Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - BEENDET

Hier könnt ihr eure Fanfictions und Gedichte zu Harry und seiner Welt vorstellen.

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CharLue
KelpieKelpie
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Beitrag von CharLue »

Albus spinnt doch oô
Hauptsache, jemand bringt ihn zur Besinnung!

Freue mich auf den nächsten Teil (:
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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

keine Sorge, Albus wird wieder zur Besinnung kommen. Er reagiert über, aber alles wird sich klären. :)

Lieben Gruß,
Muggelchen




057 Vanille




In Albus’ Büro regte Minerva sich heftig auf, als sie dem Direktor empört vorwarf: „Das ist nicht dein Ernst, Albus! Du hast wirklich vor, Harry zu bespitzeln, obwohl es keinen einzigen Grund für irgendjemanden gibt, der das bestätigen kann, was du dir in deinem wirren Kopf zusammenreimst?“
Albus nickte gelassen und bot Minerva von seinen Zitronenbrausebonbons an: „Hier, nimm einen, Minerva und dann…“
Doch die Hauslehrerin von Gryffindor verzog lediglich das strenge Gesicht, bevor sie gereizt ablehnte: „Bleib mir mit deinen mit Beruhigungsmitteln versetzten Leckereien vom Hals!“

Albus erhob sich aus seinem gemütlichen Stuhl, ging um seinen Schreibtisch herum und trat an Minerva heran, die so stocksteif und trotz ihres hohen Alters immer noch viel Anmut ausstrahlend in der Mitte seines Büros stand. Einzig ihre Atmung verriet, dass sie momentan sehr zornig war.

„Ich habe doch erklärt, Minerva, dass es notwendig ist. Wir werden ja sehen, wie Harry reagieren wird und allein sein Verhalten wird zeigen, ob er sich von der lichten Seite abwenden wollen würde“, erklärte Albus mit seiner väterlich vertrauten Stimme, doch Minerva schüttelte nur aufgebracht den Kopf.
„Du kannst aber nicht von dich auf andere schließen, Albus. Harry benötigt keine deiner ’Prüfungen’, um zu wissen, welche die richtige Seite ist. Nur weil Ollivander dir damals nach Grindelwalds Tod aus deinem Zwiespalt herausgeholfen hat und dir den Weg weisen konnte, bedeutet dies nicht, dass Harry eine ähnliche Situation durchlebt. Er war glücklich, Albus, bis du angefangen hast, ihm das Leben schwer zu machen!“, zeterte Minerva.
Albus lächelte, bevor er antwortete: „Gut, wenn du davon ausgehst, dass Harry keinerlei Zweifel überkommen sind, dann brauchen wir alle auch nichts zu befürchten, wenn mein Plan…“
„ALBUS!“, blaffte Minerva, so dass sie sich selbst über ihre Lautstärke erschreckte. Die meisten Bilder in Albus’ Büro waren einmal kurz zusammengezuckt, als sie dem Direktor lautstark das Wort abgeschnitten hatte. Nachdem sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit erlangt hatte, sagte sie mit gestrenger Miene und viel Wehmut in der Stimme: „Albus, du hast gesagt, wenn Voldemort vernichtet und der Krieg vorbei ist, dass wir dann heiraten werden.“
„Das werden wir auch, Minerva, das werden wir… nachdem Harrys seine Prüfung bestanden hat!“, sagte Albus zuversichtlich lächelnd.
Es schien, als wäre Minerva kurz vorm Explodieren, denn ihr Gesicht wurde ganz rot, ihre Lippen waren zusammengekniffen und ihre Atmung war zittrig, bevor sie sagte: „Wenn du davon nicht abzubringen bist, Albus, dann musst du auch mit den Konsequenzen leben, die andere Menschen daraus für sich selbst ziehen werden!“
Albus’ Gesicht wurde plötzlich ganz ernst, als er fragte: „Was denn für Konsequenzen, Minerva?“

Minerva schluckte ihre Tränen hinunter, bevor sie mit der rechten Hand das Schmuckstück am Ringfinger umfasste und den Ring abzog. Sie hielt ihn sich für wenige Sekunden vor Augen, bevor sie ihn auf Albus’ Schreibtisch legte und danach wortlos sein Büro verließ.

In seinen Räumen in den Kerkern lief ein zerstreuter Professor Snape umher. Über die erschreckende Tatsache, einen Traum gehabt zu haben, konnte Severus mit niemandem reden, selbst wenn es ihm ein so dringendes Bedürfnis war, sich jemandem mitzuteilen. Wenn er sich in dieser Angelegenheit überhaupt jemandem anvertrauen würde, dann wäre einzig Albus derjenige, der ihm zuhören durfte, doch momentan wollte er selbst seinem alten Mentor nicht mehr über den Weg trauen. Wie würde der Direktor handeln, wenn er wüsste, dass Severus einen Traum gehabt hatte, obwohl dies nicht möglich sein durfte? Albus würde es verdächtig finden. Albus würde sicherlich Harrys Kräfte dafür verantwortlich machen. Und Harry? Könnte er es vielleicht ihm sagen? Würde sich Severus seinem jungen Kollegen anvertrauen, dann würde der sicherlich bald dahinter kommen, was vor zwanzig Jahren mit ihm geschehen war. Aber war es nicht genau das, was er wollte? Wollte er nicht, dass Harry alles herausbekommt? Hatte er ihm nicht selbst immerzu Andeutungen gemacht und Hinweise gegeben? Ja, das hatte er, aber nur in Momenten, in denen er nicht mehr ganz Herr seiner Selbst gewesen war; Momente, in denen er sich selbst so fremd war. Severus wusste nicht, ob er es überhaupt ertragen würde, wenn andere Menschen davon wüssten, was ihm widerfahren war. Würde man ihn dann überhaupt noch für einen Menschen halten?

Ab heute würde Severus, wie Salazar es ihm gestern warnend mitgeteilt hatte, aus unergründlichen Motiven überwacht werden und höchstwahrscheinlich hatte das sogar der Ordensgründer persönlich angeordnet. Es wäre falsch, Albus jetzt noch weiterhin vollstes Vertrauen zu schenken, wenn der ihn so argwöhnisch behandelte, als wäre er eine fragwürdige Person, die man im Auge behalten müsste. Es schmerzte ihn, dass Albus so agierte, aber er wusste auch, dass man den Direktor nicht umstimmen konnte, egal wie gut die Argumente klingen würden, die man vorzubringen hatte. Nicht einmal Minerva könnte Albus wachrütteln.

Harry war kein dunkler Lord! Severus hatte lange, viel zu lange, mit Voldemort zu tun gehabt und konnte daher sehr wohl seinem gesunden Menschenverstand vertrauen, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Harry das totale Gegenteil von Riddle darstellte. Selbst der verstörende Traum hatte nicht gezeigt, dass Harry, selbst wenn der auf einem Thron gesessen hatte und das dunkle Mal mit dem Zauberstab berühren wollte, etwas Böses in sich bergen würde.

Möglicherweise, so dachte, Severus, war es gar kein Traum gewesen, sondern eine Vision. Bei dem Gedanken lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Er fragte sich, ob es eine Vision hätte sein können. Einiges sprach zwar dagegen, doch er hatte keine Erklärung dafür, wieso er plötzlich in der Lage sein sollte, träumen zu können. Andererseits dürfte man sich an Visionen, die man gehabt hatte, gar nicht erinnern können. Visionen konnte man nur in einem Trancezustand bekommen, so dass man sich selbst nicht darüber im Klaren war, einer weiteren, anwesenden Person eine Prophezeiung gemacht zu haben. Also musste es doch ein Traum gewesen sein.

Das nächtliche Erlebnis beschäftige Severus so sehr, dass er alles haargenau niederschrieb, was er in seinem Kopf durchlebt hatte, denn es war nicht klug, jemanden davon zu berichten. Wie würde das aussehen, wenn sein Traum an die Öffentlichkeit gelangen würde? Nicht auszudenken…

Er beschrieb nicht nur den Inhalt des Geträumten mit allen Einzelheiten, sondern auch, wie er sich während der verschiedenen Situationen gefühlt hatte. Die Gefühle, die man während eines Traumes verspürte, waren äußerst wichtig für eine Traumdeutung, doch Severus wusste auch, dass er selbst in diesem Fach viel zu unbeholfen war, um eine anständige Deutung aller Symbole zusammenfügen zu können, so dass am Ende etwas Sinnvolles bei herauskommen würde. Und falls es doch eine Vision gewesen sein sollte, so hatte er sie nun schwarz auf weiß festgehalten, obwohl er davon ausging, dass er niemals auf eine Deutung hoffen konnte, auch wenn es ihn brennend interessierte, was sich hinter dem kryptischen Geschehen versteckte.

Das zwei Seiten umfassende Pergament schützte er mit vier verschiedenen Zaubern, so dass niemand außer ihm selbst in der Lage sein würde, das Geschriebene lesen zu können. Es würde Monate dauern, seine eigens für solche Zwecke entwickelten Zaubersprüche durchbrechen zu können und nur sehr mächtige oder sehr geduldige Zauberer wären überhaupt dazu in der Lage. Ein Gedanke an Miss Granger schoss ihm durch den Kopf. Sie wäre womöglich dazu in der Lage, denn Geduld und Hartnäckigkeit waren zwei ihrer Merkmale. Er versteckte die beiden Schriftrollen in seinem Büro in einem Geheimfach in der Wand, welches ebenfalls von ihm mit Schutzzaubern versiegelt wurde, kurz bevor Miss Granger ohne anzuklopfen eintrat.

Hermine sah Snape an einer Wand stehen. Sie vermutete, dass er dort etwas versteckte, denn an dem Tag, an dem sie beinahe in sein Denkarium geschaut hatte, waren ihr die vier Geheimverstecke in seinem Büro nicht entgangen und jetzt, in diesem Moment, stand er genau vor einem dieser Verstecke. Vielleicht würde sich später eine Gelegenheit finden nachzuschauen, was Snape dort gerade untergebracht hatte.

„Guten Morgen, Professor Snape. Ich habe gehört, dass es Ihnen nicht gut ging und…“, Hermine hielt zögerlich inne, als er sie mit so fremdartigen Augen anblickte. Sie kam einige Schritte auf ihn zu und fragte sich, was genau es war, das anders an ihm war, doch sie konnte nicht mit dem Finger drauf deuten, so dass sie ihren Satz beendete, indem sie sagte: „Ich wollte nur fragen, ob Sie sich heute fit genug fühlen, damit wir weiterforschen können. Madam Pomfrey sagte, dass…“
Hier unterbrach der Professor sie und fragte ungläubig und vorwurfsvoll: „Madam Pomfrey? Gibt es denn nicht so etwas wie eine Schweigepflicht?“
„Ja, gibt es, aber nicht unter Medizinern… ähm, ich meine unter Heilern“, antwortete sie lächelnd.
„Sie sind nur in der Ausbildung“, konterte er kühl, um sie daran zu erinnern, dass es ihr nicht zustand, sich selbst bereits eine Heilerin nennen zu dürfen.
Sie lächelte jedoch weiterhin und erklärte stolz: „Die Prüfungen habe ich vor zwei Wochen abgelegt. Gestern sind die Ergebnisse gekommen.“
Ungläubig blickte der Professor sie an, bevor er verdutzt fragte: „Gestern schon?“
„Ja, gestern“, bestätigte sie mit Zufriedenheit im Gesicht. Sie kramte in ihrer riesigen Tasche, während sie sagte: „Die vier Jahre im Mungos sind vorüber. Ich müsste eigentlich noch laut Vertrag den ganzen August und September im Hospital weiterarbeiten, aber die Prüfungen sind vorbei. Das Heiler-Zertifikat habe ich in der Tasche und die letzten beiden Monate habe ich meinen gesamten Resturlaub genommen.“

Endlich hatte sie das gefunden, was sie in ihrer geräumigen Umhängetasche gesucht hatte und hielt ihrem Professor stolz die Prüfungsergebnisse und das Zertifikat des renommierten Hospitals unter die Nase, welches er ihr abnahm und neugierig beäugte.

„Sie haben ein ’P’ in Zaubertränken?“, fragte er völlig begeistert.

Ein „Phänomenal“ wurde äußerst selten vergeben, denn eigentlich gab es nichts, was die Note „Ohnegleichen“ übertreffen konnte. So eine Note erhielt man nur, wenn man außergewöhnliche Leistungen erbracht hatte, die die normalen Anforderungen weit übertrafen, wie zum Beispiel…

„Ich habe in den letzten Tagen eine Theorie über den Wolfsbanntrank erarbeitet und sie als zusätzliche Abschlussarbeit eingereicht. Damit habe ich mir das ’Phänomenal’ eingehandelt. Mein Prof meinte, es hätte im Mungos bisher nur einen Fall gegeben, wo ein Student mit dieser Note im Zertifikat bedacht wurde“, erklärte sie stolz.
„Eine Theorie über den Wolfsbanntrank, die Sie mir nicht vorgelegt haben?“, fragte er sichtlich enttäuscht.
„Ich wollte, aber Harry meinte, dass Sie im Krankenflügel liegen würden, weil…“, sie hielt erneut inne, bevor sie sich dazu entschloss, Snapes Gesundheit nicht ein weiteres Mal anzusprechen, weil er ihr jetzt bereits einen bösen Blick zuwarf. So erklärte sie lediglich: „Das war keine große Sache. Ich habe nur, was ja unmöglich schien, den Geschmack des Trankes verbess… ähm… optimiert.“
„Und womit? Ich hoffe, Ihre Theorie bewährt sich auch in der Praxis. Es wäre nicht zu verantworten, wenn der Trank zwar einen erträglichen Geschmack aufweisen würde, die Wirkung jedoch auf der Strecke bliebe. Ich habe viel in dieser Hinsicht getestet. Sämtliche Fruchtsäuren machen den Trank zunichte. Selbst Teesorten mit ihren Alkaloiden verändern die Mischung des Trankes negativ und können daher nicht verwendet werden.“ Nach einem kurzen Moment fragte er neugierig: „Was haben Sie denn in Ihrer Theorie verwendet?“
„6-Methylcumarin und Ethylvanillin“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. Sie fühlte sich unwohl dabei zu wissen, dass er mit ihrer Antwort nichts anzufangen wusste, weswegen sie gleich darauf erklärte: „Zwei Geschmäcker und zwar Waldmeister und Vanille!“
Erstaunt riss er die Augen auf, bevor er lehrerhaft und etwas vorwurfsvoll erörterte: „Vanille gehört zur Familie der Orchideen und stellt eine bekannte Zaubertrankzutat dar. Die Schoten werden aufgrund ihrer aphrodisisch wirkenden Substanzen gern für Liebestränke verwendet. Es ist bekannt, dass die Verwendung von Vanille sich auf Zaubertränke negativ auswirken kann und so auch auf den Wolfsbanntrank und…. Wieso werde ich nur das Gefühl nicht los, dass Sie sich darüber durchaus im Klaren sind?“
Ihr Strahlen war immer breiter geworden, während sie seinen Ausführungen über Vanille gelauscht hatte, doch am Ende klärte sie ihn über das Geheimnis auf: „Da ist kein bisschen Vanille drin, Professor!“ Auf seinen fragenden Blick hin antwortete sie: „Das Zauberwort heißt ’Aromastoffe’!“

Das sogenannte „Zauberwort“ war ihm völlig fremd, weswegen er fragte: „Haben Sie Ihre zusätzliche Abschlussarbeit dabei?“ Als sie verneinend den Kopf schüttelte, zog er einen Stuhl vom Tisch hervor und forderte sie auf, sich zu setzen, bevor er ihr gegenüber Platz nahm und sagte: „Dann, Miss Granger, wird es Ihnen doch nichts ausmachen, mich mündlich über Ihre Theorie aufzuklären.“

Heute Morgen wäre Harry beinahe mit nackten Füßen in die Überreste einer toten Maus getreten, weswegen er Hedwig vorwurfsvoll anblickte, bevor er seinen Zauberstab zog und den restlichen Kadaver beseitigte. Seine Eule nutzte er kaum noch für Post, weil sie schon etwas betagter war und so ließ er sie ein- und ausfliegen wie sie es wollte, doch heute Morgen hatte sie beschlossen, ihm wieder ein wenig Gesellschaft zu leisten und ihm als Geschenk eine angeknabberte Maus zu bringen.

Dass Hermine ihre Prüfungen als Heilerin bestanden hatte, wurde ihm heute früh von ihr per Eule mitgeteilt und im gleichen Atemzug hatte sie erklärt, dass sie Snape heute besuchen würde, weswegen Harry nicht davon ausging, Severus oder Hermine in dessen Wohnzimmer anzutreffen, wenn er gleich den Hund abholen würde. Er hatte sich nicht getäuscht. Nachdem Salazar ihn hineingelassen hatte, wurde er lediglich von dem Hund stürmisch begrüßt. „Ja, jetzt geht’s raus!“, versprach Harry dem aufgeregten Hund, der vergnügt einmal im Kreis umherhüpfte und wie wild mit dem Schwanz wedelte.

Der Hund holte eines seiner Spielzeuge, ein verknotetes Seil, das er offenbar mit nach draußen nehmen wollte. Harry leinte den Hund an, nahm ihm das geknotete Seil ab und sagte mit weicher Stimme zu dem Tier: „Willst wohl fangen spielen? Gut, nehmen wir das eben mit. Sonst noch was?“

Harry wartete mit hochgezogenen Augenbrauen und einem milden Lächeln auf den Lippen auf eine Antwort, ganz so, als würde er mit einem Kind sprechen, doch der Hund machte nur einmal kurz „wuff“.

„Hol die Gummiente, dann können wir zum See gehen und du kannst ein bisschen baden gehen“, sagte Harry lächelnd, der sich noch an das letzte Mal erinnerte, als er ständig Steine in den See werfen musste, weil der Hund es liebte, dem Flugobjekt hinterher bis ins Wasser zu laufen. Es würde sicherlich mehr Spaß machen, wenn der Hund die Gummiente jagen könnte, denn die ging nicht so plump unter wie ein Stein. Außerdem würde sich der Riesenkrake von einer Gummiente weniger gestört fühlen, denn das letzte Mal war es dem gutmütigen Ungeheuer wohl zu viel geworden, so dass es mit einem seiner Fangarme einen Stein ans Ufer zurückgeschleudert hatte.

Der Hund kannte sein Spielzeug offenbar beim Namen, denn er ging zu einem kleinen unscheinbaren Schränkchen hinüber, dessen Inhalt mit einem Stoffvorhang anstelle von Türen vor neugierigen Blicken geschützt war. Der Hund teilte mit der Schnauze den Vorhang, stöberte einen Moment lang dahinter herum und kam mit der Ente in der Schnauze zurück.

„Da hat Severus also all deine Sachen versteckt. Du kommst immer ran, aber andere sehen sie nicht… clever!“, sagte Harry und ging in die Knie, um den Hund zu tätscheln. In diesem Moment bemerkte er etwas aus den Augenwinkeln und als er sich umdrehte, gefror ihm das Blut in den Adern.

In einer Ecke in Severus’ Wohnzimmer stand unverkennbar ein Hauself aus der Küche, aber was Harry so erschreckte war die Tatsache, dass er den Elf nicht deutlich sehen konnte, wie er sonst Dobby vor sich sah, sondern nur sehr verschwommen – fast geisterartig. Und dann, ganz plötzlich, bewegte sich der Elf so schnell von einem Fleck zum anderen, dass Harry ihm nicht mit den Augen folgen konnte. Die Bewegung des Hauselfs zog verschwommen ein paar Farben hinter sich her, als wäre ein blasser Regenbogen an dem fast nackten Wesen befestigt. Erschrocken und etwas schneller atmend blickte Harry hinunter zu dem Hund und der, zu Harrys Erstaunen, hatte seine Augen auf den Eindringling gerichtet. Der Hund konnte den Elf offensichtlich ebenfalls sehen und nur deshalb wusste Harry, dass er nicht verrückt geworden war.

Die kleine, nebelhafte Gestalt mit dem bunten Schleier huschte lautlos im Zimmer hin und her und richtete fast schon starr seine Augen auf Harry. Harry tat so, als würde er den Elf nicht sehen, der ganz offenbar nur zu einem Zweck hier war: Um ihn zu beschatten.

„Komm Harry, wir gehen spazieren“, flüsterte er, während er eines der weichen, weißen Ohren des Hundes knetete. Nachdem Harry mit Knotenseil und Gummiente in einer Hand und der Leine in der anderen den Raum verließ, zuckte er fast zusammen, als der farbige Nebel, in welchem sich die Konturen des Hauselfs abzeichneten, lautlos durch die Tür schoss und sich ihm und dem Hund anschloss. Es war ihm überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, von einem Hauself beäugt zu werden. Als Harry einigen Slytherins über den Weg lief, wurde ihm bewusst, dass niemand anderes den geräuschlosen, farbenfrohen Schatten bemerkte, der ihm folgte. Nur der Hund wusste genau, dass noch etwas anderes anwesend war. Kurzum entschloss sich Harry dazu, Severus in dessen Büro aufzusuchen.

Nach einem harsch klingenden „Herein“ öffnete Harry die Tür zum Büro, während seine Augen nach unten auf den Hund gerichtet waren, um ihn hineinzuführen.

„Harry, wie kann ich Ihnen helfen?“, hörte er Severus freundlich fragen. Offenbar war er erleichtert darüber, dass es keiner seiner Schüler war, der ihn störte.
Hermine kannte ihren Freund und dessen Mimiken sehr gut und ihr fiel daher sofort der Anflug von Kummer in seinem Gesicht auf, selbst wenn er sie noch nicht angesehen hatte, weswegen sie besorgt fragte: „Harry?“

Harry schloss vorsichtig die Tür hinter sich, was den nebelhaften Hauself jedoch nicht davon abhielt, durch die Tür zu schweben. Wie sollte er den beiden nur klarmachen, dass ihm ein für andere Menschen unsichtbarer Hauself auf Schritt und Tritt folgte?

Nachdem Hermine ihn erneut mit viel mehr Sorge in der Stimme beim Namen nannte, blickte Harry endlich auf und gleich darauf sog er erschrocken Luft durch seinen nun leicht offen stehenden Mund ein. Neben Severus und Hermine stand jeweils ein weiterer Hauself. Albus hatte jeder Person, die er überwachen wollte, einen Elf auf den Hals gehetzt.

Seine Atmung war stockend, als Harry sich darüber bewusst wurde, dass er sich nicht mitteilen konnte, ohne dass die Elfen davon etwas mitbekommen würden. Bisher, so glaubte Harry, hatten die Spione nicht bemerkt, dass er sie sehen konnte und so sollte es wenn möglich bleiben, doch es war schwer, so ein Geheimnis für sich behalten zu müssen.

„Guten…“, Harry atmete so heftig, dass er bereits einen trockenen Mund bekommen hatte und daher erst Schlucken musste, bevor er fortfahren konnte, „Morgen, Severus! Hermine… Schön, dich zu sehen.“ Er war keinesfalls so erfreut wie seine Worte klingen sollten.

Beiden war sofort klar, dass mit Harry etwas nicht stimmte, doch es war Hermine, die ihn daraufhin ansprach: „Was ist denn nur los, Harry?“
Ihre Stimme war so zart, dass Professor Snape sie zunächst irritiert anblickte, bevor er aufstand und Harry fragte: „Können Sie wieder jemanden nicht sehen?“
Nur in Gedanken antwortete Harry: ’Ich sehe im Moment mehr als mir lieb ist!’
Laut sagte er: „Mir geht es nicht besonders… Vielleicht wollen Sie mitkommen? Etwas spazieren gehen. Ich möchte nicht, dass ich… Ich möchte, dass jemand dabei ist, wenn ich rausgehe.“
„Sie müssen mit dem Hund nicht raus, wenn es Ihnen nicht gut geht, Harry. Das würde ich nie verlangen“, sagte Severus ungewohnt einfühlsam.
Harry schluckte angespannt, bevor er sich ins Gedächtnis zurückrief, dass es Severus gewesen war, der gesagt hatte, die beste Möglichkeit sich auszutauschen wären Spaziergänge mit dem Hund, weswegen er sagte: „Wie wäre es, wenn wir drei zusammen…“, Harry schluckte nochmals, weil „sein“ Elf ihm sehr nahe kam, um ihn zu begaffen, bevor er stotternd fortfuhr, „nach… nach draußen gehen… Mit dem Hund… zusammen.“

„Ich verstehe“, sagte Severus langsam und mit Nachdruck, während er Harry einen Blick zuwarf, der ihm verdeutlichen sollte, dass er tatsächlich verstand. Einen Moment später sagte er zu Hermine: „Kommen Sie, Miss Granger. Wir möchte doch beide nicht, dass Harry beim sogenannten ’Gassigehen’ womöglich noch Kreislaufprobleme bekommt und zusammensackt.“ Hermine wusste zwar nicht genau, wie sie die momentane Situation deuten sollte, aber sie ahnte, dass die beiden sich offensichtlich verschlüsselte Codes zuwarfen. „Miss Granger?“, fragte Severus erneut und dieses Mal hielt er ihr die Hand hin, die sie ergriff, um sich mit seiner Hilfe vom Stuhl zu erheben.
Gespielt enthusiastisch sagte sie: „Ja, ich komme mit. Ein wenig frische Luft wird mir gut tun.“

Auf den Gängen wollte Harry wegen der Elfen nicht reden, weswegen Hermine es übernahm, für etwas Gesprächsstoff zu sorgen. Sie erzählte Harry von ihrem „Phänomenal“, aber als er nur gequält lächelte und sie mit schwacher Stimme für ihre bestandene Prüfung zur Heilerin beglückwünschte, wurde ihr klar, wie ernst die Sache sein musste, die ihn bedrückte. Harry würde sich unter normalen Umständen nicht zurückhalten können, sie zu umarmen und ihr die Wangen zu küssen, aber dieser Harry hier war ein verstört wirkender Harry, weshalb sie seine Hand nahm und einmal stärkend zudrückte. Aus lauter Dankbarkeit drückte Harry zurück und auch deshalb, um sich bei ihr für seine fehlende Begeisterung zu entschuldigen, denn mittlerweile folgten ihnen drei Hauselfen, die nur er sehen konnte und das war ein beängstigendes Gefühl. Er wollte es am liebsten in die Welt hinausschreien; wollte die Hauselfen beschimpfen und sie zur Rede stellen oder Albus fragen, ob er noch ganz richtig im Kopf wäre, aber die gesamte Situation bedrückte ihn zu sehr, um auch nur eine dieser unüberlegten Geistesblitze in die Tat umzusetzen. Die Elfen folgten selbst noch, nachdem sie bereits die Hängebrücke überwunden hatten. Wohin könnten sie ihm noch folgen? Überall hin?

Severus blickte ihn immer wieder fragend an, doch Harry war sich der observierenden Spione bewusst und konnte einfach nichts anderes sagen außer: „Gehen wir zum See.“ Am See angekommen warf Harry die Gummiente in hohem Bogen ins Wasser und der Hund sprintete sofort hinterher, um sie zurückzuholen. Derweil tauschten Severus und Hermine besorgte Blicke aus.

Nach einigen Würfen setzte sich Harry ermattet auf den Boden. Es war nicht zu übersehen, dass etwas an seinen Nerven zehrte. Hermine übernahm das Spiel mit dem Hund, während Severus, nicht mehr ganz er selbst, sich auf den Boden neben seinen jungen Kollegen setzte, doch noch immer konnte Harry ihm nicht sagen, was ihn beunruhigte. Von Severus ungesehen kamen ihm die Elfen teilweise so nahe, dass er seine Privatsphäre verletzt sah. Manchmal hielten sie ihren Kopf dicht unter seine Nase und sie starrten und gafften, so dass er Beklemmungen bekam. Aber das Schwierigste war, die ganze Zeit über so zu tun, als würde er sie nicht sehen.

Er zerbrach sich den Kopf darüber, wie er Severus mitteilen konnte, was ihm auf dem Herzen brannte. Er musste ihn doch warnen und ihm sagen, dass nun Tag und Nacht ein Elf auch bei ihm auf der Lauer liegen würde. Und plötzlich hatte er eine Idee: Legilimentik! Harry selbst war in Legilimentik nicht sehr bewandert. Er war viel besser in der Abwehr eines Legilimentik-Angriffs, doch Severus…

Erinnerungen kamen plötzlich in Harry auf. Erinnerungen ans Ende des sechsten Schuljahres, nachdem er hatte mit ansehen müssen, wie Severus den Direktor getötet hatte und danach mit Draco geflohen war. Harry war ihm damals hinterhergelaufen, weil er den Verräter zur Strecke bringen wollte, doch egal, was er seinem Zaubertränkelehrer für Flüche hinterher geworfen hatte – Severus wusste im Vorfeld, welchen Fluch Harry anwenden würde. Mit Sicherheit hatte Severus Legilimentik angewandt, um Harrys nächsten Zug in Erfahrung zu bringen. Es musste so gewesen sein, denn Severus hatte ihm sogar noch geraten, endlich zu lernen, seinen Geist zu verschließen, was im Übrigen einer der Gründe gewesen war, warum Harry in den fünf Jahren, in denen der Zaubertränkemeister auf der Flucht gewesen war, Zweifel gekommen waren, dass Professor Snape mit Leib und Seele ein Todesser sein sollte. Warum hätte er ihm in dieser Situation noch den so hilfereichen Ratschlag mit auf den Weg gegeben, endlich Okklumentik zu lernen? Ein Ratschlag, den Harry sich zu Herzen genommen hatte, denn nur deshalb hatte er auf eigene Faust Okklumentik gelernt. Eines war ihm seit jener Nacht, in der Dumbledore gestorben war, klar: Severus beherrschte Legilimentik in- und auswendig und er konnte sie ganz offenbar wort- und stablos anwenden!

Aufgeschreckt blickte Harry zu Severus, doch der wartete lediglich darauf, dass Harry endlich den Mund aufmachen würde. Innerlich flehte er seinen älteren Kollegen an, doch einfach seine Gedanken zu lesen, aber seine Bitte blieb ungehört. Er musste ihn irgendwie darauf stoßen; Severus einen Hinweis geben, damit der wusste, was zu tun war. Während Harry dabei zusah, wie Hermine die Gummiente ins Wasser warf und der Hund dem Spielzeug nachlief, da kam ihm der rettende Gedanke, doch er musste seine Worte mit Bedacht wählen.

„Severus? Was Sie das eine Mal mit Hermine“, Harry stockte, weil ein Elf ihm wieder so nahe kam, dass er glaubte, dessen Atem riechen zu können. Er fing sich und begann den Satz neu: „Was Sie das eine Mal mit Hermine gemacht hatten, das war nicht sehr nett.“ Harry hatte darauf geachtet, dass seine Worte nicht ein bisschen vorwurfsvoll klangen. Nachdenklich kniff Severus die Augen zusammen, so dass Harry sich genötigt fühlte zu sagen: „Sie wissen schon, was ich meine. Hermine war ganz schön fertig und…“
Als Severus klar wurde, dass Harry den Tag meinte, als er einfach in die Gedanken seiner Schülerin eingedrungen war, da unterbrach er bedrohlich leise, indem er sagte: „Ich denke, das ist eine Angelegenheit, die keiner weiteren Erwähnung bedarf!“
„Nein, Sie verstehen nicht!“, sagte Harry aufgebracht, als er Severus daran hinderte aufzustehen. Verzweifelt krallten sich seine Finger in den schwarzen Umhang, so dass Severus sich widerwillig zurück auf den Boden ziehen ließ. „Ich wollte nur sagen, dass es mir nichts ausmachen würde. Ich meine… solche Dinge müssen manchmal gemacht werden, nicht wahr? Sie wollten damit etwas in Erfahrung bringen und sie haben es geschafft. Ich verstehe das vollkommen, wirklich! Es gibt manchmal keine andere Möglichkeit, verstehen Sie?“ Die letzten beiden Worte hatte er mit besonderer Betonung ausgesprochen.

Sein Kollege verstand. Mit einem fast unmerklichen Nicken machte er Harry klar, dass er jeden Moment Legilimentik anwenden würde. Harry wusste lediglich, dass derweil Blickkontakt bestehen musste und so schaute er Severus in die Augen, bis er plötzlich eine andersartige Präsenz in seinem Geist spürte. Severus war jetzt in seinem Kopf, weshalb Harry ihm sofort die Erinnerung an vorhin zeigte, als er neben Hermine und ihm zwei Hauselfen gesehen hatte. Harry bemerkte, wie Severus vor lauter Überraschung über diese Erkenntnis die Augen etwas weitete, jedoch schnell wieder seine Maske überstreifte.

In Gedanken hörte er Severus’ Stimme sagen: „Wir müssen Miss Granger davon berichten, aber ich befürchte, dass das auf diesem Wege, den wir gerade nutzen, nicht möglich sein wird. Sie wird es nicht zulassen.“
„Keine Sorge“, antwortete Harry in Gedanken zurück, bevor er fortfuhr, „ich mach das schon! Wir müssen sie einweihen. Und wir müssen auch Ron und Sirius einweihen!“
Dieses Mal war Severus’ Stimme lauter in seinem Kopf, als er sträubend erklärte: „Ich werde nicht in Blacks Kopf eindringen, Harry. Das können Sie nicht von mir verlangen!“
Doch Harry versicherte ihm: „Wir sitzen im selben Boot, schon vergessen?“

Severus verzog sein Gesicht, nachdem er den Kopf seines Gegenübers wieder verlassen hatte. Harry lächelte gequält, bevor er zum See hinunterrief: „Hermine, komm doch bitte mal eben her!“ Vom nassen Hund erst verfolgt und dann überholt rannte Hermine auf die beiden auf dem Boden sitzenden Männer zu. Sie tat es ihnen gleich und setzte sich im Schneidersitz den beiden gegenüber. Ihr Lächeln war gezwungen, aber an ihren glitzernden Augen erkannten beide ihre Neugierde. Harry wollte sie vorwarnen, damit sie nicht überrascht sein würde, plötzlich wieder Severus in ihren Gedanken wiederzufinden, weshalb er zuversichtlich zu ihr sagte: „Du hast ihm deswegen schon einmal verziehen. Verzeih ihm auch ein weiteres Mal!“

Nachdem Harry diese Worte gesagte hatte, blickte sie verstört und mit zusammengezogenen Augenbrauen zum Professor hinüber. Man ließ ihr keine Zeit, Harrys Hinweis verstehen zu können, denn in dem Moment, als sie in Snapes dunkle Augen blickte, überkam sie das schlimme Gefühl, welches er schon einmal in ihr ausgelöst hatte. Er war ohne ihre Zustimmung in ihren Kopf eingedrungen und sie fühlte sich verletzlich und ausgeliefert. Sie geriet in Panik und da sie sich nicht anders zu wehren wusste, beugte sie sich in Windeseile nach vorn und gab dem ehemaligen Todesser eine gepfefferte Ohrfeige.

Severus war nicht nur wegen ihrer Handgreiflichkeit perplex, sondern wegen der allgemein beunruhigenden Situation, von etwas Unsichtbaren ausgekundschaftet zu werden. Das, was Harry ihm gezeigt hatte, musste er unbedingt Miss Granger mitteilen, denn sie wurde, genau wie Harry und er selbst, von einer Hauselfe auf Schritt und Tritt verfolgt.

Mit Mühe konnte Harry Hermine daran hindern, das Weite zu suchen. Er hielt ihre Handgelenke fest und sagte einfühlsam, während sie sich zu befreien versuchte: „Hermine, beruhige dich. Bitte! Sieh ihn an und dann…“ Er konnte ihr schwerlich sagen, dass sie dann die Wahrheit erfahren würde, weshalb er den Satz mit den Worten beendete: „Dann wirst du sehen, wie Leid es ihm tut. Bitte Hermine!“

Kopfschüttelnd und mit vor lauter Wut schon ganz feuchten Augen blickte sie zu Harry, um ihm wortlos zu sagen, dass sie das nicht wollte. Es war ihr klar, dass Harry davon wusste – dass das mit der Legilimentik sogar seine Idee gewesen sein musste – aber sie wollte Snape nicht in ihrem Kopf haben! Die Gedanken an das letzte Mal ließen ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen, doch sie beruhigte sich ein wenig und hörte auf, sich gegen Harry zu wehren, so dass er von ihren Handgelenken wieder abließ. Sie begann zu zittern, genau wie während des unerfreulichen Erlebnisses, welches sie dem Professor so leichtfertig verziehen hatte. Wieder bat Harry eindringlich: „Bitte, Hermine… Bitte!“

Mit zitternden Lippen und heftig atmend riss sie sich zusammen, denn wenn Harry so flehte, dann musste es sich um etwas sehr Wichtiges handeln. Sie blickte hinüber zu Snape, der sich offensichtlich nicht wohl in seiner Haut fühlte. Die ersten Male, als er ihr in die Augen schauen wollte, blickte er immer wieder verschämt zu Boden oder an ihr vorbei. Offensichtlich war auch ihm nicht wohl bei dem Gedanken, erneut in den Kopf seiner Schülerin einzudringen. Er konnte ihren Anblick kaum ertragen, denn Furcht und Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben und es war ihm unangenehm, solche Gefühle in ihr auszulösen, doch endlich überwand er sich und drang alsbald ohne Mühe in ihren Kopf ein.

So schnell wie möglich erklärte er ihr die Situation und zeigte ihr die Bilder, die Harry ihm von den für andere Menschen unsichtbare Hauselfen gezeigt hatte, die Dumbledore als Spione gegen die drei einsetzte. Hermine wagte es nicht, Professor Snape in Gedanken eine Frage zu stellen und so sog sie lediglich all die Informationen, die er ihr gab, auf wie ein Schwamm das Wasser.

Ohne sich länger in ihrem Geist aufzuhalten als notwendig, verließ er schnell wieder ihre Gedankenwelt. Erst jetzt rannen die Tränen über ihre Wangen, die sie bisher erfolgreich hatte zurückhalten können. Von den Neuigkeiten, die sie erhalten hatte, war sie so erschüttert und enttäuscht, dass sie lange Zeit nichts sagen konnte. Es schien, als verstünde sie die Welt nicht mehr. Sie war sich jedoch darüber im Klaren, dass drei für sie nicht sichtbare Hauselfen hier herumschwirrten und alles beobachteten, um jede noch so kleine Information an den Direktor weiterzugeben.

Damit diese kleinen Biester, die sie einst aus reiner Herzensgüte mit eigenhändig gestrickten Kleidungsstücken aus der Gefangenschaft hatte befreien wollen, diese Situation nicht verstehen würden, sagte Hermine mit bebender Stimme an den Professor gewandt: „Ich bin froh, Ihre Schülerin zu sein, Professor Snape. Ich bin mir sicher, dass ich bei Ihnen eine Menge dazulernen werde, ganz egal, wie oft wir uns in die Haare kriegen.“ Das sollte reichen, um Albus’ Spione diese Situation falsch deuten zu lassen.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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Wow, was du alles für Ideen hast!
Der Teil gefällt mir besonders gut, weil er einfach so viel Ideen und Informationen enthält. Mach weiter so!
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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

na, wäre ja schlimm, wenn ich keine Idee hätte oder schon Dagewesenes aufwärmen würde ;) Vielen Dank für die Blumen, da freue ich mich drüber, dass das Kapitel gut gefallen hat.

Lieben Gruß,
Muggelchen




058 Einsicht ist der erste Weg




In der vorletzten Zaubertrankstunde vor den Ferien sagte Severus mit gemächlicher, fast einlullender Stimme zur Klasse, während er seine Augen über Pergamente schweifen ließ: „Am heutigen Tage werden wir den Trank herstellen, den wir in den letzten zwei Wochen bereits in der Theorie durchgenommen haben. Nächste Woche werden wir die letzte Unterrichtsstunde vor den Sommerferien dann dazu nutzen, um die missglückten Tränke, die einige der Anwesenden heute mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zusammenpanschen werden, genauer zu betrachten, um zu analysieren, bei welchem Verarbeitungsprozess das schwerwiegende Malheur stattgefunden hat. Trotz der umfangreichen Vorbereitungen will ich mich nicht der Hoffnung hingeben, dass der heutige Tag ohne einen Zwischenfall verstreichen wird.“

Jetzt erst blickte Severus auf und warf zwei Schülern, deren Fähigkeiten im Zaubertränkebrauen weit unter dem Durchschnitt lagen, je einen warnenden Blick zu, bevor er seinen Zauberstab zur Tafel richtete und die Kreide gleich darauf von allein das gesamte Rezept samt Zutaten für alle Schüler lesbar niederschrieb.

„Bitte holen Sie jetzt die benötigten Zutaten aus den Vorratsschränken!“, wies er an. Gerade als Ginny aufstand, um zu den Vorratsschränken zu gehen, sagte Professor Snape in kühlem Tonfall: „Miss Weasley?“ Als er ihre Aufmerksamkeit erlangt hatte, erklärte er mit ruhiger Stimme: „Sie werden das Klassenzimmer jetzt verlassen und in der Bibliothek die Seiten vierhundertundachtzehn bis vierhundertzweiundzwanzig lesen und mir morgen eine Abhandlung über das Gelesene überreichen. Dreißig Zentimeter Pergament sollten ausreichen.“

Einige Schüler, die seine Worte gehört hatten, hielten staunend inne, doch nach einem auffordernden Blick seinerseits fuhren sie mit ihrem Vorhaben fort. Miss Weasley blickte ihn böse durch zusammengekniffene Augen an und wagte tatsächlich, ein Widerwort zu geben. Sie wollte den heutigen Trank brauen, woraufhin er mit schmieriger Stimme sagte: „Fünf Punkte Abzug für Ihren Ungehorsam, Miss Weasley!“
„Professor Snape, Sie können nicht einfach…“, begann sie, doch er unterbrach sie, indem er mit ausgestrecktem Arm und starrem Zeigefinger zu seinem Büro zeigte. Wortlos ging sie, vom Professor gefolgt, durch die Klasse bis zur Tür seines Büros, die er ihr höflichkeitshalber öffnete.

Drinnen begann sie sofort damit, ihre Entrüstung kundzutun, doch er unterbrach sie erneut und forderte: „Nennen Sie mir alle Nebenwirkungen, die die Dämpfe des Trankes, den wir heute brauen werden, auslösen können!“
Forsch entgegnete sie: „Ich will keine Fragen beantworten, sondern wissen, warum Sie mich so behandeln? Ist es wegen Harry?“
Severus blieb ruhig und erklärte ihr lediglich: „Beantworten Sie meine Frage, Miss Weasley! Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass ich Ihre Antwort selbstverständlich auch bewerten werde.“

Wütend kniff sie ihre Lippen zusammen. Auch wenn sie erwachsen war, so war sie doch seine Schülerin und musste ihm in diesem Sinne auch gehorchen, um keine weiteren Punkte zu verlieren, denn fünf waren heute schon weg. Sie ging davon aus, dass der Professor Harry eins auswischen wollte, weil er beide neulich wieder auf einen Gang beinahe erwischt hatte. Sie glaubte, dass es ihn ärgerte, sie nicht in flagranti geschnappt zu haben und weil er nichts gegen die beiden unternehmen konnte, wollte Snape ihr jetzt auf diese Art das Leben schwer machen.

So begann sie, sich die von ihm geforderten Nebenwirkungen ins Gedächtnis zurückzurufen, obwohl noch immer die Wut in ihr brodelte und am liebsten aus ihr herausbrechen würde. Sie versuchte ruhig zu bleiben und zählte das auf, was ihr einfiel: „Kopfschmerzen, ähm… Übelkeit, Herzrasen und… ähm…“

Sie überlegte angestrengt, denn es wäre für sie blamabel, wenn sie heute nicht einmal mehr das wiedergeben konnte, was sie in den letzten zwei Wochen gelernt hatte. Da war noch eine Nebenwirkung, aber welche war das nochmal? Der Professor wartete geduldig, bis es ihr wieder einfiel und da wurde ihr plötzlich klar, warum er ihr gegenüber heute so gehandelt hatte. Diese Erkenntnis ließ sie peinlich berührt auf den Boden blicken und ihr entwich lediglich ein gehauchtes: „Oh…“
„Würden Sie das ’Oh’ bitte etwas detaillierter ausführen?“, fragte er spöttisch.
Mit gesenktem Haupt sagte sie leise die letzte der Nebenwirkungen: „Muskelkontraktionen.“

Er ließ ihre Antwort für einen langen Moment im Raum stehen, bevor er seine Arme vor der schmalen Brust verschränkte und mit überlegen klingender Stimme fragte: „Und das könnte was zur Folge haben, Miss Weasley?“
Ihr Antwort war kaum hörbar, als sie leise erwiderte: „Eine Fehlgeburt.“ Gleich darauf schaute sie ihn mit reumütigem Blick an und sagte ehrlich: „Tut mir wirklich Leid, Professor Snape!“ Sie bedauerte tatsächlich, ihm vor der Klasse widersprochen zu haben. Sie hatte ihn völlig falsch eingeschätzt, denn er wollte sie nur nicht im Klassenzimmer haben, weil es für ihr ungeborenes Kind eine Gefahr darstellte.

Er verzog nur einmal kurz den Mund, bevor er sagte: „Fünf Punkte für die korrekte Aufzählung der Nebenwirkungen. Ich möchte, dass Sie, da die Schüler bereits schon mit dem Brauen begonnen haben müssen, durch mein Büro hinaus auf den Gang gehen. Warten Sie an der Tür zum Klassenzimmer, wo Sie gleich Ihre Schulsachen in Empfang nehmen können. Und vergessen Sie nicht: Die Seiten vierhundertundachtzehn bis vierhundertzweiundzwanzig!“

Während Ginny das Büro ihres Professors für Zaubertränke verließ, betrat zur gleichen Zeit im St. Mungos Schwester Marie das Krankenzimmer von Lucius Malfoy.

„Mr. Malfoy, ich muss Ihnen heute noch einmal Blut abnehmen“, sagte Schwester Marie, die endlich wieder so fit war, um ihrem Beruf nachgehen zu dürfen, worüber sich Lucius still freute.
Während sie bereits den Ärmel seines rechten Armes hochkrempelte, fragte er nörgelnd, fast wie ein Kind: „Oh bitte, könnten wir nicht mal den anderen Arm nehmen? Ihre…“, er suchte nach einem Wort, welches seinen Missfallen über die andere Schwester zum Ausdruck bringen sollte. Er entschloss sich jedoch dazu, Schwester Marie zu schmeicheln, weswegen er mit den Worten fortfuhr: „…Kollegin war es nicht würdig, Sie vertreten zu dürfen.“
Schwester Marie lachte herzhaft auf und fragte: „Warum denn das nicht?“
Lucius seufzte theatralisch, bevor er aufzählte: „Sie war grob, unpünktlich und plump!“
„Und ich? Wie bin ich?“, fragte sie neugierig und belustigt.
„Sie sind das genaue Gegenteil Ihrer Kollegin!“, antwortete er galant.
Hier lachte Schwester Marie wieder, bevor sie fragte: „Was ist denn das Gegenteil von ’plump’?“
„Na was wohl: leichtfüßig! Von mir aus auch ’beflügelt’. Sie stoßen jedenfalls nicht ungeschickt an mein Bett, wenn Sie daran vorbeigehen. Und außerdem: Wenn Sie Blut abnehmen, dann merkt man es kaum“, erwiderte er schmeichelhaft.
„Na gut, dann den anderen Arm“, sagte sie nachgebend, während sie seinen linken Unterarm befreite, doch dann hielt sie plötzlich inne, denn ihr Blick fiel auf das dunkle Mal.
Sie sog erschrocken Luft ein, was Lucius dazu nötigte, sie zu fragen: „Was haben Sie denn?“ Dann dämmerte es ihm. Es war sein linker Arm. Der Arm, den der Dunkle Lord damals für sein Zeichen verwendet hatte. Betroffen und etwas peinlich berührt sagte er: „Oh, ich verstehe. Tut mir wirklich Leid. Ich habe nicht mehr dran gedacht, wissen Sie. Dann doch lieber rechts?“
Er zog seinen rechten Ärmel von alleine hinauf, doch auch hier erschrak sie, bevor sie fragte: „Bei Merlin… DAS war meine Kollegin? Da ist ja alles blutunterlaufen. Das tut mir so Leid, Mr. Malfoy. Wir nehmen doch lieber den linken Arm.“

Als sie seinen linken Unterarm festhielt und mit der rechten Hand mittels Zauberstab Blut abnahm, welches sich in der kleinen Glasampulle auf dem Nachttisch materialisierte, bemerkte Lucius, dass Schwester Maries Hände zu zittern schienen.

„Haben Sie Angst vor mir?“, fragte er unverblümt, aber mit ruhiger Stimme.
Er hörte, wie sie zunächst schlucken musste, bevor sie erwiderte: „Gibt es einen Grund für mich, Angst zu haben?“

Sie fürchtete sich vor ihm und das nur, weil sie das Mal auf seinem Arm gesehen hatte, obwohl sie durchaus darüber informiert worden war, dass er ein Todesser aus Askaban war.

Freundlich fragte er: „Würden Sie mir einen Gefallen tun? Sagen Sie mir bitte, wie das Mal aussieht. Ist es noch sehr deutlich? Das letzte Mal hatte ich es betrachtet, als ich nach dem Sturz des Dunklen Lords in Askaban aufgewacht bin. Da war es plötzlich so… so blass, aber die dunklen Konturen waren noch sehr gut zu erkennen.“
Schwester Marie setzte sich neben Lucius aufs Bett und hielt seinen linken Unterarm mit unruhigen Händen, bevor sie sagte: „Ja, es ist sehr blass, aber kaum noch zu erkennen. Im ersten Moment sieht es aus, als wären es Narben von… wie von Schnitten, aber wenn man genauer hinsieht, dann erkennt man es als das, was es ist.“
„Narben von Schnitten?“, zitierte er verdutzt. „Heißt das, dass es nicht mehr dunkler ist als die Haut, sondern tatsächlich hell?“, fragte er gleich darauf neugierig. Sie bejahte und erklärte nochmals, dass die Zeichnung von Totenkopf und Schlange hell wäre. „Oh, wie gern würde ich es sehen…“, schwärmte er. Er wusste, dass das Mal durch den Tod des Lords mit der Zeit nur noch unmerklich sichtbar sein würde, aber dass es sich jetzt bereits nicht mehr dunkel, sondern hell auf dem Arm abzeichnete, ließ ihn erleichtert aufatmen.

„Ab nächster Woche sind wir mit allen Tests durch. Dann wird man anfangen, Ihre Augen zu behandeln. Hat Professor Puddle Ihnen schon erklärt, was man genau machen wird?“ Lucius bemerkte, dass sie etwas distanzierter klang als sonst. Der Anblick des Mals hatte sie ganz offenbar ein wenig aufgewühlt.
„Ja, das hat er, aber ich würde lügen, würde ich behaupten, ich hätte auch nur die Hälfte verstanden“, erwiderte Lucius aufrichtig. Das Einzige, was er verstanden hatte, war, dass seine Blindheit das Resultat einer magischen Mutation darstellen würde. Seine eigene Magie hatte sich nachteilig verändert, doch als der Professor daraufhin noch erläutert hatte, dass die defekten, magischen Teilstücke seiner Magie durch körperuneigene Magie-Signaturen ersetzt werden könnten, da hatte er nicht mehr folgen können.

„Magie, Mr. Malfoy, besteht wie Licht aus Korpuskeln und nicht aus Wellen. Das sind ganz winzige Teilchen, diese Korpuskel. Und die, die bei Ihnen nicht mehr so funktionieren wie sie sollen, die wird man, wenn es möglich ist, austauschen, verstehen Sie?“, erklärte Schwester Marie mit einfachsten Worten und in nur drei Sätzen und endlich verstand Lucius, was Professor Puddle ihm ihn fünfundvierzig Minuten nicht begreiflich machen konnte.

Beide unterhielten sich noch eine Weile, während Schwester Marie sich derweil um seinen wortkargen Zimmergenossen kümmerte und dessen Bett machte. Bevor sie gehen konnte, winkte er sie nochmals zu sich heran und nachdem sie Platz genommen hatte, fragte er mit leiser Stimme: „Sagen Sie mir, Schwester Marie“, er zögert, beendete jedoch die Frage, die ihm schon seit langem auf der Zunge brannte, „sind Sie reinblütig oder halbblütig?“
Sie sprang vom Bett auf, bevor sie recht grantig erwiderte: „Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht, Mr. Malfoy!“ Lucius blieb trotz ihres harschen Tones sehr ruhig, so dass sie, dieses Mal etwas ruhiger, fragte: „Warum wollen Sie das wissen?“

Ihre Frage wiederholte er für sich selbst in Gedanken. Warum wollte er das wissen? Wollte er bestätigt wissen, dass sie reinblütig war, was seine Vermutung untermauern würde, alle netten, umgänglichen und intelligenten Menschen konnten eben nur reinblütig sein? Oder war es das schockierende Gegenteil, das er sich von ihrer Antwort erhoffte, weil es seine jahrelangen Ansichten mit einem Male zunichte machen würde? Er würde aus allen Wolken fallen, wenn Schwester Marie sich als Halbblüterin zu erkennen geben würde, denn er respektierte sie und genoss ihre Gesellschaft.

Er seufzte einmal, bevor er mit schwacher Stimme erklärte: „Ich möchte wissen, ob sich meine Meinung über Sie ändern würde, würde sich herausstellen, Sie wären…“
Sie unterbracht ihn, legte alle Karten auf den Tisch und sagte monoton und schnell hintereinander: „Ich bin halbblütig! Meine Mum war ein Muggel und mein Vater war Dano Zograf. Haben Sie bestimmt schon einmal gehört: Sein Neffe ist Hüter der bulgarischen Quidditch-Nationalmannschaft.“ Sie atmete aufgeregt, was Lucius nicht entgangen war. Sie schien noch mehr Furcht vor ihm zu haben, nachdem sie ihre Herkunft nun preisgegeben hatte.

Schwester Marie beeilte sich, ihre Aufgaben in Mr. Malfoys Krankenzimmer so schnell wie möglich zu erledigen, denn nachdem sie sich als Halbblut zu erkennen gegeben hatte, sagte weder er noch sie ein einziges Wort, was die Atmosphäre im Raum sehr frostig werden ließ. Zu gern hätte sie gewusst, was nun in seinem Kopf vorging. Sie fragte sich, ob er sie in Zukunft womöglich herablassend behandeln würde, nur weil ihre Mutter ein Muggel war. Mr. Malfoy sagte jedoch gar nichts mehr, sondern saß weiterhin ruhig auf seinem Bett und schien über die Situation nachzudenken.

Die Erkenntnis über Schwester Maries Abstammung beschäftigte ihn. Erst das Geräusch einer sich schließenden Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Es war ein seltsames und kaum zu beschreibendes Gefühl zu wissen, dass eine Frau, die er gut leiden konnte, eine Halbblüterin war. Die ganze Zeit über war er davon ausgegangen, dass sie mit ihren guten Manieren, ihrem hellen Köpfchen und ihrer gebildeten Ausdrucksweise aus einer angesehenen reinblütigen Familie stammen musste, weswegen ihn ihre Antwort sprachlos gemacht hatte.

Sein Vater hatte früher immer gesagt, Muggel wären dumm und die Bastarde, die sie mit Blutsverrätern in die Welt setzen würden, hätten noch weniger Verstand als ihre Eltern. Auch die anderen Todesser hatten immer wieder Geschichten von dummen Halbblütern oder von dämlichen Squibs erzählt, die nicht nur ihre Magie, sondern auch ihren Verstand eingebußt hatten. Sein Vater hatte die Reinblütigkeit immer so ausgelegt, als wäre sie das Beste vom Besten, weswegen die höchste Priorität jene war, das Geschenk des puren Blutes unbedingt fortbestehen zu lassen. Alles andere – alles, was nicht rein war – war getrübt, verfälscht, befleckt und somit schon rein magisch gesehen minderwertig und verachtenswert.

Es ging Lucius gegen den Strich, dass Schwester Marie ein Halbblut sein sollte. Er wollte, dass sie reinblütig war, denn dann könnte er zumindest erklären, warum er sie mochte.

Im August sollten die Schüler Ferien bekommen, damit sie am ersten September mit den Erstklässlern ein neues Schuljahr beginnen konnten. Harrys 22. Geburtstag, der 31. Juli, stand vor der Tür, doch ihm war ganz und gar nicht nach feiern. Nicht nur, weil spionierende Hauselfen ihm das Leben erschwerten. Sein Geburtstag brachte ihn immer dazu, über sein eigenes Leben nachzudenken.

Nachdem er siebzehn Jahre alt geworden war, hatte er laut Gesetz der magischen Welt auch die Volljährigkeit erlangt. Er hatte den Dursleys, seinen einzigen Blutsverwandten, und dem Blutzauber, der ihn im Ligusterweg beschützt hatte und der mit seinem 17. Geburtstag seine Wirkung verloren hatte, den Rücken gekehrt. Sein neues Leben startete er damals bei den Weasleys, die ihn so liebevoll wie einen verlorenen Sohn willkommengeheißen hatten. Besonders Ron hatte sich darüber wie ein Wahnsinniger gefreut, mit Harry jetzt unter demselben Dach zu wohnen.

Am Frühstückstisch in der großen Halle sitzend musste Harry schmunzeln, als er sich daran erinnerte, wie Ron damals begeistert vorgeschlagen hatte: „Wir können ja deine Haare rot färben, Harry! Dann nimmt dir jeder ab, dass du einer meiner Brüder bist.“ Sein bester Freund empfand für ihn schon immer wie für einen eigenen Bruder und Ron wollte das am liebsten auch nach außen hin für jedermann sichtbar machen.

Ron war damals neben Ginny der Einzige der Weasleys, der noch bei den Eltern gewohnt hatte und so hatten beide aufgrund der vielen, leer stehenden Zimmer im Fuchsbau genügend Platz, um auch einmal Zeit für sich zu haben, wenn es notwendig war. Molly war für Harry in den ganzen Jahren, in denen er den Fuchsbau sein Zuhause nennen durfte, mehr und mehr wie eine Mutter geworden und Arthur wurde nicht nur ein liebevoller Vaterersatz, sondern auch ein enger Freund.

Sirius hatte ihm einmal erzählt, dass er mit nur sechzehn Jahren von Zuhause ausgerissen war und bei Harrys Vater und dessen Eltern aufgenommen worden war. Irgendwie schien es daher richtig, dass Harry ebenfalls bei seinem besten Freund Unterschlupf gefunden hatte.

Nächste Woche würden die Ferien beginnen – nächste Woche hätte er Geburtstag. Bestimmt würden die Dursleys ihm aus purer Gemeinheit wieder eines ihrer boshaften Geschenke schicken. Letztes Jahr hatte Harry ein unscheinbar wirkendes Päckchen von ihnen ungeöffnet in den Kamin geworfen, weil er die Freude über die Geschenke von den Weasleys, von Sirius, Remus und all den anderen Menschen, die er lieb gewonnen hatte, nicht durch eine Gemeinheit seiner Verwandten wieder zunichte machen wollte.

Harry seufzte, als er sich Honig auf seinen Toast tröpfelte. Egal wo er sich aufhielt: Sein persönlicher Spion war auch bei ihm. Während des Unterrichts, in der großen Halle beim Essen, in Severus’ Räumen, beim Spazierengehen mit dem Hund und sogar nachts in seinem Schlafzimmer, so dass Harry nur noch selten erholsamen Schlaf finden konnte. Niemand konnte die Elfen sehen, bis auf Harry und… Harry. Der Hund war von der Anwesenheit der kleinen Spione schon ganz aufgekratzt.

Mit zittrigen Fingern biss Harry von seinem Toast ab, als „sein Elf“ plötzlich genau vor ihm auf den Tisch sprang, so dass er unmerklich zusammenzuckte, jedoch noch immer offenkundig genug für Severus, der wie üblich neben ihm saß und dem sein Unbehagen nicht entgangen war.

„Alles in Ordnung, Harry?“, fragte Severus, der sich und danach Harry ein wenig Kaffee einschenkte. Harry nickte nur, woraufhin Severus leise fragte: „Sind sie noch da?“ Mit großen Augen blickte Harry seinen Kollegen an, der gleich darauf, damit Albus nicht misstrauisch werden würde, anfügte: „Die Kopfschmerzen meine ich. Sind sie noch da?“
Das Wort „Kopfschmerzen“ war mittlerweile ein Synonym für „spionierende Hauselfen“ geworden, was Harry im ersten Augenblick entfallen war, aber er antwortete letztendlich guten Gewissens: „Tag und Nacht. Ich halte das nicht mehr lange aus, Severus.“

Severus kniff besorgt die Lippen zusammen, denn Harrys Worte klangen so verzweifelt. Sein junger Kollege war mit den Nerven am Ende. Der ständig anwesende Elf machte ihn mürbe und dadurch auch unachtsam. Im Unterricht für Verteidigung hatte es letzte Woche einen Zwischenfall gegeben, denn ein Glumbumble – ein unscheinbares, magisches Insekt mit grau-pelzig behaartem Körper – hatte Meredith Beerbaum gestochen. Das an sich war nicht lebensbedrohlich, doch da Glumbumble ein Schwermut erzeugendes Sekret bei ihrem Stich absonderten und Meredith durch den Verlust ihrer gesamten Familie eh schon wegen einer schweren Depression bei Madam Pomfrey in Behandlung war, hätte dies beinahe zu einem Suizidversuch geführt. Die letzte Woche vor den Ferien würde Meredith im Krankenflügel verbringen müssen. Auf seine Empfehlung hin hatte Poppy der Schülerin ein Euphorie-Elixier gebraut, welches die Auswirkungen des Glumbumble-Stiches neutralisieren sollten. Nach dem Vorfall hatte sein junger Kollege sich große Vorwürfe gemacht und es benötigte eine stundenlange Unterredung, um Harry davon abzubringen, seinen Job an den Nagel zu hängen. Letztendlich konnte Miss Beerbaum ihren Lehrer für Verteidigung davon überzeugen, sich keine Sorgen mehr um sie und keine weiteren Gedanken über den Vorfall zu machen.

„Haben Sie schon gehört, dass Pomona nun ganz offiziell die Erziehungsberechtigte von Miss Beerbaum geworden ist?“, fragte Severus, um Harry mit etwas Konversation abzulenken.
„Tatsächlich? Das ging ja schnell. Bei uns, also bei den Muggeln, braucht so etwas immer ewig. Meistens kommen die Kinder erst in ein Heim oder zu Pflegeeltern oder – noch schlimmer – zu irgendwelchen Verwandten, die man nicht kennt und die man schon gar nicht ausstehen kann“, erklärte Harry mit verzogenem Gesicht, weil er sich erneut an sein Leben mit den Dursleys erinnerte.
„Nun, das finde ich wirklich bedauerlich für die Muggel. In der Zaubererwelt haben Kinder in solchen Situationen mehr zu sagen. Nach einem ausführlichen Gespräch mit einem Jugendvertreter des Ministeriums steht sehr bald fest, wo das Kind bis zum siebzehnten Lebensjahr bleiben darf. Noch etwas Kaffee?“, fragte Severus, der bereits die Kanne hob, doch Harry winkte ab.

Harry versuchte, den aufdringlichen Hauself zu ignorieren, der seine Aufgabe etwas übertrieben erledigte. Es schien, als wäre der Elf nicht wirklich klug und mittlerweile bezweifelte Harry, dass der Spion zu etwas anderem fähig sein würde, als lediglich das an Albus weiterzugeben, das er wirklich gesehen und gehört hatte, was bedeutete, dass der Hauself zum Beispiel ganz offensichtlich bisher nicht dahinter gekommen war, dass mit „Kopfschmerz“ er selbst gemeint war. Wenn man sich schlau anstellen würde und Dinge so umschreiben könnte, dass sie für andere eine normale Unterhaltung darstellten, dann wäre es sehr wahrscheinlich, sich über Codes austauschen zu können, während der Spion von einer normalen Unterhaltung ausging.

„Ich überlege, ob ich mit Ginny in den Ferien auch mal nach Hogsmeade gehe“, träumte Harry laut. Aufgrund der hochgezogenen Augebraue seines Kollegen erklärte Harry: „Sie bleibt hier in Hogwarts. Die Geburt steht Ende August bevor und außerdem wollen die Weasleys nach Rumänien. Molly wollte sie erst mitnehmen, aber als Charlie ihr klarmachte, dass das Baby, sollte es dort zur Welt kommen, automatisch die rumänische Staatsbürgerschaft bekommen würde, wollte sie das dann doch nicht.“

Severus grinste nur kurz in sich hinein, weil er sich Mollys verdutztes Gesicht vorstellen konnte, nachdem Charlie ihr die Situation erklärt hatte. Trotzdem rügte Severus seinen Kollegen und entgegnete mit flüsternder Stimme: „Miss Weasley ist nicht die einzige Schülerin, die über die Ferien in Hogwarts verweilen wird. Und sie ist auch nicht die einzige Schülerin, die Ihrer Aufmerksamkeit bedarf. Miss Beerbaum und Mr. Foster werden auch über die Ferien hier bleiben. Albus hätte sicherlich nichts dagegen, wenn Sie, Harry, mit den verbleibenden Schülern einen kleinen Ausflug machen, um ihnen Abwechslung zu verschaffen.“
Etwas lauter fragte Severus, ohne seinen Blick von seiner Kaffeetasse abzuwenden: „Das ist doch korrekt, Albus?“
Der Direktor, der zwei Plätze weiter neben Severus saß, erklärte unverhofft mit fröhlicher Stimme: „Ja sicher, das wird die Schüler freuen, Harry.“

Ungläubig beugte Harry sich am Tisch nach vorn, um Albus zu betrachten, dem offenbar gerade eben eingeleuchtet war, dass er mit seiner Antwort zu verstehen gegeben hatte, jedem Wort gelauscht zu haben.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

Hey Muggelchen,

es scheint so, als wenn Lucius endlich einsehen würde, dass reines Blut nicht immer das Beste ist ... hoffe ich zumindest.
Armer Harry. Wenn ich in so einer Situation wäre wie er, dann würde ich wahrscheinlich auch langsam durchdrehen ...


Warum bin ich hier eigtl. die Einzige, die hier schreibt? Ich bin doch sicherlich nicht die Einzige, die diese Geschichte total hammer findet ?!


Mach weiter so, Muggelchen ^^

Lg
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kath huffly
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Beitrag von kath huffly »

Ich komme nicht mit o_o
Sie hat schon so viel geschrieben, dass ich einfach nicht beim Lesen mitkomme und ich war jetzt lange weg also habe ich ein riesiges Loch. Und wenig Zeit. Doch wenn ich wieder Zeit finde, Weihnachtsferien, .., dann schreibe ich ganz doll viel, versprochen ;)
[b][size=84]C [i]O F F E[/i] & S[i] U S H I[/i] * A [i]D D I C T E D[/i][/size][/b]

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Rhea
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Beitrag von Rhea »

Ich schreib doch auch... nur nicht so regelmäßig wie du... weil ich im Moment auch nicht so viel Zeit hab.

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Muggelchen
EuleEule
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

Lucius ist ja durch das reine Blut selbst betroffen, da muss er sich zwangsweise Gedanken darüber machen, ob das so erstrebenswert ist, diese Tradition fortzuführen.

Was Harry angeht, der würde bestimmt durchdrehen, wäre er noch 15 oder 16 Jahre alt. Seit Voldemorts Tod ist er ja sehr ausgeglichen, da könnte es wesentlich länger dauert, bis er mal ausrastet. Es nervt ihn, aber andererseits passiert ja nichts Schlimmes, außer dass er beobachtet wird - das ist wirklich das Einzige. Vielleicht will Albus nur prüfen, wie Harry reagiert?

Hallo kath huffly,

schreib, wann du Lust und Zeit hast. Kein Problem, wenn es nicht klappt. Besonders, wenn man mehrere Geschichten parallel liest, dann wird's viel ;)

Hi Rhea,

die Geschichte ist ja nicht gerade kurz, da rechne ich gar nicht damit, dass nach jedem Kapitel was kommt, auch wenn sich jeder Autor natürlich über Feedback freut. Es hat ja niemand einen Vertrag unterschrieben, der zu soundsoviel Reviews verpflichtet... wäre ja noch schöner. ;) Gewissensbisse wegen ausbleibender Reviews sind das Letzte, die der Leser bekommen soll.

Lieben Gruß,
Muggelchen




059 Entdeckungen




Nachdem Harry auch die letzte Woche vor den Ferien mehr schlecht als recht überstanden hatte, weil ihm der Hauself ständig auf den Fersen gewesen war, hatte er auf eine Geburtstagsfeier am Tag vor den Ferien verzichtet. Es war ihm ein Gräuel, sich allein nur vorzustellen, während seiner eigenen Party von für alle anderen Menschen unsichtbaren Hauselfen begafft zu werden. Seine Freunde ließen es sich jedoch nicht nehmen, ihm Geschenke zu schicken und so befanden sich am 31. Juli Haufenweise Päckchen und Briefe in seinem Zimmer, für die er zwei Stunden benötigte, um sie alle zu öffnen, die Geschenke zu bestaunen und die Gratulationen zu lesen.

In der gleichen Woche, in der er Geburtstag gehabt hatte, verwirklichte er, um auch sich selbst einen Gefallen zu tun, die Idee, mit den verbleibenden Schülern einen Ausflug zu unternehmen. Über die Ferien waren wenige Schüler in Hogwarts geblieben – insgesamt neun –, aber die meisten hatten sich schon anderweitig eine Beschäftigung gesucht, so dass Harry am ersten Freitag der Ferien in der Eingangshalle auf Meredith, Ginny und Gordian wartete, um mit ihnen nach Hogsmeade zu gehen.

Gordian Foster, der vor wenigen Wochen Geburtstag hatte und nun vierzehn Jahre alt war, war jetzt genauso alt wie Meredith, die erst in zwei Monaten fünfzehn werden würde. Sie war die Erste, die sich in der Eingangshalle eingefunden hatte und ihren Professor höflich grüßte, bevor sie niedergeschlagen zu Boden blickte und auf die anderen wartete. Ja, dachte Harry, das Mädchen hatte wirklich etwas Abwechslung verdient.

Die hochschwangere Ginny hatte Gordian im Schlepptau, als sie die Eingangshalle betrat. Der junge Mann schien sehr mitteilungsbedürftig und Ginny hörte sich geduldig sämtliche Ausführungen über verschiedene Themen an, über die er sprechen wollte. Nachdem sich alle Ausflügler zusammengefunden hatten – natürlich war auch Albus’ persönlicher Geheimagent anwesend –, fragte Harry in die Runde: „Nehmen wir die Kutschen oder wollen wir mal zusammen apparieren?“
Gordians Augen funkelten lebhaft, als er begeistert für alle zu antworten schien: „Apparieren! Das ist toll! Mein Bruder hat mich früher manchmal mitgenommen, wenn er appariert ist.“
„Also apparieren?“, fragte er Meredith und Ginny, doch die nickten nur gelangweilt mit dem Kopf. „Gut, dann müssen wir zu den Toren laufen, denn von Hogwarts aus…“
Gordian unterbrach ihn und erklärte zu Ende: „…ist Apparation wegen der Schutzzauber nicht möglich!“
„Sehr gut, Mr. Foster! Für diese richtige Anmerkung bekommen Sie zwei Punkte für Slytherin“, sagte Harry zu dem Jungen, obwohl er sich etwas dämlich dabei vorkam, einen vierzehnjährigen Schüler in einer so vertrauten kleinen Runde zu siezen.
Gordian runzelte die Stirn und fragte daraufhin: „Ähm, Professor Potter, ist es denn in den Ferien überhaupt möglich, Punkte zu bekommen?“
Hier stutzte selbst Harry. Einmal blickte er fragend zu Ginny hinüber, die jedoch ratlos mit den Schultern zuckte, bevor er an Gordian gewandt erklärte: „Das ist eine gute Frage, Mr. Foster. Ich denke, die Antwort erhalten wir heute Abend in der großen Halle beim Abendessen. Ein Blick auf die Stundengläser sollte uns verraten, ob es möglich ist.“
Grinsend deckte Gordian auf: „Sie wissen es nicht oder?“
Harry grinste verschmitzt zurück und erwiderte: „Vielleicht sage ich es Ihnen nur nicht, weil ich möchte, dass Sie sich während des Ausflugs benehmen?“

Vom Hauself verfolgt marschierten die vier bei strahlendem Sonnenschein über die Wiesen von Hogwarts in Richtung Tore. Derweil hatte Gordian sich an Meredith gehalten und fing mit breitem Lächeln wieder an zu reden und zu reden, aber nichts, was er von sich gab, war langweilig oder oberflächlich.

Gordian und Meredith liefen direkt vor Harry und Ginny und beide hörten, wie Gordian die Schülerin fragte: „Was war der erste Zauber, der bei dir geklappt hat?“
Meredith schien etwas schüchtern, antwortete aber trotzdem ehrlich: „Levitation! Da war ich acht Jahre alt.“
„Abgefahren!“, sagte Gordian Respekt zollend und er erwähnte nicht, was Harry aus den Schulakten bereits wusste, dass er selbst diesen Zauber schon seit seinem sechsten Lebensjahr beherrschte.

Als sie durch die Tore hindurchgegangen waren, legte Harry je eine Hand auf die Schulter von Meredith und Gordian. Ginny hatte im Appariertestzentrum des Ministeriums nach Erlangen ihrer Volljährigkeit bereits die Lizenz zum Apparieren erhalten und trotzdem legte sie eine Hand auf Harrys Schulter, damit er sie mitnehmen würde. Es kam ihm so vor, als suchte sie nur seine Nähe, wogegen er nicht einzuwenden hatte.

Sie waren in Hogsmeade mit einem lauten Plop angelangt, aber nach nicht mal einer Stunde schien es den beiden jüngeren Schülern hier reichlich langweilig zu sein, aber zurück zum Schloss gehen wollte trotzdem keiner.

Innig hatte Harry gehofft, durch das Apparieren den Elf womöglich abschütteln zu können, doch der war ohne Probleme gefolgt. Die Magie von Hauselfen war eine andere als die der Zauberer. Der Hauself schien immer zu wissen, wo Harry sich aufhielt und dabei hatte Harry so sehr gehofft, dass er wirklich mal ein paar Stunden seine Ruhe vor ihm haben würde.

„Professor Potter, Sir?“, fragte Gordian. Als Harry sich zu dem Jungen umdrehte, fragte der: „Ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber es ist hier ziemlich öde! Wie wäre es, wenn wir den Ausflug verlegen und woanders hingehen?“
Albus’ Worte klangen Harry in den Ohren, als dieser vor dem Ausflug gesagt hatte: „Die Verantwortung für die drei Schüler liegt in deinen Händen, Harry. Alle Entscheidungen liegen bei dir. Ich verlange nur eines, nämlich dass du sie wieder heil zurückbringst! Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß. Ach und Harry? Würdest du mir Zitronenbrausebonbons aus dem Honigtopf mitbringen? Das wäre zu lieb von dir!“

Die Zitronenbrausebonbons hatte Harry bereits besorgt und nur für den Bruchteil einer Sekunde hatte er gehofft, dass Albus sich an ihnen mal so richtig verschlucken würde, aber dann fand er seinen eigenen Gedanken ziemlich gemein und schämte sich sogar einen Moment dafür. Harry entschloss sich dazu, sich zumindest weitere Vorschläge von den Schülern anzuhören, so dass er fragte: „Gibt es denn etwas, was Sie im Auge haben? Die Winkelgasse vielleicht?“
Wieder antwortete Gordian und er schlug vor: „Die Winkelgasse ist auch langweilig, aber London hört sich schon einmal sehr gut an. Wie wäre es mit Kino?“
Harry stutzte für einen Moment. Ein Ausflug in die Muggelwelt für einen Kinobesuch? Er wusste ja nicht einmal, was diesen Monat laufen würde, weswegen er fragte: „Waren Sie schon einmal im Kino, Mr. Foster?“ Der bejahte heftig nickend.
Dieselbe Frage stellte er Meredith und diese antwortete: „Nein, aber ich habe davon gehört. Das würde ich gern mal machen. Kann ja nichts schief gehen oder? Man sitzt da nur und schaut sich was an… Klingt einfach.“
Seit dem Tod ihrer Verwandten sah er das erste Mal wieder ein neugieriges Glitzern in ihren Augen, weswegen er nur noch höflichkeitshalber Ginny fragen wollte, doch die sagte bereits: „Na dann, auf zur Winkelgasse. Von dort aus können wir zu Fuß ins Kino gehen.“

In der Zwischenzeit in den Kerkern durchstöberte Severus das Geheimversteck in der Wand seines Büros, doch er fand seine Aufzeichnungen über den „Traum“ nicht mehr. Er erinnerte sich daran, wie das letzte Mal Miss Granger in sein Büro getreten war, als er gerade die beiden Pergamentrollen dort deponiert hatte. Möglicherweise wusste sie von seinen Verstecken und womöglich hatte sie in seiner Abwesenheit sogar die Frechheit besessen, sich an seiner Privatsphäre zu vergreifen.

In diesem Moment kam erneut Miss Granger durch die Tür, so dass er für einen Moment glaubte, eine Wiederholung zu erleben. Severus machte sich nicht einmal die Mühe, sein Geheimversteck zu verschließen, bevor er auf sie zustürmte und mit öliger Stimme und zornig verengten Augen fragte: „Miss Granger, wenn ich mir ins Gedächtnis zurückrufe, dass Sie mich letztens genau dort“, er zeigte ausgestrecktem Arm und steifem Zeigefinger auf das Loch in der Wand, „haben stehen sehen und Ihnen nicht entgangen sein dürfte, wie ich etwas darin verstaut habe, was sich jetzt leider nicht mehr an seinem Platz befindet, zu welchem Resultat würden Sie wohl kommen, wenn Sie an meiner Stelle diese Umstände kombinieren würden?“

Oh, sie wusste genau, auf was er hinaus wollte, doch sie hatte nichts gestohlen, obwohl sie sich letztens darüber im Klaren war, dass er in diesem Versteck etwas untergebracht haben musste. Zugegebenermaßen hatte es sie in den Fingern gekribbelt herauszubekommen, was das war, aber genommen hat sie nichts.

Mutig antwortete sie daher: „So wie Sie kombinieren, würde ich vermuten, Sie gingen davon aus, dass ’es’, was auch immer Sie dort abgelegt haben, sich jetzt in meinem Besitz befindet.“
„Was soll das heißen ’so wie ich kombiniere’?“, fragte er aufgebracht, doch er bemühte sich, ihr gegenüber nicht die Fassung zu verlieren wie bei der Angelegenheit mit dem Denkarium.
Keck erwiderte sie auf seine Frage: „Damit möchte ich nur sagen, Professor Snape, dass mir solche Dinge wie Geheimverstecke zwar nicht entgangen sind und ich durchaus von natur aus ein wahnsinnig wissbegieriger Mensch bin, aber wenn man mir etwas auf gar keinen Fall vorwerfen kann, dann ist das Dummheit! Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen, aber ich würde niemals – besonders nicht nach dem, was schon einmal in einer ähnlichen Situation geschehen ist – Ihren Zorn wissentlich erneut auf mich ziehen.“

Schon während ihrer langen Antwort war er von seiner Vermutung abgekommen, dass sie diebischen Trieben nachgegeben haben könnte. Er seufzte verzweifelt, denn in diesem Fall wäre es ihm lieber gewesen, wenn sie es gewesen wäre, die seine Aufzeichnungen entwendet hatte, denn in den Händen eines anderen könnte es die Gesamtsituation nur noch verschlimmern. Albus würde mehr als nur skeptisch werden, würde er das lesen, was er von Harry geträumt hatte.

„Professor Snape? Alles in Ordnung?“, fragte ihre zarte Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss. Ehrlich, obwohl er wusste, dass ihm ebenfalls ein Hauself an den Fersen haftete, antwortete er: „Es wäre alles in Ordnung, wenn ich wüsste, dass Sie es hätten.“
Seine Aussage erstaunte sie, weil sie suggerierte, dass er ihr sehr wohl vertraute, weshalb sie fragte: „Können Sie mir sagen, um was es sich handelt?“

Auch sie war sich der Anwesenheit der Elfen durchaus bewusst, auch wenn sie sie nicht sehen konnte. Professor Snape schüttelte auf ihre Frage hin so zögerlich den Kopf, was ihr verständlich machte, dass er wegen der unsichtbaren Hauselfen nichts Genaueres sagen wollte.

In der Winkelgasse folgte der Elf noch immer Harry und den drei Schülern. Durch den Pub „Zum Tropfenden Kessel“ hindurch gelangten sie in die Muggelwelt und erst jetzt prüfte Harry skeptisch die Kleidung seiner Schüler, doch alle, wie er selbst, trugen dezente Kleidung, so dass sie nicht auffallen würden.

„Zwei Blocks weiter ist ein Kino“, sagte Ginny etwas lauter, weil es auf der belebten Einkaufsstraße recht laut war.
Bevor sie losgingen, drehte Harry sich zu Gordian und Meredith um und sagte: „Gut, bevor wir gehen noch ein paar Sachen: die Zauberstäbe bleiben auf jeden Fall in der Tasche!“
„Und im Notfall?“, fragte Gordian besorgt.
„Es wird keinen Notfall geben, verstanden? Und wenn ja, dann bin ich hier und Gin… ähm… Miss Weasley, die volljährig ist und eine Ausnahmegenehmigung vom Ministerium hat. Es dürfen nämlich ansonsten keine Schüler außerhalb Hogwarts zaubern, ist das klar? Wenn ihr das nicht einhaltet, dann ist euch ein Schulverweis sicher. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.“
Meredith nickte und sagte verständnisvoll: „Ja, meine“, sie stockte nur kurz, „Mum hat das damals verfolgt. Stand alles im Tagespropheten, Sir.“
„Das bringt mich auf etwas anderes. Es wäre nett, wenn Sie mir gestatten würden, Sie mit Ihren Vornamen anreden zu dürfen, denn sonst fallen wir hier ganz schnell auf“, sagte Harry lächelnd.
Gordian brachte es auf den Punkt, indem er begeistert fragte: „Dürfen wir Sie dann auch mit dem Vornamen anreden? Natürlich nur für die Zeit des Ausflugs.“
Harry blickte schmunzelnd zu Ginny hinüber, die zurücklächelte, bevor er den Schülern antwortete: „Nur wenn Sie… wenn ihr mir versprecht, dass es nicht von mangelndem Respekt zeugt, wenn ihr mich beim Vornamen nennt und wenn ihr auf die Anrede ’Sir’ verzichtet.“ Gordian und Meredith stimmten ihrem Professor zu und versicherten ihm, nicht einmal später den anderen Schülern davon zu erzählen, dass sie Professor Potter nur Harry genannt hatten. Ohne diese höflichen Anreden fühlte Harry sich wesentlich wohler.

Nachdem die Sache geklärt war, gingen sie die zwei Blocks entlang zum Kino und erst auf dem Weg fiel ihm auf, dass er sich irgendwie locker und befreit fühlte. Als er sich umblickte, was Ginny dazu veranlasste, sich ebenfalls besorgt umzusehen, sagte er leise zu sich selbst: „Er ist weg!“
Leise fragte sie nach: „Wer?“ Er überlegte, wie er ihr das mit dem Spion klarmachen konnte, doch da fragte sie bereits flüsternd: „Der B.ELF.ER-Typ? Du meinst, du konntest den die ganze Zeit sehen? Wie ist das…?“
„Ich weiß nicht, Ginny. Du hast vielleicht mitbekommen, was mit mir in letzter Zeit passiert ist?“, fragte er zögerlich.

Sie bestätigte ihm, dass sie Hermine über seine Gabe regelmäßig ausgequetscht hatte, woraufhin es ihm ganz warm ums Herz wurde. Sie hatte sich gesorgt und sich immer auf dem Laufenden gehalten, was ihn zum Lächeln brachte.

Dann sagte sie plötzlich: „Vielleicht dürfen Elfen gar nicht in die Muggelwelt, wenn es ihnen befohlen wurde. Vielleicht dürfen sie höchstens aus eigenem Willen hier her? Ich glaube, Dad hat mal so was gesagt. Du bist ganz sicher, dass er nicht mehr da ist? Weiß er überhaupt, dass du ihn sehen kannst?“
Er erwiderte leise: „Er ist definitiv nicht mehr da und er hat auch nie mitbekommen, dass ich ihn sehen kann. Wenn ich ehrlich bin, schien der nicht gerade ein schlaues Kerlchen zu sein. Und wenn er da wäre, würde er sich auffällig verhalten, denn er denkt ja, ich könnte ihn nicht sehen. Ich habe auch nicht mehr dieses komische Gefühl, dass mir jemand nachgeht, wie sonst immer. Er ist definitiv weg! Das ist so ein super Gefühl, endlich mal wieder aufatmen zu können.“

In den Kerkern verlief der heutige Freitag nicht so wie Hermine es sich vorgestellt hatte. Ihr Professor schien zerstreut zu sein, denn offenbar machte er sich Sorgen wegen des entwendeten Gegenstandes, so dass sie, als er heute zum dritten Mal eine Zutat viel zu früh in den Kessel geben wollte, ihn davon abhielt, indem sie mit beiden Händen seinen Unterarm umfasste, bevor sie bestimmend sagte: „Professor Snape, jetzt setzten Sie sich erst einmal hin und überlassen mir den Trank!“ Als sie ihm die Flasche mit der Zutat aus der Hand nahm, die er beinahe zu früh untergemischt hätte und die eigentlich die benötigten Löwenfischgräten beinhalten sollte, blickte sie erschrocken auf den Inhalt und schimpfte: „Um Gottes Willen, das hier sind Billywig-Stacheln und keine Gräten! Wir wollen Harrys Gabe sichtbar machen und ihn nicht in einen Rauschzustand versetzen!“
Er hatte zu seiner Verteidigung nichts weiter vorzubringen als: „Die sehen sich ähnlich.“

Hermine seufzte. Snape schien sich wirklich Gedanken über etwas zu machen, weswegen er überhaupt nicht bei der Sache war. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder machte sie alleine mit dem Trank weiter, weil er heute überhaupt keine Hilfe war oder…
„Evanesco“, sagte sie plötzlich und der Inhalt des Kessels verschwand.
„Sind Sie wahnsinnig? Da war bereits kostspieliges Graphorn-Pulver drin!“, sagte er schockiert.
Sie behielt die Nerven und antwortete nüchtern: „War es nicht! Soweit sind wir noch gar nicht gekommen.“ Sie fand es sehr bedenklich, dass er nicht einmal dem Brauprozess aufmerksam gefolgt war, bevor sie noch anfügte: „Es hat heute keinen Sinn, Professor. Wir können so nicht arbeiten. Wenn Ihnen das so zu schaffen macht, dann melden Sie den Diebstahl beim Direktor!“

Eine Weile herrschte Stille, doch sie machte nichts anderes, als auf eine Reaktion seinerseits zu warten, so dass er mit Vorsicht sagte: „Möglicherweise wird ihn das nicht überraschen.“

Nur für einen kurzen Moment bemerkte er, wie sich ihre Augen weiteten und sich Erkenntnis in ihr ausbreitete. Sie hatte verstanden, auf was er angespielt hatte, denn er ging davon aus, dass es Albus sein würde, der den entwendeten Gegenstand bereits in seinen Händen hielt.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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CharLue
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Beitrag von CharLue »

@ kath & Rhea:

Ich wollte euch nicht zu nahe treten oder so! Also seid mir bitte nicht böse.
Ich fand's halt nur schade, dass ich seit längerem die Einzige war, die diese wunderbare Geschichte kommentiert hat.
Immerhin macht sich Muggelchen Mühe und da kann man ja mal ein kleines Lob dalassen ^^


@ Muggelchen:

Weiß Albus überhaupt über Harrys Gabe bescheid bzw. weiß Albus, dass Harry die Elfen sehen kann?
Wenn ich mich recht erinnere wurde dies glaube ich nicht erwähnt, aber ich kann mich auch irren xD
Aber im Moment konnte Harry den Elf ja abschütteln, oder hat Albus ihn vielleicht zurückgerufen?

Mal so 'ne Frage zwischendurch: Ist es eigentlich gut für Ginny, wenn sie hochschwanger appariert? In den Büchern wurde das ja so beschrieben, dass es sehr unangenehm sein soll und das alles zusammengedrückt wird und so.

Lg
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Muggelchen
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Beitrag von Muggelchen »

Hi CharLue,

das ist eine gute Frage, ob Albus etwas über Harrys Gabe weiß. Einerseits müsste man fast sagen "Ja, er weiß ja sonst auch alles, was im Schloß vor sich geht.", aber genau kann man das nicht sagen. Wenn dem so wäre, dann wäre das womöglich die Prüfung, von der Minerva gegenüber gesprochen hatte. Vielleicht will Albus sehen, auf welche Art und Weise sich Harry wehrt; ob er ruhig bleibt oder sich von einer anderen Seite zeigt.

Was die Apparation während der Schwangerschaft betrifft, kann ich nur sagen, dass ich es nicht weiß. Es werden auch Kleinkinder von ihren Eltern "mitgenommen" und wenn das irgendwie schädlich wäre, würde man das wohl nicht tun. Es ist, denke ich, wirklich nur ein unangenehmes Gefühl, aber nicht schädlich. Im Fahrenden Ritter kann es auch passieren, dass man zusammengepresst wird - das stelle ich mir ähnlich vor.

Lieben Gruß,
Muggelchen




060 27b-6




Im August 2003 waren nicht gerade überwältigende Filme im Kino angelaufen, die mit einer entsprechende Altersfreigabe für die Schüler gekennzeichnet waren, aber Gordian und Meredith erklärten, dass es ihnen egal wäre, was sie sich ansehen würden, denn Meredith war noch nie im Kino gewesen und Gordian seit sehr langer Zeit nicht mehr. Für beide wäre es ganz gewiss ein Erlebnis und ob der Film gut sein würde oder nicht war in dem Fall völlig nebensächlich, weswegen sie sich eine oberflächliche Komödie ansahen.

Nach dem Film schaute sich Ginny eine Vitrine im Foyer an, während die beiden jüngeren Schüler die Toilette aufsuchten. Harry gesellte sich zu ihr und blickte auf die Bilder und Poster eines Filmes, der im Dezember anlaufen würde.

„Oh Harry, den würde ich gern sehen. Die anderen beiden kenne ich auch. Die sind toll! Die Bücher habe ich auch alle gelesen. Dad hat sie, weißt du“, sagte sie verträumt.

Bevor sich Harry dazu hinreißen lassen konnte, sie von hinten zu umarmen, wurden sie bereits von Meredith und Gordian aufgesucht.

„Und? Gehen wir noch essen oder wollt ihr gleich zurück und in Hog… ähm… der Schule essen?“, fragte Harry fröhlich lächelnd, als er bemerkte, dass Meredith, auch wenn der Film an sich eher mittelprächtig gewesen war, vom heutigen Tag bereits völlig verzückt schien. Man entschloss sich, nach Hogwarts zu gehen.

In den Kerkern dampfte es heute nicht aus Kesseln, sondern aus Teetassen. Das Brauen hatten sie für heute sein gelassen. Während Hermine und ihr Professor wie üblich den Fünfuhrtee einnahmen, erzählte sie derweil von Aromastoffen und was sie an ihnen so interessant finden würde. Sie sagte ihm, dass sie demnächst Remus fragen wollte, ob er sich dieses Mal wirklich als Testobjekt zur Verfügung stellen würde, um zu überprüfen, ob der geschmacklich veränderte Wolfsbanntrank tatsächlich nichts von seiner Wirkung einbüßen würde. Dafür könnte er, wie früher, zur Sicherheit in die Heulende Hütte gehen, um seine Verwandlung durchzumachen, doch Hermine hatte die ganze Zeit über nicht nur das Gefühl, sondern sie wusste ganz genau, dass der Professor ihr nicht zuhörte.

„Professor Snape? Vielleicht sollten Sie mir einfach mal in die Augen schauen!“, forderte sie. Er blickte sie entgeistert an, bevor sie ihre Anmerkung deutlicher machte und sagte: „Etwas ’tiefer’ in die Augen sehen!“

Erst jetzt verstand er. Mit einem kurzen Nicken machte er ihr klar, dass er nun Legilimentik anwenden würde. Kaum verspürte sie seine Präsenz, sagte sie schon in Gedanken: „Mir gehen die Elfen auf die Nerven! Wenn ich sie auch nicht sehen kann – ich weiß ja, dass sie da sind. Sie sind offenbar nicht sehr helle; haben ja nicht einmal mitbekommen, dass wir von ihnen wissen und wir per Legilimentik kommunizieren können, aber wir müssen endlich etwas gegen deren ständige Anwesenheit unternehmen!“
Während er ihr tief in die Augen blickte, antwortete er in ihrem Kopf mit schmieriger Stimme: „Sie könnten ja wieder damit anfangen, Socken zu stricken und diese hier herumliegen lassen.“ Er schien sehr amüsiert über seinen eigenen Kommentar, weil sich ein Mundwinkel leicht nach oben zog.
Seine neckende Antwort ließ sie die Lippen gekränkt zusammenkneifen, bevor sie ihm nonverbal und mit von sich selbst überzeugtem Tonfall übermittelte: „Wie wäre es, wenn wir einfach dieselben Waffen benutzen?“ Er zog nur fragend eine Augenbraue in die Höhe, so dass sie in ihrem Kopf von sich aus fortfuhr: „Harry könnte beim Ministerium einen ’27b-6’ einreichen!“ Die zweite Augenbraue zog sich in die Höhe und leistete der anderen Gesellschaft. Hermine stöhnte hörbar, bevor sie sich konzentrierte und über die Legilimentik-Verbindung zu ihm sagte: „Das ist ein Formular vom ’Amt für die Neuzuteilung von Hauselfen’. Eigentlich erhalten nur würdige und alteingesessene Zaubererfamilien einen Hauself vom Zaubereiministerium, aber Harry mit seinem gesellschaftlichen Status würde sicherlich auch zehn bewilligt bekommen, wenn er die haben wollte.“

Severus war von ihrer Idee völlig begeistert, denn nur Hauselfen könnten ihren Meister erfolgreich gegen die Magie anderer Hauselfen schützen. Er war so hingerissen von ihrem genialen Einfall, dass er die Legilimentik-Verbindung unterbrach und laut und enthusiastisch sagte: „Miss Granger, Sie haben so wundervolle…“, er hielt inne, denn er konnte nicht „Einfälle“ oder „Ideen“ sagen, ohne dass der spionierende Hauself stutzig werden würde und so entschloss er sich dazu, als er kein unverdächtiges Synonym fand, seinen Satz mit dem Wort zu beenden, „Augen!“ Hier zog Hermine erstaunt beide Brauen in die Höhe.

Er verabschiedete Miss Granger mit dem Versprechen, sich darum zu kümmern und er suchte deswegen noch vor dem Abendessen seinen Patensohn auf. Er wollte über ihn an das Formular kommen, denn Severus ging davon aus, dass Albus auch sämtliche Eulen von Harry und ihm abfangen und lesen würde.

Draco saß mit Narzissa an einem kleinen Tisch und spielte Zaubererschach. Für die kurze Unterbrechung entschuldigte Severus sich, bevor er Draco zur Seite nahm und sagte, darauf achtend, seinem Spion keine wichtigen Informationen zu geben: „Ich möchte, dass du mir morgen eine ’Zaubertrankzutat’ besorgst. Ich notiere dir die Bestellnummer. Würdest du mir den Gefallen erweisen?“

Verdattert nickte Draco und bedeutete seinem Patenonkel, sich zu seinem Schreibtisch zu begeben. Severus nahm ein Stückchen Pergament, rückte das Tintenfass zurecht und schrieb mit der Feder „27b-6“ auf das beigefarbene Stück Papier. Er überreichte Draco das zusammengefaltete Stück Pergament und sagte: „Zeig es deiner Vertrauten! Ich bin mir sicher, sie weiß, wo man es am schnellsten erhält.“

Den intensiven Blick von Severus kannte er aus der Zeit, als er mit ihm zusammen auf der Flucht gewesen war und er beunruhigte ihn. Er bedeutete, dass er Vorsicht walten lassen musste. Draco verstand zwar nicht, warum, aber er würde niemals die Achtsamkeit seines Patenonkels in Frage stellen, denn nur durch sie waren beide mit ihrem Leben davongekommen. Natürlich fragte er sich, warum gerade Susan ihm bei der Beschaffung einer „Zaubertrankzutat“ helfen könnte, doch da vermutete er bereits, dass dieses Wort für etwas ganz anderes stehen musste. Hier stimmte definitiv etwas nicht, doch der warnende Blick dunkler Augen legte ihm nahe, sich in dieser Angelegenheit diskret zu verhalten und sich niemandem gegenüber zu äußern.

Während der Ferien fühlte sich Severus beim Abendessen in der großen Halle nie wohl, weil die verbleibenden Schüler mit den Lehrern an einem Tisch herum saßen, doch wegen Harry nahm er dieses Unbehagen in Kauf. Sein junger Kollege saß ihm gegenüber, so dass Severus, während er sich an der kalten Platte bediente, mit eher gelangweilter Stimme fragen konnte: „Und, Professor Potter, wie war Ihr kleiner Ausflug heute?“
Minerva, die neben Harry saß, brachte ihr Interesse ebenfalls zum Ausdruck, indem sie neugierig und mit einem seltenen Lächeln auf den Lippen fragte: „Ja, dass wollte ich Sie auch schon fragen. Erzählen Sie! Was haben Sie unternommen?“ Sie legte vertraut eine Hand auf Harrys Unterarm und forderte ihn somit auf, seinen Tag zu schildern. Der Direktor hingegen verfolgte die Konversation, ohne sich daran zu beteiligen.
Lächelnd antwortete Harry: „Das sollten lieber Mr. Foster, Miss Beerbaum oder Miss Weasley erzählen. Ich hab die Schüler ja nur begleitet.“

Sofort erzählten die beiden jüngeren Schüler begeistert, was sie unternommen hatten und dass sie am Ende sogar in der Muggelwelt gewesen wären, um dort einen Film zu sehen. Hier horchten die anderen Schüler auf und sie bereuten offenbar, ihren heutigen Tag anders gestaltet zu haben.
Minerva freute sich über die bildhaften Erzählungen der Schüler und sagte am Ende zu den Jugendlichen: „Das hört sich ja wirklich interessant an! Nun, ich denke, dass Professor Potter das Angebot, mit den Schülern einen Ausflug zu unternehmen, bestimmt noch einmal machen wird.“

Während des Essens fanden sich hier und da Gesprächspartner zusammen, so dass Severus mit seinem Gegenüber eine Unterhaltung beginnen konnte, ohne dass gleich alle Ohren auf sie gerichtet wären.

„Professor Potter, was Ihre ’Kopfschmerzen’ betrifft…“
Harry ließ ihn nicht ausreden, sondern erzählte freudestrahlend: „Sie werden es nicht glauben, die waren vorhin weg, als wir im Kino waren. Wie weggepustet!“
„Und jetzt?“, fragte Severus mit erstauntem Gesichtsausdruck.
„Sind leider wieder da“, sagte Harry enttäuscht.
Poppy, die an Harrys anderer Seite saß, fragte besorgt: „Kopfschmerzen? Warum sind Sie nicht zu mir gekommen?“
„Ach, das geht schon. Sie sind halt da. Es tut nicht wirklich weh, aber sie stören“, erwiderte Harry mit Nachdruck.
Severus beruhigte die Medi-Hexe, indem er erklärte: „Keine Sorge, Madam Pomfrey. Morgen erhalte ich eine ’Zaubertrankzutat’, mit der ich Harrys Problem sehr wahrscheinlich lösen kann.“

Der Zaubertränkemeister warf seinem Kollegen einen Blick hinüber und erkannte in Harrys Augen erst Zweifel, dann jedoch Hoffnung und letztendlich Dankbarkeit. Harry hatte verstanden, dass Severus etwas gegen die observierenden Elfen unternehmen würde.

Am nächsten Morgen um neun Uhr befand sich Draco bereits in der riesigen Eingangshalle des Ministeriums. Nach Voldemorts Sturz war hier noch mehr Trubel als sonst. Es gab etliche Hinterlassenschaftsfragen zu klären und viele Menschen gaben immer wieder Vermisstenanzeigen auf. In Hogwarts selbst hatte Draco kaum erfahren, wie bedrückt die Stimmung der Bevölkerung war. Der Krieg hatte wirklich viele Opfer gefordert.

Die brünette Vorzimmerdame im zweiten Stock des Ministeriums kannte ihn bereits und grüßte mit den Worten: „Mr. Malfoy, guten Morgen! Miss Bones ist im Moment in einem Gespräch. Wenn Sie solange Platz nehmen möchten?“ Draco nickte dankend und nahm auf dem eisblauen, dick gepolsterten Stuhl im Wartebereich Platz. „Darf ich Ihnen einen Tee oder Kaffee anbieten?“
„Oh, Kaffee wäre schön, danke“, erwiderte er freundlich lächelnd. Ihm ging für einen Moment der Gedanke durch den Kopf: ’Ich kann mit Menschen umgehen und sie hassen mich nicht.’

Den Kaffee hatte Draco gerade ausgetrunken, da öffnete sich die Tür zu Susans Büro. Mr. Weasley trat heraus, gefolgt von einer verzweifelt und enttäuscht wirkenden Susan, die sich vom Minister verabschiedete. Als sie aufblickte, bemerkte sie Draco und ein Lächeln zauberte sich wieder auf ihr Gesicht, als sie ihn hereinbat.

Mit einem Kuss auf den Mund begrüßten sie sich in ihrem Büro etwas inniger, bevor sie freudestrahlend sagte: „Mit dir habe ich ja gar nicht gerechnet. Es ist so schön, dich auch mal während der Arbeit zu sehen!“

Einem kleinen Smalltalk folgte der eigentliche Grund für Dracos Erscheinen, denn er gab ihr das Stück Pergament, welches Severus ihm gestern überreicht hatte und fragte: „Kannst du damit was anfangen?“
Sie entfaltete das Stückchen, blickte nur einmal drauf und fragte: „Für wen will Prof… Ich meine, für wen will dein Patenonkel denn eines haben?“
„Ich hab noch nicht mal eine Ahnung, was diese Zahlen-/Buchstabenkombination überhaupt bedeuten soll. Er sagte nur, du wüsstest, wie man es schnell bekommen würde“, sagte er unsicher.
Susan nickte. Ihr Gesicht wurde wieder ernst, als sie erklärte: „Das ist ein Formular, mit dem man einen Hauselfen beantragen kann. Dein Patenonkel würde sicherlich einen zugesprochen bekommen – er hat immerhin einen Merlin erhalten, aber Hogwarts ist voll mit Hauselfen… Wozu würde er schon einen brauchen?“
Jetzt dämmerte es Draco, bevor er sagte: „Wenn ’27b-6’ nur die Kennzeichnung eines Formulars ist, dann will er lediglich das Formular haben. Ich glaube nämlich auch nicht, dass er es ist, der einen Hauself beantragen möchte. Er will nur das Formular.“

Susan ging zu einem hohen Schrank hinüber, der eine gesamte Wand ihres Büros einnahm. Unzählige kleine, beschriftete Schubladen wiesen ähnliche Zahlen- und Buchstabenkombinationen auf. Sie huschte mit ihren Augen über die Beschriftungen und fand letztendlich die Schublade, auf welcher 27b-6 stand. Sie entnahm ein Formular und reichte es etwas zögerlich ihrem Freund.

„Susan? Ist irgendwas?“, fragte er aufgrund ihres Benehmens. Sie schluckte zunächst, bevor sie ihm bedeutete, auf ihrer Couch Platz zu nehmen.
„Mr. Weasley“, sagte sie innehaltend, als sie sich neben Draco setzte. „Er hat mir eben etwas sehr Seltsames erzählt. Er ist nicht deutlich geworden, aber jetzt, wo du hier bist und dieses Formular abholst…“
„Wieso? Was hat er gesagt?“, fragte Draco neugierig.
Susan beugte sich hinüber zu ihm, so dass ihr Mund seine Ohrmuschel berührte, als sie ihm zuflüsterte: „Er sagte, dass einige ’Küchenbedienstete’ in meiner alten Schule jetzt offenbar einen Zweitjob bekommen haben, der dem deines Patenonkels vor einigen Jahren sehr ähnlich ist.“

Diese Nachricht musste Draco zunächst verdauen. Er wollte nicht glauben, dass Hauselfen zu Spionen geworden sein sollten und dass Mr. Weasley das offenbar nicht guthieß, doch jetzt leuchtete ihm ein, warum Severus so ein Formular haben wollte. Hauself gegen Hauself. Anders könnte man sich gegen diese magischen Wesen nicht zur Wehr setzen.

„Dein Patenonkel ist wirklich mit allen Wassern gewaschen – ein richtiges Schlitzohr!“, sagte sie verschmitzt lächelnd.
Draco lächelte zurück, als er weniger ernst fragte: „Darf ich ihm sagen, dass du ihn ein ’Schlitzohr’ genannt hast?“
Sie lachte, bevor sie sagte: „Nur wenn du möchtest, dass er mir das nächste Mal, wenn ich ihn sehe, ein Fluch auf den Hals hetzt.“

In einem Behandlungszimmer im St. Mungos wartete Lucius auf zwei Heiler, die heute mit der Behandlung seiner Augen beginnen wollten.

„Mr. Malfoy, schönen guten Tag. Professor Puddle hat Ihnen mitgeteilt, was wir heute machen werden?“

Lucius nickte. Der Professor hatte ihm erzählt, dass man heute die Korpuskel seiner Magie auf magische Weise dazu bringen wollte, sich in ihren Ursprungszustand zurückzuverwandeln, aber er hatte solche Angst vor der Behandlung, dass er den Heilern gegenüber kein Wort herausbrachte. Eine Sache, die Puddle gesagt hatte, machte ihn nämlich besonders nervös, denn die Behandlung seiner Augen würde voraussichtlich extreme Schmerzen mit sich bringen.

Einer der Heiler führte Lucius an eine Liege, bevor er kurz erläuterte: „Da bei Ihnen bereits die volle Blindheit eingetreten ist, wird man mit fremder Teilmagie, die man mit Ihrer Magie verschmelzen möchte, wenig Erfolg haben. Daher, wie Professor Puddle Ihnen sicher erklärt hat, müssen wir zunächst die krankhafte Veränderung Ihrer Magie so gut es geht rückgängig machen.“
Hier stutzte Lucius, bevor er fragte: „Rückgängig machen?“
Der Heiler, von der Stimme her vielleicht so alt wie er selbst, erklärte: „Ja, ’rückgängig’ im Sinne von ’die Zeit zurückdrehen’, Mr. Malfoy. Die Zauber, die wir anwenden werden, werden die Zeit langsam zurückdrehen und zwar ausschließlich im Bereich Ihrer Iriden. Wir beginnen heute mit einer Iris – mit der rechten. Wenn Sie dann nach einigen Behandlungen in wenigen Wochen bereits wieder zumindest Schatten sehen können, dann können wir mit dem Spendermaterial arbeiten.“
„Spendermaterial?“, fragte Lucius verwirrt.
„Ich dachte, Professor Puddle hatte Sie ausführlich aufgeklärt?“, fragte der Heiler verdutzt zurück.
Spöttisch konterte Lucius: „Was Professor Puddle erklärt, versteht doch kein normaler Mensch. Erst Schwester Marie konnte mir wirklich verständlich machen, was ich im Groben zu erwarten habe. Ich zöge es vor, wenn ich in Zukunft von Ihr aufgeklärt werden würde!“
„Das ließe sich sicherlich einrichten. Wenn Sie nun so nett wären und sich auf den Rücken legen würden?“, sagte der Heiler, der ihm bereits half, die richtige Position einzunehmen. Lucius zuckte, als er bemerkte, dass man seine Gliedmaßen fixieren wollte.
Aufgeregt atmend fragte er: „Ist das wirklich notwendig? Muss man mich festbinden?“
Der Heiler seufzte und erwiderte: „Das ist nur Routine. Sie wissen, dass wir Ihnen keine Mittel gegen die Schmerzen geben können, denn Sie müssen uns während der Behandlung mitteilen, was Sie empfinden, damit wir gezielt eingreifen können. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Sie unkontrollierte Muskelkontraktionen haben werden, nachdem wir die Zauber gesprochen haben.“ Die mitfühlende Stimme des Heilers erinnerte ihn an seine Furcht, denn er sagte: „Denken Sie daran, dass es schmerzhaft werden wird, aber es wird sich lohnen. Andere Patienten haben es auch überstanden und die bereuen nicht, ihr Augenlicht wiedererlangt zu haben.“

Nur widerwillig ließ Lucius nicht nur Arme und Beine fixieren, sondern auch seinen Kopf, so dass er ihn keinen Millimeter mehr bewegen konnte. Mit einer kurzen Anmerkung schob ihm einer der Heiler etwas Weiches in den Mund, damit er sich nicht die Zähne ausbeißen würde. Dann spürte er, wie man sein rechtes Augenlid weit aufzog, bevor der erste Zauber gesprochen wurde, der von den Schmerzen her, die er auslöste, sehr dem Cruciatus-Fluch glich.
Three Characters in Search of an Exit - eine Satire mit Harry, Hermine und Severus
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