Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

Moderator: Modis

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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Da bin ich aber mal gespannt, was in Remus Tagebuch steht, obwohl ich's mir schon denken kann ...

Mir ist gerade eine absurde Theorie durch den Kopf geschossen, wie & wann die Sabberhexe & deren Sohn wieder auftauchen könnten. Ich hoffe mal nicht, dass sie sich als wahr herausstellt! Aber ich muss mich ja sowieso wohl oder übel überraschen lassen.

Weiter so!

Lg
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Sentara Snape
FlubberwurmFlubberwurm
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Beitrag von Sentara Snape »

Hallo Muggelchen,
Das war auch wieder ein richtig tolles Kapitel.
Ich bin mal gespannt, was Luzius noch so von sich gibt und ob er es schafft frei zu kommen.
Ich hoffe auch, das Remus und Severus mal ein vernümftiges Gespräch führen...das wäre doch mal Zeit oder?
Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel.

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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CaRo,
CaRo94 hat geschrieben:Mensch Muggelchen!!!
Warum hörst du gerade dann auf, wenn es spannend wird?!! ^^
Weil ich euch dann an der Angel habe ;) Spaß beiseite: Ab und zu muss so ein Cliffhanger sein, aber es ist nicht bei jedem Kapitel so.
Woher ich die Ideen habe? Das sind Dinge, die mir im Kopf herumschwirrten, als ich Buch 1 - 6 in einem Zug gelesen habe. Das sind Möglichkeiten, wie ich sie mir in den Büchern vorstellen könnte. Viele Dank für dein Lob :D

Hallo CharLue,

was kannst du dir denken? Mach mich doch nicht immer neugierig, ich würde gern wissen, was dem Leser durch den Kopf geht - das macht das Schreiben nämlich für mich spannend! :)
Die Sabberhexe wird später keine große Rolle haben, aber es wird interessant sein, was sie zu erzählen hat

Hi Sentara Snape,

weißt du, was ich richtig schön finde? Du sprichst genau die Dinge an, die alle noch vorkommen werden: Lucius und seine Haft, ein klärendes Gespräch zwischen Remus und Severus. In diesem Sinne glaube ich nicht, dass du von dem Verlauf der Geschichte enttäuscht sein könntest - im Gegenteil. :)

Lieben Gruß,
Muggelchen




077 Diarium




Um kurz vor elf Uhr abends war Harry Zuhause eingetroffen. Er zog seine Jacke aus und nahm sofort das Tagebuch von Remus aus dem Jahr 1977 in die Hand, doch irgendetwas hinderte ihn daran, es zu öffnen. Er wollte den Teil nicht allein lesen, falls er das, was er erfahren würde, nicht ertragen könnte.

Sich der späten Uhrzeit bewusst fasste er sich doch ein Herz und flohte Hermine an. Etwas verschlafen meldete sie sich, so dass er aufgeregt erklärte: „Hermine, Remus hat mir eines seiner Tagebücher gegeben und er sagt, da steht das Schlimmste drin, was die Rumtreiber Severus jemals angetan haben. Ich will es nicht alleine…“
„Ich komme gleich!“, sagte sie und verschwand aus seinem Blickfeld.

Wenige Minuten später erschien sie im Schlafanzug, mit Umhang und ihrer großen Tasche in seinem Wohnzimmer und als Harry sie betrachtete, sagte er: „Ich wollte eigentlich, dass Ron auch mitkommt.“
„Der übernachtet heute bei Angelina. Wäre angeblich von dort aus einfacher, zum Training zu gehen. Wer’s glaubt…“, kommentierte Hermine etwas zickig.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du schon bei Remus gewesen bist und wegen der Dementoren gefragt hast?“, wollte er von seiner besten Freundin wissen, nachdem sie ihren Umhang ausgezogen und Platz genommen hatte.
Sie räusperte sich und erklärte: „Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass du die Zeit finden würdest, vor dem Schulbeginn nochmal mit ihm zu sprechen und da dachte ich, könnte ich das auch selbst erledigen.“
„Gott, erinnere mich bloß nicht dran, dass morgen die Erstklässler kommen. Ich habe jetzt schon einen riesigen Bammel, das glaubst du gar nicht“, sagte Harry weinerlich.
„Blödsinn, du brauchst doch keinen Bammel zu haben. Die werden dich höchstens bejubeln und alles toll finden, was du machst, selbst wenn du nur auf einer Bananenschale ausrutschst.“ Harry verzog den Mund und schmollte, weshalb Hermine kurz auflachen musste, bevor sie sagte: „Ich wünschte, ich dürfte morgen auch zur Zeremonie und ein wenig zuschauen. Mich interessiert das Lied, das der Hut sich für das neue Schuljahr zusammengereimt hat. Irgendwie fehlen mir die jedes Jahr“, sagte sie schwärmend.
„Frag doch Severus. Der wird bestimmt nichts dagegen…“
Hermine unterbrach ihn und erinnerte daran: „Schon vergessen? Ich bin stinksauer auf ihn und weiß noch nicht einmal, wie ich ihm morgen überhaupt gegenübertreten werde – ob ich ruhig bleibe oder, wie du immer so schön sagst, vielleicht sogar ’austicke’.“
„Du bist schwer zu handhaben, wenn du austickst, Mine. Ich hoffe, ihr könnt in Ruhe miteinander reden. Ich habe ihn ja gefragt, warum er dich beobachtet hat und er sagte, er hat dafür selbst keine Antwort“, erklärte Harry, doch Hermine schnaufte nur ungläubig. „Ehrlich! Er hat auch extra betont, dass er nichts im Schilde führt. Ich glaube ihm, Mine. Seine Augen… Er wusste nicht, warum er bei dir stand, aber irgendwas muss das ja ausgelöst haben.“
„Harry“, sagte sie drohend, „es ist mir so verdammt egal, ob er es selbst weiß oder nicht. Er ist erwachsen und weiß, dass man so etwas nicht macht!“ Sie raufte sich die buschigen Haare, bevor sie noch wimmernd anhängte: „Ich habe die ganze Zeit über in der Bibliothek mit mir selbst gesprochen und er muss alles gehört haben. Nein, es ist unentschuldbar, sich mir gegenüber so verhalten zu haben. Als seine Schülerin erwarte ich, dass er mir zumindest ein kleines bisschen Vertrauen schenkt. Ich denke, ich werde ihn morgen darauf ansprechen, aber ich werde warten, ob zuerst von ihm was kommt. Ich muss mir irgendeine Taktik überlegen.“

Aus der Küche brachte Wobbel den beiden noch eine große Kanne mit heißer Schokolade, was Hermines Wunsch gewesen war, und ein paar Orangenkekse, die Harry sich gewünscht hatte. Mit der süßen Unterstützung machten es sich beide im Schneidersitz auf der Couch gemütlich, so dass sie sich nahe gegenüber saßen.

„Den 24. Dezember, sagst du? Und da hat er über den 23. Dezember 1977 über den Weihnachtsball geschrieben? Dann fang mal an, Harry. Lies laut vor!“, forderte sie, während sie eines der kleinen Kissen von der Couch nahm und es sich in den Schoß legte.

Harry wollte gerade beginnen, da blätterte er vor und versicherte: „Will nur mal sehen, wie lang der Eintrag ist.“ Er blätterte und blätterte, bevor er sagte: „Um Gottes Willen. Sind ja doch einige Seiten und das nur über einen Tag? Wenn ich nicht mehr kann, dann liest du weiter, in Ordnung?“ Sie nickte so dass er begann, aus dem Tagebuch vorzulesen:

„24. Dezember 1977 – Es gibt Tage, die möchte man am liebsten aus seinem Leben auslöschen. Gestern war für mich so ein Tag. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin völlig durcheinander und morgen ist auch noch Vollmond, was die Sache nicht gerade erleichtert. Weihnachten wird mir das erste Mal ganz bewusst durch meinen Fluch vermiest. Ich hasse es zu sein, wie ich bin.“ Harry schluckte und bat Hermine darum, etwas von der heißen Schokolade einzuschenken, bevor er mit dem Lesen fortfuhr: „Gestern war der Weihnachtsball. Das hätte mein schönster Tag werden können, aber Linda lag auf der Krankenstation…“

„Wer ist Linda?“, fragte Hermine, obwohl ihr klar war, dass er das auch nicht wissen konnte.
„Keine Ahnung, wird wohl das Mädchen gewesen sein, mit der er zum Ball gehen wollte.“ Er räusperte sich, suchte die Stelle und las weiter: „…auf der Krankenstation, weil sie gestern früh auf dem gefrorenen See eingebrochen ist. Sirius hat gleich gesagt, es wäre doch sehr verdächtig, dass gerade Severus den Unfall beobachtet und sie aus dem Eiswasser herausgezogen hätte.“

Hermine stutzte und reichte Harry die Tasse Schokolade. Bevor sie selbst einen Schluck nahm, fragte sie: „Snape als Lebensretter?“
Sich nach einem großen Schluck Kakao die Lippen leckend erwiderte Harry: „Warum nicht? Wäre ja nicht das erste Mal oder?“
„Was soll das heißen?“, fragte sie zurück.
„Mal von den vielen Situationen abgesehen, in denen er mir das Leben gerettet hat: Ich spreche auf die mysteriöse Person an, die dir zwei Stärkungstränke auf der Versammlung der Mischwesen gegeben hat, nachdem Caedes…“
Sie unterbrach ihn, führte eine Hand an ihren Hals, an welchem sie den weißen Seidenschal trug, und bat darum: „Wäre nett, wenn du diesen Namen nie wieder erwähnen würdest!“
„Werde ich nicht, er ist sowieso tot“, konterte er gedankenlos, so dass ihre Augen ganz groß vor lauter Unglauben wurden, denn davon wusste sie nichts. Daraufhin erklärte er nur kurz: „Er war der Einzige, der an dem Tag gestorben ist, Hermine. Der Einzige.“

Nachdem sie sich gefasst hatte, fragte sie: „Warum glaubst du, dass Snape auf der Veranstaltung gewesen war und Cae… den Vampir überwältigt hat?“
„Ich für meinen Teil weiß, dass er es war. Er hat’s mir nämlich erzählt. Hat mit irgendeinem komischen Trank für Vampire zu tun, weswegen er ihn treffen wollte. Kannst ihn ja morgen selbst mal fragen“, empfahl er mit einem Lächeln.
„Den Teufel werd’ ich tun“, murmelte sie, bevor sie ihn aufforderte weiterzulesen.

„Linda ist heute noch immer nicht aufgewacht. Gestern nach dem Unfall hat Madam Pomfrey gleich gesagt, den Ball am Abend wird sie nicht besuchen können. Die Lust auf den Tanz ist mir sofort vergangen, aber alle lagen mir in den Ohren, ich dürfte den Weihnachtsball nicht einfach sausen lassen. Dann hat Sirius eine von seinen dummen Ideen gehabt. Ich sollte es doch wie er machen, hat er vorgeschlagen, aber das wollte ich nicht. Ich bin einfach nicht der Typ, für den die Mädchen ihren Freund kurzfristig sitzen lassen würden. Außerdem finde ich so etwas gemein und würde es nie tun. Ich hab gesagt, wenn überhaupt, dann gehe ich ohne Mädchen hin. Es hätte mir gereicht, wenn ich ab und zu mit Lily hätte tanzen dürfen. Ab unserem ersten Ball in der vierten Klasse hat Lily immer mit mir getanzt, selbst wenn jeder von uns eine eigene Begleitung für den Abend gehabt hatte. Das hätte sie dieses Mal bestimmt auch wieder getan, auch wenn sie mit James zum Ball verabredet war. Lily ist wirklich süß, James ist ein Glückskind. Ich wünschte, ich wäre er.“

Hermine räusperte sich, bevor sie einwarf: „Wow, hört sich an, als ob er in sie verliebt gewesen war.“
„Ja, war er. Hat er sogar schon zugegeben“, sagte Harry mit einem milden Lächeln auf den Lippen.

Er biss von einem Orangenkeks ab und las, nachdem er geschluckt hatte: „Der Unfall mit Linda hatte sich schnell in der Schule herumgesprochen. Die meisten glauben, dass Severus sie in den See gestoßen hat, um sich an mir zu rächen. Er wäre der Typ dafür, meint Sirius. Ich hab’s für Blödsinn gehalten, aber Sirius hat die Sache sehr ernst genommen.

Tagsüber sind schon die ganzen Pärchen, die dann abends auch zusammen zum Ball gehen würden, turtelnd durch das Schloss gelaufen. Bei dem Anblick hatte ich gar keine Lust mehr auf den Tanz. Ich war so geknickt wegen Linda und dem nahen Vollmond, dass ich mich in unseren Schlafsaal zurückgezogen habe. Peter ist zweimal vorbeigekommen und hat gefragt, ob ich was von seinen Gummischnecken abhaben möchte oder mit ihm Karten spielen will. Sonst hatte er es immer geschafft mich aufzuheitern, aber dieses Mal nicht.“

Von seiner Tasse nahm Harry noch einen Schluck, während Hermine die Zeit nutzte, um zu sagen: „Ist schon blöd, beim Weihnachtsball alleine aufzutauchen, obwohl man ja eigentlich jemanden hatte, mit dem man hingehen wollte. Tut mir sehr Leid!“
„Ich weiß noch, wie schwer es für mich war, während des Trimagischen Turniers überhaupt irgendein Mädchen zu finden. Das ist wirklich nicht leicht, wenn man etwas…“
Harry hielt inne, aber Hermine beendete seinen Satz: „…schüchtern ist.“

Wortlos nickte Harry und fuhr dann fort: „Gestern, so um drei Uhr nachmittags, kamen James, Sirius und Peter und erzählten mir, dass sie ein Mädchen für mich gefunden haben, die mit mir zum Ball gehen möchte. Brenda Brewer, Ravenclaw. Die sagte mir auf Anhieb gar nichts. Die drei haben gedrängelt und ich habe am Ende zugesagt, um meine Ruhe zu haben.

Die drei haben schon sehr früh angefangen, sich für den Abend herauszuputzen. James hat dabei ständig über seine Haare geflucht. Ich ging die Sache eher gelassen an, weil ich immer nur an Linda denken musste und ich keine Ahnung hatte, wer Brenda war oder ob wir überhaupt miteinander auskommen würden. Trotzdem wusste ich, dass sie für Linda nur ein kümmerlicher Ersatz sein würde. Ich hatte im ersten Moment gedacht, sie müsste hässlich sein oder an einem Gebrechen leiden, wenn sie keinen Jungen für den Ball gefunden hätte.“

Die ersten beiden Seiten waren zu Ende, so dass Harry umblätterte, es sich jedoch nicht nehmen ließ, noch einmal einen Keks vom Teller zu stibitzen. Er schluckte und räusperte sich, bevor er weiter las: „Zwei Stunden vor dem Ball waren wir alle schon fertig angezogen. Wir gingen runter, um vor der großen Halle auf die Mädchen zu warten und um uns über die anderen Pärchen lustig zu machen.

Sirius war völlig aufgedreht. Wieder einmal hatte er kein Mädchen gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte, aber das wollte er jetzt erledigen. Hier konnte er sich den Vogel mit dem hübschesten Gefieder aussuchen, wie er es immer so schön sagte, denn jetzt waren ja auch alle Mädchen richtig fein herausgeputzt. Selbst aus Mauerblümchen sind Prinzessinnen geworden. Peter und ich verdrehten nur die Augen, als Sirius mit offen stehendem Mund die Mädchen begaffte, um sich eine auszugucken. Sein Auge fiel auf ein Mädchen namens Pamela, die auch aus Ravenclaw stammte. Mit ihr hatte er schon einige Male geliebäugelt, sich aber nie getraut sie anzusprechen. Ihr Freund war nämlich ein ziemlich großer Kerl aus Slytherin, aber dieses Jahr war er zu Weihnachten – und zum Ball – nicht da. Pamela hatte sich bei irgendeinem anderen Ravenclaw untergehakt, ging dann aber einige Schritte weg, um mit Freundinnen zu reden und da sah Sirius seine Chance. Schon war er drüben bei ihr, machte ihr den Hof und führte sie heimlich weg. Wir drei haben ihn eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Ein dunkelhaariges Mädchen kam mit Roland und Clarissa zusammen auf uns zu. Clarissa flüsterte ihr etwas ins Ohr und zeigte in meine Richtung und da wusste ich, dass das Mädchen Brenda sein musste. Sie war ein wenig mollig und hatte ein wirklich hübsches, fröhliches Gesicht. Ihre langen Haare hatte sie sehr schick nach oben gesteckt. Linda wollte ihre Haare für heute Abend eigentlich auch so tragen. Brenda war schüchtern, stellte sich aber uns vor. James grinste nur die ganze Zeit über und zwinkerte mir zu. Peter ließ seine Augenbrauen auf und ab tanzen. Irgendwie war der Abend bis dahin entgegen meinen Erwartungen schön.

Sirius kam tatsächlich mit Pamela am Arm auf uns zu und stellte uns seine Begleitung vor. Der Junge, mit dem Pamela eigentlich zum Ball gehen wollte, hatte Sirius noch eine ganze Weile böse angestarrt, bevor er gegangen ist. Mir tat er sehr Leid, aber mit Sirius will sich nun einmal niemand anlegen – ich auch nicht. Wir acht, denn Lily und Peters neue Freundin Elisabeth waren auch gekommen, haben uns noch eine Weile unterhalten, bis die Lehrer in die große Halle baten. Wir haben die anderen vorgehen lassen, weil besonders Sirius ’seinen großen Auftritt’ haben wollte. Alle, die schon in der Halle waren, guckten natürlich immer wieder zur Tür, um die eintretenden Paare zu bewundern und das kostete Sirius voll aus, weswegen wir zum Schluss reingehen wollten.“

Harry räusperte sich, weil sein Hals langsam rau wurde und er um eine weitere Tasse Kakao bat. Hermine schenkte ihm ein und bot dann an weiterzulesen. Er reichte ihr das Buch und sagte: „Der letzte Satz unten rechts und dann umblättern.“

Sie nahm erst einen Schluck Schokolade und las dann mit ihrer warmen Stimme vor: „Peter und Elisabeth waren schon durch die Tür hindurchgegangen. James und Lily standen vor Brenda und mir, Sirius und Pamela hinter uns. James legte Lilys Arm um seinen und wollte gerade in die große Halle gehen, da hören wir ihn rufen: Severus. Wir sollten stehen bleiben, rief er. James tastete sein schwarzes Jackett ab, aber er hatte seinen Stab vergessen. Sirius und Peter hatten ihn ebenfalls nicht in ihren Anzug gesteckt, nur ich war nicht so gedankenverloren gewesen, aber ich habe ihn nicht gezogen – Severus hatte ja auch keinen in der Hand.

Sofort hatte Sirius ihn angeblafft und gedroht, er solle bloß keinen Aufstand machen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was überhaupt los war, aber ich habe bemerkt, wie Brenda mich in die große Halle ziehen wollte, um vor der Situation zu fliehen. Severus war stinksauer. Er riss Brenda am Arm herum und fragte sie, was das werden sollte. Erst da zog ich meinen Stab und sagte, er solle meine Begleitung in Ruhe lassen.“

Still las Hermine ein Stückchen weiter und sagte: „Oh nein…“
„Was? Lies schon! Ich hab auch laut vorgelesen!“, forderte Harry neugierig.

Nachdem sie sich nochmals geräuspert hatte, las sie weiter: „Severus war völlig aus dem Häuschen. Er hatte mich angesehen und sagte mit vor Wut verzerrtem Gesicht, dass Brenda nicht meine Begleitung wäre, sondern seine! Er war richtig in Rage und wie es aussah, galt sein Zorn ihr allein – nicht mir und nicht einmal Sirius, dabei waren die beiden Todfeinde. Ich habe geglaubt, wenn das, was er behauptet, wahr wäre, dann hätte er auch allen Grund dazu, sauer zu sein. Er zischte gereizt und erklärte mir, dass er seit über vier Wochen mit Brenda zum Ball verabredet gewesen wäre. Hinter mir waren Peter und Elisabeth noch einmal nach draußen gekommen, weil wir uns so lange Zeit gelassen hatten und Peter murmelte etwas von ’vier Wochen an der Nase herumgeführt’. Ich bekam plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl. Ich fragte Brenda natürlich gleich, ob das wahr wäre und sie biss sich nur auf die Unterlippe und nickte. Ich habe meinen Ohren kaum trauen können und meinen Augen schon gar nicht, als sie einfach mit den Schultern zuckte, als wäre ihr das völlig egal.

Natürlich musste Sirius die ganze Situation wieder einmal eskalieren lassen. Er hat Severus provoziert und ihm Schimpfworte an den Kopf geworfen. Viele der anderen Schüler, die noch draußen waren und den Streit miterlebten, sind stehen geblieben und haben gegafft. Sirius hat das Publikum genutzt, um Severus vor allen fertigzumachen. Unter anderem hat er gesagt, dass es kein Mädchen gäbe, das sich mit so einem hässlichen Vogel wie ihm freiwillig auf einem Ball sehen lassen wollte und da haben natürlich einige andere Schüler drüber gelacht. Er sagte noch Dinge, die so verletzend waren, dass ich sie nicht einmal niederschreiben möchte. Ich hätte Sirius am liebsten das Maul gestopft, weil er nicht nur Severus, sondern auch mich lächerlich gemacht hatte, aber er hat mich und meine Einwände nicht einmal beachtet. Brenda und Pamela haben nur blöd gekichert.

Lily ist eingeschritten und hat Sirius zurechtgewiesen. Er wurde etwas ruhiger, weil sie wie ich auch Vertrauensschülerin ist, nur hat er vor ihr mehr Respekt als vor mir. Dann hat sie Brenda zur Rede gestellt und gefragt, ob Severus die Wahrheit sagt. Brenda verzog den Mund und hat dann überhaupt nichts mehr dazu gesagt, aber sie schaute immer wieder verzweifelt zu Sirius hinüber und da ahnte ich, dass er sie überredet haben musste, heute mit mir zum Ball zu gehen. Sie hat nur wegen Sirius zugesagt und nicht wegen mir! Wahrscheinlich hat er ihr irgendwelche Versprechungen gemacht.

Ich wollte Brenda schon freiwillig abgeben und bin einen Schritt zurückgetreten. In dem Moment, wo ich mich bei Severus entschuldigen wollte und zwar so laut, dass es alle hören würden, da haben Sirius und Severus sich plötzlich angeschrieen und sich gegenseitig an den Festumhängen gepackt. Die Meute um uns herum hat Sirius angefeuert. James und ich wollten die beiden gerade auseinander bringen, da hat Sirius Severus einfach die Treppe hinuntergestoßen. Wieder haben alle außer James, Lily und mir darüber gelacht und ihn verspottet, dabei hätte er sich sonst was brechen können. Unten an der Treppe hat Severus mich noch böse angeschaut. Es tat mir alles so Leid. Hätte ich mich nur nicht dazu überreden lassen, zum Ball zu gehen.“

Innehaltend nahm Hermine einen Schluck von der heißen Schokolade, bevor sie mit bebender Stimme weiterlas: „Severus ist aufgestanden und hat gehumpelt, als er weggegangen ist. Er musste sich beim Sturz den Knöchel verstaucht haben. Jetzt war ich auch stinksauer und habe zu Brenda gesagt, dass ich mit einem Mädchen, das im Innern so hässlich ist wie sie, nicht auf den Ball gehen werde. Ich habe mich schon zum Gehen umgedreht, da höre ich Sirius lachend sagen, dann hätte er heute eben zwei Bräute. Weder Pamela noch Brenda haben sich daran gestört. Beide hakten sich bei ihm unter und er stolzierte so angeberisch wie damals Lucius durch die große Flügeltür und badete sich in den fröhlichen Pfiffen und Zurufen der anderen, die ihn auch noch wegen der beiden Mädchen bewunderten.

Unten an der Treppe habe mich umgedreht und noch einmal hochgesehen. James und Lily standen immer noch oben und haben ganz ernst zu mir heruntergesehen. Sie haben wahrscheinlich überlegt, mit mir zu gehen, aber das wollte ich nicht. Zumindest die beiden sollten etwas Spaß haben. Lily hat noch zaghaft gewinkt, bevor ich um die Ecke gebogen bin.

Ich habe noch geschaut, ob ich Severus irgendwo finde. Ich wollt’s ihm erklären und mich entschuldigen, aber der war schon über alle Berge. Zurück im Gemeinschaftsraum habe ich mich wieder umgezogen und mich vor den Kamin gesetzt. Ins Bett gegangen bin ich noch, bevor der Ball zu Ende war.

Das war gestern und gestern war schon schlimm genug. Momentan sitze ich in der Heulenden Hütte und verstecke mich vor allen, nur um in Ruhe Tagebuch zu schreiben. Jetzt, nachdem ich das alles aufgeschrieben habe, fühle ich mich noch mieser. Es heißt doch eigentlich, ein Tagebuch zu führen soll einem das Gewissen erleichtern? Bei mir hilft es jedenfalls nicht; dieses Mal nicht. Ich glaube, das war das Schlimmste, das wir jemals jemandem angetan haben.

Heute früh habe ich Linda – sie hat geschlafen – im Krankenhausflügel besucht und mir gleich noch von Madam Pomfrey den letzten Wolfsbanntrank abgeholt, da sehe ich Severus in einem der kleinen Räume, in denen Madam Pomfrey immer ihre Tränke braut. Er stand dort mit seinem Hauslehrer und die beiden haben etwas in einem Kessel umgerührt.

Durch den Türspalt habe ich gelauscht und mir ist das Herz fast stehen geblieben. Slughorn hat ihm fünfzig Hauspunkte gegeben und zu ihm gesagt, dass er wirklich stolz auf ihn wäre. Stolz, weil Severus gestern nach dem Unfall so schnell reagiert hatte und noch, bevor Madam Pomfrey die Diagnose überhaupt beendet hatte, mit einem frisch gebrauten Trank aufwarten konnte, der meine Linda vor dem Erfrierungstod bewahrt hatte.

Gott, ich fühle mich so schlecht. Ich möchte bis zur Abschlussprüfung am liebsten niemanden mehr sehen, aber Tatze hockt schon vor der Tür; er fiept und winselt, dieser verdammte Köter. Es wird lange dauern, bis ich ihm das verzeihen kann. Ich möchte nur noch hier in der Hütte bleiben und mich vor allen Menschen verkrauchen. Hätte ich einen Zeitumkehrer, würde ich das Desaster von gestern sofort rückgängig machen, aber das geht nicht. Das Schlimmste ist zu wissen, dass ich das nie wieder gutmachen kann. Severus hat meinem Mädchen das Leben gerettet und dafür habe ich ihm seines weggenommen. Wie soll man so etwas wieder in Ordnung bringen?“

Harry seufzte, bevor er mitfühlend sagte: „Harter Tobak!“ Einen Moment später fügte er unsicher an: „Aber das soll das Schlimmste gewesen sein, was sie mit Severus gemacht haben?“
Nickend sagte Hermine: „Das war wohl die bösartigste Steigerung ihrer langjährigen Streiche.“
„Aber das Schlimmste?“, fragte Harry ungläubig.
Hermine zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Remus empfand es jedenfalls als das Schlimmste. Wahrscheinlich, weil es für ihn unerträglich gewesen wäre, hätte man ihn so zum Narren gehalten. Das heißt aber nicht zwingend, dass Snape es auch so sehen würde. Aber ich verstehe Remus sehr gut. Er konnte sich schon immer in Menschen hineinversetzen und er wird deswegen gewusst haben, wie verletzend dieses Erlebnis für Snape gewesen sein musste.“

Es schien Harry nicht in den Kopf zu gehen, weswegen Hermine empfahl: „Harry, versuch dir mal dein peinlichstes oder schrecklichstes Erlebnis ins Gedächtnis zu rufen, das nicht mit Voldemort zu tun hat.“

Er grübelte lange, denn die meisten schlimmen Erlebnisse waren eben jene, die Voldemort und dessen Angriffe betrafen. Mühsam machte er gedankliche Abstriche und kam zu dem Schluss: „Alle meinen schlimmsten Erinnerungen haben irgendwie mit Voldemort zu tun, Mine. Zum Beispiel, als mich alle gehasst haben, weil ich plötzlich Parsel gesprochen habe und niemand mir mehr getraut hat, das war wirklich schlimm. Oder beim Trimagischen Turnier, als alle die Anstecker mit ’Potter stinkt’ getragen haben. Das Einzige, was mir sonst noch einfällt und das kaum mit Voldemort zu tun hat, war die Sache mit Cho. Ich hatte mich endlich getraut, sie zum Ball einzuladen und da sagt sie, sie hätte schon jemand anderem zugesagt… das hat wirklich sehr wehgetan.“
„Verstehst du jetzt, worauf ich hinaus will, Harry? Herzschmerz! Das kann einem nämlich mehr Qualen bereiten als die Begegnung mit einem Werwolf. Die Intrigen gegen Snape haben an diesem Abend ihren Höhepunkt erreicht. Sirius wusste zu dem Zeitpunkt offensichtlich, wie er Snape am schlimmsten treffen kann und nur deswegen hat er es getan – um ihn tief zu verletzen!“

Harry schüttelte ungläubig den Kopf, weswegen Hermine seufzte, bevor sie zu erklären versuchte: „Stell dir mal vor, du hättest seit über vier Wochen mit Ginny eine Verabredung zum Weihnachtsball und du freust dich wie ein Schneekönig, weil endlich mal alles so in deinem Leben klappt, wie du es immer erhofft hast. Dann kommt kurz vor dem Ball Malfoy vorbei, macht Ginny schöne Augen und schnappt sie dir vor der Nase weg – und zwar so, dass alle anderen das mitbekommen und dich auslachen. Jetzt sag mir, wie du dich da fühlen würdest.“
„Ich würde Ginny ins Gunhilda-von-Gorsemoor-Sanatorium einweisen lassen und Malfoy einen Kinnhaken verpassen – oder besser dich dafür vorschicken“, sagte Harry mit einem Schmunzeln. „Nein, im Ernst. Ich verstehe, was du meinst. Weißt du, ich war so froh, als ich das erste Mal nach Hogwarts gekommen bin und mich niemand hier kannte. Na ja, meinen Namen vielleicht, aber nicht mich. Damals hat Dudley mich mit seinen Jungs immer verprügelt, wenn ich nicht schnell genug die Beine in die Hände nehmen konnte. In der Grundschule war ich ein Außenseiter und eine Zeitlang haben die Mitschüler aus meiner eigenen Klasse mir auf der Toilette aufgelauert und meinen Kopf in die Kloschüssel gesteckt und gespült. Ich konnte mich nie wehren – die waren immer zu viert.“

Harry stutzte nach seinen eigenen Worten und Hermine zog eine Augenbraue in die Höhe, weil sie ahnte, dass endlich die Erkenntnis über Harry gekommen sein könnte.

„Jeder war gegen dich und alle haben dich fertiggemacht, Harry: deine Verwandten, deine Mitschüler, Dudleys Bande. Sag mal, hattest du damals Freunde?“ Sie wartete keine Antwort ab, sondern sagte: „Nein, die hattest du nicht. Ich will mir gar nicht vorstellen, was aus dir geworden wäre, hättest du nie einen Brief aus Hogwarts erhalten…“, sagte sie innehaltend, weil sie an seinem Gesichtsausdruck erkannte, dass er nun endlich verstanden hatte.

Mit einem Male konnte sich Harry in Severus hineinversetzen. Er konnte verstehen, was sieben Schuljahre Tyrannei bei einem jungen Menschen anrichten könnten. Über den Vorfall mit Brenda Brewer hätte er hinwegkommen können, wenn das eine einmalige Angelegenheit gewesen wäre, aber in Severus’ Fall stellte das nur noch den Tropfen dar, der das Fass zum Überlaufen gebracht haben musste.

Einen Moment ließ Hermine ihn noch nachdenken, bevor sie neugierig fragte: „Hat Sirius jemals dafür eine Abreibung bekommen oder ist er mit diesen Dingen immer durchgekommen?“
„Ich vermute, er ist damit durchgekommen“, entgegnete Harry wie aus der Pistole geschossen. „Ach ja, Hermine, Remus weiß nicht, dass du auch…“
„Das weiß ich doch, Harry. Ich vermute nicht, dass Remus gesagt hat, du dürftest den Inhalt seines Tagebuchs in einer kleinen Lesung in der großen Halle preisgeben. Keine Angst, von mir erfährt er nichts“, beruhigte Hermine.

Harry schlug das Tagebuch zu und legte es auf den Tisch. Beide ließen das, was sie eben erfahren hatten, erst einmal sacken, bevor Harry versicherte: „Ich kann das jetzt so gut nachfühlen. Wenn man das mit mir gemacht hätte – mir mein Mädchen am Tag des Balls ausgespannt hätte – dann wäre ich auch verbittert.“
Mit einem Keks in der Hand vermutete Hermine laut: „Na ja, so ein Erlebnis kann für einen jungen Mann natürlich negative Auswirkungen auf seine Weiterentwicklung haben, besonders mit den ganzen ’Streichen’, die ja vorher schon stattgefunden haben.“
„Wie meinst du das jetzt wieder?“, fragte Harry nach.
Hermine seufzte, bevor sie sagte: „Man muss nicht Psychologie studiert haben, um gewisse Schlüsse ziehen zu können, Harry. Ein Kind von elf Jahren, das keine Freunde hatte und sich über sieben Jahre lang fast täglich mit Anfeindungen konfrontiert sehen musste, entwickelt sich bestimmt anders als andere Kinder. Der Streich mit Brenda fand auch noch in der Pubertät statt – in der schwierigsten Zeit der Entwicklung, in der man am verletzlichsten ist! So ein Schlüsselerlebnis, wie wir es gerade gelesen haben, ist sehr prägend und kann ausschlaggebend für eine charakterliche Veränderung sein.“

Zitternd atmete Harry ein und aus, bevor er fragte: „Meinst du damit, das war der Moment in seinem Leben, indem er sich dazu entschlossen hat…“
„Todesser zu werden? Womöglich ja. Die jugendlichen Motive liegen jedenfalls klar und deutlich auf der Hand: Rache. Er wollte ’Freunde’ haben oder zumindest jemanden, der ihn nicht verlacht. Er wollte vielleicht, dass man sich vor ihm fürchtet. Schließt man sich den Mächtigen an, wird man nicht mehr so leicht von anderen herumgestoßen oder hättest du jemals gewagt, einem Todesser die Frau auszuspannen?“ Harry schüttelte den Kopf, so dass Hermine weiter vermutete: „Es sah zumindest nach dem, was im Tagebuch stand, nicht danach aus, als wäre zu dem Zeitpunkt schon Todesser gewesen, aber ich kann mich auch irren. Er hat sich möglicherweise etwas später dazu entschlossen; vielleicht sogar gleich nach diesem Erlebnis?“
„Aber so etwas ist doch kein Grund, sich Voldemort anzuschließen!“, wollte Harry dagegenhalten.
„Warum nicht? Als Teenager ist man doch sowieso völlig durcheinander. Wenn ich mich so an Ron und dich zurückerinnere…“ Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und Harry war froh, dass sie keine peinlichen Beispiele nannte, bevor sie fortfuhr: „Was meinst du, warum sich Jugendliche in der Muggelwelt so leicht von Sekten bequatschen lassen? Die versprechen doch auch nichts anderes: Anerkennung, Macht, Reichtum. Voldemort hatte auch sehr viele junge Anhänger rekrutiert. Malfoy zum Beispiel. So viel älter war der auch nicht, als er sich denen angeschlossen hat. Man muss nur die richtigen Worte finden, um jemanden umgarnen zu können und dann kann man ganz leicht Menschen für sich und seine Sache gewinnen. Meinst du nicht?“, fragte Hermine, doch sie hatte es weniger als Frage gemeint, sondern als Tatsache dargestellt.

Harry konnte nichts mehr erwidern und blickte stattdessen starr auf das Tagebuch. Es kribbelte ihn in den Fingern, noch ein wenig darin herumzustöbern.

„Wollen wir noch was lesen?“, fragte er sie zögernd.
Sie nahm das Buch vom Tisch und sagte schelmisch lächelnd: „Ich werde es mal schnell durchgehen und nach dem Namen ’Severus’ Ausschau halten. Wir wollen ja schließlich nicht alle von Remus’ unangenehmen Erinnerungen durchkauen oder?“
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Sentara Snape
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Beitrag von Sentara Snape »

Hallo Muggelchen
Ich habe ja fast den Eindruck, als ob sich das tatsächlich alles so zugetragen hat 1977...
Sirius wird mir immer unsympatischer. Ich hoffe das die grosse ehrliche Chance für Severus noch mal kommt. Ich hoffe auf eine Versöhnung oder das Sirius mal in sich geht oder so...
Das ist wirklich grauenvoll, was der sich damals alles geleistet hat :roll: aber die Geschichte gefällt mir. Schade, dass das Kapitel schon zu ende ist aber ich denke es wird bald ein neues folgen.

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CaRo94
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Beitrag von CaRo94 »

Hallo Muggelchen. :)
Stimmt!! Ich wusste zwar, dass Sirius nicht gerade ein Engel war bzw. kein Engel ist, aber was er da gemacht hat ,ist echt fies!! Was mir noch aufgefallen ist bei dem Tagebucheintrag: James war netter, als beispielsweise in dem Denkarium im fünften Harry Potter Band. :) Find ich sehr gut. Weil im eben genannten Buch wird er ja genauso schlimm wie Sirius beschrieben. Ja, aber das ist gut. :P
Ich hoffe auch, dass sich Sirius mal endlich ein kleines bisschen verändert und sich nicht mehr wie ein kleines Kind benimmt.
Gut, dass die Harry und Hermine (und auch Remus) inzwischen verstanden haben, wie es Severus gegangen sein musste in seiner Schulzeit. Er wird in deiner FF nicht als der böse Lehrer dargestellt, sondern es werden neue Seiten aufgedeckt. :) Naja, im Buch wird zwar auch gesagt, dass er nicht ganz so schlimm war, wie er immer getan hat, aber bei dir ist das noch etwas deutlicher gemacht. :P
Was ich im großen und Ganzen sagen wollte ist, dass du bei den nicht ganz so "netten" Leuten (wie Severus einer war :P) eine "gute" Seite aufgedeckt hast. :) Oder auch bei Draco (und ich hoffe bei Lucius. ^^ :P)
Das du das so mit den Hintergründen veranschaulichst finde ich toll :) Zum Beispiel dass mit den Tagebüchern und das alle so ein Geheimnis daraus machen ist spannend. :)
Naja, ich hoffe jedenfalls du schreibst bald weiter. ^^
Bis dann...Liebe Grüße
CaRo :)

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Rhea
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Beitrag von Rhea »

Huhu!!
Ein Lob für deine neuen Kapitel!!

Dieses Mal hab ich eine Frage, die das letzte Kapitelchen betrifft. Ich dachte, den Wolfsbanntrank gibt es noch nicht so lange??

Ansonsten bist du eine seeeehr gute Psychologin, was Severus Snape angeht. Ich hatte ähnliche Schlüsse gezogen, was ihn betrifft.

LG
Rhea

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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Hallo (:

Zu deiner Frage:
Irgendwie hab' ich das Gefühl, dass der Sohn der Ex von Ginny ist. Eigentlich ist das ziemlich unlogisch, aber ich habe da halt so ein komisches Gefühl. Ich hoffe, dass du mich nicht zu lange zappeln lässt :lol:

Sirius war wirklich ziemlich fies. Sowas könnte ich ihm nie verzeihen. Ist finde es ziemlich schlimm, wenn man Personen so dermaßen mobbt. Sev tut mir ziemlich leid ):

Lg
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hallo Sentara Snape,

fiese Streiche, Freundinnen ausspannen - das sind "Spielchen", die man als Jugendlicher unüberlegt macht. Ich mag Sirius wirklich, wie jeden anderen Charakter, aber ich glaube, der hatte das faustdick hinter den Ohren. Auch er wird erwachsen werden, auch wenn ihm fast zwanzig Jahre fehlen (12 Jahre Askaban + 5 Jahre Schleier). Sirius wird Zeit brauchen, seine Fehler erst einmal zu erkennen. Ich hoffe, er bleibt nicht unsympathisch, auch wenn er damals über die Stränge geschlagen hat.

Hi CaRo,

danke für die lange Review und die Mühe, die ihr da immer reinsteckt.
Sirius war ein Rebell, ein Draufgänger. Wahrscheinlich fand er selbst ganz toll, was er getan hat. Wer denkt als Jugendlicher schon an irgendwelche Konsequenzen oder hat Ahnung von psychologischen Auswirkungen? Im Tagebucheintrag war James "netter", das stimmt. Vielleicht weil Lily bei ihm war und er sich von seiner guten Seite zeigen wollte? Die FF hält sich bis einschließlich Band 6 an den Canon, also ist der Denkarium-Vorfall nicht vergessen - den gab es. James und Sirius waren die beiden, die am meisten "Mist" gemacht haben. Ich könnte mir schon vorstellen, sie waren genauso schlimm, aber die Beurteilung überlasse ich dem Leser. Peter war nur Mitläufer und Remus sehr wahrscheinlich jemand, der seine Freunde nicht aufhalten konnte (wie z.B. Neville es bei unserem Trio einmal getan hat, als er sich ihnen in den Weg stellte). Remus ist bereits einsichtig und übt sich Severus gegenüber in Reue ;)
Ich denke, jeder gute Mensch hat auch eine schlechte Seite (außer vielleicht Hagrid, der ist immer lieb) und jeder böse eine gute, wie du es auch so ähnlich geschrieben hast. Niemand ist perfekt, selbst Albus nicht. Sind eben alles Menschen.
Sirius wird sich mal aussprechen müssen; das kommt auch noch, aber dafür benötigt er Zeit.

Hi Rhea,

vielen Dank für dein Lob, da freue ich mich sehr drüber :D.
Mit dem Wolfsbanntrank: Es heißt (lt. harrypotterwiki), er wäre "in jüngster Zeit" entstanden. Das ist natürlich eine Zeitspanne, die man nicht genau festmachen kann. Beim Vorfall in der Heulenden Hütte, als Severus fast Moony zum Opfer gefallen ist, gab es ihn offenbar noch nicht oder er war nicht geläufig. Der Wolfsbanntrank ist schwer herzustellen und die Zutaten sind teuer; er war nicht immer und überall zu haben. Ich hab mir gedacht, dass zum Ende der Rumtreiberära der Trank als Neuheit bekannt war und Poppy ihn braute.
Ich und eine Psychologin? ;) Nein, ich kann mich höchstens gut in Menschen hineinversetzen. Ein Mensch kann nicht "einfach so" verbittert und bösartig werden, da muss schon was passiert sein. Ich finde schön, dass du ähnliche Schlüsse Severus bezüglich gezogen hast :)

Hi CharLue,

manchmal kann einen das Bauchgefühl irreleiten, aber das ist völlig in Ordnung. Manchmal denkt man, dieses oder jenes muss doch noch eine Bedeutung haben. Oftmals kommt es völlig anders, als man denkt, aber manchmal liegt man goldrichtig. Ich weiß, das hat dir jetzt auch nicht weitergeholfen :lol:
Ein bisschen musst du noch zappeln.
Severus wird Sirius auch nicht verzeihen können. Die Dinge, die zwischen den beiden abgelaufen sind, zählen zu den Dingen, die man nicht mehr geraderücken kann. Bei Remus sieht es da anders aus. Er versucht, seine Missetaten wieder wettzumachen. Sirius wird damals einfach nicht verstanden haben, was er mit seinen Späßen anrichten kann. Er war jung und unerfahren. Auch wenn er mit Severus nie Freundschaft schließen kann, so sollten die beiden wenigstens anständig miteinander umgehen können.

Lieben Gruß,
Muggelchen




078 Tabula rasa




Es war schon halb zwei nachts und Hermine hatte nur wenige Textstellen in Remus’ Tagebuch gefunden, die mit Severus zu tun hatten, aber die waren eher unspektakulär: die üblichen Streiche, Anfeindungen und Beleidigungen. Er hatte aber auch niedergeschrieben, dass das Gerücht aufgekommen sei, Severus würde sich seit Anfang des Jahres ganz langsam einem Mädchen annähern, doch nie hatte er ihn mit einem gesehen. Sirius hätte diese Gerüchte auch gern für seine bösen Sprüche benutzt, die möglicherweise die Annäherungsversuche von Severus immer wieder zurückgeworfen haben könnten, wenn denn etwas Wahres an dem Klatsch gewesen war. Erst nach dem katastrophalen Weihnachtsball sah Remus erstens dieses Gerücht bestätigt und er wusste zweitens, dass das Mädchen Brenda gewesen sein musste, um das sich Severus über mehrere Monate heimlich, still und leise bemüht hatte.

Eine Textstelle las Hermine aus Remus’ Tagebuch noch laut vor: „9. Januar 1978 – Heute früh habe ich in der großen Halle beobachtet, wie Brenda zu Severus an den Tisch gegangen war. Sie hatte ihm eine kleine, verpackte Schachtel vor die Nase gestellt, aber anstatt sie zu nehmen, hat er seine Sachen eingepackt und ist wortlos gegangen. Er hat sie nicht einmal angesehen und ich verstehe ihn. Sie hat ihn gekränkt und vor allen anderen lächerlich gemacht, nur um sich von Sirius flachlegen zu lassen. Ich würde ihr die an den Tag gelegte Reue auch nicht abkaufen. Severus ist noch immer das Gespött der ganzen Schule. Die Wochen nach dem Ball musste er sich bereits eine Menge dummer Sprüche gefallen lassen und nicht nur von Sirius. Die meisten Beleidigungen gingen bisher weit unter die Gürtellinie. ’Schlappschwanz’ ist noch einer der harmlosen Begriffe, den man ihm zuruft. Dieses Mal nehme ich meine Rolle als Vertrauensschüler Ernst und ich schreite ein, wann immer ich kann, um diesen Rufmord und die Kränkungen zu unterbinden, nur bei Sirius bleibt es schwer. Er hört nicht auf mich.

Mag sein, dass Brenda sauer gewesen war, weil Severus am Tag des Balls keine Zeit für sie gefunden hat, aber hätte sie gewusst, dass er bei Madam Pomfrey für Linda Tränke gebraut hat, hätte sie ihm bestimmt verziehen.

Linda… Als sie erfahren hatte, dass ich kurzfristig nicht nur mit einem anderen Mädchen zum Ball gehen wollte, sondern ihre Freundinnen ihr auch noch alles über den Streit zwischen Sirius und Severus erzählt hatten, da hat sie gesagt, es wäre besser, wenn wir uns eine Zeitlang nicht mehr sehen würden. Sie sagte, meine Freunde seien nicht besser als die von Severus, über die wir immer herziehen. Ich weiß jetzt, dass ich ihr sehr wehgetan habe. Während sie bewusstlos auf der Krankenstation gelegen hat, habe ich mich mit einem anderen Mädchen getroffen, anstatt bei ihr zu sein. Erst jetzt verstehe ich, was sie fühlen muss. Ich werde mal versuchen, mit ihr zu reden, aber bisher geht sie mir aus dem Weg und beantwortet keine meiner Eulen.

Von Jonathan, einem Huffelpuff, habe ich erfahren, dass Linda den Mut gefasst hat, sich bei Severus für sein schnelles Handeln zu bedanken, auch wenn sie nur vom Hörensagen weiß, dass er sie aus dem See gezogen hatte. Von Madam Pomfrey habe ich gehört, wie sich der Unfall mit Linda zugetragen haben muss. Der Wind hatte ihre Mütze vom Kopf gerissen und auf das Eis geweht. Sie hat sich in einen Ast verheddert, der auf der Oberfläche des Sees eingefroren war und per Aufrufezauber oder Levitation hat sie ihre Mütze einfach nicht befreien können. Das Eis schien ihr dick genug und da ist sie auf den See gegangen, um nicht die Mütze, sondern die kleine goldene Anstecknadel zu retten, die sie dort angebracht hatte. Die Nadel war nämlich ein Geschenk von mir gewesen.“

Plötzlich knisterte der Kamin und Remus’ Stimme war zu hören, so dass Hermine, die gerade einen Schluck Kakao nahm, sich erschrocken in die Couch drückte, damit er sie nicht sehen konnte. Dabei verteilte sie den Inhalt der Tasse versehentlich auf ihrem Oberteil.

„Harry, Gott sei dank bist du noch wach. Komm doch bitte und bring mir das Tagebuch zurück, ja?“, sagte Remus recht aufgewühlt.
Harry lief zur Couch hinüber, von der man vom Kamin aus nur die Rückenlehne sehen konnte. Er nahm von Hermine, die sich still verhielt, das Tagebuch und flohte zu Remus. Harry wusste, dass er bei seiner Rückkehr seine beste Freundin noch antreffen würde.

„Oh Harry, danke. Ich… Ich… Hast du es schon gelesen?“, fragte Remus abgehackt, als er sein Tagebuch entgegennahm. In seinen Augen bemerkte Harry den Schimmer Hoffnung, doch der wurde zerstört, als er ihm bejahend nickte.

„Oh, dann… Jetzt hältst du mich bestimmt für ein… für einen Armleuchter“, sagte Remus verlegen zu Boden blickend, bevor er einmal seufzte.
„Nein, tu ich nicht“, entgegnete Harry ehrlich.
Mit ernstem Blick fragte Remus: „Was? Keine Standpauke?“
Harry schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, bevor er sagte: „Das steht mir nicht zu, darüber zu urteilen. Ich denke nur, dass es nicht deine Schuld gewesen war und dass die Sache einfach nur blöd gelaufen ist.“ Remus nickte langsam, doch er war sich nicht sicher, ob ihm Harrys Worte als Absolution reichten. „Weißt du eigentlich, wann Severus ein Todesser geworden ist?“, fragte er unverhofft, ohne zu ahnen, dass seine Frage böse Assoziationen zu dem Eintrag im Tagebuch weckten.
Ängstlich stellte Remus zunächst die Gegenfrage: „Du glaubst, das war der Grund, dass er…?“
„Weiß ich nicht, aber es scheint mir so, als wäre Severus zu dem Zeitpunkt noch keiner gewesen“, unterbrach Harry.
„Ich…“ Remus Stimme versagte. Nachdem er sich geräuspert hatte, erklärte er: „Peter hat gleich im neuen Jahr nach der Schule erzählt, er hätte erfahren, dass Severus jetzt ein Todesser wäre. Er muss achtzehn gewesen sein, aber wann genau er… das weiß ich nicht, Harry. Oh Gott, bitte lass das nicht den Grund dafür gewesen sein“, flehte Remus mit geschlossenen Augen, während er sein Tagebuch schützend an die Brust presste.
„Das ist doch schon so lange her, Remus. Du kannst daran nichts mehr ändern. Warum zerbrichst du dir da noch den Kopf?“, fragte mit ruhiger Stimme.
„Warum? Weil es mich verfolgt! Diese ganzen ’Streiche’… Seitdem du damit angefangen hast, mich über Severus auszufragen, ist es nur noch schlimmer geworden. Die ganzen Erinnerungen an damals kommen wieder hoch, deshalb!“, sagte Remus gereizt. Nachdem er tief ein und ausgeatmet hatte, sagte er: „Tut mir Leid, Harry. Ich wollte nicht laut werden…“
„Schon gut, ehrlich. Weißt du, Remus, vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden; es dir von der Seele reden?“, empfahl Harry.
Mit ruhiger Stimme fragte Remus: „Mit wem sollte denn reden? Sirius? Merlin bewahre… Vielleicht Albus? Der wird mir nur Zitronenbrausebonbons anbieten, mir auf die Schulter klopfen und sagen ’Dass du mir das nicht noch einmal machst, Junge.’.“ Er seufzte, bevor er mit leiser Stimme zugab: „Mit Lily hätte ich gern drüber geredet, aber sie war danach sauer auf mich und Sirius. Diesen Vorfall haben wir nie mehr angesprochen. Als aber Severus nach der Schule angefangen hat, mit Lily und James Kontakt aufzunehmen, da habe ich ihr zugeraten, ihm zu verzeihen. Weißt du, Harry, ab der sechsten Klasse hat Severus sich wieder um Lilys Freundschaft bemüht, aber sie war noch immer sauer, weil er sie ein Jahr zuvor so schlimm beleidigt hatte. Während der Schule hat er’s aufgegeben, aber danach, da war ihm Lilys Freundschaft offenbar so wichtig, dass er ständig Eulen geschrieben hat und erst, als er die Eulen nicht mehr nur an sie adressiert hat, sondern an ’Lily und James Potter’, da habe ich beiden nahe gelegt, ihm eine Chance zu geben. Sirius hat leider immer dagegengehalten und James davon abgeraten und…“

Remus seufzte, bevor er Harrys Besuch abrupft beendete. „Es ist spät. Du hast morgen mit der Zeremonie zu tun. Wir sehen uns bestimmt demnächst.“

Die beiden verabschiedeten sich und Harry flohte wieder nachhause. Wie er es erwartet hatte, war Hermine noch bei ihm und fragte gleich aufgebracht: „Und? Erzähl schon!“

Noch mitten in der Nacht hatte Harry Hermine alles erzählt, was er noch von Remus erfahren hatte. Am Ende fragte sie: „Sag mal, kann ich auf der Couch schlafen? Für morgen habe ich schon alles dabei und… Na ja, Ron übernachtet bei Angelina und ich will nicht allein in dem großen Haus…“
„Kein Problem! Hoffentlich finde ich heute mal endlich etwas Schlaf. Zum Glück kommen die Schüler erst am frühen Abend. Es ist jetzt schon“, Harry blickte auf die Uhr und riss die Augen auf, „kurz vor drei. Gott, ich bin so aufgewühlt, ich kann bestimmt nicht schlafen.“

Sie tätschelte seinen Kopf und empfahl ihm, vor dem Schlafengehen eine der Übungen zu machen, die er während seines Okklumentik-Unterrichts gelernt hatte, um seinen Geist zu leeren.

Harry fand seinen Schlaf, wie auch Hermine, die von ihm einen Pyjama bekommen hatte – mit schlafenden Bärchen drauf – weil sich beide in Haushaltszaubern als Nieten entpuppt hatten, denn sie hatten den Kakaofleck aus ihrem Oberteil nicht wegbekommen. Die Couch vergrößerte sie sich per Zauber, damit sie es gemütlich haben würde.

Wobbel weckte die beiden nicht und so schlief Hermine auf der Couch, bis sie morgens um neun von einem zaghaften Klopfen aufwachte. Nachdem sie die Augen geöffnet hatte, musste sie sich zunächst orientieren, bis sie wieder wusste, wo sie sich befand und bis ein zweites Klopfen sie endlich aufstehen ließ. In dem Moment, als sie die Tür öffnete, kam Harry aus dem Schlafzimmer heraus und gesellte sich zu Hermine an die Tür, denn sie hatte eben Severus geöffnet.

Verdutzt blickte Severus auf den ihm bekannten Pyjama mit den Bären, der an Miss Granger auf entzückende Art anders wirkte, während er bei dem Anblick von Harrys Bekleidung nur elegant eine Augenbraue hob, bevor er interessiert fragte: „Sind das Enten?“
Harry blickte auf die Ärmel, grinste und offenbarte: „War ein Geburtstagsgeschenk…“
Severus vollendete den Satz: „…von Albus.“ Daraufhin musste Harry nur nicken.

Ihm war nicht entgangen, dass Miss Granger ihn böse anblickte, doch er wusste nicht, ob er etwas zu dem Vorfall in der Bibliothek sagen sollte, also ließ er es lieber sein und grüßte die beiden lediglich. Zudem fand er es seltsam, dass Miss Granger offensichtlich bei Harry übernachtet hatte.

Mit eiserner Maske, die er zu halten versuchte, teilte er mit: „Wie ich sehe, sind Sie noch nicht bereit für ein Frühstück oder einen Spaziergang. Ich empfehle mich dann, Harry“, er nickte seinem Kollegen zu, „Miss Granger.“ Auch ihr schenkte er ein höfliches Kopfnicken, bevor er die beide wieder allein ließ.

Nachdem Harry die Tür geschlossen hatte, sagte er: „Lief doch ganz gut, eurer erstes Treffen nach…“
„Von wegen! Wärst du nicht dabei gewesen, hätte das ganz anders ausgesehen. Dass er eben auch noch so getan hat, als wäre nie irgendwas vorgefallen, hat mich nur noch wütender gemacht.“ Sie seufzte, bevor sie entgegnete: „Ich soll ja erst um zwölf bei ihm sein. Viel werden wir heute wohl nicht machen, weil ihr Lehrer ja ab vier Uhr noch Vorbereitungen treffen müsst.“
„Müssen wir?“, fragte Harry mit einem Anflug von Panik im Gesicht.
„Na ja, ich habe von Snape gehört, dass die Lehrer noch einige Vorbereitungen treffen müssen, bevor…“
Harry unterbrach Hermine und rief verzweifelt: „Wobbel?“
Mit einem Plop tauchte sein Elf auf, den er sofort aufgebracht fragte: „Sag mal, habe ich noch irgendwelche Vorbereitungen zu treffen? Irgendwas, was ich heute machen muss?“

Nur schwer gelang es Wobbel, seinen Meister davon zu überzeugen, dass er alles bereits erledigt hatte, bevor er vorschlug, Frühstück für die beiden zu bringen.

„Hat Wobbel sich schon für einen Entwurf entschieden?“, fragte Hermine neugierig.
Lächelnd erwiderte er: „Nein, aber die Idee hat ihm sehr gefallen!“

Um etwa halb elf fing Hermines Bein damit an, unruhig auf und ab zu wippen. Gegen elf Uhr machte das andere Bein mit und um kurz vor halb zwölf fragte Harry: „Soll ich vielleicht mitkommen zu Severus?“
Sie schnaufte nur und gab zu bedenken: „Damit er glaubt, ich wäre ihm nicht gewachsen? Nein, Harry. Ist wirklich lieb von dir, aber dem Problem muss ich mich allein stellen!“

Nach weiteren Minuten fragte er: „Was genau hast du denn nachher vor? Sprichst du ihn auf die Sache in der Bibliothek an?“
Hermine erwiderte lediglich mit einem gequälten Gesichtsausdruck: „Ich hab Bauchschmerzen, ich muss auf die Toilette.“ Schon war sie aufgestanden und im Bad verschwunden.

In Susans Küche richtete Draco gerade das Frühstück an, während er das Gesicht verzog, weil die Geräusche aus dem Badezimmer recht laut waren, denn Susan übergab sich gerade. Nachdem sie sich angezogen hatte und mit rot geäderten Augen in der Küche auftauchte, fragte sie mit rauer Stimme: „Warum hast du mich nicht geweckt? Ich bin viel zu spät dran. Was ist das?“
„Das ist Frühstück. Ja, schau nicht so ungläubig – ich kann wirklich kochen! Hat Severus mir beigebracht. Und geweckt habe ich dich nicht, weil du völlig fertig bist, Susan. Du verschwindest morgens um fünf und kommst nach zwölf erst nachhause. Kein Wunder, dass dein Körper dir jetzt mal seine Grenzen zeigt. Meld dich krank!“, schlug er sehr fordernd vor, während sie sich setzte und er ihr einen Teller mit Champignon-Omelett und Toast reichte.
„Ich kann mich nicht krankmelden! Wir sind völlig unterbesetzt und der Minister braucht mich. Wir untersuchen die Informationen, die dein Vater uns gegeben hat und…“

Susan hielt inne, als sie ein wenig nicht ganz durchgebratenes Ei auf ihrem Omelett hin und her wabern sah, so dass sie gleich wieder von ihrem Stuhl aufsprang und aus der Küche rannte.

Während Susan im Badezimmer Würgelaute von sich gab, begab sich Draco zum Kamin und flohte Susans Vorzimmerdame an. „Guten Morgen, Mrs. Dainty.“
„Oh, guten Morgen, Mr. Malfoy. Sagen Sie, was Miss Bones’ Abwesenheit betrifft…“ Mrs. Dainty hielt inne, weil sie bei Draco Hintergrundgeräusche wahrnahm, weswegen sie angeekelt das Gesicht verzog.
„Das ist der Grund, warum ich Sie anflohe. Miss Bones ist krank, aber offensichtlich möchte sie trotzdem zur Arbeit kommen, das heißt, wenn sie das Badezimmer endlich mal verlassen würde“, sagte Draco schmunzelnd. Wie er es sich gedacht hatte empfahl Mrs. Dainty, dass Miss Bones Zuhause bleiben sollte und sie richtete aus, dass sie dem Minister Bescheid geben würde.

Mit kalkweißem Gesicht kam Susan aus dem Bad. Ihr stand ein wenig Schweiß auf der Stirn, so dass Draco befahl: „Du gehst jetzt sofort ins Bett! Wenn du nichts mit Ei magst“, Susan hielt sich eine Hand vor den Mund, „dann mach ich dir etwas anderes. Den Toast isst du auf jeden Fall, hörst du? Und jetzt ab ins Bett – heute wird nicht gearbeitet!“
„Aber heute Abend kommen doch die Erstklässler nach Hogwarts. Ich wollte Arthur begleiten, der ein paar Worte an die Schüler richten wollte. Immerhin sind das die ersten neuen Schüler seit etlichen Jahren!“, quengelte Susan.
„Erst einmal sehen, wie es dir heute Abend geht. So gehst du mir nicht aus dem Haus“, konterte Draco bestimmend.

Im Gegenteil zu Susan hatte sich Hermines Magen auf ganz natürliche Weise entleert. Das Unwohlsein, dass sich in ihr ausbreitete, wenn sie daran dachte, Snape bald gegenüberzutreten, hatte sie so aufgewühlt, dass sie starke Bauchschmerzen bekommen hatte, doch jetzt ging es ihr wieder gut und sie hatte großen Hunger, doch sie frühstückte nicht, weil sie befürchtete, die Toilette danach nochmals aufsuchen zu müssen.

Mit zittrigen Händen warf sie ihre Jacke über den Arm und danach ihre große Tasche über die Schulter, bevor sie zu Harry blickte und mit angespannter Stimme sagte: „Na, dann wage ich mich mal in die Höhle des Löwen, richtig?“
Harry verneinte und sagte: „Wohl eher in die Schlangengrube.“ Er sprach ihr Mut zu, bevor sie sein Wohnzimmer verließ, um in die Kerker zu gehen.

Das Formblatt vom Ministerium zitterte in seiner Hand. Heute würde Severus seiner Schülerin ganz offiziell den Vertrag vorlegen, damit sie Anfang nächsten Monats, ab dem 1. Oktober, offiziell seine Schülerin sein würde. Sie benötigte diesen Vertrag, damit sie nach ihrer Ausbildung bei ihm entsprechend beim Ministerium ihre Prüfungen ablegen konnte. Er hatte sich im Vorfeld informiert, aber zurückdatieren auf den 1. August durfte er den Vertrag nicht, weil Miss Granger bis Ende September noch offiziell beim St. Mungos beschäftigt wäre. Sie hatte, wie sie es ihm Anfang letzten Monats erzählt hatte, ihren gesamten Resturlaub für diese beiden Monate genommen, war aber schon während ihres Urlaubs täglich bei ihm gewesen.

Er hatte bereits alles auf dem Formular ausgefüllt und es würde nur noch ihre Unterschrift fehlen, doch die zu bekommen, glaubte er, wäre heute wohl das schwierigste Unterfangen. In seinen Augen war es sehr fraglich, ob sie überhaupt noch unterzeichenen würde; die Stelle noch haben wollte. Er hoffte, dass sie ihm verzeihen würde. Am liebsten wäre es ihm, wenn sie den Vorfall überhaupt nicht ansprechen würde und er nicht in die Verlegenheit kommen würde, nach Gründen für seine „Besuche“ in der Bibliothek suchen zu müssen. Es war schon unangenehm genug gewesen, von Harry dabei entdeckt zu werden, heimlich hinter Miss Granger zu stehen und sie anzustarren, ohne eine Erklärung dafür abliefern zu können.

Als es an seiner Tür klopfte, holte er erschrocken Luft, bevor er hinüberging, um ihr zu öffnen. Da stand sie und zwar mit dem gleichen, bösen Blick, mit dem sie ihn vorhin schon bedacht hatte.

„Treten Sie doch bitte ein, Miss Granger“, sagte er äußerst zuvorkommend und er hoffte, dass sie seine Nettigkeit bemerken würde. Wie jeden Morgen stellte sie ihre Habseligkeiten auf dem Stuhl ab, den er zuvor wie üblich einige Zentimeter vom Tisch gezogen hatte, damit die dicke Tasche dort Platz finden würde.

„Möchten Sie einen Tee oder etwas Kaffee?“, fragte er höflich.
„Tee!“, war die knappe Antwort.

Bei einem Hauselfen bestellte Severus eine Kanne Tee und er achtete darauf, eine Sorte zu wählen, die beruhigende Eigenschaften besaß, denn in seinen Augen wirkte Miss Granger so, als würde sie etwas benötigen, um sich entspannen zu können. Sein Blick fiel auf den Vertrag, den er ihr heute zur Unterschrift vorlegen wollte und er fragte sich, wie er das bewerkstelligen sollte. Sicherlich wäre es klug, erst gewisse Differenzen zu bereinigen, bevor er ihn ihr zum Unterzeichnen reichen würde, doch möglicherweise wäre es viel angemessener, ihr vielleicht kommentarlos den Vertrag auf den Tisch zu legen. Einfachheitshalber wählte er die zweite Option.

An ihrem Tee schlürfend beobachtete Hermine, wie Professor Snape zu seinem Arbeitstisch ging und ein Pergament in die Hand nahm, mit welchem er zu ihr hinüber kam. Er legte es ihr vor die Nase und sagte erst dann mit leiser Stimme, in der ein wenig Unsicherheit mitschwang: „Das Zurückdatieren war aus rechtlichen Gründen leider nicht möglich, weil sie zur Zeit noch laut Ausbildungsvertrag im St. Mungos beschäftigt sind. Den August, den wir bereits zusammen gearbeitet haben, werde ich Ihnen aus eigener Tasche vergüten, damit Ihnen kein Nachteil entsteht. Mit dem September werde ich das genauso handhaben, so dass Sie offiziell am 1. Oktober hier anfangen können.“

’Oh nein’, dachte Hermine, ’mit einer Tasse Tee und zwei Monaten Vergütung war die Spionage-Angelegenheit noch lange nicht aus der Welt geschaffen. Trotzdem nahm sie den Vertrag in die Hand, um ihn zu lesen, doch sie stutzte bereits bei der Überschrift. „Formular A“ war die älteste Vertragsform, die es in dieser Hinsicht gab und die ihr als Schülerin jede Menge Vorteile verschaffen würde, denn ihr Meister müsste für die ersten drei Jahre finanziell voll und ganz für sie aufkommen. Sie bekäme zudem alle Arbeitsmittel von ihm gestellt.

Das gängige Vertragsmodell war heutzutage schon „Formular H“ und stellte die bisher letzte Vertragsvorlage dar, die vom Ministerium abgesegnet worden war. Alle Vertragsformen zwischen A und H hatten mit den Jahren immer weniger Annehmlichkeiten für die Schüler und immer mehr Vorteile für die Meister mit sich gebracht. Die letzte Vertragsform beinhaltete nicht einmal mehr eine Vergütung für den Schüler. So wollte er ihr die Sache also schmackhaft machen oder sich sogar wortlos damit bei ihr entschuldigen, dachte Hermine. Aber selbst mit so einem Vorteil würde sie nicht zufrieden sein, wenn das bedeuten würde, dass er ihr noch immer hinterherschleichen würde.

Den Vertrag legte sie auf den Tisch, bevor sie ihre Arme vor der Brust verschränkte und den Professor vorwurfsvoll anblickte. Nachdem sie seine Aufmerksamkeit erlangt hatte, sagte sie trocken: „Es gibt da zu viele Dinge, die zwischen uns stehen und die mich daran hindern, das wirklich zu unterschreiben.“

Innerlich fluchte Severus, denn er wusste, dass er zu weit gegangen war und er sie mit seinem Handeln vertrieben hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zu seufzen, doch den Mund bekam er nicht auf. Er nahm all seinen Mut zusammen, um ihr zumindest in die Augen sehen zu können.

Hermine beobachtete ihn und seine Reaktion, die über einen Seufzer und etwas Augenkontakt nicht hinausging. Noch vor ihrer Ausbildung im St. Mungos wollte sie ihren Meister bei Barnaby Belby machen, doch der hatte aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Jetzt wollte sie zwar ihren Meister bei Snape machen, weil er einer der besten war, aber unter diesen Umständen und mit so viel Misstrauen konnte es die nächsten drei Jahre nicht gut gehen. Sie war jedoch auch nicht gewillt, ihm einfach so zu verzeihen. Sie musste bestimmte Dinge geklärt wissen.

In ihren Gedanken blitzten immer wieder Momente von ihren Unterhaltungen mit Harry und Ron auf und auch Ereignisse, die mit Snape zu tun hatten. Möglicherweise verhielt er sich nur deshalb so, weil er sich in die Enge getrieben fühlte, vermutete sie still. Harry und sie hatten ja bereits festgestellt, dass Snape in die Offensive ging, je mehr man sich ihm näherte. Während der ganzen Erinnerungen, die in ihr hoch kamen, beruhigte sie sich wieder, doch noch immer war ihr nach einem klärenden Gespräch. Da er sich bisher nicht zu ihren Bedenken geäußert hatte, nahm sie die Sache selbst in die Hand. Zu verlieren hatte sie ja nichts.

Nach einem weiteren Schluck Tee stand Hermine unter seinen wachen Augen auf und ging zwei Schritte hinüber zu ihrer Tasche, deren Inhalt sie unverhofft auf dem breiten Arbeitstisch auskippte. In einem beängstigend ruhigen Tonfall fragte sie ihn spöttisch: „Kleine Taschenkontrolle gefällig?“ Snape war wie versteinert und so perplex, dass er nicht antworten konnte und sie nutzte die Gelegenheit, um in ihren Sachen zu kramen. „Wo Sie mich doch eh schon auf Schritt und Tritt verfolgen, kann ich Ihnen die Arbeit auch ein wenig erleichtern oder?“, fragte sie mit erstaunlich milder Stimme, die überhaupt nicht zur Situation passte.

Severus war sprachlos, als seine Schülerin ihn so überrumpelte. Er konnte ihr lediglich zuhören, als sie verschiedene Dinge, die nun auf dem Tisch lagen, nacheinander in die Hand nahm und dazu erklärte: „Das hier ist eines meiner Notizbücher. Das ist voll mit skurrilen Ideen, die sich wahrscheinlich nie verwirklichen lassen.“ Sie warf es ihm locker zu, so dass es auf dem Tisch direkt vor ihm landete und sie erlaubte: „Sie können ruhig reinschauen.“ Sie griff nach etwas anderem, hielt es in den Händen und sagte mit geruhsamer Stimme: „Das sind Hygieneartikel für Damen. Wenn Sie wissen möchten, wozu die gut sind, dann empfehle ich Ihnen das Buch ’Muggellösungen für die moderne Hexe’.“ Sie griff nach einem kleineren Notizbuch und schob es ihrem Professor auf der Tischplatte hinüber, dieses Mal mit den Worten: „Da stehen alle Adresse von Bekannten und Verwandten drin, nur falls Sie eventuell mit dem Gedanken spielen sollten, meinen Freundeskreis über mich auszuhorchen.“

Dass sie sarkastisch geworden war, aber trotzdem auf so ruhige Art und Weise sprach, war Severus nicht entgangen, doch noch immer war er wie paralysiert. So eine Situation hatte er noch nie in seinem Leben erlebt und er wusste nicht, ob es für ihn von Vorteil wäre, Miss Granger zu unterbrechen. Möglicherweise würde sie dann aus der Haut fahren, also ließ er sie gewähren.

Mit je einer Hand ergriff sie zwei kleine Dosen und nachdem sie die erste geschüttelt hatte, erklärte sie mit einem Schmunzeln: „Das sind Tic-Tacs. Kennen Sie wahrscheinlich gar nicht. Wollen Sie einen?“ Sie warf ihm die orangefarbene, viereckige Dose mit dem weißen Deckel entgegen, bevor sie die zweite Dose schüttelte. Das Geräusch war ähnlich, doch hier offenbarte sie: „Verhütungsmittel – allerdings ist das Verfallsdatum abgelaufen. Könnten Sie vielleicht trotzdem noch in Ihren Tränken gebrauchen?“

Jetzt war ihr Humor noch viel bissiger geworden. Obwohl er so ein Verhalten von keinem seiner Schüler billigen würde, wartete er geduldig ab, denn bisher war sie ruhig geblieben, was ihn vermuten ließ, dass sich lediglich die angestaute Aggression bei ihr auf diese Weise zu entladen versuchte. Diese schmerzlose Aggressionsbewältigung wollte er nicht unterbrechen.

„Ah, das hier ist das Notizbuch, in die nur alle brauchbaren Ideen reinkommen. Da sollten Sie wirklich mal einen Blick reinwerfen – aber keine Ideen klauen!“, sagte sie gequält lächelnd, während sie das Notizbuch auf dem Tisch zu ihm hinübergleiten ließ.

„Miss Granger…“, sagte er innehaltend, weil sie beide Hände nach oben hielt und verlangte, dass er den Mund halten sollte, was er auch tat.

„Professor Snape, ich möchte Ihnen damit verinnerlichen, dass ich keine Geheimnisse vor Ihnen habe. Jede Frau wird Ihnen sicherlich bestätigen, dass der Inhalt einer Handtasche nicht für jedermanns Augen bestimmt ist. Und wo ich gerade schon Tacheles rede: Als Quirrell damals Harrys Besen während des Quidditch-Spiels verhext hat, da stand doch plötzlich Ihr Umhang in Flammen…“ Ihr Professor erinnerte sich und nickte scheu, so dass sie erklärte: „Das war ich!“
„Wie bitte?“, fragte er nicht erbost, sondern sehr ungläubig.

Sie ging auf seine Nachfrage gar nicht ein, denn sie wollte momentan nur Fakten nennen und reinen Tisch machen. „Und als Ron, Harry und ich den Stein der Weisen retten wollten, da habe ich Ihr ’Flaschenrätsel’ gelöst. War übrigens eine hübsche Denkaufgabe!“, sagte sie mit ehrlichem Respekt in der Stimme.
Snape nickte und bestätigte mit etwas Unwohlsein, weil er der Situation nicht traute: „Ja, davon hat mir Professor McGonagall berichtet. Und Mr. Weasley hatte wohl ihr Schachbrett völlig auseinander genommen, wenn ich mich recht entsinne?“ Dieses Mal nickte sie bestätigend, bevor er noch unsicher fragte: „Haben Sie zum Trimagischen Turnier auch das Dianthuskraut entwendet?“
„Oh nein, das war ich nicht, das schwöre ich!“, erwiderte sie sehr überzeugend, aber sie sagte nicht, dass Dobby es gewesen war.

Er nickte lediglich und ließ die ganzen Information noch ein wenig sacken, bevor sie plötzlich anfügte: „Aber ich habe Ihre Baumschlangenhaut stibitzt!“
„Ich habe überhaupt keine Baumschlangenhaut in meinen persönlichen Vorräten, Miss Granger“, entgegnete er ihr mit leiser Stimme.
Sie fühlte sich genötigt zu erklären: „Oh, nicht in den letzten Wochen, Professor. Liegt schon eine Weile zurück. Das war in der zweiten Klasse.“ Hermine bemerkte, wie aufgrund dieser Neuigkeit sich seine Augen zu kleinen Schlitzen formten und er jetzt wirklich ein wenig sauer schien. Damit er alles Notwendige erfahren würde, sagte sie noch: „Ich habe damit auf einer Mädchentoilette zum ersten Mal Vielsafttrank gebraut.“

Mit Genugtuung beobachtete sie, wie dem Professor die Gesichtszüge entgleisten. Unglauben wurde durch Skepsis ersetzt, bevor er fragte: „Sie wollen mir weismachen, dass Sie mit nur zwölf Jahren Vielsafttrank gebraut haben?“
Schulterzuckend antwortete sie: „Na ja, ich war schon dreizehn. Ich habe ja immer gleich im ersten Monat eines neuen Schuljahres Geburtstag gehabt; am 19. September.“

Er grübelte einen Moment und fragte dann: „War der Vielsafttrank der Grund für Ihr, sagen wir, etwas samtpfötiges Erscheinungsbild?“ Er erinnerte sich daran, dass Miss Granger mit einem Katzenkopf im Krankenflügel gelegen hatte, aber Poppy hatte immer dicht gehalten, um ihre Schützlinge nicht in eine noch peinlichere Situation zu bringen, weswegen er von ihr nie die Ursache für diese Verwandlung erfahren hatte. Damals hatte er gedacht, Miss Granger wäre lediglich von einem neuen Scherzfluch getroffen worden.

Sich rechtfertigend erklärte sie: „Das war mein Fehler mit der letzten Zutat. Ich habe die gesammelten Haare nicht überprüft, sonst wäre mir aufgefallen, dass es Katzenhaare sind. Bei Ron und Harry hat der Trank aber einwandfrei funktioniert!“
„Mr. Weasley und Harry haben einen komplizierten Trank getestet, den Sie mit nur dreizehn Jahren zum allerersten Mal gebraut haben?”, fragte er verdattert. Gleich drauf fügte er an: „Die beiden waren wohl naiver als ich dachte!“
„Oh nein, Professor, die beiden haben mir nur vertraut“, verdeutlichte sie ihm mit etwas Wehmut in der Stimme, weil er ihr dieses Vertrauen versagte.

’Das hat gesessen!’, dachte Hermine, denn Snape senkte beschämt das Haupt.

Nach einer ganzen Weile näherte sich der Professor und schenkte ihr ungefragt noch eine Tasse von dem Tee ein, bevor er sich über Eck zu ihr an den Tisch setzte, mit zwei langen Fingern den Vertrag unmerklich hin und her schob und bedrückt fragte: „Sind Sie mit dem Vertrag nicht einverstanden? Wir können auch einen anderen…“
„Mit dem Vertrag ist alles in Ordnung. Was mir jedoch zu denken gibt ist die Grundlage unserer Zusammenarbeit.“ Er blickte auf, doch sie redete sofort weiter: „Misstrauen ist keine Basis für eine gute und effektive Partnerschaft.“

Severus war in sich gegangen. Er musste etwas tun, um Miss Granger zu überzeugen, wenn er ihre Schülerschaft bei ihm nicht in den Wind schießen wollte, denn er vertraute ihr und er wollte sie bei sich haben. Nach einem fast unhörbaren Seufzer sagte er kleinlaut: „Ich möchte mich für mein Benehmen ent…“
Sie unterbrach ihn und sagte mit noch immer sehr ruhiger Stimme: „Nein, Professor. Tut mir wirklich Leid, aber mit einer Entschuldigung ist ’diese Sache’ nicht abgetan.“

Mit zusammengekniffenen Lippen erhob er sich von dem Stuhl und wandte sich von ihr ab. Es war eindeutig, dass mit „diese Sache“ seine Observierung gemeint war. Es war ihm peinlich. Er verfluchte Harry,denn hätte der ihr nichts erzählt, denn dann würde er jetzt nicht nach Worten ringen und nach Erklärungen suchen müssen. Miss Granger würde nicht unterschreiben, wenn er ihr nicht versichern könnte, dass seinerseits durchaus Vertrauen vorhanden war.

Jemandem Vertrauen zu schenken beinhaltete auch, sehr persönliche Dinge von sich preiszugeben, wie die Dinge, die Miss Granger in ihrer Tasche mit sich herumtrug oder das, was sie ihm alles gebeichtet hatte. Er besaß nichts Persönliches, was er ihr zeigen konnte, bis auf einige Erinnerungen, die in seinem Denkarium schwammen, doch dazu war er noch nicht bereit. Würde sie nicht längst wissen, dass er ein Todesser war, würde er ihr das dunkle Mal auf seinem linken Arm zeigen, denn das hatte er – bis auf Albus – niemals jemandem freiwillig offenbart. Ihr hätte er sich anvertraut, aber da sie es wusste, würde es keinen Effekt haben.

’Etwas Persönliches, um ihr mein Vertrauen zu beweisen…’, grübelte er. Er hatte nur eine Sache und seine Gedanken drehten sich immer und immer wieder nur um diese eine Möglichkeit, doch er wusste nicht, ob er bereit dazu war, ihr seinen Traum vorzulegen. Das war das einzig Private, was infrage kommen würde. Er müsste ihr jedoch klarmachen, dass sie, wenn er ihr die Pergamentrollen geben sollte, niemals ein Wort darüber verlieren durfte. Damit könnte sie im Gegenzug beweisen, dass sie ebenfalls vertrauenswürdig war. Es wäre eine Sache nur zwischen ihr und ihm und damit könnte er leben.

„Miss Granger?“, fragte er, nachdem er sich umgedreht hatte. Als er sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war, fragte er mit unsicherer Stimme: „Würden Sie mir vielleicht einen Gefallen erweisen?“

Hermine war weniger erfreut darüber, dass sie ihm einen Gefallen tun sollte, doch sie wollte erst wissen, um was es sich handelte, so dass sie antwortete: „Kommt drauf an. Was soll ich denn für Sie machen?“

Sie beobachtete, wie er zu dem Geheimversteck an der Wand ging, von dem sie wusste, dass dort einst die Pergamentrollen untergebracht waren. Ihr Herz rutschte in die Hose, als sie vermutete, dass er ihr wirklich diesen seltsamen Traum zeigen wollte, von dem Harry erzählt hatte. Eben diese Rollen, die seinen Traum enthielten, wovon sie offiziell natürlich nichts wusste, entnahm er dem steinernen Fach und er kam mit ihnen in der Hand auf sie zu.

„Miss Granger, das hier“, er hob kurz die Hand mit den beiden Pergamentrollen, „ist das Persönlichste, das sich in meinem Besitz befindet. Ich vertraue es Ihnen mit der Bitte an, es für mich zu entschlüsseln, aber ich verlange von Ihnen im Gegenzug, dass Sie mit niemandem darüber reden, auch nicht mit Mr. Weasley oder Harry, denn sonst würden Sie mein Vertrauen in Sie zunichte machen!“ Am Ende klang er fast drohend und daher wusste sie, dass es ihm ernst war.

Sie konnte gar nicht glauben, dass er ihr jetzt tatsächlich den Traum anvertraute, für dessen Schutz er zuvor noch so übervorsichtig gehandelt hatte. Sie riss sich zusammen, nahm die Pergamente entgegen und entrollte sie, bevor sie murmelte: „Da steht gar nichts drauf.“
Snape nahm seinen Zauberstab zur Hand, doch bevor er die Schutzzauber entfernte, sagte er noch: „Ich möchte auch nicht, dass Sie mit mir drüber reden.“
„Aber wenn Fragen aufkommen…“
Er unterbrach und erklärte: „Sie haben doch sonst auch immer so ausführliche Essays geschrieben! Schreiben Sie die Deutung in Form eines Aufsatzes. Ich möchte mit Ihnen keine Unterhaltung über das Thema, welches in den Pergamenten enthalten ist, führen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ Sie nickte, bevor er letztendlich die vier Schutzzauber entfernte.
Ein kurzer Blick auf die enge, winzige Schrift und sie fragte sofort: „Was ist das?“
„Haben Sie nicht verstanden, dass ich nicht darüber…“
Sie beruhigte ihn mit einer erhobenen Hand, bevor sie deutlicher wurde: „Ich will ja nur wissen, um was es sich circa handelt, denn wie sonst soll ich wissen, wie ich mit dem Entschlüsseln beginnen soll?“
Kurz und knapp, weil es ihr genügen müsste, antwortete er: „Ein Traum!“

Natürlich wusste sie schon im Groben, um was es sich inhaltlich drehte, doch sie durfte das ihm gegenüber natürlich nicht zum Ausdruck bringen. Sie nickte ihm zu und zog dann ihren Zauberstab, um zunächst alle Gegenstände, die auf dem Tisch lagen, wieder in ihre Tasche zu befördern, bevor sie die Pergamentrollen verstaute.

Mit einem Schimmer Hoffung fragte er: „Miss Granger? Möchten Sie den Vertrag unterzeichnen?“
Sie hob lediglich eine Augenbraue und stellte die Gegenfrage: „Muss ich sofort?“ Er war sichtlich enttäuscht, schüttelte jedoch den Kopf. „Möchten Sie, dass ich mich gleich dahinter klemme?“, fragte sie noch den Traum betreffend. Genervt atmete er hörbar ein und aus, doch hier nickte er. „Gut, ich bin dann in der Bibliothek, wenn Sie gestatten?“ Wieder folgte ein Kopfnicken als Antwort, so dass sie sich auf den Weg in die in den vierten Stock machte. Sie wollte sich so schnell wie möglich daransetzen, den Traum zu deuten.

Nach einer Viertelstunde kam Miss Granger aufgebracht atmend zu ihm zurück und er befürchtete schon, sie würde seinen Traum gegen seinen Willen ausdiskutieren wollen, doch er irrte sich, denn sie fragte unverhofft: „Wo ist der Vertrag?“ Er reichte ihr den Vertrag, den sie ohne Umschweife unterschrieb, indem sie ihm einfach seine Feder aus der Hand nahm. Gleich darauf forderte sie, während sie ihm seine Schreibfeder entgegenhielt: „Ich brauche eine schriftliche Bestätigung, dass ich Ihre Meisterschülerin bin.“
„Wieso denn das?“, fragte er verdutzt, als er die Feder wieder an sich nahm.
Sie rollte mit den Augen und erklärte genervt: „Madam Pince ist wieder da und sie lässt mich nicht in die Bibliothek, weil ich keine Schülerin mehr bin und ich keinen schriftlichen Nachweis habe.“

Er machte ein schnaufendes Geräusch, das seine stille Empörung über Madam Pince’ Verhalten kommentierte, doch er verfasste sofort ein Schreiben, mit welchem er ihre Schülerschaft bestätigte.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Hallo ^__^

Schade, dass das Kapitel nicht länger war. Ich habe gerade so richtig Lust, deine Geschichte weiter zu lesen. Ich meine, die habe ich sonst natürlich auch, aber dieser Strang interessiert mich gerade total!

Hoffentlich wird Susan schnell wieder gesund. Sie ist doch nicht etwa schwanger ...?
Ich freue mich schon auf Harry's erste Schulstunde als Lehrer. Ich hoffe, dass du sie auch aufgeschrieben hast. (:

Lg
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Sentara Snape
FlubberwurmFlubberwurm
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Registriert: 16.12.2008 00:11

Beitrag von Sentara Snape »

Hallo Muggelchen
schön, dass es jetzt weiter geht. es ist nur so schade, dass du immer an der spannensten Stelle aufhörst.
Ich bin neugierig, was Hermine schreiben wird über den traum..obwohl es für jeden klar auf der Hand liegt, der sich ein wenig mit Traumdeutung auskennt...
Gespannt bin ich auch ob Susan von Draco schwanger ist?? Klingt fast so. Du schreibst wirklich toll. Ich weiss, dass ich mich wiederhole aber das ist nunmal die Wahrheit.
Sirius hat viel aufzuholen und wenn ihm endlich ein Licht aufgeht, dann kann man nur hoffen, dass er es zu nutzen weiss...Liebe grüsse von Sentara

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