatbüro kommen. Du weißt nichts darüber?“
Aufgeregt schüttelte er den Kopf, derweil wurden seine Augen ganz groß vor Sorge. „Ich werde nachsehen, Ginny!“, versicherte er ihr und stürmte zur Tür hinaus.

Draußen traf er auf Poppy und Severus, die Hermine rechts und links an den Oberarmen hielten. Sie sah etwas mitgenommen aus, sehr blass, aber nicht ernsthaft verletzt. Harry rannte zu den dreien hinüber und öffnete wortlos die Tür, auf die die Heilerin zusteuerte. Drinnen setzten sie Hermine auf ein Bett.

Poppy befahl knapp: „Legen Sie sich hin, Miss Granger!“ Harry half ihr, die Beine auf das Bett zu legen, während Poppy hinüber zu einem der Schränkchen ging, um etwas zu holen. Severus verweilte neben dem Bett und blickte besorgt auf Hermine hinab, während sie selbst einen bedenklich glasigen und starren Blick aufwies und in einem stockenden Rhythmus atmete. Harry näherte sich seiner Freundin und sagte leise ihren Namen. Sie reagierte, aber nur sehr langsam, und blickte ihn durch feuchte Wimpern an und in diesem Moment – sie hatte kein einziges Wort gesagt – wusste er plötzlich, was sie am heutigen Tage versucht hatte und dass ihr Vorhaben gescheitert war. Er wusste es einfach.

Mit sehr ruhiger Stimme, in der ein wenig Sorgen mitschwang, erklärte Severus seinem jungen Kollegen: „Miss Granger musste unverhofft ihrem Irrwicht gegenübertreten, Harry. Sie hat vorhin hyperventiliert.“
„Hyperventiliert?“, fragte Harry mit weit aufgerissenen Augen nach. Er war immer der Ansicht gewesen, dass so etwas nur ganz selten auftreten würde.
„Stress, Angst und Panik sind in diesem Fall ganz offensichtlich die Auslöser für die Hyperventilation gewesen. Poppy möchte trotzdem ausschließen, ob möglicherweise eine körperliche Erkrankung dieses Symptom verursacht haben könnte, wie ein Leberschaden oder eine Hirnentzündung. Ich schließe das jedoch ohne Untersuchung aus. Ursache war meines Erachtens einzig und allein der Irrwicht und die große Angst, die er hervorgerufen hat“, vermutete Severus laut.

Ein schlechtes Gewissen überkam Harry, weil er die Musiktruhe mit dem Irrwicht nicht bei sich untergebracht hatte und weil er Hermine nicht von ihrem Vorhaben hatte abbringen wollen. Natürlich hätte auch er nur zu gern gewusst, welche Gestalt Severus’ Irrwicht angenommen hätte, aber stattdessen wollte er seine Hände in Unschuld waschen, weswegen er Hermine die Idee nicht ausgeredet hatte. Nun lag sie auf der Krankenstation, was er hätte verhindern können.

„Gehen Sie bitte, Harry, Severus. Sie werden schon noch erfahren, wie es Miss Granger geht“, sagte Poppy bestimmend und sie scheuchte die beiden bereits mit wild fuchtelnden Händen aus dem Krankenzimmer hinaus.

Draußen blieben Harry und Severus einen Augenblick beieinander stehen, ohne eine Wort von sich zu geben, doch dann trieb ihn die Neugierde dazu, Severus zu fragen: „Was war Hermines Irrwicht?“
Severus blickte ihn an und wog einen Augenblick lang ab, ob er antworten sollte oder nicht, bevor er erwiderte: „Ich, sterbend auf dem Boden in meinem Büro.“
Harry zog beide Augenbrauen bis zum Haaransatz hinauf und fragte verdattert: „Hermines größte Angst ist, dass Sie sterben?“
Ein wenig grantig widersprach Severus: „Seien Sie nicht albern, Harry. Ihre größte Angst ist, trotz ihrer Ausbildung zur Heilerin kein Leben retten zu können!“

Doch das, was Harry zuvor vermutet hatte, hatte für einen Moment etwas in seinem Kollegen bewegt. Harry hatte es gesehen! Es war wie ein heller Schatten gewesen, der hinter Severus’ Augen vorbeigehuscht war.

Mutig fragte Harry: „Was glauben Sie, wie Ihr Irrwicht aussehen würde?“
Wieder blickte sein Kollege ihm in die Augen und zögerte erneut mit einer Antwort, die er am Ende doch gab, indem er sagte: „Ich weiß nicht genau. Womöglich ein Dementor?“ Bevor Harry nachhaken konnte, fügte Severus noch hinzu: „Oder vielleicht Miss Granger, die in meiner Anwesenheit ihr Leben aushaucht.“

Ohne auf weitere Konversation wert zu legen, verließ Severus seinen jungen Kollegen und marschierte schnellen Schritten in Richtung Kerker.

„Was war los, Harry?“, fragte Ginny, nachdem er wieder ihr Zimmer betreten hatte.
„Es war Hermine. Sie hatte eine Begegnung mit ihrem Irrwicht und das hat sie so sehr aufgewühlt, dass Poppy sie kurz untersuchen möchte“, erklärte Harry, dem noch immer Severus’ Antwort auf die Frage, wie sein Irrwicht aussehen könnte, durch den Kopf ging.
„Hat sie Snape etwa wirklich eine Falle gestellt, um seinen Irrwicht zu sehen?“, fragte sie leise.
„Woher…?“
„Na, von Ron natürlich! Ich bin hier nicht völlig abgeschnitten von der Welt, Harry“, sagte sie grinsend, doch sie wurde schnell wieder sehr ernst. „Red’ ihr das ja aus, hörst du! Ich bin von der Idee überhaupt nicht begeistert und auch nicht von der Trank-Idee. Sie ist ja momentan schlimmer als Snape!“, meckerte Ginny. Harry versicherte ihr, dass er gleich mit Hermine reden würde.

„Ach ja, könntest du vielleicht dafür sorgen, dass ich meine Hausaufgaben bekomme? Ich möchte nach den sechs Wochen gleich einsteigen können, wenn das Schutzgesetz außer Kraft getreten ist“, fügte sie noch an.
„Natürlich sorge ich dafür. Für alle Fächer, ja? Das lässt sich machen, Ginny“, sagte er lächelnd, bevor er ihr einen Kuss schenkte. „Schläft der Kleine?“, wollte Harry wissen und er ging bereits an die Wiege, um sich selbst davon zu überzeugen, ob seine Vermutung stimmte. Als er Nicholas schlafend vorfand, sagte er enttäuscht: „Schade, ich habe gehofft, ich könnte ein wenig knuddeln.“
„Tja, da musst du jetzt wohl mit mir Vorlieb nehmen“, empfahl sie lächelnd, während sie bereits ihre Arme öffnete, um Harry zu empfangen.

„Eine Bitte noch, Harry. Könntest du Hermine demnächst mal fragen, ob sie mir die Bilder von unserem gemeinsamen Urlaub raussuchen könnte? Nicht sofort, erst wenn es ihr besser geht. Ich komme hier sonst um vor Langeweile“, nörgelte Ginny, bevor Harry sich verabschieden konnte.
Verdutzt fragte er: „Ihr wart zusammen im Urlaub? Wann soll denn das gewesen sein?“
Sie schnaufte und erklärte: „Das war in den vier Wochen, in denen Kingsley, Mad-Eye und Tonks dich trainiert haben.“
„Habe ich gar nicht mitbekommen, dass ihr weg wart“, gab er verdutzt zu.
„Glaub ich dir aufs Wort. Du hast zu der Zeit ja auch so viel um die Ohren gehabt.“

Nach seinem Besuch bei Ginny ging Harry zu Poppy, um sich wegen Hermine zu erkundigen, doch die war offensichtlich in der Zwischenzeit gegangen, so dass Harry einen Blick auf die Uhr warf und sich dazu entschloss, den letzten Spaziergang des heutigen Tages mit Severus’ Hund jetzt schon zu erledigen.

Entgegen Poppys Ratschlag, sich ein wenig auszuruhen, ging Hermine geradewegs in Snapes Labor zurück, um vom Amortentia zu retten, was noch zu retten war, denn sie wollte irgendetwas tun, um nicht mehr an das Erlebnis mit ihrem Irrwicht denken zu müssen. Sie brauchte Ablenkung!

Kaum hatte sie das Labor betreten, bemerkte sie auch schon, dass alles weggeräumt war. Snape musste ihr Gebräu entfernt und Ordnung geschaffen haben. Er selbst war nicht hier drinnen, weshalb sie zur offen stehenden Tür ging, die in sein Büro führte. Als sie durch den Spalt lugte, sah sie ihn an seinem Pult sitzen und ein Pergament lesen. Manchmal tippte er mit zwei Fingern auf seine dünnen Lippen oder seine Stirn legte sich in Falten. Wortlos trat sie ein und Snape bemerkte sie nicht einmal, so tief war er in dem, was er las, versunken.

Räuspernd machte sie auf sich aufmerksam, so dass er erschrocken aufblickte und das Pergament schnell zur Seite legte, bevor er sagte: „Miss Granger, was hat Poppy gesagt?“
„Dass ich mich ausruhen soll…“
„Dann tun Sie das besser“, empfahl er mit ruhiger Stimme, doch sie wollte momentan nicht allein in ihrem Zimmer sein.
„Nein, mir geht’s schon wieder gut, Sir“, entgegnete sie.

Er seufzte, bevor er mit ruhiger Stimme fragte: „Warum haben Sie das getan? Wer hat Sie dazu angestiftet?“ Auf ihren fragenden Blick hin erklärte er: „Ich fand es schon früher sehr ärgerlich, dass einige aus der Lehrerschaft Gefallen daran gefunden hatten, ihre Kollegen mit einem Irrwicht zu konfrontieren. Mr. Lupin war nicht der Erste, der sich daraus einen Spaß gemacht hatte.“ Er blickte sie einen Moment lang an und erklärte im Anschluss sehr zynisch: „Was die Schüler im Unterricht ertragen sollen, muss ein Lehrer auch aushalten können, nicht wahr?“ Er blickte sie diesmal seher eindringlich an, kniff die Augen leicht zusammen und fragte neugierig: „Wer war es? Hat Albus Sie dazu überredet oder sogar Minerva? Ich wette, es war Minerva!“ Als sie noch immer nicht antwortete, seufzte er erneut und am Ende stellte er bestimmend klar: „Ich bin von Späßen dieser Art nicht sehr angetan, Miss Granger. Ich möchte Sie bitten, und es ist völlig egal, wer Sie wie oft zu so etwas zu überreden versucht, mir in Zukunft keine Streiche zu spielen!“

Sie nickte und blickte beschämt zu Boden, während sie überlegte, ob sie ihm gestehen sollte, dass es allein ihre Idee gewesen war.

Hermine wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Professor sich von seinem Stuhl erhob. Seine rechte Hand öffnete die Knöpfe am linken Unterarm seines Gehrocks und während er langsam auf sie zuschritt, öffnete er noch die Knöpfe des weißen Hemdes darunter. Als er genau vor ihr stand, schob er mit der rechten Hand den Stoff hinauf, um vor ihr das dunkle Mal zu entblößen.

Ihre Augen wanderten über den Totenkopf und die Schlange, die sich aus dem kantigen Kiefer schlängelte. Es war blass, kaum noch dunkel, aber deutlich zu erkennen, wenn man wusste, wie das Zeichen von Voldemort auszusehen hatte. Und mit einem Male wurde ihr klar, dass er eben ihre Traumdeutung gelesen haben musste, in der sie erwähnt hatte, noch nie ein dunkles Mal auf dem Arm eines Todessers gesehen zu haben.

Was neben dem dunklen Mal auf seinem fast schneeweißen Unterarm ins Auge stach war eine helle Narbe, die eine Handbreit unter dem Handgelenkt waagerecht verlief und nach einem kleinen Knick einige Zentimeter den Unterarm hinaufwanderte – fast wie ein unfertiger Rahmen für das dunkle Mal. Mutig fragte sie, während sie mit einem Finger auf die Narbe deutete: „Woher haben Sie die?“
Da er so dicht bei ihr stand, hörte sie ihn kräftig schlucken, bevor er wispernd entgegnete: „Ich hatte eines Tages versucht, das dunkle Mal mit“, er stockte, „einem Messer zu entfernen.“

Erschrocken blickte sie auf. Seine Augen mieden die ihren und so erhaschte sie für die Dauer eines Atemzuges ungestört einen Blick auf seinen leicht geöffneten Mund. Gleich darauf schaute sie wieder auf seinen Unterarm, während sie seiner Stimme lauschte, die flüsternd, was diese sehr persönliche Situation so unwirklich erscheinen ließ, erzählte: „Ich habe währenddessen das Bewusstsein verloren. Poppy hatte mich gefunden und die Wunde geheilt. Sie hatte nie jemandem davon erzählt. Nicht einmal Albus weiß davon.“

Auf einen Schlag fühlte sich Hermine fünf Kilo schwerer und das zusätzliche Gewicht lastete ausschließlich auf ihrem Herzen. So verzweifelt und verletzlich hatte sie Snape nie betrachtet. Stets hatte sie geglaubt, er wäre ein hartgesottener Mann, der alles ertragen könnte, aber dem war nicht so und das machte ihn für sie menschlicher als je zuvor.

Behutsam führte sie eine Hand an seinen Unterarm, um mit ihren Fingerspitzen das dunkle Mal zu berühren als würde sie erwarten, die Konturen der magischen Zeichnung spüren zu können. Unmerklich zuckten die Muskeln seines bleichen Arms zusammen, als ihre Haut die seine streifte und dann fragte sie mit ebenso flüsternder Stimme, um diesem Moment nicht seine Einzigartigkeit zu nehmen: „Das ist eine magische Tätowierung mit einem Proteus-Zauber?“
Er nickte zustimmend. „Und noch viel mehr. Durch diese Verbindung konnte er seine Anhänger verhexen; sie in seltenen Fällen über große Entfernungen auch dem Imperius unterwerfen, wenn sie schwach genug waren. Der Dunkle Lord konnte sogar Magie und Lebenskraft dadurch entziehen, was er jedoch selten in Betracht gezogen hatte, denn das hätte seine eigenen Todesser geschwächt. Denen, die sich von ihm abgewandt hatten, hatte er jegliche Energie geraubt, bevor er sie…“ Er hielt inne, denn er wollte keine Horrorgeschichten aus vergangenen Tagen erzählen.
„Warum ist es noch da, wenn Voldemort tot ist?“, fragte sie vorsichtig.
Unsicher antwortete er: „Sein Zeichen ist das Letzte, was vom Dunklen Lord zurückgeblieben ist. Es ist ein Teil seiner Magie. Magie ist Energie und Energie vergeht nicht einfach.“
Mit ein wenig Sorge in der Stimme fragte Hermine: „Aber er kann durch diese Magie nicht zurückkommen oder? Ich meine, dazu benötigt er doch einen Horkrux.“
„Er kann nicht mehr zurückkommen; er hat nur sein Zeichen zurückgelassen.“

Nach einer Weile bedeckte er seinen Unterarm wieder und knöpfte seine Kleidung zu. Derweil sammelte Hermine all ihren Mut, bevor sie flüsternd und mit Reue in der Stimme offenbarte: „Das mit dem Irrwicht war meine blöde Idee gewesen. Ich wollte wissen, wie Ihrer aussieht und habe nicht einmal bemerkt, dass er Ihre Gestalt angenommen hat. Nicht mal, als ich mich mit ihm unterhalten habe.“
„Sie haben sich mit ihm unterhalten?“, fragte er verdutzt nach. „Ich dachte, er hätte gleich auf dem Boden…“ Er hielt inne, holte ein wenig aus und erklärte: „Wissen Sie, als ich vom Labor ins Büro gekommen bin, weil ich Stimmen gehört hatte, habe ich nur gesehen, wie mein Doppelgänger auf dem Boden gelegen hat und sein Leben aushauchte. Was ist zuvor geschehen?“

Seine Stimme klang keinesfalls bedrohlich wie noch vor dem Zwischenfall, als die allgemeine Stimmung des heutigen Arbeitstages sehr zu wünschen übriggelassen hatte. Möglicherweise wäre dies der Augenblick, um von allen hinterlistigen Gedanken abzulassen und ihm die komplette Wahrheit zu sagen, dachte Hermine.

„Na ja, ich wollte entweder Ihren Irrwicht in Erfahrung bringen oder Ihre magischen Farben.“ Sie versuchte zu lächeln, aber sie brachte nur eine gequälte Mimik hervor, bevor sie erklärte: „Ich habe mich für den Irrwicht entschieden und ihn befreit. Ich wollte Sie ins Büro locken und war schon auf dem Weg zum Labor, um Sie zu holen, als ich die Tür höre. Ich dachte, Sie wären vom Flur reingekommen und hätten den Irrwicht gleich wieder eingesperrt. Nach ein paar Beleidigungen, die mich nicht zweifeln ließen, dass es sich um Sie höchstpersönlich handelte“, Snape verzog das Gesicht, als hätte ihn ihre Bemerkung gekränkt, „haben Sie – oder besser der Irrwicht – ein Glas Wasser verlangt und da habe ich Ihnen meinen Trank untergemischt.“

Sie bemerkte, dass er sich zur Ruhe zwang und er sich ganz offensichtlich vorgenommen hatte, nicht wütend zu reagieren, so dass sie weitererklärte: „Der Irrwicht hat es getrunken, aber anstatt Farben zu zeigen, hat er seinen Tod vorgetäuscht… Ihren Tod. Ich konnte Ihnen nicht helfen und…“ Den Rest kannte er, weswegen sie innehielt.
„Dann hat der Irrwicht Ihre Angst davor dargestellt, mit Ihrem Trank jemanden versehentlich zu vergiften?“, fragte er ein wenig enttäuscht klingend. Sie überlegte einen Augenblick, doch letztendlich konnte sie nur mit den Schultern zucken. Eine Antwort wusste sie nicht. Es war ihr nicht klar, was der Irrwicht tatsächlich für eine Angst gezeigt hatte.

Snape ging zu einem kleinen Schrank hinüber und schenkte zwei Gläser Feuerwhisky ein, von dem er eines seiner Schülerin in die Hand drückte. Seine folgenden Worte waren weitaus weniger freundlich als die Geste, mit ihr etwas trinken zu wollen, denn er sagte ernüchtert: „Sie haben mich enttäuscht, Miss Granger.“
Sie nickte zustimmend und blickte verlegen zu Boden, bevor sie hauchte: „Ja, ich weiß.“
„Sie hätten fragen können“, gab er ihr als knappen Hinweis, so dass sie erstaunt aufblickte. „Was ist schon an einem Irrwicht so Besonderes? Das ist Kinderkram. Wie schon erwähnt war es vor etlichen Jahren noch ein kleiner Sport unter Kollegen gewesen; nichts Aufregendes. Sie wollen meinen Irrwicht kennen lernen?“, fragte er barsch.
„Ja“, war das Einzige, das sie erwidern konnte.

Mit einem großen Schluck leerte er sein Glas, bevor er in seiner lehrerhaften Stimme schilderte: „Sie wissen, dass Irrwichte nicht immer die gleiche Form annehmen, denn die persönlichen Ängste können sich im Laufe des Lebens verändern. In der Schule bin ich damals mit dreien konfrontiert worden. Der erste Irrwicht meines Lebens manifestierte sich als eine Bande Mitschüler, die nicht sehr nette Dinge über mich gesagt und mit Steinen nach mir geworfen haben. Bei meiner zweiten Konfrontation hatte der Irrwicht die Form eines Werwolfs angenommen – die Geschichte dazu muss ich sicherlich nicht erläutern oder?“ Mittlerweile klang er sehr bissig. „Das dritte Mal nahm er die Gestalt des Dunklen Lords an. Die letzten beiden Male – nach der Schule – erschienen einmal die Gestalt eines Dementors und später die von Albus. Ich habe nicht einmal eine vage Vermutung, welche Form mein ’aktueller Irrwicht’ annehmen könnte, aber wir können das sofort ändern, wo Sie doch vor lauter Neugierde so auf die Antwort brennen!“ Zum Ende seiner Ausführung hatte sich Zorn in den Worten niedergeschlagen.

Er ging schnurstracks zu der Musiktruhe hinüber und zog seinen Zauberstab, da sagte sie: „Professor Snape, Sie müssen nicht, wenn Sie nicht…“
Blitzschnell wandte er sich um und sagte aufgebracht: „JETZT lassen Sie mir die Wahl, wo Sie mir vorher noch eine heimtückische Falle stellen wollten? Zu spät, Miss Granger!“ Er drehte sich wieder zur Truhe um, bevor er den Schutzzauber entfernte und die Schublade öffnete.

Sie beobachtete den dunklen Schatten, der wie schwarzer Rauch aus der Schublade emporstieg, aber er begann nicht zu wirbeln, wie sie es früher im Unterricht bei jedem einzelnen Schüler gesehen hatte, sondern er waberte langsam auf Snape zu, der angespannt darauf wartete, welche Gestalt der Rauch annehmen würde. Es schien, als könnte der Irrwicht sich nicht entscheiden, denn es dauerte sehr lange, bis er endlich zu wirbeln begann und dann, ganz plötzlich, stand eine Person vor ihrem Professor und das war er selbst.

„Ich…“ Professor Snape schüttelte ungläubig den Kopf, bevor er von vorn begann: „Ich verstehe das nicht.“

Hermine hingegen verstand nur zu gut. Gleich nach Voldemorts Tod hatte Snape bemerkt, dass eine Wandlung in ihm vorgegangen war, die von Tag zu Tag größere Ausmaße angenommen hatte. Ausmaße, die auch anderen Menschen aufgefallen waren und die sein Wesen veränderte – sich letztendlich sogar auf seine Augenfarbe ausgewirkt hatte und diese Veränderung machte ihm Angst.

Langsam schritt sie auf die beiden Snapes zu, die sich bewegungslos gegenüberstanden und sich anstarrten. Der Irrwicht-Snape blickte sie ausgesprochen milde an, als sie seitlich hinter ihrem echten Professor stand und da bemerkte sie, dass der falsche Snape braune Augen hatte, die sie warm anfunkelten, so dass sie freundlich zurücklächeln musste. Das hier war kein Irrwicht, vor dem sie persönlich Angst hatte. Sie wollte, dass Snape seiner Angst noch ein wenig ausgesetzt bleiben würde, damit sich die richtigen Fragen in seinem Kopf formen konnten, die er sich im Laufe der Zeit selbst beantworten musste. Nach einem kurzen Moment beendete er jedoch den Spuk, indem er den Irrwicht erneut ohne Ridikkulus wieder in den Schrank sperrte.

„Ich verstehe das nicht. Ein Irrwicht soll doch Ängste zeigen“, sagte er verwundert, doch er täuschte sie nicht. Er hatte wahnsinnige Furcht vor dem, was er werden könnte und sie fragte sich, ob sie in diesem Augenblick die Situation ausnutzen durfte, um ein wenig Druck auszuüben.
„Was hat es mit Ihrer Augenfarbe auf sich, Professor?“, fragte sie geradeheraus und mit einem flehenden Unterton. Wie befürchtet antwortete er nicht.

Zur gleichen Zeit machte es sich Harry in seinem Wohnzimmer gemütlich. Seit Sirius mit Anne zusammenlebte, hatte er jede Menge Zeit und viel Ruhe, doch da knisterte plötzlich der Kamin und die Stimme seines Patenonkels ertönte: „Harry, bist du da?“ Harry hatte keine Zeit zum Antworten, denn Sirius kam bereits durch den Kamin.
„Hi Sirius, was gibt’s?“, fragte Harry mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ach, ich wollte heute mal hier übernachten. Anne ist mit Freundinnen unterwegs – irgendein komischer ’Frauenabend’ – und ich weiß nicht, ob oder wann sie heute noch nachhause kommt. Vielleicht übernachtet sie auch bei Beth? Na ja, ich dachte, wir könnten uns gemeinsam etwas die Zeit vertreiben“, sagte Sirius frech grinsend, während er seinen Mantel auszog und ihn an einen Haken hing. Dann stutzte er plötzlich, weil etwas aus der Manteltasche hervorlugte. Als er es herauszog, entpuppte es sich als die Werbebroschüre jener Sekte, die bei Anne geklingelt hatte. Anne hatte die Broschüre gleich danach wegwerfen wollen, doch Sirius hatte sie sich geschnappt und eingesteckt, weil er Harry davon erzählen wollte.

„Habe ich gar nicht mehr dran gedacht“, sagte er, als er die Broschüre beäugte. „Wir haben uns ja ein paar Tage nicht gesehen, Harry.“ Sirius wedelte mit der Broschüre, grinste und sagte: „Dazu gibt es eine lustige Geschichte!“ Harry wollte schon danach greifen, doch Sirius bestand darauf: „Erst erzähl’ ich dir, was passiert ist und dann zeig ich’s dir!“

Angeregt gab Sirius die Geschichte wider, als Anne den Herrn von der Sekte veralbert hatte und er untermalte seine Ausführungen mit verstellter Stimme, während er wie wild mit den Händen gestikulierte, was Harry herzlich zum Lachen brachte.

Am Ende reichte er Harry den Flyer und sagte: „Anne nannte es ’Sekte’. Sie hat mir erklärt, was das ist. Weißt du, was das ist?“, fragte Sirius, der ansonsten Harry gern darüber aufgeklärt hätte.
„Ja, ich weiß. Tante Petunia hat immer über solche Leute geschimpft, aber Vertreter für Staubsauger hat sie ohne Weiteres ins Haus gelassen“, erklärte Harry mit gefühlskalter Miene, als er sich daran erinnerte, dass jeder Fremde freundlicher behandelt worden war als er selbst.

Auf dem Flyer war ein rothaariger Mann abgebildet, der sich als Ordensführer ausgab. Die Texte in der Broschüre waren befremdlich und ließen ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunterlaufen.

Harry las einige Stellen vor und kommentierte sie: „’Fachkundige Dozenten’? Wer sollen die sein? Und hier: ’die Anziehungskraft von Satans- und Hexenkulten’ – das eine hat doch überhaupt nichts mit dem anderen zu tun! Was sind das nur für Spinner? ’Verderbende Einflüsse auf den Nachwuchs’… Und die wollten von Anne eine Spende haben? Dieser ’Heilige Matthew’ ist kein Heiliger oder? Jedenfalls nicht im christlichen Sinne. Tante Petunia“, Harry stockte, weil er sich heute zum zweiten Mal an sein Leben bei seinen Verwandten erinnern musste. „Sie kannte alle Heiligen auswendig. Ein ’Matthew’ war da nie mit bei, als sie wochenlang mit Dudley für seine Kommunion gelernt hat.“
„Kannst das Ding ruhig wegwerfen, ich brauch es nicht mehr“, sagte Sirius, bevor er sich auf die Couch plumpsen ließ. „Wie ging es dir denn in den letzten Tagen? Irgendwas Spannendes erlebt?“, wollte Sirius wissen, bevor es an der Tür klopfte. Nach einem „Herein“ trat Hermine ein und sie freute sich darüber, Sirius mal wiederzusehen.

„Bist du wegen etwas Bestimmten hier oder nur so?“, fragte Harry lächelnd, denn es war schon 21 Uhr durch. Eigentlich hätte sie noch mit Severus bis zehn gemacht, aber offensichtlich hatte er sie wegen des kleinen Zwischenfalls früher gehen lassen.
„Nur so, ich wollte nicht so ganz allein in den Kerkern sein“, erwiderte sie lächelnd, doch Harry hörte heraus: ’Ich wollte nicht allein sein.’
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CaRo94
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Beitrag von CaRo94 »

Huiii...ein Irrwicht. :P

Coole Idee. Wär ich jetzt irgendwie nicht drauf gekommen. Ich dachte eher, dass Hermine den falschen Trank genommen hätte oder so. :shock:
Aber so ists auch besser als wenn Severus irgendwas passiert wäre. :D
Auf jeden Fall mal wieder super. :)

Lg
CaRo

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CaRo,

ja, ein Irrwicht - ihr Irrwicht. Da hätte man viele Vermutungen haben können.
Severus wird schon nicht sein Leben verlieren :)

Liebe Grüße,
Muggelchen




084 Malfoys




Die Mahlzeiten nahm Draco zwar jedesmal zusammen mit seinen Mitschülern in der großen Halle ein, aber als Erwachsener durfte er seine persönlichen Räume weiterhin nutzen, was ihm recht war, denn in seinem Alter mit Jugendlichen die Schlafsäle der Slytherins zu teilen, war nicht nach seinem Geschmack. Auf einer Seite ging es ihm gegen den Strich, wieder ein Schüler zu sein, doch auf der anderen Seite wusste er, dass er damit Susan, seiner Mutter und letztendlich sich selbst einen Gefallen tat. Mit Leichtigkeit würde er ein „Ohnegleichen“ in Zaubertränken bekommen, denn von Severus wusste er sehr viel mehr, als die siebte Klasse laut Stundenplan an Kenntnissen verlangte. Kaum war er nach dem Abendessen in der großen Halle in seinem Zimmer angekommen, fehlte ihm Susan und so flohte er sie kurzerhand an, um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen.

Nachdem sie ihn eingeladen hatte vorbeizukommen, war er sofort bei ihr. Sie wirkte sehr kränklich mit ihrem farblosen Gesicht, den Schweißperlen auf der Stirn und den vom Übergeben geplatzten Äderchen in ihren Augen.

Sie schien zu frieren, denn sie kuschelte sich in ihren Morgenmantel und ging sofort zurück ins Bett, nachdem er aus dem Kamin getreten war, so dass er ihr schweigend folgte. Sich neben sie auf das Bett setzend fragte er besorgt: „Dir geht es doch gut oder? Es ist nichts Schlimmes?“ Sie wollte es zurückhalten, wie sie es sich selbst versprochen hatte, aber sie begann plötzlich zu schluchzen und da machte sich noch mehr Sorge in ihm breit.

„Susan, sag mir bitte, was los ist“, flehte er, als er sie an die Hand nahm und sie zu sich zog, damit er sie trösten konnte. An seiner Schulter weinte sie sich aus, doch er wollte endlich eine Antwort haben. Er ergriff sie bei den Oberarmen und drückte sie von sich weg, damit er ihr Gesicht sehen konnte, bevor er fragte: „Es ist nichts Schlimmes oder? Du wirst doch nicht…“
„Nein, ich…“ Sie hielt inne und zwang sich, einmal tief durchzuatmen. „Mein Körper entgiftet sich gerade. Deswegen sehe ich auch so scheußlich aus“, sagte sie wimmernd.
„Entgiftet sich? War das ein Anschlag auf dich? Wer…“
„Nein, das war kein Anschlag und ich werde auch nicht sterben. Es war“, sie zog die Nase hoch, „meine Schuld. Ich habe aus Versehen Tränke zu mir genommen, die nicht mehr gut waren. Deshalb ging es mir so schlecht, aber es geht mir schon viel besser“, versicherte sie ihm.
Er atmete erleichtert aus, bevor er neugierig fragte: „Was denn für Tränke?“
Sie blickte in ihren Schoß und antwortete: „Die Verhütungstränke. Sie waren umgekippt und deswegen…“
Draco seufzte befreit. „Da bin ich aber erleichtert! Ich hatte schon befürchtet, du wärst schwerkrank. Ach, komm her“, sagte er, bevor er sie erneut an sich drückte, doch wieder begann sie zu schluchzen.

In ihrem Kopf drehte sich alles nur noch um eines und zwar um die Angst, er könnte sich von ihr abwenden, weil er kein Kind haben wollte. Sie fragte sich, ob er womöglich noch behaupten würde, sie hätte es ihm anhängen wollen, um ein Stückchen vom großen Malfoy-Kuchen abzubekommen. Innerlich verneinte sie diese Fragen, doch letztendlich konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, wie er reagieren würde. Sie ahnte nur, wie sein Vater früher in so einer Situation reagiert haben könnte.

„Susan?“, sagte er vorsichtig, denn er wusste nicht, warum sie jetzt noch so niedergeschlagen war. „Susan, die schlechten Tränke haben aber keine bleibenden Schäden hinterlassen oder?“. In seiner Stimme war Furcht herauszuhören. Von Severus hatte er gelernt, dass falsch gelagerte Zutaten und umgekippte Tränke irreparable Schädigungen der inneren Organe hervorrufen konnten.

Sie setzte sich etwas aufrechter hin und sagte mit leiser, reumütiger Stimme: „Verstehst du denn nicht? Die Verhütungstränke waren nicht mehr gut. Und ihre Wirkung…“ Sie verstummte, aber jetzt verstand er endlich.
Er nahm sie erneut in den Arm und fragte mit seinem Mund dicht an ihrem Ohr: „Sie haben nicht mehr gewirkt?“ Sie schüttelte den Kopf und derweil strichen ihre roten Haare über seine Wange. Er konnte eins uns eins zusammenzählen, doch trotzdem fragte er leise: „Du bist schwanger?“ Sie nickte und schluchzte gleich darauf, denn jetzt wartete sie voller Furcht auf seine Reaktion. Entweder würde sich gar nichts ändern, weil er sich mit ihr freute oder er würde sie verlassen, weil er dafür nicht bereit war.

Vorsichtig und etwas ängstlich wollte er wissen: „Warum weinst du dann? Ist es, weil du es nicht möchtest?“ Sie schüttelte den Kopf, so dass er erleichtert ausatmete und gleich darauf mit warmer Stimme sagte: „Dann gibt es doch gar keinen Grund so traurig zu sein. Du solltest dich freuen, Susan.“ Ein Lächeln formte sich auf seinem Gesicht. Er streichelte ihren Kopf und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er ihr in die Augen blickte und aufmunternd hinzufügte: „So wie ich.“

Ein Stein war Susan vom Herzen gefallen. Eine ganze Weile lag sie noch entspannt in seinen Armen, denn ihre ganzen Ängste vor einer möglichen Trennung hatten sich mit einem Male in Luft aufgelöst. Draco streichelte ihr über den Rücken und flüsterte direkt in ihr Ohr hinein: „Ich möchte bei deinen Eltern um deine Hand anhalten, Susan. Darf ich das?“
Erschreckt richtete sie sich auf und sagte: „Es ist doch aber nicht notwendig, sofort zu…“
„Natürlich ist es das!“, sagte er etwas aufbrausend, bevor er sich gleich wieder beruhigte und ihre Hände in seine nahm. „Ich weiß, was sich gehört, aber nicht nur das. Ich wollte es sowieso tun und jetzt wäre der richtige Zeitpunkt dazu. Ich möchte dich heiraten, Susan. Möchtest du meine Frau werden?“, fragte er aufrichtig und diesmal war er es, der vor einer Abweisung zitterte.
Ihre Unterlippe bebte, doch sie nickte und hauchte ein „Ja“, bevor sie ihm um den Hals fiel und ihn fest an sich drückte.

Er hatte ihr etwas zu Essen gemacht und es ihr ans Bett gebracht. Während sie kleine Bissen zu sich nahm, legte er sich neben sie. Mit festerer Stimme als zuvor sagte sie zu ihm: „Du weißt aber, dass es nicht notwendig ist, um meine Hand anzuhalten. So altmodisch ist meine Familie nicht.“
„Natürlich ist das notwendig! Ich sagte doch, dass ich weiß, was sich gehört. Mein Vater hat mir eingetrichtert, wie ich mich zu verhalten habe, wenn ich eines Tages bei Mr. Parkinson…“
Sie unterbrach ihn und fragte: „Du und Pansy? Wusste gar nicht, dass das so fest zwischen euch gewesen war.“
Er schnaufte verachtend und stellte richtig: „Das war nicht ’fest’ zwischen uns. Eigentlich war da gar nichts zwischen uns, bis auf den Wunsch unserer Eltern, dass wir eines Tages heiraten sollten. Sie war davon ganz angetan, aber ich nicht.“
„Aber ihr wart doch so oft zusammen. Habt immer zusammen am Tisch gegessen oder wart gemeinsam auf dem Weihnachtsball“, zählte Susan auf.
Draco kniff verlegen die Lippen zusammen und erklärte: „Es war nett, jemanden um sich gehabt zu haben, der einen verhätschelt hat. Sie war das einzige Mädchen, das mir ihre Aufmerksamkeit geschenkt hat.“
Kindlich schmollend konterte Susan: „Das ist überhaupt nicht wahr. Du hast nur niemand anderen gesehen.“
Erstaunt zog er eine Augenbraue in die Höhe, was Susan sehr an Professor Snape erinnerte, bevor er mit einem Schalk im Nacken fragte: „Willst du damit sagen, du hättest schon in der Schule ein Auge auf mich geworfen?“ Dann ließ er frech die Augenbrauen tanzen, was sie zum Lachen brachte.
„Das hast du natürlich nie bemerkt, richtig? In Kräuterkunde habe ich immer versucht, so nahe wie möglich neben dir zu stehen, aber immer warst du von deinen beiden Leibwachen umgeben, also stand ich immer neben Gregory oder Vincent, denn dichter ging es nicht“, erklärte sie schmunzelnd. „Und natürlich weißt du auch nicht mehr, dass du in den sechs Jahren zwölf Mal meine Hausaufgaben abgeschrieben hast?“ Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Dir ist auch nie aufgefallen, dass ich dich immerzu angesehen habe, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind?“

Sein Herz schlug einige Takte schneller, bevor er mitleidig erklärte: „Nein, Susan. Das habe ich alles nie bemerkt. Ich wusste ja nicht einmal deinen Namen.“
„Das ist schon okay. Den wusste wohl niemand, bis auf die Schüler in meinem eigenen Haus und natürlich die Lehrer. Nicht einmal Harry wusste, wie ich heiße, bevor ich eingetreten bin in…“
Sie verstummte plötzlich, doch Draco erinnerte sich an ein Gespräch mit Harry und fragte: „Dumbledores Armee? Davon hat Harry mir mal ein wenig erzählt.“
Hier staunte Susan und sie fragte nach: „Hat dir Harry etwa auch mal vom…?“
Sie hielt erneut inne, doch er führte ihre Frage zu Ende: „Vom Orden des Phönix erzählt?“
Nachdem sie genickt hatte, bejahte er und sie sagte daraufhin erstaunt: „Er muss dir wirklich vertrauen, denn sonst hätte er dir gegenüber nichts davon erzählt.“ Leise offenbarte sie ihm: „Ich wünschte nur, du hättest niemals das dunkle Mal angenommen.“ Bevor er protestieren konnte, erklärte sie: „Aber ich weiß ja vom Verhör, dass du Voldemort niemals treu gewesen bist. Du hast es wegen deiner Familie gemacht und weil du niemanden hattest, der dir deswegen mal den Kopf gewaschen hat. Ich glaube, du hättest wirklich alles getan, um deine Familie zu schützen.“
„Bei Merlin, ich bin leicht zu durchschauen, richtig?“, fragte Draco, der die Stimmung etwas aufheitern wollte, denn das Thema und die Erinnerungen an den Tag, an dem er das dunkle Mal entgegengenommen hatte, wollten auf sein Gemüt drücken.
Bevor Susan an ihrem Toast knabberte, sagte sie leise: „Du hast mir nie erzählt, wie es war, als du das Mal angenommen hast.“

Er erwiderte eine ganze Weile lang nichts, doch sein Blick war starr, so dass Susan wusste, dass er nachdachte und dann, ganz unerwartet, schilderte er mit bedrückter Stimme: „Mein Vater hat mir im Vorfeld schon erzählt, wie es bei ihm und bei Severus abgelaufen war, aber er hat mir nicht alles gesagt – das durfte er wahrscheinlich nicht, denn sonst hätte ich es bestimmt nicht gemacht.“ Er atmete schwer ein und aus, bevor er erklärte: „Alle anderen Todesser waren anwesend und das waren eine ganze Menge, doch ich habe niemanden erkannt, weil alle außer mir Masken getragen haben. Meine Mutter wusste davon nichts, denn sonst hätte sie mich vorher weggeschickt; mich irgendwo versteckt, aber in diesem Moment wollte ich das machen, was mein Vater von mir erwartete und nur deswegen habe ich ihr nichts davon erzählt.“ Er seufzte und gab aus seiner Erinnerung wider: „Ich stand in einem Kreis, den die Todesser für mich gebildet haben. Dann musste ich ein magisches Treuegelöbnis aufsagen, das ich monatelang vorher auswendig gelernt hatte. Das Pergament war achtzig Zentimeter lang gewesen. Ich habe mich beim Aufsagen“, er schluckte, „einmal versprochen – nur ein einziges Mal – und ich dachte, weil niemand darauf reagiert hatte, dass man es mir verzeihen würde oder vielleicht noch besser, dass es niemand bemerkt hatte.“

Draco blickte Susan in die Augen, bevor er den Ärmel seines Hemdes aufknöpfte und das verblasste Zeichen des Dunklen Lords freilegte. Sie nahm seinen Unterarm und befühlte die Stelle mit ihren Fingerkuppen, weswegen er zu zittern begann.

Mit bebender Stimme schilderte er: „Der Dunkle Lord hat mein Handgelenkt gepackt, mich in seinem Kreis willkommen geheißen und mir seinen Zauberstab auf meinen Unterarm gedrückt.“ Seine Stimme wurde brüchig und flatterhaft, als er sich an dieses Ereignis erinnerte und es seiner Susan erzählte. „Es hat so sehr gebrannt, dass ich dachte, mein Arm stünde in Flammen. Das waren Höllenqualen, Susan! Mir liefen vor lauter Schmerz Tränen an den Wangen hinunter, wogegen ich gar nichts tun konnte, aber ich wusste, dass Tränen nicht gern gesehen waren. Danach, ich weiß nicht warum – vielleicht, weil ich mich beim Treuegelöbnis verhaspelt hatte oder weil ich die Tränen nicht hatte zurückhalten können – sagte der Dunkle Lord, dass er mir zeigen wollte, wie sehr ich nun ihm gehören würde; mit Leib und Seele. Er hat“, Draco stockte, „mich drei Minuten lang dem Cruciatus ausgesetzt. In dem Moment habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht als zu sterben.“ Er seufzte, bevor er plötzlich verachtend schnaufte und laut vermutete: „Vater hatte mir später gesagt, es wäre nur eine Demonstration seiner Macht gewesen – nichts, wovon ich einen Schaden zurückbehalten würde –, damit ich mir in Zukunft keine Fehler erlauben würde. Ich habe schon gleich nach der Aufnahmeprozedur gewusst, dass es dem Dunklen Lord einfach nur Freude bereitet hat, andere zu quälen. Ich war innerlich hin- und hergerissen, Susan. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte, aber ich wusste nach diesem Tag, dass ich das Falsche getan hatte. Der Dunkle Lord selbst war es, der mir gezeigt hat, dass der schlimmste Fehler meines Lebens jener gewesen war, mich ihm anzuschließen.“

Aufmerksam hatte Susan ihm zugehört und am Ende seiner Schilderung legte sie ihre Handfläche auf seinen Unterarm, wodurch sie das dunkle Mal komplett bedeckte.

Zur gleichen Zeit im St. Mungos erhielt Lucius gerade nach einer seiner abendlichen Behandlungen Besuch vom Minister und Mr. Shacklebolt. Besuch, den er heute weniger willkommen hieß, denn durch die Therapie war er wie üblich nicht ganz bei Sinnen. Ihm war, als würde er durch den Schmerz seinen Verstand verlieren. Klar denken konnte er kaum, was für Verhandlungen, die seine Zukunft betrafen, nicht sehr zweckdienlich war, doch seine Gäste bestanden auf einer kurzen Unterredung, so dass Lucius, weil er allein zu schwach war, von Schwester Marie an den Tisch geführt wurde. Ein Zauber half ihr dabei, seinen Körper zu stützen. Der Weg vom Bett zum Tisch war für ihn trotzdem anstrengend gewesen und er keuchte und schnappte nach Luft, nachdem er sich gesetzt hatte. In seinem Kopf drehte sich mit einem Male alles, was sonst nie der Fall gewesen war, denn üblicherweise durfte er nach einer Behandlung für ein oder zwei Stunden im Bett liegen und sich entspannen.

Der Lavendelduft lag noch in der Luft, selbst nachdem Schwester Marie ihn mit den beiden Männern allein gelassen haben musste. Schwer atmend tastete er auf dem Tisch nach einem Glas Wasser, welches Marie ihm für gewöhnlich in Reichweite stellte, doch erst, als er darum bat, wurde ihm eines gereicht, aus dem er gierig trank.

„Mr. Malfoy, wir bitten Sie, uns zwei Fragen zu beantworten und dann lassen wir Sie auch schon wieder in Frieden“, sagte die bedächtige Männerstimme, die Lucius trotz seines beeinträchtigten Zustands Mr. Shacklebolt zuordnen konnte. Er nickte, doch das Nicken verschlimmerte den Schmerz in seinen Augen, so dass er eine Hand an die Stirn führte, um das Stechen mit etwas Druck auf die Schläfen zu bekämpfen.

Arthurs Stimme durchbrach das laute Pochen in seinen Ohren, das von seinem eigenen Blut verursacht wurde, weil sein Herz es ihm jetzt viel schneller als sonst durch die Adern pumpte.
„Wie heißt der Anführer der Muggelbande?“
Lucius wollte nicht darauf antworten, ohne vorher ein oder zwei Jahre Hafterlass herauszuschlagen, doch seine Lippen bewegten sich einfach und gaben eines seiner größten Geheimnisse preis: „Robert Hopkins.“

Es musste eine Feder sein, die seine Aussage mitschrieb, denn er hörte ein kratzendes Geräusch, welches durch seine Ohren bis an seine Augen zu dringen schien und einen Schmerz auslöste, als würde der Federkiel die Worte direkt in seine Augäpfel schnitzen. Ihm wurde schwindelig und er wusste, wenn er jetzt sehen könnte, würde das Bild vor seinen Augen verschwimmen.

Das Rauschen in seinen Ohren wurde immer lauter und nur für einen kurzen Moment drifteten seine Gedanken ab und das Geräusch, das sein eigenes Blut erzeugte, wurde zum Tosen einer Brandung – das Meer. Der Indische Ozean, an dem seine Braut und er die Flitterwochen verbracht hatten.

„Narzissa?“, fragte Lucius schwach in den Raum hinein.
Kurz darauf hörte er eine tiefe Männerstimme sagen: „Er ist nicht ganz bei sich.“

Ihm wurde plötzlich ganz warm und farbenfrohe Bilder aus vergangenen Tagen flackerten in seinem Kopf auf. Narzissa stand vor ihm und blickte auf das Meer hinaus. Sie hielt ihren Hut fest, den der Wind ihr zu entreißen versuchte, damit er an ihr langes Haar gelangen würde, mit dem er spielen wollte. Ihr weißes Kleid wurde von einer Brise ergriffen, die es emporhob und ihre graziösen Beine entblößte und dann hörte er plötzlich Arthurs Stimme, die fragte: „Wo lebt Robert Hopkins?“
Ohne es unterdrücken zu können, antwortete Lucius schwer atmend: „Aberdeen, Langdykes Road, Charlestown. Ein“, er musste tief Luft holen, „größerer Wohnsitz liegt…“
Ihm fehlte die Kraft, den Satz zu beenden, doch eine Stimme verlangte: „Liegt wo? Wo liegt der größere Wohnsitz?“
„Nahe des Verbotenen Birkenwaldes“, antwortete er leise. Gleich darauf verlangte er: „Wasser, bitte!“

Ein weiteres Glas wurde ihm gereicht, welches er in einem Zug leerte. Fragen wurden ihm keine mehr gestellt und so konnte sich Lucius wieder auf die Eindrücke konzentrieren, die ihm durch seine anderen Sinne vermittelten wurden. Die Schmerzen vergingen kaum, aber der Schwindel ließ endlich nach und schlagartig wurde ihm eines klar.

„Sie haben mir Veritaserum gegeben!“, fauchte er bösartig.

Weder Arthur noch Shacklebolt gingen auf seine Feststellung ein, doch Lucius wusste nur zu gut, dass dem Ministerium die Zeit davonrannte, wenn sie keine Informationen über die kaltblütigen Muggel bekämen, die sich in den Kopf gesetzt hatten, die Zaubererwelt um einige Angehörige zu erleichtern.

„Wir danken Ihnen. Das sind genau die Informationen, die wir gebraucht…“
„Verschwinden Sie! Alle beide!“, verlangte er zischelnd. Dann rief er laut: „Schwester Marie!“ Die Tür öffnete sich bald darauf und als der vertraute Duft von Lavendel wieder kräftiger in seine Nase stieg, forderte er: „Bitte begleiten Sie meinen ’Besuch’ nach draußen.“
„Kommen Sie, meine Herren. Ich sagte Ihnen schon vorher, dass dieser Zeitpunkt nicht der beste für eine Unterhaltung ist“, hörte er Schwester Marie sagen und im Anschluss folgte das Geräusch von zwei Stühlen, deren Holzbeine kurz am Boden entlangrutschten, bevor seine Gäste sich erhoben.

„Ach Arthur?“, fragte Lucius und er wartete einen kurzen Moment, bis er sicher sein konnte, die Aufmerksamkeit des Ministers erhalten zu haben. Mit überheblich klingender, schmieriger Stimme sagte Lucius: „Ich bitte Sie, frühestens in einer, sagen wir lieber, in zwei Wochen wiederzukommen. Ich fühlte mich nicht in der Lage, Behandlung und Verhör zeitgleich bewältigen zu können. Zudem befürchte ich, dass die Sorge um mein Wohlbefinden es unentbehrlich machen wird, bei allen weiteren Gesprächen Schwester Marie an meiner Seite zu wissen, aber daran dürften Sie sich bestimmt nicht stören, nicht wahr? Immerhin geht beim Ministerium ja immer alles“, Lucius hob seine Kopf und blickte in etwa in Arthurs Richtung, „mit rechten Dingen zu.“

Arthur und Kingsley liefen schweigend durch die Eingangshalle des St. Mungos nach draußen und sie nahmen auf dem Parkgelände des Krankenhauses auf einer Bank Platz, bevor Arthur leise sagte: „Verdammt!“
„Zumindest haben wir einen Namen und zwei Wohnsitze. Damit ließe sich etwas anfangen“, sagte Kingsley beruhigend. „Soll ich gleich mit Tonks losgehen?“
„Ich weiß nicht, ob zwei vielleicht zu wenig sind. Was, wenn Hopkins mehr über uns weiß, als wir erahnen können? Möglicherweise rechnet er damit, dass wir ihm irgendwann auf die Schliche kommen und ihn überwachen wollen. Ich will nicht, dass sich jemand in Gefahr begibt, ohne dass wir einen Plan haben. Vielleicht sollten wir gleich noch ein paar von der Magischen Strafverfolgungspatrouille rausschicken?“, schlug Arthur unsicher vor.
Kingsley verneinte und erklärte: „Halte ich für keine gute Idee, denn du müsstest vorher mit dem ’anderen Minister’ reden, um eine Genehmigung für eine solche Operation in der Muggelwelt einzuholen. Weißt du, was am besten wäre?“ Nachdem Arthur in fragend angeblickt hatte, suggerierte Kingsley: „Wir sollten Muggelgeborene als Späher hinschicken! Ministeriumsangestellte, die sich bei den Muggeln bestens auskennen und die nicht sofort auffallen. Tonks bildet gerade fünf Auroren aus. Tracey Davis und Kevin Entwhistle stammen beide von Muggeln ab.“
„Nein, die sind noch in der Ausbildung. Außerdem wäre das dann ein offizieller Auftrag, wenn ich Auroren beauftragen würde und für den müsste ich eine Genehmigung einholen. Es sollte nicht offiziell sein! Vielleicht sollten wir jemanden vom Orden auf Hopkins ansetzen?“, sagte Arthur.
Schnaufend entgegnete Kingsley: „Und wen? Vielleicht Mrs. Figg, weil sie ein Squib ist und sich in der Muggelwelt auskennt? Sie ist eine treue und loyale Seele, die Gute, aber so viel Verantwortung möchte ich ihr nicht zumuten. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste. Es gibt ehrlich gesagt niemanden aus dem Orden, dem ich diese Angelegenheit anvertrauen würde. Nicht, weil ich niemandem vertrauen würde, sondern weil ich es keinem zutraue, sich hundertprozentig unauffällig zu verhalten. Man könnte natürlich Sirius und Minerva in ihrer Animagusform das Auskundschaften überlassen, aber das könnte auch nach hinten losgehen.“

Auch wenn sich in diesem Augenblick mit großer Sicherheit die Aktenberge auf ihren Schreibtischen sehr hoch stapelten, blieben Arthur und Kingsley noch eine Weile im Park des St. Mungos sitzen, denn es ließ sich besser nachdenken, wenn eine leichte Herbstbrise die heißen Köpfe kühlte und der Wind mit dem bunten Laub spielte.

In Arthurs Kopf hatte sich eine Idee geformt, doch er benötigte lange, um sich mitzuteilen und als er es endlich tat, da kam sein Vorschlag recht stockend: „Ich könnte jemanden fragen, der“, er fuhr sich mit einer Hand durchs schüttere Haar, „sich in der Muggelwelt bestens auskennt. Jemand, der vorsichtig ist und mitdenken kann. Eine unauffällige Person, die…“
„Sag schon, Arthur. Wer schwebt dir vor?“, fragte Kingsley.
„Vielleicht ist es aber auch eine schlechte Idee, denn immerhin…“
„Arthur, sag schon!“, forderte Kingsley.
Kingsley in die Augen blickend antwortete er klar und deutlich: „Hermine!“
Zuletzt geändert von Muggelchen am 23.01.2011 18:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Sentara Snape
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Beitrag von Sentara Snape »

Hallo Muggelchen
Da bin ich aber mal gespannt, ob Hermine das macht. Susan und Draco verheiratet finde ich ungewohnt aber sicher sehr reizvoll. Bin schon gespannt wie Mrs. Malfoy darauf reagiert. Irgendwie hat es was, bei den reinblütigen Familien...Ich meine die Traditionen und so. Das hat was. Ich finde deinen Schreibstil immer wieder fazienierend.
Ich bin mal gespannt ob Harry den Fleyer von Sirius endlich an Ort und Stelle bringt. Harry brauch ja immer ein wenig, bis der Groschen bei ihm fällt. Das war ja schon früher so.

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi Sentara Snape,

erst einmal müssten sie Hermine, die ja eine Zivilistin ist, fragen, ob sie es tun würde. Mal sehen, vielleicht ist das auch gar nicht notwendig. :)
Eine Hochzeit zwischen Susan und Draco würde bestimmt die Runde machen. Um seine Mutter macht er sich wenig Gedanken, aber was würde nur sein Vater sagen, wenn er eine Halbblüterin heiratet? Dass Reinblütigkeit eine Menge gesundheitlicher Probleme mit sich bringen kann, mussten die Malfoys bisher am eigenen Leib erfahren. Es wird Zeit für etwas "frisches Blut" ;)
Vielen Dank für dein Lob wegen des Schreibstils. Mich freut es immer, wenn der euch Lesern positiv auffällt :D
Das mit Harry hast du nett geschrieben. Er ist zwar klug, aber manchmal scheint es etwas zu dauern, bis er verstanden hat.

Liebe Grüße,
Muggelchen




085 Witchfinder General




Es klopfte noch vor dem Frühstück an Hermines Tür und sie hoffte innig, dass es nicht Snape war, denn sie wollte ihn nach dem vermasselten Tag heute lieber noch nicht zu Gesicht bekommen. Ihre Befürchtung bestätigte sich zum Glück nicht. Ihr Herz rutschte in die Hose, als sie in das längliche, frisch rasierte Gesicht von Professor Svelte blickte, der sie freundlich anlächelte und fragte: „Ich störe Sie doch hoffentlich nicht?“ In einer Hand hielt er ein großes Behältnis, welches mit etwas Stoff zugedeckt war und nicht sehr schwer schien.
„Kommen Sie doch rein, Professor Svelte“, sagte Hermine freudestrahlend, als sie ihn einließ.

Professor Svelte trat ein und blieb nach einigen Schritten stehen, um sich ihn ihrem Wohnzimmer umzublicken, bevor sie ihm einen Platz auf der Couch anbot. Der Professor stellte den Behälter neben die Couch und sagte freundlich: „Jetzt, wo Sie zum Kollegium gehören, Miss Granger, wäre es mir eine Freude, wenn Sie mich beim Vornamen nennen würden.“ Er kam auf sie zu, während er ihr die graziöse Hand entgegenhielt und sagte: „Mein Name ist Valentinus.“
Sie ergriff seine Hand, grinste breit und hauchte: „Hermine!“

Der Überraschungsbesuch am Morgen war eine nette Abwechslung für Hermine. Sie konnte sich, wie schon damals beim Frühstück in der großen Halle, sehr locker mit ihm unterhalten. Er war galant und witzig, vor allem aber intelligent und gut aussehend zugleich. Letzterer Punkt wäre in ihren Augen natürlich nicht ausschlaggebend für die Wahl eines möglichen Partners, aber es war nett, dass mal alles zu stimmen schien.

„Hermine, nach unserer Unterhaltung neulich beim Frühstück ging mir eine Sache nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatten erzählt, dass Sie einen Knieselmischling gehabt hatten. Wie ich sehe“, Valentinus blickte sich in dem fensterlosen Raum um, „haben Sie momentan keine Haustiere. Daher dachte ich, damit Sie ein wenig Gesellschaft haben, schenke ich Ihnen…“

Valentinus verstummte und zauberte ein mysteriöses Lächeln auf seine Lippen, bevor er sich erhob und nach dem großen Behältnis griff. Er stellte ihn auf den kleinen Couchtisch und entfernte das Tuch, womit er in Hermines Augen eine große Ähnlichkeit mit einem Magier aus der Muggelwelt aufwies, der einen Zaubertrick vorgeführt hatte und gerade das Resultat präsentieren wollte.

„Ein Knieselbaby! Gott, wie niedlich“, schwärmte Hermine mit verzückter Stimme, die sich gleich darauf auf den Boden kniete, um das Fellknäuel im Käfig zu begutachten.
„Ich dachte mir, dass Sie Gefallen daran finden werden. Er war lang genug bei der Mutter, ist gesund und kräftig. Wollen Sie ihn mal nehmen?“, fragte er, während er gleichzeitig schon den Verschluss des Käfigs öffnete und hineingriff. Er holte den reinrassigen Kniesel heraus, dessen schwarzes Fell mit großen, weißen Tupfen verziert war. Der Schwanz war schwarzweiß gestreift, aber die Quaste, die wie die eines kleinen Löwen aussah, war ebenfalls pechschwarz. Hermine strahlte überglücklich, als sie das kleine Tierchen entgegennahm, doch kaum hatte sie es an ihre Brust gedrückt, fuhr der Kniesel seine Krallen aus und kratzte.

„Au!“, schrie sie und ließ den Kniesel fallen, doch da sie auf dem Boden kniete, fiel er nicht tief und landete sowieso auf seinen vier Pfoten.
„Er muss sich noch etwas eingewöhnen, Hermine. Vielleicht hat ihn auch der Transport etwas aufgewühlt“, erklärte Valentinus, während Hermine mit gedämpfter Freude den Kniesel beobachtete, der alsbald interessiert ihre Wohnräume inspizierte.

„Wussten Sie, dass ich nächste Woche am Freitag Geburtstag habe, Valentinus? Oder war es nur Zufall, dass Sie ihn mir geschenkt haben?“, fragte Hermine.
„Oh, wie gern würde ich sagen, dass ich das natürlich gewusst hätte, aber das wäre eine Lüge und hübsche, junge Damen darf man einfach nicht belügen“, schmeichelte er.

Sie ließ das Tierchen gewähren und allein umherstreifen, während sie selbst wieder das Gespräch mit Valentinus suchte. Nach einer Weile sagte er mit seiner warmen Stimme: „Hermine, ich würde Sie gern einmal außerhalb Hogwarts zum Essen einladen, aber ich bestehe darauf, dass Sie eine Freundin oder einen Freund mitnehmen. Sie könnten ja Harry fragen?“
Schelmisch grinsend entgegnete sie: „Wir brauchen doch keine ’Anstandsdame’ oder?“
Valentinus lächelte, sagte jedoch: „Aber es schickt sich, Hermine. Wie wäre es diesen Samstag? Wir könnten nach Venedig flohen und ein schickes Restaurant besuchen. Oder lieber Frankreich? Ich werde einfach einen schönen Ort wählen und Sie und Harry lassen sich überraschen, in Ordnung?“

Grinsend nickte Hermine. Valentinus’ sanften Annäherungen gefielen ihr. Während der Vampir Caedes sie einfach mit seinen romantischen Hypnotisierungskünsten verwirrt hatte, wollte Valentinus es mit ihr auf die elegante, zurückhaltende Art beginnen, was sie begrüßte.

Nachdem sie Valentinus verabschiedet hatte, versuchte sie noch zweimal, den kleinen Kniesel zu streicheln, doch beide Male kratzte er sie, so dass sie ihn allein zurückließ. Das Jungtier sollte sich erst einmal an sein neues Zuhause gewöhnen, dachte sie, als sie nach oben ins Erdgeschoss marschierte, um Harry zu besuchen.

„Hi Hermine, so früh schon auf? Wollen wir zusammen hier frühstücken? Sirius ist nämlich da und…“, sagte Harry innehaltend, als Sirius gerade nur mit einer Unterhose bekleidet aus seinem Schlafzimmer geschlendert kam, Hermine bemerkte und einen Satz zurück machte, bevor er seine Schlafzimmertür von innen zuschlug, was sie zum Kichern brachte. Mit einem übergeworfenen Morgenmantel trat Sirius erneut und so gelassen wie nur möglich ins Wohnzimmer ein. Zwei kleine, rötliche Stellen auf seinen Wangen verrieten jedoch, dass es ihm unangenehm gewesen war, sich nur leicht bekleidet Hermine gezeigt zu haben, doch diesen unangenehmen Moment überspielte er mit einer netten Begrüßung und einigen Anekdoten. Kleine Ablenkungsmanöver schienen für Sirius der einzige Ausweg aus einer unangenehmen Lage zu sein.

Mit einem üppig gefüllten Frühstückstablett apparierte Wobbel ins Wohnzimmer und als ob er es geahnt hatte, brachte er drei Gedecke, die er auf dem Tisch ausbreitete. Derweil schob er ein störendes Stück gefaltetes, buntes Papier auf der Tischplatte hin und her, bevor er das Tablett letztendlich abstellte.

„Was ist denn das?“, fragte Hermine, die gleich darauf die Broschüre nehmen wollte, doch Sirius war schneller, schnappte sich den Flyer und er bestand darauf, seine Geschichte dazu zu schildern, bevor sie einen Blick darauf werfen durfte und so begann Sirius zu erzählen.

Hermine lachte kaum, sondern hörte sehr aufmerksam zu, bis Sirius am Ende fragte: „Findest du das nicht komisch?“
„Was Anne getan hat schon, aber mit Sekten an sich ist nicht zu spaßen. Ich habe da genug Erfahrung gemacht. In meiner Grundschule in der Muggelwelt, da standen einige Tage lang nach dem Unterrichtsschluss einige Leute mit Gitarren vor der Schule. Sie machten Musik und verteilten Süßigkeiten und so weiter. Irgendwie hat sich kein Kind etwas dabei gedacht.“
„Außer dir, richtig?“, fragte Harry, der sich sicher war, dass Hermine schon als Kind unter elf Jahren sehr aufgeweckt gewesen sein musste.
„Natürlich fand ich das seltsam, Harry. Hat mich etwas an ’Die Rattenfänger von Hameln’ erinnert, wie sie die Kinder weglocken wollten. Ich habe dem Direktor davon erzählt und der hat sich das kurz angesehen und dann die Polizei gerufen. Das war eine Sekte gewesen, die die Kinder für ihre Sache interessieren wollte. Sie wollten ihnen die Entscheidung mitzugehen mit einigen wirklich attraktiven Freizeitangeboten schmackhaft machen. So etwas ist wirklich dreist!“, sagte sie aufgeregt. Sirius hielt ihr daraufhin die Broschüre entgegen, damit sie einen Blick hineinwerfen konnte, was sie auch gleich tat.

Sie las und las, vermutlich gleich dreimal, wie Harry dachte, bevor sie sagte: „Das sind vielleicht Spinner! Wo operieren die? Und wie viele sind das?“
Die beiden Männer zuckten mit den Schultern, bevor Sirius sagte: „Dieses Werbeding ist doch nur ein Bestandteil meiner Geschichte gewesen. Ich habe es nicht einmal gelesen, geschweige denn, mich mit denen auseinandergesetzt.“
„Aber das sollten wir!“, sagte sie bestimmend. Nachdem sie ungläubige Blicke geerntet hatte, verbesserte sie: „Das sollte ich! Immerhin geht es hier um Leute, deren Ansichten sie zu unseren ’Gegnern’ machen. Da oben“, sagte sie auf eine Stelle auf dem Flyer tippend, „steht eine Internetadresse drauf. Ich werde die mal besuchen.“
Verdutzt fragte Harry: „Du hast hier einen Internetanschluss?“
„Nein, natürlich nicht! Wie soll das auch in Hogwarts gehen? Die ganze Magie und die Schutzwälle würden doch alles nur stören. Ich werde meine Eltern besuchen und dort mal ins Netz gehen“, sagte sie. Anschließend fragte sie Sirius, während sie mit dem Flyer in der Luft wedelte: „Darf ich den behalten?“ Er bejahte wortlos, bevor die drei über das Frühstück herfielen.

„Ach ja Harry, hast du diesen Samstag Zeit? Valentinus möchte mit mir ausgehen“, sagte sie beiläufig klingend, doch natürlich hatte sie damit die volle Aufmerksamkeit der beiden Männer erlangt.
Harry räusperte sich und fragte verdattert: „Ähm, du hast eine Verabredung mit Svelte und fragst MICH, ob ich Zeit habe? Erklärst du mir den Sinn?“
Sirius schien genauso verwirrt und sagte: „Ja, den wüsste ich auch gern.“

Grinsend schilderte Hermine von Valentinus’ Besuch am frühen Morgen, dem Kniesel, den er ihr geschenkt hatte und dass er es schicklich fand, mit Hermine und einer Begleitung ihrer Wahl auszugehen.

„Finde ich sehr seltsam“, sagte Sirius irritiert, doch das Thema war vergessen, nachdem Harry seine Zustimmung für Samstag gegeben hatte. Nach dem Vorfall mit Caedes war ihm wohler bei dem Gedanken, sie nicht mit einem Mann allein zu wissen, den beide nicht gut kannten.

Nach dem Frühstück wollte Hermine zu Professor Snape in die Kerker gehen, aber sie wurde davon abgehalten, als sie noch im Erdgeschoß Minerva, die von Arthur und Kingsley aufgesucht worden war, auf einem Gang erspähte. Die drei gingen in einen Raum hinein und Hermine konnte es sich nicht verkneifen, sich dem Raum zu nähern. Der Gang war wie ausgestorben, weil momentan noch das Frühstück in der großen Halle serviert wurde. So hielt sie direkt vor dem Raum, in welchem sie die drei hatte verschwinden sehen. Offensichtlich war das Gesprächsthema so einnehmend, dass keiner von ihnen daran gedacht hatte, die Tür zu schließen, geschweige denn, einen Stillezauber auf das Zimmer zu legen, so dass Hermine ihre Stimmen durch den Türspalt hören konnte.

Sie schaute nach rechts und links und als sie sich allein wusste, drehte sie ihren Kopf, so dass ein Ohr der Tür zugewandt war. Sie hörte Arthur sagen: „Es ist auf jeden Fall ein Thema, das den Orden interessieren sollte. Wir sollten ein Treffen vereinbaren, um über wirklich wichtige Dinge zu reden.“
Minerva erwiderte: „Albus kommt heute Mittag wieder. Ich werde ihm davon berichten. Aber sagen Sie, Arthur, Kingsley: Was genau gibt es zu bereden?“
Hermine hörte Kingsleys tiefe Stimme sagen: „Wir waren heute früh bei Malfoy. Wir haben einen Namen – Robert Hopkins! Wir haben auch seinen Wohnort oder besser noch, gleich zwei.“
Neugierig fragte Minerva: „Und was macht dieser Robert Hopkins für Probleme? Sie haben gesagt, er wäre ein Muggel. Ich vermute, dass es nicht in unserer Macht liegt, gegen einen Muggel vorzugehen, aber Sie haben Recht, Albus soll davon erfahren. Vielleicht kommt er dann vollends auf andere Gedanken.“

Plötzlich nahm Hermine einen würzig krautigen und sehr aromatischen Duft wahr: Bitterer Beifuß. Sie drehte sich abrupt um und blickte in dunkle Augen, die sie fixiert hatten. Vor lauter Schreck warf sie eine Hand über ihren Mund. Professor Snape hatte sie beim Lauschen erwischt, doch anstatt sie auszuschelten, hielt er gelassen einen Zeigefinger über seine schmalen Lippen, bevor er sich lautlos einen Schritt der Tür näherte und auch er drehte seinen Kopf, um besser hören zu können. Gleich darauf nahm Hermine wieder ihre vorherige Position ein. So standen die beiden dort an der Tür, mit den Köpfen einander zugewandt, und sie lauschten der Unterhaltung im Zimmer.

Kingsleys tiefe Stimme sagte: „…Aberdeen, in der Langdykes Road und ein Haus soll in der Nähe des Verbotenen Birkenwaldes liegen.“
Mit perplexer Stimme fragte Minerva: „Ein Muggel, der in der Nähe eines Zentauren-Reservats leben soll? Ich bitte Sie, Kingsley. Sie sind sicher, dass Mr. Malfoy diese Aussage unter Veritaserum gemacht hat?“
Hermine und Professor Snape schauten sich für einen Moment in die Augen, bevor sie ihre Blicke schweifen ließen, aber beide lauschten weiter, denn Arthur sagte nun: „Er ist mit Sicherheit ein Muggel und ein gefährlicher hinzu! Malfoy sprach von ungefähr 200 Mann, die ihm folgen würden. Sie haben Methoden, gegen die wir uns kaum zur Wehr setzen können, weil wir deren Waffen nicht kennen.“
„Und was bitte wäre Ihr nächster Plan? Wenn diese abscheulichen Muggel alles daran setzen, Hexen und Zauberer zu ermorden, wie sollen wir uns dann diesem Mann nähern, ohne uns selbst einer Gefahr auszusetzen?“, fragte Minerva mit erboster Stimme.

Eine Weile lang wurde nichts gesagt, so dass Hermine ihrem Professor wieder in die Augen schaute und er hielt ihren Blick. Dann tönte erneut die Baritonstimme von Kingsley durch den Spalt hindurch.

„Wir müssten einen Muggelgeborenen hinschicken, der sich das mal ansehen könnte.“
Daraufhin fragte Minerva: „Haben Sie schon jemanden im Auge?“
Arthurs Stimme antwortete, klang dabei jedoch nicht sicher: „Ich würde ja Harry fragen, aber wenn dieser Muggel Informationen über unsere Welt hat, dann dürfte ihm der Name ’Harry Potter’ sicherlich geläufig sein. Ich wollte daher vielleicht Hermine darum bitten. Sie ist sehr clever und kennt sich bestens in der Muggelwelt aus.“

Hier wurden Hermines Augen ganz weit, während sie nach wie vor Professor Snape anblickte, der lediglich wie in Zeitlupe eine formschöne Augenbraue hob. Kaum vernehmbar entfernte er sich einen Schritt von der Tür und machte ihr wortlos klar, dass sie ihm folgen sollte.

In Snapes Büro verschloss er als Erstes die Tür und belegte den Raum mit einem Stillezauber, bevor er neugierig fragte: „Haben Sie eine Ahnung, um was es sich bei diesem Gespräch handelte?“
Ehrlich, wie sie ihm gegenüber immer sein wollte, erwiderte sie: „Sie sagten, sie hätten von Mr. Malfoy einen Namen erfahren, Robert Hopkins, aber ich weiß nicht, wer er sein soll. Dann waren Sie auch schon dabei und haben…“ Sie verstummte, denn sie wollte ihm nicht vorwerfen gelauscht zu haben, denn das hatte sie ja selbst getan.
„Ein gefährlicher Muggel und Hexenjäger namens Robert Hopkins, der offenbar in solch guten Verhältnissen lebt, dass er sich in einer anständigen Wohngegend ein Haus leisten kann und zudem über einen Zweitwohnsitz verfügt, führt eine Bande von ungefähr zweihundert Muggeln für seine Sache an, mit der er der Zaubererwelt sehr gefährlich werden könnte“, gab Professor Snape das, was er eben erfahren hatte, in einem Satz wider.
„Leute, die Zauberer und Hexen hassen? Moment…“, sagte Hermine nach einem Geistesblitz, bevor sie zu jenem Stuhl hinüberging, auf welchem sie immer ihre Tasche abstellte. Es verwunderte sie nicht, dass Snape kommentarlos den Stuhl etwas vom Tisch abzog und zwar so weit, wie er sonst immer schon stand, bevor sie in sein Büro eintrat. Sie stellte ihre Tasche darauf ab und zog den Flyer heraus, den sie heute vor dem Frühstück von Sirius bekommen hatte, bevor sie ihn Snape reichte.

Wortlos nahm er den bunten Altarfalz entgegen und las zunächst mit leidenschaftsloser Miene das Deckblatt, bevor er die beiden wie Kirchentüren gestalteten Seiten umschlug. In dem Moment, in welchem seine Augen den Rotschopf am oberen Rand erblickten, entgleisten ihm die Gesichtszüge.

„Professor? Was haben Sie?“, fragte Hermine vorsichtig.
Er räusperte sich, bevor er mit Nachdruck die Gegenfrage stellte: „Wo haben Sie das her und was ist das?“

Sie erklärte ihm, ohne Sirius’ detaillierte Schilderungen wiederzugeben, dass Anne Besuch von einer Sekte erhalten hatte und dieser Flyer von denen stammte.

„Was genau ist eine ’Sekte’, Miss Granger?“, fragte ihr Professor.
„Das ist nicht so leicht zu beantworten…“
„Ich bin mir sicher, dass Sie dieser Aufgabe gewachsen sind! Also?“, fragte er mit einem Anflug eines Lächelns.
„Okay, lassen Sie mich nur kurz die richtigen Worte finden“, bat sie, so dass er still wartete, bis ihre Gedanken sich geordnet hatten. Dann erklärte sie: „Das Wort an sich kommt vom lateinischen ’secta’, was ’Richtung’ bedeutet und dem Wort ’sequi’, was lediglich ’folgen’ heißt. Man kann nicht bestreiten, dass dieser Begriff auch von dem Wort ’secare’ beeinflusst worden ist, was…“
Snape unterbrach und führte fort: „Was ’abtrennen’ oder ’schneiden’ bedeutet.“
„Ja, genau“, stimmte sie ihm zu. Durch seinen Beruf und alte Rezepte, die in Latein verfasst worden waren, musste er dieses Wort natürlich kennen.

„Im Sinne von ’Sekte’ wird heutzutage eine religiöse Gruppierung bezeichnet, die sich heterodox verhält; die also mit der allgemein herrschenden Kirchenlehre im Konflikt steht und daher ihr eigenes Süppchen kocht. Entweder haben sich diese Gruppen selbst von der Kirche abgespalten oder schlimmer noch, sie wurden von ihr ausgegrenzt.“
„Ist dieser Robert Hopkins in der Muggelwelt ein bekannter Mann?“, fragte Snape leicht besorgt.
„Nein, also ich habe noch nie von ihm gehört, was nicht unbedingt heißt…“
„Das reicht mir“, sagte er erleichtert. „Sagen Sie, Miss Granger, glauben Sie, dass Sie etwas über den Mann herausbekommen könnten, ohne dass Sie sich ihm nähern müssen?“
„Ja sicher, aber eine Frage: Glauben Sie, dass dieser Mann auf der Broschüre etwas mit Robert Hopkins zu tun hat? Das kann doch nur Zufall sein oder?“, fragte sie.
„Wenn Sie mir versprechen, Stillschweigen zu bewahren…“
„Ich schwöre!“, kam von ihr wie aus der Pistole geschossen, während sie eine Hand auf ihr Herz legte, so dass er beide Augenbrauen anhob und sanft nickte.
„Gut, denn ich weiß, dass dieser rothaarige Mann auf dem Flugblatt genau jener Robert Hopkins ist und er für schlimme Dinge verantwortlich ist. Er war nämlich der Auftraggeber für den Mordversuch an Miss Beerbaum, darüber hinaus der Verantwortliche für den Tod ihrer gesamten Familie“, beichtete Snape, weshalb sie ganz große Augen bekommen hatte, doch sagen konnte sie nichts. „Ich möchte Sie nicht damit vertraut machen, wie ich an diese Informationen gelangt bin, aber sie sind wahr. Des Weiteren hat dieser Mr. Hopkins von ’Territion’ und ’Hexentürmen’ gesprochen. Sie wissen, was das ist?“, fragt er interessiert.
„Ja natürlich! Professor Binns hat es in seinem Fach mal kurz angeschnitten, aber ich wusste das schon vorher. Bei der Territion hat man früher den gefangenen Menschen, die man der Hexerei beschuldigt hatte, die Folterinstrumente gezeigt und deren Funktion erklärt, um sie zu einem Geständnis zu bewegen und diese so genannten Hexentürme waren eigentlich nur Bestandteil einer mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Türme waren oft rechts und links direkt am Eingang in der Stadtmauer errichtet worden und sie dienten als normales Gefängnis, später dann als Unterbringung für Verdächtige, die man der Hexerei angeklagt hatte. So weit mir bekannt ist, gibt es viele solcher Türme in Deutschland, aber ich bin mir sicher, man kann jeden Turm zu so einem ’Hexenturm’ machen“, schilderte Hermine sachlich, obwohl ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief.

Professor Snape beließ den Stillezauber auf dem Raum, aber er fügte einen weiteren Zauber hinzu, der ihn darüber informieren würden, falls sich Besucher vor seinem Büro einfinden sollten. Anstatt für heute noch einige Vorbereitungen für ihre gemeinsame Arbeit zu treffen, begann Snape zu Hermines Erstaunen eine Unterhaltung über diese radikale Gruppierung, während er ihr Tee einschenkte.

Nach einer Weile sagte Hermine belustigt und zusammenhanglos zu ihrem Professor: „Bevor ich Sie vorhin an der Tür gesehen habe, da wusste ich vorher schon, dass Sie hinter mir stehen würden.“
„Ach ja? Und wie kommt das, Miss Granger?“, fragte er gelangweilt klingend, doch sie wollte ihm trotzdem antworten, wollte jedoch im Vorfeld eine Sache in Erfahrung bringen.
„Brauen Sie zur Zeit den ’Trank der lebenden Toten’?“, fragte sie schelmisch lächelnd.
„Wieso…?“ Er stutzte, bevor er begriffen hatte und mit einem Schmunzeln auf den Lippen sagte: „Ah, ich glaube zu verstehen. Sie haben mich an dem leider sehr kräftigen Geruch einer bestimmten Zaubertrankzutat erkannt.“ Er beugte sich leicht vor und sagte leise: „Sie haben mich sozusagen gewittert.“ Er klang derweil tatsächlich belustigt, bevor er erklärend anfügte: „Ich braue nicht mehr den ’Trank der lebenden Toten’, sondern einige andere Tränke, um die Poppy mich gebeten hatte, denn sie ist nicht rechtzeitig fertiggeworden. Tränke gegen Appetitlosigkeit, Durchfall und Magenbeschwerden – das Übliche halt, mit dem man bei Schülern rechnen muss. Alle Tränke beinhalten natürlich…“
Sie unterbrach ihn lächelnd: „Bitteren Beifuß! Ich weiß, denn genau das habe ich wahrgenommen. Das habe ich auch in der Bibliothek…“

Sie sprach nicht zu Ende, doch er wusste zu gut, auf was sie damit anspielte. Als er sie in der Bibliothek beobachtet hatte, konnte sie nämlich auch den Geruch von Bitterem Beifuß wahrnehmen, jedoch schien sie in diesem Moment den Duft nicht mit ihm in Zusammenhang bringen zu können.

Bevor er sich auf zum Unterricht machte, fragte er noch: „Wäre es Ihnen möglich, jetzt Informationen zu sammeln?“
Hermine stutzte, denn eigentlich hätte sie bis 14 Uhr frei, bevor ihre Arbeit mit ihm beginnen würde, doch sie nickte und sagt: „Aber ich müsste dafür zu meinen Eltern gehen.“
„Warum zu Ihren Eltern?“, fragte er erstaunt.
„Weil die einen Internetanschluss haben“, erklärte sie. Auf seinen fragenden Blick hin machte sie ihm begreiflich: „Das zu erklären würde wirklich zu lange dauern.“
„Sie setzen sich aber keiner Gefahr aus oder?“, fragte er mit einem Hauch von Sorge in der Stimme.
Hermine schüttelte den Kopf und erklärte: „Nein, ich komm nicht einmal in die Nähe der Leute, aber ich brauche die Broschüre zurück.“ Sie hielt ihm ihre zierliche Hand entgegen, die er einen Moment lang entspannt betrachtete, bevor er ihr den Flyer reichte.
Er verabschiedete sie mit den Worten: „Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen, Miss Granger.“
An der Tür hielt sie inne und fragte noch: „Ach Professor, könnten Sie vielleicht heute einmal zu mir hinübergehen und meinen Kniesel füttern?“ Aufgrund seines verzogenen Gesichts schlug sie vor: „Oder besser, könnten Sie vielleicht Harry fragen, ob er das machen würde?“ Nachdem Snape zustimmend genickt hatte, sagte sie noch, weil sie es heute erstmalig vergeben hatte: „Das Passwort ist ’scientia’.“ Nochmals nickte Snape, so dass sie zurücknickte und sein Büro verließ.

Entgegen seiner Vermutung hatten Arthur und Kingsley Miss Granger heute nicht sofort aufsuchen wollen, um sie zu fragen, ob sie einige Informationen über Robert Hopkins in Erfahrung bringen würde. Beim Mittagessen übermittelte Severus die Bitte seiner Schülerin an Harry und der nickte nur perplex, bevor er fragen konnte: „Wo ist Hermine eigentlich?“
„Bei ihren Eltern, um etwas zu recherchieren“, antwortete Severus seinem Kollegen, der daraufhin das Thema wechselte.

Bei ihren Eltern durfte Hermine ungefragt ein und aus gehen, so dass sie sich auch nach Jahren hier immer wie Zuhause fühlte, auch wenn man aus ihrem alten Kinderzimmer nun ein Arbeitszimmer gemacht hatte und dort stand genau das, mit dem sie heute sicherlich etwas herausbekommen könnte: der Computer.

Mit etwas Tee und ein paar Schokoladenkeksen machte Hermine es sich am Arbeitstisch ihrer Mutter gemütlich. Ihr gleich gegenüber, wie in einem Büro, stand der Tisch und der Monitor ihres Vaters, an dem sie vorbeiblickend durch das große Fenster nach draußen sehen konnte und sich ihr der vertraute Anblick bot, den sie schon immer als Kind genossen hatte, denn genau vor ihrem Fenster stand eine schöne Eiche. Die Sonne schien hell und freundlich, aber der Wind fegte die bereits gelblich roten Blätter von den Bäumen.

Der PC war endlich hochgefahren, da öffnete sie den Browser und war auch schon im Internet. „So“, sagte sie zu sich selbst, „die Internetadresse…“ Hermine fummelte den Flyer aus der Tasche und tippe in die Adressleiste „Der Orden des Heiligen Matthew“ ein – mit zig Sonderzeichen, wie es auf der Werbebroschüre geschrieben stand und die man sich nie im Leben merken konnte.

Das Bild, welches sich ihr nach dem Aufbau der Seite bot, war der reinste Augenpfeffer. Der erste Eindruck vermittelte, dass dieser Orden sehr klein sein musste und von Webdesign überhaupt keinen Schimmer hatte. Deren Internetpräsenz wirkte völlig unprofessionell, was die kursiv gehaltene, verschnörkelte Schriftart untermauerte, die man für die Texte gewählt hatte. Die Grafiken waren von schlechter Auflösung und man hatte viel zu viele animierte Bilder verwendet. Die Navigationsleiste mit ihren unzähligen Buttons auf der linken Seite hätte man lieber weglassen sollen, dachte Hermine, denn acht der zwölf Links waren tot.

Nachdem sie ihren ersten Eindruck verarbeitet hatte, wandte sie sich den Texten zu, die sie auf der Seite fand. Es überraschte sie nicht, dass der Text auf dem Flyer mit dem auf der Webseite übereinstimmte, doch es gab auf der Internetseite noch einige andere Texte und vor allem: eine Kontaktadresse. Das war jedoch nur eine Emailadresse, die Hermine sich kopierte und in ein leeres Dokument einfügte, in welchem sie alle Informationen sammeln und später ausdrucken wollte.

„Wo ist das Impressum?“, fragte Hermine sich selbst. Sie fand eines und las lediglich den Namen Robert Hopkins, der seine Adresse nur auf Anfrage mitteilen würde.

Die Texte, die sie fand, hatten alle eines gemeinsam, denn es wurde gegen Hexenkulte gehetzt, die man mit Satanskulten gleichsetzte. „Frechheit“, murmelte Hermine. Neben den Frauenbewegungen, die in der Esoterikszene angesammelt waren, wurde aber auch über „jene, die mit den dunklen Mächten vereint wären“ gehetzt. Nach einigen Sätzen kristallisierte sich für Hermine klar heraus, dass damit echte Hexen und Zauberer gemeint waren und dieser „Orden des Heiligen Matthew“ durchaus den Unterschied zwischen esoterischen Hexenbewegungen und der wahren Zauberergesellschaft kannte und das war überaus beängstigend. Einige Texte kopierte sich Hermine heraus, bis sie bemerkte, dass es allgemein gar nicht so viele Texte gab und so speicherte sie alles komplett ab.

Danach begann die eigentliche Recherche, denn über Suchmaschinen spürte sie mehrere Artikel auf, die diesen Orden betrafen. Diese Leute waren schon einige Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Hermine fand etliche Artikel, in denen berichtet worden war, dass die Kirche sich von dieser Randgruppe öffentlich distanziert hatte. Robert Hopkins wurde als ein verbissener, weltfremder Mann bezeichnet, der das Glück hatte, mit einem silbernen Löffeln im Mund geboren worden zu sein, was die Ausmaße seines exzentrischen Hobbys erst ermöglichte und sein Hobby war offensichtlich die Hexenjagd.

Während Hermine noch andere Artikel las, besuchte Harry mit dem Passwort ’scientia’ ihr Wohnzimmer, um den Kniesel zu füttern, denn Wobbel, den er damit beauftragt hatte, kam mit Kratzern an Armen und Gesicht zurück und meinte mit bedrückter Miene, es wäre nicht möglich, diese „Bestie“ ohne Zauber zu versorgen. Nachdem Harry das Wohnzimmer betreten hatte, stockte sein Atem. Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Bücher und Federn lagen verstreut auf dem Boden, Stühle waren umgekippt und – worüber Hermine sich am meisten ärgern würde – der Bonsaibaum war angeknabbert.

In einer Ecke sah er das schwarze Knieseljungtier mit den weißen Tupfen, welches rein äußerlich ganz lieb anzusehen war.

„Was bist du nur für ein böses Kätzchen?“, fragte Harry vorwurfsvoll, doch der Kniesel hob nur den Kopf und blinzelte frech, bevor er sich daran machte, ein Kissen mit seinen Krallen auseinander zu nehmen. Mit einigen Zaubersprüchen brachte Harry wieder etwas Ordnung in Hermines Wohnzimmer, doch er ahnte, dass dies nicht für lange Zeit anhalten würde. Er füllte den Futternapf mit dem, was Wobbel dort hatte stehen lassen, doch kaum hatte er sich hingekniet, kam das Jungtier angesprungen und biss ihm in den Knöchel, bevor er verspielt wegrannte und sich unter dem Sofa versteckte.

„Blödes Vieh!“, schimpfte Harry, als er die nicht tiefe, aber blutende Bisswunde betrachtete. Das Futter war gegeben, der Wassernapf gefüllt und das Gröbste weggeräumt, so dass Harry endlich wieder gehen konnte.

Im Arbeitszimmer ihrer Eltern stieß Hermine auf einen Artikel über Robert Hopkins, der sie stutzig machte. Dort schrieb der Journalist, dass es bei Hopkins’ Abstammung im Blut liegen würde, gegen Hexen und Zauberer vorgehen zu wollen. Was für eine Abstammung der Journalist jedoch meinte, konnte sie dem Artikel leider nicht entnehmen, aber sie wollte diesem Hinweis nachgehen. Sie suchte und suchte im Internet, doch es wollte sich nichts auftun. Als Suchbegriff verwendete sie „Hexenjagd Hopkins“, doch sie stieß lediglich auf einige Treffer, die Reviews zu Filmen mit dem Darsteller Anthony Hopkins darstellten.

Hermine machte den Rücken krumm wie eine Katze und streckte sich danach, bevor sie in die Küche ging. Es war schon 18 Uhr durch, doch Snape hatte gesagt, sie solle sich so viel Zeit nehmen wie sie benötigte. Es sprach also nichts dagegen, die elterliche Gefriertruhe nach etwas Schokoladeneis zu durchstöbert, doch als sie nichts fand, fiel ihr Auge auf die Speisekarte eines Lieferservice’. Kurzerhand bestellte sie sich ein Schokoladeneis ihrer bevorzugten Marke und gleich dazu noch eine Pizza, um den Mindestbestellwert einzuhalten.

Während sie auf das Essen wartete, schlenderte sie durch das Haus ihrer Eltern. Es hatte sich kaum etwas verändert, was sie begrüßte. Sie schwelgte in Erinnerungen daran, wie schön es noch vor einigen Jahren gewesen war, wo sie noch wusste, wo sie hingehörte, da klingelte es auch schon an der Tür.

Mit dem Eis setzte Hermine sich an den PC zurück und sie fragte sich einen kurzen Moment, ob ihr Vater wüsste, was für einen frivolen Bildschirmschoner ihre Mutter installiert hatte, bevor sie die Maus bewegte, damit sie weiterarbeiten konnte, während das Eis etwas antaute.

„Ich brauche nur den richtigen Suchbegriff!“, schimpfte Hermine mit sich selbst. Sie versuchte etliche Kombinationen und suchte auch nach den Worten „Hexenturm“ und „Territion“ in Bezug auf den Namen „Hopkins“, doch damit kam sie nicht weiter.

Sie ließ ihre Gedanken schweifen und landete unverhofft bei ihrem Professor. Sie fragte sich selbst, warum sie mit ihm trotz alledem, was vorgefallen war, noch immer so gut auskam. Er hatte sie bespitzelt und sie hatte ihm zur Strafe eine Falle stellen wollen – und beide wussten im Nachhinein von den Taten des jeweils anderen und trotzdem hatte man sich wieder zusammengerauft.

Einen Augenblick später erinnerte sie sich an ihren Vater, dem sie von dem Fluch erzählt hatte, von dem ihre Zähne lang und groß gewachsen waren und sie hatte ihm damals weinend geschildert, wie gemein ihr Zaubertränkelehrer zu ihr gewesen war. Ihr Vater war daraufhin sehr wütend geworden und wollte unbedingt ein Wörtchen mit diesem Lehrer reden, um ihn für sein Verhalten zu rügen, doch Hermine hatte ihren Vater zum Glück von dieser Idee abbringen können. Obwohl sie es damals immer bemängelt hatte, war sie in dem Moment froh gewesen, dass es nie Elternabende in Hogwarts gegeben hatte. Zu groß war die Angst gewesen, Snape könnte ihrem Dad etwas Schlimmes antun. Und wieder war sie mit ihren Gedanken bei Snape und wie sie beide erst heute früh gemeinsam an der Tür gestanden hatten, um ein Gespräch zu belauschen. Bei dem Gedanken daran musste sie breit grinsen.

Sie ließ das Gespräch mit Professor Snape von heute morgen Revue passieren und wie aus heiterem Himmel drehten sich ihre Gedanken nur noch um ein Wort, welches er vorhin benutzt hatte: Hexenjäger. Hermine löffelte etwas Eis aus dem Becher und gab dann in das Feld der Suchseite die Worte „Hexenjäger Hopkins“ ein und mit einem Male bekam sie vielversprechende Ergebnisse. Nach und nach graste sie die Trefferseiten ab und mit jeder Seite, die sie anklickte und deren Inhalt sie las, wurde ihr immer mulmiger zumute.

Im Jahr 1644 war das erste Mal ein Mann in Großbritannien in Erscheinung getreten, dessen „Karriere“ sich während des Bürgerkrieges 1647 voll entfaltet hatte. In Suffolk als Sohn eines puritanischen Geistlichen geboren führten ihn seine „Geschäfte“ bald in andere große Gegenden wie Essex oder Norfolk und sehr schnell war er überall im Land bekannt und gleichermaßen gefürchtet gewesen, denn durch seine Grausamkeiten hatte er sich einen großen Namen gemacht.

Er hatte Hexen verfolgt und sie höchstpersönlich verhört, um ein Geständnis zu erzwingen. Dieser Mann hatte im ganzen Königreich gewütet und Unruhe unter den Mitbürgern gestiftet. So hatte er beispielsweise Holzkisten in Gotteshäusern befestigt, in die jeder Bürger Zettel einwerfen konnte, um angebliche Hexen zu diffamieren, was zunächst großen Anklang gefunden hatte. Die Ausmaße waren jedoch verheerend gewesen, denn jede Frau, die man der Hexerei beschuldigt hatte, hatte etliche andere Frauen ebenfalls in Verruf gebracht. Der Hexenjäger musste eine sadistische Veranlagung gehabt haben, denn er hatte sich an den Qualen der Frauen ergötzt, wie Zeitgenossen berichteten.

In den drei Jahren, in denen dieser Mann in England gewütet hatte, mussten unzählige Frauen, Männer und Kinder ihr Leben lassen. Viele seiner Methoden wie zermürbender Schlafentzug oder die Territion erzwangen falsche Geständnisse. Bei der vernunftwidrigen Wasserprobe hatte man die Angeklagte mit gefesselten Händen und Füßen in einen Fluss oder See geworfen und wenn sie auf der Oberfläche geschwommen war, glaubte man sie als Hexe entlarvt zu haben.

Es hieß, der Hexenjäger wäre 1647 an einer Krankheit verstorben, möglicherweise an der damals unheilbaren Tuberkulose. Jedoch hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass aufgebrachte Dorfbewohner ihn überwältigt hätten. Sie hätten ihn seiner eigenen Hexenproben unterzogen und ihn gefesselt ins Wasser geworfen. Weil er nicht untergegangen war, was ihn nach seinen eigenen Ansichten als Zauberer offenbart hatte, hätte man ihn angeblich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Durch den Tod der Hexen und Zauberer hatte sich dieser Mann über einen kurzen Zeitraum hinweg einen enormen Reichtum aneignen können, denn für jede dingfest gemachte Hexe war er mit ungefähr zwanzig Pfund entlohnt worden, was damals eine Menge Geld gewesen war. In der kurzen Zeit, in der die Bevölkerung vor ihm und seinen Schergen in Furcht gelebt hatte, hatte er sich schon zu Lebzeiten einen nicht offiziellen Titel eingehandelt.

Der richtige Name des Hexenjägers war Matthew Hopkins, doch jeder nannte ihn nur „Witchfinder General“.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

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