Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

061 Wobbel




Am nächsten Morgen gab es, wie Minerva es später zu bezeichnen pflegte, einen kleinen Wirrwarr während des Frühstücks. Vom Geruch der warmen Würstchen und des gebratenen Specks war Ginny, die sich jetzt in der ersten Woche des neunten Monats ihrer Schwangerschaft befand, übel geworden und sie konnte sich gerade noch vom Tisch abwenden, um sich gleich darauf geräuschvoll zu übergeben, während Meredith sich aus lauter „Sympathie“ gleich mit erbrechen musste. Die meisten Anwesenden waren erschrocken vom Frühstückstisch aufgesprungen, um entweder zu Hilfe zu eilen oder ihren eigenen Würgreiz mit vorgehaltener Hand unter Kontrolle zu bekommen. Ein Junge schrie sogar aufgebracht „Sie bekommt ihr Baby!“, was natürlich nicht stimmte. Lediglich der strenge Geruch des Essens war ihr auf den empfindlichen Magen gestoßen, der sich trotz des Mangels an aufgenommener Nahrung daraufhin leeren wollte.

Poppy hatte sich der jungen Miss Weasley angenommen und sie vorsichtshalber in den Krankenflügel geführt. Minerva, Harry und Filius beseitigten per Zauberei das Erbrochene, während Albus alle Schüler freundlich dazu aufforderte, wenn ihnen überhaupt noch danach sein sollte, sich etwas vom Tisch zu nehmen, um in ihren Gemeinschaftsräumen oder bevorzugt an der frischen Luft weiterzufrühstücken. Während dieses „Wirrwarrs“ war Severus völlig unbeeindruckt von der Aufregung um ihn herum am Frühstückstisch sitzen geblieben, um genüsslich sein Käsebrötchen zu verzehren.

„Wie können Sie dabei nur weiter essen?“, fragte Harry ihn ungläubig.
„Ich musste schon bei ganz anderen Gelegenheiten einen kühlen Kopf bewahren, Harry. Ach, da fällt mir ein: Hätten Sie heute einen Moment Zeit? Sagen wir, vor dem Mittagessen? Ich möchte Ihnen in meinem Büro etwas gegen Ihre ’Kopfschmerzen’ geben“, erwiderte Severus gelassen, bevor er den Rest seines Frühstücks mit dem letzten Schluck Kaffee hinunterspülte und sich auf den Weg zu seinem Patensohn machte, um das Formular vom „Amt für die Neuzuteilung von Hauselfen“ abzuholen.

Im Krankenflügel versicherte Ginny einer aufgebrachten Madam Pomfrey: „Nein wirklich, das war nur der Geruch von dem Gebratenen. Davon ist mir schlecht geworden. Jetzt hab ich aber richtig Hunger bekommen!“

Poppy hatte seit ihrer Zeit in Hogwarts keine Babys mehr zur Welt gebracht, aber sie stellte nichtsdestotrotz eine ausgebildete Hebamme dar.
Sie untersuchte Ginny trotz Einwände und erklärte danach: „Sollte das Kind jetzt schon kommen, wären das über drei Wochen zu früh, aber sehr gefährlich wäre es nicht mehr, nur damit Sie sich keine Sorgen machen, Miss Weasley. Manche Kinderchen können es halt nicht abwarten und kommen schon früher in diese Welt! Sie wissen ja, dass der Geburtstermin laut Berechnung der 31. August sein soll.“
„Da wird Harry sich aber freuen“, sagte Ginny leise und weniger begeistert.

Er liebte sie, das war ihr klar, aber in ihr wuchs das Kind von einem anderen Mann, weswegen sie ein kaum zu beschreibendes, mulmiges Gefühl im Magen verspürte. Welcher Mann würde sich darüber freuen? Ginny selbst hatte am 11. August, ihr Bruder Percy am 22. August Geburtstag. Ihr Kind würde im gleichen Monat wie sie zur Welt kommen, was sie wieder ein wenig fröhlicher stimmte.

„Natürlich wird er sich freuen, Miss Weasley! Haben Sie ihm etwa noch nichts Genaueres über die Schwangerschaft erzählt? Zum Beispiel, was es werden wird?“, fragte Madam Pomfrey, die der Schwangeren half, sich wieder vom Bett zu erheben. Sie schüttelte nur mit traurigem Gesichtsausdruck den Kopf, doch Pomfrey erklärte ihr daraufhin: „Mr. Potter war einige Male bei mir gewesen und hatte sich erkundigen wollen, ob bei Ihrer Schwangerschaft alles im grünen Bereich wäre. Er war neugierig und hat gefragt, ob ich ihm sagen würde, ob es ein Junge oder Mädchen werden würde.“

Ginny zog beide Augenbrauen erstaunt in die Höhe. Harry hatte sich wegen ihres Wohlergehens erkundigt und darüber hinaus sogar wegen ihres Babys?

Madam Pomfrey bemerkte die Überraschung ihrer Patientin und erklärte: „Natürlich konnte ich ihm nichts anderes sagen, als dass alles in Ordnung wäre, denn er ist ja weder ein Familienangehöriger noch Ihr Verlobter oder Ehemann. Schweigepflicht – Sie verstehen? Deshalb darf ich ihm überhaupt nichts sagen, völlig egal wie oft er versucht mich auszufragen.“

Vor dem Mittagessen besuchte Harry seinen älteren Kollegen, der ihm sofort das gerollte Formular in die Hand drückte und ihm nahelegte, es an einem Ort auszufüllen, an dem er keine „Kopfschmerzen“ haben würde – also in der Muggelwelt. Er sollte sich offenbar gleich darum kümmern, denn Severus drängte ihn zu seinem Kamin hinüber und sagte, in der Nähe der Winkelgasse fände er bestimmt ein ruhiges Plätzchen und so flohte Harry in die Winkelgasse und sein kleiner Spion mit ihm. Nachdem er den Pub „Zum Tropfenden Kessel“ hinter sich gelassen und die Straße der Muggelwelt betreten hatte, war der observierende Hauself nicht mehr bei ihm. Aus einer Laune heraus besuchte er Sirius’ Freundin, die hier ganz in der Nähe wohnte, damit er bei ihr gemütlich das Formular ausfüllen konnte.

„Harry, was machst du denn hier?“, fragte sie etwas verwirrt, nachdem sie ihre Wohnungstür geöffnet hatte.
„Darf ich reinkommen? Ich möchte nur in Ruhe etwas erledigen und dann geh ich auch schon wieder“, versprach er ihr, so dass sie es ihm nicht abschlagen konnte.
„Ich hab aber Freundinnen zu Besuch“, flüsterte sie, während sie ihn hereinbat. „Nur dass du Bescheid weißt!“

Natürlich würde er in Gegenwart von anderen Muggeln nicht zaubern.

Im Wohnzimmer begrüßte er knapp die drei jungen Frauen, die alle Annes Alter zu haben schienen und somit um die zehn Jahre älter waren als er selbst. Anne führte ihn danach in die Küche und bot ihm einen Platz am Küchentisch an, den er dankend annahm.

„Sag mal, hast du einen Kugelschreiber?“, fragte er Anne, die ihm bereits ungefragt eine Tasse Kaffee vor die Nase stellte.
„Ja, ich hol dir einen. Moment…“, erwiderte sie und verschwand im Wohnzimmer.

In der Zwischenzeit las sich Harry das Pergament durch und betrachtete die Felder, die er ausfüllen musste.

„Was zum…?“, flüsterte er stutzend.

Hermine würde ihn umbringen, wenn sie wüsste, dass Severus von ihm verlangte, einen eigenen Hauself beim Zaubereiministerium zu beantragen. Warum nur sollte er so etwas tun, fragte er sich. Einerseits wusste er, dass Severus so etwas nicht aus Jux und Tollerei vorschlagen würde, aber andererseits konnte er sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, einen Elf in seinen Diensten stehen zu haben. Natürlich musste er sofort an Dobby denken und wie der unter den Malfoys gelitten hatte, doch Harry würde einen Hauself selbstverständlich mit Respekt behandeln und gerade das müsste Hermine doch wissen. Eigentlich haderte Harry nur mit sich selbst, weil er nicht Hermines Zorn auf sich ziehen wollte, doch da wurde er schon aus seinen Gedanken gerissen, als Anne ihm etwas zum Schreiben brachte.

Mit einem Kugelschreiber auf Pergament zu schreiben erwies sich als sehr schwierig, weil es nicht wie Papier hart war, sondern sehr weich und er aufpassen musste, keine Löcher ins Pergament zu reißen. Doch auch hier konnte Anne Abhilfe schaffen, denn sie besaß noch einen Steno-Füllfederhalter, mit dem er, fast wie mit einer Feder, ganz einfach das Formular ausfüllen konnte.

Viele Felder kreuzte er gar nicht an, denn die musste man nur berücksichtigen, sollte man einen Elf benötigen, der sich zum Beispiel mit Tieren auskennen müsste und selbst da gab es noch den Unterschied, ob der gewünschte Elf nur mit Haustieren oder sogar mit Nutztieren vertraut sein sollte. Um Hedwig würde Harry sich weiterhin selbst kümmern, weswegen er das Kästchen frei ließ. Völlig gedankenverloren setzte er den Haken bei „Kinder im Haushalt vorhanden“, denn er dachte fast unentwegt an Ginny, aber das war schon seit etlichen Wochen so. Immer wieder drehte sich in seinem Kopf alles um seine Freundin, die offiziell nicht seine Freundin sein durfte.

Nachdem er alles ausgefüllt hatte, alle Häkchen gesetzt waren und er das Formular noch einmal gründlich durchgegangen war, setzte er am unteren rechten Rand seine benötigte Unterschrift, um den Antrag gültig zu machen. Womit er gar nicht gerechnet hatte, war, dass der Antrag sich vor seinen Augen in Luft auflöste und fast zeitgleich ein lautes Plop ertönte und in Annes Küche plötzlich ein in eine Art graufarbene Toga gewickelter Hauself vor ihm stand, der mit piepsiger Stimme sagte: „Harry Potter, Sir. Seien Sie wärmstens gegrüßt. Mein Name ist Wobbel und ich bin ab jetzt Ihr Hauself.“

Während Harry das freundlich wirkende Geschöpft mit offen stehendem Mund anstarrte, öffnete sich die Tür zur Küche.

In den Kerkern setzte Narzissa ihren Sohn und auch Severus darüber in Kenntnis, dass sie vor einiger Zeit einen Antrag beim Ministerium gestellt hätte, mit dem sie ihren Anspruch auf das Malfoy-Anwesen und sämtliche Gelder und Besitztümer ihrer Familie geltend gemacht hatte.

„Sie schreiben zurück, ich müsste lediglich bei Gringotts meine Identität bestätigen lassen und schon würde ich zumindest wieder über die Gelder unserer Familie verfügen. Das Anwesen würde man mir, nachdem Gringotts ihre Identitätsbestätigung ans Ministerium weitergeleitet hätte und die Mitarbeiter dort das nochmals geprüft hätten, frühestens im November übergeben können. Das hört sich doch gut an oder, Draco?“, fragte Narzissa freudestrahlend.

Draco überlegte, ob er sich dazu überwinden könnte, mit seiner Mutter wieder in Malfoy-Manor zu leben. Sicherlich würde ihr selbst die schwermütig finstere Atmosphäre des Hauses nicht mehr zusagen. Womöglich würde sie es von oben bis unten umdekorieren, denn das war es gewesen, was Susan ihm einmal empfohlen hatte. Als er Susan erneut davon berichtet hatte, wie dunkel und ungemütlich das alte Herrenhaus sein würde, hatte sie gekontert, dass man so etwas mit etwas Farbzauber ganz leicht umgestalten könnte. Ein wenig Beige hier, etwas Gelb dort und schon würde alles freundlicher aussehen. Mittlerweile stieß ihn der Gedanke nicht mehr ab, in sein altes Zuhause umzuziehen und er würde zu gegebener Zeit Susan fragen, ob sie dort mit ihm wohnen wollte. Das Herrenhaus war groß genug für alle.

Nach dieser Neuigkeit machte Severus sich auf in sein Büro, denn in seinem privaten Labor, welches man auch von seinem Büro aus erreichen konnte, wollte er heute mit Miss Granger ihre Theorie in die Praxis umsetzen. Sie wollten zusammen einen Trank brauen, der Magie sichtbar machen sollte und womöglich sogar Harrys Gabe, wobei Letzteres nur noch zweitrangig zu sein schien.

Zur gleichen Zeit in London stand Anne an der offenen Küchentür und blickte wie versteinert und mit weit aufgerissenen Augen auf den kleinen Hauself. Sie bemerkte nicht einmal, wie sich eine ihrer Freundinnen hinter ihrem Rücken mit einer Tasse in der Hand an ihr vorbeischlängelte, um sich etwas Kaffee nachzuschenken. Auch diese junge Frau blieb wie angewurzelt stehen, als sie die merkwürdige, grauhäutige Kreatur mit spitzen Ohren und kleiner Knubbelnase erblickte, die sie mit einem breiten Grinsen anschaute und sich zur Begrüßung tief verbeugte.

„Seien Sie gegrüßt, die Damen!“, sagte Wobbel äußerst höflich, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. In diesem Moment schlug sich Annes Freundin eine Hand vor den Mund, um einen Schrei zu vermeiden.

Anne löste sich aus ihrer Starre und schloss aufgeregt die Tür hinter sich und ihrer Freundin, bevor sie Harry leise, aber dennoch gefährlich zischend fragte: „Was zum Teufel soll das? Ich hab dir doch gesagt, ich habe Besuch!“ Danach wandte sie sich an ihre Freundin und fragte besorgt: „Bethany? Kannst du mir versprechen, nicht zu schreien?“ Ihre Freundin Bethany schüttelte den Kopf, so dass Anne sich genötigt fühlte zu empfehlen: „Dann lass die Hand dort, wo sie jetzt ist – auf deinem Mund!“ Ihre Freundin nickte und behielt ihre Hand auf dem Mund.
„Es tut mir so Leid, Anne! Wirklich! Ich wusste ja nicht, dass das passieren würde. Ich habe nur…“
Harry wurde unterbrochen, als Anne schimpfte: „Harry! Du wirst dafür sorgen, dass hier keiner von diesen Vergissmich-Idioten auftauchen wird, hast du verstanden?“

Harry wusste sofort, weswegen Anne sich so aufregte. Die „Vergissmich“ waren Angestellte des Ministeriums aus der „Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen“, die sich um jeden Muggel „kümmerten“, der magieverdächtige Dinge gesehen hatte. Er erinnerte sich daran, wie Ron und er damals mit dem fliegenden Ford Anglia von Arthur zur Schule geflogen waren, weil sie den Hogwarts-Express verpasst hatten – was im Übrigen Dobbys Verschulden gewesen war. Das Problem war nur, dass einige Muggel sie dabei gesehen hatten. Die Erinnerungen von insgesamt acht Menschen waren damals von den Vergissmich „optimiert“ worden – die Erinnerungen an ein fliegendes Auto hatte man kurzerhand gelöscht.

Ein zweiter Blick in die Vergangenheit führte ihm vor Augen, dass man auch seine Tante Magda, die er damals noch vor Beginn des dritten Schuljahres per Zauber aufgebläht hatte, so dass sie im wahrsten Sinne des Worte in die Luft gegangen war – sie schwebte hinauf gen Himmel – nach diesem Vorfall einer Gedächtnisoptimierung durch die Vergissmich unterzogen hatte. Danach hatte sie sich nicht mehr an diesen Vorfall erinnern können. Schlimmer war es bei Mr. Roberts, dem Verwalter eines Campingplatzes, gewesen. Der Zeltplatz befand sich mitten in einem sehr einsamen, britischen Sumpf- und Waldgebiet, und während der Quidditch-Weltmeisterschaft hatte Mr. Roberts plötzlich einen unverhofften Ansturm von Campern zu verzeichnen – Zauberer und Hexen, die sich gar nichts dabei gedacht hatten, in seiner Gegenwart zu zaubern. Dem guten Mann waren mehrmals die Erinnerungen an einige sehr seltsame Erlebnisse gelöscht worden; alles zum Wohle der Zauberergesellschaft und zur Geheimhaltung der magischen Welt.

Von Sirius hatte Anne erfahren, dass das Löschen von Erinnerungen möglich war und sie wollte ihrer Freundin diese Behandlung ersparen. Allein der Gedanke daran, seiner Erinnerungen beraubt zu werden und sich als Muggel nicht einmal dagegen zur Wehr setzen zu können, war für Anne eine grauenvolle Vorstellung. Das war bisher eine der schlimmsten Dinge, die sie von ihrem Freund über die Zaubererwelt erfahren hatte. Anne wollte auf gar keinen Fall, dass dies mit ihrer besten Freundin geschehen würde.

„Ich werde versuchen…“
Harry wurde erneut von Anne unterbrochen, die mit leiser, aber sehr bedrohlicher Stimme, wie er es sonst nur von Severus kannte, forderte: „Nein, du SORGST dafür, dass die sie in Ruhe lassen!“

Zitternd entfernte Bethany ihre Hand vom Mund und sagte mit bebender Stimme ihre ersten Worte: „Die werden nicht kommen.“

Ungläubig blickten Harry und Anne auf die unscheinbar wirkende Bethany, die sich ihre braunen Haare mit beiden Händen gleichzeitig hinter ein Ohr klemmte. In ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt, aber sie schien sich beruhigt zu haben, obwohl sie noch ein wenig aufgeregt atmete.

Wobbel meldete sich zu Wort und sagte mit hängenden Ohren und trauriger, hoher Stimme: „Ich habe nicht gewollt, dass Sie Ärger bekommen, Mr. Potter. Ich werde mich natürlich dafür bestraf…“
„Nein!“, unterbrach dieses Mal Harry. „Es ist nicht deine Schuld, Wobbel.“ Für einen Moment stutzte er, nachdem der komisch klingende Name des Hauselfen ihm das erste Mal über die Lippen gekommen war. „Sei nur still, ja? Du wirst nicht bestraft werden!“, versicherte Harry seinem Elf mit freundlicher Stimme.

Nach einem Moment hatte sich Bethany gefasst, bevor sie leise fragte: „Das ist einer von diesen Hauselfen, richtig?“ Aufgrund der fragenden Blicke, die ihr zugeworfen wurden, erklärte sie eher an Anne gerichtet: „Ich hatte dir damals doch erzählt, dass mein Bruder in Frankreich ein Internat für Jungen besucht. Na ja, das war ein Internat für… für Zauberer.“
Annes Augen weiteten sich vor Staunen, doch sie behielt die Fassung und fragte vorwurfsvoll: „Frank war ein Zauberer und du hast mir nie davon erzählt?“ Nörgelnd warf sie noch hinterher: „Wir sind seit dem Sandkasten die besten Freundinnen, Beth!“
Ihre Freundin rechtfertigte sich reumütig, indem sie mit Tränen in den Augen erklärte: „Aber du hast es doch gewusst – zumindest für einen Tag.“ Sie zwang sich ein gequältes Lächeln ab, bevor sie fortfuhr: „Wir waren im Zoo…“ Beth konnte einen Schluchzer nicht unterdrücken und ihr lief eine Träne über die Wange, als sie tief bewegt schilderte: „Frank hat dir ganz stolz erzählt, dass er ein Zauberer ist und dass er zu seinem elften Geburtstag einen Brief aus Frankreich erhalten hatte und er im September dort zur Schule gehen würde – zur Schule für Hexerei und Zauberei. Du hast ihm natürlich nicht geglaubt und da hat er… es dir einfach gezeigt.“
Völlig verdattert schüttelte Anne den Kopf, bevor sie stockend sagte: „Ich weiß davon nichts! Ich kann mich nicht an so etwas erinnern. Er hat mir nie…“

Doch dann machte plötzlich alles Sinn und sie schluckte mehrmals, um nicht auch noch weinen zu müssen.

Mit von den Tränen schon ganz glasigen Augen und mit zitternder Stimme, ab und an schluchzend, sagte Beth leise und einige Oktaven höher: „Die Vergissmich sind gekommen und haben die Stunden aus deinem Gedächtnis gelöscht, Anne! Ich konnte nichts dagegen machen... Ich wollte, aber sie haben mich magisch gefesselt und mir meine Stimme weggezaubert. Frank hat geweint und geschrieen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen, aber dann… Es ging so schnell, Anne.“

Bethany hatte auf Annes Wunsch hin die anderen beiden Freundinnen nachhause geschickt, so dass Harry, Anne und Beth sich im Wohnzimmer ein wenig darüber unterhalten konnten, was gerade ans Tageslicht gekommen war. Der Elf hörte aufmerksam und mit kugelrunden Augen zu, äußertes sich jedoch nicht. Beth machte die ganze Sache mehr zu schaffen als Anne, was man damit erklären konnte, dass Anne ja keine Erinnerung mehr an diesen schrecklichen Tag hatte.

„Beth, jetzt ist aber mal genug. Hör auf zu weinen“, sagte Anne mitfühlend und zum Trost streichelte sie ihrer Freundin den Rücken.

Mit wenigen Sätzen hatte Beth erzählt, dass sie von ihrem Bruder natürlich viele Briefe per Eule aus seinem Internat erhalten hatte und er ihr neben vielen anderen Dingen auch ausführlich darüber berichtet hatte, wie Hauselfen das Essen zubereiten würden oder aufräumten und die Wäsche machten. Er hatte die kleinen Wesen so bildhaft beschrieben, dass Beth beim Anblick von Wobbel sofort das Wort „Hauself“ durch den Kopf geschossen war.

„Frank war also ein Zauberer… So, so. Beth? Du verheimlichst mir aber nicht noch etwas oder?“, fragte Anne vorsichtig, doch Beth schüttelte nur den Kopf. Sie war ein normaler Muggel, nicht mal ein Squib. „Ich kann nicht glauben, dass man mir als Kind einfach die Erinnerung genommen hat. Diese… Wie alt war ich da?“ Anne rechnete im Kopf nach, bevor sie aufgebracht zeterte: „Gott, ich war erst acht Jahre alt! Gibt es denn keine Gesetze gegen so was? Ich war noch ein Kind, verdammt und zugenäht!“, meckerte Anne.

Harry hatte sich damals nie Gedanken darüber gemacht, wie es den Menschen ergehen würde, denen man das Gedächtnis optimiert hatte. Nur aufgrund Lockharts Schicksal wusste er, was geschehen konnte, wenn so ein Vergissmich- oder Obliviatezauber schief ging, aber dass die Vergissmich ganz offensichtlich nicht einmal vor Kindern Halt machten, das war ihm ein Dorn im Auge. Wenn ein Kind mit acht Jahren herumerzählen würde, dass ein Freund gezaubert hätte, dann würde jeder Erwachsene es sicherlich auf die Fantasie des Kindes schieben, dachte er. Einen Vergissmich-Zauber bei einem Kind anzuwenden war selbst in Harrys Augen ethisch nicht vertretbar.

Nach einem Moment der Stille brach es aus Anne heraus: „Beth? Ich muss dir was sagen: Sirius ist ein Zauberer!“
Beth nickte und entgegnete lediglich lächelnd: „Das habe ich mir ehrlich gesagt schon gedacht!“ Bevor Anne fragen konnte, warum das so wäre, erklärte Beth nicht sehr ernst: „Ein Kerl, der nicht mit einer Fernbedienung umgehen kann, ist entweder ein völliger Idiot oder ein Zauberer! Und da er kein Idiot ist…“ Harry lachte einmal laut auf, während Beth neckisch grinste, so dass Anne endlich auch wieder lächeln konnte.

Die drei unterhielten sich eine Weile über die Deistigkeit, einem Kind Erinnerungen zu stehlen. Das Gespräch kam auf die Gesetze der Zaubererwelt und auf das Zaubereiministerium.

„Ich werde mich darüber beschweren! Ich werde mich beim Zaubereiministerium beschweren, dass man mir als Achtjährige eine Erinnerung gestohlen hat. Jawohl, das mach ich! Die werden mich kennen lernen!“, sagte Anne, die sich diese fixe Idee in den Kopf gesetzt hatte.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Na, damit hat Anne sicherlich nicht gerechnet!
Ich hoffe für sie, dass sie vielleicht etwas im Ministerium bewegen kann, damit das Gesetz geändert wird ...


Mach weiter so! Die beiden Kapitel gefallen mir total! Ich kann gar nicht genug kriegen xD
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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

Anne war doch ziemlich überrascht. Fragt sich nur, ob ein Muggel sich beim Zaubereiministerium beschweren kann? Auf jeden Fall wird sie diesen Vorfall nicht auf sich beruhen lassen.
Jetzt wird's zum Ende hin erstmal ein bisschen romantisch :verliebt:

LG, Muggelchen




062 Beschwerdeabteilung?




Mit Wobbel war Harry zunächst in die Winkelgasse zurückgegangen, um von dort aus wieder nach Hogwarts zu gelangen, doch gleich, nachdem beide einen Fuß auf den Asphalt der magischen Einkaufsstraße gesetzt hatten, sagte Wobbel in beunruhigendem Tonfall: „Mr. Potter, Sir? Es zählt zu meiner Aufgabe, Sie darüber zu informieren, dass Sie verfolgt werden!“
„Verfolgt, Wobbel?“, fragte Harry gespielt erstaunt. „Von wem?“
Wobbel schnippte einmal mit den Finger und erklärte dann: „Jetzt kann er uns nicht mehr hören, Sir. Es ist ein Elf, Mr. Potter. Er ist getarnt und tauchte in dem Moment auf, als wir die Winkelgasse betreten haben.“
„Und wenn er nur durch Zufall hier ist?“, fragte Harry naiv wirkend.
„Ach, Mr. Potter“, Wobbel schüttelte den Kopf, „der andere Elf huscht um uns herum. Er ist Ihnen auf den Fersen – ganz sicher!“
Harry überlegte einen Moment und fragte dann: „Und jetzt kann er uns nicht mehr hören?“
„Nein, man hat mich in der Abwehr sehr gut ausgebildet, Sir!“, erklärte Wobbel mit vor Stolz geschwellter Brust, so dass Harry erleichtert lachen musste.
Unbekümmert fragte er seinen Hauself: „Sag mal, kannst du auch machen, dass er verschwindet? Also, dass er mir nicht mehr folgen kann und mich nicht mehr ausspionieren kann?“
„Aber sicher, Sir! Soll ich es jetzt machen?“, fragte Wobbel, der schon Mittelfinger und Daumen zusammenführte, um den entsprechenden Zauber mit einem Fingerschnipsen durchzuführen.
Einen Moment zögerte Harry und er fragte: „Es wird ihm aber nicht wehtun oder?“
Wobbel schüttelte beruhigend den Kopf und erklärte: „Mein Zauber wird seinen Verfolgungszauber aufheben, Sir. Außerdem belege ich Sie auch gern mit einer anhaltenden Stillewolke, damit kein Wort an sein Ohr dringen kann. Wenn Sie wollen, kann ich das nur auf diesen Elf beschränken oder auch auf alle Elfen anwenden. Na ja, außer mir vielleicht. Wie möchten Sie es haben, Sir?“

Es klang fast so, als hätte ein Kellner gefragt, wie er sein Steak gern hätte.

Harry lächelte und erklärte: „Nur für diesen Elf, Wobbel. Ich hab zwei Freunde unter den Elfen in Hogwarts. Wäre schade, wenn die mich nicht mehr verstehen könnten. Aber halt mich auf dem Laufenden, falls ein anderer Elf mich beschatten sollte!“

Wobbel nickte und schnippte mit den Fingern. Gleich danach bemerkte Harry, dass der spionierende Hauself ihn in der Menschenmenge auf der magischen Einkaufsstraße zu verlieren schien. Er konnte ihm nicht mehr einfach so hinterher gehen. Nachdem Harry appariert war und vor Hogwarts Toren stand, da war der Spion nicht hinterhergekommen – nur Wobbel stand neben ihm und sagte mit leuchtenden Augen und breitem Grinsen: „Sehen Sie, Sir? Er kann nicht mehr folgen!“

In den Kerkern machte sich Severus weiterhin Gedanken über die Pergamentrollen, die man aus seinem Geheimversteck entwendet hatte, doch seine Schülerin versuchte immer wieder, ihn aus seinen Überlegungen zu reißen.

Sie wandte sich an ihn und sagte freudestrahlend: „Professor? Noch eine halbe Stunde und der Trank ist fertig.“

Severus lächelte, aber nur, weil sie sich wieder von ihm abgewandt hatte und es nicht sehen konnte. Der Trank müsste auch in der Praxis auf die Art wirken, wie Miss Granger es in der Theorie ausgearbeitet hatte, dachte er. Nach der Einnahme würden die kleinen Magieteilchen, die Korpuskel, wie hunderttausende von Glühwürmchen anfangen zu leuchten und die Magie bereits im Ruhezustand wie eine Aura um den menschlichen Körper herum zum Glimmen bringen. Während der Anwendung von Magie, wenn zum Beispiel ein einfaches „Wingardium Leviosa“ ausgeführt werden würde, würden die Korpuskeln – je nach Zauber – möglicherweise sogar die Farben ändern, was natürlich ausführlich getestet werden müsste. Miss Granger hatte gestern erst wieder fröhlich enthusiastisch erläutert, dass man diesen Trank bei Squibs anwenden könnte, um zu sehen, auf welche Art deren Magie verkümmert wäre beziehungsweise welche magischen Fähigkeiten bei ihnen durchaus vorhanden wären und vielleicht sogar ausgebaut werden könnten.

„Wenn der Trank fertig gestellt wurde, Miss Granger, dann erwarte ich, dass Sie ihn zu sich nehmen“, sagte er nüchtern, während er sich Notizen zum Projekt machte.
„Wie bitte?“, fragte sie erschrocken nach. „Sie wollen, dass ich das an mir teste?“
Er blickte von seinen Unterlagen auf und erwiderte mit emotionsloser Miene: „Aber natürlich! Es ist Ihre Theorie. Ich verstehe vollkommen, dass Sie auch die erste Person sein möchten, die am eigenen Leib die Probe aufs Exempel macht. Ich werde Ihnen diese Ehre natürlich nicht entreißen.“
Verdutzt und etwas aus der Bahn geworfen fragte sie besorgt: „Aber Sir… Was ist, wenn ich mich damit vergifte?“
„Dann, Miss Granger, können Sie von Glück reden, dass Sie keiner anderen Person Schaden zugefügt haben“, erwiderte er mit der Andeutung eines frechen Grinsens auf den Lippen.
„Professor Snape, ich habe keine Ambitionen, mein Leben so früh zu beenden. Ich will mich nicht vergiften und…“

Er unterbrach sie mit erhobener Hand, während er von seinem Schreibtisch aufstand und zu ihr hinüberging.

„Miss Granger, keine Sorge. Ich habe sicherlich noch irgendwo einen Bezoar herumliegen“, sagte er recht beiläufig, während er sein hämisches Grinsen nun nicht mehr verbergen konnte. Als sie nichts entgegnete, erklärte er: „Was meinen Sie wohl, wie die großen Zaubertränkemeister und –meisterinnen der Welt ihre Entdeckungen gemacht haben? Sicherlich nicht, indem sie einem Knuddelmuff die neuen Tränke eingeflösst haben. Ich erwarte von Ihnen als meine Meisterschülerin nicht nur, dass Sie sich dessen bewusst sind, sondern es auch in die Tat umsetzen. Beim Kochen probieren Sie zwischendurch doch auch oder etwa nicht?“
Verschämt antwortete sie: „Ich kann gar nicht kochen.“ Lediglich mit einer hochgezogene Augenbraue kommentierte er ihren Satz, bevor sie mit betroffener Stimme hinzufügte: „Barnaby Belby ist vor zwei Tagen verstorben. Er hat sich…“
Er unterbrach erneut und beendete ihren Satz mit den Worten: „…durch jahrelange Unachtsamkeit langsam vergiftet. Ja, das Schicksal des Apothekers und Alchimisten ist mir bekannt. Er hat viel zu spät Schutzmaßnahen zur Vorbeugung ergriffen, doch er war sich im Nachhinein seiner Fehler bewusst. Sie, Miss Granger, wissen im Vorfeld, was auf Sie zukommen wird. Ihre Theorie ist vorbildlich ausgearbeitet. Sollten in der Praxis tatsächlich Ungereimtheiten auftreten, dann mit Sicherheit nur in so geringem Maße, dass Sie es nicht einmal bemerken würden. Ich hege keinen Zweifel daran, dass der Trank genauso wirkt wie er wirken soll.“
„Warum trinken Sie dann nicht das Zeug?“, fragte sie eingeschnappt.
„Zeug?“, wiederholte er ein wenig erbost. „Dieser Trank ist nicht nur von den Zutaten her äußerst wertvoll, meine liebe Miss Granger, sondern auch von der Wirkung, die er hervorrufen wird. Und um Ihre Frage mit Ihren eigenen Worten zu beantworten: Ich trinke mein ’Zeug’ und Sie das Ihre! Ich würde Sie niemals dazu überreden, etwas Gebrautes von mir zu sich zu nehmen, das ich nicht selbst schon an mir ausprobiert habe.“

Mit zusammengekniffenen Lippen schaute sie zu Boden und ließ sich die Situation durch den Kopf gehen. Das hier war ihr erstes, ernst zu nehmende Projekt: ein Trank, der auf ihren eigenen Ideen basierte; ein Mittel, das auch, wenn es denn wirken sollte, zur Diagnose von magischen Veränderungen eingesetzt werden könnte. Sie hatte – zumindest schon in der Theorie – einen Trank geschaffen, der sogar Krankenhäusern von Nutzen sein könnte und somit auch vielen Zauberern und Hexen. Es wäre nur richtig, ihn auch selbst zu testen. Doch Professor Snape war im Gegensatz zur ihr ein Meister in Zaubertränken und dazu noch einer der besten. Wenn er etwas Neues zusammenbrauen würde, dann hätte sie keine Bedenken in Bezug auf das Resultat, so dass sie, ohne dass er ihren Gedankengängen folgen konnte, einfach sagte: „Ich würde alles trinken, was Sie zusammenbrauen.“

Er starrte sie für einen Moment lang an, bevor er das von ihr Gesagte so deutete, wie sie es gemeint haben musste, weshalb er entgegnete: „Trotz Ihres schmeichelhaften Kompliments müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie nicht Ihr Leben lang auf Testpersonen zurückgreifen können. Sie könnten es gar nicht mit Ihrem eigenen Gewissen vereinbaren, ständig andere Menschen in potenzielle Gefahr zu bringen.“ Er seufzte einmal, nachdem er bemerkt hatte, dass sie ihn noch immer nicht angesehen hatte, so dass er anbot: „Miss Granger, nur dieses eine Mal stelle ich mich Ihnen zur Verfügung. Wenn Sie es möchten, werde ich den Trank testen!“
Jetzt schaute sie ihn endlich an und zwar sehr verdutzt, bevor sie ungläubig fragte: „Sie würden es tatsächlich trinken?“
Für ihn klang es so, als wäre sie von ihrem Trank nicht sehr überzeugt, so dass er beteuerte: „Natürlich! In dem Trank ist keine einzige Zutat, die ernsthafte gesundheitliche Schädigungen hervorrufen könnten. Auch die Wirkungen der Zutaten untereinander sind ungefährlich. Es gibt für mich keinen Grund, eine negative Reaktion zu befürchten.“

Severus bemerkte, wie sie sein Gesicht musterte, um womöglich nach einer Lüge zu suchen, doch er hatte ihr die reine Wahrheit gesagt. Er fürchtete den Trank an sich nicht und ging auch von keinen unangenehmen Nebenwirkungen aus. Es war ihm nur nicht ganz geheuert, welche Farben der Trank bei ihm ans Tageslicht bringen würde. Das war das Einzige, was ihm wirklich Sorgen bereitete. Als sie ihm in die Augen blickte, fühlte er sich für einen Moment wie paralysiert, doch ihre Stimme erweckte ihn wieder aus seiner Starre, als sie sagte: „Nein nein, schon gut. Ich werde ihn testen.“

In ein Glas füllte Hermine fünfzig Milliliter ihres Trankes, während sich Severus neben sie stellte und jeden ihrer Handgriffe beobachtete. Sie hielt sich das Glas unter die Nase und roch daran, bevor sie ihm erneut in die Augen blickte. Plötzlich fiel ihr etwas an ihrem Professor auf, das ihr neulich schon aufgefallen war, doch vor wenigen Tagen konnte sie nicht sagen, was es gewesen war, das ihn so anders erscheinen ließ.

Dieses Mal wusste sie es und sie sprach es unverblümt an: „Sagen Sie, sind Ihre Augen heller geworden?“
Erschrocken weiteren sich seine Lider, bevor er wieder seine Maske zurechtrückte, auf seine Notizen starrte und erwiderte: „Sie müssen sich irren. Das ist sicherlich nur das Licht hier unten.“
Sie gab nicht auf und forderte mutig: „Sehen Sie mich nochmal an, bitte!“
Wütend schnaubte er, bevor er – ohne sie anzublicken – grantig sagte: „Wenn Sie die Güte hätten, den Trank einzunehmen, damit wir…“
„Was ist denn schon dabei, wenn Sie mich einmal ansehen?“, fragte sie hartnäckig.
In diesem Moment blickte er auf und seine Augen waren wieder dunkel, nahezu nachtschwarz, bevor er mit schmieriger Stimme verinnerlichte: „Meine Augen oder ihre Farbe gehen Sie überhaupt nichts an, Miss Granger!“

Ihr Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, weil er wieder so wütend schien wie damals, als er sie an seinem Denkarium hatte stehen sehen, doch bevor die Situation eskalieren konnte, klopfte es an der Tür. Barsch bat der Professor den unverhofften Gast herein. Es war Harry und…

„Hi Severus, darf ich vorstellen? Das ist…“

Als Harrys Blick auf Hermine fiel, die so sauer dreinschaute, hielt er erschrocken inne. Sie würde sicherlich böse auf ihn sein, weil er nun einen Hauself besaß. Seine Gedanken überschlugen sich und er suchte nach einer Erklärung, die sich nur stotternd formte, so dass er auf Wobbel zeigte und abgehackt sagte: „Hermine, das ist nicht… nicht so, wie du… Es tut mir Leid, ehrlich! Du weißt, dass ich B.ELF.ER immer ernst genommen habe, aber… Du musst mir glauben, Hermine!“
Sie rollte mit den Augen, bevor sie gleichgültig entgegnete: „Krieg dich mal wieder ein, Harry!“ Sie schnaufte verachtend, nachdem sie flüsternd hinzugefügt hatte: „Von wegen ernst genommen.“

„Harry, wie geht es Ihren Kopfschmerzen?“, fragte Severus mit hochgezogenen Mundwinkeln, was einem Lächeln sehr, sehr nahe kam, denn er glaubte, die Antwort zu kennen.
Sein junger Kollege sagte erleichtert klingend und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck: „Ich habe keine Kopfschmerzen mehr, aber es sieht so aus, als hättet ihr beide welche. Doch bevor ich euch davon erlöse, möchte ich eine Sache klarstellen!“ Er holte tief Luft bevor er in den Raum hinein sagte, damit die beiden Elfen, die Severus und Hermine ausspionierten, es auch deutlich hören würden: „Wenn Professor Dumbledore wirklich glaubt, ich wäre eine Gefahr für diese Welt, weil ich möglicherweise ein neuer dunkler Lord werden könnte, dann möchte ich, dass er sich an mich wendet und mit mir persönlich über diese Angelegenheit spricht!“

Gleich darauf blickte Harry verschmitzt lächelnd zu seinem Hauselfen hinunter und nickte ihm einmal zu. Wobbel schnippte locker mit den Fingern der rechten Hand und Harry sah, wie beide Elfen durch einen blauen Schutzwall, ähnlich einer kleinen Schockwelle, aus dem Zimmer gedrängt wurden.

„So, das wäre erledigt!“, sagte Harry, bevor er tief durchatmete.
„Sie sind wirklich weg?“, fragte Hermine angespannt.
Nach seinem Kopfnicken ließ sie ihre Schultern locker hängen. Entspannung machte sich in ihr breit, doch nicht bei Severus, denn der sagte gleich darauf sehr ernst: „Harry, ich bin bestohlen worden und das, was man mir entwendet hat, könnte die Fronten zwischen Ihnen und Albus nur noch verhärten! Ich muss es wiederbekommen und ich muss wissen, wer es gelesen hat!“

In der „Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen“ wurde gerade die Post von Hauselfen verteilt. Mrs. Barmy-Bedlam ging wie üblich zunächst die Eilanträge durch, um gleich darauf die bereits wartenden Vergissmich für den Außendienst einzuteilen und loszuschicken, um Muggel von ihren verstörenden Erinnerungen an laufende Bettpfannen, sprechende Spiegel oder rülpsende Blumenvasen zu befreien. Nachdem Mrs. Barmy-Bedlam die Aufträge an die Angestellten verteilt hatte und diese sich auf den Weg gemacht hatten, widmete sie sich der restlichen Tagespost. Sie arbeitete seit über drei Jahrzehnten in dieser Abteilung und war einiges gewohnt, doch heute brachte ein Brief sie völlig aus der Fassung. Sie las ihn wieder und wieder, doch sie konnte ihn weder bearbeiten noch einer anderen Abteilung zukommen lassen, so dass sie ihn zunächst beiseite legte.

Als Mrs. Barmy-Bedlam mit der Post und ihrer allgemeinen Arbeit fertig war, las sie nochmals den Brief, der sie die ganze Zeit über beschäftigt hatte, denn darin stand:


„Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zaubereiministeriums,

ich reiche hiermit Beschwerde wegen eines Vergissmich-Zaubers ein, der in Ihrer Abteilung genehmigt und am 14.02.1978 an mir selbst angewendet worden war. Der Grund meiner Beschwerde ist, dass ich zu diesem Zeitpunkt erst acht Jahre alt war.

Die in dem Buch ’Geschichte der Zauberei’ angegebenen Gesetzesauszüge besagen ausdrücklich, dass vor der Anwendung eines Vergissmich-Zaubers an minderjährigen Muggeln in jedem Fall individuell von einem Beirat entschieden werden muss, ob überhaupt eine Gefahr für die Zaubererwelt besteht und ob ein Vergissmich-Zauber eingesetzt werden darf.

Darüber hinaus muss einer minderjährigen Person vor der Durchführung eines Vergissmich-Zaubers ein Jugendvertreter Ihres Zaubereiministeriums zugewiesen werden, dessen Aufgabe darin besteht, im Vorfeld wie auch nach einem vollzogenen Gedächtniszauber sich um die minderjährige Person zu kümmern. Das alles war nicht der Fall, wie eine Zeugin es bestätigen kann.

Sie haben somit gegen § 132 des Muggelschutz-Gesetzes verstoßen, welcher sich in Abs. 2 und 3 (Muggelabwehrzauber) ausführlich mit dem Umgang von Minderjährigen befasst.

Mit freundlichen Grüßen,
Anne Adair“


Mrs. Barmy-Bedlam überlegte kurz und marschierte dann mit dem Brief zu einer Kollegin im gleichen Stockwerk, die beim „Komitee für muggelgerechte Entschuldigungen“ arbeitete, doch auch die konnte mit der Beschwerde nichts anfangen, da der Fall schon 25 Jahre zurückliegen würde und das Komitee lediglich die Aufgabe hatte, magische Geschehnisse, die man vor Muggeln nicht vertuschen konnte, mit unverdächtigen Erklärungen abzutun – dazu war es längst zu spät. Der Fall von Miss Adair behandelte ein anderes Gebiet.

Die Kollegin riet: „Geh doch mal zur Abteilung für magische Strafverfolgung ins ’Büro gegen den Missbrauch der Magie’. Vielleicht können die was damit anfangen.“
Mrs. Barmy-Bedlam stutzte einen Augenblick, bevor sie die Worte ihrer Kollegin begriffen hatte und erklärte dann erbost: „Aber das würde ja bedeuten, dass meine Abteilung sich des Missbrauchs der Magie strafbar gemacht hätte!“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte die Kollegin des Komitees diese Anmerkung, so dass Mrs. Barmy-Bedlam nervös ein Stockwerk tiefer in den zweiten marschierte und etwas gehemmt an die Tür des Abteilungsleiters des ’Büros gegen den Missbrauch der Magie’ klopfte. Auch der studierte die Beschwerde von Miss Adair und sagte kopfschüttelnd und vorwurfsvoll: „Da haben Sie Ihren Job wohl nicht richtig gemacht, wie? Es gab noch nie – wirklich nie – eine Beschwerde über die Anwendung eines Vergissmich-Zaubers von der Person, an der der Zauber angewandt worden ist.“
Mrs. Barmy-Bedlam schaute verschämt zu Boden und fragte eingeschüchtert: „Haben wir für solche Fälle eine Beschwerdeabteilung?“
Der Abteilungsleiter des „Büros gegen den Missbrauch der Magie“ erklärte sarkastisch: „Es gab noch nie Beschwerden in dieser Hinsicht! Wie auch? Die Muggel sollten in der Regel nicht einmal mehr wissen, dass es etwas geben könnte, worüber sie sich überhaupt beschweren können!“ Er war etwas lauter geworden, empfahl jedoch am Ende: „Gehen Sie zu meiner stellvertretenden Vorgesetzten. Sie wissen, wo sich Miss Bones’ Büro befindet?“ Mrs. Barmy-Bedlam nickte und ging den Gang hinunter, bis sie Miss Bones’ Vorzimmerdame ihr Anliegen erklären konnte.

In den Kerkern sträubte sich Severus, etwas über den Inhalt der gestohlenen Pergamentrollen zu sagen, so dass Harry und Hermine sich keinen Reim daraus machen konnten, warum die Beziehung zwischen dem Direktor und Harry sich dadurch möglicherweise verschlechtern könnte.

„Na ja, vielleicht bekommt Albus ja in dieser Sekunde meine Nachricht übermittelt und ich hoffe, dass wir morgen während des Frühstücks einen kleinen Gesprächstermin ausmachen“, sagte Harry aufatmend.

Er wollte wirklich mit Albus reden und von dem Direktor persönlich hören, warum der so schlecht von ihm dachte. Es lag Harry weniger daran sich zu rechtfertigen, denn dass hatte er nicht nötig, doch er wollte die Gründe erfahren. Manchmal zweifelte Harry nämlich selbst. Arthur hatte es so schön auf den Punkt gebracht, indem er erklärt hatte, dass einige aus dem Orden ihrer eigenen Meinung nicht trauen würden, weil es Dumbledore war, der das Gegenteil behauptete. Natürlich war es schwer, einem mächtigen angesehenen Zauberer wie ihm nicht zu glauben. Hätte Albus früher einmal behauptet, Hermine wäre eine bösartige Hexe, dann hätte Harry diese Aussage selbstverständlich auch für bare Münze genommen – zumindest für einen kurzen Augenblick.

Am Abend wollte Harry etwas Entspannen und so nahm er Sirius’ Einladung an, mit ihm zu Anne zu gehen, um sich von ihr bekochen zu lassen. Durch den Kamin flohten sie in den Pub „Zum Tropfenden Kessel“, um von ihm aus in die Muggelwelt zu gelangen.

In Annes Wohnung angelangt schlug ihnen gleich der wohlriechende Duft eines Zwiebelbratens entgegen, zu welchem sie Sauerkraut und Knödel reichen würde.

Nachdem sie gegessen hatten, stellte Harry laut fest: „Also das ist doch mal was anderes, als das Essen in Hogwarts!“ Danach rieb er sich den vollen Bauch, bevor sie sich ins Wohnzimmer begaben und es sich auf Couch und Sessel gemütlich machten. Harry durfte Musik auswählen und derweil wurde ihm bewusst, wie fremd ihm die Muggelwelt bereits geworden war. Viele Musikgruppen kannte er gar nicht mehr und so wählte er einfach „Das weiße Album“ von den Beatles, denn da konnte er seiner Meinung nach nichts falsch machen.

Irgendwann stellte Harry die Frage, warum der Bruder von Annes bester Freundin als Junge in Frankreich zur Zaubererschule gegangen war und Sirius, der die Geschichte von Anne erfahren hatte, machte den Anfang, indem er erklärte: „Er war wohl ein kleines Sprachgenie und konnte schon mit neun Jahren ganz gut Französisch. Aber mal nebenbei: Es ist es mir sowieso ein Rätsel, wie das mit den Einladungen überhaupt funktioniert. Ich meine, viele Kinder, besonders muggelstämmige, wissen ja nicht einmal, dass sie zaubern können. Trotzdem müssen sie ja irgendwo registriert sein, sonst könnten sie zu entsprechender Zeit doch keinen Brief bekommen.“

Anne erzählte weiter: „Bevor Frank überhaupt wusste, dass er ein Zauberer ist, haben seine Eltern mit dem Direktor seiner Grundschule ausgemacht, dass er im nächsten Schuljahr als Austauschschüler nach Frankreich gehen durfte und da bekam er auch schon den Brief von der Zaubererschule in Frankreich und nicht von Hogwarts. Die müssen irgendwie auf die Entscheidung von Franks Eltern Rücksicht genommen haben. Frag mich nicht, wie das gehen soll… Kannst ja mal Dumbledore fragen, ob er da Licht ins Dunkel bringen kann. Interessant wäre es schon, mal zu wissen, ob irgendwo eine Art ’magischer Karteikasten’ existiert, der von ganz allein die Namen von Neugeborenen notiert, die in elf Jahren einen Brief von einer Zaubererschule erhalten sollen.“

Ja, dachte Harry, die Überlegung hatte was. Dass man den Namen „Harry James Potter“ vorgemerkt hatte, war ihm klar, aber was war beispielsweise mit Hermine? Wusste sie schon früh, dass sie eine Hexe war oder ließen sich die Merkwürdigkeiten, die möglicherweise – wie bei ihm selbst – in ihrer näheren Umgebung geschehen waren, erst mit der Einladung der Zaubererschule erklären?

„Was macht Frank jetzt?“, fragte Harry neugierig.
Anne schluckte einmal, bevor sie erklärte: „Der liegt auf dem Abney Park Cemetery. Beth hat mir neulich erst anvertraut, dass er im Krieg gefallen war – also in ’eurem’ Krieg gegen diesen Wahnsinnigen.“
„Voldemort“, murmelte Harry und Anne nickte daraufhin.
Etwas enttäuscht klingend fügte Anne hinzu: „Nachdem er gestorben war, hat Beth mir damals einfach erzählt, ihr Bruder wäre bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
Mit zusammengekniffenen Lippen nickte Harry, bevor er monoton entgegnete: „Ja, das kommt mir bekannt vor.“

Unweigerlich kam das Gespräch auf Annes Erlebnis mit den Vergissmich und Harry sowie Sirius stimmten erneut zu, dass es moralisch nicht vertretbar wäre, bei Kindern solche Vergessenszauber anzuwenden.

Mit einem gehässigen Funkeln in den Augen erzählte Anne: „Ich habe einen Beschwerdebrief an euer Ministerium geschickt!“
Hier fielen Harry beinahe die Augen raus, bevor er fragte: „Wie denn das? Doch nicht mit der Muggelpost? Der arme Postbote…“

Er sah vor seinem inneren Auge, wie ein Muggelpostbote in der Telefonzelle stand, die einen für Muggel unerkannten Zugang zum Zaubereiministerium darstellte, und verzweifelt nach einem Briefkastenschlitz suchte.

„Nein, natürlich nicht. Sirius hat meinen Brief per Eule weggeschickt. Bin mal gespannt, ob ich eine Antwort erhalten werde und wenn ja, wie man die wohl schicken wird. Ich überlege mir jetzt schon, was ich meinen Nachbarn erzählen soll, wenn bei mir plötzlich ein Vogel mit einem Brief am Bein ans Fenster klopft“, erklärte sie belustigt.
Mit einem Male beschlich Harry ein ungutes Gefühl und deswegen gab er seine Bedenken preis, indem er sagte: „Aber nicht, dass die nachträglich noch einmal herkommen und…“
„Nein, dürfen sie gar nicht!“, unterbrach ihn Sirius. „Weil“, er kramte etwas aus seiner Hosentasche und hielt Anne gleich darauf eine kleine Schachtel unter die Nase, die er öffnete, „ich Anne jetzt fragen werde, ob sie tatsächlich so verrückt ist – was ich innerlich bejahen möchte – und mich heiraten würde!“

Sie grinste breit und schlug sich die Hände vor den Mund, bevor sie ein fiependes Geräusch von sich gab, womit sie ihre Aufregung kundtat. Da sie immer noch nichts sagen konnte, sondern nur wie gebannt auf den Ring starrte, sagte Sirius noch mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck: „Denn wenn ein Muggel mit einem Zauberer liiert ist, können die überhaupt nichts machen!“

Nachdem Anne sich endlich – zu Sirius’ Erleichterung – äußern konnte, steckte er ihr den Ring an den Finger und Harry war der Erste, der den beiden freudestrahlend gratulieren durfte. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, so dass Anne eine Flasche Perrie Jouet öffnete, einen Champagner, der wegen seiner kunstvoll mit Windröschen verzierten, handbemalten Flasche auch gern „Flower-Bottle“, also „Blumenflasche“ genannt wurde und den sie, wie sie erzählte, vor etlichen Jahren von einem Freund zur bestandenen Führerscheinprüfung geschenkt bekommen hatte.

Sirius war so frech und fragte Harry: „Wie steht’s mit Ginny? Demnächst etwas Ähnliches vor, wie…“ Er hielt inne und nahm stattdessen Annes Hand, um Harry den Ring zu zeigen, woraufhin Harry nur grinsen musste.
„Ja, ich denke, nach der Geburt wage ich diesen Schritt“, entgegnete er breit lächelnd.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Oh, wie romantisch :D

Hoffentlich bekommt Ginny gaaaanz schnell ihr Kind xD
Aber kann Harry ihr überhaupt dann einen Heiratsantrag machen?
Sie geht dann doch noch zur Schule, oder?

Lg
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

keine 10 Kapitel mehr und Ginny bekommt ihr Kind :D
Severus hatte Harry einmal geraten, seine Situation zu ändern, damit er in Bezug auf Ginny keine Probleme bekommt - damit meinte er, Harry sollte sich mit ihr mindestens verloben. Sie ist zwar Schülerin, aber volljährig. Außerdem weiß ja jeder, dass Harry und Ginny schon früher mal zusammen waren. Probleme wird er da wohl nicht bekommen.

LG, Muggelchen




063 Die diebische Elfe




Anne und Sirius hatten beschlossen, mit der Hochzeit noch zu warten, denn Anne bestand darauf, zunächst eine Zeit lang das „gemeinsame Wohnen“ auszuprobieren. Zwar war Sirius schon sehr häufig bei ihr in der Wohnung gewesen und hatte dort auch schon etliche Male übernachtet, doch das war etwas anderes. Sie hatten keinen gemeinsamen Haushalt. Er hätte am liebsten gleich ein großes Haus in der Zaubererwelt erworben, denn nachdem Harry vor Monaten bei Gringotts einen Antrag eingereicht hatte, war sein Vermögen – Harrys Erbe von Sirius – wieder von Harrys getrennt worden und man hatte es in einem eigenen Verlies untergebracht. Allein seine Abstammung aus einer wohlhabenden Reinblüterfamilie hatte ihn so reich gemacht, dass er im Leben keinen Finger mehr krumm machen müsste, doch Anne war da ganz anders.

„Ich werde meinen Job nicht aufgeben! Wenn du glaubst, ich lasse mich von dir einfach hinter den Herd stellen…“
„Aber wie sollst du denn dahinter passen? Zwischen Herd und Wand ist doch so wenig Platz“, scherzte er, doch ihr war nicht nach Witzen zumute.
„Wie sieht das eigentlich mit meinen ganzen Verwandten und Freunden aus? Darf ich denen von dir erzählen oder ist die Anzahl der Menschen, denen ich von der Zaubererwelt erzählen darf, begrenzt? Nicht, dass nach einer feuchtfröhlichen Party diese Vergissmich-Arschlöcher auftauchen und alles wieder zunichte machen“, sagte Anne beunruhigt.
„Ähm“, war das Einzige, was Sirius darauf erwidern konnte, denn er wusste nicht, wie andere Zauberer, die sich mit Muggeln liierten, solche Fragen gelöst hatten. Er wusste nicht einmal genau, wie Lily das damals mit ihren Verwandten gehandhabt hatte, denn als junger Mann hatte er sich für solche Dinge nicht interessiert.
„Mehr hast du nicht zu sagen als ’ähm’? Na ja, ich werde mal Beth fragen, wie Frank es mit seinen Freunden gemacht hat“, sagte sie entschlossen.
Nach einem Moment fragte er kleinlaut: „Warum willst du diesen Job überhaupt behalten? Du schimpfst doch immer nur über deine Kollegen und deinen Chef. Warum hältst du trotzdem daran fest?“
Sie seufzte zunächst und überdachte ihre Antwort genau, bevor sie sagte: „Ich werde mich finanziell nicht abhängig machen.“
„Aber warum?“, fragte er mit großen treuen Hundeaugen, so dass sie ihm einen Kuss auf die Wange geben musste.

Sie erklärte ihm, dass eine ihrer Freundinnen den „Mann ihres Lebens“ kennen gelernt hatte, mit ihm zwei Kinder in die Welt setzte und er sie nach zweieinhalb Jahren sitzen gelassen hatte. Aufgrund der Kinder bekam sie keinen Job mehr und der Mann war auf und davon und zahlte keinen Unterhalt, so dass sie letztendlich von Sozialhilfe leben müsste, bis die Kinder aus dem Haus wären.

„Traust du mir etwa nicht?“, fragte Sirius mit Wehmut in der Stimme.
Sie tätschelte seinen Oberschenkel, bevor sie erwiderte: „Lass uns zusammenziehen und das Ganze auf die Probe stellen.“
„Mir ist die Wohnung zu klein!“, sagte er eingeschnappt.
„Dann nehmen wir uns eben eine größere, aber du zahlst dann auch die Hälfte der Kosten“, schlug sie lächelnd vor.
„In der Zaubererwelt!“, verlangte er.
„Nein, in der Muggelwelt!“, konterte sie.
„Dann werden wir uns aber, falls wir uns wirklich in der Muggelwelt niederlassen, einen Kamin einbauen und beim Zaubereiministerium einen Antrag auf den Anschluss ans Flohnetzwerk stellen!“, stellte er klar.
„Aber wir dürfen nicht einfach in einer Mietwohnung einen Kamin einbauen lassen, Sirius“, erklärte sie.
Trotzig konterte er: „Dann kaufen wir eben ein eigenes Haus!“
„Welches du bezahlen musst, weil ich nicht so viel Geld habe und dann wird es dein Haus sein, während ich meine Wohnung aufgeben muss und…“

Er unterbrach sie mit einem innigen Kuss. Nach einem Moment, der wie eine Ewigkeit währte, sagte er mit heiserer Stimme: „Auch wenn die Verlobung mit dir so schwer anläuft, werde ich dich trotzdem heiraten. Brauchst gar nicht zu glauben, dass du mich loswirst!“ Dann lächelte er breit und fiel wieder über sie her.

Mit Wobbel an seiner Seite konnte Harry wieder aufatmen. Er fühlte sich ohne die Spione endlich wieder frei. Unbekümmert konnte er sich mit allen Menschen um sich herum unterhalten, ohne irgendwelche gekünstelten Umschreibungen suchen zu müssen und er konnte wieder essen, ohne dass ein Elf auf den Tisch sprang und mit einem Bein in seinem Müsli stand.

Der Name seines eigenen Hauselfs war für seine Ohren der bisher komischste, den er je gehört hatte, aber so ungewöhnlich „Wobbel“ auch klingen mochte – er war eine wahre Hilfe! Er unterschied sich von all den anderen Elfen, denen Harry bisher über den Weg gelaufen war, denn er drückte sich völlig normal, wenn auch überaus höflich, aus und sprach nicht, wie zum Beispiel Dobby, immer von sich in der dritten Person. Außerdem war sein Elf manchmal so dreist, ihn an seine Aufgaben zu erinnern, wie neulich, als Wobbel gesagt hatte: „Mr. Potter, Sir. Sie haben noch jede Menge Hausaufgaben durchzuschauen. Vielleicht sollten Sie Ihre Verabredung mit Miss Granger um eine Stunde verschieben?“ Wenn das für einen Hauselfen nicht frech war? Natürlich erinnerte Wobbel ihn aber auch an wichtige Termine, wofür Harry dankbar war, denn es sah für einen Lehrer nicht gut aus, zum Termin der Strafarbeit, die er selbst den Schülern auferlegt hatte, zu spät zu kommen.

Neulich gab es eine kleine Auseinandersetzung mit Severus, der ihm und Hermine vor wenigen Tagen anvertraut hatte, bestohlen worden zu sein. Harry hatte angeboten, Wobbel auf die Suche zu schicken, doch hier hatte sich Severus vehement gesträubt. Das käme gar nicht in Frage, hatte sein Kollege aufgebracht gesagt. Severus wollte noch immer nicht erklären, um was es sich bei dem entwendeten Gegenstand handeln würde und warum sich dadurch die Fronten zwischen ihm und Albus verhärten könnten.

Seine viel zu spärlichen Informationen hatten Hermine zur Weißglut gebracht, so dass sie aufgebracht zu Severus gesagt hatte: „Müssen Sie immer alles so erschweren? Herrgott, wenn wir nicht einmal wissen, nach was wir suchen, wie zum Henker sollen wir es denn jemals finden? Wissen Sie, Professor Snape: Es war wesentlich einfacher, die ganzen Horkruxe von Voldemort zu finden und sie zu zerstören als Sie zum Reden zu bewegen!“

Harry hatte bemerkt, dass Severus etwas perplex über die emotionale Entladung seiner Schülerin gewesen war, doch offenbar hatte er nun endlich verstanden, dass er nicht um Hilfe bitten konnte, wenn er nicht einmal einen Hinweis darauf geben wollte, was die Pergamentrollen beinhalten würden und so entschloss sich sein Kollege leider dazu, sein Hilfegesuch einfach wieder zurückzuziehen. Hermine hatte daraufhin nur verärgert ihren Kopf geschüttelt und enttäuscht geschnauft, um ihm somit ihre Meinung über sein Verhalten mitzuteilen, doch sie hatte ihn ansonsten in Ruhe gelassen, denn es war letztendlich seine Entscheidung.

Anfang der dritten Augustwoche – Ginny würde Ende nächster Woche ihr Baby bekommen – kam Harry wie üblich morgens bei Severus vorbei, um den Hund auszuführen. Sein älterer Kollege wirkte nervös und schien sich etwas ausgelaugt zu fühlen, weswegen Harry ihm anbot, doch einfach mitzukommen und tatsächlich nahm Severus das Angebot an.

„Wissen Sie, Severus, Hermine hat völlig Recht“, sagte Harry während ihres Spaziergangs mit dem Hund.
„Auf was genau spielen Sie an?“, fragte sein Kollege irritiert.
„Ich meine, dass es einfacher war, die Horkruxe zu finden als etwas von Ihnen in Erfahrung zu bringen.“ Severus wollte gerade etwas entgegnen, da machte Harry mit einer Geste seiner Hand deutlich, dass er zunächst das loswerden wollte, was ihm auf dem Herzen lag und so erklärte er: „Es handelt sich hier doch um zwei Dinge. Das Erste: Sie möchten die Pergamentrollen zurückhaben! Das allein sollte kein Problem darstellen. Aber Punkt zwei ist das, was Ihnen eigentlich zu schaffen macht. Sie befürchten nämlich, dass Sie gelesen werden, nachdem sie gefunden wurden. Beim Suchen können wir Ihnen helfen, Severus. Mein Elf könnte sie finden, da bin ich mir sicher. Was den zweiten Punkt betrifft: Da müssen Sie uns einfach vertrauen, wenn wir Ihnen versprechen, dass wir keinen einzigen Blick hineinwerfen werden.“ Harry seufzte einmal, bevor er noch hinzufügte: „Natürlich liegen Sie völlig richtig, wenn Sie denken, dass wir beide – Hermine und ich – vor Neugierde fast platzen, aber wir haben bisher unsere Versprechen immer gehalten.“

Mindestens zehn Minuten vergingen, in denen keiner ein Wort sagte, denn Severus benötigte Zeit zum Nachdenken. Er fand es ungewöhnlich, aber erleichternd, dass Harry offensichtlich genau zu wissen schien, weshalb er sich so gegen ihre Hilfe sträubte.

„Harry, wenn Sie davon ausgehen, dass Ihr Hauself keine Probleme haben wird, meine Pergamentrollen zu finden und sie zu mir zurückzubringen, dann würde ich mittlerweile in Betracht ziehen, Ihr Angebot anzunehmen, aber nur unter mehreren Bedingungen!“ Harry lauschte aufmerksam, als Severus seine Forderungen stellte.

Nachdem Severus seine Ausführungen beendet hatte, sagte Harry grinsend: „Wow, Sie gehen auf Nummer sicher oder? Okay, dann machen wir das so, wie Sie es möchten.“

Harry rief Wobbel zu sich, der immer erschien, wenn er seinen Namen laut sagte. Mit einem lauten Plop stand der Elf plötzlich vor den beiden Zauberern und der Hund erschreckte sich im ersten Moment über das abrupte Auftauchen.

„Mr. Potter, wie kann ich Ihnen dienlich sein?“, fragte der Hauself höflich. Sogleich begann Harry mit seinem Befehl, der die Länge einer Kurzgeschichte aufwies. Immer wieder verbesserte Severus den Befehl an Wobbel und Harry wiederholte alles, was sein Kollege sagte. Wobbel nickte immerfort und hörte seinem Meister aufmerksam zu.

Nachdem zu Severus’ Zufriedenheit der Befehl ausgesprochen war, wiederholte Wobbel in Kurzform: „Also: Ich suche die gestohlenen Pergamentrollen von Professor Snape und wenn ich Sie gefunden habe, bringe ich Sie sofort – ohne Umwege – zu ihm zurück. Ich darf keiner Menschenseele die Pergamentrollen zu zeigen oder von ihnen zu erzählen; nicht einmal Ihnen, Mr. Potter. Sie als mein Meister können im Nachhinein in Bezug auf diesen eben gegebenen Befehl nichts mehr an ihm ändern, selbst wenn Sie es versuchen würden, korrekt so?“
„Ähm…“ Harry blickte fragend zu Severus hinüber, der lediglich nickte, so dass Harry zu Wobbel sagen konnte: „Ja, so ist es korrekt!“
„Gut, dann möchte ich mit Professor Snape einen Moment alleine sprechen“, sagte der Hauself mit ernster Miene. Harry wurde tatsächlich von seinem eigenen Hauself weggeschickt, aber das war in Ordnung, solange er Severus damit einen Gefallen tun konnte.

Nach wenigen Minuten war Wobbel verschwunden und Severus holte Harry wieder ein, der natürlich gleich fragte: „Was wollte er denn von Ihnen wissen?“
„Ich sollte ihm lediglich die Zauber nennen, mit denen ich die Pergamentrollen vor neugierigen Augen geschützt habe. Hauselfen, so erklärte er zumindest, können Dinge viel besser finden, wenn sie nach magischen Signaturen Ausschau halten und nicht nach dem Gegenstand selbst“, erklärte Severus.
Harry nickte und entgegnete nur: „Klingt logisch.“

Albus hatte, obwohl sich Harry sicher war, dass die spionierenden Hauselfen ihm von seiner ganz offensichtlich an den Direktor gerichteten Nachricht informiert haben mussten, bisher kein Gespräch mit Harry gesucht, aber das war ihm mittlerweile egal. Es lag an Albus, den ersten Schritt zu machen und ihn zur Rede zu stellen, doch der schien sich nicht einmal dafür zu interessieren, dass Harry jetzt einen eigenen Hauself beschäftigte. Es war aber auch nicht so, dass Albus ihn ignorierte. Ab und an wechselten sie wieder wie früher ein freundliches Wort, so dass Harry schon glaubte, Albus hätte den Irrsinn seiner fixen Idee endlich begriffen und alles würde zur Normalität zurückkehren.

Dobby half gerade Winky in der Küche, das Abendessen herzurichten, da bemerkten beide einen Hauself, den sie nie zuvor gesehen haben.

„Winky, sie doch mal dort drüben!“, sagte Dobby, der große Augen machte. Winky schaute hinüber und bemerkte den anderen Elf, der etwas zu suchen schien. Als sie wieder zu Dobby blickte, bemerkte sie, dass er zitterte.
„Was hat Dobby nur? Kennt Dobby ihn?“, fragte sie leise, doch er verneinte. Dobby ahnte jedoch, dass dieser Elf den Auftrag haben musste, etwas zu suchen, denn immer wieder schnippe der Fremde mit den Fingern und schickte, ähnlich wie eine Fledermaus ihre Ultraschalllaute ausstieß, einige magische Wellen raus, die gleich darauf zu ihm zurückkehrten. Auf diese Weise war es für Hauselfen recht leicht, etwas zu finden, denn sie brauchten nicht jede Ecke abzusuchen, sondern schickten nur ihre Findezauber, doch nach welchen magischen Signaturen suchte der fremde Elf?

Um herauszufinden, welche Zaubersprüche benutzt wurden, schnippte Dobby zeitgleich mit dem anderen Elfen mit seinen eigenen Fingern. Nachdem das Echo zu Dobby zurückgekehrt war, wusste er, dass der fremde Elf nach fünf magischen Signaturen suchte, die ihm wohl bekannt waren. Scheu blickte sich Dobby um. Seine anderen Kollegen schienen sich von dem fremden Elf, der sich in der Küche aufhielt und sie magisch durchstöberte, nicht gestört zu fühlen.

„Dobby, sag Winky, was los ist!“, sagte die besorgte Elfe dieses Mal mit Nachdruck.
„Winky, geh rüber zu dem Elf! Lenk ihn ab, sofort!“, forderte er mit bebender Stimme. Dobby war so verängstigt, dass sie es nicht wagte, ihm zu widersprechen oder weitere Fragen zu stellen und so ging Winky hinüber zu dem anderen Elf und begann ein unverfängliches Gespräch mit ihm, so dass der das Fingerschnipsen für einen Moment vergaß.

Nach einem weiteren Schnipsen hielt Dobby zwei Pergamentrollen in der Hand und gleich darauf löste er sich in Luft auf, nur um wenige Sekunden später bei Harry im Büro zu erscheinen.

„AH, bei Merlin – erschreck mich nie wieder so!“, meckerte Harry, der sich eine Hand an sein wild schlagendes Herz hielt. Das plötzliche Auftauchen von Elfen oder von den Zwillingen jagte ihm immer wieder einen Schrecken ein.
„Dobby ist untröstlich, Harry Potter! Bitte verzeihen Sie einem dummen Hauself wie Dobby, Sir“, sagte Dobby betrübt und mit hängenden Ohren. Tränen sammelten sich in den großen Kulleraugen, so dass Harry sich gleich bei ihm entschuldigte. In dem Moment, als er Dobby anblickte, bemerkte er auch die beiden Pergamentrollen, die der Elf bei sich trug.

„Was… Dobby, was ist das da?“, fragte Harry mit leiser Stimme und plötzlich begann Dobby zu heulen. „Dobby, nicht weinen. Hör auf, ja? Bitte!“, sagte Harry, der seinem Freund eine Hand auf die Schulter legte, um ihn zu trösten.
„Harry Potter ist immer so nett zu Dobby… behandelt Dobby immer wie einen Freund“, schluchzte der Hauself.
„Weil du mein Freund bist, Dobby! Ich hab mich nur erschrocken… ich wollte dich nicht…“
Doch Dobby unterbrach Harry und sagte laut und weinerlich: „Dobby war böse gewesen! Dobby wollte doch nur helfen und jetzt sieht es so aus, als hätte Dobby es weggenommen!“

Dobby heulte so laut, dass Harry aus lauter Verzweiflung einen Stillezauber auf sein Zimmer legte, damit niemand glauben würde, in seinem Büro würde womöglich ein Alarm schrillen. Der Elf war kaum zu beruhigen und so blieb Harry nur die Möglichkeit, Dobby mit einem Gespräch abzulenken.

„Beruhige dich. Ich verspreche dir, dass ich nicht mit dir schimpfen werde, aber du musst mir unbedingt sagen, was das ist, was du da in den Händen hältst“, sagte Harry mit ruhiger Stimme, obwohl er bereits eine Ahnung hatte.

Immer wieder schluchzte Dobby und Harry begrüßte es, dass der Elf nicht nur eigene Kleidung besaß, sondern mittlerweile auch mit der Anwendung eines Taschentuches vertraut war. Dobby schnäuzte sich lautstark und trompetend und sagte gleich darauf, er würde sich selbst für sein Handeln bestrafen müssen, doch letztendlich erklärte er: „Dobby wusste von den Hauselfen, die Harry Potter und seine Freunde verfolgten, aber Dobby steht in Professor Dumbledores Diensten und durfte nichts machen. Dobby hat auch gesehen, wie ein Elf eines Abends diese beiden Rollen in die Küche brachte. Es war nicht recht, Harry Potter etwas wegzunehmen und nur deswegen hat Dobby das hier“, Dobby wedelte mit den beiden Pergamentrollen, „von dem Elf gestohlen und selbst versteckt. Aber jetzt… jetzt kommt dieser Fremde und sucht danach und Dobby hat Angst bekommen.“

Wieder heulte Dobby auf und Harry klopfte ihm beruhigend die Schulter. Nachdem sich Dobby wieder etwas beruhigt hatte, gab er Harry die beiden Rollen, von denen der Elf glaubte, dass sie ihm gehören würden. Harry würde einen Besenstil vertilgen, wenn es sich hierbei nicht um die beiden Rollen handelte, die Severus vermisste, doch er musste sichergehen. So entrollte er das erste Stück Pergament und hielt einen Moment inne, als ihm nach dem ersten Absatz bewusst wurde, dass Severus geträumt haben musste, von Voldemort gerufen zu werden. Severus hatte angemerkt, dass dieser Traum anfangs sehr real schien, bis er zur gewünschten Stelle appariert war. Neugierig las Harry weiter; las von der trockenen Weinrebe, die plötzlich erblühte und seiner Stimme, die zu Severus sagte, es wäre an der Zeit, die Rebe zu schneiden. Doch dann, als er Severus’ winzige Schrift weiterverfolgte, bildete sich ein Kloß in seinem Hals: Harry selbst, auf einem Thron aus Perlen.

Das erste Pergament war hier zu Ende und Harry platzte fast vor Neugierde. Er hatte sich zwar davon überzeugt, dass es tatsächlich Severus’ Pergamente waren, aber jetzt er musste die zweite Rolle unbedingt auch noch lesen! Wie konnte Severus es wagen, auf der ersten Seite so einen fiesen Cliffhanger einzubauen?

In der zweiten Rolle stand, dass Harry Severus’ Hand genommen hätte, um von ihr alte, raue Haut abzustreifen, die einer Schlangenhaut glich. Gleich darauf wurde Severus von einem Einhorn davon abgehalten, fliehen zu können. Sein Herz raste, als er las, wie Severus im Anschluss vor Schreck erstarrte, weil Harry mit seinem Zauberstab das Dunkle Mal berühren wollte. Der Traum war hier zu Ende und sein älterer Kollege hatte am Ende angefügt, dass er glaubte, im Schlaf geweint zu haben.

Einen Moment lang musste Harry das eben Erfahrene verdauen. In dem Fach Traumdeutung war er immer schlecht gewesen, was Trelawney sicherlich jederzeit gern bestätigen würde. Für wenige Sekunden erinnerte er sich daran, wie Ron und er während ihrer Schulzeit ausgedachte „Träume“ niedergeschrieben hatten, um sie als Hausaufgabe für Trelawney deuten zu können, aber das nur, weil Harry damals wegen Voldemort ständig Alpträume gehabt hatte, die er niemandem hatte preisgeben wollen. Sein Magen zog sich zusammen, als er glaubte zu wissen, dass Severus genauso viel dran liegen müsste, seinen eigenen Traum ebenfalls für sich zu behalten, denn der Inhalt war äußerst heikel.

Schnell schüttelte Harry sämtliche Schuldgefühle von sich ab, denn er überlegte, ob dieser Traum womöglich etwas beinhalten konnte, mit dem man seinem Kollegen helfen könnte. Vielleicht irgendein Hinweis auf früher? Noch immer hatten Ron, Hermine und er nicht einen einzigen, stichhaltigen Anhaltspunkt, was vor etwa zwanzig Jahren mit Severus geschehen sein könnte. Es war ja nicht zu übersehen, dass Severus nach Voldemorts Sturz eine Veränderung seiner Persönlichkeit durchlebte, was sich der Tränkemeister selbst nicht erklären konnte. Aber so schlimm hörte sich der Traum eigentlich gar nicht an, dachte Harry. Die Empfindungen, die Severus nämlich auch auf den Pergamenten notiert hatte, bestärkten Harrys Gefühl, dass eine Deutung des Traumes keine bedenklichen Ergebnisse ans Tageslicht bringen würde. Bis auf den kleinen Schrecken mit dem Einhorn, bei dem Severus selbst noch angemerkt hatte, dass es ihm gegenüber nicht angriffslustig gewesen wäre, hatte der gesamte Traum sich eher friedvoll abgespielt. Einzig das Ende war beunruhigend und das auch nur, weil man nicht erfahren hatte, was geschehen würde, wenn Harry mit seinem Zauberstab das Dunkle Mal auf Severus’ Unterarm tatsächlich berühren würde. In diesem Moment fragte sich Harry, was in der Realität geschehen könnte, wenn er genau das ausprobieren würde, aber wollte er es tatsächlich darauf ankommen lassen?

Mit einem Male wurde Harry sich darüber bewusst, warum Severus wegen der abhandengekommenen Schriftrollen so nervös war. Würde Albus das hier lesen, wäre es für ihn wahrscheinlich nur ein gefundenes Fressen, das bestätigen würde, was er eh schon vermutete, nämlich dass Harry ein neuer Dunkler Lord sein würde, selbst wenn der Traum, besonders die Empfindungen von Severus, nicht angsteinflössend gewesen waren. Die vorherrschende Farbe im Traum war weiß, was schon einmal nicht schlecht sein konnte. Die Räume waren hell gewesen, alles war ruhig und bis auf das unbefriedigende Ende wirkte nichts besorgniserregend.

Jetzt machte sich ein weiteres Gefühl in Harry breit: Schuld. Oh je, er hätte es gar nicht lesen sollen, schalt er sich in Gedanken. Wie sollte er Severus wieder unter die Augen treten, nachdem er ihm die Pergamentrollen übergeben hätte? Was hatte Harry nur getan? Er hatte sein Versprechen gebrochen, auch nur einen Blick hineinzuwerfen. Sein Kollege würde sofort merken, dass etwas nicht stimmen würde – dass es nicht Wobbel gewesen war, der die Rollen gebracht hatte, sondern…

„Dobby, du musst mir zuhören! Du darfst niemanden erzählen, dass du die Rollen hattest und ich sie gelesen habe! Du bringst diese Rollen zurück in die Küche und sorgst dafür, dass der andere Elf sie findet! Der andere heißt…“, er durfte den Namen nicht nennen, sonst würde Wobbel sofort hier auftauchen. Harry fuhr anders fort und erklärte: „Er ist mein Hauself, verstehst du, Dobby? Ich war es – ich habe ihn geschickt, damit er das hier findet, aber er soll es nicht zu mir bringen, sondern zu jemand anderen. Ich möchte, dass das auch genauso vonstatten geht, wie vorgesehen war! Bitte sorge dafür, dass der andere Elf das findet und dann ist alles wieder gut!“ Harry hatte sehr hastig und besorgt gesprochen. Es könnte noch alles glattgehen, hoffte er.

Sirius hatte verschiedene Zeitungen durchforstet, um nach Wohnungen zu suchen, wobei ihm egal war, ob er auch in Zeitungen der Zaubererwelt stöberte, denn es gab einige Squibs, die in der Muggelwelt Wohnungen für Zauberer und Hexen anboten und in diesen Angeboten waren bereits Annehmlichkeiten wie Kamine mit Flohnetzwerkanschluß oder Eulenunterkünften inbegriffen. Wegen der anderen Bedenken, die Anne geäußert hatte, wandte er sich an Hermine und er fragte sie Löcher in den Bauch, wie sie damals, nachdem sie erfahren hatte, eine Hexe zu sein, mit ihren Freunden und Verwandten umgegangen war. Etwas bedrückt antwortete sie ihm auf jede seiner Fragen, so dass er sich am Ende mit diesen Informationen getrost an Anne wenden konnte.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Beitrag von Muggelchen »

064 Alte Gesichter




„Wie geht es Ihnen, Mr. Malfoy?“, fragte Schwester Marie mitfühlend.

Lucius war seit Beginn der Behandlung nicht mehr derselbe. Er war still, wenig angriffslustig und kein bisschen arrogant, was man auf die marternden Beschwerden zurückführen konnte, die er ertragen musste. Sein rechtes Auge brannte und ein stechender Schmerz puckerte Tag und Nacht hinter seinem Augapfel, so dass er keinen ruhigen Schlaf mehr finden konnte, denn Schmerz- und Schlafmittel waren während der Behandlung tabu. Da er nicht antwortete, kam Schwester Marie an sein Bett legte eine Hand auf seinen Unterarm. Normalerweise wäre er aufgesprungen, um sich solche vertrauten Gesten zu verbitten, aber er war froh, dass jemand hier war, der ihn durch seine Qualen begleitete.

„Ist es das alles wirklich wert?“, fragte er sie mit gebrochener, rauer Stimme, während er eine Hand an sein schmerzendes Auge führte.
Sie seufzte, bevor sie erklärte: „Es ist noch ein anderer Patient in diesem Flügel, der genau die gleiche Behandlung durchmacht wie sie, nur ist derjenige schon viel weiter. Er kann schon wieder etwas sehen und er sagt, dass es sich bisher auf jeden Fall gelohnt hat.“

Sie wusste nicht, wie sie sonst antworten sollte. Durch ihre Kenntnisse war sie darüber im Bilde, was Zeitumkehrer-Sprüche für Leid verursachten, wenn sie an einzelnen Stellen des Körpers angewandt wurden und gerade die Augen waren besonders empfindlich. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie der andere Patient vor lauter Schmerz gesagt hatte, es wäre eher zu ertragen, wenn er es sich herausreißen würde. Bei Mr. Malfoy müsste man noch solange die Zeit umkehren, bis der Zeitpunkt erreicht war, an dem er zumindest noch Schatten sehen konnte. Somit wäre eine Grundlage geschaffen, um eine Behandlung mit Spendermaterial beginnen zu können.

„Oh, dann bin ich ja erleichtert, dass ich nicht die Versuchsperson für diese äußerst ungewöhnliche Behandlung bin. Schön zu wissen, dass der andere Herr alles ertragen konnte. Ich werde mich zusammenreißen, Schwester Marie“, sagte er schwächlich und mit einem Hauch Selbstironie in der Stimme.

Im Zaubereiministerium stutzte Susan über die Beschwerde, die man ihr auf den Tisch gelegt hatte und um die sie sich kümmern sollte. Als der Minister sie in sein Büro rief, nahm sie das Schreiben einfach mit.

„Ah, Susan. Schön, dass Sie hier sind“, sagte Arthur fröhlich.

Er hatte ihr schon seit einiger Zeit angeboten, ihn beim Vornamen nennen zu dürfen, wenn sie im Ministerium unter sich waren.

„Was kann ich für Sie tun, Arthur?“, fragte sie mit einem Lächeln.

Arthur schien völlig überarbeitet. Es hatte dunkle Augenringe bekommen und ein eingefallen wirkendes Gesicht. Er saß an seinem Schreibtisch, der vollgestellt war mit Aktenbergen, die bis knapp unter die Decke reichten und nur nicht umfielen, weil er sie mit einem Zauber belegt hatte. Trotz alledem blieb er immer gut gelaunt, wenn seine Mitarbeiter bei ihm waren, doch jetzt verblasste das fröhliche Lächeln auf seinem ausgezehrten Gesicht.

„Susan, es gibt da Probleme. In Spanien wurde eine reinblütige Familie überfallen. Drei kamen ums Leben. Diese Familie war gesellschaftlich sehr angesehen und äußerst wohlhabend, weswegen jetzt auch Druck auf unser Ministerium ausgeübt wird. Die Familie war bekannt dafür, sich nicht nur durch Spenden, sondern auch aktiv im Kampf gegen Voldemort und dessen Todesser eingesetzt zu haben. Aber was mir am meisten Sorgen bereitet, ist, dass diese Familie offenbar von Muggeln überfallen worden ist und zwar im Schlaf. Nennt man Brandstiftung… Die konnten sich erst viel zu spät in Sicherheit bringen, die armen Leute. Eine Haushälterin, die fast erwachsene Tochter und der Hausherr sind im Schlaf den Flammen zum Opfer gefallen. Verstehen Sie, Susan? Es waren höchstwahrscheinlich Muggel!“

Er seufzte müde, bevor er fragte: „Sagt Ihnen der Name Wilkes etwas?“

Susan nickte, denn ihr war bekannt, dass Wilkes ein Todesser gewesen war, der vor langer Zeit zusammen mit Evan Rosier von Auroren getötet wurde.

Arthur holte erneut aus und erklärte: „Fast zur gleichen Zeit, als diese spanische Familie überfallen worden war, wurde hier in Schottland eine alte Frau und ihre beiden erwachsenen Töchter getötet, doch dieses Mal durch Magie! Diese Frau war schon hundertunddreizehn Jahre alt und sie war Wilkes Großmutter, doch sie war niemals eine Todesserin!“

Arthur tippte mit den Fingern einer Hand nervös auf seinem Schreibtisch, bevor er fragte: „Ist Ihnen vielleicht der Name Elena Karkaroff auch ein Begriff?“
„Das ist die Tante von Igor Karkaroff. Er ist vor einigen Jahren von Todessern umgebracht worden. Elena Karkaroff selbst hatte sogar vor etwa zwanzig Jahren gegen ihren Neffen ausgesagt und das Ministerium auf eine richtige Fährte gebracht, so dass man ihn verhaften konnte“, antwortete Susan.
Arthur nickte und sagte gleich darauf: „Sie wissen selbst, Susan: Wenn es einen Todesser in einer Familie gibt, dann heißt das nicht automatisch, dass alle anderen Verwandten auch Todesser wären, aber es scheint Leute zu geben, die genau das denken. Und mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass wir es hier mit zwei verschiedenen Gruppen zu tun haben! Die einen morden Todesser und ihre Familienangehörigen und dabei ist es denen völlig egal, ob diese Leute selbst Todesser sind oder nicht; ob sie reinblütig, halbblütig oder sogar Squibs sind, wie der Neffe von Evan Rosier, dieser Christian. Die anderen hingegen ermorden Reinblüter aus Gründen, die ich leider noch nicht kenne.“
„Und was haben Muggel damit zu tun?“, fragte Susan erstaunt.

Arthur überlegte eine ganze Weile und dann, ohne auf ihre Frage zu antworten, sagte er: „Tun Sie mir bitte einen Gefallen? Überprüfen Sie alle Übergriffe, die wir nach dem Sturz des Dunklen Lords verzeichnet haben. Sortieren Sie die Fälle nach Kategorien: verwandt mit einem Todesser oder nicht verwandt. Aber besonderes Augenmerk legen Sie bitte auf die Art, wie sie umgekommen sind – ob durch Magie oder durch Muggelart. Ich möchte sehen, ob das, was ich befürchte, sich dadurch vielleicht bestätigen lässt.“

Sie rührte sich nicht von der Stelle, sondern dachte nach, bevor sie mutig fragte: „Was ist es, das sie befürchten, Arthur?“
Er schloss die Augen, legte eine Hand an seine Stirn und erklärte: „Es gab schon einmal eine Zeit, Susan, in der Muggel gegen Zauberer und Hexen angegangen sind.“ Er stöhnte und blickte sie an, bevor er erläuterte: „Sie haben es bestimmt in Muggelkunde durchgenommen.“

Heute Nachmittag fand die Teambesprechung von Eintracht Pfützensee statt, die Ron sehnlich erwartet hatte. Der Mannschaftskapitän war kein anderer als sein alter Schulkamerad Oliver Wood, der seit Abschluss seiner Schulzeit Reservespieler für Eintracht Pfützensee gewesen war und sich langsam hochgearbeitet hatte. Voller Stolz verkündete er, dass das Highlight des heutigen Treffens die Bekanntmachung der neuen Jägerin war, da die letzte aufgrund ihrer Heirat und der kurz darauf folgenden Schwangerschaft dem Quidditch entsagen wollte.

Spieler und Reservespieler sowie der Manager Philbert Deverill saßen in ihrem Team-Aufenthaltsraum um einen runden Tisch herum und erwarteten mit Spannung den Auftritt der Neuen, denn bisher hatte weder Oliver noch Philbert auch nur eine Andeutung darüber gemacht, um wen es sich dabei handeln könnte. Als es klopfte, hielten alle den Atem an. Oliver ging breit grinsend zur Tür hinüber und öffnete sie, um niemand anderen hereinzulassen als…

„Angelina! Ich fass es nicht – DU bist unsere neue Jägerin?“, brach es ungebremst aus Ron heraus, denn natürlich kannte er auch sie noch von Hogwarts. Sie war ’95 bis ’96 Quidditchkapitän von Gryffindor, aber Ron hatte sie auch etwas näher kennen lernen können, denn sie war eine Zeitlang mit seinem Bruder Fred zusammen. Die beiden waren sogar zusammen beim Weihnachtsball aufgeschlagen, was ihn damals ein wenig neidisch gemacht hatte. Angelina Johnson war nämlich nicht nur eine ausgesprochen gute Fliegerin, sondern sie war auch eine umwerfend schöne Frau.

Seine Teammitglieder lachten aufgrund von Rons überraschtem Gesichtsausdruck, doch Angelina lächelte ihn nur breit und fröhlich an, so dass ihre strahlend weißen Zähne sich kontrastreich von ihrer dunklen Hautfarbe abhoben. Es folgte die übliche Prozedur, die Ron nur allzu gut bekannt war, denn er war der Letzte gewesen, der auf diese Art und Weise seinen neuen Teamkollegen bekannt gemacht worden war.

Der Manager leierte monoton seinem Psalm runter und nannte chronologisch den bisherigen, sportlichen Werdegang des Neuzugangs. Angelina schaute ein paar Mal zu Ron hinüber und tat so, als müsse sie gähnen, was ihn zum kichern brachte. Letztendlich hieß Philbert sie herzlich im Team willkommen und das Festmahl konnte endlich beginnen.

Nachdem man sich satt gegessen hatte und jeder Spieler sich mindestens einmal mit Angelina unterhalten hatte, wurde der Raum nach einigen Stunden langsam leerer und leerer. Als Erstes gingen die Reservespieler, dann der Manager und letztendlich alle anderen, bis die drei ehemaligen Hogwartsschüler noch gemütlich bei gedämmtem Licht beieinander saßen und über damalige Zeiten ins Schwärmen kamen.

Zu guter Letzt musste auch Oliver sich verabschieden, so dass Ron all seinen Mut zusammennahm und Angelina zurückhaltend fragte: „Wollen wir vielleicht noch in den ’Tropfenden Kessel’ oder in ’Die drei Besen’ oder so?“
„Du bist süß, wenn du so verlegen nach unten schaust… Ja, gehen wir, warum nicht?“, antwortete sie, ohne gesagt zu haben, wo sie gern hingehen würde.

Sie war mit ihm nach Inverness appariert, welches am Loch Ness lag, weil sie hier ein gemütliches Wirtshaus kannte. In einer Ecke dieses tatsächlich behaglichen Wirtshauses hatten die beiden Platz genommen und, obwohl es schon so spät war, sich noch jeder einen Cappuccino bestellt.

Beide nahmen einen Schluck, bevor Angelina sich die aufgeschäumte Milch von der Oberlippe leckte, was Ron verlegen zum Lächeln brachte, doch dann fragte sie auf einmal in einem recht kühlen Tonfall: „Habe gehört, Fred will demnächst heiraten?“

Das war also der Grund, warum sie mit ihm ausgehen wollte, dachte Ron. Sie wollte Neuigkeiten über ihre alte Flamme in Erfahrung bringen. Fred und Angelina hingen damals wie Kletten aneinander. Niemand hatte damit gerechnet, dass sie jemals ihre Beziehung beenden würden, doch offenbar hing zumindest Angelina ihrem Verflossenen noch immer nach.

„Das Gerücht hören wir auch ständig, aber Fred will nicht heiraten – zumindest nicht, dass ich wüsste“, antwortete Ron etwas enttäuscht klingend, was ihr nicht entgangen war.
„Und kenne ich sie?“, fragte Angelina neugierig.
„Ja, wahrscheinlich. Sie ist eine von den ersten beiden Angestellten, die im Laden angefangen haben“, sagte Ron lustlos, denn sein Bruder Fred war nicht sein bevorzugtes Gesprächsthema an diesem Abend.
„Die Blonde oder die Brünette?“, bohrte Angelina nach.

Auch wenn er sie schon früher als Sportlerin und als Frau bewundert hatte – hier bekam Ron einen Zuviel, so dass er die Lippen zusammenkniff, um ihr nicht an den Kopf zu werfen, dass sie Fred ja persönlich im Laden aufsuchen könnte, wenn sie sich noch immer so sehr für ihn interessieren würde.

Er kramte wortlos nach seiner Geldbörse, um seinen Cappuccino zu bezahlen, als sie plötzlich fragte: „Was denn? Du willst schon gehen? Wir sind doch eben erst…“

Vorwurfsvoll blickte Ron sie an, so dass sie innehielt und ihr einleuchtete, was sie falsch gemacht hatte. Noch bevor er sich erheben konnte, hielt sie ihn am Unterarm fest und schlug vor: „Dann reden wir über dich! Wie geht es dir und Hermine? Habe gehört, ihr seid schon länger verlobt.“

Ron zog seinen Unterarm weg, legte etwas Geld auf den Tisch und antwortete grimmig: „Wo auch immer du deine Informationen herbekommst: Sie sind nicht aktuell!“ Nach diesen Worten verließ er Angelina und apparierte nachhause.

Zuhause angekommen zog er sich seinen Pulli aus und warf ihn wütend auf die Couch, als Hermine gerade in diesem Moment aus der Küche kam und ihren besten Freund so aufgewühlt vorfand.

„Um Gottes Willen, Ron. Warum bist du denn nur so sauer?“, fragte sie ihn.

Um ihm beizustehen legte sie einen Arm um seine nackte Schulter, doch er wich zurück. Sie lebten zwar beide noch zusammen in ihrem gemeinsamen Haus, doch sie lebten wie Bruder und Schwester.

Trotzdem ließ Hermine ihm sein Verhalten nicht durchgehen und sagte etwas barscher: „Gut, dann eben nicht.“ Noch während die Worte ihre Lippen verließen, bereute sie den aggressiven Ton, so dass sie entschuldigend anfügte: „Ach Ron, du sollst doch nur wissen, dass ich dir zuhöre, wenn dich irgendwas belastet.“
In Selbstmitleid versinkend erklärte er: „Ich bin immer nur der ’kleine Bruder’ und nichts anderes…“
„Das ist Blödsinn, Ron! Warum denkst du nur so was?“, fragte sie, während sie ihn zu sich auf die Couch zog, damit er neben ihr Platz nehmen konnte.
„Weiß du, wer unsere neue Jägerin bei Pfützensee ist?“, fragte er. Nachdem sie den Kopf geschüttelt hatte, sagte er vorgespielt überrascht: „Angelina Johnson!“
„Und? Ich dachte, du fandest sie immer, ähm, nett?“, entgegnete Hermine, die damals mehr auf Angelina eifersüchtig gewesen war als auf diese dumme Pute Lavender Brown, mit der Ron das Knutschen geübt hatte. Angelina war nämlich im gleichen Jahr Mannschaftskapitän geworden, in welchem Ron als Hüter bei den Gryffindors angenommen worden war, weswegen er gezwungenermaßen viel Zeit mit ihr verbracht hatte.

„Wir haben heute unser Teamtreffen gehabt und nachdem Oliver dann auch noch gegangen war und nur sie und ich alleine waren, da… da hab ich gefragt, ob wir noch irgendwo hingehen wollen. Sie hat mich mit nach Inverness genommen, damit wir noch was trinken…“, erklärte er ihr, doch dann hielt er inne. War er etwa kurz davor, Hermine von seinem ersten und dazu noch verpatzten Date nach ihrer Trennung zu erzählen?
„…was trinken! Und dann?“, fragte sie neugierig.
„Hermine, ich weiß nicht, ob das gut ist, wenn…“
Doch sie unterbrach ihn und erklärte: „Ron, wir wohnen noch zusammen, aber das macht uns nicht zu einem Paar. Wir haben das doch oft genug durchgekaut. Wenn einer von uns jemand anderen findet, dann…“, Hermine stockte, denn sie musste schlucken, weil ihre eigenen Worte ihr schwer über die Lippen kommen wollten. Sie zwang sich, den Satz zu beenden und sagte: „…ist das kein ’Betrug’ oder ’Fremdgehen’. Das ist dann einfach in Ordnung, Ron.“
„Ach, was soll’s. Sie wollte ja sowieso mehr über Fred wissen als über mich. Das meinte ich vorhin damit, dass ich immer nur der kleine Bruder bin – war ich doch schon immer und das wird sich wohl auch nicht ändern. Das ist echt ätzend!“, sagte er abschließend.

Zeitgleich seufzten beide, was sie kurz darauf zum Lachen brachte, bevor Ron ehrlich interessiert fragte: „Sag mal, Mine, hast du denn auf irgendjemanden ein Auge geworfen?“
Sie zuckte mit den Schultern, bevor sie die Gegenfrage stellte: „Ist Oliver noch frei?“
Ron prustete vor Lachen und erwiderte: „Der ist verheiratet!“
„Oh schade, der sieht ganz gut aus“, sagte sie gleichgültig klingend, womit sie Ron wieder zum Lachen brachte.
Mit einem Schalk im Nacken neckte er sie, indem er fragte: „Sind wir plötzlich oberflächlich geworden? Ich dachte immer, du würdest jemanden brauchen, der zu deinem Intellekt passt?“
Lachend erwiderte sie: „War doch nur Spaß mit Oliver! So einen klugen Taktiker wie dich werde ich so schnell nicht finden. Da muss ich wohl meine Ansprüche runterschrauben!“
„Ich? Ein Taktiker?“, fragte er verblüfft.
Nickend bejahte sie, bevor sie erklärte: „Du bist ein hervorragender Schachspieler, Ron. Du musst ein Taktiker sein, sonst wärst du nicht so gut darin. Und deine Raffinesse beim Quidditch spricht ja wohl für sich!“

Ron legte mit vor Stolz geschwellter Brust einen Arm um Hermine und genoss es, als sie sich an seine Schulter lehnte.

Nach einer Weile sagte er: „Ist doch schade, dass das mit uns nicht klappt. Wir passen doch so…“
Sie richtete sich auf und blickte ihm in die Augen, bevor sie antwortete: „Das haben wir auch schon alles besprochen, Ron. Wir beide – nicht nur ich – haben festgestellt, dass es mit uns nicht klappt, weil dieses ’Kribbeln’ einfach nicht da ist.“
„Ja, ja, hast ja Recht“, entgegnete er.

Sie hatte es wirklich in mehreren Gesprächen endlich festmachen können, was es war, das eine Beziehung nicht möglich machen wollte und sie nannten es schlichtweg „das Kribbeln“, denn das fehlte vollkommen.

Ein freches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er vorschlug: „Kannst ja mal Snape fragen, ob es einen Trank dafür gibt. Einen Kribbeltrank oder so…“
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Beide Kapitel gefallen mir sehr gut! (:

Harry hätte die Pergamentrollen echt nicht lesen sollen ... aber ich hätte es wahrscheinlich auch gemacht :roll:
Und ich habe ja auch immernoch Hoffnungen, was Ron und Hermine betrifft ... die passen doch sooo gut zusammen!

Lg
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

ich glaube, in so einem Moment hätte wirklich jeder die Pergamentrollen gelesen. Die Neugier bei Harry war zu groß.
Ron kommt diesmal auch etwas mehr vor, eigentlich alle drei zusammen. :)

Das folgende ist übrigend das erste richtig lange Kapitel der FF.

LG,
Muggelchen




065 Die Unzertrennlichen




Die Geburt von Ginnys Kind stand vor der Tür. Sie befand sich bereits in Madam Pomfreys Obhut und lag auf der Krankenstation. Auch wenn Harry den Dunklen Lord vernichtet hatte, dafür sogar einen Orden des Merlin sein Eigen nennen durfte und er allgemein als einer der mächtigsten und angesehensten Zauberer der Welt galt, so hieß das nicht, dass er an Madam Pomfrey vorbeikommen konnte.

„Mr. Potter!“, sagte sie in rauem Ton, obwohl sie sich eigentlich mit dem Vornamen ansprachen. „Wie oft muss ich Sie denn noch wegschicken? Ich habe Ihnen mehrmals gesagt, dass nur Familienmitglieder Miss Weasley besuchen dürfen!“
„Aber ich gehöre doch zur Familie. Molly hat nur vergessen, die Adoptionspapiere zurückzuschi…“
Harry wurde von der hochgehaltenen Hand einer schmunzelnden Poppy unterbrochen, die gleich darauf wieder ihre strenge Miene aufsetzte und sagte: „Das sind Regeln, Harry, über die ich mich nicht hinwegsetzen darf, selbst wenn Miss Weasley Ihren Besuch willkommen heißt.“
„Sie fragt nach mir und Sie lassen mich nicht rein?“, fragte Harry verdutzt.
Poppy seufzte und sagte anschließend: „Ich sagte bereits, dass es Regeln gibt. Tut mir Leid, Harry.“

Harry gab seinen Widerstand auf und schaute betreten zu Boden. In diesem Moment kam Severus um die Ecke. Ohne anzuhalten grüßte er beide im Vorbeigehen mit einem Kopfnicken: „Poppy, Harry.“Dann öffnete er die Tür, die zu Ginnys Krankenzimmer führte.

„Moment! Warum darf er da rein, aber ich nicht?“, meckerte Harry.
Severus drehte sich zu seinem Kollegen um und erklärte: „Weil ich Tränke bringe, die Miss Weasley ihre Situation erleichtern werden und ich nehme Poppy die Arbeit ab, Miss Weasley über die Anwendung der Tränke aufzuklären, so dass sie sich um andere Dinge kümmern kann.“
„Was? Sie sind Poppys Assistent?“ Harry wandte sich an Poppy und fragte mit zuckersüßem Lächeln: „Brauchen Sie noch jemanden, der Ihnen hilft, Poppy? Ich helfe Ihnen gern!“
„Hübscher Versuch, Harry, aber nein, ich benötige keine weitere Hilfe“, erwiderte sie, bevor sie ein paar leere Fläschchen einsammelte und damit zur Vorratskammer ging.
Verzweifelt sagte Harry ein wenig trotzig: „Verdammt nochmal: ich bin HARRY POTTER!“
Severus, der bereits durch die Tür hindurchgegangen war, entgegnete schelmisch: „Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Selbstfindung.“ Dann schloss er die Tür zu Ginnys Zimmer von innen.

Gegen Mittag führte Harry wieder den Hund aus und als er zurückkam, fand er Severus vor, den er gleich darauf auszuquetschen versuchte.

„Wie geht’s Ginny? Alles in Ordnung? Wird’s ein Junge oder…“
Unterbrechend erklärte Severus mit leiser Stimme, ohne sich bei seiner Arbeit am Schreibtisch stören zu lassen: „Poppy hat mich schwören lassen, die Schweigepflicht sehr ernst zu nehmen, Harry.“ Bei ihm würde er also auch nichts erfahren, weswegen er sich ungefragt auf das Sofa setzte.

Harry hörte, wie Severus eine Schublade seines Schreibtisches öffnete, bevor er aufstand und langsam auf ihn zuschritt – die Hände dabei hinter den Rücken haltend. Als er vor Harry stand, fragte er ihn: „Ach ja, was glauben Sie wohl, was Ihr Hauself mir heute früh gebracht hat?“
Harry zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe, als er antwortete: „Ihre vermissten Pergamentrollen!“ Nachdem Severus ihm einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte, erklärte Harry: „Na, was sollte er Ihnen denn sonst bringen? Er steht ja nicht in Ihren Diensten und was anderes außer den Pergamentrollen gibt’s dann ja wohl nicht. Ist es wahr? Hat er sie endlich gefunden, ja?“ Harry quälte sich ein Lächeln ab, denn die Schuldgefühle drängen sich wieder in den Vordergrund, weil er die Rollen gelesen hatte.

Unmerklich nickte Severus und Harry bemerkte in diesem Moment, wie sich im Gesicht seines Kollegen Skepsis abzeichnete. Die hinter dem Rücken versteckten Pergamentrollen brachte Severus vor seinen Körper und er hielt sie dem sitzenden Harry vor die Nase. Zögerlich und mit fragendem Blick nahm Harry sie ihm ab, doch er entrollte sie nicht, so dass Severus sich genötigt fühlte, zu gestatten: „Machen Sie schon! Lesen Sie sie!“

Harry konnte gar nicht glauben, dass Severus ihm so viel Vertrauen entgegenbrachte, so dass er das erste Pergament entrollte und auf die eng geschriebenen Worte blickte, die er schon einmal – ohne Severus‘ Wissen – gelesen hatte. Doch dann, ganz plötzlich, schoss Harry ein Gedanke durch den Kopf, denn er erinnerte sich daran, dass Wobbel die Pergamente aufgrund ihrer Schutzzauber gesucht und letztendlich gefunden hatte. Mit Sicherheit lagen diese Zauber, die die Worte vor neugierigen Blicken schützen sollten, noch immer auf den Pergamenten, weswegen Harry schnell schaltete und auf gut Glück mit vorgetäuscht verwirrtem Gesichtsausdruck sagte: „Die sind leer!“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, wendete Harry das Stück Pergament, um auch die Rückseite zu betrachten, als wolle er dort die Schrift finden.

Mit schmieriger Stimme sagte Severus: „Oh, verzeihen Sie mir, Harry. Die Schutzzauber sind wohl doch noch aktiv. Ich werde Sie am besten so lassen, denn es war recht mühsam und zeitaufwendig, die Worte auf den Pergamenten zu verbergen.“ Abrupt war Harry klar geworden, dass er die Pergamente nur wegen seiner „Gabe“ hatte lesen können und dass Severus ihm gerade ein Bein stellen wollte.

Zurück in seinem Wohnzimmer dachte Harry immer wieder an Ginny und er ging nervös auf und ab. Er wollte sie so gern besuchen, aber da war nichts zu machen. Irgendwas musste Harry tun, um sich abzulenken, doch das war leichter gesagt als getan. Er konnte sich auf kein Buch konzentrieren, Sirius war bei Anne und… Harry ging hinüber zum Kamin und flohte Ron und Hermine an. Einer von beiden müsste doch da sein, denn er wusste von Severus, dass er diese Woche aufgrund der Ausnahmesituation viel Zeit auf der Krankenstation bei Poppy verbringen würde und Hermine daher eine Woche frei haben würde.

„Was gibt’s, Alter?“, fragte Ron fröhlich.
„Sag mal, kann ich bei euch vorbeischauen? Ich kann hier einfach nicht bleiben“, sagte Harry so verzweifelt, dass sein Freund ihn sofort einlud, bei ihm vorbeizuflohen.

Hermine kam gerade aus dem Arbeitszimmer ins Wohnzimmer hinein und sah noch, wie Harry sich die Asche von der Kleidung klopfte, bevor sie fragte: „Ist etwas passiert?“

Seinen Freunden erklärte er, dass man ihn nicht zu Ginny hineinlassen wollte, was Ron nickend bestätigte.

„Ja, Harry. Das ist ein Gesetz in der Zaubererwelt. Wenn man kein Verwandter ist, dann darf man eine Woche vor und acht Wochen nach einer Geburt die Mutter und ihr Kind nicht besuchen. Hat was mit dem Schutz vor unerwünschten Verfluchungen zu tun. Ist halt so“, erklärte Ron schulterzuckend.
„Acht Wochen? Aber ich würde doch niemals…“
Harry wurde unterbrochen, als Hermine versicherte: „Natürlich weiß jeder, dass du Ginny oder ihrem Kind niemals etwas antun würdest, aber aufgrund der Tatsache, dass es solche Dinge gibt wie den Vielsafttrank und dergleichen… Es ist halt ein Gesetz zum Schutz von Mutter und Kind, Harry. Da kann selbst Ginny nichts gegen ausrichten.“
„Warum sagt mir so was denn keiner? Verdammt…“, nörgelte Harry.
Ron zuckte nur kurz mit den Schultern und entgegnete leise: „Dachte, du wüsstest es.“

Jammernd ließ sich Harry auf das Sofa plumpsen, bevor er forderte: „Dafür müsst ihr mich jetzt ablenken!“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue fragte Hermine: „Wir wollte gerade essen. Reicht das erst einmal zum Ablenken? Italienisch: Pizza und Pasta.“

Harry grinste und stimmte nicken zu. Hermine lächelte zurück, bevor sie in der Küche verschwand und gleich darauf mit dem Essen zurückkam, welches sie auf dem großen Esstisch abstellte, an den sie sich alle setzten.

„Du hast was aus der Muggelwelt geholt? Super!“, antwortete Harry, der bereits eine der großen Pizzaschachteln öffnete. Gleich darauf atmete er den heißen Dampf ein und stöhnte wonnig.
Ron hingegen verzog das Gesicht. Hermine hatte zwar immer wieder, weil sie selbst nicht gut kochen konnte, etwas aus der Muggelwelt geholt, aber das, was sie dieses Mal kurz vor Harrys Besuch mitgebracht hatte und was sich „Pizza“ nannte, das hatte er noch nie gegessen. Er schaute neugierig zu, wie Harry sich ein Stück aus der Schachtel nahm und der Käse dabei ganz lange Fäden zog, bevor Ron zu Hermine sagte: „Man könnte eigentlich davon ausgehen, dass du eine Meisterköchin bist. Ich meine, du verschlingst doch jedes Buch! Es gibt da draußen tausende von Kochbüchern und…“
„Wage es nicht, diesen Satz zu beenden!“, drohte sie gespielt.

Schon während des Essens erzählte Harry: „Es sind in letzter Zeit einige Dinge passiert. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich hätte ja früher schon was erzählt, aber ihr wisst ja, dass ich ’in ständiger Begleitung’ war.“
Ron nickte und warf ein: „Ja, selbst mir hat man einen Hauself auf den Hals gehetzt. Hat Dad mir erzählt. Ich habe drauf bestanden, dass wir dich auch warnen. Eine Familie muss so was tun, weißt du.“ Harry schaute zu Ron hinüber, der ihm seinen treuen Hundeblick schenkte, doch Harry hatte keine Zeit, diesen Moment zu sentimental werden zu lassen, denn Ron offenbarte: „Remus hat zu Dad gesagt, er würde Sirius warnen.“
Etwas stutzig fragte Harry: „Und wer hat dann bitteschön Severus gewarnt?“
„Der ist auch gewarnt worden? Keine Ahnung, ob’s jemand vom Orden war. Vielleicht war es ja einer von denen, die Dumbledore augenscheinlich nicht anzweifeln? Mad-Eye ist ihm treu und McGonagall offenbar auch, aber bei allen anderen bin ich mir nicht mehr sicher. Kingsley und Tonks zum Beispiel. Ich meine, die haben meinen Dad als ihren Vorgesetzten! Die müssen doch zwischen zwei Stühlen stehen. Und der arme Hagrid…“, sagte Ron innehaltend.
Besorgt fragte Harry ihn deshalb: „Wieso, Ron? Was ist mit Hagrid?“
„Na ja, der hat bei den letzten Treffen des Ordens wohl immer geweint, wenn es hieß, man müsste sich vor dir in Acht nehmen. Er hat es da besonders schwer“, erklärte Ron.
Hermine setzte Rons Ausführung fort, indem sie erklärte: „Ja, der Arme! Ihr wisst ja, dass er Dumbledore viel zu verdanken hat und er ihm deshalb Treue geschworen hatte. Aber das mit dir, Harry, das geht ihm richtig ans Herz. Hagrid hat dich wohl immer verteidigt, wie Arthur und Molly erzählt haben. Weißt ja, wie er ist…“
Ron verstellte seine Stimme und ahmte Hagrid nach, als er sagte: „Der Harry, der ’st so ein lieber Junge, ähm, junger Mann. Der tut nichts Böses, nein, das macht der nich’… Das kann ich nich’ glauben.“
„Ja, klingt irgendwie nach Hagrid“, sagte Harry mit Wehmut in der Stimme.

Nach einer Weile fragte Harry mit einem Kloß im Hals: „Wer ist denn jetzt noch aktives Mitglied im Orden?“
Hermine war es, die antwortete: „Dumbledore hat den Orden wieder etwas verkleinert. Die, die du zusätzlich noch aufgenommen hast – also die Hälfte der DA –, die hat er links liegen lassen. Die wurden genauso wenig wie du davon unterrichtet, dass die Mitglieder des Ordens sich wieder versammeln. Nicht nur Ron und mich, sondern auch Neville und Luna oder Lee, Dean und Seamus hat er übergangen. Es ist leichter zu sagen, wer noch mit dabei ist: Mad-Eye, McGonagall, Arabella Figg, Dädalus Diggel, Hestia Jones, Mundungus Fletcher, Sturgis Podmore und von Rons Familie nur Molly, Arthur und Percy. Die alte Liga sozusagen.“
„Percy hat er drin gelassen? Gerade ihn… Bestimmt nur, weil er immer noch im Ministerium arbeitet“, mokierte sich Harry.
Ron schnaufte, bevor er erklärte: „Darfst nicht vergessen, dass der Minister jetzt unser Dad ist… na ja, eher andersherum. Ich glaube, Percy liegt mehr an seiner Karriere im Ministerium als daran, sich bei Dumbledore einzuschleimen, aber er tut’s! Ich meine, er schleimt sich ein und das mit voller Absicht. Aber keine Sorge: Dad hat ihm dazu geraten. Percy ist dir gegenüber loyal, Harry, wie alle Weasleys.“

Die drei bedienten sich an den Schlemmereien, bis Ron vom vorerst letzten Treffen des Ordens erzählte: „Mum hat Dumbledore wegen der Spione die Leviten gelesen. Dumbledore hatte wohl auch für einen Moment richtig Angst vor ihr bekommen. Weißt ja, wie sie ist, wenn sie in Fahrt kommt. Wahrscheinlich hätte selbst Voldemort sich ins Hemd gemacht, wenn Mum ihn mit ihrer Schimpftirade überrollt hätte.“

Ron legte eine kleine Pause ein, weil Harry und Hermine dieses erdachte Szenario zwischen seiner Mum und Voldemort ein wenig ausarbeiteten, so dass er die Zeit nutzen konnte, um sich noch etwas Butterbier einzuschenken, bevor er fortfuhr: „Ich glaube, jeder, den Dumbledore zu deinen engsten Freunden zählt, hatte einen Spion am Hacken.“
„Wow… Das heißt ja, dass Albus davon ausgeht, Severus wäre mein Freund!“, sagte Harry erstaunt.
„Dad meint, dass Dumbledore seine Elfen zwar zurückgepfiffen hat, was aber nicht heißen muss, dass er seine Meinung völlig geändert hat. Keine Ahnung, was in seinem Schädel vorgeht… Du und ein dunkler Lord – das ist undenkbar!“, sagte Ron, der eine zweite Flasche Butterbier öffnete und seinem Freund davon einschenkte.
Harry seufzte, bevor er erklärte: „Die Macht dazu hätte ich offenbar – zumindest nach Dumbledores Meinung. Selbst Severus hatte gesagt, ich wäre der mächtigste Magier der Welt!“

Nachdem Ron den winzigen Rest Butterbier direkt aus der angebrochene Flasche getrunken hatte, schüttelte er den Kopf und entgegnete: „Ja und? Nur, weil du die Macht hast, heißt es nicht, dass du die Welt unterjochen möchtest. Bei Percy würde ich da anderes denken, aber Scherz beiseite: Dazu bist du einfach nicht der Typ, Harry. Ich meine, du bist sogar zu Hauselfen lieb… wie kann man da glauben, du wärst böse?“

Gedankenverloren nickte Hermine zustimmend, während Ron sich ein Stück Pizza nahm und von der Ecke abbiss. Gleich darauf fragte er Harry mit vollem Mund, aber erstaunlicherweise recht verständlich: „Wie geht’s dir denn so in Hogwarts? Ich meine, mit Dumbledore. Ist er jetzt irgendwie komisch zu dir?“
„Nein, ist er nicht. Nach der Sache mit den Spionen ist nichts mehr vorgefallen. Wir reden sogar miteinander, aber nicht sehr oft. Mit anderen Lehrern redet er aber auch nicht so häufig, also denke ich, dass alles soweit normal ist. Ich frage mich trotzdem, was der Orden so ausheckt. Ich meine, was gibt es denn schon, um was die sich kümmern könnten?“
Ron schluckte den Happen Pizza hinunter und entgegnete: „Na was wohl? Dich! Die sind bestimmt immer noch dabei zu überlegen, wie sie dich beschatten können und…“
Hermine schaltete sich ein und meckerte: „Ron, jetzt ist aber mal gut. Mach Harry keine Angst! Vielleicht hat Dumbledore ja wirklich eingesehen, dass er mit seiner Vermutung diesmal völlig daneben gelegen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Orden sich nur noch trifft, weil sie sich um Harry sorgen. Deine Mum und dein Dad oder auch Remus würden das bestimmt nicht unterstützen.“
Mit runzliger Stirn fragte Harry: „Warum sind die überhaupt noch im Orden?“
Diese Frage beantwortete Ron mit den Worten: „Mum und Dad wollen Dumbledores Pläne verfolgen, damit das nicht aus dem Ruder läuft. Keine Sorge, Harry. Ich glaube, sie würden sofort die Alarmglocken läuten, wenn du in Gefahr wärst, aber warum sollte Dumbledore schon glauben, du würdest was aushecken? Ich meine, was machst du denn schon, außer als Lehrer zu arbeiten und dich von der Gesellschaft zurückzuziehen?“
„Höre ich da ein wenig Wehmut in der Stimme?“, fragte Harry schmunzelnd.
Ron lachte einmal auf, bevor er zugab: „Na ja, es war ja gleich nach der Schule schon immer ein Akt, mit dir mal irgendwo hinzugehen. Deine ’Fans’ hatten manchmal echt ’nen Knall.“
Hermine verbesserte: „Groupies! Groupies ist das, was du meinst, Ron. Die Fans haben sich doch völlig okay verhalten, aber diese Mädels, die sich Harry immer an den Hals geworfen haben…“
„Gott, erinnert mich nicht daran!“, sagte Harry mit Abscheu in der Stimme, während er die Hände über dem Kopf zusammenschlug.

Nachdem Hermine einen Happen Pizza geschluckt hatte, forderte sie Harry auf: „Erzähl doch mal, was bei dir noch alles so passiert ist!“

Harry legte den Rand des verputzten Pizzastückes, den er nicht sonderlich mochte, zurück in die Schachtel, holte weit aus und erzählte davon, dass er sich mit Dracos Mutter ganz gut angefreundet hatte. Mit dem Versprechen, dass Ron und Hermine nie ein Sterbenswörtchen darüber verlieren durften, vertraute er ihnen an, dass er zusammen mit Draco dessen Mutter gefunden hatte.

„Nein, ist nicht wahr oder? Ist ja voll krass! Du warst tatsächlich mit dabei?“, fragte Ron verblüfft.
Hermine räumte ein: „In den Zeitungen hat man immer nur von Draco gesprochen, nie von dir, Harry.“
„Na ja, ich hab ihm gesagt, dass mein Name in diesem Zusammenhang nicht durch die Presse gehen wird und ich habe mein Wort gehalten. Allerdings hat’s ihn wohl ziemlich genervt, die ganzen Artikel über sich und sein Leben zu lesen“, sagte Harry schmunzelnd.
„Du bist jetzt aber nicht mit Malfoy gut Freund oder?“, fragte Ron stirnrunzelnd.
„Wir kommen gut miteinander aus, wenn wir uns mal über den Weg laufen. Wisst ihr…“ Harry hielt inne und erinnerte sich an das, was Narzissa in dem Haus von sich gegeben hatte. Sie sagte damals „Draco bringt so selten Freunde mit nachhause. Eigentlich nie…“.
Harry begann seinen Satz nochmal und sagte: „Wisst ihr, ich glaube, er hatte nie wirkliche Freunde.“

Keiner wollte seine Anmerkung mit bösartigen Äußerungen kommentieren wie „Er hat’s einem ja auch nicht leicht gemacht“ oder „Kein Wunder, so wie der sich aufgeführt hat“. Stattdessen herrschte Stille, bis Harry davon erzählte, dass er mit zwei Schülern und Ginny im Kino in der Muggelwelt gewesen war, wo er staunend festgestellt hatte, dass der Elf ihm dorthin offenbar nicht folgen konnte.

Hermine als „Elfen-Expertin“ warf selbstsicher ein: „Elfen dürfen ja auch nur aus eigenem Antrieb in die Muggelwelt, aber nicht auf einen Befehl ihres Herrn hin. Damit will das Ministerium verhindern, dass Hauselfen im Auftrag ihrer Meister bei den Muggeln Schaden anrichten. Ansonsten sind nämlich Elfen den Menschen gegenüber wohlgesinnt; die würden sich Muggeln nicht einmal zeigen, weswegen von ihnen keine Gefahr ausgeht. Das wird vom Ministerium überwacht, wisst ihr? Ich meine… immerhin ist dort jeder Elf registriert!“
Harry erzählte daraufhin: „Severus hat mir diesen Antrag gegeben und gesagt, dass ich ihn dort ausfüllen soll, wo mein Spion mir nicht folgen kann – also in der Muggelwelt. War eine tolle Idee von ihm, mit dem Antrag!“
„Hey, das war meine Idee gewesen! Hat er dir etwa weisgemacht, dass es seine war? Dieser…“
Mit staunendem Gesichtsausdruck unterbrach er Hermine und sagte: „Nein, hat er nicht, aber ich dachte, es wäre seine Idee. Er hat mir ja nur das Formular gegeben und mehr nicht. Wer soll denn bitteschön darauf kommen, dass dieser Antrag auf einen eigenen Hauselfen gerade deine Idee war?“
Ron warf schelmisch ein: „Das möchte ich auch gern mal wissen, Hermine. Wie soll man denn darauf kommen? So ein Ratschlag gerade von dir – der Vorsitzenden der Hauselfenbefreiungsfront! Bleibst deinen Ansichten wohl gar nicht treu? Die armen, armen Elfen…“ Hermine nahm ein Kissen vom Sofa und schlug Ron damit, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte.

Schnaufend und kichernd sagte Hermine: „Ich gehe davon aus, dass Harry einen Hauself mit Respekt behandelt. Und er weiß ganz genau, dass er Ärger mit mir bekommt, wenn er den Elf schlecht behandeln sollte!“ Sie warf ihn einen strengen Blick hinüber, der jedoch von einem wachsenden Grinsen ihrerseits wieder zerstört wurde. Hermine reichte etwas Bruschetta mit Tomatenstückchen und Knoblauch herum, während sie erzählte: „Ich habe übrigens nicht nur mein Heiler-Zertifikat in der Tasche, sondern habe auch noch eine Verbesserung am Wolfsbanntrank vorgenommen. Remus hat es vor zwei Wochen getestet!“
Ungläubig warf Harry ein: „Was denn für eine Verbesserung?“
„Der Geschmack! Das Zeug stank nicht nur fürchterlich, es schmeckte auch widerlich. Hat Snape ziemlich von den Socken gehauen, als er mein ’Phänomenal’ auf dem Zertifikat gesehen hat. Die Note habe ich wegen meiner zusätzlichen Abschlussarbeit über den Werwolfsbanntrank bekommen. Snape wollte, dass ich ihm alles haarklein über meine Theorie erzähle!“

Sie schilderte, wie Remus am neunten dieses Monats zunächst den Vanille-Geschmack getestet hatte und er vor lauter Begeisterung ganz aus dem Häuschen gewesen wäre. Am Tag darauf hatte er Waldmeister versucht und am letzten Tag vor Vollmond hatte er nochmals Vanille gewählt, weil der Geschmack ihm am besten gefallen hatte. Für den Fall, dass die Aromastoffe den Trank womöglich doch geschwächt oder dessen Wirkung aufgehoben hatten, ist er am zwölften August in der Heulenden Hütte eingeschlossen worden. Am nächsten Tag konnte er jedoch freudestrahlend erzählen, dass er während und nach der Verwandlung seinen klaren Verstand behalten hatte.

„Das ist ein Hammer, Hermine! Ich bin sicher, wenn es jemanden gibt, der sogar einen Heiltrank brauen könnte, dann bist du das!“, sagte Ron stolz, doch Hermine antwortete traurig klingend, dass das wohl nicht möglich wäre.
„Ach ja, ich hatte mich ein wenig mit Remus unterhalten, wegen seiner, ähm, Situation. Er sagte, Tonks und er hätten sich dazu entschlossen, nun doch nicht zu heiraten, aber sie bleiben verlobt. Beide hoffen, dass in den nächsten Jahren das Gesetz geändert wird, damit sie ohne Auflagen heiraten und eine Familie gründen können“, erklärte Hermine etwas betrübt. Die anderen beiden schauten ebenfalls bedrückt drein, aber niemand wollte sich zu dem Thema äußern, denn das Gesetz der Tierwesenbehörde ließ ihnen einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen.

Als Hermine Ron aufforderte, Harry von der neuen Jägerin bei Pfützensee zu erzählen, da winkte er ab; sagte nur, die Neue wäre Angelina und dass das überstürzte Date mit ihr schon nach wenigen Minuten den Bach runtergegangen wäre, doch Harry konnte nicht überhören, wie Hermine ihrem ehemaligen Verlobten Mut zusprach, Angelina noch eine weitere Chance zu geben. Seine beiden, besten Freunde hatten ihm gegenüber noch immer nicht konkret gesagt, dass sie ihre Verlobung aufgelöst hatten, aber so wie sie sich verhielten, war es für Harry eindeutig. Hermine und Ron gingen trotzdem weiterhin so unbekümmert miteinander um, weswegen Harry sie auch nicht darauf ansprechen wollte.

Weil Ron nichts über sein Date erzählen wollte, machte Hermine mit ihren Neuigkeiten weiter, indem sie von ihrer ersten, eigenen Entdeckung sprach: „Ich habe übrigens einen völlig neuartigen Trank erfunden, Leute! Das wird noch richtig Schlagzeilen machen!“ Ihre beiden Freunde forderten sie auf, sofort weiterzuerzählen, so dass sie erklärte: „Das ist eine Sache, die mit Harrys Gabe zu tun hat, denn deswegen bin ich erst drauf gekommen. Ich hab mir gedacht, es wäre doch schön, diese Gabe mal sehen zu können. Vielleicht könnte man so nämlich feststellen, wie sie sich formt und wo sie sich im Körper konzentriert, bevor sie aktiv wird, damit man überhaupt mal weiterforschen kann. Da bieten sich so viele Möglichkeiten, wozu man das…“
„Sichtbar machen?“, unterbrach Ron verdutzt.
„Korrekt, sichtbar machen! Ihr wisst ja bestimmt, dass die Magie in Zauberern und Hexen aus kleinen Magieteilchen besteht, die man beim Zaubern aktiviert und die sich im Ruhezustand natürlich immer noch in einem befinden.“ Beide schüttelten den Kopf, so dass Hermine die Sache abkürzte, indem sie sagte: „Gut, dann lasse ich die Physik mal außen vor: Ich habe also diesen Trank erst einmal nur theoretisch entwickelt und als ich den dann auch gebraut habe, hat Snape verlangt, dass ich ihn an mir teste!“
„Und? Hast du?“, fragte Ron mit großen Augen, woraufhin sie nur nickte.
„Ich konnte zwar nicht sehen, wie es bei mir aussieht, aber Snape konnte. Die Magie stellt sich mit Farben dar, ähnlich wie eine Aura. Er meinte, meine Farben wären überwiegend Gelb und Braun und als ich einen Aufrufzauber ausgeführt habe, wären sie kräftiger geworden. Außerdem hätten sie sich in meinem Arm konzentriert. Leider wollte Snape den Trank danach nicht selbst einnehmen. Ich hätte zu gern gesehen, wie das bei jemandem aussieht“, sagte sie am Ende etwas traurig klingen. Als sie die beiden verdatterten Gesichter betrachtete, fragte sie mit einem strahlenden Lächeln: „Möchte vielleicht einer von euch mein Versuchskaninchen sein?“

Ohne Umschweife stimmte Harry zu und Ron machte es seinem Freund nach kurzem Zögern gleich, weswegen Hermine die beiden nacheinander umarmte und fest an sich drückte, denn sie hatte eigentlich mit zwei Absagen gerechnet.

„Das können wir ja in den nächsten Tagen testen, noch bevor Ginny ihr Baby bekommt. Da hab ich nämlich noch Zeit. Snape hilft Madam Pomfrey mit einigen Tränken, weswegen er mir vorerst eine Woche Auszeit gönnt“, erklärte Hermine.

Den Esstisch hatten die drei hinter sich gelassen, um es sich nun auf der Couch gemütlich zu machen. Als das Gespräch wieder auf Harrys Elf kam, fragte Ron neugierig: „Sag mal, Harry, wie ist dein Hauself denn so? Macht er alles, was du von ihm willst?“
„Sicher würde er alles machen, aber ich hab ja kaum was, um ihn zu beschäftigen“, antwortete Harry, dem gleich darauf der Abend einfiel, an dem er Wobbel erhalten hatte und diese Geschichte wollte er mit seinen Freunden teilen. So schilderte er kurz von Anne, die offensichtlich als Kind von einem Vergissmich ihrer Erinnerung beraubt worden war. Hermine regte sich so sehr darüber auf, so dass Harry verzweifelt nach einem anderen Thema suchte, mit dem er Hermines bedingungslose Aufmerksamkeit erhalten würde.

Severus ging ihm durch den Kopf, weswegen Harry erzählte: „Ich habe da was wegen der Pergamentrollen von Severus herausgefunden!“
Hermine setzte sich aufrechter hin und warf entrüstet ein: „Snape hat übrigens mich beschuldigt, sie gestohlen zu haben, habe ich das schon erzählt? Ich konnte ihn gerade noch davon überzeugen, dass ich es nicht war. Ich bin einfach nur ehrlich gewesen und habe ihm gesagt, ich würde zwar seine Geheimverstecke kennen, aber ich würde mich nicht mit ihm anlegen wollen.“
„Dieser blöde Penner! Was fällt ihm ein, dich eine Diebin zu nennen?“, sagte Ron verteidigend.
Aufgrund seiner Aussage zog sie beide Augenbrauen in die Höhe und erinnerte ihn daran: „Na ja, ich sage nur: Zweite Klasse, Vielsafttrank, Baumschlangenhaut, Snapes persönliche Vorräte! Hat er zum Glück bis heute nicht in Erfahrung gebracht, dass ich die damals gestohlen habe.“ Harry kicherte wie ein Schuljunge und lauschte dann wieder neugierig, als Hermine weitererzählte: „Aber was ich noch sagen wollte: Ich habe an Snape neulich eine sichtbare Veränderung wahrgenommen und nicht nur eine auf seiner Gefühlsebene!“
Dieses Mal warf Harry aufgeregt und mit weit aufgerissenen Augen ein: „Ja, ich auch!“
Um zu sehen, ob sie etwas Ähnliches erlebt hatte, fragte Hermine: „Seine Augen?“ Harry nickte zustimmend.
„Wieso? Was war mit seinen Augen?“, wollte Ron wissen.
„Sie waren plötzlich braun!“, klärte Hermine ihn auf.
Harry ergänzte ihre Aussage noch mit den Worten: „Ja, sie wirkten irgendwie auch viel wärmer.“

Ron schüttelte ungläubig den Kopf. Er wusste, denn er hatte durchaus in seinem Leben auch mal freiwillig ein Buch in die Hand genommen, dass das nicht möglich war, weswegen er beteuerte: „Eine Augenfarbe kann sich aber nicht ändern! Babys haben meistens blaue Augen; das weiß jeder. Ende des ersten Lebensjahres hat sich dann eine Augenfarbe gebildet und die könnte sich höchstens noch minimal während der Pubertät verändern. Sorry, aber Snape sieht mir nicht so aus, als würde er noch mitten in der Pubertät stecken.“

Als Erste wollte Hermine ihr Erlebnis erzählen, weshalb sie schilderte: „Das mit seinen Augen fiel mir das erste Mal an dem Tag auf, nachdem er aus dem Krankenflügel entlassen worden war, aber ich wusste nicht genau, was anders an ihm war. Doch an dem Tag, wo du, Harry, mit deinem Elf bei Snape und mir vorbeigekommen bist, da habe ich kurz vorher bemerkt, dass seine Augen heller und lebendiger waren. Ich habe ihn sogar drauf angesprochen – gefragt, ob seine Augen heller geworden wären. War wohl etwas zu viel für ihn, als ich ihn dann auch noch gebeten habe, mich nochmals anzusehen. Da ist er plötzlich wieder grantig geworden und meinte, seine Augen oder ihre Farben würden mich nichts angehen. Als er so gemeckert hat, da waren seine Augen wieder dunkel wie immer, fast pechschwarz!“

„Hermine… ich glaube, da fügt sich langsam was zusammen. Wisst ihr überhaupt, wie er im Krankenflügel gelandet ist?“, fragte Harry mit leiser Stimme, als würde er gleich ein Geheimnis preisgeben wollen. Nachdem beide wortlos verneint hatten, erklärte er: „Das war der Tag, als er meine Babydecke gesehen hatte. Da war er erst einmal völlig von der Rolle; konnte sich nicht einmal mehr bewegen. Der Anblick hat ihn völlig versteinert, bis ich sie weggezaubert habe und dann ist er einfach abgehauen. Ich bin ihm natürlich sofort hinterher und hab ihn aufgehalten; hab ihn gefragt, was denn nur los sei. Er war völlig fertig und wirkte irgendwie“, Harry suchte nach Worten, „zerbrechlich und verletzbar. So habe ich ihn noch nie gesehen!“
„So schwer es mir fällt, das zu sagen“, warf Ron ein, „Snape ist auch nur ein Mensch! Doch schön zu hören, dass selbst er mal Schwächen zeigt.“
Harry erzählte noch schnell: „Er war so am Boden zerstört… Er tat mir echt Leid. Ich hab ihn etwas ausquetschen müssen und er sagte dann, er hätte einen Druck auf dem Herzen. Na ja, er hat’s eher gezeigt und er meinte, die Decke wäre dran Schuld gewesen.“

Bevor Hermine oder Ron etwas einwerfen konnten, erzählte er noch, wie er kurz vor Severus’ Ohnmacht von Remus und Sirius herausbekommen hatte, dass die Decke ein Geschenk von Severus an seine Eltern gewesen war, was die beiden natürlich zum Staunen brachte. Am gleichen Abend, als es Severus so schlecht gegangen war, hatte er offensichtlich, weil er selbst nicht genau wusste, was ihm fehlte, sämtliche Tränke eingenommen, um sich von dem Druck zu befreien. Die hatten dann ein Herzflimmern verursacht, weswegen Severus das Bewusstsein verloren hatte und in den Krankenflügel gebracht worden war.

„Wow…“, war das Einzige, was Hermine sagen konnte.
Ron war der Erste, der empfahl: „Irgendjemand muss doch mehr wissen, Harry. Weiß Remus nicht noch was? Frag ihn doch nochmal aus, ja? Oder triff dich nochmal mit ihm wegen seiner Tagebücher. Da ist mit Sicherheit noch viel mehr zu holen als beim letzten Mal.“

„Harry, hast du Snape eigentlich jemals wegen deiner Eltern gefragt? Ich meine jetzt, wo ihr euch etwas besser versteht?“, fragte Hermine.
„Nein, warum sollte ich auch?“, erwiderte er.
Sie seufzte und erklärte: „Na ja, er ist der Einzige, der deine Eltern gekannt hat, aber mit dem du noch nie über sie geredet hast! Selbst mit McGonagall oder Slughorn hast du über deine Eltern gesprochen. Wenn Snape fragt, warum du gerade ihn fragst, würde ich genau das sagen, nämlich dass du schon mit denen, die sie früher gekannt haben, gesprochen hast, außer mit ihm. Mal sehen, wie er dann reagiert.“

Harry nickte nachdenklich und überlegte, ob das so eine gute Idee wäre, während Hermine von den ganzen Informationen, die sie heute bereits erhalten hatte, erschlagen die Beine auf die Couch legte und zwar über Rons und Harrys Schenkel.

„Ich hoffe, es ist bequem so, Madame?“, fragte Harry mit vornehmer Stimme, als wäre er ihr Butler, woraufhin sie nur heftig und lächelnd nickte.

Nach einer ganzen Weile, die er mit sich selbst gehadert hatte, offenbarte Harry leise, weil er seinen beiden Freunden immer alles anvertraut hatte: „Ich hab heimlich seine Pergamentrollen gelesen.“
Mit einem Male war Hermine wieder in einer senkrechten Position, als sie ihn fast schon mit zitternden Lippen bat: „Erzähl! Um was geht’s? Was steht drin?“

Im Vorfeld erzählte Harry, dass Dobby einem der Spione die Rollen heimlich abgenommen hatte, weil er glaubte, sie würden Harry gehören, bevor er das wiedergab, was in den Rollen stand. Er erzählte den Traum nach und nannte alle dazu von Severus notierten Gefühle, so gut er sich noch daran erinnern konnte.

Am Ende seiner Ausführungen herrschte zunächst Stille, die Ron als Erster brach: „Dass der nicht ganz rund läuft, wussten wir doch schon immer. Echt komischer Traum. Wenn das aber nur ein Traum gewesen war, warum macht er da so ein Theater? Ich meine… Geheimverstecke und Schutzzauber, damit es keiner lesen kann? Bisschen viel Aufwand für einen Traum, meint ihr nicht? Was, wenn es eine Vision war? Eine Prophezeiung?“

Harry rollte mit den Augen, bevor er quengelte: „Nicht schon wieder ’ne Prophezeiung, die sich um mich dreht…“
Hermine verneinte und erklärte: „Nein, Prophezeiungen sehen anders aus. Der Seher, in dem Fall wäre das Snape, würde nichts von dieser Prophezeiung wissen, denn die wird jemand anderem offenbart. Der Seher selbst ist nämlich in Trance und erinnert sich nicht einmal mehr daran, etwas gesagt zu haben, geschweige denn, eine Prophezeiung gemacht zu haben.“
Hierzu konnte Harry etwas beitragen und so schilderte er: „Was Hermine sagt stimmt! Trelawney hatte in unserem dritten Schuljahr eine Vision und ich war derjenige, der sie gehört hat. Sie selbst wusste danach gar nicht mehr, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte. Es kann also nur ein Traum sein, was Severus da so detailliert niedergeschrieben hat.“
Witzelnd sagte Ron: „War aber ein ziemlich durchgeknallter Traum. Wer weiß, was Snape sich vorm Schlafengehen reingezogen hat… Ein paar Billywig-Stachel und schon hebt man ab.“

Die drei mussten bei dem Gedanken an einen Professor Snape, der berauschende Drogen zu sich nahm, erst einmal herzlich lachen, denn kaum etwas schien unglaubwürdiger zu sein.

„Ich hab Appetit auf was Süßes!“, stellte Ron für sich selbst fest, bevor er sich auf den Weg in die Küche machte.
„Ron, wir haben eben Pizza, Nudeln und Bruschetta gegessen“, zählte Hermine ein wenig vorwurfsvoll auf, doch Ron erklärte seinen Heißhunger mit dem anstrengenden Quidditch-Training, welches ihn seiner Energie berauben würde und wenn er nicht jetzt, in diesem Moment, etwas Süßes zu sich nehmen würde, würde er womöglich noch umfallen.
Harry rief Ron lachend hinterher: „Bring mal Schokolade mit oder diese Gummiteile!“
„Fresssäcke“, war Hermines einziger und nicht ernst gemeinter Kommentar.

Während ihre Freunde über einen Haufen Süßigkeiten herfielen, sagte Hermine trocken: „Als ich euch das erste Mal im Hogwarts-Express getroffen habe, da habt ihr genauso ausgesehen wie jetzt.“ Sie deutete mit dem Finger auf die vielen leeren Schokofroschpackungen auf ihren Schößen und der Couch, auf die etlichen Gummischnecken auf den Schenkeln und die offene Schachtel „Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung“. Ron und Harry grinsten sich an, als sie offenbar in genau derselben Erinnerung schwelgten.

„Gut, dann stopft euch mal die Mägen voll, während ich einfach mal laut denke. Wenn das also ein Traum von ihm war, dann sollten wir ihn auf jeden Fall deuten lassen!“, sagte Hermine.
„Deuten ’lassen’?“, fragte Ron mit in Falten gelegter Stirn. „Diesen abstrusen Traum kannst du doch niemandem unter die Nase halten! Das schwarze Mal auf dem Arm und Harry, der es mit seinem Stab berühren wollte – Merlin, wenn die Presse davon Wind bekommen kommen sollte, dann ist Harry weg vom Fenster! Kannst du den Traum nicht selber deuten, Hermine?“
Sie schnaufte ungläubig, bevor sie sagte: „Selbst euch dürfte es nicht entgangen sein, dass ’Wahrsagen’ nicht mein Fach war.“
„Ja, aber dafür gibt’s doch Bücher“, Ron hielt inne, weil sie ihn böse anschaute, doch er fügte noch schnell an, „für Traumdeutungen! Man muss ja keine besondere Seher-Begabung haben, um Träume deuten zu können, richtig? Einfach jeden Begriff nachschlagen und das ganze in Reihenfolge bringen und schon weiß man, was Snapes Problem ist. In Traumdeutung waren Harry und ich eigentlich ganz gut, nicht wahr?“
Ron blickte grinsend zu Harry hinüber, der lediglich trocken erwiderte: „Nur weil wir uns Träume ausgedacht haben, die wir dann gedeutet haben, falls du dich noch daran erinnerst!“
„Ja sicher, aber die Noten, die Trelawney uns dafür gegeben hat, waren doch Spitze!“, erwiderte Ron amüsiert.

Hermine seufzte und erklärte dann: „Na ja, so leicht wird das wohl nicht werden, Snapes ’Problem’ zu ergründen, aber ich würde zu gern mal wieder in die Bibliothek gehen. Zeit habe ich dafür nur solange, wie Snape noch mit Madam Pomfrey und den Tränken beschäftigt ist. Sonst wird’s schwer… aber du hast Recht Ron: Das werde ich mal machen!“ Sie wandte sich an Harry und forderte: „Du schreibst mir den Traum so genau wie möglich auf, Harry. So gut du dich dran erinnern kannst, damit sich kein bösartiger Fehler einschleicht und irgendein Schmarren dabei rauskommt!“
Harry stöhnte und nickte resignierend, doch gleich darauf sagte er: „Meinst du nicht, dass es ziemlich gefährlich wäre, wenn du in der Nähe von Severus mit seinem Traum in den Händen herumläufst? Was, wenn er dahinter kommt, dass du eine Art Kopie davon hast?“
„Oh… Das, ähm… Da ist was Wahres dran, aber wie machen wir’s sonst? Deine Nacherzählung eben war viel zu ungenau. Ich möchte nicht, dass bei der Traumdeutung irgendwas Abartiges bei herauskommt, nur weil ich nicht alle Informationen hatte“, entgegnete sie.

Ron lutschte am Kopf eines Schokoladenfrosches und lauschte aufmerksam den Bedenken seiner Freunde, bevor er einwarf: „Wenn Harry so gut in Okklumentik ist, vielleicht kann er dann auch Legilimentik? Probiert hast du es jedenfalls noch nicht oder?“ Harry schüttelte den Kopf, weshalb Ron vorschlug: „Ihr könnt es ja mal versuchen. Dann kann Hermine nämlich Wort für Wort den Traum aus deinen Gedanken in ihre hineinkopieren!“
Hermine grübelte einen Moment, bevor sie sehr zurückhaltend sagte: „Wir könnten es ja mal probieren. Wäre zumindest mal einen Versuch wert. Du hast ja selbst mal erzählt, dass du ohne Legilimentik in Snapes Kopf gelandet bist, als du ihn aus deinem Geist verdrängt hast. Vielleicht ist es möglich, dass du mich in deinen holst, nachdem du…“

Die Möglichkeit, durch einen Erstversuch in Legilimentik von Harry womöglich am Gedächtnis geschädigt zu werden, brachte sie auf eine ganz andere Idee, denn sie sagte wesentlich enthusiastischer: „Wir könnten aber auch versuchen, ein Denkarium zu benutzen, Harry. Die Idee wäre viel besser! Kennst du jemanden, außer Dumbledore und Snape, der eines besitzt? Dann könnten wir nämlich alle drei den Traum lesen!“
Harry schüttelte den Kopf und erklärte: „Die Dinger sind sehr selten. Damals bei Dumbledore im Büro habe ich erst erfahren, dass es so etwas überhaupt gibt. Und das, das Snape jetzt hat, ist definitiv neu, denn damals, als ich seine Erinnerung“, Harry hielt kurz inne und fuhr anders fort, „das war damals das geliehene Becken von Dumbledore. Minerva hat mir erzählt, dass Severus auf sein Preisgeld von der Ordensverleihung verzichten wollte. Man hat es ihm daher völlig überraschend mit einem Denkarium schmackhaft gemacht. Ich kenne sonst keinen, der eines hat.“
Ron zog die Augenbrauen zusammen und fragte nach: „Man bekommt auch noch zusätzlich ein Preisgeld, wenn man einen Merlin in die Hand gedrückt bekommt? Wie viel hast du denn bekommen?“ Harry zuckte nur mit den Schultern und sagte, er wüsste nicht einmal, ob er überhaupt was bekommen hätte.

Nachdem Ron einen Moment überlegt hatte, sprudelte es ungebremst aus ihm heraus, als er sagte: „Okay, Harry: Du wirst bei Gringotts nachfragen, ob du Kohle vom Ministerium in dein Verlies bekommen hast und ich werde einfach mal Dad fragen, ob nicht zufällig im Ministerium ein Denkarium herumsteht, das wir mal benutzen dürfen!“
„Wieso soll ich nachschauen lassen, ob ich Geld vom Minis…“
Ron unterbrach ihn und erklärte aufgebracht: „Mann Harry, wenn die vergessen haben, dir dein Preisgeld zu geben, dann kannst du doch so frech sein und dir stattdessen ein Denkarium wünschen! Versuchen kann man es doch mal. Wer könnte dir schon so einen Wunsch abschlagen?“

Wieder übermannte ihn das schlechte Gewissen, weswegen Harry betrübt sagte: „Ich weiß nicht, ob das mit dem Traum eine so gute Idee ist. Ich meine, vielleicht hat das gar nichts mit seinen Veränderungen zu tun. Er wird mich vierteilen, wenn er jemals erfahren würde, dass ich seinen Traum gelesen habe. Er hat mich ja schon getestet…“
„Wie meinst du das, er hat dich ’getestet’?“, fragte Hermine ungläubig.
„Na ja, Severus hat mir die Schriftrollen zum Lesen gegeben, aber dann fiel mir ein, dass ich die Schrift ja eigentlich gar nicht sehen dürfte, obwohl ich sie gesehen habe. Er hatte ja gesagt, dass er die Rollen mit Schutzzaubern versehen hat. Ich hab gelogen und ihm gesagt, dass die Papiere leer wären. Daraufhin meinte er dann nur, dass die Schutzzauber wohl noch aktiv wären. Natürlich waren die noch aktiv und er wusste das ganz genau. Er wollte mir damit eine Falle stellen und herausbekommen, ob ich die Rollen mit Hilfe meiner Gabe längst gelesen habe.“

Hermine machte große Augen, doch dann sagte sie warnend: „Wir dürfen eines nie vergessen: Snape ist immer noch Snape! Er lässt sich nicht so leicht hinters Licht führen und er kann noch immer ein gefährlicher Mann sein, wenn man seinen Zorn auf sich zieht. Wir müssen um Himmels Willen vorsichtig bleiben, denn wenn er uns dazu bringt, nicht mehr wegen ihm nachzuforschen, dann wird ihm keiner mehr helfen können!“ Nachdem sie einen Moment über die gesamte Situation nachgedacht hatte, fügte sie noch hinzu: „Es ist nach alledem, was er gesagt hat und was bereits vorgefallen ist, definitiv zu bejahen, dass er Hilfe wünscht, aber ich glaube auch, je näher wir seinem ’Geheimnis’ kommen, desto bedrohter fühlt er sich.“

„Weißt du was, Ron? Du kannst mir aus der Küche mal diese runde Packung Eis holen, die ich gestern mitgebracht habe. Das ohne künstliche Zusatzstoffe“, sagte Hermine.
„Aber Hermine, wir haben eben Pizza, Pasta und…“, äffte Ron vorgespielt entsetzt ihre eigenen Worte von vorhin nach, doch er wurde abermals unterbrochen, denn Hermine fand Gefallen daran, ihn mit einem Kissen zu schlagen.

Während Ron das Eis holte, neckte Harry seine Freundin, indem er ihr ankreidete: „Mit Aromastoffen hantieren, aber selbst keine künstlichen Zusatzstoffe essen wollen…“ Er schüttelte vorwurfsvoll den Kopf, aber sie grinste nur und entgegnete gar nichts.

Von der Eispackung entfernte sie zunächst den runden Deckel, dann die Kunststofffolie, bevor sie es einfach auf den Tisch stellte.

„Hermine, ich dachte, du wolltest es essen?“
„Will ich auch, aber es steht drauf, dass man es zehn Minuten bei Zimmertemperatur stehen lassen soll, damit sich der Geschmack entfalten kann“, antwortete sie, doch als er ungläubig dreiblickte, reichte sie ihm das Eis hinüber und zeigte auf die kleine Schrift, die auf der Packung stand.
Verdutzt sagte Ron daraufhin: „Muggeleis mit einer Gebrauchsanweisung… ich fass es nicht.“ Gleich darauf fand er die Inhaltsstoffe, so dass er erstaunt, aber auch flunkernd sagte: „Da ist ein Haufen Sahne drin. Hermine, deine Figur!“
„Ach, für wen sollte ich da denn noch drauf achten?“, erwiderte sie etwas traurig wirkend.

Für Harry war nun definitiv klar, dass die beiden nicht mehr zusammen waren und dieses Mal sprach er es an: „Ihr habt euch also doch getrennt?“

Die beiden nickten bekümmert, doch sie setzten gleich wieder ihre fröhlichen Mienen auf. Sie erzählten ihm, dass sie an dem Abend vor der Verlobungsfeier von Remus und Tonks lange miteinander geredet hätten und beide zu der Ansicht gekommen waren, dass sie zwar dicke Freunde wären und auch bleiben würden, aber sie als Paar einfach nicht zusammen passten.

Hermine brachte es auf den Punkt, indem sie lächelnd versicherte: „Ron und ich mögen unsere Beziehung beendet haben, aber wir drei bleiben unzertrennlich, richtig?“

Nachdem Hermine ihr Eis vom Löffel geleckt hatte, schlug sie vor: „Wir könnten meinen Trank auch jetzt an euch testen, aber ich müsste erst ein Fläschchen holen. Ich hab nichts davon bei mir.“
„Wozu hat Harry einen Hauself? Der könnte das doch holen!“, warf Ron ein und Harry stimmte dem zu.
Er sagte ganz laut den Namen seines Hauselfs, der gleich darauf mit einem Plop erschien: „Mr. Potter, Sir. Wie kann ich Ihnen dienlich sein?“
Ron brach in Gelächter aus und fragte ungläubig: „Der heißt ’Wobbel’? Was ist das denn für ein komischer Name?“
Von Hermine bekam er gleich darauf einen bösen Blick zugeworfen, doch er konnte nicht aufhören zu lachen. Erst, als Wobbel das Wort an ihn richtete, da hörte er, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dem Hauself zu, als der fragte: „Sie finden meinen Namen witzig, Sir?“ Wieder begann Ron zu lachen, doch Wobbel unterbrach und fragte höflich: „Darf ich erfahren, wie Ihr Name ist, Sir?“

Ron nannte seinen Vornamen und gleich darauf brach Wobbel in fiependes, giggelndes Gelächter aus, so dass das Grinsen auf dem Gesicht des Rothaarigen verstarb und durch eine verletzte Miene ersetzt wurde. Wobbel lachte noch immer über Rons Namen und hielt sich derweil den wackelnden Bauch, während Hermine sich eine Hand vor den Mund halten musste, um ihr Lächeln zu verbergen, doch Harry strahlte belustigt über das ganze Gesicht.

„Harry, befiehl deinem Elf, er soll sich nicht über mich lustig machen!“, quengelte Ron.
Gelassen erwiderte Harry: „Kommt gar nicht in die Tüte! Das geschieht dir ganz Recht, Ron.“
Abrupt hörte der Elf auf zu lachen, bevor er Ron fragte: „Wie fühlt sich das an, Mr. Ron?“
Geschlagen holte Ron tief Luft, die er wieder langsam ausatmete, bevor er zunächst sein Gesicht verzog und dann antwortete, während er verschämt auf den Boden blickte: „Ja, hab schon verstanden. Tut mir Leid!“
„Wobbel“, sagte Harry, „ich möchte, dass du etwas aus Hogwarts holst und zwar…“
Hermine unterbrach Harry und sagte: „Nein, nicht holen. Er soll es sich von Snape geben lassen. Wenn die Flasche einfach fehlt, dann glaubt Snape nachher wieder, er wäre bestohlen worden.“ An Wobbel gewandt erklärte Hermine: „Frag doch bitte Professor Snape, ob er dir für mich ein Fläschchen von meinem Trank mitgeben kann. Wenn er fragt, wozu ich den brauche, dann sagst du einfach, ich wäre seinem Rat gefolgt und hätte ein Versuchskaninchen gefunden.“
Wobbel schaute zu Harry hinüber, um den Befehl bestätigt zu wissen, denn nur von seinem Meister durfte er welche annehmen.

„Ja, mach das bitte so, wie sie gesagt hat, Wobbel. Wenn er sich sträubt und dir nichts geben will, dann eben nicht“, sagte Harry, bevor Wobbel sich verbeugte und sich in Luft auflöste.

„Mal sehen, ob Snape das wirklich macht. Ich meine, ob er deinem Elf tatsächlich Hermines Trank in die Hand drückt“, sagte Ron zweifelnd.
„Warum sollte er nicht? Es ist meine Erfindung und wenn ich Testpersonen gefunden habe…“
Harry unterbrach und bat schmunzelnd: „Nenn uns doch weiterhin bitte Ron und Harry und nicht ’Testperson 1’ und ’Testperson 2’. Da fühle ich mich irgendwie nicht als Mensch.“

Nach zehn Minuten erschien Wobbel mit drei Fläschchen und einem Pergament, welches er mit den Worten überreichte: „Das, Miss Granger, hat mir Professor Snape für Sie mit mitgegeben.“

Sie nahm die Pergamentrolle entgegen, entrollte sie und las laut vor:


„Sehr geehrte Miss Granger,

ich bin erfreut zu hören, dass Mr. Weasley und ganz offensichtlich auch Mr. Potter sorglos genug sind, sich einem kleinen Experiment unter Ihrer Aufsicht zu unterziehen. Denken Sie jedoch stets daran, dass durchaus unerwartete Nebenwirkungen auftreten können, zum Beispiel in Form einer Allergie auf eine der Zutaten.

Ihnen ist bekannt, dass die Zutaten sehr kostspielig sind. Damit Sie sich alle drei darüber im Klaren sind, dass es sich bei Ihrem Trank nicht um einen ’Partygag’ handelt, erwarte ich von Ihnen, Miss Granger, dass Sie meine unten aufgeführten Anweisungen für Ihren Test befolgen, wenn ich selbst schon untröstlich bin, dem Experiment nicht beiwohnen zu dürfen.

Hochachtungsvoll,
Severus Snape“


Harry zog eine Augenbraue hoch und fragte skeptisch: „Nebenwirkungen?“
„Ach quatsch, das schreibt der doch nur, um uns die Stimmung zu verderben“, erwiderte Ron.
„Nein, nein“, sagte Hermine, „er hat schon Recht, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass ihr beide bisher keine allergische Reaktion auf die Zutaten, die hier drin sind, gezeigt habt. Alle Zutaten habt ihr in den vergangenen Jahren schon einmal in meinen Tränken zu euch genommen und da ist auch nie was passiert, also seid ihr nicht allergisch.“

Ron warf ein: „Der Brief von ihm hört sich ein wenig an, als ob er gern dabei sein würde oder?“
Schelmisch erwiderte Hermine: „Ja klar, stellt euch mal vor: Snape auf der Couch, Pizza essend und Butterbier schlürfend!“ Die drei schüttelten den Kopf, der der Gedanke war völlig surreal.
„Was hat er noch geschrieben, Mine? Was für Anweisungen meint er?“, fragte Harry neugierig.
„Ach, das Übliche. Die Zeit stoppen, wie lange die Wirkung anhält und halt alles genau notieren und natürlich auch fragen, wie die Testpersonen… ähm, wie ihr euch fühlt.“ Nach einer Weile fragte sie: „Wollt ihr wirklich? Ich müsst nicht, nur weil ich eure Freundin bin.“

Weil Harry vorhin der Erste gewesen war, der zugesagt hatte, ihr Versuchskaninchen sein zu wollen, sprang dieses Mal Ron als Erster vom Sofa auf und sagte enthusiastisch: „Ich mache den Anfang! Ich trink alles, was du zusammenbraust.“

Wegen seines Vertrauens grinste Hermine, bevor sie Pergament, Feder und Tintenglas per Aufrufezauber an den Tisch holte.

Ron das erste Fläschchen hinhaltend erklärte sie: „Trink das erst, wenn ich es sage, ja?“ Er nickte nur und nahm die Flasche entgegen. Auf das Pergament schrieb sie „Testperson 1, männlich“, doch sie kam nicht weiter, weil Harry mitlas, was sie schrieb und deswegen lachen musste.

„Was ist los? Was schreibt sie da, Harry?“, fragte Ron leicht besorgt. Als er einen Blick auf das Blatt Pergament warf, beschwerte er sich und sagte: „Oh nein, du schreibst da ’Ron Weasley’ hin! Kann ruhig jeder wissen, dass ich mich für diesen Test zur Verfügung gestellt habe.“
Sie seufzte und strich „Testperson 1“ durch, bevor sie „Ron Weasley“ schrieb und daraufhin fragte: „Zufrieden?“ Wieder nickte Ron, der sich nun in die Mitte des Wohnzimmers stellte und auf ihre Anweisung wartete. Hermine gab Harry ihre Armbanduhr und zeigte ihm, wie er die Stoppuhr betätigen sollte, bevor sie fragte: „Fertig, ihr beiden?“
„Fertig!“, antworteten beide zeitgleich.

„Gut, wenn ich ’los’ sage, dann trinkt Ron die Flasche leer und Harry drückt die Stoppuhr erst, wenn Ron alles ausgetrunken hat, okay?“
„Okay!“, sagten wieder beide, die daraufhin lachten.
Sie forderte beide auf, jetzt still zu sein, indem sie sagte: „Sht! Also jetzt, drei, zwei, eins: los!“

Mit nur zwei großen Schlucken leerte Ron die Flasche und Harry drückte gleich darauf die Stoppuhr, um sie zu starten. Fasziniert schauten die beiden auf den Rothaarigen, der langsam von einem hellen Schein umgeben wurde.

„Und? Wie seh ich aus, häh?“, fragte Ron, doch er wurde lediglich angewiesen, still zu sein.
Dann konnte man neben dem Glimmen endlich die erhofften Farben sehen und Hermine notierte sie sofort, während Harry laut für Ron erklärte: „Du leuchtest in einem kräftigen Rot… und… ähm… das Rot ist ein bisschen mit Grün vermischt. Ja, Grün! Und drumherum… ganz außen sieht es wie Violett aus, aber ein ganz, ganz helles Violett.“
„Super“, warf Hermine ein, „die Grundfarben haben wir schon mal. Mach jetzt mal was, Ron!“
„Wie, ’was machen’? Soll ich ’nen Kopfstand machen oder was?“, fragte er verdutzt.
„Nein, du sollst zaubern. Egal, was du machst – zauber einfach mal, aber schnell, bevor die Zeit davonrennt!“, erklärte Hermine unter Druck.

Ron zog seinen Zauberstab und in diesem Moment schienen die Farben sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, doch ganz plötzlich richtete Ron seinen Stab auf Harry und… er belegte ihn mit dem Kitzelfluch.

Laut lachend rutschte Harry von der Couch auf den Boden hinunter. Er schlängelte und wand sich, um den unsichtbaren Händen zu entkommen, die ihn malträtierten, während er unaufhörlich gackerte und um Gnade flehte, ab und an sogar drohte, er würde Ron dafür umbringen. Harry musste schon vor lauter Lachen weinen, während er auf dem Boden entlang hinüber zu seiner Jacke robbte, die über einer Sessellehne lag, damit er sich mit Hilfe seines Zauberstabes von dem Fluch befreien konnte. Ron konnte nicht anders, als mit Harry mitzulachen, während Hermine weiterhin mit bierernster Miene Ron betrachtete und ab und an etwas auf ihr Pergament kritzelte. Harry hatte es derweil geschafft, sich selbst von dem Kitzelfluch zu befreien und er drohte bereits mit gezücktem Zauberstab und fiesem Grinsen seinem Freund, bevor er bemerkte, dass die Farben um Ron herum langsam verblassten. Hermine stoppte die Zeit mit der Uhr, die Harry hatte fallen lassen und notierte sie. Als alles vorbei war, blieb ein noch immer kichernder Ron mit puterrotem Gesicht zurück, der sich weiterhin prächtig über seinen Scherz amüsierte.

„Okay, jetzt ist Harry…“
„Nein Hermine, erst du! Snape hat drei Flaschen mitgegeben. Ich will wissen, wie du aussiehst!“, sagte Ron ehrlich.
„Na gut, aber vergesst nicht: Einer von euch macht die Notizen und einer nimmt die Zeit!“, sagte sie im Befehlston, so dass Harry gleich wieder nach der Stoppuhr griff, denn Ron wüsste mit diesem Muggelgegenstand mit Sicherheit nichts anzufangen.

Hermine nahm sich ein Fläschchen, stellte sich dort hin, wo Ron zuvor gestanden hatte und zählte wieder von drei rückwärts, bis sie die Flasche ansetzte und trank. Harry drückte danach die Stoppuhr.

Während sich um Hermine herum erst ein Glühen bemerkbar machte, kamen gleich im Anschluss die erwarteten Farben. Ron schrieb seine Beobachtungen aufs Pergament, während Harry wieder laut schilderte, wie die Farben aussehen würden: „Also, zuerst Orange, ein normales Orange, umgeben von Gelb und Braun. Nein, ich würde eher sagen Goldbraun!“ Ron kritzelte derweil aufs Pergament, während er immer wieder einen Blick auf Hermine warf, als wolle er ein Portrait von ihr malen. „Du hast auch ein bisschen das helle Violett drumherum wie Ron es hatte“, schilderte Harry noch.

„Okay, wenn alles notiert ist, dann mach ich jetzt nen Schwebezauber und ihr beide schaut schön her!“, befahl Hermine, die schon mal ihren Stab zog. „Wingardium Leviosa!“, sagte sie und Harrys Jacke bewegte sich daraufhin einige Zentimeter über der Sessellehne.
„Jetzt sind die Farben so kräftig geworden, dass man dich nicht mehr sehen kann, Mine. Und es scheint, als würden die Farben über deinen Körper fließen und sich in deinem Arm sammeln. Hey, die sind durch den Zauberstab hindurchgegangen… Hab ich bei Ron vorhin aber nicht gesehen!“, erklärte Harry verdutzt.
Ron gackerte und entgegnete: „Weil du vor Lachen auf dem Boden gelegen hast – wahrscheinlich ist es dir deshalb entgangen.“

Nachdem auch bei Hermine die Farben wieder verblasst waren, drückte Harry die Stoppuhr und sagte Ron, welche Zeit er notieren sollte: Eine Minute und sechsunddreißig Sekunden. Hermine kam derweil an den Tisch zurück, blickte von oben seitlich hinunter auf ihr Pergament und sog erschrocken Luft ein, bevor sie verdattert fragte: „Ähm, Ron? Was genau ist das?“ Sie zeigte auf eine Figur, die er mit wenigen Handgriffen gemalt hatte und die von drei Kreisen umgeben war.
„Na, das bist du! Und diese Wolken sind die Farben. Ich habe Pfeile an die Schichten gemalt und darunter geschrieben, welche Farben sie haben“, erklärte er verantwortungsvoll klingend.
Hermine schnaufte und fragte: „Soll ich das so etwa Snape zeigen? Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie er eine Augenbraue hochzieht und mich danach fragend anblickt. Ich werd’s nochmal abschreiben.“
„Was ist denn damit nicht in Ordnung?“, fragte Harry grinsend. „Man sieht doch, dass du das bist. Deine Haare hat er doch fantastisch hinbekommen!“

Nochmals schaute Hermine auf die Figur, nur dieses Mal genauer, und sie erkannte die vielen langen Kringel, die Ron der Figur sehr üppig auf den Kopf gemalt hatte, so dass sie lachen musste.

In der Mitte des Zimmers hatte sich bereits Harry positioniert und Hermine übernahm die Stoppuhr und das Pergament, weil sie keines von beiden Ron überlassen wollte.

„Alles klar, Harry? Kann’s losgehen?“, fragte sie. Harry nickte und wartete auf ihr „los“.

Nachdem Harry das Fläschchen getrunken hatte, glühte er bereits, bis plötzlich…

„Wow, Harry… Immer ruhig mit den jungen Pferden!“, sagte Ron erstaunt, während Hermine ununterbrochen und in hohem Tempo auf ihr Pergament schrieb.
„Was? Was? Sag schon, verdammt!“, befahl Harry. „Beschreib, wie ich aussehe. Ich hab’s bei dir doch auch gemacht!“ Er klang sehr aufgewühlt und etwas verängstigt.
„Ähm, ähm… Das ist gar nicht so einfach bei dir“, erklärte Ron resignierend und schulterzuckend.

Hermine warf immer wieder einen Blick zu Harry hinüber und schrieb und schrieb, doch sie kam bei dem schnellen Geflacker der Farben nicht mehr mit, so dass sie innehielt und zu ihrem Freund aufblickte.

„Harry? Du hast im Moment große Ähnlichkeit mit einer farbigen Lichtorgel, die außer Kontrolle geraten ist. Sag mal, wie fühlst du dich jetzt gerade?“, fragte Hermine mit ruhiger Stimme.
Harry lachte kurz auf, aber er erklärte aufrichtig: „Ehrlich gesagt hab ich tierische Angst vor diesem Trank! Ich hab Angst, dass es um mich herum nur Schwarz wird. Ich meine, wenn Albus schon vermutet…“

Er hielt inne und seufzte, woraufhin Hermine ihm seine Ängste nehmen wollte, indem sie mit beruhigender Stimme versicherte: „Harry-Schatz, gerade bei dir wird nichts schwarz sein! Ron und ich, wir sind deine besten Freunde und das wären wir nicht, wenn du nur von Finsternis umgeben wärst. Du bist weder bösartig noch ein Schwarzmagier! Du brauchst überhaupt keine Angst zu haben, richtig Ron?“
Ron blickte noch immer wie verzaubert auf das Lichterspiel vor ihm, bis er auf einmal rief: „DA, Mine. Schau, er verändert sich!“
„Die Farben pendeln sich ein, Harry. Kein Grund zur Sorge – da ist kein bisschen Schwarz mit drin. Ist alles sehr hell!“, erklärte sie, bevor sie wieder damit begann, die Zeit zu notieren und die Farben der Reihenfolge nach aufzuschreiben, die sich nun immer langsamer abwechselten.

Sie schrieb hastig auf das Pergament „kräftiges Orange, Wechsel zu Smaragdgrün, verschmilzt mit strahlendem Gold“ und dann hielt sie inne, weil Harry am Ende nur von einer einzigen Farbe umgeben war.

„Boah, echt krass… Harry, du siehst aus wie ein Goldbarren!“, sagte Ron beeindruckt, bevor ihm vor lauter Staunen der Mund offen stand. Hermine notierte, dass man Harrys Gesicht durch das scheinende Gold hindurch schon im Ruhezustand nicht mehr sehen konnte.

„So: Levitation, Harry“, wies sie kurz und knapp an, weil die Zeit davonzulaufen drohte.
Er peilte seine Jacke an und sagte laut und deutlich, während er dazu wutschte und wedelte: „Wingardium Leviosa!“

In dem Moment, als die Jacke sich von der Sessellehne in die Lüfte erhob, hielten sich Ron und Hermine sich plötzlich zeitgleich die Augen zu.

Ängstlich fragte Harry: „Verdammt, was ist los? Redet mit mir!“
Zwischen ihre Finger hindurchblinzelnd erklärte Hermine: „Du bist gerade ziemlich hell geworden, Harry. Ist fast so, als ob man in die Sonne schauen würde.“
„Das ist doch gut… oder?“, fragte er verunsichert und aufgeregt.
Hermine, die sich noch immer eine Hand vor das Gesicht hielt, schaute auf die Stoppuhr, die eine Minute und vierzehn Sekunden anzeigte, bevor sie antwortete: „Was die ganzen Farben genau zu bedeuten haben, kann ich noch nicht sagen, aber ’hell’ ist immer gut, Harry. Kein Grund zur Sorge!“

Nach dem Experiment unterhielten sich die drei noch eine ganze Weile über das Erlebnis, denn besonders Ron und Harry war klar geworden, dass es etwas ganz Besonderes gewesen war, was sie eben getestet hatten. Magie sichtbar zu machen war bisher noch niemandem gelungen.

„Und du weißt wirklich noch nicht, was es mit den Farben auf sich hat? Mann, ich würde zu gern wissen, was meine zu bedeuten haben: Rot, Grün und Violett“, schwärmte Ron.
„Ich werde die Info an deine Mum weitergeben, damit sie bis Weihnachten einen Pullover mit deinen persönlichen Farben stricken kann“, sagte sie trocken. Ohne auf Kommentare zu warten erklärte sie: „Eine Theorie von mir ist, dass die Farben ähnlich zu deuten sind wie die Farben der Aura eines Menschen – allerdings nicht nach dem Esoterikkram, den man aus der Muggelwelt kennt. Ich werde in der Bibliothek in Hogwarts mal ein wenig lesen gehen.“
„Im Zweifelsfall geh in die Bibliothek!“, sagte Ron grinsend, denn den Satz hatte er in der Schule schon mehrmals zu Harry gesagt, wenn er über Hermines Eifer gesprochen hatte.

An Hermine gerichtet sagte Ron: „Sag mal, dein ’Magie-sichtbar-mach-Trank’ ist ja geschmacklich nicht zu erkennen und selbst sieht man seine Farben ja auch nicht, wenn man ihn eingenommen hat.“ Sie nickte, woraufhin er sagte: „Ich weiß, dass du das vielleicht für eine blöde Idee hältst, aber du könnest es Snape doch einfach mal irgendwo untermischen. Ich meine, nur um zu sehen, welche Farbe seine Magie hat, wenn er es schon nicht freiwillig testen will. Vielleicht kommt da ja irgendwas Interessantes bei raus?“
„Da muss ich mir aber erst einen Plan ausdenken, wie ich das verwirklichen kann“, erwiderte sie.
Verdutzt fragte Ron nach: „Was denn, Mine? Kein ’Ron, das kann ich doch nicht machen’ von dir?“
„Ach, irgendwann muss selbst ich mal zu solchen fragwürdigen Mitteln greifen, sonst kommen wir ja gar nicht mit ihm weiter! Außerdem tut es ihm ja nicht weh. Allerdings ist er ein sehr vorsichtiger Mann. Er ist immer derjenige von uns beiden, der den Tee einschenkt, wenn die Hauselfen es nicht schon gemacht haben“, sagte sie nachdenkend.
Auch Ron grübelte zunächst, aber dann schlug er vor: „Lass es doch Harrys Hauself machen! Er kann Snape ja dein Zeug in den Tee kippen, ohne dass einer von euch beiden überhaupt mitbekommt, dass er da ist! Die Spione von Dumbledore haben wir ja auch nicht bemerkt. Und du wäscht deine Hände in Unschuld!“ Von dieser Idee war Hermine wesentlich begeisterter, nur Harry machte sich ein wenig Sorgen.
„Meint ihr nicht, das geht jetzt doch zu weit? Ihm etwas ’in den Tee tun’? Ich weiß nicht…“, sagte er hadernd.
„Komm schon, Harry. Wenn selbst unser Minchen dazu bereit ist, dann brauchst du dir doch keinen Kopf zu machen“, sagte Ron aufmunternd.
„Aber ich mach mir einen Kopf. Und wisst ihr, warum? Weil es MEIN Hauself sein wird, der Severus den Trank untermischt. Wenn Severus dahinter kommt, dann bin ich dran! Ich will nicht, dass wir uns wieder anfeinden wie früher. Ich mag es, wie es jetzt ist, versteht ihr das nicht?“, erklärte Harry aufgewühlt.

Hermine tätschelte Harrys Knie, bevor sie sagte: „Du musst gar nichts tun, Harry. Wenn dein Elf es nicht machen soll, dann mach ich es eben selbst, wenn ich denke, der Zeitpunkt wäre günstig. Ich werde aber erst einmal morgen wegen der Farben recherchieren.“
„Hey, ich wüsste sogar jemanden, der dir dabei helfen könnte, Hermine!“, sagte Ron schelmisch lächelnd.
„Und wer soll das bitte sein?“, wollte sie wissen.
„Na, wer kennt sich denn in Hogwarts am besten mit so etwas aus?“, stellte er als Gegenfrage. Als Harry und Hermine beide mit den Schultern zuckten, sagte Ron: „Na, nur eine Person: Professor Trelawney!“
Hermine rollte mit den Augen, bevor sie sagte: „Bloß nicht! Da beichte ich lieber Snape, dass ich in der zweiten Klasse die Baumschlagenhaut aus seinen privaten Vorräten geklaut habe als mich diesem Insekt freiwillig zu nähern.“

Mit Trelawney war Hermine nie richtig klargekommen, aber spätestens ab der dritten Klasse, seit die Professorin ihr gesagt hatte, ihr Herz wäre welk wie das einer alten Jungfer, da hatte Hermine definitiv genug von der Frau.

Ein Blick auf Hermines Armbanduhr, die noch auf dem Tisch lag, zeigte die späte Uhrzeit: zwei Uhr und vierundzwanzig Minuten. Plötzlich seufzte Harry und seine beiden Freunde starrten ihn fragend an.
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Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Teil 2 von Kapitel 65

„Was ist denn, Harry? War ein anstrengender Tag oder?“, sagte Hermine grinsend.
„Ja, die Abwechslung habe ich auch gebraucht, aber bald geht’s wieder zurück nach Hogwarts und dann…“
Als er innegehalten hatte, stocherte Ron nach, indem er die letzten Worte wiederholte: „…und dann?“
Wieder seufzte Harry, bevor er fortfuhr: „Und dann werde ich wieder nur an eines denken können.“
„Ginny“, sagte Hermine selbstsicher, so dass Harry nur nicken konnte.
Einen Arm um Harry legend erklärte Ron: „Tut mir wirklich Leid, Mann, aber du kannst nicht zu ihr rein. Nicht einmal mit deinem Tarnumhang.“
„Wieso nicht einmal mit dem?“, fragte Harry ungläubig.
„Na ja, weil ein Blutzauber ums Zimmer gelegt worden ist. Nur Weasleys und ihre Verlobten können da rein. Und natürlich die, die Poppy noch in den Zauber einbezogen hat. Das sind, warte mal“, sagte Ron überlegend, bevor er fortfuhr, „noch zwei Schwestern und Snape. Der ist wohl ihr Assistent, aber das war er ja schon früher, weil er Tränke für sie zubereitet und in schlimmen Fällen auch helfen kann, Wunden zu heilen.“

Schlagartig erinnerte sich Harry an das Duell mit Draco auf der Mädchentoilette und wie Severus damals den Blutfluss des Verletzten gestoppt und die Schnittwunden auf dem blassen Körper mit einem Gegenfluch, der wie ein Lied geklungen hatte, verschlossen hatte. Ja, Severus war definitiv dazu in der Lage, einem Schwerverletzten helfen zu können. Kein Wunder, dass Poppy lieber Severus als ihn ihren Assistenten haben wollte.

Dieses Mal war es Ron, der seufzte, bevor er noch anfügte: „Ginny hat letztens wieder nach dir gefragt, aber es geht halt nicht.“

Betrübt fasste Harry sich an die Stirn und gleich darauf raufte er sich die wirren Haare.

„Ich verstehe das nicht. Ich meine, Ginny ist in Hogwarts. Hogwarts ist sicher! Ich bin Harry Potter und jeder weiß, dass ich ihr nie etwas antun würde. Warum darf ich nicht zu ihr rein?“, fragte er verzweifelt.
Hermine hatte sich auf Ginnys Wunsch hin mit diesem Blutzauber auseinandergesetzt und konnte Harry daher erklären: „Ich hab viel drüber gelesen. Es ist ein Gesetz, welches auf jeden Fall eingehalten werden muss. Nicht einmal Arthur als Minister kann da eine Ausnahme für dich machen. Es sind früher zu viele Dinge geschehen. Uralte Familienfehden, Verfluchungen von Neugeborenen… Weißt du, Harry, wenn man die Population der magischen Welt mit der der Muggel vergleicht, dann gibt es sehr, sehr wenige Zauberer und Hexen auf der Welt. Dieses Gesetzt zum Schutz vor Verfluchungen ist uralt und wurde nach der Hexenverfolgung während der Frühen Neuzeit einfach beibehalten.“
„Verstehe“, sagte Harry, „so was wie mit dem dreizehnten Gast bei Dornröschen und dem Todesfluch mit der Spindel.“
Hermine lachte, denn offenbar hatte Harry das Buch, welches sie Snape als Geschenk für ihn empfohlen hatte, bereits auswendig gelernt, so dass sie antwortete: „Ja, genau so! Sind doch nur noch insgesamt neun Wochen, Harry, dann seht ihr euch wieder!“
„Aber sie fehlt mir jetzt schon!“, sagte er schluchzend. Ständig die Nase hochziehend offenbarte er: „Sie fehlt mir morgens in der großen Halle beim Frühstück und sie fehlt mir, wenn ich durch die Gänge laufe. Und wenn wir mit den Schülern was zusammen unternehmen, dann ist sie auch nicht mehr mit dabei.“

Er machte sich gar nichts daraus, seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Er vermisste es, Ginny täglich zu sehen, selbst wenn es nur im Vorübergehen war. Ihm fehlte ihr Lächeln, wenn sie während des Essens zu ihm hinüber an den Lehrertisch blickte und er sehnte sich nach ihren strahlenden Augen, in denen er versinken wollte.

Sich die Brille von der Nase nehmend und sich die Tränen trocknend sagte er: „Ich habe Voldemort besiegt, Herrgott! Es muss doch eine Möglichkeit für mich geben, sie zumindest einmal sehen zu können.“ Aufgebend seufzte er und schnäuzte sich die Nase, bevor er sich auf den Weg nachhause machen wollte.

„Harry? Könntest du Wobbel bitten, die drei Flaschen zurückzubringen? Ich will morgen gleich in die Bibliothek in Hogwarts und ich möchte nicht erst zu Snape, denn der wird mich mit Fragen wegen unseres Experiments löchern und mich sicherlich stundenlang festnageln“, erklärte Hermine mit einem zuckersüßen Lächeln.

Nachdem er seinen Elf gerufen hatte, blickte Wobbel ihn mit großen Augen und hängenden Ohren an, bevor er mit trauriger Stimme, fast so als würde er selbst gleich zu weinen anfangen, fragte: „Oh, Mr. Potter, geht es Ihnen nicht gut? Wie kann ich Ihnen helfen, so dass Sie wieder lachen?“ Der Elf lächelte demonstrativ, doch Harry war nicht nach Frohsinn zumute.
Nach einem schwermütigen Seufzer erwiderte Harry: „Ach, du kannst mir auch nicht helfen, Wobbel.“
„Oh, ich kann viele Dinge tun, Sir. Sie müssen nur fragen und ich kann Ihnen sagen, ob es möglich ist oder nicht, aber bisher war alles möglich!“, sagte sein Elf zuversichtlich.

Mit einem Male glitzerten Harrys Augen wieder hoffnungsvoll. Unter den wachen Ohren seiner beiden Freunde fragte Harry: „Ist es möglich, dass du mich in ein Krankenzimmer in Hogwarts bringst, ohne dass jemand davon erfährt?“
„Aber natürlich…“
Wobbel wurde unterbrochen, als Hermine dem Hauself erklärte: „Das ist aber ein Zimmer, das durch einen Blutzauber geschützt ist!“
Ihre Worte klangen so desillusionierend, dass Harry die Hoffnung wieder fallen ließ. Diese wichtige Information hatte Harry ganz vergessen und so ging er davon aus, dass Wobbel den Blutzauber nicht durchbrechen konnte, doch der antwortete unverhofft: „Natürlich kann ich das, Mr. Potter. Es gibt nur ein Zimmer in Hogwarts, das mit einem aktiven Blutzauber geschützt wird. Ich kann ihn überwinden und Sie in das Zimmer bringen, ohne dass der Blutzauber Alarm schlägt!“

Das breite Grinsen auf Harrys Gesicht war Wobbel eine sichtbare Freude.

„Um Himmels Willen, Harry. Pass bloß auf! Wenn man dich entdeckt, dann wanderst du für siebzehn Jahre nach Askaban!“, sagte Hermine voller Sorge.
„Wieso für siebzehn Jahre?“, fragte er erstaunt nach.
Hermine seufzte einmal, bevor sie lediglich sagte: „Damit du dich dem Kind nicht mehr nähern kannst, bis es volljährig ist.“
„Oh…“, war Harrys einziger Kommentar, doch Wobbel versicherte, dass man ihn nicht entdecken würde, so dass er sich dieser Gefahr stellen wollte, auch wenn Hermine darüber nicht sehr erfreut schien.

Ron war anderer Meinung, denn er klopfte Harry auf die Schulter und wünschte viel Glück.

„Harry, weck sie aber bitte nicht auf. Es ist nach halb drei nachts“, bat Ron seinen Freund, der daraufhin versicherte, Ginnys Schlaf nicht zu stören, denn er wollte sie einfach nur sehen. „Okay, Harry. Dann viel Spaß und erzählt mir morgen, wie’s war. Bis dann und schlaf gut!“
„Ja, gute Nacht, Harry. Vielleicht sehen wir uns morgen, wenn ich in der Bibliothek irgendwas herausbekommen habe?“, sagte Hermine zum Abschied. „Ach ja, hier – die Flaschen von Snape.“

Wobbel nahm die Flaschen entgegen und verstaute sie in seiner bis zu den Knien reichender Toga, bevor er zu Harry sagte: „Sir, ich werde Sie an die Hand nehmen müssen.“

Der Elf hielt seinem Meister die kleine Hand mit den dünnen langen Fingern entgegen, die Harry sofort ergriff.

Hinter seinem Bauchnabel spürte Harry ein ähnliches Ziehen wie bei der Verwendung eines Portschlüssels, nur nicht so unangenehm. Von einer Sekunde zur anderen stand Harry genau an der Stelle des Krankenflügels, an der er noch heute Morgen Einlass in Ginnys Zimmer erfleht hatte.

Wobbel hielt ihn noch immer an der Hand und sagte: „Tut mir außerordentlich Leid, Mr. Potter, aber Sie müssen noch einen Moment meine Hand halten.“
„Kein Problem“, sagte Harry leise.
In normaler Lautstärke und stetig grinsend sagte Wobbel: „Sie brauchen nicht flüstern, Mr. Potter. Niemand kann Sie hören oder sehen, solange Sie meine Hand halten. Kommen Sie nun bitte mit mir und haben Sie keine Angst.“

Mit Harry an der Hand steuerte der Elf direkt die Tür von Ginnys Krankenzimmer an, doch anstatt sie zu öffnen, ging der Elf einfach durch die Tür hindurch und zog seinen Meister flugs hinterher. Harry hatte gar keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob etwas geschehen könnte, würde er einfach durch eine verschlossene Tür gehen, denn im Nu hatte er sie auch schon hinter sich gelassen und stand plötzlich in Ginnys Zimmer.

Im Krankenzimmer stehend führte Wobbel einige Handgriffe aus, bevor er Harry losließ und flüsternd erklärte: „Jetzt müssen Sie still sein. Sie sind sichtbar und man kann Sie hören, doch nur in diesem Zimmer. Sollte sich die Tür öffnen, werde ich uns wieder unsichtbar machen. Der Blutzauber sieht in Ihnen keine Gefahr. Sie können sich hier frei bewegen, Mr. Potter.“
„Danke, Wobbel. Danke!“, sagte Harry, bevor er aufblickte.

In dem Einzelzimmer, welches nur durch das spärliche Licht des Mondes erhellt wurde, stand das Bett, in welchem seine Ginny schlief. Vorsichtig ging er, von Wobbel gefolgt, auf das Bett zu – immerwährend ein Lächeln auf den Lippen, welches einfach nicht verblassen wollte. Neben ihr stehend betrachtete er ihr friedlich wirkendes Gesicht, während sich ihr Brustkorb langsam hob und senkte.

Mit Bedacht kletterte Wobbel auf das Bett hinauf und betrachtete die Schlafende, bevor er flüsternd fragte: „Mr. Potter?“ Harry blickte ihn mit einem so seligen Gesichtsausdruck an, dass der Elf für einen Moment wie paralysiert schien, bevor er wieder zu sich kam und ganz leise fragte: „Sir, ist das das Kind, weswegen Sie auf dem Formular angekreuzt hatten ’Kinder im Haushalt vorhanden’?“

Es schien kaum möglich, aber Harrys Lächeln wurde noch breiter, als er Wobbel zunickte. Gleich darauf blickte er verzückt zu der schlafenden Ginny hinunter, während Wobbel warm lächelnd den großen Bauch bestaunte, der sich wie eine riesige Melone unter der Decke abzeichnete, und vor lauter Vorfreude bekam der Elf ganz runde Kulleraugen.

Sein Zeitgefühl war völlig verschwunden. Harry stand wie verzaubert an dem Bett, in dem seine Liebste schlief und er betrachtete schmachtend ihr Gesicht, als sie plötzlich den Kopf leicht drehte und sie einen tiefen Atemzug nahm, den sie ohne Eile wieder entweichen ließ.

Ganz langsam öffnete sie ihre Augen und sie fixierten die von Harry. Sein breites Lächelnd steckte sie auf Anhieb an und so blickten sie sich einen Moment lang strahlend in die Augen, bevor Ginny ihre Hand ausstreckte, die er sofort ergriff.

„Harry“, flüsterte sie voller Sehnsucht, „ich wusste, dass du einen Weg finden würdest. Du hast immer einen Weg gefunden!“
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066 Miss Grangers Gespür für Farben




Heute früh, kurz bevor Ron sich auf den Weg zum Training gemacht hatte, war er zwischen Tür und Angel stehen geblieben und hatte vorgeschlagen: „Hermine, vielleicht sollten wir überlegen, uns auch räumlich zu trennen. Na ja, du weißt schon. Falls du mal jemanden mit nachhause bringen möchtest…“
Sie wusste genau, dass ihm dieser Vorschlag viel Mühe bereitet hatte und ihn zu hören schmerzte sie, doch sie hatte ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert und entgegnet: „Ja, da hast du Recht, Ron. Ich werde mich langsam mal nach einer Wohnung umsehen. Viel Spaß heute beim Training.“ Sie verkniff es sich hinzuzufügen „und grüß Angelina von mir“.

Kaum war er zur Tür raus, brach Hermine in Tränen aus. Sie wusste, dass Ron ihrem Ratschlag, es noch einmal mit Angelina zu probieren, nachgehen würde oder sogar schon nachgegangen war.

Auf ein Frühstück verzichtend packte sie ihre riesige Tasche – mit einer schicken, kleinen Damenhandtasche konnte man sie nicht vergleichen – und stopfte alles hinein, was sie für ihre heutige Recherche benötigen würde. Sie griff auch nach einer Packung Eis: fünfhundert Gramm von dem Schokoladeneis, das sie glücklich machte, wenn sie niedergeschlagen war. Damit es nicht schmolz, versah sie es mit einem Kältezauber, bevor sie es in ihre geräumige Tasche zwängte. Dann trocknete sie ihre Tränen, verließ das gemeinsame Haus und flohte direkt zu Harry.

„Guten Morgen!“, grüßte Harry sie freudestrahlend. Nur murmelnd erwiderte sie seinen Gruß, bevor sich die beiden wie üblich umarmten, doch dieses Mal ließ Hermine nicht ganz so schnell wieder los wie sonst. „Alles okay?“, fragte er sie mit einer seltsamen Vorahnung, woraufhin sie nickte, doch ihre schimmernden Augen bestätigten das Gegenteil.
Noch bevor er fragen konnte, erklärte sie: „Ron hat heute früh vorgeschlagen, dass jeder sich eine eigene Wohnung suchen sollte, falls ’ich’ vielleicht mal jemanden mit nachhause bringen sollte.“ Sie seufzte, bevor sie sagte: „Ich glaube eher, dass er mal eine sturmfreie Bude haben möchte und ich denke, ich weiß auch, um wen es sich dabei handelt.“
„Angelina!“, sagte Harry so schnell, dass Hermine ins Stocken geriet. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und gestand ihr: „Er hat mir erzählt, dass sie es längst nochmal mit einem Date versucht haben und es scheint… na ja, geklappt zu haben. Ron wollte nur nie etwas in deiner Gegenwart sagen, Hermine. Er will dir nicht wehtun, weißt du.“

Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen als würde sie Schmerz empfinden und ihre Lippen bebten, doch sie gestand sich selbst, dass eine räumliche Trennung unvermeidlich sein würde und es wäre auch völlig normal, wenn beide sich einen anderen Partner suchen würden.

Sie schluckte mehrmals, bevor sich ihre Stirn wieder glättete und sie leise sagte: „Ich bin ja gar nicht sauer, dass er schon jemanden gefunden hat. Ich bin nur sauer…“
Er beendete ihren Satz, indem er fragte: „Weil du noch keinen neuen Freund hast?“ Er lächelte ihr zu, rieb aufmunternd ihre Schulter und versicherte ihr: „Lass mal, du findest auch noch jemanden. Wir gehen einfach zusammen öfters aus. Nur wir beide! Mit Ginny kann ich momentan ja eh nichts unternehmen und Ron ist… beschäftigt.“
Sie stimmte wortlos zu und rang sich ein Lächeln ab. Um ihren Kummer und das Thema zu verdrängen, fragte sie neugierig: „Und? Hast du heute Nacht geschafft, was du dir vorgenommen hattest?“

Er nickte strahlend und erzählte ihr, wie Wobbel es fertig gebracht hatte, ihn in Ginnys Krankenzimmer zu schmuggeln.

Um sich vor ihrer Arbeit etwas Entspannung zu gönnen, hatte sie zugestimmt, Harry beim Spazierengehen zu begleiten. Beide gingen nach unten in die Kerker, um vor dem Frühstück Severus’ Hund abzuholen und gemeinsam auszuführen. Obwohl neben Harry noch jemand anderes anwesend war, öffnete Salazar ohne Murren die Tür. Der Hund kam sofort zu Harry gelaufen und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz, aber er sprang ihn nicht mehr an, wie er es als ganz junger Hund gemacht hatte.

Hermine war bisher im Hintergrund geblieben und hörte lediglich die Stimme ihres Professors ungewohnt warm grüßen: „Ah, guten Morgen, Harry. Treten Sie doch ein. Eine Tasse Kaffee vor dem Spaziergang?“ Für einen Moment fragte sie sich, warum der Professor sie nicht auch einmal so freundlich grüßen könnte, anstatt immer nur so distanziert, aber dennoch höflich.

Den Kaffee dankend ablehnend trat Harry ins Wohnzimmer ein. Auch Hermine ging einen Schritt vor, doch sie blieb genau im Türrahmen stehen, weil sie bisher keine Erlaubnis bekommen hatte, Snapes private Wohnräume zu betreten. Bisher war sie nur ein einziges Mal in seinem Wohnzimmer gewesen und zwar an dem Tag, an dem er sich eine Schussverletzung zugezogen hatte und Harry, Draco und sie seiner Erzählung über diesen Vorfall gelauscht hatten.

Da Harry die Tür nicht wie üblich hinter sich geschlossen hatte, blickte Severus hinüber und bemerkte dort seine zögernde Schülerin. Er war etwas verdutzt, sie hier zu sehen, wo sie doch diese Woche beurlaubt war.

Wie üblich grüßte er sie mit seiner formell höflichen Stimme: „Miss Granger, Ihnen auch einen guten Morgen. Treten Sie doch bitte ein.“ Er rechnete damit, dass sie ihn aufsuchen wollte, um über ihr gestriges Experiment zu sprechen, doch sie machte diesbezüglich keinen Anfang und schaute sich stattdessen neugierig in seinem Wohnzimmer um, weshalb er fragte: „Und, Miss Granger? Zufriedenstellende Ergebnisse erhalten?“
Zunächst blickte sie ihn fragend an, bis der Groschen endlich gefallen war und sie eintönig erwiderte: „Oh, ähm, ja. Beziehungsweise nicht wirklich befriedigend, weil ich keine Ahnung habe, was die Farben zu bedeuten haben. Deswegen bin ich heute hier. Ich will in die Bibliothek gehen.“
Er nickte ihr zu, bevor er nicht ganz ernst vorschlug: „Sie könnten ja Professor Trelawney um Hilfe bitten.“
Hier schaltete sich Harry ein, der in Hermines Sinne antwortete: „Oh nein, keine Chance.“
Severus brauchte nicht nachzuhaken, warum das so war. Jemand wie Miss Granger, die mit beiden Beinen auf dem Boden stand, konnte mit dem Geschwafel einer Wahrsagerin sicherlich genauso wenig anfangen wie er selbst, so dass er lediglich noch fragte: „Sie haben also Ihre Aufzeichnungen von gestern mit dabei?“ Sie nickte, rührte sich jedoch nicht, um ihm ihre Unterlagen zu geben, so dass er direkter wurde: „Dürfte ich wohl einen Blick drauf werfen?“

Es missfiel ihm, dass sie genervt seufzte, bevor sie jedoch ihre große Umhängetasche auf einem der beiden Einsitzer abstellte und damit begann, in ihr herumzuwühlen. Sie zog ein langes, glattes Pergament aus einer Mappe heraus, ohne die Mappe selbst aus der Tasche zu nehmen und betrachtete es kurz. Gleich darauf sagte sie: „Ich würde es gern erst überarbeiten, bevor ich es Ihnen zur Ansicht gebe.“

Severus fand ihr Verhalten heute etwas eigentümlich. Möglicherweise, so vermutete er, hatte sie etwas vor ihm zu verbergen, so dass er sich ihr bereits näherte und zuversichtlich sagte: „Ich möchte nur schnell einen Blick drauf werfen.“ Wieder seufzte sie und er musste sich arg zusammenreißen, um sie dafür nicht zu rügen oder sie zumindest auf ihr Verhalten anzusprechen. Ohne ihm in die Augen zu blicken hielt sie ihm das Pergament hin, welches er sofort entgegennahm. Er ging zurück zur Couch und setzte sich wieder, bevor er ihre Notizen betrachtete und dann stutzte er.

Hinter der Couch und leicht nach vorn gebeugt stand Harry, der über Severus’ Schulter blickte und sich mit einem breiten Grinsen an den gestrigen Abend und die Nacht erinnerte; wie Ron ihn zum Beispiel mit dem Kitzelfluch belegt hatte. Als er Rons Zeichnung von Hermine betrachtete, mit den wabernden Blasen drumherum, den vielen Pfeilen und seiner unsauberen Handschrift, da fragte er sich, was Severus jetzt wohl gerade denken mochte.

„Was ist das?“, fragte Severus verdattert, als er mit einem schmalen Zeigefinger auf Rons Zeichnung tippte.
Harry begann nun zu lachen, bevor er antwortete: „Na, das ist Hermine… Erkennt man doch an den Haaren oder?“ Wieder lachte Harry auf, doch als er kurz zu seiner Freundin hinüberblickte, bemerkte er, dass sie völlig ernst geblieben war; sich sogar über seinen Kommentar zu ärgern schien, weswegen sich seine Freude trübte. Rons Vorschlag von heute früh war ihr sehr aufs Gemüt geschlagen.
Severus räusperte sich und erklärte trocken: „Ich habe Miss Granger anders in Erinnerung. Jedenfalls mit vier Fingern und einem Daumen und nicht mit zwei Fingern und einem… Stumpf.“

Es brachte Hermine überhaupt nichts, ihre Tränen hinunterschlucken zu wollen. Zu wissen, dass Ron sich bereits mit einem anderen Mädchen – nein, einer anderen Frau – traf und somit jemanden hatte, der ihn trösten würde, machte sie eifersüchtig, auch wenn sie wusste, dass dieses Gefühl gar keine Berechtigung hatte, in ihr aufzukommen, doch stoppen oder unterdrücken konnte sie es nicht. Sie hatten oft genug über ihre Situation gesprochen und sie war diejenige gewesen, die immer versichert hatte, dass jeder sich nun nach einem anderen Partner umsehen könnte, ohne dem anderen gegenüber ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Trotzdem war sie neidisch auf Ron, denn sie ging davon aus, dass sie selbst etliche Jahre benötigen würde, um einen Mann zu finden, der zu ihr passen würde.

Wellen von Selbstmitleid kamen in ihr auf und sie drohte, in ihnen zu ertrinken. Wer würde schon einen Bücherwurm mit buschigen Haaren haben wollen? Sie musste sich von ihrem Neid auf Ron ablenken, dachte sie. Das Beste wäre, wenn sie sofort in die Bibliothek gehen würde, um sich in Arbeit zu stürzen, damit sie alles um sich herum vergessen konnte.

„Accio meine Notizen!“, sagte Hermine gefühlskalt, nachdem sie ihren Zauberstab gezückt hatte. Ihre Notizen befreiten sich aus dem lockeren Griff des Professors und landeten in ihrer freien Hand. Harry und Snape starrten sie sprachlos an, was sie nur aus den Augenwinkeln bemerkte, denn sie vermied es, die beiden direkt anzusehen.

Unachtsam stopfte die sonst so ordentliche Hermine ihre Aufzeichnungen in die Tasche zurück, so dass man deutlich hören konnte, wie das Pergament knitterte. Noch immer hatte sie den beiden Männern nicht einen Blick geschenkt, während sie sich bereits ihre Tasche griff und gleich darauf zur Tür stürmte. Sie drehte den Türknauf, doch die Tür öffnete sich nicht. Die beiden Männer waren so verdattert, dass keiner von ihnen bisher etwas gesagt hatte und Hermine wollte jetzt auch kein Gespräch beginnen, weswegen sie verzweifelt an der Tür rüttelte und den Knauf wie wild drehte.

Genervt nahm sie ihren Zauberstab zur Hand und sagte: „Alohomora!“ Der Zauberspruch bewirkte nichts, so dass sie wieder an der Tür rüttelte. Sie war den Tränen nahe, aber es kam auch Wut in ihr auf. Gereizt und einige Oktaven höher forderte sie, während sich derweil ein Hauch Verzweiflung in ihrer Stimme niederschlug, den sie nicht verbergen konnte: „Lassen Sie mich raus.“

Severus zog seinen Stab aus dem Ärmel und wedelte wortlos damit, so dass sich die Tür, die nur geschlossen, aber nicht verschlossen war, auf der Stelle öffnete. Ungläubig schaute er seiner Schülerin hinterher, die wie von der Tarantel gestochen das Weite suchte.

„Harry?“, fragte Severus aufblickend. Sein junger Kollege schaute ihn nur einen kurzen Moment lang verdutzt an, doch dann legte sich plötzlich ein Hauch von Verständnis über Harrys Gesicht, als würde er sehr wohl wissen, weshalb die junge Dame die Flucht ergriffen hatte. „Harry, hab ich irgendwas…?“
Harry unterbrach ihn kopfschüttelnd und versicherte ihm: „Nein, nein, Sie haben nichts gemacht.“ Er seufzte genauso, wie Miss Granger vorhin geseufzt hatte, bevor er noch anfügte: „Sie macht im Moment eine schwere Zeit durch. Nehmen Sie es ihr bitte nicht übel, ja? Ich geh ihr am besten mit dem Hund nach.“

In Windeseile leinte Harry den Hund an und rannte Hermine hinterher.

„Hermine!“, rief er ihr nach und er bemerkte, wie sie erst zögerte, dann jedoch ihren schnellen Schritt drosselte, letztendlich stehenblieb und auf ihn wartete. Nachdem er sie erreicht hatte, fragte er: „Ich dachte, wir wollten zusammen spazierengehen?“ Er versuchte, in ihre Augen zu sehen, doch sie schaute zu Boden.
„Nein Harry, ich will nicht. Ich möchte in die Bibliothek gehen!“, sagte sie bestimmend.
„Alles klar bei…“
Hermine unterbrach ihn, schüttelte den Kopf und sagte leise und schluchzend: „Nein, nichts ist klar bei mir. Wie denn auch?“
Harry wollte sie umarmen, doch sie wandte sich ab, so dass er fragte: „Vor was hast du so große Angst, Hermine?“
Leise und wimmernd antwortete sie: „Dass ich alleine bleibe…“ Sie schluckte einmal kräftig, bevor sie sich selbst eine Maske aufsetzte und energisch sagte: „Ich gehe jetzt. Ich habe wirklich Lust, in die Bibliothek zu gehen! Drück mir die Daumen, dass ich was herausbekomme. Ich kann immerhin nicht mit einer halbfertigen Theorie an die Öffentlichkeit gehen oder?“

Harry hatte keine Gelegenheit mehr, ihr viel Glück zu wünschen, denn sie eilte bereits den Gang entlang und verschwand hinter einer Ecke.

Im Ministerium war Susan mit der Liste fertig, die Arthur angefordert hatte. Alle Überfälle nach Voldemorts Sturz hatte sie kategorisiert. Es gab mehr Opfer, die den Familien von Todessern zugeordnet werden konnten und die hatten ausschließlich durch Magie den Tod gefunden. Die zweite Kategorie lautete „Todesfälle durch Muggelart“ und auch hier hatten die Opfer, wenn es auch weniger waren, selten überlebt. Häufig war Brandstiftung die Ursache für den Tod von Reinblütern und Halbblütern gewesen. Kein einziges Opfer, welches durch Feuer umgekommen war, war in irgendeiner Art und Weise mit einem Todesser verwandt oder befreundet. Zu Tode geprügelt war Christian Rosier aufgefunden worden und ob das ein Werk von Muggeln gewesen war, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen.

Diesen Bericht legte Susan dem Minister vor, der sofort alles stehen und liegen ließ, um einen Blick darauf zu werfen. Nach einer Weile, Susan wartete währenddessen, sagte Arthur schweren Herzens: „Es scheinen tatsächlich zwei verschiedene Gruppen zu sein, die hier ihr Unwesen treiben. Beide versuchen, so gut es geht, ihre Taten unauffällig zu gestalten, bis auf die beiden Attentate, die beide vereitelt werden konnten. Allerdings werden wir Mr. Tyler nicht mehr dazu befragen können, denn der wurde laut Abkommen bereits in die Muggelwelt ausgeliefert. Ich finde einfach keine Zeit, um…“

Arthur verstummte, denn er konnte vor Susan schwerlich zugeben, Severus dazu angehalten zu haben, ohne Genehmigung Legilimentik bei dem Täter einzusetzen. Er würde ihn bald fragen müssen, was er in Tylers Gedanken gesehen hatte, aber die Arbeit im Ministerium häufte sich auf erschreckende Weise. Erst letzte Woche hatte er wieder fünf Angestellten kündigen müssen, weil sie sich Zugriff zu Akten verschafft hatten, die sehr vertraulich waren. Akten, die mit Todessern zu tun hatten. Langsam gingen ihm die Auroren aus, die er den gefeuerten Angestellten auf den Hals hetzen konnte.

Tonks bildete gerade fünf neue Auroren aus. Die einzige Frau stellte Tracey Davis dar. Sie war mit Ron im gleichen Jahrgang gewesen und war damals, trotz ihrer Muggelabstammung, dem Hause Slytherin zugeordnet worden. Kevin Entwhistle hingegen stammte aus Ravenclaw, war ebenfalls mit Ron im gleichen Jahrgang gewesen und war wie Miss Davis muggelstämmig. Arthur legte Wert darauf, dass sich langsam ein Gleichstand von reinblütigen, halbblütigen und muggelstämmigen Mitarbeitern im Ministerium einpendelte. Er hoffte zudem innig, dass die Attentate nicht Überhand nehmen würden, denn ohne Hinweise auf die Täter war er völlig hilflos.

Die Bibliothek im vierten Stock war zwar für jedermann geöffnet, aber menschenleer. Für die nächsten Stunden wollte Hermine heute niemanden mehr sehen und so war sie überglücklich, hier niemanden anzutreffen, nicht einmal Madam Pince. Die Bibliothekarin war nicht an ihrem üblichen Platz und da das Pult auch so aufgeräumt und frei von jeglichen Klemmbrettern, Karteikarten und Büchern war, ging Hermine davon aus, dass Madam Pince erst zum ersten September nach Hogwarts zurückkehren würde.

In der riesigen Bibliothek blieb Hermine zunächst stehen und blickte sich bezaubert um, denn sie erinnerte sich daran, wie verzückt sie gewesen war, als sie das erste Mal diese Räume des angehäuften Wissens betreten hatte. Einmal tief ein- und ausatmend ergötzte sie sich an dem Geruch von altem Pergament, Papier und Leder sowie dem Duft von Holzpolitur und Bohnerwachs. Offenbar hatte Mr. Filch hier ganze Arbeit auf Muggelart geleistet. Der Boden glänzte und wirkte wie neu und die Fenster waren geputzt, so dass die Sonne mit Leichtigkeit in den Raum hineinscheinen konnte, um ihn nicht nur zu erwärmen, sondern ihn auch gemütlich und heimelig zu machen. Hier fühlte sich Hermine richtig wohl!

Es war nie schwer gewesen, einen freien Platz in der Bibliothek zu finden, denn viele Schüler hatten damals nicht den Drang verspürt, sich hier freiwillig aufzuhalten, aber heute hatte sie wirklich freie Platzwahl, was ihr die Entscheidung, einen Ort zu finden, um sich heute für etliche Stunden niederzulassen, schwerer machte als geahnt. Letztendlich wählte sie einen kleineren, länglichen Tisch, der sich direkt an einem Fenster befand und der von zwei Bücherregalen vor neugierigen Blicken geschützt war. Sie glaubte zwar nicht, dass sich heute jemand hierher verirren würde und schon gar nicht hatte sie etwas zu verbergen, aber sollte doch jemand hier auftauchen, würde man sie in dieser versteckten, kleinen Nische nicht sofort bemerken.

Sie ließ sich Zeit, um all ihre Unterlagen auf dem Tisch auszubreiten, bevor sie sich auf den Weg machte, durch die Gänge mit den hohen Regalen zu schlendern, um nach Büchern über Farben und Auren Ausschau zu halten, doch sie hielt natürlich stets die Augen nach Büchern offen, die allgemein ihr Interesse wecken könnten. Das Einzige, was sie hörte, waren ihre eigenen Schritte und deren Widerhall. Sie bemerkte nicht das fast lautlose Rascheln eines Umhanges, die vorsichtigen Schritte auf dem gebohnerten Boden und auch nicht das stille Atmen einige Regale entfernt.

Aus einer unerklärlichen Motivation heraus war Severus seiner Schülerin gefolgt. Er hatte jahrelange Praxis hinter sich und wusste, wie er selbst in einem so hellen Raum für sie unsichtbar bleiben konnte. Die Bibliothek kannte er in- und auswendig, denn schon als Schüler hatte er hier seine meiste Freizeit verbracht. Hier hatte er Ruhe vor Übergriffen gehabt, denn bis auf Lupin hatten die Rumtreiber diesen Ort so gut es ging gemieden. Severus folgte ihr nicht nur mit den Augen, als Miss Granger, wie hätte es anders kommen sollen, in den Regalen die Bücher über Wahrsagen, Hellsehen und fachverwandte Themen beäugte. Er hörte, wie sie leise die Buchtitel vorlas und nur, wenn sie sich unter einem Titel nichts vorstellen konnte, griff sie nach dem Werk und blätterte darin herum, bevor sie es weglegte oder es sich unter den Arm klemmte.

Mit fünf dicken Wälzern, die sie kaum noch tragen konnte, ging sie an ihren Platz zurück und Severus folgte ihr lautlos. Sie hatte sich bereits gesetzt und das erste Buch aufgeschlagen, als er sich ihr von hinten näherte. Mit dem Zeigefinger als Lesehilfe überflog sie zunächst die Inhaltsangabe, bevor sie sich Kapitel und deren Seiten notierte, die sie für vielversprechend hielt und wie er selbst es früher immer bei seinen Recherchen gehandhabt hatte. Dann begann sie damit, die Kapitel, die ihres Erachtens Antworten auf ihre Fragen beinhalten könnten, zu lesen, während er – nur durch ein Bücherregal von ihr getrennt – direkt hinter ihr stand und ihre buschigen Haare betrachtete.

Er erschrak, als er plötzlich völlig überraschend ihre Stimme vernahm, doch er gab trotzdem keinen Laut von sich, während er sie herablassend murmeln hörte: „Zwei Finger und einen Stumpf…“ Gleich darauf schnaubte sie verachtend, bevor sie wütend nach dem zerknitterten Pergament in ihrer Tasche fischte, welches sie vorhin seinen Händen entrissen hatte. Sie glättete die Falten mit der flachen Hand, hielt es sich danach vor die Nase und betrachtete es, bevor sie es noch viel wütender wieder auf den Tisch knallte.

Severus überlegte, ob er vorhin mit seinem Kommentar bei Miss Granger in Ungnade gefallen sein könnte, doch Harry hatte ihm versichert, dass er nichts getan hatte. Was war es nochmal gewesen, was Harry vorhin gesagt hatte? Miss Granger würde eine „schwere Zeit“ durchmachen, zitierte Severus seinen jungen Kollegen in Gedanken. Die Frage war nur, weshalb das so war. Wieder murmelte sie vor sich hin: „Es gibt mehr an mir als nur buschige Haare. Ich hab auch noch andere Merkmale, verdammt!“ Dann seufzte sie, bevor sie sich wieder dem Buch widmete.

Er blieb eine ganze Weile ungesehen hinter seiner Schülerin stehen, denn er hoffte, noch länger ihren Selbstgesprächen lauschen zu können. Ihre Stimme hatte für ihn schon lange etwas Vertrautes. Während seiner Tage als Spion war er zu der Ansicht gekommen, dass besonders Menschen, die unter Stress litten, sich zu Selbstgesprächen hinreißen ließen. Wenn sie sich allein dachten, redeten sie mit sich selbst über alles Mögliche, was sie belastete. Peter Pettigrew war zum Beispiel so ein Schwätzer gewesen, der oftmals alten Zeiten nachgetrauert hatte, aber meist nur in Selbstmitleid versunken war. Lucius hingegen hatte häufig leise geflucht, wenn er sich allein glaubte, aber selbst daraus hatte Severus immer einige Informationen entnehmen können. Äußerst schaurig war es immer gewesen, Bellatrix zu belauschen. Es war eine wunderliche Angewohnheit von ihr gewesen, mit gedämpfter Stimme vor sich herzusingen: gewalttätige Texte zu sanften Melodien, die einem Schlaflied für Kinder ähnelten. Ihr gesunder Menschenverstand hatte sich vor langer, langer Zeit längst verabschiedet. Wenn es mit der Zeit auch immer schwerer geworden war, den Anhängern des Dunklen Lords heimlich zu folgen und sich derweil stets mucksmäuschenstill und unsichtbar zu verhalten, damit sie sich weiterhin allein glauben konnten, so war es doch eine notwendige Aufgabe gewesen, denn in Selbstgesprächen waren die Menschen immer ehrlich.

Als Miss Granger etwas aus ihrer Tasche kramte, beobachtete Severus sie wieder aufmerksamer. Er musste ein Buch des Regals, welches ihn von ihr trennte, leicht zur Seite kippen, damit er sehen konnte, was sie auf den Tisch gestellt hatte. Es war eine rundliche Packung, die sie öffnete, bevor sie noch eine Folie entfernte. Nach etlichen Minuten, in denen sie diese Packung nicht mehr angerührt hatte, zog sie auch noch einen großen Löffel aus ihrer Tasche und begann damit, in der Bibliothek… zu essen? Severus stutzte. Miss Granger müsste es eigentlich besser wissen, dachte er. Es war kein Geheimnis, dass Madam Pince „ihre“ Bücher wie eigene Kinder hütete. Sollte Miss Granger auch nur ein wenig Eiscreme an dem Finger haben, mit dem sie eine Seite umzublättern gedachte, würde das Buch wild um sich schlagen oder laut kreischen. Die Schutzzauber der Bibliothekarin würden die Bücher schon vor Verschmutzung zu schützen wissen.

Miss Granger blätterte, las und notierte sich hin und wieder etwas, bis sie die fast leere Eispackung, die sie nebenbei verschlungen hatte, in die Hand nahm und sich zurücklehnte, um gewissenhaft das letzte bisschen süße Köstlichkeit herauszukratzen. Mit einem Male schrie Miss Granger auf und sagte: „WAS? 1285 Kalorien? Oh mein Gott...“

Es folgte ein amerikanisches Schimpfwort mit dem Buchstaben „f“ beginnend, von welchem er nie gedacht hätte, es jemals aus Miss Grangers Mund zu hören. Aber Severus hätte auch nie von Miss Granger geglaubt, dass eine Kilokalorienangabe sie so aus dem Häuschen bringen könnte, denn normalerweise war sie anders als die Frauen, die er sonst noch kannte.

Severus erinnerte sich daran, wie selbst Miss Bones während der Preisverleihung mit Draco indirekt über Gewichtsprobleme gesprochen hatte, denn sie hatte zu ihm gesagt „Sie machen einen neidisch! Andere müssten tagelang hungern, um wieder auf ihr Gewicht zu kommen.“. Doch Miss Granger hatte sich nie darum geschert, wie kalorienhaltig eine Mahlzeit gewesen war. Sie trug auch nie Kleider oder Röcke, sondern immer nur Hosen und Shirts, höchstens mal eine schicke Bluse. Offensichtlich hatte sie erkannt, dass ein wehender Rock nicht die passende Garderobe für eine Umgebung war, wo mit kleinen Fläschchen, Ampullen und mit feinen Zutaten hantiert wurde, die leicht vom Tisch gefegt werden könnten. Er selbst trug nie seinen wehenden Umhang, wenn er arbeitete.

Hermine las und las und immer wieder notierte sie sich etwas. Nur einmal glaubte sie, den Duft von Bitterem Beifuß zu vernehmen, den man für die Herstellung des „Tranks der lebenden Toten“ verwendete, doch vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Sie hatte bisher Erklärungen für Rons Farben notiert. In allen Büchern, ob sie nun die Aura eines Menschen behandelten oder über irgendwelche geistigen Kräfte berichtete, wurden die Farben mit den gleichen Eigenschaften verknüpft.

Während sie in ihr Notizbuch schrieb, murmelte sie vor sich her: „’Kräftiges Rot: Viel Energie, große Veranlagung für sportliche Aktivität.’ Warum überrascht mich das jetzt nicht? ’Rot vermischt mit Grün: Aufrichtigkeit, Unvoreingenommenheit. Helles Violet’…“ Sie nahm das Buch nochmals genauer unter die Lupe und las laut vor: „’Helles Violet zeugt von hoher Opferbereitschaft, großem Edelmut und Selbstlosigkeit und ist nur bei hoch entwickelten Seelen zu finden.’“ Sie stutzte einen Moment und sagte danach zu sich selbst: „Das gefällt mir schon mal! Ich habe wirklich viel mit Ron gemein… ich hatte ja auch den violettfarbenen Schein um mich herum.“

Das Gelesene notierte sie sich, bevor sie sich auf ihre Farben stürzen wollte, doch da hielt sie plötzlich inne. Sie dachte eine ganze Weile lang nach, bevor sie die Feder weglegte und aufstand, um nochmals durch die Regale zu gehen.

Severus folgte ihr so gut es ging. Es musste ein bestimmtes Buch gewesen sein, welches vorhin beim Stöbern offensichtlich Miss Grangers Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie hatte es wiedergefunden und zog es aus dem Regal heraus, aber sie ging nicht zurück an ihren Tisch, sondern blätterte und las im Stehen darin. Severus bedauerte es, nicht näher an sie herantreten zu können, denn sie stand mitten auf dem Gang und er konnte nicht auf sie zugehen, ohne dass sie es bemerken würde. So beobachtete er sie eine ganze Weile aus der Ferne, ohne ihre gemurmelten Worten hören zu können, doch eines versuchte er sich zu merken, nämlich den Standort des Buches, welches sie nach einer Stunde, in der sie darin im Stehen gelesen hatte, wieder zurückstellte. Später wollte er nachsehen, welches Buch es gewesen war, das seine Schülerin so sehr gefesselt hatte, dass sie einen Teil davon bereits an Ort und Stelle verschlungen hatte.

Während Miss Granger wieder ihre Sachen zusammenpackte, suchte Severus ungesehen das Weite.
Zuletzt geändert von Muggelchen am 26.01.2009 20:24, insgesamt 1-mal geändert.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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