Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

Antworten
Benutzeravatar
CharLue
KelpieKelpie
Beiträge: 2606
Registriert: 20.02.2008 21:42
Wohnort: Hogwarts

Beitrag von CharLue »

Ja, was soll ich da noch groß zu sagen?
Du weißt ja, dass ich ein Fan von dir bin ^__^
Gefällt mir wie immer sehr gut.
Ich hoffe, dass Hermine sich nicht in Schwierigkeiten bringt (:

Lg
[img]http://www.oyla15.de/userdaten/439/02437/bilder/RobertSig2.png[/img]

[img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img]

Benutzeravatar
Muggelchen
EuleEule
Beiträge: 345
Registriert: 07.06.2008 22:29
Wohnort: Gemälde im 1. Stock

Beitrag von Muggelchen »

Hallo Sentara Snape,

in Kapitel 82 und 83 wird man noch etwas über Irrwichte erfahren, aber im Voraus sag ich lieber nichts. Die Liebe könnte ihm Angst machen, doch wie würde die sich als Irrwicht darstellen? Jetzt gibt es erst einmal einen Blick in die Vergangenheit.

Hi CharLue,

eigentlich ist es ja Harry, der sich gern selbst in Schwierigkeiten bringt. Hoffentlich hat sich Hermine das nicht von ihm abgeguckt.
Oh, ich hab einen Fan ^^ - ich fühle mich geehrt, ganz ehrlich! *rotwerd*

Lieben Gruß,
Muggelchen




074 Blick in die Vergangenheit




Angelina hatte nicht bei Ron übernachtet, weswegen Hermine auch nicht, wie eigentlich geplant, bei Harry übernachtet hatte, doch Harry bereute es, seine Freundin am Morgen nicht an seiner Seite zu haben, denn ihm war schon heute früh gleich nach dem Erwachen etwas unwohl, doch er wusste nicht warum.

Nachdem Harry sich mit einem Schlag darüber klar geworden war, dass heute bereits der 30. August war und am Montag, den 1. September, die Schule regulär beginnen würde, da bekam er einen Anflug von Panik. Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf: Hatte er alle Vorbereitungen getroffen? Würden die Erstklässler ihn ernst nehmen? Würde er einen guten Eindruck hinterlassen? Er raufte sich die Haare und wurde zum Nervenbündel.

Erst Wobbel konnte Harry beruhigen, denn als der das Frühstück brachte und offensichtlich die Unsicherheit seines Meisters bemerkte, da zählte der Elf gemächlich all das auf, was für die Vorbereitungen des neuen Schuljahres wichtig war und er fügte bei jedem Punkt hinten an, dass Harry das schon längst erledigt hätte.

„Puh, danke Wobbel. Jetzt fühl ich mich wirklich besser“, sagte Harry erleichtert. Dann blickte Harry auf das Frühstückstablett und fragte: „Warum ist für zwei gedeckt? Hermine ist doch gar nicht…“
Es klopfte und während der Elf zur Tür ging, erklärte er: „Ich dachte mir, Mr. Potter, dass Sie Ruhe finden würden, wenn Sie sich noch vor Schulbeginn mit einem Kollegen austauschen könnten und da habe ich mir die Freiheit genommen, jemanden zum Frühstück einzuladen.“

Wobbel öffnete die Tür und Harrys Blick fiel auf Severus. Mit grantiger Stimme fragte sein Gast, nachdem er eingetreten war: „Was, bei Merlin, ist so wichtig, dass man mich meines Frühstücks beraubt?“
Grinsend konterte Harry: „Ein gemeinsames Frühstück?“

Er wollte Wobbel nicht in den Rücken fallen und tat daher so, als hätte er dem Elf den Auftrag gegeben Severus einzuladen.

„Hören Sie schon auf, mit den Augen zu rollen und setzen Sie sich einfach. Etwas Kaffee?“, fragte Harry freundlich.
Severus kam seiner Aufforderung nach und setzte sich in den Sessel gegenüber von Harry, bevor er vorwurfsvoll daran erinnerte: „Der Hund war vor dem Frühstück noch nicht draußen!“
Stellvertretend für Harry antwortete der Elf: „Oh doch, war er, Sir.“
Seufzend nahm Severus die Tasse Kaffee entgegen, die Harry ihm reichte, bevor er gelangweilt fragte: „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Äh, behilflich sein?“, wiederholte Harry verdutzt.
„Sie haben mich ja wohl kaum aus Spaß an der Freude zum Frühstück eingeladen“, vermutete Severus laut, doch Harry bestätigte genau das.
„Es gibt keinen bestimmten Grund, Severus. Nur ein gemeinsames Frühstück unter Kollegen“, Harry verbesserte, „unter Freunden“, Severus schnaufte ungläubig, unterbrach jedoch nicht, „und vielleicht eine nette Unterhaltung über den bevorstehenden Schulbeginn. Irgendwelche Tipps für mich, Severus?“

Severus stellte seine Tasse ab und nahm zunächst eines der noch warmen Brötchen in die Hand, bevor er antwortete: „Ja, ich habe Tipps für Sie. Halten Sie schon ab der ersten Unterrichtsstunde Ausschau nach Schülern, die Ihnen keine Aufmerksamkeit schenken, denn ich versichere Ihnen, dass diese Schüler Sie auch in den nächsten Schuljahren mit Nichtbeachtung strafen werden.“
Mit zusammengezogenen Augenbrauen fragte Harry: „Spielen Sie auf irgendetwas Bestimmtes an?“
Wieder schnaufte Severus verachtend und gleichzeitig ein wenig belustigt, bevor sich ein fieses Grinsen in seinem Gesicht abzeichnete und er erwiderte: „Sie, Harry, haben schon von Anfang an geglaubt, man würde Ihnen wegen Ihrer Berühmtheit alles durchgehen lassen. Sie haben nicht einmal in meiner ersten Unterrichtsstunde aufgepasst!“
„Das ist überhaupt nicht wahr!“, verteidigte sich Harry kindlich eingeschnappt.
„Nicht? Dann frage ich mich, warum Miss Granger Sie erst mit dem Ellenbogen anstoßen musste, damit Sie darauf aufmerksam werden, dass ich vor der ganzen Klasse über Sie spreche. Wollen Sie das leugnen?“, fragte Severus überlegen klingend.
Rechtfertigend erklärte Harry: „Ich habe sehr wohl aufgepasst! Wahrscheinlich sogar mehr als jeder andere Schüler, denn ich habe jedes verdammte Wort mitgeschrieben, was Sie von sich gegeben haben!“
„Kein Grund zu fluchen, Harry! Das liegt schon so lange zurück…“
Harry unterbrach ihn, hob einen Zeigefinger und erklärte: „Ich kann’s sogar beweisen!“

Per Aufrufezauber beförderte Harry die Kiste mit seinen Habseligkeiten aus dem Ligusterweg zu sich auf die Couch, bevor er aufgeregt darin herumwühlte und derweil eingeschnappt murmelte: „Nicht aufgepasst… von wegen.“ Severus beteuerte zwar, dass er nichts beweisen müsste und er sich nur einen Spaß erlaubt hatte, doch Harry war momentan bockig und wollte seinen Kollegen vom Gegenteil überzeugen. Die Kiste war groß und er musste einige Gegenstände herausnehmen, achtete jedoch darauf, dass er die Babydecke drinnen ließ.

„Hah!“, stieß Harry triumphierend aus, bevor er ein altes Schulheft mit der Aufschrift „Zaubertränke – 1. Schuljahr“ herauszog und es Severus zuwarf, der es mit einer flinken Bewegung seiner Hand fing. „Gleich die erste Seite“, sagte Harry noch im Anschluss.

Severus schlug das Heft auf und las in Stichpunkten genau die Worte, die er während seiner theatralischen Rede an die Erstklässler benutzt hatte. „Tod verkorkt…“, las Severus leise vor, bevor er das Heft wieder zuschlug und hinüber zu Harry warf.
„Glauben Sie ja nicht, dass Sie im Nachhinein Punkte dafür verdient hätten“, sagte Severus mit einem hochgezogenen Mundwinkel, bevor er etwas Käse auf das halbes Brötchen legte und herzhaft hineinbiss.

Es war nicht das erste Mal, dass Harry mit Severus frühstückte. Oft hatten sie zusammen gegessen, wenn Harry mit dem Hund vom Spaziergang wiedergekommen war oder sie hatten einfach gemeinsam einen Tee oder Wein getrunken, aber irgendwie war es heute für Harry seltsam, Severus gegenüber auf dem Sessel sitzen zu sehen. Vielleicht war das nur so, weil sein Besuch heute Morgen überraschend war?

Harrys Gedanken überschlugen sich plötzlich und drehten sich um seinen Kollegen. Den Mann vor sich hatte er jahrelang gehasst. Nein, dachte Harry, denn „Hass“ wäre ein zu endgültiger Begriff. Er hatte ihm nur nie vertraut und er konnte ihn damals nicht ausstehen, weil er immer so gemein zu den Gryffindors gewesen war.

Er bemerkte gar nicht, dass er Severus anstarrte und der mittlerweile zurückstarrte, bis er gnatzig vorschlug: „Ich kann gern ein Portrait von mir anfertigen lassen, wenn…“
Harry sammelte sich und erklärte: „Oh, tut mir Leid. Ich war nur in Gedanken.“
„Was Sie nicht sagen…“, murmelte Severus in seine Kaffeetasse.
„Ich wollte Ihnen danken, Severus“, sagte Harry auf einmal voller Ernst.
Bevor er anfügen konnte, wofür er ihm danken wollte, entgegnete seine Kollege spitz: „Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich bin mir sicher, dass Sie während Ihrer kleinen Besuche bei Miss Weasley auch selbständig alle Informationen erhalten hätten.“

Severus glaubte offensichtlich, er würde sich für die kurze Information bedanken wollen, die er ihm gleich nach der Geburt von Nicholas gegeben hatte. Harry stutzte, bevor er fragte: „Sie wussten, dass ich…“ Er wollte den Satz nicht zu Ende bringen, weil er nichts über seine nächtlichen Besuche mit Wobbel bei Ginny verraten wollte, falls Severus nur bluffen sollte.
„Halten Sie mich für einen Dummkopf?“, fragte Severus provozierend.
„Nein, natürlich nicht. Aber ich wollte mich für etwas ganz anderes bedanken“, versicherte Harry. Weil Severus lediglich auf weitere Worte wartete, konkretisierte Harry: „Ich wollte Ihnen danken, dass Sie mir damals gesagt haben, ich solle lernen, meinen Mund zu halten und meinen Geist zu verschließen.“
Severus schnaufte wieder, was Harry – je nach Situation – durchaus als eine Art Lachen deuten konnte, bevor sein älterer Kollege sagte: „Den Geist zu verschließen haben Sie ja mittlerweile im Griff, aber wie sieht es mit dem ’Mundhalten’ aus?“

’Was meint Severus damit nun schon wieder?’, fragte sich Harry, der einen entsprechend fragenden Gesichtsausdruck machte.
Severus wurde deutlicher – sehr deutlich sogar – als er fragte: „Haben Sie Miss Granger davon erzählt, dass ich in der Bibliothek gewesen war?“
Eigentlich wollte Harry nicht antworten, weswegen er die Gegenfrage stellte: „Was glauben Sie?“
Severus schürzte die Lippen und zuckte einmal mit den Schultern, bevor er ehrlich erwiderte: „Ich weiß es nicht. Sie haben auch niemals etwas von meiner… Erinnerung erzählt. Ich bin mir nicht sicher, ob…“
Harry ließ ihn nicht ausreden und gab zu: „Ich hab’s ihr erzählt!“

Nach dieser Information schluckte Severus und er begann damit, auf dem Sessel hin und her zu rutschen, als säße er auf glühenden Kohlen. Er wollte mehrmals ansetzen, um etwas zu sagen oder zu fragen, doch er entschloss sich dafür, sich etwas Kaffee einzuschenken, obwohl die Tasse noch mehr als halbvoll war, bevor er kleinlaut fragte: „Was hat sie gesagt?“
„Na, was glauben Sie? Sie war stinksauer! Aber was mich viel mehr interessiert, Severus: warum standen Sie da?“, fragte Harry seinen Kollegen, der sich inzwischen sehr unwohl zu fühlen schien.

Severus sah sich von Harry in die Enge getrieben. Er musste antworten, sonst würde womöglich noch alles viel schlimmer werden, aber das Problem war, dass er einfach keine Antwort auf Harrys Frage hatte. Er wusste nicht, warum er sich in der Bibliothek zweimal angeschlichen hatte, um Miss Granger zu beobachten. Es war ihm ja selbst ein Rätsel.

Er entschloss sich dazu, Harry aufrichtig zu antworten, auch wenn der ihm nicht glauben würde: „Ich weiß es nicht.“ Bevor sein junger Kollege ihn unterbrechen konnte, fügte er noch hinzu: „Die Male, als ich Miss Granger…“
Jetzt unterbrach sein Kollege und fragte aufgebracht: „’Die Male’? Wie oft denn bitteschön?“
„Hören Sie, Harry. Ich versichere Ihnen, dass ich nichts Böses im Schilde führe oder noch besser: Ich führe überhaupt nichts im Schilde und schon gar nicht verfolge ich zweifelhafte Absichten. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Ihre Frage kann ich daher nicht beantworten!“ Damit sollte sich Harry zufrieden geben müssen, dachte Severus und das tat er offensichtlich auch, denn er ließ das Thema nun ruhen.

Ohne angriffslustig zu klingen sagte Harry mit Bedacht: „Wissen Sie, Severus, ich habe es nie bereut, in Ihr Denkarium gesehen zu haben.“ Er hielt kurz inne und verbesserte danach: „Doch schon, aber nur, weil ich Sie damit in eine unangenehme Situation gebracht habe.“ Harry ignorierte die bohrenden Blicke seines Kollegen, die ihn dazu aufforderten, auch dieses Thema ganz schnell wieder unter den Teppich zu kehren und fuhr einfach fort: „Ich bereue es nicht, weil es eine wichtige Erfahrung für mich gewesen war – ich meine zu wissen, wie mein Dad und Sirius, sogar Remus damals waren. Jeder, der meine Eltern kannte, hat immer nur von ihnen geschwärmt, als wären sie Heilige ohne irgendwelche Fehler. Selbst Albus hat meinen Dad auf einen Podest gestellt. Ich hatte ein völlig einseitiges Bild von meinem Vater, bis ich Ihre Erinnerung gesehen habe.“ Harry seufzte, bevor er mit einer traurigen Stimme fortfuhr: „Und was ich neulich von Remus über Sirius erfahren habe, war auch ganz schön schockierend.“ Harry dachte daran, wie Sirius als „Schürzenjäger“ anderen Mitschülern die Bräute ausgespannt hatte.

„Was haben Sie denn Nettes über Ihren Patenonkel erfahren, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“, fragte Severus neugierig und mit einem Hauch von Vorsicht im Gesicht.
Ohne herumzudrucksen erklärte Harry: „Na, dass er anderen Jungen die Freundin ausgespannt hat und das offenbar auch gern kurz vor den Weihnachtsbällen.“ Harry bemerkte, wie Severus die Lippen zusammenkniff und die Muskeln in dessen Kiefer zuckten und ganz plötzlich hatte er eine schlimme Ahnung, weswegen er leise fragte: „Oh Gott, das hat er doch wohl nicht Ihnen angetan oder?“
„Vielen Dank für das üppige Frühstück, Harry“, sagte Severus abrupt, während er sich gerade aus dem Sessel erheben wollte, als Harry ihn mit einer Frage konfrontierte, die ihn erstarren ließ.
„Die Decke war ein Geschenk von Ihnen, richtig?“

Völlig entsetzt blickte Severus ihn an, während er derweil im Sessel zusammensackte, weil all seine Muskeln plötzlich die Mitarbeit verweigerten. Harry bemerkte, wie Severus’ Atmung schwerer wurde und sein Kollege mehrmals schlucken musste, doch endlich konnte er sich äußern und er sagte mit bewegter Stimme: „Die Decke symbolisiert für mich mehr als nur ein Geschenk an Ihre Eltern, Harry.“
Aus der Entfernung konnte Harry es nicht ausmachen, aber er war sich sicher, dass Severus’ Augen jetzt wieder heller sein mussten. Er riss sich zusammen und strapazierte sein Glück, indem er unschuldig fragte: „Erzählen Sie’s mir?“

Er ließ seinem Kollegen jede Menge Zeit, sich für eine Antwort zu sammeln. Währenddessen bemerkte er, wie Severus eine zittrige Hand an seine Brust führte, um dort mit einem der unzähligen Knöpfe seines hochgeschlossenen schwarzen Gehrocks zu spielen. Auf keinen Fall wollte Harry, dass Severus wieder diesen Druck verspüren würde, so dass er sagte: „Ist schon gut, war ja nur eine Frage… Ich wünschte nur, Sie würden mir auch mal etwas von meiner Mutter erzählen. Völlig egal, was. Irgendetwas! Vielleicht, wie Sie sie kennen gelernt haben?“ Hier bemerkte Harry, wie Severus noch mehr zu zittern begann, so dass er sein Motiv erklären wollte: „Es ist nur… Wissen Sie, ich habe von Ihnen höchstens über meinen Vater etwas erfahren, aber nie etwas über meine Mutter, aber ich weiß ja, dass Sie sie gekannt haben. Es wäre schön, auch mal Ihre Geschichten zu hören. Jeder, der meine Mum kannte, hat mir etwas über sie erzählen können, sogar Slughorn… ähm, Professor Slughorn, meine ich.“

Dieses Mal schluckte Severus so laut, dass Harry es deutlich hören konnte. Er hoffte innig, dass er die Situation mit seiner Fragerei nicht noch verschlimmert hatte, aber alles, was er sagte, entsprach der Wahrheit. Er hatte selbst von Albus und Minerva Geschichten über seine Mum erfahren, aber von Severus hatte er sich immer nur anhören müssen, was für ein törichter, arroganter Nichtsnutz sein Vater gewesen wäre. Severus kannte jedoch auch Lily; war womöglich sogar in sie verliebt gewesen, denn Remus hatte ja vermutet, dass so gut wie jeder Junge ein Auge auf sie geworfen hatte. Warum nicht auch Severus?

„Harry?“, fragte Severus mit leiser, zerbrechlich wirkender Stimme. Harry schenkte ihm seine Aufmerksamkeit, so dass Severus ihn mit bebender Stimme fragte: „Warum machen Sie das?“
Für einen Moment überlegte Harry, was Severus meinen könnte, aber er kam nicht drauf, weswegen er fragte: „Warum ich Sie wegen meiner Mutter frage?“
Doch hier schüttelte Severus den Kopf, bevor er fast ängstlich antwortete: „Sie machen irgendwas, damit es mir schlecht geht!“
„Ich mache… Was? Ich mache nichts, Severus! Was…?“, fragte Harry abgehackt und kopfschüttelnd, während er innig hoffte, dass Severus nicht zusammenbrechen würde. „Nein, Severus, ich mache wirklich nichts. Warum geht es Ihnen plötzlich schlecht?“

Severus schien völlig hilflos, so dass Harry die Couch verließ und besorgt zu seinem Kollegen hinübereilte. Wie er es geahnt hatte, war Severus’ Augenfarbe während ihres Gespräches wieder heller geworden und die Augen seines Kollegen blickten ihn scheu und konfus an. Damit Severus sich nicht bedroht fühlen würde, weil er sich vor ihm auftürmte und ihn von oben herab ansah, kniete Harry sich neben dem Sessel nieder. Dann fragte er vorsichtig: „Vielleicht machen Ihnen einige Erinnerungen zu schaffen? Möglicherweise geht es Ihnen besser, wenn Sie drüber reden, Severus? Reden hilft bei mir immer!“
Erleichtert, weil Harry ihm eine Wahl gelassen hatte, atmete Severus tief ein und aus, bevor er bedauernd erwiderte: „Ich habe niemanden zum Reden.“
Harry musste ein wenig lächeln, bevor er ermutigend einwarf: „Ich habe zwei Ohren oder?“

Eigentlich wollte Severus seine Lippen zusammenkneifen, um Harry zu zeigen, dass er diese Bemerkung nicht witzig fand, aber stattdessen bemerkte er, wie seine Unterlippe zitterte. Das Angebot, sich bei Harry aussprechen zu können, bewegte ihn, weil sein junger Kollege unbewusst das tat, wofür dessen Mutter schon bei ihren Mitschülern bekannt gewesen war – noch bevor sie Vertrauensschülerin geworden war – und das rechnete er Harry hoch an. Er schloss seine Augen, um nicht in Harrys schauen zu müssen, der ganz Ohr war und darauf wartete, dass er etwas sagen würde.

Innerlich kämpfte Severus mit sich selbst. Seine Vergangenheit ging Harry überhaupt nichts an und doch war er dankbar für das Angebot, einen geduldigen Zuhörer zu haben. Es lastete so viel auf ihm. So viele Dinge waren geschehen, die ihn zu demjenigen gemacht haben, der er heute war. Vielleicht könnte er sich mit einer kleinen Anekdote bei ihm revanchieren; ihn an einer seiner Erinnerungen teilhaben lassen.

Harry war so gespannt auf eine Geschichte, dass er gar nicht bemerkte, wie er sich auf den Boden gesetzt hatte wie ein Kind, das darauf wartete, ein Märchen vorgelesen zu bekommen. Endlich bewegten sich Severus’ Lippen und er fragte mit leiser Stimme: „Würden Sie mir noch einen Kaffee einschenken?“

’Bloß nicht drängeln!’, dachte Harry. „Natürlich! Ich backe Ihnen auch einen Kuchen, wenn Sie möchten“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen, um die Situation etwas aufzulockern.
„Wenn Sie beim Backen genauso unkoordiniert arbeiten wie beim Tränkebrauen, dann verzichte ich lieber“, entgegnete Severus mit schwächlich klingendem Sarkasmus, doch Harry musste daraufhin einmal kurz auflachen, während er den Kaffee einschenkte, der die Tasse fast zum Überlaufen brachte, denn sie war bereits voll. Es war offensichtlich, dass Severus ihn nur darum gebeten hatte, damit Harry ihm nicht mehr so nahe war.

Als Harry auch sich selbst noch eine Tasse nachgeschenkt hatte, da erzählte Severus plötzlich, ohne ihn dabei anzusehen, mit so leiser Stimme, dass Harry mucksmäuschenstill sein musste, um nichts zu verpassen: „Ich bin die Straße entlanggelaufen – ich war sieben – da bin ich am Haus Ihrer Mutter vorbeigekommen. Sie“, Severus musste kräftig schlucken, „war im Vorgarten mit Petunia und hatte…“ Er suchte nach Worten und fragte in den Raum hinein: „Wie nennt man das? Sie hatte so einen kleinen Krämerladen für Kinder im Vorgarten aufgebaut und sie spielte mit ihrer Schwester damit.“

In der Zwischenzeit hatte Harry wieder auf der Couch gegenüber Platz genommen und er lauschte seinem Kollegen aufmerksam. Er konnte sich schwerlich vorstellen, wie seine von einem Reinheitswahn befallene Tante Petunia freiwillig auf dem Rasen knien und sich die Hosen oder den Rock dreckig machen würde, aber er unterbrach Severus kein einziges Mal, als der weitererzählte: „Ich bin an dem Garten vorbeigeschlendert und da ruft Lily“, Severus holte einmal hastig Luft und es schien so, als könnte er seine Atmung kaum kontrollieren, „mir zu, ich solle rüberkommen und was bei ihr kaufen.“

Harry zog lautlos die Beine auf die Couch und setzte sich locker im Schneidersitz hin, während er Severus anlächelte, weil er so froh war, diese für ihn völlig neue Geschichte über seine Mutter zu hören. Es berührte ihn, seinen älteren Kollegen so bewegt zu erleben.

„Ich dachte mir nichts dabei und bin zu ihr in den Vorgarten gegangen, aber Petunia…“ Severus schüttelte den Kopf, bevor er erklärte: „Sie mochte mich auf Anhieb nicht und verzog angewidert das Gesicht. ’Mit dem spiel’ ich nicht, der sieht aus wie ein Rabe!’ hat sie zu Lily gesagt, bevor sie aufgestanden und ins Haus gegangen ist.“

Verlegen griff Severus zu der Tasse Kaffee und Harry bemerkte, dass der Löffel in der Tasse ähnlich klapperte wie damals bei Hermine, als sie nach dem Legilimentik-Angriff so aufgeregt gewesen war. Nach einem Schluck fuhr Severus ohne Aufforderung fort: „Lily hat gesagt, ich soll was kaufen, aber ich hab entgegnet, dass ich für Plastik kein Geld ausgeben würde. Alles, was sie mir schmackhaft machen wollte, war nur nachgemacht – Spielzeug halt – und das habe ich ihr gesagt. Sie lachte nur und meinte, ich soll die Schokolade kaufen, weil sie echt wäre, was sie definitiv nicht war.“ Das erste Mal konnte Harry den Hauch eines echten Lächelns bei Severus erkennen.

„Ich hab am Ende nachgegeben, weil“, Severus atmete einmal heftig aus und holte wieder Luft, „sie immer so nett gelacht hat. Ich hab es gar nicht bemerkt, aber ich spielte tatsächlich mit ihr.“

Für Harry klang es so, als hätte Severus vor der Begegnung mit Lily noch nie mit einem anderen Kind zusammen gespielt. Severus musste jetzt tatsächlich ungewohnt breit lächeln, bevor er sagte: „Es hat Spaß gemacht, weil sie immerzu beteuerte, die Schokolade sei echt und man könne sie essen, dabei war das nur ein Stück Kunststoff mit einem fiktiven Etikett drumherum.“

Als Harry sich seine Mutter als Kind vorstellte, musste er schmunzeln und er merkte nicht einmal, dass seine Augen feucht geworden waren. Severus selbst konnte und wollte das Lächeln in seinem Gesicht nicht mehr verbergen, bevor er die Geschichte weitererzählte: „Ich hatte nur einen Knut bei mir und ich wusste, dass sie damit nichts anfangen können würde. Wissen Sie, Harry, ich lebte mit meinen Eltern früher in der Muggelwelt und meine Mutter hat mir immer erzählt, die Straße weiter runter würde eine kleine Hexe in meinem Alter wohnen, die nur noch nichts von ihrem Glück wüsste. Sie hat so etwas irgendwie immer vorhergesehen und an dem Tag, an dem ich Lily begegnet bin, da wusste ich, dass sie gemeint sein musste.“

Nach dieser kleiner Erläuterung schilderte er das Ende seiner ersten Begegnung mit Harrys Mutter, indem er sagte: „Ich habe ihr also den Knut gegeben, den sie erst einmal bewundert hat, weil sie so ein Geldstück noch nie zuvor gesehen hatte. Sie hat ihn sich vor Augen gehalten und gedreht und gewendet…“ Severus ahmte Lilys Bewegung nach und erzählte dann weiter: „Lily hat einen Knopf von der kleinen Registrierkasse gedrückt, den Knut in die Lade hineingelegt und sie wieder geschlossen. Dann hielt sie lachend Plastiktafel mit dem Schokoladenetikett in der Hand und verlangte von mir, dass ich die Augen schließen soll, was ich dann auch getan habe. Ich hab’s knistern gehört, weswegen ich geblinzelt habe. Sie hatte eine echte Tafel Schokolade aus ihrer Jackentasche gezogen und sie in der Mitte geteilt. Als ich die Augen wieder öffnen durfte, hält sie mir die Hälfte der echten Tafel hin und sagte…“

Mit seiner Erzählung hielt Severus inne und er bedeckte mit einer zitternden Hand seine Augen, obwohl Harry keine einzige Träne bei ihm hatte erkennen können. Für seine eigenen schämte er sich nicht, denn vor Freude feuchte Augen zu bekommen war ein sehr erleichterndes und geradezu befreiendes Gefühl.

Nachdem Severus einmal tief Luft geholt hatte und seine Hand wieder in den Schoß legte, begann er den Satz erneut: „Sie sagte, sie könne zaubern.“

Severus schluckte hörbar, doch der Hauch eines seligen Lächelns hatte sich auf seinem Gesicht eingebrannt. Harry war überglücklich, diese Geschichte gehört zu haben und nicht zum ersten Mal in seinem Leben hatte er am eigenen Leib erleben dürfen, was für eine innere Wohltat Freudentränen waren, denn die trocknete er gerade mit dem Ärmel seines Weasley-Pullovers.

Einen Moment später herrschte Stille, die Severus nutzte, um sich wieder zu sammeln und die Harry nutzte, um sich die Geschichte wieder und wieder in Gedanken vorzustellen, während ein zufriedenes Lächeln von seinem Gesicht Besitz ergriffen hatte. Wenngleich seine Mutter schon so lange tot war, so war sie mit Severus’ Erzählung für ihn jetzt wieder ein wenig lebendiger geworden. Harry spürte, wie sich eine wohlige Wärme in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatte und es fühlte sich an, als würde jemand sein Herz mit federleichten Küssen bedenken.

Obwohl Harry von Severus’ Schilderung so bewegt war, fand er einen klaren Gedanken, denn mit einem weiteren Aufrufezauber ließ er eine große Kiste mit den Sachen seiner Eltern zu sich schweben. Bewegungslos beobachtete Severus ihn, während er in der zweiten Kiste kramte und derweil immer wieder die Nase hochziehen musste, jedoch weiterhin zufrieden lächelte.

Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte, denn er nahm eine Spielzeug-Registrierkasse aus der Kiste und stellte sie Severus zugewandt auf den Tisch, bevor er den einzigen Knopf an dieser Kasse betätigte und gleich darauf die kleine Schublade aufsprang.

Severus beugte sich ein wenig nach vorn und erblickte einen durch die Jahre angelaufenen Knut, den Lily stets in der Lade aufbewahrt haben musste, um den Tag, an dem sie Severus zum ersten Mal begegnet war, nie zu vergessen.
Zuletzt geändert von Muggelchen am 23.01.2011 18:37, insgesamt 7-mal geändert.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

Benutzeravatar
CharLue
KelpieKelpie
Beiträge: 2606
Registriert: 20.02.2008 21:42
Wohnort: Hogwarts

Beitrag von CharLue »

Oh, das war wirklich ein sehr toller Teil.
Die Geschichte finde ich echt total süß (:

Klar bin ich ein Fan von dir ^__^
Wie kann's auch anders sein?
Freue mich auf Weiteres von dir.

Lg
[img]http://www.oyla15.de/userdaten/439/02437/bilder/RobertSig2.png[/img]

[img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img]

Sentara Snape
FlubberwurmFlubberwurm
Beiträge: 34
Registriert: 16.12.2008 00:11

Beitrag von Sentara Snape »

Hallo Muggelchen, die Geschichte ist ja auch wieder traumhaft..
Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel.
Es wäre schön, wenn Severus und Harry sich öfter treffen könnten um über alte zeiten zu reden.
Liebe grüsse

Benutzeravatar
CaRo94
FeeFee
Beiträge: 567
Registriert: 14.01.2009 17:55

Beitrag von CaRo94 »

Hallo Muggelchen!!
Ich lese seit ein paar Tagen nichts anderes als deine FF. Du schreibst toll und fesselnd. Ich konnte gar nicht mehr aufhören und im nachhinein bin ich etwas traurig, dass ich jetzt immer etwas warten muss auf das nächste Kapitel. :)
Ich kann es kaum erwarten, dass mehr kommt. Du hast so viele tolle Ideen und schreibst sooo spannend. Meine Lieblingsstränge sind die von Harry und Ginny ^^ und das Geheimnis um Severus. Du schreibst zusammenhängend und erklärst alles super gut. Immer kommen neue Sachen, die meine Zeit in Anspruch nehmen, weil ich dann wieder nur vor dem PC hocke, um zu lesen. ^^
Ich mag deinen Schreibstil total (ich glaube ich wiederhole mich :P) und wie du die Probleme der einzelnen Charaktere löst und auch auf irgendeine Art und Weise miteinander verbindest :)
Mir fällt mir rein gar nichts ein, was man verbessern könnte und wenn mir doch noch was auffällt schreib ichs dir auf jeden Fall. Was ich aber definitiv jetzt schon weiß, ist, dass ich deine wirklich wundervolle FF weiter verfolgen werde!!
Ich hoffe, dass bald ein neues Kapitel kommt!!
Gaaaaaanz liebe Grüße
CaRo!!
ps. Noch ein Fan :P

Benutzeravatar
Muggelchen
EuleEule
Beiträge: 345
Registriert: 07.06.2008 22:29
Wohnort: Gemälde im 1. Stock

Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

da kann ich jetzt eigentlich nur Danke sagen, bei den ganzen netten Worten :) Ich freue mich wirklich, dass dir die Geschichte gefällt.

Hallo Sentara Snape,

ob Severus sich öfters so öffnen kann wie im letzten Kapitel? Es wird auf jeden Fall eine Zeit kommen, in der Severus etwas offener reden kann und ich meine nicht nur mit Harry :)
Danke für deine Review.

Hi CaRo,

wow, an dem Kommentar hast du bestimmt eine Weile gesessen. Vielen Dank für die Mühe.
Das ist natürlich der große Nachteil, wenn eine FF noch nicht zu Ende ist und man daher warten muss. Man setzt sich der Gefahr aus, dass sie ggf. nicht beendet wird. Ich verspreche an dieser Stelle, dass die Geschichte nicht einfach mittendrin aufhört, sondern ihren verdienten Abschluss findet.
Für dein Lob danke ich dir sehr. Gut zu wissen, dass es spannend geschrieben ist. :) Um Harry und Ginny wird es manchmal ruhig werden, aber jeder Handlungsstrang wird fortgeführt, also nicht ungeduldig werden, wenn Ginny in ein paar Kapiteln mal nicht auftaucht. Das Geheimnis um Severus ist hingegen der Hauptplot. Einige der verschiedenen Handlungsstränge werden am Ende zusammenlaufen, aber das werdet ihr ja lesen. Und wenn in einem Kapitel mal etwas unklar sein sollte, dann wird es sicherlich in den folgenden noch erklärt werden, da achte ich nämlich sehr drauf.

Lieben Gruß und viel Spaß beim Lesen,
Muggelchen




075 Hänsel und Gretel




„Danke, Severus! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet, dass Sie dieses Erlebnis mit mir geteilt haben!“, beteuerte Harry freudestrahlend, mit glasigen Augen und rosigen Wangen, während er die Spielzeug-Registrierkasse wieder in der Kiste verstaute. Selbst Severus’ sonst so blasses Gesicht hatte etwas Farbe bekommen, doch mögliche Tränen, die Harry nicht gesehen hatte, aber erahnen konnte, waren wieder versiegt, wenn es welche gegeben hatte.

Mit geschwächter Stimme, die am Ende wieder etwas von der gewohnten Kraft zurückgewonnen hatte, entgegnete Severus: „Erwarten Sie bitte nicht von mir, Ihnen weitere Anekdoten aus meinem Leben zu erzählen.“

Es brannte ihm auf der Zunge, aber Harry wagte es nicht zu fragen, ob Severus in Lily verliebt gewesen war. Es schien jedenfalls nicht unmöglich. Was ihm jedoch eher versehentlich herausrutschte, war die Frage: „Wollten Sie mit meiner Mutter mal zu einem der Weihnachtsbälle gehen?“ Sein Kollege verneinte augenblicklich, weshalb Harry nicht an Severus’ Aufrichtigkeit zweifelte, doch er konnte es nicht lassen und bohrte nach: „Sind Sie überhaupt mal zu einem der Bälle gegangen?“
„Harry, bitte!“, sagte Severus sehr bestimmend. Nachdem er einem tief durchgeatmet hatte, fügte er wesentlich ruhiger hinzu: „Das ist eine andere Geschichte. Ich möchte darüber nicht reden, weil…“ Severus verstummte und Harry ließ ihn in Ruhe.

Zu Harrys Erstaunen fuhr Severus mit dem Frühstück fort als wäre nichts gewesen. Normalerweise wäre sein Kollege bei solchen privaten Themen aufgesprungen und hätte wortlos und eilig das Wohnzimmer verlassen, doch dieser Zeitpunkt war vorhin längst vorübergegangen, als Harry ihn zum Bleiben hatte überreden können. So frühstückten die beiden miteinander, während Harry hier und da Fragen stellte, ob er beispielsweise auf irgendetwas achten müsste, wenn er das erste Mal die Erstklässler unterrichten würde.

„Achten Sie nur darauf, Harry, dass Sie den Schülern von Anfang an klarmachen, wer in der Klasse das Sagen hat“, gab Severus zum Besten.
Harry dachte an den theatralischen Auftritt, den Severus in seiner ersten Stunde hingelegt hatte und sagte mit dieser Erinnerung im Kopf: „Ich will aber, dass die Schüler mich gern haben.“ Harrys Augen weiteten sich, als ihm bewusst wurde, wie taktlos das geklungen haben musste, doch Severus hatte lediglich amüsiert einen Mundwinkel nach oben gezogen.

„Fängt Hermine bei Ihnen auch wieder am Montag an?“, fragte Harry geradeheraus.
Severus schluckte, antwortete jedoch: „Ja, ich bin jedenfalls nicht über eine andere Entscheidung informiert worden. Ich müsste Miss Granger lediglich eine Eule mit einigen Details schicken, aber auch ohne wird sie sicherlich auftauchen.“ Etwas leiser fügte er hinzu: „Ich hoffe doch…“
„Ich könnte es ihr sagen, ich sehe sie heute nämlich! Soll ich ihr etwas ausrichten?“, bot Harry an.

Für einen Moment schien Severus zu befürchten, dass Harry seine beste Freundin über den Verlauf des Frühstücks und was er derweil preisgegeben hatte unterrichten würde, bevor er antwortete: „Das wäre nett. Miss Granger möchte bitte ihre gesamten Zeugnisse vom Hospital mitbringen, auch ihre zusätzliche Abschlussarbeit und sich am Montag, pünktlich um 12 Uhr, in meinem privaten Büro einfinden.“

In Stichpunkten wiederholte Harry alles, bevor Severus ihm bestätigend zunickte.

„Ich möchte mich für das Frühstück bedanken, Harry. Es war sehr… erleichternd. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich habe noch einige Dinge zu erledigen“, sagte Severus, bevor Harry ihn zur Tür begleitete und sich von ihm verabschiedete.

Über den Kamin nahm Harry erst Kontakt zu Hermine auf, bevor er zu ihr flohte. „Harry, schön dich zu sehen“, sagte sie, während sie ihm um den Hals fiel. Er drückte zufrieden lächelnd zurück. Als sie seinen glücklichen Gesichtsausdruck bemerkte, fragte sie sofort: „Was ist denn passiert, dass du heute so strahlst?“ Sein Lächeln hatte sie angesteckt.

Nachdem beide auf der Couch Platz genommen hatten, erzählte er ihr davon, wie Severus von seiner ersten Begegnung mit Lily gesprochen hatte.

„Am Ende ist ihm die Erinnerung an die erste Begegnung mit meiner Mum ziemlich nahe gegangen, Mine.“
„Du willst mir jetzt aber nicht weismachen, dass er geweint hat?“, fragte sie ungläubig, denn Professor Snape, wie sie es von Poppy wusste, hatte nicht ein einziges Mal eine Träne verloren, selbst wenn er sich damals nach einem Treffen mit Voldemort im Krankenflügel zur Behandlung seiner Wunden, die ihm selten vom Dunklen Lord als Bestrafung zugefügt worden waren, eingefunden hatte.
„Na ja, geweint vielleicht nicht, aber geschluchzt! Das ist doch schon mal ein Anfang oder?“, erwiderte er lächelnd. Kurz darauf fügte er sehr ernst hinzu: „Er hatte wieder helle Augen, Mine. Ich weiß nicht warum. Vielleicht kommt das durch Erinnerungen an früher, die die Farbe irgendwie verändern?“

Weil sie den Kopf mit anderen Dingen voll hatte, ging sie momentan nicht auf das Thema ein und bot ihm stattdessen eine Tasse Kaffee an, bevor sie ihm einen Teller mit unförmigen, brauen Keksen unter die Nase hielt, so dass er mit Abscheu fragte: „Was zum Geier ist das?“
„Das sind Kekse, Herrgott! Ich dachte, gerade du als Süßschnabel würdest so etwas erkennen. Nimm schon einen!“, forderte sie gereizt, so dass er etwas eingeschüchtert zugriff und gleich darauf an dem Keks roch.
„Woher…?“
Hermine unterbrach ihn und erklärte: „Ich habe sie heute Nacht gebacken! Ich war irgendwie“, sie suchte nach einem passenden Wort, „frustriert und da hab ich halt Kekse gebacken. Probier schon endlich.“

Dass Hermine weder Kochen noch Backen konnte, war kein Geheimnis. Molly hatte in den Jahren, in denen sie mit Ron zusammen gewesen war, etliche Male verzweifelt versucht ihr beizubringen, zumindest einfache Gerichte zuzubereiten, doch Hermine, die sonst in allen anderen Gebieten lernfähig war, außer vielleicht in „Wahrsagen“, hatte zu Rons Bedauern versagt.

Ganz vorsichtig biss Harry von dem Keks ab, doch es dauerte einen Moment, bis er mit den Schneidezähnen endlich ein Stückchen hatte abnagen können. Der Keks war so hart, dass Harry an das schier ungenießbare Gebäck erinnert wurde, welches Hagrid ihnen damals ständig angeboten hatte.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen fragte Harry vorgetäuscht begeistert: „Mmhhh, hast du das Rezept etwa von Hagrid?“ Hermine schlug ihn daraufhin mit einem der kleinen Kissen, die auf der Couch lagen.

Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte, entriss sie ihm zu seiner Erleichterung den angebissenen und offensichtlich nicht zum Verzehr geeigneten Keks, bevor sie die „Morgeneule“ aufschlug und auf eine Anzeige deutete.

Harry beugte sich nach vorn und las laut vor: „Zwei-Zimmer-Appartement mit Blick auf den ’Verbotenen Wald’, Küchennische, Bad und PK… Moment, was ist ’PK’?“
„Keine Ahnung, muss so was wie ’WC’ sein, denke ich mir…“, aber weil Hermine innehielt, wusste Harry genau, dass sie keinen blassen Schimmer hatte.
„Das willst du heute mit mir zusammen ansehen?“, fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
„Ja! Ich würde ja Ron mitnehmen, aber die haben eine Team-Besprechung, weil Montag das Training wieder anfängt. Falls ich nächste Woche wieder bei Snape anfange, dann wird es schwer werden, Termine für Wohnungsbesichtigungen ausmachen zu können, weil ich dann ja bis spät abends beschäftigt bin. Die Anzeige hört sich doch gut an oder was meinst du? Nur acht Galleonen die Woche“, erklärte sie.
„’Falls’ du nächste Woche wieder bei ihm anfängst? Du überlegst doch nicht etwa, ob du das hinschmeißt?“, fragte er besorgt.
Sie schnaufte verächtlich, bevor sie etwas grantig erwiderte: „Würde es dir gefallen zu wissen, dass du grundlos ausspioniert wirst?“
„Hermine, er hat dich nicht… Ich bin sicher, dass er dich nicht ’ausspioniert’ hat! Er stand halt nur da…“
Sie unterbrach und äffte ihn nach: „’Er stand halt nur da’. Harry, wenn du auch nur über ein wenig Empathie verfügen würdest, dann würdest du wissen, wie ich mich bei dem Gedanken an Snape und seine seltsamen Verhaltensmuster fühle!“
„Dann sag mir doch einfach, wie du dich fühlst!“, forderte er.

Hermine stand von der Couch auf und ging einige Schritte im Wohnzimmer umher, welches bald nicht mehr ihr Wohnzimmer sein würde, denn das Haus könnten weder Ron noch sie allein halten und so hatte sie den Entschluss gefasst, Platz für Angelina zu machen. Sie war sich sicher, dass Angelina bei Ron einziehen wollen würde und da sie momentan selbst kein Freund hatte, wäre es nur fair, dass sie dem jungen Glück freiwillig Platz machte und sich etwas Eigenes suchte.

Noch immer hatte Hermine nichts gesagt und so vermutete Harry laut: „Er macht dir Angst?“
Plötzlich brach es auch Hermine hervor: „Angst, Harry, ist nicht der richtige Begriff, denn Angst wird psychologisch gesehen als unbegründet und nicht objektbezogen definiert. Was ich habe, ist Furcht! Furcht im Sinne von objektbezogen, in diesem Falle personenbezogen! Ron würde es zwar schlichtweg ’Schiss’ nennen, aber alles in allem ist es das Gleiche!“ Sie versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie ernsthaft und leise sagte: „Entschuldige bitte den Kraftausdruck, Harry. Natürlich macht er mir Angst. Der Mann war ein Todesser! Wer weiß, was Snape in seinem Leben für schlimme Dinge getan hat. Der Gedanke daran, Objekt seiner Observation zu sein, ist daher nicht sehr leicht für mich zu ertragen.“
Harry versuchte, sie zu beruhigen, indem er erklärte: „Du vergisst aber, dass er zu dem Zeitpunkt, als er in der Bibliothek gewesen war, wieder anders war; er hatte hellere Augen, als er hinter dir stand. Es kam mir nicht so vor, als würde er spionieren, sondern…“
„Du hast vorhin gesagt, dass es vielleicht mit Erinnerungen zu tun haben könnte, weswegen er hellere Augen bekommt. An wen oder was sollte ich ihn erinnern? Vielleicht erinnert es ihn daran, wie er sich als Spion unbemerkt an Leute heranschleichen konnte, um sie zu…“ Sie fasste sich an die Stirn, bevor sie besorgt hinzufügte: „Vielleicht erinnere ich ihn an ein Opfer?“
„Blödsinn! Wir wissen ja nicht mal, ob Blut an seinen Händen klebt“, konterte Harry.
Sie schnaufte und stellte klar: „Glaubst du, er konnte ein Anhänger Voldemorts werden, ohne dass der seine Loyalität auf diese Weise geprüft sehen wollte? Vielleicht war’s zum Angewöhnen ein kleines Muggelmädchen, dass er töten musste?“
„Hermine, ich sagte schon, dass wir überhaupt nichts über Severus’ Taten wissen, wenn er in dieser Richtung überhaupt etwas begangen haben sollte. Denk doch mal drüber nach: Er war in Hogwarts Lehrer und sollte Dumbledore für Voldemort ausspionieren. Es wäre Unklug gewesen – und Voldemort war nicht gerade dumm – wenn er Severus für irgendwelche brutalen Aktivitäten herangezogen hätte. Ich bin der Überzeugung, dass Severus wirklich nur als Spion gedient hatte und ausschließlich für Berichterstattungen zu Voldemort gerufen wurde, nicht aber für blutige Übergriffe auf Muggel“, sagte Harry überzeugt.

Hermine erleichterte es ihm nicht gerade, einen weiteren, klaren Gedanken fassen zu können, denn nervös brachte sie das Thema auf den Punkt: „Wenn er jetzt weiß, dass ich es weiß, wie soll ich mich denn ihm gegenüber verhalten? Etwa so tun, als wäre alles in Ordnung? Oder wenn er sich wieder für etwas Unentschuldbares entschuldigen sollte, soll ich einfach wieder sagen ’Okay, passt schon’? Nein Harry, ich finde, dass Snape mal eine Abreibung verdient hat, damit ihm klar wird, dass er mit so etwas nicht so leicht davon kommt – dass er so etwas nicht mit mir machen kann!“ Ihre Stimme wurde bedrohlich zischend, als sie hinzufügte: „Und ich schwöre dir: Noch so ein ’Ausrutscher’ von ihm und ich werde ihn nachträglich beim Ministerium dafür anzeigen, dass er unerlaubt in meine Gedanken eingedrungen ist! Ich habe mich erkundigt, Harry. Mindestens drei Jahre gibt es dafür und es ist völlig egal, ob er ein Ordensträger ist oder nicht. Es ist eine Straftat!“

Es hatte sich ein Kloß in Harrys Hals gebildet, als ihm erstens bewusst wurde, wie verärgert und gleichzeitig verängstig Hermine war, weswegen sie mit solch drastischen Mitteln drohte, und zweitens, weil im klar wurde, dass sie Snape hinter Gitter bringen konnte, wenn sie es nur wollte, doch es schien ihr vordergründig eine Genugtuung zu sein, einfach nur zu wissen, dass sie über diese Macht verfügte, denn damit nahm sie sich selbst etwas die Angst vor ihm.

„Beruhige dich erst einmal. Du wirst ja sehen, was er am Montag sagt. Und wenn er nichts sagt und du dich darüber ärgerst, dann kannst du es ja ansprechen.“ Er verdeutlichte: „’Sprechen’ und nicht laut streiten! Ihr könnt sicherlich in Ruhe darüber reden. Ich habe mich heute auch zum ersten Mal wirklich mit ihm unterhalten können, Hermine. Er wird langsam…“
„Gehen wir! Ich habe um halb zwölf den Besichtigungstermin!“, unterbrach sie ihn grob.

Etwas abgelegen von Hogsmeade, aber noch zum Dorf gehörend, stand ein kleines Häuschen, welches von außen nicht den besten Eindruck machte, denn die hölzernen Wände waren mit großen Löcher durchzogen und das mit Reet gedeckte Dach war schon ganz zerfleddert.

Mit offen stehenden Mund starrte Hermine ungläubig auf das schäbige Haus, doch zu Harrys Erstaunen sagte sie: „Na, dann mal los!“
„Hermine, das kann unmöglich dein Ernst sein? Okay, es steht in der Anzeige ’mit Blick auf den Verbotenen Wald’, aber es stand kein Wort davon drin, dass das Haus zur Hälfte ja schon IM Wald steht.“
„Ich werde es mir ansehen und du kommst mit!“, sagte sie energisch, bevor sie Harrys Jacke an seiner Schulter packte und ihn hinter sich herzog.

Die Tür öffnete sich nach dem Klopfen von selbst. Drinnen wirkte das Gebäude nicht sehr viel einladender, denn es roch muffig, aber das könnte man mit ein wenig Lüften in den Griff bekommen, wenn man denn Fenster finden würde.

„Hermine? Schon aufgefallen, dass es hier keine Fenster gibt?“, fragte Harry etwas besorgt, denn lediglich zwei Kerzen auf Beistelltischchen sorgten für spärliches Licht im Eingangsbereich.
Ohne ihm Beachtung zu schenken rief sie: „Hallo? Ist jemand hier?“

Irgendwo im Haus quietschte eine Diele, aber es war niemand zu sehen. Mutig ging Hermine einen Schritt in das Haus hinein und bemerkte, dass es immer dunkler wurde, bevor sie sagte: „Die haben hier wirklich gar kein Licht, Harry. Nicht mal Gaslicht.“
Eine krächzende Frauenstimme rief aus der Ferne: „Ist da jemand?“
Flüsternd kommentierte Harry amüsiert: „Natürlich ist da jemand, sonst hätte doch niemand rufen können, du Depp.“

In diesem Moment ertönte ein geller, nachhallender Schrei durchs Haus, der von oben zu kommen schien. Harry und Hermine waren vor Schreck zusammengezuckt und pressten sich wie verängstigte Kinder eng aneinander, um mit großen Augen die Treppe hinaufzuschauen, die oben durch die Finsternis im Nichts verschwand.

Plötzlich schrie Harry auf, weil er etwas an seiner Schulter verspürte und er drehte sich um und zog auf der Stelle seinen Zauberstab, den er gleich wieder senkte, denn eine uralte Frau mit so runzligem Gesicht, dass man nicht einmal genau sagen konnte, ob ihre Augen offen oder geschlossen waren, stand nun vor ihnen. Ihre grauen, langen Haare waren liederlich nach oben gesteckt und fransten an allen möglichen Stellen des Knotens aus, so dass ihr Kopf große Ähnlichkeit mit dem zerfledderten Reet auf dem Dach des Hauses hatte. Sie schien sehr klein zu sein, aber das konnte auch nur so wirken, weil sie gebückt lief und dazu auch noch ein großer Buckel ihre Schulter zierte, auf dem, wie in bekannten Märchen, eine schwarze Katze saß. In einer knorrigen, zitternden Hand hielt sie einen kleinen Kerzenleuchter.

Die krächzende Stimme vorhin war von dieser alten Frau gekommen, denn jetzt richtete sie das Wort an ihre Gäste.

„Sie müssen Miss Granger sein, richtig? Noch ledig, ja? Sehr schön, sehr schön…“, sagte die alte Frau, ohne von Hermine Antworten abzuwarten.

Der Andrang auf das „Appartement“ – Harry bezweifelte, dass diese Bezeichnung zutreffend sein würde – war offenbar nicht sehr groß.

„Und wer sind Sie? Ich dulde in diesem Haus keine Herrenbesuche von meinen Mieterinnen, denn hier geht alles mit Zucht und Ordnung zu!“, schimpfte die Vettel.

Hermine wollte gerade klarstellen, dass ihr Bekannter sie heute lediglich begleiten würde, da ertönte wie zuvor ein Mark und Bein erschütternder Schrei durchs ganze Haus, der wieder aus dem oberen Stockwerk zu kommen schien.

Ohne dem Schrei Beachtung zu schenken, sagte die Alte, während die Katze von ihrem Buckel sprang und die Treppen hinauflief: „Ich zeige Ihnen das Appartement, folgen Sie mir!“

In einem Schneckentempo folgten die beiden der alten Frau. Hermine und Harry waren gezwungen, wie Kleinkinder immer nur eine Stufe zu nehmen und den nachfolgenden Fuß auf der gleichen Stufe abzusetzen, bevor sie einen weiteren Schritt gehen konnten, denn die Besitzerin des Hauses war nicht sehr gut zu Fuß. Sie keuchte und hechelte beunruhigend laut, so dass Harry froh war, in Hermine eine Heilerin zu wissen, denn er ging davon aus, dass die Alte oben am Treppenabsatz zusammenbrechen würde.

Oben angelangt konnte man eindeutig vernehmen, dass die alte Hexe an Asthma zu leiden schien, aber offensichtlich war sie nicht allzu sehr durch den kleinen Weg belastet worden. An Harry gewandt sagte sie: „Sie, mein guter Mann, sind ausnahmsweise heute und ausschließlich zur Besichtigung in diesem Haus willkommen!“ Verschüchtert nickte Harry und er fragte sich, warum allein die Anwesenheit dieser Hexe ihm die Sprache verschlagen hatte.

Während sie den kurzen, dunklen Gang hinuntergingen, der nur drei Türen aufwies, echote zum dritten Mal ein hell tönender Schrei durch die muffige Luft und dieses Mal war er sehr viel lauter.

„Entschuldigen Sie, Madam, aber was sind das für Schreie?“, fragte Hermine besorgt. Die Alte wollte gerade etwas erwidern, da ging die rechte Tür einen Spalt weit auf, so dass alle drei ihren Kopf wandten.
„Machst du wohl die Tür zu, du dummer Junge!“, keifte die Alte, bevor sie zur Tür stürzte und sie ins Schloss zog. Ohne auf den Vorfall einzugehen, näherte sich die alte Frau der anderen Tür, die gleich gegenüber lag und sagte: „Das hier ist das Zwei-Zimmer-Appartement.“ Sie ließ die Tür aufschwingen und entfachte mit einem Incendio den alten Kamin, der das Zimmer nur spärlich beleuchtete.

Es war unbehaglich eng in dem Zimmer und die Wände waren völlig krumm und schief. Hier befand sich neben dem Kamin noch ein Tisch mit nur einem einzigen, klapprigen Stuhl. Mit der bescheidenen Einrichtung wollte die Besitzerin wohl daran erinnern, dass keine Gäste erwünscht waren. Außerdem stand hier noch eine Kommode, ein mickriger, grauer Beistelltisch und das war es dann auch schon, was man bei dem spärlichen Licht erkennen konnte.

„Hinten ist das Schlafzimmer…“
Hermine unterbrach: „Entschuldigen Sie, Madam, aber warum hat das Zimmer keine Fenster?“
Die alte Hexe drehte sich abrupt um und fauchte: „Stand irgendetwas von Fenstern in der Anzeige?“

Gleichzeitig schüttelten Harry und Hermine schnell den Kopf, so dass die Alte grinste und Harry mit einem Schlag klar wurde, dass Severus’ gelblich verfärbten Zähne im Vergleich zu denen der alten Hexe wie pures Elfenbein strahlten, denn die der alten Frau waren teilweise schon schwarz. Harry würde schwören, dass sie mit Sicherheit auch faulig riechen würden, wenn man nur nahe genug an die Frau herantreten würde, was er definitiv nicht wollte!

Die Vermieterin öffnete die Tür zum Schlafzimmer und erhellte es per Zauber mit dem Schein einiger Kerzen, die an Wandleuchtern angebracht waren. Auch hier drinnen gab es keine Fenster, dafür einen großen, fast schon bedrohlich wirkenden Kleiderschrank aus dunklem Holz und ein riesiges, altmodisches Himmelbett, durch dessen Bettdecken hindurch man noch immer eine tiefe Kuhle in der Matratze erkennen konnte. Hermine wollte sich nicht einmal vorstellen, wer früher darin geschlafen oder vielleicht sogar in diesem Bett den Tod gefunden haben könnte.

„Was ist ein ’PK’?“, fragte Hermine mutig, so dass die alte Frau das Schlafzimmer wieder verließ und voranging, um dieses Geheimnis zu lüften. Als sie die zu vermietende Bruchbude verlassen hatten und wieder auf dem Gang standen, war die Tür gegenüber erneut einen Spalt offen und Harry erkannte die Silhouette von einem Mann, der sie beobachtete.

Die Tür ganz am Ende des Ganges wurde von der alten Frau geöffnet und Hermine und Harry betraten den engen und natürlich fensterlosen Raum. Hier befand sich ein großer, hölzerner Zuber, der die Badewanne darstellen sollte und…

„Das hier ist das PK“, sagte die Alte und zeigte auf einen kniehohen Holzkasten mit einem großen Loch oben drauf.
Leise flüsterte Hermine ihrem Freund zu: „Plumpsklo!“
Harry schaltete sich ein und fragte: „Entschuldigung, aber in der Anzeige stand ’mit Blick auf den verbotenen Wald’, aber das stelle ich mir schwierig vor so ganz ohne Fenster.“
Die Frau schaute ihn durch ihre schlaffen Lider böse an, bevor sie an dem nicht sehr sauberen Zuber vorbeiging, an der Wand einen kleinen Lattenverschlag öffnete und überheblich klingend präsentierte: „Der Blick auf den Verboten Wald!“

Man konnte durch das dreißig Mal dreißig Zentimeter große Loch nur wenig erkennen, doch die Hexe zog den Verschlag eh gleich wieder zu.

„Wie sieht es aus, Miss Granger? Ihnen sind acht Galleonen zu viel? Ich gehe auf fünf die Woche runter“, sagte die Hexe mit ihrer kratzenden Stimme, bevor wieder so ein grauenvoller Schrei durch das Haus jagte, der nun deutlich wie der eines Kindes klang.

„Was sind das für Schreie?“, sagte Harry dieses Mal sehr aufgebracht, so dass die Alte sich der Frage nicht mehr entziehen konnte.
„Was für…? Ach, die Schreie! Keine Angst, man gewöhnt sich dran“, erwiderte sie lässig, doch Harry gab nicht nach.
Grantig warf er ihr vor: „Sie haben die Frage nicht beantwortet, Madam!“
Sie schnaufte und dabei bildete sich eine Blase an einem ihrer Nasenlöcher, die gleich darauf zerplatzte, bevor sie antwortete: „Meine Mutter war eine Sabberhexe. Die Geister von einigen Kinderchen“, die alte grinste fies, so dass ihre schwarzen Zähne wieder zum Vorschein kamen, „spuken hier herum und bitten um Erlösung. Den Schreien sollte man keinerlei Beachtung schenken. Man gewöhnt sich schon dran, glauben Sie mir.“ Am Ende hatte sie nur noch gemurmelt, so dass Harry eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief.
Hermines Herz setzte einen Schlag aus, bevor sie gute Miene zum bösen Spiel machte und nebensächlich sagte: „Ach so… na, dann bin ich ja beruhigt.“

Die Hexe ging wieder auf den Flur hinaus, so dass Harry leise zu Hermine flüstern konnte: „’Beruhigt’?“ Sie stieß ihn mit dem Ellenbogen an und bedeutete ihm still zu sein.

Auf dem Flur angelangt gingen sie an der einen Tür vorbei, die wieder ein Spalt breit geöffnet war. Mutig zog Harry seinen Zauberstab und sagte: „Lumos.“ Nur für einen winzigen Moment erhaschte er einen Blick auf das unförmige und verzerrte Gesicht eines Mannes mittleren Alters, bevor der die Tür zugeknallt hatte.

Die Besitzerin, die sich vorn am Treppengeländer festhielt, drehte sich zu Harry um und erklärte: „Das ist nur mein Sohn. Er wohnt hier mit mir.“ An Hermine gewandt lächelte sie und erklärte: „Er ist noch alleinstehend und gut situiert! Und, ähm, das Badezimmer müssten Sie mit ihm teilen.“
Mit einem verlegenen Lächelnd antwortete Hermine: „Oh, gut zu wissen…“ Mit unterdrückter Panik in der Stimme rief Hermine: „Harry, kommst du bitte?“

Unten am Treppenabsatz angelangt begann die Alte um die Miete zu feilschen, obwohl Hermine nicht einmal angedeutet hatte, dass sie die Zimmer nehmen wollte, geschweige denn, dass sie ihr zu teuer sein würden.

Bevor man der alten Hexe vor den Kopf stoßen würde, löste Hermine das Problem, indem sie sagte: „Hören Sie, Madam, ich habe jetzt noch andere Termine, aber ich werde mich bei Ihnen melden, wenn ich das“, sie blickte kurz zu Harry hinüber, „Appartement nehmen möchte. Wir müssen jetzt auch schon wieder los.“

Hermine packte Harry am Arm und ging zielstrebig zur Tür, während sie einfach weiterredete, um der Alten keine Gelegenheit zu geben, das Wort ergreifen zu können.

„Vielen Dank für die, ähm, interessante Führung, Madam.“ Harry öffnete die Tür und ging hinaus. Bevor Hermine die Tür von außen wieder zuschlug, rief sie der verdatterten, alten Frau zu: „Einen schönen Vormittag noch und falls Sie es nicht wissen sollten: Die Sonne scheint hier draußen!“

Sie waren einige Schritte gegangen, ohne ein Wort zu verlieren. Harry hatte die Besichtigung einfach nur gruselig gefunden und Hermine war erschüttert, dass eine Anzeige in einer renommierten Tageszeitung zu so einem schrecklichen Ort führen konnte.

„Wollen wir noch zu ’Madam Puddifoot´s’ reinschauen?“, fragte Hermine ohne Hintergedanken.
„Ähm nein, lieber nicht. Da hatte ich mein erstes Rendezvous mit Cho und irgendwie…“
„Dann wie üblich ’Die drei Besen’? Der Pub wird um diese Zeit nicht so voll sein“, sagte Hermine, die längst den Weg dorthin eingeschlagen hatte.

Madam Rosmerta grüßte die beiden sehr vertraut, denn in den vergangenen Jahren war man oft bei ihr zu Gast gewesen und häufig hatte sie auch eines ihrer Zimmer zur Verfügung gestellt, damit man sich mit Spionen treffen konnte, um sich im Krieg gegen Voldemort einen Vorteil zu verschaffen. Hermine hatte Recht behalten, denn es waren nur zwei weitere Gäste anwesend, die sich still unterhielten.

„Harry, Hermine, was führt euch zu mir?“, fragte Madam Rosmerta etwas verdutzt, aber erfreut, denn es waren schon einige Monate vergangen, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten.
„Der Durst auf ein Butterbier führt uns her, schätze ich“, antwortete Harry lächelnd. Hermine hingegen verlangte die Speisekarte, nachdem sie sich gesetzt hatten.

Die meiste Zeit redete Harry über alles Mögliche, während Hermine die Menüs beäugte.

„Gott, wie kannst du nur nach so einem schauderhaften Erlebnis ans Essen denken?“, fragte er belustigt.
Sie wandte ihren Blick nicht von der Karte ab, als sie erwiderte: „Mein Magen denkt ganz alleine dran.“
Nach einer kleinen Pause fragte er: „Wie geht es deinem Hals heute?“
„Dem geht es wunderbar. Nur noch eine leichte Verfärbung ist zu sehen. Den Schal trage ich weiter. Irgendwie gefällt er mir. Seide fühlt sich gut an“, murmelte sie abwesend, während sie sich etwas zu Essen aussuchte.
„Die alte Hexe war echt gruselig, findest du nicht?“, fragte Harry, nachdem Hermine die Karte endlich beiseite gelegt hatte.
„Sicher! Hat nur noch gefehlt, dass wir Brotkrumen auf dem Hinweg streuen. Als sie noch gesagt hatte, ihre Mutter wäre eine Sabberhexe gewesen, da wäre ich am liebsten schreiend raus gerannt. Ich möchte wirklich nicht alle Sabberhexen über einen Kamm scheren, aber die Legenden, die es über diese alten Vetteln gibt, die sind zu neunzig Prozent wahr, Harry. Die haben kleine Kinder gefressen! Ihre Haut haben sie zum Trocknen auf die Leine gehängt und…“
„Oh bitte, hör auf! Das ist eklig!“, sagte Harry angewidert.

Harry wechselte das Thema und richtete ihr die Nachricht von Severus aus, was sie lediglich mit einem Schnaufen zur Kenntnis nahm. Nachdem Madam Rosmerta die Butterbiere gebracht hatte, gab Hermine ihre Bestellung auf: „Ich hätte gern vorweg eine Champignoncremesuppe, dann den Wildbraten mit Rotkohl und als Dessert das Vanilleeis mit heißen Kirschen und Sahne, dazu aber auch eine heiße Schokolade, ja?“ Madam Rosmerta hatte sich alles notiert und nickte, bevor sie in der Küche verschwand, während Harry sie nur verdutzt anstarrte. „Was? Ich habe Hunger! Außerdem ist jetzt Mittagszeit“, sagte sie ein wenig gereizt.
„Ja, ist ja schon gut“, versicherte Harry mit hochgehobenen Händen.

Die Zeit, in der sie auf die Bestellung warteten, nutzte sie für etwas Sinnvolles, denn sie zog eine Mappe aus ihrer großen Tasche und überreichte sie Harry. In der Mappe befanden sich Pergamente, die er mit einem fragenden Blick beäugte.

Er betrachtete das erste Bild, welches einen Hauself mit Kleidung darstellte, bevor er fragte: „Hast du die gezeichnet?“ Sie nickte lediglich, so dass er sich auch die anderen fünf Bilder ansah. Alle zeigten einen Hauself mit Kleidung. „Die sind gut geworden!“, lobte er.
„Im Gegensatz zu Ron kann ich durchaus ganz passabel zeichnen“, entgegnete sie, während sie sich Rons Gekritzel ins Gedächtnis zurückrief, das sie hatte darstellen sollen und das Snape auch noch gesehen hatte.

Harry sah sich alle Zeichnungen genau an. Der erste Elf trug eine Art Jogging-Anzug, der zweite einen eleganten Anzug, der dritte eine normale Stoffhose und einen Pulli, der vierte war in weißen Stoffen ähnlich einem Karateanzug abgebildet, während der fünfte in eine viel schönere Toga gewickelt war als Wobbel sie damals getragen hatte.

„Ähm, was genau möchtest du mir damit sagen?“, fragte er vorsichtig.
„Jedenfalls nicht, dass du deinem Elf Kleidung schenken sollst. Ich möchte nur, dass du ihm die Bilder zeigst. Er soll sagen, was er davon tragen würde, ohne dass er damit seine Beschäftigung in Gefahr sehen müsste. Ich möchte wissen, was ihm von den fünf Entwürfen am besten gefällt und worüber er sich freuen würde“, antwortete Hermine.
„Willst du ihm etwa Kleidung schenken? Geht das? Ich meine, kann er Kleidung von jemand anderem als seinem Meister annehmen, ohne aus meinen Diensten entlassen zu werden?“, fragte er mit einem fröhlichen Funkeln in den Augen.
Sie summte kurz vor sich hin, bevor sie sagte: „Ich dachte eher, dass du ihm das als Arbeitskleidung vorschlagen könntest. Es wäre ein Befehl von dir, dass er sich Kleidung anziehen soll, denn immerhin ist er der Elf von ’Harry Potter’, der auf sein ’Image’ achten muss. Wenn du nicht möchtest, dass er weiterhin in dieser schrecklich dreckigen Toga herumläuft, dann befiehl ihm, Arbeitskleidung zu tragen. In diesem Sinne schenkst du ihm die Kleidung nämlich nicht, sondern du stellst sie ihm nur zur Verfügung.“
„Hermine, was du immer für tolle Ideen hast“, sagte Harry erfreut, der gleich darauf ihrem Vorschlag zustimmte, Wobbel die Zeichnungen zu zeigen.

Während Hermine bereits das Dessert löffelte und dazu ab und an von der heißen Schokolade trank, erzählte Harry aufgebracht: „Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass Sirius seiner Anne einen Antrag gemacht hat?“
Sie hielt inne und eine heiße Kirsche kullerte von ihrem Löffel, bevor sie sich räusperte und etwas bedrückt erwiderte: „Nein, hast du nicht, aber ich hab so was schon geahnt. Er hat mich gefragt, wie Muggel mit ihren Freunden umgehen sollten, wenn sie mit einem Zauberer liiert wären. Richte den beiden doch bitte meinen Glückwunsch aus, ja?“

Harry ahnte, dass diese Information sie nicht aufgemuntert hatte, wie er es gehofft hatte. Das Gegenteil war der Fall gewesen. Sie ließ es sich kaum anmerken, aber sie war gekränkt, weil offensichtlich jeder um sie herum einen Partner gefunden hatte oder sogar schon von Verlobung und Heirat die Rede war.

Nachdem sie mit dem Nachtisch fertig war, sagte sie eher zu sich selbst: „Ich glaube, ich nehme doch noch das Früchteeis mit Sahne. Ich konnte mich vorhin einfach nicht entscheiden.“
Jetzt hatte Harry genug und er hielt ihr unverblümt vor Augen: „Hermine: Essen ist keine Lösung, um Probleme zu bewältigen! Hast du überhaupt schon bemerkt, dass du in der letzten Zeit zugenommen hast?“

Zunächst schien Hermine über seine Offenheit schockiert zu sein, denn sie blickte ihn fassungslos an, bevor Tränen in ihr aufkommen wollten und zeitgleich der Zorn sie übermannte.

Erbost und mit erhobener Stimme fragte sie: „Willst du damit andeuten, dass ich fett geworden bin?“

Die beiden einzigen Gäste, die sich neben Harry und Hermine noch in dem Pub befanden, drehten sich zu den beiden um, weil Hermines Frage aufgrund ihrer Lautstärke nicht zu überhören war.

„Nein, Hermine… Das würde ewig dauern, bis man dich“, er entschied sich für ein anderes Wort, „übergewichtig nennen könnte. Du hast ja im Krieg bei dem vielen Stress ziemlich abgenommen, aber wenn du nicht aufpasst, dann…“
„Es reicht! Lass uns zahlen und dann will ich“, sie schluckte kräftig, bevor sie den Satz leise beendete, „nachhause!“
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

Benutzeravatar
CaRo94
FeeFee
Beiträge: 567
Registriert: 14.01.2009 17:55

Beitrag von CaRo94 »

Toll. Ich hoffe aber mal, du lässt Hermine nicht in dieses Haus einziehen. ^^ Und lass sie nicht mehr so lange allein bleiben. :)
Sonst ist aber alles in Ordnung. :P
Ich bin echt froh, dass du nicht einfach mittendrin aufhörst, sondern immer wieder neue Kapitel reinstellst. Das macht ja nicht jeder. :)
Wie viele Kapitel hast du denn so schon geschrieben, ist schon ein Ende in Sicht?! Hoffentlich nicht :P
Liebe Grüße
CaRo

Benutzeravatar
CharLue
KelpieKelpie
Beiträge: 2606
Registriert: 20.02.2008 21:42
Wohnort: Hogwarts

Beitrag von CharLue »

Huhu (:

Ein echt gruseliges Haus ... hoffentlich lässt du sich wirklich nicht dort einziehen! Die arme Hermine :lol:
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir noch mehr von der alten Frau lesen werden, aber ich lasse mich überraschen ;D

Lg
[img]http://www.oyla15.de/userdaten/439/02437/bilder/RobertSig2.png[/img]

[img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img] [img]http://www.fotos-hochladen.net/cdft52xp6ro.png[/img]

Benutzeravatar
Muggelchen
EuleEule
Beiträge: 345
Registriert: 07.06.2008 22:29
Wohnort: Gemälde im 1. Stock

Beitrag von Muggelchen »

Hallo CaRo,

wenn Hermine bei der Sabberhexe wohnen würde, wäre sie wohl "Out of Character" ;) Sie wird zwar von vielen Freunden umringt sein, aber allein wird sie noch eine Weile bleiben, wenn du verstehst. Es gibt gewisse Menschen, denen man sich nur langsam nähern kann.
Ich glaube, wenn ich mittendrin aufhören würde, wären viele Leser sauer. Einige Male bin ich auf gute FFs reingefallen, die schon seit Ewigkeiten kein Update mehr hatten. Seitdem lese ich nur noch abgeschlossene FFs und ich weiß, dass eine Menge anderer Leser das genauso handhaben.
Ein Ende habe ich in Sicht, ihr aber noch lange nicht. Ich bin bereits bei über 170 Kapitel. Insgesamt werden es nicht mehr als 200.

Hi CharLue,

Hermine hat etwas Besseres verdient, als eine Wohnung in einem Spukhaus. Ich könnte bei den ganzen Kinderschreien jedenfalls nicht schlafen.
Dein Gefühl täuscht dich nicht! Behalte die alte Hexe und ihren Sohn ruhig im Hinterkopf. Es gibt einige Details, die scheinbar unwichtig sind. Da bin ich zugegebenermaßen ein wenig gemein, aber bisher hat sich kein Leser drüber beschwert. Nicht gerade wenige haben die FF mehrmals von vorn gelesen, einfach um nichts zu vergessen. Das ist auch ein großes Lob. :)

Lieben Gruß,
Muggelchen




076 Gruseliges aus Askaban




Am Sonntag ging es Harry noch schlechter als gestern, denn der erste Schultag war nun wieder näher gerückt. Morgen Abend würden alle geladenen Schüler ankommen, die den Aufbauklassen bisher ferngeblieben waren und natürlich würde es jede Menge Erstklässler geben. Wobbel schaffte es auch dieses Mal mit der gleichen Taktik Harry zu beruhigen, indem er beispielsweise sagte: „Oh, Mr. Potter, Sie können so froh sein, dass Sie mit all Ihren Vorbereitungen schon lange fertig sind. Ich habe bemerkt, dass einige Lehrer heute noch, anstatt sich auszuruhen, ihre aufgeschobenen Arbeiten in letzter Minute erledigen. Sie haben es gut, Mr. Potter! Sie können heute entspannen und dem morgigen ersten Schultag völlig gelassen entgegensehen.“

Harry ließ sich zum Frühstück von seinem Elf bewirten, obwohl ihm das im ersten Moment ein wenig unangenehm war, doch Wobbel hatte überhaupt nichts von einem Sklaven an sich, denn es schien ihm sogar Spaß zu machen, seinen Meister zu bewirten.

„Ach Wobbel, komm mal bitte her“, sagte Harry, dem eben wieder Hermines Zeichnungen eingefallen waren, die er ihm zeigen wollte. „Schau dir mal die fünf Entwürfe an und sag mir, was dir davon gefallen würde. Also ich meine, wenn du es tragen würdest.“
Sehr aufmerksam schaute Wobbel auf die Zeichnungen, bevor sich Tränen in seinen großen Augen sammelten und er mit gebrochener Stimme fragte: „Sind Sie unzufrieden mit mir, Sir? Ich kann mich ändern, wenn Sie es möchten! Ich habe mir zu viel herausgenommen nicht wahr? Das muss es sein! Bin ich zu aufdringlich? Zu langsam? Zu…“
„Stopp! Hör auf, Wobbel. Ich mag dich und ich möchte dich nicht loswerden. Die Idee, die dahinter steckt, ist folgende: Du suchst dir etwas aus, das dir gefällt und das bekommst du von mir als Arbeitskleidung gestellt“, erklärte Harry seinem Elf mit ruhiger Stimme.

Skeptisch schaute Wobbel seinen Meister an, bevor ihm klar geworden war, dass Harry ihn nicht angelogen hatte.

Ein strahlendes Lächeln legte sich auf das Elfengesicht, bevor er schwärmte: „Oh, Mr. Potter, das ist so überaus großzügig von Ihnen. Sie sind wirklich sehr clever, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“
Zurücklächelnd antwortete Harry: „Clever ist Hermine, denn es war ihre Idee und sie hat die Bilder auch gezeichnet.“
„Dann werde ich mich das nächste Mal bei Miss Granger dafür bedanken. Ich bin sicher, dass ich mich irgendwann auch revanchieren kann.“

Wobbel schenkte Harry noch eine Tasse von dem beruhigenden Tee ein, bevor er vorschlug: „Sie könnten ja nach dem Frühstück noch etwas Zeit mit Ihrer Verlobten verbringen?“

Das musste er Harry nicht zweimal vorschlagen. Gleich nach dem Frühstück war er zu Ginny gegangen. Sie durfte mittlerweile schon herumlaufen, doch die Geburt eines fast vier Kilo schweren Jungen hatte sie doch ein klein wenig mitgenommen. Mit Nicholas auf dem Arm ging Harry zu einem der Fenster hinüber, während Ginny noch den letzten Bissen von ihrem Frühstück verzehrte.

Aus dem Fenster schauend drehte er den Kleinen etwas in der Armbeuge, so dass der nach draußen sehen konnte, bevor Harry sagte: „Da hinten, da ist das Quidditch-Feld, siehst du?“ Ginny grinste in sich hinein, während sie Harry und Nicholas beobachtete. „Hey, sieh mal, da fliegen gerade zwei Schüler!“, sagte Harry freudestrahlend, während er in die Richtung zeigte, doch Nicholas schien unbeeindruckt und vertrieb sich die Zeit damit, Blubberbläschen aus Speichel mit seinen Lippen zu formen. Dann flüsterte er Nicholas etwas ins Ohr, der ihm daraufhin durch Zufall die Zunge herausstreckte.

„Was hast du ihm denn eben zugeflüstert?“, wollte Ginny wissen.
Harry blickte zu ihr hinüber, dann wieder zu Nicholas, der ihn mit seinen großen blauen Augen anblickte, bevor er den Kleinen fragte: „Sagen wir’s ihr? Was meinst du?“ Der Junge stieß unverhofft einen kurzen, hellen Freudenschrei aus, so dass Harry das als „Ja“ anerkannte und an Ginny gewandt stolz verkündete: „Ich habe ihm gesagt, dass ich später mit ihm Quidditch spielen werde!“
Ginnys Lächeln verblasste nur ein wenig, bevor sie sagte: „Du weißt aber von der winzigen Möglichkeit, dass Nicholas eventuell ein Squib sein könnte?“
Das Lächeln auf Harrys Gesicht verblasste nicht. Schulterzuckend, während er sich wieder dem Fenster zuwandte und die beiden Schüler beim Fliegen beobachtete, sagte er zu Nicholas: „Na, dann wird dein Daddy eben der Erste sein, der einen Beiwagen… äh nein, einen Beibesen erfinden wird, damit du mit ihm mitfliegen kannst.“ Ginnys Herz erblühte vor Freude, weil Harry so locker mit der Situation umgehen konnte.

„Ich wette, Quidditch oder Kotzpastille wird das erste Wort sein, das er sagen wird“, sagte sie wohlwissend.
Mit gerunzelter Stirn fragte Harry: „Wieso denn ’Kotzpastille’?“
Sie lachte auf, bevor sie erklärte: „Fred und George hatten gestern so eine Pastille mit und sie haben sie Nicholas unter die Nase gehalten und immerzu gesagt, wie das heißt. Mum hat ihnen eins auf den Hinterkopf gegeben, aber ich vermute stark, dass sie nicht aufgeben werden.“
„Das erste Wort sollte ’Mum’ oder ’Dad’ sein und nicht ’Kotzpastille’“, sagte Harry belustigt.
„Aber auch nicht Quidditch!“, vervollständigte Ginny mit angestrengt ernst gehaltener Miene.

Noch immer mit Nicholas auf dem Arm setzte sich Harry zu Ginnys aufs Bett und während er mit dem Jungen kuschelte, hörte er sie neben sich seufzen.

„Ginny?“, fragte er, nachdem er zu ihr hinübergesehen hatte.
Mit leiser Stimme wimmerte sie: „Ich wünschte, er wäre dein…“ Sie zog die Nase hoch, so dass er ihr einen Arm um die Schulter legte und sie an seine presste, während Nicholas nach ihren roten Haaren griff und sie knetete.
„Ginny, ich bin sein Vater, denn ich werde derjenige sein, der ihn badet, füttert und wickelt – geschweige denn, mein Elf lässt sich auch mal ran. Und ich werde mit ihm spielen und fliegen und für ihn da sein, wenn er jemanden braucht“, versicherte Harry ihr wohlgemut, doch das brachte sie nur dazu zu schluchzen. Trotzdem wollte Harry noch eine Sache klarstellen und so sagte er mit etwas Kummer in der Stimme: „Ich werde ihn nie spüren lassen, dass er nicht mein Sohn ist oder dass er“, hier musste Harry kräftig schlucken, weil Erinnerungen an seine Kindheit bei den Dursleys in ihm aufkamen, „nicht erwünscht wäre.“
Sie hatte sich wieder beruhigt und sagte durch ihre vorigen Tränen etwas verschnupft klingend: „Nein, das wirst du nicht. Das weiß ich, Harry! Tut mir Leid, dass ich angefangen habe zu heulen. Das müssen die Hormone sein, die verrückt spielen.“ Daraufhin küsste Harry sie sanft auf die Stirn.

Sie wusste, wie Harry damals von seinen Verwandten, bei denen er nach dem Tod seiner Eltern leben musste, behandelt worden war. Sie hatten ihn als „Missgeburt“ betitelt und gesagt, er wäre abnormal. Manchmal hatte Harry sogar Schläge einstecken müssen, aber eher von seinem draufgängerischen Cousin Dudley, der mittlerweile offensichtlich, wie Harry es vor wenigen Jahren von Mrs. Figg, einer Squib, die in der Nachbarschaft der Dursleys wohnte, erfahren hatte, nun ein regionales Boxer-Idol im Schwergewicht geworden war. Man hatte Harry als Kind in einer kleinen Abstellkammer unter der Treppe, die sein Zimmer darstellen sollte, eingesperrt oder ihm manchmal zur Bestrafung kein Essen gegeben, um ihm immer wieder vor Augen zu führen, wie unerwünscht er war.

Ginny und Harry küssten sich gegenseitig die Wangen, bis Nicholas mit einem Male anfing zu weinen.

„Was hat denn der Kleine?“, fragte Harry mit besorgter Stimme in den Raum hinein.
„Entweder hat er Hunger oder“, sie beugte sich vor und roch an der Windel, „er hat ein Geschäft gemacht. Ich denke, er hat Hunger, denn ich rieche nichts.“
Sie nahm ihm den Jungen ab, bevor Harry unsicher fragte: „Soll ich rausgehen?“
„Sag mal, Harry... Wir sind verlobt und wollen heiraten und du fragst, ob du beim Stillen rausgehen sollst?“, neckte sie ihn, so dass er im Zimmer blieb und verzückt dabei zusah, wie Nicholas sich satt trank und er sich derweil still fragte, warum man auf einen drei Tage alten Knirps eifersüchtig sein konnte.

Im St. Mungos hatte Lucius zum wiederholten Male eine der äußerst unangenehmen Doppelbehandlungen über sich ergehen lassen. Er ertrug den Schmerz nur, weil er wusste, dass er seine Narzissa dann viel früher sehen könnte. Bisher hatte er alle Besuchsanfragen von ihr abgeschmettert, denn der Gedanke daran, dass seine Frau ihn so sehen könnte – er wusste ja nicht einmal genau, was er für einen äußerlichen Eindruck machte – war für ihn fürchterlich. Es beruhigte ihn zu wissen, dass es ihr gut ging. Frau und Sohn schrieben ihm sehr regelmäßig und auch wenn er auf die Briefe von Draco nie antwortete, so ließ er sich doch all seine Post von Schwester Marie vorlesen. Mittlerweile war Marie sogar so dreist geworden, ihm Fragen wegen seiner verfahrenen Familiensituation zu stellen, doch darüber war er nicht sehr betrübt.

Nach seinen Behandlungen war er so zahm wie ein Lamm und absichtlich nutzte Schwester Marie diese Momente, um einige Informationen aus ihm herauszukitzeln, aber nicht, um selbst etwas in Erfahrung zu bringen, sondern ihn mit seinen Antworten selbst zum Nachdenken zu bewegen wie heute, als sie fragte: „Sie hatten doch einmal gesagt, es würde Ihnen nichts ausmachen, dass ich ein Halbblut wäre. Wieso macht es Ihnen bei Miss Bones etwas aus?“

Lucius verfluchte Schwester Marie, denn sie wusste ganz genau, dass er auf ihre Frage keine Antwort hatte und so blieb er stumm und überlegte, warum es bei Miss Bones anders war als bei Marie.

„Nachdem Sie, Mr. Malfoy, von zwei Pflegern misshandelt worden waren, da hat Miss Bones dafür gesorgt, dass das nicht noch einmal vorkommen würde“, sagte sie mit ihrer ruhigen Stimme, die er im Laufe seines Krankenhausaufenthalts lieb gewonnen hatte.

Er hörte, wie sie mit dem Bettenmachen bei seinem Zimmergenossen fertig war, bevor sie sich ihm näherte und geradeheraus sagte: „Ihr Sohn liebt Sie, Mr. Malfoy.“

Lucius schnaufte lediglich, während er eine Hand über seine brennenden Augen legte. Verbal äußern konnte er sich nach den Behandlungen selten, so wirr und schwach war er, aber Mittel gegen die Schmerzen durfte er nicht einnehmen.

Schwester Marie verließ das Zimmer, kam jedoch fünf Minuten später zurück und sagte: „Mr. Malfoy? Ich habe etwas für Sie; gegen die Schmerzen.“
Sofort nahm er die Hand von den Augen, doch öffnen konnte er sie nicht. „Ich bin Ihnen für alles dankbar, Marie“, sagte er geschwächt.
Sie erklärte daraufhin: „Man legt es auf die Augen und durch die Kälte wird der Schmerz gelindert.“

Er spürte ihre tastende Hand an seiner Wange und mit einem Nicken gab er ihr die Zustimmung fortzufahren. Etwas Kühles legte sich auf seine Augen. Er befühlte es sofort, um zu erfahren, um was es sich handeln könnte, aber der Gegenstand, der etwas nachgab, wenn er drückte, war ihm fremd. Die Kälte tat jedoch sehr schnell gut und das Brennen in den Augen ließ nach.

Mit schwächlicher Stimme fragte er: „Was ist das?“
Er bemerkte, dass sie einen Moment zögerte, bevor sie ehrlich erwiderte: „Das ist eine Augenmaske. Es ist“, sie stockte kurz, „eine Erfindung der Muggel.“
Nur für einen kurzen Moment überlegte er, dieses Ding von seinen Augen zu reißen und es Schwester Marie entgegenzuwerfen, doch die Linderung der Schmerzen war so angenehm, dass er lediglich nickte und sagte: „Danke Marie.“

Am Abend hatte er weniger mit den Schmerzen zu kämpfen als an den Tagen davor, so dass er Miss Bones und Mr. Shacklebolt empfangen konnte. Nach einer kurzen Begrüßung ging es gleich zur Sache, denn Mr. Shacklebolt erklärte stolz: „Vielen Mitgliedern der Familie Umbridge sind finanzielle Unterstützung von Todessern nachgewiesen worden. Der Minister kommt Ihrer Forderung nach und bedankt sich mit einem weiteren Jahr Hafterlass.“
„So langsam sehe ich Licht am Ende des Tunnels“, entgegnete Lucius selbstzufrieden.
„Aber jetzt noch zu dem sogenannten ’Pendant’ der Todesser. Darüber haben Sie uns noch nichts erzählt, aber Sie sagten einmal zu Miss Bones, dass Sie über diese Leute mehr wüssten als über Verstecke von Todessern“, rief Mr. Shacklebolt ihm ins Gedächtnis zurück. Offenbar wollte er somit auch gleich die Gesprächsführung übernehmen.
„Über diese Personen sage ich Ihnen nur etwas, wenn Sie mir fünf Jahre…“
Lucius wurde von Mr. Shacklebolt unterbrochen, der mit ruhiger Stimme sagte: „Das, Mr. Malfoy, ist zu viel verlangt!“
„Sie wissen ja nicht einmal, was ich zu sagen habe. Was sind fünf Jahre? Dann blieben für mich immer noch sechs in Askaban. Sie werden keinen einzigen Anhaltspunkt über diese Leute haben, wenn ich Ihnen keine Informationen gebe, darauf können Sie sich verlassen“, entgegnete Lucius mit sicherer Stimme.
„Warum? Weil es sich um Muggel handelt?“, fragte Mr. Shacklebolt.

Lucius behielt seine Muskeln unter Kontrolle, obwohl ihm sämtliche Gesichtszüge entgleisen wollten. Er fragte sich, ob das Ministerium von diesem Muggel-Verein wusste und wenn ja, wie viel sie wussten. Auf jeden Fall musste er Acht geben, dachte er, nicht zu viel zu verraten und nicht auf mögliche Bluffs hereinzufallen.

„Mr. Shacklebolt, wenn Sie schon so beginnen, dann vermute ich, dass Sie meine Hilfe überhaupt nicht benötigen. Wenn Sie nicht bereit sind zu handeln, dann bin ich nicht bereit Gegenleistungen zu erbringen, so einfach ist das“, stellte Lucius klar, bevor er aufstand und den Tisch verlassen wollte.
„Zwei Jahre“, kam es von Mr. Shacklebolt wie aus der Pistole geschossen und Lucius hätte beinahe angefangen zu lachen, doch er setzte sich wieder und lauschte, als Mr. Shacklebolt erklärte: „Treiben Sie es mit Ihren Forderung nicht zu weit, Mr. Malfoy. Wir haben durchaus Hinweise, aber es würde etwas länger dauern, um allein hinter das Geheimnis dieser ’Gruppe’ zu kommen, doch wenn Sie astronomisch hohen Hafterlass fordern, werden wir bald nicht mehr gewillt sein, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“
Völlig gelassen erklärte Lucius: „Oh, glauben Sie mir: Sie werden gewillt sein, denn Sie werden allein nicht dahinter kommen! Ich hatte, nachdem der Dunkle Lord mich aus Askaban heraus an seine Seite zitiert hatte, als Einziger erfahren, was das für Muggel sind und was sie vorhaben.“
„Voldemort wusste von denen?“, fragte Miss Bones ungläubig.
„Ja, er wusste von denen und zwar durch mich, aber er hat ihnen keine Beachtung geschenkt und fand den Gedanken an diese Gruppierung weder bedrohlich noch interessant, eher belustigend. Trotzdem er diese Leute mit Nichtbeachtung gestraft hatte, habe ich mich weiterhin mit ihnen beschäftigt, denn selbst ich finde deren Methoden in gewisser Weise bemerkenswert. Ich, Miss Bones, habe ohne das Wissen des Dunklen Lords weiterhin Nachforschungen betrieben, denn diese Muggel waren mir, wenn ich ehrlich sein darf, nicht ganz geheuer“, erklärte Lucius mit gelassener Stimme.
„Jahrelange Nachforschungen? Mit welchem Ergebnis?“, fragte wieder Mr. Shacklebolt.
„Ich sagte Ihnen schon einmal, dass ich meine Informationen nicht unter Wert verkaufe. Ich weiß, wie viel Ihnen meine Hinweise wert sein werden und meine jahrelangen Auskundschaftungen sind fast unerschwinglich. Unter Fudge wäre ich längst auf freiem Fuß, denn der wusste zumindest, solche Informationen mit angemessenem Gegenwert zu entlohnen“, erwiderte Lucius mit schmieriger Stimme.
„Über fünf Jahre auf einem Schlag zu verhandeln liegt nicht in meiner Macht, Mr. Malfoy. Ich werde den Minister fragen müssen“, entgegnete Shacklebolt das erste Mal etwas unsicher.
Lucius nutzte die Situation und empfahl mit einem fröhlichen Singsang in der Stimme: „Wie wäre es denn, wenn der gute alte Arthur mich mal mit Ihnen beiden zusammen hier besuchen würde?“

Weder Miss Bones noch Mr. Shacklebolt reagierten auf seinen Vorschlag, aber sie würden ihn auf jeden Fall an den Minister weitergeben.

Während des Abendessens ging Lucius in Gedanken nochmals das Gespräch mit Mr. Shacklebolt und bis Bones durch und er atmete zuversichtlich tief ein und aus, bevor er seine Serviette auf den Teller legte.

Nach dem Abendessen in Hogwarts und dem Spaziergang mit dem Hund war Harry wegen des bevorstehenden Schulbeginns wieder völlig mit den Nerven am Ende und er wusste, dass er keinen Schlaf finden würde, weshalb er auf gut Glück Remus über den Kamin anrief und sich kurzerhand bei ihm einlud, damit er an etwas anderes als den morgigen Schulbeginn denken konnte.

„Harry, wie geht’s?“, fragte sein Freund, der schon der Freund seines Vaters gewesen war.
„Mir wäre wohler, wenn ich den ersten Tag schon hinter mir hätte“, gestand Harry.
„Ach, das wird schon. Was meinst du, wie es mir vor der ersten Schulstunde in Hogwarts gegangen war? Ich meine, ich bin ja vorher auch noch nie als Lehrer in Erscheinung getreten. Hast du wirklich so viel Angst vor dem ersten Schultag?“, fragte Remus ungläubig.
„Na ja, morgen ist ja erst die Zeremonie. Richtig los geht es ja erst Dienstag… Oh Gott, ich werde zwei Nächte nicht schlafen können“, murmelte Harry, bevor er einen angebotenen Schokofrosch entgegennahm.

Remus setzte sich neben ihn und beobachtete ihn eine Weile, bevor er fragte: „Wolltest du mir nicht irgendwas sagen?“ Remus grinste breit, als Harry ein verdutztes Gesicht machte.
Plötzlich sprudelte es aus ihm hervor: „Oh ja, ich habe um Ginnys Hand angehalten!“ Remus, der diese Neuigkeit auf dem letzten Ordenstreffen brühwarm von Molly und Arthur erfahren hatte, beglückwünschte Harry und umarmte ihn.
„Ich bin so glücklich, Harry. Wenigstens einer von uns beiden…“ Remus verstummte, denn seine eigene Hochzeit mit Tonks war wegen der alten barbarischen Gesetze in die ferne Zukunft verlegt worden.

Sie hatten sich eine Weile über alles Mögliche unterhalten, bis Harry das Gespräch auf Dementoren lenkte, um zumindest etwas von dem zu machen, was Hermine ihm auferlegt hatte.

Neugierig fragte Harry: „Bist du eigentlich schon häufiger Dementoren begegnet? Ich meine, schon vor meinem dritten Schuljahr, als die ja überall auf dem Hogwartsgelände waren.“
„Ich, ähm, na ja…“, druckste Remus herum. „Ich wollte das eigentlich nie irgendjemandem erzählen, weil das bisher mein schlimmster Job gewesen war, den ich je angenommen hatte. Das war vier, fünf Jahre, bevor ich nach Hogwarts gekommen bin. Da hat mir eine Wirtshausbekanntschaft gesagt, die Küche in Askaban würde Aushilfen suchen, die sich gut mit Haushaltszaubern auskennen würden. Du weißt ja, dass ich meine Kleidung seit vielen Jahren selbst flicke und ich mich mit Zauberei für den Alltag sowieso sehr gut auskenne. Ich habe da angefangen, aber ich habe es nur ein halbes Jahr ausgehalten, obwohl die Bezahlung wirklich nicht schlecht war“, erklärte Remus und Harry bemerkte an dessen Stimme, dass er nicht stolz darauf war.
„Bist du in der Küche auf Dementoren gestoßen?“, fragte Harry leise.
„Ja, natürlich! Die waren überall; sind ja immerzu durch die Wände geschwebt. Ich habe nie ganz verstanden, wie diese Kreaturen wirklich ’funktionieren’. Ich habe mich ein wenig eingelesen und dann war mich auch klar, warum ich in dem halben Jahr Unmengen an Schokolade gegessen hatte. Anders hält man es dort auch nicht aus. Den anderen Angestellten ging es oftmals ähnlich wie den Gefangenen, denn Dementoren ist es egal, von wem sie sich ernähren. Dementoren-Übergriffe gehörten zum Berufsrisiko, weswegen der Job so gut bezahlt worden war“, Remus war immer leiser geworden und verstummte am Ende, denn offenbar wollte er nicht darüber reden, doch eine Sache wollte Harry noch wissen.

„Nur eins noch: Arthur hat erzählt, es gäbe da so gruselige Geschichten aus Askaban…“
Remus fuhr ihm über den Mund und sagte beteuernd und mit bebender Stimme: „Die sind alle wahr, Harry!“
„Wahr? Dann ist es wahr, dass die Gefangenen nach einem Kuss schwarze Augen haben und ohne Seele weiterleben?“, fragte Harry besorgt. Weil Remus nickte, lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
Mit flüsternder Stimme fragte Remus: „Hat Arthur dir auch erzählt, dass neunzig Prozent der ’Angestellten’ in Askaban jene seelenlosen Gefangenen sind? Man kann sie nicht mehr in die Gesellschaft zurückgehen lassen, aber durch ihre Gefühllosigkeit verspüren sie gar keinen Drang mehr, aus eigenem Antrieb irgendetwas zu tun. Man musste sie nicht mal mehr in ihre Zellen sperren.“
Harry schüttelte nur den Kopf und machte dabei ganz große Augen, bevor er leise fragte: „Warum flüsterst du?“
Kurz grinsend erwiderte Remus in normaler Lautstärke: „Ich dachte, das passt zur gruseligen Stimmung!“ Jetzt grinste auch Harry, obwohl das Thema so furchteinflössend war.
„Warum hat Arthur mir von diesen Angestellten nichts erzählt? Er sagte, er wüsste nicht, ob die Geschichten stimmen“, sagte Harry.
Remus räusperte sich, bevor er sich zurücklehnte und sagte: „Arthur wird es vielleicht wirklich nicht wissen. Natürlich gibt es in Askaban Besucherräume und dementorenfreie Vorzeigezellen, die man gern für Pressebesuche nutzt. Fudge war mal zu Besuch und vielleicht wusste er von den Zuständen, die dort herrschten, aber das eigentliche Askaban – die Löcher, in denen die Gefangenen hausen – das will niemand freiwillig betreten. Verhöre und dergleichen finden ja im Ministerium statt, denn es gibt eine eigene Abteilung im Zaubereiministerium, die eng mit Askaban zusammenarbeitet, aber ansonsten ist das Gefängnis auf sich allein gestellt. Wer kümmert sich schon um geküsste Schwerverbrecher?“

Nach einer Weile fragte Harry kleinlaut, weil er nicht wusste, ob er damit über die Stränge schlagen würde, wenn er weiterhin beim Thema bliebe: „Kennst du Fälle von Gefangenen oder anderen Personen, die geküsst oder teilweise geküsst worden waren und danach in der Gesellschaft lebten?“
Remus schüttelte so schnell den Kopf, dass Harry sich sicher war, er würde nichts verbergen. „Oh, schade…“
„Auf was für ein Abenteuer seid ihr drei wieder hinaus?“, fragte Remus offen. Aufgrund Harrys fragenden Blickes erklärte er: „Hermine hat mich im Laufe des Tages besucht und mir ähnliche Fragen gestellt.“
„Oh, verstehe. Na ja, das ist nicht einfach. Wir wollen einer Theorie nachgehen und dachten… Ach, das ist bestimmt nur Unfug. Ron und ich glauben nicht dran, aber Hermine will wissen, ob es möglich wäre, dass jemandem nur Teile der Seele ausgesaugt werden können und… Ach, ist nicht wichtig“, sagte Harry verstummend.

Nachdem sie unzählige Schokofrösche verzehrt hatten, stieß er Remus leicht mit dem Ellenbogen an und erzählte mit verträumter Stimme: „Severus hat mir erzählt, wie er meine Mum kennen gelernt hat. Sie waren beide erst sieben Jahre alt, wusstest du das?“

Mit großen Augen verneinte Remus wortlos, so dass Harry ihm die Geschichte erzählte und wieder wurde ihm ganz warm ums Herz, doch er war nicht allein, denn Remus ging es ganz genauso.

Als Harry die Geschichte beendet hatte, sagte Remus schwärmend: „Das ist eine wunderschöne Geschichte! Lily hat sie nie erzählt, aber bestimmt nur, weil sie wusste, dass wir sie ins Lächerliche ziehen würden... Na ja, vielleicht eher deswegen, weil wir die Geschichte dazu benutzt hätten, um Severus lächerlich zu machen.“ Er seufzte, bevor er reumütig zugab: „Weißt du, Harry, in all den Jahren nach der Schule habe ich immer und immer wieder daran denken müssen, wie wir Severus behandelt haben. Ich habe nach Gründen gesucht, unser Handeln zu rechtfertigen, aber je älter ich wurde, desto absurder wurden die Gründe. Weil er ’anders’ war ist nicht wirklich ein überzeugendes Argument, jemandem so zuzusetzen. Es tut mir so Leid, dass ich nie eingeschritten bin.“
„Hast du es ihm mal gesagt? Dass es dir Leid tut, meine ich. Hast du?“, fragte Harry drängelnd.
Remus schüttelte den Kopf, bevor er versuchte zu erklären: „Ich denke, der Zeitpunkt ist schon viel zu lange vorüber, um bei ihm dafür um Entschuldigung zu bitten.“
„Du kannst es ja mal versuchen! Vielleicht…“
Remus unterbrach ihn und erklärte mit sanfter Stimme: „Wir haben Dinge getan, die nicht zu verzeihen sind und ich meine nicht die Sache, die du in seiner Erinnerung gesehen hast. Da sind noch andere Dinge vorgefallen, die ihn geprägt haben. Manchmal kommt es mir so vor, als wären wir der Grund gewesen, warum er sich dazu entschlossen hat…“
„Sich Voldemort anzuschließen?“, beendete Harry den Satz. Nickend stimmte Remus dem zu, bevor er nochmals seufzte. Harry fand all seinen Mut und fragte mit zittriger Stimme: „Was war das Schlimmste, was ihr ihm in der Schule angetan habt?“

Remus schloss die Augen und blieb für sehr lange Zeit still. Er sagte auch nichts, als er von der Couch aufstand und ins Schlafzimmer ging, um kurz darauf mit einem Buch zurückzukommen – einem seiner Tagebücher – welches er Harry unter die Nase hielt.

„Ich möchte es nicht mehr lesen und auch nicht darüber reden. Nimm das Buch mit, aber sorge dafür, dass es niemand anderem in die Hände fällt. Ich weiß zwar, dass du neugierig bist, aber es wäre nett, wenn du nur einen bestimmten Eintrag lesen würdest. Den 24. Dezember 1977 – der Tag nach dem Weihnachtsball unserer siebten Klasse“, sagte Remus am Ende leise verstummend.

Harry griff zu, bevor Remus es sich anders überlegen würde und steckte sich das Tagebuch in seine Jackentasche. Offensichtlich wollte Remus heute gar nicht mehr reden, weil er Harry sofort verabschiedete und zum Kamin schob.
Zuletzt geändert von Muggelchen am 26.01.2009 20:40, insgesamt 1-mal geändert.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
~ Muggelchen.net ~

Benutzeravatar
CaRo94
FeeFee
Beiträge: 567
Registriert: 14.01.2009 17:55

Beitrag von CaRo94 »

Mensch Muggelchen!!!
Warum hörst du gerade dann auf, wenn es spannend wird?!! ^^
Woher hast du nur die vielen Ideen?!!
Ich kann mich nur immer wiederholen: Du schreibst toll!!
Schreib bitte schnell weiter!! :)
Lg CaRo

Antworten